Nr. 89 - Winter 2023 / 2024
Bretagne, Finistère, Okzitanien, Bouches-du-Rhône, Centre-Val de Loire, Nouvelle-Aquitaine, Marseille, Rezept und viel mehr!
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DAS UNABHÄNGIGE FRANKREICH-MAGAZIN <strong>Nr</strong>. <strong>89</strong> · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/<strong>2024</strong><br />
BRETAGNE · OKZITANIEN · BOUCHES-DU-RHÔNE · CENTRE-VAL DE LOIRE · NOUVELLE AQUITAINE<br />
Bretagne<br />
Rias, verborgene Schätze<br />
zwischen Erde und Meer<br />
Okzitanien<br />
La Romieu, das kuriose<br />
Dorf der Katzen<br />
Château d’If<br />
Ein anderer Blick auf Marseille<br />
Centre-Val de Loire<br />
Renaissance einer Königlichen Militärschule<br />
Champagne & Co<br />
Was perlt denn da im Glas?<br />
Nîmes<br />
Erlebnis<br />
Rezept<br />
Die Weberschiffchen klackern wieder<br />
Eine andere Art, Kathedralen zu betrachten<br />
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EDITORIAL<br />
Liebe Leserin,<br />
lieber Leser,<br />
die Bretagne zwischen Erde und Meer,<br />
abseits ausgetretener Pfade und nicht<br />
auf eine Postkartenidylle reduziert; ein<br />
sympathisches Dorf im Gers, das nicht<br />
nur für einen botanischen Garten, sondern auch für eine<br />
Legende und seine Katzen bekannt ist; eine Festung im<br />
Meer vor Marseille, die einem Nashorn viel verdankt; ein<br />
sogenanntes « königliches » Collège im Departement<br />
Eure-et-Loir, das wunderschön renoviert wurde<br />
und an einen vergessenen Teil der französischen<br />
Geschichte erinnert; ein vielversprechendes<br />
Spektakel in einer Kathedrale in<br />
Bordeaux, das mit Sicherheit in ähnlicher Form<br />
in anderen Kultstätten innerhalb und außerhalb<br />
der Landesgrenzen stattfinden<br />
wird; die Renaissance einer textilen<br />
Tradition in Nîmes – der Jeansherstellung<br />
–, die zudem noch einen<br />
besonderen Sinn ergibt; eine Destillerie<br />
in der Corrèze, in der seit<br />
fünf Generationen handwerkliches<br />
Know-how weitergegeben wird …<br />
Das sind einige der Entdeckungen,<br />
die wir im Rahmen unserer<br />
Reportagen in den vergangenen<br />
Monaten im Hexagon gemacht haben<br />
und in dieser Ausgabe enthusiastisch und<br />
freudig mit Ihnen teilen. Bereits das Titelbild<br />
soll Ihnen in diesen unruhigen und oft<br />
grauen Zeiten eine erholsame Abwechslung<br />
bieten und vielleicht die Vorfreude auf das<br />
nächste Frühjahr wecken, das letzten Endes<br />
gar nicht mehr so weit weg ist …<br />
In diesem Heft werden Sie auch eine neue Rubrik<br />
entdecken, die uns sehr am Herzen liegt: « Wenn Bäume<br />
sprechen könnten ». Wir werden Ihnen einzigartige Bäume<br />
vorstellen und so der Natur eine etwas andere Hommage<br />
erweisen. Als Premiere erzählt Ihnen ein altehrwürdiger<br />
Schwarznussbaum im Departement Charente-Maritime<br />
aus seinem Leben.<br />
Das Jahresende ist traditionsgemäß eine Zeit, in<br />
der wir Nahestehenden eine Freude bereiten. In<br />
diesem Zusammenhang möchte ich Ihnen den<br />
kleinen Tipp geben, dass ein Abonnement<br />
von Frankreich erleben ein Geschenk ist, das<br />
dem Empfänger ein oder zwei Jahre lang<br />
unerwartete Entdeckungen in Frankreich<br />
beschert (siehe Aboangebote auf<br />
Seite 19). Aber es ist noch viel mehr.<br />
Damit unterstützen Sie nämlich etwas,<br />
was heute leider immer seltener geworden<br />
ist: die unabhängige Presse. Ihre Treue und das<br />
Verhältnis, das zwischen Ihnen, liebe Leserinnen<br />
und Leser, und uns besteht, ist eine große Befriedigung<br />
für uns. Darauf sind wir sehr stolz.<br />
Sie können sicher sein, dass wir uns auch in Zukunft<br />
dafür engagieren werden.<br />
Wir wünschen Ihnen ein schönes Weihnachtsfest<br />
und ein glückliches Jahr <strong>2024</strong> voller gemeinsamer<br />
Entdeckungen in Frankreich!<br />
Viel Spaß beim Lesen!<br />
Titelbild: Blick in den botanischen Garten Jardins de Coursiana (Gers).<br />
Jean-Charles Albert<br />
Chefredakteur<br />
jc.albert@frankreicherleben.de<br />
Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24 · 3
INHALT<br />
La Romieu · 34<br />
Maison Denoix · 74<br />
Quimperlé · 22<br />
Schaumwein · 80<br />
Bordeaux · 68<br />
Denim · 88<br />
Rezept · 94<br />
Thiron-Gardais · 54<br />
Châteu d‘If · 44<br />
4 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24
22 · Quimperlé<br />
Rennes<br />
68 · Bordeaux<br />
Nantes<br />
34 · La Romieu<br />
Toulouse<br />
Tours<br />
64 · Sablonceaux<br />
PARIS<br />
Lille<br />
54 · Thiron-Gardais<br />
Montpellier<br />
Straßburg<br />
Dijon<br />
74 · Brive-la-Gaillarde<br />
44 · Marseille<br />
Lyon<br />
88 · Nîmes<br />
Unterwegs in Frankreich<br />
22 Die Rias von Quimperlé<br />
Bretagne zwischen Erde und Meer<br />
Im Süden des Finistère bahnt sich das Meer immer wieder einen Weg<br />
ins Landesinnere, manchmal kilometerweit. In diesen Trichtermündungen<br />
– genannt Rias – mischen sich Salz- und Süßwasser, leben<br />
Flora und Fauna im Rhythmus der Gezeiten. Hier kann man sicher sein,<br />
eine sehr authentische und unbekannte Bretagne zu entdecken.<br />
34 La Romieu<br />
Das kuriose Dorf der Katzen<br />
La Romieu zählt durch sein Kulturerbe und einen wunderschönen<br />
botanischen Garten zu den « schönsten Dörfern Frankreichs ». Darüber<br />
hinaus trägt der Ort den sympathischen und verdienten Spitznamen<br />
« Dorf der Katzen », der durch eine kuriose Legende entstanden ist.<br />
44 Château d‘If<br />
Ein anderer Blick auf Marseille<br />
Vor der Küste von Marseille liegt die Île d’If, die kleinste der Frioul-Inseln.<br />
Auf dem winzigen, nur drei Hektar großen Kalkfelsen befindet sich ein<br />
erstaunliches Monument, bei dem Geschichte und Fiktion eng miteinander<br />
verwoben sind. Château d‘If wurde als uneinnehmbare Meeresfestung<br />
konzipiert und später als Gefängnis genutzt. Weltweit bekannt<br />
wurde das Bauwerk aber durch den Schriftsteller Alexandre Dumas.<br />
54 Collège Royal de Thiron-Gardais<br />
Die Geschichte einer Renaissance<br />
Thiron-Gardais lag lange Zeit abseits der touristischen Pfade, erfreut<br />
sich aber heute einer regelrechten Attraktivität. Das liegt daran, dass<br />
eine der beliebtesten Persönlichkeiten der Franzosen, Stéphane Bern,<br />
ein verwahrlostes Gebäude mit Entschlossenheit und persönlichen<br />
Mitteln zu einem Prunkstück des dortigen Kulturerbes machte.<br />
64 Wenn Bäume sprechen könnten …<br />
Der Schwarznussbaum der Abbaye de Sablonceaux<br />
Frankreich heute<br />
66 Politik<br />
Und plötzlich fiel das Wort Autonomie<br />
Zur allgemeinen Überraschung sprach sich der französische<br />
Staatspräsident Emmanuel Macron im September vor<br />
dem korsischen Regionalparlament für eine « Autonomie<br />
Korsikas innerhalb der Republik » aus und ging damit weiter<br />
als alle seine Vorgänger bisher. Einen solchen Vorschlag,<br />
so vage er auch sein mag, gab es bislang noch nie. Die<br />
Äußerung konnte demzufolge nicht unbemerkt bleiben.<br />
68 Immersive Erfahrung<br />
Luminiscence: eine andere Art,<br />
Kathedralen zu betrachten<br />
Am 13. Oktober <strong>2023</strong> konnten die Besucher in der<br />
Kathedrale Saint-André in Bordeaux durch die beeindruckende<br />
Verbindung von sehr hoch aufgelösten<br />
Projektionen, 360°-Videomapping und 3-D-Audioeffekten<br />
eine regelrechte « immersive Erfahrung » machen. Ein<br />
Pilotprojekt und in puncto Veranstaltungsort und<br />
Technik gleichzeitig eine Premiere in Frankreich.<br />
Art de vivre<br />
74 Handwerkstradition<br />
Maison Denoix: Destillierkunst seit fünf Generationen<br />
Maison Denoix ist mehr als eine Marke, der Name steht für<br />
den Fortbestand von anspruchsvollem handwerklichem<br />
Erbe. Vor etwas mehr als einem Jahr hat mit Paul Bastier<br />
und seiner Ehefrau Marie die fünfte Generation der<br />
Familie Denoix die Leitung des Betriebs übernommen.<br />
Begegnung im Keller der Destillerie in Brive-la-Gaillarde.<br />
80 Champagner, Crémant und Mousseux<br />
Wie behält man den Überblick über die<br />
französischen Schaumweine?<br />
Wissen Sie, was die Begriffe Champagne, Crémant<br />
und Mousseux genau bedeuten? Worin sich die drei<br />
Schaumweine unterscheiden? Franzosen achten<br />
nämlich sehr genau auf die « feinen Unterschiede »,<br />
wenn sie eine Flasche dieses Getränks kaufen.<br />
88 Produkt<br />
Die Wiederentdeckung des Denim<br />
In Nîmes (Gard) hat sich der junge Jeanshersteller Ateliers<br />
de Nîmes mutig in das Abenteuer gestürzt, nicht nur<br />
Jeans herzustellen, sondern auch den echten Denim,<br />
aus dem sie bestehen, wieder selbst zu produzieren.<br />
94 Chantals Rezept<br />
Far breton aux pruneaux II<br />
3 Editorial<br />
6 On en parle<br />
12 On lit<br />
14 On lit en France<br />
16 On regarde<br />
18 On surfe<br />
20 On écoute<br />
83 Leserbriefe<br />
84 Nachbestellungen<br />
96 Guéwen a testé<br />
98 Impressum<br />
98 Vorschau<br />
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Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24 · 5
ON EN PARLE<br />
KLIMA<br />
Ermutigende Zahlen in Frankreich<br />
Diese Neuigkeiten sind ermutigend: Laut den vom<br />
französischen Umweltministerium (Ministère de la<br />
Transition énergétique) veröffentlichten Zahlen gingen die<br />
Treibhausgasemissionen von April bis Juni <strong>2023</strong> um 4,3 %<br />
zurück. Das entspricht in etwa demselben Wert wie in den<br />
ersten drei Monaten des Jahres. Nachdem dieser Prozentsatz<br />
bereits 2022 gegenüber 2021 um 2,7 % sank, nähert sich der<br />
Wert langsam dem notwendigen Rückgang von 5 %, wenn<br />
Frankreich die für 2030 gesteckten Klimaziele erreichen und bis<br />
2050 CO 2 -neutral sein will.<br />
RENAISSANCE<br />
Franzosen haben ihre Solex wieder<br />
Solex ist eine der historischen Kultmarken in Frankreich.<br />
Viele verbinden mit ihr nostalgische Erinnerungen an die<br />
Kindheit und die « gute alte Zeit ». Erinnerungen an die<br />
Jugend, in der man bei Steigungen strampeln musste, um ein<br />
Gefährt zu bewegen, dessen kleiner Zweitaktmotor lediglich<br />
das Vorderrad antrieb. Die Solex kam in den 50er-Jahren auf,<br />
war günstiger als ein Mofa und verbrauchte nur wenig Treibstoff.<br />
Bereits mit 14 Jahren konnte man sie fahren, wobei die Eltern nicht allzu beunruhigt sein mussten, da sie<br />
eine Höchstgeschwindigkeit von nur 30 km/h erreichte. Und mit Brigitte Bardot hatte das sympathische<br />
motorisierte Fahrrad sogar eine hochrangige Botschafterin! Irgendwann lösten allerdings Mofas und<br />
Motorräder die Solex ab, und die Marke wäre beinahe verschwunden. Inzwischen wurde sie jedoch vom<br />
französischen Konzern Rebirth übernommen und erlebt eine regelrechte Renaissance – ganz im Geist der<br />
heutigen Zeit. Die Solex Version <strong>2023</strong> wird in Saint-Lô (Manche) produziert. Es gibt drei Ausführungen, die<br />
zwar vom historischen Modell inspiriert wurden, aber elektrisch betrieben werden und eine aufladbare<br />
Batterie besitzen. Schauen Sie gut hin, man sieht sie mehr und mehr auf den französischen Straßen!<br />
6 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24
PROJEKT<br />
Gibt es bald ein Museum der öffentlichen<br />
Transportmittel in Paris?<br />
Nur wenige wissen, dass die Pariser Verkehrsbetriebe Régie Au to nome<br />
des Transports Parisiens (RATP) von jedem Metro- und Bus mo dell, das im<br />
Verkehrsnetz im Großraum Paris eingesetzt wur de, ein Exemplar in den<br />
ausgedehnten Fahrzeughallen im<br />
Departement Val-de-Marne<br />
auf be wah ren. Derzeit<br />
ist dieser Ort nur bei<br />
seltenen Anlässen,<br />
wie der Europäischen<br />
Museumsnacht oder<br />
den Europäischen<br />
Tagen des Kulturerbes,<br />
für das Publi kum<br />
zugänglich. Der neue<br />
Präsident der RATP, der<br />
ehemalige Premierminister<br />
Jean Castex, ließ kürzlich<br />
verlauten, dass er ein<br />
ganzjährig geöffnetes<br />
Museum plant, in dem<br />
diese ungewöhnliche<br />
Sammlung präsen tiert<br />
werden soll.<br />
ANERKENNUNG<br />
Burg Sedan ist<br />
« beliebtestes<br />
Denkmal der<br />
Franzosen »<br />
Die Burg Sedan liegt<br />
in den Ardennen und<br />
ist « die größte Anlage<br />
dieser Art in Europa ».<br />
Nun kann sie sich ein Jahr lang damit schmücken, das<br />
Monument préféré des Français zu sein. Die Franzosen<br />
haben sie damit den anderen Denkmälern, die sich um<br />
diesen Titel bewarben, vorgezogen: Basilika Notre-<br />
Dame de Fourvière in Lyon (Rhône), Abbaye de Cluny<br />
(Saône-et-Loire), Citadelle de Port-Louis (Morbihan),<br />
Château de Blois (Loir-et-Cher), Citadelle d’Ajaccio<br />
(Korsika), Fort Saint-Louis (Martinique), Domaine de<br />
Chaalis (Oise), Französische Nationalbibliothek (Paris),<br />
Haras du Pin (Orne), Phare de la Coubre (Charente-<br />
Maritime), Dreimaster Belem (Loire-Atlantique),<br />
Amphitheater in Vaison-la-Romaine (Vaucluse).<br />
OLYMPISCHE SPIELE<br />
Der Kampf der Straßenbuchhändler auf den<br />
Seine-Quais<br />
Sollen die Bouquinistes und ihre berühmten « grünen<br />
Holzkisten » voller Bücher auf den Quais entlang der Seine<br />
die Verlierer der Olympischen Spiele <strong>2024</strong> in Paris sein? Das<br />
befürchten die Buchhändler zumindest, seit die Pariser<br />
Stadtverwaltung ihnen vor Kurzem eröffnete, dass 570<br />
der 950 Verkaufsstände « aus Sicherheitsgründen » für<br />
die Eröffnungsveranstaltung der Spiele am 26. Juli <strong>2024</strong><br />
verschwinden sollen, um zu einem späteren – nicht präzisierten<br />
– Termin wieder zurückgebracht zu werden. « Es ist absurd,<br />
für eine Zeremonie, mit der die Monumente der Hauptstadt<br />
glorifiziert werden sollen, eines der bekanntesten Symbole<br />
von Paris verschwinden zu lassen! », ließ der Präsident der<br />
Vereinigung der Pariser Buchhändler, Jérôme Callais, umgehend<br />
verlauten. Nun soll über eine Lösung diskutiert werden. Wir<br />
werden Sie auf jeden Fall auf dem Laufenden halten.<br />
Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24 · 7
ON EN PARLE<br />
UMWELT<br />
Nîmes verliert eine legendäre Palme<br />
Die Palme auf dem Place du Marché in Nîmes war zweifellos eines der Symbole<br />
der Stadt. Der herrliche Baum, der vor rund dreißig Jahren gepflanzt wurde, ist<br />
gemeinsam mit dem Bronzekrokodil des nahe gelegenen Brunnens auf dem<br />
städtischen Wappen zu sehen. Als wir die Palme im Juni im Rahmen unserer<br />
Reportage über Nîmes fotografierten, war sie offensichtlich noch « in voller Form »<br />
(siehe Foto). Inzwischen wurde sie jedoch von einer Kolonie Roter Palmrüssler<br />
im wahrsten Sinne des Wortes aufgefressen. Der Baum hatte nicht die geringste<br />
Chance. Am 13. Oktober wurde er daher von Mitarbeitern der Stadt gefällt. Er<br />
soll durch einen Laubbaum oder eine andere, gegen diese Insekten resistente<br />
Palmenart ersetzt werden.<br />
WINDENERGIE<br />
Keine Anlage im Pays de Proust!<br />
Der Conseil d’État, die höchste juristische Verwaltungsinstanz in Frankreich, hat ein sehr<br />
umstrittenes Windenergieprojekt definitiv beerdigt. Es sollte nur wenige Kilometer von Illiers-<br />
Combray (Eure-et-Loir) entfernt entstehen, wo Marcel Proust (1871-1922) seine Kindheit<br />
verbracht hatte. Der Staatsrat bestätigte damit eine Entscheidung des Verwaltungsgerichts<br />
Versailles vom April 2022. Das Gericht war der Ansicht, dass dieses Vorhaben der Landschaft,<br />
« die eng mit dem Leben und Werk des Schriftstellers verbunden ist, möglicherweise<br />
gravierenden Schaden zufügen würde ».<br />
KUNST<br />
Das Mysterium um die Mona Lisa hält an<br />
Eine von Forschern des Centre National de la Recherche Scientifique<br />
(CNRS) durchgeführte Analyse kam zum Schluss, dass Leonardo<br />
da Vinci (1452-1519) angeblich eine Mischung aus Öl und Bleioxid<br />
zum Malen seiner Bilder, unter anderem der berühmten Mona Lisa,<br />
verwendete. Eine ungewöhnliche und für die damalige Zeit seltene<br />
Technik, die laut den Experten den Vorteil hatte, dass die Farbe<br />
schneller trocknete. Bei der Suche nach einer Erklärung für diese<br />
Vorgehensweise stießen die Wissenschaftler in den Archiven des<br />
großen Malers auf den Vermerk Letargirio di piombo, allerdings in<br />
einem Manuskript, in dem es nicht um die Malerei, sondern um<br />
ein Heilmittel für Haut und Haare ging. Der toskanische Meister<br />
hatte also vermutlich die Idee, das Mittel auch für seine Bilder<br />
einzusetzen. Offenbar mit Erfolg!<br />
8 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24
KULTURERBE<br />
Zukünftiger Vorplatz der<br />
Kathedrale von Chartres<br />
vorgestellt<br />
Seit vielen Jahren wird heiß darüber<br />
diskutiert, wie der Vorplatz der<br />
Kathedrale von Chartres gestaltet<br />
werden soll. Die Stadtverwaltung<br />
will dort ein Kultur- und<br />
Tourismuszentrum einrichten. Das<br />
2019 präsentierte Projekt sah eine vier Meter hohe Mauer vor, die den Blick<br />
auf das von der UNESCO als Weltkulturerbe klassifizierte Monument teilweise<br />
verstellen würde. Letztendlich wird es auf dem Vorplatz kein Gebäude geben.<br />
Das 3500 m² große Kultur- und Tourismuszentrum namens Autricum soll nun<br />
unterirdisch gebaut werden.<br />
ZUG<br />
Nennen Sie mich nicht mehr Thalys<br />
Deutschland, Frankreich, Belgien, Großbritannien und die<br />
Niederlande wollen ihre Kräfte im Zugverkehr bündeln<br />
und das Schienennetz vereinheitlichen. Aus diesem Grund<br />
werden die Thalys-Züge nun in Eurostar umbenannt.<br />
ERÖFFNUNG<br />
Louis Vuitton expandiert auf den<br />
Champs-Élysées<br />
Louis Vuitton, eine Marke des französischen<br />
Luxuswarenkonzerns Louis Vuitton Moët<br />
Hennessy (LVMH), die bereits auf der<br />
prestigeträchtigen Pariser Avenue ansässig<br />
ist, hat die Eröffnung einer weiteren<br />
Boutique dort angekündigt. Mit knapp 6000<br />
Quadratmetern soll diese fünfmal so groß<br />
sein, wie die bestehende. Darüber hinaus<br />
will das Luxuslabel an derselben Adresse –<br />
Hausnummer 103 – sein erstes Hotel eröffnen.<br />
WELTKULTURERBE<br />
Maison Carrée in Nîmes steht auf der<br />
UNESCO-Welterbeliste<br />
In der letzten Ausgabe (<strong>Nr</strong>. 88) von Frankreich erleben<br />
konnten Sie lesen, dass man in Nîmes ungeduldig auf<br />
die Entscheidung wartete, ob das Maison Carrée, ein<br />
bemerkenswertes Gebäude aus dem 1. Jahrhundert, in<br />
die Weltkulturerbeliste der UNESCO aufgenommen wird<br />
(Nîmes: Wo Geschichte Zukunft hat). Seit der Zusammenkunft<br />
des UNESCO-Welterbekomitees im September im saudiarabischen<br />
Riad ist es nun offiziell. Ebenfalls aufgenommen<br />
wurden in derselben Sitzung die Volcans et Forêts de la<br />
Montagne Pelée et les Pitons du nord auf Martinique. Damit<br />
werden 52 französische Kultur- und Naturdenkmäler von der<br />
UNESCO als Welterbe anerkannt.<br />
Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24 · 9
ON EN PARLE<br />
UMWELT<br />
Bier brauen mit Sonnenwärme<br />
DEUTSCH-FRANZÖSISCHE KOOPERATION<br />
Hilfe zur Zusammenarbeit<br />
der Feuerwehren<br />
Die französische Region Bas-Rhin (Elsass) und das<br />
deutsche Bundesland Rheinland-Pfalz haben am<br />
27. September eine Vereinbarung unterzeichnet,<br />
um die Kooperation ihrer Feuerwehren bei Bränden<br />
und in Katastrophenfällen zu verein fach en. Es<br />
gab zwar bisher bereits gemeinsame Einsätze der<br />
beiden Länder, jetzt wurde die Zusammenarbeit<br />
aber offiziell festgehalten und erhält damit<br />
einen klaren verwaltungstechnischen Rahmen.<br />
Eine ähnliche Übereinkunft wurde 2021 bereits<br />
zwischen den Regionen Haut-Rhin, Bas-Rhin<br />
und dem Bundesland Baden-Württemberg<br />
geschlossen.<br />
In Dampierre-les-Bois (Doubs), in der Nähe von Montbéliard, wurde<br />
eine Minibrauerei namens Hélie eingeweiht, in der das Bier mithilfe<br />
von Sonnenergie gebraut wird. Die Idee dazu hatte ein französischer<br />
Ingenieur und Bierliebhaber, der immer auf der Suche nach<br />
umweltfreundlichen Lösungsansätzen ist. Im konkreten Fall erhitzen<br />
thermische Solarzellen zunächst eine Mischung aus<br />
Wasser und Malz auf eine Temperatur von 66° C. Ein<br />
Solarkonzentrator bringt die Mischung anschließend<br />
mithilfe von Spiegeln zum Kochen, indem er die<br />
Sonneneinstrahlung auf einen kleinen Empfänger<br />
bündelt, der unter dem Kessel positioniert ist. Die<br />
ersten Biere – hell, dunkel und Weißbier – haben<br />
die Konsumenten anscheinend überzeugt, denn der<br />
Initiator dieses Konzepts, Romain Zamboni, denkt<br />
derzeit über einen größeren und leistungsstärkeren<br />
Konzentrator nach, um die Produktionsmenge von bisher<br />
130 Litern pro Tag zu erhöhen. Informationen: https://<br />
microbrasseriehelie.odoo.com<br />
KONSUM<br />
Das Baguette-Rezept wurde geändert!<br />
Die Änderung ging fast unbemerkt vonstatten. Und das, obwohl<br />
sie eines der Symbole Frankreichs betrifft, nämlich Brot im Allgemein<br />
en und das berühmte Baguette im Besonderen! Seit dem<br />
1. Oktober <strong>2023</strong> mussten die französischen Bäcker die Zubereitung<br />
ihrer verschiedenen Brote (geringfügig) verändern: Während die<br />
zu lässi ge Grenze für Salz bislang bei 1,5 Gramm pro 100 Gramm<br />
Brot lag, wurde dieser Wert nun auf 1,4 Gramm für « normale » Sorten<br />
sowie die Sorte « Tradition » beziehungsweise auf 1,3 Gramm<br />
für Pains spéciaux, also zum Beispiel Körnerbrot, gesenkt. Es geht<br />
da bei darum, den Salzgehalt von Brot zu verringern, was sich posi<br />
tiv auf die Gesundheit der Franzosen auswirken soll. Auf den Geschmack<br />
sollte diese Änderung allerdings nicht viel Einfluss haben.<br />
Zudem ist sie nicht bindend, die Einhaltung dieser Grenze durch die<br />
Bäcker war bisher schon freiwillig. Die Behörden wollen le digl ich<br />
Kon trol len zu « statistischen Zwecken » machen. Die Be rufs ver bände<br />
be ab sichtigen jedoch, sich an die Vorgaben zu halten.<br />
10 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24
TRANSPORT<br />
Metro in Marseille steht während der Woche<br />
abends still<br />
Die Neuigkeit sorgte in der zweitgrößten Stadt Frankreichs für<br />
Er staun en: Seit Ende Oktober stehen die beiden Linien der Marseiller<br />
Metro für die Dauer von voraussichtlich zwei Jahren von<br />
Mon tag bis Donnerstag ab 21.30 Uhr still. Diese Entscheidung<br />
der Régie des Transports Métropolitains (RTM) hat nicht nur<br />
die Nutzer, son dern auch die Stadtverwaltung überrascht.<br />
Die Verkehrs be trie be be gründeten die Ent scheidung mit der<br />
Tatsache, dass « die Fre quenz in den drei letzten Stunden des<br />
Betriebes nur 1,4 % des Tagesvolumens ausmacht ». Anders<br />
gesagt, es geht um eine fehl en de « Rentabilität », ein Begriff, der<br />
für einen öffentlichen Dienst eher erstaunlich ist. Laut RTM soll<br />
die Metro jedoch zu be stimm ten Zeiten – über Weihnachten<br />
und Neujahr, während der Olym pische Spiele <strong>2024</strong> (in Marseille<br />
finden die Segelwettbewerbe statt) sowie punktuell bei<br />
Fußballspielen während der Woche – wie der wie gewohnt<br />
fahren. Die Entscheidung findet offensichtlich der zeit keinen<br />
Anklang.<br />
NACHTZUG<br />
Wiedereröffnung der Linie Berlin-Paris<br />
Wir haben es bereits angekündigt, nun ist das Datum bekannt: Ab dem<br />
11. Dezember <strong>2023</strong> wird zwischen Berlin und Paris wieder ein Nachtzug<br />
verkehren. Die Strecke führt über<br />
Straßburg. Die Züge der österreichischen<br />
Bahngesellschaft ÖBB verkehren dann<br />
drei Mal pro Woche zwischen Berlin und<br />
dem Pariser Bahnhof Gare de l’Est. Die<br />
Reisezeit beträgt 14 Stunden. Preis: ab<br />
30 € für eine einfache Strecke. Auskünfte:<br />
www.nightjet.com.<br />
Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24 · 11
ON LIT<br />
HISTORISCHER ROMAN<br />
Alles Licht, das wir nicht sehen<br />
Anthony Doerr, Originaltitel: All the light we<br />
cannot see (erschienen 2014 im Scribner-<br />
Verlag), aus dem Amerikanischen übersetzt von<br />
Werner Löcher-Lawrence, C.H. Beck Verlag, 520<br />
Seiten, 25 €, ISBN 978-3406815348<br />
Das Buch wurde 2015 in den Vereinigten Staaten<br />
in der Kategorie « Fiktion » mit dem Pulitzer-Preis<br />
ausgezeichnet und war ein regelrechtes Phänomen<br />
in der amerikanischen Verlagswelt. Alles Licht, das<br />
wir nicht sehen ist nicht nur ein Kriegsroman, es ist<br />
eine tief gehende Betrachtung über das Schicksal<br />
und menschliche Lebensbedingungen. Während<br />
der Libération begegnen sich im Bombenhagel<br />
der kleinen Stadt Saint-Malo (Ille-et-Vilaine)<br />
zwei Menschen, die gegensätzlicher nicht sein<br />
könnten: Marie-Laure, eine junge erblindete Frau,<br />
die zu ihrem Onkel geflohen ist, und Werner,<br />
ein Waisenjunge, der aufgrund seiner genialen<br />
Kenntnisse über elektromagnetische Wellen von<br />
der Wehrmacht rekrutiert wurde. Anthony Doerr<br />
fesselt uns in diesem Roman durch eine Mischung<br />
aus Geschichte, Wissenschaft, Poesie und Traum.<br />
Mit seinem lebhaften Stil und in kurzen Kapiteln,<br />
die abwechselnd jeweils einem der beiden<br />
Protagonisten gewidmet sind, gelingt es ihm, das<br />
Genre des historischen Romans neu zu definieren.<br />
Ein lehrreicher und sehr menschlicher Text. Großes<br />
Lesevergnügen!<br />
Hinweis: Aufgrund des Erfolgs dieses Buches hat<br />
das Fremdenverkehrsamt von Saint-Malo einen<br />
Rundgang durch die<br />
Stadt konzipiert, auf<br />
dem man mithilfe<br />
von GPS-Ortung<br />
den Spuren von<br />
Marie-Laure folgt.<br />
Sie können ihn<br />
kostenlos über die<br />
APP Saint-Malo Tour<br />
(Rubrik Balades, dann<br />
Circuits découvertes)<br />
auf Ihr Smartphone<br />
herunterladen (Sur les<br />
pas de Marie-Laure, 10<br />
km, 3 Std.).<br />
ROMAN/REISEBERICHT<br />
Auf versunkenen<br />
Wegen<br />
Sylvain Tesson,<br />
Originaltitel:<br />
Sur les chemins<br />
noirs (erschienen<br />
2016 bei Gallimard),<br />
übersetzt aus dem<br />
Französischen<br />
von Holger Fock<br />
und Sabine Müller,<br />
Penguin, 192 Seiten, 14 €,<br />
ISBN 978-3328111221<br />
Wenn Sie Sylvain Tesson noch nicht kennen,<br />
ist die Taschenbuchausgabe des Werkes,<br />
das 2017 bereits vom Albrecht Knaus Verlag<br />
in der gebundenen Ausgabe herausgegeben<br />
wurde, eine gute Gelegenheit, einen unserer<br />
bevorzugten zeitgenössischen Autoren<br />
zu entdecken. Der Abenteurer, der bereits<br />
einen großen Teil unseres Globus bereiste,<br />
stürzte vor einigen Jahren beim Versuch,<br />
eine Hausfassade hochzuklettern, ab und<br />
verletzte sich schwer. Später beschloss er,<br />
Frankreich zu Fuß auf einer großen Diagonale<br />
du vide zu durchqueren: 1300 Kilometer,<br />
von der italienischen Grenze bis ans Ende<br />
des Cotentin. Dabei vermied er, wo immer<br />
möglich, Straßen und urbane Gebiete. Beim<br />
Lesen dieses Reiseberichts entdeckt man eine<br />
unbekannte « französische Wüste » mit kleinen<br />
Pfaden, alten Wegen und oft vergessenen<br />
Landschaften. Bemerkenswert und lehrreich!<br />
Hinweis: Das Buch wurde <strong>2023</strong> von Denis<br />
Imbert mit Jean Dujardin in der Hauptrolle für<br />
das Kino verfilmt. Die französische Version lief<br />
unter dem Titel Sur les chemins noirs. Am 30.<br />
November kommt der Film mit dem Titel Auf<br />
dem Weg in die deutschen Kinos.<br />
12 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24
REISEFÜHRER FÜR NEUGIERIGE<br />
Paris, eine Augenreise<br />
Hélène Rocco (Text) und Sophia van den Hoek (Fotos), DK Verlag,<br />
258 Seiten, 29,95 €, ISBN 978-3734207228<br />
Es wäre schade, dieses wunderschöne Buch « nur » als Reiseführer<br />
für Paris zu bezeichnen. Davon gibt es bereits viele, und das<br />
vorliegende Werk ist eindeutig viel mehr,<br />
das bestätigen sogar gebürtige Pariser. Es<br />
ist eine Fundgrube an Informationen, es<br />
quillt nur so über von empfehlenswerten,<br />
authentischen Adressen, die alle überprüft<br />
sind. Die Autorinnen betrachten die<br />
Hauptstadt unter einem eigenständigen<br />
Blickwinkel, den Einwohner oftmals gar<br />
nicht haben. Das Buch ist nicht nur die<br />
Einladung zu einer « Reise » durch die<br />
Hauptstadt, sondern, wie der Titel es so<br />
poetisch ausdrückt, zu einer « Augenreise ».<br />
Das Werk erinnert uns daran, dass Reisen<br />
vor allem auch bedeutet, die Welt um uns<br />
herum mit einem neugierigen und offenen<br />
Blick zu betrachten. Erfreulich!<br />
KRIMI<br />
Die Unbekannte<br />
Guillaume Musso, Originaltitel:<br />
L’inconnue de la Seine<br />
(erschienen 2021 bei Calmann-<br />
Lévy), übersetzt aus dem<br />
Französischen von Eliane<br />
Hagedorn und Bettina Runge,<br />
Piper, 448 Seiten, 18 €, ISBN<br />
978-3492063760<br />
In einer kalten Dezembernacht<br />
wird in Paris eine junge Frau aus<br />
der Seine gerettet. Sie ist nackt,<br />
spricht kein Wort und scheint an<br />
einer Amnesie zu leiden. Ein DNA-Test soll ihre Identität klären, doch<br />
das Ergebnis macht den Fall nur noch rätselhafter: Die Frau ist Milena<br />
Bergmann, jene gefeierte Pianistin, die ein Jahr zuvor bei einem<br />
tragischen Flugzeugabsturz ums Leben kam. Es ist zu erwarten,<br />
dass sich die zahlreichen Fans von Guillaume Musso – seit 2011 der<br />
meistverkaufte französische Schriftsteller weltweit – bei Erscheinen<br />
sofort auf diesen neuen Krimi stürzen werden, dessen Handlung<br />
in Paris spielt. Wenn Sie noch nichts von Musso gelesen haben, ist<br />
es vielleicht die Gelegenheit, ihn kennenzulernen. Auf alle Fälle ist<br />
das Erscheinen des « neuesten Musso » immer ein heiß erwartetes<br />
Ereignis, sowohl in Deutschland als auch in Frankreich!<br />
Dieses Buch hat uns gefallen und<br />
wir haben es Ihnen bei Erscheinen in<br />
Frankreich vorgestellt.<br />
Nun wurde es übersetzt und ist im<br />
deutschen Buchhandel erhältlich.<br />
ROMAN<br />
Clara<br />
und die<br />
Poesie des<br />
Lebens<br />
Stéphane<br />
Carlier,<br />
Originaltitel:<br />
Clara lit<br />
Proust (erschienen 2022 bei Gallimard),<br />
übersetzt aus dem Französischen von<br />
Lina Robertz, C. Bertelsmann 208<br />
Seiten, 22,70 €, ISBN 978-3570105429.<br />
Ab 15. November <strong>2023</strong> im Handel.<br />
Stéphane Carlier hegt eine Passion für<br />
die Werke von Marcel Proust (1871-1922),<br />
denen der Ruf nachhängt, schwierig zu<br />
lesen und einer bestimmten Kategorie<br />
von « Bücherwürmern » vorbehalten zu<br />
sein. Das brachte ihn auf die Idee, diesen<br />
heiteren und angenehm zu lesenden<br />
Roman zu schreiben. Darin begegnet man<br />
Clara, einer jungen Friseurin in einem<br />
kleinen, anspruchslosen Friseursalon in<br />
der Provinz. Als eines Tages ein Kunde ein<br />
Buch von Proust vergisst, stellt das ihr<br />
Leben auf den Kopf. Nach der Lektüre ist<br />
man frohen Mutes und hat unweigerlich<br />
Lust, selbst in das Werk Prousts<br />
einzutauchen. Damit hat Stéphane Carlier<br />
sein Ziel zweifelsfrei erreicht!<br />
Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24 · 13
ON LIT EN FRANCE Prix Goncourt <strong>2023</strong><br />
Unsere Auswahl an Büchern, über die man<br />
zurzeit in Frankreich spricht<br />
Wie jedes Jahr verkündete die Jury des renommierten französischen<br />
Literaturpreises Prix Goncourt am 7. November im<br />
Pariser Restaurant Chez Drouant, welchem Werk sie den<br />
Preis in diesem Jahr zuerkennt. Obwohl diese Auszeichnung<br />
nur von einem symbolischen Scheck über 10 Euro<br />
begleitet ist – den die meisten Autoren im Übrigen lieber<br />
einrahmen, statt einzukassieren –, bedeutet er für den<br />
glücklichen Sieger eine große Anerkennung und – zumindest<br />
in den allermeisten Fällen – die Garantie für einen Verkaufserfolg<br />
im Buchhandel. Anfang September selektierte<br />
die Académie Goncourt 15 Bücher, von denen es vier in die<br />
Endauswahl vom 25. Oktober schafften. Diese vier Bücher<br />
stellen wir Ihnen hier vor. Und nun sind Sie am Zug: Welches<br />
der Bücher hat Ihrer Ansicht nach den Prix Goncourt erhalten?<br />
Die Antwort finden Sie auf Seite 98 …<br />
ROMAN<br />
Sarah, Susanne et l’écrivain<br />
Éric Reinhardt, Gallimard, <strong>2023</strong>, 420 Seiten, 22 €,<br />
ISBN 978-2072945<strong>89</strong>2<br />
Sarah vertraut einem Schriftsteller, den sie bewundert, ihre<br />
Lebensgeschichte an, damit dieser einen Roman daraus macht. In diesem<br />
Roman heißt sie Susanne. Sie fühlt sich nicht mehr so geliebt wie früher.<br />
Ihr Mann zieht sich jeden Abend in sein Büro zurück, lässt sie mit den<br />
Kindern allein. Um ihn zum Handeln zu zwingen, kündigt sie ihm an,<br />
ihn vorübergehend zu verlassen. Diese Entscheidung provoziert eine<br />
Kettenreaktion von erschütternden Ereignissen, die nicht vorhersehbar<br />
waren. Nicht nur die Handlung macht diesen Roman so besonders, sondern<br />
vor allem seine Form: Es ist eine regelrechte Mise en abyme: In diesem<br />
unerwarteten und verwirrenden Werk überschneiden sich Sarahs richtiges<br />
und Susannes romanhaftes Leben. Dadurch gibt Éric Reinhardt uns Einblick<br />
in das Herzstück jedes Schriftstellers, nämlich seine Vorstellungsgabe. Wie<br />
wird eine reale zu einer fiktiven Person? Wie gelingt es dem Schriftsteller,<br />
Realität und Fiktion zu verknüpfen? Das ist packend, zumal das Buch durch<br />
die sensibel und liebevoll gezeichneten Porträts von Sarah und Susanne eine<br />
schöne Hommage an die Frauen darstellt.<br />
ROMAN<br />
Veiller sur elle<br />
Jean-Baptiste Andrea,<br />
L’Iconoclaste, <strong>2023</strong>, 590 Seiten, 22,50 €,<br />
ISBN 978-2378803759<br />
1986. In einem Kloster im italienischen Piemont<br />
liegt ein alter Mann namens Michelangelo<br />
Vitaliani, genannt Mimo, im Sterben. Man<br />
erfährt, dass er hier inkognito die letzten 40<br />
Jahre seines Lebens verbrachte. Der sehr<br />
ambitionierte Roman zeichnet nicht nur Mimos<br />
Leben nach, sondern die Geschichte eines<br />
