09.12.2023 Aufrufe

Chemnitz_zieht_an_Magazin_2024_deutsch

Fachkräftemagazin der CWE Chemnitz auf deutsch

Fachkräftemagazin der CWE Chemnitz auf deutsch

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

CZA<br />

CHEMNITZ ZIEHT<br />

AN.!de<br />

GELEBTE<br />

NACHBARSCHAFT<br />

Internationale Fachkräfte in<br />

der <strong>Chemnitz</strong>er Wirtschaft<br />

EIN PROJEKT VON<br />

&


LIEBE LESER:INNEN,<br />

in Deutschl<strong>an</strong>d sind aufgrund<br />

des demografischen W<strong>an</strong>dels<br />

in einigen Br<strong>an</strong>chen und Regionen<br />

die Fachkräfte knapp<br />

und Stellen unbesetzt, so<br />

dass teilweise Projekte nicht<br />

realisiert oder die Bäckerei<br />

von neben<strong>an</strong> schließen muss.<br />

Der zunehmende Fachkräftem<strong>an</strong>gel<br />

ist für Unternehmen<br />

mittlerweile das größte Geschäftsrisiko.<br />

Jedes Unternehmen<br />

k<strong>an</strong>n durch personalpolitische<br />

Entscheidungen dieser<br />

Entwicklung gegensteuern<br />

und selbst Initiative ergreifen,<br />

bisl<strong>an</strong>g unerschlossene Fachkräftepotenziale<br />

zu heben.<br />

Die Gewinnung ausländischer<br />

Fachkräfte sichert nicht nur<br />

den Fachkräftebedarf, sondern<br />

bereichert jedes Unternehmen.<br />

Kulturelle Vielfalt stärkt<br />

die Unternehmensattraktivität<br />

nach innen und außen – zum<br />

Beispiel in der Wahrnehmung<br />

als modernes, offenes und<br />

international orientiertes<br />

Unternehmen. Zudem vergrößert<br />

sich der Bewerberpool<br />

durch ausländisches Fachkräftepotenzial<br />

und erhöht die<br />

Ch<strong>an</strong>ce, eine passende K<strong>an</strong>didatin<br />

oder einen passenden<br />

K<strong>an</strong>didaten zu finden.<br />

Robert Czajkowski, Vorst<strong>an</strong>dsmitglied im Verein<br />

Wirtschaft für ein Weltoffenes Sachsen e.V.<br />

2


Die <strong>Chemnitz</strong>er Unternehmensgeschichten<br />

in diesem <strong>Magazin</strong> zeigen: Wer auf Fachkräftegewinnung<br />

aus dem Ausl<strong>an</strong>d setzt, muss<br />

auch auf Integration und Willkommenskultur<br />

im Betrieb setzen. Denn nur, wenn die ausländische<br />

Fachkraft sich in ihr neues berufliches<br />

und privates Umfeld einlebt und <strong>an</strong> der<br />

Gesellschaft teilhat, wird sie auch längerfristig<br />

im Unternehmen bleiben. Das mag zwar<br />

mit einem gewissen Aufw<strong>an</strong>d verbunden<br />

sein, doch es zahlt sich im Endeffekt aus und<br />

bedeutet Zukunftssicherung für das Unternehmen.<br />

Ein erfolgreiches Willkommens- und<br />

Diversity M<strong>an</strong>agement kreiert ein weltoffenes<br />

Image und steigert die Attraktivität ihrer<br />

Arbeitgebermarke. Die Etablierung einer<br />

Willkommenskultur signalisiert internationalen<br />

Fachkräften, dass sie in Ihrem Unternehmen<br />

Unterstützung erhalten und Wertschätzung<br />

erfahren. So fällt die Entscheidung bei<br />

mehreren Job<strong>an</strong>geboten im Zweifel für Sie.<br />

Unser Verein, Wirtschaft für ein Weltoffenes<br />

Sachsen e.V., berät Sie gern wie sie Weltoffenheit<br />

und Diversity in ihrem Unternehmen<br />

leben und Fachkräfte nachhaltig integrieren<br />

können. Wir sind für Sie da!<br />

Engagieren auch Sie sich für<br />

eine Vielfalt <strong>an</strong> Kulturen in<br />

<strong>Chemnitz</strong>, gelebte europäische<br />

Werte und eine kreative und offene<br />

Stadtgesellschaft im internationalen<br />

Austausch. Es ist Ihr<br />

Unternehmen, Ihre Stadt und<br />

Ihr Bundesl<strong>an</strong>d. Eine Demokratie<br />

ist nichts, was m<strong>an</strong> hat,<br />

sondern etwas, das m<strong>an</strong> sich<br />

stets erarbeiten muss. Nach<br />

dem Motto - schauen wir in<br />

den Spiegel und zitieren John<br />

F. Kennedy mit „Frage nicht,<br />

was dein L<strong>an</strong>d für dich tun<br />

k<strong>an</strong>n – frage, was du für dein<br />

L<strong>an</strong>d tun k<strong>an</strong>nst.“ Jeder Einzelne<br />

und jede Einzelne könne und<br />

solle mithelfen, z.B. auch dass<br />

die Kulturhauptstadt <strong>Chemnitz</strong><br />

ein Erfolg werde. Eine gerechte<br />

Gesellschaft, eine starke und<br />

wehrhafte Demokratie, nachhaltiger<br />

Wohlst<strong>an</strong>d – die Zukunft<br />

gestalten Sie! Entscheiden Sie<br />

über viele Themen von morgen,<br />

die uns in Zukunft betreffen<br />

werden mit Ihrer Stimme am 9.<br />

Juni <strong>2024</strong> für die Europawahl<br />

<strong>2024</strong> sowie am 1. September<br />

<strong>2024</strong> zur Wahl des 8. Sächsischen<br />

L<strong>an</strong>dtags!<br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeber:<br />

CWE <strong>Chemnitz</strong>er Wirtschaftsförderungsund<br />

Entwicklungsgesellschaft mbH<br />

Innere Klosterstraße 6-8,<br />

09111 <strong>Chemnitz</strong><br />

0371 3660-200<br />

office@cwe-chemnitz.de<br />

www.cwe-chemnitz.de<br />

www.chemnitz-<strong>zieht</strong>-<strong>an</strong>.de<br />

Redaktion/Gestaltung<br />

Stadtstreicher GmbH (V.i.S.d.P.)<br />

Hohe Straße 37, 09112 <strong>Chemnitz</strong><br />

Druck: Druckerei Gröer <strong>Chemnitz</strong><br />

Abdruck auch auszugs-weise nur nach<br />

schriftlicher Genehmigung des Herausgebers<br />

Erscheinung: Dezember 2023<br />

3


ZEFAS<br />

FIZU NDC<br />

CWE<br />

WER UNTERSTÜTZT BEI<br />

DER INTEGRATION IN<br />

DEN ARBEITSMARKT?<br />

Grafik: shutterstock<br />

Zweifelsohne ist es mit einem gewissen Aufw<strong>an</strong>d<br />

verbunden, Mitarbeitende aus dem Ausl<strong>an</strong>d<br />

ins Unternehmen zu integrieren. Doch davon<br />

sollte sich niem<strong>an</strong>d abhalten lassen. Denn<br />

Arbeits- und Fachkräfte aus dem Ausl<strong>an</strong>d helfen<br />

nicht nur dabei, freie Stellen zu besetzen, sondern<br />

tragen auch zu einer bunteren Unternehmenskultur<br />

bei und können frische Impulse in die Arbeit bringen. Ob<br />

Recruiting, Behördengänge, Sprachkurse, Workshops für<br />

die Beschäftigten oder Integrationsmaßnahmen – lokale<br />

und regionale Anlaufstellen sorgen mit ihren Angeboten<br />

dafür, dass der Start allen Beteiligten leichter fällt:<br />

4


ZEFAS – EIN LOTSE ZUR<br />

FACHKRÄFTESICHERUNG<br />

Das ZEFAS, Zentrum für Fachkräftesicherung<br />

und Gute Arbeit in und für<br />

Sachsen, unterstützt als Lotse Unternehmen<br />

beim Finden, Binden und Entwickeln<br />

von Mitarbeitenden. Das umf<strong>an</strong>greiche<br />

Online-Informations<strong>an</strong>gebot erleichtert<br />

den strukturierten Einstieg und gibt einen<br />

praxisnahen Überblick. Insbesondere<br />

im Bereich der arbeitsmarktbezogenen<br />

Zuw<strong>an</strong>derung bietet das ZEFAS eine<br />

breite Palette <strong>an</strong> Informationen und Hilfestellungen.<br />

Eine konkrete Unterstützung<br />

finden Unternehmen zusätzlich durch die<br />

Listung von Recruitingdienstleistern, die<br />

sich zur fairen Rekrutierung internationaler<br />

Fach- und Arbeitskräfte verpflichtet<br />

haben. Sächsische Unternehmen haben<br />

zudem die Möglichkeit, sich aktiv <strong>an</strong> Projekten<br />

zu beteiligen. Hierzu zählen das<br />

ZEFAS-Projekt zur beruflichen Integration<br />

von kirgisischen Auszubildenden und<br />

Fachkräften sowie das Arbeitsmarktmentoren<br />

Programm Sachsen. Letzteres hat<br />

zum Ziel, Menschen mit Migrationshintergrund<br />

bei der erfolgreichen Integration<br />

in den sächsischen Arbeitsmarkt zu<br />

unterstützen.<br />

www.zefas.sachsen.de<br />

FIZU – VERMITTLER<br />

FÜR ALLE BETEILIGTEN<br />

Der steigende Bedarf <strong>an</strong> Fachkräften aus<br />

dem Ausl<strong>an</strong>d lässt sich unter <strong>an</strong>derem <strong>an</strong><br />

den Unternehmen ablesen, die sich seit<br />

vier Jahren bei den sächsischen Fachinformationszentren<br />

Zuw<strong>an</strong>derung (FIZU)<br />

melden können. Allein bei der <strong>Chemnitz</strong>er<br />

Anlaufstelle waren es 2022 bereits mehr als<br />

200 – Tendenz steigend. Die Fachinformationszentren<br />

Zuw<strong>an</strong>derung sind in Sachsen<br />

zentrale Anlaufstellen für alle Zielgruppen<br />

im Bereich Zuw<strong>an</strong>derung in den Arbeitsmarkt.<br />

Ziel ist es, sachsenweit flächendeckend<br />

alle beteiligten Akteure in den<br />

Prozess einzubinden, um erfolgreich für die<br />

Menschen vor Ort zu agieren. So fungieren<br />

die Fachinformationszentren in Leipzig,<br />

Dresden und <strong>Chemnitz</strong> als Vermittler<br />

zwischen Zuw<strong>an</strong>dernden, Arbeitgeber:innen<br />

sowie Mitarbeiter:innen der Agentur<br />

für Arbeit, des Jobcenters und <strong>an</strong>deren<br />

Behörden. „Unternehmen, die unser Beratungs<strong>an</strong>gebot<br />

wahrnehmen, kommen<br />

mit g<strong>an</strong>z unterschiedlichen Settings. Wir<br />

unterstützen sie auf ihrem individuellen<br />

Weg, die Zuw<strong>an</strong>der:innen mit allen notwenigen<br />

Ansprechpartnern und Dokumenten in<br />

den jeweiligen Arbeitsmarkt zu integrieren“,<br />

sagt Antje Pfeifer. Bei den Fachkräften aus<br />

dem Ausl<strong>an</strong>d gilt es insbesondere, fehlendes<br />

Systemwissen der Migr<strong>an</strong>tinnen und<br />

Migr<strong>an</strong>ten zu kompensieren. „Die Einreise<br />

nach Deutschl<strong>an</strong>d ist ein sehr bürokratischer<br />

Prozess, wobei für uns selbstverständliche,<br />

alltägliche Dinge Anf<strong>an</strong>gs große<br />

Hürden darstellen.“<br />

Termine für die kostenfreie Beratung sind<br />

telefonisch unter 0371 520 271 74 oder per<br />

Mail <strong>an</strong> apfeifer@welcomesaxony.de möglich.<br />

NDC SACHSEN –<br />

VORBEREITUNG DURCH<br />

WORKSHOPS<br />

Integration ist ein Lernprozess. Dass gilt<br />

nicht nur für die Führungsetage eines<br />

Unternehmens, sondern für die gesamte<br />

Belegschaft. Fremde Kulturen, Unterschiede<br />

im Kommunikationsstil oder<br />

<strong>an</strong>dere Her<strong>an</strong>gehensweisen <strong>an</strong> die Arbeit<br />

können zur Herausforderung werden.<br />

Unternehmen sind deshalb gut beraten,<br />

die Mitarbeiter:innen frühzeitig in die<br />

Pläne zur Internationalisierung einzuweihen<br />

und gegebenenfalls Fortbildungen<br />

zum Thema <strong>an</strong>zubieten. Hier kommt das<br />

Netzwerk für Demokratie und Courage<br />

(NDC) Sachsen ins Spiel: „Wir arbeiten<br />

präventiv, machen im Rahmen von Workshops<br />

Vorurteile und Stereotypen sichtbar<br />

und erklären, wie Mech<strong>an</strong>ismen der<br />

Diskriminierung funktionieren. Darüber<br />

hinaus begleiten wir Unternehmen beratend,<br />

wenn die Integration mit größeren<br />

Herausforderungen verbunden ist als<br />

<strong>an</strong>f<strong>an</strong>gs gedacht“, erklären die beiden<br />

Bildungs- und Netzwerkreferenten Sylke<br />

Fritzsche und Heiko Weigel. Ihr Ziel: Die<br />

Vielfalt in der Belegschaft als Ch<strong>an</strong>ce<br />

statt als Hindernis wahrzunehmen. „Von<br />

der strategischen Einbeziehung kultureller<br />

Vielfalt in die Personalentwicklung von<br />

Unternehmen profitieren am Ende alle<br />

Seiten.“ Die für Unternehmen kostenfreie<br />

Anlaufstelle wird über das L<strong>an</strong>desprogramm<br />

Weltoffenes Sachsen gefördert.<br />

www.netzwerk-courage.de/sachsen<br />

www.welcomesaxony.de/<br />

fachinformationszentrumzuw<strong>an</strong>derung/<br />

5


ANKOMMEN<br />

IM TANDEM<br />

DER VEREIN START WITH A FRIEND E.V.<br />

SCHAFFT BEGEGNUNGEN AUF AUGENHÖHE<br />

Nicht wenige WG-Küchen mausern sich im Laufe der Zeit<br />

zu magischen Orten der Begegnung. Da wird gemeinsam<br />

gekocht, getrunken, gechillt, philosophiert, diskutiert und<br />

m<strong>an</strong>chmal entspringt eine berauschende Idee, die Hoffnung<br />

gibt und die Welt ein bisschen menschlicher macht. In solch<br />

einer WG-Küche mitten in Berlin wurde vor gut neun Jahren<br />

der Ged<strong>an</strong>ke zu „Start with a friend“ geboren, einem Projekt,<br />

das Eingew<strong>an</strong>derte und Einheimische auf Augenhöhe zusammenbringt.<br />

Die Idee hat sich bis heute in bundesweit 27<br />

Städten m<strong>an</strong>ifestiert. Seit 2022 gehört auch <strong>Chemnitz</strong> dazu.<br />

Fotos: Thomas Höppner<br />

Etwas verregnet verabschiedet sich<br />

<strong>Chemnitz</strong> in den Abend, als sich die<br />

Mitglieder und Freunde des Vereins<br />

„Start with a friend“ zum regelmäßigen<br />

Austausch treffen. Die Stimmung ist gut,<br />

die Pizza auch. Es wird viel gescherzt,<br />

alle genießen sichtbar das Mitein<strong>an</strong>der.<br />

Dass viele von ihnen Unvorstellbares<br />

erlebt haben, ist ihnen nicht <strong>an</strong>zumerken.<br />

Erst wenn sie auf die Verg<strong>an</strong>genheit<br />

<strong>an</strong>gesprochen werden, ist das Leid von<br />

ihren Gesichtern abzulesen. Schnell wird<br />

klar, dass sie lieber im Hier und Jetzt<br />

leben, die Sicherheit schätzen, Pläne<br />

schmieden und die neuen Perspektiven<br />

genießen. Doch nicht alle Gäste mit Migrationshintergrund<br />

sind irgendw<strong>an</strong>n aus<br />

ihrer Heimat geflüchtet. Auch Studierende<br />

aus <strong>an</strong>deren Ländern und Einheimische<br />

gesellen sich zur Gruppe, die im Laufe<br />

des Abends immer größer wird. Hier<br />

passiert im Kleinen, was wir uns fürs<br />

große G<strong>an</strong>ze so sehr wünschen – multikulturelles<br />

Zusammenleben in gegenseitigem<br />

Respekt. Mittendrin: Thomas Höp-<br />

6


pner, der bis vor wenigen Jahren kaum<br />

Berührungspunkte mit <strong>an</strong>deren Kulturen<br />

hatte. D<strong>an</strong>n kam die Flüchtlingswelle<br />

2015: „Die medialen Bilder haben sich<br />

bei mir eingebr<strong>an</strong>nt – besonders der<br />

syrische Junge, der damals <strong>an</strong> der türkischen<br />

Mittelmeerküste <strong>an</strong>geschwemmt<br />

wurde“, sagt er. „Da beg<strong>an</strong>n es in mir zu<br />

rattern: M<strong>an</strong> müsste mal…“ Ja, müsste<br />

m<strong>an</strong>, aber was? Wie k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> helfen?<br />

Geld spenden vielleicht. Aber wohin? Und<br />

kommt das d<strong>an</strong>n auch dort <strong>an</strong>, wo es<br />

benötigt wird?<br />

Schließlich traf der Filmproduzent, der<br />

unter <strong>an</strong>derem die Videos des <strong>Chemnitz</strong>er<br />

Basketballteams Niners realisiert,<br />

auf Muhammad Ahmad – auch „Moe“<br />

gen<strong>an</strong>nt. Die beiden lernten sich im<br />

Freizeitteam „Unknown Baskets“ kennen,<br />

trafen sich bei Niners-F<strong>an</strong>-Runden und<br />

verbrachten immer mehr Zeit mitein<strong>an</strong>der.<br />

Dieses Ziel verfolgt auch „Start with<br />

a friend“ – nur eben mit etwas Starthilfe.<br />

Der gemeinnützige Verein schafft im<br />

Sinne einer gelebten Vielfalt persönliche<br />

Begegnungen zwischen Menschen mit<br />

und ohne Einw<strong>an</strong>derungsgeschichte.<br />

Die Vision: Vorurteile abbauen, durch<br />

Freundschaften Halt geben und Netzwerke<br />

aufbauen. Das passiert in sogen<strong>an</strong>nten<br />

„T<strong>an</strong>dems“. Das Prinzip:<br />

Basierend auf gemeinsamen Interessen,<br />

Lebensumständen und nicht zuletzt dem<br />

Bauchgefühl des Orga-Teams bekommt<br />

jeder „Newcomer“ einen „Local“ vermittelt.<br />

Das sei nicht zu verwechseln mit<br />

einem Mentoren-Programm, wobei zum<br />

Beispiel Behördengänge erledigt werden.<br />

Es gebe keine Verpflichtungen und<br />

keinen Erfolgsdruck. „Es geht in erster<br />

Linie darum, auf Augenhöhe eine gute<br />

Zeit mitein<strong>an</strong>der zu verbringen und so<br />

das Ankommen zu erleichtern“, erklären<br />

Thomas und Moe, die über eine Mitbegründerin<br />

des Vereins von der Initiative<br />

erfuhren. Die beiden fackelten nicht<br />

l<strong>an</strong>ge und überzeugten im Sommer 2021<br />

per Online-Schalte die Berliner Vereinszentrale<br />

davon, dass gerade <strong>Chemnitz</strong><br />

das Angebot „Start with a friend“ - kurz:<br />

SwaF – benötigt.<br />

„Das ist ein echtes Dreamteam. Die<br />

Motivation der beiden war und ist groß“,<br />

schwärmt Josef Al-Khalili. Der Regiokoordinator<br />

Ost des Vereins stattet jedem<br />

St<strong>an</strong>dort zweimal im Jahr einen Besuch<br />

ab, um sich über den St<strong>an</strong>d der<br />

gemeinnützigen Arbeit zu erkundigen.<br />

Heute macht er zufällig in <strong>Chemnitz</strong><br />

Halt, mischt sich unter die Newcomer,<br />

spricht mit Locals und fühlt sich sichtlich<br />

wohl. „Wir hatten bei <strong>Chemnitz</strong> von<br />

Anf<strong>an</strong>g <strong>an</strong> ein gutes Gefühl – gerade vor<br />

dem Hintergrund der Ausschreitungen<br />

im Jahr 2018. Thomas und Moe waren<br />

sehr gut vorbereitet, hatten in der Stadt<br />

bereits gute Kontakte und ein Netzwerk<br />

aufgebaut.“ Solche Kriterien seien wichtig,<br />

um neue St<strong>an</strong>dorte zu etablieren<br />

– schließlich fin<strong>an</strong>ziere sich der Verein<br />

mithilfe von öffentlichen Fördermitteln.<br />

Die Vermittlung von T<strong>an</strong>dems sei in der<br />

Stadt zwar ausbaufähig – bisher konnten<br />

gut 20 gebildet werden –, dafür habe<br />

<strong>Chemnitz</strong> eine sehr lebendige Community.<br />

Mindestens zweimal im Monat trifft<br />

m<strong>an</strong> sich zu gemeinsamen Aktivitäten.<br />

Der erste Montag im Monat ist fest für<br />

den Stammtisch im Weltecho eingepl<strong>an</strong>t.<br />

Bis zu 35 Menschen aus 15 Nationen<br />

schauen d<strong>an</strong>n vorbei. Darüber hinaus<br />

schweißen Bowlingabende, Paddelboottouren<br />

oder gemeinsame Niners-Besuche<br />

die Gemeinschaft zusammen.<br />

Thomas hat Familie, ist im Job gut ausgelastet.<br />

Logisch, dass aus dem Umfeld<br />

öfter die Frage kommt: Warum halst du<br />

dir das auch noch auf? „Ich schätze den<br />

internationalen Austausch, interessiere<br />

mich für die Lebensgeschichten und<br />

ihren Weg nach <strong>Chemnitz</strong>. Ich will wissen,<br />

welche Probleme sie haben, ob sie glücklich<br />

sind“ erklärt der 39-Jährige, der im<br />

nächsten Moment sehr nachdenklich<br />

wirkt: „Die Arbeit macht etwas mit einem.<br />

Ich bin weiß, habe zwei Kinder, die in<br />

Sicherheit aufwachsen können – m<strong>an</strong> erkennt,<br />

wie privilegiert m<strong>an</strong> hier lebt. Besonders<br />

beim Bundestreffen des Vereins<br />

2022 in Köln ist mir das sehr bewusst<br />

geworden.“<br />

Thomas und Moe sind zwei von sechs<br />

Org<strong>an</strong>isator:innen im <strong>Chemnitz</strong>er Team.<br />

Bundesweit kümmern sich bis zu 350<br />

engagierte Mitglieder:innen um die Vermittlung<br />

von Menschen mit und ohne<br />

Einw<strong>an</strong>derungsgeschichte. Seit der<br />

Vereinsgründung 2014 f<strong>an</strong>den mehr als<br />

8.000 T<strong>an</strong>dems zusammen. Wer den<br />

Verein kennen lernen und unterstützen<br />

möchte, klickt am besten online rein.<br />

www.start-with-a-friend.de<br />

7


IN 17 STUNDEN ZUM<br />

BEWERBUNGSGESPRÄCH<br />

Foto: Ernesto Uhlm<strong>an</strong>n<br />

8


Die Geschichte von Jelena Blagojevic<br />

lässt sich im Prinzip in einem Wort<br />

zusammenfassen: Ehrgeiz. Denn wer<br />

sich für ein Bewerbungsgespräch 17<br />

Stunden auf eine 1.300 Kilometer l<strong>an</strong>ge<br />

Autofahrt begibt, muss ein klares Ziel<br />

vor Augen haben. Im April 2015 lautete<br />

dieses Ziel <strong>Chemnitz</strong>, wo sich die gebürtige<br />

Serbin beim Arbeitsmedizinischen<br />

Dienst <strong>Chemnitz</strong> ADC Dr. Grube<br />

GmbH – kurz: ADC – vorstellte. Heute<br />

gehört sie nicht nur fest zum Team, sie<br />

ist gleichzeitig ein Teil der Geschäftsleitung<br />

und Inhaber:innen, die das<br />

Unternehmen Ende 2022 von Firmengründer<br />

Dr. Grube übernahmen. Eine<br />

Erfolgsstory, so viel ist sicher. Doch<br />

der Weg dorthin war mit jeder Menge<br />

Arbeit und viel Fleiß verbunden.<br />

Das Ziel Deutschl<strong>an</strong>d st<strong>an</strong>d für Jelena Blagojevic<br />

bereits 2014 fest: „Ich habe in Serbien<br />

Medizin studiert, konnte auf normalem Wege<br />

allerdings keine Anstellung bekommen. Um<br />

trotzdem Erfahrungen zu sammeln und im<br />

Stoff zu bleiben, habe ich teilweise ohne Gehalt<br />

gearbeitet. Zwischendurch war ich sogar zwei<br />

Jahre als Lehrerin tätig.“ Also viel Mühe für<br />

nichts? Damit wollte sie sich nicht abfinden.<br />

Gemeinsam mit ihrem Ehem<strong>an</strong>n, fasste sie den<br />

Beschluss, Serbien den Rücken zu kehren, um<br />

in Deutschl<strong>an</strong>d Fuß zu fassen. „Viele meiner<br />

Kommilitonen haben den Schritt ebenfalls gewagt<br />

und sind nach Norwegen, Österreich oder<br />

Tschechien ausgew<strong>an</strong>dert.“ Jelena Blagojevic<br />

spricht heute fließend <strong>deutsch</strong>, keine Spur<br />

von Schwierigkeiten mit der Grammatik. Noch<br />

vor neun Jahren k<strong>an</strong>nte sie kein einziges<br />

<strong>deutsch</strong>es Wort. „Ich besuchte ein Jahr l<strong>an</strong>g<br />

eine Sprachschule und best<strong>an</strong>d schließlich<br />

die Prüfung der Kompetenzstufe B2.“ Mit<br />

diesem Qualifikationsnachweis dokumentieren<br />

Deutschlernende, dass sie in nahezu allen<br />

Kommunikationssituationen des Alltags und<br />

der Arbeitswelt souverän sprachlich h<strong>an</strong>deln<br />

können. Mittlerweile sei sie viel selbstbewusster<br />

und stolze Besitzerin eines C1-Sprachzertifikats,<br />

dass ihr Deutschkenntnisse auf weit<br />

fortgeschrittenem Niveau bescheinigt. Die<br />

Sprachbarriere war also überwunden, doch auf<br />

Fachkräfte aus dem Ausl<strong>an</strong>d wartet eine weitere<br />

große Hürde: die <strong>deutsch</strong>e Bürokratie. Hier<br />

kommt der ADC Dr. Grube ins Spiel, denn für<br />

Jelena Blagojevic war diese Hürde alleine kaum<br />

zu meistern: Berufserlaubnis, Behördengänge,<br />

Wohnungssuche, Konto-Eröffnung, Kitaplatz<br />

und Schule für ihre beiden Söhne, die damals 5<br />

und 16 Jahre alt waren. „Die meiste Unterstützung<br />

gab es durch meinen Arbeitgeber – das<br />

war echte Willkommenskultur“, sagt sie. Ob sie<br />

diesen Schritt noch einmal wagen würde? „Ja,<br />

auch wenn die erste Zeit sehr belastend war.<br />

Alles war <strong>an</strong>ders, die Kultur, die Sprache. Meine<br />

Söhne konnten kein Wort Deutsch. Es war für<br />

alle eine Ausnahmesituation.“ Heute fühlt sich<br />

Jelena Blagojevic <strong>an</strong>gekommen und arbeitet<br />

nach wie vor bei einem der größten privaten<br />

Dienstleister in den Bereichen Arbeitsmedizin,<br />

Arbeitssicherheit, Verkehrsmedizin sowie<br />

Reise- und Tropenmedizin.<br />

Der regional und überregional tätige Arbeitsmedizinische<br />

Dienst <strong>Chemnitz</strong> ADC Dr. Grube<br />

wurde nach der Wende von Dr. Grube gegründet.<br />

Bereits zu DDR-Zeiten erk<strong>an</strong>nte der<br />

damalige Leiter einer Poliklinik am St<strong>an</strong>dort<br />

Otto-Schmerbach-Straße die Bedeutung<br />

einer gesunden Belegschaft im Sinne der<br />

Leistungsfähigkeit, Wohlbefinden, Motivation<br />

und Produktivität. Auch heute noch steht der<br />

Mensch hier im Mittelpunkt und soll durch<br />

arbeitsmedizinische Vorsorge, Eignungsuntersuchungen<br />

und Einstellungsuntersuchungen,<br />

vor negativen Einflüssen, die die<br />

Arbeitsbedingungen mit sich bringen können,<br />

geschützt werden. Diese Fürsorgepflicht ist<br />

für Arbeitgeber übrigens verpflichtend. So<br />

gehören beispielsweise auch umf<strong>an</strong>greiche<br />

Untersuchungen nach Fahrerlaubnis-Verordnung<br />

für LKW, Bus, Taxi und Personenbeförderung,<br />

reisemedizinische Beratungen<br />

und Impfungen für berufliche und private<br />

Ausl<strong>an</strong>dsaufenthalte sowie betriebliches<br />

Eingliederungsm<strong>an</strong>agement und Gesundheitsm<strong>an</strong>agement<br />

oder sicherheitstechnische<br />

Beratung – alles mit modernster, digitaler<br />

Technik – zur täglichen Routine des Arbeitsmedizinischen<br />

Dienst <strong>Chemnitz</strong> ADC Dr.<br />

Grube. „Unser Team hat l<strong>an</strong>gjährige Erfahrung<br />

und bietet individuelle Lösungen passgenau<br />

zu den Anforderungen des Unternehmens.<br />

Wir beraten und unterstützen in allen Fragen<br />

des Arbeits- und Gesundheitsschutzes sowie<br />

der Gesundheitsprävention. Arbeitgeber nutzen<br />

gerne auch unsere Zusatzleistungen und<br />

Services wie Grippeschutzimpfungen oder<br />

Untersuchungen in den Unternehmen. Damit<br />

haben Mitarbeiter:innen keinen Anfahrtsweg<br />

und können nach erfolgter Untersuchung<br />

ihrer Tätigkeit wieder nachgehen“, erklärt<br />

Geschäftsführer Felix Ritter. Auch Jelena<br />

Blagojevic gehört acht Jahre nach ihrer Ankunft<br />

in <strong>Chemnitz</strong> zum Führungsteam, das<br />

sich für die Zukunft breiter aufstellen und<br />

verstärken möchte. Gesucht werden Fachkräfte<br />

für Arbeitssicherheit, Fachärzt:innen für<br />

Arbeitsmedizin, Medizinische Assistenz sowie<br />

Assistenzärzt:innen – gerne auch internationale<br />

Fachkräfte. „Schließlich haben wir mit<br />

motivierten Menschen aus dem Ausl<strong>an</strong>d sehr<br />

gute Erfahrungen gemacht.“<br />

WEITERE INFOS:<br />

ADC Dr. Grube GmbH<br />

chemnitz.jobs/amdgrube<br />

Unsere Mitarbeiter:innen<br />

stammen aus:<br />

Deutschl<strong>an</strong>d, Serbien, Slowakei, Polen<br />

Bewerbungen in Deutsch und Englisch <strong>an</strong>:<br />

karriere@adc-web.de<br />

4<br />

9


„DER WILLE ZÄHLT MEHR<br />

ALS DIE NATIONALITÄT“<br />

Fotos: Heitec AG<br />

Herr Krübel, neben den neun bundesweiten<br />

St<strong>an</strong>dorten ist die HEITEC AG auch<br />

im Ausl<strong>an</strong>d vertreten – unter <strong>an</strong>derem<br />

in Österreich, der Slowakei, Ungarn und<br />

China. Internationale Fachkräfte am<br />

St<strong>an</strong>dort <strong>Chemnitz</strong> sind für Sie also kein<br />

Neul<strong>an</strong>d?<br />

Das ist richtig. Wir bilden derzeit zum Beispiel<br />

zwei Fachkräfte aus China hier am<br />

St<strong>an</strong>dort aus, um vor Ort in Sh<strong>an</strong>ghai unsere<br />

Kundenst<strong>an</strong>dards umsetzen zu können.<br />

Das beinhaltet unter <strong>an</strong>derem zertifizierte<br />

Safety-Programmierung, die bei der Entwicklung<br />

sicherer Produktionsmaschinen<br />

eine große Rolle spielt. Darüber hinaus<br />

bilden wir Fachkräfte auch in Kooperation<br />

mit unseren Niederlassungen in Ungarn<br />

und Rumänien aus. Unsere Mitarbeiter:innen<br />

kamen aber auch schon aus Indien,<br />

Aserbaidsch<strong>an</strong>, dem Ir<strong>an</strong>, Russl<strong>an</strong>d, Weißrussl<strong>an</strong>d,<br />

Polen, Tschechien, Griechenl<strong>an</strong>d,<br />

Sp<strong>an</strong>ien und den USA. Der Anteil <strong>an</strong> internationalen<br />

