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Sachwert Magazin 01/24

Aktien als Krisenschutz | Max Otte im Interview Ausgeprägte US-Bankenschwäche | Marktkommentar Claus Vogt »Aus Krisen werden Chancen« | Christian Hick im Interview Intelligentes Vererben und Verschenken zu Lebzeiten | Thomas Hennings Das richtige Timing beim Aktienhandel | Benjamin Graham Alle Jahre wieder? | Wie die Jahresendrallye das Anlageverhalten beeinflusst Börsenerfolg durch antizyklisches Handeln | Peter E. Huber Die Krise im Bausektor als Folge der Geldpolitik | Benjamin Mudlack

Aktien als Krisenschutz | Max Otte im Interview
Ausgeprägte US-Bankenschwäche | Marktkommentar Claus Vogt
»Aus Krisen werden Chancen« | Christian Hick im Interview
Intelligentes Vererben und Verschenken zu Lebzeiten | Thomas Hennings
Das richtige Timing beim Aktienhandel | Benjamin Graham
Alle Jahre wieder? | Wie die Jahresendrallye das Anlageverhalten beeinflusst
Börsenerfolg durch antizyklisches Handeln | Peter E. Huber
Die Krise im Bausektor als Folge der Geldpolitik | Benjamin Mudlack

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Nr. <strong>01</strong> l 20<strong>24</strong> • www.sachwert-magazin.de<br />

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Börsenerfolg<br />

durch<br />

antizyklisches<br />

Verhalten<br />

Alle Jahre<br />

wieder?<br />

Wie die<br />

Jahresendrallye<br />

das Anlageverhalten<br />

beeinflusst<br />

Die Krise<br />

im Bausektor<br />

als Folge<br />

der Geldpolitik<br />

Benjamin<br />

Mudlack<br />

Aktien als<br />

Krisenschutz?<br />

Max Otte im Interview<br />

Bilder: Gerry Nitsch, Privat


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Editorial<br />

Julien Backhaus<br />

Verleger<br />

Bild: Oliver Reetz, Cover: FinanzBuch Verlag<br />

Investieren<br />

– Derzeit keine leichte Aufgabe<br />

Das nächste Heft<br />

erscheint am<br />

29. Februar 20<strong>24</strong><br />

Investieren ist aktuell nichts für schwache<br />

Nerven. Zu viele nicht planbare<br />

Effekte und Ereignisse beeinflussen<br />

die Märkte und verunsichern Anleger.<br />

Und es könnte noch unruhiger werden,<br />

denn die sich abzeichnende Bankenschwäche<br />

in den USA und fallende Aktien<br />

auf diesem Sektor sowie weitere<br />

makroökonomische Frühindikatoren<br />

deuten auf eine Rezession hin und erinnern<br />

an das Jahr 2008, erklärt Claus<br />

Vogt in seinem Marktkommentar dieser<br />

Ausgabe – ein Warnsignal auch für<br />

die Börse. Jetzt ist Vorsicht geboten<br />

und vor allem Besonnenheit.<br />

Auch, wenn Krisen ein guter Einstiegspunkt<br />

für den Aktienkauf sein können,<br />

setzt Ökonom Professor Dr. Otte auf<br />

ruhiges Value-Investing. In unserem Cover-Interview<br />

erklärt er, welche Strategie<br />

hilft, auch temporäre Schwankungen im<br />

Portfolio auszuhalten und welche Unternehmen<br />

man als Anleger bevorzugen<br />

sollte. Er weiß aus Erfahrung, dass man<br />

die Ereignisse an der Börse nicht vorhersehen<br />

kann und hält es wie Warren<br />

Buffett: langfristig planen und nur in<br />

Geschäfte investieren, die man versteht.<br />

Das Beste, was man in Zeiten wie diesen<br />

machen kann, ist deshalb, stets auf dem<br />

Laufenden bleiben – zum Beispiel über<br />

die Immobilienkrise, die Benjamin Mudlack<br />

in seinem Gastbeitrag ausführlichen<br />

analysiert. Auch er findet bemerkenswerte<br />

Parallelen zum Krisenjahr 2008.<br />

Viel Vergnügen bei der Lektüre<br />

Ihr Julien Backhaus<br />

Verleger<br />

Seit Juli 2021<br />

im Handel!<br />

SACHWERT MAGAZIN <strong>01</strong>/20<strong>24</strong><br />

3


09:41<br />

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Bild: Depositphotos / elenathewise


Inhalt <strong>01</strong>/20<strong>24</strong><br />

Max Otte<br />

im Interview<br />

Wissen<br />

12 »Aus Krisen werden Chancen«<br />

Christian Hick im Interview<br />

Bild: Gerry Nitsch<br />

06<br />

Titelstory<br />

06 Aktien als Krisenschutz<br />

Max Otte über wertorientiertes Investieren<br />

Marktkommentar<br />

10 Ausgeprägte US-Bankenschwäche<br />

Claus Vogt<br />

28 Intelligentes Vererben und<br />

Verschenken zu Lebzeiten<br />

Thomas Hennings<br />

Börse<br />

14 Das richtige Timing beim Aktienhandel<br />

Auszug aus dem Buch »Intelligent<br />

investieren« von Benjamin Graham<br />

18 Alle Jahre wieder?<br />

Wie die Jahresendrallye das Anlageverhalten<br />

beeinflusst<br />

26 Börsenerfolg durch antizyklisches Handeln<br />

Auszug aus dem Buch »Börsengewinne mit<br />

Strategie und Taktik« von Peter E. Huber<br />

Immobilien<br />

20 Die Krise im Bausektor als Folge der<br />

Geldpolitik<br />

Benjamin MudlackWissen<br />

Sonstiges<br />

31 Best of Web<br />

Impressum<br />

<strong>Sachwert</strong> <strong>Magazin</strong> ISSN 2197-1587<br />

Redaktion<br />

Zum Flugplatz 44, 27356 Rotenburg<br />

Tel: (0 42 68) 9 53 04-91, Fax: 9 53 04-92<br />

E-Mail: redaktion@sachwert-magazin.de<br />

Chefredakteur (V. i. S. d. P.) Julien Backhaus<br />

Redaktion: Anna Seifert, Martina Karaczko,<br />

Lea Trägenap<br />

Objektleitung: Judith Iben<br />

Layout und Gestaltung: Judith Iben,<br />

Stefanie Schulz, Christina Meyer<br />

E-Mail: magazine@backhausverlag.de<br />

Verlag<br />

Backhaus Finanzverlag GmbH ist ein<br />

Unternehmen der Backhaus Mediengruppe<br />

Holding GmbH<br />

Geschäftsführer Julien Backhaus<br />

Herausgeber, Verleger Julien Backhaus<br />

E-Mail: info@backhausverlag.de<br />

Lektorat<br />

Ole Jürgens Online Services<br />

Celler Weg 3 | D-27356 Rotenburg<br />

E-Mail: info@textcelsior.de<br />

Druck<br />

MedienSchiff BRuno<br />

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Moorfleeter Deich 312a,<br />

22113 Hamburg<br />

www.msbruno.de<br />

Vertrieb<br />

D-FORCE-ONE GmbH<br />

Neuer Höltigbaum 2<br />

22143 Hamburg<br />

www.d-force-one.de<br />

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inkl. 7 % MwSt.<br />

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Telefon (0 42 68) 9 53 04-91<br />

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Autoren (Verantwortliche i. S. d. P.)<br />

Die Autoren der Artikel und Kommentare im <strong>Sachwert</strong><br />

<strong>Magazin</strong> sind im Sinne des Presserechts selbst verantwortlich.<br />

Die Meinung der Autoren spiegelt nicht<br />

unbedingt die Meinung der Redaktion wider. Trotz<br />

sorgfältiger Prüfung durch die Redaktion wird in keiner<br />

Weise Haftung für Richtigkeit, geschweige denn für<br />

Empfehlungen, übernommen.<br />

Für den Inhalt der Anzeigen sind die Unternehmen<br />

verantwortlich.<br />

Vervielfältigung oder Verbreitung nicht ohne Genehmigung<br />

Alle Rechte vorbehalten.<br />

Verbandsmitgliedshaften des Verlags:


Titelstory<br />

Aktien als<br />

Krisenschutz?<br />

Professor Max Otte über wertorientiertes Investieren<br />

6 SACHWERT MAGAZIN <strong>01</strong>/20<strong>24</strong>


Titelstory<br />

Rund 12,9 Millionen Menschen<br />

in Deutschland legen ihr Geld<br />

mittlerweile in Aktien, Aktienfonds<br />

oder ETFs an. Das<br />

sind zwar mehr als je zuvor,<br />

doch unter den Top drei der beliebtesten<br />

Anlageformen sucht man Aktien<br />

bislang vergeblich. Ob das an ihrem<br />

Ruf liegt? Schließlich gelten diese<br />

Wertpapierinvestments als riskant,<br />

umständlich und kostenintensiv. So<br />

lautet jedenfalls das Ergebnis einer<br />

Umfrage, die das Deutsche Aktieninstitut<br />

unter Nicht-Aktionären durchführte.<br />

Dabei eignet sich diese Form<br />

der Geldanlage eigentlich sehr gut<br />

für einen langfristigen Vermögensaufbau,<br />

meint der bekannte Ökonom<br />

Professor Dr. Otte – vorausgesetzt,<br />

man plane langfristig und lasse<br />

sich nicht von kurzfristigen Marktschwankungen<br />

beirren. Im Interview<br />

hat er mit uns über das Prinzip des<br />

Value Investing, emotionale Anlageentscheidungen<br />

und sein neues Buch<br />

gesprochen und darüber hinaus verraten,<br />

wie er zu den Börsenweisheiten<br />

eines Warren Buffett steht.<br />

Herr Prof. Dr. Otte, gerade in Krisenzeiten<br />

wenden sich Anleger vermeintlich<br />

inflationsgeschützten <strong>Sachwert</strong>investments<br />

wie Immobilien zu,<br />

Sie hingegen plädieren für Aktien.<br />

Welche Vorbehalte kursieren gegenüber<br />

dieser Anlageform und was<br />

würden Sie Kritikern entgegnen?<br />

Grundsätzlich sind Aktien und (vermietete)<br />

Immobilien dieselbe Anlageklasse. Es<br />

sind ertragsbringende <strong>Sachwert</strong>e, vorausgesetzt<br />

das Unternehmen, dessen Aktien<br />

Sie halten, ist ein reales, funktionierendes<br />

Unternehmen. Bei Immobilien ist die Lage<br />

ein wichtiger Faktor, bei Aktien die Ertragsqualität,<br />

die wiederum von der Qualität<br />

des Geschäftsmodells abhängt.<br />

Bei der Immobilie sind Sie allerdings immobil,<br />

also vom Staat erpressbar. Die aktuellen<br />

Heizungsgesetze zeigen das. Bei<br />

Aktien sind Sie beweglicher. Zudem befinden<br />

sich Aktien vor allem in den Händen<br />

der großen Investmentgesellschaften<br />

und vermögender Privatpersonen. Aktien<br />

haben also eine starke Lobby. Sie profitieren<br />

vom Wachstum der Wirtschaft – und<br />

die ist langfristig noch immer gewachsen.<br />

Allerdings müssen Sie die Schwankungen<br />

des Aktienmarktes aushalten.<br />

Mit Ihrem Buch »Endlich mit Aktien<br />

Geld verdienen« sprechen Sie sich<br />

einmal mehr für das Konzept des<br />

Value Investing aus. Worin sehen<br />

Sie dabei die Vorteile – und für wen<br />

eignet sich diese Methode Ihrer Meinung<br />

nach überhaupt?<br />

Value Investing heißt zunächst einmal<br />

»wertorientiertes Investieren«. Sie zahlen<br />

für die Aktie einen bestimmten Preis.<br />

Das Preisschild, das draufsteht, ist der<br />

Kurs. Dafür erhalten Sie einen Unternehmensanteil<br />

als Gegenwert. Sie sollten<br />

mindestens so viel, wie Sie zahlen, auch<br />

»Value Investing ist langfristig orientiert<br />

und die stressfreie Methode zum Vermögensaufbau<br />

für jedermann.«<br />

– Professor Max Otte<br />

Bilder: Gerry Nitsch, Depositphotos / bacho123456<br />

SACHWERT MAGAZIN <strong>01</strong>/20<strong>24</strong><br />

7


Titelstory<br />

als Wert erhalten und möglichst mehr.<br />

Dazu müssen Sie eine Methode haben,<br />

die Qualität und den Wert der Aktie zu<br />

bestimmen. Eine solche Methode stelle<br />

ich in meinem Buch vor.<br />

Value Investing ist langfristig orientiert<br />

und die stressfreie Methode zum Vermögensaufbau<br />

für jedermann. Mit Spekulationen<br />

und Trading lockt die Aussicht<br />

auf schnellen Gewinn, aber Sie<br />

können auch schnell viel Geld verlieren.<br />

Wahrscheinlich werden Sie auch Geld<br />

verlieren, da Sie gegen Profis spielen.<br />

Beim Value Investing heißt es: zunächst<br />

einmal darauf achten, dass Sie kein<br />

Geld verlieren, und dann von langfristigen<br />

Wertsteigerungen profitieren.<br />

Anstatt sich von der aktuellen Stimmung<br />

an der Börse leiten zu lassen,<br />

sollten sich Anleger Ihrer Ansicht<br />

nach besser für wenige, zukunftsfähige<br />

Branchen entscheiden, in die sie<br />

investieren. Welche Branchen halten<br />

Sie für zukunftsfähig und warum?<br />

In ein langfristig orientiertes Depot gehört<br />

heute auf jeden Fall Big Tech: Microsoft,<br />

Amazon, Apple, Alphabet und<br />

Meta bestimmen unser Leben und werden<br />

dies auch in zehn Jahren noch tun.<br />

Und falls eines dieser Unternehmen verschwinden<br />

sollte, wachsen die anderen<br />

umso mehr. Auch klassische Konsumgüterunternehmen<br />

wie Coca-Cola oder<br />

Nestlé haben ihren Platz im Depot. Aktuell<br />

berücksichtigen wir in unseren Fonds<br />

auch Öl-, Rohstoff- und Minenaktien, da<br />

wir glauben, dass wir am Beginn eines<br />

Rohstoffzyklus stehen.<br />

Gibt es Ihrer Investmentmethode zufolge<br />

überhaupt einen idealen Einstiegszeitpunkt<br />

– und wenn ja, wann<br />

wäre dieser?<br />

Ideale Einstiegszeitpunkte gibt es in Paniken,<br />

wie der Coronapanik 2020 oder<br />

der Finanzkrise 2008. Leider sind die wenigsten<br />

da hartgesotten. Für die meisten<br />

Privatanleger dürfte es besser sein, regelmäßig<br />

nach einem bestimmten Plan<br />

zuzukaufen, zum Beispiel einmal pro<br />

Quartal oder einmal pro Halbjahr. Dann<br />

können Sie von dem Cost-Average-Effekt<br />

profitieren.<br />

»Investiere niemals in ein Unternehmen,<br />

dessen Geschäft du nicht verstehst«,<br />

lautet das Motto von Warren<br />

Buffett. Auch eines Ihrer Anlagekriterien<br />

zielt auf die Verständlichkeit<br />

des Geschäftsmodells ab. Inwiefern<br />

wird so ein Verständnis in einer immer<br />

technologisierter werdenden<br />

Welt schwieriger?<br />

Wir sind in Big Tech investiert. Die Algorithmen<br />

von Google verstehen wir<br />

8 SACHWERT MAGAZIN <strong>01</strong>/20<strong>24</strong>


Titelstory<br />

»[...] die erste Anlegerpflicht ist es,<br />

Verluste zu vermeiden.«<br />

– Professor Max Otte<br />

natürlich auch nicht. Aber wir sehen,<br />

dass Google die Onlinesuche dominiert<br />

und dass dieser Dienst für die meisten<br />

Menschen fast täglich dazugehört. Deswegen<br />

ist eines der Kriterien, mit denen<br />

ich in meinem Buch Aktien analysiere,<br />

die Frage, ob das Unternehmen Güter<br />

und Dienstleistungen des täglichen Bedarfs<br />

her- oder bereitstellt.<br />

Seit etwa 30 Jahren sind Sie als Ökonom<br />

aktiv und wenden sich mit Ihren<br />

Börsenbriefen auch öffentlich an private<br />

Anleger. Gab es Momente, in<br />

denen Sie von den Entwicklungen des<br />

Marktes überrascht waren und welche<br />

Learnings haben Sie hieraus gezogen?<br />

Der Markt überrascht einen immer wieder.<br />

Kurz- oder mittelfristig lässt er sich<br />

nicht voraussagen. Deswegen ist es so<br />

wichtig, die Aktien beziehungsweise Unternehmen<br />

zu kennen, in die man investiert<br />

ist. Dann lassen sich Schwankungen<br />

besser aushalten.<br />

Je länger ich an der Börse aktiv bin, desto<br />

mehr neige ich dazu, meine Investmententscheidungen<br />

radikal zu vereinfachen.<br />

Warren Buffett sprach einmal<br />

davon, dass sein wichtigstes Analyseinstrument<br />

der Papierkorb ist. Wenn er<br />

einen Zweifel an einer Investmentidee<br />

hat, kommt diese in den Papierkorb. Es<br />

wird sich bestimmt eine andere Investmentidee<br />

auftun.<br />

Könnten den Anlegern durch Buffetts<br />

Grundsatz nicht auch gute Investitionen<br />

entgehen – Buffett hat<br />

ja beispielsweise bereut, nicht schon<br />

früher in Apple investiert zu haben?<br />

Natürlich entgehen einem manchmal<br />

Gewinne. Das ist mir auch schon oft passiert.<br />

Aber die erste Anlegerpflicht ist es,<br />

Verluste zu vermeiden.<br />

Bilder: IMAGO / Westend61, Gerry Nitsch<br />

Prof. Dr. Max Otte ist Unternehmer und<br />

Fondsmanager. Er hat sich als Ökonom und<br />

Bestsellerautor (14 SPIEGEL-Bestseller)<br />

sowie die präzise Voraussage der Finanzkrise<br />

von 2008 einen Namen gemacht.<br />

SACHWERT MAGAZIN <strong>01</strong>/20<strong>24</strong><br />

9


Marktkommentar<br />

Ausgeprägte US-Bankenschwäche<br />

– deutliches Warnsignal für Aktienmarkt<br />

Banken spielen in unserem Finanzsystem<br />

eine ganz entscheidende<br />

Rolle. Sie versorgen<br />

die Wirtschaft mit<br />

Krediten und helfen Unternehmen<br />

bei der Beschaffung von Eigenkapital.<br />

Im Verbund mit den Zentralbanken<br />

bilden sie das Herzstück<br />

einer modernen Volkswirtschaft.<br />

Wenn es im Bankensektor zu ernsthaften<br />

Problemen kommt, leidet die gesamte<br />

Wirtschaft. Das hat die Finanzkrise des<br />

Jahres 2008 wieder einmal eindrücklich<br />

gezeigt, indem sie zu dem stärksten Konjunktureinbruch<br />

seit der Weltwirtschaftskrise<br />

der 1930er Jahre führte. Damals<br />

hatten sich fast alle Großbanken der USA<br />

und Europas mit Immobilienkrediten so<br />

sehr verzockt, dass sie ohne massive Rettungsaktionen<br />

der Zentralbanken und<br />

Regierungen pleitegegangen wären.<br />

BANKENPLEITEN SIND<br />

WARNZEICHEN<br />

Viele Monate bevor diese Finanzkrise<br />

für Schlagzeilen sorgte, geriet die US-Investmentbank<br />

Bear Sterns bereits in eine<br />

Schieflage. Um ihren Zusammenbruch zu<br />

verhindern, wurde das Institut mit Hilfe der<br />

US-Zentralbank von JPMorgan Chase, der<br />

größten Bank Amerikas, übernommen.<br />

Die von den Notenbankern gehegte Hoffnung,<br />

auf diese Weise eine größere Krise<br />

zu verhindern, erfüllte sich allerdings<br />

nicht. Im Kontext des Geschehens, das<br />

später als Finanzkrise bezeichnet wurde,<br />

waren die Probleme von Bear Sterns nur<br />

ein Vorgeschmack auf kommende Ereignisse.<br />

Dieses deutliche Warnsignal wurde<br />

damals jedoch weitgehend ignoriert.<br />

15 Jahre später, im März und Mai 2023,<br />

kam es in den USA erneut zu drei sehr<br />

großen Bankenpleiten: Silicon Valley<br />

Bank, Signature Bank und First Republic<br />

Bank mussten ihre Pforten schließen.<br />

Sie könnten sich als ein ähnlich<br />

deutliches und auch dieses Mal wieder<br />

weitgehend ignoriertes Warnsignal erweisen,<br />

wie die Pleite von Bear Sterns<br />

im März 2008.<br />

BANK OF AMERICA- UND CITI-<br />

GROUP-AKTIEN AUF NEUEN TIEFS<br />

Inzwischen kommen von weiteren US-<br />

Banken bedenkliche Signale. Wie Sie auf<br />

dem folgenden Chart sehen, ist die Aktie<br />

der Bank of America, des zweitgrößten<br />

Finanzinstituts der USA, auf neue Jahrestiefs<br />

gefallen. Sie notiert deutlich unter<br />

den Oktober-2022-Tiefs und hat sich<br />

seit Januar 2022 fast halbiert. Bei der<br />

Citigoup, bei Morgan Stanley und einigen<br />

anderen großen US-Banken sieht die<br />

Lage ähnlich aus.<br />

10 SACHWERT MAGAZIN <strong>01</strong>/20<strong>24</strong>


Marktkommentar<br />

BANK OF AMERICA IN US-DOLLAR, 2021 BIS 2023<br />

Die Aktie der zweitgrößten US-Bank ist bereits unter ihr Oktober-2022-Tief gefallen<br />

– ein weiteres Warnsignal für die gesamte Börse und die Konjunktur.<br />

Bilder: Depositphotos / haveseen, IMAGO / ABACAPRESS (Niviere David), wirtschaft tv, Grafik: StockCharts.com<br />