ganzen Jahrhunderts, zweier Weltkriege und<br />
des aufkommenden Faschismus in Italien.<br />
Aber auch die Geschichte der sakralen Kunst.<br />
Mimo war nämlich ein genialer Bildhauer.<br />
Und ein rätselhafter Künstler: Eines seiner<br />
Werke ist so realistisch, dass die Menschen<br />
beim Betrachten ganz verwirrt werden. Die<br />
Kirche ist daher der Ansicht, man müsse es<br />
verstecken. Das größte Geheimnis von Mimo<br />
ist jedoch seine geheime Liebe zu Viola,<br />
die er seit seiner Kindheit hegt. Allerdings<br />
stammt Viola aus einer prestigeträchtigen<br />
Familie und die beiden hätten sich eigentlich<br />
niemals begegnen dürfen. Über die spannend<br />
konstruierte Erzählung hinaus, die sich wie ein<br />
hervorragender Thriller liest, gelingt es dem<br />
Autor in einer wunderschönen Verbindung von<br />
Romantik und poetischer Ausdruckskraft, eine<br />
außergewöhnliche Liebe zu beschreiben. Ein<br />
schönes und ermutigendes Buch, das einfach<br />
guttut!<br />
14 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24
ERFAHRUNGSBERICHT/AUTOBIOGRAFIE<br />
Triste tigre<br />
ROMAN<br />
Humus<br />
Gaspard Kœning, L’Observatoire, <strong>2023</strong>, 384 Seiten,<br />
22 €, ISBN 979-1032927823<br />
Zwei Freunde, beide Studenten der<br />
Agrarwissenschaften und wie viele<br />
andere ihrer Generation über die<br />
ökologische Krise besorgt, beschließen<br />
etwas zu tun, um die Welt zu verändern.<br />
Kevin, dessen Eltern beide in der<br />
Landwirtschaft arbeiten, gründet ein<br />
Start-up, um das Müllproblem mithilfe von<br />
Wurmkompostierung im großen Stil zu lösen. Dabei<br />
läuft er Gefahr, sich in den wirtschaftlichen Wirren eines<br />
« grünen Kapitalismus » zu verlieren, dem es letzten<br />
Endes mehr ums Geld als um Ökologie geht. Arthur<br />
kommt zwar aus wohlhabenderen Verhältnissen,<br />
beschließt aber, sich den einfachen Dingen, dem<br />
Ackerbau und dem Leben auf dem Land zuzuwenden.<br />
Er versucht, das Ackerland, das seiner Familie gehört<br />
und das durch jahrzehntelange Bearbeitung mit<br />
Pestiziden ruiniert wurde, wieder nutzbar zu machen,<br />
um davon leben zu können. Ein<br />
sehr aktueller und gut belegter<br />
Roman, der auf raffinierte<br />
und oft humorvolle Art Fragen<br />
zu unserem persönlichen<br />
Verhältnis zur Umwelt und zum<br />
derzeitigen Klimanotstand<br />
aufwirft. Ohne Moral predigen<br />
zu wollen, lässt uns Gaspard<br />
Kœning die Anstrengungen seiner<br />
Protagonisten mitverfolgen<br />
und regt uns dadurch zum<br />
Nachdenken über<br />
unsere eigenen<br />
Einstellungen<br />
an. Gleichzeitig<br />
fordert er<br />
uns auf, nicht<br />
den Fehler<br />
zu begehen,<br />
ein voreiliges<br />
Urteil zu fällen.<br />
Ein aktuelles,<br />
nützliches und<br />
dazu noch<br />
packendes Buch!<br />
Neige Sinno, P.O.L, <strong>2023</strong>, 288 Seiten, 20 €,<br />
ISBN 978-2818058268<br />
« Porträt meines Vergewaltigers. Denn auch für mich ist im Grunde<br />
das, was im Kopf des Peinigers vorgeht, das Interessanteste. In<br />
die Opfer können sich alle hineinversetzen, das ist einfach. Selbst<br />
wenn man es nicht erlebt hat […] mit dem Peiniger ist es dagegen<br />
etwas anderes […] Sogar ich, die ich das ganz nah erlebt habe, so<br />
nah, wie man es auch nur erleben kann, habe mir jahrelang Fragen<br />
zu diesem Thema gestellt, und ich verstehe es immer noch nicht. »<br />
Ab der ersten Seite ihres Meisterwerks lässt Neige Sinno uns auf<br />
verblüffende Art in eine schreckliche Geschichte eintauchen. Ihre<br />
Geschichte. Die Geschichte einer Frau, die als Kind von ihrem<br />
Stiefvater missbraucht wird. Eine schmutzige Geschichte, die<br />
sieben Jahre dauert, bis sie eine Jugendliche ist. Eine Geschichte,<br />
über der bleiernes Schweigen liegt, bis Neige Sinno mit 21<br />
Jahren Anzeige erstattet. Ihr Stiefvater wird zu neun Jahren Haft<br />
verurteilt, sitzt aber nur fünf Jahre hinter Gittern: « Ein vorbildlicher<br />
Gefangener. Straferlass. Das ist typisch bei Sexualstraftätern. Sie<br />
sind die Musterschüler des Gefängnisses », hält die Autorin mit<br />
einem erschütternden Realitätssinn fest. Triste Tigre gehört zu<br />
den fundamentalen Lesestoffen, die wie ein Schlag ins Gesicht<br />
erscheinen. Ein Buch, das zwangsläufig Spuren hinterlässt. Einen<br />
emotionalen Schock versetzt. Zweifellos ein aufwühlendes Buch.<br />
Aber nicht nur durch die furchtbare Handlung, die es erzählt,<br />
sondern vor allem durch die<br />
treffenden Worte der Autorin,<br />
mit denen es ihr gelingt,<br />
uns zu verdeutlichen,<br />
dass sie gerade aus<br />
diesen Worten ihre<br />
Fähigkeit zur Resilienz<br />
schöpft.<br />
Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24 · 15
ON REGARDE<br />
DRAMA / KRIMI<br />
Anatomie eines Falls<br />
Seit fast zwei Jahren leben Sandra (Sandra Hüller), eine deutsche Schriftstellerin, ihr<br />
französischer Ehemann Samuel (Swann Arlaud) und ihr elfjähriger Sohn Daniel (Milo<br />
Machado Graner) zurückgezogen in einem kleinen Ort in den französischen Alpen. An<br />
einem strahlenden Tag wird Samuel am Fuße ihres Chalets tot im Schnee gefunden.<br />
War es Mord? Selbstmord? Oder doch nur ein tragischer Unfall? Der Polizei erscheint<br />
Samuels plötzlicher Tod verdächtig, und Sandra wird zur Hauptverdächtigen. Es folgt ein<br />
aufreibender Indizienprozess, der nach und nach nicht nur die Umstände von Samuels<br />
Tod, sondern auch Sandras und Samuels turbulente Beziehung im Detail beleuchtet. Der<br />
Film wurde beim letzten Filmfestival von Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichnet<br />
und ist unser absoluter Coup de cœur! Bei Erscheinen dieses Magazins läuft er bereits seit<br />
zwei Wochen in den deutschen Kinos; wir können Ihnen nur ans Herz legen, ihn unbedingt<br />
anzusehen. Er wird sicherlich noch mehrere Wochen laufen. Das virtuos konzipierte Drama<br />
geht weit über das hinaus, was man von einem Film über einen Gerichtsprozess erwartet.<br />
Es lässt uns die ganze Zweideutigkeit der realen Welt und der Intimsphäre eines Ehepaares erfassen. Der<br />
Film ist hinreißend, von Anfang bis Ende fesselnd und sehr oft erschütternd. Großes Kino!<br />
Anatomie eines Falls • Frankreich, <strong>2023</strong>, 152 min • Originaltitel: Anatomie d’une chute • Ein Film von Justine<br />
Triet, mit Sandra Hüller, Swann Arlaud, Milo Machado Graner u. a. • Seit 2. November <strong>2023</strong> im Kino.<br />
BIOGRAFIE<br />
Sterne zum Dessert<br />
Der Film basiert auf der wahren Geschichte<br />
eines jungen Mannes, dessen Leben voller<br />
Stolpersteine ist. Yazid Ichemrahen wurde in<br />
seiner Kindheit und Jugend zwischen Heimen<br />
und Pflegefamilien hin und her geschoben,<br />
trotzdem gelang es ihm, mit eisernem<br />
Willen und Zielstrebigkeit seinen Traum zu<br />
verwirklichen: einer der besten Patissiers der<br />
Welt zu werden. 2014 erhielt er den Titel als<br />
Champion du monde des desserts glacés. Die<br />
Inszenierung von Sébastien Tulard ist zwar<br />
angesichts des Drehbuchs manchmal von<br />
einer etwas zu nahe liegenden Rührseligkeit<br />
geprägt, dennoch ist es insgesamt ein schöner<br />
und häufig sehr<br />
berührender Film.<br />
Ein Film, der letzten<br />
Endes ganz einfach<br />
guttut. Und das ist<br />
bereits viel!<br />
Sterne zum Dessert •<br />
Frankreich, <strong>2023</strong>, 110<br />
min • Originaltitel: A<br />
la belle étoile • Ein<br />
Film von Sébastien<br />
Tulard, mit Riadh<br />
Belaïche, Loubna<br />
Abidar, Christine Citti<br />
u. a. • Ab 28. Dezember<br />
<strong>2023</strong> im Kino.<br />
DRAMA, THRILLER<br />
Im letzten Sommer<br />
Anne (Léa Drucker) ist eine brillante<br />
Anwältin, die auf die Verteidigung<br />
minderjähriger Missbrauchsopfer<br />
und Jugendlicher in Schwierigkeiten<br />
spezialisiert ist. Gemeinsam mit ihrem<br />
Ehemann Pierre (Olivier Rabourdin)<br />
und den beiden Adoptivtöchtern führt<br />
sie ein harmonisches Familienleben<br />
in einer schönen Villa außerhalb von<br />
Paris. Als Théo (Samuel Kircher), Pierres<br />
17-jähriger Sohn aus einer früheren Ehe,<br />
bei ihnen einzieht, gerät das Idyll ins Wanken. Denn Anne findet<br />
Zugang zu dem rebellischen Teenager und schon nach kurzer Zeit<br />
entspinnt sich eine Affäre, die nicht nur ihre Familie, sondern auch<br />
ihre Karriere gefährdet. Mit 75 Jahren erteilt uns Catherine Breillat<br />
mit diesem Film eine meisterhafte Lektion in Sachen Toleranz.<br />
Er wirft Fragen zu einer auf den ersten Blick als ungebührlich<br />
wahrgenommenen Geschichte auf, nämlich zur verzehrenden<br />
Leidenschaft und Liebe zwischen einem jungen Mann und seiner<br />
Stiefmutter. Besonders Léa Drucker spielt hier in bemerkenswert<br />
subtiler Weise, sodass sich immer mehr die Feststellung aufdrängt,<br />
dass es gar nicht um Moral oder die Übermittlung einer Botschaft<br />
geht, sondern ganz einfach um zutiefst menschliche Gefühle,<br />
nämlich um Liebe und Leidenschaft. Bemerkenswert!<br />
Im letzten Sommer • Frankreich, <strong>2023</strong>, 104 min • Originaltitel: L’été dernier • Ein<br />
Film von Catherine Breillat, mit Léa Drucker, Samuel Kircher, Olivier Rabourdin,<br />
Clotilde Courau, Serena Hu, Angela Chen u. a. • Ab 11. Januar <strong>2024</strong> im Kino.<br />
16 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24
DOKUMENTATION<br />
KONZERT<br />
Callas Toujours: Konzert<br />
aus der Pariser<br />
Oper 1958<br />
Am 2. Dezember 1923 – vor<br />
100 Jahren – wurde in New<br />
York Maria Callas, die « Casta<br />
diva » der Opernbühne,<br />
geboren. Der Auftritt der Callas am 19. Dezember 1958 in der<br />
französischen Hauptstadt war das gesellschaftliche Ereignis des<br />
Jahres. Ihre Interpretationen der Arien aus Bellinis « Norma »,<br />
Verdis « Der Troubadour », Rossinis « Der Barbier von Sevilla »<br />
sowie aus « Tosca » von Puccini begeisterten das Publikum.<br />
Konzert, 1958, 42 Min. Samstag, 2. Dezember <strong>2023</strong> um 16.55 Uhr. Online<br />
verfügbar vom 2. Dezember <strong>2023</strong> bis 1. März <strong>2024</strong> auf arte.tv<br />
Der Kleine Prinz: man sieht mehr mit dem<br />
Herzen gut<br />
« Der kleine Prinz: Man sieht nur mit dem Herzen gut »<br />
erzählt die kaum bekannte Entstehungsgeschichte von<br />
Antoine de Saint-Exupérys Klassiker der Weltliteratur.<br />
Die Dokumentation beginnt 1940 mit dem Exil des<br />
Autors in New York und schildert die von künstlerischen,<br />
politischen und amourösen Abenteuern geprägten<br />
Jahre bis zu seinem Tod 1944.<br />
Dokumentation von Vincent<br />
Nguyen, <strong>2023</strong>, 58 Min. ·<br />
Mittwoch, 20. Dezember<br />
<strong>2023</strong> um 22.20 Uhr.<br />
Online verfügbar vom<br />
13. Dezember <strong>2023</strong> bis<br />
24 Juli <strong>2024</strong> auf arte.tv<br />
Das komplette tägliche ARTE TV-Programm finden Sie im ARTE Magazin.<br />
Jeden Monat neu am Kiosk oder im Abonnement. Jetzt bestellen unter: www.arte-magazin.de.<br />
Weitere Informationen und Angebote von ARTE : www.arte.tv<br />
SPIELFILM<br />
Cyrano de Bergerac<br />
KONZERT<br />
Pariser Leben von Jacques Offenbach<br />
Neuer Glanz, neue Melodien: Neben « Orpheus in der Unterwelt »<br />
und « Die schöne Helena » gehört « Pariser Leben » (1866) zu<br />
Jacques Offenbachs (1819-1880) populärsten Operetten. Die<br />
Originalfassung wurde wie damals üblich zensiert. Nun zeigt Arte<br />
die witzig-spritzige Satire auf das frivole Paris in einer farbenfrohen<br />
Inszenierung des französischen Modeschöpfers Christian Lacroix.<br />
Operette von Jacques Offenbach.<br />
Regie: François Roussillon.<br />
Inszenierung: Christian Lacroix;<br />
Orchestrer: Les musiciens du Louvre,<br />
unter musikalischer Leitung von<br />
Romain Dumas; Chor: Chœur de<br />
chambre de Namur; mit Jodie<br />
Devos, Rodolphe Briand, Marc<br />
Mauillon, Franck Leguerinel. 2021,<br />
175 Min. · Mittwoch, 27. Dezember<br />
<strong>2023</strong> um 23.15 Uhr auf Arte.<br />
Online verfügbar ab sofort<br />
bis 25. Juni <strong>2024</strong> auf arte.tv<br />
Cyrano, ein<br />
durch seine<br />
große Nase<br />
missgestalteter<br />
Gardist<br />
und großer<br />
Dichter, leidet<br />
unter der<br />
unerwiderten<br />
Liebe zu<br />
seiner Cousine. Um ihr nahe zu sein, schlägt er seinem<br />
Nebenbuhler einen Deal vor … Jean-Paul Rappeneaus<br />
Adaption des Versdramas, mit einem furiosen Gérard<br />
Depardieu in der Titelrolle, wurde nicht nur in Frankreich<br />
zu einem Riesenerfolg.<br />
Spielfilm von Jean-Paul Rappeneau, mit Gérard<br />
Depardieu, Anne Brochet, Vincent Perez u. a., 1990, 137<br />
Min. · Montag, 29. Januar <strong>2024</strong> um 14.05 Uhr.<br />
Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24 · 17
ON SURFE<br />
VIRTUELLER RUNDGANG<br />
Ein fast realer<br />
Besuch im<br />
Élysée-Palast<br />
Seit 1879 ist der<br />
Élysée-Palast<br />
in der Rue des<br />
Faubourg-Saint-<br />
Honoré <strong>Nr</strong>. 55,<br />
ganz in der Nähe<br />
der berühmten Champs-Élysées, der offizielle Wohnsitz des<br />
Staatspräsidenten und damit der Sitz der höchsten Macht des<br />
Landes. Lange Zeit wurde er wie eine Festung vor neugierigen<br />
Blicken geschützt, galt sogar als einer der geheimsten Orte<br />
der Republik. Doch die Zeiten ändern sich, und inzwischen<br />
gibt dieses Gebäude – wie viele andere – immer mehr von sich<br />
preis. Bereits seit einigen Jahren kann man den Élysée-Palast<br />
virtuell besichtigen. Nun wurde dieser Rundgang allerdings<br />
komplett neu gestaltet und erweist sich – dank einer immer<br />
perfekteren Technik – als regelrecht immersive Erfahrung. Auf<br />
sehr lehrreiche Art bewegt man sich von einem Raum zum<br />
nächsten und erfährt dabei, in welchem Ausmaß mit Brigitte<br />
und Emmanuel Macron die moderne Kunst im Élysée-Palast<br />
Einzug hielt. Der Kontrast zwischen den Goldverzierungen des<br />
prunkvollen Empirestils und einigen Kunstwerken ist nicht zu<br />
übersehen. Interessant und unerwartet!<br />
https://visite.elysee.fr<br />
MOBILFUNKNETZ<br />
Den besten Mobilfunkanbieter in Frankreich<br />
finden<br />
Vielleicht<br />
wollten Sie<br />
schon einmal<br />
ein Mobilfunkabonnement<br />
in Frankreich<br />
abschließen<br />
oder eine<br />
Prepaid-<br />
SIM-Karte kaufen. Wie in Deutschland teilen sich mehrere<br />
Netz betreiber den Markt, und es ist nicht immer einfach,<br />
mit Sicherheit zu bestimmen, welcher von ihnen am Wohnoder<br />
Urlaubsort die beste Netzabdeckung bietet. Eine<br />
Website schafft hier nun Abhilfe. Sie wurde von der ARCEP,<br />
der offiziellen Regulierungsbehörde im Bereich Tele kommunikation,<br />
initiiert. Auf einer interaktiven Karte kann man<br />
für jeden spezifischen Punkt im französischen Mutterland<br />
oder in den Überseegebieten die Netzabdeckung durch die<br />
verschiedenen Betreiber mit einer bislang unerreichten Präzision<br />
vergleichen. Für das Ergebnis werden nicht nur die<br />
An gaben der Betreiber selbst, sondern auch von der ARCEP<br />
vor Ort eigens erstellte Messungen sowie die Angaben von<br />
freiwilligen Nutzern herangezogen. Es han delt sich da bei<br />
al so um ein un ab hängi ges und effi zientes Tool!<br />
https://monreseaumobile.arcep.fr<br />
SPORT<br />
Die letzten Plätze für die Olympischen und<br />
Paralympischen Spiele in Paris <strong>2024</strong> werden<br />
vergeben<br />
Be reits in der Vorbereitungsphase macht dieses Ereignis in<br />
Frank reich immer wieder von sich reden: Im nächsten Jahr<br />
fin den erstmals seit 1924 in Paris wieder Olympische und<br />
Pa ra lympische Spiele statt. Vom 26. Juli bis 11. August (Olympi<br />
sche Spiele) beziehungsweise vom 28. August bis 8. Septem<br />
ber (Paralympische Spiele) werden in der Hauptstadt<br />
und in anderen Städten auf französischem Staatsgebiet<br />
Mil lionen Sportler und Besucher zu diesem internationalen<br />
Sport fest erwartet. Es ist also naheliegend, dass man sich<br />
recht zeitig um Karten bemühen sollte, wenn man einen oder<br />
mehrere Wettkämpfe miterleben will! Insgesamt steht ein<br />
Kar tenkontingent von 13 Millionen Tickets zur Verfügung.<br />
Die Zahl ist beeindruckend, allerdings sollte man wissen,<br />
dass ein großer Teil davon bereits verkauft ist … Dennoch<br />
sind für einige Wettkämpfe noch Karten erhältlich. Achtung:<br />
Aus schließlich die offizielle Website (in französischer und<br />
eng lischer Sprache) ist dazu berechtigt, Einzeltickets zu vertreiben.<br />
Es ist also unnötig, andere Bezugsquellen zu suchen,<br />
dort zahlen Sie entweder mehr oder gehen unter Umständen<br />
sogar einem Betrüger auf den Leim. Am Jahresende besteht<br />
eine letzte Chance, sich einen der begehrten Plätze für die<br />
Olym pi schen Spiele zu sichern, denn dann wird die letzte<br />
Ver kaufs phase eingeleitet. Dabei gilt das Prinzip « wer zuerst<br />
kommt, mahlt zuerst ». Das genaue Datum des Verkaufsstarts<br />
ist noch nicht bekannt, am besten informieren Sie sich regelmäßig<br />
auf der Website. Was die Paralympischen Spiele angeht,<br />
begann der Verkauf der 3 Millionen Tickets am 9. Oktober und<br />
bei Drucklegung waren noch Karten erhältlich. Viel Glück!<br />
https://tickets.paris<strong>2024</strong>.org<br />
18 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24
Verschenken Sie<br />
ein Stück Frankreich<br />
zu Weihnachten<br />
Bestellen Sie<br />
noch heute!<br />
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ON ÉCOUTE<br />
CHANSON FRANÇAISE<br />
BlauBird: Le ciel est partout<br />
17 Titel, 55 Minuten, Elles et O records, 2022, 12,99 €<br />
Manchmal kommt man nicht umhin, sich einzugestehen, dass<br />
man etwas Wesentliches übersehen hat. Zum Beispiel diese<br />
wunderschöne CD, die bereits im November 2022, also vor einem<br />
Jahr, herauskam. Glücklicherweise gibt es jedoch Leser, die<br />
sich leidenschaftlich für das französische Chanson begeistern.<br />
Leser wie Luis E., der darüber erstaunt war, dass wir das Album<br />
nicht vorgestellt hatten und uns vor Kurzem darauf hinwies. Wir<br />
danken ihm ausdrücklich dafür, dass er uns auf dieses Versäumnis<br />
aufmerksam machte und wir die Vorstellung des Albums nun<br />
nachholen können. Hinter dem Namen BlauBird steht die<br />
französische Sängerin Laure Slabiak, die lange Zeit als klassische<br />
Sängerin Komponisten wie Mahler und Schubert interpretierte.<br />
Die tiefe, verführerische Stimme mit ihrem besonderen Vibrato,<br />
die sie sich dabei aneignete, ist noch heute ihr Markenzeichen.<br />
Aufgenommen hat BlauBird dieses Album<br />
– ihr zweites – in<br />
der Nähe von<br />
Saumur (Maineet-Loire),<br />
wo sie<br />
sich zusammen<br />
mit ihrem Mann<br />
in ihrem Maison<br />
troglodyte ein<br />
Studio einrichtete.<br />
Hört man die CD, hat man das Gefühl, auf eine Reise um die<br />
Welt mitgenommen zu werden. Eine Reise über Sprachgrenzen<br />
hinweg, denn die Songs des Albums sind zwar vorwiegend in<br />
französischer Sprache, doch begegnen wir auch Englisch, Jiddisch<br />
und sogar einigen arabischen und spanischen Wörtern. Eine Reise<br />
am Scheideweg zwischen Lyrik, Klassik, Folk, exotischen Melodien<br />
und südamerikanischer Revolutionsmusik. Vor allem aber wird<br />
man von den einmalig schönen Texten getragen, die von unserem<br />
Alltag, unseren Ängsten, aber auch von unseren Wünschen und<br />
Hoffnungen erzählen. Poesie pur! Ein echtes Juwel!<br />
POP<br />
Séverin: Nouveaux Dinosaures<br />
10 Titel, 33 Minuten, Neon Napoleon, <strong>2023</strong>, 13,99 €<br />
Die Karriere von Séverin begann mit dem Duo One-two,<br />
das vom Berliner Label Four music Anfang der 2000er-<br />
Jahre entdeckt wurde. Im Laufe der Zeit entwickelte er ein<br />
ihm eigenes musikalisches Universum, das poetisch und<br />
feinfühlig ist. Er liebt Musik und Worte und beschreibt mit<br />
seiner sanften Stimme und ausgefeilten Texten scharfsinnig<br />
unseren Alltag, sodass wir uns alle angesprochen fühlen.<br />
Manchmal ist er dabei sehr ernsthaft und weit von der<br />
Popmusik, wie wir sie kennen, entfernt: « Alles ist jetzt so<br />
anders / Aber wer kann noch einfach träumen / Wenn alles<br />
ringsum so beängstigend ist », fragt er nicht ohne Grund im<br />
Song Nouveaux Dinosaures. Doch die Kunst von Séverin besteht<br />
darin, die Worte in einem freundlichen, beruhigenden Ton und<br />
mit beschwingten, oft von Folkmusik inspirierten Melodien,<br />
vorzutragen. Man hat nicht das Gefühl, einem Besserwisser<br />
zuzuhören, sondern einem Freund, mit dem man bestimmte<br />
Dinge reflektiert, während<br />
man – wie es Françis<br />
Cabrel, eine andere<br />
Größe des<br />
französischen<br />
Chansons,<br />
so passend<br />
ausdrückte<br />
– « am Rande<br />
der Welt sitzt ».<br />
Betörend und<br />
konstruktiv!<br />
CHANSON FRANÇAISE<br />
Florent Pagny:<br />
2bis<br />
20 Titel, 83<br />
Minuten, Capitol<br />
Music/Universal<br />
Music, <strong>2023</strong>, 17,99 €<br />
Florent Pagny, den Star des französischen Chansons<br />
der 1990er- und 2000er-Jahre, muss man nicht mehr<br />
vorstellen. Mit 61 Jahren präsentiert er uns nun ein<br />
eigenständiges Doppelalbum, das er gemeinsam mit<br />
den Stimmen enger Freunde realisierte. Und nicht mit<br />
irgendwelchen: M. Pokora, Zazie, Soprano, Anggun, Marc<br />
Lavoine, Lara Fabian, Amel Bent, Carla Bruni, Vianney<br />
und Slimane interpretieren mit ihm denkwürdige Duos.<br />
Dabei handelt es sich teilweise um Songs von Florent<br />
Pagnys selbst, teilweise um solche anderer Größen des<br />
französischen Chansons, wie Vesoul von Jacques Brel, Et<br />
maintenant von Gilbert Bécaud, Comme d’habitude von<br />
Claude François und Caruso des Italieners Lucio Dalla.<br />
Selbstverständlich spürt man beim Anhören sofort die<br />
DNA von Pagny, die ihm eigene Art, kein Blatt vor den<br />
Mund zu nehmen, wie im Chanson Ma liberté de penser<br />
(2003), in dem er auf seine Auseinandersetzungen mit<br />
den französischen Steuerbehörden anspielt und deren<br />
« Steuerschikanen » anprangert. Wie es im französischen<br />
Chanson Tradition ist, schleicht sich zwischen zwei Noten<br />
immer wieder eine politische oder gesellschaftliche<br />
Botschaft ein!<br />
20 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24
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UNTERWEGS IN FRANKREICH Bretagne / Finistère<br />
Die Rias von<br />
Bretagne zwischen<br />
22 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24
Quimperlé<br />
Erde und Meer<br />
Im Süden des Finistère, im Pays de Quimperlé, zwischen Pont-Aven und<br />
Le Pouldu, kann man von der Küste aus sehen, dass sich das Meer immer<br />
wieder einen Weg ins Landesinnere bahnt, manchmal kilometerweit. Es<br />
ist ein besonderes Erlebnis, mit dem Boot langsam in diese vor der Gischt<br />
geschützten Trichtermündungen – genannt Rias – vorzudringen. Hier mischen<br />
sich Salz- und Süßwasser, Flora und Fauna leben im Rhythmus der<br />
Gezeiten. Nähert man sich den Rias vom Land aus, kann man sicher sein,<br />
eine sehr authentische und unbekannte Bretagne zu entdecken.<br />
Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24 · 23
UNTERWEGS IN FRANKREICH Bretagne / Finistère<br />
24 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24
Ob an der Mündung am Meer (siehe<br />
vorherige Doppelseite) oder etwas weiter im<br />
Landesinneren (diese Seiten): Die Ria du Bélon,<br />
die längste in der Region, ist mit ihrer reizvollen<br />
Naturlandschaft unsere « Lieblings-Ria ». Die<br />
Mischung aus Salz- und Süßwasser sorgt für<br />
eine einzigartige Biodiversität – seit 1864<br />
florieren hier renommierte Austernparks – , mit<br />
dem berühmten GR34 bietet sie hervorragende<br />
Wandermöglichkeiten, und Freizeitsegler finden<br />
hier geschützte Liegeplätze für ihre Boote.<br />
Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24 · 25
UNTERWEGS IN FRANKREICH Bretagne / Finistère<br />
In der kleinen historischen Stadt Quimperlé (oben und rechts) fließen die Flüsse Ellé und Isole zusammen und werden zur Laïta. Auf ihrem Weg<br />
Richtung Meer ergießt sich dieser Fluss in die Ria de la Laïta, die « wildeste » Ria der Region, in der Fauna und Flora im Rhythmus der Gezeiten leben.<br />
Sag schon, ist das Leben nicht schön? » Anne ist eine<br />
alte Freundin. Sie stammt aus Paris, lebte aber schon<br />
« in verschiedenen Ecken von Frankreich und sogar<br />
im Ausland, bevor sie beschloss, das unstete Leben aufzugeben<br />
und sich definitiv in der Bretagne niederzulassen.<br />
Als sie mir und einigen anderen gemeinsamen Freunden<br />
vor etwa einem Jahr diesen Entschluss mitteilte, fanden wir<br />
das alle mutig: Mit 60 Jahren noch einmal ganz neu anzufangen,<br />
in einer Gegend, zu der man keine besonderen<br />
Verbindungen hat, erschien uns nicht einfach. Vielleicht<br />
sogar ein bisschen verrückt. Und dieser Eindruck verstärkte<br />
sich noch, als Anne mir eines Tages ganz enthusiastisch am<br />
Telefon mitteilte, sie habe in einem abgelegenen Hameau<br />
im tiefsten Süden des Finistère das Haus ihrer Träume gefunden.<br />
Um ein Mobilfunknetz zu haben, sei sie, wie sie<br />
sagte, « auf einen Felsvorsprung ganz hinten im Garten geklettert<br />
» …<br />
Austern, Butter, Brot:<br />
Was will man mehr?<br />
« Nun sag schon, ist das Leben nicht schön? », wiederholt<br />
Anne und holt mich damit aus meinen Gedanken<br />
zurück in die Gegenwart, denn wir sitzen gerade unter<br />
einer großen Eiche in ihrem Garten und machen uns daran,<br />
eine leckere Austernplatte zu verspeisen. Unweigerlich<br />
muss ich daran denken, dass diese edlen Muscheln vor<br />
wenigen Stunden noch im Meer waren. Noch frischer ist<br />
nur schwer möglich! Neben der Platte stehen ein großes<br />
Stück gesalzene Butter und ein Korb mit frischem, knusprigem<br />
Brot. Mir läuft das Wasser im Mund zusammen.<br />
Sioul, die Hündin von Anne, springt voller Lebenslust<br />
im Garten hinter den Vögeln her. Wir stoßen mit einem<br />
Glas Weißwein aus der Region von Nantes an. Und zum<br />
Dessert warten schon Crêpes und Cidre. « Natürlich ist<br />
das Leben schön! Du hast mich überzeugt! Gut, dass du<br />
mich überredet hast, zu kommen! », antworte ich endlich,<br />
so sehr hält mich, nach dem, was ich heute gesehen habe,<br />
immer noch der Charme dieser Gegend gefangen.<br />
Fjorde, Abers und Rias<br />
Als Anne mich einige Wochen zuvor einlud, kündigte<br />
sie mir gleichzeitig an: « Du wirst sehen, es wird dir hier<br />
gefallen, du liebst es doch, Orte abseits ausgetretener<br />
Pfade zu entdecken! Und ich bin sicher, dass es einiges<br />
gibt, worüber du staunen wirst. » Als ich Genaueres wissen<br />
wollte, antwortete sie lediglich amüsiert und mit der<br />
ihr eigenen Gabe, die Spannung aufrechtzuerhalten: « In<br />
Norwegen gibt es Fjorde, im Norden des Finistère Abers,<br />
und wir haben unsere Rias, aber mehr verrate ich nicht. »<br />
Bingo! Anne hatte es geschafft, mich neugierig zu machen!<br />
Dennoch habe ich mich zurückgehalten. Als guter<br />
Journalist hätte ich sofort die Reiseführer über die Bretagne<br />
in meinem Bücherschrank durchforsten oder im Internet<br />
recherchieren können, um mehr über diese mysteriösen<br />
Rias zu erfahren. Aber ich habe es vorgezogen, mich<br />
ins Unbekannte zu stürzen und die Freude am Entdecken<br />
26 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24
zu genießen. Nun ja, ich gebe zu, ich habe zumindest in<br />
einem Lexikon nach der Bedeutung des Wortes Ria gesucht:<br />
« vom Meer überspültes Flusstal », stand da zu lesen.<br />
Später habe ich dann ein Zugticket gebucht, um Anne in<br />
ihrem kleinen Winkel in der Bretagne zu besuchen.<br />
Mit dem TGV erreichbar<br />
Jetzt bin ich also am Bahnhof von Quimperlé angekommen<br />
und freue mich, Anne wiederzusehen. Dennoch<br />
kann ich es mir nicht verkneifen, sie zu necken: « Sag mal,<br />
deine ‹ abgelegene Ecke in der Bretagne › ist mit dem Zug<br />
aber recht gut erreichbar. 3 Stunden 20 Minuten mit dem<br />
TGV für die 500 Kilometer von Paris-Montparnasse hierher,<br />
das ist super praktisch. Man könnte meinen, man sei<br />
in einer Metropolregion! » Anne lächelt und fordert erst<br />
einmal Sioul auf, in den Kofferraum ihres Kangoo zu<br />
springen, ein Auto, das für diese Gegend sehr praktisch<br />
ist. « Du Schlaumeier, wir sind weit von einer Metropolregion<br />
entfernt, Quimperlé hat nur 12 000 Einwohner.<br />
Aber wir haben in der Tat das Glück, ans TGV-Netz<br />
angebunden zu sein. Davon abgesehen wirst du aber<br />
schnell merken, dass sich dieser Landstrich einen typisch<br />
bretonischen Charme bewahrt hat. Und im Übrigen wirst<br />
du in weniger als einer halben Stunde in einer ganz anderen<br />
Welt sein. Los, steig ein, wir fahren jetzt ins Pays des<br />
Rias! »<br />
Die Laïta flussabwärts<br />
Bereits die Fahrt mit dem Auto durch Quimperlé ist<br />
wie ein Tapetenwechsel: Die kleine historische Stadt besteht<br />
aus der Ville haute rund um die Kirche Notre-Dame<br />
und der Ville basse mit zahlreichen Fachwerkhäusern,<br />
deren Besitzer einst Händler und Reeder waren, die der<br />
Stadt zu Reichtum verhalfen. Abgesehen von Crêperien<br />
und vielen kleinen, lebendigen Läden fällt mir eine schöne<br />
Markthalle aus Ziegelsteinen, Stahl und Glas auf, in der<br />
sich offensichtlich ein großer Markt befindet. Während<br />
wir an den Quais entlangfahren, informiert Anne mich,<br />
dass es nun Richtung Süden und damit Richtung Meer<br />
geht. « Siehst du diese Quais? Dahinter fließt der Küstenfluss<br />
Ellé, der in der Hügelkette Montagnes noires im Departement<br />
Côtes-d’Armor entspringt. Hier in Quimperlé<br />
fließt er mit dem Fluss Isole zusammen und mündet auf<br />
Höhe von Le Pouldu ins Meer. » Die Straße führt weiterhin<br />
an diesem Wasserlauf entlang, der sich durch Wälder<br />
und kleine Täler schlängelt, und ich erfahre, dass er
UNTERWEGS IN FRANKREICH Bretagne / Finistère<br />
inzwischen seinen Namen geändert hat und Laïta heißt.<br />
Je weiter wir fahren, desto breiter wird er. « Ich stelle dir<br />
deine erste Ria vor! », kündigt Anne plötzlich an. Der<br />
Fluss zieht mich bereits in seinen Bann. Er erscheint so<br />
friedlich, so geschützt. Das täuscht nicht, denn ich erfahre,<br />
dass es sich um ein Natura-2000-Schutzgebiet handelt.<br />
Die Ufer und die Farbe des Wassers lassen inzwischen darauf<br />
schließen, dass das Meer nicht mehr weit sein kann.<br />
Ich vermute, dass sich die Landschaft im Rhythmus der<br />
Gezeiten stark verändert. Das ist in der Tat so, wie ich<br />
während meines Aufenthalts noch bei anderen Rias feststellen<br />
werde.<br />
Die Anlage des Klosters Saint-Maurice versteckt sich<br />
im Forêt de Carnoët, direkt am Ufer des Flusses Laïta. Es<br />
ist unser erster Halt. Hinter hundertjährigen Bäumen, die<br />
herrschaftlich über dem Fluss thronen, taucht plötzlich<br />
die Ruine einer Abtei auf. Sie erinnert daran, dass sich<br />
hier vor 800 Jahren Zisterziensermönche niederließen.<br />
Der Ort ist unglaublich ruhig, man kommt sich vor, wie in<br />
einer anderen Welt. Obwohl alles von grüner Vegetation<br />
überwuchert ist, sind wir nur wenige Kilometer von der<br />
Küste entfernt. Mir wird klar, dass wir uns an einer Art<br />
natürlichem Übergang zwischen Erde und Meer befinden,<br />
zwei Elemente, die der ruhige Fluss der Laïta verbindet.<br />
Wir gehen zurück zum Auto, wo Sioul uns ungeduldig erwartet<br />
(seltsamerweise sind Hunde im 123 Hektar großen<br />
Park nicht zugelassen), um der Laïta weiter flussabwärts<br />
zu folgen, bis zum Dorf Le Pouldu an ihrer Mündung.<br />
Bevor wir dort ankommen, hält Anne aber noch eine<br />
Überraschung für mich bereit: eine Muschelzucht – und<br />
das im Land der Austern!<br />
Eine etwas andere Muschelzucht<br />
Auf Höhe von Porsmoric, kurz vor Le Pouldu, haben<br />
Leslie und Julien Romagné eine besondere Kultur wie-<br />
28 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24
Links: Die Muscheln der Laïta sind zwar<br />
weniger bekannt als die flachen Belon-Austern,<br />
dennoch lohnt sich ein Abstecher hierher,<br />
denn es sind die einzigen Muscheln, die in<br />
einem Fluss gezüchtet werden. Zur Freude<br />
vieler Feinschmecker werden sie seit 2017 von<br />
zwei begeisterten Muschelzüchtern erneut<br />
hier gezüchtet. Diese Seite: Die Laïta mündet<br />
auf der Höhe von Le Pouldu ins Meer; diese<br />
Gegend ist für ihre Sandstrände bekannt.<br />
der zum Leben erweckt: die Zucht von Flussmuscheln.<br />
Obwohl es früher in dieser Gegend zahlreiche solcher<br />
Zuchtbetriebe gab – man erzählt sich sogar, dass Ludwig<br />
XIV. (1638-1715) angeblich Muscheln aus dem Fluss<br />
Laïta nach Versailles bringen ließ –, verschwanden diese<br />
in den 1950er-Jahren aufgrund der Wasserverschmutzung.<br />
Glücklicherweise ist die Qualität des Wassers nun<br />
wieder besser und seit 2017 gedeihen die Muscheln von<br />
Leslie und Julien dank des nährstoffreichen Planktons,<br />
das in dem mit Salzwasser gemischten Süßwasser der<br />
Laïta wächst. Als ich mich dem Ufer nähere, bin ich überrascht<br />
zu sehen, auf welche Weise die Muscheln kultiviert<br />
werden: Während sie im Meer normalerweise auf Pfählen<br />
gezüchtet werden, liegen sie hier – ganz ähnlich wie<br />
Austern – in Säcken auf Bänken, die auf dem sandigen<br />
Untergrund des Flusses stehen. « Mit dieser Technik kann<br />
man sich den besonderen Bedingungen einer Ria anpassen<br />
», erklärt mir Anne. In diesem speziellen Umfeld verschieben<br />
sich die Sandbänke immer wieder aufgrund der<br />
Gezeiten. Durch die Zuchtmethode mit Säcken können<br />
Leslie und Julien ihre Muscheln je nach den natürlichen<br />
Bewegungen des sandigen Bodens versetzen. Das ist in<br />
der Tat einfallsreich!<br />
Le Pouldu, das « Dorf der Maler »<br />
Nachdem wir ein paar Muscheln gekauft haben, um<br />
