Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
travELLEr’S<br />
dezember 2023 - februar 2024<br />
d 9,50 € / a 10,90 € / i 12,30 € / L 11,50 € / E 10,- € / ch 17,90 Sfr<br />
travellersworld.de<br />
Jenseits des louvre<br />
Die neue Kunstszene an der Seine<br />
in GOOd WE truSt<br />
heimatkunde<br />
Sternekoch Edip Sigl<br />
zelebriert den Chiemgau pur<br />
Oh man!<br />
Streifzug durch das<br />
Wunderland des Orients<br />
die runde der Sieger<br />
Die Gewinner der<br />
Traveller’s World Awards<br />
Ein Herz<br />
für Tiere<br />
Serengeti, Okavango und Co.– unser<br />
Afrika Special
Cyan Magenta Yellow Black
inside<br />
shorts<br />
78 Botswana<br />
18 OffEnES GEhEimniS<br />
Auf den Malediven geht<br />
Soneva Secret an den Start<br />
afrika special<br />
56 On thE mOvE<br />
Näher dran geht kaum: Die<br />
sechs Zelte des Wilderness<br />
Usawa sind der Great Migration<br />
in der Serengeti auf den Fersen<br />
64 BiG fivE (and little birds)<br />
Das Großwild in Sambias South<br />
Luangwa National Park gedeiht<br />
prächtig. Aber auch die Nebenrollen<br />
sind bestens besetzt<br />
78 GLOria victOria<br />
Tosende Wasserfälle, endlose<br />
Wasserflächen – in Simbabwe und<br />
Botswana kann es dem Safarigänger<br />
auch mal nass reingehen<br />
84 arkadiEn mit akaziEn<br />
Zwischen den Nationalparks<br />
Tarangire und Lake Manyara in<br />
Tansania ist ein Märchen wahr<br />
geworden<br />
118 SOuL maidS<br />
Zwei Frauen haben eine Farm<br />
mitten in Western Capes Weinregion<br />
in einen Ort verwandelt,<br />
der die Seele nährt<br />
70 it’S aBOut tymE<br />
Die Zeit, die unser Autor mit<br />
seinem Guide im Malilangwe<br />
Wildlife Reserve verbrachte, wird<br />
er sein Leben nicht vergessen<br />
76 WiLd thinGS<br />
Kleine Geschenke erhalten die<br />
Erinnerung an Afrika<br />
Standards<br />
9 check in<br />
16 impressum<br />
138 check out<br />
Meryl Streep vor einer<br />
Farm in Afrika, 1985<br />
im Netz travellersworld.de<br />
Foto: Teagan Cunniffe/Wilderness<br />
12 Traveller‘s World
inside<br />
travel<br />
34 Oman<br />
28 hauSSE an dEr kunSt-BörSE<br />
Paris schickt sich gerade an,<br />
London und New York als<br />
Hotspot für zeitgenössische<br />
Kunst zu überholen<br />
34 Oman amOur<br />
Schon genug von den Oberflächenreizen<br />
am Persischen<br />
Golf? Dann sollten Sie sich<br />
dem Zauber des Oman öffnen<br />
46 SimpLy thE BESt<br />
Für die einen ist es ein Ranking,<br />
für die anderen eine<br />
Bucketlist: die Traveller’s<br />
World Awards<br />
98 Mauritius<br />
stay<br />
92 haLBinSEL dEr SELiGEn<br />
Oase der Ruhe? Für das neue<br />
Peninsula London ist dieses<br />
Urteil nicht zu laut<br />
98 paradiSE rELOadEd<br />
Das renovierte Paradis Beachcomber<br />
auf Mauritius nähert<br />
sich himmlischen Zuständen<br />
102 dEr StiLLE StyLiSt<br />
Tristan Auer macht um sich<br />
kein Aufhebens. Es sind seine<br />
Designs, die triumphieren<br />
102 Paris<br />
110 pEacE cOrpS<br />
Im alten Kriegsministerium in<br />
Whitehall stiftet das Raffles<br />
London tiefen Seelenfrieden<br />
116 pLatzhirSch<br />
Das Straubinger Grandhotel<br />
entdeckt den Charme der<br />
Bourgeoisie in Bad Gastein<br />
taste<br />
126 jEtzt pErLt ES WEiBLich<br />
Neue Frauenpower in der<br />
Champagne: die Nachfolgerinnen<br />
der Witwe Clicquot<br />
134 diE ESSEnz dES chiEmGauS<br />
Die Sterneküche von Edip Sigl<br />
baut auf die Produktqualität<br />
seiner Nachbarn<br />
126 Champagne<br />
Fotos: Hyatt Corporation, Beachcomber Resorts & Hotels, Amaury Laparra, Studio Cabrelli<br />
14 Traveller‘s World
travELLEr’S<br />
Autoren/<br />
Stv. Chefredakteur/<br />
Art Director/<br />
Dr. Michael Hannwacker<br />
Willi Marcel Müller<br />
Patricia Bröhm, Patricia Engelhorn, R.G. Falkner, Mathias Forster, Melanie-Gleinser-Moritzer, Michael Hannwacker, Sabrina Hasenbein,<br />
Katharina Hesedenz, Claudia Kar-Köhle, Jutta Lemcke, Reinhard Modritz, Clara Silberstein<br />
Style Consultant/<br />
Katharina Hesedenz<br />
Fotografen/ Tristan Auer, Nomi Baumgartl, Michael Boudot, ddp images, Michael Hannwacker, Emma Jude Jackson, Amaury Laparra,<br />
Nicolas Negre, Mark Rothko, Anke Schaffelhuber, Juergen Teller, getty images<br />
Anzeigen/<br />
Illustrationen/ Eva Jakob<br />
Bildredaktion/ Birgitt Greim, Sirka Henning<br />
Schlussredaktion/ Achim Klede<br />
Postproduction/ Tini Van Ghemen, Lothar Hellmuth<br />
Travellersworld.de/ Reinhold Zwiebler, Kristina Erhard<br />
Bildbearbeitung und Litho/<br />
High-End dtp-Service Hellmuth<br />
Sales und Marketing/ Insa R. Bell<br />
Verlag/ TRAVELLER’S WORLD Verlag GmbH<br />
Adelgundenstraße 21<br />
80538 München<br />
Tel. +49.89.23 68-40 50<br />
Fax +49.89.23 68-40 60<br />
info@travellersworld.de<br />
www.travellersworld.de<br />
Anzeigenleitung/ Siehe Verlag, Anzeigenpreisliste Nr. 14 vom 1. Januar 2019<br />
NIELSEN I, IIIb, IV, V, VI, VII: Anzeigenleitung Tel. 089.2368-4050 daten@travellersworld.de<br />
NIELSEN II: Medien.Service Ernst-Werner Hofmann Tel. 0211.66 20 50 hofmann_duesseldorf@t-online.de<br />
NIELSEN IIIa: Hofer Verlagsvertretungen Ingolf Hofer Tel. 069.78 70 26 79 ihofer@t-online.de<br />
Vertrieb/<br />
Chefredakteur/<br />
travellersworld.de<br />
IPS Pressevertrieb GmbH, Postfach 12 11, 53334 Meckenheim, ips-pressevertrieb.de<br />
Einzelpreis/ D: 9,50 Euro, A: 10,90 Euro, I: 12,30 Euro, L: 11,50 Euro, E: 10,- Euro, CH: 17,90 SFR<br />
Abo-Bestellung beim Verlag, unter abo@travellersworld.de und www.travellersworld.de<br />
Druck/<br />
Reinhard Modritz<br />
Mayr Miesbach GmbH<br />
V. i. S. d. P./ Reinhard Modritz<br />
Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die<br />
Meinung der Redaktion wieder. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos übernimmt der Verlag keine Haftung. Nachdruck,<br />
auch auszugsweise, bedarf der Zustimmung des Verlags.<br />
Cover: Nicolas Negre<br />
tRaVELLER’s WORLD<br />
finden Sie an folgenden<br />
exklusiven Plätzen:<br />
LoungeS<br />
eMIraTes, Fra / HaM / MUC<br />
lUFTHaNsa FIrsT Class,<br />
München<br />
lUXX lounge, Frankfurt<br />
NeTJeTs, München<br />
PrIvaTJeT TerMINal, München<br />
vIP loUNGes dUs, Fra, HaM, MUC<br />
hoteLS DeutSChLanD<br />
adloN KeMPINsKI, Berlin<br />
alPeNHoF MUrNaU, Murnau<br />
alTHoFF HoTel FÜrsTeNHoF,<br />
Celle<br />
alTHoFF GraNdHoTel sCHloss<br />
BeNsBerG, Bergisch-Gladbach<br />
alTHoFF seeHoTel ÜBerFaHrT,<br />
Rottach-Egern<br />
das aCHeNTal, Grassau<br />
BaYerIsCHer HoF, München<br />
BreNNers ParK-Hotel & sPa,<br />
Baden-Baden<br />
FalKeNsTeIN GraNd, Königstein<br />
GUT sTeINBaCH, Reit im Winkl<br />
KeMPINsKI BerCHTesGadeN<br />
KeMPINsKI FraNKFUrT,<br />
Gravenbruch<br />
laNserHoF TeGerNsee,<br />
laNserHoF sYlT, List<br />
loUIs Hotel, München<br />
MaNdarIN orIeNTal, München<br />
ParKHoTel eGerNer HÖFe,<br />
Rottach-Egern<br />
vIer JaHresZeITeN KeMPINsKI,<br />
München<br />
WeIsseNHaUs Private Nature<br />
Luxury Resort, Ostsee<br />
hoteLS internationaL<br />
alTHoFF vIlla Belrose,<br />
St. Tropez<br />
alTHoFF sT. JaMes’s HoTel &<br />
ClUB MaYFaIr, London<br />
BaUr aU laC, Zürich<br />
CasTell soN ClareT, Mallorca<br />
daNaI BeaCH resorT & vIllas,<br />
Halkidiki/GR<br />
GraNd HoTel des BaINs<br />
KeMPINsKI, St. Moritz<br />
GraNd HoTel KroNeNHoF,<br />
Pontresina<br />
GraNd HoTel soN NeT, Mallorca<br />
FINCa CorTesIN, Marbella<br />
KeMPINsKI HoTel das TIrol,<br />
Kitzbühel<br />
KUlM HoTel, St. Moritz<br />
laNserHoF, Lans/AT<br />
leFaY resort & sPa<br />
Dolomiti, Trento<br />
leFaY resort & sPa Lago di Garda<br />
PalaIs HaNseN KeMPINsKI, Wien<br />
sTraUBINGer GraNd HoTel,<br />
Bad Gastein<br />
THe dolder GraNd, Zürich<br />
vIla vITa ParC, Portugal<br />
vIlla d’esTe, Lago di Como<br />
unD SonSt<br />
FeINKosT KÄFer, München<br />
lodeN-FreY, München<br />
rIversIde luxury Cruises,<br />
Hamburg<br />
rIsToraNTe Gallo Nero,<br />
Hamburg<br />
soIs Blessed, München<br />
TaMara CoMollI, München /<br />
Rottach-Egern / Sylt<br />
16 Traveller‘s World
shorts<br />
Ein Dom für Bacchus<br />
Seidenweich<br />
Es sind die inneren Werte*, die zählen. Zumindest<br />
steht es so auf dem Travel Set aus<br />
Schlaf maske, Kissen und einer<br />
Hülle, die unterwegs auch als<br />
Wäschebeutel für die delicates<br />
genutzt werden kann.<br />
*Trotzdem, Satin muss<br />
schon sein. Gesehen<br />
im Münchener<br />
Concept Store Sois<br />
Blessed, 129 Euro,<br />
soisblessed.com<br />
Tour d’Europe<br />
MünChen – Drei Ausstellungen vermessen den Kontinent: Turner. Three Horizons (bis 10. März, Lenbachhaus,<br />
lenbachhaus.de) verfolgt den britischen Ausnahmemaler durch Europa, Venezia 500 (bis 4. Feb.,<br />
Alte Pinakothek, pinakothek.de/de/venezia500) illustriert „die sanfte Revolution der venezianischen Malerei“,<br />
und Mythos Spanien. Ignacio Zuloaga (bis 4. Feb., Kunsthalle, kunsthalle-muc.de/mythos-spanien/) befragt<br />
das Bild, das sich dieser Künstler um 1900 von seinem Heimatland machte. Kurze Reise, langes Glück. mh<br />
Fliehender Holländer<br />
ZeeLAnD – Im „Sens“, direkt am Vierwaldstättersee in Vitznau gelegen, war ex-Jonnie-Boer-<br />
Souschef Jeroen Achtien gut für zwei Sterne und 18 GM-Punkte. Aber der passionierte harley-<br />
Fahrer wollte mehr: ein eigenes<br />
Res taurant und höhere Weihen.<br />
Jetzt hat er das – unter Vorgänger<br />
Jannis Brevet mit drei Sternen<br />
ausgezeichnete – INTER SCALDES<br />
im küstennahen Kruiningen übernommen,<br />
das perfekte Sprungbrett,<br />
um in der heimat zu reüssieren. Und<br />
eins steht schon fest: Die hauptrolle<br />
im Menü wird das nahe Meer spielen<br />
– Zeeland ist bekannt für seine<br />
exzellenten Seezungen, Muscheln und allem voran die hummer von der Oosterschelde.<br />
Zandweg 2, Kruiningen, T. +31.113.38 17 53, Do.–So. abends, Fr.–So. mittags, interscaldes.nl<br />
ARLBeRG – Für Brettl-<br />
Fans ist er der himmel auf<br />
erden. Und für die Connaisseurs<br />
unter ihnen ist die<br />
hauben-gekrönte HoSpIZ<br />
ALM, eingebettet in eine<br />
Bilderbuchkulisse zwischen<br />
Valluga und Verwall, ein<br />
Lieblingsplatz. Seit 1988<br />
gehört der rustikale Ableger, mit einer der schönsten Sonnenterrassen der<br />
Alpen, zum „hospiz am Arlberg hotel“. Der Gourmettempel ist eine Kultstätte<br />
für Bacchus-Jünger aus aller Welt. Die pilgern seit vergangenem Dezember<br />
zum „Wine Dome“, tief unter der Erde. An die 7000 Magnumflaschen<br />
lagern hier, darunter eine der größten Sammlungen großformatiger Bordeaux-<br />
