Aufwind_2023_04
Magazin Aufwind Ausgabe 04/2023 - Dezember 2023
Magazin Aufwind Ausgabe 04/2023 - Dezember 2023
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<strong>Aufwind</strong><br />
Zeitschrift für Menschen mit Atemwegserkrankungen, Allergien und Hauterkrankungen<br />
Nr. 4/<strong>2023</strong><br />
Asthma in der<br />
Schwangerschaft<br />
Unterschiede COPD und Lungenfibrose<br />
Nahrungsmittelallergie oder Unverträglichkeit?<br />
Wissenswertes zur RSV-Impfung<br />
Asthmatherapie – vom Inhalator bis zur Spritze<br />
www.lungenunion.at<br />
Österreichische Post AG<br />
PZ 22Z<strong>04</strong>2723 P<br />
1020 Wien, Obere Augartenstraße 26–28
GOLD-SPONSOREN<br />
Inhalt<br />
4 Asthma: Schwangerschaft & Frühgeburt<br />
6 COPD/Lungenfibrose: COPD oder Lungenfibrose?<br />
SILBER-SPONSOREN<br />
7 COPD: Mehr Lebensqualität durch einen<br />
gesunden Beckenboden<br />
8 Nahrungsmittelallergie: Unverträglichkeit oder Allergie?<br />
9 Allergie: Allergene im Kindergarten<br />
10 Atemwegsinfekte: Wissenswertes zur RSV-Impfung<br />
12 Asthma: Vom Inhalator bis zur Spritze<br />
WEITERE SPONSOREN<br />
14 Atemwegserkrankungen: Früherkennung rettet Leben<br />
Die Österreichische Lungenunion (ÖLU) ist ein bundesweit aktiver<br />
Selbsthilfeverein für alle Menschen mit Allergien, Atemwegserkrankungen<br />
(Asthma, COPD, Lungenkrebs) sowie Hauterkrankungen<br />
(Neurodermitis, Urtikaria).<br />
Als gemeinnütziger Verein sind wir ganzheitlich orientiert und unterstützen<br />
und fördern die Mündigkeit der Betroffenen. Denn Selbsthilfe<br />
bedeutet in heutigen Zeiten Selfmanagement. Moderne Patient:innen<br />
sind nicht nur mündig, sondern auch aufgefordert, die eigene Gesundheit<br />
selbst in die Hand zu nehmen. Das bedeutet zu lernen, wie man<br />
mit seiner chronischen Erkrankung auf allen Ebenen umgeht –<br />
angefangen bei Symptomen über Therapie, aber auch körperliche und<br />
soziale Konsequenzen oder notwendige Veränderungen des Lebensstils.<br />
PARTNER<br />
Die Österreichische Lungenunion strebt Partnerschaftsbewusstsein an:<br />
Ärzt:innen sind Partner:innen im Leben der Patient:innnen. Der:die<br />
Lungenfachärzt:in ist Wegbegleiter:in auf Augenhöhe. Ziel sind informierte<br />
Patient:innen und eine informierte Mitwelt.<br />
Nutzen Sie die Angebote der Österreichischen Lungenunion und helfen<br />
Sie mit, das öffentliche Bewusstsein in Bezug auf den Stellenwert von<br />
Allergien und Atemwegserkrankungen zu erhöhen.<br />
2 <strong>Aufwind</strong> 4/23<br />
Das Magazin <strong>Aufwind</strong> unterstützt die Aktivitäten der<br />
Österreichischen Lungenunion.<br />
Kontakt:<br />
Thomas Stodulka, Sprecher Österreichische Lungenunion<br />
Obere Augartenstraße 26–28<br />
1020 Wien<br />
Tel. und Fax: 01/330 42 86<br />
E-Mail: office@lungenunion.at<br />
www.lungenunion.at
Aktuelles<br />
Lungenentzündung:<br />
Erreger-Trio unterwegs<br />
Kurz notiert<br />
Mit der kalten Jahreszeit<br />
verbreiten sie sich wieder –<br />
Viren und Bakterien, die<br />
eine Lungen entzündung<br />
verur sachen können.<br />
Bei einer schweren Lungenentzündung<br />
ist die Atmung betroffen. Der<br />
Gasaustausch funktioniert nicht<br />
mehr ausreichend und es kommt<br />
zu einer Sauerstoffunterversorgung<br />
oder auch zu Atemversagen. Außerdem<br />
kann sich eine durch Pneumokokken<br />
oder andere Bakterien verursachte<br />
Blutvergiftung entwickeln,<br />
die durch komplexe systemische<br />
Entzündungsreaktionen gekennzeichnet<br />
ist. Lungenentzündungen<br />
sind daher ernst zu nehmen, betont<br />
die Österreichische Gesellschaft für<br />
Pneumologie (ÖGP). Sie zählen zu<br />
den tödlichsten Infektionen. Besonders<br />
gefährdet sind Säuglinge, Kinder,<br />
alte Menschen sowie Menschen<br />
mit bestehenden Grunderkrankungen.<br />
Verantwortlich für Lungenentzündungen<br />
ist das „Erreger-Trio“<br />
Influenza, SARS-CoV-2, Respiratorisches<br />
Synzytialvirus (RSV). Dieses<br />
sorgte im Winter 2022 für mehr als<br />
40 % der Lungenentzündungen mit<br />
Spitalsaufenthalten. Ähnliches ist<br />
für heuer zu erwarten. Gegen diese<br />
drei Erreger gib es Schutzimpfungen<br />
– schützen Sie sich rechtzeitig.<br />
Welt-COPD-Tag <strong>2023</strong><br />
Der Welt-COPD-Tag fand heuer am<br />
15. November statt. Die dazugehörige<br />
Kampagne „SPEAK UP FOR<br />
COPD“ hat das Ziel, das Bewusstsein<br />
und Verständnis für COPD von<br />
Entscheidungsträger:innen in der<br />
Politik und im Gesundheitswesen<br />
zu schärfen, indem die Stimmen der<br />
Patient:innen, der COPD-Gemeinschaft<br />
und der Öffentlichkeit gestärkt<br />
werden. COPD (chronisch obstruktive<br />
Lungenerkrankung) ist weltweit die<br />
dritthäufigste Todesursache. Dennoch<br />
wird die Erkrankung oft unterpriorisiert,<br />
unterfinanziert und unterbehandelt.<br />
Alle Infos: https://de.gaapp.org/<br />
world-copd-day-<strong>2023</strong>/<br />
In eigener Sache<br />
Fünf Jahre war Thomas<br />
Stodulka Medien e xperte für die<br />
Lungenunion tätig, seit 2020<br />
auch als Vorstandsmitglied. In<br />
dieser Zeit haben er und sein<br />
Team den Auftritt der Österreichischen<br />
Lungenunion modernisiert<br />
und neu gestaltet. Nun<br />
ist es für ihn Zeit, sich neuen<br />
Aufgaben zu widmen.<br />
Als Thomas Stodulka die Agenden<br />
als Sprecher und Sekretär von<br />
Otto Spranger übernahm, war sein<br />
Ziel als Gesundheitsjournalist und<br />
Medienexperte, umfassende Informationen<br />
zu den verschiedenen<br />
Atemwegserkrankungen, Allergien<br />
und Hauterkrankungen über digitale<br />
Wege möglichst vielen Menschen zugänglich<br />
zu machen. Die Pandemie<br />
hat gezeigt, wie wichtig dieser Schritt<br />
war. Online-Atemübungen oder<br />
-Expert:innenwebinare gehören heute<br />
zum Alltag der Österreichischen<br />
Lungenunion. Dank dem Relaunch<br />
der Webseite www.lungenunion.at<br />
und der Aufbauarbeit und Neugestaltung<br />
des Magazins „<strong>Aufwind</strong>“ sowie<br />
der Betreuung der sozialen Medien<br />
verbucht allein die Webseite heute<br />
über 400.000 Besucher:innen. Nun<br />
ist das Medienportfolio schön für seine<br />
Nachfolger:innen aufbereitet und<br />
für Thomas Stodulka ist die Zeit gekommen,<br />
sich neuen Aufgaben zu<br />
widmen. Thomas Stodulka rückblickend:<br />
„Irgendwann ist es an der Zeit,<br />
Abschied zu nehmen, um sich neuen<br />
Herausforderungen zuzuwenden.<br />
Es war eine schöne Zeit. Ich habe<br />
viele tolle Menschen kennengelernt<br />
<strong>Aufwind</strong> 4/23<br />
Thomas Stodulka, ehem.<br />
Vorstandsmitglied Österreichische<br />
Lungenunion, Geschäftsführer<br />
Unlimited Media<br />
und interessante Projekte umgesetzt.<br />
Ich wünsche allen Mitgliedern,<br />
Partner:innen und Unterstützer:innen<br />
der Österreichischen Lungenunion<br />
sowie den treuen Leser:innen des<br />
Magazins ‚<strong>Aufwind</strong>‘ weiterhin umfassende<br />
Information, Inspiration<br />
und Motivation. Sich mit der eigenen<br />
Gesundheit, mit den Hintergründen<br />
für Erkrankungen sowie den Therapiemöglichkeiten<br />
auseinanderzusetzen,<br />
ist der beste Weg zu mehr<br />
Patient:innenmündigkeit und Lebensqualität.“<br />
3
Asthma<br />