sie später bei Anne zuzubereiten, machen wir uns wieder<br />
auf den Weg gen Süden. Im Laufe der wenigen Kilometer<br />
bis Le Pouldu, verändert sich die Landschaft schlagartig.<br />
Dominierte soeben noch das ruhige, natürliche Universum<br />
des Flusses Laïta, sind wir nun an der Mündung<br />
von ausgedehnten Stränden mit feinem Sand und einer<br />
Architektur umgeben, wie sie Ende des 19. Jahrhunderts<br />
typisch für Badeorte war. « Willkommen im Village des<br />
peintres », sagt Anne zu mir, offensichtlich zufrieden, auf<br />
Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24 · 29
UNTERWEGS IN FRANKREICH Bretagne / Finistère<br />
Der Fischerhafen Doëlan in Clohars-Carnoët,<br />
der zahlreiche Künstler inspirierte, liegt in<br />
einer langen, schmalen Ria. Es ist ein idealer<br />
Ort, um während einer Küstenwanderung auf<br />
dem GR34 einen Halt einzulegen und sich mit<br />
einer Crêpe und einer Schale Cidre zu stärken.<br />
meinem Gesicht den Anflug von Neugier zu sehen. Ich<br />
erfahre, dass sich Paul Gauguin (1848-1903) im Herbst<br />
18<strong>89</strong> mit den drei befreundeten Malern Meijer de Haan<br />
(1852-1<strong>89</strong>5), Paul Sérusier (1864-1927) und Charles Filiger<br />
(1863-1928) in einer bescheidenen Auberge namens<br />
Buvette de la Plage einmietete, die von einer gewissen<br />
Marie Henry geführt wurde. Sie fühlten sich dort so wohl<br />
und schätzten das Licht und die Landschaft in der Umgebung<br />
so sehr, dass sie mehrere Monate blieben. In dieser<br />
Zeit dekorierten sie nicht nur die Wände der Auberge mit<br />
ihren Bildern, sondern bemalten auch die Decken und<br />
Fensterscheiben des Hauses! Im Maison-Musée Gauguin<br />
wurde das Ambiente dieser Auberge rekonstruiert, die<br />
Originalgemälde befinden sich dagegen zum überwiegenden<br />
Teil in renommierten Museen auf der ganzen Welt.<br />
Das Museum ist weniger bekannt als das berühmte Musée<br />
de Pont-Aven, rund dreißig Kilometer weiter westlich,<br />
aber es ist wirklich einen Besuch wert. Zumal man die<br />
Besichtigung des Museums durch einen schönen Spaziergang<br />
auf dem Chemin des peintres, der beim Maison-Musée<br />
Gauguin beginnt, abrunden kann. Es ist eine angenehme<br />
Art, die Landschaften in sich aufzunehmen, von denen<br />
sich die Künstler einst inspirieren ließen.<br />
‹ Glaz ›, eine für die<br />
Bretagne typische Farbe<br />
Anderer Ort, andere Atmosphäre. Nach einer rund<br />
zehnminütigen Fahrt mit dem Auto Richtung Westen –<br />
man kann die Strecke auch zu Fuß auf dem berühmten<br />
GR34, dem Sentier des douaniers, gehen, der über eine<br />
Strecke von 2000 Kilometern an der bretonischen Küste<br />
30 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24
entlangführt – erreichen wir eine andere,<br />
etwas kleinere « Einbuchtung » des Meeres<br />
ins Land. Es ist die malerische Anse de<br />
Doëlan. Sie wird durch zwei kleine Süßwasserläufe<br />
(Ruisseau de Derrien und Ruisseau<br />
de Pont-Sénéchal) gespeist und birgt ein<br />
kleines Juwel, das noch nicht vom Massentourismus<br />
entdeckt wurde: den malerischen<br />
Hafen Doëlan. Er wird von zwei gestreiften<br />
Leuchttürmen eingerahmt, einem rot-weißen<br />
flussaufwärts und einem grün-weißen<br />
flussabwärts. Mit den zahlreichen Booten,<br />
die dort vertäut sind, strahlt er einen Charme<br />
aus, dem früher ebenfalls viele Künstler erlagen,<br />
und von den Felsen oberhalb hat man<br />
unglaubliche Ausblicke. « Aber lass dich von<br />
dieser Postkartenidylle nicht täuschen », rät<br />
mir Anne. Und sie hat recht: Doëlan ist einer<br />
der wenigen Häfen in der Gegend, die – koste<br />
es, was es wolle – die Fischereitätigkeit<br />
aufrechterhalten, sodass das Leben dort vom<br />
Rhythmus der abfahrenden und ankommenden<br />
Boote der Küstenfischer bestimmt wird.<br />
Hier ist die Fischerei keine vage Erinnerung,<br />
sondern eine lebendige Aktivität: Jeden Tag<br />
werden Fische, Austern und Muscheln, Langusten<br />
und andere Krustentiere fangfrisch<br />
verkauft. « Au cul du bateau, wie man so schön<br />
sagt », präzisiert Anne lachend, was so viel<br />
heißen soll wie « direkt bei der Ankunft ». In<br />
der Praxis findet der Verkauf in der Halle à<br />
Marée statt, wie auf einem Aushang im Hafen<br />
zu lesen ist, auf dem auch die Öffnungszeiten<br />
angegeben sind. Bevor wir dieses<br />
lebhafte kleine Paradies verlassen, stoßen wir<br />
im Port de Doëlan mit einer willkommenen<br />
Schale Cidre an, bevor wir die wenigen<br />
Hundert Meter hinauf auf die Felsen gehen<br />
und von dort den Ozean betrachten. « Siehst<br />
du diese Farbe, die irgendwo zwischen Blau,<br />
Grün und Grau anzusiedeln ist? », fragt<br />
mich Anne, offenbar genauso wie ich vom<br />
Panoramablick fasziniert, der sich uns bietet.<br />
« Merkst du, wie es dem Auge schwerfällt,<br />
zwischen der Farbe des Himmels, der sich<br />
im Meer spiegelt, und der Farbe des Wassers<br />
zu unterscheiden? Auf Bretonisch nennt<br />
man diese einzigartige und der Bretagne eigene<br />
Farbe Glaz, ein Wort, für das es keine<br />
französische Übersetzung gibt. » Wir bleiben<br />
noch einige Augenblicke stehen und genießen<br />
den Ausblick, bis Sioul an der Leine<br />
zieht und uns daran erinnert, dass es Zeit ist,<br />
unseren Weg fortzusetzen.<br />
Belon-Auster, der Rolls-<br />
Royce unter den Austern<br />
Wir bleiben nach wie vor abseits der großen<br />
Touristenstraßen mit ihrem Trubel und<br />
fahren auf kleinen pittoresken Sträßchen<br />
landeinwärts. Anne steuert nun eine ihrer<br />
bevorzugten Rias an: die Ria du Bélon. Sie<br />
liegt rund zehn Kilometer von Doëlan entfernt<br />
und ist, so sagt sie, ein kleines « Ende<br />
der Welt ». Sie schätzt diese Ria für « das<br />
wunderschöne smaragdgrüne Wasser, in dem<br />
man herrlich baden kann », die « Wanderwege<br />
mit erhabenen Panoramablicken » und<br />
« die flachen Austern mit dem so besonderen<br />
Haselnussgeschmack ». Mir wird klar, dass<br />
die Überraschungen ganz offensichtlich noch<br />
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Novembre <strong>2023</strong><br />
Novembre 2020<br />
Novembre 2020<br />
€ 3,00 [d]<br />
¤ 2,50 [d]<br />
¤ 2,50 [d]<br />
AC T UA L I T É<br />
B1–C2<br />
B1–C2<br />
B1–C2<br />
• Visite royale de<br />
Charles III en France<br />
Page • Nouvelle-Calédonie 3<br />
:<br />
courte • Nouvelle-Calédonie victoire du non à :<br />
l’indépendance<br />
courte victoire du non à<br />
Page<br />
l’indépendance<br />
3<br />
• « Tu<br />
Page<br />
» ou «<br />
3<br />
vous », un cassetête<br />
très français<br />
ACTUALITÉ<br />
ACTUALITÉ<br />
S O C I É T É<br />
ENVIRONNEMENT<br />
ENVIRONNEMENT<br />
| Photo : Getty Images<br />
| Photo : Getty Images<br />
Page 4<br />
• Protection des oiseaux : en<br />
France, • Protection la chasse des à oiseaux la glu a du : en<br />
plomb France, dans la l’aile chasse à la glu a du<br />
• Sephora plomb et dans les<br />
Page 4<br />
l’aile<br />
« Hijabeuses<br />
Page 4<br />
»: l’engagement,<br />
nouvelle exigence qui<br />
s’impose aux marques<br />
Page • Violences 5 policières : en<br />
banlieue, • Violences « il faut policières que l’État : en<br />
reconnaisse banlieue, « que il faut quelque<br />
l’État<br />
chose reconnaisse ne va pas que » quelque<br />
• Santé: chose bientôt ne va pas tous<br />
Page 6<br />
»<br />
myopes<br />
Page<br />
?<br />
6<br />
• France d’outre-mer :<br />
la montagne Pelée, une<br />
grande • Sciences Dame : à Emmanuelle<br />
l’Unesco<br />
Charpentier, • Sciences : chercheuse<br />
Emmanuelle<br />
Pages<br />
dans Charpentier,<br />
8–9<br />
les pas de chercheuse<br />
Marie Curie<br />
• Afrique<br />
dans les<br />
francophone<br />
pas de Marie<br />
:<br />
Curie<br />
à Ouidah, • Afrique au francophone Bénin, sur les :<br />
• Pour traces à Ouidah, les des bouquinistes,<br />
esclaves au Bénin, sur les<br />
le Paris<br />
Pages<br />
traces des<br />
8<br />
des JO<br />
– 9<br />
esclaves ne sera pas<br />
É C O N O M I E<br />
SOCIÉTÉ<br />
SOCIÉTÉ<br />
F R A N Ç A I S FAC I L E<br />
f FRANÇAIS FACILE f f FRANÇAIS FACILE f C U LT U R E<br />
Artikel aus führenden französischsprachigen Medien und unserer Redaktion<br />
Artikel aus führenden französischsprachigen Zeitungen und unserer Redaktion<br />
Artikel aus führenden französischsprachigen Zeitungen und unserer Redaktion<br />
S p r achtraining • L a n d e s k u n d e • Vokabelhilfen • Ü b u n g s material<br />
S p r achtraining • L a n d e s k u n d e • Vokabelhilfen • Ü b u n g s material<br />
S p r achtraining • L a n d e s k u n d e • Vokabelhilfen • Ü b u n g s material<br />
NUISIBLES<br />
PARUTION<br />
ION<br />
Issack Abdi Sadik a défilé<br />
La Citroën Ami est<br />
La Citroën Ami est<br />
• N o 1 1 | 7 0 º A n n é e •<br />
• N o 1 1 | 6 7 º A n n é e •<br />
• N o 1 1 | 6 7 º A n n é e •<br />
Mory Sacko a fait<br />
Juliette Gréco, icône de<br />
Juliette Gréco, icône de<br />
en juin dernier pour Louis Vuitton,<br />
la une du magazine américain Time, dans<br />
lors de une la Fashion mini-urbaine Week parisienne.<br />
électrique à deux un numéro la chanson dédié française, aux « leaders nous a de quittés demain ».<br />
La vie de places. une réfugié mini-urbaine Pratique somalien et moderne, électrique a basculé elle à deux peut Une à consécration 93 la ans. chanson Muse française, pour de la cette rive nous étoile gauche, a quittés elle<br />
grâce au être places. mannequinat.<br />
conduite Pratique sans permis et moderne, et se loue elle peut à montante fut, à 93 dans de ans. le la Paris Muse gastronomie d’après-guerre, de la rive tricolore. gauche, la elle<br />
moins être de conduite 20 € par sans mois. permis et se loue à reine fut, de dans Saint-Germain-des-Prés.<br />
le Paris d’après-guerre, la<br />
Lire l’article<br />
moins<br />
en<br />
de<br />
pages<br />
20 € par<br />
6-7<br />
mois.<br />
Lire l’interview<br />
reine de Saint-Germain-des-Prés.<br />
en pages 12-13<br />
Lire l’article en page 5<br />
Lire l’article en pages 10 et 11<br />
Lire l’article en page 5<br />
Lire l’article en pages 10 et 11<br />
Punaises<br />
de lit:<br />
les Français<br />
gagnés<br />
par une<br />
inquiétude<br />
virale<br />
Il n’y a aucun<br />
doute : Il je n’y suis a l’écrivain aucun<br />
doute d’une : je époque suis l’écrivain<br />
d’une nihiliste. époque<br />
nihiliste.<br />
Michel Houellebecq,<br />
« Interventions Michel Houellebecq, 2020 »<br />
« Interventions 2020 »<br />
Michel Houellebecq le 26 juillet 2019 à Salzbourg, où il fut récompensé du Grand prix<br />
d’État Michel autrichien. Houellebecq En France le comme 26 juillet à l’étranger, 2019 à Salzbourg, Houellebecq où il est fut considéré récompensé comme du Grand un auteur prix<br />
culte. d’État Mais autrichien. ses prises En de position France comme controversées à l’étranger, peuvent Houellebecq déranger. est | Photo considéré : Picture comme Alliance un auteur<br />
culte. Mais ses prises de position controversées peuvent déranger. | Photo : Picture Alliance<br />
Des classes vides, des usagers<br />
qui ne s’assoient plus dans les<br />
nsports en commun, des<br />
-<br />
| Photo : Getty Images<br />
| Photo : Getty Images<br />
les thèmes les plus importants<br />
d’un les écrivain thèmes les capital plus ». importants Michel<br />
Houellebecq d’un écrivain assure capital que ». ce Michel sera<br />
le Houellebecq dernier « Interventions assure que » : ce « Je sera<br />
ne le promets dernier pas « Interventions absolument » : de « Je<br />
cesser ne promets de penser, pas mais absolument au moins de<br />
de cesser de de penser, communiquer mais au mes moins<br />
pensées de cesser et mes de communiquer opinions au public,<br />
pensées hors cas et mes d’urgence opinions morale au pu-<br />
mes<br />
grave blic, hors – par cas exemple d’urgence une légalisation<br />
grave – de par l’euthanasie exemple une (je léga-<br />
ne<br />
morale<br />
pense lisation pas de qu’il l’euthanasie s’en présente (je ne<br />
d’autres, pense pas dans qu’il le temps s’en qui présente me<br />
reste d’autres, à vivre) dans », écrit-il le temps sur qui la me<br />
quatrième reste à de vivre) couverture. », écrit-il sur la<br />
3 quatrième Cette anthologie de couverture. de nonfiction<br />
3 Cette est une anthologie espèce de fourretout.<br />
fiction Houellebecq est une espèce y parle de fourre-<br />
du<br />
de noncinémtout.<br />
muet, Houellebecq de l’absurdité y parle créa-dtrice,<br />
cinéma de Neil muet, Young, de l’absurdité de Philippe créa-<br />
Murray trice, de et d’Emmanuel Neil Young, de Carrère Philippe<br />
(il Murray les aime et tous d’Emmanuel les trois), Carrère de la<br />
lecture, (il les du aime positivisme, tous les trois), de l’affaire<br />
lecture, Vincent du positivisme, Lambert et donc de l’af-<br />
de la<br />
de faire l’euthanasie Vincent (il Lambert est contre), et donc<br />
de de l’islam, l’euthanasie de Trump, (il de est Prévert, contre),<br />
de de Zemmour, l’islam, de de Trump, l’Union de Prévert, européenne<br />
de Zemmour, (il déteste), de du l’Union féminisme européenne<br />
de (il la déteste), liberté du d’expres-<br />
féminisme<br />
(idem),<br />
m), est de t la totalement la Première liberté d’expres- pour),<br />
| Photo : Picture Alliance | Photo : Getty Images
UNTERWEGS IN FRANKREICH Bretagne / Finistère<br />
In der Ria du Bélon ist es quasi ein Muss, die gleichnamigen Austern<br />
zu verkosten. Am schönsten ist es, direkt an der Ria mit Blick auf die<br />
Austernbänke zu sitzen und für ein paar Euro einige Belon-Austern<br />
mit gesalzener Butter, frischem Brot, eventuell etwas Zitronensaft<br />
und einem Glas Weißwein zu genießen. Vor allem am Ende des<br />
Tages ist dies ein sehr beschaulicher und angenehmer Moment!<br />
weitergehen, was sich kurze Zeit später bestätigt.<br />
Nachdem wir das Auto geparkt haben, gehen wir zu<br />
Fuß eine schmale Straße hinunter, die zu einer kleinen<br />
Ansammlung von Häusern führt. Wir befinden<br />
uns am rechten Ufer des Port de Bélon. Der Hafen<br />
weist die Besonderheit auf, dass er zweigeteilt ist<br />
(siehe Reiseinfos). Links steht ein Gebäude, das die<br />
anderen dominiert. Auf einem Schild kann man lesen,<br />
dass es sich um ein Monument historique handelt.<br />
« Das sind die Austernparks des Château de Bélon »,<br />
erklärt Anne, während ich entdecke, dass der Boden<br />
teilweise mit unzähligen Austernschalen übersät ist.<br />
« Das ist eine der Wiegen der Austernzucht in Frankreich.<br />
Seit fünf Generationen produziert die Familie<br />
Solminihac in den Wassern dieser Ria zwei Arten<br />
von Austern: tiefe und flache. Du hast sicher schon<br />
von flachen Austern gehört, oder? » Aber sicher habe<br />
ich schon von ihnen gehört! Die Belon (ohne Akzent,<br />
im Gegensatz zum Küstenfluss Bélon, der zwischen<br />
Moëlan-sur-Mer und Riec-sur-Bélon fließt) gilt<br />
nicht nur bei französischen Austernliebhabern,<br />
sondern auch weit über die Landesgrenzen hinaus<br />
als der Rolls-Royce unter den Austern. Sie ist eine<br />
Ausnahme-Auster und zudem sehr rar, da sie nur<br />
hier von einigen wenigen alteingesessenen Produzenten<br />
wie der Familie Solminihac in kleinen Mengen<br />
erzeugt wird. Sie zeichnet sich nicht nur durch ihre<br />
flache Form aus, sondern nach Ansicht von Experten<br />
besitzt sie vor allem ein subtiles Haselnussaroma, das<br />
zum großen Teil ihre Beliebtheit ausmacht. Heute<br />
besteht die Gelegenheit, das zu überprüfen! Man<br />
kann die Austern zwar auch vor Ort verkosten, wir<br />
beschließen jedoch, auf dem Rückweg zwei Dutzend<br />
Austern mit nach Hause zu nehmen. Der Preis beträgt<br />
erfreulicherweise « nur » einen Euro pro Stück<br />
(für die Nummer 3, eine mittlere Größe). Das ist weit<br />
von weg von dem, was man in manchen Restaurants<br />
– vor allem in Paris – bezahlt, wo der Preis bis zu<br />
dreimal so hoch liegen kann. Offensichtlich hat Sioul<br />
kein großes Interesse an Austern. Dafür scheint es sie<br />
um alles in der Welt Richtung Meer zu ziehen, denn<br />
sie rennt bereits den Küstenpfad an der Ria entlang –<br />
im Übrigen der längsten Ria der Region. « Sie kennt<br />
den Weg, wenn wir hier sind, gehen wir immer hier<br />
spazieren. Man hat wunderschöne Ausblicke auf die<br />
Ria. Bei Ebbe kann man sogar die Austernparks im<br />
Wasser erkennen », erklärt mir Anne enthusiastisch.<br />
Wir folgen also Sioul und so entdecke ich eine Ria,<br />
die wirklich einmalig schön ist. Sie leuchtet im Licht<br />
der untergehenden Sonne. Es ist absolut ruhig. Ich<br />
weiß, dass wir später in Annes Garten sitzen werden,<br />
vor uns auf dem Tisch Austern, Butter, Brot. Wir<br />
werden ein Glas Weißwein in der Hand haben und<br />
anstoßen. Und, als würde ich Annes Frage bereits<br />
ahnen, denke ich: « Das Leben in der Bretagne ist<br />
wirklich schön! »<br />
32 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24
Reiseinfos & Lesetipps<br />
Quimperlé …<br />
… Berlin 1562 km … Hamburg 1 412 km<br />
… Köln 998 km … Frankfurt 1083 km<br />
… München 1341 km … Wien 1747 km<br />
… Zürich 1078 km … Paris 517 km<br />
… Quimper 49 km … Lorient 22 km<br />
Der nächstgelegene Flughafen, der aus<br />
dem deutschsprachigen Raum direkt<br />
angeflogen wird, ist Rennes-Bretagne<br />
(165 km).<br />
Der Bahnhof von Quimperlé ist an das<br />
TGV-Netz angeschlossen.<br />
Office de Tourisme de Quimperlé les<br />
rias<br />
3, place Charles de Gaulle<br />
29300 Quimperlé<br />
Telefon: +33 (0)2 98 39 67 28<br />
www.quimperle-lesrias.bzh<br />
Brest<br />
Les moules de la Laïta<br />
Porsmoric, Clohars-Carnoët<br />
Telefon: +33 (0)6 46 32 96 Ile 84 de Sein<br />
www.facebook.com/people/Lesmoules-de-la-Laita/100057313515998/<br />
Pointe<br />
du Raz<br />
Maison-Musée Gauguin<br />
10, rue des Grands Sables,<br />
Le Pouldu<br />
29390 Clohars-Carnoët<br />
Telefon: +33 (0)2 98 39 98 51<br />
https://maisonmuseegauguin.<br />
blogspot.com<br />
Eintritt: 5 €, ermäßigt 3 €. Kinder unter<br />
12 Jahren haben freien Eintritt. Für<br />
den Rundgang kann ein digitales<br />
Tablet (auch auf Deutsch) ausgeliehen<br />
werden. Von November <strong>2023</strong> bis<br />
April <strong>2024</strong> geschlossen. Die genauen<br />
Öffnungszeiten entnehmen Sie bitte<br />
der Website.<br />
Quimper<br />
N165/E60<br />
Lannion<br />
N12/E50<br />
Saint-Brieuc<br />
N164<br />
Quiberon<br />
D768<br />
Quimperlé<br />
Lorient<br />
N12/E50<br />
Vannes<br />
N165/E60<br />
N24<br />
Riec-sur-Bélon, können Sie Austern<br />
direkt am Ufer der Ria verkosten.<br />
La Baule<br />
Saint-Malo<br />
Dinard<br />
Rennes<br />
St. Nazaire<br />
Nantes<br />
Les Sable<br />
d’Olonne<br />
Site abbatial de Saint-Maurice<br />
81, route de Lorient<br />
29390 Clohars-Carnoët<br />
Telefon: +33 (0)2 98 71 65 51<br />
https://abbayesaintmaurice.blogspot.<br />
com<br />
Eintritt: 5 €, ermäßigt 3 €. Kinder unter<br />
12 Jahren haben freien Eintritt. Es gibt<br />
einen Audioguide (auch auf Deutsch),<br />
mit dem Sie während der Besichtigung<br />
mehr über die Geschichte des Parks<br />
und der Abtei sowie die Umgebung<br />
erfahren. Von November <strong>2023</strong> bis<br />
April <strong>2024</strong> geschlossen. Die genauen<br />
Öffnungszeiten entnehmen Sie bitte<br />
der Website.<br />
Achtung: Hunde sind im Park nicht<br />
zugelassen.<br />
Huitrières du Château de Bélon<br />
5, rue du port de Bélon (Rive droite)<br />
29340 Riec-sur-Bélon<br />
Telefon: +33 (0)2 98 06 90 58<br />
http://belon.bzh/huitrieres/<br />
Flache und tiefe Austern zum Verkosten<br />
vor Ort und zum Mitnehmen.<br />
Täglich geöffnet von 10.30 bis 19.00<br />
Uhr.<br />
Achtung: Der Hafen von Bélon ist zweigeteilt.<br />
Daran sollten Sie denken, denn<br />
wenn gerade keine Fähre zum Überquer<br />
en der Ria fährt, benötigt man<br />
mit dem Auto rund 25 Minuten für die<br />
15 km auf die andere Seite.<br />
– Am linken Ufer können Sie in der<br />
Gemeinde Moëlan-sur-Mer direkt am<br />
Quai Fisch kaufen.<br />
– Am rechten Ufer, in der Gemeinde<br />
Wo kann man baden?<br />
Abgesehen von den Rias in den<br />
Flüssen kann man im Sommer an den<br />
überwachten Stränden baden (Le<br />
Kérou und Bellangenêt in Clohars-<br />
Carnoët und Kerfany in Moëlan-sur-<br />
Mer). Weitere Bademöglichkeiten<br />
bestehen in den Felsbuchten. Baden<br />
in nicht überwachten Bereichen<br />
geschieht auf eigenes Risiko.<br />
Der einzige Strand, an dem Hunde<br />
zugelassen sind, liegt an der Laïta<br />
(Bas-Pouldu in Clohars-Carnoët). Auf<br />
dem GR34 herrscht keine Leinenpflicht,<br />
sofern ihr vierbeiniger Begleiter auf<br />
Zuruf jederzeit hört. In der Hochsaison<br />
ist es dennoch empfehlenswert, Hunde<br />
an der Leine zu führen.<br />
Mont<br />
Le Porg<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 75<br />
Pont-Aven: Inspirierende Bretagne!<br />
(17 km entfernt)<br />
Die kleine Gemeinde Pont-Aven liegt<br />
am Ufer des Flusses Aven, der große<br />
Granitfelsen umspült und von den<br />
Gezeiten des nahe gelegenen Meeres<br />
bestimmt wird. Ab 1850<br />
zog der Ort viele Künstler<br />
an, die auf der Suche nach<br />
Inspirationsquellen waren.<br />
Unter dem Einfluss von<br />
Paul Gauguin (1848-1903)<br />
entstand dort innerhalb<br />
kurzer Zeit ein neuer<br />
Stil, der zur Entstehung<br />
der modernen Malerei<br />
beitrug.<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 73<br />
Pays bigouden: Die Bretagne<br />
in konzentrierter Form (55 km<br />
entfernt)<br />
Im äußersten Westen der Bretagne<br />
bilden 20 Gemeinden eine kleine<br />
Region: das Pays bigouden. Hier<br />
wird die wilde Schönheit der<br />
bretonischen Landschaft<br />
in besonderem Maße<br />
INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN SIE AUF SEITE 84.<br />
Pamplona<br />
Cap-Ferre<br />
Mimizan<br />
durch die Entschlossenheit<br />
Hossegor<br />
und den Mut der<br />
Menschen ergänzt,<br />
Biarritz Bayo<br />
Eigenschaften, welche Hendaye<br />
die Femme bigoudène Sare<br />
mit ihrer Tracht und Donostia- der<br />
S. Sebastian<br />
berühmten Spitzenhaube<br />
seit Generationen<br />
verkörpert.<br />
S<br />
Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24 · 33
UNTERWEGS IN FRANKREICH Okzitanien / Gers<br />
La Romieu<br />
Das kuriose Dorf der Katzen<br />
34 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24
Im Norden des Departements Gers, etwa 30 Kilometer südlich von Agen und 50 Kilometer nördlich<br />
von Auch, liegt das kleine Dorf La Romieu. Der Name kommt vom gaskognischen Wort l‘Arromieu,<br />
der Pilger. Lange Zeit war La Romieu ausschließlich bei Wallfahrern bekannt, da sich dort die Pilgerwege<br />
treffen, die von Puy-en-Velay (Haute-Loire) und Rocamadour (Lot) nach Santiago de<br />
Compostela im spanischen Galizien führen. Aufgrund seines reichen Kulturerbes – erwähnenswert<br />
vor allem die Stiftskirche Saint-Pierre aus dem 14. Jahrhundert – und des wunderschönen<br />
botanischen Gartens Jardins de Coursiana gehört La Romieu heute zu den Plus beaux villages de<br />
France. Ein weiterer Anziehungspunkt für Besucher ist auch der liebenswerte Ruf des Dorfes, der<br />
durch eine kuriose Legende entstanden ist. Eine Legende, der La Romieu den sympathischen und<br />
verdienten Spitznamen « Dorf der Katzen » zu verdanken hat …<br />
Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24 · 35
UNTERWEGS IN FRANKREICH Okzitanien / Gers<br />
Seit ich mich erinnern kann, war mir Angéline ein<br />
Begriff. Sie gehörte für mich immer zu den Heldenfiguren,<br />
die man aus Märchen kennt, wie Schnee-<br />
«<br />
wittchen, Rotkäppchen oder der Däumling. Der Unterschied<br />
besteht jedoch darin, dass Angéline aus unserem<br />
Dorf stammt und eine Heldin ist, da sie La Romieu im<br />
Mittelalter gerettet hat. Die Legende wurde seither mündlich<br />
überliefert, Mütter erzählten sie ihren Kindern, sodass<br />
die Geschichte von Angéline nun Teil unseres Kulturerbes<br />
ist, genauso wie die wunderschöne Stiftskirche Saint-Pierre<br />
und die Jardins de Coursiana. Aber Angéline ist viel mehr<br />
als eine legendäre Heldin und Teil unseres Kulturerbes, sie<br />
hat vor allem Anteil daran, dass unser Dorf in den letzten<br />
Jahren schöner wurde. Sicher sind die Straßen und Häuser<br />
im Ortskern schön, aber was wären sie ohne all die in Stein<br />
gehauenen Katzen und ohne die Statue von Angéline auf<br />
dem Place centrale? Diese bemerkenswerten Werke verdanken<br />
wir dem Bildhauer Maurice Serreau, der von der Legende<br />
angetan war und beschloss, sie für immer in die<br />
Steine des Ortskerns zu meißeln. Ein Vorschlag, dem wir<br />
enthusiastisch zustimmten. Seither ist La Romieu das berühmte<br />
‹ Dorf der Katzen ›. Und die Besucher, die kommen,<br />
sind nicht nur von unserer schönen Stiftskirche hingerissen,<br />
sondern meist auch von der Originalität unseres<br />
Dorfes. Man nimmt heute einen Umweg in Kauf, um unser<br />
Dorf zu besuchen … » Diese Worte schrieb Denis Delou,<br />
der bis 2020 Bürgermeister der Gemeinde La Romieu war,<br />
im November 2019 im Vorwort des Buches Angeline et les<br />
chats, les pierres rejetées des bâtisseurs, von Michel Boillée<br />
(siehe Infobox am Ende des Artikels). Der Autor widmete<br />
darin La Romieu eine bearbeitete Form der mittelalterlichen<br />
Legende um Angéline. Ein Dorf, in dem ein Bürgermeister,<br />
ein Schriftsteller und mit ihnen die ganze Bevölkerung<br />
eine Sagengestalt aus einem Märchen und einen<br />
Künstler würdigen, die viel für die Entwicklung des kleinen<br />
Ortes getan haben sollen? Das hat uns neugierig gemacht,<br />
sodass wir uns aufmachten, um herauszufinden, was genau<br />
hinter dieser kuriosen Geschichte steckt!<br />
Die Legende um Angéline<br />
Selten sind Recherchen so unterhaltsam wie in diesem<br />
Fall, als wir etwas mehr über diese Legende erfahren wollen,<br />
die zum heutigen Ruf des Dorfes beigetragen haben
soll. Wie bei vielen Legenden gibt es keinen « offiziellen<br />
» Text, jeder Einwohner hat mehr oder weniger<br />
seine eigene Version. Dennoch können wir Ihnen hier<br />
kurz zusammenfassen, um was es in dem liebenswerten<br />
Märchen, das von Generation zu Generation<br />
weitergegeben wird, eigentlich geht: Die Geschichte<br />
spielt im 14. Jahrhundert, genauer gesagt begann sie<br />
1338 etwas außerhalb des heutigen Dorfes La Romieu.<br />
Dort führten Vincent, Mariette und ihre Tochter<br />
Angéline ein glückliches und friedliches Leben. Bis<br />
der tapfere Holzfäller Vincent eines Tages im Wald<br />
beim Fällen eines Baumes von diesem erschlagen wurde.<br />
Doch ein Unglück kommt selten allein. Mariette<br />
konnte den Tod ihres Mannes nicht verwinden, ging<br />
einige Monate später an dem Kummer zugrunde und<br />
ließ Angéline als Waise zurück. Das Mädchen wurde<br />
von einer barmherzigen Nachbarin aufgenommen,<br />
die sie wie ihre eigene Tochter behandelte und<br />
gemeinsam mit ihren leiblichen Kindern aufzog.<br />
Im Laufe der Zeit entwickelte Angéline eine regelrechte<br />
Leidenschaft für Katzen. 1342 und in<br />
den beiden darauffolgenden Jahren waren die<br />
<strong>Winter</strong> ausgesprochen hart und die Sommer<br />
sehr regnerisch, was ausgesprochen<br />
schlechte Ernten zur Folge hatte. Das<br />
löste eine schreckliche Hungersnot<br />
aus, und die Bewohner des Dorfes<br />
begannen in ihrer Verzweiflung<br />
sogar, die Katzen zu essen, die<br />
im Dorf lebten. Angélines Adoptiveltern<br />
wussten, wie sehr<br />
das Mädchen an diesen Tieren<br />
hing, und gestatteten ihr, eine<br />
Katze und einen Kater zu behal-<br />
La Romieu ist mit etwas mehr als 550 Einwohnern ein sehr beschauliches Dorf. Pilger auf dem Weg nach<br />
Santiago de Compostela machen regelmäßig hier Halt und suchen ebenfalls die Katzenskulpturen im Ort.<br />
Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24 · 37
UNTERWEGS IN FRANKREICH Okzitanien / Gers<br />
ten, mit der Auflage, diese gut zu verstecken, da alle, vom<br />
Hunger getrieben, nach den letzten dieser Tiere suchten<br />
… So vergingen einige Monate. Die Hungersnot hielt<br />
an und das Dorf wurde von einer weiteren Plage heimgesucht:<br />
Die Wetterbedingungen und damit die Ernteaussichten<br />
hatten sich zwar endlich verbessert, doch ohne<br />
Katzen hatten Ratten überhandgenommen und bedrohten<br />
die sich abzeichnende Ernte. Da brach Angéline ihr<br />
Schweigen und eröffnete den Dorfbewohnern, dass sie auf<br />
dem Dachboden des Hauses eine Katze und einen Kater<br />
versteckt hatte und dass diese Junge bekommen hatten.<br />
20 Katzen waren es mittlerweile, die Angéline den Einwohnern<br />
zur Adoption anbot. So erhielten die Katzen ihre<br />
Freiheit wieder, die Ratten verschwanden und der Wohlstand<br />
kehrte in den Ort zurück. Die Dorfbewohner waren<br />
Angéline dankbar, dass sie sie gerettet hatte, und seitdem<br />
sind Katzen in La Romieu heilig … So viel zu dieser<br />
Geschichte. Aber sie ist damit noch nicht zu Ende. Sie<br />
ist nämlich heute nicht nur in den Köpfen der Menschen<br />
präsent, sondern auf eine ganz besondere Weise sichtbar,<br />
die das Dorf zu einem Anziehungspunkt für Touristen<br />
gemacht hat.<br />
Katzen, Helden eines Dorfes<br />
Vor einigen Jahrzehnten ließ sich der aus Orléans<br />
stammende Bildhauer Maurice Serreau in einem Haus<br />
auf dem Dorfplatz nieder, um sein Rentnerdasein dort<br />
zu verbringen. Bevor der Künstler 2003 verstarb, hatte<br />
er begonnen, der Legende um Angéline ein neues und<br />
viel moderneres Leben einzuhauchen. Wie der Journalist<br />
der Zeitung Sud-Ouest, Franck Meslin, in einem 2011<br />
erschienenen Artikel schrieb, hatte Maurice Serreau die<br />
Geschichte « angeblich aus dem Mund einer Großmutter<br />
gehört, als diese sie ihren Enkelkindern erzählte ». Im<br />
selben Artikel äußerte sich auch Jacqueline Sentis, die<br />
ehemalige Lebensgefährtin des Bildhauers: « Eines Tages<br />
hatte er Lust, mir eine Katze zu kreieren. Dann eine<br />
zweite. Anschließend begann er, Katzen für die Nachbarn<br />
zu erschaffen: Das Tabakgeschäft, die Crêperie, der Arzt,<br />
alle bekamen ihre persönlich gestaltete Katze. » Das war<br />
zu Beginn der 1990-er Jahre und wie Franck Meslin festhielt,<br />
waren « Balkone, Fenster und Monumente bald mit<br />
15 Katzenskulpturen geschmückt ». Ab diesem Zeitpunkt<br />
konnte kaum einer, der nach La Romieu kam, der Versuchung<br />
widerstehen, die Statuen dieser « Dorfhelden »<br />
aufzuspüren, die sich in einem Umkreis von<br />
ungefähr 400 Metern um das<br />
Dorfzentrum befinden.<br />
Manchmal entdeckt man<br />
sie in ganz unerwarteten<br />
Winkeln, oft in sehr humorvollen Positionen, was die Suche<br />
noch viel amüsanter macht. Ob Klein, ob Groß, jeder<br />
der durch das Dorf streift, findet Gefallen daran. Inzwischen<br />
erhalten Interessierte sogar im Fremdenverkehrsamt,<br />
das ebenfalls direkt auf dem zentralen Dorfplatz<br />
ansässig ist, eine Textversion der Legende. Einen Plan, wo<br />
sich die Skulpturen von Maurice Serreau genau befinden,<br />
sucht man – glücklicherweise – jedoch vergebens. Allen<br />
ist nämlich klar, dass die Suche ein Teil des Vergnügens<br />
beim Besuch von La Romieu ist. Und sie ist bei Weitem<br />
nicht das einzige Vergnügen!<br />
Die unbekannten Kleinode der Stiftskirche<br />
Wenn Sie alle Katzen aufgespürt haben – wir versichern<br />
Ihnen, dass das nicht viel länger als eine halbe<br />
Stunde dauern wird – hält die Besichtigung der Stiftskirche<br />
ebenfalls einige Überraschungen bereit. Sie liegt<br />
nur ein paar Dutzend Meter vom Dorfplatz mit seinen<br />
hübschen, schattigen Arkaden entfernt, und bietet die<br />
Gelegenheit, in die Vergangenheit des Ortes einzutauchen.<br />
Bevor Sie die Kirche betreten, sollten Sie wissen,<br />
dass La Romieu der Legende nach – noch eine Legende<br />
also! – Ende des 11. Jahrhunderts von einem deutschen<br />
Pilger namens Albert gegründet wurde. Über dessen Lebenslauf<br />
ist nur so viel bekannt, dass er von einer Pilgerfahrt<br />
aus Rom zurückkehrte und sich nach Santiago de<br />
Compostela begeben wollte. Er unterlag dem Charme des<br />
Ortes und beschloss dortzubleiben. Auf dem Gebiet des<br />
heutigen Dorfes gründete er dann ein Benediktinerpriorat,<br />
das der Abtei Saint-Victor in Marseille (Bouches-du-<br />
Rhône) angeschlossen war. Die Abtei in Marseille kann<br />
man heute noch besichtigen, von ihr aus hat man einen<br />
herrlichen Blick über den Alten Hafen. Im Verlauf des 14.<br />
Jahrhunderts gewann La Romieu an Bedeutung, vor allem<br />
als einer der Söhne des Dorfes, Kardinal Arnaud d’Aux<br />
de Lescout (1260-1320) – ein Cousin von Papst Clemens<br />
V. (1264-1305) –, die Stiftskirche Saint-Pierre errichten<br />
ließ. Das für diese Gegend im Herzen der Gascogne bedeutende<br />
architektonische Bauwerk sollte als Grabstätte<br />
des Kardinals und seiner Familie dienen. Innerhalb von<br />
nur sechs Jahren, von 1312 bis 1318, entstand dieser imposante<br />
Bau, der immer noch sehr gut erhalten ist und<br />
von dessen beiden 33 Meter hohen Türmen man einen<br />
herrlichen Panoramablick über die Region hat. Besonders<br />
überraschend sind zwei unbekannte Kleinode, die<br />
man in einem so abgelegenen Ort gar nicht erwartet: eine<br />
steinerne doppelläufige Wendeltreppe im Glockenturm,<br />
wie man sie nur selten sieht und die zudem<br />
eine der ältesten in Europa ist (älter<br />
als die berühmte Wendeltreppe<br />
im Château de Chambord,<br />
Loir-et-Cher), und eine<br />
Sakristei, deren Wandmalereien<br />
von einer<br />
38 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24
Die Stiftskirche Saint-Pierre gilt als kulturhistorisches Kleinod im Gers und ist Teil des Weltkulturerbes. Sie beherbergt zahlreiche<br />
architektonische Schätze, unter anderem wunderschöne Wand- und Deckenmalereien aus dem 14. Jahrhundert in der Sakristei.
