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Lilienthaler - Das Magazin 6-2023

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Beim Besuch des passionierten Oldtimerfans<br />

und Fahrzeugexperten Günter Breden<br />

in Holste, öffnete dieser kurzerhand<br />

das Garagentor und fuhr sein Schmuckstück,<br />

einen signalroten Porsche Modell 356B T6<br />

Cabrio Baujahr 1963 auf den Hof. Der Motor<br />

startete sofort, denn das Fahrzeug war noch<br />

angemeldet und rollte in den vergangenen<br />

Monaten bei schönem Wetter zu etlichen Oldtimertreffen<br />

im norddeutschen Raum.<br />

Breden ist Mitglied und Ansprechpartner bei<br />

den Oldtimerfreunde Osterholz-Scharmbeck<br />

und Umzu, die regelmäßig in den Sommermonaten,<br />

bis zum Spätherbst, mit ihren glänzenden<br />

historischen Gefährten an Oldtimertreffen<br />

teilnehmen und gemeinsam private<br />

Ausflugsfahrten unternehmen. „Der rote<br />

Porsche ist das Lieblingsauto meiner Frau“,<br />

bemerkte Günter Breden im Gespräch, denn<br />

Gerlinde Breden begleitet ihren Mann gerne<br />

bei den Ausflugsfahrt und Oldtimertreffen.<br />

Es hatte lange gedauert, bis Breden sein begehrtes<br />

Restaurationsprojekt gefunden hatte.<br />

Eine lange Odyssee liegt hinter seinem Porsche<br />

356B T6 Cabrio, Baujahr 1963, von dem einst<br />

nur 932 Fahrzeuge gefertigt wurden. Im Internet<br />

hatte Breden dieses Modell völlig verrostet<br />

entdeckt. Der Schrotthaufen stand in<br />

New Yersey/USA und war bereits seit 1977 abgemeldet.<br />

Jahrzehnte lang fuhr der Wagen<br />

also überhaupt nicht und gammelte vor sich<br />

hin. Bis sich Breden dafür interessierte. Leider<br />

war der Oldtimer in den USA schon verkauft.<br />

Er musste weiter suchen und in Urlauben<br />

reiste er jahrelang durch Europa und sah<br />

sich nach einigermaßen gut erhaltenen alten<br />

Fahrzeugen um. „Alles was hier angeboten<br />

wurde, taugte überhaupt nichts“, so der<br />

Hobbyschrauber, „es war der reinste Horror“.<br />

Später entdeckte er doch noch das Fahrzeug,<br />

was einst in New Yersey angeboten wurde und<br />

zwar in Österreich bei einem Oldtimerhändler<br />

in Steyer. Der hatte die Überführung nach<br />

Europa veranlasst und dafür 21 000 Euro gezahlt.<br />

Breden erkannte die Rostlaube aus dem<br />

Internet auf diversen Abbildungen gleich wieder:<br />

das Dach war zwischenzeitlich zerfetzt.<br />

Der Oldtimer-Händler bot den Porsche im Jahr<br />

2007 zum Verkauf an. Den Haufen aus Blech<br />

und Rost, den Günter Breden anhand der Fotos<br />

erwarb, hatte noch einen stolzen Preis:<br />

nämlich 30 000 Euro musste er dafür zahlen.<br />

Der Schrotthaufen hatte keinen Fußboden<br />

mehr aber war wohl sonst in der Karosserie<br />

noch relativ gut erhalten.<br />

Für den Transport wurde ein provisorischer Boden<br />

eingebaut und auf einem Anhänger mit<br />

Holzunterbau kam der kostbare Oldtimer im<br />

Dezember 2007 nach Norddeutschland. Eine<br />

Fotoserie erinnert an den damaligen Urzustand<br />

des Porsches und es ist kaum zu glauben,<br />

dass aus dem Haufen rostigen Blechs<br />

ohne Unterboden einmal ein schicker Sportwagen<br />

wurde. „Der Wagen bestand aus zwei<br />

Teilen, weil der Boden fehlte“, sagte Breden,<br />

„Substanz und Konturen haben aber gestimmt“.<br />

Die hochwertige Ruine forderte den Hobbyschrauber<br />

heraus. Seine Frau Gerlinde war<br />

sprachlos, was sich ihr Mann vorgenommen<br />

hatte. Sie unterstützte ihren Mann und half,<br />

wo sie nur konnte. Breden baute sich eine<br />

Richtbank und die Karosserie wurde aufgeschraubt,<br />

entrostet und geschweißt. Für den<br />

gelernten Kfz-Mechaniker war es kein Problem:<br />

„Ich weiß noch, wie man Blech formt“.<br />

Dann rollte der „nackte“ Wagen im Dezember<br />

2008 zum Lackierer und kam im Februar 2009<br />

in Signalrot wieder zurück: „Ein Traum!“ so der<br />

leidenschaftliche Oldtimerfan.<br />

Dann folgte der Hauptteil der Instandsetzungsarbeiten:<br />

Die Bremstrommeln waren völlig<br />

vergammelt. Weil eine Neubeschaffung zu<br />

teuer war, überholte Breden sie selbst. Dank<br />

einer detaillierten Original-Ersatzteilliste der<br />

Firma Porsche wurden fehlende Teile bestellt<br />

und Kontakte zu Spezialhändlern folgten.<br />

Schon der Katalog für Ersatzteile zum Porsche<br />

hatte einen stattlichen Preis von 30 Euro war<br />

zu erfahren. Jedes kleine Ersatzteil war darin<br />

nummeriert und konnte exakt bestellt werden.<br />

Dichtungen, Verdeckgestänge und jede Menge<br />

Kleinteile mussten zusammengestellt werden.<br />

Die Sitze waren total verrottet und wurden<br />

neu aufgepolstert und Chromteile wurden<br />

erneuert. Die Restauration kostet rund 30 000<br />

Euro. Kaum zu glauben, aber innerhalb eines<br />

Jahres hatte Günter Breden aus einem Haufen<br />

Schrott ein bildschönes hochwertiges Liebhaberobjekt<br />

geschaffen: Der Porsche 356 konnte<br />

am 17. Juli 2009 neu zugelassen werden.<br />

Seit seiner Jugend interessiert sich der heute<br />

75-jährige Günter Breden für Autos. Er kennt<br />

sich mit Autotechnik gut aus, denn 1965 absolvierte<br />

er in einer Fort-Werkstatt eine Lehre<br />

als Kfz-Mechaniker. Später studierte er in<br />

Hamburg Fahrzeugbau und schloss das Studium<br />

als Diplom-Ingenieur ab. Viele Jahre war<br />

er in der Fahrzeugkonstruktion bei den Faun-<br />

Werken tätig. Noch während seiner Tätigkeit<br />

im Fahrzeugbau erwarb er den Porsche und<br />

nach Feierabend zog er den Blaumann zu Hause<br />

an, um bis spät in den Abend in der Garage<br />

an seinem Traumauto zu schrauben. Rund<br />

2000 Stunden hat er für die Restaurierung des<br />

Porsche 356 benötigt.<br />

Die erste große Tour mit dem schicken<br />

Cabriolet mit 1571 Kubikzentimeter Hubraum,<br />

75 Pferdestärken, 900 Kilogramm Gewicht<br />

führte die Eheleute Breden im September 2009<br />

<strong>Lilienthaler</strong> · 6 <strong>2023</strong> 19

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