Schwangerschaft & Frühgeburt<br />
Asthma in der Schwangerschaft erhöht das Risiko von Komplikationen<br />
für Mutter und Kind. Daher ist gerade in dieser sensiblen Phase<br />
eine ausreichende Behandlung bzw. Verlaufskontrolle des Asthmas<br />
wichtig. Leider halten viele werdende Mütter ihre Asthmatherapie<br />
gerade während der Schwangerschaft nicht ein, da sie Sorge haben,<br />
mit der Medikation ihrem ungeborenen Kind zu schaden. Im Zuge der<br />
47. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie,<br />
ÖGP, in Graz warnte Lungenfachärztin und Asthma-Expertin OÄ. Dr. in<br />
Katharina Marth davor, die Medikation abzusetzen, da unkontrolliertes<br />
Asthma große Gefahren für Mutter und Kind birgt. Welche Auswirkungen<br />
auch eine Frühgeburt für den weiteren Lebensverlauf bzw. auf<br />
die Lungengesundheit ehemaliger „Frühchen“ haben kann, erläuterte<br />
ÖGP-Pastpräsident Prim. Univ.-Prof. Dr. Ernst Eber.<br />
Vier bis acht Prozent der schwangeren<br />
Frauen sind von Asthma betroffen,<br />
bei mehr als einem Drittel der<br />
Asthmatikerinnen kommt es zu einer<br />
Verschlechterung der Symptome<br />
während der Schwangerschaft, vorwiegend<br />
im zweiten und dritten Trimester<br />
mit einem Peak im sechsten<br />
Schwangerschaftsmonat. 20 Prozent<br />
der Asthmatikerinnen erleiden während<br />
ihrer Schwangerschaft sogar<br />
eine Exazerbation, also eine plötzliche,<br />
starke Verschlechterung ihres<br />
Zustandes. Exazerbationen während<br />
der Schwangerschaft aber erhöhen<br />
das Auftreten von Komplikationen<br />
für Mutter und Kind. Daher ist es für<br />
Asthmatikerinnen wichtig, sich schon<br />
vor einer Schwangerschaft ausführlich<br />
über ihre Erkrankung und die<br />
Notwendigkeit der Therapieadhärenz<br />
zu informieren.<br />
Therapie nicht absetzen<br />
46 Prozent der Asthmatikerinnen<br />
reduzieren oder beenden die inhalative<br />
Therapie während der Schwangerschaft,<br />
zumeist aus Angst, ihrem<br />
ungeborenen Kind mit den Medikamenten<br />
zu schaden. Dr. in Katharina<br />
Marth, Leiterin der Ambulanz für<br />
schweres Asthma an der Abteilung<br />
für Atmungs- und Lungenerkrankungen<br />
in der Klinik Hietzing: „Während<br />
der Schwangerschaft sollte die gewohnte<br />
Therapie unbedingt fortgesetzt<br />
werden. Die inhalative Therapie<br />
mit Kortikosteroiden, ICS, mit Beta-<br />
2-Sympathomimetika, SABA und<br />
mit LABA gilt als sicher. Die Mutter<br />
braucht sich nicht um das Ungeborene<br />
zu sorgen. Sie muss vielmehr<br />
darauf achten, ihr Asthma weiterhin<br />
unter Kontrolle zu halten, damit es<br />
zu keiner Exazerbation kommt, die<br />
dann ein Risiko für Mutter und Kind<br />
darstellt.“<br />
Komplikationen bei Absetzen<br />
der Medikation begünstigt<br />
„Bei Exazerbationen während der<br />
Schwangerschaft kann es zu einem<br />
vermehrten Auftreten von angeborenen<br />
Fehlbildungen kommen.<br />
Und auch die Inzidenz zu vermehrten<br />
Komplikationen während der<br />
Schwangerschaft ist erhöht“, erklärt<br />
Katharina Marth. Dazu zählen bei<br />
der Mutter beispielsweise Blutungen,<br />
Kaiserschnitt, Schwangerschaftsdiabetes<br />
und Bluthochdruck. Auch<br />
diverse Veränderungen der Plazenta<br />
(Plazenta previa, Plazentaablösung),<br />
die mitunter lebensbedrohlich für<br />
Mutter und Kind sein können, können<br />
im Zuge einer Exazerbation auftreten.<br />
Beim Ungeborenen reicht die<br />
Liste der möglichen Komplikationen<br />
von geringem Geburtsgewicht und<br />
geringer Geburtsgröße über die Ausbildung<br />
einer Lippen-Gaumenspalte<br />
bis hin zum Tod des Ungeborenen.<br />
Auch das Risiko, dass sich beim<br />
Kind selbst Asthma entwickelt, ist<br />
durch Exazerbationen während der<br />
Schwangerschaft erhöht.<br />
Einsatz von Biologika –<br />
weitere Daten notwendig<br />
Für Menschen mit schwerem Asthma,<br />
die trotz optimaler inhalativer<br />
Behandlung noch an Symptomen<br />
leiden und laut Behandlungsplan<br />
auf der letzten Therapiestufe stehen<br />
(schwerste Erkrankungsstufe),<br />
gibt es seit einiger Zeit neue Therapieoptionen<br />
mit speziellen Anti-<br />
4 <strong>Aufwind</strong> 4/23
körpern (Biologika). Dabei handelt<br />
es sich um Eiweißkörper (Proteine),<br />
die sich zielgerichtet an bestimmte<br />
Strukturen anheften und so einzelne<br />
Bestandteile der Entzündungsreaktion<br />
blockieren. Marth betonte:<br />
„Eine Biologika-Therapie während<br />
der Schwangerschaft kann aufgrund<br />
von fehlenden Daten nicht bzw. noch<br />
nicht uneingeschränkt empfohlen<br />
werden und sollte im Einzelfall nach<br />
genauer Aufklärung gemeinsam mit<br />
der Patientin entschieden werden.“<br />
„Frühchen“ und die Lunge<br />
„Viele wichtige Schritte der Lungenentwicklung<br />
finden erst im letzten<br />
Schwangerschaftsdrittel oder sogar<br />
erst nach der Geburt statt. Daher ist<br />
der Grad der Reifung der Lunge der<br />
limitierende Faktor, ob ein Frühgeborenes<br />
überleben kann. Auch auf<br />
die weitere Entwicklung, vor allem<br />
der Lungengesundheit, hat dies große<br />
Auswirkungen“, erläutert Prim.<br />
Univ.-Prof. Dr. Ernst Eber, Leiter der<br />
Klinischen Abteilung für pädiatrische<br />
Pulmonologie und Allergologie der<br />
Universitätsklinik für Kinder- und<br />
Jugendheilkunde der Medizinischen<br />
Universität Graz. Denn es besteht<br />
ein klarer Zusammenhang zwischen<br />
dem Geburtsalter sowie auch dem<br />
Geburtsgewicht und dem Auftreten<br />
von Asthma. Ernst Eber: „Die Lungenfunktionsverlaufskurven<br />
vom<br />
frühen Kindesalter bis in das hohe<br />
Erwachsenenalter demonstrieren das<br />
Fehlen eines Aufholwachstums; das<br />
heißt, dass eine reduzierte Lungenfunktion<br />
im Kindesalter durch Frühgeburtlichkeit<br />
oder schweres Asthma<br />
mit einem deutlich erhöhten Risiko<br />
für eine COPD einhergeht.“<br />
<strong>Aufwind</strong> 4/23<br />
Eine neue prospektive Kohortenstudie<br />
hat den Effekt von Frühgeburtlichkeit<br />
auf die Lungenfunktion<br />
(obstruktive Funktionsstörungen)<br />
und einen klaren Zusammenhang<br />
mit dem Auftreten einer COPD bei<br />
Über-50-Jährigen gezeigt. Der Effekt<br />
der Frühgeburtlichkeit wurde zudem<br />
durch Aktivrauchen verstärkt.<br />
Atemnotsyndrom und BPD<br />
„Aufgrund der Unreife der Lungen<br />
von Frühgeborenen entwickelt sich<br />
das sogenannte Atemnotsyndrom.<br />
Denn eine Substanz, der sogenannte<br />
Surfactant, der für die Entfaltung der<br />
Lungenbläschen sorgt, ist bei Frühgeborenen<br />
noch nicht oder nicht<br />
ausreichend ausgebildet“, erläutert<br />
Ernst Eber. „Um eine ausreichende<br />
Versorgung des Körpers mit Sauerstoff<br />
zu gewährleisten, muss die unreife<br />
Lunge unterstützt werden. Trotz<br />
heute sehr schonender Therapiemöglichkeiten<br />
kann sich in weiterer<br />
Folge eine chronische Lungenerkrankung,<br />
die sogenannte bronchopulmonale<br />
Dysplasie, kurz BPD, entwickeln.<br />
Diese Erkrankung kann zu<br />
einer Vielzahl von Beeinträchtigungen<br />
der Lunge führen, schränkt jedenfalls<br />
die Lungenfunktion ein und<br />
macht die Kinder anfällig für Atemwegserkrankungen.“<br />
Spezialisierte Zentren –<br />
bessere Chancen<br />
Eber betonte die Wichtigkeit der<br />