Fachkräften aus dem Ausl<strong>an</strong>d<br />

macht bei uns aktuell einen Anteil von rund<br />

zehn Prozent aus.<br />

Welche Bedeutung hat der kulturelle<br />

Hintergrund aus aller Welt für den Erfolg<br />

des Unternehmens?<br />

Die verschiedenen Perspektiven aufgrund<br />

unterschiedlicher kultureller Mentalitäten<br />

sind g<strong>an</strong>z klar ein Gewinn für jedes<br />

Unternehmen. Ich würde die Bedeutung<br />

unserer Mitarbeiter:innen jedoch weniger<br />

<strong>an</strong> der Nationalität festmachen. Denn in<br />

erster Linie zählen bei uns die Einstellung<br />

und der Wille, gemeinsam etwas zu erreichen.<br />

Darauf legen wir auch bei <strong>deutsch</strong>en<br />

Bewerber:innen großen Wert. Erst gestern<br />

hatte ich ein interess<strong>an</strong>tes Telefonat mit<br />

einem jungen M<strong>an</strong>n aus Syrien, der in<br />

<strong>Chemnitz</strong> studiert und bei mir einen sehr<br />

guten Eindruck hinterlassen hat. Bei ihm<br />

war von Anf<strong>an</strong>g <strong>an</strong> der Wille erkennbar,<br />

dass er sich beruflich und persönlich hier<br />

integrieren möchte. Im Gegensatz dazu<br />

10


Das Zusammenspiel von Software, Mech<strong>an</strong>ik und<br />

Elektronik ist seit vier Jahrzehnten das Aushängeschild<br />

der HEITEC AG. Mit technisch hochwertigen<br />

und wirtschaftlichen Lösungen verhilft das<br />

Unternehmen weltweit mehr als 2.000 Kunden,<br />

ihre Produktivität zu steigern und Produkte zu<br />

optimieren.<br />

Dabei verfügen die rund 1.200 Mitarbeiter:innen<br />

<strong>an</strong> zahlreichen St<strong>an</strong>dorten im In- und<br />

Ausl<strong>an</strong>d über ein profundes, technisches<br />

Spezialwissen in Br<strong>an</strong>chen wie Automotive,<br />

Verpackungs technik, Energie, Medizin, Nahrungsund<br />

Genussmittel, Schiffbau, Luft- und Raumfahrt<br />

sowie Logistik. Allein in Deutschl<strong>an</strong>d zählt das Unternehmen<br />

mit Sitz in Erl<strong>an</strong>gen neun St<strong>an</strong>dorte, die<br />

sowohl eigenständig agieren als auch projektübergreifend<br />

zusammenarbeiten. In <strong>Chemnitz</strong> beschäftigt<br />

HEITEC mehr als 80 Mitarbeiter:innen, die nicht<br />

selten aus <strong>an</strong>deren Ländern den Weg ins<br />

Unternehmen finden. Wir wollten<br />

mehr wissen und haben bei<br />

St<strong>an</strong>dortleiter Holger Krübel<br />

nachgefragt.<br />

HOLGER KRÜBEL<br />

IM INTERVIEW<br />

gibt es leider auch g<strong>an</strong>z <strong>an</strong>dere Bewerbungen,<br />

die eher mit Überheblichkeit statt<br />

einem höflichen Umg<strong>an</strong>gston glänzen.<br />

Stichwort Integration: Welche Strategie<br />

verfolgt die HEITEC AG bei der l<strong>an</strong>gfristigen<br />

Bindung von internationalen<br />

Fachkräften?<br />

Für das Unternehmen ist es natürlich von<br />

Vorteil, wenn die internationalen Mitarbeiter:innen<br />

ihren Lebensmittelpunkt in<br />

<strong>Chemnitz</strong> oder in der Region haben. Mit<br />

einer fehlenden familiären Bindung sind<br />

Fachkräfte natürlich schneller geneigt,<br />

den Arbeitsplatz wieder zu wechseln oder<br />

Deutschl<strong>an</strong>d wieder den Rücken zu kehren.<br />

Darüber hinaus halten wir eine Unternehmenskultur<br />

hoch, die alle Mitarbeiter:innen<br />

gleichermaßen <strong>an</strong>spricht. Da gehören<br />

sportliche Team-Events wie der Firmenlauf<br />

und gemeinsame W<strong>an</strong>dertouren ebenso<br />

dazu wie Grillnachmittage oder Weindorf-<br />

Besuche. Als Sponsor der Niners verfolgen<br />

wir auch gemeinsam die Spiele unserer<br />

<strong>Chemnitz</strong>er Basketballer, die in Sachen<br />

Integration g<strong>an</strong>z klar eine Vorbildfunktion<br />

vermitteln. Das Beispiel zeigt recht <strong>an</strong>schaulich,<br />

wie ein Team aus internationalen<br />

Spielern zu Spitzenleistungen fähig ist.<br />

Diesen Spirit nehmen wir immer wieder<br />

gerne ins Unternehmen mit.<br />

Wie sieht es mit <strong>deutsch</strong>en Sprachkenntnissen<br />

aus? Sind diese Voraussetzung,<br />

um hier am St<strong>an</strong>dort Fuß zu fassen?<br />

Auch wenn wir ein international agierendes<br />

Unternehmen sind, ist es von Vorteil, gute<br />

Deutschkenntnisse entweder mitzubringen<br />

oder sich im Laufe der Zeit <strong>an</strong>zueignen.<br />

Unsere Arbeit in der Region und auf bundesweiter<br />

Ebene ist viel mit Kundenpflege<br />

verbunden. Kundenkontakt und -gespräche<br />

gehören zu unserem täglichen Geschäft. Ein<br />

wichtiger Termin fällt m<strong>an</strong>chmal sogar <strong>deutsch</strong>en<br />

Mitarbeiter:innen schwer. Jetzt stellen<br />

Sie sich vor, Sie beherrschen die Sprache<br />

der Kunden nicht und sollen komplexe Sachverhalte<br />

klären. Natürlich k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> sich mit<br />

den Kunden in der Regel auch in englischer<br />

Sprache unterhalten. D<strong>an</strong>n sind kommunikative<br />

Missverständnisse aber nicht<br />

ausgeschlossen. Es gibt zusätzlich übrigens<br />

auch Herausforderungen, auf die wir keinen<br />

Einfluss haben – beispielsweise US-Gesetze<br />

mit weltweiter Gültigkeit. Hintergrund sind<br />

S<strong>an</strong>ktionsgesetze gegen bestimmte Staaten,<br />

die der Kongress in Washington beschlossen<br />

hat. So ist zum Beispiel Fachpersonal aus<br />

dem Ir<strong>an</strong> aufgrund des Embargos wesentlich<br />

schwieriger nach Deutschl<strong>an</strong>d zu vermitteln.<br />

Vielen D<strong>an</strong>k für den interess<strong>an</strong>ten<br />

Einblick.<br />

Sehr gerne.<br />

WEITERE INFOS:<br />

HEITEC AG<br />

chemnitz.jobs/heitec<br />

Unsere Mitarbeiter:innen<br />

stammen aus:<br />

Deutschl<strong>an</strong>d, China, Indien, Sp<strong>an</strong>ien, Schweiz, USA<br />

Bewerbungen in Deutsch und Englisch <strong>an</strong>:<br />

Steph<strong>an</strong>ie.Titz@heitec.de<br />

6<br />

11


„AUF VIELEN<br />

EBENEN EIN<br />

GEWINN“<br />

Auf dem Gelände des Europarks im Süden von<br />

<strong>Chemnitz</strong>, wo auch die iFD GmbH ihren Hauptsitz<br />

hat, ist auf mehreren Schildern „Parkplatzordnung“<br />

zu lesen – zunächst nichts ungewöhnliches.<br />

Erst nach dem Gespräch mit den internationalen<br />

Fachkräften des Unternehmens wird klar: ja,<br />

irgendwie ist das doch typisch <strong>deutsch</strong>. In unserem<br />

L<strong>an</strong>d ist eben alles geregelt, gerne auch in<br />

doppelter und dreifacher Ausführung. Nichts wird<br />

dem Zufall überlassen. Warum das Fachkräfte aus<br />

dem Ausl<strong>an</strong>d dennoch nicht abschreckt, haben uns<br />

Hossam, Ashfag und Nikunj erzählt.<br />

Nikunj<br />

Ashfaq<br />

Hossam<br />

Photos: iFD GmbH<br />

12


1990 als Entwicklungsdienstleiter für die<br />

Intralogistik gegründet, zählt die iFD Group<br />

heute zu einer festen Größe im Bereich<br />

Logistiksoftware. Ob Lagerverwaltung,<br />

Materialflusssteuerung und Staplerleitsysteme<br />

– das Unternehmen entwickelt für<br />

automatisierte und m<strong>an</strong>uelle Bereiche der<br />

Intralogistik in Industrie und H<strong>an</strong>del modular<br />

aufgebaute Anwendungen. Diese lassen<br />

sich in nahezu jedes logistische Umfeld<br />

integrieren und zeichnen sich durch eine<br />

intuitive Bedienung aus. Unternehmen wie<br />

BMW, Audi, Komsa, Siemens oder Schnellecke<br />

Logistics bauen auf das Know-how<br />

der mehr als 100 Mitarbeitenden der iFD<br />

Group mit Hauptsitz in <strong>Chemnitz</strong>. Und dieses<br />

Know-how verkörpern zu zehn Prozent<br />

auch internationale Fachkräfte, die auf<br />

g<strong>an</strong>z unterschiedliche Weise den Weg ins<br />

Unternehmen finden.<br />

Der aus Ägypten stammende Werksstudent<br />

Hossam wurde beispielsweise<br />

von einem technischen Firmenpartner<br />

aus Karlsruhe empfohlen, wo sich der<br />

heute 45-jährige auf einer Karrieremesse<br />

vorstellte. „Es ist bereits mein zweiter<br />

Aufenthalt in Deutschl<strong>an</strong>d. Das erste Mal<br />

bin ich 2012 als Stipendiat im Rahmen<br />

einer Kooperation zwischen Ägypten und<br />

Deutschl<strong>an</strong>d hierhergekommen.“ Nach<br />

seinem Master-Studium in Kassel zog es<br />

ihn zunächst zurück in die Heimat, wo er<br />

jahrel<strong>an</strong>g als Projektm<strong>an</strong>ager arbeitete.<br />

Deutschl<strong>an</strong>d, das „L<strong>an</strong>d der Ideen“, ließ ihn<br />

aber nie endgültig los. „Mich hat immer beeindruckt,<br />

dass <strong>deutsch</strong>e Unternehmen in<br />

die Zukunft denken und sich nicht auf dem<br />

Erreichten ausruhen.“ Eine Eigenschaft, die<br />

auch Hossam mitbringt. Sein Interesse <strong>an</strong><br />

den Zukunftsthemen Big Data und Künstliche<br />

Intelligenz führte ihn schließlich <strong>an</strong><br />

die Fakultät für Wirtschaftsinformatik der<br />

Hochschule Furtw<strong>an</strong>gen. Seine Bachelor-Arbeit<br />

schreibt er seit Sommer 2023<br />

für ein Jahr l<strong>an</strong>g bei der iFD GmbH. Für<br />

Hossam steht fest: „Meine Zukunft liegt in<br />

Deutschl<strong>an</strong>d. Dafür muss ich noch mein<br />

Deutsch verbessern“, schmunzelt er fast<br />

entschuldigend unter seinem Basecap<br />

hervor.<br />

„Das gilt umgekehrt übrigens auch für<br />

uns“, ergänzt Prokuristin Sus<strong>an</strong>n Erkm<strong>an</strong>n.<br />

„Die Ankunft unserer Werksstudenten<br />

haben wir vor Kurzem zum Anlass genommen,<br />

English-Days einzuführen – drei<br />

Tage im Monat, <strong>an</strong> denen ausschließlich<br />

Englisch bei uns gesprochen wird.<br />

Wir org<strong>an</strong>isieren außerdem regelmäßig<br />

Englischkurse über die Volkshochschule,<br />

um die Kenntnisse der Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter zu verbessern oder aufzufrischen.“<br />

Das sei wichtig, um künftig<br />

internationale Märkte erschließen zu<br />

können. Ein multikulturelles Unternehmen,<br />

das Mitarbeiter:innen aus allen Ecken der<br />

Welt beschäftigt, bringe darüber hinaus<br />

einen weiteren Wettbewerbsvorteil mit<br />

sich: „In Kundengesprächen – beispielsweise<br />

im arabischen Raum – ist es immer<br />

etwas <strong>an</strong>deres, wenn sich Muttersprachler<br />

unterein<strong>an</strong>der verständigen. Das schafft<br />

auf Anhieb eine Vertrauensbasis.“<br />

Dieser enorme Wert der internationalen<br />

Fachkräfte sei in vielen Köpfen aber noch<br />

gar nicht <strong>an</strong>gekommen, sagt Hossam<br />

„Viele qualifizierte Leute mit echtem Willen<br />

zur Weiterentwicklung, ziehen weiter, weil<br />

sie sich hier nicht <strong>an</strong>gekommen fühlen.<br />

Das muss sich unbedingt ändern.“ Zudem<br />

sei Deutschl<strong>an</strong>d im Gegensatz zu <strong>an</strong>deren<br />

Ländern unflexibler und komplizierter.<br />

„Vieles könnte schneller und einfacher gehen.<br />

Das L<strong>an</strong>d ist über die Maßen org<strong>an</strong>isiert<br />

und systematisch“, meint Hossam, der<br />

seine Aussage mit einer Anekdote seines<br />

kaputten Kühlschr<strong>an</strong>ks untermauert. „Der<br />

wurde von zwei Leuten inspiziert, bevor<br />

der Dritte ihn schließlich repariert hat. Das<br />

hatte wohl mit Zuständigkeiten zu tun.“<br />

Ashfag muss lachen und nickt zustimmend.<br />

Der 22-jährige Mitbewohner von<br />

Hossam stammt aus Indien und ist ebenfalls<br />

seit Juli 2023 als Werksstudent bei<br />

der iFD GmbH tätig. Neben seiner Bachelor-Arbeit<br />

lernt er das Unternehmen und<br />

die Software im Rahmen vieler kleiner<br />

Projekte kennen. Die <strong>deutsch</strong>e Qualitätsarbeit,<br />

vor allem im Softwarebereich, habe<br />

ihn nach Deutschl<strong>an</strong>d gelockt. Indien hole<br />

in diesem Bereich zwar auf, doch einen<br />

Job zu finden und Geld zu verdienen sei in<br />

seinem Heimatl<strong>an</strong>d wesentlich schwieriger.<br />

Was er <strong>an</strong> seiner aktuellen Wirkungsstätte<br />

schätzt? „Das gute Umfeld und die offene<br />

Kommunikation. Ich habe von Beginn <strong>an</strong><br />

bei allen Fragen Unterstützung erhalten.<br />

Von der Stadt habe ich leider noch gar<br />

nicht viel gesehen, weil ich mit dem Einrichten<br />

unserer Wohnung beschäftigt war.“<br />

Nikunj springt für Ashfag ein und beschreibt<br />

die Stadt als besonders grün und<br />

nicht zu groß oder zu klein. „Sie hat genau<br />

die richtige Größe“, sagt der 30-Jährige. Er<br />

muss es wissen, schließlich hat er im Zuge<br />

seiner Ausbildung schon einige Städte<br />

bereist: Nach einem abgeschlossenen Studium<br />

in Indien folgte 2015 ein Masterstudium<br />

in Deutschl<strong>an</strong>d. Er absolvierte währenddessen<br />

ein Praktikum in Fr<strong>an</strong>kfurt,<br />

schrieb seine Abschlussarbeit in Augsburg<br />

und arbeitete <strong>an</strong>schießend bei Siemens in<br />

Stuttgart. Bei iFD unterschrieb er vor zwei<br />

Jahren einen unbefristeten Arbeitsvertrag<br />

und fasste in der Simulation Fuß. Aktuell<br />

bildet sich Nikunj im Bereich der Software-<br />

Entwicklung weiter.<br />

Sus<strong>an</strong>n Erkm<strong>an</strong>n sieht in den internationalen<br />

Fachkräften viel mehr als „nur“ einen<br />

wirtschaftlichen Mehrwert für das Unternehmen.<br />

„Mit ihren g<strong>an</strong>z unterschiedlichen Mentalitäten,<br />

religiösen und kulturellen Hintergründen<br />

haben sie einen positiven Einfluss<br />

auf das Mindset unserer Belegschaft“, weiß<br />

sie aus Erfahrung. „Durch die vielfältigen<br />

Sichtweisen erweitert sich der eigene Erfahrungshorizont<br />

und auch die ein oder <strong>an</strong>dere<br />

l<strong>an</strong>destypische Leckerei wurde hier schon<br />

kredenzt“, erinnert sich Sus<strong>an</strong>n Erkm<strong>an</strong>n<br />

lächelnd. „Fachkräfte aus dem Ausl<strong>an</strong>d sind<br />

einfach auf so vielen Ebenen ein Gewinn.“<br />

WEITERE INFOS:<br />

iFD GmbH<br />

chemnitz.jobs/ifd<br />

Unsere Mitarbeiter:innen<br />

stammen aus:<br />

Deutschl<strong>an</strong>d, Russl<strong>an</strong>d, Indien, Syrien, Ägypten,<br />

Ukraine, Bulgarien, USA, Moldawien<br />

Bewerbungen in Deutsch, Englisch und Arabisch <strong>an</strong>:<br />

personal@ifd-gmbh.com<br />

9<br />

13


Fotos: Scia Systems GmbH<br />

OBERFLÄCHLICH, ÄTZEND &<br />

VERSTRAHLT ZUM ERFOLG<br />

Wenn es irgendwo richtig glattgeht, d<strong>an</strong>n bei der scia Systems GmbH – und zwar buchstäblich! Denn das Aushängeschild der mehr als 200 Mitarbeiter:innen<br />

ist eine Oberflächenbearbeitung, die so präzise ist, dass selbst die Oberfläche von hochgl<strong>an</strong>zpoliertem Edelstahl in der Nahaufnahme<br />

einem Alpenp<strong>an</strong>orama ähnelt. Zum Vergleich: Besagter Edelstahl hat einen sogen<strong>an</strong>nten Rauheitswert zwischen 0,1 und 0,5 Mikrometern. Bei<br />

der Bearbeitung von ultra-dünnen Schichten auf Siliziumwafern, die beispielsweise für Smartphones benötigt werden, schafft scia Systems glatte<br />

Oberflächen mit einem Höhenunterschied von gerade einmal 0,001 Mikrometern. Das ist ein N<strong>an</strong>ometer oder ein millionstel Millimeter!<br />

14


WEITERE INFOS:<br />

scia Systems GmbH<br />

chemnitz.jobs/scia<br />

Bewerbungen <strong>an</strong>:<br />

Sus<strong>an</strong> Förster, 0371 33561-285<br />

bewerbung@scia-jobs.de<br />

Kein Wunder, dass die Anlagen zur präzisen<br />

Oberflächenbearbeitung weltweit<br />

gefragt sind – von den USA bis China.<br />

Basierend auf Ionenstrahl- und Plasmatechnologien<br />

werden sie für verschiedene<br />

Beschichtungs-, Ätz- und Reinigungsprozesse<br />

eingesetzt, unter <strong>an</strong>derem in<br />

den Industriezweigen Mikroelektronik<br />

und Präzisionsoptik. „Sie können sich<br />

das wie S<strong>an</strong>dstrahlen im N<strong>an</strong>ometerbereich<br />

vorstellen“, erklärt Marketing<br />

M<strong>an</strong>agerin M<strong>an</strong>dy Eckert. So werden<br />

beispielsweise alle 798 Segmente des<br />

Hauptspiegels im weltweit größten<br />

Teleskop in Chile mit Anlagen von scia<br />

Systems bearbeitet. Für Augmented-<br />

Reality-Brillen ätzen die Maschinen des<br />

Unternehmens feinste optische Gitter<br />

ins Glas und auch in der Medizin kommt<br />

das Know-how zum Tragen – unter<br />

<strong>an</strong>derem bei der Beschichtung von<br />

sogen<strong>an</strong>nten Stents, medizinischen<br />

Impl<strong>an</strong>taten aus Metall. „Wir behaupten<br />

sogar, dass 99,9 Prozent der <strong>Chemnitz</strong>er:innen<br />

schon ein Smartphone in<br />

der H<strong>an</strong>d hielten, dessen Bauteile über<br />

unsere Maschinen gelaufen sind“, sagt<br />

M<strong>an</strong>dy Eckert selbstbewusst. Diese Maschinen<br />

mit der Bezeichnung scia Trim<br />

200 sorgen in der Halbleiterfertigung<br />

für eine größere Ausbeute der Grundplatten<br />

(Wafer) und sind gleichzeitig der<br />

Verkaufsschlager des Unternehmens.<br />

Für <strong>an</strong>dere Industriebereiche können<br />

die scia Systems-Maschinen gut und<br />

gerne auch mal bis zu 15 Meter l<strong>an</strong>g und<br />

60 Tonnen schwer sein. Im Durchschnitt<br />

verlassen jedes Jahr 40 Anlagen die<br />

Produktion. Vor Ort am St<strong>an</strong>dort <strong>an</strong> der<br />

Clemens-Winkler-Straße sei das vergleichsweise<br />

junge Unternehmen zwar<br />

noch nicht auf internationale Fachkräfte<br />

<strong>an</strong>gewiesen, doch die Zusammenarbeit<br />

mit Unternehmen im Ausl<strong>an</strong>d spiele<br />

dennoch eine entscheidende Rolle:<br />

„Weltweit übernehmen 17 Verkaufspartner<br />

den Vertrieb, vertreten uns auf<br />

Messen und kümmern sich auch mit<br />

Service-Kräften um die internationalen<br />

Projekte.“ Der Vorteil dieser Zusammenarbeit:<br />

„Unsere Partner kennen die<br />

regionalen und lokalen Gepflogenheiten<br />

vor Ort. Ein Verkaufsgespräch in China<br />

unterscheidet sich beispielsweise enorm<br />

von einer Unternehmensvorstellung<br />

in der Türkei.“ Doch auch wenn sich<br />

die Zusammenarbeit mit internationalen<br />

Fachkräften derzeit noch auf das<br />

Ausl<strong>an</strong>d beschränkt, beobachtet scia<br />

Systems den hiesigen Arbeitsmarkt<br />

sehr genau. Vor allem im h<strong>an</strong>dwerklichen<br />

und im IT-Bereich könne es mehr<br />

Nachwuchs geben. Dass offene Stellen<br />

am <strong>Chemnitz</strong>er St<strong>an</strong>dort künftig mit<br />

Fachkräften aus dem Ausl<strong>an</strong>d besetzt<br />

werden, sei deshalb nicht ausgeschlossen,<br />

betont M<strong>an</strong>dy Eckert. „Die größten<br />

Herausforderungen sehen wir dabei in<br />

Qualifikation und Sprachbarrieren. Zur<br />

Verständigung in der Belegschaft und<br />

mit Kund:innen sind gute Deutschkenntnisse<br />

unbedingt erforderlich.“ Um den<br />

Fachkräftebedarf auch in Zukunft zu<br />

stemmen, bildet scia Systems übrigens<br />

künftige Industriemech<strong>an</strong>iker:innen<br />

und Mechatroniker:innen selber aus.<br />

Ab dem Ausbildungsjahr <strong>2024</strong> kommen<br />

Fachkräfte für Lagerlogistik hinzu.<br />

Und wer einmal im Unternehmen Fuß<br />

fasst, bleibt sehr wahrscheinlich auch<br />

länger: „Wir haben in der Belegschaft<br />

wenig Fluktuation“, sagt M<strong>an</strong>dy Eckert<br />

stolz. „Das liegt am guten Mitein<strong>an</strong>der,<br />

den hierarchiearmen Strukturen und<br />

kurzen Wegen. Darüber hinaus tragen<br />

Urlaubs- und Weihnachtsgeld, eine<br />

eigene K<strong>an</strong>tine und familienfreundliche,<br />

flexible Arbeitszeiten zur Zufriedenheit<br />

der Mitarbeiter:innen bei.“ Und wenn<br />

sich die Gelegenheit ergibt, werde auch<br />

mal gemeinsam gefeiert. Soviel sei verraten:<br />

Solche Gelegenheiten gibt es bei<br />

scia Systems genug.<br />

15


Fotos: Joh<strong>an</strong>nes Richter, AWO <strong>Chemnitz</strong><br />

„ICH ARBEITE MIT<br />

DEM GANZEN HERZEN“<br />

Die Ausbildung zur Pflegefachkraft ist vielseitig, abwechslungsreich und erfordert viel<br />

Hingabe für die Sache. Anhaltender Fachkräftem<strong>an</strong>gel im Bereich der Pflege machen<br />

Menschen mit abgeschlossener Ausbildung zu den Retter:innen der Stunde, denn auch<br />

der demografische W<strong>an</strong>del lässt die Uhren hier nicht stillstehen. Visel Bozhigi hat als<br />

internationaler Azubi seine Ausbildung bei der AWO <strong>Chemnitz</strong> im März 2023 abgeschlossen<br />

und berichtet im Gespräch von seinem Werdeg<strong>an</strong>g.<br />

Visel Bozhigi ist 31 Jahre, dreifacher Vater<br />

und Pfleger mit Herzblut. Er trägt eine rote<br />

Pflegebluse, eine weiße Hose und eine k<strong>an</strong>tige<br />

Brille. Heute ist er 4 Uhr aufgest<strong>an</strong>den.<br />

Er kommt aus Alb<strong>an</strong>ien, wo er eine Saison<br />

im Drittliga-Fußballverein Sopoti Librazhd<br />

spielte. Nach einer Verletzung versuchte er<br />

sich rund ein Jahr als Trainer und kam 2018<br />

nach Deutschl<strong>an</strong>d. Etwa zwei Jahre arbeitete<br />

er hier auf Montage. Um mehr Zeit mit<br />

seiner Familie zu verbringen, entschied er<br />

sich 2020 für die Ausbildung bei der AWO.<br />

Er ist der Inbegriff eines Familienmenschen:<br />

er liebt seine Kinder, seine Frau und deren<br />

Wohl ist Visels höchstes Gut. Doch gleiches<br />

gilt auch für seine Bewohner:innen.<br />

„Wenn ich auf der Arbeit bin, fühle ich mich,<br />

als wäre ich in meinem Haus mit meinen<br />

Bewohnern. Ich fühle mich hier wie in einer<br />

Familie und versuche, das Dasein aller Bewohner<br />

hier besser zu machen“, so Visel<br />

Bozhigi. Auf der Kurzzeitpflegestation ist das<br />

Mitein<strong>an</strong>der ein sehr schönes: Es werden<br />

viele Späße gemacht, erst heute hat er mit<br />

den Bewohner:innen gesungen und nach<br />

einer längeren Kr<strong>an</strong>kschreibung wurde<br />

er zahlreich vermisst. Die Bewohner:innen<br />

mögen Visel, da er ihnen das Gefühl gibt,<br />

nicht allein zu sein. Beiläufig sagt er mit<br />

einer sympathischen Selbstverständlichkeit:<br />

„Ich sehe das nicht nur als eine Arbeit, ich<br />

arbeite mit dem g<strong>an</strong>zen Herzen“.<br />

Über seine erfolgreiche Ausbildung spricht<br />

Visel Bozhigi retrospektiv sehr positiv. Als<br />

einziger internationaler Azubi in seinem<br />

Jahrg<strong>an</strong>g erhielt er stets viel Unterstützung<br />

von Kolleg:innen, Mitschüler:innen und dem<br />

Praxis<strong>an</strong>leiter der AWO. Während <strong>an</strong>dere<br />

WEITERE INFOS:<br />

AWO - Arbeiterwohlfahrt<br />

<strong>Chemnitz</strong><br />

chemnitz.jobs/awo<br />

Unsere Mitarbeiter:innen<br />

stammen aus:<br />

Bulgarien, Tunesien, Irak, Griechenl<strong>an</strong>d, Ir<strong>an</strong>, Syrien,<br />

Brasilien, Türkei, russische Förderation, Vietnam, Polen,<br />

Kuba, Senegal, Indien<br />

Bewerbungen in Deutsch min. B2 Niveau:<br />

bewerbung@awo-chemnitz.de<br />

Mitazubis lediglich ihre Prüfungen schreiben<br />

mussten, kümmerte sich Visel nebenbei<br />

noch um Papierkram zur Verlängerung<br />

seines Aufenthaltstitels. Kaum ein Beruf ist<br />

so sinnstiftend, wie der einer Pflegefachkraft.<br />

Und besonders wenn Beruf und die<br />

eigene Berufung mitein<strong>an</strong>der H<strong>an</strong>d in H<strong>an</strong>d<br />

gehen, arbeitet m<strong>an</strong> wie Visel – mit dem<br />

g<strong>an</strong>zen Herzen.<br />

Fotos: Joh<strong>an</strong>nes Richter<br />

14<br />

16


„Ich musste immer wieder erklären, dass m<strong>an</strong> P<strong>an</strong>i Puri mit<br />

den Händen isst. M<strong>an</strong> muss die Teigtaschen mit den Soßen<br />

füllen und d<strong>an</strong>n schnell reinbeißen“, lacht Priyal Narola. „Als<br />

ich meinem Vater Zuhause erzählt habe, dass das niem<strong>an</strong>d<br />

wusste, konnte er sich das gar nicht vorstellen.” Anlässlich<br />

des kulinarischen Get Together seiner Firma, hat der<br />

Ingenieur für Prozessentwicklung sein liebstes indisches<br />

Streetfood zubereitet: Knusprige, frittierte Teigbällchen aus<br />

Weizenmehl, Maisstärke und Grieß (P<strong>an</strong>i), die mit einem<br />

mehr oder weniger flüssigen Curry (Puri) gefüllt werden.<br />

alle ausländischen Mitarbeitenden der<br />

Sprache so mächtig, dass sie in jeder<br />

Situation uneingeschränkt kommunizieren<br />

können. „D<strong>an</strong>n ist es schon hilfreich,<br />

wenn m<strong>an</strong> ein bisschen Englisch k<strong>an</strong>n.“<br />

[HINDI: GUTEN<br />

APPETIT!]<br />

Es war das erste Event dieser Art, das<br />

die Firma 3D-Micromac ver<strong>an</strong>staltet<br />

hat: Internationale Spezialitäten statt<br />

wie sonst Rostbratwurst vom Grill. Jeder<br />

der internationalen Mitarbeitenden, der<br />

teilnehmen wollte, erhielt arbeitsfreie Zeit<br />

und ein kleines Budget, um entweder zu<br />

kochen oder ein Lieblingsessen in einem<br />

Restaur<strong>an</strong>t zu besorgen. „Schließlich<br />

kocht nicht jeder gern”, fügt Personalreferentin<br />

Maria Göbel hinzu. Seit 2022<br />

kümmert sie sich vorr<strong>an</strong>gig um die interkulturellen<br />

Begegnungen und die Integration<br />

der internationalen Mitarbeitenden<br />

- schließlich ist ihre Zahl bei 3D-Micromac<br />

nicht gering: Insgesamt 21 der 197 Angestellten<br />

kommen aus dem Ausl<strong>an</strong>d.<br />

Gemeinsam entwickeln sie Lasersysteme,<br />

die Photovoltaik-Zellen für Satelliten<br />

oder Gläser für AR-Brillen schneiden,<br />

mikrofeine Löcher in Filter bohren und<br />

auch sonst jede Arbeit übernehmen, <strong>an</strong><br />

der <strong>an</strong>dere herkömmliche Werkzeuge<br />

wegen m<strong>an</strong>gelnder Präzision scheitern.<br />

„Die Maschinen, die wir entwickeln,<br />

finden ihren Einsatz in der Regel bei der<br />

Herstellung von Produkten und Technologien,<br />

die erst 2030, 2035, 2040 auf<br />

den Markt kommen werden“, fügt Maria<br />

Göbel sichtlich stolz hinzu.<br />

Um auch als Unternehmen selbst<br />

so zukunftsfähig zu bleiben wie ihre<br />

Technologien, hat 3D-Micromac die<br />

Internationalisierung längst als Ch<strong>an</strong>ce<br />

im allgegenwärtigen Kampf gegen den<br />

Fachkräftem<strong>an</strong>gel erk<strong>an</strong>nt – was gleichbedeutend<br />

heißt, eine Arbeitskultur zu<br />

schaffen, in der sich Mitarbeitende jeder<br />

Herkunft wohlfühlen. Laut Priyal Narola<br />

macht 3D-Micromac hier schon vieles<br />

richtig: „Die Arbeitsweise ist <strong>an</strong>ders als in<br />

Indien. Hier gibt es eine flache Hierarchie.<br />

Ich habe mehr Freiraum, meine Ideen<br />

und Vorschläge einzubringen. Das sorgt<br />

auch für ein freundliches und unterstützendes<br />

Mitein<strong>an</strong>der und eine entsp<strong>an</strong>nte<br />

Arbeitsatmosphäre.” Gleichzeitig achtet<br />

Maria Göbel darauf, dass neu eingestellte<br />

Personen möglichst ein paar grundlegende<br />

Englisch-Skills mitbringen. Die<br />

Unternehmenssprache sei zwar nach<br />

wie vor Deutsch, jedoch seien noch nicht<br />

Aktuell pl<strong>an</strong>t sie bereits das nächste kulinarische<br />

Get Together und trägt Ideen<br />

zusammen - „schließlich können wir jetzt<br />

nicht jedes Mal unsere Internationals kochen<br />

lassen“. Auch wenn es sicher einige<br />

gibt, die gern ein weiteres Gericht von<br />

Priyal Narola probieren würden. „Vielleicht<br />

lassen wir das nächste Mal ja die<br />

Kollegen aus Bayern kochen.“ (lacht)<br />

WEITERE INFOS:<br />

3D‐Micromac AG<br />

chemnitz.jobs/3d<br />

Unsere Mitarbeiter:innen<br />

stammen aus:<br />

Deutschl<strong>an</strong>d, China, Indien, Ir<strong>an</strong>, Kasachst<strong>an</strong>,<br />

Russl<strong>an</strong>d, Ukraine, Syrien, Tschechische Republik,<br />

Tunesien, Türkei, USA<br />

Bewerbungen in Deutsch oder Englisch <strong>an</strong>:<br />

jobs@3d-micromac.com<br />

Fotos: Joh<strong>an</strong>nes Richter<br />

12<br />

17


INDIVIDUELLE WILLKOMMENS-<br />

PAKETE & BUDDIES<br />

AUF AUGENHÖHE<br />

18<br />

Fotos: Staffbade<br />

WÄHREND VIELE UNTERNEHMEN DERZEIT LANGSAM<br />

BEGINNEN, IHRE PERSONELLEN FÜHLER INTER-<br />

NATIONAL AUSZURICHTEN, GEHÖRT STAFFBASE ZU<br />

DEN VORREITERN AUF DIESEM GEBIET.