Weine weltweit. eine Art Altar in der Mitte gibt es auch, an dem freilich kein<br />
Messwein eingeschenkt wird, sondern Grand Crus edelster Rebsorten. rm<br />
St. Christoph 18, St. Anton am Arlberg, T. +43.5446.36 25, arlberghospiz-alm.at<br />
pb<br />
Fotos: EGE Textilmanufaktur, Arlberg Hospiz Hotel Werner, Haydar Koyupinar/Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München, Archivo Fotográfico Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía, Madrid, Digitale Massarbeit (2)<br />
20 Traveller‘s World
shorts<br />
Äußere Werte<br />
Gucci Porter Beautycase, Rimowa-Style, Aluminium,<br />
1980 Euro, ges. bei My Theresa, mytheresa.com, gucci.com<br />
Ausnahmestellung<br />
JOhAnneSBURG – Die<br />
eigenarten des Flugverkehrs im<br />
südlichen Afrika machen eine<br />
Zwischenübernachtung in der<br />
südafrikanischen Metropole oft<br />
unausweichlich. Wir haben uns<br />
für THE SAXoN entschieden,<br />
ein fabelhafter Besitz im<br />
Plutokraten-Viertel Sandhurst,<br />
in dem nelson Mandela seine<br />
Autobiografie geschrieben hat<br />
und der heute zu den besten<br />
hotels des Landes zählt. Afrikanische<br />
Kunst und Kunsthandwerk<br />
dekorieren öffentliche<br />
Räume und Zimmer, die „Olive<br />
Bar“ liegt ideal für Sundowners,<br />
und das hauseigene Restaurant „Qunu“ kombiniert<br />
allerzarteste Jakobsmuscheln oder punktgenaues<br />
Steak vom Strauß mit Wunderweinen vom Western<br />
Cape. Jo’burg bekommt nicht die beste Presse. Aber<br />
dieses hotel macht es zu einem Ziel für Genießer. mh<br />
Ab 592 Euro, 36 Saxon Road, T. +27.11.292 60 00,<br />
saxon.co.za<br />
Fotos: Michael Hannwacker, Vincent Everarts/Paul Delvaux Foundation, Belgium, SABAM, 2023, Grace St. Moritz<br />
BelgiSche WunderkAmmer<br />
Auf dieser Messe kommen Medien, Jahrtausende und Denkweisen ganz schön durcheinander<br />
BRÜSSEL – Cross-Collecting heißt der heißeste Trend der Kunstwelt. Kaum<br />
eine andere internationale Messe bedient ihn cleverer als die BRAFA. Bei der<br />
69. Ausgabe konfrontieren Top-Galeristen wie Axel Vervoordt oder Annie and<br />
Corinne Kevorkian moderne oder zeitgenössische Kunst mit antiken Artefakten<br />
oder Werken der Renaissance. Anlässlich des 100. Jahrestages des surrealistischen<br />
Manifests hat die Messe ihre 132 Galerien aus 14 Ländern um eine<br />
surrealistische Note gebeten; Ehrengast ist die Paul Delvaux Foundation. kh<br />
28.1.–4.2.24, brafa.art<br />
AmAzing grAce<br />
ST. MORITZ – Geraten Carlton und Kulm, Badrutt’s Palace und Kempinski nun<br />
in die Defensive? Wohl kaum. Aber das GRACE LA MARGNA, für eine mit dem<br />
Zug anreisende Klientel praktisch oberhalb des Bahnhofs gelegen, präsentiert –<br />
zumindest! – eine zeitgemäße Alternative. Denn den eindrucksvollen, historischen<br />
Jugendstil-Komplex haben die sonst vor allem in Griechenland wirkenden<br />
Divercity Architects um einen neubau von fast mediterraner Modernität ergänzt.<br />
Service und Komfort sind natürlich auch hier erhaben. Aber der newcomer gibt<br />
sich noch kinderfreundlicher als die Alteingesessenen. Und offeriert einen Skipass<br />
für gerade mal 47 Franken. Dafür bekommen Sie in Zürich kaum eine Pizza. mh<br />
Ab 425 Euro, Via Serlas 5, T. +41.81.832 22 10, gracehotels.com<br />
22 Traveller‘s World
shorts<br />
Fernstrecke<br />
WeSTeRWALD – Fast unbemerkt hat ein deutscher Milliardär in einem<br />
entlegenen Dorf eine gute Stunde nördlich von Frankfurt ein Traumziel<br />
für Motorsportfans eröffnet. DAS NATIoNALE AuToMuSEuM –<br />
THE LoH CoLLECTIoN versammelt Raritäten, wie sie sonst allenfalls<br />
bei Classic-Cars-Veranstaltungen wie Pebble Beach oder Goodwood<br />
auftauchen. erstes highlight: die Sonderausstellung „100 Jahre 24h Le Mans<br />
– der Mythos, die helden, die Autos“. mh<br />
Museumsstraße 1, Dietzhölztal, T. 02774.92 36 50, nationalesautomuseum.de<br />
O Wei<br />
SCHMuCK – Gemeinsam<br />
mit dem TASCHEN Verlag<br />
hat Starkünstler AI WEIWEI<br />
eine Edition von zwölf<br />
Fein gold-Amuletten mit<br />
chinesischen Sternzeichen<br />
aufgelegt, die als Glücksbringer<br />
zu tragen sind. Naomi<br />
Campbell stehen sie glänzend.<br />
2950 Euro, taschen.com<br />
Fotos: Das Nationale Automuseum, TASCHEN Verlag, Bossa Nova (2)<br />
Bem-vindo!<br />
LOnDOn – eben erst haben sich Alberto<br />
Landgraf und nilson Chaves mit dem „Oteque“<br />
in Rio de Janeiro einen Platz im Ranking<br />
„World’s 50 Best Restaurants“ erkocht; jetzt<br />
sorgen sie für den spannendsten Latino-neuzugang<br />
an der Themse. Im stylishen BoSSA<br />
in Mayfair hebt Chaves nun allein authentisch<br />
brasilianische Aromen und exotische Produkte<br />
aus dem Amazonas-Regenwald auf Fine-Dining- niveau. Auf der Karte: gegrillte entenherzen<br />
mit geröstetem Maniok, knuspriger Schweinebauch in Feijoada-Bouillon oder Sorbet von<br />
der Superfood-Beere Acai mit Zuckerrohr-Crumble und Gewürzschokolade. Was trinkt man<br />
dazu? Am besten Cachaça!<br />
pb<br />
Di.–Sa. 12–15 und 17:30–23 Uhr, 4 Vere Street, T. +44.20.30 62 58 44, bossa.co.uk<br />
24 Traveller‘s World
oman<br />
er Anflug auf Maskat in der<br />
Morgendämmerung offenbart<br />
ein urbanes Schauspiel: Über 65<br />
Kilometer streckt sich Omans<br />
Hauptstadt zwischen endlos<br />
scheinenden Stränden und rötlich<br />
schimmernden Gebirgszügen. Dubai’sche Wolkenkratzer<br />
oder Doha’sche Lichterfluten vermisst<br />
man nicht wirklich. Stattdessen leuchtet das Meer,<br />
auf dem unzählige Fischerboote tanzen; davor flirren<br />
weiß getünchte, bezaubernd pittoreske Flachbauten<br />
in der strahlenden Sonne des Morgenlands.<br />
Der starke Kontrast zu den Golfstaaten erklärt<br />
sich wohl aus der besonderen Geschichte des Landes,<br />
aber auch aus seiner Religion: Die Omanis leben<br />
eine besondere, sehr tolerante Form des Islam.<br />
Entsprechend zugänglich und einladend präsentieren<br />
sich ihre Moscheen. Exemplarisch da für<br />
ist die Große-Sultan-Qabus-Moschee, ein 40000<br />
Quadratmeter großer Kulturkomplex und beeindruckendstes<br />
Gotteshaus der Hauptstadt, in dem<br />
der zweitgrößte Perserteppich der Welt die Schritte<br />
dämpft. Ihr Gründer und Namensgeber, Sultan<br />
Qabus bin Said, führte ab den 1970er-Jahren das<br />
Sultanat Oman in die Moderne. Nach Besuch der<br />
his torischen Altstadt und des Muttrah-Souks bieten neun Fünf-Sterne-Häuser<br />
Entspannung. Seit 30 Jahren beeindruckt vor allem die dem traditionellen Bewässerungssystem<br />
nachempfundene Architektur des The Chedi Muscat – darunter<br />
der wohl spektakulärste Pool der Region – mit puristischer Schönheit,<br />
die großzügige Gärten und offene Räume spielerisch ineinander verknüpft.<br />
Auch wenn Oman nach Saudi-Arabien und Jemen die drittgrößte<br />
Fläche der Halbinsel einnimmt, sind seine vielfältigen Destinationen doch<br />
in leicht zu bewältigenden Etappen erreichbar. Jenseits der Hauptstadt<br />
gewinnt der Besucher zügig an Höhenmetern. Die schroffen Berge des<br />
Hajar-Gebirges mit ihren tiefen Schluchten wechseln sich ab mit Oasen.<br />
Dattelpalmen, der Stolz der Omanis, reihen sich schnurgerade auf, lassen<br />
in ihrem lebensspendenden Schatten Bananenbäume gedeihen, bewacht<br />
von imposanten Wehrtürmen und Festungen. Über 500 gibt es davon<br />
noch, teilweise so alt wie die traditionellen Lehmhäuser, die, oft über 400<br />
Jahre alt, immer wieder ausgebessert werden müssen. Sie ducken sich<br />
anei nander und sind von einladender Schlichtheit, während zweigeschossige<br />
Gebäude in den Dörfern den lokalen Scheichs vorbehalten sind. In<br />
den Räum lichkeiten ist es einnehmend kühl. Man trinkt Kaffee, mit Rosenwasser<br />
und Kardamom verfeinert, und nascht Datteln, die immer und<br />
überall gereicht werden.<br />
Die angenehmen Raumtemperaturen sind nicht nur dem kühlenden<br />
Lehm geschuldet, sondern auch den Bächen, die in manchen Häusern<br />
durch Hinterzimmer rauschen. Sie sind Teil der „Aflaj“, eines ausgeklügelten<br />
und als UNESCO-Weltkulturerbe registrierten Kanalisations- und Bewässerungssystems.<br />
Birkat Al Mouz, ein Dorf, das am Weg hinauf zu den<br />
36 Traveller‘s World
leBendIGe TradITIOnen die Trachten der Mädchen sind<br />
ebenso typisch für Oman wie die farbigen und reich geschnitzten<br />
Türen der Häuser. die Omanis sind seit jeher ein seefahrer-Volk<br />
Die Omanis leben eine besondere, sehr tolerante<br />
Form des Islam. Entsprechend zugänglich<br />
und einladend präsentieren sich ihre moscheen<br />
Traveller‘s World<br />
37
oman<br />
Terrassengärten, Rosenblüten und Granatapfelbäumen der Hochebenen<br />
rund um die Stadt Nizwa liegt, hätte eine ähnliche Würdigung verdient,<br />
auch weil es exemplarisch ist für die Geschichte Omans: Bereits in der<br />
zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts machte sich Oman als eigenständiges<br />
Sultanat unabhängig vom europäischen Expansionsstreben und<br />
konnte so seine Eigenheiten vor allem in den abgelegenen Hochtälern<br />
und -plateaus bewahren. Die Wachttürme und Zitadellen bezeugen bis<br />
heute das damalige Konfliktpotenzial zwischen Bauern und Nomaden,<br />
Einheimischen und kolonialen Invasoren. Die traditionelle (per Gesetzgebung<br />
geschützte!) Kleidung wiederum erzählt die Geschichte Omans<br />
als bestimmende Macht über die Straße von Hormus und Sansibar.<br />
Gerade die afrikanischen Einflüsse zeigen sich bis heute etwa in der<br />
Kumma, der typischen runden Kopfbedeckung der Männer – allerdings<br />
umso weniger, je höher man in die Berge kommt, wo der Mussar, ein als<br />
Turban gebundenes Tuch, vorherrschend ist.<br />
wei Stunden südwestlich von Maskat liegt das<br />
berückend schöne, von terrassenförmig angelegten<br />
Gärten umgebene Bergdorf Wakan mit<br />
atemberaubenden Aussichten auf die umliegende<br />
Bergwelt mit ihren einzigartigen Felsformationen.<br />
Noch entlegener türmt sich der Jabal Shams, der „Berg der<br />
Sonne“, mit 3075 Metern zu Omans höchster Erhebung auf. Doch höher<br />
rangiert, zumindest, was den Komfort betrifft, ein Hotelresort, das<br />
sich längst als Traumziel etabliert hat: Das Alila Jabal Akhdar überwältigt<br />
mit prächtigen Villen und Suiten über einer gigantischen Schlucht,<br />
einem keine Wünsche offen lassenden Spa-Menü und einzigartigen<br />
kulinarischen Erlebnissen wie einem Dinner am Rand eines Kliffs. Die<br />
klare, kühle Luft auf dem „grünen Berg“ mahnt überdies zu Outdoor-<br />
Aktivitäten wie Wandern, Mountainbiken oder Ausflügen. Abends<br />
