LeseProbe: PlusPerfekt Edition Business - Wellbeing 2024

INTERVIEW
lich und erfolgreich sein kann. Was
für ein Pain in the ass. Manchmal
möchte ich argumentieren und tue
das auch, mit dem immer gleichen
Ergebnis: Hater wollen nicht verstehen,
Hater wollen haten. Hat
man das einmal verstanden, ist alles
etwas weniger schlimm. Ich
konzentriere meine Energie
jetzt viel mehr darauf andere
zu empowern, denn Hater bekommen
gar nicht erst einen
Fuß auf den Boden, wenn der
Mensch, der gehated wird,
das mit einem Lachen durchwinkt.
Am Ende sind es nur
Worte von jemanden, der
einem am eigenen Prachthintern
vorbeigehen kann.
Oder anders formuliert: Wenn
derjenige ein Problem mit mir
hat, kann er mich ja anrufen
und es mir sagen. Hat er meine
Nummer nicht, dann ist er
nicht wichtig genug, um für
mich eine Rolle zu spielen und
das gleiche gilt für den Mist
den er von sich geben möchte.
„Humor entsteht aus Schmerz
– und Humor nimmt Schmerzen.“
Wie meinst du das?
NJ: Humor ist ein Blick auf
die Bereiche des Lebens,
die wehtun. Denn „mir geht
es super, alles ist toll, ich bin
reich und schön“ ist nicht
witzig. Witzig ist das, was
wir dusseliges anstellen,
all das was in uns kaputt ist
und nicht so funktioniert,
wie man glaubt, dass es das
sollte. Das ist ja auch der Zauber von
Humor. Er verbindet Menschen, weil
wir uns auf den kleinsten gemeinsamen
Nenner einigen können an
einem Abend. Nämlich: Wir haben es
doch alle irgendwie nicht so richtig
im Griff, lasst uns drüber lachen.
Ich persönlich habe einen ganz
speziellen Humor. Nicht alles was
ich witzig finde, wird in meinem
Umfeld als Witz/Ironie verstanden.
Wie ist das beim Erstellen deines
Comedy-Programms? Testest du es
mit Freunden oder Verwandten?
NJ: Die Vorstellung, ein neues Programm
oder auch nur einen Gag
im Kaltstart meiner Familie oder
Freunden vortanzen zu müssen, ist
mein persönlicher Albtraum. Es gibt
" Wir haben es doch alle
irgendwie nicht so richtig im
Griff, lasst uns drüber lachen. "
kaum ein schlechteres Publikum als
Menschen, die einen mögen, die sind
nämlich zu wohlwollend mit einem.
Ich schreibe all meinen Kram selbst,
gehe es im Kopf tausendfach durch
und dann muss es irgendwann auf
die Bühne. Ich teste in meinen eigenen
Previews, später in den Zugaben
und hoffe jedes Mal, dass ich mein
Gespür für Humor nicht verloren
habe. Es ist abenteuerlich, aufregend
und ein klein wenig wahnsinnig.
Ich mag das.
Wieviel deines Programms steht
bevor du die Bühne betrittst, wieviel
ist Improvisation während des
Auftritts?
NJ: Im Grunde könnte man sagen:
Es steht alles und gar nichts. Natürlich
habe ich einen Leitfaden, eine
Storyline, eine Geschichte die
ich erzählen will und mein
Programm will auf irgendwas
hinaus. All das überlege und
schreibe ich im Voraus. Sowie
die einzelnen Gags und Bits.
Aber die Bühne hat ihre eigenen
Regeln und jedes Publikum
ist grundverschieden. Es
entsteht daher sehr viel beim
Spielen, viel ist Impro, viel
sieht nur aus wie Impro (das ist
auch die Kunst an der StandUp
Comedy) in der Interaktion
mit dem Publikum und so entwickelt
sich ein Programm bis
zum allerletzten Tag der Show.
Was manchmal beängstigend
ist, meistens aber fantastisch.
Wenn es etwas gäbe, das du an
dir ändern könntest, was wäre
das?
NJ: Ich wäre gerne weniger
ängstlich und mein Imposter-Sydrom
ist manchmal
gewaltig anstrengend.
Immer zu glauben, dass
man ab morgen nicht
mehr witzig genug, kreativ
genug oder generell genug
ist. Wenn ich das loswerden
könnte, ich würde es
sofort weggeben.
Gibt es Werte, die du mit deinem
Comedy-Programm vermitteln
möchtest?
NJ: Du bist genug. Völlig egal, wo im
Leben du grade stehst, wie du aussiehst,
was du alles erreicht hast
oder eben auch nicht. Du bist genug.
Dein Körper ist kein Problem,
Du bist kein Problem und du hast
ein Recht aufs Glücklichsein, auf ein
gutes Lebensgefühl, auf Freude und
auf Liebe. Auch – und gerade – deine
eigene für dich selbst.
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