Das liegt quasi in der Natur des Unternehmens,<br />

dass <strong>2024</strong> zwar erst sein<br />

zehnjähriges Gründungsjubiläum begeht,<br />

aber bereits in sieben weiteren<br />

Ländern vertreten ist – neben Deutschl<strong>an</strong>d<br />

in den Niederl<strong>an</strong>den, Großbrit<strong>an</strong>nien,<br />

Finnl<strong>an</strong>d, Schweden, den USA<br />

sowie in K<strong>an</strong>ada und Australien. Weltweit<br />

mehr als 700 Mitarbeiter:innen arbeiten<br />

<strong>an</strong> der von Staffbase entwickelten<br />

Kommunikations plattform, die Unternehmen<br />

und ihre Mitarbeiter:innen verbindet<br />

– am Desktop, via E-Mail, Chat oder<br />

über eine App. Allein der <strong>Chemnitz</strong>er<br />

St<strong>an</strong>dort zählt 165 Mitarbeitende, darunter<br />

internationale Fachkräfte aus 14<br />

Nationen. Mit Begriffen wie Aufenthaltsund<br />

Niederlassungserlaubnis, Blaue<br />

Karte EU oder Visum kennt sich Marie<br />

Friedrich, Leiterin Personal, deshalb<br />

bestens aus. „Trotzdem ist die Eingliederung<br />

in die hiesige Arbeitswelt immer ein<br />

zäher und aufreibender Prozess. Monatel<strong>an</strong>ges<br />

Warten auf die Arbeitserlaubnis<br />

ist keine Ausnahme, sondern die Regel.“<br />

Sie weiß auch: „Damit ist es jedoch nicht<br />

get<strong>an</strong>. Unsere Willkommenskultur endet<br />

nicht am Arbeitsplatz, sondern erstreckt<br />

sich auch darüber hinaus. Das heißt, wir<br />

bieten einen sogen<strong>an</strong>nten Relocation-<br />

Service <strong>an</strong> und schnüren individuelle<br />

Pakete, die unter <strong>an</strong>derem Hilfe im Falle<br />

eines Umzugs oder bei der Suche nach<br />

Kita- und Schulplätzen für die Kinder<br />

beinhalten. Themen wie Kr<strong>an</strong>kenkasse,<br />

Versicherungen und Spracherwerb<br />

spielen dabei ebenso eine Rolle. Eine Einbindung<br />

in den Alltag ist ein wesentlicher<br />

Schritt zur vollständigen Integration.“<br />

Auch beim Onboarding, der zielgerichteten<br />

Integration neuer Mitarbeiter ins<br />

Unternehmen, wird bei Staffbase nichts<br />

dem Zufall überlassen. Sogen<strong>an</strong>nte<br />

Buddies stehen den neuen Teammitgliedern<br />

als direkte Ansprechpartner:innen<br />

zur Seite und machen sie mit allen<br />

wichtigen Informationen vertraut. Sie<br />

agieren ähnlich wie Mentor:innen – aber<br />

auf Augenhöhe. Dabei unterscheidet<br />

Staffbase zwei Arten von Buddies: Role<br />

Buddies kommen in der Regel aus demselben<br />

Team oder ähnlichen Funktionen<br />

und erläutern das direkte Arbeitsumfeld.<br />

Culture Buddies dagegen helfen den<br />

neuen Mitarbeitenden, die Vision, Kultur<br />

und Strategie des Unternehmens zu<br />

verstehen. Dabei komme es nicht selten<br />

vor, dass auch kulturelle Eigenheiten<br />

der Deutschen einer Erklärung bedürfen,<br />

wie Marie Friedrich erzählt: „Eine<br />

indische Mitarbeiterin, deren Tochter vor<br />

der Einschulung st<strong>an</strong>d, konnte mit dem<br />

Zuckertüten-Brauch nichts <strong>an</strong>f<strong>an</strong>gen.<br />

Damit die Kleine am ersten Schultag<br />

nicht das einzige Kind ohne Schultüte<br />

ist, leisteten unsere Eltern im Unternehmen<br />

wichtige Aufklärungsarbeit“, lacht<br />

die Personalleiterin und ergänzt: „Auch<br />

gemeinsame Office-Events helfen beim<br />

Kennenlernen und bei der Vernetzung<br />

unterein<strong>an</strong>der – mal <strong>an</strong> der Softeis-Maschine,<br />

mal bei einer Tüte Popcorn oder<br />

bei einer großen Halloween-Party.“ Auf<br />

Weihnachtsfeiern im klassischen Sinne<br />

verzichte m<strong>an</strong> jedoch, um den religiösen<br />

Hintergrund aller Mitarbeiter:innen<br />

zu respektieren. „Dafür feiern wir eine<br />

Holiday-Party, unabhängig von Religion<br />

und Glauben.“ Unternehmen, die sich mit<br />

ihrem Personal ebenso international aufstellen<br />

möchten, rät sie: „Einfach machen<br />

und nicht auf wegweisende politische<br />

Veränderungen hoffen. Diversität in der<br />

Belegschaft bringt viele verschiedene<br />

Perspektiven, Fähigkeiten und kulturelle<br />

Einflüsse mit, die die Kreativität und<br />

Innovationskraft fördern.“<br />

WEITERE INFOS:<br />

Staffbase GmbH<br />

chemnitz.jobs/staffbase<br />

Unsere Mitarbeiter:innen<br />

stammen aus:<br />

Deutschl<strong>an</strong>d, Alb<strong>an</strong>ien, Tschechei, Ägypten, Fr<strong>an</strong>kreich,<br />

Indien, Indonesien, Kasachst<strong>an</strong>, Kirgist<strong>an</strong>, Lettl<strong>an</strong>d,<br />

Morocco, Pakist<strong>an</strong>, Romänien, Russische Förderation, USA<br />

Bewerbungen in Deutsch oder Englisch <strong>an</strong>:<br />

www.staffbase.com/jobs<br />

15<br />

19


„AUF DIE GEMEINSAMEN<br />

WERTE KOMMT ES AN“<br />

Das persönliche Gespräch mit einer Geschäftsführerin fördert m<strong>an</strong>chmal mehr zutage als Informationen rund um die<br />

Firmenphilosophie. Es löst auch so m<strong>an</strong>ches Rätsel. Warum am Empf<strong>an</strong>g der DELTA BARTH Systemhaus GmbH in Limbach-<br />

Oberfrohna ein riesengroßer Korb, gefüllt mit Nashi-Birnen steht, zum Beispiel. „G<strong>an</strong>z einfach, ich bin L<strong>an</strong>dwirtin im Nebenerwerb<br />

und teile gerne“, lacht Annett Barth, die im Hauptberuf als Geschäftsführerin das 2011 von ihrem Vater gegründete<br />

IT-Unternehmen leitet.<br />

Fotos: DELTA BARTH Systemhaus GmbH<br />

Was 1990 mit Vertrieb von Computertechnik<br />

beg<strong>an</strong>n, unterstützt heute<br />

Unternehmen bei der Optimierung von<br />

ANNETT BARTH, GESCHÄFTSFÜHRERIN<br />

digitalen, firmeninternen Prozessen –<br />

<strong>an</strong>gef<strong>an</strong>gen beim PC-Arbeitsplatz bis<br />

hin zum Aufbau komplexer Netzwerke.<br />

Die eigene Kernsoftware DELECO®<br />

verbindet dabei alle Abteilungen eines<br />

Unternehmens – insbesondere in den<br />

Br<strong>an</strong>chen Maschinen- und Anlagenbau<br />

– und vernetzt Daten, Informationen<br />

und Arbeitsabläufe gewinnbringend<br />

mitein<strong>an</strong>der. Hinter den br<strong>an</strong>chenspezifischen<br />

Lösungen stehen 65 schlaue<br />

Köpfe, die DELTA BARTH nicht nur mit<br />

ihrer Arbeitskraft, sondern vor allem<br />

mit ihren individuellen Persönlichkeiten<br />

bereichern. Wir wollten mehr wissen und<br />

trafen Annett Barth zum Interview.<br />

Wie gefragt das Know-how der DELTA<br />

BARTH Systemhaus GmbH ist, lässt sich<br />

nicht zuletzt <strong>an</strong> Ihren Mitarbeiterzahlen<br />

ablesen: Seit 2011 hat sich die Anzahl von<br />

30 auf 65 mehr als verdoppelt. Das ist vor<br />

dem Hintergrund des steigenden Fachkräftem<strong>an</strong>gels<br />

nicht selbstverständlich.<br />

Viele Unternehmen spüren den M<strong>an</strong>gel<br />

<strong>an</strong> Fachpersonal deutlich. Das geht uns<br />

ähnlich, jedoch haben wir das Glück,<br />

dass zahlreiche Arbeitnehmerinnen<br />

und Arbeitnehmer in der Verg<strong>an</strong>genheit<br />

über Empfehlungen auf uns aufmerksam<br />

geworden sind. Das macht uns stolz und<br />

spricht für unsere Unternehmenskultur.<br />

Mitarbeiter:innen schätzen besonders,<br />

dass unser Familienbetrieb in einer Zeit<br />

des W<strong>an</strong>dels kontinuierlich und beständig<br />

bleibt. Zur Beständigkeit zählt am<br />

Ende auch die Besonderheit, dass unsere<br />

Entwickler:innen die gesamte Prozesskette<br />

bis zur Inbetriebnahme der auf<br />

die jeweiligen Wünsche <strong>an</strong>gepassten<br />

Software mitgestalten. So eine Plattform,<br />

auf der Kundenwünsche zielgerichtet<br />

umgesetzt werden können, findet m<strong>an</strong><br />

nicht überall.<br />

Ist das der Grund, warum Ihre Mitarbeiter:innen<br />

über Jahre und sogar Jahrzehnte<br />

dem Unternehmen treu bleiben?<br />

(lacht). Das und unser Firmenkoch<br />

„Goldi“, der seit 25 Jahren die leckersten<br />

Menüs zaubert. Eine firmeninterne Umfrage<br />

hat wirklich ergeben, dass unsere<br />

hauseigene Küche g<strong>an</strong>z oben auf der<br />

Liste der beliebtesten Benefits steht. Um<br />

20


das Mittagessen muss sich also niem<strong>an</strong>d<br />

Ged<strong>an</strong>ken machen. Aber auch das<br />

E-Bike-Leasing und die Zuschüsse für<br />

ÖPNV und Kita tragen ein Stück weit zur<br />

Zufriedenheit unserer Mitarbeiter:innen<br />

bei. Und donnerstags ist bei uns generell<br />

Home-Office-Tag. Das ist eine zusätzliche<br />

Entlastung für Kolleginnen und Kollegen,<br />

die teilweise bis zu 50 Kilometer l<strong>an</strong>ge<br />

Arbeitswege zurücklegen müssen. Das<br />

Arbeiten von zu Hause aus ist auch<br />

öfters möglich. Allerdings legen wir Wert<br />

darauf, dass mehr als 50 Prozent der<br />

Arbeitszeit im Unternehmen stattfindet.<br />

Denn wenn sich Mitarbeiter nur noch<br />

über Online-Sitzungen austauschen und<br />

die Unternehmenskultur nicht hautnah<br />

miterleben, wird der Arbeitsplatz irgendw<strong>an</strong>n<br />

beliebig.<br />

Inwiefern sind junge Auszubildende ein<br />

Teil dieser Firmenkultur?<br />

Die Förderung von Nachwuchstalenten<br />

ist ein fester Best<strong>an</strong>dteil unserer Philosophie.<br />

Wir bieten jährlich Ausbildungsplätze<br />

zu Fachinformatiker:innen für<br />

Anwendungsentwicklung sowie zu Fachinformatiker:innen<br />

für Systemintegration<br />

<strong>an</strong>. Darüber hinaus sind wir von Anf<strong>an</strong>g<br />

<strong>an</strong> Praxispartner der Berufsakademie<br />

Glauchau. Die Professor:innen kennen<br />

und schätzen uns, weil sie wissen, dass<br />

die neuen Teammitglieder bei uns g<strong>an</strong>z<br />

im Sinne eines Familienunternehmens<br />

praxisnah begleitet werden. Sie werden<br />

von Beginn ihres dualen Studiums <strong>an</strong> in<br />

alle Arbeitsprozesse einbezogen. Neben<br />

einem Ausbildungsver<strong>an</strong>twortlichen gibt<br />

es bei uns außerdem einen org<strong>an</strong>isatorischen<br />

Ansprechpartner und fachliche<br />

Mentoren – diese Kombination hat sich<br />

über die Jahre hervorragend etabliert.<br />

Die DELTA BARTH Systemhaus GmbH<br />

betreut <strong>deutsch</strong>l<strong>an</strong>dweit rund 300 Unternehmen.<br />

Überlegen Sie m<strong>an</strong>chmal, die<br />

Fühler auch über die Grenzen hinaus<br />

auszustrecken?<br />

In der Tat, solche Überlegungen gab es<br />

immer mal wieder. Für die Zukunft k<strong>an</strong>n<br />

ich das nicht ausschließen, doch zurzeit<br />

macht es für uns keinen Sinn, zu exp<strong>an</strong>dieren.<br />

Wir sind ein Unternehmen zum<br />

Anfassen und wollen das auch bleiben.<br />

Das heißt, wir betreuen unsere Anwender:innen<br />

nicht nur am Telefon, sondern<br />

besuchen sie für den technischen Support<br />

in der Regel auch vor Ort.<br />

Heißt das auch, dass internationale Fachkräfte<br />

für DELTA BARTH noch kein Thema<br />

sind?<br />

Wir beschäftigen zwar Mitarbeiter mit<br />

ausländischen Wurzeln, aber das hat sich<br />

über die eing<strong>an</strong>gs erwähnten Empfehlungen<br />

ergeben. Aktiv gesucht haben<br />

wir noch nicht. Unsere internationalen<br />

Fachkräfte stammen aus Bulgarien<br />

und Indien, sind jedoch seit Jahren<br />

in der Region verwurzelt und fühlen<br />

sich <strong>an</strong>gekommen. Sie legen Wert auf<br />

ein l<strong>an</strong>gfristiges Arbeitsverhältnis und<br />

schätzen das familiäre Umfeld unseres<br />

Unternehmens. Darüber hinaus überzeugen<br />

sie durch ihre Expertise und bringen<br />

sich als Teamplayer ein. Darauf legen wir<br />

übrigens auch bei unseren <strong>deutsch</strong>en<br />

Fachkräften großen Wert. Wenn m<strong>an</strong><br />

unterein<strong>an</strong>der direkt und auf Augenhöhe<br />

kommunizieren k<strong>an</strong>n, fühlt m<strong>an</strong> sich<br />

im Unternehmen gut aufgehoben. Das<br />

ist auch der Grund, warum ich mich mit<br />

Stellenausschreibungen recht schwertue.<br />

Das reine Abklopfen von Qualifikationen<br />

sagt nichts über Bewerber:innen aus. Ich<br />

schaue mir Menschen lieber persönlich<br />

<strong>an</strong> und bekomme so ein Gespür dafür, <strong>an</strong><br />

welchen Stellen im Unternehmen sie sich<br />

am besten entfalten können.<br />

Vielen D<strong>an</strong>k für das freundliche Gespräch.<br />

Gerne.<br />

WEITERE INFOS:<br />

DELTA BARTH<br />

Systemhaus GmbH<br />

chemnitz.jobs/delta-barth<br />

Unsere Mitarbeiter:innen<br />

stammen aus:<br />

Deutschl<strong>an</strong>d, Bulgarien, Indien<br />

Bewerbungen <strong>an</strong> Annett Barth, Geschäftsführerin:<br />

bewerbungen@delta-barth.de<br />

3<br />

21


DIE REVOLUTION DES<br />

BEWERBUNGSPROZESSES<br />

Im Business Village <strong>an</strong> der Beckerstraße<br />

13 kommt zusammen, was in einer Sharing<br />

Economy zusammengehört: Hochmoderne<br />

Büro- und Konferenzräume für<br />

Unternehmen, Start-Ups und Coworker,<br />

entworfen und gestaltet von der Bürol<strong>an</strong>d<br />

GmbH treffen auf die digitalen Workplace<br />

Solutions der e-dox GmbH. Was nicht<br />

fehlen darf sind die passenden Hum<strong>an</strong><br />

Resources, die das Business Village mit<br />

Leben füllen. Doch die Firma App Concept<br />

wollte nicht einfach nur das nächste Jobportal<br />

entwickeln...<br />

ALIF KHAN<br />

22


Was Recruiting und Online-Dating gemeinsam<br />

haben? Die Suche nach dem<br />

perfekten Match! Mit JobsNavi ist es<br />

App Concept nicht nur gelungen, den<br />

Bewerbungsprozess zu revolutionieren,<br />

sondern sich dabei auch gleich<br />

selbst als Best Case auszuzeichnen.<br />

Basierend auf KI funktioniert JobsNavi<br />

wie eine Dating App - multilingual und<br />

damit international. Der Fokus liegt<br />

vorr<strong>an</strong>gig auf IT-Fachkräften für den<br />

Mittelst<strong>an</strong>d. Allein in B<strong>an</strong>gladesch sind<br />

derzeit etwa 400 Professionals registriert,<br />

die aktiv Jobs in Europa und<br />

Deutschl<strong>an</strong>d suchen. Auf diese Weise<br />

findet App Concept auch seine eigenen<br />

Mitarbeitenden - unter <strong>an</strong>derem Alif<br />

Kh<strong>an</strong> aus Dhaka. Nach seinem Bachelor<br />

in B<strong>an</strong>gladesch recherchiert er<br />

nach Universitäten, die einen Master in<br />

Automotive Software Engineering <strong>an</strong>bieten<br />

und stößt so auf die TU <strong>Chemnitz</strong>.<br />

Mit Ende des Studiums beginnt<br />

er nach Jobs zu suchen und wird auf<br />

JobsNavi aufmerksam: “It was a lucky<br />

coincidence, that we met!”, erzählt er.<br />

Um Alif Kh<strong>an</strong> eine Perspektive im<br />

Unternehmen zu geben und ihm das<br />

Bleiben zu erleichtern, packt Chef<br />

Uwe Thuß auch gern persönlich <strong>an</strong>: So<br />

begleitete er seinen neuen Mitarbeiter<br />

nicht nur für die Be<strong>an</strong>tragung der<br />

Blue Card zur Einw<strong>an</strong>derungsbehörde,<br />

sondern half auch dabei, eine passende<br />

Wohnung zu finden und schließlich<br />

auch die Möbel umzuziehen. Heute, ein<br />

knappes Jahr später, spricht Uwe Thuß<br />

bereits über eine zukünftige Firmenbeteiligung<br />

von Alif Kh<strong>an</strong> als eingetragener<br />

Gesellschafter. Die letzte Hürde,<br />

die es noch zu meistern gilt, ist die<br />

<strong>deutsch</strong>e Sprache: Erst das Level B1<br />

wird dem B<strong>an</strong>gladescher den dauerhaften<br />

Wohnsitz in <strong>Chemnitz</strong> gar<strong>an</strong>tieren.<br />

Doch er lacht: B<strong>an</strong>gla, Hindi, Arabisch<br />

- das seien schwere Sprachen.<br />

Deutsch aber, mit seinem lateinischen<br />

Alphabet, sei vergleichsweise leicht.<br />

Die <strong>an</strong>gepasste Unternehmenssprache<br />

ist demnach nur eine der vielen Selbstverständlichkeiten,<br />

mit denen App<br />

Concept das Mitein<strong>an</strong>der mit seinen<br />

internationalen Mitarbeitenden leichter<br />

und vor allem spaßiger machen<br />

will. Auf der Liste stehen außerdem<br />

Firmenevents, gemeinsame Besuche<br />

von Weihnachtsmarkt und Weinfest<br />

oder die Möglichkeit, jederzeit remote<br />

zu arbeiten. Doch so gern Alif Kh<strong>an</strong><br />

auch in seine Heimatstadt Dhaka reist,<br />

um dort für eine Weile die Familie zu<br />

besuchen, so sehr schätzt er auch die<br />

Büroatmosphäre in <strong>Chemnitz</strong>. Trotz<br />

der Freiheit, von Zuhause zu arbeiten,<br />

kommt er jeden Tag ins Business<br />

Village: “I c<strong>an</strong>’t create that atmosphere<br />

at home, working from such <strong>an</strong> office is<br />

extraordinary!” - ein Kompliment mehr<br />

<strong>an</strong> Bürol<strong>an</strong>d und <strong>an</strong> den (internationalen)<br />

Erfolg des Business Village.<br />

Fotos: Joh<strong>an</strong>nes Richter<br />

WEITERE INFOS:<br />

app-concept.com GmbH<br />

chemnitz.jobs/buerol<strong>an</strong>d<br />

Unsere Mitarbeiter:innen<br />

stammen aus:<br />

Deutschl<strong>an</strong>d, B<strong>an</strong>gladesch, Ukraine, Marokko<br />

4<br />

Bewerbungen auf Englisch und Deutsch <strong>an</strong>:<br />

info@app-concept.com<br />

23


Fotos: Stadler <strong>Chemnitz</strong> GmbH<br />

GEKOMMEN, UM ETWAS<br />

ZURÜCKZUGEBEN<br />

Als Aliaks<strong>an</strong>tr Filipavets – wir dürfen ihn fort<strong>an</strong> Alex<strong>an</strong>der nennen – im Besprechungsraum der<br />

Stadler <strong>Chemnitz</strong> GmbH auf das Interview wartet, steigt seine Nervosität. Sein Deutsch sei noch<br />

nicht so gut, wie er es sich nach mehr als zwei Jahren Sprachunterricht gewünscht hätte. Seine<br />

Bedenken, er würde nicht alles verstehen, verfliegen allerdings innerhalb weniger Minuten und<br />

vor uns sitzt ein M<strong>an</strong>n, der vor Hoffnung, Lebenslust und einer guten Portion Selbstironie nur so<br />

strotzt. Vielleicht liegt es <strong>an</strong> der Vorfreude auf den Besuch seiner Mutter diese Woche. Vielleicht<br />

ist der 36-Jährige auch einfach nur glücklich darüber, dass er die Strapazen der verg<strong>an</strong>genen<br />

Jahre zusammen mit seiner Frau und der kleinen Tochter meistern konnte. Alex<strong>an</strong>der stammt<br />

aus Belarus, einem L<strong>an</strong>d, das sich seit der umstrittenen Präsidentschaftswahl 2020 stark verändert<br />

hat, wie er erzählt.<br />

24


VOR ALLEM ABER MÖCH-<br />

TE ICH MEINEN BEITRAG<br />

ZUR DEUTSCHEN WIRT-<br />

SCHAFT LEISTEN.<br />

Er sei einer von rund 300.000 Menschen,<br />

die dem L<strong>an</strong>d seitdem den Rücken gekehrt<br />

haben. „Die politische Situation, überteuerte<br />

Preise, kaum Jobs und Korruption – da<br />

wächst der Wunsch nach Veränderung<br />

automatisch.“ Dabei hatte der studierte<br />

Maschinenbauingenieur einen halbwegs<br />

sicheren Job am Stadler-St<strong>an</strong>dort in Minsk:<br />

„Allerdings hat sich die Mitarbeiterzahl<br />

dort seit dem Krieg in der Ukraine mehr<br />

als halbiert – von 1.500 auf 600 Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter.“ Alex<strong>an</strong>der ergriff<br />

schließlich die Initiative, wollte einen Neustart<br />

in Deutschl<strong>an</strong>d. Warum gerade hier?<br />

„Die Schwester meiner Frau arbeitet seit<br />

geraumer Zeit als Ärztin in Deutschl<strong>an</strong>d. Wir<br />

waren oft zu Besuch, lernten bei zahlreichen<br />

Städtetouren das L<strong>an</strong>d kennen und lieben.“<br />

Doch statt innerhalb der Stadler-Gruppe<br />

einfach <strong>an</strong> einen <strong>deutsch</strong>en St<strong>an</strong>dort zu<br />

wechseln, schrieb Alex<strong>an</strong>der zunächst <strong>an</strong><br />

die 300 Bewerbungen – ohne Erfolg. „In den<br />

meisten Fällen st<strong>an</strong>den mir die fehlenden<br />

Deutschkenntnisse im Weg“, sagt er. D<strong>an</strong>n<br />

erhielt er im Sommer 2022 die Ch<strong>an</strong>ce, <strong>an</strong><br />

den <strong>Chemnitz</strong>er St<strong>an</strong>dort zu wechseln, wo<br />

die Sprachbarriere nicht sonderlich ins Gewicht<br />

fiel. „Wir arbeiten weltweit mit demselben<br />

System. Das erleichtert die Integration<br />

für Fachkräfte aus <strong>an</strong>deren internationalen<br />

Stadler-St<strong>an</strong>dorten ungemein“, erklärt<br />

Personalleiterin Christin Walther. „Um die<br />

Sprachbarriere im Laufe der Zeit abzubauen,<br />

gibt es einmal in der Woche einen<br />

kostenfreien Deutschkurs im Haus. Auf der<br />

<strong>an</strong>deren Seite erhalten unsere <strong>deutsch</strong>en<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Möglichkeit,<br />

ihre Englischkenntnisse auszubauen.“<br />

So schreitet die Internationalisierung<br />

am <strong>Chemnitz</strong>er St<strong>an</strong>dort sukzessive vor<strong>an</strong>,<br />

was <strong>an</strong>gesichts des weltweiten Erfolges des<br />

Stadler-Konzern natürlich Sinn macht. Das<br />

Unternehmen baut seit über 80 Jahren<br />

Schienenfahrzeuge für Kund:innen in der<br />

g<strong>an</strong>zen Welt und ist seit einigen Jahren<br />

sogar Marktführer im Bereich alternativer<br />

Antriebstechnologien wie Elektro- und<br />

Wasserstoff<strong>an</strong>trieb. Allein in diesem Jahr<br />

kamen Aufträge unter <strong>an</strong>derem aus den<br />

USA, Italien, Mail<strong>an</strong>d, Litauen und Norwegen.<br />

Am St<strong>an</strong>dort <strong>Chemnitz</strong> unterhält Stadler ein<br />

flexibles Team von rund 180 Ingenieur:innen<br />

und Entwickler:innen. Die Mitarbeitenden erbringen<br />

für die Stadler-Gruppe Ingenieurs-<br />

Leistungen in den Bereichen Konstruktion,<br />

Berechnung, Elektrik, Pneumatik und der<br />

Mehrkörpersimulation. Alex<strong>an</strong>der ist als<br />

Einbaupl<strong>an</strong>er tätig und kümmert sich um<br />

die elektrische Verkabelung innerhalb der<br />

Schienenfahrzeuge. Seine <strong>Chemnitz</strong>er Kolleg:innen<br />

seien von Beginn <strong>an</strong> immer sehr<br />

hilfsbereit gewesen. „Von einem Kollegen<br />

haben wir sogar eine Waschmaschine erhalten.<br />

Dass Wohnungen in Deutschl<strong>an</strong>d in der<br />

Regel unmöbliert <strong>an</strong>geboten werden, hat<br />

uns nämlich ziemlich überrascht. In Belarus<br />

ist das umgekehrt“, lacht Alex<strong>an</strong>der. Um den<br />

Zusammenhalt des internationalen Teams<br />

weiter zu stärken, stehen monatliche<br />

Treffen wie Ausflüge<br />

in die Natur, Picknicks oder<br />

Schlauchboot-Touren auf dem<br />

Programm. Mittlerweile fühlt<br />

sich Alex<strong>an</strong>der <strong>an</strong>gekommen<br />

und hofft nun darauf, dass<br />

auch seine Frau bald eine<br />

Anstellung als Bauingenieurin<br />

findet. „Das wird schon“, zeigt<br />

er sich zuversichtlich, denn<br />

im Warten habe er schließlich<br />

Übung. In Belarus wartete<br />

er wochenl<strong>an</strong>g auf einen<br />

CHRISTIN WALTHER<br />

positiven Ausreisebescheid der <strong>deutsch</strong>en<br />

Botschaft. In Deutschl<strong>an</strong>d dauerte es weitere<br />

fünf Monate bis sein Studium <strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nt<br />

wurde und der passende Kita-Platz für die<br />

Tochter ließ ein weiteres halbes Jahr auf<br />

sich warten. Auch die Kontoeröffnung stellte<br />

sich aufgrund der internationalen S<strong>an</strong>ktionen<br />

gegen Belarus als äußerst kompliziert<br />

heraus. Alex<strong>an</strong>der ist aber kein Mensch,<br />

der mit seiner Verg<strong>an</strong>genheit hadert. Im<br />

Gegenteil, er blickt lieber nach vorne: „Hier<br />

will ich alt werden“, sagt er selbstbewusst<br />

und ergänzt. „Vor allem aber möchte ich<br />

meinen Beitrag zur <strong>deutsch</strong>en Wirtschaft<br />

leisten. Ich möchte etwas zurückgeben.“<br />

Unternehmen, die ihre Anstrengungen in<br />

Hinblick auf Fachkräfte aus dem Ausl<strong>an</strong>d<br />

verbessern möchten, rät Christin Walther:<br />

„Offen damit umgehen und die Angst vor<br />

neuen Wegen beiseite schieben. Es gibt<br />

zahlreiche Anlaufstellen, die Unternehmen<br />

dabei unterstützen. Wir haben jedenfalls<br />

sehr gute Erfahrungen mit internationalen<br />

Fachkräften gemacht.“<br />

WEITERE INFOS:<br />

Stadler <strong>Chemnitz</strong> GmbH<br />

chemnitz.jobs/stadler<br />

Unsere Mitarbeiter:innen<br />

stammen aus:<br />

Deutschl<strong>an</strong>d, Weißrussl<strong>an</strong>d, Sp<strong>an</strong>ien, Indien, Ir<strong>an</strong>,<br />

Marokko, Syrien, Tunesien, Ukraine, USA<br />

Bewerbungen auf Deutsch, Englisch oder Russisch <strong>an</strong>:<br />

Christin.Walther@stadlerrail.com<br />

10<br />

25


„MEINE ARBEIT IST<br />

DIVERSITÄT PUR“<br />

Fotos: Vektor Informatik GmbH<br />

Preisfrage: Wie schafft es ein Unternehmen, über Nacht von knapp 50 auf mehr als 4.000<br />

Mitarbeitende zu wachsen? G<strong>an</strong>z einfach: M<strong>an</strong> wird Teil eines weitaus größeren Unternehmens,<br />

das weltweit <strong>an</strong> mehr als 33 St<strong>an</strong>dorten vertreten ist. So geschehen im Mai 2023, als<br />

die Vector Informatik GmbH die <strong>Chemnitz</strong>er BASELABS GmbH – Software-Spezialist für die<br />

Sensordatenfusion beim automatisierten Fahren – vollständig übernahm. BASELABS war<br />

im Frühjahr 2012 als Technologietr<strong>an</strong>sfer-Projekt <strong>an</strong> der Technischen Universität <strong>Chemnitz</strong><br />

gestartet. Bereits zwei Jahre später stieg Vector als weltweit führender Spezialist für die Entwicklung<br />

von Automobilelektronik als strategischer Investor ein. „Wir konnten in dieser Zeit<br />

erleben, wie gut unsere jeweiligen Unternehmenskulturen zusammenpassen“, erklärte Robin<br />

Schubert, Geschäftsführer von BASELABS. „Aus Sicht von uns Gründern ist es ein absoluter<br />

Gewinn für <strong>Chemnitz</strong>, dass ein Unternehmen wie Vector hier einen großen St<strong>an</strong>dort für das<br />

stark wachsende Thema der Fahrzeugsoftware aufbauen will“, so Schubert weiter.<br />