trifft man sich am Teleskop. Hier oben, auf über 2000 Höhenmetern,<br />
ist die Milchstraße mit freiem Auge zu erkennen. Wer Glück hat, kann<br />
sogar auf den flüchtigen Andromeda-Nebel fokussieren.<br />
38 Traveller‘s World
Der magische Ort gehört zu den Topattraktionen des Landes,<br />
auch wegen seines spektakulären Panoramas: Weite Sandstrände,<br />
hohe Klippen und felsige abschnitte wechseln einander ab<br />
dIe WÜsTe leBT Im Canvas Club zählen ausritte<br />
mit den schiffen der Wüste zu den Highlights,<br />
abends ist stargazing angesagt. das alila Jabal<br />
akhdar resort liegt direkt an den Felsvorsprüngen<br />
eines eindrucksvollen Canyons<br />
Traveller‘s World<br />
39
oman<br />
Wer tiefer ins Landesinnere<br />
vordringt, entdeckt Wasserfälle<br />
und natürliche Pools, in denen<br />
nicht zu baden eine Sünde wäre<br />
es GrÜnT sO GrÜn das Wadi Bani Khalid ist eines von<br />
etwa 60 Tälern, die mit kristallinen Flüssen von azur<br />
bis türkis das land wie lebensadern durchschneiden.<br />
auf die Oper von Maskat sind die Omanis besonders stolz<br />
40 Traveller‘s World
Für nicht nur visuell, sondern auch olfaktorisch überwältigende Eindrücke<br />
ist, unterhalb des Jabal Akhdar, ein Besuch des betörenden Souks der<br />
Oasenstadt Nizwa angezeigt. Hier, an einem Knotenpunkt der Karawanenwege<br />
zwischen Nord und Süd, betritt man die Welt des würzigen Weihrauchs,<br />
der als weltbester gehandelt wird und mit vielen positiven Eigenschaften<br />
aufwartet, während man in den nahen Rosengärten lieblicheren Duftnoten<br />
nachspürt. Deren Essenzen finden sich übrigens auch in den betörend-schweren<br />
Parfüms von Amouage, Omans olfaktorischem Aushängeschild.<br />
nverzichtbar ist ein Ausflug in die Wüste, am liebsten<br />
mit Glamping by Canvas Club in den Sharqiya Sands<br />
– ein Sandklecks auf der Karte, eine Unendlichkeit<br />
für eine Nacht. Nach 40 Kilometern – inklusive aufregendem<br />
„Dune Bashing“ – hinein in die ockerfarbene<br />
Stille wird der Jeep von einem sanfteren Transportmittel abgelöst. Auf dem<br />
Rücken eines Dromedars stimmt sich der Gast ein auf kontemplative Ruhe.<br />
So erreicht er bei untergehender Sonne einen Traum aus 1001 Nacht: Luxuriös<br />
ausgestattete Beduinenzelte ducken sich um eine Feuerstelle. Hier gibt es<br />
kein Internet, keine Anrufe, nur Sterne und Staunen. Man lauscht Märchen,<br />
spielt Karten oder bewundert den Nachthimmel. Philip Eichkorn, deutscher<br />
Wüstenenthusiast, Oman-Liebhaber und Gründer des Canvas Clubs, sitzt<br />
abends im Schneidersitz mit am Feuer und bestätigt, was jeder Gast schnell<br />
fühlt: „In der Wüste verliert man jedes Zeitgefühl. Man ist zu Gast in der<br />
Natur – ein besonderer Luxus, den man nur hier findet.“<br />
Der Pionier hat sämtliche Wüsten Omans bereist – bereits seit Jahren betreibt<br />
er den Canvas Club und kennt gefühlt jeden Winkel des Sultanats.<br />
Eichkorn bietet deshalb auch Rundreisen in Oman an, besonders gern zum<br />
Wadi Hawer, eines von etwa 60 Tälern, die mit<br />
kris tallinen Flüssen von azur bis türkis das Land<br />
wie Lebensadern durchschneiden. Sie sind Teil<br />
des omanischen Gebirgssystems und eine idealtypische<br />
arabische Kulisse: Hohe Berge rahmen<br />
enge Schluchten, an denen sich weiß getünchte<br />
Häuser klammern, über denen Greifvögel kreisen.<br />
Wer tiefer in diese engen Täler eindringt, entdeckt<br />
pittoreske Wasserfälle und natürliche Pools,<br />
in denen nicht zu baden eine Sünde wäre.<br />
Über das Städchen Sur, an deren vorgelagerten<br />
Felsen traditionelle Holzschiffe ankern,<br />
führt Eichkorn gern in das weiter südlich gelegene<br />
Schildkrötenreservat Ras al-Dschinz, wo<br />
Muttertiere ganzjährig ihre Eier ablegen. Der<br />
Ort gehört zu den Topattraktionen des Landes<br />
– auch wegen seines spektakulären Panoramas:<br />
Weite Sandstrände, hohe Klippen und felsige<br />
Abschnitte wechseln einander ab. Nochmals<br />
vierhundert Kilo meter weiter südlich findet man<br />
einen der schönsten Abschnitte der über 3000 Kilometer<br />
langen Küstenlinie: die majestätischen<br />
Sanddünen der Sharqiya Sands treffen in Al Khaluf<br />
auf das Meer und schaffen die puderweichen<br />
Sugar Dunes. Spätestens jetzt ist es um einen geschehen,<br />
man möchte noch 1001 Nacht in Oman<br />
bleiben. Mindestens.<br />
TW<br />
Traveller‘s World<br />
41
oman<br />
IMMer HOCHsaIsOn Im Winter lockt dhofar mit Wohlfühltemperaturen<br />
und Badefreuden im türkis schimmernden Meer. Im sommer<br />
d agegen, wenn die arabische Halbinsel unter der Hitze stöhnt, fällt<br />
hier erfrischender regen – und alles erblüht in schönstem Grün<br />
riesige baobabs, rauscheNDe WasserfäLLe uND eiN Wahrhaft<br />
himmLischer Duft – Die regioN Dhofar im süDWesteN<br />
omaNs ist eiNe schatZtruhe voLLer überraschuNgeN<br />
Text JuTTa leMcke<br />
alim Al Rawas, gekleidet<br />
in blütenweißer Dischdascha<br />
und mit traditioneller<br />
Kumma auf dem<br />
Kopf, kraxelt den Abhang<br />
hinunter. In der Hand hält er ein<br />
Messer. Zielstrebig läuft er auf einen kleinen,<br />
unscheinbaren Baum zu. Mit seinen<br />
knorrigen Ästen und dem zerzausten Blätterwerk<br />
würde er keinen Schönheitswettbewerb<br />
gewinnen – und doch wird er als<br />
heilig verehrt: ein Weihrauchbaum. Er gilt als Gabe der Götter. Man kann<br />
ihn weder züchten noch verpflanzen. Er wächst nur an wenigen Orten der<br />
Welt, der trockene Süden Omans ist einer davon. Salim setzt das Messer an<br />
die schuppige Rinde und schabt, bis ein milchiges Harz austritt. „Freut euch<br />
nicht zu früh“, mahnt er, „die erste Ausbeute ist wertlos und wird weggeworfen.“<br />
Erst die dritte Ernte bringt die wertvollen Tropfen, die wegen ihres<br />
betörenden Duftes auch „Tränen der Götter“ genannt werden.<br />
Der teuerste Weihrauch der Welt, grünlich und fast transparent, kommt<br />
aus Dhofar. Die Region rund um Salalah gilt als Wiege jenes seltenen Guts, das<br />
schon in der Antike als kultisches Räucherwerk und Medizin hoch begehrt<br />
war. Dhofar war seit dem fünften Jahrhundert v. Chr. für lange Zeit Dreh- und<br />
42 Traveller‘s World
Angelpunkt der legendären Weihrauchstraße, eine der ältesten<br />
Handelsrouten der Welt. Ruhm und Reichtum beruhten<br />
auf zwei Geheimnissen: dem Wissen über den Weihrauch und<br />
der Kenntnis über den halbjährlich wechselnden Rhythmus<br />
der Monsunwinde. Von ihnen angetrieben, kreuzten die Araber<br />
nach Indien, Südostasien oder Ostafrika und brachten auf<br />
ihren hölzernen Segelschiffen, den Dhaus, Schätze wie Seide,<br />
Porzellan, Gewürze und Edelsteine zurück nach Dhofar. Dort<br />
wurden die Kostbarkeiten in die Packtaschen Hunderter Kamele<br />
umgeladen, die damit als „Schiffe der Wüste“ durch die<br />
Arabische Halbinsel bis ans Mittelmeer zogen.<br />
Heutige Besucher treffen in Dhofar überall auf die Hinterlassenschaften<br />
des einstigen Weihrauch-Imperiums, etwa die<br />
ehemaligen Handelszentren Taqah und Mirbat oder den antiken<br />
Weihrauchhafen Samhuram, der auf einer kleinen<br />
Anhöhe an einer der schönsten Lagunen der<br />
Region liegt. Er zählt zum UNESCO-Weltkulturerbe,<br />
ebenso wie die 5000 Jahre alte Karawanserei<br />
Shisr, die als „Atlantis der Wüste“ bezeichnet wird<br />
und deren steinerne Überreste man besuchen kann.<br />
Doch damit nicht genug der Attraktionen.<br />
Naturliebhaber staunen nahe dem Wadi Hinna<br />
über einen Wald aus Baobabs, jenen Bäumen, die<br />
man nur aus Afrika kennt und die mit ihren kahlen<br />
Ästen so aussehen, als hätte sie jemand falsch<br />
herum in die Erde gesteckt. Und sie wundern sich<br />
über die Wasserfontänen, die in Al Mughsail aus<br />
Felslöchern schießen. Der dortige Strand gilt mit<br />
feinstem Sand und kristallklarem Wasser zudem<br />
als einer der schönsten des Landes.<br />
Die größte Überraschung in Dhofar aber bereiten<br />
die Sommermonate. Während überall auf der<br />
Arabischen Halbinsel unerträgliche Hitze<br />
herrscht, nieselt es in Dhofar – bei Temperaturen<br />
von 25 Grad Celsius – den ganzen<br />
Tag. Mit dem Südwestmonsun kommen<br />
dichte Wolken aus Indien und bleiben an<br />
den bis zu 2000 Meter hohen Bergen hängen.<br />
Die Omanis beglückt dieses Wetter.<br />
Sie packen Picknickkörbe, fahren ins Grüne<br />
und machen Party im Regen. Auch Europäer<br />
profitieren von der wasserreichen<br />
Saison. Der Regen stoppt Mitte September,<br />
doch die Berge und Wadis mit ihren Quellen<br />
und Wasserfällen sind bis tief in den<br />
Winter üppig grün.<br />
TW<br />
Text XXXXX XXXXXX<br />
Traveller‘s World<br />
43
oman<br />
naTur-sCHausPIel Kaum<br />
irgendwo sonst auf der Welt<br />
trifft eine schroffe Felslandschaft<br />
so direkt auf die Küste<br />
wie auf der Halbinsel Musandam<br />
VErBOrGEnE SCHÄTZE<br />
Kaum Zu gLaubeN: Nur eiNeN KatZeNspruNg voN DeN<br />
turbuLeNteN ZeNtreN Der emirate eNtferNt, pfLegt eiNe<br />
feLsige fJorDLaNDschaft Die eiNsamKeit Text clauDia kar-kÖHle<br />
s gibt sie noch, die vom<br />
Tourismus und TikTok-<br />
Trends verschont gebliebenen<br />
feinen Fleckchen Erde.<br />
Eines davon ist die in die<br />
Straße von Hormus ragende Halbinsel<br />
Musandam. Die Exklave des Sultanats<br />
Oman dämmert noch im touristischen<br />
Dornröschenschlaf. (Eine militärische Sper -<br />
rung hat die Einreise bis 1992 verhindert,<br />
thank God.) Hier, an der Grenze zu den<br />
Vereinigten Arabischen Emiraten, öffnen<br />
sich schroffe Fjorde, die oft nur mit dem<br />
Boot zu erkunden sind. Wer auf einer traditionellen<br />
omanischen Dhau anheuert,<br />
kommt so an abgelegenen Fischerdörfern,<br />
einsamen Stränden sowie farbenfrohen<br />
Steinformationen vorbei, lehnt sich in opulente<br />
Kissen zurück und kostet lokale Köstlichkeiten, während Schildkröten,<br />
Rochen und Delfine „Marhaba“ zu rufen scheinen. Ungeduldige Abenteurer<br />
greifen hier zur Sauerstoffflasche, weil unter Wasser weitläufige Korallenriffe,<br />
Walhaie sowie zwei Schiffswracks warten.<br />
Magisch und irgendwie wie von einem anderen Stern ragen die gewaltigen<br />
Bergmassive der Enklave in den zuverlässig blauen Himmel, deren tiefe,<br />
einsame Schluchten und Täler allenfalls mit Geländewagen oder Mountainbike<br />
zugänglich sind. Und doch begegnen die wenigen Besucher auch<br />
kleinen, steil abfallenden Terrassenfeldern und Nomaden, erklimmen den<br />
mehr als 2000 Meter hohen Jebel Harim und inhalieren die mystische Stille.<br />
Quirliger wird es in der Hauptstadt Khasab, wenn die Händler am Markt ihre<br />