UNTERWEGS IN FRANKREICH Okzitanien / Gers<br />
unglaublichen Schönheit sind. Die Stiftskirche befindet sich heute im<br />
Besitz der Gemeinde. Dort hatte man die gute Idee, gemeinsam mit<br />
einem privat geführten botanischen Garten ganz in der Nähe, Jardins<br />
de Coursiana, ein Kombiticket anzubieten. Wir können Ihnen nur ans<br />
Herz legen, dies zu nutzen, denn auch dort können Sie unvergessliche<br />
Eindrücke sammeln. …<br />
Jardins de Coursiana - ein wunderschönes<br />
familiäres Abenteuer<br />
Den botanischen Garten Jardins de Coursiana erreichen Sie mit dem<br />
Auto vom Dorf aus in nur wenigen Minuten. Er ist seit 1994 öffentlich<br />
zugänglich, wurde 2005 vom Kulturministerium mit dem Label Jardin<br />
remarquable ausgezeichnet und ist seit 2009 ein Parc d’intérêt botanique.<br />
Diese anspruchsvollen Labels belohnen die unglaubliche Arbeit von<br />
Arnaud und Véronique Delannoy sowie ihren Kindern, von denen der<br />
Sohn Jean inzwischen offiziell die Nachfolge der Eltern angetreten hat.<br />
Mithilfe von nur ein bis zwei Angestellten gelingt es der Familie unter<br />
großem Krafteinsatz den absolut herrlichen Park – dessen botanische<br />
Bedeutung unbestrittenen ist – erfolgreich zu betreiben. Der Ort ist<br />
so einmalig schön und unerwartet, dass Sie sich zweifellos noch lange<br />
an ihn erinnern werden. Ein Besuch voller Überraschungen, genau wie<br />
das ganze Dorf La Romieu, das uns eindeutig beeindruckt hat!<br />
Interview: Jean Delannoy, Leiter der Jardins de Coursiana<br />
Jean Delannoy, wie kam es, dass Ihre Eltern, Véronique und Arnaud, die<br />
Leitung dieses Parks übernahmen?<br />
Es war eine Verkettung von Umständen und die Geschichte einer<br />
Passion. Und der Wunsch, die Arbeit des ursprünglichen Besitzers,<br />
Monsieur Cours-Darne (1909-2001), zu erhalten und weiterzuführen.<br />
Nach einer glanzvollen Karriere in Madagaskar – wo heute 44 Pflanzen<br />
nach ihm benannt sind – ließ sich der herausragende Botaniker<br />
mit Rentenbeginn in La Romieu nieder. Bis 1992 kreierte er auf einer<br />
Fläche von vier Hektar ein Arboretum mit knapp 300 Baum- und<br />
Buscharten aus aller Welt, da er herausfinden wollte, welche davon im<br />
40 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24
Im botanischen Garten Jardins<br />
de Coursiana haben Véronique<br />
Delannoy und ihr Sohn Jean nur<br />
selten Gelegenheit zum Ausruhen.<br />
Ist dies einmal der Fall, genießen<br />
sie, wie die Besucher, das Ergebnis<br />
ihrer Arbeit, die gleichzeitig die<br />
Passion ihres Lebens ist.<br />
Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24 · 41
UNTERWEGS IN FRANKREICH Okzitanien / Gers<br />
Gers heimisch werden könnten. Meine<br />
Eltern kamen 1992 hierher und mieteten<br />
den Hof, der sich innerhalb dieses Arboretums<br />
befand. Meine Mutter begeisterte sich bereits<br />
für Pflanzen, mein Vater ebenfalls, wenn auch etwas<br />
weniger. Im Laufe der Zeit gelang es Monsieur Cours-<br />
Darne, meine Eltern mit seiner Leidenschaft regelrecht<br />
anzustecken, sodass diese beschlossen, sich in ein verrücktes<br />
Projekt zu stürzen. Sie kauften das Gelände (mittlerweile<br />
6 Hektar Arboretum und 25 Hektar Pflaumenbäume)<br />
und begannen, es mit eigenen Mitteln neu zu gestalten und<br />
zu verschönern. Auf diese Weise lebt das Werk von Monsieur<br />
Cours-Darne, der im Übrigen bis zu seinem Tod im<br />
Jahr 2001 hier wohnte, weiter. Bis zum Schluss begleitete<br />
er meine Eltern, teilte sein Wissen mit ihnen und gab ihnen<br />
Ratschläge. Er schien über die Entwicklung der Gärten<br />
sehr erfreut zu sein.<br />
Wie haben Ihre Eltern den Park weiterentwickelt?<br />
Natürlich haben Sie das Arboretum beibehalten, haben<br />
es sogar vergrößert. Meine Mutter hat die Ratschläge von<br />
Monsieur Cours-Darne befolgt, der als anspruchsvoller Botaniker<br />
immer darauf beharrte, wie wichtig das Etikettieren<br />
ist. Heute sind 90 % der Pflanzen im Park etikettiert, das ist<br />
außergewöhnlich und für die Besucher sehr praktisch: Auf<br />
jedem Etikett stehen der lateinische Name der Pflanze, gegebenenfalls<br />
die heute gebräuchliche französische Übersetzung,<br />
das Pflanzjahr, der Herkunftskontinent. Parallel dazu<br />
legte meine Mutter um das Haus herum einen englischen<br />
Garten an. Später eröffneten wir einen Gemüsegarten sowie<br />
einen Garten mit Kräutern und Medizinpflanzen, kreierten<br />
eine Gärtnerei und legten einen See an. Heute gibt es<br />
hier 700 Baum- und Pflanzenarten, darunter einen Bestand<br />
an Linden mit etwas mehr als 60 verschiedenen Arten.<br />
Die Gartenanlage ist heute immer noch ein familiäres Abenteuer …<br />
Genau! Ich bin das einzige der sieben Kinder, das die<br />
Nachfolge der Eltern antreten wollte. Aus Leidenschaft<br />
für den Garten, das ist klar. Man muss auch ehrlicherweise<br />
zugeben, dass es nicht möglich wäre, mehrere Familien<br />
mit ihm zu unterhalten. Es ist ein großartiges<br />
Abenteuer, aber viel Arbeit! Die Hilfe meiner<br />
Eltern kann ich gut gebrauchen, das können sie mir<br />
glauben. Dabei hat jeder seine « Spezialität ». Meine<br />
Mutter und ich sind vor allem im Garten, mein<br />
Vater kümmert sich mehr um die Obstbäume,<br />
vor allem um die Pflaumenbäume. Gerade<br />
die Pflaumenbäume haben einen<br />
großen Anteil daran, dass meine<br />
Eltern in den zwanzig Jahren finanziell<br />
über die Runden kamen. Sie sind<br />
also sehr wichtig für uns. Im Übrigen produzieren wir auch<br />
Pfirsiche, Aprikosen, Äpfel, Feigen und Birnen, die wir zu<br />
Sorbets und hausgemachten Marmeladen verarbeiten, die<br />
vor Ort verkauft werden. Wir haben gelernt, zu diversifizieren.<br />
Und Sie haben Erfolg: Immer mehr Besucher kommen zu Ihnen …<br />
Es ist in der Tat sehr erfreulich, dass uns inzwischen<br />
ungefähr 12 000 Menschen pro Jahr besuchen. Für einen<br />
Garten in einem kleinen, abgelegenen Dorf wie La Romieu<br />
ist das enorm! Die größte Freude ist es aber für uns, die<br />
Anlage weiterzuentwickeln, zu sehen, wie alles wächst. Wir<br />
wollen keinen Freizeitpark daraus machen, das familiäre<br />
Ambiente soll erhalten bleiben. Jedes Jahr versuchen wir,<br />
neue Pflanzen zu beschaffen, seltene Arten, die vom Aussterben<br />
bedroht sind, vor Kurzem beispielsweise eine Kiefernart,<br />
die 1994 in Australien wiederentdeckt wurde. Man<br />
weiß, dass es heute davon auf der ganzen Welt nur noch<br />
1000 Exemplare gibt, und während der Waldbrände im Jahr<br />
2019 wären viele von ihnen beinahe vernichtet worden. Wir<br />
sind stolz, dass wir einen dieser Bäume bekommen konnten<br />
und dass er bei uns sehr gut gedeiht! Auch das ist eine Art,<br />
das Werk von Monsieur Cours-Darne weiterzuführen. Daran<br />
muss ich immer denken. Es ist eine Verantwortung. In<br />
gewisser Weise auch ein Druck, aber niemand zwingt mich<br />
dazu. Ich weiß, dass es eine verrückte Arbeit ist, aber ich<br />
liebe sie …<br />
Jean Delannoy, vielen Dank für das Gespräch.<br />
42 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24
d’Olonne<br />
A83<br />
Poitiers<br />
Saint-Sigismond<br />
Lesetipp:<br />
N11/E601<br />
Niort<br />
La Rochelle<br />
E5/A10<br />
E602/A837<br />
Michel Boillée, Angeline et les chats, les pierres rejetées des bâtisseurs, Encretoile Éditions, 2022,<br />
108 Seiten, 13,50 €, ISBN 978-2367722313<br />
Limoges<br />
Michel Boillée ist Großvater und begeisterter Märchenerzähler. Er erzählt uns die Legende von Angéline Angoulême<br />
– er schreibt im Übrigen « Angeline », ohne Akzent –, gibt aber der Person mehr Substanz. Auf diese Weise<br />
verfolgen wir die Entwicklung des kleinen Mädchens, zur Jugendlichen und schließlich zur erwachsenen,<br />
Montalivet<br />
unabhängigen Frau. Ein moderner Ansatz in Form eines eigenständigen Märchens, das Klein und Groß<br />
erfreut. Das Buch ist mit Aquarellen von Dominique Lagier-Tabert illustriert.<br />
Reiseinfos & Lesetipps<br />
La Romieu …<br />
… Berlin 1735 km … Hamburg 1611 km<br />
… Köln 1207 km … Frankfurt 1192 km<br />
… München 1286 km … Wien 1697 km<br />
… Zürich 996 km … Paris 722 km<br />
… Toulouse 110 km … Agen 34 km<br />
Der nächstgelegene Flughafen, der aus<br />
dem deutschsprachigen Raum direkt<br />
angeflogen wird, ist Toulouse-Blagnac<br />
(108 km).<br />
Der nächstgelegene TGV-Bahnhof<br />
befindet sich in Agen (35 km).<br />
Office de Tourisme Gascogne Lomagne<br />
- La Romieu<br />
Place Bouet<br />
32480 La Romieu<br />
Telefon: +33 (0)5 62 64 00 00<br />
www.gascogne-lomagne.fr<br />
Geöffnet von Mai bis September.<br />
Collégiale Saint-Pierre<br />
Rue du docteur Lucante<br />
32480 La Romieu<br />
Telefon: +33 (0)5 62 28 86 33<br />
www.la-romieu.fr/patrimoine-et-loisirs/<br />
patrimoine/la-collegiale-st-pierre<br />
Ganzjährig geöffnet. Die Öffnungszeiten<br />
Le Porge<br />
schwanken im Jahresverlauf, Details<br />
entnehmen Sie bitte der Website.<br />
Eintritt 6 €, ermäßigt 5 Cap-Ferret €. Kinder<br />
unter 12 Jahren haben freien Eintritt.<br />
Audioguide 1 €.<br />
Kombiticket (Stiftskirche und Jardins<br />
de Coursiana) 13 €.<br />
Mimizan<br />
Planen Sie für einen Besuch mit<br />
Audioguide (auf Deutsch) 45-60<br />
E5-E70/A63<br />
Minuten ein. Die Besichtigung führt<br />
Sie durch den Kreuzgang, die Kirche,<br />
die Sakristei mit ihren Wandmalereien,<br />
in den achteckigen Turm, in die erste<br />
Hossegor<br />
Etage des Glockenturms und über die<br />
doppelläufige Wendeltreppe.<br />
Biarritz Bayonne<br />
Hendaye<br />
Jardins de Coursiana Sare<br />
34280 La Romieu Donostia-<br />
Telefon: +33 S. (0)5 Sebastian 62 68 22 80<br />
www.jardinsdecoursiana.com<br />
Die Saison <strong>2023</strong> ist beendet. Der Garten<br />
wird im Frühjahr Pamplona <strong>2024</strong> wieder eröffnet.<br />
Bitte informieren Sie sich auf der<br />
Website.<br />
Um von allen vier Gärten profitieren<br />
zu können (englischer Garten; Garten<br />
mit Medizinpflanzen, Kräutern und<br />
Parfumpflanzen; Arboretum; Gemüseund<br />
Obstgarten) sollten Sie mindestens<br />
Spanien<br />
E5/A10<br />
A52/E72<br />
France<br />
A64/E80<br />
Pau<br />
Bordeaux<br />
Tarbes<br />
Périgueux<br />
A<strong>89</strong>/E70<br />
Sarlat-le-Canéda<br />
Agen<br />
La Romieu<br />
Toulouse<br />
zwei Stunden einplanen.<br />
Eintritt 8,50 €, Kinder (7 - 16 Jahre) 2 €.<br />
Es gibt eine schöne Terrasse, auf der Sie<br />
die hausgemachten Produkte (Säfte,<br />
Eis, Honig, Marmelade) verkosten<br />
können. Die Produkte werden auch<br />
zum Mitnehmen angeboten.<br />
Cahors<br />
A20/E9<br />
Briv<br />
Ando<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 43<br />
Pastell: Das blaue Gold<br />
(15 km entfernt)<br />
Im Mittelalter brachte das Pastell<br />
einer ganzen Region, die sich wie<br />
ein Dreieck von Toulouse bis nach<br />
Albi und Carcassonne erstreckt,<br />
Prosperität,<br />
bis schließlich<br />
andere natürliche<br />
und chemische<br />
Blautöne die Farbe<br />
verdrängten. Heute<br />
sorgen ein paar<br />
Pastellliebhaber<br />
mit viel<br />
Leidenschaft<br />
dafür, dass die alte Tradition im einstigen « blauen<br />
Dreieck » nicht in Vergessenheit gerät.<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 42<br />
Bastiden: Die neuen Städte des Mittelalters<br />
(81 km entfernt)<br />
Im Mittelalter, insbesondere im 13. und 14.<br />
Jahrhundert, entstanden in den meisten<br />
europäischen Ländern aus politischen,<br />
militärischen, wirtschaftlichen oder demografischen<br />
Gründen neue Dörfer und Städte. So<br />
auch in Frankreich, vor allem in den<br />
Regionen Nouvelle Aquitaine, Midi-<br />
Pyrénées und Languedoc-Roussillon<br />
im Südwesten des Landes. Man<br />
schätzt, dass dort damals rund 600<br />
neue Siedlungen gegründet wurden,<br />
die alle dem gleichen Grundmuster<br />
folgten. Bis heute sind rund 300 der<br />
als Bastiden bezeichneten Städte<br />
erhalten. Es gibt dabei einige Parallelen zu Immobilienprojekten aus<br />
heutiger Zeit.<br />
INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN SIE AUF SEITE 84.<br />
Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24 · 43
UNTERWEGS IN FRANKREICH Provence-Alpes-Côte d‘Azur / Bouches-du-Rhône<br />
Château<br />
Ein anderer Blick auf Marseille<br />
44 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24
d‘IfVor der Küste von Marseille liegt die Île d’If, die kleinste der Frioul-<br />
Inseln. Man erreicht sie vom Alten Hafen aus mit dem Boot in<br />
rund 20 Minuten. Auf dem winzigen, nur drei Hektar großen Kalkfelsen<br />
befindet sich eines dieser erstaunlichen Monumente, auf<br />
die man in Frankreich so stolz ist. Ein Monument, bei dem in diesem<br />
Fall Geschichte und Fiktion eng verwoben sind. Château d‘If<br />
wurde von Franz I. (1494-1547) als uneinnehmbare Meeresfestung<br />
konzipiert, von Vauban (1633-1707) noch stärker befestigt<br />
und später dann als Gefängnis genutzt. In der ganzen Welt<br />
bekannt wurde das Bauwerk, das man heute besichtigen kann,<br />
aber durch Alexandre Dumas (1802-1870). Es ist zweifellos einer<br />
der unerwartetsten und ausgefallensten Orte von Marseille!<br />
Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24 · 45
UNTERWEGS IN FRANKREICH Provence-Alpes-Côte d‘Azur / Bouches-du-Rhône<br />
Die bekannteste Darstellung des Nashorns, das Franz I. auf die Île d’If zog, stammt vom deutschen Maler, Zeichner und Kupferstecher Albrecht<br />
Dürer (1471-1528). Der Künstler erstellte sie 1515, ohne das Tier jemals gesehen zu haben, sodass viele anatomische Details auf vagen Vermutungen<br />
beruhen. Dennoch galt das Werk als realistische Abbildung eines Tieres, das bis Ende des 18. Jahrhunderts in Europa unbekannt war.<br />
Nicht viele wissen, dass Marseille eine Gemeinsamkeit<br />
mit Alcatraz (Vereinigte Staaten), Robben<br />
Island (Südafrika) und Fort Boyard (Charente-<br />
Maritime) hat. Die Cité phocéenne, wie die – gemessen an<br />
der Bevölkerung – zweitgrößte Stadt Frankreichs auch genannt<br />
wird, besitzt auf ihrem Gebiet eine Insel mit einer<br />
ungewöhnlichen Vergangenheit: Sie war lange Zeit eine<br />
Gefängnisinsel. Heute geht es jedoch auf der seit 1880 für<br />
die Öffentlichkeit zugänglichen Île d’If mit ihrer Festung,<br />
Château d’If, wesentlich friedlicher zu. Um ein Haar hätte<br />
es die Festung sogar in die Endrunde zum Monument préféré<br />
des Français <strong>2023</strong> geschafft, ein Titel, den letztlich die<br />
Burg Sedan in den Ardennen davontrug (siehe Rubrik On<br />
en parle). Die Menschen, die sie besuchen, sind nicht nur<br />
erpicht darauf, einen der schönsten Blicke auf Marseille zu<br />
genießen, viele kommen an diesen atypischen Ort, bei dem<br />
historische Tatsachen und Fiktion eng verwoben sind, um<br />
eine unbekannte Facette dieser Stadt zu entdecken.<br />
Ein Nashorn sorgt für<br />
Überraschungen<br />
Bis ins 16. Jahrhundert war die Île d’If eine unbewohnte<br />
Insel, ohne Gebäude und ohne echten Nutzen. Abgesehen<br />
von Piraten und Schmugglern suchten lediglich Fischer<br />
hier von Zeit zu Zeit Schutz, wenn sie von einem Sturm<br />
überrascht wurden. Das änderte sich hingegen schlagartig,<br />
als in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts der französische<br />
König Franz I. zum allgemeinen Erstaunen beschloss,<br />
auf der verlassenen Felseninsel eine Festung zu bauen. Die<br />
Entscheidung war umso unerwarteter, als sie aufgrund eines<br />
Nashorns getroffen wurde! Sie haben richtig gelesen!<br />
Die unglaubliche Geschichte begann 1515, als der Sultan<br />
von Gujarat (Indien), Muzaffar Shah II. (Geburtsdatum<br />
unbekannt - 1526) dem portugiesischen König Manuel I.<br />
(1469-1521), genannt der Große, ein Nashorn für seine<br />
Menagerie mit exotischen Tieren schenkte. Schriften<br />
bestätigen, dass ein solches Tier seit 12 Jahrhunderten in<br />
Europa nicht mehr gesehen worden war. Davor hatte es<br />
eher als mythisches Tier gegolten, das man zum Teil mit<br />
dem legendären Einhorn verwechselte. Dazu muss man<br />
wissen, dass das indische Nashorn (R. Unicornis) im Gegensatz<br />
zu den afrikanischen Arten nur ein einziges Horn<br />
besitzt. Auf jeden Fall kam das vierbeinige Geschenk nach<br />
einer viermonatigen Schiffsreise gemeinsam mit indischen<br />
Gewürzen und vielen anderen Schätzen am 20. Mai 1515<br />
in Lissabon an. Der König von Portugal war offensichtlich<br />
sehr stolz auf dieses Präsent und ließ es durch die Straßen<br />
von Lissabon marschieren, wo es bei den Menschen<br />
schnell sehr beliebt war. Dem Monarchen wurde aber<br />
rasch bewusst, wie wertvoll dieses ungewöhnliche Präsent<br />
war – vielleicht befürchtete er auch, es nicht angemessenen<br />
versorgen zu können –, sodass er es wieder loswerden<br />
wollte und auf die Idee kam, es dem damaligen Papst,<br />
Léon X. (1475-1521) zu schenken. So kam es, dass dieses<br />
Nashorn – reich geschmückt mit grünem Samt und Blumen<br />
– im Dezember 1515 im Hafen von Lissabon erneut<br />
auf ein Schiff verladen wurde, um die Reise nach Rom<br />
anzutreten. Allerdings verlief die Fahrt nicht wie geplant:<br />
Angesichts schwieriger Navigationsbedingungen beschloss<br />
die übermüdete Besatzung zu Beginn des Jahres 1516, in<br />
Marseille einen Zwischenstopp einzulegen, um sich auszuruhen<br />
und mit Proviant zu versorgen. Das war zudem eine<br />
Gelegenheit, dem Tier etwas Bewegung zu verschaffen.<br />
46 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24
Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24 · 47
UNTERWEGS IN FRANKREICH Provence-Alpes-Côte d‘Azur / Bouches-du-Rhône<br />
Man setzte das Nashorn auf der vor der Stadt gelegenen<br />
Île d’If ab, wo es in der Tat ein wesentlich angenehmeres<br />
und natürliches Umfeld hatte. Seine Anwesenheit<br />
sprach sich schnell herum, sodass viele Neugierige aus<br />
Marseille mit Booten zur Insel fuhren, in der Hoffnung,<br />
einen Blick auf das exotische Tier zu erhaschen. Der Ruf<br />
des Nashorns drang sogar bis zum französischen König<br />
Franz I. vor, der sich gerade auf einer Pilgerreise im nahe<br />
gelegenen Saint-Maximin-la-Sainte-Baume (Var) befand.<br />
Neugierig geworden, wollte der Monarch das Tier mit<br />
eigenen Augen sehen und besuchte am 24. Januar 1516<br />
daher ganz unerwartet die Insel If. Obwohl sein eigentliches<br />
Interesse dem Nashorn galt, war er auf der Insel<br />
jedoch weniger von dem Tier überrascht als vielmehr von<br />
der Tatsache, dass es an der Küste vor Marseille keinerlei<br />
Verteidigungsmöglichkeit gab. Entsetzt stellte der Monarch<br />
fest, dass die Stadt völlig ungeschützt war und dass<br />
man sie vom Meer aus jederzeit angreifen konnte. Daher<br />
ordnete er umgehend an, auf der Insel eine Festung zu<br />
bauen, die im Ernstfall den Schutz der Stadt Marseille<br />
gewährleisten sollte. Der Bau von Château d‘If war damit<br />
beschlossene Sache, es dauerte dann allerdings bis 1531,<br />
um den Beschluss umzusetzen. Was das Nashorn anging,<br />
so stach es kurze Zeit nach dem Besuch des Königs wieder<br />
in See, um die Reise nach Rom fortzusetzen. Leider<br />
ging das Schiff in der Nähe des Golfes von Genua (Italien)<br />
unter, und das arme Tier ertrank schließlich nach all<br />
den Strapazen der langen Reise. Überlieferungen zufolge<br />
soll es aus dem Meer gefischt, ausgestopft und wie vorgesehen<br />
dem Papst übergeben worden sein.<br />
Vom Alten Hafen in Marseille sind es mit dem Boot nur rund 20<br />
Minuten bis zur Île d’If. Auf der felsigen Insel gibt es nicht viel<br />
Vegetation, sodass man sich sofort wie in einer anderen Welt fühlt.<br />
48 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24
Eine ungebetene, aber letzten<br />
Endes beruhigende « Nachbarin »<br />
Dank der neuen Festung im Meer vor Marseille war<br />
die Stadt also nun vor hypothetischen Angriffen geschützt.<br />
Auch die Flotte der königlichen Galeeren, deren<br />
Aufgabe es war, das Mittelmeer zu überwachen, konnte<br />
beruhigt im Hafen und den Gewässern vor der Stadt vor<br />
Anker gehen. Die Einwohner von Marseille waren dagegen<br />
von Château d’If nicht begeistert. Für sie lag mit<br />
der Festung ein Symbol der königlichen Autorität direkt<br />
vor ihren Toren, weshalb sie sie in der ersten Zeit auch als<br />
« ungebetene Nachbarin » bezeichneten. Folglich hatten<br />
sie sich nur sehr widerstrebend am Bau der Festung beteiligt<br />
– ganz entziehen konnten sie sich dem aufgrund des<br />
Drucks der königlichen Macht nicht – und stellten deren<br />
Nutzen ganz offen infrage. Die Festung sei, ihrer Meinung<br />
nach, schlecht konzipiert und würde demzufolge<br />
nur wenig Schutz bieten. Die Kritik verstummte hingegen<br />
urplötzlich, als nämlich der Erzfeind Franz‘ I., der römische<br />
Kaiser und spanische König Karl V. (1500-1558),<br />
1536 versuchte, Marseille einzunehmen. Entgegen allen<br />
Bedenken der Stadtbewohner war es der Festung zu verdanken,<br />
dass der Angriff abgewehrt und die Stadt gerettet<br />
werden konnte. Ab diesem Zeitpunkt musste Château d‘If<br />
seine Berechtigung nicht mehr beweisen. Nun galt die<br />
Festung als Mittel, « die östliche Pforte ins französische<br />
Königreich zu schützen », und von Marseille aus gesehen<br />
wirkte ihr Umriss am Horizont geradezu beruhigend.<br />
Daher hielt man sie instand und 1701 verbesserte Vauban<br />
sogar ihre Verteidigungsfähigkeit, indem er die Befestigungsmauer<br />
erhöhte und ein neues Wachgebäude errichten<br />
ließ, in dem sich Schlafsäle für die Soldaten befanden.<br />
Heute sind dort Verwaltungsräume.<br />
Ein « so erbärmlicher Ort,<br />
dass es unmöglich erscheint,<br />
dort zu überleben »<br />
Ab dem Ende des 16. Jahrhunderts bekam Château<br />
d‘If eine zweite offizielle Aufgabe und wurde fortan als<br />
Gefängnis genutzt. Die überschaubare Größe, die Tatsache,<br />
dass sie keine ausgeprägten Erhebungen besitzt und<br />
die isolierte Lage inmitten der Fluten machten die Insel<br />
zu einem Ort, der einfach zu überwachen war. Es begann<br />
1540 zunächst ganz unspektakulär, als zwei arme Fischer<br />
aus Marseille 14 Tage auf Château d’If eingesperrt wurden,<br />
weil man sie beschuldigte, ohne Genehmigung des<br />
Gouverneurs nachts in der Reede vor Marseille gefischt zu<br />
haben. Dabei ging der königlichen Macht auf, dass die Insel<br />
ein idealer Ort war, um sogenannte « heikle » Gefangene<br />
weitab von neugierigen Blicken einzusperren. Der Ort<br />
galt schnell als « Ausnahmegefängnis », denn meist waren<br />
es politische Gefangene, die dort untergebracht wurden,<br />
Ende des 17. Jahrhunderts dann viele Protestanten. Vor<br />
allem « Dickschädel », die sich trotz aller Drohungen weigerten,<br />
ihre Religion aufzugeben und zum Katholizismus<br />
Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24 · 49
UNTERWEGS IN FRANKREICH Provence-Alpes-Côte d‘Azur / Bouches-du-Rhône<br />
zu konvertieren. Einigen Häftlingen gelang es, schriftliche<br />
Dokumente hinauszuschmuggeln, die davon zeugen,<br />
dass die Haftbedingungen sehr hart waren. Einer von<br />
ihnen, Céphas Carrière, beschrieb Château d’If, wo er seit<br />
mehreren Jahren vor sich hin vegetierte, am 23. Mai 1708<br />
als « so erbärmlichen Ort, dass es unmöglich erscheint,<br />
dort zu überleben » (Gaston Tournier, Les galères de France et<br />
les galériens protestants des XVIIe et XVIIIe siècles, Les Presses<br />
du Languedoc, Édition 1984).<br />
Eine bewegende Besichtigung<br />
Auch heute noch kann man sich gewisser Emotionen<br />
nicht entziehen, wenn man während der Besichtigung die<br />
schrecklichen Bedingungen nachvollzieht, unter denen die<br />
Gefangenen damals lebten. Vor allem wird klar, dass die<br />
Insassen offenbar sehr unterschiedlich behandelt wurden:<br />
Die härtesten Haftbedingungen waren zunächst den Protestanten,<br />
1871 dann den Kommunarden, vorbehalten. Sie<br />
waren in Kerkern untergebracht, die Culs de tour genannt<br />
wurden. Diese befanden sich zu Füßen der Türme, waren<br />
dunkel, kalt und feucht. Die meisten Gefangenen überlebten<br />
dort angeblich nicht länger als einige Wochen. Etwas<br />
weiter oben, im Erdgeschoss, gab es Gemeinschaftszellen.<br />
Dort war es etwas heller und wärmer, was die Inhaftierung<br />
« angenehmer » machte. Zumindest, sofern die<br />
Zellen nicht überbelegt waren, was für die Gefangenen<br />
ebenfalls fatal war. Über eine schöne Steintreppe gelangt<br />
man in den ersten Stock, wo die Pistoles lagen, die ehemaligen<br />
Offiziersunterkünfte der Festung. Diese Einzelzellen<br />
waren den reichsten Gefangenen vorbehalten. Allein<br />
schon aufgrund der dort herrschenden Temperatur- und<br />
Luftfeuchtigkeitsverhältnisse waren diese noch « komfortabler<br />
». Im Außenbereich hat man von den Terrassen aus<br />
einen der schönsten Panoramablicke auf Marseille. Neben<br />
der ansprechenden, schlichten Kapelle ruft vermutlich der<br />
zentrale Innenhof mit seinen zahlreichen « Kritzeleien »,<br />
welche die Häftlinge in die Wände des Gebäudes ritzten,<br />
heute die meisten Emotionen hervor. Allein im Jahr 1848<br />
erstellten die politischen Gefangenen, die damals hier<br />
einsaßen, 101 dieser « Graffiti »: 96 bilden einen Fries im<br />
Innenhof, fünf befinden sich in Zellen im ersten Stock.<br />
Die Kommunarden meißelten 1871 ihrerseits 31 davon in<br />
den Stein (18 im Erdgeschoss und 13 auf verschiedenen<br />
Etagen der Festung). Während des Rundgangs erfährt<br />
man zudem, dass der Ort zwar ab 1880 besichtigt werden<br />
konnte, während des Ersten Weltkriegs – ab August 1914<br />
– jedoch zur Unterbringung von Kriegsgefangenen und<br />
als Militärgefängnis diente. Ein Telegramm vom 15. September<br />
1914 präzisiert die nicht unbedeutende Zahl von<br />
1000 Gefangenen. Schwierig, sich so viele Menschen auf<br />
solch engem Raum vorzustellen … 1926 wurde Château<br />
d‘If als Monument historique klassifiziert. Während des<br />
Zweiten Weltkriegs war die Festung von der deutschen<br />
Armee besetzt. Seit 1994 untersteht sie dem Kulturministerium,<br />
das die Verwaltung inzwischen dem Centre des<br />
Monuments Nationaux anvertraut hat. Seitdem führt die<br />
Insel ein friedlicheres, dem Tourismus geweihtes Leben.<br />
Schauplatz für einen Roman<br />
Château d‘If verdankt seine weltweite Bekanntheit und<br />
damit die Attraktivität für Touristen allerdings weniger<br />
seiner « wahren Vergangenheit » als dem Talent eines der<br />
größten französischen Schriftsteller: Alexandre Dumas.<br />
Dieser hielt sich wiederholt in Marseille auf, kannte die<br />
Stadt daher gut und interessierte sich sehr für die Geschichte<br />
der Insel. Als politisch engagierter Mensch weck-<br />
Im Rahmen der Besichtigung von Festung und Insel sind alle<br />
Räume einschließlich der Zellen frei zugänglich. Bei dieser<br />
Gelegenheit kann man neben Archivmaterial unzählige Zeugnisse<br />
entdecken, die die Gefangenen in die Wände ritzten.<br />
50 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24
Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24 · 51
UNTERWEGS IN FRANKREICH Provence-Alpes-Côte d‘Azur / Bouches-du-Rhône<br />
ten die Haftbedingungen in Gefängnissen generell sein Interesse. Abgesehen<br />
davon – und das ist weniger bekannt – hatte der Schriftsteller aber auch eine<br />
sehr persönliche, wenngleich ungewöhnliche Beziehung zur Insel: Thomas<br />
Alexandre Davy de la Pailleterie (1762-1806), genannt Général Dumas, der<br />
Vater von Alexandre Dumas, war sehr eng mit General Jean-Baptiste Kléber<br />
(1753-1800) befreundet, der vor allem für seine Aktivitäten in Ägypten<br />
bekannt war. Das ging so weit, dass Napoleon Bonaparte (1769-1821) Angst<br />
hatte, das Ansehen Klébers könnte ihm schaden, eine Angst, die sogar noch<br />
dessen Tod überdauerte … Als Kléber 1800 in Ägypten ermordet worden<br />
war, wusste der Kaiser nicht, was er mit dem Leichnam anfangen sollte, der<br />
sich nach wie vor in Ägypten befand. Es stand außer Frage, ein Staatsbegräbnis<br />
zu organisieren oder ihm in Frankreich eine Grabstätte zu errichten.<br />
Bonaparte befürchtete, diese könne zu einem republikanischen Pilgerort<br />
werden. Er beschloss daher, den Leichnam Klébers in einem Bleisarg aus<br />
Ägypten zurückholen zu lassen und ihn diskret auf der Insel If zu deponieren,<br />
offiziell aus Gründen der « Quarantäne ». Zufälligerweise « vergaß » man<br />
den Sarg samt Inhalt dort bis 1818. Insofern wurde nicht Kléber auf Château<br />
d’If « eingesperrt », sondern « nur » seine sterblichen Überreste. Auch diese<br />
Geschichte erfahren die Besucher heute bei einer Besichtigung der Festung.<br />
Alexandre Dumas war von diesen Vorkommnissen berührt, da sie einen engen<br />
Freund seines Vaters betrafen, was seine persönliche Beziehung zu Château<br />
d’If erklärt. Letzten Endes würdigte er die Festung auf eindrückliche<br />
Art, indem er sie zum wesentlichen Schauplatz seines berühmten Romans<br />
Der Graf von Monte Christo machte. Von 1844 bis 1846 wurde die Geschichte<br />
als Fortsetzungsroman veröffentlicht, dessen wöchentliche Folgen im Journal<br />
des débats erschienen. Es war ein phänomenaler Verlagserfolg. Im Laufe der<br />
Jahre wurde der Roman mehrfach verlegt, in viele Sprachen übersetzt und<br />
weltweit publiziert. Theater-, Fernseh- und Kinobearbeitungen folgten. So<br />
erwarb sich Château d’If einen touristischen Ruf auf internationaler Ebene,<br />
von dem viele andere Stätten nur träumen können. Und auch die Besucher<br />
bringt die Geschichte von Insel und Festung mit ihren Verwicklungen zwischen<br />
Mythos und realer Vergangenheit noch heute zum Träumen.<br />
General Jean-Baptiste Kléber<br />
(1753-1800, oben) und Alexandre<br />
Dumas (1802-1870, unten).<br />
Reiseinfos und Lesetipps<br />
Marseille…<br />
… Berlin 1543 km … Hamburg 1494 km<br />
… Köln 1018 km … Frankfurt 1007 km<br />
… München 1006 km … Wien 1322 km<br />
… Zürich 703 km … Paris 773 km<br />
… Lyon 314 km … Montpellier 168 km<br />
Der Flughafen Marseille-Provence<br />
(25 km) wird direkt aus dem<br />
deutschsprachigen Raum angeflogen.<br />
Der Bahnhof Marseille-Saint-Charles ist<br />
an das TGV-Netz angeschlossen.<br />
Château d‘If<br />
Île d’If<br />
13007 Marseille<br />
Telefon: +33 (0)4 91 59 02 30<br />
www.chateau-if.fr<br />
1. Oktober bis 31. März: 10 – 17 Uhr<br />
1. April bis 30. September: 10 – 18 Uhr<br />
Mitte September bis Mitte März<br />
montags geschlossen.<br />
Achtung: Bei starkem Seegang ist<br />
Château d‘If nicht geöffnet, da die<br />
Boote dann nicht dort anlegen können.<br />
Das Eintrittsticket auf die Insel be rechtigt<br />
zum Besuch von Insel und Festung.<br />
Sie können es direkt auf der Insel oder<br />
bei den Bootsgesellschaften kaufen,<br />
welche die Überfahrt anbieten.<br />
Nor malpreis: 6 €. Freier Eintritt für<br />
Besucher unter 18 Jahren. Besucher<br />
aus EU-Ländern unter 25 Jahren haben<br />
ebenfalls freien Zutritt. Von November<br />
bis März sind Insel und Festung<br />
darüber hinaus am ersten Sonntag im<br />
Monat kostenlos zugänglich.<br />
Hinweis: Mit einem Ticket der SNCF für<br />
den TGV Inoui, das innerhalb der<br />
letzten fünf Tage gültig war, erhalten<br />
Sie einen vergünstigten Tarif (5 €).<br />
Achtung: Im Eintrittspreis ist die<br />
Überfahrt nicht enthalten.<br />
Der<br />
<br />
Zugang zur Insel ist ausschließlich<br />
mit dem Schiff möglich.<br />
Abfahrt ist im Alten Hafen von<br />
Marseille. Zwei Bootgesellschaften<br />
bieten Überfahrten zur Insel If an:<br />
Les Calanques & Château d’If (April<br />
bis Oktober): www.calanques-if.com,<br />
Telefon +33 (0)4 91 33 36 79.<br />
Ticketverkauf an der Ecke Quai<br />
du Port und Quai des Belges auf<br />
der rechten Seite des Alten Hafens<br />
(wenn Sie die Canebière im Rücken<br />
haben). Reservierung bis zur Abfahrt<br />
möglich, frühestens 24 bis 48<br />
Stunden vorher (abhängig von den<br />
Wetterbedingungen). Preis: 11 €.<br />
Bateau Frioul-If (ganzjährig):<br />
www.lebateau-frioul-if.fr, Telefon<br />
52 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24
livet<br />
e<br />
t<br />
E5-E70/A63<br />
nne<br />
E602/A837<br />
panien<br />
+33 (0)4 91 22 41 22. Ticketverkauf<br />
Quai de la fraternité Périgueux <strong>Nr</strong>. 1, auf der<br />
linken Seite des Alten A<strong>89</strong>/E70Hafens (wenn<br />
Sie die Canebière im Rücken haben).<br />
Da das Anlegen auf der Insel von den<br />
Bordeaux Wetterbedingungen abhängig ist,<br />
Sarlat-le-Canéda<br />
werden die Tickets ausschließlich vor<br />
Ort am Schalter verkauft, sofern die<br />
Überfahrt möglich ist. Preis: 11,10 €<br />
(kostenlos für Kinder unter 4 Jahren);<br />
Cahors<br />
Familienpreis 8,30 € ab vier zahlenden<br />
Personen (darunter mindestens<br />
ein Kind im Alter zwischen Agen 4 und 12<br />
Jahren).<br />
E5/A10<br />
A52/E72<br />
France<br />
A64/E80<br />
Angoulême<br />
Limoges<br />
A20/E9<br />
Fotos spezialisierte Naturliebhaber<br />
Tulle<br />
Brive-la-Gaillarde<br />
ist bekannt dafür, die Franzosen in<br />
ihrem Alltag fotografiert zu haben,<br />
wobei niemand für das Foto posierte.<br />
Der Eintritt in die Ausstellung Aurillac ist im<br />
Eintrittspreis enthalten.<br />
Andorra<br />
A<strong>89</strong>/E70<br />
Clermont-<br />
Ferrand<br />
A75/E11<br />
le Mont-Dore<br />
Puy de Dôme<br />
Seit 2012 gibt es ein unerwartetes<br />
und sehr empfehlenswertes<br />
Restaurant namens Marseille en face<br />
auf der Insel. Von dort aus haben<br />
Sie einen atemberaubenden Blick –<br />
vermutlich einen der schönsten – auf<br />
Marseille. Das Angebot ist einfach<br />
und hängt von der Versorgung mit<br />
Lebensmitteln ab, die ebenfalls von<br />
A75/E11<br />
den Wetterbedingungen bestimmt<br />
wird. Aber alles wird absolut frisch aus<br />
regionalen Produkten zubereitet. Sie Lodève<br />
erhalten beispielsweise Meeresfrüchte<br />
aus der Aquakulturanlage der nahe<br />
gelegenen Insel Frioul. Eine der Bézier<br />
Spezialitäten des Hauses ist ein echtes<br />
Crêpe Suzette. Dieses Narbonne Dessert, ein<br />
« Wahrzeichen » der A81/E80 französischen<br />
Küche, wurde Limoux vom berühmten<br />
Küchenchef Auguste Escoffier<br />
A9/E15<br />
(1846-1935) kreiert, France der auch « König<br />
der Köche » genannt wurde. Keine<br />
Reservierungen. Informationen:<br />
Perpignan<br />
www.restaurant-chateau-if.fr.<br />
Collioure<br />
Céret<br />
A72/E70<br />
A9/E15<br />
Nîmes<br />
Montpellier<br />
Lyon<br />
St.-Etienne<br />
A7/E15<br />
A9/E15<br />
A54/E805<br />
Arles<br />
A43/E70<br />
A49/E713<br />
Valence<br />
Orange<br />
Hinweis:<br />
<br />
Auf der Insel La If gibt Romieu es nur<br />
wenig Schatten. Wir empfehlen<br />
Ihnen daher, einen Sonnenschutz<br />
(Mütze, Sonnenhut, Sonnenbrille …)<br />
mitzunehmen.<br />
Toulouse<br />
Das Centre des Monuments Nationaux,<br />
eine staatliche Einrichtung, die<br />
Pau dem Kulturministerium untersteht<br />
und – neben mehr als 100 anderen<br />
französischen TarbesMonumenten – für<br />
die Verwaltung von Château d’If<br />
zuständig ist, organisiert regelmäßig<br />
Ausstellungen in der Festung. Bis<br />
31. März <strong>2024</strong> zeigt die Ausstellung<br />
L’eau et l’humanité 15 Schwarz-<br />
Weiß-Fotografien von Emeric Feher<br />
(1904-1966). Der auf naturalistische<br />
A7/E15<br />
Aix-en-<br />
Provence<br />
A55<br />
Saillans<br />
Avignon<br />
Marseille<br />
Chambér<br />
Grenoble<br />
Apt<br />
A52<br />
A51/E712<br />
A8/E80<br />
A50<br />
Toulon<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 78<br />
Grotte Cosquer:<br />
Unglaubliche<br />
Höhlenmalereien<br />
in den<br />
Calanques<br />
von<br />
Marseille<br />
In den<br />
Calanques<br />
zwischen<br />
Marseille<br />
und Cassis<br />
wurden<br />
in einer Höhle unter Wasser prähistorische<br />
Höhlenmalereien entdeckt. Ihr Entdecker,<br />
Henri Cosquer, musste zunächst zwar<br />
allerlei Spott ertragen, doch inzwischen ist<br />
die Authentizität des Fundes bestätigt. Da<br />
Experten aufgrund der Klimaerwärmung<br />
früher oder später mit einer Überschwemmung<br />