26


Pratham Arora<br />

Auftraggeber aus der Automobil-, Nutzfahrzeug-,<br />

Luftfahrt-, Tr<strong>an</strong>sport- und Steuerungstechnik<br />

setzen weltweit auf die Lösungen<br />

und Produkte der unabhängigen Vector<br />

Gruppe, die seit mehr als 35 Jahren <strong>an</strong> den<br />

elektronischen Technologien von Morgen<br />

arbeitet. Auch Vectors neuer St<strong>an</strong>dort in<br />

<strong>Chemnitz</strong> soll einen wichtigen Beitrag für<br />

die Entwicklung kommender Generationen<br />

von Automobilsoftware leisten. „Wir werden<br />

den Fokus unserer Arbeit in <strong>Chemnitz</strong> auf<br />

verschiedene Aspekte des ‚Software-defined<br />

Vehicle‘ richten. Dazu werden wir den St<strong>an</strong>dort<br />

kontinuierlich weiter ausbauen“, erklärte<br />

Thomas Beck, Geschäftsführer der Vector<br />

Informatik. Perspektivisch soll der St<strong>an</strong>dort<br />

<strong>Chemnitz</strong> auf rund 150 Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter <strong>an</strong>wachsen und zunehmend<br />

auch internationale Fachkräfte beschäftigen.<br />

Dass die Zusammenarbeit verschiedener<br />

Nationalitäten eine große Bereicherung<br />

sein k<strong>an</strong>n, zeigt ein Blick in die Stuttgarter<br />

Unternehmenszentrale. Hier arbeiten Menschen<br />

aus 64 Nationen in mal größeren, mal<br />

kleineren Teams zusammen. „Meine Arbeit<br />

ist Diversität pur“, sagt Thomas Stolz, der seit<br />

acht Jahren ein Teil der Vector Familie ist.<br />

Seit einem Jahr leitet er ein 14-köpfiges Team<br />

in der Abteilung Embedded-Software, das als<br />

Ansprechpartner für die Kund:innen dafür<br />

sorgt, dass die von Vector entwickelten Produkte<br />

am Ende auch erfolgreich eingesetzt<br />

werden. Seine Teammitglieder arbeiten zumeist<br />

<strong>an</strong> vorderster Kundenfront im Support,<br />

Coaching oder <strong>an</strong> Softwarelieferungen. Thomas’<br />

Rolle als erster Eskalationskontakt ist es,<br />

sicherzustellen, dass Probleme und Konflikte<br />

effektiv und zügig <strong>an</strong>geg<strong>an</strong>gen werden, um<br />

Kunden- oder Mitarbeiterzufriedenheit aufrechtzuerhalten.<br />

„Das heißt übersetzt: Wenn’s<br />

brennt und kneift, sind wir da“, lacht Thomas<br />

Stolz, der auch als Vermittler zwischen den<br />

Kulturen agiert. „Jeder Kulturkreis bringt<br />

zur Arbeit eine <strong>an</strong>dere Her<strong>an</strong>gehensweise,<br />

<strong>an</strong>dere Lernprozesse, <strong>an</strong>dere Ideen mit. Das<br />

ist auch persönlich eine Bereicherung, die ich<br />

im privaten Umfeld so nicht habe. Eine meiner<br />

Aufgaben ist es, ein Bewusstsein für die<br />

Eigenheiten <strong>an</strong>derer Kulturen zu schaffen.<br />

Solche Eigenheiten haben übrigens auch wir<br />

Deutsche“, sagt Thomas Stolz.<br />

Teammitglied Essam Rizk k<strong>an</strong>n einige dieser<br />

Eigenheiten aufzählen: „Die Deutschen<br />

arbeiten nahe <strong>an</strong> der Perfektion. Sie sind<br />

detailverliebt und offensichtlich w<strong>an</strong>dern sie<br />

gerne“, schmunzelt der 31-jährige Ägypter.<br />

Der studierte Elektrotechniker suchte eine<br />

neue persönliche Herausforderung und f<strong>an</strong>d<br />

sie im März 2022 bei Vector. Die Willkommenskultur<br />

im Unternehmen sei eine der<br />

besten, die er je erlebt habe. Mit einem Mentor<br />

arbeitete er sich in die fachlichen Themen<br />

ein, die Kolleg:innen sind bis heute eine<br />

große Unterstützung bei allen Fragen. Internationalen<br />

Fachkräften, die es ihm gleichtun<br />

möchten, rät er: „Lernt im Vorfeld unbedingt<br />

Deutsch. Auf der Arbeit ist die Verständigung<br />

kein Problem, weil jeder Englisch spricht. In<br />

der Freizeit sieht das <strong>an</strong>ders aus. Da ist ein<br />

gutes Deutsch hilfreich, um allumfassend am<br />

sozialen und kulturellen Leben teilnehmen<br />

zu können.“ Zeit genug, um seine Deutschkenntnisse<br />

zu verbessern, hat Essam jedenfalls.<br />

Frühestens in zehn Jahren möchte er<br />

in seine Heimat zurückkehren. Und damit er<br />

nicht immer bis zum Jahresurlaub warten<br />

muss, um seine Sehnsucht nach Familie<br />

und Freunden zu stillen, bietet Vector die<br />

Möglichkeit, 30 Tage im Jahr von der Heimat<br />

aus zu arbeiten. Obendrauf gibt es pro Jahr<br />

28 weitere Tage, die m<strong>an</strong> als „Workation“ im<br />

Ausl<strong>an</strong>d verbringen k<strong>an</strong>n. Diese nutzt Essam<br />

ebenfalls am liebsten dafür, seinen Aufenthalt<br />

in Ägypten zu verlängern.<br />

Auch Pratham Arora, ein weiteres Teammitglied<br />

von Thomas Stolz, hat nicht so schnell<br />

vor, in sein Heimatl<strong>an</strong>d Indien zurückzukehren.<br />

Im September 2015 zog der heute<br />

33-Jährige nach Deutschl<strong>an</strong>d, um <strong>an</strong> der<br />

Technischen Universität <strong>Chemnitz</strong> seinen<br />

Master in Automotive Software Engineering<br />

zu absolvieren. „2017 wechselte ich von<br />

<strong>Chemnitz</strong> nach Stuttgart, um bei Vector ein<br />

Praktikum zu machen und <strong>an</strong>schließend eine<br />

Masterarbeit zu schreiben. Ein Jahr später<br />

wurde mir ein Vollzeitjob <strong>an</strong>geboten.“ Hier in<br />

Deutschl<strong>an</strong>d habe er in seinem Bereich viel<br />

mehr Job-Ch<strong>an</strong>cen, sagt Pratham, der sich in<br />

der Vector Familie sichtlich wohlfühlt. „Teaminterne<br />

und -übergreifende Events – von<br />

Kino bis Lasertag – erleichtern die Integration.<br />

Zweimal in der Woche gibt es nach der<br />

Arbeit die Möglichkeit, sich bei kostenlosen<br />

Getränken mit <strong>an</strong>deren auszutauschen und<br />

neue Bek<strong>an</strong>ntschaften zu knüpfen“, erzählt<br />

er. Darüber hinaus laden Nationen-Stammtische<br />

ein, Mitarbeiter:innen aus demselben<br />

Heimatl<strong>an</strong>d zu treffen. Angebote des Vector<br />

Fitnessstudios, wie Zumba-Kurse oder Yoga,<br />

seien zwar interess<strong>an</strong>t, aber leider nicht in<br />

englischer Sprache. „Wenn ich etwas verbessern<br />

würde, d<strong>an</strong>n das“, sagt Pratham.<br />

Die mit Abst<strong>an</strong>d größte Herausforderung<br />

in Deutschl<strong>an</strong>d sehen Essam und Pratham<br />

übrigens in der hiesigen Bürokratie. Dass<br />

sie bereits jede Menge Erfahrungen mit<br />

<strong>deutsch</strong>en Behörden sammeln durften, zeigt<br />

schon die Tatsache, dass sie Wörter wie „Ausländerbehörde“,<br />

„Aufenthaltsgenehmigung“<br />

oder „Niederlassungserlaubnis“ in bestem<br />

Deutsch aussprechen können. „Wer ohne<br />

Termin zur Ausländerbehörde kommt, sollte<br />

in jedem Fall Zeit mitbringen. Die Menschen<br />

schlafen teilweise auf der Straße, um am<br />

nächsten Morgen vorne in der Schl<strong>an</strong>ge zu<br />

stehen. Die Situation ist der Horror“, schildert<br />

Pratham seine Erlebnisse. Das sei auch der<br />

Grund, warum er die <strong>deutsch</strong>e Staatsbürgerschaft<br />

nicht be<strong>an</strong>tragen möchte. „Der<br />

Prozess dauert einfach zu l<strong>an</strong>ge.“<br />

WEITERE INFOS:<br />

Vector Informatik GmbH<br />

chemnitz.jobs/vector<br />

Unsere Mitarbeiter:innen<br />

stammen aus:<br />

64 Nationen<br />

Bewerbungen auf Englisch und Deutsch <strong>an</strong>:<br />

hr@vector.com<br />

64<br />

27


NEW WORK, NEW NORMAL<br />

Bettina Helgenlechner, gebürtige Innsbruckerin, arbeitet seit 2017 als Webentwicklerin für die chemmedia<br />

AG, eines der führenden europäischen Unternehmen für Lösungen und Services rund um das digitale Lernen.<br />

Während der sechs Jahre, die sie in den USA studiert und arbeitet, lernt sie ihren M<strong>an</strong>n kennen. Auf<br />

seinen Wunsch, seinen Master in Deutschl<strong>an</strong>d zu machen, ziehen die beiden nach Dresden. Bei der Suche<br />

nach einem neuen Job wird sie auf die chemmedia AG mit ihrem damaligen Zweitbüro in der L<strong>an</strong>deshauptstadt<br />

aufmerksam. Als es sie nach dem Studienabschluss ihres M<strong>an</strong>nes jedoch wieder zurück in ihre Heimat<br />

Innsbruck <strong>zieht</strong>, stellt sich die Frage, ob sich die Arbeit nicht mitnehmen ließe und f<strong>an</strong>d sowohl ihrerseits als<br />

auch seitens der chemmedia AG eine klare Antwort. Im Interview <strong>zieht</strong> Bettina Helgenlechner Bil<strong>an</strong>z und<br />

teilt ihre Erfahrungen zum grenzübergreifenden Remote Work.<br />

Wie org<strong>an</strong>isiert ihr die Zusammenarbeit?<br />

Die Arbeit wird über ein Ticketsystem<br />

verteilt und vom Customer Support,<br />

der Produktentwicklung und dem<br />

Produktm<strong>an</strong>agement direkt zugewiesen.<br />

M<strong>an</strong>chmal liegen die Tickets aber<br />

auch einfach im Stapel und wir nehmen<br />

sie uns, sobald wir Kapazitäten<br />

haben. Die Kommunikation läuft d<strong>an</strong>n<br />

meistens über Video Meetings oder<br />

den internen Chat.<br />

Wirkt sich die Dist<strong>an</strong>z nicht trotzdem<br />

m<strong>an</strong>chmal negativ auf dein Zugehörigkeitsgefühl<br />

aus?<br />

Nein, eigentlich nicht. Ich bin nach 6<br />

Jahren Remote Work aber auch einfach<br />

dar<strong>an</strong> gewöhnt. Ich könnte mir aber vorstellen,<br />

dass das für extrovertierte Leute<br />

schwieriger sein könnte. Allerdings hatte<br />

in diesem Punkt die P<strong>an</strong>demie auch<br />

einen positiven Nebeneffekt: Dadurch<br />

WEITERE INFOS:<br />

Chemmedia AG<br />

chemnitz.jobs/chemmedia<br />

Unsere Mitarbeiter:innen<br />

stammen aus:<br />

Deutschl<strong>an</strong>d, Niederl<strong>an</strong>de, Österreich, USA, B<strong>an</strong>gladesch,<br />

Pakist<strong>an</strong>, Portugal<br />

Bewerbungen auf Englisch und Deutsch <strong>an</strong>:<br />

personal@chemmedia.de<br />

7<br />

Was ist mit dem Smalltalk zwischendurch?<br />

Der Frage, was m<strong>an</strong> heute zum<br />

Mittagessen hat oder zum neuen tollen<br />

Hemd, das der Kollege heute trägt?<br />

M<strong>an</strong> muss sich schon ein bisschen<br />

mehr um den Smalltalk kümmern, weil<br />

er natürlich nicht so spont<strong>an</strong> entsteht<br />

wie im Büro. Allerdings sehen wir uns ja<br />

zum Daily St<strong>an</strong>d Up – auch die KollegInnen,<br />

mit denen m<strong>an</strong> jetzt nicht direkt<br />

zusammenarbeitet. Einmal pro Woche<br />

haben wir außerdem einen Teamtag, <strong>an</strong><br />

dem das g<strong>an</strong>ze Team <strong>an</strong> einem speziellen<br />

Ticket oder Projekt per Videokonferenz<br />

zusammenarbeitet. Da können wir<br />

auch einfach mal zwischendurch über<br />

Sachen quatschen, die vielleicht nichts<br />

direkt mit der Arbeit zu tun haben – so<br />

wie m<strong>an</strong> das eben im Büro machen würde.<br />

Soziale Blödeleien sozusagen.<br />

BETTINA HELGENLEHCNER<br />

28


dass ja auf einmal alle remote gearbeitet<br />

haben, haben wir gelernt, uns auch<br />

mal kurz im Chat auszutauschen.<br />

Eine gute Überleitung: Welche Eigenschaften<br />

braucht es deiner Meinung,<br />

damit Remote Work funktioniert?<br />

Ein bisschen Disziplin braucht es schon<br />

und genügend intrinsische Motivation,<br />

also dass m<strong>an</strong> die Arbeit macht, weil sie<br />

einen wirklich interessiert. Und es ist<br />

bestimmt schon von Vorteil, wenn m<strong>an</strong><br />

eher introvertiert ist und nicht den g<strong>an</strong>zen<br />

Tag Austausch braucht, um sich befriedigt<br />

zu fühlen. Für mich ist das nicht<br />

so wichtig. Ich arbeite von Zuhause aus.<br />

Ich könnte natürlich auch in ein Coworking<br />

Space gehen, wenn ich Austausch<br />

suchen würde.<br />

Aber k<strong>an</strong>nst Du überhaupt abschalten<br />

von der Arbeit, wenn Du Zuhause arbeitest?<br />

Damit hatte ich tatsächlich noch nie<br />

Probleme. Ich mach den Laptop zu und<br />

denke d<strong>an</strong>n auch nicht mehr darüber<br />

nach – also nicht mehr als damals, als<br />

ich zu Beginn noch im Dresdner Büro<br />

gearbeitet habe. Ich k<strong>an</strong>n das g<strong>an</strong>z gut<br />

trennen – bei der Arbeit fokussiert zu<br />

bleiben und d<strong>an</strong>ach ist eben Feierabend.<br />

Außerdem mag ich, dass ich so den Tag<br />

flexibler gestalten k<strong>an</strong>n. M<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n die<br />

Hausarbeit ein bisschen über den Tag<br />

verteilen und muss nicht alles immer<br />

nach der Arbeit machen und so auch<br />

besser die Zeiten zum Arbeiten nutzen,<br />

in denen m<strong>an</strong> wirklich konzentriert ist.<br />

Würdest Du sagen, dass die Zukunftsfähigkeit<br />

von Unternehmen auch davon<br />

abhängig ist, ob sie ihren Mitarbeitenden<br />

Remote Work <strong>an</strong>bieten?<br />

Ich bin mir sogar ziemlich sicher. Ich<br />

denke, dass es viele Arbeitnehmende<br />

interessiert, ob sie remote arbeiten<br />

können – wenigstens ein paar Tage pro<br />

Woche. Schon vor der P<strong>an</strong>demie haben<br />

immer mal ein paar KollegInnen von<br />

Zuhause gearbeitet, weil die chemmedia<br />

AG schon immer viel Rücksicht auf die<br />

Familien mit Kindern genommen hat<br />

und Mitarbeitende, die eine besonders<br />

l<strong>an</strong>ge Anfahrt ins Büro hatten. Aber<br />

jetzt, nach der P<strong>an</strong>demie, ist es eine<br />

Ausnahme, dass wirklich jem<strong>an</strong>d jeden<br />

Tag im Büro arbeitet. Ich bin schon<br />

überzeugt, dass das die attraktivere<br />

Arbeitsweise ist.<br />

Sehen dich deine KollegInnen trotzdem<br />

zur Weihnachtsfeier in <strong>Chemnitz</strong>?<br />

Bestimmt! Ich war dieses Jahr auch<br />

bereits zweimal für Firmenevents in<br />

<strong>Chemnitz</strong> und freu mich, wenn ich alle<br />

mal wieder sehen k<strong>an</strong>n.<br />

Fotos: chemmedia<br />

29


ANDREY UND MONA<br />

Fotos: Dental Wings, Joh<strong>an</strong>nes Richter<br />

„LIEBER IN DEUTSCHLAND<br />

ARBEITEN STATT<br />

FÜR PUTIN KÄMPFEN“<br />

30


Wer in einem friedlichen L<strong>an</strong>d lebt, k<strong>an</strong>n schon mal<br />

vergessen, dass es nicht überall auf der Welt so<br />

halbwegs harmonisch zugeht wie in Deutschl<strong>an</strong>d.<br />

Nur 1.500 Kilometer entfernt kämpft<br />

die Ukraine um ihr Überleben: Seit<br />

dem russischen Angriffskrieg im verg<strong>an</strong>genen<br />

Jahr sind viele ukrainische<br />

Familien nach Deutschl<strong>an</strong>d geflohen.<br />

Doch worüber seltener gesprochen<br />

wird, sind die Menschen in Russl<strong>an</strong>d,<br />

die gegen den Krieg sind und sich<br />

nicht für Putins Eroberungsträume<br />

einsp<strong>an</strong>nen lassen wollen.<br />

Andrey ist so jem<strong>an</strong>d. Im September<br />

2022 ordnete Putin die Generalmobilisierung<br />

seines L<strong>an</strong>des <strong>an</strong>. Das<br />

bedeutet: Männer im kampffähigen<br />

Alter sollten in den Krieg gegen die<br />

Ukraine ziehen. Die Polizei st<strong>an</strong>d<br />

schon vor dem Haus des damals<br />

49-jährigen Maschinenbauingenieurs.<br />

Kurzerh<strong>an</strong>d floh er nach Kasachst<strong>an</strong>,<br />

um dem Dienst in einem Krieg, den er<br />

ablehnt, zu entgehen.<br />

In der Verg<strong>an</strong>genheit hat Andrey für<br />

viele Niederlassungen <strong>deutsch</strong>er<br />

Firmen in Russl<strong>an</strong>d gearbeitet, u.a.<br />

für BOSCH und BASF. Im Exil schrieb<br />

er Briefe <strong>an</strong> <strong>deutsch</strong>e Freunde. Ein<br />

Empfänger war Fr<strong>an</strong>k Stockm<strong>an</strong>n,<br />

der Geschäftsführer des <strong>Chemnitz</strong>er<br />

St<strong>an</strong>dorts der Straum<strong>an</strong>n-Tochter<br />

DENTAL WINGS. Fr<strong>an</strong>k k<strong>an</strong>nte bereits<br />

Andreys große Tochter, die ihr<br />

Ausl<strong>an</strong>dsjahr in <strong>Chemnitz</strong> verbrachte<br />

und bei der Familie Stockm<strong>an</strong>n lebte.<br />

Für Fr<strong>an</strong>k war klar, dass er und sein<br />

Team helfen müssen. Seine Personalchefin<br />

Madlen Lauterbach ging also<br />

in die Spur, kümmerte sich um ein<br />

beschleunigtes Fachkräfteverfahren<br />

und das Arbeitsvisum. Und die Mühen<br />

wurden belohnt: Bereits im J<strong>an</strong>uar<br />

2023 konnte Andrey bei DENTAL<br />

WINGS als Testingenieur beginnen.<br />

Die Weiterbildung übernahm sein<br />

neuer Arbeitgeber.<br />

Dass er nicht mehr in seinem eigentlichen<br />

Beruf arbeitet, stört Andrey<br />

nicht. „Mir macht die Arbeit Spaß und<br />

die Atmosphäre im Team gefällt mir“,<br />

erklärt der Familienvater. Dabei hilft<br />

sicherlich das tägliche gemeinsame<br />

Frühstück mit den netten Kolleg:innen,<br />

von denen selbst viele ausländische<br />

Wurzeln haben.<br />

Nicht nur ein berufliches Zuhause in<br />

<strong>Chemnitz</strong><br />

Eine von ihnen ist Mona. Die Ir<strong>an</strong>erin<br />

kam 2017 zusammen mit ihrem M<strong>an</strong>n<br />

nach Deutschl<strong>an</strong>d. In dem international<br />

agierenden Unternehmen ist<br />

sie für die Qualitätssicherung der<br />

Medizin-Software von DENTAL WINGS<br />

zuständig. Das bedeutet, dass sie<br />

vorher prüft, welche gesetzlichen Auflagen<br />

die Software für den jeweiligen<br />

Markt erfüllen muss und genau zu<br />

dokumentieren, dass Kriterien eingehalten<br />

werden. Da sie in einem internationalen<br />

Umfeld arbeitet und auch<br />

die Unternehmensdokumentation<br />

„Nicht nur ein<br />

berufliches Zuhause<br />

in <strong>Chemnitz</strong>“<br />

auf Englisch ist, fiel ihr die Integration<br />

sehr leicht. Aber auch Deutsch hat sie<br />

in nur sechs Monaten auf B2-Niveau<br />

gelernt.<br />

Fachkräfte wie Mona mit ihrer internationalen<br />

Berufserfahrung sind gefragt<br />

am Arbeitsmarkt. Währenddessen<br />

die Behörden die Einw<strong>an</strong>derung<br />

nicht immer einfach machen, gibt es<br />

doch die Möglichkeit, Fuß zu fassen.<br />

International agierende Unternehmen<br />

wie DENTAL WINGS freuen sich entsprechend<br />

über qualifizierte Zuw<strong>an</strong>derung,<br />

denn die Kommunikation mit<br />

<strong>an</strong>deren Firmenst<strong>an</strong>dorten erfolgt<br />

von <strong>Chemnitz</strong> aus in die g<strong>an</strong>ze Welt:<br />

nach K<strong>an</strong>ada, in die USA oder sogar<br />

nach Brasilien, um nur eine kleine<br />

Auswahl zu nennen.<br />

Der russische Ingenieur Andrey fühlt<br />

sich mittlerweile in Deutschl<strong>an</strong>d <strong>an</strong>gekommen,<br />

ebenso wie seine Frau und<br />

sein kleiner Sohn, die nachgezogen<br />

sind. Die politische Situation in seiner<br />

Heimat gefällt ihm gar nicht, weshalb<br />

er sich hier ein neues Zuhause einrichtet.<br />

Ein kleines Haus in einem Vorort<br />

von <strong>Chemnitz</strong> ist bereits gekauft.<br />

„Aber ohne Madlen und Fr<strong>an</strong>k hätte<br />

das nie geklappt“, sagt Andrey.<br />

WEITERE INFOS:<br />

Dental Wings GmbH<br />

chemnitz.jobs/dental<br />

Unsere Mitarbeiter:innen<br />

stammen aus:<br />

Deutschl<strong>an</strong>d, Israel, Russl<strong>an</strong>d, Fr<strong>an</strong>kreich, Polen, Indien,<br />

Nigeria, Türkei, Ir<strong>an</strong>, Peru, China, Vietnam<br />

Bewerbungen auf Englisch und Deutsch <strong>an</strong>:<br />

hr.de@dental-wings.com<br />

12<br />

31


GEMEINSAM CHANCEN<br />

ERGREIFEN<br />

E-Commerce ist eine Br<strong>an</strong>che, die, auch in <strong>Chemnitz</strong>,<br />

wächst. Onlineshops mit beachtlichem Erfolg und in speziellen<br />

Nischen gibt es in der Region einige. Einer davon ist<br />

PIXXASS. Die Shop-Marke der E-Commerce-Tochter der<br />

Revolte Unternehmensgruppe vertreibt zuallererst Gesellschaftsspiele<br />

und Taschenlampen. Am Mittagstisch wird<br />

dort schon mal ein Spiel im Team getestet. Ein ungewöhnlicher<br />

Produktmix also, der sich durch viele Jahre harter<br />

Arbeit auszahlt. Für die Agenturgruppe übernimmt die Revolte<br />

Campus, das Unternehmen hinter der Marke PIXXASS,<br />

weitere Aufgaben, so zum Beispiel auch die Distribution<br />

erfolgreicher Marken im Web, wie beispielsweise MOY Bier.<br />

Mahshid blieb ihrem Traumberuf treu<br />

Fotos: Revolte GmbH / Stef<strong>an</strong> Lorse<br />

32


E-Commerce ist dabei abwechslungsreicher<br />

als es sich m<strong>an</strong>che vorstellen:<br />

Produkte auswählen und einkaufen gehört<br />

ebenso dazu wie das Fotografieren und<br />

Bearbeiten der Warenpräsentation, von<br />

der Bestellabwicklung bis zum Bearbeiten<br />

von Kundenfeedback sind die Tätigkeiten<br />

weit gefasst. Mitarbeiter:innen können ihre<br />

kreative Ader ebenso ausleben wie ihr<br />

wirtschaftliches und technisches Geschick<br />

und tauschen dabei das Ladengeschäft<br />

gegen ein gemütliches Büro.<br />

Kein Wunder also, dass für Mahshid eine<br />

Ausbildung im E-Commerce ein l<strong>an</strong>g gehegter<br />

Traum war. Die 23-Jährige ist im<br />

Ir<strong>an</strong> aufgewachsen. Bereits 2015 kam sie<br />

mit ihrer Familie nach Deutschl<strong>an</strong>d. 2020<br />

hat Mahshid ihren Realschulabschluss<br />

gemacht. Doch das d<strong>an</strong>ach begonnene<br />

Fachabi brach sie ab und beg<strong>an</strong>n in<br />

einem <strong>an</strong>deren Job zu arbeiten.<br />

Mahshid blieb ihrem<br />

Traumberuf treu<br />

Bereits seit der Schulzeit war ihr Interesse<br />

<strong>an</strong> E-Commerce geweckt, denn bei<br />

einer Berufsberatung war das einer der<br />

Bereiche, der als zu ihr passend eingeschätzt<br />

wurde. Doch die Teams in den<br />

Onlineshops in der Region sind oft zu<br />

klein, um die nötigen Ressourcen für eine<br />

Azubi-Stelle aufzubringen. Denn neben<br />

dem Ausbilderschein braucht es Zeit, um<br />

junge Menschen <strong>an</strong>zulernen.<br />

2023 suchte Mahshid den Kontakt zur<br />

Agentur für Arbeit und nahm <strong>an</strong> einer<br />

berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme<br />

teil. Sie wurde ermutigt, direkt zu<br />

den Onlineshops in der Region zu gehen<br />

und wegen einer Ausbildung nachzufragen.<br />

Eines Tages st<strong>an</strong>d Mahshid d<strong>an</strong>n im<br />

Agenturflur der Revolte. Die Chef:innen<br />

mussten nicht l<strong>an</strong>ge überlegen. Mahshid<br />

konnte kurzfristig „hineinschnuppern“,<br />

lernte die verschiedenen Bereiche der<br />

Unternehmensgruppe kennen, auch<br />

Webseiten, Druckmedien und Kampagnen.<br />

Doch schnell war klar: Mahshid passt<br />

einfach in den E-Commerce.<br />

Ihr heutiger Ausbilder Robert war früh<br />

begeistert von der 23-Jährigen. Als sie<br />

erstmals erfolgreich ein Produkt <strong>an</strong>legte,<br />

Eine der ersten E-Commerce-<br />

Azubis der Region<br />

freute sich Mahshid riesig. „M<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n vieles<br />

beibringen, aber Freude <strong>an</strong> der Arbeit<br />

nicht“, erklärt der 39-jährige E-Commerce-Profi.<br />

Robert setzte sich also mit<br />

seinem Team zusammen, um gemeinsam<br />

eine Entscheidung zu treffen: Konnten Sie<br />

erstmals in der über 20-jährigen Unternehmensgeschichte<br />

eine Ausbildung<br />

stemmen? Was muss m<strong>an</strong> dabei beachten?<br />

Würden alle dar<strong>an</strong> mitwirken wollen?<br />

Eine der ersten E-Commerce-<br />

Azubis der Region<br />

Das Ergebnis: Mahshid beg<strong>an</strong>n im Oktober<br />

2023 ihre Ausbildung zur Kauffrau im<br />

E-Commerce, ihren <strong>an</strong>deren Job gab sie<br />

auf. Denn ihr Traum hat sich nun erfüllt<br />

in einer Region, in der eine Ausbildung in<br />

diesem Bereich noch eine echte Seltenheit<br />

ist. Robert machte dafür in der<br />

Abendschule noch mehrere Wochen<br />

l<strong>an</strong>g seinen Ausbilderschein und schätzt<br />

die Theorie: „Ich wollte früher Erzieher<br />

werden. So k<strong>an</strong>n ich etwas von meinem<br />

alten Berufswunsch einbringen und noch<br />

etwas Interess<strong>an</strong>tes dazu lernen.“<br />

Mahshid ist also <strong>an</strong>gekommen und ihre<br />

Familie mit ihren vier Geschwistern stolz<br />

auf sie. Ihre Berufsschule ist in Zwickau,<br />

sodass sie in Zukunft auch immer wieder<br />

für ein paar Wochen wird pendeln müssen.<br />

Sie freut sich bereits darauf und auf<br />

die Abwechslung im Beruf: Eine Weiterbildung<br />

im Fachenglisch steht noch <strong>an</strong>,<br />

nächstes Jahr geht sie erstmals mit zur<br />

Spielemesse. Aber bereits jetzt k<strong>an</strong>n sie<br />

Aufgaben selbständig erledigen und ist<br />

ein selbstverständlicher Teil des Teams:<br />

„Ich freue mich jeden Tag auf meine<br />

Arbeit und bin froh, meine Traumausbildung<br />

bei Revolte Campus bekommen zu<br />

haben.“<br />

WEITERE INFOS:<br />

Revolte GmbH<br />

chemnitz.jobs/revolte<br />

Unsere Mitarbeiter:innen<br />

stammen aus:<br />

Deutschl<strong>an</strong>d, Schweden, Afgh<strong>an</strong>ist<strong>an</strong>, Ir<strong>an</strong><br />

Bewerbungen auf Englisch und Deutsch <strong>an</strong>:<br />

bewerbung@die-revolte.de<br />

4<br />

33


Fotos: Joh<strong>an</strong>nes Richter<br />

DER WILLE ZÄHLT,<br />

NICHT DIE HERKUNFT<br />

In Zeiten des Fachkräftem<strong>an</strong>gels stehen Firmen vor der<br />

schwierigen Aufgabe, die Ausbildung und Qualifizierung<br />

ihres eigenen Nachwuchses sicherzustellen und zu fördern.<br />

Im besten Fall gibt es im Unternehmen jem<strong>an</strong>den, der künftige<br />

Azubis und Mitarbeiter:innen vom täglichen Aufgabenfeld<br />

begeistern k<strong>an</strong>n. Das gilt besonders für Berufe, die auf<br />

den ersten Blick weniger aufregend erscheinen wie der Polizeidienst,<br />

eine Pilotenausbildung oder die Lehre zum Game<br />

Designer. Petra Lüth ist so ein „Türöffner“. Die Personalm<strong>an</strong>agerin<br />

ist der erste Kontakt für Schüler:innen und Fachkräfte,<br />

die bei der SRS Audit Group Fuß fassen möchten.<br />

Was 1988 in Köln mit einer kleinen K<strong>an</strong>zlei beg<strong>an</strong>n, bietet<br />

heute bundesweit <strong>an</strong> fünf St<strong>an</strong>dorten umfassende Prüfungsund<br />

Beratungsdienstleistungen <strong>an</strong> – darunter Wirtschaftsprüfung,<br />

Steuer- und Unternehmensberatung. In <strong>Chemnitz</strong><br />

zählt das SRS-Team rund 25 Mitarbeiter:innen, vier Auszubildende,<br />

zwei BA-Studenten sowie drei Werkstudenten. Im<br />

Interview verrät Petra Lüth, warum es für Fachkräfte aus<br />

dem Ausl<strong>an</strong>d schwierig, aber nicht unmöglich ist, in dieser<br />

Br<strong>an</strong>che zu bestehen. Ihr Credo: Hinter jeder Bewerbung<br />

steht ein Mensch, der weit mehr ist als eine Zeugnismappe<br />

oder eine (in Deutschl<strong>an</strong>d nicht <strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nte) Qualifikation…<br />

34


H<strong>an</strong>d aufs Herz Frau Lüth, wie viele Ihrer<br />

Bewerber:innen hatten schon immer den<br />

Kindheitstraum, später in der Steuerbr<strong>an</strong>che<br />

zu arbeiten?<br />

(lacht) Zugegeben, das kommt relativ selten<br />

vor. Umso wichtiger ist es, dass wir frühzeitig<br />

Begeisterung für dieses Berufsfeld vermitteln<br />

und falsche Vorstellungen abbauen. Das ist<br />

natürlich mit bienenfleißiger Öffentlichkeitsarbeit<br />

verbunden. Wir sind auf Messen vertreten,<br />

beteiligen uns <strong>an</strong> Tagen der offenen<br />

Tür, gehen in Schulen und geben jungen<br />

Menschen die Möglichkeit, jederzeit für ein<br />

Praktikum ins Unternehmen zu schnuppern.<br />

Wer einmal das Experiment wagt und bei<br />

uns hinter die Kulissen schaut, merkt schnell<br />

wie sp<strong>an</strong>nend dieses Berufsfeld sein k<strong>an</strong>n<br />

und dass wir nicht nur im stillen Kämmerlein<br />

Steuerunterlagen durchblättern. D<strong>an</strong>k unserer<br />

aktiven Nachwuchsarbeit bilden wir nun<br />

schon seit über 30 Jahren in den Berufen<br />

Steuerfach<strong>an</strong>gestellte/r und Kauffrau/-m<strong>an</strong>n<br />

für Bürom<strong>an</strong>agement im Unternehmen aus.<br />

Darüber hinaus sind wir Praxispartner für die<br />

Berufsakademien in Dresden und Glauchau.<br />

Was macht die Arbeit in Ihren Augen so<br />

sp<strong>an</strong>nend?<br />

Das ist vor allem die Arbeit mit den Menschen,<br />

die aus den unterschiedlichsten<br />

Br<strong>an</strong>chen kommen – vom Kfz-H<strong>an</strong>dwerker<br />

über Buchautor, Kabarettist bis hin zum<br />

Konzern. Wichtig ist es, ein gutes Zahlenverständnis<br />

mitzubringen und diese Zahlen im<br />

Kontext der jeweiligen M<strong>an</strong>d<strong>an</strong>t:innen interpretieren<br />

zu können. Das bildet die Basis<br />

unserer Beratungstätigkeit. Auch die zunehmende<br />

Digitalisierung unserer Br<strong>an</strong>che<br />

ist ein sp<strong>an</strong>nender Prozess. Darüber hinaus<br />

sollte sich niem<strong>an</strong>d davor scheuen, sich in<br />

Gesetzestexte einzuarbeiten. Diese ändern<br />

sich nämlich regelmäßig, weshalb Stillst<strong>an</strong>d<br />

für uns ein Fremdwort ist.<br />

Apropos Gesetzestexte: Mitunter fällt es<br />

sogar uns Deutschen schwer, solche Texte zu<br />

verstehen. Ich k<strong>an</strong>n mir vorstellen, dass diese<br />

für Menschen mit Migrationshintergrund eine<br />

noch größere Hürde darstellen.<br />

Das ist richtig, gute Deutschkenntnisse sind<br />

deshalb das A und O. Für internationale Fachkräfte<br />

sind Weiterbildungen wie Deutsch-<br />

Sprachkurse im Arbeitsvertrag festgehalten<br />

und vergütungstechnisch geregelt. Auf der<br />

<strong>an</strong>deren Seite bieten wir für alle Mitarbeiter:innen<br />

kostenlosen Englischunterricht <strong>an</strong>,<br />

um Sprachbarrieren zu minimieren. Das ist<br />

besonders vor dem Hintergrund der zunehmenden<br />

Internationalisierung wichtig. Nicht<br />

wenige M<strong>an</strong>d<strong>an</strong>t:innen exp<strong>an</strong>dieren beispielsweise<br />

ins Ausl<strong>an</strong>d. Für solche international<br />

agierenden Unternehmen arbeiten wir d<strong>an</strong>n<br />

unter <strong>an</strong>derem mit Inpact International, einer<br />

internationalen Vereinigung von Wirtschaftsprüfer:innen,<br />

zusammen. Diese kennen die<br />

gesetzlichen Regelungen im jeweiligen L<strong>an</strong>d<br />

und können uns so unterstützen.<br />

Das ist sicherlich einfacher als die internationalen<br />

Fachkräfte ins Unternehmen zu holen…<br />

Definitiv. Trotzdem sind wir offen für jede<br />

Fachkraft aus dem Ausl<strong>an</strong>d, die in unserer<br />

Br<strong>an</strong>che und speziell bei SRS Audit Fuß fassen<br />

möchte. Doch <strong>an</strong>ders als beispielsweise<br />

in IT-Unternehmen, wo m<strong>an</strong> mit guten Englischkenntnissen<br />

sehr weit kommt, ist es in<br />

der Steuerbr<strong>an</strong>che aufgrund der erwähnten<br />

Gesetzestexte ungleich schwieriger. Es gab<br />

in der Verg<strong>an</strong>genheit leider einige Bewerber:innen<br />

aus dem Ausl<strong>an</strong>d, die schlussendlich<br />

<strong>an</strong> der Sprachbarriere gescheitert sind.<br />

Gab es auf der <strong>an</strong>deren Seite auch positive<br />

Beispiele?<br />

Ja. Eine Ukrainerin, die zuvor als Dolmetscherin<br />

tätig war, hat sich bei uns als<br />

Bürom<strong>an</strong>agerin super in die Thematik<br />

eingearbeitet und schließlich eine Ausbildung<br />

zur Steuerfach<strong>an</strong>gestellten absolviert.<br />

Sie konnte aufgrund ihrer mitgebrachten<br />

Qualifikationen die Prüfung sogar vorziehen.<br />

Auch eine Mitarbeiterin aus Thail<strong>an</strong>d, die der<br />

Liebe wegen nach <strong>Chemnitz</strong> gezogen war,<br />

hat richtig geackert, um die Sprachbarriere<br />

zu überwinden und bei uns ihre Ausbildung<br />

erfolgreich zu meistern. Vor so viel Willen,<br />

Ehrgeiz und Freude <strong>an</strong> der Arbeit k<strong>an</strong>n ich<br />

