LeseProbe: PlusPerfekt Edition Business - Wellbeing 2024

INTERVIEW
Die Plus Size Bewegung
startete vor etwas mehr
als zehn Jahren. Die ersten
Plus Size Bloggerinnen
gaben Tipps zu Mode und Stylings,
thematisierten die Probleme
von Curvy Frauen über die vorher
geschwiegen wurde. Influencer auf
Social Media folgten und eine Plus
Size Community entstand. Die Body
Positivity Bewegung wurde immer
stärker, nahm positiven Einfluss.
Die Modewelt reagierte: Viele internationale
Runways wurden diverser.
Man sah Curvy Models und die
Altersgrenze für Models ging nach
oben. Die Werbeindustrie zieht
nach, zeigt zaghaft Plus Size Körper.
Selbst bei Themen, die nicht in direkter
Verbindung zu Großen Größen
stehen.
Moralisch motiviert sind
die wenigsten Kampagnen.
Body Positivity gilt
als Marktlücke, die primär
für einen Umsatz-Boost
sorgen soll. Doch während
Labels (ganz) langsam mit
dem Gedanken von vielfältigen
Bodytypes auf den
Runways warm werden, entsteht
eine Trendwende. Das Comeback
der 2000er Jahre, samt ultra-knapper
Y2K-Looks (Anm. der Red.: Y2K
steht für das Jahr 2000) und Heroin
Chic mit überschlanken, fast schon
hageren Körpern. Neben dem sich
langsam etablierenden Body Positivity-Mindset,
propagieren viele
Laufstege die Rückkehr des Ultra
Skinny Trends. Und damit über kurz
oder lang auch die Rückkehr von Ultra
Skinny in unseren Alltag.
Du bist seit 2008 in der Plus Size
Modebranche tätig, bist Gründerin
der Brand Carmakoma. Wie siehst
du die Entwicklung?
Heidie Lykke: Die Modeindustrie
trägt eine große Verantwortung für
das Wohlbefinden junger Menschen
in Bezug auf ihren eigenen Körper.
Aktuelle Daten aus Dänemark zeigen,
dass sich jede zweite junge Frau
übergewichtig fühlt, während sich
jeder dritte junge Mann zu dünn
fühlt. Seit vielen Jahren verfolgt die
Modeindustrie ein unerreichbares
Schönheitsideal, das nicht zu mehr
Selbstvertrauen, sondern zu einem
verminderten Selbstbild geführt hat.
‘‘ Wie sieht die Modeindustrie 2024 aus?
Ich finde eine Branche vor, der man in
vielerlei Hinsicht Diversity Washing
vorwerfen kann. ’’
Viele Menschen fühlen sich nicht
schön, weil sie nicht den veralteten
Schönheitsstandards entsprechen,
die von den Medien und der Modeindustrie
dargestellt werden.
In den frühen 2000er Jahren entstand
eine Bewegung starker junger
Frauen, die sich in den sozialen
Medien präsentierten und ihre einzigartigen
Körper annahmen, unabhängig
davon, wie sehr sie von
dem idealisierten Körperbild der
Medienindustrie abwichen. Das war
eine kraftvolle und bahnbrechende
Entwicklung, die ein Problem beleuchtete,
mit dem viele Menschen
zu kämpfen haben: den fehlenden
Möglichkeiten, Kleidung zu finden,
die ihre Identität widerspiegelt.
Qualitätskleidung, die mit Liebe
und Haltung hergestellt wird. Wir
konnten beobachten, dass sich immer
mehr Modemarken besonders
bemühten und einige von ihnen
Unterlabels gründeten, die sich auf
Kleidung für Übergrößen spezialisierten.
Ich frage mich: Wie sieht die Modeindustrie
im Jahr 2024 aus? Ich
finde eine Branche vor, der man in
vielerlei Hinsicht „Diversity
Washing“ vorwerfen
kann. Ich schätze es, dass
viele Marken während
der Fashion Weeks Vielfalt
auf dem Laufsteg präsentieren.
Leider ist das
Problem, dass wir, wenn
das Rampenlicht erlischt
und die Champagnergläser
leer sind, keine großen
Fortschritte bei der Förderung der
Vielfalt der Körpertypen machen.
Viele der Marken, die Vielfalt präsentieren,
deren Hauptaugenmerk
aber nicht auf Produkten für Große
Größen liegt, bieten die Kleidung
gar nicht an, die sie an sogenannten
Große Größen-Models präsentiert
haben. Sie präsentieren kurvige
Models in Kleidung, die auf diese
Models zugeschnitten ist. Oder das
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