dieses wertvollen Schatzes rechnen, wurde<br />
in Marseille – nach dem Vorbild von Lascaux<br />
2 und Chauvet 2 – eine exakte Nachbildung<br />
erstellt, die seit 2022 besichtigt werden kann.<br />
Spanien<br />
AP7/E15<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 75<br />
Château La Coste: ein Hauch von<br />
Verrücktheit zwischen proven zali schen<br />
Reben (55 km ent fernt)<br />
Der Trend, dass große – und wohl habende<br />
– Weingüter sich für Kunst und Archi tektur<br />
interessieren, ist vor einigen Jahren von<br />
Südafrika und Spanien auch nach Frankreich<br />
übergeschwappt. Besuchen Sie mit uns das<br />
Château La Coste, das in der Nähe von Aix-en-<br />
Provence liegt und ein Musterbeispiel dafür ist.<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 70:<br />
Marseille: Eine fast hundertjährige Liebes erklärung<br />
ist noch immer aktu ell<br />
1926 realisierte der Journalist Albert Londres (1884-<br />
1932) eine Artikelreihe über Marseille, die<br />
in der Zeitung Le Petit Parisien erschien. Als<br />
Leser ist man heute noch von der zutiefst<br />
menschlichen Sichtweise berührt, mit<br />
der er das Porträt der Stadt zeichnete. Ein<br />
Porträt, das erstaunlicherweise immer<br />
noch aktuell zu sein scheint.<br />
INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN SIE AUF SEITE 84.<br />
Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24 · 53
UNTERWEGS IN FRANKREICH Centre-Val de Loire / Eure-et-Loir<br />
54 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24
Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24 · 55
UNTERWEGS IN FRANKREICH Centre-Val de Loire / Eure-et-Loir<br />
Das ehemalige Collège royal et militaire und der angeschlossene Park in Thiron-Gardais wurden<br />
komplett renoviert und können den Großteil des Jahres besichtigt werden. Der Ort legt Zeugnis über<br />
ein Kulturerbe ab, das beinahe in Vergessenheit geraten wäre, und sorgt für Leben im Dorf.<br />
Thiron-Gardais ist ein kleines französisches Dorf inmitten des Naturparks Perche, an<br />
der Grenze zur Beauce und der Normandie. Eines dieser friedlichen Dörfer mit einem<br />
liebenswert-altmodischen Charme und alten Steinen, an denen der Zahn der Zeit genagt<br />
hat. Dörfer, wie es in Frankreich noch viele gibt. Lange Zeit lag Thiron-Gardais abseits<br />
der touristischen Pfade. Dass sich das Dorf aber heute einer regelrechten Attraktivität<br />
erfreut, liegt an einem einst verwahrlosten historischen Gebäude, das restauriert<br />
und 2016 für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde: das Collège royal et militaire.<br />
Verantwortlich für diese Renaissance ist eine der beliebtesten Persönlichkeiten<br />
der Franzosen, Stéphane Bern, der das Gebäude mit Entschlossenheit und persönlichen<br />
Mitteln zu einem Prunkstück des dortigen Kulturerbes machte.<br />
56 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24
Ich hatte niemals den Wunsch, dem Adel anzugehören<br />
oder ein Schloss zu besitzen. Schon gar nicht wäre es<br />
« mir eingefallen, eines zu kaufen. Luxus bedeutet mir<br />
nichts. Wie viele in den Medien tätige Menschen hätte<br />
ich mir ein Haus an der Côte d’Azur kaufen und das Leben<br />
genießen können. Doch all das entspricht mir nicht.<br />
Ich mag Dinge, die einen Sinn haben. Als man mich darauf<br />
ansprach, dass hier in Thiron-Gardais ein Collège<br />
verfiel, hat mich das interessiert. » Das ist typisch für Stéphane<br />
Bern: Dem vielseitigen, aus Funk und Fernsehen<br />
bekannten Moderator ist seine Beliebtheit nicht zu Kopf<br />
gestiegen, sondern er ist seiner einfachen und direkten Art<br />
treu geblieben. Als sich vor uns das Tor des Collège royal et<br />
militaire öffnet und Stéphane Bern uns begrüßt, zieht uns<br />
der prachtvolle Anblick der Anlage sofort in Bann, das<br />
wollen wir gar nicht verheimlichen. Und das ist in der<br />
Folge noch mehrmals der Fall, beispielsweise, als wir die<br />
tadellos restaurierte Fassade des Gebäudes entdecken.<br />
Davon nicht beeindruckt zu sein, ist schwer. Sicher, es<br />
handelt sich dabei nicht um ein Schloss, eher um ein<br />
großes herrschaftliches Haus. Aber dieser Ort, der lange<br />
Zeit vollkommen in Vergessenheit geraten war, strahlt einen<br />
unglaublichen Charme aus! Man sagt sich, dass Stéphane<br />
Bern glücklich sein muss, hier zu leben. Im Gespräch<br />
wird aber sehr schnell klar, dass in seinen Augen<br />
weniger die Pracht des Anwesens zählt, der sichtbare<br />
Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24 · 57
UNTERWEGS IN FRANKREICH Centre-Val de Loire / Eure-et-Loir<br />
« Luxus », den es ausstrahlt, als vielmehr seine Rettung,<br />
seine Renaissance, die Weitergabe eines Kulturerbes, das<br />
beinahe verschwunden wäre.<br />
« Mit gutem Beispiel vorangehen »<br />
« Es war ein längerer Entwicklungsprozess bei mir »,<br />
setzt der Eigentümer des Hauses nachdenklich fort und<br />
fordert uns auf, ihn bei einem Spaziergang durch den<br />
Garten zu begleiten. « Wissen Sie, Fernsehen und Radio,<br />
die Berühmtheit, all das wird eines Tages vergessen sein,<br />
darüber bin ich mir vollauf bewusst. Ich glaube, je älter ich<br />
werde, desto mehr habe ich Lust, meinem Land zu dienen<br />
und ein bescheidenes Zeugnis dessen zu hinterlassen, was<br />
ich zu tun verstehe und wofür man mich in Frankreich<br />
kennt: mich für Kulturgüter einsetzen, sie retten und mit<br />
anderen teilen. Gleichzeitig wurde mir klar, dass ich die<br />
Franzosen nicht ständig in den Medien und in meinen<br />
Veröffentlichungen auffordern kann, sich für ihr Kulturerbe<br />
einzusetzen und es zu retten, ohne mit gutem Beispiel<br />
voranzugehen. Ich hatte das konkrete Bedürfnis, die<br />
Ärmel hochzukrempeln und selbst mit anzupacken … »<br />
In dem Augenblick bleibt Stéphane Bern am Ende einer<br />
Allee mit millimetergenau geschnittenen Buchsbäumen<br />
stehen. Wir drehen uns um und blicken auf die imposante<br />
Fassade seines Wohnsitzes. Man spürt, dass der Mann zufrieden<br />
und gleichzeitig bewegt ist. Und er hat auch allen<br />
Grund dazu. Dieses Gebäude hat schon einiges erlebt!<br />
« Es war sofort ein Coup de cœur »<br />
Stéphane Bern erzählt gerne davon, wie « an einem<br />
grauen Dezembermorgen im Jahr 2012 » alles hier begonnen<br />
hat. Damals zeigte ihm Albéric de Montgolfier,<br />
der Präsident des Conseil général Eure-et-Loir (entspricht<br />
heute dem Conseil départemental), das ehemalige Collège<br />
royal et militaire in Thiron-Gardais. Ihm war zu Ohren<br />
gekommen, dass der Moderator auf der Suche nach einem<br />
historischen Gebäude war, um es zu renovieren. Obwohl<br />
Stéphane Bern im Rahmen seiner Aktivitäten für die<br />
Fondation du Patrimoine (wir berichteten darüber in der<br />
Ausgabe 87 von Frankreich erleben) kreuz und quer durch<br />
Frankreich reist, hatte er noch niemals von dieser Königlichen<br />
Militärschule gehört. Er erspähte damals ein geschichtsträchtiges<br />
Gebäude, das « verwahrlost im Nebel »<br />
mitten in einem Park lag. Doch all das schreckte ihn nicht<br />
ab, ganz im Gegenteil. « Es strahlte einen unermesslichen<br />
Charme aus. Es war sofort ein Coup de cœur für mich », erinnert<br />
er sich. Nachdem Stéphane Bern die notwendigen<br />
Informationen eingeholt und einige Zeit darüber nachgedacht<br />
hatte, stürzte er sich in ein « verrücktes, aber begeisterndes<br />
Unterfangen », wie er es heute rückblickend bezeichnet:<br />
die Restaurierung dieses heruntergekommenen<br />
Denkmals, das ihm das Departement im Februar 2013<br />
verkaufte, nachdem sein mit dem Kaufangebot verbundenes<br />
Projekt akzeptiert worden war. Er war der Einzige,<br />
der das Collège nicht vollständig in ein privates Anwesen<br />
58 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24
verwandeln wollte, sondern vorschlug, ein öffentlich zugängliches<br />
Museum einzurichten, um die tausendjährige<br />
Geschichte der Abtei Tiron (die Schreibweise weicht von<br />
der des Dorfes Thiron ab) zu erzählen, die 1114 gegründet<br />
und 1776 in ein Collège royal et militaire verwandelt worden<br />
war. Das Abenteuer konnte beginnen …<br />
Eine Restaurierung mit Sinn<br />
Bevor er sich Überlegungen zur konkreten Umsetzung<br />
der Arbeiten machte (Bestandsaufnahme, Gespräche mit<br />
Architekten, auch mit den Architectes des Bâtiments de<br />
France, Bestimmung eines Bauleiters, Auswahl der Handwerker,<br />
Einholen der Baugenehmigung usw.), informierte<br />
sich Stéphane Bern – wie es seine Art ist – zunächst<br />
umfassend über die Geschichte des Ortes. Seiner Ansicht<br />
nach war das die unerlässliche Voraussetzung für eine<br />
sinnvolle Restaurierung. Dabei brachte er Licht in eine<br />
mehr als 900 Jahre alte Vergangenheit, die mit der Gründung<br />
der ursprünglichen Abbaye de Tiron zu Beginn des<br />
12. Jahrhunderts begonnen hatte. Wie in vielen Fällen war<br />
auch dieses Kloster von einem Einsiedler gegründet worden,<br />
der einen geeigneten Ort suchte, um sich dem Gebet<br />
und dem spirituellen Leben zu widmen. Im Laufe der<br />
Jahrhunderte entwickelte sich daraus eine bedeutende Abtei,<br />
die über 22 Schwesterabteien und rund 100 Priorate in<br />
Frankreich, Schottland und England « herrschte » und von<br />
der heute noch die riesige Abteikirche in Thiron-Gardais<br />
zeugt, die direkt an den Wohnsitz von Stéphane Bern<br />
grenzt. Wie bei vielen anderen Klöstern auch, beendeten<br />
der Hundertjährige Krieg, die folgenden Religionskriege<br />
und schließlich die Französische Revolution diese glanzvolle<br />
Zeit: 17<strong>89</strong> wurden die religiösen Gebäude von der<br />
konstituierenden Nationalversammlung beschlagnahmt<br />
und 1793 verkauft. Am meisten begeisterte sich Stéphane<br />
Bern jedoch für die Erkenntnis, dass die Abtei nicht<br />
nur eine beeindruckende religiöse Stätte war, sondern<br />
auch lange Zeit ein Collège und später dann ein Collège<br />
royal et militaire beherbergte. Und gerade diesen Aspekt<br />
präsentiert das Museum, das er inzwischen eröffnete, auf<br />
besonders lebendige Weise.<br />
Ein Obstbaumpfröpfling<br />
als Belohnung<br />
Aus Schriftstücken geht hervor, dass die schulische<br />
Ausbildung hier zu Beginn des 18. Jahrhunderts aufgenommen<br />
wurde, als Henri de Bourgon-Verneuil (1601-<br />
1682), Sohn von Heinrich IV. (1553-1610) und dessen<br />
Maitresse Catherine-Henriette de Balzac d’Entragues<br />
(1579-1633), 1606 zum Abt von Tiron ernannt wurde.<br />
Dabei war er gerade einmal fünf Jahre alt. Im Laufe der<br />
Jahre wurde ihm bewusst, dass in der Abtei eine ziemliche<br />
Unordnung herrschte. Daher beschloss er, die Verfügung<br />
Karls IX. aus dem Jahr 1560 in die Praxis umzusetzen,<br />
nach der Religionsgemeinschaften dazu berechtigt waren,
UNTERWEGS IN FRANKREICH Centre-Val de Loire / Eure-et-Loir<br />
schulische Einrichtungen zu gründen. Dafür wandte er<br />
sich an die Ordensgemeinschaft der Mauriner, die sich<br />
in der Abtei niederließen und ein Collège eröffneten, das<br />
der Wissensvermittlung und Erziehung junger Adeliger<br />
gewidmet war. Den Recherchen von Stéphane Bern<br />
zufolge erreichte das Collège sehr schnell eine hohe<br />
Anziehungskraft: « Bereits im ersten Jahr nach<br />
der Eröffnung hatten die Eltern es eilig, ihre<br />
Kinder hierher zu schicken », obwohl die<br />
Erziehung außergewöhnlich streng<br />
war: Aufstehen im Morgengrauen<br />
(5.30 Uhr im Sommer, 5.45 Uhr<br />
im <strong>Winter</strong>), sehr lange Schultage,<br />
dürftige Mahlzeiten (aus Kostengründen<br />
gab es selten Fleisch, dafür<br />
oft Gemüsesuppe und Eier) …<br />
Dennoch erkannte man die Qualität<br />
und Vielfalt des Unterrichts an. « Die Vermittlung<br />
von botanischem Wissen war<br />
zur damaligen Zeit absolut neuartig »,<br />
bemerkt Stéphane Bern. « Doch<br />
man vertrat den Standpunkt, dass<br />
die zukünftigen Landbesitzer,<br />
die im Kloster Tiron ausgebildet<br />
wurden, schließlich<br />
lernen mussten, wie man<br />
den Boden bestellt. Insofern<br />
waren Themen wie Fauna,<br />
Flora und Baumzucht<br />
fundamental. Im Übrigen<br />
erhielten die besten Schüler<br />
am Ende des Schuljahres<br />
einen Obstbaumpfröpfling<br />
als Belohnung. Mit diesem<br />
Symbol für die erworbenen<br />
Kenntnisse war die Verantwortung<br />
verbunden, das<br />
Pfropfreis zu Hause aufzupfropfen,<br />
gut zu pflegen und<br />
eines Tages ebenfalls weiterzugeben.<br />
Sehr berührend,<br />
nicht wahr? »<br />
Vom Collège<br />
zur Königlichen<br />
Militärschule<br />
Ab 1776 gab es erneut eine Veränderung<br />
in der Abtei Tiron. Damals<br />
beschloss Ludwig XVI. (1754-1793),<br />
12 Königliche Militärschulen in<br />
Frankreich zu gründen, sozusagen<br />
als Vorbereitungsklassen für die École<br />
royale et militaire in Paris. Über diesen<br />
heute noch relativ unbekannten<br />
Beschluss gibt das Museum in Thiron-<br />
Gardais hinreichend Aufschluss. Ludwig XVI., der dem<br />
Geist der Aufklärung letzten Endes sehr verbunden war,<br />
war nämlich um die soziale Gleichberechtigung besorgt<br />
und ermöglichte auf diese Weise einer größeren Anzahl<br />
von Menschen den Zugang zur militärischen Ausbildung.<br />
Allerdings wurde nicht jeder, der es<br />
wollte, in der Militärschule zugelassen: In<br />
den Räumen des Museums erfahren<br />
wir, dass die Kinder bestimmte<br />
Kriterien erfüllen mussten, um<br />
aufgenommen zu werden.<br />
Sie mussten beispielsweise<br />
zwischen 8 und 11 Jahre alt<br />
sein, lesen und schreiben<br />
können (was damals nicht<br />
jedermann vergönnt war!),<br />
einen Eignungstest absolvieren, durften<br />
« weder verletzt noch verstümmelt » sein, und<br />
mussten zu guter Letzt einen Adelstitel<br />
vorweisen. Man kann also sagen, dass<br />
die Aufnahme sehr selektiv gehandhabt<br />
wurde. Die Eröffnung<br />
dieser Königlichen Militärschulen<br />
erlaubte dennoch eine<br />
gewisse « Demokratisierung »<br />
in Sachen Eliteausbildung.<br />
Das vermittelt das Museum<br />
in Thiron-Gardais sehr<br />
anschaulich. Neben einem<br />
perfekt rekonstruierten<br />
Klassenzimmer kann man<br />
dort auch die Uniform<br />
sehen, die die Kinder damals<br />
trugen. Die prächtigen<br />
Stoffe unterstreichen,<br />
dass die Ausbildung hier<br />
eine Chance und eine Ehre<br />
war. Abgesehen davon<br />
stellt man aber auch fest,<br />
dass die vermeintlich « privilegierten<br />
» Schüler äußerst<br />
streng erzogen wurden und<br />
dass ihre Lebensbedingungen<br />
weit von dem entfernt<br />
waren, was die Mitglieder<br />
von Aristokratie und Adel in der<br />
damaligen Zeit gewöhnt waren.<br />
Auch davon zeugen die ausgestellten<br />
Exponate. Im College von Tiron<br />
« gewöhnt man die Schüler daran,<br />
sich täglich mit kaltem Wasser zu waschen<br />
», « die Kälte und die Strenge der<br />
Jahreszeiten zu ertragen », weshalb « die<br />
Öfen nicht sehr warm » waren. Dennoch<br />
« machte man die Schüler niemals durch<br />
ungerechte Bemerkungen herunter, noch<br />
60 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24
Im Museum der Königlichen Militärschule zeugen viele Ausstellungsgegenstände vom Leben in der ehemaligen Institution. Beispiele sind die Uniform,<br />
welche die Schüler trugen, und ein Klassenzimmer. Oben: Der Krummstab der Äbte von Tiron aus dem 12. Jahrhundert lässt erkennen, wie reich das<br />
Kloster damals war. Er ist Eigentum des Musée des Beaux-Arts in Chartres und befindet sich derzeit als Leihgabe im Collège royal – also wieder « zu Hause ».<br />
Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24 · 61
UNTERWEGS IN FRANKREICH Centre-Val de Loire / Eure-et-Loir<br />
weniger misshandelte man sie durch Schläge », wie wir auf<br />
einem im Museum ausgestellten Schriftstück zu unserer<br />
Beruhigung lesen. Es wurde von Claude-Louis Robert<br />
(1707-1778), Graf von Saint-Germain, verfasst, der unter<br />
anderem eine weitreichende Reform der Offiziersausbildung<br />
initiierte. Im Laufe der Zeit wurde das Collège<br />
immer größer, 17<strong>89</strong> konnte es 120 Schüler aufnehmen,<br />
von denen die meisten Waisen des niederen Landadels<br />
oder Söhne einfacher Offiziere waren. Auf den Schulbänken<br />
in den Klassenzimmern gab es keine Unterschiede,<br />
alle wurden gleichbehandelt. Die Revolution bedeutete<br />
allerdings das Ende dieser schönen Bildungseinrichtung.<br />
Die Gebäude von Abtei und Collège wurden verkauft<br />
und verwahrlosten nach und nach. Wie in vielen Dörfern<br />
Frankreichs begannen die Dorfbewohner irgendwann,<br />
sich der Steine zu bedienen, um ihre eigenen Häuser zu<br />
bauen und die Abtei auf diese Weise zu zerstören. Nach<br />
mehreren Verkäufen in Folge übernahm 2005 schließlich<br />
der Conseil Général des Departements Eure-et-Loir das,<br />
was von der Königlichen Militärschule noch übrig war.<br />
Angesichts fehlender finanzieller Mittel für Restaurierung<br />
und Unterhalt suchte dieser in der Folge ein rentables Kulturprojekt<br />
für das Gebäude, das im Idealfall gleichzeitig<br />
den Tourismus ankurbeln sollte. 2013 erhielt Stéphane<br />
Bern den Zuschlag für den Kauf.<br />
Zweieinhalb Jahre<br />
kolossale Arbeiten<br />
« Wenn die Zungen schweigen, sprechen die Steine<br />
noch immer », zitiert Stéphane Bern in seinem Buch<br />
über das Collège royal (siehe Infobox) Erzherzog Otto von<br />
Habsburg (1912-2011). Man errät, dass es vermutlich<br />
dieser Gedanke ist, der eines der zentralen Merkmale von<br />
Kulturerbe ausdrückt, und dass der Moderator vielleicht<br />
daraus den Willen und die Kraft schöpfte, um sich in dieses<br />
unglaubliche Unterfangen zu<br />
stürzen und die ehemalige Militärschule<br />
zu restaurieren. Aber da<br />
ist noch mehr. Über den « simplen<br />
» Wunsch zur Erhaltung hinaus<br />
spürt man das Bedürfnis, das<br />
Kulturgut bekannt zu machen,<br />
es mit den Menschen zu teilen.<br />
Um dies zu verdeutlichen, zitiert<br />
Stéphane Bern gerne Victor Hugo<br />
(1802-1885): « Ein Gebäude hat<br />
zwei Aspekte: seine Nutzung und<br />
seine Schönheit. Die Nutzung<br />
steht dem Eigentümer zu, die<br />
Schönheit gehört allen. Ihnen,<br />
mir, uns allen. » « Ich war es mir<br />
also schuldig, dieses Stück Kulturerbe<br />
in die Hände der wahren<br />
Besitzer zu legen: der Franzosen.<br />
» 2014 begannen in Thiron-Gardais die gigantischen<br />
Renovierungsarbeiten. Zweieinhalb Jahre lang lösten sich<br />
50 Handwerker und Kunsthandwerker auf der Baustelle<br />
ab. So spannend dieses Unterfangen auf der einen Seite<br />
auch erscheint, so verrückt war es auf der anderen, das gibt<br />
Stéphane Bern ohne Zögern zu. Aus finanzieller Sicht war<br />
es ein Fass ohne Boden. « Das Collège wurde mir für den<br />
Preis eines Studios in Paris überlassen, aber im Grunde<br />
genommen war es ein Danaergeschenk. Von Beginn der<br />
Arbeiten an folgte eine böse Überraschung auf die andere,<br />
angefangen mit dem Hausschwamm. Der schädliche Pilz<br />
hatte zahlreiche Balken und Decken befallen, alles musste<br />
verbrannt werden … ». Der Weg war lang, das gibt der<br />
Moderator ohne Umschweife zu, aber trotz der Widrigkeiten<br />
scheint er schlussendlich glücklich und zufrieden<br />
über die getane Arbeit zu sein: Das Gebäude und die<br />
Gärten wurden vollständig renoviert und umgestaltet, das<br />
Museum eingerichtet. Am 10. Juni 2016 fand die feierliche<br />
Eröffnung in Anwesenheit von Emmanuel Macron,<br />
der Kulturministerin und des Ministers für Wirtschaft<br />
und Finanzen statt. Seit der Eröffnung strömen zahlreiche<br />
Besucher in diesen kleinen, friedlichen Winkel<br />
Frankreichs, um einerseits mehr über die unbekannte Geschichte<br />
der Königlichen Militärschulen zu erfahren und<br />
andererseits ein bedeutendes Kulturgut zu besichtigen,<br />
das um ein Haar verschwunden wäre. Zugegeben, einige<br />
kommen vielleicht auch aus Neugier und in der Hoffnung,<br />
Stéphane Bern zu begegnen. Das spielt aber keine<br />
Rolle, der Betroffene nimmt es mit Humor. Für ihn ist<br />
das Wichtigste, dass jeder von hier mit der Überzeugung<br />
weggeht, dass der wahre Star das Kulturerbe ist, das es zu<br />
schützen gilt. Der Moderator ist und bleibt bescheiden:<br />
« Ich habe kein Leben gerettet, keine Impfstoffe erfunden.<br />
Man muss alles relativieren. Aber ich habe zumindest ein<br />
Collège gerettet … », sagt er noch, bevor er uns zurück<br />
zum Tor begleitet.<br />
62 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24
Lesetipp:<br />
Stéphane Bern, La vie retrouvée d’un collège royal, Albin<br />
Michel, 2022, 240 Seiten, 29,90 €, ISBN 978-2226475503<br />
In dem reich bebilderten Werk geht Stéphane Bern sowohl<br />
auf das Prinzip der Königlichen Militärschulen in Frankreich<br />
ganz allgemein als auch auf die Geschichte des Collège<br />
in Thiron-Gardais im Besonderen ein. Vor allem aber<br />
beschreibt er die starke Beziehung, die er selbst zu dem<br />
Gebäude hat, in dem er nun wohnt und das er einen Teil<br />
des Jahres für Besucher öffnet. Das Buch ist sehr lebendig<br />
geschrieben, denn der Autor setzt sich sehr persönlich mit<br />
dem Schutz von Kulturerbe auseinander, einem Thema, das ihm<br />
besonders am Herzen liegt. Beim Lesen wird klar, dass es nicht nur<br />
eine Leidenschaft, sondern sein Lebensinhalt ist.<br />
Boulogne<br />
Calais Dunke<br />
Reiseinfos & Lesetipps<br />
Thiron-Gardais …<br />
… Berlin 1198 km … Hamburg 1034 km<br />
… Köln 630 km … Frankfurt 711 km<br />
… München 967 km … Wien 1376 km<br />
… Zürich 702 km … Paris 146 km<br />
… Le Mans 88 km … Lannion Chartres 42 km<br />
Die nächstgelegenen N12/E50 Flughäfen, die aus<br />
Brest dem deutschsprachigen Saint-Brieuc Raum direkt<br />
N12/E50<br />
an ge flogen werden, sind Paris-Orly<br />
(138 km) und Paris-Charles-de-Gaulle<br />
N164<br />
Ile de Sein (174 km).<br />
Pointe<br />
du Raz<br />
Die nächstgelegenen Quimper TGV-Bahnhöfe<br />
D768<br />
liegen in<br />
N165/E60<br />
Vendôme-Villiers-sur-Loir<br />
Quimperlé<br />
(71 km) und Le Mans (90 km).<br />
Lorient<br />
Collège<br />
<br />
royal et militaire<br />
Quiberon<br />
Vannes<br />
N165/E60<br />
N24<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 84<br />
A11/E60<br />
La Baule<br />
Abbaye de l’Épau: Eine Oase der<br />
St. Nazaire<br />
Harmonie im Dienste der Fotografie<br />
Nantes<br />
A87<br />
(88 km entfernt)<br />
Zum zehnten Mal ist die Abbaye Royale Clisson<br />
Cholet<br />
de l’Épau – eines der schönsten<br />
und besterhaltenen A83<br />
Klöster Frankreichs Les Sablesd’Olonne<br />
– der Rahmen für<br />
Cherbourg-<br />
Octeville<br />
12, rue de l’Abbaye<br />
28480 Thiron-Gardais Saint-Lô<br />
Telefon: +33(0)2 37 49 79 54<br />
www.collegeroyal-thirongardais.com<br />
A84/E401<br />
DinardSaint-Malo<br />
Die Saison <strong>2023</strong> ist Avranches beendet. Museum<br />
und Gärten werden Mont-Saint-Michel im Frühjahr<br />
<strong>2024</strong> wieder geöffnet. Die genauen<br />
Öffnungszeiten . A84 finden Sie demnächst<br />
auf der Website.<br />
Tickets können über die Website<br />
reserviert werden und sind jeweils für<br />
Rennes<br />
den ganzen Tag gültig.<br />
Eintritt 8 €, ermäßigt 5 €, 7 bis 11 Jahre<br />
2 €, Kinder unter 7 Jahren haben freien<br />
Eintritt.<br />
eine Fotoausstellung<br />
von Format. Diese<br />
ist als fotografischer<br />
Spaziergang durch<br />
die Klosteranlage<br />
konzipiert, in dessen<br />
Verlauf groß- und<br />
kleinformatige<br />
Bilder in einem nicht alltäglichen Umfeld mit dem Betrachter<br />
kommunizieren.<br />
A83<br />
N11/E601<br />
La Rochelle<br />
E5/A10<br />
E602/A837<br />
N13<br />
Caen<br />
A11/E501<br />
Angers<br />
Le HavreA29/E44<br />
Honfleur<br />
A13/E46<br />
A86/E60<br />
A131<br />
A28/E402<br />
Alençon<br />
Le Mans<br />
A28/E502<br />
Nogent<br />
A11/E50<br />
Rouen<br />
A13/E5<br />
Evreux<br />
Dreux<br />
Chartres<br />
Thiron-Gardais<br />
Blois<br />
A10/E5-E60<br />
Monts duftende Welt A10/E5 der Rosen (100 km<br />
Limoges<br />
INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN AngoulêmeFINDEN SIE AUF SEITE 84.<br />
A20/E9<br />
A10/E5<br />
Amiens<br />
Versailles<br />
Chambord<br />
Cheverny<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 82<br />
Die Route de la Tours Rose Chenonceau<br />
im Loiret: Eine<br />
A85<br />
faszinierende Rundreise durch die<br />
entfernt)<br />
Das Departement Loiret gilt seit dem<br />
18. Jh. in Frankreich<br />
als Wiege der Rose. Vor<br />
einigen Jahren kam man<br />
dort auf die Idee, einen<br />
Poitiers Parcours einzurichten,<br />
Saint-Sigismond<br />
auf dem Interessierte<br />
sowohl botanische,<br />
Niort<br />
landschaftliche, kulturelle<br />
als auch touristische<br />
Erfahrungen machen und<br />
gleichzeitig diesen kleinen<br />
Winkel Frankreichs erkunden können: die Route de la Rose.<br />
A16<br />
Orléans<br />
A71/E9<br />
PARIS<br />
A6/E15<br />
Bourge<br />
A71/E1<br />
Montluç<br />
Montalivet<br />
Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24 · 63<br />
Périgueux<br />
A<strong>89</strong>/E70<br />
Tulle<br />
Brive-la-Gaillarde
UNTERWEGS IN FRANKREICH Serie<br />
Wenn Bäume<br />
sprechen könnten …<br />
Darf ich<br />
mich<br />
vorstellen?<br />
Ich bin der<br />
Schwarznussbaum<br />
der Abbaye de<br />
Sablonceaux<br />
(Charente-Maritime)<br />
Gewiss, im Gegensatz zu vielen meiner Artgenossen,<br />
die Seite an Seite in einem Wald stehen,<br />
habe ich nicht oft die Gelegenheit, mich zu unterhalten.<br />
Denken Sie nun aber nicht, dass ich unter Einsamkeit<br />
leide und mich langweile. Im Gegenteil. Sie können<br />
mir glauben, dass dieser Ort, direkt neben dem alten<br />
Gemäuer der wunderschönen, 1136 gegründeten Abtei, die<br />
sich heute im Besitz der Diözese La Rochelle befindet,<br />
wirklich ideal ist! Hier fühle ich mich selbst vor starken<br />
Windböen geschützt und erfahre gleichzeitig, was in der<br />
Welt vor sich geht. Ob es die verschiedenen Besitzer sind,<br />
die sich im Laufe der bewegten Geschichte der Abtei abgewechselt<br />
haben, die Kirchenfrauen und -männer oder<br />
« normale » Besucher: Zu meinen Füßen diskutierte man<br />
schon immer. Und es stört mich überhaupt nicht, all diesen<br />
Menschen zuzuhören! Auf diese Weise habe ich viel über<br />
mich selbst gelernt und wurde mir meiner Besonderheiten<br />
bewusst. Wie man sagt, pflanzte man mich um das Jahr<br />
1880, also vor knapp 150 Jahren. Mein Stamm hat in einer<br />
Höhe von einem Meter über dem Boden wohl einen Umfang<br />
von 6,20 m, meine Äste sollen eine Höhe von 18 m<br />
erreichen und mein Wurzelgeflecht erstreckt sich offenbar<br />
über eine Fläche von mehr als 800 m². Ohne mir schmeicheln<br />
zu wollen, reicht dies offensichtlich aus, dass mich<br />
die Menschen als einen besonderen Baum einstufen. Dies<br />
bestätigte im Übrigen im Jahr 1994 das bekannte Magazin<br />
Geo, das mich als einen der vierzig schönsten Bäume<br />
Frank reichs aufführte und mir dadurch zu einer gewissen<br />
Bekanntheit verhalf. 2001 verlieh man mir das Label Arbre<br />
remarquable de France, das meine Besonderheit ebenfalls<br />
unterstreicht. In der Folge wurde ein kleines Schild aufgestellt<br />
und, wie Sie sich vorstellen können, kommen seither<br />
noch mehr Besucher, um mich zu bewundern. Glücklicherweise<br />
lässt sich dies mit dem Leben der kleinen Religi-<br />
64 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24
onsgemeinschaft in Einklang<br />
bringen, denn nur die Abteikirche,<br />
der Kapitelsaal und der Portalvorbau<br />
der Abtei, von wo aus<br />
man mich betrachten kann, sind<br />
frei zugänglich. Zögern Sie also<br />
nicht länger, statten auch Sie mir<br />
einen Besuch ab! Ich freue mich<br />
darauf, Ihre Bekanntschaft zu<br />
machen!<br />
<br />
Abbaye de Sablonceaux<br />
Route de Sablonceaux<br />
17600 Sablonceaux<br />
+33 (0)5 46 94 41 62<br />
sablonceaux.chemin-neuf.fr<br />
Was ist der Hintergrund für diese Serie?<br />
1994 hatte Georges Fetermen, Professor für Naturwissenschaften und großer<br />
Naturliebhaber, die – wie er selbst zugibt – ausgefallene Idee, in einem Magazin Fotos<br />
von nicht alltäglichen und besonders beliebten Bäumen zu veröffentlichen, die er in<br />
ganz Frankreich entdeckt hatte. Angesichts der enthusiastischen Rückmeldungen<br />
der Leser beschloss er, die Vereinigung A. R. B. R. E. S. (Arbres Remarquables: Bilan,<br />
Recherche, Études et Sauvegarde) ins Leben zu rufen. Seit 2000 vergibt diese das Label<br />
Arbre remarquable de France an Gebietskörperschaften oder Privatpersonen, die sich<br />
für den Schutz einmaliger Bäume engagieren. Bis heute wurden in ganz Frankreich über<br />
800 Bäume ausgezeichnet, was inzwischen sogar offiziell vom Ministère de la Transition<br />
écologique et de la Cohésion territoriale anerkannt wird. Unter dem nachfolgenden Link<br />
gelangen Sie zu einer interaktiven Karte, die regelmäßig aktualisiert wird: www.arbres.<br />
org/carte-de-france-interactive.htm. Mit dieser Serie möchten wir die bemerkenswerte<br />
Arbeit der Vereinigung unterstützen. Deshalb stellen wir Ihnen in Zukunft Bäume vor,<br />
über die wir dank dieses Engagements aufmerksam geworden sind und die wir dann<br />
im Rahmen unserer Reportagen besucht haben – auch wenn dafür vielleicht ein kleiner<br />
Umweg notwendig war.<br />
Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24 · 65
FRANKREICH HEUTE Politik<br />
Und plötzlich fiel das Wort<br />
« Autonomie »!<br />
Am 28. September <strong>2023</strong> besuchte Emmanuel<br />
Macron zum fünften Mal seit seiner Wahl zum<br />
französischen Staatspräsidenten Korsika. Nachdem<br />
sein Innenminister, Gérald Darmanin, 18<br />
Monate mit den politischen Vertretern der Insel<br />
diskutiert hatte, wollte Macron sich nun zu dem<br />
äußerst sensiblen Vorhaben äußern, für die Île de<br />
beauté einen neuen Status zu schaffen. Zur allgemeinen<br />
Überraschung sprach er sich vor dem<br />
korsischen Regionalparlament für eine « Autonomie<br />
Korsikas innerhalb der Republik » aus und<br />
ging damit weiter als alle seine Vorgänger bisher.<br />
Einen solchen Vorschlag, so vage er auch sein<br />
mag, gab es bislang noch nie. Aus diesem Grund<br />
blieb er wohl auch nicht unbemerkt, vor allem<br />
nicht bei den Volksvertretern anderer Regionen<br />
des Landes.<br />
Die Beziehungen zwischen dem französischen Staat<br />
und Korsika waren oft angespannt und manchmal<br />
von tragischen Ereignissen geprägt – beispielsweise<br />
als der Präfekt Erignac am 6. Februar 1998 durch ein<br />
nationalistisches Kommando in Ajaccio (Corse-du-Sud)<br />
ermordet wurde. Daher kommt Details bei offiziellen Treffen<br />
oft eine große Bedeutung zu. Als Emmanuel Macron<br />
am 28. September dieses Jahres in Ajaccio vor dem Sitz der<br />
Region ankam, konnte er daher schon über die Tatsache<br />
froh sein, vor dem schönen Gebäude nicht nur die korsische<br />
Fahne mit dem Maurenkopf und die sternengeschmückte<br />
Europaflagge hängen zu sehen, sondern dazwischen auch<br />
die französische Trikolore. Das mag zwar vordergründig<br />
normal erscheinen – schließlich wird die französische Nationalfahne<br />
immer vor Einrichtungen gehisst, in denen Regionalräte<br />
tagen –, ist aber auf Korsika nicht zwangsläufig der<br />
Fall. Insofern musste die Dienststelle des Präsidialamtes vor<br />
der Ankunft des Staatschefs diskret ihre Kollegen vor Ort<br />
kontaktieren, um sicherzustellen, dass die französische Fahne<br />
tatsächlich vor dem Gebäude weht. Natürlich kann man<br />
hinter dem Zugeständnis der korsischen Exekutivgewalt –<br />
vertreten durch ihren Präsidenten, den Autonomisten<br />
Gilles Simeoni – durchaus Hintergedanken vermuten, denn<br />
Gilles Simeoni wollte vermutlich alles dafür tun, damit<br />
Emmanuel Macron in seiner Rede die Hoffnungen der<br />
korsischen Abgeordneten erfüllt und sich für eine stärkere<br />
Autonomie Korsikas ausspricht. Und diese Hoffnungen<br />
sollten nicht enttäuscht werden …<br />
Eine noch nie da<br />
gewesene Anerkennung<br />
Nachdem Emmanuel Macron die Volksvertreter begrüßt<br />
und zur Auflockerung der Stimmung sogar einem<br />
von ihnen ein herzliches Bon anniversaire, Monsieur le débuté!<br />
zugerufen hatte – Michel Castellani feierte an diesem<br />
Tag seinen 78. Geburtstag – ergriff er vor der aufmerksam<br />
lauschenden Versammlung das Wort. Wenige Tage bevor<br />
sich am 4. Oktober <strong>2023</strong> die Libération der Insel zum 80.<br />
66 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24
Mal jähren sollte, würdigte er die Widerstandskämpfer<br />
« des ersten befreiten Gebiets des französischen Mutterlandes<br />
». Doch dann kam das Staatsoberhaupt schnell zum<br />
eigentlichen Grund seines Besuchs, nämlich zum « neuen<br />
Status für Korsika », über den sein Innenminister und<br />
die hiesigen Abgeordneten 18 Monate diskutiert hatten.<br />
« Wir befinden uns an einem historischen Punkt », erklärte<br />
er entschieden und beschwor « eine tiefgreifende Veränderung<br />
in den Beziehungen zwischen dem Staat und Korsika<br />
» herauf. Das weckte bei den korsischen Politikern zwar<br />
eine gewisse Neugier, mehr aber auch nicht. Schließlich<br />
waren sie solche Aussagen seit vielen Jahrzehnten gewöhnt.<br />
Doch diesmal ging der Staatschef noch weiter:<br />
« Korsika ist zwar in Frankreich und der Republik verwurzelt,<br />
dennoch braucht [die Insel] auch mehr Freiheiten, die<br />
Anerkennung ihrer Identität, der ihr eigenen Besonderheit<br />
als Mittelmeerinsel », führte er unter den Blicken eines<br />
urplötzlich immer andächtiger lauschenden Publikums<br />
weiter aus. Macron erneuerte seinen Wunsch, diese « historischen,<br />
sprachlichen und kulturellen Besonderheiten<br />
der Inselgemeinschaft » in der Konstitution zu verankern.<br />
Eine « noch nie da gewesene » Anerkennung, so betonte<br />
er, bevor er die Einführung eines « öffentlichen Bildungsdienstes<br />
zur Förderung der Zweisprachigkeit », spezifische<br />
« Steuerregelungen » sowie « eine bessere Anpassung des<br />
nationalen Rechts an die lokalen Besonderheiten » versprach.<br />
Mit diesen weitreichenden Vorschlägen reagierte<br />
er auf die Forderungen hinsichtlich einer institutionellen<br />
Weiterentwicklung der Insel, die von der politischen<br />
Mehrheit Korsikas anlässlich einer außerordentlichen Sitzung<br />
des Parlaments im Sommer formuliert worden waren:<br />
Anerkennung des korsischen Volkes, der korsischen<br />
Sprache als Amtssprache, ein korsisches Aufenthaltsrecht<br />
und eine eigene Gesetzgebungskompetenz. Auch wenn<br />
Emmanuel Macron nicht auf alle diese Punkte einging, ist<br />
den korsischen Volksvertretern bewusst, dass er ihnen in<br />
seiner Rede in einer Weise entgegengekommen war, wie<br />
dies noch kein französischer Staatspräsident vor ihm getan<br />
hatte. Und das ist noch nicht alles. Auf ganz unerwartete<br />
Weise sorgte der Staatschef für Enthusiasmus unter den<br />
Zuhörern, als er präzisierte: « Lassen Sie uns die Kühnheit<br />
haben, eine Autonomie für Korsika innerhalb der Republik<br />
zu schaffen. » Erstaunen im Saal: Plötzlich war das<br />
Wort « Autonomie » gefallen! Es war das erste Mal, dass<br />
ein amtierender Staatspräsident diesen Begriff offiziell im<br />
Zusammenhang mit Korsika benutzte. Sichtlich erstaunt<br />
begrüßte Gilles Simeoni sofort die « Aufgeschlossenheit »<br />
des Staatsoberhaupts und sagte sich vermutlich insgeheim,<br />
dass diese Äußerung es in der Tat rechtfertigte, die französische<br />
Fahne vor dem Sitz der Region aufzuhängen.<br />
Ein politischer Kunstgriff<br />
Was hat es mit dem Begriff der « korsischen Autonomie<br />
» eigentlich auf sich? Auch wenn Macron mit diesen<br />
großen Worten verhärtete Fronten aufbrechen wollte, so<br />
sind die Äußerungen im Prinzip äußerst ungenau. Das<br />
hat er im Übrigen auch gar nicht verheimlicht, sondern<br />
sogar auf politisch sehr geschickte Weise daran erinnert,<br />
dass es nicht an ihm sei, ein entsprechendes Gesetz zu<br />
erlassen. Das genau wäre nämlich die Vorgehensweise<br />