nur meinen Hut ziehen.<br />

Gibt es für Azubis aus dem Ausl<strong>an</strong>d eigentlich<br />

Ausnahmeregelungen, wie zum Beispiel<br />

eine längere Prüfungszeit?<br />

Leider kaum, ein Wörterbuch ist zwar erlaubt,<br />

eine verlängerte Schreibzeit gibt es in der<br />

Prüfung aber trotzdem nicht. Hier würde<br />

ich mir wünschen, dass unser L<strong>an</strong>d etwas<br />

mehr mit der Zeit geht und die Notwendigkeit<br />

internationaler Fachkräfte erkennt. Auch die<br />

Anerkennung von Ausbildungen und Qualifikationen<br />

ist in Deutschl<strong>an</strong>d ein Thema für<br />

sich. Das macht es Unternehmen mitunter unheimlich<br />

schwer, Fachkräfte aus dem Ausl<strong>an</strong>d<br />

in den hiesigen Arbeitsmarkt zu integrieren.<br />

Wie erleichtert speziell SRS Audit das Ankommen<br />

internationaler Fachkräfte?<br />

Wer bei uns die berufliche Reise <strong>an</strong>tritt, k<strong>an</strong>n<br />

sicher sein, in allen Bereichen die notwenige<br />

Unterstützung zu erhalten. Wir sind offen gegenüber<br />

den verschiedenen Religionen und<br />

berücksichtigen auch religiöse Traditionen.<br />

Je nach Entfernung zum Heimatl<strong>an</strong>d gibt<br />

es auch mal vier Wochen Urlaub am Stück,<br />

um viel Zeit mit Freunden und der Familie<br />

zu verbringen. Wichtig ist, dass wir immer<br />

zuerst den Menschen sehen – egal woher er<br />

kommt, welche Zeugnisnoten oder Qualifikationen<br />

er mitbringt. Wenn die Motivation<br />

stimmt, hat jeder die Ch<strong>an</strong>ce, sich hier im<br />

Unternehmen zu verwirklichen.<br />

WEITERE INFOS:<br />

SRS Audit GmbH<br />

Wirtschaftsprüfungsgesellschaft •<br />

Steuerberatungsgesellschaft<br />

chemnitz.jobs/srsaudit<br />

35


„HIER KENNT EINFACH<br />

JEDER JEDEN“<br />

Fotos: Ernesto Uhlm<strong>an</strong>n<br />

36


Duc kommt aus Vietnam, Joey aus dem<br />

Irak – und beide haben eine berufliche<br />

Heimat bei SITEC gefunden. Was verbindet<br />

den promovierten Maschinenbauer<br />

und den ehemaligen Dolmetscher noch?<br />

Sein g<strong>an</strong>zer Name ist Ngyuen Viet Duc.<br />

„Duc“ heißt Deutschl<strong>an</strong>d auf vietnamesisch<br />

– der Name war aber kein zufälliges<br />

Omen. „Mein Vater hat viele Freunde<br />

in Deutschl<strong>an</strong>d, auch sein Doktorvater<br />

kommt von hier“, erklärt Dr. Nguyen<br />

junior. Als er selbst <strong>an</strong> der TU H<strong>an</strong>oi in<br />

Vietnam tätig war, war die Teilnahme <strong>an</strong><br />

einem <strong>deutsch</strong>-vietnamesischen Austauschprogramm<br />

naheliegend. An der TU<br />

Dresden erl<strong>an</strong>gte er d<strong>an</strong>n 2014 seinen<br />

Doktortitel, auch aufgrund eines Projekts<br />

mit der SITEC aus <strong>Chemnitz</strong>.<br />

Seit 2014 arbeitet er dort und seit 2018<br />

in der Abteilung Forschung & Entwicklung.<br />

Er und zwei weitere Kolleg:innen<br />

entwickeln und optimieren mit Partnern<br />

zukunftsweisende Technologien, wie<br />

beispielsweise zur Lasermaterialbearbeitung.<br />

Auch dass die SITEC bei den<br />

großen Themen unserer Zeit mithalten<br />

und diese aktiv gestalten k<strong>an</strong>n, liegt <strong>an</strong><br />

Ducs Abteilung: Brennstoffzellen, Batterie-Recycling<br />

und Automatisierung sind<br />

nur zwei von vielen Themen, die nicht nur<br />

in der Automotive-Br<strong>an</strong>che eine große<br />

Rolle spielen. Auch die Digitalisierung der<br />

Produktion und Solarzellen beschäftigen<br />

die Abteilung.<br />

„Make or buy“<br />

Der Maschinenbediener Joey spielt im<br />

„Maschinenraum“ von SITEC eine wichtige<br />

Rolle. In seinem Leben hatte er schon<br />

viele Jobs, er war Friseur und in der<br />

Gastronomie tätig, er war Dolmetscher in<br />

der früher boomenden Textilindustrie in<br />

der Türkei. Sein Talent zum Kommunizieren<br />

bringt er nun als Kollege ein, wenn er<br />

Kolleg:innen mit ausbaufähigen Sprachkenntnissen<br />

dabei hilft, Anweisungen zu<br />

verstehen und die Maschinen richtig zu<br />

bedienen.<br />

„Wichtig ist, dass m<strong>an</strong> Deutsch lernt, denn<br />

ohne kommt m<strong>an</strong> nicht weit“, erklärt<br />

der 44-jährige Turkmene. Da er auch<br />

Türkisch und Arabisch spricht, k<strong>an</strong>n er<br />

gerade am Anf<strong>an</strong>g eine echte Starthilfe<br />

sein. Seine Offenheit und Herzlichkeit<br />

wissen Führungskräfte und Kolleg:innen<br />

gleichermaßen zu schätzen.<br />

Dieter Bohlen st<strong>an</strong>d. „Viermal ‚Ja‘ hat sie<br />

bekommen!“, erzählt er stolz. Auch er<br />

ist musikalisch, hat früher viel get<strong>an</strong>zt,<br />

auch wenn es die Fördermöglichkeiten<br />

für ihn nicht gab, die heute seine Kinder<br />

genießen können. Duc hat früher ebenso<br />

get<strong>an</strong>zt, außerdem fotografiert er gerne.<br />

Bei SITEC sind Mitarbeiter:innen mit internationalen<br />

Erfahrungen <strong>an</strong> allen Stellen<br />

gern gesehen, vom Maschinenbediener<br />

bis zur Entwicklung. Und bei zahlreichen<br />

Ver<strong>an</strong>staltungen wie dem Ostergrillen,<br />

dem Sommerfest oder den Weihnachtsfeiern<br />

in den Abteilungen begegnen sich<br />

die rund 250 Kolleg:innen regelmäßig.<br />

„Hier kennt einfach jeder jeden, vom Monteur<br />

bis zum Geschäftsführer“, sagt Duc.<br />

Und Joey ergänzt: „Das Klima ist einfach<br />

super nett hier.“<br />

Die Besonderheit von SITEC gibt auch<br />

Joey seinen Job. Denn SITEC stellt nicht<br />

nur große Maschinen her, sondern produziert<br />

dar<strong>an</strong> auch selbst die Produkte,<br />

wenn Kund:innen das möchten. Das Motto<br />

„Make or buy“ bedeutet, dass die Kunden<br />

selbst entscheiden, ob sie Produkte in<br />

Serienfertigung bei SITEC produzieren<br />

lassen, oder die Maschine dafür kaufen<br />

möchten.<br />

Ein familiärer Arbeitgeber<br />

für Familienmenschen<br />

Joey und Duc sind beide Familienväter.<br />

Joey ist stolz auf seine große Tochter,<br />

die Schauspiel studiert und bei „Deutschl<strong>an</strong>d<br />

sucht den Superstar“ schon vor<br />

WEITERE INFOS:<br />

SITEC Industrietechnologie<br />

GmbH<br />

chemnitz.jobs/sitec<br />

Unsere Mitarbeiter:innen<br />

stammen aus:<br />

Deutschl<strong>an</strong>d, Vietnam, Irak, Afgh<strong>an</strong>ist<strong>an</strong>, Tschechien,<br />

Syrien<br />

Bewerbungen auf Englisch und Deutsch <strong>an</strong>:<br />

bewerbung@sitec-technology.de<br />

6<br />

37


INTERNATIONALITÄT<br />

TROTZ(T) ALLEM<br />

Jihed Lazibi ist Informatiker, ein gefragtes<br />

Gut auf dem Arbeitsmarkt – und<br />

trotzdem machte er nach seiner Ankunft<br />

in Deutschl<strong>an</strong>d zunächst eine Pflegeausbildung.<br />

Jiheds neue berufliche Heimat<br />

ist SIGMA.<br />

Foto: Joh<strong>an</strong>nes Richter<br />

„Hier gibt es immer jem<strong>an</strong>den, den<br />

ich fragen k<strong>an</strong>n. Das ist schon ein<br />

bisschen wie Familie.“<br />

Der IT-Dienstleister und seine Tochterunternehmen<br />

mit St<strong>an</strong>dorten in <strong>Chemnitz</strong><br />

und Dresden sind in verschiedenen Bereichen<br />

der IT unterwegs, u.a. im Bereich<br />

IT-Security und Infrastruktur, ERP-Software,<br />

Embedded Systems und RFID/Auto<br />

ID. Informatik k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> zwar <strong>an</strong> der TU<br />

<strong>Chemnitz</strong> studieren, den Bedarf decken<br />

die Absolvierenden aber nicht. Zuw<strong>an</strong>derung<br />

ist daher auch in der IT-Br<strong>an</strong>che<br />

essenziell. Jihed hat in Tunesien Informationstechnologie<br />

mit Spezialisierung<br />

im Bereich Embedded Systems studiert<br />

und Deutsch auf Niveau B2 gelernt. Anderthalb<br />

Jahre l<strong>an</strong>g arbeitete er in der<br />

tunesischen IT-Br<strong>an</strong>che. Ein alter Schulfreund<br />

empfahl ihm, nach Deutschl<strong>an</strong>d<br />

zu kommen und hier beruflich Fuß zu<br />

fassen. Im September 2022 war es d<strong>an</strong>n<br />

so weit, doch statt mit Kussh<strong>an</strong>d begrüßte<br />

m<strong>an</strong> ihn mit bürokratischen Hürden.<br />

Ein früher Lichtblick war Matthias von<br />

SIGMA. Der Softwareentwickler im<br />

Bereich RFID/ Auto ID lernt Jihed in<br />

einem arabischen Café kennen und war<br />

schnell von dem jungen M<strong>an</strong>n <strong>an</strong>get<strong>an</strong>.<br />

Was darauf folgte, war eine einjährige<br />

Hängepartie in <strong>deutsch</strong>en Behörden, bis<br />

Jihed im August 2023 endlich bei SIGMA<br />

<strong>an</strong>f<strong>an</strong>gen und seine berufliche Expertise<br />

einbringen konnte.<br />

Statt die dringend benötigte Fachkraft<br />

mit guten Deutschkenntnissen schnell in<br />

eine passende Stelle zu bringen, musste<br />

Jihed für den Aufenthaltstitel erstmal<br />

eine fachfremde Ausbildung in der<br />

Pflege beginnen. Denn: Für die Jobsu-<br />

38


che bleiben ausländischen Fachkräften<br />

gerade einmal sechs Monate, d<strong>an</strong>n läuft<br />

der vorläufige Aufenthaltstitel aus.<br />

Bürokratie und Hilfsbereitschaft<br />

Doch Jihed erfuhr auch Hilfsbereitschaft:<br />

Ein Freund half ihm bei der Wohnungssuche<br />

und die Kolleg: innen von SIGMA<br />

unterstützten ihn dabei, die dringend<br />

notwendige Anerkennung des tunesischen<br />

Abschlusses zu erwirken. Nachdem alle<br />

Unterlagen im März 2023 eingereicht<br />

waren, dauerte es noch bis Juli, bis die<br />

Zentralstelle für ausländisches Bildungswesen<br />

(ZAB) den Bescheid verschickte.<br />

Zum Glück waren bei SIGMA schon alle<br />

in den Startlöchern. Schnell war vertraglich<br />

alles geklärt und Jihed konnte schon<br />

im nächsten Kalendermonat starten.<br />

„Ich fühle mich willkommen, denn ich bin<br />

hier nicht nur ein Mitarbeiter“, erklärt<br />

der 30-jährige Tunesier. Er schätzt das<br />

freundliche Mitein<strong>an</strong>der, auch wenn er<br />

noch ein wenig Schwierigkeiten damit<br />

hat, wie schnell alle sprechen. „Für mich<br />

sind Herausforderungen immer auch Gelegenheiten“,<br />

ergänzt er. In kürzester Zeit<br />

hat er viele neue Worte gelernt, durfte in<br />

alle Abteilungen hineinschnuppern und<br />

sein Kollege Arvid hilft ihm tatkräftig.<br />

Jihed ist einer von vielen internationalen<br />

Kolleg:innen bei SIGMA. Das IT-Unternehmen<br />

schätzt, was Mitarbeiter: innen aus<br />

verschiedenen Kulturen und Regionen<br />

einbringen: Seien es die vielen Sprachen,<br />

in denen sie mit ihren Kunden sprechen<br />

können oder die neuen Perspektiven und<br />

Ansätze, die ein internationales Team so<br />

erfolgreich machen. Ein selbstverständlicher<br />

Umg<strong>an</strong>g auf Augenhöhe ist Teil<br />

des Erfolgsrezepts. Auch Team-Events<br />

wie das Sommer- und das Weihnachtsfest<br />

und die Teilnahme <strong>an</strong> sportlichen<br />

Wettbewerben leisten einen Beitrag zur<br />

schnellen Integration.<br />

Jihed zumindest fühlt sich wohl bei<br />

SIGMA: „Hier gibt es immer jem<strong>an</strong>den,<br />

den ich fragen k<strong>an</strong>n. Das ist schon ein<br />

bisschen wie Familie.“<br />

WEITERE INFOS:<br />

SIGMA <strong>Chemnitz</strong> GmbH<br />

chemnitz.jobs/sigma<br />

Unsere Mitarbeiter:innen<br />

stammen aus:<br />

Deutschl<strong>an</strong>d, Ir<strong>an</strong>, Pakist<strong>an</strong>, Ukraine, Russl<strong>an</strong>d, Tunesien<br />

Bewerbungen auf Englisch und Deutsch <strong>an</strong>:<br />

bewerbung@sigma-chemnitz.de<br />

6<br />

39


INTERNATIONALISIERUNG<br />

2.0<br />

Foto: Niles Simmons<br />

40


Was wäre, wenn die Internationalisierung<br />

von Teams nicht mehr nur eine Notwendigkeit<br />

im Kampf gegen den Fachkräftem<strong>an</strong>gel<br />

wäre, sondern ein Multiplikator,<br />

von dem alle Beteiligten gleichermaßen<br />

profitieren könnten? Und wie viel motivierter<br />

und vielleicht auch zufriedener<br />

könnten ausländische Mitarbeitende sein,<br />

wenn ihre vielfältigen kulturellen Hintergründe<br />

nicht mehr nur zur Herausforderung<br />

erklärt würden, sondern zu einer<br />

wertvollen Bereicherung?<br />

Als internationales Werkzeugmaschinenbau-Unternehmen<br />

mit zahlreichen Servicest<strong>an</strong>dorten<br />

auf allen Kontinenten weiß die<br />

NILES-SIMMONS-HEGENSCHEIDT GmbH<br />

(kurz: NSH Group) nur zu genau, wie gewaltig<br />

das Potenzial kultureller Bildung für die<br />

Erschließung neuer Märkte ist. Marketing<br />

M<strong>an</strong>ager Pierre Seidel verdeutlicht: „Zum<br />

Beispiel ist Indien einer der Emerging Markets,<br />

den wir nur erschließen, wenn wir dort<br />

mehr als Maschinen liefern. Wir müssen die<br />

Kultur kennen. Wenn es uns also gelingt,<br />

einen Maschinenbauingenieur bei uns zu<br />

etablieren, d<strong>an</strong>n partizipieren wir auch von<br />

seinem kulturellen Hintergrund – und nicht<br />

nur umgekehrt. Uns geht es um Austausch,<br />

mit dem wir uns gegenseitig helfen, im<br />

jeweils <strong>an</strong>deren L<strong>an</strong>d besser <strong>an</strong>zukommen.“<br />

Entsprechend umf<strong>an</strong>greich und ungekünstelt<br />

fällt auch die Integration innerhalb des<br />

Unternehmens aus: Gemeinsame Unternehmungen,<br />

W<strong>an</strong>derungen, private Freizeitgruppen,<br />

Firmenlauf… In der NSH Group<br />

ist es g<strong>an</strong>g und gäbe, dass die KollegInnen<br />

zusammen unterwegs sind. Nazhmiddin<br />

Bakhridinov, ursprünglich<br />

aus Tadschikist<strong>an</strong>, hat auf<br />

diese Weise das Klettern<br />

für sich entdeckt und<br />

ist regelmäßig mit dem<br />

Team in der Böhmischen<br />

Schweiz unterwegs. Jetzt,<br />

da es kalt wird, freut er<br />

sich aber erst einmal auf<br />

den gemeinsamen Skiurlaub:<br />

30 bis 40 Leute,<br />

schätzt er, werden dieses<br />

Jahr dabei sein, wenn die<br />

Kolleg:innen wie zuletzt wieder Partner:innen<br />

und Freund:innen mitbringen.<br />

„Wir haben viele Leute, die tragen den Titel<br />

‚Integrationsm<strong>an</strong>ager‘ nicht am Kittel, aber<br />

leben ihn einfach – vielleicht weil sie selbst<br />

viel gereist sind, vielleicht weil sie für die<br />

NSH Group oft im Ausl<strong>an</strong>d sind. Und d<strong>an</strong>n<br />

gibts natürlich auch die, die in Deutschl<strong>an</strong>d<br />

studiert haben, sehr gutes Englisch<br />

sprechen und die Integration d<strong>an</strong>n eher<br />

von der fachlichen Seite bieten“, erklärt<br />

Pierre Seidel den Umst<strong>an</strong>d, dass das Unternehmen<br />

bisher trotz 30 Internationals ohne<br />

klassisches Integrationsm<strong>an</strong>agement auskommen<br />

ist. Sein Zauberwort für den Erfolg:<br />

Individualität. „Unsere Maschinen sind hoch<br />

individuell. Wenn Kunden uns ein Werkstück<br />

zeigen und nach einer technischen Lösung<br />

fragen, entstehen dabei Maschinen, die es<br />

in einer so kundenspezifischen Ausführung<br />

oftmals nur einmal auf der Welt gibt. Und<br />

genauso sehen wir auch unsere Internationals:<br />

Jede Person kommt mit einer eigenen<br />

Biographie und eigenen Problemen, da<br />

können wir nicht nach einem starren Pl<strong>an</strong><br />

vorgehen, da braucht es immer individuelle<br />

Unterstützung.”<br />

Trotzdem ist sich Pierre Seidel bewusst,<br />

dass auch eine NSH Group mit ihrer fortschrittlichen<br />

Integrationspolitik noch viel<br />

mehr Potenzial hat. „Stellen Sie sich vor, wir<br />

könnten jungen Menschen ein Gesamtpaket<br />

<strong>an</strong>bieten. Eine Ausbildung mit Übernahmegar<strong>an</strong>tie<br />

inklusive kostengünstigem oder<br />

vielleicht sogar kostenfreiem Wohnraum in<br />

Form einer jungen WG mit 360-Grad-Betreuung…<br />

Ich stelle es mir so vor, dass die<br />

Azubis zusammen kochen können, mal<br />

zusammen weggehen, eben nicht alleine<br />

sind und morgens als Team wieder in die<br />

Firma kommen.” Er hofft, die Vision schon<br />

in ein bis drei Jahren umsetzen zu können<br />

– eine Geschwindigkeit, die seiner Meinung<br />

nach vor allem dem Umst<strong>an</strong>d zu verd<strong>an</strong>ken<br />

ist, dass das Unternehmen nach wie<br />

vor familiengeführt ist. „In einer Großkonzern-Struktur<br />

könnten wir Dinge nicht so<br />

schnell umsetzen.” Gelingt der Pl<strong>an</strong>, könnte<br />

die NSH Group vielleicht sogar das erste<br />

<strong>Chemnitz</strong>er Unternehmen sein, das seinen<br />

Azubis ein solch umfassendes Angebot<br />

unterbreitet.<br />

WEITERE INFOS:<br />

NSH TECHNOLOGY GmbH<br />

chemnitz.jobs/nsh<br />

Unsere Mitarbeiter:innen<br />

stammen aus:<br />

Deutschl<strong>an</strong>d, Mittel- und Südeuropa, Asien, Amerika,<br />

Russl<strong>an</strong>d, Afrika und Indien<br />

Bewerbungen auf Englisch und Deutsch <strong>an</strong>:<br />

hr.nsi@shgroup.com<br />

30<br />

41


EIN SPRUNG<br />

INS KALTE WASSER<br />

Frau Hofm<strong>an</strong>n, was hat Sie zu diesem mutigen<br />

Schritt bewegt, sich intern als Integrationsm<strong>an</strong>agerin<br />

für immerhin 72 internationale<br />

Fachkräfte zu bewerben?<br />

Der Ged<strong>an</strong>ke <strong>an</strong> unsere Zukunft! 2035<br />

werden uns 500.000 Pflegekräfte fehlen.<br />

Deshalb setzen wir schon seit zehn Jahren<br />

auf internationale Fachkräfte. Da finde ich<br />

es einfach sehr wichtig, dass m<strong>an</strong> ihnen<br />

Unterstützung bietet – nicht nur denen, die<br />

kommen, sondern auch denen, die da sind,<br />

um zu schauen, wie wir besser zusammenwachsen<br />

können. Und deswegen habe<br />

ich gesagt: „Okay, ich springe ins kalte<br />

Wasser!“<br />

Wo sehen Sie gerade die größten Herausforderungen?<br />

Im Alltag sind es trotz des vorausgesetzten<br />

B2-Zertifikats eher die Sprachbarrieren, die<br />

fordern – vor allem hier in Sachsen, wo die<br />

meisten Dialekt sprechen. Da sind natürlich<br />

auch die <strong>deutsch</strong>en Mitarbeitenden <strong>an</strong>gehalten,<br />

deutlicher zu sprechen, vielleicht<br />

eine einfachere Sprache zu wählen oder<br />

die Geräte zu beschriften.<br />

Schwieriger sind die Behördengänge. Die<br />

Azubis, die zu uns kommen, dürfen erst mit<br />

Beginn des Ausbildungsvertrags einreisen<br />

– quasi vom Flughafen in die Berufsschule.<br />

Das bedeutet, dass wir die Behördengänge<br />

nur während der Schulzeit erledigen können.<br />

Meldestelle, Kr<strong>an</strong>kenkasse, Kontoeröffnung,<br />

Ausländerbehörde, und, und, und.<br />

Ursprünglich als Koordinatorin einer Wohnstätte für<br />

Menschen mit Behinderung tätig, stellt sich J<strong>an</strong>et Hofm<strong>an</strong>n<br />

seit Juni 2023 in der Heim gGmbH den herausfordernden<br />

Aufgaben der Integrations-Coachin – keine<br />

leichte Angelegenheit bei mehr als 50 internationalen<br />

Mitarbeitenden aus mehr als 25 Nationen. Gern gibt<br />

sie Einblick in die zahlreichen Maßnahmen, mit denen<br />

sie den Internationals das Ankommen und Arbeiten<br />

erleichtert, spricht aber auch ehrlich über die Hürden,<br />

die sie dabei zu meistern hat.<br />

42


Fotos: Joh<strong>an</strong>nes Richter<br />

Mitarbeitenden aber selbst, ob sie Kontakte<br />

knüpfen wollen oder nicht. Schließlich will<br />

ich sie ja auch nicht bevormunden, das sind<br />

immerhin erwachsene Menschen. Mir geht<br />

es vor allem darum, Angebote zu machen.<br />

M<strong>an</strong> muss sich vorstellen: Sie kommen <strong>an</strong>,<br />

vielleicht aus Afrika, aus Asien, wo gänzlich<br />

<strong>an</strong>dere Strukturen herrschen, beziehen<br />

eine Wohnung, kennen nicht mal den Nahverkehr<br />

– das ist keine leichte Situation,<br />

wenn auf einmal alles neu ist. Da möchte<br />

ich sie wenigstens abholen und <strong>an</strong>schließend<br />

wieder in die Berufsschule fahren,<br />

damit sie nicht so viel verpassen.<br />

Ergreifen Sie noch <strong>an</strong>dere Maßnahmen, mit<br />

denen Sie die Integration unterstützen?<br />

Gerade sind wir dabei, ein Konzept für das<br />

Integrationsm<strong>an</strong>agement zu erstellen.<br />

Dabei orientieren wir uns vor allem <strong>an</strong> den<br />

drei Azubis, die im September aus Togo<br />

und Marokko eingereist sind und schauen,<br />

wo die größten Baustellen sind. Daraus<br />

leiten wir das Konzept und Ablaufdiagramme<br />

ab.<br />

Parallel bemühe ich mich bereits darum,<br />

die jungen Leute nicht nur beruflich zu<br />

integrieren, sondern ihnen auch Dinge<br />

zu offerieren, die helfen, sich in <strong>Chemnitz</strong><br />

heimisch zu fühlen, damit sie uns hoffentlich<br />

auch nach Abschluss der Ausbildung<br />

als Mitarbeitende erhalten bleiben. Das<br />

beginnt damit, dass ich zum Beispiel frage,<br />

welchen Sport sie gern machen und d<strong>an</strong>n<br />

nach den passenden Vereinen für sie<br />

suche. Außerdem gibt es Überlegungen,<br />

ein unternehmenseigenes Café International<br />

zu etablieren, wo alle Interessierten<br />

zusammenkommen können, um zusammen<br />

Deutsch zu üben und sich über ihre<br />

Kulturen auszutauschen. Aber das ist<br />

natürlich nicht leicht, da wir ja im Schichtsystem<br />

arbeiten.<br />

Zudem pl<strong>an</strong>en wir gerade einen Fahrradkurs,<br />

weil die Azubis hier oft ohne Führerschein<br />

<strong>an</strong>kommen. Unsere Einrichtungen sind ja<br />

über die g<strong>an</strong>ze Stadt verstreut… Oft trauen<br />

sie sich aber nicht, mit dem Rad zu fahren,<br />

weil sie natürlich die <strong>deutsch</strong>e StVO nicht<br />

kennen. Da hoffen wir, mit dem Kurs ein bisschen<br />

mehr Sicherheit geben zu können.<br />

Derzeit arbeite ich außerdem <strong>an</strong> einer<br />

Willkommensmappe mit den wichtigsten<br />

Informationen zum Nachlesen. Wenn m<strong>an</strong><br />

in einer fremden Sprache viel erzählt bekommt,<br />

gehen immer ein paar Infos verloren.<br />

Medizinische Versorgung, Nahverkehr,<br />

Mülltrennung – da steht d<strong>an</strong>n alles drin.<br />

Und wie sieht's bei den Mitarbeitenden<br />

unterein<strong>an</strong>der aus?<br />

Aufgrund der großen Diversität ist es<br />

m<strong>an</strong>chmal schwierig, die Internationals<br />

unterein<strong>an</strong>der zu vernetzen, weil wir in<br />

vielen Fällen nur eine einzelne Person aus<br />

einem L<strong>an</strong>d bei uns haben. Natürlich versuche<br />

ich es trotzdem und frage ggf. bei den<br />

Mitarbeitenden <strong>an</strong>, ob ich ihre Kontaktdaten<br />

weitergeben darf, wenn doch mal eine<br />

weitere Person aus ihrem Heimatl<strong>an</strong>d zu<br />

uns kommt. Letztlich überlasse ich es den<br />

Woher haben Sie so schnell Ihr Wissen für<br />

Ihre neuen Aufgaben als Integrationsm<strong>an</strong>agerin<br />

bezogen?<br />

Das Weiterbildungs<strong>an</strong>gebot im Bereich<br />

des betrieblichen Integrationsm<strong>an</strong>agements<br />

ist aktuell eher rar, meist liegt der<br />

Fokus auf der Integration von Geflüchteten.<br />

Deshalb habe ich mich viel belesen, besonders<br />

zu den Gesetzen. Es gibt ohnehin<br />

perm<strong>an</strong>ent Änderungen, wie zum Beispiel<br />

aktuell im Zuw<strong>an</strong>derungsrecht. Da muss<br />

m<strong>an</strong> wirklich am Ball bleiben. Zusätzlich<br />

tausche ich mich viel aus. Mittlerweile gibt<br />

es ein Netzwerk betrieblicher Integrationsm<strong>an</strong>ager:innen<br />

und zum Glück habe ich<br />

auch bei der Beratungsstelle für Zuw<strong>an</strong>derung<br />

kompetente Ansprechpartner:innen<br />

gefunden. Und natürlich ist es wichtig, die<br />

Onlinever<strong>an</strong>staltungen wahrzunehmen, die<br />

es zum Thema gibt. Auch dort k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong><br />

wertvolle Kontakte knüpfen.<br />

Und die Erfolge der l<strong>an</strong>gjährigen Internationalisierungsstrategie<br />

der Heim gGmbH<br />

können sich sehen lassen…<br />

Definitiv! Mittlerweile ist es so, dass wir<br />

überhaupt nicht mehr aktiv rekrutieren<br />

müssen, sondern dass genügend Bewerbungen<br />

bei uns eingehen. Außerdem<br />

bekommen wir als Träger des Freiwilligendienstes<br />

viele internationale Bewerbungen<br />

und nicht wenige der Absolvent:innen<br />

bleiben im Anschluss bei uns, um eine Ausbildung<br />

zu beginnen.<br />

WEITERE INFOS:<br />

Heim gemeinnützige GmbH<br />

chemnitz.jobs/heim<br />

Unsere Mitarbeiter:innen<br />

stammen aus:<br />

72 Nationen<br />

Bewerbungen auf Englisch und Deutsch <strong>an</strong>:<br />

bewerbung@heimggmbh.de<br />

72<br />

43


„DAS WICHTIGSTE IST,<br />

DASS MAN NICHT AUFHÖRT<br />

NEUGIERIG ZU SEIN“<br />

„KOMSA, das sind doch die, die H<strong>an</strong>dys reparieren“. Stimmt, wird aber dem Portfolio<br />

des Unternehmens keineswegs gerecht. Ost<strong>deutsch</strong>l<strong>an</strong>ds umsatzstärkstes<br />

Familienunternehmen hat sich als Telekommunikationsgroßhändler und<br />

Spezialist für digitale Infrastrukturen etabliert. Allgemein verständlich<br />

heißt das: In einer Welt, wo mobiles Leben und Arbeiten g<strong>an</strong>g und<br />

gäbe ist, bringt m<strong>an</strong> die nötigen Technologien dorthin, wo sie<br />

gebraucht werden. Knapp 1.200 Frauen und Männer sorgen<br />

dafür, dass Menschen in aller Welt digital kommunizieren<br />

und arbeiten können. Denn „das geht nicht mehr weg“. Dessen<br />

ist sich KOMSA-Chef Pierre-Pascal Urbon sicher.<br />

Was auch „nicht mehr weggeht“, ist die internationale Ausrichtung des<br />

Hartm<strong>an</strong>nsdorfer Unternehmens. Der Zusammenschluss mit dem britischen<br />

IT-Dienstleister Westcoast wirkt wie ein Katalysator, was Märkte,<br />

Partnerschaften und Mitarbeiter:innen betrifft. Pressesprecherin<br />

Andrea Fiedler-Braunschweig ergänzt: „Seit dreißig Jahren leben wir<br />

Veränderung und W<strong>an</strong>del. Nahezu jedes Jahr haben wir uns ein Stück<br />

weit neu erfunden. In all der Zeit waren wir immer zwischen dem, was<br />

Technologie <strong>an</strong> Innovation hervorbringt und dem, was unsere Kunden<br />

verl<strong>an</strong>gten und letztendlich kaufen. Wer in solch einem Feld erfolgreich<br />

h<strong>an</strong>deln will, muss perm<strong>an</strong>ent veränderungsbereit sein.“<br />

OLENA AYARI<br />

44<br />

Entscheidend ist die innere Einstellung.<br />

Ein Arbeitsumfeld, was alles <strong>an</strong>dere als starr ist, verl<strong>an</strong>gt ein adäquates<br />

Mindset. Was braucht es, um bei KOMSA arbeiten, wachsen und<br />

werden zu können? Offenheit in Sachen Dynamik und Innovation, ein<br />

aufgeschlossenes Wesen und Teamfähigkeit. All das macht Olena Ayari<br />

aus. Wie sie aus der Ukraine nach Sachsen gekommen ist, ist eine<br />

Geschichte von Motivation, Stärke und möglichen Ch<strong>an</strong>cen innerhalb<br />

Europas.<br />

„Ich kam als Zehnjährige erstmals nach Deutschl<strong>an</strong>d. Im Rahmen<br />

eines Schüleraustauschs durfte ich eine Woche bei einer Gastfamilie<br />

wohnen. Alles hat mich begeistert - vom Essen bis hin zur Mülltrennung.<br />

Denn die funktioniert in der Ukraine bis heute nicht. Jedenfalls,<br />

in solch einem L<strong>an</strong>d wie Deutschl<strong>an</strong>d wollte ich leben. Und, ich habe<br />