Betreuung von Frühgeborenen in<br />
spezialisierten Zentren für deren<br />
Überlebenschancen und weitere<br />
Lungengesundheit. „In der 24.<br />
Schwangerschaftswoche steigt die<br />
Überlebenschance von in spezialisierten<br />
Zentren behandelten Frühgeborenen<br />
auf über 50 Prozent.<br />
Extrem Frühgeborene, die in spezialisierten<br />
Zentren betreut werden, haben<br />
aber nicht nur deutlich höhere<br />
Überlebenschancen, sondern auch<br />
eine bessere Prognose für ihre spätere<br />
Lungengesundheit.“<br />
Quelle: 47. Jahrestagung der Österreichischen<br />
Gesellschaft für Pneumologie<br />
„Lunge am Limit“, Graz.<br />
5
COPD/Lungenfibrose<br />
COPD oder Lungenfibrose?<br />
COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung) und die Lungenfibrose<br />
verursachen ähnliche Symptome, weshalb es anfangs schwierig sein<br />
kann, diese chronischen Erkrankungen auseinanderzuhalten. Dennoch<br />
sind sie grundsätzlich unterschiedlich und erfordern jeweils unterschiedliche<br />
Ansätze zur Diagnose und Behandlung. Obwohl beide nicht<br />
heilbar sind, kann heute mit der richtigen Therapie der Fortschritt von<br />
COPD oder Lungenfibrose gut verlangsamt werden.<br />
COPD und Lungenfibrose sind beide<br />
chronische, fortschreitende Erkrankungen,<br />
die mit Atemnot, Husten<br />
und Abgeschlagenheit einhergehen.<br />
„Der große Unterschied zwischen<br />
COPD und Lungenfibrose besteht<br />
darin, dass bei der Lungenfibrose das<br />
Lungenvolumen beeinträchtigt ist,<br />
während bei der COPD eine Störung<br />
der Lungenfunktion vorliegt“, erklärte<br />
Dr. Mathis Hochrainer von der Klinik<br />
Floridsdorf, Abteilung für Innere Medizin<br />
und Pneumologie, bei einem<br />
Webinar für die Österreichische Lungenunion.<br />
Lungenfibrose – Lungenvolumen<br />
Bei der Lungenfibrose handelt es<br />
sich um Bindegewebsveränderungen<br />
rund um die Atemwege. „Die<br />
Struktur rund um die Atemwege und<br />
die Lungenbläschen ist aufgrund verschiedener<br />
Ursachen verdickt, ähnlich<br />
wie bei einem narbigen Umbau“,<br />
so Mathis Hochrainer. Der Sauerstoff<br />
kann schwerer aus den Lungenbläschen<br />
(Alveolen) ins Blut gelangen,<br />
was zu Problemen wie Atemnot und<br />
Husten führt. Daher spricht man bei<br />
der Lungenfibrose von einer restriktiven<br />
(einschränkenden) Lungenerkrankung.<br />
„Aufgrund des narbigen<br />
Umbaus des Lungengerüsts wird<br />
die Lunge steifer. Sie kann sich nicht<br />
mehr ausdehnen und kann nur kleinere<br />
Volumina aufnehmen, aber der<br />
Atemfluss ändert sich nicht“, verdeutlicht<br />
Mathis Hochrainer.<br />
Bei Verdacht auf idiopathische Lungenfibrose<br />
(IPF) werden diverse<br />
Untersuchungen sowie Blutuntersuchungen<br />
durchgeführt, um zugrunde<br />
liegende Erkrankungen, wie etwa<br />
rheumatische Erkrankungen, auszuschließen.<br />
Die Diagnose erfolgt in<br />
spezialisierten Krankenhäusern und<br />
erfordert meist eine Computertomographie<br />
und wenn nötig eine Lungenbiopsie.<br />
Wenn alle Befunde vorliegen,<br />
wird in einer multidisziplinären Fallkonferenz<br />
die Situation besprochen<br />
und gegebenenfalls die Diagnose gestellt.<br />
COPD – Lungenfunktion<br />
Bei der COPD handelt es sich um<br />
eine chronische Bronchitis, also um<br />
eine tatsächliche Atemwegserkrankung.<br />
Daher wird sie als obstruktive<br />
Erkrankung bezeichnet – eine „Verengung<br />
der Atemwege aufgrund<br />
chronischer Entzündung“. „Die Bronchien<br />
und Bronchiolen (die kleinen<br />
Atemwege) sind erkrankt und chronisch<br />
entzündet. Dies geht häufig mit<br />
vermehrter Schleimbildung einher.<br />
All dies führt zu einer Verengung, wodurch<br />
es Probleme gibt, die Luft aus<br />
der Lunge herauszublasen“, erläutert<br />
Mathis Hochrainer. „Daher handelt<br />
es sich bei COPD um eine Lungenfunktionsstörung.“<br />
COPD kann in der<br />
Regel durch Abhören der Lunge, eine<br />
ausführliche Anamnese und einen<br />
Lungenfunktionstest sowie gegebenenfalls<br />
ein Röntgenbild der Lunge<br />
relativ schnell festgestellt werden.<br />
Therapie & Zukunftsaussichten<br />
Sowohl für COPD als auch für Lungenfibrose<br />
stehen bereits gute<br />
Therapieoptionen zur Verfügung,<br />
und es wird weiterhin intensiv geforscht.<br />
Mathis Hochrainer ist zuversichtlich,<br />
dass in den nächsten<br />
Jahren noch mehr Therapieoptionen<br />
zur Verfügung stehen werden.<br />
Das Krankenhaus Nord bietet auch<br />
in Zusammenarbeit mit dem Karl<br />
Landsteiner Institut für Lungenforschung<br />
und Pneumologische Onkologie<br />
Patient:innen die Möglichkeit,<br />
an Studien teilzunehmen.<br />
Infos zur Studienteilnahme:<br />
klinik-floridsdorf.gesundheitsverbund.at,<br />
www.karl-landsteiner.at/institutelungenforschung_pneumologische_<br />
onkologie.html<br />
Links & Infos: www.lungenunion.at/<br />
unterschiede-copd-und-lungenfibrose/<br />
6 <strong>Aufwind</strong> 4/23
COPD<br />
Mehr Lebensqualität durch<br />
einen gesunden Beckenboden<br />
Inhalieren, Niesen oder Husten führt gerade bei einer COPD oftmals<br />
auch zu einem Kontrollverlust der Blase und des Darms. Im Interview<br />
erklärt Prof. in (FH) Dr. in Beate Krenek, Klinik Hietzing, was dagegen hilft.<br />
Als Ratgeber dient auch eine Broschüre mit Informationen rund um das<br />
Thema Beckenboden und COPD mit Übungen sowie Videolinks.<br />
Warum hängen COPD und<br />
Beckenboden zusammen?<br />
Eine COPD kann zu einer Verschlechterung<br />
der Lungenfunktion führen.<br />
Dadurch kommt es vermehrt zu<br />
Husten. Als Folge davon wird oftmals<br />
eine Druckerhöhung im Bauchraum<br />
ausgelöst, die im Lauf der Zeit zu<br />
einer Überbelastung oder Schwächung<br />
der Beckenbodenmuskulatur<br />
führt. Zwerchfell und Beckenboden<br />
sind durch Muskeln und Faszien miteinander<br />
verbunden und bilden eine<br />
Funktions einheit. Durch eine schwache<br />
Beckenbodenmuskulatur erhöht<br />
sich das Risiko von Inkontinenz.<br />
Wann kann es zu besonderen Problemen<br />
mit Inkontinenz kommen?<br />
Es gibt medizinische Gründe, wie<br />
Husten und Niesen. Aber es kann<br />
auch bei der Inhalation durch<br />
Druckschwankungen zu Problemen<br />
kommen. Bei einer tiefen Einatmung<br />
schiebt das Zwerchfell die<br />
Baucheingeweide Richtung Beckenboden.<br />
Haben Patient:innen<br />
Sorge dabei Harn zu verlieren, wird<br />
oftmals automatisch nicht tief eingeatmet,<br />
was zu einer verminderten<br />
Inhalations effizienz führen kann.<br />
Andere Auslöser können Tätigkeiten<br />
im Alltag sein, wie etwa das<br />
Heben und Tragen von Lasten. Bei<br />
diesen körperlichen Anstrengungen<br />
sollte die Beckenbodenmuskulatur<br />
angespannt und gehalten werden<br />
können.<br />
Prof. in (FH) Dr. in Beate Krenek,<br />
Klinik Hietzing<br />
Ist das Beckenbodentraining in<br />
jedem Alter sinnvoll?<br />
Auf jeden Fall macht das Training in<br />
allen Altersstufen Sinn und das Beckenbodentraining<br />
ist für Menschen<br />
mit COPD besonders empfehlenswert.<br />
Gerade beim Abhusten des<br />
Schleimes, bei Alltagsbelastungen<br />
oder bei der Inhalation treten die<br />
Symptome auf.<br />
<strong>Aufwind</strong> 4/23<br />
Sie haben eine Broschüre und<br />
