Berufsschule 4-23_WEb
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Ausgabe 4/20<strong>23</strong><br />
goed-berufsschule.at<br />
Bundesleitung 12 – Gewerkschaft <strong>Berufsschule</strong><br />
1<br />
LEHRLINGE ZEIGEN IHRE SKILLS<br />
Gold für Österreich<br />
+++ ARGE ALP BERUFSBILDUNG +++ LANGER KRANKENSTAND: RÜCKKEHR IN DEN BERUF +++<br />
FOTO: SKILLSAUSTRIA/FLORIAN WIESER
Vorwort<br />
Liebe Kolleginnen und Kollegen!<br />
Vor Kurzem hat die GÖD ein<br />
Schreiben über die Besoldungsreform<br />
20<strong>23</strong> veröffentlicht. Es<br />
geht um die Anrechnung von<br />
sonstigen Zeiten und es betrifft<br />
jene Kolleg:innen, die bereits<br />
2015 im Dienst waren und<br />
entweder pragmatisiert oder<br />
Vertragsbedienstete im alten Dienstrecht l2a2 sind<br />
– (nicht im Sondervertrag!). Die Reform wird von<br />
Amts wegen umgesetzt und man braucht selbst keine<br />
Schritte setzen. Der Gesetzgeber hat auch eine<br />
Schutzklausel für Personen, die 2024 in Pension gehen<br />
wollen, beschlossen, die eventuellen Nachteile<br />
durch die Pensionserhöhung bei Pensionsantritt<br />
abzufedern.<br />
Im Berufsschulbereich arbeiten wir an der Anpassung<br />
der Gehaltsstaffel der Sonderverträge im Altrecht<br />
sowie an der Abgeltung der EDV-Kustodiate,<br />
die in der jetzigen Form schon sehr antiquiert ist. Für<br />
beide Themen wurden Daten erhoben und Berechnungen<br />
vorgelegt, zahlreiche Gespräche geführt und<br />
es gab konstruktive Verhandlungen mit dem BMBWF.<br />
Jetzt wird sich zeigen, ob der politische Wille da ist,<br />
dies auch umzusetzen. Einige Reformen der letzten<br />
Jahre bezüglich Neulehrer:innenaufnahmen und<br />
Lehrer:innenausbildung bedürfen noch einer Nachschärfung,<br />
die wir ebenfalls in unserem Forderungskatalog<br />
aufgenommen haben. Gerade noch vor dem<br />
Druck dieser Ausgabe, konnten die Gehaltsverhandlungen,<br />
mit einem Plus von 9,15 Prozent abgeschlossen<br />
werden. Und in dieser Ausgabe wollen wir auch<br />
die besonderen Leistungen des dualen Ausbildungssystems<br />
hervorheben. Viele Leistungen, die zusätzlich<br />
gemacht werden, werden oft nicht gewürdigt<br />
und manchmal gar nicht gesehen. Jene Kolleg:innen,<br />
die unsere Jugendlichen zu Höchstleistungen bundesweit,<br />
europaweit und weltweit bringen, gebührt<br />
daher ein besonderer Dank. Abschließend wünsche<br />
ich euch/Ihnen für die bald kommenden Feiertage<br />
ein gesegnetes Weihnachtsfest, eine erholsame und<br />
ruhige Ferienzeit, sowie alles Gute und vor allem<br />
Gesundheit für das neue Jahr.<br />
Mit besten Grüßen<br />
Euer/Ihr<br />
Franz Pleil<br />
Vorsitzender der Gewerkschaft <strong>Berufsschule</strong><br />
Liebe Kolleginnen,<br />
liebe Kollegen!<br />
Im Oktober durften wir ein Infoschreiben<br />
der Gewerkschaft Öffentlicher<br />
Dienst weiterleiten,<br />
in dem über den Beschluss<br />
des Nationalrates bezüglich der<br />
Schutz klausel für Pensionen,<br />
die im Jahr 2024 angetreten<br />
werden, berichtet wurde. Bereits im März dieses<br />
Jahres wurde die anteilige Pensionsanpassung<br />
(Aliquotierung) für Pensionsantritte in den Jahren<br />
2024 und 2025 ausgesetzt. Beides unbedingt notwendige<br />
Maßnahmen, um die Leistungen von<br />
Kolleg:innen, die demnächst ihre Pension antreten,<br />
zu würdigen. Aus unserer Sicht ebenso wichtig ist es,<br />
durch ein attraktives Dienstrecht und gute Arbeitsbedingungen<br />