Datteln feilbieten. Die besten Kunden kommen aus Dubai, das nur eineinhalb<br />
Autostunden entfernt liegt und nichts mit dem omanischen Ruhepol gemein<br />
hat – so manch einer erholt sich in Musandam von den Reizen der Metropole.<br />
Die Anspruchsvollsten unter ihnen tun dies im Six Senses Zighy Bay, das<br />
sich in weiser Voraussicht schon vor mehr als 15 Jahren zwischen Berghang<br />
und Persischem Golf angesiedelt hat. Noch ist das Luxushotel eines von<br />
wenigen. Mal sehen, wie lange das noch so bleibt.<br />
TW<br />
44 Traveller‘s World
orieNtierung<br />
ANKOMMEN<br />
OmAN AIR bietet täglich ab Frankfurt, fünfmal wöchentlich ab<br />
München und viermal wöchentlich ab Zürich Direktflüge in<br />
die Hauptstadt Maskat an. Die durchschnittliche Flugdauer ab<br />
Deutschland beträgt sieben Stunden. omanair.com<br />
WOHNEN<br />
THE CHEDI mUSCAT Als architektonisches Highlight zu Weltbekanntheit<br />
gelangt, ist das Ausnahmeresort auch für seine<br />
Gastlichkeit berühmt: Es verfügt über sechs Restaurants und den<br />
wahrscheinlich spektakulärsten Pool dieser Breitengrade. 18th<br />
November Street, Maskat, T. +968.2452.44 00, GHMhotels.com<br />
The Chedi muscat<br />
Alila Jabal Akhdar<br />
Anantara Al Jabal Al Akhdar<br />
Anantara Al Baleed Salalah<br />
ALILA JABAL AKHDAR Nur zweieinhalb Autostunden von Maskat entfernt, hängt<br />
das luxuriöse Resort am Rand einer Klippe. Die 84 Suiten und zwei Villen sind<br />
der ideale Ausgangspunkt für Ausflüge in das Hajar-Gebirge. Abenteuer-Urlauber,<br />
Naturliebhaber und Sportler kommen hier voll auf ihre Kosten.<br />
Al Roose, T. +968.2534.42 00, alilahotels.com<br />
ANANTARA AL JABAL AL AKHDAR Das Resort auf dem sagenumwobenen „Grünen<br />
Berg” zählt mit 82 Zimmern und 33 Pool-Villen zu den höchstgelegenen der Welt und<br />
lockt mit Wellness- und Hammam-Ritualen und einem atemberaubenden Blick auf den<br />
Canyon. Al Jabal Al Akhdar, Nizwa, T. +968.2521.80 00, anantara.com<br />
ANANTARA AL BALEED SALALAH Eingebettet zwischen einem Privatstrand und einer<br />
Süßwasserlagune. Einziges Luxusresort mit Pool-Villen unter den Hotels in Salalah.<br />
136 Zimmer und Villen. 214, Al Mansurah Street, Al Baleed, Salalah, T. +968.2322.82 22,<br />
anantara.com<br />
SIX SENSES ZIGHY BAY Das aus Natursteinen im Stil eines traditionellen Dorfes errichtete<br />
Resort liegt inmitten majestätischer Berge und dem Strand am Golf von Oman auf der<br />
nördlichen Halbinsel Musandam. Ausschließlich Villen mit Pool, Open-Air-Strandkino.<br />
Dibba-Musandam, T. +968.2673.55 55. sixsenses.com<br />
ERLEBEN<br />
CANVAS CLUB Der deutsche Anbieter ist Oman-Experte und organisiert maßgeschneiderte<br />
Reisen für Gäste, die Luxus abseits gewohnter Wege suchen und offen für neue Erfahrungen<br />
sind. Als Betreiber des Wüstencamps „Canvas Club” bespielt er eine einmalige<br />
Location, die man ausschließlich exklusiv buchen kann.<br />
T. +49.211.97 53 33 23, canvascluboman.com<br />
INFORMIEREN<br />
Weitere Informationen zur Destination Oman unter experienceoman.om<br />
Illustration: Eva Jakob, Fotos: Ministry of Heritage & Tourism Sultanate of Oman (8), Canvas Club (1), Huber Images (1),<br />
All Jabal Akhdar (1), Andreas Conrad (1), The Chedi Muscat (1), Anantara Hotels, Resorts & Spas (2)<br />
Traveller‘s World<br />
45
awards<br />
simply<br />
the<br />
best<br />
Wenn unsere Leser<br />
und eine Fachjury die<br />
elitederBrancheküren,profitierenbeideSeiten:diePreisträger<br />
freuensichübereinehöchstmöglicheWürdigung.UndSieübereine<br />
Bucketlist für Ihre nächsten Reisen<br />
Seit wir 2011 die TRAVELLER’S WORLD<br />
AWARDS erstmals ausgelobt haben, nehmen<br />
unsere Leser einmal im Jahr entscheidenden<br />
Einfluss auf dieses Magazin. Indem sie uns<br />
verraten, welche Erfahrungen sie auf ihren Reisen in der<br />
jüngsten Vergangenheit vollumfänglich überzeugt haben,<br />
welches Hotel, welches Restaurant, welche Airline. Also die<br />
besten unter den guten Adressen weltweit. Getestet, erfahren,<br />
erflogen. Dafür Dank an dieser Stelle.<br />
Zusätzlich haben wir wieder eine Jury aus Insidern der<br />
Luxusreise-Branche gebeten, ihre professionelle Expertise mit<br />
uns zu teilen. Ganz nach dem Motto dieses Magazins: In Good<br />
we Trust. Lediglich für die Kategorie „Interessanteste Newcomer“<br />
wählt die Redaktion selbst die überzeugendsten Premieren<br />
aus. Dieses Teamwork mündet in die aktuellen TOP 100<br />
der Luxusreise-Branche – aufgeteilt in zehn Kategorien.<br />
Ein erfreulicher Trend, nach pandemiebedingter Unterbrechung:<br />
Man reist wieder gerne, viel und weit weg. Zu<br />
seinem Lieblingsresort, in sein Lieblingshotel, mit seiner<br />
Lieblings-Airline. Daran ändern auch die zum Teil kräftig gestiegenen<br />
Flugkosten und Hotelpreise nichts. Und noch einer:<br />
Nur das Allerbeste ist genug, besser noch, wenn es auch nachhaltig<br />
ist. Last not least: Klassiker haben immer Saison.<br />
Das trifft uneingeschränkt auf die Wahl des besten<br />
(Hotel)Restaurants zu. Da gilt: sicherer Genuss vor kulinarischen<br />
Experimenten. Denn hier finden sich unter den Top<br />
Ten nur bekannte Adressen, davon immerhin vier unter<br />
deutsch(sprachig)er Ägide. Allen voran Heiko Nieder, der<br />
bereits seit 2008 die Benchmark im Zürcher Dolder Grand<br />
hält – und von Traveller’s World-Lesern schon mehrfach ausgezeichnet<br />
wurde.<br />
Manches von dem, was wir zu lesen bekamen, hatten<br />
wir also erwartet. Etwa das Resultat bei den besten Fluggesellschaften.<br />
Es sind seit Jahren dieselben Überflieger, die das<br />
Ranking unter sich ausmachen – ein schlagender Beweis für<br />
konstante Qualität. Zur favorisierten Airline wird zum wiederholten<br />
Male Singapore Airlines gekürt. Überzeugt haben<br />
nicht nur Komfort und Service an Bord. Beim Spitzenreiter,<br />
so die Kommentare, startet der Höhenflug schon am Boden.<br />
Doch diesmal lag die Fluglinie aus Fernost nur eine Flügelbreite<br />
vor dem Konkurrenten aus Qatar, der vor allem mit<br />
seiner „QSuite“ punkten konnte. Noch ein Ergebnis, das aufhorchen<br />
lässt: Die heimische Lufthansa landet in der Gunst<br />
der Passagiere nur auf Platz 8, da ist also noch Spielraum nach<br />
oben. Keine Überraschung dagegen, dass unter den zehn<br />
besten Fluggesellschaften keine einzige US-Airline ist. Auch<br />
das hat Tradition.<br />
Tradition und Moderne teilen sich die besten Ränge,<br />
wenn es um Hotels und Resorts geht. Darunter ganz große<br />
Namen, wie das Copacabana Palace in Rio, The Carlyle, New<br />
York oder das Claridge’s in London. Aber es kamen auch zwei<br />
an die Spitze, die man hier vielleicht nicht vermutet hätte.<br />
Wellen der Begeisterung schlagen dem neuen Flaggschiff<br />
von Silversea, der Silver Nova, entgegen, seit sie vom Stapel<br />
lief. Grund ist ein revolutionäres Design, das den Passagieren<br />
so viel Weitblick gönnt wie auf keinem anderen Cruise Liner.<br />
Aber die jüngste Generation der Konkurrenz von Regent Seven<br />
Seas bis Seabourn ist ihr hart auf den Fersen.<br />
Hier sind sie also, die Sieger der TRAVELLER’S WORLD<br />
AWARDS 2023. Auch wenn es in jeder Kategorie nur einen<br />
Ersten geben kann, Gewinner sind sie alle. Wer aus dem<br />
immer größer werdenden Angebot unter die besten zehn<br />
kommt, der hat es geschafft. Trotzdem soll das Ranking auch<br />
Ansporn sein, nicht nachzulassen, noch besser zu werden.<br />
Und für Sie, unsere Leser eine Orientierungshilfe bei der Planung<br />
für die schönsten Wochen des Jahres.<br />
Aber studieren Sie selbst.<br />
46 Traveller‘s World
Resorts weltweit<br />
1 LUXGrandBaie,<br />
Mauritius<br />
2 Eden Rock, St. Barth<br />
3 One&Only Desaru,<br />
Malaysia<br />
4 Soneva Fushi,<br />
Malediven<br />
5 St. Regis Vommuli,<br />
Malediven<br />
6 Six Senses Yao Noi,<br />
Thailand<br />
7 Bawah Reserve,<br />
Malaysia<br />
8 Jao Reserve,<br />
Botswana<br />
9 Las Ventanas,<br />
Los Cabos, Mexiko<br />
10 The Little Nell, Aspen<br />
LUXGrAndBAie
awards<br />
Resorts europa<br />
1 Il Sereno, Comer See<br />
2 Finca Cortesin Hotel<br />
Golf&Spa,Casares, Spanien<br />
3 TheAlpina, Gstaad<br />
4 Il San Pietro di Positano, Italien<br />
5 Cavo Tagoo, Santorin<br />
6 Marbella Club, Marbella<br />
7 Adare Manor, Limerick, Irland<br />
8 Splendido, Portofino<br />
9 Six Senses Douro Valley, Portugal<br />
10 Jumeirah Port Soller, Mallorca<br />
iLSereno<br />
48 Traveller‘s World
city hotels weltweit<br />
1 CopacabanaPalace,<br />
Rio de Janeiro<br />
2 The Carlyle, New York<br />
3 La Mamounia, Marrakesch<br />
4 Aman Tokyo<br />
5 The Peninsula, Hongkong<br />
6 Raffles, Singapur<br />
7 Mandarin Oriental, Bangkok<br />
8 The Setai, Miami Beach<br />
9 Ellerman House, Kapstadt<br />
10 Fairmont, Doha<br />
CoPACABAnAPALACe<br />
ChevALBLAnC<br />
city hotels europa<br />
1 The Woodward, Genf<br />
2 Cheval Blanc, Paris<br />
3 Rosewood Villa Magna,<br />
Madrid<br />
4 Fairmont Hotel Vier<br />
Jahreszeiten, Hamburg<br />
5 The Dolder Grand, Zürich<br />
6 Claridge’s, London<br />
7 La Réserve, Paris<br />
8 Mandarin Oriental, Mailand<br />
9 Aman Venice, Venedig<br />
10 Conservatorium, Amsterdam
awards<br />
i wanna take you higher der diesjährige Gewinner der besten<br />
resorts weltweit, das one & only le saint Géran, zeigt seinen Gästen<br />
Mauritius aus der schönsten Perspektive: von oben<br />
LefAyLAGodiGArdA<br />
Spas/ health Retreats<br />
1 Lanserhof Sylt<br />
2 LefayLagodiGarda<br />
3 AlpineSpa,Bürgenstock,<br />
Schweiz<br />
4 Chenot Spa,One&Only<br />
Portonovi, Montenegro<br />
5 Chiva-Som, Thailand<br />
6 The Spa at Corinthia, London<br />
7 Six Senses Spa, Zil Pasyon,<br />
Seychellen<br />
8 Lefay Dolomiti<br />
9 Post Bezau, Susanne Kaufmann,<br />
Österreich<br />
10 Zulal, Katar<br />
hotelrestaurants<br />
1 Therestaurant,ThedolderGrand, Zürich<br />
2 LorenzAdlonesszimmer,hotelAdlon<br />
Kempinski, Berlin<br />
3 LaPergola,romeCavalieriWaldorfAstoria,<br />
Rom<br />
4 Hélène Darroze at The Connaught, London<br />
5 Schwarzwaldstube, Traube Tonbach, Baiersbronn<br />
6 Plénitude, Cheval Blanc, Paris<br />
7 Côte by Mauro Colagreco, Capella Bangkok<br />
8 Le Louis XV, Alain Ducasse, Hôtel de Paris,<br />
Monaco<br />
9 Lasarte, Hotel Monument, Barcelona<br />
10 Dinner by Heston Blumenthal, Atlantis The Royal,<br />
Dubai<br />
ThereSTAUrAnT,<br />
ThedoLderGrAnd
newcomer<br />
1 ThePeninsulaistanbul<br />
2 LaPalma,Capri<br />
3 Explora 1<br />
4 Aman New York<br />