Videoreihe zusammengestellt, die<br />
das Training vorzeigen?<br />
Die Broschüre sowie die Videos wurden<br />
mit Unterstützung der Firma<br />
A. Menarini Pharma finalisiert, um<br />
auf das Problem COPD und Beckenboden<br />
hinzuweisen. Es gibt darin<br />
Informationen rund um das Thema<br />
Beckenboden und COPD, aber auch<br />
vier anschauliche Übungen – auch als<br />
Videos –, die zum Training oder Mitturnen<br />
animieren sollen. Besonders<br />
Menschen, die einer sitzenden Tätigkeit<br />
nachgehen, sind oftmals betroffen.<br />
Dafür gibt es zum Beispiel eine<br />
besondere Übung, die man immer<br />
beim Sitzen einbauen kann, beim Arbeiten<br />
im Büro, Bus oder in der Straßenbahn.<br />
Es gibt Übungen für den<br />
Morgen, den Abend, beim Zähneputzen<br />
und für unterwegs. Wichtig ist es,<br />
die Übungen im Alltag einzubauen<br />
und sie regelmäßig zu machen.<br />
Haben Sie eine besondere<br />
Botschaft an Patient:innen oder<br />
auch an die Ärzteschaft?<br />
Die Botschaft ist einfach und geht<br />
durchaus an beide. Patient:innen mit<br />
Lungenproblemen und auch Ärzt:innen<br />
sollten sich mit dem Thema Beckenboden<br />
befassen, damit betroffene<br />
Menschen auch frühzeitig mit<br />
einem regelmäßigen Training starten.<br />
Fordern Sie die Broschüre<br />
„Ein gesunder Beckenboden für mehr<br />
Lebensqualität bei COPD“ bei Ihrem<br />
Arzt oder Ihrer Ärztin an. Sie finden sie<br />
auch unter https://www.menarini.at/<br />
Therapiegebiete-Auswahl/Therapiegebiete-Patienten/Lungenerkrankungen/Patienteninformationen<br />
7<br />
Bezahlte Anzeige der Firma A. Menarini Pharma GmbH/AT-BRI-56-11-<strong>2023</strong>
Nahrungsmittelallergie<br />
Unverträglichkeit oder Allergie?<br />
Oft wissen Betroffene nicht, ob sie lediglich eine Intoleranz gegenüber<br />
einem Lebensmittel haben oder bereits an einer Allergie leiden. Häufig<br />
werden die Begriffe auch verwechselt oder falsch verstanden. Den<br />
meisten Menschen ist auch nicht bewusst, dass Nahrungsmittel -<br />
un verträglichkeiten und -allergien auf verschiedene Arten diagnostiziert,<br />
getestet und behandelt werden. In erster Linie gilt es also herauszufinden,<br />
um welche Form es sich handelt. Petra Handorfer, BSc MSc nutr.<br />
med. Diätologin, erläuterte in einem Webinar der Österreichischen<br />
Lungenunion die Hintergründe.<br />
„Grundsätzlich wird zwischen immunologischen,<br />
das Immunsystem<br />
betreffenden, und nicht-immunologischen,<br />
den Verdauungstrakt<br />
betreffenden, Nahrungsmittelunverträglichkeiten<br />
unterschieden“,<br />
verdeutlicht Petra Handorfer. Bei<br />
den immunologischen Intoleranzen<br />
besteht zunächst eine allergische<br />
Hypersensitivität – eine Überempfindlichkeit<br />
des Körpers bzw. seiner<br />
Rezeptoren gegenüber bestimmten<br />
Mikroorganismen, Stoffen oder Reizen.<br />
Dann gibt es echte Allergien,<br />
die wiederum in IgE- und nicht-IgEvermittelte<br />
Allergien unterteilt werden.<br />
Die meisten Nahrungsmittelallergien<br />
sind IgE-vermittelt. IgE ist<br />
ein Antikörper, der vor allem für die<br />
Abwehr von Parasiten zuständig ist<br />
und daher bei allergischen Reaktionen<br />
eine Schlüsselrolle spielt. Menschen<br />
mit Neurodermitis, allergischem<br />
Schnupfen und allergischem<br />
Asthma weisen stets einen höheren<br />
IgE-Wert auf. „Zu den am häufigsten<br />
IgE-vermittelten, sowie auch primären,<br />
Nahrungsmittelallergien zählt<br />
die Milcheiweißallergie, die vor allem<br />
bei Kleinkindern sehr häufig auftritt“,<br />
so Petra Handorfer.<br />
Sekundäre Allergien<br />
Zu den IgE-vermittelten Nahrungsmittelallergien<br />
gehört auch die sekundäre<br />
Nahrungsmittelallergie,<br />
die vor allem im Erwachsenenalter<br />
auftritt und Pollenallergiker:innen<br />
betrifft. Pollen sind zwar keine Lebensmittel,<br />
stellen aber die Hauptursache<br />
für Kreuzallergien mit anderen<br />
Lebensmitteln wie rohen Äpfeln,<br />
Karotten oder Haselnüssen dar. „Die<br />
Eiweißbausteine dieser Nahrungsmittel<br />
sind denen der Pollen so ähnlich,<br />
dass viele Betroffene vor allem<br />
in der Pollenzeit beim Verzehr mitreagieren,<br />
wenn der Körper wiederholt<br />
mit einem starken Pollenzuschuss<br />
konfrontiert wird.<br />
Fotos: mi-viri<br />
Nicht immunologische Allergien<br />
Bei der nicht allergischen Nahrungsmittelunverträglichkeit<br />
handelt es<br />
sich ausschließlich um Symptome,<br />
die den Verdauungsapparat betreffen.<br />
Hier gibt es vier Erscheinungsformen.<br />
Dazu gehört die pseudoallergische<br />
Nahrungsmittelunverträglichkeit<br />
(der Darm reagiert z.B. auf bestimmte<br />
Zusatzstoffe) und die Histaminintoleranz.<br />
Des Weiteren gibt es noch<br />
die Enzymdefekte, wie z.B. bei der<br />
Laktoseintoleranz (Milchzucker). „Bei<br />
der Laktoseintoleranz fehlen dem<br />
Darm die notwendigen Enzyme, die<br />
den Milchzucker aufspalten. Daher<br />
kommt es bei den Betroffenen zu<br />
Durchfall, Blähungen, Übelkeit“, schildert<br />
Petra Handorfer die Symptome.<br />
Zu den nicht immunologischen Nahrungsmittelallergien<br />
gehört auch<br />
die Fruktosemalabsorption. Bei der<br />
Fruktosemalabsorption besteht die<br />
mangelhafte Aufnahme gegenüber<br />
Fruchtzucker (Fructose) und Alkoholzucker<br />
(Sorbit). Oft treten Fruktose-<br />
und Sorbitunverträglichkeiten gemeinsam<br />
auf, sie können aber auch<br />
alleine auftreten.<br />
8 <strong>Aufwind</strong> 4/23
Allergie<br />
Allergene im Kindergarten<br />
Die in Schulen und Kindergärten in der Luft messbaren Allergenmengen<br />
von Haustieren (Katze, Hund, Pferd) sind 20 bis 200 Mal niedriger als<br />
in Wohnungen mit Haustieren und wahrscheinlich zu gering, um akute<br />
allergische Symptome auszulösen. Jedoch könnten die Allergenmengen<br />
ausreichen, um eine erstmalige Sensibilisierung gegen Hund oder Katze<br />
auszulösen. Auch ein bestehendes Asthma kann verstärkt werden.<br />
„In Schulen und Kindergärten besteht<br />
regelmäßig eine moderate<br />
Belastung durch Tierhaarallergene.<br />
Hausstaubmilben spielen kaum eine<br />
Rolle“, erklärt Univ.-Doz. Dr. Wolfgang<br />
Hemmer, Floridsdorfer Allergiezentrum,<br />
Wien. Die wichtigsten<br />
Innenraumallergene in Schulen und<br />
Kindergärten sind Tierhaarallergene –<br />
Katze, Hund und Pferd. Regelmäßig<br />
sind sie in 75 bis 100 % aller Staubpartikel<br />
nachweisbar.<br />
Kuschelecken belastet<br />
Die Allergenmengen sind meist gering,<br />
aber stark variabel. Der Allergentransfer<br />
findet dabei über die Kleidung<br />
statt. „Die Belastung ist immer<br />
geringer als in Wohnungen mit Tieren,<br />
mögliche Ausnahme sind Kuschelecken<br />
in Kindergärten“, so der<br />
Experte. Die in der Luft messbaren<br />
Allergenmengen sind wahrscheinlich<br />
zu gering, um akute allergische<br />
Symptome auszulösen. Aber eine<br />
fortgesetzte Exposition gegenüber<br />
moderaten Allergenmengen<br />
in Schule und Kindergarten könnte<br />
ausreichen für die Primärsensibilisierung<br />
gegenüber Katze und<br />
Hund. Zudem kommt es zu einer<br />
kaum erkennbaren Entzündungsreaktion<br />
in den Atemwegen, die zu<br />
einer erhöhten bronchialen Hyperreagibilität<br />