Kolleg:innen so lange wie möglich im<br />
Dienst zu halten sowie qualifizierte Neulehrer:innen<br />
für den Berufsschuldienst zu gewinnen. Daher setzen<br />
wir uns nach wie vor für eine Harmonisierung der<br />
Besoldungs-Schemata ein und fordern eine Änderung<br />
der Bezahlung für neu eintretende Kolleg:innen<br />
während der Zeit der Einführungsveranstaltungen an<br />
den Pädagogischen Hochschulen. Unterstützung für<br />
den zweiten Punkt bekommen wir dabei von Abgeordneten<br />
zum Nationalrat, die im Oktober einen entsprechenden<br />
Entschließungsantrag an die Regierung<br />
gestellt haben. Die bundesweit einheitliche Bachelor-<br />
Ausbildung für jene Kolleg:innen, die mit einschlägigem<br />
Fach-Studium in den Berufsschuldienst eintreten,<br />
ist uns ebenfalls ein wichtiges Anliegen. Für die<br />
bevorstehende „ruhigste“ Zeit des Jahres wünsche<br />
ich Ihnen/euch viele Möglichkeiten zum Abschalten<br />
und Entspannen, erholsame Ferien und frohe Festtage<br />
sowie Gesundheit und Erfolg für das Jahr 2024!<br />
Liebe Grüße<br />
Monika Kubec<br />
Vorsitzender-Stellvertreterin<br />
der Gewerkschaft <strong>Berufsschule</strong><br />
2 • goed-berufsschule.at 4-<strong>23</strong>
Information<br />
ARGE Alp Berufsbildung<br />
Im September haben sich in Bozen in Südtirol die Arbeitsgemeinschaft der<br />
Lehrkräfteverbände und Gewerkschaften der beruflichen Bildung in den<br />
deutschsprachigen Alpenländern getroffen.<br />
Zu diesem Treffen kamen Vertreter:innen aus<br />
Baden-Württemberg, Bayern, Österreich,<br />
Südtirol und der Schweiz und haben sich bei<br />
diesem traditionellen dreitägigen Austausch über<br />
die Berufsausbildungen in den jeweiligen Ländern<br />
informiert. Dabei konnten wir das Berufsbildende<br />
Schulwesen in Südtirol an den verschiedenen<br />
Berufsschulstandorten sehr genau kennenlernen.<br />
Anders als in Österreich, sind in den Landesberufsschulen<br />
in Südtirol auch die Fachschulen und<br />
die maturaführenden, berufsbildenden höheren<br />
Schulen angesiedelt.<br />
Bei den gemeinsamen Gesprächen hat man erfahren,<br />
dass in den teilnehmenden Ländern die<br />
Probleme der Jugendlichen, der Fachkräftemangel<br />
und der Lehrkräftemangel sehr ähnlich sind.<br />
Zum Thema Lehrkräftemangel ist dann folgende<br />
gemeinsame Resolution entstanden:<br />
Die Tagung zum Thema Fachkräfte- und Lehrkräftemangel<br />
fand in Bozen statt.<br />
Resolution zum Lehrkräftemangel an beruflichen Schulen<br />
FOTOS: ANDI BRUCKNER, SAIKO3P/ISTOCK<br />
Wir fordern …<br />
• eine angemessene Vergütung in Ausbildung und<br />
Lehrtätigkeit, die der hohen Verantwortung und<br />
Belastung von Lehrkräften gerecht wird und konkurrenzfähig<br />
zu den Löhnen in der Privatwirtschaft<br />
ist<br />
• den vollen Inflationsausgleich für Lehrkräfte<br />
• die Schaffung von flexiblen Arbeitszeitmodellen<br />
und Möglichkeiten zur Teilzeitbeschäftigung,<br />
um Familie und Beruf besser vereinbaren<br />
zu können<br />
• eine Reduzierung der Unterrichtsverpflichtung,<br />
um den Lehrkräften mehr Zeit für individuelle<br />
Förderung der Schülerinnen und Schüler, Kooperation<br />
der Lehrkräfte untereinander sowie Fortund<br />
Weiterbildung zur Verfügung zu stellen<br />
• Stärkung des positiven Images von Lehrkräften<br />
an beruflichen Schulen<br />
• eine praxisorientierte Ausbildung mit einer<br />