Die ausgeprägte Schwäche des Bankensektors<br />

deutet nicht nur auf zunehmenden<br />

Stress im Finanzsystem<br />

hin. Aufgrund der oben beschriebenen<br />

gesamtwirtschaftlichen Bedeutung der<br />

Banken ist sie ein Warnsignal für die<br />

gesamte Wirtschaft – und ausdrücklich<br />

auch für die Börse.<br />

FORTSETZUNG DER AKTIENBAISSE<br />

Unsere Analysen und Indikatoren lassen<br />

keinen Zweifel daran, dass an den Börsen<br />

erneut eine Phase größten Risikos<br />

begonnen hat. Darüber hinaus geben<br />

die makroökonomischen Frühindikatoren<br />

ausdrücklich keine Entwarnung, sondern<br />

kündigen in aller Deutlichkeit eine<br />

Rezession an. Die hier skizzierten Warnzeichen<br />

des Bankensektors bestätigen<br />

diese Lagebeurteilung eindringlich.<br />

Passend dazu haben der S&P 500, der<br />

NASDAQ 100 und auch der DAX ihre<br />

Bearmarketrallys, die im Oktober 2022<br />

begonnen hatten, mit klaren charttechnischen<br />

Verkaufssignalen beendet. Das<br />

alles deutet auf eine Fortsetzung der Aktienbaisse<br />

in den kommenden Wochen<br />

und Monaten hin. Als konservativer Anleger<br />

sollten Sie jetzt mehr denn je auf<br />

ein striktes Risikomanagement achten<br />

und sich Gedanken darüber machen,<br />

wieviel Börsenrisiko Sie tatsächlich zu<br />

tragen gewillt sind.<br />

Wenn es im Bankensektor<br />

zu ernsthaften<br />

Problemen<br />

kommt, leidet die<br />

gesamte Wirtschaft.<br />

Der Autor<br />

Claus Vogt ist Finanzanalyst, Buchautor<br />

und Verfasser von »Krisensicher Investieren«.<br />

Den Gold-Preisbänder-Indikator<br />

nutzt er für Prognosen im Edelmetallsektor.<br />

SACHWERT MAGAZIN <strong>01</strong>/20<strong>24</strong><br />

11


Wissen<br />

»Aus Krisen<br />

werden Chancen«<br />

CHRISTIAN HICK IM INTERVIEW ÜBER DIE POTENZIALE DER DIGITALISIERUNG<br />

Deutschland hat bei der Digitalisierung<br />

noch einiges<br />

aufzuholen. Im Gesundheitssektor<br />

beispielsweise<br />

wird der Prozess durch<br />

das Krankenhauszukunftsgesetz<br />

aktuell forciert, allein dort stehen<br />

4,3 Milliarden Euro an Fördergeldern<br />

zur Verfügung, um die Krankenhäuser<br />

auf den neuesten Stand<br />

zu bringen. Für die Kliniken braucht<br />

es nun Digitalisierungspartner, die<br />

den Prozess einleiten und langfristig<br />

begleiten. Und das bietet Anlegern<br />

neue Möglichkeiten für ein<br />

Investment, wie Christian Hick in<br />

unserem Interview erklärt.<br />

Herr Hick, Bundesgesundheitsminister<br />

Karl Lauterbach will mit seiner Digitalisierungsstrategie<br />

das Gesundheitswesen<br />

auf den neuesten Stand<br />

bringen. Welche Möglichkeiten bieten<br />

sich für Investoren, in diesen Prozess<br />

zu investieren?<br />

Die Corona-Krise hat die Schwachstellen<br />

unseres Gesundheitssystems aufgezeigt.<br />

Aber aus Krisen entstehen bekanntlich<br />

die größten Chancen. Man hat sehr genau<br />

gemerkt, dass es zu wenig Personal<br />

im Gesundheitssystem gibt, man aber<br />

insbesondere im stationären Bereich<br />

durch modernere Prozesse die Abläufe<br />

für Personal und Patient deutlich erleichtern<br />

kann. Ähnlich wie bei einer Flugreise,<br />

bei der Sie ja am Flughafen auch<br />

nicht an jeder Kontrollstelle ein Klemmbrett<br />

mit Ihren persönlichen Daten ausfüllen<br />

müssen und bei der Sie Leittafeln<br />

mit Ihren Flugdaten im Flughafengebäude<br />

zielgenau zum richtigen Gate führen.<br />

Verglichen mit dem derzeitigen Stand<br />

vieler Krankenhäuser fühlt sich das<br />

in der Klinik noch an, als sei man in<br />

einem anderen Jahrhundert. Daher<br />

entstehen hier gerade hohe Investitionsvolumen<br />

und damit auch große<br />

Anlagechancen – wenn man die richtigen<br />

Teilbranchen kennt.<br />

Man muss den Weg der Digitalisierung<br />

sicher als Entwicklungsphase<br />

ansehen, irgendwann ist der Status<br />

quo in Deutschland, wie er sein sollte.<br />

Ist ein Investment in diesen Bereich<br />

also temporär?<br />

Investitionen in neue Technologien wie<br />

das Internet, den Mobilfunk oder die Digitalisierung<br />

sind selten von kurzfristiger<br />

Natur. Wenn man jetzt mit den richtigen<br />

Firmen zusammenarbeitet, kann man<br />

für eine längere Zeit Geld verdienen. Vor<br />

allem, weil auch die IT-Abteilungen der<br />

Krankenhäuser gar nicht alles auf einmal<br />

implementiert bekommen.<br />

Wir sprechen also von einem Marathon,<br />

nicht von einem Sprint. Und die Firmen,<br />

die es jetzt schaffen, sich im Rahmen<br />

des Krankenhauszukunftsgesetzes im<br />

Herzstück der Krankenhäuser – nämlich<br />

der zentralen Patientenaufnahme – zu<br />

positionieren, werden der langfristige<br />

Digitalisierungspartner dieser Kliniken<br />

bleiben. Diese Firmen sind besonders<br />

12 SACHWERT MAGAZIN <strong>01</strong>/20<strong>24</strong>


Wissen<br />

Bilder: DF MedTech Europe GmbH, OPASCA GmbH-Mannheim<br />

interessant für renditestarke Kooperationen.<br />

Denn das sind die Firmen, die<br />

gekommen sind, um zu bleiben.<br />

Wie spekulativ ist es für Investoren,<br />

in die Digitalisierung zu investieren?<br />

Zentralbanken haben durch Niedrigzinsen<br />

und neu erschaffenes Geld dafür<br />

gesorgt, dass der Aktienmarkt seit 2009<br />

regelrecht aufgeblasen wurde und ein<br />

Niveau erreicht hat, das selbst viele Analysten<br />

kritisch sehen. Ich würde im Segment<br />

Digitalisierung das systemrelevante<br />

Gesundheitswesen auswählen und das<br />

Aktienmarktrisiko dabei komplett eliminieren<br />

– ohne dabei auf Rendite zu verzichten.<br />

Solche Möglichkeiten ergeben<br />

sich aus Kooperationen von Geld und<br />

Know-how bei nicht börsennotierten<br />

Unternehmen. Und das bietet dem Anleger<br />

gleichzeitig kurze Anlagedauern und<br />

eine Teilnahme am Gewinn dieser Unternehmen,<br />

ohne das Kursrisiko der Börse.<br />

Dieses Risikoprofil würde ich derzeit definitiv<br />

bevorzugen, damit es für den Investor<br />

gerade nicht spekulativ wird und er<br />

zudem auch kurze Anlagedauern nutzen<br />

kann, um die Inflation zu schlagen.<br />

Aktien vieler Technologieunternehmen<br />

haben sich in der jüngsten Vergangenheit<br />

als rentabel erwiesen.<br />

Wird das ein langanhaltender Trend?<br />

Ich glaube, hier entsteht gerade ein ganz<br />

anderes Segment. Die Unternehmen, die<br />

in diesem Bereich als Know-how-Führer<br />

gelten, sind noch gar nicht an der Börse.<br />

Denn das Thema ist neu und die Spezialisierung<br />

hoch. Da sind in den letzten<br />

Jahren Start-ups entstanden, die schon<br />

wenige Jahre später solide Mittelständler<br />

geworden sind. Sich mit diesen Unternehmen<br />

zusammenzutun und ihnen<br />

durch Kapital die Umsetzung zusätzlicher<br />

Aufträge zu ermöglichen, ist ein ganz<br />

anderer Ansatz. Denn man profitiert als<br />

Anleger direkt von der Rentabilität einzelner<br />

Aufträge, ohne lange in das Unternehmen<br />

investieren zu müssen!<br />

Genau hier entsteht der tolle Zusammenschluss<br />

zwischen Know-how und<br />

Kapital! Diese Unternehmen werden in<br />

zehn Jahren alle sehr viel Geld verdient<br />

haben. Aber jetzt, am Anfang, brauchen<br />

Sie noch eine helfende Hand in Sachen<br />

Liquidität, um einzelne Aufträge annehmen<br />

zu können, die dann aber sehr rentabel<br />

sind. Daher kann auch der Geldgeber<br />

mit einem äußerst attraktiven Ertrag<br />

rechnen. Das ist eine einmalige Chance<br />

in dieser stabilen und systemrelevanten<br />

Branche der stationären Gesundheitsversorgung<br />

in Deutschland.<br />

Einige Branchen werden mit Fördergeldern<br />

dabei unterstützt, Fristen für<br />

die Digitalisierung einzuhalten, zum<br />

Beispiel auch das Gesundheitswesen.<br />

Dadurch kommt natürlich mehr<br />

Tempo in den Prozess. Ist es für Investoren<br />

nicht schon zu spät, davon<br />

zu profitieren?<br />

Ganz im Gegenteil. Das von Jens Spahn<br />

bereits in 2020 initiierte Krankenhauszukunftsgesetz<br />

wurde von den<br />

Christian Hick ist Certified Financial Planner<br />

(CFP) und Business Development Manager<br />

der DF MedTech Europe, einem<br />

Unternehmen, das mit seinen Investoren<br />

Digitalisierungsprojekte in mehr als 70 großen,<br />

zumeist deutschen Kliniken und Unikliniken<br />

vorfinanziert hat. MedTech kooperiert<br />

mit Finanzberatern und Privatanlegern.<br />

»Wenn man jetzt mit den<br />

richtigen Firmen zusammenarbeitet,<br />

kann man<br />

für eine längere Zeit Geld<br />

verdienen.«<br />

Krankenhäusern erst ab dem Jahr 2022<br />

so richtig wahrgenommen. Denn vorher<br />

war man mit Corona beschäftigt. Genau<br />

jetzt geht es in diesem Segment gerade<br />

richtig los. Der Bereich Health-Tec und<br />

die Digitalisierung im Gesundheitswesen<br />

wurden – aus Investorensicht – gerade<br />

erst geboren. Auch unsere in diesem<br />

Segment tätige Firma gibt es erst seit<br />

2022, weil genau hier klar wurde, was in<br />

diesem Segment in den nächsten Jahren<br />

zu verdienen ist. MK<br />

SACHWERT MAGAZIN <strong>01</strong>/20<strong>24</strong><br />

13


Börse<br />

14 SACHWERT MAGAZIN <strong>01</strong>/20<strong>24</strong>


Börse<br />

Auszug aus dem Buch »Intelligent investieren« von Benjamin Graham<br />

Das richtige<br />

Timing<br />

beim Aktienhandel<br />

Der Investor und die Schwankungen an der Börse<br />

Bild: IMAGO / UPI Photo<br />

In dem Ausmaß, in dem das Anlagekapital<br />

eines Investors in erstklassigen<br />

Anleihen mit relativ kurzer Restlaufzeit<br />

angelegt ist – etwa sieben Jahre<br />

oder weniger –, wird er nicht stark<br />

von Veränderungen der Marktpreise<br />

beeinflusst und braucht auch nicht<br />

besonders darauf zu achten.<br />

(Dies gilt auch für die US-<br />

Savings-Bonds, die er immer<br />

zum Einstandspreis<br />

oder höher zurückgeben<br />

kann.) Seine<br />

langfristigeren<br />

Anleihen machen<br />

während<br />

ihrer Laufzeit<br />

relativ weite Kursausschläge durch, und<br />

sein Aktienportfolio wird mit ziemlicher<br />

Sicherheit immer wieder über einige<br />

Jahre hinweg Wertschwankungen unterworfen<br />

sein. Der Investor sollte diese<br />

Möglichkeiten kennen und darauf sowohl<br />

finanziell als auch psychologisch<br />

vorbereitet sein. Er wird sich bemühen,<br />

von den Schwankungen im Marktniveau<br />

zu profitieren – sicherlich von einem<br />

Kursanstieg seiner Aktienbeteiligungen<br />

im Zeitablauf, vielleicht auch durch Käufe<br />

und Verkäufe zu vorteilhaften Kursen.<br />

Dieses Interesse seinerseits ist unausweichlich<br />

und auch legitim. Doch birgt<br />

es auch die konkrete Gefahr, dass er zu<br />

spekulativen Einstellungen und Verhaltensweisen<br />

verführt wird. Für uns ist es<br />

einfach, Ihnen zu empfehlen, nicht zu<br />

spekulieren, Sie aber werden Schwierigkeiten<br />

haben, diesem Rat zu folgen.<br />

Wiederholen wir noch einmal, was wir<br />

am Anfang gesagt haben: Wenn Sie spekulieren<br />

wollen, dann sollten Sie es mit<br />

offenen Augen tun, weil Sie wissen, dass<br />

Sie letztlich Geld verlieren werden. Stellen<br />

Sie sicher, dass Sie das Risiko begrenzen,<br />

und halten Sie dieses Geld vollkommen<br />

getrennt von Ihrem Anlageprogramm.<br />

Zuerst werden wir uns mit dem wichtigen<br />

Aspekt der Kursschwankungen bei<br />

Aktien beschäftigen und später zum Bereich<br />

der Anleihen kommen. In Kapitel 3<br />

stellten wir einen historischen Überblick<br />

des Aktienmarktes über einen Zeitraum<br />

von 100 Jahren vor. In diesem Abschnitt<br />

werden wir immer wieder auf dieses<br />

Datenmaterial zurückkommen, um zu<br />

sehen, was die frühere Leistungsbilanz<br />

dem Investor verspricht – zum einen in<br />

Bezug auf die langfristige Kurssteigerung<br />

eines Portfolios, das relativ unverändert<br />

über Anstiege und Rückschläge hinweg<br />