(Überempfindlichkeit der<br />
Gefäße in der Lunge) führen kann.<br />
Die in der Atemluft messbaren Allergenmengen<br />
reichen zudem aus,<br />
um bei chronischer Exposition ein<br />
bestehendes Asthma zu verstärken.<br />
Univ.-Doz. Dr. Felix Wantke, Floridsdorfer<br />
Allergiezentrum, Wien, fasst<br />
die Limitationen, Risiken und Therapien<br />
für die einzelnen Krankheitsbilder<br />
zusammen.<br />
Limitationen, Risiken & Therapie<br />
Bei der häufig auftretenden Rhinokonjunktivitis<br />
sieht der Experte keine<br />
Gefahren. Die Therapie erfolgt<br />
rein symptomatisch mit lokalen<br />
Steroiden und/oder mit einer spezifischen<br />
Allergen-Immuntherapie<br />
(Hyposensibilisierung), die die Ursache<br />
der Allergie behandelt. Einschränkungen<br />
sind Müdigkeit und<br />
Nasenjucken. Wandertag, Schwimmen<br />
oder Schikurs sind möglich,<br />
wenn die Therapie befolgt wird.<br />
Asthma bronchiale tritt häufig auf.<br />
In der Therapie kommen inhalative<br />
Steroide, Betamimetika, Immuntherapie<br />
und eventuell Biologika<br />
zum Einsatz. Bei Atemnot sollte immer<br />
inhaliert werden. Outdoor kann<br />
es zu Problemen durch die Kaltluft<br />
kommen, Gefahr gibt es aber nur<br />
bei fehlender Therapie.<br />
<strong>Aufwind</strong> 4/23<br />
Auch die Neurodermitis ist häufig<br />
anzutreffen. In der Therapie werden<br />
topische Steroide und antiinflammatorische<br />
Therapie, Biologika und<br />
Hautpflege eingesetzt. Einschränkungen<br />
im Unterricht treten bei starkem<br />
Juckreiz eventuell durch Müdigkeit<br />
auf. Beim Wandertag oder<br />
Schikurs gibt es kaum Einschränkungen,<br />
beim Schwimmen ist eine<br />
Hauteinfettung ratsam. Insektengiftallergien<br />
sind sehr selten. Als Therapie<br />
werden Steroide und vor allem die<br />
spezifische Allergen-Immuntherapie<br />
eingesetzt. Einschränkungen im Unterricht<br />
gibt es nicht, beim Wandertag<br />
jedoch kann es auch Lebensgefahr<br />
geben (allergischer Notfall).<br />
Felix Wantke: „Das Betreuungspersonal<br />
ist im Notfall verpflichtet, einer<br />
unter einer Insektenstichallergie leidenden<br />
Schüler:in die mitgeführte<br />
Notfallmedikation (Adrenalin-Autoinjektor)<br />
zur Vermeidung einer allergischen<br />
Reaktion zu verabreichen.“<br />
Quelle: 47. Jahrestagung der Österreichischen<br />
Gesellschaft für Pneumologie;<br />
Graz, Oktober <strong>2023</strong><br />
9<br />
Bezahlte Einschaltung der ALK-Abelló Allergie-Service GmbH.
Atemwegsinfekte<br />
Wissenswertes zur<br />
RSV-Impfung<br />
Das Respiratorische Synzytial-Virus, kurz RSV, ist eine der<br />
häufigsten Ursachen für Atemwegsinfektionen und stellt bei<br />
Kleinkindern und Säuglingen die am öftesten auftretende<br />
Virusinfektion dar, welche die Atemwege betrifft. Im Rahmen<br />
eines Webinars der Österreichischen Lungenunion erklärte<br />
Prim. Priv.-Doz. Dr. Arschang Valipour, wie Infektionen mit<br />
dem Virus ablaufen, welche Personen besonders schützenswert<br />
sind und wie dieser Schutz am besten gewährleistet<br />
werden kann. Der Experte legte in seinen Ausführungen den<br />
Fokus auf den Erwachsenen.<br />
10 <strong>Aufwind</strong> 4/23
Ähnlich zu anderen Erkältungsviren,<br />
wozu RS-Viren auch zählen, ist<br />
eine Saisonalität der Infektionen zu<br />
beobachten. Die Epidemie findet<br />
nach einem ersten Anstieg im November<br />
ihren Höhepunkt im Jänner<br />
und flacht mit Ende Februar wieder<br />
deutlich ab. Damit ist eine saisonale<br />
Parallelentwicklung zu Influenza sowie<br />
Covid-19 zu beobachten.<br />
Die erste Infektion findet in den<br />
meisten Fällen bereits in den ersten<br />
Lebensjahren statt. Eine Infektion im<br />
Säuglings- und Kleinkindesalter kann<br />
unter Umständen auch riskant ablaufen,<br />
da die Atemwege noch nicht<br />
voll ausgeprägt sind, vor allem Kehlkopf<br />
und Luftröhre sind noch verhältnismäßig<br />
klein. Ab dem Kindesalter<br />
bis über das Erwachsenenalter hinweg<br />
verlaufen Infektionen im Regelfall<br />
unkompliziert und das Risiko für<br />
einen schweren Verlauf ist deutlich<br />
minimiert. Ab dem 65. Lebensjahr<br />
nimmt die Wahrscheinlichkeit für<br />
eine Reinfektion mit schwerem Verlauf<br />
wieder zu, vor allem für jene mit<br />
Begleit- und Vorerkrankungen.<br />
Abgesehen von höherem Lebensalter<br />
gibt es weitere Risikofaktoren,<br />
die sich aus einem geschwächten<br />
Immunsystem oder chronischen<br />
Grunderkrankungen ergeben. Dazu<br />
zählen neben Lungenerkrankungen<br />
auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen,<br />
Diabetes, hoher Blutdruck, aber<br />
auch Übergewicht. Die Risikogruppe<br />
deckt sich somit zu großen Teilen<br />
mit jener von Covid-19 und umfasst<br />
rund ein Drittel der Bevölkerung.<br />
Übertragung durch Tröpfchenund<br />
Schmierinfektion<br />
Die Übertragung des Virus, auch<br />
Transmission genannt, geschieht in<br />
erster Linie durch eine Tröpfchenund<br />
Schmierinfektion. Dabei werden<br />
die Viren von einer infizierten Person<br />
beim Sprechen, Husten oder Niesen<br />
ausgesandt und von anderen<br />
Personen über direkte Einatmung<br />
oder über Oberflächen in die Atemwege<br />
eingebracht. Auf diesem Weg<br />
können viele Infektionen auch in<br />
Haushalten stattfinden. Außerdem<br />
geht man davon aus, dass Tröpfcheninfektionen<br />
häufiger mit einer<br />
sogenannten Aerosolbildung einhergehen.<br />
Dies bedeutet, dass die<br />
Tröpfchen kleine Wolken bilden, die<br />
für längere Zeit in der Luft verbleiben<br />
und wiederum zu Ansteckungen<br />
führen können. Da es sich bei<br />
RSV um ein hochinfektiöses Virus<br />
handelt, steckt eine infizierte Person<br />
durchschnittlich drei von zehn<br />
Personen, im unmittelbaren Umfeld,<br />
an. In der Regel sind Infizierte<br />
drei bis acht Tage ansteckend. Bei<br />
älteren oder immungeschwächten<br />
Personen kann das Virus noch über<br />
längere Zeit nachweisbar sein, was<br />
allerdings nicht immer bedeutet,<br />
dass eine Ansteckungsgefahr weiterhin<br />
vorliegt. Wenn Kinder etwas<br />
älter sind (vier bis sechs Jahre) können<br />
die Infektionen unkompliziert<br />
ablaufen, während Erwachsene eine<br />
schwere Infektion erleiden können.<br />
Symptome und Unterscheidung<br />
zu Covid & Co<br />
Abseits der zweigeteilten Risikogruppen<br />
der Kleinkinder und älteren<br />
Erwachsenen verläuft eine RSV-Infektion<br />
sehr ähnlich zu jener anderer<br />
Erkältungsviren. Häufige Symptome<br />
sind Husten, Heiserkeit und<br />
womöglich Halsschmerzen, selten<br />
auch Kurzatmigkeit oder Atemnot,<br />
wenn bereits eine chronische<br />
Lungenkrankheit vorliegt. Aufgrund<br />
dieser Beschwerden ist eine Unterscheidung<br />
von einer Erkrankung<br />
durch Influenza oder auch Covid-19<br />
teilweise schwer möglich. Ausschlaggebend<br />
können hier allerdings Begleiterscheinungen<br />
wie allgemeine<br />
Abgeschlagenheit, Fieber oder Gelenkschmerzen<br />
sein, welche ein Indiz<br />
für eine Grippe oder andere Infektion<br />
darstellen, während sich die RSV-Infektion<br />
etwas häufiger mit respiratorischen<br />
Beschwerden präsentiert.<br />
Folgen einer RSV-Infektion<br />
Die Folgen einer RSV-Infektion können<br />