eines Staates, der von Paris aus dem ganzen Staatsgebiet<br />
seine Lösungen aufdrängen will. Hatte doch gerade die<br />
korsische Unabhängigkeitsbewegung schon immer eine<br />
« vertikale », zentralistische Politik angeprangert. In seiner<br />
Rede sprach der Staatspräsident aber genau vom Gegenteil:<br />
Er forderte nämlich die korsischen Politiker dazu auf,<br />
ihre Autonomie selbst zu definieren. Offenbar will er sich<br />
an dem heißen Thema nicht zu sehr die Finger verbrennen.<br />
Man könnte auch sagen, Macron hat ihnen « den<br />
Schwarzen Peter zugeschoben »: Die korsischen Politiker<br />
sollen eine « Vereinbarung » zu den angesprochenen institutionellen<br />
Themen erzielen. Und das relativ schnell, « innerhalb<br />
von sechs Monaten », wie der Staatschef in seiner<br />
Rede präzisierte. Nach seiner Ansicht stehe noch einiges<br />
an Arbeit an, bevor man eine Volksabstimmung in Erwägung<br />
ziehen könne, um in der Verfassung einen Artikel<br />
zum Status Korsikas zu verankern. Dann erinnerte Emmanuel<br />
Macron gleich noch daran, dass diese Autonomie<br />
auf alle Fälle « keine Autonomie gegen den Staat, keine<br />
Autonomie ohne den Staat, sondern eine Autonomie für<br />
die Korsen und im Rahmen der Republik » sein würde.<br />
In den kommenden Monaten wird sich herausstellen, ob<br />
der Weg hin zur Autonomie Korsikas, von der das Staatsoberhaupt<br />
sprach, ein Traum bleiben oder Realität werden<br />
wird. Auf jeden Fall liegt der Ball nun bei den korsischen<br />
Volksvertretern …<br />
Ein französisches Paradox<br />
Eine lustige Anekdote am Rande, die nahezu unbemerkt<br />
vonstattenging, bei der es jedoch ebenfalls um eine<br />
Fahne ging, allerdings um eine Fahne zu viel: Am selben<br />
Tag, also ebenfalls am 28. September <strong>2023</strong>, versammelten<br />
sich im Norden Frankreichs, in Saint-Malo (Ille-et-Vilaine),<br />
Lokalpolitiker zu einem Kongress, bei dem die französische<br />
Premierministerin, Élisabeth Borne, erwartet<br />
wurde. Bei ihrer Ankunft im Plenarsaal des Kongresszentrums<br />
der Stadt bemerkte die Politikerin, dass sich auf der<br />
Rednerbühne zwischen der europäischen und der französischen<br />
Fahne eine bretonische Flagge befand, als Symbol<br />
für die Region, in der die Veranstaltung stattfand. Ihre<br />
Mitarbeiter – oder sogar sie selbst – verlangten, diese zu<br />
entfernen, bevor sie ihre Rede hielt. Der Forderung kam<br />
man umgehend nach. Was ist die Französische Republik<br />
doch für eine seltsame Republik, in der man offensichtlich<br />
Mühe hat, mit unspektakulären Symbolen für eine<br />
regionale Identität umzugehen, während auf der anderen<br />
Seite Regionalpolitiker aufgefordert werden, nach mehr<br />
Autonomie zu streben! Doch auf ein Paradox mehr oder<br />
weniger kommt es in Frankreich nicht an. Und vielleicht<br />
macht ja gerade das den Charme des Landes aus …<br />
Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24 · 67
FRANKREICH HEUTE Immersive Erfahrung<br />
Luminisc<br />
Eine andere Art,<br />
68 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24
ence<br />
Kathedralen zu betrachten<br />
Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24 · 69
FRANKREICH HEUTE Immersive Erfahrung<br />
Am 13. Oktober <strong>2023</strong> verwandelte sich die Kathedrale<br />
Saint-André in Bordeaux (Gironde) in einen<br />
einerseits ungewöhnlichen, andererseits aber<br />
der Kultstätte angemessenen Veranstaltungsraum.<br />
Durch die beeindruckende Verbindung<br />
von sehr hoch aufgelösten Projektionen, 360°-Videomapping<br />
und 3-D-Audioeffekten konnten die<br />
Zuschauer eine regelrechte « immersive Erfahrung<br />
» machen. Luminiscence ist ein Pilotprojekt<br />
und in puncto Veranstaltungsort und Technik<br />
eine Premiere in Frankreich. Das Ereignis wird<br />
noch bis Dezember in Bordeaux angeboten. Initiator<br />
ist ein französisches Start-up, das dieses<br />
Konzept in der Folge in anderen französischen<br />
Kathedralen und später auch in anderen Ländern<br />
umsetzen will. Wir wollten uns ein Bild davon<br />
machen und haben die Vorstellung besucht.<br />
13. Oktober <strong>2023</strong>. Es ist genau 20 Uhr. Das Innere<br />
der Kathedrale Saint-André in Bordeaux ist urplötzlich<br />
in Dunkelheit getaucht. Es ist mucksmäuschenstill<br />
geworden, und die etwa 900 Menschen auf<br />
den Holzstühlen scheinen den Atem anzuhalten. Keiner<br />
weiß genau, was ihn erwartet, und doch ist jeder bereits<br />
davon überzeugt, dass es « grandios », « immersiv », « beeindruckend<br />
» und « einzigartig » sein wird. Die Überzeugung<br />
entstand durch eine mehrwöchige Kommunikationskampagne,<br />
in der die Informationen nicht nur über soziale<br />
Netzwerke verbreitet wurden, sondern auch – auf zwar traditionellere,<br />
aber nicht minder wirksame Art – über Mundzu-Mund-Propaganda.<br />
Grund genug also, neugierig zu<br />
sein. Während sich einige Säulen und Wände des Gebäudes<br />
allmählich mit mysteriösen Farben schmücken, kommt<br />
ein als Mönch verkleideter Mann mit einer Taschenlampe<br />
in der Hand langsam aus dem Querschiff und schreitet<br />
durch das Kirchenschiff. Es ist ein feierlicher Moment. Er<br />
scheint aus einer anderen Zeit zu kommen, der Anblick ist<br />
fast irreal. Da schallt eine tiefe, kräftige Stimme durch die<br />
Kathedrale: « Abendliche Besucher, seid gegrüßt. Saint-<br />
André, unvergängliche Kathedrale. Lassen Sie mich Ihnen<br />
ihre Geheimnisse enthüllen …» Mit diesen Worten beginnt<br />
ein 30-minütiges, vollkommen neuartiges Erlebnis,<br />
für das unzählige Projektoren und Verstärker sorgen, die<br />
höchsten Hightech-Ansprüchen genügen. Etwas, das man<br />
in dieser Präzision bisher nicht gesehen hat. Eine Art erhabenes<br />
Lichterballett, das Szene für Szene beeindruckt. Die<br />
Vorführung besteht aus drei Akten, die Architektur und<br />
Konstruktion des Baus, Glasmalereien und Licht sowie<br />
Akustik und polyfoner Musik gewidmet sind. Vom jüngsten<br />
bis zum ältesten Besucher, vom Atheisten bis zum<br />
Gläubigen, vom Liebhaber klassischer Musik bis zum Fan<br />
elektronischer Klänge: Alle kommen dabei auf ihre Kosten.<br />
Sieht man, wie überall Telefone hochgehoben werden – fotografieren<br />
ohne Blitz ist erlaubt – wird schnell klar, dass<br />
sich kaum einer der Faszination entziehen kann. Zahlreiche<br />
Zuschauer – und nicht zwangsläufig die jüngsten –<br />
wollen offensichtlich das, was sie sehen, in Form von Fotos<br />
oder Videos festhalten. Vermutlich um diese dann möglichst<br />
schnell – so wie es heute üblich ist – in den Social<br />
Media zu teilen. An einem Ort der Andacht und des Gebets<br />
mag eine solche « Show » überraschen, dieser Gedanke<br />
schießt auch uns kurz durch den Kopf. Als wir jedoch die<br />
Menschen um uns herum betrachten, haben wir schnell<br />
das Gefühl, dass dies offensichtlich niemanden stört.<br />
Schließlich ist nicht zu verleugnen, dass die Kathedrale<br />
durch die Farben verschönert, vervollkommnet wird. So<br />
hat man sie noch nie zuvor gesehen. Und dem Respekt vor<br />
diesem Ort tut dies alles keinen Abbruch. Das macht vermutlich<br />
den Erfolg der Vorstellung aus, denn all das hat<br />
absolut nichts mit Zweckentfremdung zu tun. Die Technik<br />
ist keine « Verkleidung ». Im Grunde genommen hat man<br />
den Eindruck, die Kathedrale würde sich nun auf ihre Art<br />
der heutigen Zeit, unserem Jahrhundert anpassen. An die<br />
Zeit der allumfassenden Kommunikation und der « Instagrammisierung<br />
». Ein Jahrhundert, in dem auch ein derartiges<br />
Gebäude, um zu gefallen, manchmal « die Spielregeln<br />
der Kommunikation einhalten » und sich Lichteffekten,<br />
Laser und 3-D-Klängen bedienen muss. Das kann man einerseits<br />
bedauern. Man kann sich aber auch freuen, denn<br />
es ist nicht zu übersehen, wie glücklich die Menschen darüber<br />
sind, ihre Kathedrale in einem anderen Licht zu entdecken<br />
und sich von ihr in Bann ziehen zu lassen.<br />
70 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24
Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24 · 71
FRANKREICH HEUTE Immersive Erfahrung<br />
Interview:<br />
Romain Sarfati,<br />
Mitbegründer und Geschäftsführer von LOTCHI,<br />
der Produktionsfirma von Luminiscence<br />
Romain Sarfati, wie kamen Sie auf die Idee, eine derartige<br />
Veranstaltung zu kreieren?<br />
Ich habe zwölf Jahre in Hongkong und Shanghai gelebt<br />
und dort im Bereich Kunstfotografie und in Galerien<br />
gearbeitet. Vor drei Jahren entdeckte ich mit dem Atelier<br />
des Lumières ganz neue technologische Möglichkeiten,<br />
durch die Werke großer Meister zum Leben erweckt<br />
werden und Besucher in die Szenen eintauchen. Daher<br />
entwickelte ich ein erstes Projekt in China, bei dem wir<br />
– ähnlich wie Culturespaces es macht – die Kunstwerke<br />
projizierten und animierten. Zurück in Frankreich ging<br />
mir diese Idee nicht aus dem Kopf, und ich erinnerte mich<br />
daran, dass mich Kathedralen schon immer sehr faszinieren.<br />
Ich sagte mir, dass man sie mit dieser Technologie in<br />
ein noch besseres Licht setzen könnte, zumal Licht bekanntlich<br />
bei der Planung von Kathedralen schon immer<br />
eine große Rolle spielte. Für mich ergab dies einen Sinn.<br />
Ich fand heraus, dass es im kanadischen Montreal bereits<br />
etwas Derartiges gegeben hatte. Das hat mich dazu bewogen,<br />
meine Idee in die Tat umzusetzen: Mit rund 100<br />
Kathedralen ist Frankreich das ideale Land, um solche<br />
immersiven Inszenierungen umzusetzen. Ich tat mich mit<br />
Technikspezialisten zusammen und brachte meine künstlerischen<br />
Erfahrungen ein. Gemeinsam<br />
beschlossen wir, Kunst und Technik in<br />
den Dienst von Kulturerbe zu stellen.<br />
So ist Luminiscence entstanden.<br />
Alles entwickelte sich sehr schnell …<br />
Ja, wir kreierten Luminiscence<br />
in nur sechs Monaten, das<br />
erscheint im Nachhinein noch<br />
unglaublich!<br />
Was war das Schwierigste daran?<br />
Bei einem derartigen Vorhaben muss man zunächst<br />
zwei wichtige Akteure überzeugen: den Staat und die<br />
Diözese als religiöse Verantwortliche vor Ort. In Frankreich<br />
befinden sich die Kathedralen im Besitz des Staates<br />
(Anm. d. Red.: genauer gesagt des Ministeriums für religiöse<br />
Angelegenheiten, das dem Innenministerium angeschlossen<br />
ist). Die Diözese ist der Nutznießer. Der Staat war sofort<br />
interessiert und auch die Diözese in Bordeaux, hat<br />
mir sofort vertraut, als ich das Konzept präsentierte. Wir<br />
haben also das gesamte Gebäude eingescannt und eine<br />
sogenannte Punktwolke erstellt. Auf diese Weise konnten<br />
wir geeignete Orte für die Videoprojektoren, Lautsprecher<br />
und Subwoofer bestimmen. Die Herausforderung besteht<br />
darin, dem Ort respektvoll zu begegnen – die Kirche<br />
bleibt im Übrigen tagsüber für Besucher geöffnet –, und<br />
selbstverständlich dürfen wir auch keine Löcher bohren<br />
oder Ähnliches. Das Projekt wurde schrittweise von den<br />
zuständigen Behörden genehmigt, sodass wir es innerhalb<br />
von sechs Monaten umsetzen konnten.<br />
Wie haben Sie argumentiert, um die Zustimmung für eine<br />
72 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24
« Show » in einer Kathedrale zu erhalten? Das ist schließlich<br />
nicht naheliegend.<br />
Ich habe bestehende Problematiken erkannt und darauf<br />
meine Argumentation aufgebaut. Für die Diözese sind<br />
zwei Punkte wichtig: das Image der Kirche modernisieren<br />
und mit einer öffentlichen Veranstaltung, die an ein breites<br />
Publikum gerichtet ist, eine jüngere Generation ansprechen.<br />
Genau das machen wir mit Luminiscence: Das<br />
Ereignis zieht Menschen in die Kirche, die diesen Ort<br />
normalerweise nicht besuchen würden. Darüber hinaus<br />
wurde mir klar, dass für die Instandhaltung dieses Kulturguts<br />
finanzielle Mittel notwendig sind. Wir haben uns<br />
also verpflichtet, einen Teil der Einnahmen an die Kathedrale<br />
zu spenden. Das Geld wird für die Renovierung der<br />
großen Orgel verwendet.<br />
Hatte die Diözese einen Einfluss auf den Inhalt der Veranstaltung?<br />
Nein. Die Diözese hat uns freie Hand gelassen,<br />
und dafür bin ich ihr dankbar. Für uns war es jedoch<br />
selbstverständlich, sie während des gesamten Kreationsprozesses<br />
zu informieren. Wir haben beispielsweise<br />
unsere Storyboards und die ersten Videos gezeigt.<br />
Und wir haben immer klar kommuniziert, dass wir im<br />
Hinblick auf die Besucher niemanden<br />
ausschließen wollten.<br />
Es war uns zudem wichtig, im<br />
Rahmen unseres immersiven<br />
Spektakels keine religiösen<br />
Botschaften zu vermitteln.<br />
Dieser Ansatz hat der Diözese<br />
sogar gefallen. Sie hat uns zu<br />
keinem Zeitpunkt unter Druck<br />
gesetzt. Im Gegenteil.<br />
In Frankreich scheint sich seit einigen<br />
Jahren ein besonderes Knowhow<br />
im Hinblick auf Illuminationen,<br />
Projektionen, immersive Erlebnisse<br />
usw. entwickelt zu haben.<br />
Das zeigt auch Luminiscence. Wie<br />
erklären Sie sich das?<br />
Das ist richtig. Es gibt<br />
verschiedenste Initiativen auf<br />
diesem Gebiet. Ich glaube, das<br />
liegt an mehreren Dingen. Zum<br />
einen ist man in Frankreich sehr<br />
aufgeschlossen und ermöglicht<br />
Veranstaltern den Zugang zu<br />
so ausgefallenen Orten wie<br />
Kathedralen. Allerdings hängt<br />
es von der jeweiligen Stadt und<br />
der Diözese ab. In Marseille<br />
und Toulon sind die Diözesen<br />
beispielsweise viel konservativer,<br />
dort ist es daher schwieriger.<br />
Luminiscence<br />
Cathédrale Saint-André<br />
Place Pey Berland<br />
33000 Bordeaux<br />
www.luminiscence.fr<br />
Bis 6. Januar <strong>2024</strong><br />
Mittwoch, Donnerstag und Freitag:<br />
Erste Vorstellung ab 19.30 Uhr<br />
(zuerst freier Rundgang, Beginn der<br />
Veranstaltung 20.00 Uhr).<br />
Zweite Vorstellung ab 21.00 Uhr<br />
(zuerst freier Rundgang, Beginn der<br />
Veranstaltung 21.30 Uhr).<br />
Samstag:<br />
Erste Vorstellung ab 20.00 Uhr<br />
(zuerst freier Rundgang, Beginn der<br />
Veranstaltung 20.30 Uhr).<br />
Zweite Vorstellung ab 21.30 Uhr<br />
(zuerst freier Rundgang, Beginn der<br />
Veranstaltung 22.00 Uhr).<br />
Digitale Musik: Erwachsene 17,80 €, 4<br />
bis 17 Jahre 8,80 €.<br />
Livemusik: Erwachsene 28,80 €, 4 bis<br />
17 Jahre 17,80 €.<br />
Wir empfehlen Ihnen, die Tickets<br />
online zu reservieren. Ticketkauf vor<br />
Ort am Veranstaltungstag möglich<br />
(sofern noch Plätze frei sind).<br />
Aber die Einstellungen ändern sich schnell. Ich glaube,<br />
dass Frankreich für sein Know-how in der digitalen<br />
Kreation bekannt ist. Es gibt hier eine hohe Kompetenz,<br />
sowohl was die technische Seite (Videoprojektion, Licht<br />
und Ton) als auch die kreative Seite angeht. Es gibt viele<br />
Schulen in diesem Bereich. Darüber hinaus besteht der<br />
Wille, etwas zu wagen, sich zu entfalten, während auf der<br />
anderen Seite bei Politikern und Gemeinden eine hohe<br />
Aufgeschlossenheit für solche Dinge vorhanden ist. Und<br />
auch das Publikum ist empfänglich dafür. Wir benötigen<br />
immerhin 40 000 Zuschauer, damit das Projekt rentabel<br />
ist. Eine solche Veranstaltung verschlingt ein Budget von<br />
über einer Million Euro. Es ist also notwendig, Besucher<br />
anzuziehen. In Bordeaux ist das offenbar der Fall. Die<br />
Vorführungen waren bis zum 16. Dezember geplant, wir<br />
ziehen jedoch bereits eine Verlängerung von einem Monat<br />
in Betracht.<br />
Kann Ihre Veranstaltung auch in anderen Kathedralen umgesetzt<br />
werden?<br />
Ja selbstverständlich. Das war sogar das Ziel. Sie ausgehend<br />
von einem allgemeingültigen Konzept an die Geschichte<br />
und die Architektur jeder Kathedrale anpassen<br />
zu können. Ich kann Ihnen bereits verraten, dass wir demnächst<br />
anlässlich des 800-jährigen<br />
Bestehens der Kirche<br />
Saint-Eustache in Paris gastieren.<br />
Anschließend geht es dann<br />
in die Kathedralen von Lille<br />
und Rouen. Mit den Städten<br />
Reims und Toulouse sind wir<br />
ebenfalls bereits im Gespräch.<br />
Was wäre Ihr ultimativer Wunsch?<br />
Unser immersives Spektakel<br />
bei der Wiedereröffnung von<br />
Notre-Dame de Paris (Anm. d.<br />
Red.: vom französischen Präsidenten<br />
Emmanuel Macron für den<br />
8. Dezember <strong>2024</strong> angekündigt)<br />
zu zeigen. Das wäre genial!<br />
Wir interessieren uns aber auch<br />
für andere Kulturen in anderen<br />
Ländern. Die technische Infrastruktur<br />
lässt sich in 15 Nächten<br />
installieren, in 3 Nächten<br />
deinstallieren und wir benötigen<br />
zwei Sattelschlepper, um alles<br />
zu transportieren. Es wäre also<br />
durchaus denkbar, die Veranstaltung<br />
beispielsweise in den<br />
Kathedralen von Berlin oder<br />
Zürich zu organisieren!<br />
Romain Sarfati, vielen Dank für<br />
das Gespräch.<br />
Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24 · 73
Maison Denoix<br />
in der Corrèze<br />
DESTILLIERKUNST SEIT<br />
FÜNF GENERATIONEN<br />
Paul Bastier empfängt uns in der Destillerie in<br />
Brive-la-Gaillarde. Der unerwartete Ort mitten im<br />
Stadtzentrum, der sowohl als Produktionsstätte<br />
als auch für den Verkauf dient, stellt mit seiner<br />
Gestaltung eine schöne Hommage an fünf<br />
Generationen von Destillateuren dar.<br />
Das Departement Corrèze (Nouvelle Aquitaine) ist nicht weit<br />
von der Region Bordelais, den Departements Charente und<br />
Gers sowie den Städten Cahors und Bergerac entfernt. Alles<br />
Namen, die mit Wein, Armagnac oder Cognac in Verbindung<br />
gebracht werden. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass<br />
dort seit dem 19. Jahrhundert zahlreiche Destillerien entstanden<br />
sind, die sich auf die Produktion von Aperitifs,<br />
Diges tifs und Likören spezialisiert haben. Allein in der<br />
45 000 Einwohner zählenden Stadt Brive-la-Gaillarde, in der<br />
sich die Sous-Préfecture des Departements befindet, gab es<br />
lange Zeit zehn solcher Betriebe. Der älteste von ihnen, Maison<br />
Denoix, ist heute einer der wenigen, die nach wie vor<br />
aktiv sind. Das Unternehmen ruht sich aber nicht auf seinen<br />
Lorbeeren aus, sondern passt sich dem Geschmack der jeweiligen<br />
Zeit an, ohne deswegen die Werte einer fast zweihundertjährigen<br />
Handwerkstradition zu vernachlässigen.<br />
Maison Denoix ist mehr als eine Marke, der Name steht für<br />
den Fortbestand von anspruchsvollem handwerklichem<br />
Erbe. Vor etwas mehr als einem Jahr hat mit Paul Bastier<br />
und seiner Ehefrau Marie die fünfte Generation der Familie<br />
Denoix die Leitung des Betriebs übernommen. Eine Begegnung<br />
im Keller der Destillerie in Brive-la-Gaillarde.<br />
Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24 · 75
ART DE VIVRE Handwerkstradition<br />
Paul Bastier, wir befinden uns hier mitten im Stadtzentrum von<br />
Brive-la-Gaillarde in einem Gebäude, das sowohl Produktionsstätte,<br />
Spirituosenlager und Verkaufsraum Ihrer Familiendestillerie ist. Die<br />
Besucher sind von diesem Ort überrascht, denn sie haben so etwas gar nicht<br />
erwartet …<br />
Ja, das stimmt. Man ist wirklich nicht darauf gefasst, im Herzen<br />
der Stadt in diese Welt einzutauchen. Tritt man durch die Tür, entdeckt<br />
man Räume, in denen sich seit knapp 185 Jahren nicht sehr viel<br />
verändert hat. Sowohl die Produktionsstätte als auch die Produktionsverfahren<br />
sind dieselben wie im 19. Jahrhundert.<br />
Sie und Ihre Frau Marie sind die fünfte Generation der Familie Denoix an<br />
der Spitze des Unternehmens. Den Anfang nahm alles im Jahr 1839 …<br />
In der Tat. Alles begann 1839, und zwar genau hier. Ursprünglich<br />
destillierte hier ein gewisser Pierre Lacoste aus Orangenschalen einen<br />
Curaçao. Louis Denoix, der nicht nur ein enger Freund von Pierre<br />
Lacoste, sondern auch sein Steuerprüfer war, entwickelte eine Leidenschaft<br />
für dieses Metier und beschloss, als Partner ins Likörgeschäft<br />
einzusteigen. Nach dem Tod von Pierre übernahm mein Vorfahr die<br />
Leitung des Unternehmens, das seither von Generation zu Generation<br />
innerhalb der Familie weitergegeben wurde.<br />
Wie geht man <strong>2023</strong> mit einer solchen Beständigkeit um?<br />
Ich glaube, das ist ganz einfach. Indem man sich bewusst macht,<br />
dass man für etwas verantwortlich ist, das uns übertrifft. Es handelt<br />
sich unbestritten um ein gustatorisches Kulturerbe. Meine Frau und<br />
ich wissen sehr wohl, wie wertvoll dieses Vermächtnis ist und dass wir<br />
es bewahren müssen. Was aber nicht heißt, dass wir es nicht an die<br />
heutige Zeit anpassen und innovativ sein dürfen. Aber immer mit dem<br />
Gedanken, die Tradition zu respektieren. Das war schon für die Generationen<br />
vor uns nicht immer leicht. In den 1980er-Jahren, als meine<br />
Schwiegereltern die Leitung übernahmen, sagte man ihnen oft, es sei<br />
zu Ende, dieses Metier sei überholt. Aber sie hielten durch, bestanden<br />
darauf, die Arbeit der Generationen vor ihnen fortzusetzen. Heute hat<br />
sich das ausgezahlt: Authentische, handwerklich hergestellte Produkte
Die Destillerie ist mehr als « nur » ein Geschäft, denn man erhält interessante Einblicke in die Herstellungsprozesse und die Geschichte der Produkte.<br />
sind wieder im Trend. Uns wurde sogar die Ehre zuteil,<br />
vom Staat das anspruchsvolle Label Entreprise du Patrimoine<br />
Vivant verliehen zu bekommen, genau wie große<br />
Unternehmen, zum Beispiel Chanel und Guerlain. Glauben<br />
Sie mir, einem so viel bescheideneren Unternehmen,<br />
wie wir es sind, tut diese Anerkennung wirklich gut! Sie<br />
ermutigt uns, den Weg weiterzugehen!<br />
Nach dem Curaçao von Pierre Lacoste macht nun aber ein<br />
Likör auf der Basis einer lokalen Spezialität, nämlich der Walnuss,<br />
das Renommee Ihrer Destillerie aus.<br />
Louis Denoix ließ sich von den traditionellen Gepflogenheiten<br />
der ländlichen Gebiete im Umfeld inspirieren.<br />
Dort fabrizierte man schon immer Wein und Likör aus<br />
Walnüssen. Allerdings entwickelte er ein anderes Herstellungsverfahren<br />
als damals üblich. Nach altem Brauch<br />
basierten diese Getränke auf Nüssen, die sehr früh, Ende<br />
Juni, Anfang Juli geerntet wurden, wenn sie noch grün<br />
sind. Das wird heute vielfach noch so gemacht. Die Frucht<br />
ist dann sehr homogen und saftig, es ist eine sehr zarte<br />
Nuss, die man im Allgemeinen « mit einer Nadel durchbohren<br />
kann ». Man schneidet die Frucht in vier Teile und<br />
Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24 · 77
ART DE VIVRE Handwerkstradition<br />
lässt sie in Alkohol mazerieren.<br />
Louis Denoix entwickelte dagegen<br />
ein anderes Prozedere:<br />
Die Nüsse werden zunächst<br />
zermahlen und dann gepresst,<br />
um den Saft zu erhalten. Dieser<br />
Saft reift zusammen mit Alkohol<br />
fünf Jahre lang. Dadurch<br />
verschwinden die bitteren Noten<br />
der Walnuss. Die erhaltene<br />
Flüssigkeit mischt man mit den<br />
beiden edlen Branntweinen, für<br />
die der Südwesten Frankreichs<br />
bekannt ist: Armagnac und Cognac.<br />
Auf diese Weise verstärkt<br />
sich der Nussgeschmack noch.<br />
Und zum Schluss wird noch<br />
ein hausgemachter Zuckersirup<br />
hinzugefügt. Auf diese Weise<br />
entsteht der Likör Suprême Denoix,<br />
der in der Tat den Ruf der<br />
Destillerie ausmacht. Und von<br />
Anfang an bis heute hat sich die<br />
Rezeptur nicht geändert.<br />
Violetter Senf, ein<br />
unerwartetes Produkt<br />
der Destillerie<br />
In Ihrem Verkaufsraum sieht man<br />
aber, dass Sie inzwischen noch<br />
zahlreiche andere Produkte entwickelt<br />
haben.<br />
Das stimmt, das kam nach<br />
und nach. Jede Generation hat<br />
ihr Scherflein zum Erfolg beigetragen:<br />
Nach dem Suprême<br />
Denoix entwickelte Elie Denoix<br />
sehr viele Liköre auf der Basis<br />
von Pflanzen und Früchten,<br />
zum Beispiel Orangenschalen.<br />
Meine Schwiegermutter, Sylvie<br />
Denoix, und ihr Mann Laurent<br />
haben wiederum Walnusswein sowie andere Fruchtweine<br />
für den Aperitif kreiert. Meine Frau und ich haben uns<br />
dagegen einen würzigen Rum mit Kardamom, Ingwer,<br />
Walnuss und Quitte einfallen lassen, im Stil eines Rhum<br />
arrangé, also eines angesetzten Rums. Der verwendete Rum<br />
stammt aus Martinique. Heute besteht unser Angebot neben<br />
diesem Rum aus rund einem Dutzend Likören und einem<br />
weiteren Dutzend Aperitifs. Jede Generation von uns<br />
hat sich also die Freiheit genommen, ein besonderes alkoholisches<br />
Getränk zu kreieren, jedoch ohne sich irgendwelchen<br />
Modetrends zu unterwerfen. Heute noch stützen wir<br />
uns auf Geschmacksrichtungen von früher, die manchmal<br />
etwas in Vergessenheit geraten sind. Ich glaube aber, unsere<br />
Stärke liegt genau darin, diese Aromen an den heutigen Geschmack<br />
anzupassen. Fast jeden Tag stellen wir in der Destillerie<br />
fest, dass es viele junge Menschen so um die Dreißig<br />
gibt, die mit Vorliebe Geschmacksnuancen entdecken,<br />
In einer Destillerie ist man nicht zwangsläufig<br />
darauf gefasst, auf einen kleinen<br />
Senftopf zu stoßen, und doch hat dieses<br />
Produkt ebenfalls Anteil am Renommee<br />
des Maison Denoix. Den Moutarde violette<br />
de Brive gibt es seit dem 14. Jahrhundert,<br />
als man den her kömmlichen Senfkörnern<br />
Trauben most, der in der Region im<br />
Überfluss vorhanden war, beimischte.<br />
Bernard Denoix nahm dieses Produkt<br />
in den 1980er-Jahren ins Sortiment auf.<br />
Der Senf ist mild und fruchtig, ein idealer<br />
Begleiter unter anderem zu Entenbrust.<br />
die Zeiten und Moden überdauert<br />
haben.<br />
Wie genießt man Ihre Getränke?<br />
Liköre wurden lange Zeit<br />
ausschließlich als Digestif getrunken.<br />
Ihr süßer und fruchtiger Geschmack<br />
ist der ideale Abschluss<br />
für ein gutes Essen. Dass sie wieder<br />
im Trend sind, liegt auch daran,<br />
dass sie sich den heutigen Konsumgewohnheiten<br />
anpassen und unter<br />
anderem als Cocktails getrunken<br />
werden. Wichtig ist jedoch, dass<br />
man sie sehr kalt, mit Eiswürfeln<br />
genießt, um die sirupartige Seite<br />
abzuschwächen. Für den Aperitif<br />
kann man mit ihnen dem traditionellen<br />
Kir etwas Pep verleihen:<br />
Weißwein oder Rotwein mit etwas<br />
Suprême Denoix ist beispielsweise<br />
ein sehr wohlschmeckendes<br />
Getränk! In Cahors gibt es einen<br />
bekannten Aperitif namens Le<br />
Fénelon, der aus Suprême Denoix,<br />
Crème de Cassis und Wein aus<br />
Cahors besteht. Andere Liköre<br />
kann man auch gut mit etwas Tonic<br />
oder kohlesäurehaltigem Mineralwasser<br />
verdünnen. Zum Beispiel<br />
unseren Fenouillette de Brive, der<br />
aus Fenchelsamen hergestellt wird.<br />
Diese Pflanze ist für ihre verdauungsfördernden<br />
Eigenschaften bekannt.<br />
Der leichte Anisgeschmack<br />
erzeugt eine angenehme Frische<br />
und wird deshalb im Sommer gerne<br />
als Aperitif getrunken.<br />
Und Ihr Leaderprodukt, der Walnusslikör?<br />
Mit Eiswürfeln ist er ein köstlicher Digestif, man<br />
kann ihn aber auch über einen Kuchen, eine Crêpe oder<br />
etwas Vanilleeis geben. Viele nehmen ihn zum Kochen,<br />
unter anderem zum Ablöschen von Jakobsmuscheln.<br />
Ihr Curaçao ist unerwarteterweise transparent und nicht blau,<br />
wie man ihn ansonsten kennt. Das sagt schon einiges über Ihre<br />
Positionierung aus.<br />
Das stimmt. Viele Besucher bemerken, dass unser<br />
Curaçao transparent ist, und sagen uns, es sei sehr selten,<br />
ihn in dieser Farbe zu finden. Dabei sollte das die Regel<br />
sein. Die blaue Farbe des Curaçao, wie man ihn überall<br />
sieht, kommt von einem Farbstoff. In unserer Destillerie<br />
gibt es in dieser Beziehung eine klare Richtlinie: Unsere<br />
Produkte enthalten weder künstliche Aromen noch Farbstoffe.<br />
Wir wissen sehr gut, dass diese Positionierung heu-<br />
78 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24
Am Ende der Besichtigung kann man alle Produkte, die hier nach den traditionellen Verfahren produziert werden, verkosten.<br />
te eine Ausnahme ist. Die meisten anderen Likörhersteller<br />
verwenden künstliche Aromen. Das lehnen wir aber<br />
grundsätzlich ab, und zwar egal, um welches der beiden<br />
Herstellungsverfahren es sich handelt. Ob Mazeration<br />
oder Destillation, immer steht die Frucht oder die Pflanze<br />
im Mittelpunkt.<br />
Worin liegt der Unterschied zwischen den beiden Herstellungsverfahren?<br />
Mazeration ist ein langwieriger Prozess. Je nach verwendeter<br />
Frucht kann er drei Wochen (bei Himbeeren<br />
zum Beispiel) oder auch zwei Monate (wie bei Orangenschalen)<br />
dauern. Und bei Walnüssen dauert er sogar noch<br />
viel länger, nämlich fünf Jahre. Bei diesem Verfahren<br />
extrahiert man im Laufe der Zeit die Aromen auf sehr<br />
sanfte Art. Für das Destillieren nutzt man Destillierkolben,<br />
wie Sie sie hier sehen, um auf<br />
diese Weise den Geschmack der<br />
Früchte und Pflanzen zu extrahieren,<br />
und zwar auf schnellere und<br />
vor allem sehr intensive Art. Der<br />
Unterschied ist manchmal sehr<br />
groß. Mazeriert man beispielsweise<br />
Orangen, erhält man sehr<br />
milde Geschmacksnoten, und die<br />
Maison<br />
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Früchte geben Farbe ab. Beim Destillieren ist das Ergebnis<br />
dagegen transparent und der Geschmack viel intensiver.<br />
Alles hängt davon ab, was man im Anschluss damit<br />
machen will.<br />
Wie stellen Sie sich die Zukunft der Destillerie vor?<br />
Wir möchten die Seele des Hauses, also die handwerkliche<br />
Art zu arbeiten, beibehalten. Natürlich sind<br />
dadurch unserem Produktionsvolumen Grenzen gesetzt.<br />
Das ist eine Einschränkung, aber auch eine Chance: Die<br />
Limitierung bestimmt unsere Vorgehensweise und zwingt<br />
uns zur Bescheidenheit. Unsere größte Herausforderung<br />
liegt darin, unser Wissen weiterzugeben. Den Beruf des<br />
Likörherstellers lernt man nicht in der Schule. In diesem<br />
Bereich haben wir eine große Verantwortung: handwerkliches<br />
Können bewahren, indem wir es weitergeben, ohne<br />
deswegen jedoch darauf zu verzichten,<br />
innovativ zu sein, neue Produkte<br />
zu kreieren. Aber nicht von<br />
heute auf morgen, sondern mit der<br />
Zeit, die notwendig ist, um dies<br />
gut zu machen.<br />
Paul Bastier, vielen Dank für das<br />
Gespräch.<br />
Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24 · 79
ART DE VIVRE / Wein<br />
Champagner,<br />
Crémant,<br />
Mousseux:<br />
Wie behält man den Überblick<br />
über die französischen Schaumweine?<br />
Haben Sie in Frankreich bereits einmal eine Flasche<br />
Schaumwein gekauft und dabei festgestellt, dass es gar<br />
nicht so einfach ist, sich anhand der Etiketten zurechtzufinden?<br />
Denn abgesehen vom Preisunterschied sorgen möglicherweise<br />
die Begriffe Champagne, Crémant und Mousseux<br />
für Verwirrung. Franzosen hingegen achten sehr genau auf<br />
die « feinen Unterschiede », wenn sie eine Flasche dieses Getränks<br />
kaufen. Das gilt umso mehr, wenn besondere Feste<br />
wie Weihnachten oder Neujahr vor der Tür stehen. Was bedeuten<br />
diese Bezeichnungen eigentlich? Was können Sie<br />
erwarten, wenn Sie eine solche Flasche öffnen?<br />
Als ich die Geschichte hörte, musste ich schmunzeln:<br />
Ein französischer Freund kam von einer Geschäftsreise<br />
im Ausland zurück. Er war mit der<br />
Lufthansa in der Businessclass unterwegs gewesen und erzählte<br />
mir eine Begebenheit, die unbedeutend erscheinen<br />
mag, die ich Ihnen aber nicht vorenthalten möchte. « Kurz<br />
vor dem Abheben kam die Stewardess mit einer Flasche in<br />
der Hand zu mir und wollte mir offensichtlich zur Begrüßung<br />
etwas anbieten. Da sie merkte, dass ich kein Deutsch<br />
spreche, fragte sie mich auf Englisch: Would you like to have<br />
some bubbles? Als ich das Wort Bubbles hörte, war ich etwas<br />
erstaunt und fragte nach, um welchen Champagner es sich<br />
handelt. Professionell erklärte mir die Stewardess, dass es<br />
kein Champagner, sondern ein Sparkling wine sei. Auf ihren<br />
Rat hin nahm ich ein Glas und ich muss zugeben, dass<br />
er für einen ‹ einfachen Mousseux › wirklich ausgezeichnet<br />
schmeckte. » Diese Anekdote meines Freundes bestärkte<br />
mich in meiner Ansicht, die ich bereits seit Langem vertrete,<br />
nämlich dass die Beziehung der Franzosen zu den<br />
« Bläschen » im Wein wirklich erstaunlich ist. Es scheint,<br />
als seien « normale » Schaumweine für sie von minderer<br />
Qualität und reichten auf keinen Fall an die Qualität eines<br />
« noblen » Champagners heran. Im Hexagon bezeichnet<br />
man solche Weine, die kein Champagner sind, als Crémant<br />
oder Mousseux. Worin liegen aber nun genau die Unterschiede<br />
dieser drei Rebsäfte?<br />
Alle haben Bläschen<br />
Beim Versuch, sich in diesem Begriffswirrwarr zurechtzufinden,<br />
gehen wir zunächst einmal von einem<br />
Punkt aus, dem mit Sicherheit kein Franzose widersprechen<br />
wird: Schaumweine haben eindeutig Merkmale,<br />
durch die sie sich unterscheiden (und auf die wir noch<br />
eingehen werden), sie haben aber vor allem auch eine<br />
Gemeinsamkeit: Sie enthalten Kohlendioxid, das für die<br />
mehr oder weniger feinen Bläschen sorgt, die zu unserer<br />
großen Freude im Glas aufsteigen, sobald die Flasche ein-<br />
80 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24
mal entkorkt ist. Die Menge des enthaltenen Kohlendioxids<br />
ermöglicht eine erste Einteilung dieser « spritzigen<br />
Weine ». Champagner muss einen Kohlendioxidgehalt<br />
von mindestens 4,5 g/l enthalten, Crémant von mindestens<br />
3,5 g/l und alle anderen dieser Weine, die im Hexagon<br />
als Mousseux bezeichnet werden, einen CO 2 -Gehalt<br />
von mindestens 3 g/l. Um ganz genau zu sein, gibt es<br />
darüber hinaus noch die Vins perlants, Perlweine – oft<br />
sogenannte Vins nature, die ohne jede Zugabe hergestellt<br />
werden –, bei denen man auf der Zunge ein leichtes<br />
Prickeln spürt, das auf einem leichten CO 2 -Gehalt von<br />
1 bis 2 g/l oder noch weniger zurückzuführen ist. Angesichts<br />
dieser Tatsache könnte man meinen, dass sich<br />
ein Liebhaber von spürbaren Bläschen automatisch dem<br />
Champagner zuwendet. Allerdings sollten Sie beachten,<br />
dass es sich bei dem vorgeschriebenen CO 2 -Gehalt um<br />
einen Mindestwert handelt, sodass Crémants und Mousseux<br />
sogar einen Wert aufweisen können, der höher als<br />
der eines Champagners ist. Die Menge der Bläschen im<br />
Glas gibt also keinen eindeutigen Hinweis darauf, ob es<br />
sich um Champagne, Crémant oder Mousseux handelt.<br />
Mousseux, ein unbeliebter<br />
Begriff in Frankreich<br />
Bevor wir uns weitere Unterschiede zwischen den<br />
verschiedenen Schaumweinen ansehen, drängt sich eine<br />
Feststellung auf: Sowohl Champagner als auch Crémant<br />
sind durch Herkunftsbezeichnungen geschützt, worauf wir<br />
ebenfalls noch zurückkommen werden. Für alles andere<br />
benutzen die Franzosen generell den relativ unbeliebten<br />
Allerweltsbegriff Mousseux, der in ihren Augen nicht gerade<br />
den besten Ruf genießt und für sie auch alles einschließt,<br />
was in England Sparkling wine und in Deutschland Sekt genannt<br />
wird. Dabei ist das Ganze etwas komplizierter. Laut<br />
den europäischen Regelungen ist der Begriff Mousseux ein<br />
Oberbegriff, unter den alle perlenden Weine (Vins pétillants)<br />
fallen. Wenn dagegen ein Franzose von Vin mousseux<br />
spricht, so steht dahinter meist eine « rein französische »<br />
Vorstellung, die nichts mit der « offiziellen Bedeutung » zu<br />
tun hat, nämlich ein Wein, der in Supermärkten für weniger<br />
als 10 Euro pro Flasche verkauft wird und daher als<br />
« von minderer Qualität » gilt. Will man Franzosen also mit<br />
einer Flasche Vin pétillant überraschen, ist es besser, einen<br />
Crémant oder im Idealfall einen Champagner auszuwählen,<br />
anstatt eines Mousseux. Nachdem wir den Mousseux<br />