Fotos: Leo<strong>an</strong> Haubner / KOMSA


mich gefragt, warum ich in Kiew und nicht<br />

hier geboren bin“, erzählt die 38-Jährige.<br />

Derart beeindruckt beschließt sie,<br />

parallel zum Marketingstudium Deutsch<br />

am Goethe-Institut in Kiew zu lernen.<br />

Dieser Spaß kostet. Olena jobbt dafür. Ihre<br />

Deutschkenntnisse nutzt sie privat. Mehr<br />

nicht. Doch Deutschl<strong>an</strong>d lässt sie nicht los.<br />

Immer wieder ploppt der Wunsch nach<br />

Veränderung auf.<br />

„Jetzt oder nie“, denkt sie, als sie 2018<br />

mit ihrem zweiten Kind in Elternzeit ist.<br />

Von Kiew aus bewirbt sie sich initiativ bei<br />

diversen Firmen in Sachsen. Der Umst<strong>an</strong>d<br />

ist ihrem <strong>deutsch</strong>en Schwager geschuldet.<br />

Er wiederum ist fest davon überzeugt,<br />

dass in <strong>Chemnitz</strong> „etwas geht“ und die<br />

Stadt ordentlich Potenzial hat. Olena Ayari<br />

schickt ihren Lebenslauf auch <strong>an</strong> KOMSA;<br />

kennt das Unternehmen aber nicht. „Wie<br />

auch? VW, Siemens, Bayer usw. das sind<br />

die Marken, die in der Ukraine vor Ort und<br />

bek<strong>an</strong>nt sind“, beschreibt sie ihre Situation.<br />

„Wenn m<strong>an</strong> wie ich in einem Drittl<strong>an</strong>d sitzt<br />

und d<strong>an</strong>n eine Einladung zum Vorstellungsgespräch<br />

bekommt, ist das wie ein<br />

Hauptgewinn. Denn aus dem Ausl<strong>an</strong>d einen<br />

Arbeitsplatz in der EU zu finden, ist wirklich<br />

schwer.“ Sie überzeugt, erhält ihren Arbeitsvertrag<br />

und muss warten. Denn ohne<br />

Visum gibt es keine Einreise, keinen ersten<br />

Arbeitstag. Diese bürokratische Hürde stellt<br />

beide Seiten auf eine harte Geduldsprobe.<br />

Derweil sitzt Olena Ayari auf gepackten<br />

Koffern, kämpft um die Anerkennung ihres<br />

Diploms und weiß nicht, w<strong>an</strong>n es für sie<br />

ohne M<strong>an</strong>n und Kinder in Hartm<strong>an</strong>nsdorf<br />

losgeht. Mitte Februar 2019 ist es d<strong>an</strong>n soweit.<br />

Sie fliegt nach Deutschl<strong>an</strong>d. Drei Tage<br />

später startet sie bei KOMSA.<br />

Auf Englisch k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> in Sachsen keinen<br />

Kaffee mitein<strong>an</strong>der trinken.<br />

Auf Deutsch schon.<br />

„Die ersten Tage waren wirklich <strong>an</strong>strengend.<br />

Von heute auf morgen sprach ich<br />

nur noch <strong>deutsch</strong>. Die g<strong>an</strong>zen Informationen<br />

in einer <strong>an</strong>deren Sprache zu be- und<br />

verarbeiten… Abends, wenn ich im Bett lag,<br />

drehten die Sätze noch mehrere Runden<br />

in meinem Kopf. Und, KOMSA ist groß. Um<br />

die Strukturen zu verstehen, braucht es<br />

Monate“, erinnert sie sich. Was sie irritiert<br />

und gleichzeitig beeindruckt hat, war die<br />

Frage: Wie geht es dir? Immer wieder wird<br />

sie von Kolleg:innen und Vorgesetzten<br />

darauf <strong>an</strong>gesprochen. „In der Ukraine hat<br />

mich keiner im Job gefragt, wie es mir<br />

geht. Warum sollte das von Interesse sein?<br />

Ich bin doch freiwillig hier; ich schaffe das<br />

schon. Und, wenn es mir schlecht geht,<br />

würde ich das doch nicht sagen. Irgendw<strong>an</strong>n<br />

habe ich begriffen, dass das wirklich<br />

ernst gemeint ist.“ Ihr wird klar, dass m<strong>an</strong><br />

in Deutschl<strong>an</strong>d <strong>an</strong>ders tickt und erlebt<br />

einen kleinen Kulturschock „In der Ukraine<br />

zählt, welche teure H<strong>an</strong>dtasche du hast. Du<br />

musst mit Äußerlichkeiten beeindrucken.<br />

Hier tragen Führungskräfte g<strong>an</strong>z entsp<strong>an</strong>nt<br />

Schuhe unter 100 Euro. Es spielt<br />

keine Rolle, welches iPhone du hast. Ich<br />

wurde so akzeptiert, wie ich bin. Es zählt,<br />

wie offen und fleißig m<strong>an</strong> ist. Und, ob m<strong>an</strong><br />

schnell lernen und gut arbeiten k<strong>an</strong>n.“ Ambitioniert,<br />

diszipliniert und couragiert geht<br />

sie ihren Job bei KOMSA <strong>an</strong>, verbessert<br />

stetig ihr Deutsch und arbeitet sich ein.<br />

M<strong>an</strong>n und Kinder kommen nach reichlich<br />

drei Monaten nach; die Familie ist endlich<br />

wieder komplett. Einige Hürden sind<br />

noch zu meistern: Führerschein von vorn,<br />

Anerkennung des Physiotherapiediploms<br />

vom Ehem<strong>an</strong>n, Warten auf den Integrationskurs<br />

usw. Entmutigen lässt sich Olena<br />

Ayari nicht. Im Gegenteil. Ihr Motto heißt:<br />

Nicht erschrecken. Weitermachen. Lernen.<br />

Nicht aufgeben. Das meiste kommt mit der<br />

Erfahrung und der Zeit.<br />

Viele verschiedene Charaktere ergeben<br />

ein großes, facettenreiches G<strong>an</strong>zes.<br />

Auf dem Weg zur Internationalität bleibt<br />

m<strong>an</strong> sich bei KOMSA treu. Extra Anwerbekampagnen<br />

gab es noch nie und wird es<br />

wohl auch nicht geben. Rekrutiert wird<br />

zum Beispiel über das Internet, Social<br />

Media-K<strong>an</strong>äle, Netzwerke und von Mensch<br />

zu Mensch. Was sich im Laufe der Jahre<br />

geändert hat, ist das Zeitfenster, in dem<br />

m<strong>an</strong> reagieren muss. „Schnelligkeit ist das<br />

A und O. Wir sind heute diejenigen, die<br />

sich den Bewerber:innen vorstellen. Wir<br />

müssen zeigen, wie wir tatsächlich sind.<br />

Die Vielfalt <strong>an</strong> Mitarbeiter:innen k<strong>an</strong>n ein<br />

wesentlicher Grund sein, um sich für uns<br />

zu entscheiden. Verschiedene Blickwinkel<br />

und die Offenheit unterein<strong>an</strong>der machen<br />

uns reicher und uns als Team rücksichtvoller.<br />

Ohne diese Fähigkeiten laufen wir Gefahr,<br />

dass wir starr werden“, fasst Andrea<br />

Fiedler-Braunschweig zusammen.<br />

Perfect Match also. Für Olena Ayari und<br />

das Unternehmen.<br />

WEITERE INFOS:<br />

KOMSA AG<br />

chemnitz.jobs/komsa<br />

Unsere Mitarbeiter:innen<br />

stammen aus:<br />

Deutschl<strong>an</strong>d, Alb<strong>an</strong>ien, China, Griechenl<strong>an</strong>d, Irak, Italien,<br />

Neuseel<strong>an</strong>d, Niederl<strong>an</strong>de, Österreich, Polen, Rumänien,<br />

Syrien, Tschechien, Ukraine, Ungarn<br />

Bewerbungen auf Englisch und Deutsch <strong>an</strong>:<br />

jobs@komsa.com<br />

15<br />

45


ICH BIN EINE VON<br />

83 MILLIONEN.<br />

UND EINE VON 250.000.<br />

Fotos (2): Joh<strong>an</strong>nes Richter<br />

4.000 MITARBEITER:INNEN<br />

26 ÄMTER<br />

DREI EIGENBETRIEBE:<br />

Was machen die Menschen, die in der<br />

Stadtverwaltung <strong>Chemnitz</strong> arbeiten?<br />

Grundstücke und Gebäude bewirtschaften?<br />

Baugenehmigungen erteilen?<br />

Meldebescheinigungen, Knöllchen<br />

oder Geburtsurkunden ausstellen?<br />

Soziale Hilfen bewilligen? Das Ankommen<br />

in Deutschl<strong>an</strong>d ermöglichen?<br />

Die „Stadt“ ist die zweitgrößte Arbeitgeberin<br />

von <strong>Chemnitz</strong>. Wer denkt, dass ausschließlich<br />

Verwaltungsfach<strong>an</strong>gestellte und<br />

Beamt:innen hier ihrer Arbeit nachgehen,<br />

irrt: Bademeister:innen, Städtepl<strong>an</strong>er:innen,<br />

Ärzt:innen, Erzieher:innen, Straßenbauer:innen,<br />

Gärtner:innen – jede und jeder<br />

gestaltet die Gegenwart und die Zukunft von<br />

<strong>Chemnitz</strong> mit. Längst tragen Zuw<strong>an</strong>derer:innen<br />

aus aller Welt ihren Teil dazu bei.<br />

Maya Alkurdi ist eine Stehauffrau. Hinter<br />

ihrem zierlichen Naturell stecken eine<br />

ordentliche Portion Ehrgeiz, jede Menge Zuversicht<br />

und Temperament. Ihrem einnehmenden<br />

Wesen steht eine Vita von Flucht,<br />

Verlust, Mut und einer gewissen Resistenz<br />

gegen die Widrigkeiten des<br />

Ankommens in einem fremden<br />

L<strong>an</strong>d gegenüber. Maya Alkurdi<br />

ist in Syrien aufgewachsen,<br />

hat ihr Abitur in Ägypten<br />

best<strong>an</strong>den und in Damaskus<br />

Englische Literatur studiert.<br />

Für ein Jahr. Im Kontext eines<br />

sogen<strong>an</strong>nten Resettlement-<br />

Programms wurde sie von den<br />

Vereinten Nationen (UNHCR)<br />

als Flüchtling ausgewählt und<br />

<strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nt. Innerhalb von drei<br />

Monaten musste sie in Syrien<br />

alles abbrechen und ausreisen.<br />

Neunzehnjährig kam sie 2015<br />

nach <strong>Chemnitz</strong> und fasste Fuß.<br />

Warum ein Job bei der Stadt<br />

ihr größtes Ziel war und wie<br />

sie es erreicht hat, erzählen<br />

46<br />

Maya Alkurdi (Mitte), Martin Weinert (rechts)


sie und ihr Vorgesetzter, Martin Weinert<br />

(Sozialamt, Sachgebiet Unterbringung), im<br />

Interview.<br />

Welche Sprachen sprechen Sie?<br />

M. Alkurdi: Arabisch, Englisch und Deutsch.<br />

Nach meiner Ankunft hier dauerte es ein<br />

halbes Jahr, bis ich einen Platz in einem<br />

Integrationskurs bekam. Sechs Monate warten!<br />

D<strong>an</strong>n habe ich innerhalb eines Jahres<br />

die Stufe B1 erreicht. Das heißt, m<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n<br />

sich g<strong>an</strong>z gut auf Deutsch verständigen. Im<br />

August 2016 habe ich eine Ausbildung zur<br />

Kauffrau für Bürom<strong>an</strong>agement <strong>an</strong>f<strong>an</strong>gen.<br />

Von Englischer Literatur zu einem kaufmännisch-verwaltenden<br />

Beruf: Warum dieser<br />

Wechsel?<br />

M. Alkurdi: Trotz meines sehr guten Abiturs<br />

wurde mir hier nur der Realschulabschluss<br />

<strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nt. Um mein Studium wiederaufzunehmen<br />

und die Berechtigung dafür zu<br />

bekommen, hätte ich am Studienkolleg<br />

Sachsen in Leipzig einige Prüfungen noch<br />

einmal erfolgreich bestehen müssen. Aufgrund<br />

meiner familiären Bindung zu <strong>Chemnitz</strong>,<br />

kam ein Umzug jedoch nicht in Frage.<br />

Darum habe ich mich für die Ausbildung<br />

entschieden.<br />

Wie sind Sie d<strong>an</strong>n zur Stadtverwaltung<br />

<strong>Chemnitz</strong> gekommen?<br />

M. Alkurdi: Ich war selbst Klientin beim Sozialamt.<br />

Der Ged<strong>an</strong>ke selbst einmal bei der<br />

Stadtverwaltung <strong>Chemnitz</strong> zu arbeiten, kam<br />

mir durch eine Bek<strong>an</strong>nte. Ihr Tipp brachte<br />

mich auf Idee, mich zu bewerben. Denn ich<br />

wollte gerecht beh<strong>an</strong>delt werden. Das heißt,<br />

die gleiche Entgeltgruppe haben wie meine<br />

Kolleg:innen, wie alle <strong>an</strong>deren Deutschen<br />

auch. Dafür habe ich gekämpft; das war<br />

mein großes Ziel. Ich wollte die Ch<strong>an</strong>ce<br />

wahrnehmen und nahm die Challenge <strong>an</strong>.<br />

Auf Anhieb hat das nicht geklappt. Nach<br />

dem zweiten Versuch bekam ich d<strong>an</strong>n den<br />

Brief, in dem st<strong>an</strong>d „Herzlich willkommen bei<br />

der Stadtverwaltung“. Das war im Juli 2020.<br />

Über verschiedene Ämter und Einsatzstellen<br />

bin ich d<strong>an</strong>n im August 2022 ins Sozialamt<br />

gekommen. Mein Chef hat sich dafür<br />

stark gemacht, dass ich hier l<strong>an</strong>gfristig eine<br />

Zukunftsperspektive habe.<br />

Was ist genau Ihr Aufgabengebiet?<br />

M. Alkurdi: Was ich konkret<br />

mache? Bescheide<br />

erstellen für die Leute,<br />

damit sie offiziell gemeldet<br />

sind und d<strong>an</strong>n auch<br />

Geld usw. bekommen.<br />

Denn ohne Bescheid läuft<br />

in Deutschl<strong>an</strong>d nichts.<br />

M. Weinert: Wir sind<br />

allgemein zuständig für<br />

die Unterbringung von<br />

wohnungslosen Menschen,<br />

also für zur Stadt<br />

<strong>Chemnitz</strong> zugewiesene<br />

Asylbewerber:innen. Aber auch für <strong>deutsch</strong>e<br />

Bürger:innen, die obdachlos sind und Hilfe<br />

benötigen. Ihnen ermöglichen wir einen<br />

Schlafplatz in unserem Wohnprojekt, zum<br />

Beispiel im Nachtquartier.<br />

Sie sind jetzt acht Jahre in Deutschl<strong>an</strong>d. Gibt<br />

es etwas, was Sie immer noch beeindruckt?<br />

M. Alkurdi: Das System. Eigentlich sagt das<br />

Wort alles. In Syrien gibt es das nicht. Da bezahlt<br />

m<strong>an</strong> viel Geld, das m<strong>an</strong> etwas geregelt<br />

bekommt. Hier gibt es Gesetze und Regeln;<br />

die werden eingehalten. M<strong>an</strong>chmal sind sie<br />

auch bisschen viel. Aber dafür hat m<strong>an</strong> seine<br />

Ruhe und weiß, was richtig und falsch ist.<br />

Herr Weinert, welche Klippen sehen Sie bei<br />

der Integration von ausländischen Fachkräften?<br />

M. Weinert: Das A und O sind die Sprachkenntnisse.<br />

In der Verwaltung ist die Amtssprache<br />

Deutsch. Deshalb ist essentiell,<br />

dass m<strong>an</strong> sich gut verständigen k<strong>an</strong>n. Was<br />

unsere Arbeit betrifft: Das Verwaltungs<strong>deutsch</strong><br />

hat seine Tücken.<br />

Was konnten Sie von Frau Alkurdi lernen?<br />

M. Weinert: Sie steht für einen beispielhaften<br />

Werdeg<strong>an</strong>g in Deutschl<strong>an</strong>d. Wahrscheinlich<br />

gibt es nicht viele, die in so kurzer Zeit solch<br />

einen Weg hinbekommen. In der Verwaltung<br />

<strong>an</strong>zuf<strong>an</strong>gen, ist wegen der Gesetzlichkeiten<br />

und dem Verwaltungs<strong>deutsch</strong> nochmal<br />

etwas Anderes als nur Deutsch zu sprechen.<br />

Da hat sie einen unheimlichen Ehrgeiz. Von<br />

17 Mitarbeiter:innen im Sachgebiet ist Frau<br />

Alkurdi die einzige Person mit Migrationshintergrund.<br />

Wir haben uns für sie entschieden,<br />

weil sie einfach überzeugt hat. Mit<br />

ihrem Wissen, ihrer lebensfrohen Art, ihrem<br />

Wollen, ihren Leistungen und weil sie ins<br />

Team passt.<br />

Wie kommuniziert die Stadt <strong>Chemnitz</strong> sich<br />

als attraktiver Arbeitgeber?<br />

M. Weinert: Mittlerweile befinden auch wir<br />

uns im Wettbewerb mit <strong>an</strong>deren Verwaltungen,<br />

Institutionen und der Wirtschaft.<br />

Deshalb wurde intensiv <strong>an</strong> der Etablierung<br />

der Arbeitgebermarke gearbeitet. Uns geht<br />

es darum, die Vorteile, die ein Job im öffentlichen<br />

Dienst mit sich bringt, nach außen<br />

wie innen zu zeigen. Unter <strong>an</strong>derem wird<br />

es einen komplett neuen Online-Auftritt der<br />

Stadt <strong>Chemnitz</strong> geben, zu dem zum Beispiel<br />

eine neue Karriereseite gehört. Geworben<br />

wird dafür auf allen gängigen Social-Media-<br />

K<strong>an</strong>älen, in Stellenbörsen, fachspezifischen<br />

Medien usw.<br />

WEITERE INFOS:<br />

Stadt <strong>Chemnitz</strong> Hauptamt<br />

Maya Alkurdi<br />

chemnitz.jobs/stadtverwaltung<br />

47


Foto: Klinikum <strong>Chemnitz</strong><br />

INTEGRATION MIT HERZ<br />

UND VERSTAND<br />

Grob betrachtet hat die Integration internationaler Fachkräfte<br />

mindestens zwei Ebenen: eine äußere und eine<br />

innere. Außen kämpfen sich Neu<strong>an</strong>kömmlinge mit ausländischen<br />

Wurzeln durch einen Dschungel <strong>an</strong> Vorschriften<br />

und gesetzlichen Regelungen, die sie alleine gar nicht oder<br />

nur schwer durchblicken. Was muss ich beachten? Wo sind<br />

meine Anlaufstellen? Welche Formulare muss ich w<strong>an</strong>n und<br />

wo abgeben? Und wo bekomme ich diese überhaupt her?<br />

Auf der <strong>an</strong>deren Seite gibt es die innere, die menschliche<br />

Ebene. Da stellen sich Fragen nach dem gesellschaftlichen<br />

Anschluss. Das Gefühl, eine Fremde oder ein Fremder zu<br />

sein, will überwunden werden. Und m<strong>an</strong>chmal, wenn das<br />

Heimweh einfach überwältigend ist, braucht es auch mal<br />

eine Umarmung.<br />

48


Wer Maria Süß und Heike Palm am Klinikum<br />

<strong>Chemnitz</strong> einmal erlebt hat, wird das Gefühl<br />

nicht los, dass hier beide Ebenen mitein<strong>an</strong>der<br />

verschmelzen. Hier kümmert sich ein<br />

Duo um die internationalen Fachkräfte, das<br />

es versteht, äußere Faktoren und die innere<br />

Einstellung in Einkl<strong>an</strong>g zu bringen. Wer von<br />

den beiden die pragmatische, pflichtbewusste<br />

Seite für die äußeren Umstände vertritt,<br />

klärt sich spätestens als Maria Süß einen<br />

Ordner hervorholt: „So einen bekommen bei<br />

mir alle internationalen Fachkräfte“, erklärt<br />

sie. „Die Erfahrung hat gezeigt, dass im<br />

Laufe des Integrationsprozesses bergeweise<br />

Dokumente zusammen kommen. So behalten<br />

wir den Überblick.“ Dass Heike Palm<br />

in erster Linie die Menschen sieht, zeigt die<br />

Tatsache, dass diese von Anf<strong>an</strong>g <strong>an</strong> als Kolleginnen<br />

und Kollegen bezeichnet werden.<br />

Das sind nicht „die Neuen“ oder „die Anderen“.<br />

„Nein, es sind Menschen wie du und ich.<br />

Alle haben ihre Geschichte, ihre Hoffnungen<br />

und oftmals auch ihre Päckchen zu tragen“,<br />

sagt sie. Keine Frage, Respekt, Toler<strong>an</strong>z und<br />

Achtsamkeit sind ihr wichtig – nicht nur<br />

zwischen einheimischen und internationalen<br />

Fachkräften, sondern auch vonseiten<br />

der Patient:innen. „In Sachsen haben wir<br />

diesbezüglich noch etwas Nachholbedarf.<br />

Der Prozess der Internationalisierung im<br />

Bereich der Pflegefachkräfte ist in den alten<br />

Bundesländern schon l<strong>an</strong>ge fest im Arbeitsalltag<br />

ver<strong>an</strong>kert. Bei uns hat er gerade erst<br />

begonnen. Wir wollen die Bevölkerung abholen<br />

und deutlich machen, dass es nicht darauf<br />

<strong>an</strong>kommt, ob die Pflegefachkraft Arndt<br />

HEIKE PALM<br />

oder Mohammed heißt. Wichtig sind Qualifikation<br />

und Fachwissen.“ Davon bringen die<br />

internationalen Kolleginnen und Kollegen<br />

in der Regel jede Menge mit, denn fast alle<br />

Pflegekräfte in der EU und Drittstaaten absolvieren<br />

keine Ausbildung, sondern direkt<br />

ein Bachelor-Studium, in dem der praktische<br />

Teil integriert ist. Nur Deutschl<strong>an</strong>d<br />

geht einen <strong>an</strong>deren Weg: Wer hier Pflegefachkraft<br />

„WICHTIG SIND QUALIFIKATION<br />

UND FACHWISSEN.“<br />

MARIA SÜß<br />

werden will,<br />

absolviert<br />

eine dreijährige<br />

Ausbildung. Fachwissen alleine reiche aber<br />

nicht, um Akzept<strong>an</strong>z zu schaffen. Besonders<br />

die Kommunikation spiele dabei eine große<br />

Rolle: „Der Ausbau von Deutschkenntnissen<br />

ist enorm wichtig – nicht nur für den Umg<strong>an</strong>g<br />

mit Patientinnen und Patienten. Allein<br />

mit Englisch schafft m<strong>an</strong> keine Heimat“,<br />

ist Heike Palm überzeugt. Hier kommen<br />

die einjährigen „Anpassungskurse“ des<br />

Klinikums ins Spiel, die 2022 ins Leben gerufen<br />

wurden. „Diese werden in <strong>deutsch</strong>er<br />

Sprache abgehalten. In Diskussionen geht<br />

es darum, das gesagte Wort nicht nur zu<br />

verstehen, sondern auch zu wissen, was gemeint<br />

ist.“ Eine gefestigte Sprachvielfalt sei<br />

wichtig, um Missverständnissen im Arbeitsalltag<br />

und darüber hinaus vorzubeugen.<br />

Erst nach dem Anpassungsjahr, in dem die<br />

Teilnehmenden auch viel Systemrelev<strong>an</strong>tes<br />

erfahren, erfolgt die sechsmonatige Einarbeitung<br />

in einem festen Bereich. Damit<br />

komme die Sicherheit. Von rund 2500 Pflegedienst-Mitarbeitenden<br />

im Verbund des<br />

Klinikums haben insgesamt 111 ihre Wurzeln<br />

in <strong>an</strong>deren Ländern. Sogar im sogen<strong>an</strong>nten<br />

„Springerpool“, der 80 Mitarbeiter:innen umfasst,<br />

gibt es internationale Fachkräfte. Das<br />

ist bemerkenswert, schließlich müssen diese<br />

Mitarbeiter:innen „eine noch schnellere<br />

Auffassungsgabe mitbringen“, erklärt Heike<br />

Palm. „Sie müssen sich auf ihren jeweiligen<br />

Einsatzstationen<br />

immer<br />

wieder neu<br />

orientieren<br />

und in kürzester<br />

Zeit ihre Aufgabe erfassen.“ Das sei<br />

schon für hiesige Muttersprachler eine Herausforderung.<br />

Allgemein müsse m<strong>an</strong> vor allen<br />

internationalen Fachkräften, die hier Fuß<br />

gefasst haben, den Hut ziehen. „Der Weg in<br />

Deutschl<strong>an</strong>d ist verdammt schwer und wir<br />

sollten alles in Bewegung setzen, diese Kolleginnen<br />

und Kollegen auch zu halten. Das<br />

geschieht in erster Linie durch das soziale<br />

Umfeld. Alltagsrassismus auf dem Weg zur<br />

Arbeit, vermehrte Polizeikontrollen aufgrund<br />

eines ausländischen Teints oder Türsteher,<br />

die den Zug<strong>an</strong>g zum Club versperren,<br />

sind dabei nicht förderlich. Das ist leider<br />

alles schon vorgekommen“, erzählt Maria<br />

Süß, die im Rahmen der Willkommenskultur<br />

ein besonderes Instrument pflegt – einen<br />

wöchentlichen Newsletter. „Damit verschicke<br />

ich regelmäßig Tipps für den Alltag in<br />

Deutschl<strong>an</strong>d, welche Traditionen wir pflegen,<br />

welche Feiertage wir feiern, wie wir ticken.“<br />

Ab <strong>2024</strong> ist zudem ein Stammtisch gepl<strong>an</strong>t,<br />

auf dem sich internationale Fachkräfte und<br />

Mitarbeiter:innen austauschen können. „Wir<br />

wollen wissen, wor<strong>an</strong> wir bei der Integration<br />

noch arbeiten müssen und auf dieser Basis<br />

immer besser werden.“<br />

WEITERE INFOS:<br />

Klinikum <strong>Chemnitz</strong> gGmbH<br />

chemnitz.jobs/klinikum<br />

Unsere Mitarbeiter:innen<br />

stammen aus:<br />

40 Nationen<br />

Bewerbungen auf Deutsch <strong>an</strong>:<br />

m.suess@skc.de<br />

40<br />

49


VERTRAUEN SCHWEISST ZUSAMMEN<br />

Foto: Ernesto Uhlm<strong>an</strong>n<br />

Er k<strong>an</strong>n es selbst kaum glauben:<br />

Nächstes Jahr im April ist Alex<br />

Quint schon 20 Jahre bei der<br />

OMEGA Blechbearbeitung Limbach-Oberfrohna<br />

AG. Der Fertigungsmeister<br />

im Bereich Montage<br />

kommt ursprünglich aus Sibirien.<br />

Und er ist nicht die einzige Fachkraft<br />

in dem Limbacher Unternehmen,<br />

die internationale Wurzeln<br />

hat. Knapp ein Dutzend Nationen<br />

– von Russl<strong>an</strong>d über Kasachst<strong>an</strong>,<br />

Polen, Algerien, Syrien, Afgh<strong>an</strong>ist<strong>an</strong><br />

und Georgien bis hin zu Ungarn<br />

– arbeiten bei OMEGA zusammen.<br />

„Und das sehr erfolgreich“, wie Vorst<strong>an</strong>d<br />

Ingolf Baum sagt.<br />

Seit mehr als 25 Jahren steht der Name<br />

OMEGA Blechbearbeitung für hochwertige<br />

Maschinenverkleidungen, Laser-, Biegeund<br />

Schweißbauteile. OMEGA-Erzeugnisse<br />

sind im Anlagenbau ebenso zu finden wie<br />

im Maschinen- und Apparatebau, dem<br />

Behälter und Fahrzeugbau, in der Medizintechnik<br />

und dem Werkzeugmaschinenbau.<br />

Schaltschränke für die Elektroindustrie<br />

und eine eigene Produktionslinie<br />

für Medizinschränke, Arztschränke und<br />

Kr<strong>an</strong>kenhausausrüstungen runden die<br />

Produktpalette ab. Für all das braucht<br />

es ein starkes Team. „Wir haben viele<br />

internationale Mitarbeitende, die schon<br />

seit zehn, 15 oder 20 Jahren bei uns sind“,<br />

erzählt Ingolf Baum. Das spricht für ein<br />

gutes Verhältnis zwischen OMEGA und<br />

Arbeitnehmer:innen, aber auch zwischen<br />

den Kolleg:innen unterein<strong>an</strong>der. Und das<br />

zeigt sich zum Beispiel bei der Unterstützung<br />

ausländischer Fachkräfte, was<br />

Wohnungssuche oder Behördengänge<br />

betrifft. „Wenn es am Anf<strong>an</strong>g noch Sprachbarrieren<br />

gibt, helfen sich die Mitarbeiter<br />

unterein<strong>an</strong>der“, so Baum weiter. Das baut<br />

Hemmungen ab und vermittelt schnell ein<br />

Gefühl des Angenommenseins.<br />

Alex Quint berichtet aus dem Fertigungsalltag.<br />

Es habe in den letzten 20 Jahren<br />

nicht selten Mitarbeiter:innen gegeben,<br />

die am Anf<strong>an</strong>g kein Wort Deutsch sprachen.<br />

„Aber die Leute wollen sich integrieren,<br />

sich weiterentwickeln“, erzählt er. Sein<br />

Betrieb sei schließlich auch ein moderner,<br />

der Anreize zum Durchhalten und Bemühen<br />

gibt. Und das nicht nur während der<br />

Arbeitszeit. „Wir ver<strong>an</strong>stalten auch Feste,<br />

wie zum Beispiel ein Sommerfest, wo d<strong>an</strong>n<br />

auch mal die Familien mit eingeladen sind<br />

und eine Weihnachtsfeier. Sowas schweißt<br />

zusammen“, sagt Alex Quint, dessen Ehefrau<br />

auch bei OMEGA arbeitet. Sie ist im<br />

Sekretariat beschäftigt und ebenfalls seit<br />

Jahren zufrieden im Unternehmen.<br />

Durch kontinuierliches Wachstum von<br />

M<strong>an</strong>nschaft und Know-how in Verbindung<br />

mit ausgeprägter Kundenorientierung hat<br />

sich die OMEGA Blechbearbeitung Limbach-Oberfrohna<br />

AG zu einem geschätzten<br />

Partner für Kunden:innen aus der g<strong>an</strong>zen<br />

Welt gemacht. „Unsere Mitarbeitenden<br />

sind dabei unser wichtigster Erfolgsfaktor“,<br />

sagt Ingolf Baum. Zur Fest<strong>an</strong>stellung<br />

werden derzeit vor allem Schweißer:innen<br />

und Monteure:innen gesucht. Bewerbungen<br />

können jederzeit <strong>an</strong> bewerbung@<br />

omega-blech.de geschickt werden. Auch<br />

Ausbildungsplätze als Metallbauer:innen<br />

in der Fachrichtung Konstruktionstechnik<br />

sind für das Ausbildungsjahr <strong>2024</strong>/2025<br />

zu vergeben. Möglichkeiten für ein Praktikum,<br />

um das Limbacher Unternehmen<br />

kennenzulernen, bestehen ebenfalls zu<br />

jeder Zeit.<br />

WEITERE INFOS:<br />

OMEGA Blechbearbeitung<br />

Limbach-Oberfrohna AG<br />

chemnitz.jobs/omega<br />

Unsere Mitarbeiter:innen<br />

stammen aus:<br />

Deutschl<strong>an</strong>d, Russl<strong>an</strong>d, Kasachst<strong>an</strong>, Polen, Algerien,<br />

Syrien, Afgh<strong>an</strong>ist<strong>an</strong>, Georgien, Ungarn<br />

Bewerbungen auf Englisch und Deutsch <strong>an</strong>:<br />

bewerbung@omega-blech.de<br />

9<br />

50


Fotos: Starrag Group<br />

„BEI UNS WIRD NIEMAND ALLEIN GELASSEN“<br />

Es ist ein Unternehmen mit Geschichte, aber auch mit großer Zukunft: die<br />

Starrag GmbH in <strong>Chemnitz</strong> k<strong>an</strong>n auf eine über 100 Jahre l<strong>an</strong>ge Tradition als<br />

Hersteller von Fräsmaschinen zurückblicken. Heute ist das Werk in <strong>Chemnitz</strong><br />