gehalten wird, zum anderen hinsichtlich<br />

der Käufe in der Nähe eines Bärenmarktes<br />

und des Verkaufs nicht zu weit unter<br />

den Hochs eines Bullenmarktes.<br />

MARKTSCHWANKUNGEN ALS<br />

RICHTLINIE FÜR ANLAGE-<br />

ENTSCHEIDUNGEN<br />

Da Aktien stets Opfer wiederholter und<br />

weiter Kursschwankungen sind, sollte<br />

sich der intelligente Investor überlegen,<br />

ob und wie er von diesen Pendelausschlägen<br />

profitieren kann. Es gibt zwei<br />

mögliche Wege, auf denen dies gelingen<br />

kann: den Weg des Timings und den<br />

Weg des Kurses. Wenn wir von Timing<br />

sprechen, dann meinen wir die Methode,<br />

die Aktionen des Aktienmarkts zu antizipieren<br />

– also zu kaufen und zu halten,<br />

wenn die Kurse wahrscheinlich steigen<br />

werden, und zu verkaufen oder sich bei<br />

Käufen zurückzuhalten, wenn die Kurse<br />

voraussichtlich fallen werden. Mit dem<br />

Ausrichten an Kursen meinen wir das<br />

Seine langfristigeren Anleihen machen während ihrer Laufzeit<br />

relativ weite Kursausschläge durch, und sein Aktienportfolio<br />

wird mit ziemlicher Sicherheit immer wieder über einige Jahre<br />

hinweg Wertschwankungen unterworfen sein.<br />

SACHWERT MAGAZIN <strong>01</strong>/20<strong>24</strong><br />

15


Börse<br />

Vorhaben, Aktien zu kaufen, wenn sie<br />

unter ihrem fairen Wert notiert sind, und<br />

sie zu verkaufen, sobald sie diesen Wert<br />

überschritten haben. Eine weniger ehrgeizige<br />

Form des Pricing (Kursbeobachtung)<br />

besteht schlichtweg darin, nicht<br />

zu viel zu bezahlen, wenn Sie Aktien<br />

kaufen. Für den defensiven Investor mag<br />

das ausreichen, weil sein Anlageschwerpunkt<br />

darauf liegt, die Titel langfristig zu<br />

halten; dies erfordert nur ein Minimum<br />

an Aufmerksamkeit.<br />

Wir sind überzeugt, dass der intelligente<br />

Investor mit Pricing zufrieden stellende<br />

Ergebnisse erzielen kann. Wir sind uns<br />

aber auch sicher, dass er, wenn er seinen<br />

Schwerpunkt auf das Timing im Sinne von<br />

Prognosen legt, letztlich als Spekulant –<br />

und mit den Ergebnissen eines Spekulanten<br />

– enden wird. Für den Laien wird dieser<br />

Unterschied ziemlich klein sein, und<br />

an der Wall Street wird er nicht allgemein<br />

akzeptiert. Aus Geschäftsgebaren, oder<br />

vielleicht auch aus echter Überzeugung,<br />

scheinen die Aktien-Broker und die Anlageberater<br />

an den Grundsatz gebunden<br />

zu sein, dass sowohl Aktieninvestoren als<br />

auch Aktienspekulanten den Prognosen<br />

zum Aktienmarkt unbedingt Beachtung<br />

schenken sollten.<br />

Wir sind überzeugt: Je weiter man sich<br />

von der Wall Street entfernt, umso mehr<br />

wird man auf Skepsis in Bezug auf Börsenprognosen<br />

und Timing stoßen. Der<br />

Investor kann die zahlreichen Prognosen,<br />

die alltäglich veröffentlicht werden,<br />

kaum ernst nehmen und wird sie<br />

in Frage stellen. Dennoch beachtet er<br />

sie in vielen Fällen und agiert auch entsprechend.<br />

Weshalb? Weil er überredet<br />

wurde, dass es für ihn wichtig sei, sich<br />

über den künftigen Weg der Börse eine<br />

Meinung zu bilden, und weil er das Gefühl<br />

hat, dass die Prognosen der Broker<br />

oder Anlageberater zuverlässiger sind als<br />

seine eigenen.<br />

Das Timing ist für den<br />

Spekulanten von großer<br />

psychologischer Bedeutung,<br />

weil er seine Gewinne schnell<br />

mitnehmen will.<br />

Es würde den Umfang des vorliegenden<br />

Buches sprengen, wenn wir die Vor- und<br />

Nachteile der Börsenvorhersagen in allen<br />

Einzelheiten diskutierten. Viel Geisteskraft<br />

wird auf diesem Gebiet verschwendet,<br />

und zweifelsohne gibt es einige<br />

Leute, die mit guten Aktienanalysen viel<br />

Geld verdienen. Doch ist es absoluter Unsinn<br />

zu glauben, dass die allgemeine Öffentlichkeit<br />

jemals von derartigen Prognosen<br />

profitieren könnte. Denn wer wird<br />

kaufen, wenn die Allgemeinheit, wie auf<br />

ein Signal hin, losrennt und mit Gewinn<br />

verkauft? Wenn Sie erwarten, in einigen<br />

Jahren reich zu sein, weil Sie irgendeinem<br />

System folgen oder einem »Leithammel«<br />

nachlaufen, dann müssen Sie<br />

damit rechnen, dass Sie genau das zu tun<br />

versuchen, was zahllose Konkurrenten<br />

an der Börse ebenfalls tun wollen. Weder<br />

aus logischen Gründen noch aus der Erfahrung<br />

heraus gibt es einen Grund anzunehmen,<br />

dass irgendein typischer oder<br />

durchschnittlicher Investor die künftigen<br />

Marktbewegungen erfolgreicher antizipieren<br />

kann als die Allgemeinheit, zu der<br />

ja auch er zählt.<br />

Es gibt einen Aspekt der »Timing-Philosophie«,<br />

die der Aufmerksamkeit aller<br />

entgangen zu sein scheint. Das Timing<br />

ist für den Spekulanten von großer psychologischer<br />

Bedeutung, weil er seine<br />

Gewinne schnell mitnehmen will. Die<br />

Vorstellung, ein Jahr lang warten zu<br />

müssen, bis der Kurs seiner Aktie steigt,<br />

wirkt auf ihn geradezu abschreckend.<br />

Doch für den Investor hat eine Zeit des<br />

Wartens an sich keine Konsequenzen.<br />

Welchen Vorteil hat er, wenn er sein Geld<br />

gerade nicht investiert hat, bis er ein (vermutlich)<br />

zuverlässiges Signal erhält, dass<br />

es nun an der Zeit sei zu kaufen? Wenn<br />

er sein Geld gerade nicht investiert hat,<br />

dann hat er nur dann einen Vorteil, wenn<br />

er später zu günstigeren Kursen kaufen<br />

kann, die seinen Einkommensverlust<br />

durch fehlende Dividenden ausgleichen<br />

können. Das bedeutet, dass Timing für<br />

den Investor an sich wertlos ist, außer es<br />

trifft mit dem richtigen Kurs zusammen<br />

– das heißt, wenn sich die Möglichkeit<br />

bietet, seine Aktien zu einem Kurs zurückzukaufen,<br />

der wesentlich unter dem<br />

vorherigen Verkaufspreis liegt.<br />

In dieser Hinsicht kann die berühmte<br />

Dow-Theorie für das Timing von Kauf<br />

16 SACHWERT MAGAZIN <strong>01</strong>/20<strong>24</strong>


Wir sind überzeugt, dass der durchschnittliche Investor mit<br />

Kursbewegungen nicht erfolgreich umgehen kann, wenn er<br />

versucht, diese zu prognostizieren.<br />

und Verkauf auf eine äußerst ungewöhnliche<br />

Geschichte zurückblicken.<br />

Diese Technik erhält ihr Kaufsignal von<br />

einer speziellen Art des »Durchbruchs«<br />

des Aktiendurchschnitts nach oben und<br />

das Verkaufssignal von einem ähnlichen<br />

Durchbruch nach unten. Die kalkulierten<br />

– nicht unbedingt aktuellen – Ergebnisse<br />

dieser Methode wiesen von 1897 bis in<br />

die frühen 60er-Jahre eine fast ununterbrochene<br />

Serie von Gewinnen aus. Auf<br />

der Grundlage dieser Präsentation hätte<br />

sich der praktische Wert der Dow-Theorie<br />

tatsächlich etabliert; Zweifel – wenn<br />

es denn welche gab – hätten sich nur auf<br />

die Zuverlässigkeit der veröffentlichten<br />

Leistungsbilanz als ein Bild dessen bezogen,<br />

was der Dow-Theoretiker tatsächlich<br />

getan hätte.<br />

Ein genaueres Studium der Zahlen lässt<br />

darauf schließen, dass die Qualität der<br />

Ergebnisse der Dow-Theorie sich nach<br />

1938 radikal veränderte – nur wenige<br />

Jahre, nachdem diese Theorie an der Wall<br />

Street ernst genommen wurde. Die spektakuläre<br />

Leistung bestand darin, dass bei<br />

306 Punkten, etwa einen Monat vor dem<br />

Crash von 1929, ein Verkaufssignal gegeben<br />

wurde und die Anhänger dieser<br />

Theorie vor dem riesigen Bärenmarkt bewahrt<br />

wurden, bis sich 1933, bei 84, die<br />

Situation wieder normalisierte. Doch von<br />

1938 an funktionierte die Dow-Theorie<br />

nur noch insofern, als sie den Anhängern<br />

sagte, sie sollten bei einem recht günstigen<br />

Kurs aussteigen und bei einem<br />

höheren Kurs wieder einsteigen. Die<br />

folgenden 30 Jahre wäre man besser gelegen,<br />

wenn man den DJIA nur gekauft<br />

und gehalten hätte.<br />

Unserer Ansicht nach – und auf der<br />

Grundlage vieler Studien zu diesem<br />

Thema – ist die Veränderung der Ergebnisse<br />

der Dow-Theorie kein Zufall.<br />

Sie macht eine angeborene Eigenschaft<br />

der Prognose und des Formel-Tradings<br />

im Bereich Wirtschaft und Finanzen<br />

deutlich. Diese Formeln, die Anhänger<br />

gewinnen und an Bedeutung zunehmen,<br />

funktionieren eine Zeit lang nur,<br />

weil sie plausibel auf die Ergebnisse der<br />

Vergangenheit angewendet wurden.<br />

Wenn die Akzeptanz jedoch zunimmt,<br />

verlieren sie meist ihre Zuverlässigkeit.<br />

Das hat zwei Gründe: Erstens bringt<br />

der Lauf der Zeit neue Bedingungen<br />

mit sich, zu denen die alte Formel nicht<br />

mehr passt. Zweitens hat die Popularität<br />

einer Trading-Theorie an der Börse<br />

selbst einen Einfluss auf das Marktverhalten,<br />

was damit langfristig die rentablen<br />

Chancen mindert. (Die Popularität<br />

etwa der Dow-Theorie scheint ihre<br />

eigene Rechtfertigung zu schaffen,<br />

da sie durch die Aktionen der Anhänger<br />

die Kurse steigen oder fallen lässt,<br />

wenn ein Kaufsignal oder ein Verkaufssignal<br />

gegeben wird. Ein »Ansturm«<br />

dieser Art ist für den normalen Trader<br />

natürlich eine wesentlich größere Gefahr,<br />

als es einen Vorteil darstellt.)<br />

Wir sind überzeugt, dass der durchschnittliche<br />

Investor mit Kursbewegungen<br />

nicht erfolgreich umgehen kann,<br />

wenn er versucht, diese zu prognostizieren.<br />

Kann er davon profitieren,<br />

nachdem sie sich ereignet haben – das<br />

heißt, wenn er nach jedem Abschwung<br />

kauft und nach jedem größeren Aufschwung<br />

verkauft? Die Schwankungen<br />

an der Börse über mehrere Jahre<br />

hinweg im Zeitraum bis 1950 schienen<br />

dieses Vorgehen empfehlenswert zu<br />

machen. Tatsächlich war es ein Kennzeichen<br />

eines »scharfsinnigen« Investors,<br />

dass er in einem Bärenmarkt<br />

kauft, wenn alle anderen verkaufen,<br />

und in einem Bullenmarkt verkauft,<br />

wenn alle anderen kaufen.<br />

Bild: Depositphotos / Elnur_, Cover: FinanzBuch Verlag<br />

»Intelligent investieren«<br />

von Benjamin Graham<br />

640 Seiten<br />

Erschienen: April 2020<br />

FinanzBuch Verlag<br />

ISBN: 978-3-95972-341-1<br />

SACHWERT MAGAZIN <strong>01</strong>/20<strong>24</strong>


Börse<br />

Alle<br />

Jahre<br />

wieder?<br />

Wie die Jahresendrallye das<br />

Anlageverhalten beeinflusst<br />

Wird es 2023 wieder<br />

eine Jahresendrallye<br />

geben? Spätestens mit<br />

Anbruch des vierten<br />

Quartals wird diese<br />

Frage erneut unter Anlegern diskutiert,<br />

hofft man doch wie jedes Jahr auf einen<br />

deutlichen Anstieg der Aktienkurse während<br />

des letzten Quartals. Doch ist auf<br />

ein solches Börsenhoch zum Jahresende<br />

eigentlich tatsächlich Verlass? Und lohnt<br />

es jetzt noch, das Portfolio zu überprüfen?<br />

Wir haben uns das Thema einmal<br />

genauer angesehen.<br />

MEHR ALS EIN MYTHOS<br />

Um es gleich vorwegzunehmen: Statistisch<br />

völlig von der Hand zu weisen ist die<br />

Jahresendrallye jedenfalls nicht. Immerhin<br />

schloss der DAX seit seiner Einführung<br />

vor 35 Jahren lediglich viermal mit einer<br />

negativen Bilanz im letzten Quartal. Zuletzt<br />

sei dies im Jahr 2<strong>01</strong>8 der Fall gewesen,<br />

berichtet das »Comdirect <strong>Magazin</strong>«.<br />

Kommt es hingegen in dieser Phase zu<br />

einem Anstieg der Aktienkurse, kann<br />

dies besonders eine hohe Rendite für<br />

die Anleger bedeuten. Immerhin erhöht<br />

der DAX seine Performance in einem<br />

solchen Zeitraum durchschnittlich<br />

um sieben Prozent.<br />

Das Phänomen der außergewöhnlich<br />

hohen Kurse zum Ende eines Jahres hin<br />

betrifft bei Weitem nicht nur Deutschland,<br />

sondern kann auch bei anderen<br />

Aktienindizes beobachtet werden, wenn<br />

auch bei einer genaueren Betrachtung<br />