5 Rosewood München<br />
6 Mandarin Oriental Luzern<br />
7 Beond Airlines, Malediven<br />
8 Hotel Vermelho, Melides,<br />
Portugal<br />
9 Lily of the Valley, St. Tropez<br />
10 Son Bunyola, Mallorca<br />
ThePeninSULAiSTAnBUL<br />
Traveller‘s World<br />
51
awards<br />
stay<br />
cruise liner<br />
1 Silvernova<br />
2 Regent Seven Seas<br />
Splendor<br />
3 Scenic Eclipse<br />
4 Evrima, Ritz-Carlton<br />
5 Europa 2<br />
6 Seabourn Venture<br />
7 Sea Cloud Spirit<br />
8 Le Commandant Charcot<br />
9 Riverside Mozart<br />
10 Aqua Blu<br />
SiLvernovA<br />
52 Traveller‘s World
i wanna take you higher der diesjährige Gewinner der besten<br />
resorts weltweit, stay<br />
das one & only le saint Géran, zeigt seinen Gästen<br />
Mauritius aus der schönsten Perspektive: von oben<br />
airports<br />
1 MUCflughafenMünchen<br />
Franz-Josef Strauß<br />
2 SinSingaporeChangiAirport,<br />
Singapur<br />
3 ZRH Flughafen Zürich-Kloten<br />
4 DOH Hamad International Airport Doha<br />
5 LIN Milano Linate, Mailand<br />
6 IST Istanbul Airport<br />
7 DXB Dubai International Airport<br />
8 ICN Incheon International Airport, Seoul<br />
9 VLC Aeropuerto de Valencia, Spanien<br />
10 NRT Narita International Airport, Tokio<br />
Fotos: Tom Fallon/Lux Collection, Sereno Hotels, Belmond Images, Cheval Blanc Paris, Lefay Residences, Hiepler, Brunier, The Peninsula Hotels, Silversea, Changi Airport Group, Leo Patrizi/istockphoto<br />
SinGAPoreAirLineS<br />
SinGAPoreChAnGiAirPorT<br />
airlines<br />
1 SingaporeAirlines<br />
2 QatarAirways<br />
3 TurkishAirlines<br />
4 Cathay Pacific<br />
5 Swiss Intern. Air Lines<br />
6 Emirates<br />
7 Japan Airlines<br />
8 Lufthansa<br />
9 Air France<br />
10 EVA Air<br />
Traveller‘s World<br />
53
afrika special tansania<br />
MOBILMACHUNG<br />
die sieben Zelte von Wilderness Usawa<br />
lassen sich im Nu verstauen und anderswo<br />
ebenso schnell wieder aufbauen.<br />
Mehr Tuchfühlung geht nicht<br />
56 Traveller‘s World
On The Move<br />
Die Migration in den weiten Ebenen der Serengeti<br />
zählt zu den großen Spektakeln dieser Erde.<br />
Ein neues, mobiles Camp folgt den bis zu zwei<br />
Millionen Tieren auf dem Fuße<br />
Text ReinhaRd ModRiTz F0Tos anke schaFFelhubeR<br />
Traveller‘s World<br />
57
afrika special tansania<br />
Da sitze ich nun, der Autor dieser Zeilen, mit dem Notebook vor meinem Zelt.<br />
(Eine Reiseschreibmaschine wäre passender, denke ich, schließlich hat die<br />
Szenerie etwas von Hemingways „Schnee auf dem Kilimandscharo“). Vor mir<br />
breitet sich die weite Ebene der Serengeti aus, in gefühlter Armeslänge grast<br />
friedlich eine Herde Gnus. Gestern noch waren Hunderte von ihnen in einer<br />
Stampede haaresbreit am Camp vorbeigestampft. Gott sei Dank vorbei, denn wenn sie in Panik<br />
geraten, trampeln die riesigen Herden alles und jeden nieder. Da rennet, rettet, flüchtet alles, was<br />
Beine hat, egal ob Löwe, Büffel oder Gepard. „Stampede“, notiere ich, und „grandioses Schauspiel“.<br />
Dabei, werde ich später erleben, war das erst das Vorspiel: zur größten „Völkerwanderung“<br />
des Planeten.<br />
Professor Bernhard Grzimeks berühmter Tierfilm aus alten Tagen, „Serengeti darf nicht<br />
sterben“, kommt mir in den Sinn und die dramatischen Bilder Aberhunderter Gnus, die sich<br />
todesmutig in den Mara-Fluss stürzen. Denn auf ihrem Weg von Tansania zu den grünen Weideflächen<br />
der Masai Mara jenseits der Grenze in Kenia müssen sie da durch. Ungeachtet der Gefahr,<br />
dass im Fluss ungezählte Krokodile genüsslich auf ihre Beute warten – circle of life.<br />
In diesem Moment aber sitze ich, genüsslich, nicht weit vom Ort des wiederkehrenden<br />
Dramas, im gefühlt schönsten Zeltlager des Planeten. Das Wilderness Camp Usawa Serengeti<br />
war erst ein paar Tage zuvor an dieser Stelle aufgeschlagen worden. Richtig: aufgeschlagen. Denn<br />
die jüngste der rund fünf Dutzend Lodges umfassenden Wilderness Collection ist die Erste ihrer<br />
Art. Sie wandert mit den großen Herden mit, die mit bis zu zwei Millionen Tieren das vielleicht<br />
größte Naturspektakel des afrikanischen Kontinents bieten.<br />
Die Idee dahinter ist ebenso einfach wie einleuchtend. Man baue ein Camp so, dass man es<br />
ebenso schnell wieder zusammenpacken und an den nächsten Bestimmungsort bringen kann.<br />
Usawa besteht aus nur sechs Ensuite-Zelten für maximal zwölf Gäste und einem großen Zelt, das<br />
Lounge, Messe und Bar überdacht. All das passt in drei Container, die im Hintergrund des Camps<br />
58<br />
Traveller‘s World
OPEN AIR FESTIVAL<br />
Wann immer möglich, serviert Jimson, der gute<br />
Geist des Camps, lunch und dinner im Freien.<br />
Noch satt von erfolgreicher nächtlicher Jagd lassen<br />
sich die sharubus, die löwenmännchen, auch von<br />
lästigen Besuchern nicht aus der ruhe bringen<br />
Traveller‘s World<br />
59
afrika special tansania<br />
„Als die Göt ter<br />
die Tiere Afrikas<br />
schufen, blieben<br />
ein paarTeile<br />
übrig.Daraus<br />
formten sie das<br />
Gnu“
WANDERZIRKUS<br />
Über eine Million Gnus ziehen Jahr für Jahr durch die<br />
serengeti, gefolgt von hunderttausenden Zebras und<br />
antilopen – aber auch löwen und Geparden. Und an<br />
den Flüssen warten die Krokodile auf leichte Beute<br />
auch Küche, Stauraum und Weinkeller sowie ein Solarpanel<br />
bergen, das für die nötige Energie sorgt. Das neue Wilderness-<br />
Mitglied wird, wenn sich das Camp wieder auf Reisen begibt,<br />
keine Spuren hinterlassen, welche die Natur beeinträchtigen<br />
würden. Bereits in ein paar Monaten wird Usawa übrigens drei<br />
solcher Zelt-Camps unterhalten, die der Migration der Herden<br />
folgen. Ein Camp wird dabei stets abgebaut in den Containern<br />
bereitstehen, um flexibel eingesetzt werden zu können.<br />
Der Autor erinnert sich an seine ersten Safari-Erfahrungen,<br />
fast so lang her wie Hemingways Afrika-Romane über tierische<br />
und menschliche Dramen: ein klappriger Land Rover, ein Zwei-<br />
Mann-Zelt und viele Dosen Mirácoli und Corned Beef. Schön<br />
war’s trotzdem. Oder gerade deshalb. Und heute? Mein Zelt<br />
misst satte 30 Quadratmeter, samt Badezimmer, integrierter<br />
Toilette und Dusche. Dicke Teppiche, Kissen, kuschelige Decken,<br />
Kerzen, viele nützliche Kleinigkeiten vermitteln authentisches<br />
Safari-Flair. Dafür pendelt die britische Designerin Charlotte<br />
Berney wochenlang zwischen dem Camp und Arusha, der fünft -<br />
größten Stadt Tansanias, hin und her, wo sie all diese von Einheimischen<br />
per Handarbeit fertigen lässt. Das Ergebnis ist so<br />
gelungen, dass Usawa schon kurz nach Eröffnung den Architectural<br />
Digest Hotel Award einheimst.<br />
Apropos Dusche: Dafür hat sich Luxury Frontiers,<br />
ein auf Zeltbau spezialisiertes Unternehmen<br />
mit Sitz in Johannesburg, eine geniale Lösung<br />
einfallen lassen. Mitarbeiter bringen morgens<br />
und abends heißes Wasser, das sie mit einer Art<br />
Flaschenzug auf Fallhöhe hieven. All das in die entlegensten<br />
Ecken zu bringen, kostet natürlich. Entsprechend happig der<br />
Preis für dieses unvergleichliche Safari-Erlebnis. Aber der dient<br />
auch dazu, klärt mich Raphael, der Manager des Camps, auf, die<br />
örtlichen Gemeinden zu unterstützen und in enger Zusammenarbeit<br />
mit den örtlichen Behörden und Partnern vor Ort diese<br />
einmalige Landschaft und die Tiere, die in den Ebenen zu Hause<br />
sind, zu schützen. Da greift man doch gerne etwas tiefer in die<br />
Tasche.<br />
Am nächsten Morgen weckt mich stürmischer Regen, der auf<br />
mein Zeltdach prasselt. Ich habe keine große Lust, mein heimeliges<br />
Zuhause auf Zeit zu verlassen. „Die Götter schenken der<br />
Erde Wasser, damit sie sich satt trinken kann“, relativiert Stevie<br />
das schlechte Wetter. Stevie ist Fahrer, Guide, Tracker und<br />
wandelndes Lexikon in einer Person und wartet bereits beim<br />
nagelneuen, komfortabel gepolsterten Land Cruiser: Heute<br />
wollen wir den Wildebeests, wie die Gnus englisch heißen, so nah<br />
wie möglich auf die Pelle rücken. Über eine Million! davon ziehen<br />
jedes Jahr im Uhrzeigersinn durch die Serengeti, auf ihren<br />
Rücken Kuhreiher, die sie von lästigen Insekten befreien, in ihrem<br />
Gefolge dreihunderttausend Zebras (die die Einheimischen<br />
„punda milia“ nennen, wie mir Stevie erklärt, „Esel mit Streifen),<br />
dazu Tausende Antilopen, Gazellen, Impalas. Sie folgen dabei<br />
dem ostafrikanischen Monsun, der für saftiges Gras und gefüllte<br />
Wasserlöcher sorgt, und legen dabei über 1000 Kilometer zurück,<br />
Traveller‘s World<br />
61
afrika special tansania<br />
KEIN SCHÖNER ZELT IN DIESER WELT<br />
die Teppiche und Kissen, Tische und sofas<br />
der sieben Zelte fertigen Handwerker nach<br />
entwürfen der britischen designerin Charlotte<br />
Berney vor ort. Für safari-gemäßes<br />
Buschfrühstück sorgt stevie, Guide, Tracker<br />
und wandelndes lexikon<br />
62 Traveller‘s World
Horn an Horn, mit nickenden Köpfen und Dauergebrüll. Dieses Muhen, Blöken und<br />
Röhren, das sich wie „gnuuu“ anhört, erzählt Stevie weiter, hat ihnen bei den Massai ihren<br />
Namen eingebracht. Und aufgrund ihres Erscheinungsbildes noch wenig Follower auf<br />
Instagram, kann ich mir nicht verkneifen.<br />
Die Massai wissen dazu eine schöne Geschichte: Ihr zufolge wurde das Gnu aus Teilen<br />
geschaffen, die übrig geblieben waren, als die Götter die Tiere schufen: der Kopf von einer<br />
Heuschrecke, die Streifen am Hals vom Zebra, der Schwanz eines Pferdes, die Hörner vom<br />
Büffel und das Geläuf von der Hyäne. So zusammengeschustert, gewinnt das Gnu zwar<br />
keinen Schönheitswettbewerb, hat aber dafür andere Qualitäten: die Muskulatur extrem<br />
leistungsfähig, die Nase so fein, dass es Wasser wie Fressfeinde schon aus weiter Ferne<br />
wittert, der Rücken abfallend wie ein Porsche-Heck für eine hocheffiziente Lauftaktung, die<br />
auf bis zu 80 Stundenkilometer beschleunigen kann (Hyänen und Löwen können da nicht<br />
mithalten). Und das Ökosystem braucht sie: Denn weil Gnus das Gras kurz weiden, halten<br />
sie Buschfeuer im Zaum. Mit Tonnen an Exkrementen düngen sie zudem den Boden für<br />
neues Leben, das Wachstum von Gras und Bäumen, das Insekten, Vögeln und Säugetieren<br />
Lebensräume und Nahrungsquellen schenkt, vom Schmetterling bis zum Elefanten.<br />
Auch für den Autor wird es Zeit für den Lunch. Jimson, der gute Geist des<br />
Camps, serviert ihn stilgerecht unter einer großen Schirmakazie vor dem<br />
