Lebenszeichen 2023/04
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
6 ê 70 JAHRE STERNSINGEN<br />
Ein Blick zurück<br />
DER ZAUBER<br />
DES ANFANGS<br />
Zufälle gibt es nicht, wird oft gesagt. Und wirklich, die Entstehungsgeschichte der<br />
österreichweiten Sternsingeraktion lässt an das Wirken des Heiligen Geistes<br />
glauben.<br />
Sternsingen als Dank für Hilfe<br />
bei Lichtstafette.<br />
Schon kurz nach dem 2. Weltkrieg wurde ja an einigen Orten des Landes dem<br />
traditionell aus dem Mittelalter stammenden Sternsingen neues Leben eingehaucht.<br />
Zum Beispiel im Jahr 1946 in Schwabegg/Zvabek im zweisprachigen Südkärnten:<br />
Da waren die „Heiligen Drei Könige“, begleitet von Pfarrer Janez Rovan, mit gebastelten<br />
weißen Königskappen und in ihren Messgewändern unterwegs. Im selben<br />
Jahr erinnerte sich auch Franz Pollheimer in Wien an den Brauch des „Segen-Wünschens“<br />
aus seiner steirischen Heimat und motivierte seine Söhne, auch in der Großstadt<br />
Sternsingen zu gehen. Die Mutter nähte die königlichen Gewänder, in alten<br />
Büchern wurde nach Liedern und Sprüchen gesucht. Wo immer „Heilige Drei Könige“<br />
damals auftauchten, war die Resonanz bei den Leuten äußerst wohlwollend.<br />
Dann aber kam das Marienjahr 1954, in dem sich die Katholische Jungschar an<br />
einer Lichtstafette von Lourdes durch 12 europäische Länder beteiligte. Unterstützt<br />
wurden sie dabei von einem Jeep der Missions-Verkehrs-Arbeitsgemeinschaft<br />
(MIVA). Die Jungschar-Verantwortlichen wollten sich dankbar erweisen und fragte<br />
den MIVA-Geschäftsführer Karl Kumpfmüller, wie sich die Jungschar revanchieren<br />
könnte. Es kam der Vorschlag, doch Sternsingen zu gehen und mit den Spenden ein<br />
Motorrad für die Mission zu finanzieren. Gesagt, getan – 151 Pfarren beteiligten sich<br />
gleich im ersten Jahr, ersangen 42.387,- Schilling, das sind 3.080,36 Euro, das reichte<br />
sogar für drei Motorräder.<br />
Ob die beiden ahnten, welche Erfolgsgeschichte daraus werden sollte? Das ist<br />
eher unwahrscheinlich, aber in den Leitungsgremien der Katholischen Jungschar<br />
rauchten die Köpfe, wie man diesen überraschenden Erfolg in dauerhaftes Engagement<br />
für die Weltkirche verwandeln könnte. Josef Petrik, 1954 bis 1957 Zentralsekretär<br />
der Bubenjungschar, im O-Ton: „Nach dieser ersten Aktion überlegten wir im<br />
Führungskreis, dass wir daraus etwas Größeres machen könnten. Am großen Erfolg,<br />
der breiten Beteiligung in ganz Österreich und dem Sammelergebniss erkannten<br />
wir, dass uns da etwas ganz Neues gelungen war: einen Volksbrauch wiederzubeleben<br />
und für sehr konkrete Projekte zu werben.“ Und Eva Petrik, geb. Rasny, 1953<br />
bis 1957 Zentralführerin der Mädchenjungschar, ergänzte: „Dass Mission Partnerschaft<br />
bedeutet und nicht in einer „Wohlfahrtsmentalität“ von oben herab betrieben<br />
werden kann, war damals ein neuer Gedanke. Die Jungschar hat ihn aufgegriffen<br />
und gepflegt. Er war den Kindern auch leicht nahe zu bringen, war ihnen eigentlich<br />
ohnehin selbstverständlich: Wir alle sind Kinder – hier und dort!“<br />
So nahm das Schicksal seinen Lauf und aus einer guten Idee wurde eine tolle<br />
Aktion, die Segen bringt – den Menschen in ganz Österreich und vielen Menschen<br />
in Afrika, Asien und Lateinamerika.<br />
Erste Spenden für Motorräder<br />
für die Mission.<br />
„Heilige Könige“ der ersten<br />
Stunde.<br />
– georg.bauer@dka.at –