stärkeren Betonung der pädagogischen Kompetenzen<br />
und der Förderung von Schülerinnen und<br />
Schülern mit besonderen Bedürfnissen<br />
• eine gezielte Förderung und adäquate pädagogische<br />
Ausbildung von Seiten- und Quereinsteigern,<br />
die über eine fachliche Qualifikation verfügen,<br />
aber keine Lehrkräfteausbildung haben<br />
Wir sind überzeugt, dass nur durch eine umfassende,<br />
koordinierte und zukunftsgerichtete Strategie<br />
aller Beteiligten, insbesondere der Politik, der<br />
Lehrkräftemangel in den Ländern Bayern, Baden-<br />
Württemberg, Schweiz, Südtirol und Österreich<br />
erfolgreich bekämpft werden kann.<br />
l<br />
3 • goed-berufsschule.at 4-<strong>23</strong>
EuroSkills 20<strong>23</strong> –<br />
Medaillenregen in Rot-Weiß-Rot<br />
Von 5. bis 9. September 20<strong>23</strong> fanden die 8. Berufseuropameisterschaften<br />
„EuroSkills“ in Danzig, Polen statt. Die „EuroSkills“-Bewerbe sind die größte<br />
Veranstaltung für Berufsbildung und „Kompetenzexzellenz“ in Europa, die alle<br />
zwei Jahre in Form einer Europameisterschaft ausgetragen werden.<br />
Nach dem Vorbild der internationalen Berufsweltmeisterschaften<br />
WorldSkills fanden<br />
im Jahr 2008 erstmals die „EuroSkills“ in<br />
Rotterdam, in den Niederlanden statt. Heuer sind<br />
rund 600 junge, qualifizierte Fachkräfte im Alter bis<br />
25 Jahre, aus 32 EuroSkills-Mitgliedsländern, in 45<br />
Berufen an den Start gegangen. Österreich war mit<br />
einem starken „Team Austria“ vor Ort, um für die<br />
Europameistertitel zu kämpfen.<br />
Danzig<br />
Die Stadt Danzig (polnisch: „Gdańsk“) hat rund<br />
470.000 Einwohner:innen und liegt direkt an der Ostseeküste<br />
in der Region Pommern im Norden Polens.<br />
Der dreitägige Wettbewerb wurde in einem der modernsten<br />
Messe- und Kongresszentren Polens, der<br />
AmberExpo ausgetragen. Unmittelbar neben der AmberExpo<br />
befindet sich die Polsat Plus Arena Gdańsk,<br />
ein Fußballstadion, in dem sowohl die Eröffnungsfeier<br />
am 5. September 20<strong>23</strong> als auch die Schlussfeier<br />
am 9. September 20<strong>23</strong> stattgefunden haben.<br />
Das Team Austria<br />
Das Team Austria 20<strong>23</strong> ist mit 47 Teilnehmer:innen<br />
aus neun Bundesländern in 40 Berufen an den Start<br />
gegangen. SkillsAustria ist für die Vorbereitung und<br />
Entsendung des österreichischen Teams zu den internationalen<br />
Berufswettbewerben, sowie für die<br />
Öffentlichkeitsarbeit verantwortlich. SkillsAustria<br />
ist ein gemeinnütziger Verein der WKO und koordiniert<br />
als Zentrum für Berufswettbewerbe auch<br />
die österreichischen Staatsmeisterschaften (AustrianSkills).<br />
Die Sieger:innen vertreten Österreich<br />
bei den internationalen Bewerben – EuroSkills<br />
und WorldSkills. Umrahmt von einer spektakulären<br />
Schlussshow geht Österreich mit sieben Gold-,<br />
sechs Silber- und fünf Bronze-Medaillen als großer<br />
Sieger der EuroSkills hervor. Zusätzlich sichert sich<br />
4 • goed-berufsschule.at 4-<strong>23</strong>
FOTO: SKILLSAUSTRIA/FLORIAN WIESER<br />
das Team Austria neun Medallions for Excellence,<br />
die für außergewöhnliche Leistungen nach den<br />
Podestplätzen vergeben werden.<br />
Sieben Mal Gold<br />
Christoph Schipflinger (Itter, Tirol) und Stefan<br />
Winder (Bildstein, Vorarlberg): Das Gartengestalter-<br />
Duo holt auf beeindruckende Weise Gold und den<br />