Hauptzelt. Und Jackson, der Koch, hat wieder mal gezaubert. Ihm gelingt<br />
immer wieder mit einfachsten Mitteln eine erstaunlich grandiose Küche,<br />
auch der Weinkeller kann sich sehen lassen, meist gefüllt mit südafrikanischen<br />
Tropfen. Und zum Sundowner oder zur abendlichen Zigarre passt die breite<br />
Auswahl an Whiskys, Wodkas und Gins. Wobei die Ladys, verrät Jimson, ganz süchtig nach<br />
Amarula sind, einem Sahne-Likör aus den Früchten des Marula-Baums, der leicht nach<br />
Karamell schmeckt.<br />
Des Autors Blick wandert über den gedeckten Tisch hinweg über das weite Land. Ein<br />
Geschenk der Götter, denke ich. Und ja: auch ein Verdienst von Bernhard Grzimek, der<br />
dafür sorgte, dass die Serengeti am Leben blieb.<br />
TW<br />
UND DAS WÄRE IHR<br />
PREIS GEWESEN<br />
Wilderness UsaWa serengeti, sechs Zelte für zwölf<br />
Personen, einschließlich Mahlzeiten, Pirschfahrten,<br />
Walking safaris etc., von 870 bis 1280 euro pro Person<br />
und nacht, wildernessdestinations.com.<br />
die lufthansa-tochter discover airlines verbindet<br />
Frankfurt direkt mit Kilimanjaro airport,<br />
discover-airlines.com<br />
Traveller‘s World<br />
63
afrika special sambia<br />
Big Five (and little birds)<br />
EinEs hat unsEr autor in sambia gElErnt:<br />
diE Faszination Für aFrikas tiErwElt wird um<br />
so grössEr, jE intEnsivEr Er sich mit dEn<br />
klEinEn dingEn bEschäFtigt<br />
Text und Fotos MICHAEL HANNWACKER<br />
safari? An einem Sonntagnachmittag stößt<br />
er auf dem Webbrowser auf einen Eintrag<br />
über einen Nationalpark in Sambia: „Ent <br />
lang des LuangwaFlusses und seinen<br />
Lagunen“, heißt es da, „wim melt es von<br />
Nilpferden und Krokodilen. Er ist die Lebensader<br />
für mehr als 60 Säugetier und über 400 Vogelarten.“<br />
Mehr noch: „South Luangwa National Park ist einer<br />
der bekanntesten in Afrika für Wandersafaris.“<br />
Das war schon immer sein Traum: Impalas und<br />
Gnus nicht nur vom distanzierten Rang eines Jeeps<br />
zu erleben, sondern auf Augenhöhe. Denselben<br />
Boden zu betreten, einzutauchen in ihren Lebensraum.<br />
Und nun erfährt er, dass just dieser Park das<br />
Pionierprojekt von Norman Carr (1912–1997) war,<br />
dem legendären Erfinder der walking safaris, deren<br />
Teilnehmer statt mit Gewehren Fotos schießen.<br />
Schon vor dem Krieg war der Urvater des Naturschutzes<br />
in Sambia, erschüttert über das zerstörerische<br />
Ausmaß der Wilderei, überzeugt, dass nur<br />
sanfter Safaritourismus und die Wertschätzung der<br />
lokalen Bevölkerung für ihre Umgebung dieselbe<br />
bewahren können. Später errichtete er Camps an den<br />
Ufern des Luangwa, die, behutsam modernisiert,<br />
heute von Time + Tide betrieben werden. Das von<br />
Investmentbanker Thierry Dalais gegründete Unternehmen<br />
pflegt Carrs Erbe, mit Guides, die zum Teil<br />
noch bei ihm gelernt haben.<br />
64 Traveller‘s World
Auf Alle felle<br />
Im south luangwa National Park ist die<br />
leoparden-Population so groß, dass Besucher<br />
mit einer Begegnung rechnen können. Falls<br />
nicht, trösten die kunterbunten Karminspinte<br />
Traveller‘s World<br />
65
afrika special sambia<br />
66<br />
Traveller‘s World
Er ist begeistert. Es stört ihn nicht, dass die Anreise viel<br />
Zeit und mangels besserer Verbindungen eine Übernachtung<br />
in Lusaka beansprucht. Der Veranstalter empfiehlt die<br />
vom Deutschen Ulrich Klose geführte Wild Dogs Lodge,<br />
nur 15 Minuten vom Flughafen entfernt im Norden der<br />
Millionenmetropole. Seine Ungeduld steigt.<br />
ein paar Wochen später: Es ist später Vormittag,<br />
als er endlich in der Provinzstadt Mfuwe<br />
landet. Auf der Fahrt zum Park beobachtet er<br />
Kinder in Schuluniformen auf dem Heimweg,<br />
der Rest der 17000EinwohnerStadt hat<br />
sich vor der sich aufbauenden Hitze in den Schatten ihrer<br />
Häuser und Hütten geflüchtet. Nach einer Dreiviertelstunde<br />
überquert er den Luangwa, der hier die Grenze zum National<br />
Park markiert. Auf den ersten Kilometern registriert er<br />
das typische Nebeneinander von Gras, Sträuchern mit und<br />
ohne Blättern, abgestorbenen Bäumen, solchen mit dichten<br />
grünen Kronen oder gar violettfarbenen, fliederartigen<br />
Blüten. Bald tauchen die ersten, erstaunlich entspannten<br />
Antilopen am Wegesrand auf. Dann wird es zusehends<br />
wilder.<br />
NAh-AufNAhme<br />
Walking safaris sind der einzige Weg, Impalas und Gnus nicht nur vom distanzierten rang<br />
eines Jeeps zu erleben, sondern auf augenhöhe. auch die lodges von Time + Tide kommen<br />
der Natur ganz nah. Über der Bar in Chinzombo hängt ein Bild von Norman Carr (links oben,<br />
weiter im Uhrzeigersinn), das Wohnzimmer in Kakuli und ein Chalet in Mchenja<br />
Auf einem offenbar ausreichend bequemen Ameisenhügel ruht<br />
ein mächtiger Löwe; sein Hecheln verrät, dass er erst kürzlich reich<br />
gespeist haben muss. Kurz darauf üben sich zwei junge Elefantenbullen<br />
in einem fast ausgetrockneten Nebenarm des Flusses im Kampf.<br />
In unmittelbarer Nähe nehmen andere Elefanten ein kühlendes<br />
Schlammbad. Und das nicht einmal eineinhalb Stunden nach seiner<br />
Ankunft in Mfuwe.<br />
Nicht viel später erreicht er Kakuli („Alter Büffel“, Carrs Spitzname<br />
bei den Einheimischen). Wie eine Königsloge über dem Ufer<br />
des Flusses errichtet, schauen die zum Wasser hin offenen fünf<br />
Hütten der Lodge auf den eher träge dahinfließenden Luangwa, in<br />
dem etliche Flusspferde ihren Mittag verdösen und hinreißend vor<br />
sich hin grunzen. Gleich neben der offenen Lounge äsen zwei him <br />
melhohe Giraffen die Bäume ab. Dass<br />
am gegen überliegenden Ufer auch drei<br />
stattliche Krokodile ihren Panzer in die<br />
Sonne halten, bemerkt er erst, als sich<br />
eines von ihnen gemächlich ins Wasser<br />
gleiten lässt. Er kommt sich vor, als wäre<br />
er mitten in einen Film von David Attenborough<br />
geraten.<br />
Er kommt<br />
sich vor,<br />
als wärE<br />
Er mittEn<br />
in EinEn<br />
Film von<br />
david attEnborough<br />
gEratEn<br />
Traveller‘s World<br />
67
afrika special tansania<br />
simbabwe<br />
Ein guter guide ist im<br />
afrikanischen busch<br />
essenziell. Eine großartige<br />
lodge die krönung<br />
Text und Fotos MICHAEL HANNWACKER<br />
siNgitarT<br />
die singita Pamushana lodge ist<br />
die einzige im Malilangwe Wildlife<br />
reserve im südosten simbabwes.<br />
Mindestens so sehr wie die<br />
Tierwelt des 500 Quadratkilometer<br />
großen reservats beeindruckt die<br />
über die lodge verteilte hochkarätige<br />
lokale Kunst<br />
70 Traveller‘s World
It’s about Tyme<br />
Traveller‘s World<br />
71
afrika special simbabwe<br />
stAmmes kuNst<br />
die mächtigen Baobabs sind so<br />
etwas wie die elefanten unter den<br />
Pflanzen in Malilangwe (Bild links,<br />
weiter gegen den Uhrzeigersinn).<br />
doch gerade die grauen riesen,<br />
die hier friedlich einen Fluss<br />
durchschreiten, sind ihre größten<br />
Feinde. die Wohnzimmer der acht<br />
villengroßen suiten der singita<br />
Pamushana lodge schmücken<br />
wunderbare afrikanische artefakte.<br />
oder ist der main pool, der in<br />
den Malilangwe dam überzugehen<br />
scheint, noch schöner? Probieren<br />
wir’s aus. Und machen es uns<br />
dann im zweiten (!) schlafzimmer<br />
unserer suite gemütlich. aber es<br />
sind die game drives (rechte seite),<br />
einer am frühen Morgen, einer<br />
am frühen abend, die alles andere<br />
in den schatten stellen
Was ist, neben Löwen natürlich, die<br />
größte Gefahr für Giraffen?<br />
Langhälse wie die beiden, die eben<br />
neben uns aufgetaucht sind, wie<br />
aus dem Nichts, stattlich und grazil<br />
zugleich und schon durch ihren sch<strong>web</strong>enden Gang<br />
Würde ausstrahlend. Doch was ist die Antwort? „Blitze,<br />
was sonst?“ Wenig später streift ein Schakal durchs<br />
nahe Unterholz. Wie kommt er an einen Teil der Beute,<br />
die ein Rudel Wildhunde, ihm weit überlegen, eben<br />
geschlagen hat? Er stößt einen Warnruf aus, der Hyänen<br />
herbeilockt. Wenn die sich dann mit den Wildhunden um den Fang<br />
streiten, schnappt er sich einen Bissen und rennt davon.<br />
Es ist offensichtlich, dass Tyme, seit 15 Jahren Guide im Malilangwe<br />
Wildlife Reserve, solche Geschichten liebt. Ab 1949 hatte ein gewisser Ray<br />
Sparrow auf demselben Areal eine Farm gegründet und mehrere Dämme<br />
errichtet, von denen der größte, der Malilangwe Dam, den Nationalpark<br />
bis heute auszeichnet. Ebenso wie die mächtigen, zwischen<br />
GewitterwolkenGrau, warmem Beige und tiefem Orange changierenden<br />
Sandsteinfelsen. Auf dem höchsten hat sich schon in den 90erJahren die<br />
Singita Pamu shana Lodge niedergelassen. Sie wurde damals den<br />
sogenannten Ruinen von Simbabwe nachempfunden, der wohl ab dem<br />
Traveller‘s World<br />
73
afrika special simbabwe/botswana<br />
Mosi-oa-Tunya<br />
So nennen die<br />
Einheimischen<br />
die Victoria fälle:<br />
„donnernder<br />
Rauch“. Wie<br />
passend. Erst aus<br />
der Luft, vom<br />
Helikopter aus,<br />
erfasst man das<br />
wahre Ausmaß<br />
dieses Naturereignisses<br />
78 Traveller‘s World
Gloria<br />
Victoria<br />
vom donnernden<br />
rauch im süden<br />
simbabwes<br />
zu den stillen<br />
wassern des<br />
okavangodeltas<br />
– unterwegs<br />
in den<br />
Feuchtgebieten<br />
des südlichen<br />
afrika<br />
Text R. G. FALKNER<br />
sind wir im falschen Film gelandet? Hat<br />
uns eine Zeitmaschine ins 19. Jahrhundert<br />
versetzt? Das Victoria Falls Hotel am<br />
Südufer des Sambesi ist ein Stilmix aus<br />
Merry Old England und Kuriositäten<br />
Kabinett, an den Wänden feiern historische<br />
Fotos Queen Victorias Empire. Im<br />
nostalgischen „Stanley’s Room“ schwadronieren hochbetagte<br />
Gentlemen von ihren Jagderlebnissen aus ver <br />
gangenen Zeiten. Und während wir auf der Terrasse den<br />
Five o’Clock Tea genießen, verzehrt am Nebentisch eine<br />
Schar bleicher Britinnen ebenso bleiche GurkenSandwiches.<br />
Aber dafür sind wir nicht nach Simbabwe gekommen.<br />
Denn am Horizont steigt weißer Dunst auf: die<br />
Victoriafälle! Kurze Zeit später stehen wir vor diesem<br />
Naturereignis, überwältigt, sprachlos – und pudelnass.<br />
So ist es wohl auch dem schottischen Missionar und Afrikaforscher<br />
David Livingstone ergangen, der anno 1855<br />
als erster Europäer die Fälle entdeckte und sie als das<br />
Schönste pries, das er „in Afrika je zu Gesicht bekam“.<br />
