VISION.salzburg 2023_4
Das StadtSalzburgMagazin Ausgabe 2023_4
Das StadtSalzburgMagazin
Ausgabe 2023_4
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Buchtipps von der<br />
RUPERTUSBUCH-<br />
HANDLUNG<br />
Matthias Gruber:<br />
»Die Einsamkeit der<br />
Ersten ihrer Art«<br />
ist in Wien geboren und in Salzburg aufgewachsen,<br />
wo er mit seiner Familie lebt.<br />
»Die Einsamkeit der Ersten ihrer Art« ist der<br />
erste Roman des Theaterwissenschaftlers,<br />
der als Rezeptionist, im Onlinemarketing<br />
und in einer Notschlafstelle gearbeitet hat<br />
und Mitbegründer der Salzburger Stadt-<br />
Magazine fraeuleinflora.at und QWANT ist.<br />
Birgit Birnbacher:<br />
»Wovon wir leben«<br />
Bachmannpreisträgerin Birgit Birnbacher hat<br />
ein Buch über Resilienz geschrieben. Julia,<br />
die Hauptfigur ihres Romans, wird durch das<br />
Schicksal zum Neuanfang gezwungen.<br />
JANA REVEDIN: Der<br />
Frühling ist in den Bäumen<br />
Renina gründet Anfang der 1950er-Jahre die<br />
erste Frauenzeitschrift Deutschlands. In Zeiten<br />
beängstigender politischer Restauration<br />
will sie sich mit ihrer »Lady« für ein neues Rollenverständnis<br />
der Frau einsetzen.<br />
Vision Salzburg: Matthias, deine Protagonistin,<br />
die 14-jährige Arielle, hat kaum Haare,<br />
deformierte Zähne und sie kann nicht<br />
schwitzen. Das Mädchen begleitet ihren<br />
Vater auf dessen Jagd nach vergessenem<br />
Kryptogeld auf Festplatten in Wohnungen<br />
von Verstorbenen und auf dem Müllplatz.<br />
Wie bist auf dieses Szenario gekommen?<br />
Matthias Gruber: Meine Idee war, eine<br />
Geschichte über Menschen zu schreiben,<br />
die in einer Welt, die in Trümmern liegt,<br />
nach Hoffnung suchen. Und dann war<br />
da die reale Begegnung mit dem Krankheitsbild<br />
der Ektodermalen Dysplasie.<br />
VS: Arielle findet ein Handy mit den Fotos<br />
der hübschen Pauline. Diese lädt sie ins Internet<br />
hoch und ihr fliegen die Likes zu! Aber<br />
eigentlich nicht ihr… Ist das Arielle bewusst?<br />
MG: Im Grunde genommen ist die 14-Jährige<br />
die einzige Figur im Roman, die ihre<br />
Lage in gewisser Weise einordnen kann.<br />
Alle anderen Figuren versuchen, ihr Leben<br />
in den Griff zu bekommen, scheitern<br />
dabei, ohne zu begreifen warum. Und natürlich<br />
nimmt Arielles Identitätsdiebstahl<br />
im Internet kein gutes Ende.<br />
VS: Ist Arielle die Erste einer neuen Art?<br />
MG: Arielle wird ständig vermittelt, dass<br />
etwas mit ihr nicht stimmt. Aber als sie<br />
im Museum einen Ichthyostega sieht –<br />
also ein Tier am Übergang vom Wasserzum<br />
Landlebewesen – verändert sich<br />
etwas in diesem Bild: Sie ist nicht fehlerhaft,<br />
sondern die Erste ihrer Art! Arielle<br />
ist wie eine umgekehrte Meerjungfrau,<br />
die vom Hitzig-Trockenen wieder ins<br />
Kühlend-Nasse zurückkehrt.<br />
Ein Fehler katapultiert Julia aus ihrem Beruf<br />
als Pflegekraft. Sie versucht den Neuanfang.<br />
Aber auch ihre Mutter und ein<br />
Städter, den sie an ihrem Geburtsort am<br />
Lande kennenlernt, tun das. Was hat Sie zu<br />
diesem Buch über Neuanfänge inspiriert?<br />
Julia arbeitet in der Pflege. Sie ist Ende<br />
dreißig, als ihr sprichwörtlich die Luft ausgeht.<br />
Sie macht einen Fehler. Sie wird<br />
krank. Solche Dinge passieren täglich, sie<br />
können uns allen rasch passieren. Julia verliert<br />
ihre Dienstwohnung, muss erstmal zurück<br />
zum Vater ins Elternhaus, wo sie sich<br />
eigentlich erholen will. Es kommt natürlich<br />
anders. Der Vater braucht Julias Zuwendung,<br />
bald vielleicht schon ihre Pflege. Im<br />
Dorf lernt Julia den Städter kennen. Auch<br />
er muss sich beruflich verändern, nur ist bei<br />
ihm alles ganz anders. Nicht nur, aber eben<br />
auch, weil er ein Mann ist. Natürlich kann<br />
man behaupten, das ist klischeehaft. Aber<br />
da, wo ich herkomme, ist es in vielen Fällen<br />
noch die Realität. In unserer Gesellschaft<br />
ist es nun einmal so, dass es auch viele unbezahlte<br />
Pflichten oder Zugkräfte gibt, die<br />
alles andere als fair verteilt sind.<br />
Julias Geburtsort ist ein Ort, an dem man<br />
das Wort »Student« nur abschätzig verwendet,<br />
das beliebteste Schimpfwort<br />
»Schwuler« ist, und die Gesetze des Zusammenlebens<br />
im Wirtshaus unter Männern<br />
ausverhandelt werden. Was hat Sie<br />
zu diesem Schauplatz inspiriert?<br />
Irgendwann habe ich verstanden, dass<br />
ich »ich« sagen und den Ort dorthin verlegen<br />
muss, wo ich herkomme. Manchmal<br />
muss man den Finger in die Wunde<br />
legen, damit ein Text sich entfalten kann.<br />
UTA DEGNER:<br />
Ingeborg Bachmann.<br />
Spiegelungen eines Lebens<br />
Der Bildband gibt einen tiefen Einblick in Leben<br />
und Werk der großen Dichterin. Selten<br />
gezeigte Fotografien aus dem Familienbesitz<br />
und entlegenen Quellen zeichnen Ingeborg<br />
Bachmanns Lebensweg nach.<br />
KATHARINA SEISER:<br />
Österreich express.<br />
Schnelle Klassiker &<br />
Lieblingsrezepte<br />
Vertraute Gerichte, die in etwa einer halben<br />
Stunde auf dem Tisch stehen. Von Bröselkarfiol<br />
über Paprikahendl mit Nockerln bis zum<br />
Schneeomelett. So schmeckt Österreich!<br />
Dreifaltigkeitsgasse 12<br />
Tel. 0662 87 87 33<br />
www.rupertusbuch.at<br />
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