kleinere Unterschiede zwischen den Jahresendrallyes<br />

einzelner Länder ersichtlich<br />

werden. So zeigt etwa eine Analyse des<br />

»HQ Trust« aus dem Jahr 2<strong>01</strong>9, dass in<br />

den USA der Dezember zu den Monaten<br />

zählt, in denen insbesondere mit hohen<br />

Erträgen aus dem S&P 500 zu rechnen<br />

ist. Dagegen spielen die ertragsreichsten<br />

Monate in Deutschland – November und<br />

März – für diesen Aktienindex nur eine<br />

untergeordnete Rolle.<br />

Und auch das Fazit der »HQ-Trust«-Analyse,<br />

eine Jahresendrallye gebe es nur in<br />

guten Jahren, lässt sich nicht ohne Weiteres<br />

auf den deutschen Markt übertragen.<br />

Zwar setzte sich im Jahr 2<strong>01</strong>8<br />

die insgesamt negative Entwicklung des<br />

DAX auch bis in den Dezember fort, dagegen<br />

zogen in 2002 – einem Jahr, das<br />

in Deutschland zu den wirtschaftlich<br />

Das Phänomen der<br />

außergewöhnlich<br />

hohen Kurse zum<br />

Ende eines Jahres<br />

hin betrifft bei<br />

Weitem nicht nur<br />

Deutschland, [...].<br />

18 SACHWERT MAGAZIN <strong>01</strong>/20<strong>24</strong>


Börse<br />

schwächsten zählt – die Kurse am Jahresende<br />

noch einmal überraschend an.<br />

»Doch als keiner mehr an die Wende<br />

glaubte, drehte der Markt. Verschollen<br />

geglaubte Käufer katapultierten den<br />

Dax binnen Tagen auf über 3400 Punkte«,<br />

beschrieb der »Tagesspiegel« die<br />

damalige Entwicklung.<br />

STATISTIK NICHT ALLEIN<br />

AUSSCHLAGGEBEND<br />

Vor diesem Hintergrund erscheint auch<br />

eine Mahnung verständlich, die das<br />

»Deutsche Aktieninstitut« 2005 veröffentlichte:<br />

Anleger sollten sich nicht<br />

von statistischen Phänomenen wie der<br />

Jahresendrallye in ihren Entscheidungen<br />

beeinflussen lassen, hieß es darin. Ob<br />

und in welcher Intensität die Konjunktur<br />

einen Aufschwung erlebe, sei schließlich<br />

von zahlreichen, mitunter schwer vorherzusagenden<br />

Faktoren abhängig. Investments<br />

in Abhängigkeit von der Jahreszeit<br />

zu tätigen, sei daher nicht ratsam.<br />

Dass wirtschaftliche, politische und andere<br />

globale Ereignisse den Verlauf des<br />

letzten Quartals erheblich beeinflussen<br />

können, bestätigt auch der Portfoliomanager<br />

und Buchautor Mario Lüddemann.<br />

Auf seiner Webseite spricht er<br />

sich dennoch dafür aus, zu Beginn des<br />

Oktobers in den DAX ein- und am Ende<br />

des Dezembers wieder aus diesem auszusteigen.<br />

Schließlich gebe es neben der<br />

bereits angesprochenen statistischen<br />

Korrelation auch stichhaltige Erklärungen<br />

für einen Anstieg der Aktienkurse<br />

gegen Ende des Jahres.<br />

daraus resultierenden Anlageverhalten<br />

sogar noch einen weiteren Aspekt hinzu:<br />

die Rolle der selbsterfüllenden Prophezeiung.<br />

Demnach sei es möglich, dass allein<br />

die Erwartungshaltung die Börsenkurse<br />

antreiben könne.<br />

BLEIBT DIE BÖRSENBESCHERUNG<br />

DIESMAL AUS?<br />

Und so blickt die Börsenwelt auch diesmal<br />

den letzten Wochen des Jahres erwartungsvoll<br />

entgegen. Doch ist eine<br />

Jahresendrallye tatsächlich realistisch?<br />

Der DAX ließ nach Erreichen der Höchstwerte<br />

im Sommer zuletzt spürbar nach,<br />

während die Ölpreise zusehends anstiegen.<br />

Bremst das die Erwartungen an ein<br />

ertragreiches Jahresende?<br />

Immerhin wurden aufgrund dieser Ereignisse<br />

bereits Stimmen laut, in diesem<br />

Jahr könne die Rallye, sofern sie überhaupt<br />

stattfinde, deutlich verhaltener<br />

ausfallen. Im Hinblick auf die US-Börsen<br />

erklärte beispielsweise der als »Wallstreet-Bär«<br />

bekannte Mike Wilson, die<br />

durchschnittliche Aktie sei technisch bereits<br />

zusammengebrochen.<br />

Und auch für den DAX sind die Aussichten<br />

derzeit eher wenig positiv:<br />

Erst unlängst prognostizierte etwa der<br />

Internationale Währungsfonds, dass<br />

Deutschland der einzige Industriestaat<br />

sei, dessen Wirtschaft 2023 schrumpfen<br />

würde. Dennoch wollte man sich noch<br />

nicht von dem Gedanken einer Jahresendrallye<br />

verabschieden. So analysierte<br />

es jedenfalls der Experte für Trading-<br />

Psychologie und Bestsellerautor Roland<br />

Ullrich im wirtschaft tv Börsentalk. Die<br />

eher durchwachsenen Herbstmonate<br />

seien seiner Einschätzung nach jedenfalls<br />

kein Indikator für ein Ausfallen<br />

des beinahe regelmäßigen Ereignisses<br />

– eine konkretere Voraussage allerdings<br />

könne angesichts der derzeit sehr undurchschaubaren<br />

finanzpolitischen Lage<br />

kaum getroffen werden. »Trader müssen<br />

aufpassen, ob sie sich darauf einlassen<br />

wollen«, erklärte er hier noch im<br />

Oktober; eine Einschätzung, die er mit<br />

einem Plädoyer fürs Abwarten schloss:<br />

»Wir müssen jetzt einfach sehen, wie<br />

die nächsten Wochen über die Bühne<br />

gehen«, lautete noch im Oktober sein<br />

Fazit zu diesem Thema. AS<br />

Und so blickt die Börsenwelt auch diesmal<br />

den letzten Wochen des Jahres<br />

erwartungsvoll entgegen.<br />

Neben der Tatsache, dass viele Unternehmen<br />

in diesem Zeitraum ihre Quartalsergebnisse<br />

veröffentlichten, komme<br />

es in dieser Spanne auch vermehrt zum<br />

sogenannten »Window Dressing«: Einige<br />

Investoren und Unternehmen seien<br />

also bestrebt, ihre Bilanzen in einem<br />

möglichst guten Licht erscheinen zu lassen.<br />

Dies habe schon so manchen Aktien<br />

Aufwind verschafft.<br />

Bilder: Depositphotos / imagebrokermicrostock, IMAGO / Sven Simon<br />

Darüber hinaus erscheine in den letzten<br />

Monaten des alten Jahres auch das<br />

neue in greifbarer Nähe; ein Umstand,<br />

der – ebenso wie die Auszahlung des<br />

Weihnachtsgelds – zu einer optimistischen<br />

Stimmung auf dem Markt und zu<br />

einem erhöhten Aufkommen an Investitionen<br />

beitrage.<br />

Mit diesen Beobachtungen steht Lüddemann<br />

nicht allein da, werden sie doch<br />

auch von weiteren Börseninsidern, unter<br />

anderem vom »Deutschen Aktieninstitut«<br />

selbst, bestätigt. Dieses fügt trotz<br />

seiner skeptischen Grundhaltung zur<br />

Planbarkeit der Jahresendrallye und dem<br />

SACHWERT MAGAZIN <strong>01</strong>/20<strong>24</strong><br />

19


Immobilien<br />

Ein Gastbeitrag von Benjamin Mudlack<br />

Die Krise im<br />

Bausektor als Folge<br />

der Geldpolitik<br />

Das Angebot an Wohnraum ist<br />

mittlerweile extrem knapp. So<br />

knapp, dass die Politik sich<br />

einmal mehr als Retter in der<br />

Not aufzuspielen versucht.<br />

Die Bauverbände fordern symptomlindernde<br />

Umverteilung durch Milliardenpakete.<br />

Die Medien, Verbände und auch<br />

Politiker verkennen jedoch den Einfluss<br />

der Geldpolitik und gehen nicht den<br />

elementaren Ursachen auf den Grund.<br />

Die allgemeine Oberflächlichkeit in der<br />

Analyse und in Bezug auf wohlwollend<br />

klingende Scheinlösungen scheint ein<br />

zeitgenössisches Phänomen zu sein.<br />

AUF DIE RAUSCHENDE PARTY FOLGT<br />

NUN DER KATER<br />

Noch vor 2022 feierte die Baubranche,<br />

im Wesentlichen bedingt durch<br />

die Politik des lockeren Geldes, eine<br />

scheinbar nicht enden wollende Party.<br />

Der Sektor boomte und die Auftragsbücher<br />

von Bauunternehmen und<br />

Handwerkern waren teilweise schon<br />

für das Folgejahr prall gefüllt. Auch die<br />

Immobilienprojektgesellschaften hatten<br />

Hochkonjunktur und wetteiferten miteinander,<br />

wenn es darum ging, die besten<br />

Grundstücke für ihre Bauprojekte zu<br />

erhaschen. Immobilienverkäufer hatten<br />

leichtes Spiel, denn die Objekte erzielten<br />

im Rahmen von Bieterverfahren exorbitante<br />

Verkaufserlöse.<br />

Ab der zweiten Jahreshälfte 2020 explodierten<br />

plötzlich die Preise in nicht wenigen<br />

Märkten für Baumaterialien. Einige<br />

Produkte waren gar nicht lieferbar. Auf<br />

20 SACHWERT MAGAZIN <strong>01</strong>/20<strong>24</strong>


Immobilien<br />

die Party folgten erste Kopfschmerzen,<br />

die sich im Rahmen der Energiekrise zu<br />

einem handfesten Kater auswuchsen. Die<br />

Sündenböcke für Politik und Medienvertreter<br />

waren mit dem Virus und dem Krieg<br />

in der Ukraine schnell gefunden. Weniger<br />

bis gar nicht ging man kritisch mit den politischen<br />

Maßnahmen rund um das Virus<br />

oder der Sanktionspolitik um. Diese Maßnahmen<br />

beeinträchtigten das Angebot<br />

an Importwaren und Rohstoffen deutlich<br />

und ganze Lieferströme versandeten.<br />

In jedem Fall haben die Maßnahmen den<br />

Prozess der allgemeinen wirtschaftlichen<br />

Schwäche und der Geldverschlechterung<br />

(Inflationierung der Geldmenge durch<br />

die Ausweitung der Staatsschulden)<br />

deutlich beschleunigt. Die Tatsache, dass<br />

die »Politik des leichten Geldes« unnatürliche<br />

Konjunkturzyklen verursacht,<br />

findet in der öffentlichen Debatte bis<br />

heute kaum Beachtung. Dabei zeichnen<br />

die Fakten und historischen Abläufe ein<br />

eindeutiges Bild.<br />

BOOM- UND BUST-ZYKLEN<br />

IN ALLER KÜRZE<br />

Wann immer es zu Krisen kommt, wird<br />

der Ruf laut, dass die Politik und die Zentralbanken<br />

zu intervenieren haben, um<br />

Bilder: Depositphotos / vladrad / gearstd<br />

Noch vor 2022 feierte<br />

die Baubranche, im<br />

Wesentlichen bedingt<br />

durch die Politik des<br />

lockeren Geldes, eine<br />

scheinbar nicht enden<br />

wollende Party.<br />

SACHWERT MAGAZIN <strong>01</strong>/20<strong>24</strong><br />

21


Immobilien<br />

die Wirtschaft zu stimulieren bzw. die<br />

allgemeine Nachfrage anzukurbeln. Die<br />

aktuellen Diskussionen und Krisensitzungen<br />

rund um den Wohnungsmangel bestätigen<br />

dies.<br />

Wenn die Regierungen eingreifen, verschulden<br />

sie zumeist den Staat (im Endeffekt die<br />

Nettosteuerzahler) mithilfe der Geschäftsbanken<br />

und Zentralbanken. Durch die neuen<br />

Staatsschulden wächst die Geldmenge<br />

(Inflation) und der Tauschwert (Kaufkraft)<br />

des Geldes sinkt in Relation zu anderen<br />

Gütern. Die Tauschkraftminderungseffekte<br />

haben enteignende Wirkung für Sparer<br />

und Nominalwert-Gläubiger. Sie zahlen<br />

buchstäblich die Zeche. Die Zentralbanken<br />

senken parallel zur Geldmengenausweitung<br />

die sogenannten Leitzinsen.<br />

Die Zinsen liegen durch diesen manipulativen<br />

Markteingriff im Regelfall deutlich<br />

unter dem natürlichen Zinsniveau, welches<br />

sich auf Basis eines Markzinses und<br />

unter Berücksichtigung der individuellen<br />

Sparneigung der Menschen (sogenannte<br />

Zeitpräferenzrate) und der Kreditnachfrage<br />

einpendeln würde.<br />

Irgendwann steigen die Preise derart, dass die<br />

ursprünglichen Kalkulationen nicht mehr aufgehen<br />

und sich der Boom in einen Bust umkehrt.<br />

Durch die unnatürlich niedrigen Zinsen<br />

rechnen sich plötzlich auch weniger rentable<br />

Projekte, die sich bei einem Marktzins<br />

nicht rentieren würden. Es kommt<br />

zur Fehlleitung und Verschwendung von<br />

Ressourcen (Arbeit, Kapital, Rohstoffe<br />

usw.) und die betreffenden Volkswirtschaften<br />

bauen Ungleichgewichte auf,<br />

indem Kapital, Arbeit und Ressourcen<br />

wohlstandsmindernd in ineffizienten<br />

Verwendungen gebunden werden.<br />

Durch das relativ billige, neu entstandene<br />

Geld wird durch diese Umstände ein<br />

substanzarmer Boom ohne nennenswerte<br />

Produktivitätsfortschritte (seit 2007<br />

kann Deutschland keine Fortschritte vorweisen)<br />

in Gang gesetzt. Die allgemein<br />

gestiegene Nachfrage führt zu einem<br />

regelrechten Konkurrenzkampf um Arbeitskräfte,<br />

Rohstoffe, Baumaterialien<br />

und so weiter. Das Angebot in den genannten<br />

Märkten kann mit dem Nachfragewachstum<br />

nicht Schritt halten. Die Folge<br />

