Unter der Staleke 232, Winter 2023

durchgeführt. Die Kooperation
mit den Driftsether Jagdpächtern
funktionierte sofort
freundschaftlich.
Die notwendigen technischen
und fachlichen Anforderungen
der heimischen Wildtier-Rettung
decken die Teilnehmer
und Teilnehmerinnen super
ab. Dabei sind ausschließlich
die Jäger für das Tierwohl und
die Sicherheit verantwortlich.
Die Kassebrucher Rehkitzretter
sind in einer WhatsApp- Gruppe
organisiert. Die Aktion beginnt
meistens mit Sonnenaufgang
gegen 4:30 Uhr und dauert
höchstens bis 8:00 Uhr. In diesem
Zeitraum kühlt der Morgentau
die Grasflächen gleichmäßig
ab, und die warmen
Tierkörper sind im Wärmebild-
Modus auf dem Display besser
zu identifizieren. Das geübte
Auge muss die Kitze von Wiesel,
Hasen und Kaninchen unterscheiden,
selbst frische Pferdeäpfel
oder vom Sonnenlicht erwärmte
Maulwurfhügel geben
fast identische Wärme-Bilder
ab. Übrigens fressen die jungen
Kitze gerne die frisch aufgeworfene
Maulwurferde, sie ist für
deren Verdauung wichtig.
Die Flächen werden von der
taubengroßen Kamera-Drohne
aus 50 Meter Höhe und einer
Geschwindigkeit von 18 km/h
systematisch abgeflogen. Bei
einem Fund unterbricht der Pilot
den Such-Modus und lässt
die Drohne auf 10 Meter Höhe
über dem Fundort schweben.
Ausgerüstet mit einem Hechtkescher,
perforierten, verschließbaren
Körben, Handschuhen,
Stirnlampe und einem
Funkgerät beginnen die Retter
und Retterinnen ihren Einsatz
im Gelände.
„Geh langsam und vorsichtig,
nur noch zwei Meter“-tönt die
Ansage des Drohnen-Piloten
aus dem Funkgerät. „Strecke
den linken Arm nach vorne und
drehe dich linksherum – stopp
– jetzt in diese Richtung weitergehen,
noch dreißig Zentimeter,
das Kitz liegt unter deiner
linken Hand“.
Im Korb gesichert verbringt das
gerettete Rehkitz die Zeit der
Mäharbeiten an einem schattigen
Platz am Wiesenrand. Hier
wird es auch wieder freigesetzt,
von der Ricke gefunden und
weggeführt.
Der Drohnen-Pilot erkennt die
Kitze auf dem Bildschirm im
Wärmebild-Modus, für die Retter
sind sie im tiefen Gras unauffindbar.
Sie liegen wie eine
Schnecke zusammengerollt
tief am Boden in einem rund 50
cm bis 60 cm tiefen Grastrichter,
geschützt vor Greif- und
Rabenvögeln. Aus dem tiefen
Gras können Vögel nicht wieder
auffliegen. Den Schutz vor
dem Fuchs, vor Wildschweinen
oder dem Wolf verdankt es dem
Phänomen, dass junge Rehkitze
keine Witterung abgeben. In
diesem Moment ist der Mensch
der einzig wirkliche Feind. Seinen
groß auslegenden Mähmaschinen
kann ein Kitz bei der
heutigen Arbeitsgeschwindigkeit
nicht entkommen. In den
ersten Lebenstagen schon gar
nicht, da es sich instinktiv bei
Gefahr regungslos duckt, ebenso
wie es auch junge Feldhasen
machen. Man kann es sich vorstellen
was mit einem Rehkitz
passiert, wenn ein Kreiselmäher
darüber hinweg fährt.
Durch das Tierschutzgesetz
sind die Landwirte verpflichtet
vor Beginn der Mäharbeiten
das Gelände nach frei-lebenden
Wildtieren abzusuchen.
Die gute Zusammenarbeit mit
den Kassebrucher Landwirten
beruht, aber weniger auf gesetzliche
Bestimmungen, sondern
viel mehr auf deren positive
Einstellung zu dem Projekt
und dem Tierwohl, auch dem
der eigenen Herde. Ein im Heu
eingebundener Kadaver kann
Botulismus-Toxin freisetzen,
das für Kühe tödlich sein kann.
Die Investition in dieses Projekt
und das Engagement der teilnehmenden
Rehkitzretter wird
von den Landwirten und der
Jägerschaft sehr geschätzt. Für
die beachtlichen Fördergelder
sind alle Beteiligten dankbar.
Diese erste Saison hat den Kassebrucher-Rehkitzrettern
richtig
Spaß gemacht. Sie haben
bei den Aktionen beeindruckende
Erlebnisse gesammelt
und die Schönheit der heimischen
Wiesen in der Stille bei
Sonnenaufgang zu schätzen
gelernt.
Mit einer solchen Rettungsaktion
beginnt der Tag einfach
besser.
Ergänzung: Unter dem Arbeitstitel
„mon amuh“ wurden Mitte
Juni über eine Woche jeweils
morgens Höhenflüge zur Suche
einer Limousin-Kuh im Gebiet
Offenwarder-Moor/Uthleder-
Berg gestartet. Sie ist nach einer
Hundeattacke in Panik durch
einen Graben geflohen und leider
unauffindbar geblieben. s
Jagdgenossenschaft des gemeinschaftlichen
Jagdbezirks Kassebruch – Vorsitzender
Johann Wohltmann, Stellvertreter
Heiner Wenzlaff, Drohnenpilot Rolf
Hennings
Auszeichnung für das Ehrenamt
HAGEN. Vereine können Personen
benennen. Bürgermeister
Andreas Wittenberg lädt
Tag des Ehrenamtes 2022 im Heimathaus Uthlede – v.l.n.r.: Stellvertretender Bürgermeister Hannes Mahlstedt, Bürgermeister
Andreas Wittenberg, Volker Schnibbe, Manfred Siemer, Thomas Arloff, Johann Schumacher, Matthias Kitzmann, Hans-Diedrich
Heyer, Bärbel Pohl, Insa Hahnel, Alma Pethe, Uwe Mehrtens, Günter Frerks und stellvertretender Bürgermeister Heinz Bühring.
Auf dem Foto fehlen die beiden Geehrten: Olcher Knoop und Ernst-Friedrich Mörig.
im Frühjahr 2024 zum „Tag des
Ehrenamtes“ ein. Dafür bittet
die Gemeindeverwaltung um
Vorschläge von besonders verdienten
Helfern aus Vereinen
und Organisationen aus den
Bereichen Soziales, Kultur und
Sport.
Die Vorgeschlagenen sollten
sich mindestens seit 10 Jahren
ehrenamtlich engagieren. Die
Auswahl trifft eine nichtöffentliche
Jury.
Die Anmeldungen nimmt Frauke
Tienken im Rathaus 04746
8766, tienken@hagen-cux.de,
Zimmer 101) bis zum 1. März
2024 entgegen. Ein entsprechendes
Meldeformular befindet
sich auf der Homepage
der Gemeinde Hagen im Bremischen.
s Gemeinde Hagen
UNTER DER STALEKE WINTER 2023 | 51
C Otto Baur