prestigeträchtigen Titel „Best of Nation“, der für<br />
das berufsübergreifend höchste Punkteergebnis pro<br />
Land vergeben wird. Timo-Nils Theisl (Lustenau,<br />
Vorarlberg): Beschäftigt bei Fliesen Felder GmbH,<br />
kürt sich zum Europameister der Fliesenleger.<br />
Anna Saurer (Wien): Die gebürtige Außerfernerin,<br />
die in der Bundeshauptstadt im Café Central<br />
arbeitet, ist die beste Konditorin Europas. Niklas<br />
Danninger (Herzogsdorf, OÖ): Arbeitet bei Hauser<br />
GmbH in Linz und kürt sich zum Europameister<br />
der Kälte- und Klimatechniker. Sandra Berger: Die<br />
Niederwaldkirchenerin (OÖ) ist ab sofort Europas<br />
beste Floristin. Lisa Lintschinger (Maria Pfarr,<br />
Salzburg), beschäftigt bei der Änderungsschneiderei<br />
Moser, und Anna Maria Theurl (ursprünglich<br />
aus Osttirol, lebt in Graz), arbeitet bei Vossen<br />
im Burgenland: Das Duo schneiderte sich mit<br />
fulminanten Leistungen an die Spitze Europas. Es<br />
ist für Burgen land die erste Goldmedaille bei Eurooder<br />
WorldSkills. Lara Tynnauer: Die Steirerin<br />
(beschäftigt bei Pure Beauty GmbH in Graz) rutscht<br />
erst durch eine Absage knapp vierzehn Tage<br />
zuvor ins EM-Aufgebot – und holt prompt Gold in der<br />
Schönheitspflege.<br />
Sechs Mal Silber<br />
Florian Steffek (aus Melk, beschäftigt bei der<br />
Gottwald GmbH): Der Niederösterreicher holt Silber<br />
bei den Elektrotechnikern. Paul Hilscher (aus<br />
Wolkersdorf) und Timon Schwarz (aus Parbasdorf):<br />
Das niederösterreichische Duo holt Österreichs<br />
erste Medaille im Beruf IT-Netzwerk und Systemadministration.<br />
Lukas Frühwirth: Der oberösterreichische<br />
Anlagenelektriker (beschäftigt bei der<br />
voestalpine in Linz) sichert sich ebenfalls die<br />
Silbermedaille. Lukas Dragoste (aus St. Georgen<br />
bei Obernberg) und Christian Eberherr (aus St.<br />
Pantaleon). Das oberösterreichische Entrepreneurship-Doppel<br />
aus Braunau kürt sich damit zu Vizeeuropameistern.<br />
Elias Krißmer (von der Stahl-<br />
Group GmbH): Der Imster (Tirol) holt Silber bei<br />
den Kfz-Technikern. Jürgen Perhofer (aus dem<br />
steirischen Birkfeld): Die Fachkraft der Tischlerei<br />
Zottler sorgt damit für die erste österreichische<br />
EuroSkills-Medaille bei den Möbeltischlern.<br />
Fünf Mal Bronze<br />
Joachim Nimpf: Der Niederösterreicher arbeitet für<br />
die Jägerbau Pöggstall BaugmbH. Denise Gringl:<br />
Die Steirerin vom Rogner Bad Blumau landet<br />
als Dritte am Podium der Hotel-Rezeptionisten.<br />
Johanna Stabentheiner: Die Fachkraft der Malerei<br />
Wieser (aus Kärnten) wird Dritte. Bettina<br />
Veratschnig: Im Skill Restaurant-Service sichert sich<br />
der „Young Professional“ des Parkhotels Pörtschach<br />
(Kärnten) ebenfalls Bronze. René Krumphuber: (aus<br />
Pettenbach, OÖ, von der Strasser Dach GmbH) holt<br />
Bronze bei den Spenglern.<br />
Medallions for Excellence<br />
Bei Euro- und WorldSkills werden besondere Leistungen<br />
nach den Podiumsplätzen (mindestens 700<br />
von insgesamt 800 zu erreichenden Punkten) mit<br />
einer „Medallion for Excellence“ ausgezeichnet. Aus<br />
Österreich sichern sich neun Teilnehmende das<br />
Leistungsdiplom: Bäckerin Julia Kusel, Bautischler<br />
Johannes Sommer, CNC-Fräser Berkey Sahin, Grafik-Designer<br />
Felix Gärtner, Koch Marco Panhölzl,<br />
das Mechatronik-Gespann Marcel Obersteiner und<br />
Lukas Unterhuber, Sanitär- und Heizungstechnikerin<br />