der relativen Dominanz der Nachfrage<br />

sind höhere Preise. Irgendwann steigen<br />

die Preise derart, dass die ursprünglichen<br />

Kalkulationen nicht mehr aufgehen und<br />

sich der Boom in einen Bust umkehrt. Aus<br />

geplanten Gewinnen werden Verluste, es<br />

kommt zu Insolvenzen, Arbeitslosigkeit,<br />

Zahlungsausfällen, Bankenkrisen, rückläufigem<br />

Steueraufkommen, wachsenden<br />

Defiziten in öffentlichen Haushalten<br />

und im Extremfall zur finanziellen Schieflage<br />

gesamter Staaten beziehungsweise<br />

Volkswirtschaften.<br />

Durch die dynamischen Teuerungsraten<br />

erhöht sich der öffentliche Druck auf<br />

die Zentralbanken. Um der Teuerung<br />

geldpolitisch zu begegnen, erhöhen die<br />

Zentralbanken publikumswirksam den<br />

Leitzins, um die Nachfrage zu drosseln,<br />

damit die Preissteigerungen abnehmen.<br />

Der Effekt der Krise, des »Busts«, wird<br />

durch diesen marktfernen Eingriff der<br />

Zentralbank zusätzlich beschleunigt. An<br />

dieser Stelle befindet sich die Zentralbank<br />

in einer Zwickmühle und sie würgt<br />

die Wirtschaft zusätzlich ab, obwohl sie<br />

eigentlich die Wirtschaft durch billiges<br />

Geld ankurbeln müsste. Ein klassischer<br />

»Double bind«, der kennzeichnend ist<br />

für die Dysfunktionalität der geldpolitischen<br />

Maßnahmen.<br />

Das Wechselspiel aus zunächst herunterregulierten<br />

und später steigenden Zinsen<br />

lässt den vom österreichischen Ökonomen<br />

Ludwig von Mises (1881-1973) vor<br />

mehr als 100 Jahren entdeckten zinsund<br />

geldbasierten Konjunkturzyklus aus<br />

Boom und Bust entstehen. Das, was<br />

Mises in der Theorie beschrieb, lässt sich<br />

aktuell anhand der Geschehnisse im Bausektor<br />

– und auch in anderen Branchen<br />

– in der Praxis beobachten.<br />

22 SACHWERT MAGAZIN <strong>01</strong>/20<strong>24</strong>


Buchtipps<br />

Grafiken: Benjamin Mudlack<br />

DIE OFFENBAR »VERGESSENE« KRISE<br />

NACH 2007<br />

Die Parallelen zu der Finanzkrise nach<br />

2007 sind frappierend. Auch vor 2007<br />

war gerade in den USA und Südeuropa<br />

ein enormer Boom im Immobilienbereich<br />

zu identifizieren. Auslöser des Booms<br />

war auch damals die Politik des billigen<br />

Geldes. Die Zinsen wurden durch die<br />

Zentralbanken, wie in der aktuellen Zeit,<br />

in die Krise hinein angehoben. Bezogen<br />

auf die Eurozone von 2 Prozent im Jahr<br />

2006 auf 4,25 Prozent im Jahr 2008. Es<br />

folgten die Finanz- und Eurokrise (Bust)<br />

und so wurden die Leitzinsen schrittweise<br />

bis ins Jahr 2<strong>01</strong>6 auf 0 Prozent durch<br />

die zentralverwaltende Entscheidung der<br />

EZB-Räte herabgesetzt. Die »Politik des<br />

leichten Geldes« ließ die Geldmenge<br />

und Zentralbankbilanz durch die Kreditausweitungen<br />

nach 2007 erheblich ansteigen.<br />

Es folgten die spürbaren Teuerungsraten,<br />

zuerst in den Märkten für<br />

Vermögensgüter (Immobilien, Aktien<br />

usw.), später auch in den Konsumgütermärkten,<br />

und so hob die EZB den Leitzins<br />

in zehn Zinsschritten von Sommer<br />

2022 bis September 2023 von 0 Prozent<br />

auf 4,5 Prozent an.<br />

Gesellschaftlich ist der Erkenntnisgewinn<br />

im Rahmen der Finanz- und Eurokrise in<br />

Bezug auf die desaströsen Interventionen<br />

von Politik und Zentralbanken ganz offensichtlich<br />

ausgeblieben. Die Menschen<br />

haben es zugelassen, dass man der Krise<br />

nach 2007 mit den identischen Mitteln<br />

begegnete, wegen der sie überhaupt erst<br />

entstanden ist. So war der Weg frei für<br />

einen neuen noch größeren Boom- und<br />

Bust-Zyklus. Mit jedem Zyklus erhöht sich<br />

die Fallhöhe der Volkswirtschaften und in<br />

Folge der Pleitewellen kommt es zu wirtschaftlichen<br />

und machtpolitischen Zentralisierungseffekten.<br />

Nochmals: In nur ungefähr einem Jahr<br />

wurden die Zinsen durch die EZB von<br />

Mit jedem Zyklus<br />

erhöht sich die Fallhöhe<br />

der Volkswirtschaften<br />

und in Folge der Pleitewellen<br />

kommt es zu<br />

wirtschaftlichen und<br />

machtpolitischen Zentralisierungseffekten.<br />

Aktien-Life-Balance<br />

von Lisa Osada<br />

2<strong>24</strong> Seiten, erschienen: November 2023<br />

Edition Michael Fischer / EMF Verlag<br />

ISBN: 978-3-7459-1742-0<br />

Die perfekte Work-Life-Balance ist in aller Munde. Das Thema<br />

Finanzen und Vermögensbildung kommt aber oft viel zu<br />

kurz. Dabei können der richtige Umgang mit den eigenen<br />

Finanzen unsere Lebensqualität enorm verbessern. Finanzbloggerin<br />

Lisa Osada zeigt, wie das funktioniert.<br />

Staatskunst<br />

von Henry Kissinger<br />

608 Seiten, erschienen: Juli 2022<br />

C.Bertelsmann<br />

ISBN: 978-3-570-10472-9<br />

Die Abrechnung<br />

von Matthias Weik<br />

368 Seiten, erschienen: März 2023<br />

Ariston<br />

ISBN: 978-3-4<strong>24</strong>-20282-3<br />

Die Millionärsformel<br />

von Carsten Maschmeyer<br />

352 Seiten, erschienen: September 2021<br />

Heyne<br />

ISBN: 978-3-453-60602-9<br />

Inflation, Energiekrise, Krieg in der Ukraine. Eiskalt hat uns<br />

die Realität der Globalpolitik eingeholt. Der Finanz-Realist<br />

und Bestsellerautor Matthias Weik analysiert in seinem neuen<br />

Buch knallhart, welche Konsequenzen Sparern, Immobilienbesitzern<br />

und Unternehmern drohen.<br />

Carsten Maschmeyer hat es aus kleinen Verhältnissen zum<br />

Selfmade-Milliardär gebracht. Jetzt teilt der legendäre Finanzprofi<br />

seine Erfahrungen und sein Wissen und vermittelt<br />

die Strategien, mit denen schon viele Menschen reich<br />

geworden sind.<br />

Rente oder Wohlstand<br />

von Bodo Schäfer<br />

180 Seiten, erschienen: Januar 2<strong>01</strong>9<br />

FinanzBuch Verlag<br />

ISBN: 978-3-95972-206-3<br />

Wir können uns in Zukunft nicht mehr auf die Altersrente<br />

verlassen. Die Folge: Es wird eine Zweiklassengesellschaft<br />

geben – wohlhabende Privatiers und arme Rentner. Bodo<br />

Schäfer zeigt die entscheidenden sieben Regeln, die Sie zu<br />

finanzieller Sicherheit und Freiheit führen.<br />

Henry Kissinger, Jahrhundertpolitiker und Friedensnobelpreisträger,<br />

Meister der Diplomatie und politischer Stratege,<br />

zeigt in diesem Alterswerk, was Staatskunst in Zeiten<br />

von Krise und Umbruch auszeichnet. Am Beispiel von<br />

sechs Staatenlenkern, denen er persönlich verbunden war.<br />

Cover: Edition Michael Fischer / EMF Verlag, Ariston, Heyne, FinanzBuch Verlag, C.Bertelsmann<br />

SACHWERT MAGAZIN <strong>01</strong>/20<strong>24</strong>


Immobilien<br />

beobachten ist. Diese Zusammenhänge<br />

wies Ludwig von Mises im Jahr 1922 in<br />

seinem Werk »Die Gemeinwirtschaft –<br />

Untersuchungen über den Sozialismus«<br />

in der Theorie nach.<br />

Die Verunmöglichung der Wirtschaftsrechnung<br />

gilt auch für die Geldplanwirtschaft<br />

und das Umfeld der zentralplanerisch<br />

festgelegten Zinssätze. Ein<br />

marktwirtschaftlicher Zins würde sich<br />

langsam den sich verändernden Zeitpräferenzraten<br />

(Sparneigung bzw. Gewichtung<br />

des Gegenwartskonsums) der<br />

Menschen anpassen. Auch die Geldmengenausweitungen<br />

der jüngeren<br />

Vergangenheit sind mit einem marktwirtschaftlichen<br />

Umfeld nicht in Einklang<br />

zu bringen. Die aktuellen Entwicklungen<br />

sind also keine plötzlichen »Naturkatastrophen«,<br />

sie waren absehbar.<br />

In nur ungefähr einem Jahr wurden die Zinsen<br />

durch die EZB von 0 auf 4,5 Prozent angehoben.<br />

Vonovia zog frühzeitig die Reißleine.<br />

Viele andere Projektentwicklungsgesellschaften<br />

und Bauträger stehen vor dem<br />

Aus oder haben schon den Gang in die<br />

Insolvenz angetreten.<br />

0 auf 4,5 Prozent angehoben. Gerade<br />

der Vergleich zur »großen Finanzkrise«<br />

2007 macht die Tragweite deutlich.<br />

Diese gewaltigen nicht-marktwirtschaftlichen<br />

Zinsschritte können nicht<br />

ohne Folgen bleiben. Der Dominoeffekt<br />

wird sich erst im Laufe der Zeit<br />

zeigen. Nämlich dann, wenn Zinsbindungen<br />

für Kredite auslaufen und die<br />

Refinanzierungskosten entsprechend<br />

höher ausfallen. Derartige Zinsanstiege<br />

sind mehr als unnatürlich und die Wirtschaft<br />

kann unmöglich innerhalb eines<br />

Jahres diese gestiegenen Kapitalkosten<br />

einpreisen. Die Chance einer Anpassung<br />

ist bei einer derartigen Dynamik<br />

quasi unmöglich. In einem Umfeld der<br />

natürlichen Marktzinsen würde es diese<br />

Entwicklungen auch nicht geben.<br />

Ebenso wenig wie es einen Nullzins geben<br />

würde, da jeder Mensch den Gegenwartskonsum<br />

höher gewichtet als<br />

den zukünftigen Konsum. Die Lektion<br />

aus der Krise nach 2007 wurde nicht<br />

gelernt.<br />

STATUS QUO: BAUGENEHMIGUNGEN<br />

STARK RÜCKLÄUFIG<br />

Der Wohnungsmarkt ist extrem angespannt<br />

und die Mieten steigen, unter<br />

anderem aufgrund des deutlichen<br />

Nachfrageüberhangs. Einzig eine Ausweitung<br />

des Angebotes an Wohnraum,<br />

also eine Zunahme der Bautätigkeit,<br />

könnte diesen Trend stoppen. Danach<br />

sieht es aktuell allerdings nicht aus. Die<br />

Faktenlage ist eindeutig.<br />

Am 18. September 2023 veröffentlichte<br />

das Statistische Bundesamt die Entwicklung<br />

der Baugenehmigungen:<br />

• Die Zahl genehmigter Wohnungen von<br />

Januar bis Juli 2023 ist um 27,8 Prozent<br />

geringer als im Vorjahreszeitraum.<br />

• Die Baugenehmigungen im Neubau<br />

von Januar bis Juli 2023 sind stark rückläufig:<br />

minus 36,5 Prozent bei Einfamilienhäusern,<br />

minus 53,2 Prozent bei Zweifamilienhäusern,<br />

minus 27,5 Prozent bei<br />

Mehrfamilienhäusern.<br />

Es ist mehr als verwunderlich, dass in der<br />

öffentlichen Debatte kaum ein Kommentator<br />

den Zinsanstieg von 4,5 Prozent<br />

oder den vorher durch zu viel und zu billiges<br />

Geld unnatürlich in Gang gesetzten<br />

Boom ins Feld führt.<br />

Bereits vor einigen Monaten verkündete<br />

der Bochumer Immobilienkonzern Vonovia<br />

SE, dass sämtliche Neubauprojekte<br />

bis auf Weiteres auf Eis gelegt werden<br />

sollten. Als Grund wurden die sprunghaft<br />

gestiegenen Kapital- und Baukosten<br />

angeführt. Die ursprünglichen Kalkulationen<br />

gingen also nicht mehr auf. An<br />

der Stelle handelt es sich um ein zentralplanwirtschaftliches<br />

Phänomen. Die zentrale<br />

Planwirtschaft scheiterte aufgrund<br />

der Undurchführbarkeit der Wirtschaftsrechnung.<br />

Ohne stabile, verlässliche und<br />

marktkonforme Preise kann man keine<br />

Kalkulationen anstellen. Ein Problem,<br />

das generell bei hoher Staatsaktivität zu<br />

Überdies sei angefügt, dass durch die<br />

Politik des Gelddruckens die Preissignale<br />

verwässert werden und somit wichtige<br />

marktwirtschaftliche Notwendigkeiten<br />

unterminiert werden. Steigende Preistendenzen<br />

sind also nicht zwangsläufig<br />

ein Anzeichen für zunehmende relative<br />

Knappheit, sondern sie sind schlicht<br />

die »Normalität« in einem inflationären<br />

Umfeld. Der Umstand der hemmungslosen<br />

Geldproduktion verzerrt die Produktionsstruktur<br />

einer Volkswirtschaft und<br />

lenkt Investitionen, Rohstoffe, Talent<br />

(Arbeitskräfte) und so weiter in nicht<br />

dringliche und ineffiziente Verwendungen.<br />

Die Folge sind Produktivitätsverluste<br />

und Wohlstandseinbußen.<br />

Der Autor<br />

Benjamin Mudlack ist diplomierter<br />

Wirtschaftsinformatiker, der Autor von<br />

»GeldZeitenwende« und Vorstand der<br />

Atlas Initiative für Recht und Freiheit.<br />

Bilder: Depositphotos / 4kclips, Privat<br />

<strong>24</strong> SACHWERT MAGAZIN <strong>01</strong>/20<strong>24</strong>


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Börse<br />

Börsenerfolg durch<br />

antizyklisches Handeln<br />

Auszug aus dem Buch »Börsengewinne mit Strategie und Taktik« von Peter E. Huber<br />