Und schön wild und laut ist es auch, möchte man ergänzen:<br />
Abertausende Tonnen Wasser donnern hier jede<br />
Traveller‘s World<br />
79
afrika special simbabwe/botswana<br />
Elephant & Castle Das Grenzgebiet im äußersten<br />
Westen Simbabwes und im Norden von Botswana ist<br />
berühmt für seine Dickhäuter. Mehr als 3000 sollen es sein.<br />
Wild Horizons besitzt drei Unterkünfte in der Region.<br />
Die schönste ist die Old Drift Lodge am Ufer des Sambesi<br />
80 Traveller‘s World
Sekunde in eine enge Schlucht hinab, türmen dabei<br />
Gischtwolken auf, hoch wie der Eiffelturm. Und nähren<br />
einen Regenwald, der seine Existenz allein dem Sprühwasser<br />
verdankt.<br />
während Livingstone 1873 auf der<br />
Suche nach der Quelle des Nils an<br />
der Ruhr stirbt und sein Wegbegleiter<br />
Chuma sein Herz unter einem<br />
MvulaBaum begräbt, um den berühmtesten Ausspruch<br />
des Forschers („Mein Herz ist in Afrika“) wahr werden<br />
zu lassen, beginnen die Gleisbauarbeiten der Cape to<br />
Cairo Railway. Fertiggestellt wird sie nie, aber<br />
bis zum Sambesi dringen die Pioniere vor<br />
und hinterlassen dort für die Nachwelt ein<br />
doppeltes Erbe: das Vic Falls Hotel, ursprünglich<br />
als Unterkunft für die Eisenbahnarbeiter<br />
gedacht, und die Victoria Falls Bridge, die sich<br />
in 130 Metern Höhe dramatisch über den<br />
Sambesi spannt. Heute verbindet sie Sim <br />
babwe am Südufer mit Sambia im Norden,<br />
mitten im UnescoWelterbe des Mosioa<br />
TunyaNationalparks, der zu Afrikas größtem<br />
Naturschutzgebiet gehört. An der „KavangoZambezi<br />
Transfrontier Conservation Area“ haben außer Sambia<br />
und Simbabwe noch zwei weitere Staaten Anteil: Namibia<br />
mit seinem Caprivi Strip und Botswana mit seinem<br />
nördlichsten Punkt bei Kasane. Sie bilden damit das<br />
wohl berühmteste Vierländereck der Welt. Von da fließt<br />
der Sambesi noch 1000 Kilometer ostwärts, um schließlich<br />
in Mosambik in den Indischen Ozean zu münden.<br />
Wir dagegen wenden uns Richtung Südwesten, zu einem<br />
anderen Fluss, der, lange, bevor er das Meer erreicht,<br />
versiegt: Jedes Jahr zur Regenzeit überschwemmt der<br />
Okavango River gemeinsam mit dem Limpopo und dem<br />
Chobe River eine Fläche von 20.000 Quadratkilometern<br />
und bildet damit das größte Binnenflussdelta der Welt.<br />
Dabei beeinflusst er eine Landschaft, die, gottgegeben<br />
einzigartig und zum Staunen schön, ungleich wilder und<br />
weitläufiger als alles ist, was es sonst an Nationalparks im<br />
südlichen Afrika gibt. Es ist seine Endlosigkeit, die<br />
unglaubliche Weite, durchzogen von Tausenden kleinerer<br />
Flussläufe, Rinnsalen, Seen und Wasserlöchern, die<br />
aus der Vogelperspektive, von unserer Cessna Grand<br />
Caravan betrachtet, den feinen Adern eines Blattes gleichen,<br />
die das Delta so einzigartig machen.<br />
Unser Standort ist ein Camp aus dem Portfolio von<br />
Wilderness, touristisches Öko und NonProfitUnternehmen<br />
mit 21 Camps allein in Botswana und weiteren<br />
Traveller‘s World<br />
81
style afrika special simbabwe/botswana<br />
fotos: klaravlas/istockphoto, Andy Lund/wilderness, wendy thomas / Art Photo/wilderness, LHw, teagan Cunniffe/wilderness (3)<br />
Water of Love Das Wilderness Camp Vumbura<br />
Plains ist Dernier Cri in EcoChic. Und kann doch<br />
mit den Weiten des OkavangoDeltas nicht konkurrieren.<br />
Wenn der Wasserstand besonders hoch ist,<br />
wird das Boot zum bevorzugten Transportmittel<br />
82 Traveller‘s World
drei Dutzend im restlichen Afrika. Die Wahl fällt auf<br />
Vumbura Plains, ein Premier Camp im Norden des<br />
OkavangoDeltas, wo der Wasserstand zum Zeitpunkt<br />
unseres Besuches besonders hoch zu sein verspricht –<br />
Garantie für reichlich Wildlife. Vumbura ist, wie wir<br />
feststellen, ein AllinclusiveResort. Und das bedeutet<br />
bei Wilderness tatsächlich alles inklusive: vom Early<br />
Morning Tea über sämtliche Safari Trips, Guides, die<br />
rund um die Uhr für die Besucher da sind, bis hin zum<br />
besten Wein beim Dinner.<br />
vorher steht allerdings ein Ausflug der<br />
besonderen Art auf dem Programm: Mit<br />
Mokoros, den rund vier Meter langen<br />
Einbäumen durch die Kanäle der überfluteten<br />
Plains zu gleiten, lautlos ohne störendes Motorengeräusch,<br />
auf Augenhöhe mit der Bilderbuchlandschaft<br />
um uns herum, ist ganz anders, als sie auf dem Hochsitz<br />
eines der komfortabel ausgestatteten SafariLandCruisers<br />
zu erleben. Pointer, unser Bootsführer, stößt sein<br />
Mokoro mit einer langen Stange vom Flussbett so elegant<br />
ab wie ein Gondoliere in Venedig. „Hoppla!“: Beinahe<br />
wären wir zwei veritablen Flusspferden zu nahe gekommen,<br />
von denen nur die Augen aus dem Wasser ragen.<br />
Das hier ist eben nicht der Erlebnispark in Rust.<br />
„Das ganze Delta gehört dem Okavango Community<br />
Trust, der es an die einzelnen SafariUnternehmen<br />
verpachtet“, lernen wir später. „Das Geld, das beispielsweise<br />
Vumbura Plains beisteuert, wird an ein halbes<br />
Dutzend Dörfer verteilt.“ Der Anschauungsunterricht<br />
folgt wenig später. Ein Helikopter,<br />
im Delta übliches Transportmittel,<br />
bringt uns ins entlegene<br />
Dorf Eretsha für eine „behindthescenes“Tour.<br />
Abends, auf der Terrasse der<br />
stylischen Lodge, konkurriert beim<br />
Wine Tasting das dunkle Rot<br />
unseres Columella, Spitzentropfen<br />
des Edelwinzers Eben Sadie aus<br />
dem südafrikanischen Swartland,<br />
mit dem dramatischen Rot des<br />
Sonnenuntergangs über den spiegelnden<br />
Wasserflächen des Deltas<br />
– ein unbeschreibliches Glücksgefühl,<br />
das noch lange anhält. TW<br />
ANgebot<br />
Unsere fünftägige reise nach Simbabwe und botswana<br />
wurde geplant von den Afrika-experten bei windrose.<br />
inkl. business-Class-flüge, Übernachtungen sowie den<br />
Ausflügen zu Luft, zu Land und zu wasser ab ca. 11.000<br />
euro pro Person im Doppelzimmer, t. 030/201 72 10,<br />
windrose.de. Die Lufthansa-tochter Discover Airlines<br />
fliegt als einzige fluglinie dreimal pro woche von<br />
frankfurt direkt nach Victoria falls. Ab 2384 euro in der<br />
business Class, discover-airlines.com<br />
Traveller‘s World<br />
83
afrika special tansania<br />
Arkadien mit<br />
Die schönsten Geschichten schreibt das Leben selbst:<br />
von zweien, die auszogen, Tansanias Wildnis zu<br />
retten. Und dabei drei märchenhafte Lodges schufen<br />
Text REINHARd ModRITz Fotos ANKE SCHAFFELHubER, NICoLAS NEGRE/CHEM CHEM<br />
84 Traveller‘s World
Akazien<br />
wiedergeburt 40 Jahre war der landstrich zwischen den Nationalparks Tarangire und lake Manyara<br />
öde und ausgestorben, nun pulsiert hier wieder das pralle leben. Zuerst kamen die Giraffen zurück, dann die Zebras,<br />
die Gnus und schließlich die elefanten<br />
Traveller‘s World<br />
85
afrika special tansania<br />
buschfieber Philanthropie und safaris treiben Fabia Bausch und Nicolas Negre an. Chem Chem ist das Kind dieser<br />
leidenschaft. stilvoller als in diesen drei lodges kann man der Wildnis nicht näher kommen<br />
k<br />
ennst du die Geschichte von der Akazie und der Giraffe?“<br />
Sokoine ist ein großartiger Geschichtenerzähler. Schon den<br />
ganzen Tag lausche ich seinen Erzählungen. Seit der Massai<br />
mich heute Morgen, bildlich, an die Hand genommen hat,<br />
und mir seitdem sein Afrika zeigt, zumindest einen Teil<br />
davon. Sokoine, „der zum Markt geht, weil ich am Markttag<br />
geboren wurde“, ist mein Guide und marschiert mit mir durch<br />
die Savanne in Richtung ManyaraSee, im Nordosten von Tansania. „Zu Fuß?<br />
Ohne Gewehr?“ Sokoine deutet nur wortlos auf seinen Speer. Das sollte mich<br />
beruhigen? Meine Walking Safari wird eine Lehrstunde par excellence. Zu<br />
jedem Grashalm, zu jeder Tierfährte, jeder Losung kann mein Massai etwas<br />
erzählen, Berührendes, Lustiges, Faszinierendes. Aber die Geschichte mit der<br />
Giraffe kenne ich noch nicht. Also beginnt Sokoine zu erzählen.<br />
„Als der gute Geist alles Leben erschaffen hatte, da war die Akazie noch<br />
ein kleines Bäumchen und die Giraffe nur so groß wie eine Antilope. Ihre Lieblingsspeise<br />
waren die Blätter der Akazie. Da dachte sich die Akazie, ich wachse<br />
zu einem Baum empor, dann erreicht die Giraffe meine Blätter nicht mehr. Die<br />
Giraffe aber tat es ihr nach, streckte die Beine und den Hals und kam so wieder<br />
an die Blätter heran. Nun ließ die Akazie Dornen sprießen an ihren Ästen.<br />
86<br />
Traveller‘s World
Doch wieder wusste sich die Giraffe<br />
zu helfen: Sie ließ sich eine lange<br />
Zunge wachsen, mit der sie den<br />
Dornen ausweichen konnte ...“<br />
Eine berührende Geschichte. So<br />
wie die Geschichte von Fabia Bausch<br />
und Nicolas Negre und ihrem Her <br />
zensprojekt Chem Chem, der Lodge,<br />
deren Gast ich bin. Sie, erfolgreiche<br />
Schweizer InvestmentBankerin, der<br />
Franzose Nicolas einstiger Großwildjäger<br />
und Fotograf, der lange in<br />
Tansania lebte. Sie finden und ver <br />
lieben sich ineinander. Sie teilt seine<br />
Leidenschaft für Afrika, dazu den<br />
Mut, neue Wege zu gehen. Die beiden<br />
beschließen, eine SafariLodge zu eröffnen. Und gleichzeitig ein Stück<br />
bedrohter Wildnis zu retten. Ihr Arkadien finden sie in der nördlichen Savanne<br />
Tansanias, unweit des NgorongoroKraters, 20.000 Hektar Niemandsland<br />
zwischen den Nationalparks Tarangire und Lake Manyara. Ein Korridor, eine<br />
Passage, die eigentlich die Tierwanderung zwischen den beiden Parks sicherstellen<br />
sollte, die aber durch illegale Rinderherden und Wilderei zerstört war.<br />
Es gilt also neben dem Aufbau der Lodge auch den Lebensraum des Wildlife<br />
sicherzustellen. Beides geht das Paar mit Verve und Herzblut an, die Non<br />
ProfitOrganisation Chem Chem Association wird ins Leben gerufen. 140<br />
Männer und Frauen aus den umliegenden MassaiDörfern finden in den<br />
Traveller‘s World<br />
87
afrika special tansania<br />
schNApp-schüsse eigenhändig, mit viel Geschmack<br />
und noch mehr Herzblut hat das Paar seine lodges eingerichtet.<br />
die meisten Fotos stammen von Nicolas selbst.<br />
aber sieben durstige löwen am Wasserloch bekommt auch<br />
er nicht alle Tage vor die linse. Im Bild Mitte eines der luxuriösen<br />
vintage-Zelte von little Chem Chem<br />
kommenden Jahren Brot und Arbeit, in der Lodge, als Wildhüter oder als<br />
Lehrer in der neu gegründeten Schule. So muss der Mango Express genannte<br />
Schulbus nicht lange hupen, um morgens die Kinder einzusammeln. „Es hat<br />