Julia Kirchner, Steinmetz Jakob Enzensberger und<br />
Zimmerer Jakob Marbler. Stärkstes Land Europas!<br />
Erfolge dank der dualen Ausbildung<br />
Österreich holt mit insgesamt achtzehnmal Edelmetall<br />
die meisten Medaillen des Kontinents. Für<br />
das Land sind es damit die dritterfolgreichsten<br />
EuroSkills aller Zeiten – nach Budapest 2018 (21<br />
Medaillen) und Graz 2021 (33 Medaillen). Österreich<br />
hält damit bei 147 Medaillen in der EuroSkills-<br />
Historie (63 Gold, 54 Silber- und 30 Bronzemedaillen).<br />
Hervorzuheben ist dabei, dass die meisten<br />
der österreichischen Medaillengewinner:innen<br />
ihre Ausbildung im dualen Ausbildungssystem<br />
machten. Ein ganz besonderen Dank gilt daher all<br />
jenen Kolleg:innen, die die Teilnehmer:innen ausgebildet,<br />
mit ihnen trainiert und sie vorbereitet<br />
haben und schließlich jenen Lehrkräften die sie<br />
als Expert:innen sowie als Betreuer:innen bei den<br />
Wettbewerben begleiteten.<br />
l<br />
5 • goed-berufsschule.at 4-<strong>23</strong>
Euroskills<br />
Florian Steffek, Elektrotechnik, Silber, Niederösterreich<br />
Wer hat dich animiert, an den<br />
Skills teilzunehmen?<br />
Ich bin von der Landesberufsschule<br />
Stockerau zu einem Landeslehrlingswettbewerb<br />
vorgeschlagen<br />
worden und bin dort<br />
Erster geworden. Die ersten<br />
beiden Plätze sind dann zu den<br />
AustrianSkills gefahren. Dort<br />
bin ich Vizestaatsmeister geworden und habe mich<br />
damit für die EuroSkills qualifiziert.<br />
Würdest du wieder teilnehmen bzw. jemanden dazu<br />
animieren?<br />
Ja, auf jeden Fall! Ich selbst bin aber für die nächsten<br />
Bewerbe, für die WorldSkills, jetzt schon zu alt.<br />
Ob jemand an Wettbewerben teilnehmen will, das<br />
muss jede:r selbst entscheiden, für EuroSkills ist<br />
eine Qualifizierung notwendig. Und ich kann nur<br />
von meinen Erlebnissen erzählen. Es ist auch ein<br />
großer Zeitaufwand. Ich werde aber auf jeden Fall<br />
die Wettbewerbe an die Öffentlichkeit bringen und<br />
anderen Lehrlingen Lust darauf machen.<br />
Jakob Enzensberger, Steinmetz, Medallion for Excellence, Salzburg<br />
Was waren die größten Herausforderungen<br />
für dich bei den<br />
EuroSkills?<br />
Den Fokus auf die Arbeit nicht<br />
zu verlieren. In den Hallen war<br />
es sehr laut. Wohlgemeinte Zurufe,<br />
Anfeuerungen, Kommentare<br />
und dergleichen seitens<br />
der vielen Zuschauer:innen<br />
haben mich manchmal abgelenkt. Mein Tipp für zukünftige<br />
Teilnehmer:innen: Die Vorbereitungsphase<br />
mit mentalem Training und auch mal mit größerem<br />
Publikum zu ergänzen!<br />
Wie verlief die Betreuung und Unterstützung während<br />
der Bewerbe ab?<br />
Die zuständigen Expert:innen gaben uns super<br />
Unterstützung bei beruflichen Fragen, aber auch<br />
die Teamleader:innen waren sehr engagiert. Diese<br />
haben sich unter anderem darum gekümmert, dass<br />
Belange des leiblichen Wohls nicht zu kurz kommen<br />
und uns sehr gut mit Getränken und Essen versorgt.<br />
Niklas Danninger, Kälte- und Klimatechnik, Gold, Oberösterreich<br />
Wer hat dich animiert, an den<br />
Skills teilzunehmen?<br />
Da ich von meinem Vater das<br />
Thema „Skills“ schon seit<br />
Jahren kenne, war es natürlich<br />
auch mein Ziel, bei dieser Veranstaltung<br />
selbst einmal dabei<br />
zu sein. Durch meinen Sieg<br />
bei den Staatsmeisterschaften<br />