« eliminiert » haben, sehen wir uns an, worin der Unterschied<br />
zwischen den beiden Schaumweinen liegt, die in der<br />
Gunst der Franzosen offenbar höher stehen, also zwischen<br />
Crémant und Champagne.<br />
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Crémant vs. Champagne, die<br />
‹ Méthode traditionnelle › verbindet sie<br />
Seien wir ehrlich: Ein Glas Crémant und ein Glas<br />
Champagner unterscheiden sich vom Anblick her so gut<br />
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Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24 · 81<br />
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ART DE VIVRE / Wein<br />
wie gar nicht. Beide Weine werden im Übrigen nach derselben<br />
Methode, der sogenannten Méthode traditionnelle,<br />
hergestellt. Im Gegensatz zur Méthode Charmat, auch<br />
Tankgärung genannt, findet hierbei die zweite Gärung,<br />
die für das Schäumen des Weines sorgt, direkt in der Flasche<br />
statt. Bei der Tankgärung wird dagegen ein Likör,<br />
der Zucker und Hefen enthält, direkt im Tank zugegeben,<br />
bevor der Wein in die Flasche abgefüllt wird. Dieses Verfahren<br />
ist schneller und kostengünstiger als die traditionelle<br />
Flaschengärung, die einen viel aufwendigeren Herstellungsprozess<br />
erfordert. Bei der Gärung entsteht ein<br />
Depot, das durch Arbeitsschritte wie Rütteln und Degorgieren<br />
entfernt wird. Dies erklärt auch den höheren Preis<br />
von Champagner und Crémant im Vergleich zu einem<br />
« einfachen » Mousseux. Um das Ganze noch komplizierter<br />
zu machen: Obwohl die Méthode traditionnelle sowohl<br />
beim Champagner als auch beim Crémant angewendet<br />
wird, will man sich in der Champagne dadurch abheben,<br />
dass auf den Etiketten Méthode champenoise steht, ein Begriff,<br />
der ausschließlich dieser Appellation vorbehalten ist.<br />
Eine Frage des Terroirs<br />
Eine weitere Gemeinsamkeit von Crémant und Champagner<br />
besteht darin, dass beide Weine in Frankreich auf<br />
spezifischen Terroirs hergestellt werden, die einer Appellation<br />
d’origine contrôlée (AOC), also einer kontrollierten<br />
Herkunftsbezeichnung unterliegen. Doch dann kommen<br />
wir auch schon wieder zum Unterschied: Crémants gibt es<br />
in verschiedenen Regionen des Landes, zum Beispiel an<br />
der Loire, im Elsass, in Burgund, im Jura, in Bordeaux<br />
und in Savoyen. Champagner darf dagegen – und das ist<br />
wichtig – ausschließlich in der Champagne produziert<br />
werden, auf Terroirs, welche diese Herkunftsbezeichnung<br />
besitzen. Man kann sich vorstellen, dass dies zu hitzigen<br />
Debatten führt: Die Anhänger von Champagner betonen<br />
nur zu gerne, dass sie darin die Gewissheit sehen, in jeder<br />
Flasche den Geschmack desselben Terroirs zu finden,<br />
während die Liebhaber von Crémant ihrerseits die Vielseitigkeit<br />
am Gaumen verteidigen, da die Aromen vom jeweiligen<br />
Terroir bestimmt werden, auf dem der Schaumwein<br />
hergestellt wird.<br />
Spezifische Rebsorten<br />
Crémant und Champagner unterscheiden sich auch<br />
durch die Rebsorten, mit denen sie erzeugt werden dürfen.<br />
Bei Champagner sind das im Wesentlichen die drei<br />
Rebsorten Chardonnay, Spätburgunder und Schwarzriesling<br />
sowie in geringem Umfang einige weniger bekannte<br />
Sorten wie Arbane, Petit Meslier, Weißburgunder und<br />
Grauburgunder. Crémant kann dagegen aus einer Vielzahl<br />
von regionstypischen Rebsorten produziert werden,<br />
so zum Beispiel Chenin an der Loire, Sauvignon in der<br />
Region Bordeaux oder Grauburgunder im Elsass. Damit<br />
ergibt sich zwangsläufig ein breiteres Geschmacksspektrum.<br />
Zeit zum Reifen und Altern<br />
Die Reifezeit, also die Zeit, die der Wein auf der Hefe<br />
verbleibt, ist ebenfalls ein wichtiger Faktor, in dem sich<br />
die beiden Schaumweine unterscheiden. Während bei<br />
den Crémants ein Minimum von neun Monaten vorgeschrieben<br />
ist, sind es beim Champagner fünfzehn. Eine<br />
längere Reifezeit also, doch auch hier handelt es sich bei<br />
den Vorgaben lediglich um Mindestwerte. Entgegen der<br />
vorherrschenden Meinung ist die Fähigkeit zum Altern<br />
und damit die Möglichkeit zur Lagerung ebenfalls kein<br />
Merkmal, das dem Champagner vorbehalten ist. Es gibt<br />
Crémants, die man lange Zeit in den Keller legen kann. In<br />
Vouvray an der Loire zeichnen sich einige Winzer dadurch<br />
aus, dass sie ausschließlich Jahrgangscrémants herstellen.<br />
Auf diese Besonderheit werden wir in einem späteren Artikel<br />
noch eingehen. Es handelt sich dabei um Weine, die<br />
nach Ansicht vieler Kenner mit Champagner problemlos<br />
mithalten können und damit einmal mehr bestätigen, dass<br />
es im Hinblick auf die französischen Schaumweine nicht<br />
immer einfach ist, sich zurechtzufinden. Letzten Endes<br />
sollte man nicht vergessen, dass auch hier alles, wie bei<br />
so vielem, eine Frage des persönlichen Geschmacks und<br />
weniger des « Prestiges » oder des Preises ist. Und egal ob<br />
Champagner, Crémant oder Mousseux: Auch bei diesen<br />
noblen Getränken gilt, dass man sie, wie alle anderen<br />
Weine, in Maßen genießen sollte!<br />
82 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24
Leserbriefe<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
Hallo,<br />
ich möchte einmal eine kleine Kritik anbringen. Sicherlich ist<br />
die Schonung der Umwelt immer angebracht. Aber: Seitdem die<br />
« Verpackung » von Frankreich erleben nicht mehr vorhanden ist,<br />
kommen die Hefte doch recht « zerfleddert » beim Leser an (jedenfalls<br />
bei mir). Bei der Menge an Sendungen, die die Post zu bewältigen hat,<br />
ist dort die Kritik vielleicht nicht so angebracht. Kommen einige Briefe<br />
und Zeitungen gleichzeitig, dann wird es in einem kleinen Briefkasten<br />
schon mal etwas « eng ». Jüngstes Ergebnis: eingerissenes Deckblatt,<br />
letzte Seite ziemlich zerknittert usw. Hinzu kommt, dass bei schlechtem<br />
Wetter nicht immer eine « trockene » Ausgabe im Briefkasten landet. Ich<br />
sehe aber auch, dass hier vielleicht keine Abhilfe geschaffen werden<br />
kann. Als treuer Leser bleibe ich Ihnen aber dennoch erhalten.<br />
Herzliche Grüße<br />
Herbert Schwittay<br />
Redaktion: Lieber Herr Schwittay,<br />
zunächst danken wir Ihnen herzlich für Ihre Treue … und Ihre Geduld!<br />
Im Laufe der Monate konnten Sie in dieser Rubrik diverse Zuschriften<br />
lesen, in denen es um den Versand des Magazins an die Abonnenten<br />
ohne zusätzliche Hülle ging. Obwohl wir froh darüber waren, mit dem<br />
Verzicht auf die Plastikverpackung einen Beitrag zum Umweltschutz zu<br />
leisten, waren wir, ebenso wie Sie, mit diesem Versandangebot der Post<br />
nicht zufrieden. Wie Sie bei Erhalt dieser Ausgabe feststellen konnten,<br />
werden die Magazine ab sofort in wiederverwertbaren Papierumschlägen<br />
versandt, sodass sie wieder in einem guten Zustand bei Ihnen ankommen<br />
sollten. Ich hoffe, diese neue Versandart wird Sie zufriedenstellen.<br />
ich bin seit Jahren ein begeisterter Leser von Frankreich<br />
erleben und immer wieder überrascht, was es in<br />
unserem schönen Nachbarland Neues zu entdecken<br />
gibt. Ebenso spannend finde ich den Blick in die<br />
gemeinsame Geschichte. Dies insbesondere, als im<br />
Rahmen meiner Familien- und Stammbaumforschung<br />
die Wurzeln eines Familienzweigs in der Region von<br />
Margencel im Departement Haute-Savoie zu finden sind<br />
und zeitlich zurück bis etwa 1700 reichen. Dabei spielen<br />
die Hugenotten-Verfolgungen in Frankreich und die<br />
dadurch ausgelösten Auswanderungen von Hugenotten<br />
nach Süddeutschland eine wesentliche Rolle. Wäre das<br />
nicht eine Anregung für einen oder mehrere Artikel in<br />
Ihrem Magazin über diese Region, deren Geschichte und<br />
Ereignisse wie die Hugenotten-Auswanderungen oder<br />
auch die Kinder-Schornsteinfeger aus dieser Region?<br />
Schönen Gruß<br />
Michael Starz<br />
Redaktion: Lieber Herr Starz,<br />
vielen Dank für Ihre Nachricht. Das Team von Frankreich<br />
erleben teilt Ihre Begeisterung für die deutsch-französischen<br />
Beziehungen und ihre Vergangenheit. Der Protestantismus<br />
und die Hugenotten haben in der Tat nachhaltige Spuren<br />
in vielen französischen Gegenden, vor allem in der Region<br />
Auvergne-Rhône-Alpes, hinterlassen. So haben wir<br />
beispielsweise im Frühjahr 2017 den Teil des interessanten<br />
GR 965 Sur les pas des Huguenots vorgestellt, der durch die<br />
Drôme führt (7 Etappen, knapp 100 km). Auf einer Länge<br />
von 1800 Kilometern, von Le Poët-Laval in der Drôme bis ins<br />
deutsche Bad Karlshafen, folgt dieser länderübergreifende<br />
Fernwanderweg der historischen Route dieses Exils<br />
(Wandern auf den Spuren der Hugenotten, Frankreich<br />
erleben <strong>Nr</strong>. 62). Bei Ihrer Nachricht bekamen wir Lust, unsere<br />
Erkundungsreise auf dem französischen Teil dieses Wegs<br />
durch die Departements Isère, Savoyen und Hochsavoyen<br />
fortzusetzen. Damit wird die Liste unserer Reportagen, die<br />
wir ab Frühjahr <strong>2024</strong> in Angriff nehmen möchten, noch ein<br />
bisschen länger! Wir werden Sie auf dem Laufenden halten.<br />
Auch was die Kinder-Kaminfeger angeht, können Sie auf<br />
uns zählen. Wir haben einen Artikel über diese schreckliche<br />
Tradition in Savoyen im 19. Jahrhundert geplant. Eine<br />
Gepflogenheit, die selbst in Frankreich relativ unbekannt<br />
ist. Bis bald also und vielen Dank für die Anregungen.<br />
Hat Ihnen unser Magazin gefallen? Haben Sie Verbesserungsvorschläge oder Anregungen?<br />
Schreiben Sie uns. Wir sind gespannt auf Ihre Meinung!<br />
Per E-Mail: leserbriefe@frankreicherleben.de ·<br />
Per Brief: Frankreich erleben – Leserbriefe · Ajc Presse · 57, rue Chantecrit · 33300 Bordeaux · Frankreich<br />
Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe in gekürzter Fassung zu veröffentlichen.<br />
Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24 · 83
Haben Sie eine Ausgabe verpasst?<br />
Stöbern Sie in den Themen der noch erhältlichen Ausgaben!<br />
8<br />
9<br />
7<br />
12<br />
Reisethemen,<br />
nach Regionen<br />
geordnet:<br />
Landesweite Themen<br />
6<br />
11<br />
1 2<br />
3<br />
10<br />
13<br />
5<br />
14<br />
16<br />
Astrotourismous – Die beste Sicht<br />
aufs Sternenzelt<br />
Natur – Die schönsten Bäume<br />
Frankreichs<br />
<strong>Winter</strong>liche Illuminationen –<br />
Der Faszinierende Zauber der<br />
Lichterstädte<br />
Freizeitparks: Familienerlebnisse in<br />
Frankreich<br />
Radtourismus – von der Bretagne<br />
bis an die belgische Grenze<br />
Fahrradrouten – Die schönsten<br />
Strecken entlang der Küsten<br />
Weihnachtsmärkte – Wo geht es<br />
noch authentisch zu?<br />
<strong>Winter</strong>urlaub – Romantische<br />
Skistationen anstatt Bettenburgen<br />
Wellness in den Bergen – Nach dem<br />
Sport die Erholung<br />
<strong>Nr</strong>.<br />
85<br />
82<br />
81<br />
79<br />
77<br />
59<br />
57<br />
57<br />
43<br />
1 Paris <strong>Nr</strong>.<br />
Paris – Die Französische<br />
Nationalbibliothek: Ein neues Muss<br />
bein einem Parisbesuch<br />
Paris – Streit um die Schönheit der<br />
Stadt<br />
Delacroix in Saint-Sulpice – Das<br />
Werk eines ganzen Lebens<br />
Coup de cœur – Die<br />
Straßenbuchhändler an den Seine-<br />
Quais in Paris<br />
Saint-Germain-des-Prés: Mehr als<br />
ein Viertel, die Seele von Paris?<br />
Le Train Bleu – Ist das legendäre<br />
Restaurant noch immer einen<br />
Besuch wert ?<br />
Musée d‘Histoire de la Médecine<br />
– ein ungewöhnliches Museum im<br />
Herzen der Hauptstadt<br />
Le Bon Marché – Eine Pariser<br />
Institution feiert ihren 160.<br />
Geburtstag<br />
Hôtel des Invalides – Ein kleines<br />
Militär-Versailles mitten in Paris<br />
Avenue des Champs-Elysées<br />
– Wie steht es um den Glanz des<br />
Prachtboulevards?<br />
86<br />
83<br />
76<br />
65<br />
60<br />
58<br />
57<br />
41<br />
38<br />
36<br />
HOTELS<br />
La Lanterne – Paris 76<br />
Le Narcisse Blanc – Paris 62<br />
4<br />
15<br />
17<br />
18<br />
2 Pariser Umland <strong>Nr</strong>.<br />
Yvelines – Potager du Roi: Das<br />
andere Versailles - Ohne Prunk und<br />
Pracht<br />
Yvelines – Bergerie nationale de<br />
Rambouillet, der Krieg der Schafe<br />
Ecouen – Ein Museum für die<br />
Renaissance<br />
86<br />
83<br />
50<br />
HOTELS<br />
Hôtel Paradiso – Paris 79<br />
3 Norden & Champagne <strong>Nr</strong>.<br />
Hauts-de-France / Nord-Pasde-Calais<br />
– Nordfrankreich:<br />
84<br />
vom Kohlerevier zum beliebten<br />
Tourismusziel<br />
Hauts-de-France / Grand-Est 81<br />
/ Belgien – Gärten des Friedens,<br />
zwischen Erinnerung und Blick in die<br />
Zukunft<br />
Hauts-de-France / Pas-de-Calais 80<br />
– Boulogne-sur-Mer: Jeder hat das<br />
Recht auf etwas schönes !<br />
Hauts-de-France – Hortillonnages 79<br />
von Amiens: von einer Verrückten<br />
Idee zum jährlichen Ereignis<br />
Hauts-de-France – Compiègne: 78<br />
musikalische Waldbäder und ein<br />
Einhorn<br />
Hauts-de-France – La Coupole: von 77<br />
der Vergangenheit in die Zukunft<br />
Hauts-de-France – Familistère de 64<br />
Guise,von «Versailles für Arbeiter»<br />
zum bewohnten Museum<br />
Baie de Somme – Eine<br />
63<br />
beeindruckende Reise (Teil 2):<br />
Le parc du Marquenterre<br />
Baie de Somme – Eine<br />
62<br />
beeindruckende Reise (Teil 1): die<br />
Abbaye de Saint-Riquier<br />
Nordfrankreich – Auf den Spuren 59<br />
eines großen französischen<br />
Architekten<br />
Marais Audomarois – Ein<br />
58<br />
Sumpfgebiet für Kenner<br />
Pays de Condé – Eine<br />
43<br />
Bergbaugegend erfindet sich neu<br />
10 Ideen… für Nord-Pas-de-Calais 38<br />
Arras & Douai – Riesen für den 36<br />
Kleinen<br />
HOTELS<br />
Le Domaine de la Chartreuse – 57<br />
Gosnay<br />
Pasino – Saint-Amand-les-Eaux 43<br />
4 Elsass & Lothringen <strong>Nr</strong>.<br />
Elsass / Haut-Rhin – Louis de Funès:<br />
Auf den Spuren des Komikers durch<br />
Frankreich<br />
Elsass / Bas-Rhin – Baum wipfelpfad:<br />
ein ganz neue Art, das Elsass zu<br />
entdecken<br />
Elsass / Grand Est – Das Geheimnis<br />
des fehlenden Turms der Kathedrale<br />
von Straßburg<br />
Elsass / Grand Est – Mit dem<br />
Hausboot 100% elektrisch durchs<br />
Elsass<br />
Elsass – Kaysersberg,eines der<br />
Lieblingsdörfer der Franzosen<br />
Vogesen – Eine Fotoausstellung<br />
unter freiem Himmel im Herzen der<br />
Vogesen<br />
88<br />
80<br />
76<br />
74<br />
69<br />
68<br />
Grand-Est – Mondial Air Ballons,<br />
der poetische Aufstieg von 456<br />
Heißluftballons<br />
Grand-Est – Graufthal,das Elsass zur<br />
Zeit der Streichhölzer<br />
Kirrwiller – 520 Einwohner und die<br />
drittgrößte Music Hall Frankreichs<br />
Weihnachtskugeln aus Meisenthal<br />
– nicht nur Kugeln, sondern Objekte<br />
voller Sinn<br />
Château de Lunéville – Wie Phoenix<br />
aus der Asche<br />
Musée Lalique – Eine Hommage an<br />
die Glasmacherkunst<br />
10 Ideen… für ein Wochenende im<br />
Elsass<br />
Bitche – Das zweite Leben einer<br />
Zitadelle<br />
Neufchef & Aumetz – Das stolze<br />
Erbe der lothringischen Kumpel<br />
65<br />
64<br />
62<br />
61<br />
52<br />
43<br />
41<br />
38<br />
36<br />
HOTELS<br />
Le Chambard – Kaysersberg 69<br />
Grand Hôtel & Spa Gérardmer – 68<br />
Gérardmer<br />
La Cheneaudière – Colroy-la-Roche 61<br />
La Clairière Bio- & Spa-Hotel – La 38<br />
Petite-Pierre<br />
5 Burgund & Jura <strong>Nr</strong>.<br />
Territoire de Belfort – Ballon<br />
d'Alsace: Der sanfte Berg<br />
Doubs – Cercle immense: Auf das<br />
"weiße Gold" folgt das "Grüne Gold"!<br />
Yonne – Guédelon: Sie haben ihre<br />
Burg gebaut!<br />
Territoire de Belfort – die Stärke<br />
der Kleinen<br />
Côte d'Or – Am Tag als… 11. Juli<br />
2020: Die Stadt Dijon erhielt den<br />
"Trauerden <strong>Nr</strong>.17" zurück.<br />
Territoire de Belfort – Land-Art:<br />
Saype, von Belfort in die weite Welt<br />
Saône-et-Loire – Ein "essbarer"<br />
Wald<br />
Aufbruchstimmung in den<br />
französischen Thermalbädern<br />
Kirschen – das rote Gold einer<br />
Region<br />
Châteauneuf-en-Auxois: Die<br />
Verbindung von Kulturerbe,<br />
Modernität und Lebendigkeit<br />
«Unsere Vorfahren, die Gallier»:<br />
Eine Reise ins Land von Asterix<br />
Morvan – Eine Geschichte von<br />
Ammen und Pflegekindern<br />
Jura – Weihnachten im Jura: vom<br />
Rosenkranz zum Spielzeugland<br />
Haute-Saône – Notre-Damedu-Haut<br />
in Ronchamp: eine<br />
Rechenaufgabe für Le Corbusier<br />
Ostfrankreich – Vorreiter bei der<br />
Abschaffung der Sklaverei<br />
Belfort – Die wiederentdeckte<br />
Genialität eines Künstlers<br />
Bourgogne-Franche-Comté –<br />
Alésia, Auf den Spuren der Gallier<br />
Route des Grands Crus – Die<br />
Champs-Elysées von Burgund<br />
Montbéliard – 30 Jahre Lumières<br />
de Noël<br />
Maison de Louis Pasteur – Ein Dorf<br />
im Fokus der Wissenschaft<br />
88<br />
86<br />
84<br />
83<br />
83<br />
82<br />
78<br />
77<br />
76<br />
74<br />
73<br />
71<br />
69<br />
69<br />
68<br />
64<br />
63<br />
61<br />
61<br />
43<br />
HOTELS<br />
Château Sainte-Sabine – Sainte- 74<br />
Sabine<br />
Relais Bernard Loiseau – Seaulieu 71<br />
6 Loire-Tal <strong>Nr</strong>.<br />
Pays de la Loire / Loire-Atlantique 88<br />
– Louis de Funès: Auf den Spuren des<br />
Komikers durch Frankreich<br />
Centre - Val de Loire / Indre-et- 87<br />
Loire – Château Gaillard: Das "etwas<br />
andere" Schloss an der Loire<br />
Centre - Val de Loire / Indre-et- 86<br />
Loire – Léonardo da Vinci: Der Geist<br />
eines Genies im Loire-Tal<br />
Coup de Cœur –<br />
85<br />
Die Miniaturwohnung Micr'Home in<br />
Nantes<br />
Pays de la Loire / Sarthe – Abbaye 84<br />
de l'Epau: Eine Oase der Harmonie im<br />
Dienste der Fotografie<br />
Centre - Val de Loire / Loir-et- 83<br />
Cher – Monmousseau, wenn Loire-<br />
Schlösser Weinkeller illuminieren<br />
Centre - Val de Loire – Die Route de 82<br />
la Rose im Loiret: eine faszinierende<br />
Rundreise durch die duftende Welt<br />
der Rosen<br />
Pays de la Loire / Maine et Loire – 81<br />
Fontevraud, eine Abtei, die ihrer Zeit<br />
schon immer voraus war<br />
Pays de la Loire / Mayenne –<br />
80<br />
Musée Robert Tatin: verwirrende<br />
Riesen und Wunderwerke<br />
Centre-Val-de Loire / Indre-et-Loir 80<br />
– Château de Chenonceau: florale<br />
Kunst im Schloss<br />
Pays de la Loire – Doué-en-Anjou: 78<br />
im Reich der Blumenkönigin<br />
Pays de la Loire – La Chartresur-le-Loir:<br />
das Dorf der<br />
77<br />
Antiquitätenhändler<br />
Centre - Val de Loire – Chaumontsur-Loire:<br />
die positive Dynamik der<br />
76<br />
Gärten<br />
Pays de la Loire – Saint-Florent-le- 74<br />
Vieil: Die kulturelle Revanche eines<br />
kleinen Dorfes an der Loire<br />
Centre - Val de Loire – Richelieu: 73<br />
«das schönste Dorf des Universums!»<br />
Loire-Tal – Eine faszinierende Reise 68<br />
ins Land der Troglodyten<br />
Chédigny – ein Dorf wird zum Garten 65<br />
La grange de Meslay: Von der 60<br />
Holzkathedrale zum Musiktempel<br />
Tours – Frischer Wind im Loiretal 59<br />
Chambord – Mehr als nur ein<br />
58<br />
beeindruckendes Schloss<br />
Cheverny – Das Schloss von Tim und 43<br />
Struppi<br />
Ballonfahrt übers Loire-Tal – Bitte 38<br />
zeichne mir ein Schloss<br />
Blois – Ein Schloss der Geheimnisse 36<br />
und Intrigen<br />
HOTELS<br />
7 Normandie <strong>Nr</strong>.<br />
Seine-Maritime – Armada de<br />
Rouen <strong>2023</strong>: Treffpunkt der größten<br />
Segelschiffe der Welt<br />
Manche – Mont Saint-Michel, die<br />
Geheimnisse des Gefängnisbergs<br />
Normandie – Biennale La Forêt<br />
Monumentale: Wenn Kunst den Wald<br />
verschönert<br />
Normandie – Villa «Les Rhumbs» in<br />
Granville: Wo für Christian Dior alles<br />
gegann<br />
Normandie – An Bord der Marité von<br />
Granville zu den Chausey-Inseln<br />
Le Havre – 500 Jahre, das will<br />
gefeiert werden !<br />
87<br />
83<br />
74<br />
73<br />
71<br />
62
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☐ Ausgabe <strong>Nr</strong>. 88<br />
☐ Ausgabe <strong>Nr</strong>. <strong>89</strong>
HOTELS<br />
Domaine de la Corniche –<br />
Rolleboise<br />
36<br />
8 Bretagne <strong>Nr</strong>.<br />
Ille-et-Villaine – Saint-Malo<br />
87<br />
von einer kuriosen Seiten: Die<br />
Felsskulpturen des Abbé Fouré<br />
Leuchtürme und Leuchtfeuer – im 77<br />
Westen etwas neues!<br />
Finistère – Eine Reise zu Pflanzen 76<br />
aus aller Welt<br />
Morbihan – Am Tag als… 26 August 76<br />
1934… die Kinder aus dem Bagno auf<br />
Belle-Île-en-Mer Flüchten<br />
Pays bigouden: die Bretagne in 73<br />
konzentrierter Form<br />
Belle-île-en-Mer – Unsere Coups de 70<br />
cœur für die größte bretonische Insel<br />
Côtes d’Armor – La Vallée des<br />
63<br />
Saints, die bretonische Osterinsel<br />
Brest und Roscoff – Mehr als nur 62<br />
zwei Gärten<br />
Bretagne – Umfriedete Pfarrbezirke 61<br />
Ile d’Ouessant – Eine Insel voller 58<br />
Leben<br />
HOTELS<br />
Château de Sable – Porspoder 58<br />
9 Atlantikküste <strong>Nr</strong>.<br />
Nouvelle-Aquitaine / Corrèze – 87<br />
Aubazine, ein geheimnisvolles und<br />
spannendes Dorf<br />
Nouvelle-Aquitaine / Gironde – 84<br />
Pont de pierre: Bordeaux feiert seine<br />
älteste Brücke<br />
Pont de pierre: Bordeaux feiert 82<br />
seine älteste Brücke<br />
Nouvelle-Aquitaine / Charente- 82<br />
Maritime – Brouage, die Zitadelle<br />
der geplatzten Träume<br />
Nouvelle-Aquitaine / Deux-Sèvres 79<br />
– Pougne-Hérisson: der Nabel der<br />
Welt<br />
Coup de cœur – Carrelets:<br />
74<br />
poetische Fischerhütten aus einer<br />
anderen Zeit<br />
Baskenland – Château d’Abbadia, 71<br />
eine Inspiration für den<br />
Wiederaufbau von Notre-Dame ?<br />
Nouvelle-Aquitaine – Die<br />
64<br />
Metamorphose von Bordeaux,<br />
Eine Zwischenbilanz<br />
Coup de cœur – Die Eiche im<br />
63<br />
Taubenschlag von Pouzay<br />
Bordeaux 60<br />
Bordeaux – Bordeaux 2.0 46<br />
Ile d’Oléron, Ile de Ré, Ile Madame, 46<br />
Ile d’Aix, Fort Boyard – Reif für die<br />
Insel(n)<br />
Wein – Ein asiatischer Winzer im 46<br />
Bordelais<br />
Marais Poitevin – Die grünen Kanäle 38<br />
des Marais Poitevin<br />
Likör – Angélique de Niort, Likor aus 38<br />
einer Heilpflanze<br />
Gironde – Wie Vauban eine<br />
36<br />
Flussmündung abriegelte<br />
HOTELS<br />
Hôtel de Sèze – Bordeaux 64<br />
Hôtel Napoléon – Ile d’Aix 46<br />
10 Auvergne & Limousin <strong>Nr</strong>.<br />
Auvergne / Rhône –Vaux-en-<br />
Beaujolais: Die fantastische<br />
Geschichte des Dorfes Clochemerle<br />
Auvergne / Haute-Loire – Le<br />
Chambon-sur-Lignon, ein<br />
beispielhaftes Stück Frankreich<br />
Corrèze – Das Gefühl, in der<br />
Inkastadt Machu Micchu zu sein<br />
87<br />
81<br />
68<br />
Nouvelle-Aquitaine – Les Pans de 63<br />
Travassac, eine Spektakuläre Reise in<br />
das Land des Schiefers<br />
Genuss – Die AOC der Auvergne 38<br />
HOTELS<br />
Domaine Saint Estève – Millau 53<br />
11 Périgord & Midi-<br />
Pyrénées<br />
<strong>Nr</strong>.<br />
Périgord – Château des Milandes 82<br />
"Mein Leben, das ist Joséphine!"<br />
Vallée de la Dordogne: Wo man 60<br />
« wie Gott in Frankreich lebt »<br />
Airbus-Fabrik – Zu Besuch bei 46<br />
Airbus in Toulouse<br />
Gouffre de Padirac – Der Erdmitte 44<br />
ein Stückchen näherkommen<br />
Pastell – Das blaue Gold 43<br />
HOTELS<br />
Chateau de la Treyne – Lacave,<br />
Vallée de la Dordogne<br />
Grand Hôtel Le Turenne – Beaulieusur-Dordogne<br />
60<br />
47<br />
12 Pyrenäen <strong>Nr</strong>.<br />
Le Train Jaune – Ein Zug als<br />
Wahrzeichen<br />
45<br />
13 Languedoc-Roussillon <strong>Nr</strong>.<br />
Okzitanien / Gard – Nîmes: Wo<br />
Geschichte Zukunft hat<br />
Okzitanien / Hérault – Fischerstechen<br />
in Sète: Ritterspiele auf dem<br />
Wasser<br />
Okzitanien / Gard & Hérault –<br />
Canal du Rhône à Sète: Der "kleine<br />
Bruder" des Canal du Midi<br />
Okzitanien / Pyrénées-Orientales<br />
– Céret: ein Künstler dorf zwischen<br />
Bergen und Meer<br />
Weintourismus – Domaine Riberach,<br />
es lebe die Entschleunigung!<br />
Hérault – Brassens & Sète, les<br />
Copains d'abord<br />
Aude – Die große Höhle von<br />
Cabrespine, ein unterirdisches<br />
Abenteuer<br />
Occitanie – Assignan,Das<br />
unglaubliche Schicksal eines<br />
französischen Dorfes<br />
Sigean: das Reservat der glücklichen<br />
Tiere<br />
Languedoc-Roussillon –<br />
Überraschende Mittelmeerregion<br />
Carcassonne – Imponierende<br />
Festungsstadt des Mittelalters<br />
Côte Vermeille – Paulilles, wenn die<br />
Hölle zum Paradies wird<br />
Saint-Guilhem-le-Désert – Wenn<br />
ein Krieger zum Klosterbruder wird<br />
Stadtentwicklung – Montpellier, ein<br />
Synonym für Dynamik<br />
88<br />
87<br />
85<br />
83<br />
81<br />
80<br />
65<br />
64<br />
60<br />
59<br />
57<br />
57<br />
47<br />
47<br />
HOTELS<br />
Domaine Riberach - Bélesta 81<br />
14 Rhône-Tal <strong>Nr</strong>.<br />
Drôme – Die Schönheit der Dorfer 83<br />
Lyon – Rendezvous in der Rue du 64<br />
Premier-Film<br />
Drôme – Wandern auf den Spuren 62<br />
der Hugenotten<br />
Lyon – Die Metamorphose<br />
61<br />
eines Arbeiterviertels in ein<br />
Freilichtmuseum<br />
Lyon – Eine Stadt gewinnt ihre<br />
59<br />
Flussufer zurück<br />
Montélimar & Umgebung – Eine 46<br />
Reise zwischen gestern und morgen<br />
Tradition – Guignol, kleine Helden 43<br />
aus Lyon<br />
Wein – Clairette de Die 42<br />
Genuss – L’O Provençale: Olivenöl<br />
aus Nyons<br />
HOTELS<br />
36<br />
15 Alpen <strong>Nr</strong>.<br />
Ain – Pays de Gex: Den Altag hinter<br />
sich lassen!<br />
Alpen – La Grande Odyssée Savoie-<br />
Mont-Blanc – Blaue Augen, weißes<br />
Fell und Hundegebell<br />
Auvergne-Rhône-Alpes – La Grange<br />
au Lac: wie im inneren eines Cellos<br />
Auvergne-Rhône-Alpes: Evian: das<br />
Gedächtnis des Wassers<br />
HOTELS<br />
Jiva Hill Resort – im Herzen des<br />
Pays de Gex, zwischen Mont Blanc<br />
und den Bergen des Jura<br />
85<br />
81<br />
77<br />
71<br />
85<br />
16 Provence <strong>Nr</strong>.<br />
Provence-Alpes-Côte d'Azur<br />
– Abbaye de Montmajour: eine<br />
Reise durch die Vergangenheit der<br />
Provence<br />
Provence-Alpes-Côte d'Azur<br />
– Crotte Cosquer: unglaublische<br />
Höhlenmalereien in den Calanques<br />
von Marseille<br />
Porquerolles – Villa Carmignac:<br />
Große Kunst auf einer kleinen Insel<br />
Provence – Coup de cœur: le Moulin<br />
de Daudet, Fontvieille<br />
Camargue – Tanzende Flamingos in<br />
der Camargue<br />
Fontaine-de-Vaucluse – Die<br />
berühmteste Quelle Frankreichs<br />
Umwelt – Lavendel der Provence<br />
in Gefahr<br />
79<br />
78<br />
73<br />
71<br />
69<br />
58<br />
46<br />
HOTELS<br />
Attrap’Rêves – Allauch 33<br />
17 Côte d’Azur <strong>Nr</strong>.<br />
Provence-ALpes-Côté d'Azur / Var 88<br />
– Louis de Funès: Auf den Spuren des<br />
Komikers durch Frankreich<br />
Côte d'Azur – Villa Ephrussi: « La vie 86<br />
en rose » an der Riviera<br />
Côte d'Azur – Die Magie eines<br />
81<br />
mimosengelben und azurblauen<br />
<strong>Winter</strong>s<br />
Saint-Tropez – Gemälde versus 81<br />
Realität<br />
Île de Port-Cros: von Schriftstellern, 79<br />
Naturschutz und einer zerrissenen<br />
Hose<br />
Iles de Lérins, jenseits des «roten 74<br />
Teppichs» von Cannes<br />
Provence-Alpes-Côte-d’Azur 65<br />
– Géoparc de Haute-Provence,<br />
eine erstaunliche Reise in die<br />
Vergangenheit der Erde<br />
Hyères – eine authentische Ecke am 63<br />
Mittelmeer<br />
Ile de Port-Cros – Kleine Trauminsel 38<br />
im Mittelmeer<br />
Domaine du Rayol – Die Geschichte 36<br />
eines ungewöhnlichen Parks<br />
Nizza – Frühlingsgefühle einer Diva 32<br />
HOTELS<br />
La Bonne Etape – Château-Arnoux-<br />
Saint-Auban<br />
65<br />
18 Korsika <strong>Nr</strong>.<br />
Genuss – Die AOC Korsikas 43<br />
Überseegebiete<br />
(DOM/TOM)<br />
Französisch-Guayana – Natur,<br />
Geschichte, Raumfahrt<br />
<strong>Nr</strong>.<br />
37<br />
Weitere Themen<br />
Chantals Rezepte<br />
<strong>Nr</strong>.<br />
SUPPEN<br />
Potage d'hiver au chou-fleur et aux 81<br />
épices<br />
Gaspacho de tomates et fraises 46<br />
Velouté de laitue 38<br />
VORSPEISEN<br />
Soufflé d'été au basilic 79<br />
QUICHES & TARTES<br />
Tarte Tatin aux endives 80<br />
Tarte Tatin aux pommes et au<br />
74<br />
camembert<br />
Tarte d’automne aux champignons et 60<br />
à la farine de châtaignes<br />
Quiche Lorraine 33<br />
GRATINS, AUFLÄUFE & TOASTS<br />
Camembert rôti au four 57<br />
FLEISCHGERICHTE<br />
Poulet au vin jaune et aux morilles 88<br />
Filet mignon de porc cuit au foin 87<br />
Poulet fermier basse température 62<br />
à l’ail<br />
Rôti de porc aux pruneaux 59<br />
Coq au vin 43<br />
FISCHGERICHTE<br />
Poêlée de Saint-Jacques au cidre 73<br />
Encornets à la Sétoise 69<br />
Blanquette de saumon 65<br />
Millefeuille de crabe au saumon fumé 63<br />
Sole meunière 61<br />
FONDUES UND SAUCEN<br />
Die echte hausgemachte Mayonnaise 68<br />
DESSERTS<br />
La crème caramel au beurre salé 84<br />
La tarte aux myrtilles 83<br />
La crème catalane 78<br />
La tarte au chocolat 77<br />
Le Mont-blanc 76<br />
Le Gâteau basque 71<br />
Le Far Breton 64<br />
Profiteroles au chocolat chaud 58<br />
GEBÄCK<br />
Le cake aux agrumes 86<br />
Le gâteau aux noix 85<br />
La Madeleine de Proust 82<br />
GETRÄNKE<br />
Liqueur d’estragon 36<br />
Weine & Alkoholika<br />
<strong>Nr</strong>.<br />
Wein – Die verrückte Welt der<br />
88<br />
medaillengekrönten Weine<br />
Wein – Wein aus der Loire-Tal:<br />
85<br />
Brühmte Schlösser und ihre Weine<br />
Wein – "Wir brauchen einen anderen, 84<br />
einen wirkungsvolleren Weibau"<br />
Weintourismus – Domaine Riberach, 81<br />
es lebe die Entschleunigung!<br />
Spirituosen – Der Cointreau 79<br />
Wein – Château La Coste: ein<br />
76<br />
Versuchslabor für den Weinau von<br />
morgen ?<br />
Spirituosen – Sapinette: ein Likör 74<br />
aus Tannennadeln<br />
Wein – Das Weinbaugebiet Bandol 73<br />
Spirituosen – Roderich Dühr, ein 65<br />
Deutscher, der Cognac im Blut hat<br />
Wein/Portrait – Glucklich wie<br />
64<br />
Sabine und Jörg in Frankreich<br />
Wein – Crémant, ein kleiner<br />
63<br />
Schaumwein mausert sich<br />
Wein – Der elsässische Winzer Jean- 61<br />
Paul Schmitt ist seinen Reben näher<br />
denn je<br />
Alkoholische Getränke –<br />
60<br />
Frankreich, das neue Eldorado für<br />
Bierliebhaber
Wein – Der neue Trend beim Aperitif<br />
à la française<br />
Wein – Warum wird Wein nicht<br />
grundsätzlich im Holzfass gelagert?<br />
Champagner – Was Sie schon immer<br />
über Champagner wissen wollten<br />
Peter Kwok – Ein asiatischer Winzer<br />
im Bordelais<br />
Picon – « Un Picon-Bière, s’il vous<br />
plaît »<br />
Angélique de Niort – Likor aus einer<br />
Heilpflanze<br />
Cognac – Eine ungewöhnliche<br />
Erfolgsgeschichte<br />
Genuss<br />
59<br />
58<br />
57<br />
46<br />
43<br />
38<br />
36<br />
<strong>Nr</strong>.<br />
Gastronomie – Jacques Bockel: ein 77<br />
Elsässer «provoziert» die Welt der<br />
Schokolade<br />
Genuss – Bouchot-Muscheln: der 69<br />
Rolls-Royce unter den französischen<br />
Muscheln<br />
Gastronomie – Kaviar von der 65<br />
französischen Atlantikküste,<br />
der neue Star<br />
Gilles Choukroun – Ein Sternekoch, 62<br />
der die Pariser an den Flughafen<br />
zieht<br />
Gastronomie – Wenn ein junger 61<br />
Koch einen Michelin-Stern erhält<br />
Spitzengastronomie – Fabian 53<br />
Feldmann, ein deutscher Sternekoch<br />
im Land der Feinschmecker<br />
Serie: Frankreichs AOC – Die AOC 46<br />
Burgunds<br />
Trüffel – Schwarze Diamanten 44<br />
Serie: Frankreichs AOC – Die AOC 43<br />
Korsikas<br />
Serie: Frankreichs AOC – Die AOC 38<br />
der Auvergne<br />
L’O Provençale – Olivenöl aus Nyons 36<br />
Politik & Wirtschaft<br />
Kulturerbe / Interview – Stéphane<br />
Bern, der "Monsieur Patrimoine"<br />
Frankreichs<br />
Kulturerbe & Wissenschaft – Notre-<br />
Dame de Paris: Mit der Vergangenheit<br />
die Zukunft bauen<br />
Tourismus – Hotels: die Reform des<br />
französischen Sterne-Systems<br />
Landwirtschaft – Hurra, in<br />
Frankreich ist es gelungen, die<br />
begehrten weißen Trüffel zu züchten!<br />
Wirtschaft – Discounter: Wenn<br />
Deutschland Frankreich erobert<br />
Wirtschaft – Die Revision der<br />
Gebietsgrenzen der AOC Champagne:<br />
ein neuer Goldrausch?<br />
Wirtschaft – Frankreich-<br />
Deutschland: der Krieg der<br />
Gummibärchen ist erklärt!<br />
Initiative – Die deutsch-französische<br />
Freundschaft: welch eine Energie!<br />
Politik – Präsidentschaftswahlen<br />
2017, Präsidiale Orte<br />
Wirtschaft – Atomkraft in<br />
Frankreich: der Niedergang eines<br />
Systems, das sich zu sicher fühlte<br />
Hochschulpolitik – Teaching in<br />
English? Oh mon Dieu!<br />
Umwelt – Lavendel der Provence<br />
in Gefahr<br />
Gregor Gysi – Der Linken-Politiker<br />
und Frankreich<br />
Fünf Jahre Sarkozy – Zeit für eine<br />
Bilanz<br />
Umweltschutz –<br />
Kettensägenmassaker am Welterbe<br />
Canal du Midi<br />
Gesellschaft & Alltag<br />
<strong>Nr</strong>.<br />
87<br />
9<br />
83<br />
79<br />
78<br />
73<br />
69<br />
65<br />
63<br />
59<br />
46<br />
46<br />
43<br />
38<br />
36<br />
<strong>Nr</strong>.<br />
Geschichte – Der französische Wein 87<br />
während des Zweiten Weltkriegs:<br />
Schluss mit dem Mythos im die "Drei<br />
Bruchpiloten in Paris"<br />
Gesellschaft – Olympische Spiele 86<br />
Paris <strong>2024</strong>: "Phryges": Moskottchen,<br />
die von sich reden machen<br />
Gesellschaft – Bayeux:<br />
84<br />
Eine Stadt engagiert sich für<br />
Kriegsberichterstatter<br />
Kulturerbe – Fotografieren im 82<br />
Auftrag des Staates: die Mission<br />
photographique hat nichts von ihrer<br />
Aktualität verloren<br />
Restaurierung – Notre-Dame de 82<br />
Paris: umstrittene Neugestaltung des<br />
Innenraums<br />
Am Tag als… 3 Juni 1<strong>89</strong>5… "Die 81<br />
Bürger von Calais" eingeweiht<br />
wurden<br />
Geschichte – Auvergne / Haute- 81<br />
Loire Le Chambon-sur-Lignon, ein<br />
beispielhaftes Stück Frankreich<br />
Ce qui fait débat – Bordeaux:<br />
80<br />
das Erwachen einer gar nicht so<br />
schlummernden Vergangenheit<br />
Geschichte – Sanary-sur-Mer: die 80<br />
"Hauptstadt der deutschen Literatur<br />
im Exil"<br />
Ce qui fait débat – Soll man die 79<br />
Basilika Sacré-cœur in Paris schützen<br />
oder abreißen ?<br />
Geschichte – 150 Jahre Pariser 79<br />
Kommune: ein zwiespältiger<br />
Geburtstag für die Franzosen<br />
Gesellschaft – "Wie ich als<br />
79<br />
Buchhändlerin die aktuelle<br />
Gesundheitkrise in Frankreich<br />
erlebe"<br />
Am Tag als… der Leichnam des 77<br />
Unbekannten Soldaten am Arc de<br />
Triomphe bestattet wurde<br />
Gesellschaft – Wo ist eigentlich das 76<br />
gute französische Brot geblieben?<br />
Gesellschaft – Lotto: Glücksspiel 76<br />
in Frankreich zur Rettung des<br />
Kulturerbes<br />
Kulturschock – Die Königin von Arles 74<br />
Geschichte – Montaigne: Ist die 74<br />
«Grabgeschichte» bald gelöst?<br />
Gesellschaft – Literaturszene: das 74<br />
Ende eines zu langen Schweigens<br />
Geschichte – Heinz Stahlschmidt, 71<br />
der Deutsche, der den Hafen von<br />
Bordeaux rettete<br />
Gesellschaft – Der unglaubliche 69<br />
Streit im das Erbe von Saint-Exupéry<br />
Interview – Serie «Quand on aime la 69<br />
France» (2)<br />
René Martin, der französische Steve<br />
Jobs der Musik<br />
Interview – Serie «Quand on aime 68<br />
la France»<br />
Roger Diederen, Direktor der<br />
Kunsthalle München<br />
Gesellschaft – Le Mondial la<br />
63<br />
Marseillaise à pétanque, der größte<br />
Boule-Wettkampf der Welt<br />
Geschichte – Tromelin, Die Insel der 63<br />
vergessenen Sklaven<br />
Yacine Aït Kaci – Der Vater von Elyx, 62<br />
des Botschafters der guten Laune<br />
David Ken – Der Fotograf, der das 62<br />
Glück fotografiert<br />
Verkehr – Paris: das Tauziehen um 61<br />
die Umwandlung des Seine-Ufers in<br />
eine Fußgängerzone geht weiter<br />
Geschichte: Die Johnnies, die<br />
60<br />