keinen Sinn, wilde Tiere und ihren Lebensraum zu schützen, wenn wir uns<br />
nicht auch um die Menschen kümmern, die dort leben“, sagt Nicolas Negre.<br />
dank Fabias und Nicolas‘ unermüdlichen Anstrengungen kehren<br />
auch immer mehr Tiere zurück auf ihren Pfad zum Lake<br />
Manyara, um dort zu trinken. Erst die Giraffen, die Antilopen,<br />
Zebras und Büffel, die Raubkatzen und nach 40 Jahren erstmals<br />
auch Elefanten. „Uns war zumute, als wäre etwas Wunderbares<br />
geschehen. Wir waren stolz auf unsere Heimat.“<br />
Jetzt also bin ich unterwegs mit „meinem“ Massai, auf Tuchfühlung mit<br />
diesen wunderbaren Kreaturen. „Slow Safari“, nennt das Fabia Bausch, wie<br />
passend. Aber natürlich werden auch Touren im Land Cruiser angeboten,<br />
etwa zum BuschLunch unter einem uralten Affenbrotbaum oder zum<br />
Sundowner an den ManyaraSee.<br />
Jene, die ganz hoch hinauswollen,<br />
wählen, besonders stilvoll, Fahrten<br />
mit dem Heißluftballon.<br />
Nicht minder stylish und gelungen<br />
sind auch die drei Lodges (mit<br />
den Jahren hat Chem Chem zwei<br />
kleine Schwesterchen bekommen,<br />
Little Chem Chem und Forest Chem<br />
Chem). Jedes handgefertigte Möbel,<br />
jede Lampe, jedes Detail trägt die<br />
Handschrift, die DNA von Fabia und<br />
Nicolas; kein Interior Designer hätte<br />
es besser, authentischer machen<br />
können. Grandios auch die Fotos an<br />
88 Traveller‘s World
den Wänden, meist in SchwarzWeiß, die Nicolas Negre im Laufe der Jahre von<br />
einmaligen Begegnungen schießen konnte.<br />
Chem Chem ist die größte der Logdes mit acht geräumigen ZeltSuiten für<br />
maximal 18 Gäste, jedes mit Veranda, Patio samt Day Bed, geräumigem Badezimmer<br />
plus Außendusche. Von der Terrasse genießt man den Ausblick auf<br />
die Weiten des Reservats und lebt zugleich auf Tuchfühlung mit umherstreifenden<br />
Zebras, Giraffen, ja sogar Elefanten.<br />
Noch mehr „down to earth“ fühlt sich der zivilisationsgestresste Reisende<br />
in Little Chem Chem. Das bildschöne ZeltCamp bietet fünf VintageSuiten im<br />
Stil der SafariPioniere, jede mit eigener Feuerstelle. „Little Chem Chem<br />
verkörpert die Essenz des Luxus im Busch und die Reinheit der in der Wildnis<br />
verbrachten Zeit“, so Fabia Bausch. Unvergesslich das Schauspiel, wenn<br />
die Elefanten direkt vor den Zelten am Wasserloch ihren Durst stillen und die<br />
Morgensonne den BurungeSee im Hintergrund zum Glitzern bringt.<br />
Zwischenzeitlich hat die Dämmerung eingesetzt am ManyaraSee, das<br />
scheidende Licht fällt auf Aberhunderte rosa gefiederter Flamingos, und die<br />
Flammen des Feuers zeichnen abstrakte Figuren in den Himmel. Dann erzählt<br />
Sokoine seine Geschichte zu Ende. „... schließlich kam der Akazie eine Idee,<br />
und sie ließ bittere, giftige Blätter wachsen. Die kann die Giraffe zwar essen,<br />
aber nicht so viele davon, weil ihr sonst schlecht würde. So können nun beide<br />
überleben.“ Was für ein schönes afrikanisches Märchen. Und so wahr. TW<br />
ANgebot<br />
Die Lufthansa-tochter DiSCoVer AirLineS fliegt<br />
ab 870 euro ab frankfurt zum kilimanjaro Airport,<br />
discover-airlines.com. Der transfer zur Lodge dauert<br />
etwa 3,5 Stunden. Chem Chem und Little Chem Chem<br />
ab 920 euro, forest Chem Chem (vier luxuriöse Zelte,<br />
nur zur exklusiven nutzung) ab 3400 euro.<br />
t. +27.21.876 23 68, chemchemsafari.com<br />
Traveller‘s World<br />
89
stay<br />
triumphzug<br />
das richtige Zimmer gebucht? dann grüßt die<br />
siegesgöttin und ihre Quadriga auf<br />
Wellington arch, und der Green Park dahinter<br />
lädt zum spaziergang ein<br />
92 Traveller‘s World
Halbinsel der<br />
Seligen<br />
Was macht man bloß mit 1,1 Milliarden<br />
Pfund? Nun, die Hongkong and<br />
Shanghai Hotels bauten damit das<br />
teuerste Hotel Londons. Ein Ortstermin<br />
Text REINHARd ModRITz<br />
Traveller‘s World<br />
93
stay<br />
über-flieger<br />
Unter den Flügeln einer Concorde<br />
wird im „Brooklands” feinste<br />
englische Küche serviert. In der<br />
Bar nebenan kommen die drinks<br />
auf Knopfdruck. Täglich um elf<br />
reitet die Household Cavalry am<br />
Peninsula vorbei<br />
94 Traveller‘s World
Pausenlos braust der Verkehr am Grosvenor<br />
Place in Richtung Knightsbrigde,<br />
Mayfair oder Piccadilly. Zwei massive<br />
chinesische Löwen flankieren einen<br />
freundlichen Pagen in weißer Uniform<br />
und ebensolchem Käppi. Dann betrete ich eine andere<br />
Welt – nicht nur, weil die bodentiefen Panoramafenster<br />
der himmelhohen Lobby soundproof sind. Ein Pianist spielt<br />
zum Afternoon Tea auf – oder ist es schon Cocktailstunde?<br />
Alle Tische sind besetzt, es geht lebhaft zu, Londons feine<br />
Gesellschaft hat einen neuen place to chat. Und die Stadt<br />
eine der spektakulärsten Neueröffnungen des Jahres.<br />
Das jüngste Peninsula, ein lichter, achtstöckiger<br />
Neubau, empfängt die meisten Hotelgäste über den<br />
gepflasterten Innenhof. Auch hier säumen Löwen den<br />
Eingang. Sie schauen auf zwei wunderschöne, 120 Jahre<br />
alte Japanische Ahornbäume, einen entzückenden Blu <br />
menladen – Eliza Doolittle wäre sicher neidisch – und auf<br />
die Flotte aus sieben flaschengrünen RollsRoyces,<br />
Markenzeichen der Peninsula Hotels. Der älteste, ein<br />
Prachtstück Baujahr 1935, wird gerade liebevoll poliert.<br />
30 Jahre haben die Eigner aus Hongkong nach dem<br />
rechten Platz für ihr neues Flaggschiff gesucht – die<br />
Konkurrenz unter den Londoner Luxushotels verzeiht<br />
keine BLage. Mit dem Grosvenor Place haben sie den<br />
perfekten Standort gefunden: Wellington Arch und Hyde<br />
Park sind zum Greifen nah, Buckingham Palace liegt um<br />
die Ecke, die Shoppingmeilen Bond und Sloane Street nur<br />
einen kurzen Spaziergang entfernt.<br />
Nun gilt es nicht nur die anreisenden Gäste, sondern<br />
auch das verwöhnte Londoner Publikum zu begeistern.<br />
Wellington Arch<br />
und Hyde Park<br />
zum Greifen nah,<br />
Buckingham<br />
Palace um die<br />
Ecke, die Nobelmeilen<br />
Bond und<br />
Sloane Street in<br />
walking distance<br />
Dafür reicht die Lobby mit zugegeben exquisitem all day<br />
dining nicht aus. Aber es gibt ja auch noch das „Canton<br />
Blue“, das feine kantonesische Küche zelebriert (ein<br />
Heimspiel für ein Haus, das zu den Hongkong and Shanghai<br />
Hotels gehört). Ein paar Stufen tiefer lockt „Little<br />
Blue“, eine wahre Schmuckschatulle für asiatische Tapas<br />
und Drinks.<br />
Die kulinarische Benchmark des Peninsula London<br />
aber liegt höher, acht Etagen höher, um genau zu sein.<br />
Dort zeigt ausgerechnet ein Franzose den Engländern,<br />
wie kreative, wundervoll leichte britische Küche geht:<br />
Claude Bosi, dessen Restaurant im „Bibendum“ in Chelsea,<br />
dem ehemaligen Hauptquartier des Reifenherstellers<br />
Michelin, mit zwei von deren Sternen glänzt, ist Master<br />
Traveller‘s World<br />
95
stay<br />
mind im „Brooklands“, dem DachterrassenRestaurant<br />
des Hotels – fine dining at it’s very best.<br />
Aber nicht nur Feinschmecker kommen hier auf ihre<br />
Kosten, auch MotorsportFans sind dem Himmel schon<br />
ganz nah. Denn das Peninsula kooperiert hier mit Brooklands,<br />
einst Airbase und erste Rennstrecke Großbritanniens,<br />
heute ein Sehnsuchtsort für alle, die Benzin im Blut<br />
haben. Bereits im Entree grüßt ein NapierRailton, einer<br />
der legendären Rennwagen der 30er. Nach oben geht es<br />
im Korb eines Heißluftballons. Und von der Decke des<br />
Restaurants hängt ein 15 Meter langes Modell einer<br />
Concorde. Nur die Terrasse ist frei von technischen Devotionalien,<br />
um den Blick über den Hyde Park nicht zu<br />
verstellen – sofern es das Londoner Wetter zulässt.<br />
Die chromglänzende „Brooklands Bar“<br />
versteht sich als Hommage an die Luftfahrt<br />
– der Kronleuchter etwa stilisiert<br />
die Flügel eines Triebwerks. Nettes<br />
Detail am Rande: die Knöpfe an den<br />
Sofas, mit denen die Gäste ihren Wunsch nach weiteren<br />
Drinks signalisieren. Vor diesen breitet sich die Skyline<br />
Londons aus, von Westmister über den Shard und London<br />
Eye bis Big Ben. Breathtaking! Und die Schätze in der<br />
eleganten Cigar Lounge nebenan unter der Ägide von<br />
Manu Harit, ein Master of Havana, treiben Aficionados<br />
nur Tränen des Glücks in die Augen; der Rauch dagegen<br />
zieht mittels raffinierter Technik sofort durch die perforierten<br />
Lederwände ab.<br />
Im Vergleich dazu üben sich die 190 Zimmer in<br />
vornehmer Zurückhaltung – wie es sich für ein Peninsula<br />
gehört. Für ihr Design, wie für das gesamte Hotel mit<br />
Ausnahme der Restaurants, hat man sich den exzentrischen<br />
New Yorker StarArchitekten und Interior Designer<br />
Peter Marino geleistet. Wie schon gesagt, an Kosten wurde<br />
nicht gespart. Er kombinierte auf Hochglanz poliertes<br />
Holz mit cremefarbenen Teppichen und Sofas, Sessel und<br />
Vorhänge in Rosa bilden Farbtupfer. Ein wenig exaltiert<br />
ist einzig das ganz in Onyx gekleidete Bad.<br />
Das alles ist ab 1300 Pfund pro Nacht zu haben, für ein<br />
wenig mehr blickt der Gast auf Londoner landmarks; und<br />
jeden Tag um elf auf die Household Cavalry auf ihrem<br />
Weg zum Buckingham Palace. Ein ganzer Flügel des Vierkantbaus<br />
ist 24 Residenzen vorbehalten, bis zu 600<br />
Quadratmeter groß, mit eigenem Zugang. Sie sollen die<br />
teuersten der Stadt sein. Preis auf Anfrage heißt es auch<br />
für Gäste der „Peninsula Suite“, 450 weitläufige Quadratmeter<br />
samt privatem Kino, Spa und Gym. Für alle anderen<br />
bleiben das noble Peninsula Spa und ein beeindruckender<br />
25MeterPool.<br />
Auf die Frage beim Auschecken, wie denn der Auf <br />
enthalt gefallen habe, antwortet neben mir ein Gast, Baseball<br />
Cap und teure Sneaker: „It’s a Peninsula.“ Und das<br />
war durchaus als Kompliment zu verstehen.<br />
TW<br />
Ab 1300 Pfund, 1 Grosvenor Place, T. +44.20.39 592888,<br />
peninsula.com<br />
Vom Restaurant zur Rennstrecke<br />
Brooklands, etwa eine Autostunde von London, atmet britische<br />
motorsport- und Luftfahrtgeschichte.<br />
brooklands Drive, weybridge, Surrey, t. +44.1932.85 73 81, brooklandsmuseum.com<br />
96 Traveller‘s World
Alle tAsseN im schrANk<br />
Wände und separees im<br />
„Canton Blue” sind mit feinstem<br />
China-Porzellan drapiert. die<br />
Zimmer und suiten sind typisch<br />
Peninsula: edle Materialien, aber<br />
dezent im Farben-Mix<br />
Traveller‘s World<br />
97