durchaus unterschiedlich ausfallen.<br />
Während es in jüngeren Lebensjahren<br />
hauptsächlich zu leichten<br />
Verläufen kommt, gehen schwere<br />
Verläufe meist mit Schäden an wei-<br />
<strong>Aufwind</strong> 4/23<br />
teren Organen einher. So kann vor allem<br />
auch das Herz-Kreislauf-System<br />
stark belastet werden oder es können<br />
aufgrund der erhöhten Belastung<br />
durch Stresshormone vermehrt<br />
Entzündungsprozesse stattfinden.<br />
Außerdem ist eine Verschlechterung<br />
einer bestehenden Herzinsuffizienz<br />
oder koronaren Herzkrankheit bis hin<br />
zum Herzinfarkt möglich.<br />
Weiters können RSV-Infektionen<br />
Auslöser für akute Asthma- oder<br />
COPD-Attacken (Exazerbationen)<br />
sein. Bei rund 10 % der Asthma-Patient:innen<br />
und 20 % der COPD-Patient:innen<br />
gilt RSV als konkreter<br />
Auslöser einer solchen akuten Exazerbation.<br />
Schwere Verläufe mit<br />
akuten Atemwegsinfektionen führen<br />
in rund 10 % der Fälle zu erforderlichen<br />
Krankenhausaufenthalten.<br />
Während wiederum ein Zehntel<br />
an den Folgen der Infektion im<br />
Krankenhaus verstirbt, benötigen<br />
25 % der Betroffenen nach einer Infektion<br />
häusliche Hilfe oder innerhalb<br />
der ersten drei Monate erneut<br />
einen Krankenhausaufenthalt.<br />
Schutz vor schweren Verläufen<br />
Mit dem Alter nimmt die Qualität<br />
und Quantität der antikörperproduzierenden<br />
Immunzellen ab, weshalb<br />
ein zusätzlicher Schutz vor RSV notwendig<br />
ist. Diesen Schutz kann eine<br />
RSV-Impfung bieten. Der Impfstoff<br />
schützt in bis zu 80 % vor symptomatischen<br />
Infektionen sowie bis zu<br />
95 % vor schweren Atemwegsinfektionen.<br />
Die Impfung enthält einen<br />
proteinbasierten Adjuvantien-Impfstoff,<br />
der nicht nur gute Sicherheit<br />
vor Nebenwirkungen oder Komplikationen<br />
bietet, sondern auch Immunsysteme<br />
älterer Personen gut<br />
stimulieren kann. Abgesehen von<br />
der Impfung bieten FFP2-Masken<br />
einen guten Schutz vor sämtlichen<br />
Viren. Die Österreichische Lungenunion<br />
setzt sich für eine kostenlose<br />
RSV-Impfung für Risikopatient:innen<br />
ein.<br />
Webinar im Oktober mit Prim. Priv.-Doz.<br />
Dr. Arschang Valipour, Vorstand der<br />
Abteilung für Innere Medizin und<br />
Pneumologie Klinik Floridsdorf.<br />
11
Asthma<br />
Vom Inhalator bis zur Spritze<br />
Für Menschen mit Asthma ist die richtige Therapie wesentlich,<br />
um die Erkrankung gut kontrollieren zu können. Bei einem<br />
Webinar der Österreichischen Lungenunion informierte Univ.<br />
Prof. Dr. Wolfgang Pohl, Facharzt für Lungenkrankheiten und<br />
Generalsekretär der Österreichischen Lungenunion, über die<br />
Entwicklung der Asthmatherapie, stellte den Stufenplan für<br />
eine gemeinsame Therapieentscheidung vor, klärte über die<br />
Biologika auf und führte uns in die neue Ära der Asthmaremission<br />
(Asthma ohne Exazerbationen) ein.<br />
Asthma ist eine komplexe Erkrankung<br />
mit vielfältigen Auslösern.<br />
Meistens befindet sich das allergische<br />
Asthma im Vordergrund. Doch<br />
es gibt auch andere Formen wie das<br />
eosinophile Asthma oder das nichtallergische,<br />
nicht-eosinophile Asthma.<br />
Im Mittelpunkt des allergischen,<br />
wie auch des nicht-allergischen<br />
Asthmas befinden sich die eosinophilen<br />
Granulozyten, die in einem<br />
Übermaß in den Atemwegen vertreten<br />
sind, sich dort versammeln<br />
und das Gewebe zerstören, wodurch<br />
eine chronische Entzündung<br />
mit entsprechender Symptomatik<br />
hervorgerufen wird. Wolfgang Pohl<br />
betonte: „Wesentlich dabei ist, dass<br />
das allergische Asthma und das<br />
eosinophile Asthma als Typ-2 immunologische<br />
Reaktion klassifiziert<br />
12 <strong>Aufwind</strong> 4/23
sind. Das bedeutet, dass hier typische<br />
und klinische Merkmale sowie<br />
Symptome nachgewiesen werden<br />
können. Daher ist eine zielgerechte<br />
Therapie erforderlich.“<br />
Während früher problemlos Kortison<br />
zum Schlucken (systemische Gabe)<br />
verschrieben wurde, wird heute zu<br />
Antikörpertherapieformen gegriffen.<br />
Cromone, Ephedrin, Methylxanthine<br />
waren Jahrzehnte lang in Gebrauch,<br />
wurden nun aber durch eine<br />
modernere Therapie abgelöst. Diese<br />
besteht aus inhalativen Glucocorticoiden<br />
(ICS), idealerweise in Kombination<br />
mit einem langwirksamen<br />
Beta-2-Mimetikum (LABA). Dieses<br />
kann mit einem langwirksamen<br />
Anticholinergikum (LAMA) verstärkt<br />
werden. Der Gebrauch von Leukotrienantagonisten<br />
(LTRA) sollte<br />
hingegen vermieden werden. Nicht<br />
zu vernachlässigen ist jedoch die<br />
Allergenimmuntherapie. Obgleich<br />
die größte Erweiterung der letzten<br />
zehn Jahre die Biologika sind, womit<br />
vor allem das schwere allergische<br />
und das eosinophile Asthma<br />
sehr gut zu therapieren sind. In der<br />
Bedarfstherapie wurde von Adrenalin,<br />
Noradrenalin zu ICS/Formoterol<br />
(inhalativem Kortison und einem<br />
langwirksamen Beta-2-Mimetikum)<br />
übergegangen, wobei das kurzwirksame<br />
Beta-2-Mimetikum (SABA)<br />
ebenso in den Richtlinien kritisch<br />
diskutiert wird.<br />
Der Stufenplan der Asthmatherapie<br />
Wesentlich in der Asthmatherapie<br />
ist die gemeinsame Therapieentscheidung<br />
zwischen Patient:in und<br />
Ärzt:in. Hierzu dient das Stufenschema.<br />
Patient:innen mit seltenen<br />
Beschwerden umfassen die Stufe 1,<br />
in welcher Wolfgang Pohl eine Fixkombination<br />
aus ICS niedrigdosiert<br />
und einem Formoterol zur Therapie<br />
empfiehlt.<br />
Auch in der Stufe 2 ist diese Fixkombination<br />
der klare Therapiefavorit.<br />
Dabei werden in Österreich<br />
am häufigsten die beiden Medikamente<br />
Symbicort und Foster verschrieben,<br />
die Formoterol beinhalten.<br />
In begründeten Fällen könnte<br />
ein LTRA als Langzeittherapie mit<br />
einem SABA gegeben werden, was<br />
jedoch nicht als brauchbare Lösung<br />
angesehen wird.<br />
In Stufe 3 haben Patient:innen<br />
häufig Symptome pro Woche und<br />
sollten auf eine dauerhafte Therapie<br />
in Form eines ICS, niedrig oder<br />
mitteldosiert, mit einem LABA bevorzugt<br />
eingestellt werden (Kombinationspräparat).<br />
Patient:innen,<br />
welche auf modernere Substanzen<br />
von einem ICS und LABA eingestellt<br />
sind, erhalten ein SABA als<br />
Bedarfstherapie.<br />
In Stufe 4 wird nun ein mittel- bis<br />
hochdosiertes ICS plus LABA empfohlen.<br />
Ist das Asthma schwierig zu<br />
kontrollieren, kann die sogenannte<br />
Tripeltherapie eingesetzt werden.<br />
Hier wird zusätzlich ein LAMA verabreicht.<br />
Kurz ausgedrückt gibt es<br />
also einen Inhalator für alles, als Basistherapie<br />
und als Notfalltherapie.<br />
Patient:innen der Stufe 5 weisen<br />
eine sehr hohe Symptomlast auf<br />
und werden mit der Höchstdosis inhalativer<br />
Medikamente eingestellt.<br />
Auch ein Biologikum wird zu verabreichen<br />
überlegt, wenn Begleiterkrankungen<br />
und weitere Faktoren,<br />
die eine optimale Asthmakontrolle<br />
beeinflussen, ausgeschlossen wurden.<br />
Es wurde somit ein tatsächlich<br />
schweres Asthma von einem<br />
schlecht kontrollierbaren Asthma<br />
abgegrenzt. Wolfgang Pohl: „In den<br />