hatte ich dann die Möglichkeit dazu und wurde ins<br />
Team Austria aufgenommen.<br />
Wie hast du dich auf den Bewerb vorbereitet?<br />
Ich habe mich zwei Monate lang intensiv auf den<br />
Bewerb vorbereitet. Dabei habe ich verschiedenste<br />
Kälteanlagensysteme aufgebaut, Rohrleitungen<br />
gebogen und das Ganze auch elektrisch verdrahtet.<br />
Dazu kam auch noch die kältetechnische und<br />
elektrotechnische Fehlersuche, welche ich sehr<br />
intensiv geübt habe, um eine gute Grundvoraussetzung<br />
für den Bewerb mitzubringen.<br />
FOTOS: SKILLSAUSTRIA/FLORIAN WIESER<br />
6 • goed-berufsschule.at 4-<strong>23</strong>
Sandra Berger, Floristik, Gold, Oberösterreich<br />
Wie viel Zeit haben die Vorbereitungen in Anspruch<br />
genommen?<br />
Ich hatte ab Jänner einmal in der Woche und drei<br />
Wochen durchgehend Training. In dieser Zeit wurde<br />
ich von meiner Chefin freigestellt. Dafür bin ich<br />
ihr sehr dankbar, da das Ganze ohne ihre Unterstützung<br />
nicht möglich gewesen wäre.<br />
Was waren die größten Herausforderungen?<br />
Am Anfang fand ich es schwierig mich in die „Wettbewerbsfloristik“<br />
zu versetzen, da es ganz anders<br />
war als das Alltagsgeschäft. Man musste auf viel<br />
mehr achten und manchmal ein<br />
bisschen umdenken.<br />
Würdest du wieder teilnehmen<br />
bzw. jemanden dazu animieren?<br />
Leider bin ich zu alt, um<br />
noch einmal teilzunehmen.<br />
Aber ich kann es jeder oder<br />
jedem weiterempfehlen. Ich<br />
habe so viele neue Leute kennen gelernt. Außerdem<br />
bin ich an meinen Aufgaben sehr gewachsen<br />
und habe viel dazu gelernt.<br />
Julia Kirchner, Sanitär- & Heizungstechnik, Medallion for Excellence, Tirol<br />
Wer hat dich animiert, an den Skills teilzunehmen?<br />
Das war definitiv Gerold Taxer, Lehrer an der Fachberufsschule<br />
für Installations- und Gebäudetechnik<br />
in Innsbruck, da er mich für den Bundeswettbewerb<br />
ausgewählt hat. Das hätte ich mir nie gedacht,<br />
dass ich dort teilnehmen könnte.<br />
Eine weitere große Motivation für mich ist, anderen<br />
jungen Mädchen zu zeigen, dass wir Frauen genauso<br />
diese typischen Männerberufe ergreifen können.<br />
Wo könnte man das denn besser präsentieren, als<br />
bei den Berufswettbewerben?<br />
Wie hast du dich vorbereitet?<br />
Ich habe mich mit meinem Bundestrainer<br />
darauf vorbereitet.<br />
Dort haben wir die Grundlagen,<br />
wie z. B. das Biegen und Löten,<br />
noch einmal wiederholt und auf<br />
die Schwierigkeiten des Bewerbes<br />
erprobt. Insgesamt hatte ich<br />
fünf Wochen Vorbereitung auf<br />
die EuroSkills in Dansk. (...) Zusätzlich habe ich einige<br />
Tage meiner Freizeit in der Tiroler Fachberufsschule<br />
für Installations- und Gebäudetechnik investiert, um<br />
Feinheiten zu testen.<br />
Christoph Schipflinger und Stefan Winder, Gartengestalter, Gold, Tirol<br />
Es ist sicher, dass diese Erfahrung für den Beruf als<br />
Gartengestalter viel zusätzliche Praxis bringt. Wie<br />
habt ihr euch persönlich weiterentwickelt?<br />
Durch die Ausführung wurden wir genauer – erhöhtes<br />
Arbeitstempo, Zeitmanagement und Arbeitsabläufe<br />
haben sich verbessert.<br />
Wie viel Zeit hat die Vorbereitung in Anspruch<br />
genommen?<br />
Wir haben zwölf volle Tage trainiert, aber dazwischen<br />
gab es viele wiederkehrende Stunden, die man<br />
dafür aufwenden muss.<br />
Würdet ihr zukünftigen Lehrlingen<br />
die Beteiligung an solchen<br />