Teil der Starrag Group, einem weltweit führenden Anbieter von Bearbeitungszentren<br />

und technologischen Fertigungssystemen. Heckert Maschinen aus<br />

<strong>Chemnitz</strong> stehen vor allem in der Automobil- und Industrieteile-Produktion<br />

für Präzision, Zuverlässigkeit und technische Innovation. 460 Mitarbeitende<br />

sorgen täglich dafür, dass das Unternehmen weiter wächst.<br />

allem CNC-Fräser:innen, Servicemonteur:innen,<br />

Industriemech<strong>an</strong>iker:innen<br />

sowie ein Inhouse-Berater:innen SAP.<br />

Auch Interessierte <strong>an</strong> einer Ausbildung<br />

können sich gern bei Simone Pinarski<br />

oder Kirsten Olomek melden.<br />

Zu ihnen gehört Inhw<strong>an</strong> Choi. Der<br />

29-Jährige kommt aus Südkorea und<br />

ist seit Sommer als Servicemonteur für<br />

Starrag tätig. „Ich wurde sehr gut aufgenommen,<br />

vor allem durch den Gebietsleiter.<br />

Er hat sich darum gekümmert, dass<br />

ich bestens integriert werde“, erzählt<br />

Inhw<strong>an</strong> Choi. Seit 2017 lebt der Kore<strong>an</strong>er<br />

in Deutschl<strong>an</strong>d. Weil sich der Feinwerkmech<strong>an</strong>iker<br />

fachlich in der Werkzeugmaschinenbr<strong>an</strong>che<br />

weiterentwickeln wollte,<br />

ist er auf das <strong>Chemnitz</strong>er Unternehmen<br />

aufmerksam geworden. „Für seine<br />

Einarbeitung gab es für ihn mehrere<br />

Schulungen. Bei uns wird niem<strong>an</strong>d allein<br />

gelassen“, sagt Personalleitern Simone<br />

Pinarski. Neben Korea kommen Fachkräfte<br />

bei Starrag auch aus China, Russl<strong>an</strong>d,<br />

Syrien und Afgh<strong>an</strong>ist<strong>an</strong>.<br />

Generell gibt es verschiedene Module,<br />

die neue Mitarbeiter:innen durchlaufen,<br />

wenn sie neu bei Starrag sind. „Hier wird<br />

nach den individuellen Fähigkeiten und<br />

Kenntnissen geschaut“, ergänzt Kirsten<br />

Olomek vom Bereich Aus- und Weiterbildung.<br />

Wer sich für einen Job in dem<br />

<strong>Chemnitz</strong>er Unternehmen entscheidet,<br />

profitiert zudem von allerh<strong>an</strong>d Extras.<br />

13 Monatsgehälter, eine Mitarbeiter- und<br />

Gewinnbeteiligung, ein Zuschuss für die<br />

Kinderbetreuung, vermögenswirksame<br />

Leistungen sowie Geschenke zum Geburtstag<br />

oder zu Weihnachten gehören<br />

zum Beispiel dazu. In den meisten Bereichen<br />

werden dem Team auch flexible<br />

Arbeitszeiten ermöglicht, damit persönliche<br />

und betriebliche Bel<strong>an</strong>ge besser<br />

vereinbart werden können. Individuelle<br />

Weiterbildungsmöglichkeiten, ein betriebliches<br />

Gesundheitsm<strong>an</strong>agement,<br />

das unter <strong>an</strong>derem ergonomische<br />

Arbeitsplätze, Sport<strong>an</strong>gebote und Fahrradleasing<br />

einschließt sowie eine Kinderweihnachtsfeier<br />

runden die Leistungen<br />

für Mitarbeiter ab.<br />

Gesucht werden bei Starrag derzeit vor<br />

WEITERE INFOS:<br />

Starrag GmbH<br />

chemnitz.jobs/starrag<br />

Unsere Mitarbeiter:innen<br />

stammen aus:<br />

Deutschl<strong>an</strong>d, Korea, China, Russl<strong>an</strong>d,<br />

Syrien und Afgh<strong>an</strong>ist<strong>an</strong><br />

Bewerbungen auf Englisch und Deutsch <strong>an</strong>:<br />

career.che@starrag.com<br />

6<br />

51


„WIR MACHEN DIE WELT<br />

EIN BISSCHEN SICHERER“<br />

„Wir sind mit großen Ambitionen und Visionen gestartet,<br />

die wir natürlich umgesetzt, hin und wieder umgeworfen<br />

oder auch einfach mal umgedacht haben“, blickt Matthias<br />

Domes, einer der Gründer der domeba GmbH auf die Anfänge<br />

des „klassischen Garagen-Startups" zurück. Aus den<br />

Ambitionen, eine Agentur für Web-Anwendungen auf die<br />

Beine zu stellen, entwickelte sich bis heute ein Unternehmen,<br />

dass zurecht behaupten darf, täglich Leben zu retten:<br />

Denn die domeba GmbH gehört mittlerweile zu den führenden<br />

Anbietern von Compli<strong>an</strong>ce-M<strong>an</strong>agement-Software und<br />

arbeitet <strong>an</strong> digitalen Lösungen für die Bereiche Arbeitsschutz,<br />

Qualitätssicherung und Nachhaltigkeit.<br />

Eine Modular aufgebaute Software in 30<br />

Sprachen hilft Unternehmen aus nahezu<br />

allen Br<strong>an</strong>chen dabei, interne oder gesetzlich<br />

vorgeschriebene Regeln und Ziele zu<br />

verwirklichen. Gleich zwei Meilensteine<br />

setzte die domeba GmbH im Jahr 2023:<br />

Das Unternehmen feierte sein 25-jähriges<br />

Jubiläum und führte seine Mitarbeiterzahl<br />

gleichzeitig in den dreistelligen Bereich.<br />

Auch Test Engineer Robert Montell ist einer<br />

der neu eingestellten Mitarbeitenden. Der<br />

finnische Floorballsportler spielt in der aktuellen<br />

Saison als Gastspieler bei den Floor<br />

Fighters <strong>Chemnitz</strong>. Matthias Domes: „Vor<br />

dem Start der neuen Saison erhielten wir<br />

als Sponsor die Mitteilung, dass der neue<br />

Gastspieler einen Job bei einer IT-Firma<br />

sucht. Er hatte gerade frisch seinen Bachelor-Abschluss<br />

als Programmierer gemacht.“<br />

Damit startete direkt der erfolgreiche Bewerbungsprozess<br />

und seit Mitte Oktober ist<br />

Robert Montell ein festes Teammitglied der<br />

„domebi<strong>an</strong>er“. Der internationale Ged<strong>an</strong>ke<br />

stehe schon seit geraumer Zeit auf der<br />

domeba-Agenda, sagt Matthias Domes, der<br />

bei der Internationalisierung eine „gesunde<br />

Geschwindigkeit“ bevorzugt. „Da prallen<br />

kulturelle Welten aufein<strong>an</strong>der, die bereichernd<br />

und herausfordernd zugleich sein<br />

können. Wir brauchen eine Belegschaft, die<br />

nicht überredet wird, sondern von diesem<br />

Prozess überzeugt ist. Und das braucht<br />

Zeit.“ Wie sich internationale Fachkräfte<br />

bei domeba und in Deutschl<strong>an</strong>d eingelebt<br />

haben, erzählen Sie uns am besten selbst:<br />

Khaoula Bouguerra<br />

Khaoula Bouguerra aus Tunesien,<br />

Auszubildende Fachinformatik<br />

Anwendungsentwicklung<br />

Welche Gründe gab es für die Entscheidung,<br />

in Deutschl<strong>an</strong>d zu arbeiten und welche Erwartungen<br />

waren damit verbunden?<br />

Ich hatte in erster Linie familiäre Gründe,<br />

da mein Ehepartner hier arbeitet. Darüber<br />

hinaus wollte ich die Möglichkeit nutzen,<br />

meine berufliche Laufbahn vor<strong>an</strong>zutreiben<br />

und meinen Lebenslauf zu erweitern.<br />

Eine gute Work-Life-Bal<strong>an</strong>ce, berufliche<br />

Weiterentwicklungsmöglichkeiten und ein<br />

freundliches, kooperatives Team zählten<br />

zu meinen Erwartungen. Außerdem hoffte<br />

ich, kulturelle Erfahrungen zu sammeln und<br />

meine Sprachkenntnisse zu verbessern.<br />

Gab es besondere Herausforderungen oder<br />

positive Erfahrungen?<br />

Ich habe meine Integration in das Unternehmen<br />

als sehr positiv erlebt. Alle Mitarbeiter<br />

hier sind sehr nett und kooperativ, was<br />

meine berufliche Erfahrung sehr <strong>an</strong>genehm<br />

macht. In Bezug auf die lokale Gemeinschaft<br />

gab es einige soziale Anpassungsschwierigkeiten,<br />

aber nichts Schwerwiegendes. Ich bin<br />

mit meinem Leben hier zufrieden.<br />

Welche Empfehlungen würden Sie <strong>an</strong>deren<br />

internationalen Fachkräften geben?<br />

Du solltest offen für neue Erfahrungen sein.<br />

Akzeptiere kulturelle Unterschiede und<br />

respektiere die Vielfalt. Du solltest geduldig<br />

sein und dich auf deine berufliche Entwicklung<br />

konzentrieren<br />

WEITERE INFOS:<br />

domeba GmbH<br />

chemnitz.jobs/domeba<br />

Unsere Mitarbeiter:innen<br />

stammen aus:<br />

Deutschl<strong>an</strong>d, Kolumbien, Italien, Finnl<strong>an</strong>d, Indien,<br />

Tunesien, Kasachst<strong>an</strong>, Fr<strong>an</strong>kreich<br />

Bewerbungen auf Englisch und Deutsch <strong>an</strong>:<br />

bewerbung@domeba.de<br />

8<br />

52


stolz auf sich zu sein. Das ist etwas, was sie<br />

ändern sollten. Ich liebe beide Länder, aber<br />

meine Wurzeln habe ich hier gepfl<strong>an</strong>zt und<br />

das macht Deutschl<strong>an</strong>d zu etwas Besonderem.<br />

Luz Patricia Arévalo Pardo<br />

Luz Patricia Arévalo Pardo<br />

aus Kolumbien, Test Engineer<br />

Seit 2007 in Deutschl<strong>an</strong>d<br />

Wie haben Sie Ihre Integration in die lokale<br />

Gemeinschaft erlebt?<br />

Zu Beginn ist es wichtig, vorh<strong>an</strong>dene soziale<br />

Netzwerke zu finden. Anf<strong>an</strong>gs hatte ich die<br />

Unterstützung der Familie meines M<strong>an</strong>nes<br />

und einer Gruppe lateinamerik<strong>an</strong>ischer<br />

Frauen, die mich in vielen rechtlichen und<br />

kulturellen Fragen beraten haben. Um<br />

jedoch nicht isoliert zu bleiben und sich in<br />

die neue Kultur zu integrieren, ist es unerlässlich,<br />

mit der Zeit eigene Netzwerke zu<br />

schaffen.<br />

Inwieweit fühlen Sie sich in Ihrer neuen Umgebung<br />

willkommen und akzeptiert?<br />

Besonders bei domeba hat mir jeder das<br />

Gefühl gegeben, Teil des Unternehmens zu<br />

sein, sowohl bei der Arbeit als auch im sozialen<br />

Umfeld. Ich fühle mich respektiert und<br />

berücksichtigt, wenn ich Konzepte vorschlage<br />

oder Meinungen zu beruflichen Themen<br />

abgebe. Sie lassen mich authentisch sein<br />

und interessieren sich für meine Kultur und<br />

meine beruflichen Erfahrungen.<br />

Was ist der größte Unterschied zwischen<br />

Kolumbien und Deutschl<strong>an</strong>d?<br />

Wir Kolumbi<strong>an</strong>er sind glücklich und stolz auf<br />

das, was wir tun und sind. Obwohl die Deutschen<br />

viel mehr erreicht haben als <strong>an</strong>dere<br />

erreichen können, sind sie nicht in der Lage,<br />

Mari<strong>an</strong>gela Gi<strong>an</strong>nattasio<br />

Mari<strong>an</strong>gela Gi<strong>an</strong>nattasio aus Italien,<br />

Coordinator of international activities<br />

Seit 2020 in Deutschl<strong>an</strong>d<br />

Wie haben Sie Ihre Integration in das Unternehmen<br />

und die lokale Gemeinschaft erlebt?<br />

Zu Beginn waren meine Deutschkenntnisse<br />

nicht ausreichend. Das führte zu einigen<br />

Herausforderungen. Dabei ist die <strong>deutsch</strong>e<br />

Sprache wirklich schön und nu<strong>an</strong>cenreich.<br />

Durch die Arbeit hier und den Besuch intensiver<br />

Deutschkurse konnte ich mich jedoch<br />

nicht nur mit der Sprache, sondern auch<br />

mit der lokalen Mentalität vertraut machen.<br />

Die Kollegen, die ich gefunden habe, waren<br />

immer hilfsbereit und interessierten sich für<br />

die italienische Kultur.<br />

Was hat Ihnen am besten geholfen, sich in<br />

der neuen Arbeitsumgebung und dem sozialen<br />

Umfeld zurechtzufinden?<br />

Ich bin fest davon überzeugt, dass die<br />

Grundwerte, auf denen ein Unternehmen<br />

basiert, einen erheblichen Einfluss auf den<br />

„Onboarding“-Prozess und die Arbeitsroutine<br />

haben. Freundliche und geduldige<br />

Kollegen machen natürlich einen großen<br />

Unterschied. Was ich jedem empfehlen<br />

k<strong>an</strong>n, um den sozialen Kreis zu erweitern, ist<br />

die Teillahme <strong>an</strong> Deutschkursen und Sportgruppen.<br />

Robert Montell<br />

Robert Montell aus Finnl<strong>an</strong>d,<br />

Test engineer<br />

Seit 2023 in Deutschl<strong>an</strong>d<br />

Welche kulturellen Unterschiede oder Gemeinsamkeiten<br />

gibt es zwischen Finnl<strong>an</strong>d<br />

und Deutschl<strong>an</strong>d?<br />

Deutsche sind im Allgemeinen viel offener<br />

als Finnen. Außerhalb Finnl<strong>an</strong>ds ist es deshalb<br />

viel einfacher, in unbek<strong>an</strong>nte Umgebungen<br />

vorzudringen. Es gibt außerdem<br />

einen klaren Unterschied in der Denkweise:<br />

In Deutschl<strong>an</strong>d wird nicht viel nachgedacht,<br />

sondern mehr get<strong>an</strong>, was mich zusätzlich<br />

motiviert. Die Menschen hier versuchen<br />

auch nicht, sich einfach ihrer Ver<strong>an</strong>twortung<br />

zu entziehen, sondern stellen sich dieser<br />

stattdessen.<br />

Haben Sie Ratschläge oder Anregungen zur<br />

Verbesserung der Willkommenskultur in<br />

Deutschl<strong>an</strong>d?<br />

Die Einheimischen sollten ihre Englischkenntnisse<br />

mehr pflegen. Dies könnte die<br />

Kommunikation mit internationalen Arbeitnehmern<br />

verbessern, die kein oder nur<br />

wenig Deutsch sprechen.<br />

Welche Tipps würden Sie <strong>an</strong>deren internationalen<br />

Fachkräften geben, die vor einer<br />

ähnlichen beruflichen Veränderung stehen?<br />

Keine Angst vor Fehlern haben, neugierig<br />

sein und jede Gelegenheit nutzen – sei<br />

es bei der Arbeit oder in der Freizeit. Am<br />

Anf<strong>an</strong>g wird alles neu sein und viel wirken,<br />

aber das ist völlig in Ordnung.<br />

Fotos: Domeba<br />

53


DIE PIONIERE DES<br />

E-LEARNING<br />

Drehen wir die Zeit drei Jahre<br />

zurück: Ende 2020 befindet<br />

sich die Welt mitten in der<br />

P<strong>an</strong>demie. Wir stehen in der<br />

Schl<strong>an</strong>ge vorm Supermarkt<br />

und warten darauf, dass uns<br />

ein Mitarbeiter den nächsten<br />

Einkaufswagen desinfiziert<br />

und zuteilt. Unsere Freizeit<br />

verbringen wir mit Spaziergängen,<br />

weil Weihnachtsmärkte,<br />

Konzerte und sonstige<br />

Menschen<strong>an</strong>sammlungen<br />

nicht mehr existieren. Und wir<br />

lernen die Vorteile des digitalen<br />

Zeitalters zu schätzen.<br />

Fotos: Bildungsportal Sachsen GmbH<br />

Wir meeten uns per Video-Schalte, verbringen<br />

die Arbeitstage vermehrt im Home<br />

Office oder nutzen Lernplattformen im<br />

Internet. In dieser Zeit hatte die BPS Bildungsportal<br />

Sachsen GmbH Hochkonjunktur,<br />

denn das Unternehmen arbeitet seit 20<br />

Jahren <strong>an</strong> eben jenen E-Learning-Tools, die<br />

zu Zeiten der P<strong>an</strong>demie einen unschätzbaren<br />

Wert mitbrachten. Schon vor dem<br />

ersten Corona-Jahr nutzen sachsenweit<br />

bereits rund 30.000 Studierende und Lehrkräfte<br />

täglich die von BPS entwickelte Lernplattform<br />

OPAL, kurz für Online-Plattform<br />

für Akademisches Lehren und Lernen. „In<br />

der P<strong>an</strong>demie stiegen die Nutzerzahlen<br />

täglich auf bis zu 60.000 – dieses Niveau<br />

wurde bis heute nahezu gehalten“, freut<br />

sich Geschäftsführer Sven Morgner, der<br />

bereits seit 2001 mit dem Unternehmen<br />

verbunden ist. Die Idee hinter OPAL: eine<br />

flächendeckende Integration von E-Learning<br />

und neuen Medien im sächsischen<br />

Hochschulalltag. Um einen sachsenweiten<br />

St<strong>an</strong>dard auf den Weg zu bringen, wurde<br />

die BPS Bildungsportal Sachsen GmbH<br />

Ende 2004 von insgesamt elf sächsischen<br />

Hochschulen gegründet. Heute bietet das<br />

54


Unternehmen mit der Prüfungssoftware<br />

ONYX zusätzlich die Möglichkeit, Tests,<br />

Klausuren und Abschlussprüfungen online<br />

zu erstellen und sicher digital durchzuführen<br />

– ein weiterer Bereich, dessen Bedarf<br />

seit Corona gewachsen ist. Der Ausbildungsnachweis<br />

BLok stellt Ausbilder:innen<br />

und Azubis zudem ein digitales Berichtsheft<br />

zur Verfügung. Mit seinen innovativen<br />

Produkten agiert das Bildungsportal Sachsen<br />

mittlerweile weit über die Grenzen des<br />

Freistaates hinaus. Damit bei dem zuverlässigen<br />

Partner für Digitalisierung in der<br />

Aus- und Weiterbildung alles reibungslos<br />

läuft, bringt das Unternehmen insgesamt<br />

33 Mitarbeiter:innen zusammen – unter<br />

<strong>an</strong>derem aus den Bereichen Wirtschaftsund<br />

Sozialwissenschaften, Informatik und<br />

Medienm<strong>an</strong>agement. Sie arbeiten im Produktm<strong>an</strong>agement,<br />

in der Software-Entwicklung,<br />

der Qualitätssicherung, in der Admin-<br />

Abteilung oder im Kundensupport. Immer<br />

mal wieder beschreiten auch internationale<br />

Fachkräfte ihren Bildungs- und Karriereweg<br />

bei der BPS GmbH. Maria Kretz, die<br />

Assistentin der Geschäftsführung, bringt<br />

beispielsweise russische Wurzeln mit und<br />

kennt die Herausforderungen, wenn die<br />

Muttersprache eine <strong>an</strong>dere ist. An Deutschkenntnissen<br />

m<strong>an</strong>gelt es den Bewerber:innen<br />

in der Regel aber kaum: „Fachkräfte<br />

aus dem Ausl<strong>an</strong>d bringen meist ein gutes<br />

Sprachlevel mit. Sie kommen zum größten<br />

Teil aus dem universitären Umfeld und haben<br />

sich bereits gut in Deutschl<strong>an</strong>d eingelebt,<br />

bevor sie sich bei uns bewerben.“ Das<br />

sei auch notwendig, da sich der Arbeitsalltag<br />

vorwiegend auf Deutsch abspielt.<br />

Damit die neuen Kolleg:innen von Anf<strong>an</strong>g<br />

<strong>an</strong> gut „mitgenommen“ werden, bekommen<br />

sie in der Anf<strong>an</strong>gsphase eingespielte<br />

Mitarbeiter:innen zur Seite gestellt. „Das<br />

gilt natürlich für alle Bewerber:innen – egal<br />

welcher Herkunft“, sagt Sven Morgner. Weitere<br />

Hilfestellung bietet ein Betriebsrat, der<br />

in allen Bel<strong>an</strong>gen ein wichtiger Ansprechpartner<br />

ist. So unterstützte die Arbeitnehmervertretung<br />

kürzlich beispielsweise<br />

eine Kollegin aus Kirgisist<strong>an</strong>, die während<br />

ihres Studiums <strong>an</strong> der Hochschule Zwickau<br />

bereits im Unternehmen arbeitete. Der<br />

Chef fasst zusammen: „Im Grunde sind<br />

die geografischen Wurzeln bei uns nicht<br />

entscheidend. Was uns interessiert, sind<br />

die fachlichen Qualifikationen und wie<br />

jem<strong>an</strong>d tickt.“ Und wie genau muss jem<strong>an</strong>d<br />

ticken, um bei BPS in die engere Wahl zu<br />

kommen? Sven Morgner lacht, zeichnet<br />

d<strong>an</strong>ach aber ein erstaunlich scharfes Bild<br />

der künftigen Kolleg:innen: „M<strong>an</strong> muss eine<br />

gute Portion Pragmatismus und vor allem<br />

Lust <strong>an</strong> unserer Arbeit mitbringen. Wir<br />

agieren viel im Team, weshalb eine gewisse<br />

Kommunikationsfähigkeit von Vorteil ist.<br />

Wer d<strong>an</strong>n noch eine gute Sozialkompetenz<br />

<strong>an</strong> den Tag legt, sollte sich noch heute bei<br />

uns melden.“<br />

WEITERE INFOS:<br />

BPS Bildungsportal Sachsen<br />

GmbH<br />

chemnitz.jobs/bps<br />

Unsere Mitarbeiter:innen<br />

stammen aus:<br />

Deutschl<strong>an</strong>d, Kasachst<strong>an</strong>, Russl<strong>an</strong>d<br />

Bewerbungen auf Englisch und Deutsch <strong>an</strong>:<br />

bewerbung@bps-system.de<br />

3<br />

55


GEHEIMTIPP:<br />

DEUTSCH LERNEN MIT<br />

VOLKSLIEDERN<br />

Fotos: Intenta<br />

Beim Reinbeißen knuspert es leise. Im Mund zergehen<br />

hauchdünne Teigblätter, d<strong>an</strong>n kommen die Nüsse<br />

und der Zuckerschock. Denn die üppige orientalische<br />

Nachspeise Baklava ist vor allem eines: sehr süß.<br />

Warum wir in einem <strong>Magazin</strong> mit Firmenportraits<br />

<strong>an</strong> dieser Stelle ins Kulinarische<br />

abdriften? G<strong>an</strong>z einfach: Weil es bei der<br />

Intenta GmbH durchaus vorkommt, dass<br />

der Chef die syrische Spezialität aus<br />

seinem Heimatl<strong>an</strong>d mitbringt. Moment<br />

mal, kommt das Gebäck denn nicht aus<br />

der Türkei? Nein, das türkische Nationalgebäck<br />

stammt ursprünglich aus<br />

Syrien und wurde im Osm<strong>an</strong>ischen Reich<br />

„eingetürkt“. Auf diese Richtigstellung<br />

besteht Geschäftsführer Dr. Basel Fardi<br />

augenzwinkernd. Integration fängt bei<br />

56


Intenta also bereits in der Chefetage <strong>an</strong>:<br />

„Das Thema ist sozusagen in unserer<br />

Firmen-DNA ver<strong>an</strong>kert“, lacht Personalreferentin<br />

Steph<strong>an</strong>ie Blönau, eine von<br />

knapp 70 Mitarbeiter:innen im gesamten<br />

Intenta-Kosmos. Dieser Kosmos erstreckt<br />

sich von <strong>Chemnitz</strong> über Hamburg<br />

bis Aachen und beheimatet vielfältige<br />

Kompetenzen in der Software- und<br />

Hardware-Entwicklung. Der Geschäftsbereich<br />

Software Engineering in Hamburg<br />

umfasst Schwerpunkte wie die klassische<br />

Applikationsentwicklung, Automotive<br />

Software und sp<strong>an</strong>nende neue KI-Al-<br />

Steph<strong>an</strong>ie Blönau. Dennoch lege m<strong>an</strong><br />

im Unternehmen viel Wert darauf, dass<br />

die Sprachsicherheit im Laufe der Zeit<br />

sukzessive ausgebaut wird. „Denn irgendw<strong>an</strong>n<br />

ist die Arbeit auch vorbei und<br />

m<strong>an</strong> wieder auf sich allein gestellt. Ohne<br />

Deutschkenntnisse ist eine Integration<br />

in die Gesellschaft d<strong>an</strong>n kaum möglich.<br />

Schon bei kleinen, alltäglichen Dingen<br />

wie Behördengängen, Arztbesuchen<br />

oder dem Wochenendeinkauf k<strong>an</strong>nst Du<br />

dich nicht darauf verlassen, dass jeder<br />

Englisch spricht. Kommunikation auf<br />

Augenhöhe ist außerdem das A und O,<br />

Software-Entwickler Jaroslav Dousa und Personalreferentin Steph<strong>an</strong>ie Blönau<br />

„kleine Stadt“ <strong>Chemnitz</strong> mit ihrer vielen<br />

Natur ins Herz geschlossen, was auch<br />

den Menschen zu verd<strong>an</strong>ken ist, die ihn<br />

über die Jahre hinweg begleiteten: „Vom<br />

Studentenkreis bis zu den heutigen Kolleginnen<br />

und Kollegen hatte ich immer<br />

freundliche und hilfsbereite Menschen<br />

um mich. Das erleichtert die Integration<br />

ungemein.“ Genauso <strong>an</strong>gekommen<br />

sollen sich irgendw<strong>an</strong>n auch die Neuen<br />

in der Intenta-Familie fühlen. Steph<strong>an</strong>ie<br />

Blönau: „Das funktioniert natürlich nur,<br />

wenn m<strong>an</strong> sie aus ihrer ‚Community‘<br />

herausholt und sie über gemeinsame<br />

Team-Events L<strong>an</strong>d und Leute besser<br />

kennen lernen. Dabei achten wir darauf,<br />

dass Integration keine Einbahnstraße ist.<br />

Das heißt, wir vermitteln zwar typische<br />

<strong>deutsch</strong>e Bräuche, wie bei einem Besuch<br />

auf dem Weihnachtsmarkt. Auf<br />

der <strong>an</strong>deren Seite passen wir uns bei<br />

Team-Events aber auch den kulturellen<br />

Gepflogenheiten des jeweiligen L<strong>an</strong>des<br />

<strong>an</strong>, beispielsweise achten wir beim<br />

Catering auch auf kulturelle und religiöse<br />

Besonderheiten.“ M<strong>an</strong> dürfe nicht nur zu<br />

Hause sitzen, sondern sollte sich ins kulturelle<br />

Leben stürzen, rät Jaroslav Dousa<br />

allen Neu<strong>an</strong>kömmlingen, die in Deutschl<strong>an</strong>d<br />

beruflich Fuß fassen möchten. Sein<br />

Geheimtipp zum Erlernen der Sprache:<br />

„Deutsche Volkslieder“, schmunzelt der<br />

leidenschaftliche Akkordeonspieler.<br />

„Diese waren in der Anf<strong>an</strong>gszeit mein<br />

bester Sprachunterricht, wenn auch<br />

nicht immer bei allen Mitstreitern um<br />

mich herum beliebt.“<br />

gorithmen. D<strong>an</strong>eben ist in <strong>Chemnitz</strong> mit<br />

dem Schwerpunkt Bildverarbeitung die<br />

Entwicklung, Produktion und Vertrieb<br />

von intelligenten, kamerabasierten Sensorsystemen<br />

zur Personenerkennung<br />

und die Verwaltung der Firmengruppe<br />

<strong>an</strong>sässig. Firmenübergreifend haben<br />

insgesamt 20 Prozent der Mitarbeiter:innen<br />

ihre Wurzeln im Ausl<strong>an</strong>d. Das<br />

liegt <strong>an</strong> der Tatsache, dass der Bereich<br />

Software-Entwicklung auch für internationale<br />

Fachkräfte mit überschaubaren<br />

Deutschkenntnissen geeignet ist“, erklärt<br />

um kulturelle Unterschiede aus dem Weg<br />

zu räumen“, sagt Jaroslav Dousa. Diese<br />

Erfahrung machte der Software-Entwickler<br />

bereits vor 20 Jahren. Damals ist sein<br />

Heimatl<strong>an</strong>d Tschechien gerade Mitglied<br />

in der Europäischen Union geworden. Ein<br />

Ausl<strong>an</strong>dssemester <strong>an</strong> der TU <strong>Chemnitz</strong><br />

sollte seinen Karriereweg in Deutschl<strong>an</strong>d<br />

besiegeln. „Es hätte auch Großbrit<strong>an</strong>nien<br />

werden können“, resümiert Jaroslav<br />

Dousa. „Aber Sachsens Nähe zu meinem<br />

Heimatl<strong>an</strong>d hat d<strong>an</strong>n doch den Ausschlag<br />

gegeben.“ Mittlerweile habe er die<br />

WEITERE INFOS:<br />

Intenta GmbH<br />

chemnitz.jobs/intenta<br />

Unsere Mitarbeiter:innen<br />

stammen aus:<br />

Deutschl<strong>an</strong>d, Tschechien, Syrien, Lib<strong>an</strong>on<br />

Bewerbungen auf Englisch und Deutsch <strong>an</strong>:<br />

karriere@intenta.de<br />

4<br />

57


VON EINEM SPANIER,<br />

DER SICH EIN HERZ UND IN<br />

CHEMNITZ FUSS FASSTE<br />

Fotos: Ernesto Uhlm<strong>an</strong>n<br />

58


„Wir schlagen die Brücke zwischen<br />

Wissenschaft und Wirtschaft und sind so<br />

Forschungspartner für den Mittelst<strong>an</strong>d.<br />

Das heißt, unsere wissenschaftlichen Mitarbeiter:innen<br />

nutzen ihr Knowhow, um<br />

<strong>an</strong>wendungsorientiert und industrienah<br />

Lösungen für kleine und mittelständische<br />

Unternehmen zu erarbeiten.“ So stellt<br />

Bi<strong>an</strong>ka Albrecht das Institut <strong>Chemnitz</strong>er<br />

Maschinen- und Anlagenbau e. V., kurz<br />

ICM, vor. Dabei fokussiert sich die gemeinnützige<br />

Forschungseinrichtung auf<br />

regionale Projektpartner. Internationale<br />

Projekte werden nur punktuell bearbeitet.<br />

Primär sind die rund 80 Mitarbeiter:innen<br />

im mittel<strong>deutsch</strong>en Raum tätig.<br />

Das heißt, ihre Kompetenz kommt der<br />

Wirtschaft wie der Hochschull<strong>an</strong>dschaft<br />

in Sachsen und Thüringen zugute.<br />

Am ICM tüftelt m<strong>an</strong> aber nicht „nur“ <strong>an</strong><br />

innovativen Lösungen aus dem Bereich<br />

Maschinenbau. M<strong>an</strong> baut ebenso Brücken<br />

zwischen Menschen, ihren Heimatländern,<br />

ihren Werten: interkulturelle<br />

Arbeitsatmosphäre inklusive. Wenn da<br />

nicht die Sprachbarriere wäre, die täglich<br />

die Arbeit in den Teams vor Herausforderungen<br />

stellt. Viele Aspekte ergeben<br />

eine Gemengelage, die nicht so einfach<br />

zu meistern sind. Die Kommunikation mit<br />

Partnern erfolgt vorr<strong>an</strong>gig in Deutsch.<br />

Projekt- bzw. Fördermittel<strong>an</strong>träge müssen<br />

zw<strong>an</strong>gsläufig in Deutsch verfasst und<br />

allgemeinverständlich, wissenschaftlich<br />

formuliert sein. Selbst für Muttersprachler:innen<br />

ist das schon eine komplexe<br />

Aufgabenstellung. Das Schreiben von<br />

Fachartikeln, Zwischen-und Schlussberichten<br />

fällt auch <strong>deutsch</strong>en Student:innen<br />

oft schwer.<br />

Wenn m<strong>an</strong> das in Deutsch als Fremdsprache<br />

stemmen muss, ist das eine<br />

riesige Hürde. Dabei ist die Einrichtung<br />

auf die Studierenden <strong>an</strong>gewiesen. Sie<br />

bringen frische Ideen in die Teams. Von<br />

ihren Ged<strong>an</strong>ken und innovativen Ansätzen<br />

profitieren alle.<br />

Demgegenüber stehen die Studienbedingungen,<br />

die junge Menschen aus aller<br />

Welt nach <strong>Chemnitz</strong> ziehen. Ohne elementare<br />

Deutschkenntnisse zum Bachelor?<br />

Kein Thema. Englisch ist die Studiensprache,<br />

auch <strong>an</strong> der TU <strong>Chemnitz</strong>. Was<br />

für die Studierenden – zum Beispiel aus<br />

China oder Indien – ein Vorteil ist, erweist<br />

sich in der Rekrutierung, Mitarbeiterbindung<br />

und ihrer Verwurzelung hier in<br />

der Region als eher schwierig. Denn wer<br />

den Schritt wagt, für das Studium in ein<br />

<strong>an</strong>deres L<strong>an</strong>d zu gehen, der ist flexibel in<br />

der Wahl seiner Arbeitsstelle und seines<br />

Wohnortes. Die Sache ist also komplex.<br />

Umso erzählenswerter ist die Karriere<br />

von Álvaro Oteros Pérez. Der 29-Jährige<br />

stammt aus Nordostsp<strong>an</strong>ien, genauer<br />

gesagt aus Katalonien. Er ist aufgewachsen<br />

in der Kleinstadt Olot, die von<br />

(inaktiven) Vulk<strong>an</strong>en umgeben ist. Ein<br />

idyllischer Flecken Erde; leider mit wenig<br />

Zukunftsaussichten für junge Leute. Um<br />

Perspektiven zu schaffen, steuert die<br />

Europäische Union beispielsweise mit<br />

Förderprogrammen entgegen. Integration<br />

durch Austausch heißt solch ein<br />

Instrument. Álvaro Oteros Pérez kam<br />

über ein betriebliches Ausl<strong>an</strong>dspraktikum<br />

zum ICM. Nach acht Wochen war<br />

klar, dass er in Deutschl<strong>an</strong>d bleiben will.<br />

Heute ist er Teil des Teams Informationsund<br />

Kommunikationstechnologie und<br />

programmiert Web- und Datenb<strong>an</strong>k<strong>an</strong>wendungen.<br />

Im MINTsportRegion-Projekt,<br />

welches Kinder und Teenager außerhalb<br />

der Schule für Mathematik, Informatik,<br />

Naturwissenschaft und Technik begeistern<br />

soll, findet m<strong>an</strong> sein Knowhow. Die<br />

App für eine der neuesten ICM-Eigenentwicklungen<br />

– den Innvelo-Scooter,<br />

einem Lastenroller mit Elektro<strong>an</strong>trieb, –<br />

trägt ebenfalls seine H<strong>an</strong>dschrift. Auf die<br />

Frage, ob er <strong>an</strong>gekommen sei, <strong>an</strong>twortet<br />

er: „Ich wollte die Erfahrung machen in<br />

einem <strong>an</strong>deren L<strong>an</strong>d zu arbeiten und<br />

dazuzulernen. Diese Gelegenheit habe<br />

ich genutzt. Beim ICM bin ich geblieben,<br />

weil das Mitein<strong>an</strong>der im Team passt.<br />

Die Arbeitsinhalte sind sp<strong>an</strong>nend. Wir<br />

frühstücken jeden Tag zusammen; auch<br />

in der Mittagspause isst keiner allein.<br />

M<strong>an</strong>chmal gibt es Kuchen und ab und<br />

<strong>an</strong> spielen wir Skat. Und, <strong>Chemnitz</strong> hat<br />

für mich die richtige Größe. Die Stadt ist<br />

nicht zu groß und nicht zu klein. Alles ist<br />

gut vernetzt und erreichbar.“<br />

Álvaro ist ein Beispiel gelungener Integration<br />

und ein wertvoller Mitarbeiter am<br />

ICM. Interkulturelles Arbeiten k<strong>an</strong>n<br />

gelingen. Ein Nachmachen ist erwünscht.<br />

WEITERE INFOS:<br />

ICM - Institut <strong>Chemnitz</strong>er Maschinen-<br />

und Anlagenbau e.V.<br />

chemnitz.jobs/icm<br />

Unsere Mitarbeiter:innen<br />

stammen aus:<br />

Deutschl<strong>an</strong>d, Ir<strong>an</strong>, Indien, China, Pakist<strong>an</strong>,<br />