neuesten Guidelines haben wir uns<br />
darauf geeinigt, dass die Biologikatherapie<br />
vor einer systemischen<br />
Kortisontherapie (Kortison zum<br />
Schlucken oder als Infusion) verabreicht<br />
werden sollte. Diese Entscheidung<br />
ist uns nicht schwergefallen,<br />
weil wir von den fürchterlichen Nebenwirkungen<br />
des systemischen<br />
Kortisons wissen.“<br />
<strong>Aufwind</strong> 4/23<br />
Asthmaremission als Ziel<br />
Während früher das Therapieziel die<br />
Asthmakontrolle darstellte, steht<br />
heute die Asthmaremission im Fokus.<br />
Die Asthmakontrolle orientiert<br />
sich kurzfristig. Anhand des ACT<br />
(Asthma Control Tests) wird überprüft,<br />
ob Patient:innen in den letzten<br />
vier Wochen beispielsweise ein Notfallspray<br />
benötigten, wie häufig sie<br />
in der Nacht aufgewacht sind oder<br />
ob das tägliche Leben eingeschränkt<br />
war. Bei einem Wert zwischen 20<br />
und 25 Punkten wird von einer guten<br />
Asthmakontrolle gesprochen.<br />
Asthma ist jedoch eine chronische<br />
Entzündungskrankheit. Daher wird<br />
bei der Asthmaremission als Symptomabwesenheit<br />
derzeit ein Ausbleiben<br />
von Exazerbationen und kein<br />
Bedarf an systemischem Kortison<br />
von über einem Jahr definiert, jedoch<br />
auch heiß diskutiert. Dieser Zustand<br />
kann unter Umständen erreicht werden,<br />
das Zeitintervall von zwölf Monaten<br />
erscheint durchaus als sehr<br />
ambitioniert. Für die Patient:innen<br />
und behandelnden Ärzt:innen ist es<br />
auf jeden Fall bedeutsam, dass das<br />
Asthma gut kontrolliert ist und keine<br />
Einschränkungen im täglichen Leben<br />
nachzuweisen sind. Dann sollte<br />
überlegt werden, ob die Therapie<br />
entsprechend des Stufenplans reduziert<br />
werden kann.<br />
Die Veränderung<br />
Wolfgang Pohl: „In den letzten<br />
drei Jahren hat sich im Asthmamanagement<br />
sehr viel getan. Wir<br />
können Patient:innen nun ganz gezielt<br />
therapieren. Diese Innovation<br />
ist sicherlich durch die Tripeltherapie<br />
- inhalatives Kortison, LABA<br />
und LAMA charakterisiert. Die LTRA<br />
verabreiche ich nicht mehr, hier gibt<br />
es eine Warnung. Eine wesentliche<br />
Bereicherung sind die Biologika.<br />
Omalizumab gibt es nun schon<br />
über Jahrzehnte und es ist beruhigend,<br />
dass es dazu auch Alternativen<br />
gibt. Nicht zu vergessen ist die<br />
Immuntherapie, die Desensibilisierung,<br />
die eine fundierte Rolle spielt.<br />
Zuallererst aber brauchen wir eine<br />
exakte Diagnose.“<br />
Quelle: Webinar im Oktober <strong>2023</strong> mit<br />
Professor Dr. Wolfgang Pohl, Generalsekretär<br />
der ÖLU, Leiter des Karl Landsteiner<br />
Institutes für klinische und experimentelle<br />
Pneumologie und langjähriger Primar im<br />
KH Hietzing.<br />
13
Lungenfunktionstest<br />
Früherkennung rettet Leben<br />
In Österreich leben ca. 600.000 bis 800.000 Menschen mit der Diagnose<br />
COPD, wobei die Dunkelziffer weit höher liegt. Durch die Lungenfunktionsmessung<br />
ist die Früherkennung von Lungenerkrankungen, wie<br />
auch der COPD, möglich. Trotzdem kennen die wenigsten ihre aktuelle<br />
Lungenfunktion. Die Österreichische Lungenunion startete daher heuer<br />
die Awareness- und Aufklärungskampagne „Wie fit ist deine Lunge“, um<br />
diesem Umstand entgegenzuwirken, und bot Interessierten österreichweit<br />
in Einkaufszentren die Möglichkeit, einfach und unkompliziert ihre Lungenfunktion<br />
zu messen.<br />
Die Österreichische Lungenunion hat<br />
sich zum Ziel gesetzt, das Bewusstsein<br />
für die regelmäßige Kontrolle der<br />
Lunge zu erhöhen. Die Kampagne<br />
„Wie fit ist deine Lunge?“ wurde daher<br />
österreichweit groß angelegt und<br />
kam zur Freude der Patient:innenorganisation<br />
sehr gut an. An zehn Aktionstagen<br />
konnte in verschiedenen<br />
Einkaufszentren bei insgesamt 1.500<br />
Interessierten eine kleine Lungenfunktionsmessung<br />
durchgeführt werden.<br />
Weiters sind ungefähr 200.000<br />
Shoppingcenter-Besucher:innen mit<br />
dem Thema Lungengesundheit in<br />
Kontakt gekommen. Informationsfolder<br />
rundeten das Informationsangebot<br />
ab. Unterstützung bekam die<br />
Österreichische Lungenunion auch<br />
von Fachkräften aus den lokalen<br />
Krankenhäusern.<br />
Bei den Messungen zeigten sich bei<br />
10 bis 15 % eine Tendenz zur Obstruktion<br />
und bei 8 bis 10% eine Tendenz<br />
zur Restriktion. In diesen Fällen konnte<br />
fachliche Auskunft und die Empfehlung<br />
einer weiteren Abklärung<br />
beim Lungenfacharzt, bei der Lungenfachärztin<br />
mitgegeben werden.<br />
Zusätzlich wurde über einen Rauchstopp<br />
und den Negativeffekt von<br />
jeglichem Tabakkonsum auf die Lunge<br />
aufgeklärt. Viele Teilnehmer:innen<br />
freuten sich über die hilfreiche Information<br />
sowie über die Möglichkeit<br />
einer Lungenfunktionsmessung.<br />
Die Lungenfitness<br />
Jeder Mensch sollte die eigenen<br />
Lungenfunktionswerte kennen und<br />
wissen, wie diese gemessen werden.<br />
Die Messung der Lungenfunktion ist<br />
eine schmerz- und risikofreie Untersuchungsmethode,<br />
die nur wenige<br />
Minuten dauert. Die Messung kann<br />
einfach und ohne Vorwissen gemacht<br />
werden. Die persönliche Lungenfitness<br />
ist von Alter, Größe und<br />
Gewicht abhängig. Daher sollte diese<br />
immer wieder kontrolliert werden.<br />
Viele Teilnehmer:innen sprachen<br />
großen Dank für die Möglichkeit einer<br />
Lungenfunktionsmessung und einem<br />
Kennenlernen dieser aus. Auch<br />
bestand großes Interesse an der Information,<br />
dass die Messung bei<br />
entsprechend ausgebildeten Allgemeinmediziner:innen<br />
durchgeführt<br />
werden kann. Die Österreichische<br />
Lungenunion freute sich auch über<br />
das große Interesse der Jugend und<br />
möchte Lungenfitness-Aktionen an<br />
Schulen initiieren. Asthma und Allergien<br />
können mit einer Lungenfunktionsmessung<br />
gesichert diagnostiziert<br />
und frühzeitig erkannt werden.<br />
Relevanz der Aufklärung<br />
Die Österreichische Lungenunion<br />
fordert die Aufnahme der Spirometrie<br />
als Standarduntersuchung. Aktuell<br />
ist die Lungenfunktionsmessung<br />
noch kein fester Bestandteil<br />
der Vorsorgeuntersuchung und wird<br />
nicht in allen Bundesländern als<br />
Kassenleistung übernommen. Die<br />
Österreichische Lungenunion vertritt<br />
den Standpunkt, dass die Lungengesundheit<br />
und Lungenvorsorge<br />
mehr in den Fokus der medizinischen<br />
Expert:innen rücken muss,<br />
weshalb die Spirometrie unbedingt<br />
ein Teil der Vorsorgeuntersuchung<br />
werden muss. Die ÖLU hat sich<br />
ambitionierte Ziele gesteckt und will<br />
in diesem Zusammenhang bis zum<br />
Welt-Asthma-Tag am 2. Mai 2024<br />
noch mehr in der Gesundheitspolitik<br />
erreichen.<br />
14 <strong>Aufwind</strong> 4/23
Asthma/COPD<br />
Atemwege regelmäßig checken<br />
Asthma oder COPD? Für beide Krankheiten stehen je nach<br />
Befinden zahlreiche Therapien zur Verfügung. Um sicher zu sein,<br />
dass die Erkrankung unter Kontrolle ist und man immer die<br />
aktuell bestmögliche Behandlung erhält, sollte man regelmäßig<br />
ärztlichen Rat einholen.<br />
Bezahlte Anzeige der Firma AstraZeneca/AT-10383, 12/<strong>2023</strong><br />