Wettbewerben empfehlen und<br />
wenn, warum?<br />
Auf jeden Fall! Es ist eine einmalige<br />
Chance dort dabei zu sein –<br />
ein unvergessliches Erlebnis. Es<br />
hilft uns bei unserem nächsten<br />
Ziel, die Meisterprüfung.<br />
Um an solchen Wettbewerben teilzunehmen, braucht<br />
es auch viel Verständnis und Unterstützung von den<br />
Lehrbetrieben.<br />
7 • goed-berufsschule.at 4-<strong>23</strong>
INFO-ECKE<br />
Wiedereingliederungsteilzeit<br />
Oftmals ist nach langem Krankenstand die Rückkehr an<br />
den Arbeitsplatz aus Gründen der Rehabilitation bei voller<br />
Lehrverpflichtung nicht möglich.<br />
Alexandra<br />
Marschalek,<br />
Mitglied der<br />
Bundesleitung 12<br />
Die Wiedereingliederungsteilzeit bietet die Möglichkeit<br />
einer Teilzeittätigkeit mit teilweisem finanziellem<br />
Ausgleich. Damit kann nach einem längeren<br />
Krankenstand die Eingliederung in den Arbeitsprozess<br />
schrittweise und auf die Genesung bedacht,<br />
erfolgen.<br />
Voraussetzungen<br />
Bei diesem Arbeitszeitmodell handelt es sich um<br />
eine Vereinbarung zwischen Dienstgeber:in und<br />
Dienstnehmer:in, die in schriftlicher Form zu verfassen<br />
ist und unter folgenden Voraussetzungen in<br />
Anspruch genommen werden kann:<br />
• ein aufrechtes, mindestens dreimonatiges<br />
Dienstverhältnis<br />
• Vorliegen eines mindestens sechswöchigen<br />
ununterbrochenen Krankenstandes<br />
• eine Beratung durch fit2work<br />
• eine ärztliche Bestätigung über den Wegfall<br />
der Arbeitsunfähigkeit<br />
Dauer<br />
Die Wiedereingliederungsteilzeit kann für die Dauer<br />
von einem bis maximal neun Monaten (bei entsprechender<br />
Verlängerung) vereinbart werden. Das<br />
Ausmaß der Arbeitszeitreduktion hat dabei um mindestens<br />
ein Viertel und maximal um die Hälfte der<br />
Arbeitszeit zu erfolgen.<br />
Antritt<br />
Der Zeitpunkt des Antritts kann entweder unmittelbar<br />
im Anschluss an den Krankenstand oder bis<br />
einen Monat nach Beendigung dieses Krankenstandes<br />
liegen. <br />
l<br />
Die Autorin ist Mitglied der Bundesleitung 12,<br />
Mitglied im Zentralausschuss der Wiener Lehrer:innen<br />
an berufsbildenden Pflichtschulen<br />
FOTOS: ISTOCK/ROWAN JODAN, GERLINDE GORLA<br />
IMPRESSUM<br />
„goed-berufsschule.at“ ist die Zeitschrift der Bundesleitung der Gewerkschaft <strong>Berufsschule</strong> in der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst. Herausgeber<br />
und Medieninhaber: GÖD Wirtschaftsbetriebe GmbH, Teinfaltstraße 7, 1010 Wien. Redaktion: Erika Merta (Leitung), Schenkenstraße 4/5, 1010 Wien,<br />
Tel.: 01/534 54-451. Konzeption, Produktion: Modern Times Media Verlags ges.m.b.H., Lagergasse 6/2/35, 1030 Wien, Tel.: 01/513 15 50. Hersteller:<br />
Druckerei Berger, 3580 Horn, Wiener Straße 80. Verlagsort: Wien. Herstellungsort: Horn. DVR-Nr.: 0046655. Namentlich gekennzeichnete Beiträge<br />
stellen die Meinung des Autors dar, die sich nicht mit der Meinung der Redaktion decken muss. © GÖD – Gewerkschaft Öffentlicher Dienst. Text und<br />
Design des vorliegenden Druckwerks sind urheberrechtlich geschützt. Jeder Missbrauch wird geahndet.<br />
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Österreichische Post AG • MZ 03Z035305 M • GÖD, Teinfaltstraße 7, 1010 Wien • nicht retournieren<br />
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Ort<br />
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