Anleger hören gern auf die<br />

Ratschläge von Börsengurus,<br />

besonders wenn es sich dabei<br />

um offensichtlich erfolgreiche<br />

Investoren wie Warren Buffett,<br />

Nobelpreisträger Robert Shiller, Edouard<br />

Carmignac oder Felix Zulauf handelt.<br />

Aber führt ein solches Verhalten auch zum<br />

Börsenerfolg? Das US-Beratungsunternehmen<br />

CXO Advisory hat sämtliche öffentlichen<br />

Ratschläge der Jahre 2005 bis<br />

2<strong>01</strong>2 von 68 prominenten Anlagegurus<br />

weltweit unter die Lupe genommen. Das<br />

Ergebnis: Im Schnitt lagen die Meister in<br />

47 Prozent der Fälle richtig. Die Gewinnchance<br />

ist also größer, wenn man im Spielcasino<br />

auf Rot oder Schwarz setzt.<br />

Wenn man sich mit Börsianern unterhält,<br />

bringen sie oft zum Ausdruck, dass sie<br />

nicht verstehen, warum sie mit ihren Engagements<br />

relativ schlecht abschneiden,<br />

obwohl sie doch alles richtig machen,<br />

sich gut informieren und rational entscheiden.<br />

So werden Aktien oft dann<br />

gekauft, wenn die Konjunktur gut läuft,<br />

die Unternehmensgewinne steigen, die<br />

Zeitungen voll mit positiven Wirtschaftsmeldungen<br />

und auch die weiteren Aussichten<br />

vielversprechend sind. Meist befinden<br />

sich die Börsen dann auch schon<br />

seit Längerem in einem stabilen Aufwärtstrend,<br />

was einem ein Gefühl der Sicherheit<br />

gibt. Umgekehrt wird verkauft,<br />

wenn die wirtschaftlichen Frühindikatoren<br />

eine Abschwächung der Konjunktur<br />

und eine drohende Rezession anzeigen<br />

und die meisten Unternehmen ihre Geschäftslage<br />

in düsteren Farben malen.<br />

Ganz offensichtlich ist diese Vorgehensweise<br />

zwar logisch, aber falsch. Und hier<br />

sind wir wieder bei der Effizienzthese<br />

und den besonderen Gesetzen der Börse.<br />

Anscheinend sind alle bekannten und<br />

relevanten Informationen tatsächlich bereits<br />

in den Aktienkursen enthalten. Das<br />

wäre nicht weiter schlimm, wenn nicht<br />

darüber hinaus auch die Erwartungen<br />

der Anleger insgesamt bezüglich der<br />

weiteren Börsenentwicklung bereits in<br />

den Kursen vorweggenommen wären.<br />

Wer also versucht, den weiteren Börsenverlauf<br />

zu prognostizieren und danach<br />

zu handeln, wird vom Anleger zum Spekulanten.<br />

Schon John Maynard Keynes<br />

hat es gut auf den Punkt gebracht: Eine<br />

Spekulation ist eine Wette darauf, was<br />

andere über ein bestimmtes Investment<br />

denken. Bei einer Investition hingegen<br />

geht es darum, vom Wachstum der Unternehmensgewinne<br />

langfristig zu profitieren.<br />

Die Börse ist also im Prinzip nichts<br />

anderes als eine gigantische Ablenkung<br />

bei der Arbeit des Investierens. Versucht<br />

man nun, eine Schlussfolgerung aus dem<br />

allgemein üblichen Anlageverhalten zu<br />

26 SACHWERT MAGAZIN <strong>01</strong>/20<strong>24</strong>


Börse<br />

Bild: Depositphotos / SergeyP, Cover: Börsenbuchverlag<br />

ziehen, kann man Folgendes feststellen:<br />

Wer Aktien kauft, wenn die Erwartungshaltung<br />

der Investoren überwiegend<br />

positiv ist, kauft teuer. Je pessimistischer<br />

die Erwartung der Mehrheit der Marktteilnehmer<br />

ist, desto günstiger kann ich<br />

Aktien erwerben. Nur mit antizyklischem<br />

Handeln kann ich also langfristig den von<br />

mir gewünschten Börsenerfolg erzielen!<br />

Diese These wollen wir einmal näher<br />

unter die Lupe nehmen. Wir haben in<br />

unserer Kapitalmarktforschung jede wirtschaftliche<br />

Rezession seit 1900 in drei<br />

gleiche Teilphasen zerlegt – unabhängig<br />

von deren Gesamtdauer. In einem<br />

zweiten Schritt wurde die durchschnittliche<br />

Börsenentwicklung in jeder dieser<br />

Teilphasen untersucht. Wie vermutet,<br />

kommt es zu Beginn eines Wirtschaftsabschwungs<br />

in der Regel zu deutlichen<br />

Kursverlusten. Das Erstaunliche ist aber,<br />

dass im letzten Drittel einer Rezession<br />

regelmäßig enorme Kursgewinne festgestellt<br />

werden können. Es ist die mit Abstand<br />

lukrativste Phase innerhalb eines<br />

Konjunkturzyklus überhaupt.<br />

Am besten ist es also, wenn man mitten<br />

in einer Rezession anfängt, Aktien zu<br />

kaufen. Doch wie kann man feststellen,<br />

wann dieser Zeitpunkt gekommen ist?<br />

Diese Frage lässt sich verhältnismäßig<br />

einfach beantworten. Es ist nämlich gar<br />

nicht leicht, eine Rezession statistisch zu<br />

erfassen. Daten müssen gesammelt und<br />

Zeitreihen geglättet werden, was zu erheblichen<br />

Verzögerungseffekten führt.<br />

Man kann deshalb davon ausgehen,<br />

dass zu dem Zeitpunkt, an dem groß in<br />

der Presse über eine Rezession berichtet<br />

wird, diese bereits weit fortgeschritten<br />

ist. Der Zeitpunkt ist gekommen, um auf<br />

Schnäppchenjagd zu gehen!<br />

Wir wollen diese Aussage noch an einem<br />

anderen Datensatz überprüfen. Der monatliche<br />

Einkaufsmanagerindex – auf<br />

Neudeutsch auch »Purchasing Manager<br />

Index« oder »PMI« genannt – gilt als<br />

einer der zuverlässigsten Frühindikatoren<br />

für die künftige Wirtschaftsentwicklung.<br />

Werte über 50 deuten auf künftiges<br />

Wachstum hin, Werte unter 50 auf eine<br />

Kontraktion. Wie die abgebildete Tabelle<br />

zeigt, waren die weiteren Aussichten<br />

zu Beginn des Jahres 2009 besonders<br />

düster. Auch ab Mitte 2<strong>01</strong>1 deutete sich<br />

wieder eine bevorstehende Abkühlung<br />

an. Tatsächlich waren dies ideale Einstiegszeitpunkte<br />

an der Börse. Am 13.<br />

März 2009 erreichte der Deutsche Aktienindex<br />

DAX sein Mehrjahrestief bei<br />

3.588 Punkten. Und im Herbst 2<strong>01</strong>1<br />

ergab sich nach dem Ende einer kräftigen<br />

Korrekturphase nochmals eine Kaufchance<br />

unter 5.000 Punkten.<br />

Ende Januar 2009 war ich auf dem<br />

Fondskongress in Zürich. In einem überfüllten<br />

Raum im Kongresshaus berichtete<br />

der für Kapitalanlagen zuständige Vorstand<br />

einer großen Versicherungsgesellschaft,<br />

dass sie die Notbremse gezogen<br />

und sich von jedem weiteren Börsenrisiko<br />

abgeschnitten hätten. Die Aktienquote<br />

sei auf 3,5 Prozent abgesenkt und<br />

dieser Rest „immunisiert“ worden, das<br />

heißt über Termingeschäfte gegen weitere<br />

Kursverluste abgesichert. Auf meine<br />

Frage, ob es für langfristig ausgerichtete<br />

Investoren nicht besser wäre, solche<br />

Ausverkaufsphasen im Gegenteil für den<br />

vorsichtigen und schrittweisen Aufbau<br />

von Aktienpositionen zu nutzen, wusch<br />

dieser Chief Investment Officer (CIO) mir<br />

vor versammeltem Publikum gehörig den<br />

Kopf. Sie wären keine Spekulanten und<br />

seien schließlich für die Sicherheit der ihnen<br />

anvertrauten Gelder verantwortlich.<br />

Und außerdem könnte doch jeder sehen,<br />

dass das Schlimmste an den Märkten<br />

wahrscheinlich noch bevorstehe.<br />

Ich will mich über diesen Mann nicht<br />

lustig machen, sondern lediglich darauf<br />

hinweisen, wie schwierig es für Anleger<br />

ist, in einer solchen Situation antizyklisch<br />

zu handeln. Dazu gehören Risikobereitschaft<br />

statt Risikoaversion und ein langer<br />

Atem statt Ungeduld. Nach meiner Erfahrung<br />

bringen nur wenige Investoren<br />

den Mut auf, in einer solchen Situation<br />

Aktien zu kaufen. Deshalb möchte ich<br />

an dieser Stelle ein Instrument vorstellen,<br />

mit dem man automatisch antizyklisch<br />

handelt, ohne eigene Entscheidungen<br />

treffen zu müssen: das Rebalancing. Angenommen,<br />

Sie haben sich im Rahmen<br />

Ihrer strategischen Asset Allocation am<br />

Jahresanfang dazu entschlossen, 50 Prozent<br />

Ihres Vermögens in Aktien und 50<br />

Prozent in festverzinsliche Wertpapiere<br />

anzulegen. Aufgrund der unterschiedlichen<br />

Wertentwicklung dieser beiden<br />

Anlageformen verschiebt sich die Gewichtung<br />

im Jahresverlauf. Durch Umschichtungen<br />

stellen Sie am Jahresende<br />

das ursprüngliche 50:50-Verhältnis wieder<br />

her. Sie führen also ein Rebalancing<br />

durch. Das sieht auf den ersten Blick<br />

harmlos aus, ist aber sehr wirkungsvoll.<br />

Nehmen wir als Beispiel das Jahr 2008.<br />

Sie starten mit 500.000 Euro in deutschen<br />

Aktien und 500.000 Euro in deutschen<br />

Anleihen. Der DAX verliert im Jahresverlauf<br />

40 Prozent. Ihr Aktienanteil ist also<br />

am Jahresende nur noch 300.000 Euro<br />

wert. Der Deutsche Rentenindex RexP gewinnt<br />

dagegen 10 Prozent, Ihre Rentenposition<br />

steigt also auf 550.000 Euro. Um<br />

nach den horrenden Aktienverlusten Ihre<br />

ursprüngliche Gewichtung wiederherzustellen,<br />

müssen Sie für 125.000 Euro Aktien<br />

kaufen und Anleihen verkaufen. Und<br />

das mitten in der Baisse.<br />

Wir haben die Auswirkungen eines jährlichen<br />

Rebalancing für den DAX und den<br />

RexP einmal bis 1968 zurückgerechnet,<br />

also über mehr als 50 Jahre. Aus einer<br />

Anlage von 1.000 Euro im DAX wären<br />

über diesen Zeitraum im Dezember<br />

2022 27.668 Euro geworden, aus einer<br />

Anlage von 1.000 Euro im RexP resultiert<br />

ein Anstieg auf 18.461 Euro. Im<br />

Durchschnitt kommt man also auf einen<br />

Wert von 23.065 Euro. Mit dem Rebalancing<br />

liegen Sie dagegen bei einem<br />

Betrag von 32.181 Euro. Das sind satte<br />

40 Prozent mehr Gewinn.<br />

Am besten ist es also, wenn<br />

man mitten in einer Rezession<br />

anfängt, Aktien zu kaufen.<br />

»Börsengewinne mit<br />

Strategie und Taktik«<br />

von Peter E. Huber<br />

128 Seiten<br />

Erschienen: August 2023<br />

Börsenbuchverlag<br />

ISBN: 978-3-864-70934-0<br />

SACHWERT MAGAZIN <strong>01</strong>/20<strong>24</strong><br />

27


Wissen<br />

Intelligentes<br />

Vererben und Verschenken<br />

zu Lebzeiten<br />

Ein Gastbeitrag von Thomas Hennings<br />

Ein 65-jähriger Vermögensinhaber<br />

hat den Wunsch, aus seinem<br />

Gesamtvermögen einen<br />

Anteil in Höhe von 1.000.000<br />

Euro an sein Kind zu Lebzeiten<br />

zu übertragen. Die zu erzielenden<br />

Erträge aus der Anlagesumme sollen<br />

aber unmittelbar ihm selbst regelmäßig<br />

zugutekommen, da er unter anderem<br />

hiervon seinen Lebensabend bestreiten<br />

möchte. Dem Vermögensinhaber ist<br />

bewusst, dass er eine überdurchschnittliche<br />

Wertsteigerung erzielen<br />

muss, um damit kommende Kaufkraftverluste<br />

für den Lebensunterhalt ausgleichen<br />

zu können. Auch möchte der<br />

Familienvater an seinen Sohn frühzeitig<br />

Teile seines Lebenswerkes übergeben,<br />

damit dieser dann finanziell frühzeitig<br />

abgesichert ist. Der Mandant wurde<br />

von Banken und Investmentberatern<br />

unterschiedlich beraten und kam gemäß<br />

seiner Ziele und Wünsche zu keinem<br />

befriedigendem Ergebnis.<br />

Der Vermögensinhaber hat sich über<br />

Steuerfreibeträge bei Schenkungen und<br />

im Erbfall von Elternteil auf das Kind informiert<br />

und sucht nun eine echte Lösung,<br />

um alle Wünsche und Bedürfnisse<br />

28 SACHWERT MAGAZIN <strong>01</strong>/20<strong>24</strong>


Wissen<br />

in einem Konzept umsetzen zu können.<br />

Schenkungen können immer nur im<br />

Rahmen der gesetzlich verankerten Freibeträge<br />

steuerfrei auf Dritte übertragen<br />

werden. Der Schenkungsfreibetrag<br />

beträgt von einem Elternteil zu einem<br />

Kind 400.000 Euro und das alle zehn<br />

Jahre. Alle Beträge, die den Freibetrag<br />

