Urlaubsmagazin Wernigerode & Schierke
Zeit, zu bleiben.
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Streuobstwiesen -wichtiger<br />
Beitrag zur Artenvielfalt !<br />
Für uns Menschen sind sie vor allem ein natürlicher Obstgarten, in dem<br />
überwiegend alte, für den heutigen Markt weniger rentable Sorten wachsen<br />
dürfen. Für die Natur aber ist es wichtiger Lebensraum für Insekten,<br />
Vögel oder Kleintierarten.<br />
Rings um <strong>Wernigerode</strong> findet man diese noch:<br />
alte gepflegte Streuobstflächen mit ergiebigen<br />
Beständen. Hier gibt es nicht nur leckerste<br />
Obstsorten, sondern auch einen großen Reichtum<br />
an Insekten sowie anderen Lebewesen.<br />
Der Nordharzer-Streuobstwiesenverein betreut<br />
mehrere Streuobstanlagen in und um<br />
<strong>Wernigerode</strong> mit einer Gesamtfläche von ca.<br />
120.000 m 2 . Die Holtemmenaue im Gewerbegebiet<br />
Smatfelde ist mit 61.000 m 2 die größte aller<br />
im städtischen Besitz befindlichen Flächen.<br />
Laut Frank Schmidt, Vorstand des Vereins, gab<br />
es früher noch deutlich mehr Streuobstanlagen<br />
bzw. ganze wegbegleitende Obstalleen.<br />
Damals waren diese Obstanlagen wichtiger Bestandteil<br />
der Ernährung und wurden von den<br />
Kommunen an Interessenten verpachtet. Heute<br />
wird Obst zum großen Teil importiert. Das<br />
Interesse ist gesunken, da diese Art des Obstanbaus<br />
wirtschaftlich weniger rentabel ist.<br />
Trotzdem ist es wichtig, die unter Naturschutz<br />
stehenden Streuobstanlagen zu erhalten – sie<br />
stellen ein wertvolles Kulturgut dar und werden<br />
daher finanziell gefördert.<br />
Die Arbeit mit den Bienen wurde ihnen förmlich<br />
in die Wiege gelegt, denn schon der Opa<br />
von Dirk und Jörg Richter war Imker und liebte<br />
diese Tiere. Vor zehn Jahren begann dann auch<br />
Jörg Richter mit dem Imkern, nachdem er sich<br />
durch sämtliche Fachliteratur zu diesem Thema<br />
belesen hat. Seinen Bruder Dirk steckte er<br />
mit seiner wachsenden Begeisterung an und<br />
somit wurden die beiden Brüder auch beruflich<br />
zu einem Team.<br />
Oft sieht man sie, unterwegs mit ihrem Bienen-Mobil,<br />
auf dem Weg zu einem ihrer Bienenvölker.<br />
Die regionale Vermarktung, der<br />
ressourcenschonende Umgang und die wesensgerechte<br />
Arbeit mit den Bienen sind wichtig<br />
für die beiden. Ihr Wissen geben sie auch<br />
gern an andere weiter. Mit der eigenen Königinnen-Zucht<br />
RichterCarnicaZuchtHarz bieten<br />
sie interessierten Imkern die Möglichkeit, selbst<br />
sanftmütige und fleißige Bienen zu halten.<br />
Mehrere Bienenvölker stehen im Bürger- und<br />
Miniaturenpark, im „Zauberwäldchen“. Hier<br />
bieten Jörg und Dirk nicht nur Honigverkos-<br />
Den Honig der beiden Brüder gibt es auch in der<br />
Tourist-Information.<br />
27<br />
Zur Zeit gibt es 46 Vereinsmitglieder, doch die<br />
Zahl wächst. Unter ihnen sind auch etliche Imker.<br />
Durch die Gewährung von Fördermitteln<br />
hat der Verein auch einen Bildungsauftrag.<br />
Speziell Kindern soll die Bedeutung der Arbeit<br />
und die Auswirkung auf Natur und Umwelt<br />
vermittelt werden. So konnte der Verein z. B.<br />
die Streuobstfläche gegenüber des Kindergartens<br />
in Benzingerode sanieren. Der Kindergarten<br />
erntet im Gegenzug das Obst und sorgt<br />
für Sauberkeit und Ordnung auf dieser Fläche.<br />
Das größte Problem bei der Pflege von Streuobstflächen<br />