Rund 1,3 Millionen Menschen leiden in Österreich an Asthma<br />
oder COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung).<br />
1,2 Bei beiden Krankheiten handelt es sich um eine<br />
chronische Entzündung der Atemwege, die durch externe<br />
Faktoren, wie etwa Tabakrauch (COPD) oder Allergene<br />
(Asthma) ausgelöst werden kann. Während Asthma meist<br />
im jüngeren Lebensalter erstmals und eher episodisch<br />
auftritt, wird COPD durch die schleichende Entwicklung<br />
im Großteil der Fälle erst nach dem 60. Lebensjahr festgestellt.<br />
Trotz dieser einfachen Unterscheidbarkeit werden<br />
regelmäßige ärztliche Kontrollen empfohlen, denn folgende<br />
Beschwerden treten bei beiden Erkrankungen gleichermaßen<br />
auf: Atemnot und Kurzatmigkeit, Atemgeräusche,<br />
Brustenge- und schmerz, langanhaltender Husten sowie<br />
abnehmende körperliche Leistungsfähigkeit. 3,4,5 COPD<br />
im Frühstadium wird oftmals als Asthma diagnostiziert,<br />
während schweres Asthma mit COPD verwechselt wird.<br />
Stufenweises Vorgehen bei Asthma<br />
Doch auch die mögliche Entwicklung von leichtem bis hin<br />
zu schwerem Asthma darf nicht unterschätzt werden. Die<br />
Veränderung verläuft schleichend und wird oft nicht gleich<br />
bemerkt. Bei milderen Asthmaformen kann bereits eine<br />
Änderung des Lebensstils, wie Raucherentwöhnung und<br />
mehr Sport mit gesünderer Ernährung, zu einer Verbesserung<br />
des Lebensgefühls führen. Die medikamentöse<br />
Behandlung hängt vom Schweregrad ab und wird stufenweise<br />
und individuell angepasst. Ziel ist es, die Entzündung<br />
in den Atemwegen in Schach zu halten und damit<br />
beschwerdefrei zu leben – auch bei schwerem Asthma.<br />
Info-Tipp<br />
Hier gibt’s auch einen Asthma-Risiko-Test<br />
und Hilfestellung, eine:n Arzt:Ärztin in der<br />
Nähe zu finden: www.atemwege.at/<br />
give-your-lungs-a-voice<br />
Sollte man jedoch trotz Therapie nachts aufgrund von<br />
Atemproblemen aufwachen, öfter als zweimal pro Woche<br />
tagsüber an Symptomen leiden und die Bedarfsmedikation<br />
brauchen, ist das Asthma nicht ausreichend unter<br />
Kontrolle. Der Arzt kann dann eine Stufe erhöhen und damit<br />
die Behandlung verstärken, um die Asthmakontrolle<br />
zu verbessern und das Risiko von plötzlichen Verschlechterungen<br />
(Exazerbationen) zu verringern. Sollten inhalierbare<br />
Therapien nicht mehr ausreichend oder orales Kortison<br />
notwendig sein, kommen schließlich Biologika zum<br />
Einsatz. 4 Mit diesen sogenannten monoklonalen Antikörpern<br />
kann maßgeschneidert therapiert werden und auch<br />
für Patient:innen, bei denen bis dato nicht zufriedenstellend<br />
therapiert werden konnte, gibt es eine Lösung. Bleibt<br />
das Asthma schließlich über längere Zeit gut kontrolliert<br />
und treten keine weiteren Verschlechterungen auf, kann<br />
man die Medikation wieder verringern.<br />
Fazit: Ein regelmäßiges Monitoring ist also wichtig, um<br />
Asthma gesichert von einer COPD zu unterscheiden und<br />
um Behandlungsmethoden frühzeitig und individuell<br />
einzusetzen sowie laufend anzupassen. Das ärztliche Ziel<br />
ist stets die Auswahl der bestmöglichen Therapie – unter<br />
der Beachtung neuester wissenschaftlicher Studien und<br />
der am österreichischen Markt verfügbaren Medikamente.<br />
Damit können Patient:innen trotz Erkrankung eine gute<br />
Lebensqualität ohne Einschränkungen oder Kompromisse<br />
im Alltag erreichen.<br />
Quellen:<br />
1<br />
https://gesundheitsverbund.at/welt-asthma-tag-am-2-mai-<strong>2023</strong>/<br />
(aufgerufen am 5.12.<strong>2023</strong>)<br />
2<br />
https://www.sozialversicherung.at/cdscontent/?contentid=10007.845444&portal=svportal<br />
(aufgerufen am 5.12.<strong>2023</strong>)<br />
3<br />
Lommatsch M et al. S2k-Leitlinie zur fachärztlichen Diagnostik<br />
und Therapie von Asthma <strong>2023</strong>.<br />
4<br />
Global Initiative for Asthma Management and Prevention, <strong>2023</strong>.<br />
Available from: www. ginasthma.org.<br />
5<br />
Global Initiative for Chronic Obstructive Lung Disease; <strong>2023</strong>.ilable<br />
from: goldcopd.org/<strong>2023</strong>-gold-report-2<br />
14 <strong>Aufwind</strong> 4/23
GEWINNSPIEL<br />
Impressum<br />
Herausgeber:<br />
Österreichische Lungenunion<br />
Obere Augartenstraße 26–28,<br />
1020 Wien<br />
Telefon/Fax: (01) 330 42 86<br />
E-Mail: office@lungenunion.at<br />
www.lungenunion.at<br />
Gewinnen Sie eine von 10 CDs/DVDs mit<br />
Stella Maria Barghouty<br />
Stella Maria Barghouty ist eine junge Künstlerin, die bereits von Kindesbeinen<br />
an Asthma litt. Durch Gesang hat sie ihr Asthma besser in den<br />
Griff bekommen und dabei auch ihre große Liebe zur Musik und ihr<br />
Stimmtalent entdeckt. Mit elf Jahren hatte sie bereits ein paar YouTube-<br />
Videos gemeinsam mit ihrem engagierten Vater online gestellt. In diesem<br />
Jahr gaben die beiden auch das erstes Video-Interview ihres Lebens – für<br />
die Österreichische Lungenunion. Denn Stella ist ein positives Beispiel,<br />
wie man mit Krankheit auch positiv umgehen kann und wahrlich das<br />
Beste daraus macht. Mit ihren nur 14 Jahren ist sie mittlerweile ein absoluter<br />
Profi und tritt unter anderem in Castingshows in Deutschland und<br />
England auf. Ihr erstes abendfüllendes Konzert gab sie zu Ehren der Österreichischen<br />
Lungenunion. Dieses stimmungsvolle Konzert gibt es nun<br />
auf CD/DVD zu gewinnen!<br />
Teilnahmebedingungen:<br />
• Senden Sie eine E-Mail an office@lungenunion.at,<br />
• schreiben Sie im Betreff „Stella“<br />
• und geben Sie Ihre Adresse an, damit Ihnen im Falle des Gewinnes<br />
das Set zugeschickt werden kann.<br />
Sie können auch gerne auf dem Postweg mitmachen. Dafür senden Sie<br />
bitte einen Brief oder eine Postkarte an:<br />
Österreichische Lungenunion<br />
Obere Augartenstraße 26–28, 1020 Wien<br />
Bitte auch mit dem Betreff „Stella“ versehen und Ihre Adresse angeben.<br />
Alle Infos: stellamusic.at, instagram-stellamariabarghouty<br />
FROHE WEIHNACHTEN UND EIN GESUNDES,<br />
SCHÖNES NEUES JAHR WÜNSCHT<br />
DIE ÖSTERREICHISCHE LUNGENUNION!<br />
Verlag & Redaktion:<br />
Unlimited Media<br />
Crisafulli & Stodulka Unlimited<br />
Media GmbH<br />
Kontakt:<br />
Thomas Stodulka:<br />
0699/11 08 92 73,<br />
stodulka@unlimitedmedia.at<br />
unlimitedmedia.at<br />
Redaktion:<br />
Thomas Stodulka, Eliana Crisafulli<br />
Wissenschaftlicher Beirat:<br />
Prof. Dr. Wolfgang Pohl (Leitung), Prim.<br />
Dr. Kurt Aigner, Doz. Dr. Georg-Christian<br />
Funk, Primaria Prof. in Dr. in Sylvia Hartl,<br />
Doz. Dr. Maximilian Hochmair, OÄ Dr. in<br />
Irmgard Homeier, Prof. Dr. DI Hans-<br />
Peter Hutter, Prof. Dr. Marco Idzko,<br />
Prof. in Dr. in Erika Jensen-Jarolim, Dr. in<br />
Beate Krenek, Prim. Prof. Dr. Josef<br />
Riedler, Prof. Dr. Zsolt Szepfalusi, Prim.<br />
Doz. Dr. Arschang Valipour, Prim. Dr.<br />
Norbert Vetter, Doz. Dr. Felix Wantke,<br />
Doz. Mag. Dr. Stefan Wöhrl, Prim. Dr.<br />
Gert Wurzinger, Doz. in Dr. in Angela<br />
Zacharasiewicz<br />
Lektorat: Alexandra Lechner<br />
Gestaltung: Unlimited Media<br />
Fotos: Unlimited Media,<br />
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