überschreiten, werden stets mit der zu<br />

errechnenden Schenkungsteuer belegt<br />

und entsprechend eingefordert. Auch<br />

werden Erträge aus der Anlagesumme<br />

(hier 1.000.000 Euro) grundsätzlich je<br />

nach Steuerart versteuert. Die Entscheidung<br />

über die Investitionen der Anlagesumme<br />

obliegt grundsätzlich dem Vermögensinhaber.<br />

VERMÖGENSSTRUKTURIERUNG:<br />

DIE ANLAGEFORM ENTSCHEIDET<br />

Der Mandant sollte sich aber hinsichtlich<br />

der wichtigen Portfoliodiversifizierung,<br />

des Portfoliomanagements und – wichtig<br />

– bezüglich der Kostenstruktur professionell<br />

beraten und begleiten lassen.<br />

Es kommt hierbei stets auch auf Details<br />

und Informationen an, die dem Mandanten<br />

in der Regel nicht bekannt sind.<br />

wissen von solchen »Taylormade-Konzepten«<br />

und können hervorragend bei<br />

vermögenden Mandanten punkten. Die<br />

Hinzuziehung von Steuerberatern und<br />

Juristen ist bei der Klientel selbstverständlich<br />

und wird über exklusive Netzwerke<br />

auch gestellt.<br />

Der Vater investiert nun seine 1.000.000<br />

Euro hohe Anlagesumme mit einem<br />

steuerlich geförderten Rechtsmantel.<br />

Der internationale Rechtsmantel genießt<br />

EU-Zulassungen und ist somit auch in<br />

Deutschland über die BaFin ganz normal<br />

seit Jahrzehnten zugelassen. Der Mandant<br />

schenkt nun offiziell diesen rechtlich<br />

geschützten Vertrag seinem Sohn<br />

und überträgt so die Vertragspartnerstellung.<br />

Der Vater behält zugleich die Erträge<br />

aus dem Konzept, welche er sich stets<br />

in Teilen oder gänzlich auszahlen lassen<br />

kann. Der Sohn führt den Vertrag über<br />

die nächsten Jahre und Jahrzehnte fort.<br />

Durch die Schenkung dieses Rechtsmantels<br />

unter Vorbehalt des Nießbrauchs<br />

lässt sich die Grundlage der Bemessung<br />

für Schenkung-, beziehungsweise Erbschaftsteuer<br />

erheblich reduzieren. Unter<br />

Abzug des bekannten Freibetrages von<br />

400.000 Euro von der 1.000.000 Euro-<br />

Investition kann im idealen Fall sogar<br />

eine schenkungsteuerfreie Übertragung<br />

stattfinden oder maximal eine Schenkungsteuer<br />

von nur circa 100.000 Euro.<br />

DIE VORTEILE EINER<br />

NIESSBRAUCHLÖSUNG<br />

Der Nießbrauch ist langläufig bekannt<br />

aus Immobilienübertragungen und der<br />

Fruchtziehung durch die Mieteinnahmen<br />

an den »Schenker«. Diese Nießbrauchslösung<br />

kann aber auch intelligent auch<br />

für eine ganz spezielle Form der Vermögenswertübertragung<br />

genutzt werden.<br />

Der Kapitalwert des Nießbrauchs<br />

berechnet sich dabei nach den in § 14<br />

Abs. 1 BewG (Bewertungsgesetz) festgelegten<br />

Regeln. Hierzu ist der Wert<br />

aus dem Vertrag der Rechtsstruktur mit<br />

den Vorgaben aus dem aktuellen BMF-<br />

Schreiben zur Restlebenserwartung im<br />

jeweiligen Alter und dem damit verbundenen<br />

Kapitalwert sowie einer jährlichen<br />

Verzinsung, beispielsweise zwischen 5<br />

bis 5,5 Prozent, zu verrechnen. Der Wert<br />

der Verzinsung ist bestenfalls mit den<br />

Das deutsche Steuergesetz bietet, bei<br />

aller sachlicher Kritik in der Gesellschaft,<br />

lukrative Möglichkeiten, Vermögenswerte<br />

über auch über Dekaden an sein Kind<br />

oder Kinder steueroptimiert zu übertragen.<br />

Nur wenige bundesweit qualifizierte<br />

Berater im Generationenmanagement<br />

Die Hinzuziehung von Steuerberatern und Juristen ist bei<br />

der Klientel selbstverständlich und wird über exklusive<br />

Netzwerke auch gestellt.<br />

Bilder: Depositphotos / giorgiomtb / freedomtumz<br />

SACHWERT MAGAZIN <strong>01</strong>/20<strong>24</strong><br />

29


Wissen<br />

Mit solchen Lösungen und Konzepten wird die Familienharmonie<br />

schon zu Lebzeiten bewahrt und sichert die Lebenswerke<br />

von Familien und deren Vermögenswerte auf lange<br />

Zeit, ganz im Sinne des Vaters beziehungsweise der Eltern.<br />

tatsächlichen Erträgen der Anlage mit einem<br />

Risikoabschlag zu berücksichtigen.<br />

Je jünger der Nießbrauchsberechtigte ist,<br />

desto höher fällt die Bemessungsgrundlage<br />

der Schenkungsteuer aus. Verstirbt<br />

der Nießbrauchsberechtigte innerhalb einer<br />

bestimmten Frist, ist die Nießbrauchsbelastung<br />

nach unten zu korrigieren. Ein<br />

Nachzahlungsrisiko kann aber durch die<br />

Einbeziehung einer weiteren im Bezug<br />

berechtigten Person im nachfolgenden<br />

Rang gegebenenfalls reduziert oder gar<br />

beseitigt werden.<br />

Die gesamte Vermögensanlage sollte<br />

sachwertorientiert und somit inflationsgeschützt<br />

diversifiziert werden.<br />

Geldwerte sollten nur in geringer prozentualer<br />

Aufteilung berücksichtigt<br />

werden. Professionelle Vermögensverwalter<br />

oder auch qualifizierte Generationenberater<br />

sind sieben- und<br />

achtstellige Anlagebeträge gewohnt<br />

und können hierbei vollumfängliche<br />

Unterstützung geben. Steueraufschub:<br />

Ein weiterer Mehrwert dieser Konzeption<br />

besteht zudem darin, dass bis zur<br />

Auszahlung oder Kündigung des Vertrages,<br />

unter Umständen also mehrere<br />

Jahrzehnte lang, ein Steueraufschub<br />

gilt. Es fließen also keine Steuern während<br />

der Laufzeit im Gegensatz zu reinen<br />

Depotlösungen bei Banken oder<br />

reinen Investmentfondslösungen ab.<br />

Zudem genießen solche intelligenten<br />

Schenkungslösungen Steuervorteile bei<br />

Auszahlungen.<br />

STEUEROPTIMIERT ZUR<br />

FAMILIENHARMONIE<br />

Im genannten Beispiel kann der Vater<br />

zu Lebzeiten bereits steueroptimiert<br />

einen rechtssicheren Vertrag an seinen<br />

Sohn übertragen, genießt die Fruchtziehung<br />

durch die Nießbrauchslösung und<br />

nutzt parallel die gesetzlichen Freibeträge<br />

zwischen Elternteil und Kind, die<br />

jedem Elternteil zustehen. Der Vater hat<br />

die laufenden Erträge aus dem Vertrag<br />

(Fruchtziehung) entsprechend zu versteuern.<br />

Bei dem Rechtsmantel handelt<br />

es sich um eine exklusive fondsgebundene<br />

Rentenversicherung gegen Einmalprämie<br />

nach internationalem Recht<br />

eines der führenden Qualitätsanbieter<br />

auf dem Markt. Transparente, niedrige<br />

Kosten sowie die Einsicht in die laufenden<br />

Assets und Depots sind verbraucherfreundlicher<br />

Standard.<br />

Die Schenkung wird offiziell an das jeweilige<br />

Erbschaftsteuerfinanzamt schriftlich<br />

gemeldet und final bearbeitet. Spezialisierte<br />

Rechtsanwälte wickeln die<br />

juristischen Grundlagen ab, Steuerberater<br />

sollten ebenfalls parallel im Kreise<br />

der Experten miteinbezogen werden. Mit<br />

solchen Lösungen und Konzepten wird<br />

die Familienharmonie schon zu Lebzeiten<br />

bewahrt und sichert die Lebenswerke<br />

von Familien und deren Vermögenswerte<br />

auf lange Zeit, ganz im Sinne des Vaters,<br />

beziehungsweise der Eltern.<br />

Der Autor<br />

Thomas Hennings ist Experte für <strong>Sachwert</strong>lösungen<br />

und Makroökonomie.<br />

Er ist Inhaber von »Hennings Finanz-<br />

Management«.<br />

Bilder: Depositphotos / chagin, wirtschaft tv<br />

30 SACHWERT MAGAZIN <strong>01</strong>/20<strong>24</strong>


Best of Web<br />

Best of Web<br />

Warren Buffett verliert Milliarden<br />

Der um 12 Prozent gesunkene Kurs der<br />

Apple-Aktie hat Warren Buffetts Unternehmenskonglomerat<br />

einen Verlust in<br />

Höhe von Netto 12,77 Milliarden Euro beschert.<br />

Wie der Konzern Berkshire-Hathaway<br />

am Samstag mitteilte, sei diese Zahl<br />

vier Mal so hoch, wie im Vergleichsquartal<br />

des Vorjahres. Auch einige andere Aktienpakete<br />

des Unternehmens haben an Wert<br />

verloren. Dass die Buchverluste nicht voll<br />

durchschlugen, verdankte der Konzern<br />

profitablen Geschäften eigener Unternehmen<br />

von Berkshire Hathaway. Unter<br />

anderem, weil der Autoversicherer Geico<br />

für weniger Unfälle aufkommen musste<br />

und das Rückversicherungsgeschäft von<br />

einer vergleichsweise wenig schadensträchtigen<br />

Hurrikan-Saison profitierte,<br />

kletterte der operative Gewinn von Berkshire<br />

Hathaway um 41 Prozent auf 10,76<br />

Milliarden Dollar, heißt es auf der ...<br />

Den ganzen Artikel können Sie unter<br />

www.sachwert-magazin.de lesen.<br />

»The Macallan 1926 Adami« könnte bei<br />

Versteigerung Millionenbetrag bringen<br />

Der wahrscheinlich wertvollste Whisky<br />

der Welt wird jetzt in London versteigert.<br />

Das Auktionshaus Sotheby’s teilt<br />

mit, dass eine Flasche des »The Macallan<br />

1926 Adami« am 18. November<br />

unter den Hammer kommt. Der Schätzpreis<br />

liege bei 750.000 bis 1,2 Millionen<br />

Pfund – das entspricht 860.000 bis 1,38<br />

Millionen Euro. Im Herbst 2<strong>01</strong>9 war eine<br />

0,75-Liter-Flasche »The Macallan 1926<br />

Fine and Rare« für den Weltrekordpreis<br />

von knapp 1,5 Millionen Pfund versteigert<br />

worden, heißt es in einem Bericht<br />

auf der Onlineplattform des »Spiegel«.<br />

Nachdem der Whisky sechs Jahrzehnte<br />

lang in Sherryfässern gereift war, wurden<br />

1986 nur 40 Flaschen »The Macallan<br />

1926« abgefüllt, was den ältesten<br />

Macallan-Jahrgang darstellt, der jemals<br />

produziert wurde. Berichten zufolge<br />

wurden die 40 Flaschen nicht zum Kauf<br />

angeboten. Stattdessen wurden einige<br />

den Top-Kunden von The Macallan ...<br />

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Bilder: IMAGO / agefotostock / ZUMA Wire, Depositphotos / cozyta<br />

Energieintensive Industrie verliert Kapital<br />

Das Kapital der deutschen Industrie<br />

nimmt immer weit ab, das betrifft vor<br />

allem die energieintensiven Branchen.<br />

Das zeigt ein Kurzbericht des Instituts<br />

der Deutschen Wirtschaft (IW). Insgesamt<br />

sei der Kapitalstock von der<br />

Jahrtausendwende bis ins Jahr 2021<br />

um rund ein Fünftel geschrumpft. Und<br />

der Trend geht weiter: »Der Industriesektor<br />

und insbesondere die energieintensive<br />

Industrie (Papier, Chemie, Glas/<br />

Keramik sowie Metallerzeugung und<br />

-verarbeitung) steht dabei vor umfangreichen<br />

Transformationsherausforderungen.<br />

Neben dem in den nächsten<br />

Jahren ohnehin anfallenden regulären<br />

Reinvestitionsbedarf besteht die Notwendigkeit,<br />

dass die neuen Anlagen<br />

bereits heute klimaneutral sind oder<br />

sich auf CO2-neutrale Produktion umrüsten<br />

lassen«, heißt es. Grund sei das<br />

Klimaschutzgesetz mit dem Ziel, bis zum<br />

Jahr 2045 klimaneutral zu werden. Zusätzlich<br />

stellten die »im internationalen<br />

Vergleich wettbewerbswidrigen hohen<br />

Energiekosten« ein weiteres Hemmnis<br />

für Investitionen dar.<br />

Während in den Jahren zwischen der<br />

Wiedervereinigung und der Jahrtausendwende<br />

auch in den energieintensiven<br />

Industrien positive Wachstumsraten<br />

zu verzeichnen gewesen seien, sinke ...<br />

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SACHWERT MAGAZIN <strong>01</strong>/20<strong>24</strong><br />

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STAFFEL 1+2<br />

EINE PRODUKTION VON WIRTSCHAFT TV<br />

PRODUZENT JULIEN BACKHAUS, REGIE ALESSANDROESPOSITO, FELIX LENG<br />

KAMERA JANNIK GRAMM, PATRICK REYMANN, SEBASTIAN POCIECHA, DANIEL KRIEBEL, EDITOR KEVIN GLÄßER, FELIX LENG, TON MARIUS TAG<br />

LICHT SASCHA HEß, SOUND LEOWANG, BEN SCHOMACKER, BEN AMES, SPRECHERIN MAJA BYHAHN

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