ist die Wiesenmahd und die Beseitigung<br />
des Schnittgutes. Eine Beweidung der<br />
Flächen durch Schafe und Ziegen ist ideal, findet<br />
aber mangels Schäfer und Weidetiere nur<br />
vereinzelt statt.<br />
Wer also Wert auf Naturschutz und gesundes,<br />
frisches Obst legt, ist gern gesehener Gast. Über<br />
freiwillige Helfer bei Arbeitseinsätzen freut sich<br />
der Verein allemal. Und das Gute ist: Jedermann<br />
kann sich am Obst bedienen und für den eigenen<br />
Bedarf pflücken, ohne zu bezahlen.<br />
ZWEI BRÜDER UND IHRE SÜSSE LEIDENSCHAFT<br />
tungen an. Bienenpräsentationen, Vorträge<br />
und auf alle Altersklassen abgestimmte Schulungen<br />
sollen auf die Unverzichtbarkeit der<br />
Bienen und ihrer Arbeit deutlich machen. Den<br />
köstlichen Honig kann man dann natürlich<br />
auch erwerben.<br />
KONTAKT:<br />
RichtersHonig.wordpress.com<br />
©Bürger- und Miniaturenpark<br />
Zeit, zu bleiben<br />
… FÜR ZUKUNFTSREISENDE<br />
ANDRÉ KOPPELIN<br />
IMKER<br />
Sie kümmern sich um Streuobstwiesen und<br />
Bienen – es gibt da einen Zusammenhang?<br />
Genau, mein Sohn ist gerade unterwegs und<br />
kümmert sich um eine Streuobstwiese, versucht<br />
dort, alte Obstbäume wieder neu zu<br />
beleben. Früher hatten wir hier im Harz circa<br />
7 Millionen Obstbäume, heute ist nur noch eine<br />
Handvoll davon übrig. Diese Kulturlandschaft<br />
zu erhalten, ist aufwändig, man muss auf so alte<br />
Bäume aufpassen, z. B. wenn sie von Misteln<br />
befallen werden und es dann noch zu wenig<br />
regnet, kann das einem alten Baum schon den<br />
Garaus machen. Wir pflanzen aber auch auf.<br />
Sie stellen dann Ihre Bienen im Frühjahr dazu?<br />
Viele denken ja immer, ein Imker hält Bienen für<br />
den Honig. Aber der Honig ist fast ein Nebenprodukt.<br />
Bienen sind, das weiß jedes Kind, wichtig<br />
für die Bestäubung von Pflanzen und Bäumen.<br />
Und selbst bei selbstbestäubenden Obstsorten<br />
ist es besser, ein Bienenvolk daneben zu stellen.<br />
Es hat sich nämlich herausgestellt, dass auch<br />
das Obst viel mehr Nährstoffe enthält, wenn die<br />
Blüten vorher doch, z.B. von Bienen, fremdbestäubt<br />
wurden.<br />
Schmeckt man das auch?<br />
Ich kann nur empfehlen, zur Erntezeit im Herbst<br />
bei unseren Streuobstwiesen vorbeizukommen.<br />
Wir laden jedes Jahr dazu ein, zu probieren,<br />
was wir da für Schätze ernten. So ein gutes,<br />
schmackhaftes Obst bekommt man im Supermarkt<br />
gar nicht.<br />
Aber Sie stellen Ihre Bienen nicht nur auf den<br />
Streuobstwiesen auf...<br />
Hier im Harz sind Bienen unverzichtbar für das<br />
Entstehen des neuen Waldes, also die Wildaussaat.<br />
Dazu muss man wissen, dass ein einziges<br />
Volk pro Jahr ungefähr 1 Milliarde Samen produziert.<br />
Das ist eine Menge! Davon werden manche<br />
zu Bäumen und der Rest ist Nahrung für die<br />
Vögel. Alles hängt mit allem zusammen...<br />
Wir verdanken den Bienen also viel. Was können<br />
wir denn für die Bienen tun?<br />
Wenn Sie Bienen etwas Gutes tun wollen, können<br />
Sie im Frühjahr in Ihrem Garten Schälchen<br />
aufstellen, die Sie großzügig mit Moos füllen<br />
und dann etwas Wasser hineintun. So können<br />
die Bienen auf dem Moos landen und das nötige<br />
Wasser aufnehmen, ohne zu ertrinken. Bienen<br />
brauchen nämlich viel Wasser, um im Frühjahr<br />
die Nahrungsvorräte wieder zu verflüssigen.