B<strong>an</strong>gladesh, Sp<strong>an</strong>ien, Russl<strong>an</strong>d<br />

Bewerbungen auf Englisch und Deutsch <strong>an</strong>:<br />

personal@icm-chemnitz.de<br />

8<br />

59


Konzernstrukturen können für ein Unternehmen<br />

durchaus Sinn machen – um<br />

beispielsweise das wirtschaftliche Risiko<br />

aufzuspalten, um Produktionsabläufe zu<br />

optimieren oder um operierende und<br />

verwaltende Teile des Betriebs vonein<strong>an</strong>der<br />

zu trennen. Unter solchen Strukturen<br />

leiden allerdings oft Faktoren wie Flexibilität<br />

und Schnelligkeit: „Doch genau diese<br />

Anforderungen stellt der Markt <strong>an</strong> technologische<br />

Entwicklungen“, sagt Karsten<br />

Schulze, einer der fünf Gründer, die bis<br />

2017 in solchen Strukturen der Automobilindustrie<br />

tätig waren. Mit FDTech schufen<br />

sie jenes Unternehmen, das ihren Ansprüchen<br />

<strong>an</strong>passungsfähiger Weiterentwicklung<br />

im Bereich Mobilität entsprach. Ihre<br />

Vision: Selbstbestimmte Mobilität für alle<br />

zu jeder Zeit <strong>an</strong> jedem Ort zu ermöglichen.<br />

Heute ist das Unternehmen Spezialist<br />

für automatisiertes Fahren, erarbeitet<br />

Prozesse, Methoden sowie Werkzeuge<br />

und entwickelt Algorithmen für automatisierte<br />

Fahrfunktionen. So flexibel wie<br />

im Kerngeschäft ist FDTech auch bei der<br />

Suche nach qualifiziertem Personal: 175<br />

Mitarbeiter:innen, darunter 25 Student:innen<br />

und Azubis in dualer Ausbildung<br />

sind sechs Jahre nach der Gründung im<br />

Unternehmen beschäftigt. 30 von ihnen<br />

haben internationale Wurzeln und bringen<br />

insgesamt 14 verschiedene Nationalitäten<br />

mit – Tendenz steigend. Karsten Schulze<br />

sieht einen Vorteil in der hohen Motivation<br />

der internationalen Fachkräfte: „Das fängt<br />

beim Grad der Ausbildung <strong>an</strong> und erstreckt<br />

sich bis hin zur Energie im Arbeitsalltag.“<br />

Viele Menschen mit Wurzeln aus<br />

<strong>an</strong>deren Kulturkreisen seien hochgebildet<br />

und hochmotiviert. „Da können sich<br />

hierzul<strong>an</strong>de viele ein Vorbild nehmen“, so<br />

Karsten Schulze.<br />

Fotos: Ernesto Uhlm<strong>an</strong>n<br />

Nun könnte m<strong>an</strong> meinen, dass FDTech in<br />

einer Br<strong>an</strong>che unterwegs ist, in der sich<br />

internationale Fachkräfte auf der Verständigung<br />

in Englisch ausruhen können.<br />

„G<strong>an</strong>z und gar nicht“, erwidert Schulze.<br />

„Natürlich sind wir in der Firma bilingual<br />

unterwegs, aber gute Deutschkenntnisse<br />

sind für unsere Belegschaft mit internationalen<br />

Wurzeln ein Muss. In unserem<br />

Kundenumfeld werden die meisten Meetings<br />

auf Deutsch abgehalten. Und auch<br />

im privaten Bereich sollte m<strong>an</strong> sich gut<br />

verständigen können.“ Unterstützung gibt<br />

es bei FDTech unter <strong>an</strong>derem in Form von<br />

Deutschkursen über einen lokalen Dienstleister.<br />

Auch bei der Wohnungssuche,<br />

beim Visum und der Einbürgerung stehe<br />

das Unternehmen zur Seite, ergänzt Saba<br />

Abdollahi. Die 33-Jährige stammt aus dem<br />

Ir<strong>an</strong>, hat <strong>an</strong> der TU <strong>Chemnitz</strong> ihr Studium<br />

der Biomedizinischen Technik erfolgreich<br />

absolviert und bereichert seit Anf<strong>an</strong>g<br />

2020 das Team von FDTech. Deutschl<strong>an</strong>d<br />

sei neben Australien und K<strong>an</strong>ada ihre<br />

erste Wahl gewesen. „Ordnung, Sicherheit,<br />

die Qualität des Studiums und vor allem<br />

die demokratischen Werte waren am Ende<br />

die ausschlaggebenden Faktoren“, erzählt<br />

sie. Doch ihr Start in Deutschl<strong>an</strong>d war alles<br />

<strong>an</strong>dere als einfach: „Für eine Kontoeröffnung<br />

benötigt m<strong>an</strong> eine Bestätigung der<br />

Ausländerbehörde. Diese verl<strong>an</strong>gt eine<br />

Anmeldebescheinigung, wofür wiederum<br />

eine Anschrift notwendig ist. Für eine Wohnung<br />

benötigt m<strong>an</strong> allerdings ein Konto<br />

– und der Kreislauf beginnt von vorne“,<br />

erzählt Saba, die sich für internationale<br />

Fachkräfte eine bessere org<strong>an</strong>isatorische<br />

Betreuung wünscht. „Das tut schon weh,<br />

wenn m<strong>an</strong> sieht, wie hoch der Bedarf <strong>an</strong><br />

Fachkräften aus dem Ausl<strong>an</strong>d ist und wie<br />

wenig Willkommenskultur Deutschl<strong>an</strong>d<br />

zu bieten hat.“ Der monatel<strong>an</strong>ge Kampf<br />

INTEGRATION IST<br />

KEINE EINBAHNSTRASSE<br />

60


um ein Besuchervisum für ihre Eltern sei<br />

so ein Beispiel: „Wir Fachkräfte aus dem<br />

Ausl<strong>an</strong>d sind ja keine Maschinen, sondern<br />

Menschen, die ihre Eltern gerne bei<br />

wichtigen Ereignissen wie Hochzeit oder<br />

Geburt dabeihaben möchten.“ Trotz aller<br />

Hürden bezeichnet sie Deutschl<strong>an</strong>d heute<br />

als ihre zweite Heimat: „Wenn ich aus dem<br />

Urlaub hierher zurückkehre, fühle ich<br />

mich zu Hause. Ich bin d<strong>an</strong>kbar, weil ich<br />

mich hier nach meinen Vorstellungen entfalten<br />

und entwickeln konnte.“ Die Suche<br />

nach mehr Lebensqualität war auch die<br />

Motivation von Ary Frigeri aus Brasilien.<br />

Der 28-jährige Software-Entwickler wollte<br />

in einem einladenden und pluralistischen<br />

Umfeld arbeiten, in dem er seine Erfahrungen<br />

offen austauschen k<strong>an</strong>n. „Dieser<br />

Schritt erfordert jedoch Geduld. In den<br />

ersten Monaten gibt es viel Papierkram<br />

zu erledigen. Gleichzeitig muss m<strong>an</strong><br />

für sich eine neue Routine schaffen – in<br />

der Arbeit und in der städtischen Umgebung.“<br />

Weniger Schwierigkeiten hatte<br />

er mit der <strong>deutsch</strong>en Angewohnheit, für<br />

fast alles einen Termin zu vereinbaren,<br />

auch für „kleinere“ soziale Aktivitäten. „Mit<br />

Terminen geht auch Pünktlichkeit einher.<br />

In Brasilien ist es dagegen St<strong>an</strong>dard, bei<br />

gesellschaftlichen Aktivitäten zu spät zu<br />

kommen.“ Auch im Arbeitsumfeld fühlte<br />

sich Ary schnell willkommen. „Meine<br />

Kolleginnen und Kollegen waren von<br />

Beginn <strong>an</strong> kulturell sehr interessiert und<br />

wollten mehr über Essen, Städte oder<br />

brasili<strong>an</strong>ische Gepflogenheiten wissen.“<br />

Diese Kultur des Mitein<strong>an</strong>ders – egal mit<br />

welchem Hintergrund – sei fest in der<br />

Unternehmensphilosophie ver<strong>an</strong>kert,<br />

erklärt Karsten Schulze. Wer Respekt und<br />

Toler<strong>an</strong>z vermissen lässt, habe im Unternehmen<br />

nichts verloren, sagt er konsequent.<br />

„Das gilt natürlich für beide Seiten –<br />

für unsere <strong>deutsch</strong>e Belegschaft wie auch<br />

internationale Fachkräfte.“ Saba ergänzt:<br />

„Integration ist eine beidseitige Angelegenheit.<br />

Wer hier Fuß fassen möchte,<br />

sollte die Werte des L<strong>an</strong>des respektieren<br />

und im besten Fall zu schätzen wissen. Auf<br />

der <strong>an</strong>deren Seite gehört zu einer erfolgreichen<br />

Integration auch die Mithilfe der<br />

<strong>deutsch</strong>en Gesellschaft. Im Idealfall gehen<br />

beide Seiten aufein<strong>an</strong>der zu.“ Damit sich<br />

bei FDTech beide Seiten außerhalb des<br />

Arbeitsumfeldes besser kennen lernen<br />

können, stehen regelmäßig Grillnachmittage,<br />

Spieleabende oder die gemeinsame<br />

Teilnahme <strong>an</strong> verschiedenen öffentlichen<br />

Events auf dem Programm. Zur jährlichen<br />

Geburtstagsfeier kommen d<strong>an</strong>n<br />

auch noch die Familien und Partner*innen<br />

mit. Karsten Schulze: „Wir fördern solche<br />

Events im Sinne der Kulturbildung. Es ist<br />

aber kein Pflichtprogramm, sonst wäre<br />

das auch gar nicht authentisch.“<br />

WEITERE INFOS:<br />

FDTech GmbH<br />

chemnitz.jobs/fdtech<br />

Unsere Mitarbeiter:innen<br />

stammen aus:<br />

Deutschl<strong>an</strong>d, Indien, Italien, Brasilien, China, Pakist<strong>an</strong>,<br />

Syrien, Tschechien, Kamerun, Polen, Indien, Ir<strong>an</strong>,<br />

Aserbaidsch<strong>an</strong>, Kirgisist<strong>an</strong>, Ukraine<br />

Bewerbungen auf Englisch und Deutsch <strong>an</strong>:<br />

apply@fdtech.de<br />

15<br />

61


INNOVATION TRIFFT<br />

INTERNATIONALITÄT<br />

Intelligente IT-Lösungen und Beratungs<strong>an</strong>sätze entwickeln,<br />

dabei Freiräume für Ideen haben und partnerschaftliches<br />

Teamwork erleben. Wer all das und noch mehr möchte, ist<br />

bei der msg group genau richtig. Die international agierende<br />

Firma, die im IT-Consulting und in der Softwareentwicklung<br />

tätig ist, bietet <strong>an</strong>spruchsvolle und abwechslungsreiche Aufgaben.<br />

Das Unternehmen ist seit über 40 Jahren am Markt<br />

und mit 170 Mitarbeitende vor Ort in <strong>Chemnitz</strong>. Seit 25 Jahren<br />

dabei ist Ingo Gringer. So wie ihm als heutigen St<strong>an</strong>dortleiter<br />

geht es auch zahlreichen Kollegen und Kolleginnen,<br />

die seit Jahrzehnten der msg verbunden sind. „Es gibt bei<br />

uns keine hierarchische Atmosphäre, alles ist offen, kooperativ<br />

und durch Projektgeschäfte und den Technologiew<strong>an</strong>del<br />

auch immer wieder herausfordernd“, erzählt Ingo Gringer.<br />

Fotos: Ernesto Uhlm<strong>an</strong>n, privat<br />

Nagima Mendigulova<br />

Die Firma lebt von Innovation und Internationalität.<br />

Die Mitarbeitenden kommen neben<br />

Deutschl<strong>an</strong>d auch aus China, Russl<strong>an</strong>d,<br />

Kirgisist<strong>an</strong>, der Ukraine und der Türkei. Oft<br />

wird der Grundstein für eine erfolgreiche<br />

Zusammenarbeit bereits im Studium gelegt:<br />

starke Kooperationen mit der TU <strong>Chemnitz</strong>,<br />

den Hochschulen Zwickau und Mittweida<br />

und dadurch kontinuierliche Forschungsprojekte<br />

mit Studierenden aus aller Welt<br />

zahlen sich aus.<br />

Genau so ist auch Iuli<strong>an</strong>a Schreiber zu msg<br />

gekommen. Seit 2015 lebt die gebürtige<br />

S<strong>an</strong>kt Petersburgerin in Deutschl<strong>an</strong>d. Im<br />

dritten Semester ihres Masterstudiums<br />

der Informatik <strong>an</strong> der TU <strong>Chemnitz</strong> hat sie<br />

darüber nachgedacht, wo sie ihr Pflichtpraktikum<br />

absolvieren sollte. Passend dazu hatte<br />

sie <strong>an</strong> der Ringvorlesung zur industriellen<br />

IT-Anwendung der Informatik teilgenommen.<br />

In der Ver<strong>an</strong>staltung erhielten sie und ihre<br />

Mitstudierenden Einblicke in die <strong>Chemnitz</strong>er<br />

IT-L<strong>an</strong>dschaft. „Eines dieser Unternehmen<br />

war msg, und ich erinnere mich noch gut<br />

<strong>an</strong> den Vortrag von Ingo Gringer über das<br />

62


Iuli<strong>an</strong>a Schreiber<br />

Thema der Digitalisierung, der mich beeindruckt<br />

hat. Was für mich besonders hervorsticht,<br />

war die Tatsache, dass die Einführung<br />

der Digitalisierung die Bearbeitungszeit für<br />

Sachbearbeitende erheblich verkürzt hat.<br />

Aus diesem Grund habe ich mich entschlossen,<br />

mich direkt bei msg zu bewerben“, erzählt<br />

Iuli<strong>an</strong>a Schreiber. Bereut hat sie diesen<br />

Schritt nie. Das Arbeitsklima bei msg beschreibt<br />

sie als äußerst unterstützend und<br />

kollaborativ. „Seit dem ersten Tag als Praktik<strong>an</strong>tin<br />

bei msg habe ich mich als Teil des<br />

Teams gefühlt. Ich wurde intensiv eingeführt<br />

und betreut und auch jetzt finde ich immer<br />

sofort jem<strong>an</strong>den, der mir bei Problemen<br />

hilft“, so die 30-Jährige. Ihr Unternehmen<br />

lege großen Wert auf die Förderung einer<br />

diversen und inklusiven Arbeitsumgebung,<br />

die Raum für unterschiedliche Perspektiven<br />

und Hintergründe bietet. Darüber hinaus<br />

org<strong>an</strong>isiert msg regelmäßig gemeinsame<br />

Feierlichkeiten und Ver<strong>an</strong>staltungen, die<br />

es den Mitarbeitenden ermöglichen, sich<br />

nicht nur beruflich, sondern auch persönlich<br />

näher kennenzulernen und eine starke,<br />

unterstützende Gemeinschaft aufzubauen.<br />

Iuli<strong>an</strong>a Schreiber spricht internationalen<br />

Fachkräften eine klare Empfehlung aus, sich<br />

bei der msg zu bewerben.<br />

Ähnlich geht es Kollegin Nagima Mendigulova.<br />

Sie kommt aus dem zentralasiatischen<br />

L<strong>an</strong>d Kirgisist<strong>an</strong> und lebt seit 2020<br />

in Deutschl<strong>an</strong>d. Sie hat eine passende<br />

Arbeitsstelle nach ihrem Studium gesucht<br />

und msg auf LinkedIn gefunden. „Mir<br />

haben beim msg-Stellenagebot besonders<br />

die guten Arbeitsbedingungen sowie die<br />

Unternehmenswerte wie ‚Mensch im Mittelpunkt‘<br />

und die ‚Diversity & Vielfalt‘ gefallen“,<br />

erzählt Nagima Mendigulova. Sie arbeitet<br />

im Unternehmen als IT Consult<strong>an</strong>t und<br />

empfindet das Arbeitsklima als freundlich<br />

und unterstützend. Falls m<strong>an</strong> Hilfe benötigt,<br />

könne m<strong>an</strong> sich immer <strong>an</strong> ein Teammitglied<br />

wenden. „Mich haben die flache Hierarchie<br />

und die ‚Du-Kultur‘ beeindruckt, weil diese<br />

in meinem Heimatl<strong>an</strong>d selten sind“, so die<br />

26-Jährige. Außerdem bekommen alle Mitarbeitenden<br />

zum Arbeitsbeginn verschiedene<br />

Schulungen. Dieses Onboarding helfe<br />

sehr, die wichtigen Themen für die Arbeit<br />

bei der msg zu verstehen. „Ich habe dort<br />

beispielsweise viel über Versicherungen erfahren<br />

und einige IT-Kenntnisse aufgefrischt.<br />

Für mich war auch sehr wichtig, dass msg<br />

mich bei meinen Visums<strong>an</strong>gelegenheiten<br />

mit Verständnis unterstützt hat“, so Nagima<br />

Mendigulova.<br />

In den verg<strong>an</strong>gen mehr als zwei Jahrzehnten<br />

seit Gründung des St<strong>an</strong>dorts haben die<br />

Mitarbeitenden viel erreicht. Die msg ist<br />

nicht nur eine verlässliche Arbeitgeberin,<br />

sondern spielt auch eine tragende Rolle im<br />

Leben ihrer Mitarbeiter und deren Familien.<br />

Dabei ist msg besonders wichtig, dass<br />

ihre Ver<strong>an</strong>twortung über die Geschäftswelt<br />

hinausgeht und sie es sehr schätzt, Teil der<br />

Gemeinschaft in <strong>Chemnitz</strong> zu sein.<br />

WEITERE INFOS:<br />

msg systems AG<br />

chemnitz.jobs/msg<br />

Unsere Mitarbeiter:innen<br />

stammen aus:<br />

Deutschl<strong>an</strong>d, China, Russl<strong>an</strong>d, Kirgisist<strong>an</strong>,<br />

Ukraine, Türkei<br />

Bewerbungen auf Englisch und Deutsch <strong>an</strong>:<br />

msg.group/chemnitz<br />

6<br />

63


Foto: Ernesto Uhlm<strong>an</strong>n<br />

INTEGRATION SCHON<br />

WÄHREND DER PFLEGE-<br />

AUSBILDUNG<br />

64


Der M<strong>an</strong>gel <strong>an</strong> Fachkräften in Deutschl<strong>an</strong>d schlägt sich<br />

in kaum einer Br<strong>an</strong>che so sehr nieder wie in der Pflege.<br />

Allein in Sachsen werden in den kommenden Jahren bis<br />

zu 120.000 qualifizierte Kr<strong>an</strong>kenpflegehelfer:innen und<br />

Pflegefachkräfte fehlen. Die Bundesregierung reagierte mit<br />

einer Neugestaltung der Ausbildung: Die Anf<strong>an</strong>g 2020 eingeführte<br />

generalisitische Pflegeausbildung vereint nun die<br />

ehemaligen Ausbildungsformen der Gesundheitsbr<strong>an</strong>che in<br />

den Bereichen Kinderpflege, Kr<strong>an</strong>kenpflege und Altenpflege.<br />

Durch die Neugestaltung wollte die Bundesregierung bis<br />

2023 die Zahl der Auszubildenden um zehn Prozent erhöhen.<br />

Stattdessen fielen die bundesweiten Azubizahlen im<br />

Jahr 2022 gegenüber dem Vorjahr um 7 Prozent (Sachsen:<br />

Minus 2 Prozent).<br />

„Dass insgesamt neun Jahre Ausbildungserfahrung<br />

nun in drei Jahren<br />

untergebracht werden, k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> sehen<br />

wie m<strong>an</strong> will“, formuliert es Jörg Ahner<br />

diplomatisch. Eine Durchfallquote von<br />

rund 20 Prozent spreche aber eine<br />

deutliche Sprache. Jörg Ahner ist Leiter<br />

des Altenpflegeheims Rembr<strong>an</strong>dtstraße,<br />

eine der zahlreichen Einrichtungen des<br />

ASB Ortsverb<strong>an</strong>d <strong>Chemnitz</strong> und Umgebung<br />

e.V. Der Ortsverb<strong>an</strong>d engagiert sich<br />

neben der Altenhilfe mit drei Altenpflegeheimen<br />

in <strong>Chemnitz</strong> und Burgstädt<br />

auch mit ambul<strong>an</strong>ten Pflege<strong>an</strong>geboten,<br />

einem Wohnpflegeheim für körperlich<br />

schwerstbehinderte Menschen und im<br />

Rettungsdienst – von der Notfallrettung<br />

bis zum Katastrophenschutz. 630<br />

Mitarbeiter:innen und aktuell 46 Auszubildende<br />

zählt der Ortsverb<strong>an</strong>d, wobei in<br />

den Einrichtungen auch Menschen aus<br />

17 weiteren Nationen tätig sind – von der<br />

Wäscherei bis zur Arbeit im Pflegeheim.<br />

Die beeindruckende Zahl zeigt, dass sich<br />

der ASB-Ortsverb<strong>an</strong>d schon frühzeitig<br />

mit internationalen Fachkräften ausein<strong>an</strong>dersetzte:<br />

„Bis 2010 war das in der<br />

Pflege noch kein Thema, spätestens<br />

2013 haben wir uns Ged<strong>an</strong>ken gemacht.<br />

Da zeichnete sich l<strong>an</strong>gsam ab, dass sich<br />

viele Expertenprognosen bewahrheiten<br />

würden“, erzählt Jörg Ahner.<br />

Um den Fachkräftem<strong>an</strong>gel abzufedern,<br />

setzt der ASB seit 2014 bereits in der<br />

Ausbildung <strong>an</strong> und arbeitet dafür mit<br />

dem BIP <strong>Chemnitz</strong>, dem Beruflichen<br />

Schulzentrum für Gesundheit und Sozialwesens<br />

<strong>an</strong> der Markthalle und dem<br />

Medicampus <strong>Chemnitz</strong> zusammen. Die<br />

Einrichtung der F&U gGmbH startete im<br />

selben Jahr mit der Ausbildung junger<br />

Vietnames:innen zu Pflegefachkräften.<br />

Der praktische Teil der Ausbildung wird<br />

unter <strong>an</strong>derem beim ASB Ortsverb<strong>an</strong>d<br />

absolviert, wo viele der Azubis auch<br />

nach ihrer Ausbildung Fuß fassen. „Um<br />

die Integration zu erleichtern, bieten<br />

wir regelmäßig Azubi-Events <strong>an</strong>. Zudem<br />

gibt es teambildende Maßnahmen und<br />

Teamtage, die durch die Teams individuell<br />

gestaltet werden können“, erklärt<br />

die Zentrale Praxis<strong>an</strong>leiterin Katharina<br />

Busch. Um auch Schüler:innen hierzul<strong>an</strong>de<br />

frühzeitig für eine Ausbildung im<br />

Pflegebereich zu begeistern, kooperiert<br />

sie mit Schulen, ist auf Ausbildungsmessen<br />

präsent und auf einschlägigen<br />

Social-Media-K<strong>an</strong>älen unterwegs. „Die<br />

meisten Bewerberinnen und Bewerber<br />

finden aber nach wie vor über Empfehlungen<br />

durch Freunde oder Bek<strong>an</strong>nte<br />

den Weg zu uns.“<br />

Auch Thi Nhung Pham wurde durch den<br />

Tipp einer Freundin auf die Karrierech<strong>an</strong>cen<br />

beim ASB aufmerksam. 2014<br />

kam sie nach Deutschl<strong>an</strong>d und schloss<br />

2018 erfolgreich ihre Pflegeausbildung<br />

ab. Zuvor hatte sie in Vietnam eine dreijährige<br />

Pharmazie-Lehre absolviert,<br />

bevor sie für sehr wenig Lohn in einer<br />

Apotheke arbeitete. „Das war nicht meine<br />

Zukunft. Ich wollte ein besseres Leben“<br />

erinnert sich die heute 31-Jährige. Der<br />

Schritt in ein vollkommen neues Umfeld<br />

sei ihr nicht leichtgefallen, die größte<br />

Hürde sei die <strong>deutsch</strong>e Sprache gewesen.<br />

Denn gute Deutschkenntnisse<br />

sind für Pflegekräfte enorm wichtig. Sie<br />

ermöglichen eine adäquate Kommunikation<br />

mit pflegebedürftigen oder stationär<br />

beh<strong>an</strong>delten Menschen. Mithilfe guter<br />

Deutschkenntnisse können Pflegekräfte<br />

aus dem Ausl<strong>an</strong>d die Patient:innen unterstützen<br />

und ihnen Vertrauen und Geborgenheit<br />

schenken. In Sachsen gelten<br />

Sprachkenntnisse der Niveaustufe B2 als<br />

Voraussetzung, um eine Stelle im medizinischen<br />

oder pflegerischen Bereich<br />

<strong>an</strong>treten zu dürfen. Doch die <strong>deutsch</strong>e<br />

Sprache sei nicht die einzige Hürde, die<br />

es in Pflegeeinrichtungen zu überwinden<br />

gilt. Jörg Ahner: „Neben der Belegschaft<br />

müssen auch unsere Pflegeheim-Bewohner<br />

bei der Integration internationaler<br />

Fachkräfte mitgenommen werden.<br />

Das ist eine Aufgabe, die wir sehr ernst<br />

nehmen, schließlich treffen hier verschiedene<br />

Kulturen und Denkweisen aufein<strong>an</strong>der.“<br />

Bei Problemen habe im Haus eine<br />

Integrationsbeauftragte stets ein offenes<br />

Ohr für die rund 200 Mitarbeiter:innen.<br />

Fachkräften aus dem Ausl<strong>an</strong>d rät Thi<br />

Nhung Pham: „Verfolgt euren Weg, seid<br />

fleißig und lernt Deutsch. D<strong>an</strong>n stehen<br />

euch viele Wege offen.“<br />

WEITERE INFOS:<br />

Arbeiter-Samariter-Bund<br />

Ortsverb<strong>an</strong>d <strong>Chemnitz</strong> und<br />

Umgebung e.V.<br />

chemnitz.jobs/asb<br />

Unsere Mitarbeiter:innen<br />

stammen aus:<br />

Deutschl<strong>an</strong>d, Afgh<strong>an</strong>ist<strong>an</strong>, Algerien, Bosnien-<br />

Herzegowina, Bulgarien, Eritrea, Georgien, Ir<strong>an</strong>,<br />

Kasachst<strong>an</strong>, Lib<strong>an</strong>on, Nigeria, Polen, Russische Föderation,<br />

Syrien, Tschechien, Ukraine,Venezuela, Vietnam<br />

Bewerbungen auf Englisch und Deutsch <strong>an</strong>:<br />

bewerbung@asb-ov-chemnitz.de<br />

18<br />

65


me, Bien<br />

овать, Καλώς ορίσατε, Hoş geldin<br />

обредојдовте, Sveiki atvykę, Laipni lūdzam, Tere tulemas<br />

lutem, Chào mng, Selamat dat<strong>an</strong>g, Maligay<strong>an</strong>g pagdating, A<br />

kwemukela, Ndiy<strong>an</strong>ith<strong>an</strong>da, E ku abo, Nnabata, Soo dhaw<br />

o/a, Bem-vindo/a, Welkom, Välkommen, Tervetuloa, Добро<br />

ítejte, Vitajte, Dobrodošli, Добре дошли, Bun venit, Mirë s<br />

ast, Velkomin(n), Fàilte, Croeso, Weelcume, Bonvenon, Sa<br />

, Aloha, Haere mai, Afio mai, Malo e lelei, Ni sa bula, Ka<br />

hawow, Welcome, Bienvenido/a, Bienvenue, Willkommen, B<br />

о пожаловать, Καλώς ορίσατε, Hoş geldiniz, Üdvözöljük, W<br />

se vini, Добредојдовте, Sveiki atvykę, Laipni lūdzam, Tere<br />

, Salutem, Chào mng, Selamat dat<strong>an</strong>g, Maligay<strong>an</strong>g pagdat<br />

Ngiyakwemukela, Ndiy<strong>an</strong>ith<strong>an</strong>da, E ku abo, Nnabata, Soo<br />

enuto/a, Bem-vindo/a, Welkom, Välkommen, Tervetuloa, До<br />

j, Vítejte, Vitajte, Dobrodošli, Добре дошли, Bun venit, Mir<br />

ast, Velkomin(n), Fàilte, Croeso, Weelcume, Bonvenon, S<br />

g, Aloha, Haere mai, Afio mai, Malo e lelei, Ni sa bula, K<br />

dhawow,Welcome, Bienvenido/a, Bienvenue, Willkommen,<br />

ро пожаловать, Καλώς ορίσατε, Hoş geldiniz, Üdvözöljük,<br />

se vini, Добредојдовте, Sveiki atvykę, Laipni lūdzam, Tere<br />

e, Salutem, Chào mng, Selamat dat<strong>an</strong>g, Maligay<strong>an</strong>g pagda<br />

, Ngiyakwemukela, Ndiy<strong>an</strong>ith<strong>an</strong>da, E ku abo, Nnabata, So<br />

venuto/a, Bem-vindo/a, Welkom, Välkommen, Tervetuloa, Д<br />

aj, Vítejte, Vitajte, Dobrodošli, Добре дошли, Bun venit, Mi<br />

mast, Velkomin(n), Fàilte, Croeso, Weelcume, Bonvenon, S<br />

ing, Aloha, Haere mai, Afio mai, Malo e lelei, Ni sa bula, K<br />

dhawow, Welcome, Bienvenido/a, Bienvenue, Willkommen<br />

бро пожаловать, Καλώς ορίσατε, Hoş geldiniz, Üdvözöljük<br />

ë se vini, Добредојдовте, Sveiki atvykę, Laipni lūdzam, Ter<br />

lve, Salutem, Chào mng, Selamat dat<strong>an</strong>g, Maligay<strong>an</strong>g pagd<br />

u, Ngiyakwemukela, Ndiy<strong>an</strong>ith<strong>an</strong>da, E ku abo, Nnabata, S<br />

nvenuto/a, Bem-vindo/a, Welkom, Välkommen, Tervetuloa,<br />

taj, Vítejte, Vitajte, Dobrodošli, Добре дошли, Bun venit, M<br />

omin(n), Fàilte, Croeso, Weelcume, Bonvenon, S<br />

lelei, Ni sa bula, Karibu<br />

66<br />

chemnitz-<strong>zieht</strong>-<strong>an</strong>.de<br />

chemnitz.jobs


loha, Haere mai, Afio ma<br />

ow, Welcome, Bienvenido/a, Bienvenue, Willkomm<br />

пожаловать, Καλώς ορίσατε, Hoş geldiniz, Üdvözöljük, Wie<br />

vini, Добредојдовте, Sveiki atvykę, Laipni lūdzam, Tere<br />

lve, Salutem, Chào mng, Selamat dat<strong>an</strong>g, Maligay<strong>an</strong>g pag<br />

ribu, Ngiyakwemukela, Ndiy<strong>an</strong>ith<strong>an</strong>da, E ku abo, Nnabata<br />

envenuto/a, Bem-vindo/a, Welkom, Välkommen,Tervetuloa<br />

itaj, Vítejte, Vitajte, Dobrodošli, Добре дошли, Bun venit<br />

tulemast, Velkomin(n), Fàilte, Croeso, Weelcume,Bonvenon<br />

ing, Aloha, Haere mai, Afio mai, Malo e lelei, Ni sa bula, Ka<br />

dhawow, Welcome, Bienvenido/a, Bienvenue, Willkommen<br />

бро пожаловать, Καλώς ορίσατε, Hoş geldiniz, Üdvözöljük<br />

ë se vini, Добредојдовте, Sveiki atvykę, Laipni lūdzam, Ter<br />

alve, Salutem, Chào mng, Selamat dat<strong>an</strong>g, Maligay<strong>an</strong>g pag<br />

aribu, Ngiyakwemukela, Ndiy<strong>an</strong>ith<strong>an</strong>da, E ku abo, Nnabat<br />

Benvenuto/a, Bem-vindo/a, Welkom, Välkommen, Tervetulo<br />

Witaj, Vítejte, Vitajte, Dobrodošli, Добре дошли, Bun ven<br />

tulemast, Velkomin(n), Fàilte, Croeso, Weelcume, Bonveno<br />

ting, Aloha, Haere mai, Afio mai, Malo e lelei, Ni sa bula, K<br />

o dhawow, Welcome, Bienvenido/a, Bienvenue, Willkomme<br />

обро пожаловать, Καλώς ορίσατε, Hoş geldiniz, Üdvözöljü<br />

rë se vini, Добредојдовте, Sveiki atvykę, Laipni lūdzam, Te<br />

alve, Salutem, Chào mng, Selamat dat<strong>an</strong>g, Maligay<strong>an</strong>g pa<br />

aribu, Ngiyakwemukela, Ndiy<strong>an</strong>ith<strong>an</strong>da, E ku abo, Nnaba<br />

, Benvenuto/a, Bem-vindo/a, Welkom, Välkommen, Tervetul<br />

, Witaj, Vítejte, Vitajte, Dobrodošli, Добре дошли, Bun ve<br />

e tulemast, Velkomin(n), Fàilte, Croeso, Weelcume, Bonven<br />

ating, Aloha, Haere mai, Afio mai, Malo e lelei, Ni sa bula,<br />

oo dhawow, Welcome, Bienvenido/a, Bienvenue, Willkomm<br />

Добро пожаловать, Καλώς ορίσατε, Hoş geldiniz, Üdvözöl<br />

irë se vini, Добредојдовте, Sveiki atvykę, Laipni lūdzam, T<br />

alve, Salutem, Chào mng, Selamat dat<strong>an</strong>g, Maligay<strong>an</strong>g pag<br />

, Ngiyakwemukela, Ndiy<strong>an</strong>ith<strong>an</strong>da, E ku abo, Nnabata, Soo d<br />

uto/a, Bem-vindo/a, Welkom, Välkommen, Tervetuloa, До<br />

i, Добре дошли, Bun venit, Mirë<br />

non, Sa<br />

67

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!