Lieblingsfranzosen der Engländer<br />
Frauen und Männer, die sich<br />
60<br />
für die deutsch-französische<br />
Freundschaft einsetzen:<br />
Barbara Barberon-Zimmermann,<br />
Mitbegründerin des deutschfranzösischen<br />
Kulturfestivals<br />
arabesques<br />
Brexit: Wie denken Briten, die in 60<br />
Frankreich leben, darüber?<br />
Fußball – Euro 2016: 10 Stadien 59<br />
warten auf die Fussballfans<br />
Integration – die Schwächen des<br />
französischen Systems<br />
Erfolgsgeschichten aus Frankreich<br />
–<br />
Denis Mollat, der Buchhändler 2.0<br />
Geschichte – 300. Todestag<br />
von Ludwig XIV. in Versailles:<br />
Begräbnisrituale leben länger als<br />
Könige<br />
Gesellschaft – Hinter den Kulissen<br />
des CROSS Corsen.<br />
Erinnerungskultur – Passen<br />
Gedenken und Tourismus<br />
zusammen?<br />
EU-Hauptstadtjahre: 2013 – Nantes<br />
und Marseille werden europäische<br />
Hauptstädte<br />
<strong>Winter</strong>schlussverkauf – Der andere<br />
<strong>Winter</strong>sport<br />
Der Präfekt – Lebendes Symbol des<br />
Zentralismus<br />
Tourismus – Trends für den<br />
<strong>Winter</strong>urlaub 2011/12<br />
Gardienne – Félisa, Gardienne in<br />
Paris<br />
Kunst & Kultur<br />
Preis – Novellen-Preis der Armada de<br />
Rouen <strong>2023</strong><br />
Chanson française / Interview<br />
– Bertrand Dicale, die "goldenen<br />
Ohren" des französichen Chansons.<br />
Festival – Vibre! Ein Festival macht<br />
das Quartett populär<br />
Kunst – Die Herzen französischer<br />
Könige: Erstaunliche Pigmente für<br />
die Malerei<br />
Kultur: "Immersive Austellungen":<br />
Die Zukunft der französischen<br />
Museen?<br />
Kultur / Serie – Pablo Picasso (Teil<br />
2): "Ist Picasso nicht der Künstler, der<br />
mit Frauen Porblemen hatte?"<br />
Kultur / Serie – Pablo Picasso (Teil<br />
1): Der Ausslände, den Frankreich<br />
nicht akeptieren wollte<br />
Kultur – Rosa Bonheur: Eine<br />
grandiose Künstlerin und eine<br />
beeindruckende Frau<br />
Literatur – Michel Houellebecq: der<br />
Porträtist des Hexagons<br />
Kultur – Die andere Seite von Victor<br />
Hugo: der Zeichner<br />
Interview – "Der Doppelgänger": 30<br />
Jahre deutschsprachige Literatur in<br />
Frankreich<br />
Kultutrerbe – Der Wandteppich von<br />
Bayeux soll wieder in altem Glanz<br />
erstrahlen<br />
Kultur / Comic (5) – Interview:<br />
Richard Malka, Anwalt und<br />
Comicautor<br />
Ungewöhnliche Geschichten aus<br />
Frankreich –<br />
Alexandre Dumas: Wie der Vater, so<br />
der Sohn<br />
Kultur / Comic (4) – Cent mille<br />
ans: Bure ou le scandale enfoui des<br />
déchets nucléaires<br />
Portrait - Jean-Yves de Groote,<br />
Herausgeber von Ecoute<br />
Enthüllung –Das Geheimnis um Van<br />
Goghs letztes Bild gelüftet<br />
Preise – Tyll Peters: ein junger<br />
Deutscher erhält Preis von Charlie<br />
Hebdo<br />
Kultur / Comic (3/3) – Marco Rizzo<br />
und Lelio Bonaccorso – À bord de<br />
l’Aquarius<br />
Kultur / Comic (2/3) – Inès Léraud<br />
und Pierre Van Hove: Algues vertes,<br />
l’histoire interdite<br />
Kultur / Comic (1/3) – Nora<br />
Krug: Heimat, ein deutsches<br />
Familienalbum<br />
Kultur – Amüsante Geschichten rund<br />
um die französische Nationalhymne<br />
«La Marseillaise»<br />
58<br />
58<br />
57<br />
57<br />
52<br />
43<br />
43<br />
38<br />
36<br />
36<br />
<strong>Nr</strong>.<br />
88<br />
88<br />
87<br />
86<br />
85<br />
85<br />
84<br />
84<br />
82<br />
81<br />
81<br />
80<br />
79<br />
78<br />
78<br />
77<br />
77<br />
76<br />
73<br />
72<br />
71<br />
68<br />
Portrait – Auf den Spuren von<br />
64<br />
Jacques Prévert<br />
Sprache – Aussprache, Kartografie 64<br />
eines Systems à la française<br />
Kultur – 1977-2017: Centre<br />
61<br />
Pompidou, 40 Jahre und immer noch<br />
überraschend<br />
Musik: Das unglaubliche<br />
60<br />
Vermächtnis von Maurice Ravel<br />
Götz Alsmann – Götz Alsmann in 46<br />
Paris<br />
Museen – Frankreichs Museen auf 45<br />
der Überholspur<br />
ST-ART – Eine Kunstmesse zwischen 38<br />
den Welten<br />
Lebensart<br />
<strong>Nr</strong>.<br />
Produkte – Lacoste, die Marke mit 88<br />
dem Krokodil<br />
Wein – Die verrückte Welt der<br />
88<br />
medaillengekrönten Weine<br />
Guéwen a testé – … Die<br />
88<br />
Besichtigung der Nachbildung der<br />
Grotte Cosquer in Marseille.<br />
Guéwen a testé – … die Begegnung 87<br />
zwischen Wanderern und<br />
Herdenschutzhunden<br />
Porträt – Jean und Johnny, zwei 87<br />
Freunde, die mit Vögeln sprechen<br />
Produkte – Der Guide du Routard 87<br />
Kulturschock – Nächtliche<br />
86<br />
Gedanken<br />
Guéwen a testé – … "e-Lettre<br />
86<br />
rouge", das neue Angebot der<br />
französischen Post<br />
Guéwen a testé – … Y-Brush, die 85<br />
innovative Zahnbürste, mit der man<br />
seine Zähne in nur 10 Sekunden putzt<br />
Produkte – Der Film "Le Père Noël 85<br />
est une ordure"<br />
Produkte – Terre de Sommières: Ein 84<br />
Pulver, das Wunder bewirkt<br />
Guéwen a testé… Was ist ein "Trou 83<br />
normand"?<br />
Produkte – Louit Frères, der<br />
83<br />
beseondere Senf in kleinen Fass<br />
Produkte – "Der<br />
82<br />
Geschichtenerzähler" Lunii<br />
Produkte – Chanel <strong>Nr</strong>.5: ein Mythos 81<br />
wird 100 Jahre alt<br />
Was ist aus Ihnen geworden ? 80<br />
Zurück an die Côte d'Or<br />
Produkte – Meteor: die größte der 80<br />
kleinen Brauereien Frankreichs<br />
Produkte – Briefkästen für<br />
79<br />
Frankreichliebhaber "Made in<br />
Alsace"<br />
Produkte – Parapluie de Cherbourg 78<br />
Produkte – Die Künstlerfarben 77<br />
Lefranc Bourgeois<br />
Produkte – Das gelbe Oelzeug von 76<br />
Guy Cotten<br />
Produkte – La Hulotte, «das<br />
74<br />
meistgelesene Magazin im Tierbau»<br />
Produkte – Les Herbes de Provence 71<br />
Produkte – Le Livre de Poche: eine 69<br />
kulturelle Revolution<br />
Produkte – Châteldon: der<br />
68<br />
Champagner unter den französischen<br />
Mineralwässern<br />
Produkte – Die Zitronenpresse aus 65<br />
Glas von Luminarc<br />
Produkte – La Pléiade 64<br />
Produkte – Das Salz La Baleine 63<br />
Produkte – Das Papier d’Arménie 62<br />
Produkte – Der gelbe Briefkasten 61<br />
der Post<br />
Produkte – Der Bistrostuhl<br />
60<br />
« Drucker »: zeitlos und pariserisch<br />
Produkte – Bol à prénom 59<br />
Produkte – Eau de Javel 58<br />
Produkte – Sophie la girafe 57<br />
Guignol – Kleine Helden aus Lyon 43
ART DE VIVRE Produkt<br />
Serie: Typisch französische<br />
Produkte (38)<br />
von den Ateliers de Nîmes<br />
Die Wiederentdeckung des Denim<br />
In Nîmes (Gard) hat sich der junge Jeanshersteller Ateliers de Nîmes mutig<br />
in das Abenteuer gestürzt, nicht nur Jeans herzustellen, sondern auch den<br />
echten Denim, aus dem sie bestehen, wieder selbst zu produzieren. Wie<br />
der französische Begriff andeutet, stammt der heute weltweit bekannte<br />
Stoff nämlich aus Nîmes (de Nîmes). Auf diese Weise erweckt das Unternehmen<br />
nicht nur die textile Vergangenheit der Stadt und ein seit Langem<br />
verloren gegangenes handwerkliches Können zu neuem Leben, sondern<br />
produziert zudem Jeans, die viel umweltverträglicher als herkömmlich<br />
hergestellte sind. Eine sinnvolle Initiative!<br />
Guillaume Sagot, der Gründer des Unternehmens Ateliers de Nîmes, hält nichts<br />
von großen Reden. Als wir ihn in seinem Geschäft im Stadtzentrum von<br />
Nîmes treffen, kommt er gerade etwas außer Atem von der Werkstatt zurück,<br />
die etwa 15-20 Minuten zu Fuß entfernt ist. « Das ist praktisch und ökologischer! », betont<br />
er lächelnd. « Ich bin kaputt, aber ich freue mich, Sie zu treffen! Es ist immer schön,<br />
wenn Journalisten sich für uns interessieren, noch dazu, wenn sie für ein ausländisches<br />
Magazin arbeiten! » Schnell erfahren wir, dass der junge, noch nicht einmal vierzigjährige<br />
Unternehmensgründer gerade, wie jeden Tag, mehrere Stunden an den Webstühlen gestanden<br />
hat, die sein ganzer Stolz sind: « Diese Maschinen sind unglaublich! Ich liebe sie,<br />
auch wenn sie ständig für neue Überraschungen sorgen! » Dann ruft er uns in Erinnerung,<br />
dass Webstühle und andere Maschinen lange Zeit der Stolz der Hauptstadt des<br />
Departements Gard waren und nicht unwesentlich zu ihrem Reichtum beigetragen haben.<br />
Doch schon lange hörte man in den Straßen der Stadt die typischen, klackenden<br />
Geräusche nicht mehr. Bis Guillaume und seine beiden Partner, Clément und Anthony,<br />
beschlossen, die Handwerkskunst, die von Nîmes aus einst die ganze Welt eroberte, wieder<br />
aufleben zu lassen.<br />
Der Stoff aus Nîmes bei Onkel Sam<br />
Es ist relativ unbekannt, dass die Fabrikation von Denim, dem berühmten Stoff,<br />
aus dem Jeans hergestellt werden, ihren Ursprung in Nîmes hat. Hier in den Webereien<br />
88 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24
Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24 · <strong>89</strong>
ART DE VIVRE Produkt<br />
der Stadt webte man einen Stoff aus Wolle und Seide, der zunächst in einem hübschen<br />
Pastellblau, später dann in Indigoblau eingefärbt wurde. Der besonders strapazierfähige<br />
Stoff entstand vor allem in Betrieben, die Protestanten gehörten und die für ihre unternehmerischen<br />
Fähigkeiten bekannt waren. Schnell trug dieses Gewebe zum Reichtum<br />
der Stadt bei. Nach der Aufhebung des Edikts von Nantes am 18. Oktober 1685 machte<br />
Ludwig XIV. (1638-1715) die katholische Religion zur einzig gültigen Religion in<br />
Frankreich. Die Protestanten waren gezwungen zu fliehen. Mit ihnen verließen auch<br />
die Weberschiffchen und vor allem das handwerkliche Know-how für die Herstellung<br />
des Denim die Stadt. « Von diesem Zeitpunkt an sind die Dinge etwas unklar », erklärt<br />
uns Guillaume. Offensichtlich beschäftigte er sich lange mit der Geschichte des Stoffes,<br />
bevor er sein Unternehmen gründete. Er setzt fort: « Im Grunde weiß man nicht genau,<br />
ob der Denim von Nîmes direkt in die Vereinigten Staaten gelangt ist oder ob sich die<br />
protestantischen Weber aus Nîmes in London niederließen und den Stoff von dort aus<br />
nach Amerika exportierten, was sehr wahrscheinlich ist. » Auf jeden Fall kam der Stoff<br />
bei « Onkel Sam » an. Und dort machte er schnell von sich reden.<br />
Begegnung mit dem Bayer Löb Strauß<br />
« Die Frage der Herkunft des berühmten Jeansstoffes und die Verbindung zur Stadt<br />
Nîmes wäre echte Nachforschungen wert. Erstaunlicherweise wurden sie niemals<br />
durchgeführt. Dabei ist die Geschichte so spannend, dass man problemlos einen Roman<br />
oder einen Film aus ihr machen könnte! », sagt Guillaume enthusiastisch. Und man<br />
muss ihm recht geben! Es ist richtig, dass man nicht die ganze Geschichte der Jeans<br />
kennt, obwohl dieses Kleidungsstück heute aus unserem Kleiderschrank nicht wegzudenken<br />
ist. Allerhöchstens bringt man mit einer Jeanshose den Namen Levi Strauss in<br />
Verbindung. Wussten Sie aber, dass Levi Strauss als Löb Strauss (1829-1902) in Bayern<br />
geboren wurde, nach Amerika ging, dort vom Hausierer zum erfolgreichen Unternehmer<br />
avancierte und die heute weltbekannte Jeans erfand? Diese Geschichte stellt<br />
Guillaume auch nicht infrage, bei Weitem nicht. Allerdings wünscht er sich, dass man<br />
in diesem Zusammenhang auch daran denkt, dass der Denim, der Levi Strauss so gut<br />
gefiel, ursprünglich aus Nîmes stammte.<br />
Verbrannte Archive<br />
Jenseits des Atlantiks verschließt man nicht die Augen davor. Wie Guillaume entdeckte,<br />
ist das Thema überhaupt nicht tabu. « Vor einigen Jahren », stellt er klar, « interessierte<br />
sich ein Einwohner von Nîmes für die Geschichte der Jeans und ihre Verbindung<br />
zur Stadt. Er kontaktierte daher schriftlich das Unternehmen Levis und bat um die Bestätigung,<br />
dass der Denim tatsächlich aus Nîmes stamme. Diese Bestätigung erhielt er<br />
in der Tat. Man schickte ihm sogar ein kleines Booklet, in dem der Werdegang von Levi<br />
Strauss erläutert wurde, der als bescheidener Hausierer in New York begann und den es<br />
schließlich nach Kalifornien verschlug, wo er eine sehr robuste Hose aus ‹ weißen Planen<br />
› kreierte. Dieses Material wurde dann einige Zeit später durch den Denim ersetzt,<br />
da dieser viel weicher und angenehmer zu tragen war. » Es scheint also eine Verbindung<br />
zwischen dem Jeansstoff und der Stadt Nîmes zu bestehen. « Unglücklicherweise gibt es<br />
keine Beweise dafür », bedauert Guillaume. « Anfang des 20. Jahrhunderts fielen die Archive<br />
des Unternehmens Levi Strauss & Co. Einem Brand zum Opfer, das ist wirklich<br />
schade! » Aber im Grunde genommen ist es egal. Wie viele andere diesseits und jenseits<br />
des Atlantiks ist Guillaume überzeugt davon, dass tatsächlich das Know-how und der<br />
Stoff aus Nîmes die Basis für die Jeans legten, wie wir sie heute kennen. Und es geht<br />
schließlich nicht darum, juristische Auseinandersetzungen um die Vergangenheit zu<br />
führen, sondern das handwerkliche Know-how von früher wiederzubeleben und « echte<br />
» Jeans anzufertigen, die auch Levi Strauss gefallen hätten. Industrialisierung und<br />
Globalisierung haben allerdings dazu geführt, dass so gut wie niemand mehr dazu in<br />
der Lage ist. Die Ateliers de Nîmes haben sich dieser Herausforderung dennoch gestellt.<br />
Und einer ökologischen gleich noch dazu!<br />
90 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24
Guillaume Sagot an einem der Webstühle, die<br />
er gekauft und instand gesetzt hat. Heute ist<br />
er stolz darauf, der weltweit einzige Hersteller<br />
von Jeans zu sein, der den Stoff genauso wie<br />
im 17. Jahrhundert herstellt, nämlich mit einem<br />
doppelten, verdrehten Garn – einem sogenannten<br />
Zwirn – das viel strapazierfähiger ist und nun als<br />
Markenzeichen für den echten Denim aus Nîmes gilt.<br />
Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24 · 91
ART DE VIVRE Produkt<br />
Abgesehen davon, dass dieser Denim authentisch mit dem ursprünglichen Stoff ist, produzieren die Ateliers de Nîmes heute auf sehr<br />
umweltbewusste Art. Der Wasserverbrauch liegt beispielsweise 75 % unter dem für die Herstellung einer herkömmlichen Jeans.<br />
92 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24
Eine katastrophale Ökobilanz<br />
Die Erkenntnis ist bitter: « Alle Jeanshersteller fertigen<br />
ihre Produkte heute auf industrielle Weise », so Guillaume.<br />
« Dafür mussten sie das traditionelle Verfahren anpassen.<br />
Nehmen Sie beispielsweise die Garne. Sie sind heute geschlichtet,<br />
das heißt, mit einem Schutzfilm überzogen, damit<br />
sie beim Weben nicht so schnell reißen. Das Problem<br />
besteht darin, dass man zum Herstellen des Schutzfilms und<br />
zum Schlichten sehr viel Wasser benötigt. Nach dem Weben<br />
wird der Stoff dann entschlichtet, was wiederum Wasser verbraucht.<br />
Insgesamt sind das bis zu 20 000 Liter Wasser für<br />
400 bis 500 Meter Stoff! Und das ist noch nicht alles. Ist<br />
der Schutzfilm aus dem Gewebe ‹ ausgewaschen ›, muss es<br />
getrocknet werden, was sehr viel Energie verbraucht. Und<br />
ich habe noch nicht einmal von den Lösungsmitteln gesprochen,<br />
die man braucht, um die Reste des Schutzfilms so gut<br />
wie möglich zu entfernen. Die Ökobilanz für die industrielle<br />
Fertigung einer Jeans ist heute katastrophal. Das ist mit ein<br />
Grund, warum wir uns in das Abenteuer stürzen wollten »,<br />
hält der Unternehmer aus Nîmes fest.<br />
Zwei Fäden statt einer<br />
Guillaume und seine Geschäftspartner sind also das Risiko<br />
eingegangen, obwohl « man uns immer sagte, das sei total verrückt<br />
», erinnert er sich. Durch intensive Recherchen und Beharrlichkeit<br />
gelang es den Freunden, Lösungen für Probleme<br />
zu finden, vor allem beim Weben: « Anstatt wie alle anderen<br />
ein geschlichtetes Garn zu verwenden, kamen wir auf die Idee,<br />
zwei Fäden ohne Schutzfilm zu nehmen und diese miteinander<br />
zu verdrehen, dadurch wird das Garn – der sogenannte<br />
Zwirn – viel strapazierfähiger. Das ist teurer, aber es funktioniert!<br />
Und da wir keinen Schutzfilm verwenden, entfällt hinterher<br />
das komplizierte Auswaschen », hält er zufrieden fest.<br />
Und der Erfolg gibt ihm recht: Die Ateliers de Nîmes sind der<br />
einzige Hersteller in Europa – und vermutlich sogar weltweit<br />
–, der mit dieser Technik arbeitet. Und sie sind der einzige,<br />
der seine eigene Weberei hat, auf die Guillaume sehr stolz ist.<br />
Die dazu notwendigen Webstühle gibt es allerdings so gut<br />
wie nicht mehr, doch nach langem Suchen stöberten sie ihren<br />
ersten Webstuhl in Italien auf. Und sie fanden nicht nur den<br />
Webstuhl, sondern – durch einen der Zufälle, die das Leben<br />
manchmal bereithält – auch noch Alain und Lucien, zwei ehemalige<br />
Spezialisten dieses Metiers, die wussten, wie man den<br />
Webstuhl bedient. Eine schöne Geschichte, wie handwerkliche<br />
Fertigkeiten, die beinahe in Vergessenheit geraten wären,<br />
weitergegeben wurden. « Durch die beiden konnten wir die<br />
richtigen Entscheidungen treffen », sagt Guillaume sichtbar<br />
bewegt. « Durch sie sind wir beim Weben nun 100 % autonom<br />
und 95 %, was die mechanischen Arbeiten angeht. » Es ist klar,<br />
dass das alles seinen Preis hat: Ein Paar Jeans kosten hier 200<br />
Euro. Das ist nicht wenig. Aber man muss zugeben, dass die<br />
Jeans, die hier verkauft werden, einen ganz besonderen Sinn<br />
und offensichtlich ein langes Leben haben …<br />
Boutique Ateliers de Nîmes<br />
2, rue Auguste Pelet<br />
30000 Nîmes<br />
Telefon: +33 (0)9 53 40 15 <strong>89</strong><br />
www.ateliersdenimes.com<br />
Es ist möglich, die Jeans und andere Produkte<br />
(Jacken, T-Shirts, Accessoires usw.) direkt auf der<br />
Website zu bestellen. Dort finden Sie auch eine<br />
aktuelle Liste der Läden in Frankreich, wo die<br />
Produkte erhältlich sind (z. Zt. Nîmes, Avignon, Arles,<br />
Montpellier, Aix-en-Provence, Paris und Rouen). Das<br />
Geschäft in Nîmes ist von Montag bis Freitag, von 10<br />
bis 12 Uhr und von 14 bis 19 Uhr geöffnet. Samstags<br />
durchgehend von 10 bis 19 Uhr.<br />
In dieser Serie werden Produkte vorgestellt, die sich in<br />
fast jedem französischen Haushalt befinden oder die<br />
für viele Franzosen kleine Nationalheiligtümer sind.<br />
In den letzten Ausgaben sind erschienen : Hollywoodund<br />
Malabar Kaugummis (<strong>Nr</strong>. 51), Petit Suisse (<strong>Nr</strong>. 52),<br />
Orangina (<strong>Nr</strong>. 53), Duralex-Gläser (<strong>Nr</strong>. 54), Messer (<strong>Nr</strong>.<br />
55), L’école des loisirs (<strong>Nr</strong>. 56), Sophie la girafe (<strong>Nr</strong>. 57),<br />
Eau de Javel (<strong>Nr</strong>. 58), Bol à prénom (<strong>Nr</strong>. 59), Bistrostuhl<br />
« Drucker » (<strong>Nr</strong>. 60), der gelbe Briefkasten der Post (<strong>Nr</strong>.<br />
61), Papier d’Arménie (<strong>Nr</strong>. 62), Salz La Baleine (<strong>Nr</strong>. 63),<br />
Literatursammlung La Pléiade (<strong>Nr</strong>. 64), Zitronenpresse<br />
aus Glas von Luminarc (<strong>Nr</strong>. 65), Boules Quies (<strong>Nr</strong>. 66),<br />
Ricard aux plantes fraîches (<strong>Nr</strong>. 67), Eau de Châteldon<br />
(<strong>Nr</strong>. 68), Le Livre de Poche (<strong>Nr</strong>. 69), Gemüsepassiergerät<br />
Moulinex (<strong>Nr</strong>. 70), Herbes de Provence (<strong>Nr</strong>. 71), Cacolac<br />
(<strong>Nr</strong>. 72), L’Image d’Épinal (<strong>Nr</strong>. 73), La Hulotte, « das<br />
meistgelesene Magazin im Tierbau » (<strong>Nr</strong>. 74), Savon<br />
de Marseille (<strong>Nr</strong>. 75), das gelbe Ölzeug von Guy Cotten<br />
(<strong>Nr</strong>. 76), die Künstlerfarben Lefranc Bourgeois (<strong>Nr</strong>. 77),<br />
der Parapluie de Cherbourg (<strong>Nr</strong>. 78), der Briefkasten<br />
« Made in Alsace » für Frankreichfans (<strong>Nr</strong>. 79), Meteor,<br />
die größte der kleinen Brauereien Frankreichs (<strong>Nr</strong>.<br />
80), Chanel N°5, die berühmteste Nummer in der Welt<br />
der Düfte (<strong>Nr</strong>. 81), Lunii, « der Geschichtenerzähler<br />
» (<strong>Nr</strong>. 82), der Senf Louit Frères (<strong>Nr</strong>. 83), la Terre de<br />
Sommières (<strong>Nr</strong>. 84), der Film « Le père Noël est une<br />
ordure » (<strong>Nr</strong>. 85), Le Guide du Routard (<strong>Nr</strong>. 87) und<br />
Lacoste, die Marke mit dem Krokodil (<strong>Nr</strong>. 88).<br />
Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24 · 93
ART DE VIVRE Rezept<br />
2017 stellte ich Ihnen in der Ausgabe 64 das Rezept für den Far breton vor, den berühmten<br />
puddingartigen Kuchen. Viele Liebhaber der Bretagne und andere Naschkatzen schätzen dieses<br />
kostengünstige, sehr einfache und schnelle Rezept. Als ich das letzte Mal in der Bretagne war,<br />
bereitete mir meine Freundin Evelyne, eine leidenschaftliche Köchin, einen Far breton zu,<br />
allerdings nach einem anderen Rezept, als das, das ich kannte. Ich gebe zu, dass ich diese<br />
Variante inzwischen bevorzuge, da sie noch einfacher zuzubereiten und vor allem etwas bekömmlicher<br />
ist. Deshalb will ich sie Ihnen nicht vorenthalten. Darüber hinaus habe ich von<br />
Evelyne einiges über die historische Verbindung zwischen Trockenpflaumen und der Bretagne<br />
erfahren, obwohl es sich dabei nun wahrlich nicht um regionaltypisches Obst handelt. Im<br />
berühmten « bretonisch-französischen Wörterbuch » von Le Gonidec waren diese dunklen, runzeligen<br />
Früchte, die im Südwesten des Landes produziert werden und die Herkunftsbezeichnung<br />
« aus Agen » tragen, bereits 1850 erwähnt. Und das nicht ohne Grund, denn das kleine,<br />
vitaminhaltige und lagerfähige Obst wurde damals bereits von Seeleuten sehr geschätzt,<br />
die es mitnahmen, um sich auf Reisen vor der durch Vitaminmangel ausgelösten Krankheit<br />
Skorbut zu schützen. Aber auch an Land waren Trockenpflaumen früher schon beliebt, vor<br />
allem bei landwirtschaftlichen Arbeitern, die sich mit ihnen während der Feldarbeit stärkten.<br />
Und natürlich in der Küche als Zutat für den köstlichen Far breton. Bon appétit!<br />
Far breton<br />
aux pruneaux II<br />
Für 6 Personen • Zubereitung: 10 Minuten • Backzeit: 40-50 Minuten<br />
94 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24
Zutaten:<br />
120 g Weizenmehl<br />
100 g Zucker<br />
500 ml Milch<br />
4 Eier<br />
15 g Butter + etwas für die Form<br />
250 g entsteinte Trockenpflaumen<br />
Zubereitung:<br />
• Vor der Zubereitung des Teiges<br />
die Pflaumen etwa 30 Minuten in<br />
warmem Wasser einweichen<br />
und dann abtropfen lassen.<br />
Ofen auf 180 Grad vorheizen.<br />
• Butter in einem Topf bei mäßiger<br />
Hitze schmelzen lassen.<br />
• Mehl und Zucker in einer<br />
Schüssel mischen. Eier einzeln<br />
unterrühren, bis ein homogener<br />
Teig entsteht. Unter ständigem<br />
Rühren nach und nach die Milch<br />
und die geschmolzene Butter<br />
zugeben. Alles gut vermischen.<br />
Form<br />
• Den Boden einer rechteckigen<br />
einfetten und etwa 1/3 des<br />
Teiges hineingießen. 5 bis 10<br />
Minuten im heißen Ofen backen,<br />
bis der Teig ein wenig stockt.<br />
• Form aus dem Ofen nehmen und<br />
die abgetropften Pflaumen gleichmäßig<br />
auf dem vorgebackenen<br />
Teig verteilen. Mit dem restlichen<br />
Teig bedecken. Erneut in den<br />
Ofen schieben und fertigbacken.<br />
• Lauwarm oder kalt servieren. Ein<br />
gut gekühlter Cidre aus der Bretagne<br />
ist der optimale Begleiter.<br />
Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24 · 95
GUÉWEN A TESTÉ<br />
… den bretonischen Pastis Ty Jaune<br />
Ich will gar nicht verheimlichen,<br />
dass mir die Bretagne besonders<br />
am Herzen liegt, denn das verrät<br />
bereits mein Vorname. Ich wurde<br />
zwar im Elsass geboren, ein Teil<br />
meiner Familie hat jedoch bretonische<br />
Wurzeln. Als ich erfahren<br />
habe, dass in der aktuellen Ausgabe<br />
von Frankreich erleben ein Artikel<br />
dem Pays des rias im Departement<br />
Finistère gewidmet ist, kam<br />
mir gleich wieder ein handwerklich<br />
hergestelltes Produkt aus dieser<br />
Region in den Sinn, das ich in<br />
der vorletzten Ausgabe (<strong>Nr</strong>. 88) in<br />
der Rubrik On en parle entdeckt<br />
habe: der bretonische Pastis Ty<br />
Jaune. Da Pastis in der Regel mit<br />
dem Süden Frankreichs in Verbindung<br />
gebracht wird, wollte ich<br />
wissen, was an diesem originellen<br />
Getränk die bretonische Note ausmacht.<br />
Unser Team vor Ort hat<br />
mir daher eine Flasche mitgebracht,<br />
damit ich es probieren<br />
konnte.<br />
96 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24
Was ist Ty Jaune?<br />
Das Etikett auf der Flasche ist<br />
da eindeutig: Ty Jaune ist ein<br />
Pastis, mag das auch denjenigen<br />
missfallen, für die dieses Getränk<br />
traditionell aus dem Süden<br />
Frankreichs stammt. Auch die<br />
gelbe Farbe spricht eine eindeutige<br />
Sprache, denn man hat gleich<br />
einmal die charakteristische Trikotfarbe<br />
des Führenden der Einzelgesamtwertung<br />
bei der Tour<br />
de France übernommen. Wie der<br />
Raki in der Türkei, der Ouzo<br />
in Griechenland und der Mastika in Bulgarien ist der<br />
bretonische Ty Jaune also ein hochprozentiges Anisgetränk<br />
(45 Vol.-%), das aus Kräutern und Gewürzen hergestellt<br />
und wie herkömmlicher Pastis mit Wasser verdünnt und<br />
mit Eiswürfeln serviert wird. In dieser Beziehung gleicht<br />
er also seinem « großen Bruder » aus der Provence, den Paul<br />
Ricard (1909-1997) in den 1930er-Jahren in Marseille kreierte,<br />
von wo aus er in der Folge das Land eroberte. Ty Jaune<br />
wäre aber kein « richtiger Bretone » würde er sich nicht<br />
von diesem unterscheiden. Schließlich verspricht das Etikett<br />
auf humorvoll-prahlerische Art einen Pastis au caractère<br />
bien trempé, einen Pastis mit einem starken Charakter!<br />
Wie ist Ty Jaune entstanden?<br />
Alles begann mit einer Bemerkung, die ein Vater im Jahr<br />
2018 gegenüber seiner Tochter fallen ließ. Die Familie<br />
stammt aus Perros-Guirec (Côtes-d’Armor), der Vater<br />
hat eine ausgesprochene Vorliebe für Pastis und fand es<br />
schade, dass es keinen bretonischen Pastis gab. Die Tochter<br />
ist Forscherin im Bereich Bio- und Gentechnologie, lebte<br />
einige Jahre in der Deutschschweiz und promovierte an<br />
einer Züricher Hochschule. Da die junge Frau, Sylvaine<br />
Le Meur, wie die ganze Familie lokalen Erzeugnissen sehr<br />
verbunden ist, sah sie in der Feststellung ihres Vaters eine<br />
Herausforderung. Also verließ sie das bedeutende Labor<br />
im Technopôle in Brest, in dem sie seinerzeit arbeitete,<br />
und richtete sich in der elterlichen Garage ein kleines und<br />
selbstredend viel bescheideneres Labor ein. Dort begann<br />
sie, sich intensiv mit Pastis zu beschäftigen, zunächst anhand<br />
von Büchern, dann in Form von Experimenten. Über<br />
ein Jahr lang tüftelte die junge Forscherin und heutige<br />
Unternehmerin an der Rezeptur für einen « bretonischen<br />
Pastis », bis sie schließlich ein Ergebnis erzielt hatte, das<br />
ihren Vorstellungen entsprach: ein Anisgetränk mit einem<br />
« perfekten Gleichgewicht zwischen dem einzigartigen<br />
und unantastbaren Pastisgeschmack und einer kleinen<br />
bretonischen Note, die den Unterschied ausmacht ».<br />
Worin besteht der geschmackliche Unterschied<br />
zum herkömmlichen Pastis?<br />
Probiert man den Ty Jaune, findet man in der Tat zunächst<br />
den bekannten Pastisgeschmack wieder: eine Mischung<br />
aus Anis und anderen Gewürzen. Die typische Frische, die<br />
dieses Getränk auszeichnet, und seine durstlöschende Seite<br />
sind ebenfalls vorhanden. Doch dann drängt sich dem<br />
Gaumen eine gewisse Komplexität<br />
auf, die gerade diesen Unterschied<br />
ausmacht. Plötzlich rückt<br />
Anis in den Hintergrund, und<br />
man schmeckt ein ganzes Spektrum<br />
an Aromen anderer Gewürze,<br />
von denen schließlich über<br />
vierzig in der Rezeptur enthalten<br />
sind! Das Getränk erscheint daher<br />
weniger « eintönig », denn der<br />
Gaumen wird mit Geschmacksnoten<br />
konfrontiert, die er bis dato<br />
beim traditionellen Pastis nicht<br />
kannte. Man hat den Eindruck,<br />
die ganze Vielfalt der Inhaltsstoffe zu schmecken. Und das<br />
ist meiner Meinung nach wirklich ein tolles Ergebnis!<br />
Wie lautet die Rezeptur?<br />
Egal, wie beharrlich man auch nachfragt, Sylvaine Le<br />
Meur und ihr eingeschworenes Team aus mittlerweile rund<br />
zehn Mitarbeitern verraten das Rezept ihres bretonischen<br />
Pastis nicht. Das ist angesichts des Erfolgs nur zu verständlich,<br />
denn das Unternehmen produziert inzwischen<br />
mehrere Zehntausend Flaschen der bislang drei Produkte<br />
(Ty Jaune 70 cl, Ty Jaune 1 l und Ty Jaune Bio 70 cl) pro<br />
Jahr. Das Rezept des Getränks, das inzwischen in einer<br />
ultramodernen Produktionsanlage in Ploudaniel (Finistère)<br />
produziert wird, bleibt also ein wohl gehütetes Geheimnis.<br />
Lediglich über ein Detail erfährt man etwas mehr, nämlich<br />
über den enthaltenen Zucker, der zum großen Teil die Besonderheit<br />
des Ty Jaune ausmacht. Zucker ist zwar auch im<br />
traditionellen Pastis enthalten, hier ist er jedoch « marinen »<br />
Ursprungs und wird aus bretonischen Algen hergestellt.<br />
Wo kann man Ty Jaune kaufen? Was kostet er?<br />
Mittlerweile findet man den bretonischen Pastis Ty Jaune<br />
nicht nur in den meisten bretonischen Supermärkten<br />
und Lebensmittelgeschäften sowie in vielen Bars und<br />
Restaurants, sondern auch über die Grenzen der Region<br />
hinaus, nahezu im gesamten Westen des Landes: im Süden<br />
bis nach Bordeaux und im Osten bis nach Clermont-<br />
Ferrand. Eine Übersicht über die Verkaufsorte finden<br />
Sie auf dieser Seite: https://www.tyjaune.<br />
bzh/ou-nous-trouver/. Darüber hinaus<br />
können Sie den Ty Jaune im Internet<br />
bestellen: https://www.tempetedelouest.<br />
fr/produit/pastis-breton-ty-jaune/. Die<br />
70-cl-Flasche kostet 23,99 €, für die<br />
Lieferung nach Deutschland fallen<br />
Versandkosten in Höhe von 13 € an.<br />
Natürlich sollten Sie nicht vergessen,<br />
dass der bretonische Pastis Ty Jaune<br />
zwar den Durst stillt, dass man aber<br />
nichtsdestotrotz die gängigen Hinweise<br />
berücksichtigen und ihn – wie<br />
alle alkoholischen Getränke – « in<br />
Maßen konsumieren » sollte. Informationen:<br />
www.tyjaune.bzh<br />
Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24 · 97
IMPRESSUM/VORSCHAU<br />
Impressum<br />
Frankreich erleben ist das Ergebnis von Teamarbeit. Neben den Autoren<br />
und Fotografen tragen auch die Lektoren, Grafiker und alle anderen<br />
Mitarbeiter zur Qualität der einzelnen Artikel bei. Daher sind keine<br />
einzelnen Personen am Ende eines Artikels hervorgehoben, sondern findet<br />
die Nennung im Impressum statt.<br />
Frankreich erleben erscheint im Verlag<br />
Ajc Presse · 57, rue Chantecrit · 33300 Bordeaux<br />
Telefon: +33 (0)1 75 439 440 · Fax: +33 (0)1 75 434 549<br />
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Storkower Straße 127a · 10407 Berlin<br />
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abo@frankreicherleben.de<br />
Wenn die nächste Ausgabe von Frankreich erleben (<strong>Nr</strong>. 90) im Handel<br />
erhältlich ist, haben wir bereits den 16. Februar <strong>2024</strong>. Wie immer<br />
steckt das Magazin bei den glücklichen Abonnenten bereits eine<br />
Woche früher – und ab sofort in einem Umschlag – im Briefkasten.<br />
Um die Zeit bis dahin zu überbrücken, erhalten Sie – wie immer<br />
auf dieser letzten Seite – Hinweise auf zwei Themen der nächsten<br />
Ausgabe.<br />
Zunächst zwei Fotos:<br />
ISSN: 1861-4256<br />
Gründer des Magazins: Jean-Charles Albert und Markus Harnau<br />
Herausgeber: Jean-Charles Albert<br />
Chefredakteur (V.i.S.d.P.): Jean-Charles Albert<br />
Redaktionsbüro:<br />
Ajc Presse · 57, rue Chantecrit · 33300 Bordeaux<br />
Telefon: +33 (0)1 75 439 440 · Fax: +33 (0)1 75 434 549<br />
Mitarbeiter dieser Ausgabe:<br />
Jean-Julien Bault, Sabine Beck, Guéwen Brown, Chantal Cobac, Martine<br />
Doucet, Laurent Fournerie, Alain Lardière, Anne Mathieu, Ina Muñoz, Annaïs<br />
Quetsub, Gérard Rival, Serge Robin, Sabine Schmitt<br />
Layout: Ajc Presse<br />
Gültige Anzeigenpreisliste: 23/<strong>2023</strong><br />
Druck: westermann DRUCK | pva,<br />
Georg-Westermann-Allee 66, 38104 Braunschweig<br />
Vetrieb:<br />
DMV DER MEDIENVERTIEB GmbH & Co. KG. · Meßberg 1 · 20086 Hamburg<br />
Tel: +49 (0)40 3019 1800<br />
Sämtliche Informationen sind nach bestem Wissen und mit Sorgfalt<br />
zusammen gestellt. Eine Gewährleistung für die Rich tig keit und Vollständigkeit<br />
kann jedoch nicht über nom men wer den. Der Verlag übernimmt keine Haftung<br />
für un ver langte Ein sen dun gen. Die Redaktion behält sich die Kür zung und<br />
Bearbeitung von Leserbriefen vor. Es gelten die Geschäfts bedingungen des<br />
Verlags. Beiträge, Fotos und gra fische Dar stel lungen sind ur he ber rechtlich<br />
geschützt. Nach druck, auch aus zugs weise, Ver viel fäl ti gung auf foto mechanischen<br />
und anderen Wegen sowie Nutz ung auf Da ten trägern bedürfen der<br />
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Frankreich erleben erscheint alle drei Monate und ist im gut sortierten<br />
Zeitschriftenhandel in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Luxemburg<br />
und Südtirol sowie per Abonnement erhältlich.<br />
Einzelpreise im Handel: 6,90 € (D), 7,60 € (A), 11,90 CHF (CH),<br />
8,10 € (F/L/B/NL), 8,10 € (I)<br />
Abonnement (Preise pro Jahr): 24,90 € (D), 26,90 € (A),<br />
39,90 CHF (CH), alle anderen Länder: 32,90 €<br />
Bezugspreise beinhalten, wo erforderlich,<br />
die gesetzliche Mehrwertsteuer.<br />
© <strong>2023</strong> Ajc Presse, Bordeaux<br />
Bildnachweise (nach Seiten, Anordnung von links nach rechts,<br />
oben nach unten): Titel: Jc Albert, Ajc Presse • S.3: Serge Robin,<br />
Ajc Presse • S.4: Serge Robin, Ajc Presse; Alain L’arrière, Ajc<br />
Presse; Pixabay; Ateliers de Nîmes, DR; Collège royal et militaire<br />
de Thiron Gardais, DR; Nicole Cobac, Ajc Presse; Jc Albert, Ajc<br />
Presse • S.6: Patrice Hauser, MidiProd; Cédric Brown, Ajc Presse<br />
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Ajc Presse • S.8-9: Cédric Brown, Ajc Presse; Pixabay; Mairie de<br />
Chartres, DR; Jc Albert, Ajc Presse • S.10-11: Pixabay; Serge Robin,<br />
Ajc Presse; OBB, DR • S.12-15: DR • S.16: DR • S.17: Arte, DR • S.18:<br />
DR • S.20: DR • S.22-23: Jc Albert, Ajc Presse • S.24-25: Fly HD,<br />
Office de Tourisme de Quimperlé-les rias • S.26-27: Ludys, OT de<br />
Quimperlé-les rias • S.28-29: Ludys, OT de Quimperlé-les rias; Fly<br />
HD, OT de Quimperlé-les rias • S.30: Fly HD, OT de Quimperlé-les<br />
rias • S.32: Jc Albert, Ajc Presse; Ludys, OT de Quimperlé-les rias;<br />
Serge Robin, Ajc Presse • S.34-42: Jc Albert Ajc Presse • S.44-53:<br />
Jean-Julien Bault, Jc Albert Ajc Presse • S.54-55: Collège royal et<br />
militaire de Thiron Gardais, DR; S.56-57: Marie Hénocq Castanier,<br />
Pauline Legrand, Collège royal et militaire de Thiron Gardais • S.<br />
65-65: Alain Lardière, Ajc Presse • S.66: Pixabay • S. 68-73: Serge<br />
Robin, Ajc Presse • S.74-79: Jc Albert, Ajc Presse • S.80-82: Pixabay<br />
• S.83: Cédric Brown, Ajc Presse • S.88-93: Ateliers de Nîmes, DR •<br />
S. 94-95: Nicole Cobac, Ajc Presse • S.96-97: Ty Jaune, DR; Serge<br />
Robin, Ajc Presse • S.98: Serge Robin, Ajc Presse; DR.<br />
Und dann zwei Hinweise, von<br />
denen jeder eine Verbindung zu einem der Fotos hat:<br />
– Man nennt mich oft « das kleine Kanada des Limousin ». Eines<br />
ist auf jeden Fall sicher: Ich bin ein See, liege im Herzen des Parc<br />
naturel régional de Millevaches und beherberge eine besondere<br />
Insel voller zeitgenössischer, künstlerischer Überraschungen.<br />
– Eigentlich hätten Sie schon früher über mich erfahren sollen, aber<br />
der Artikel wurde verschoben, um so umfassend wie möglich über<br />
mich berichten zu können. Obwohl man in Frankreich <strong>2023</strong> meinen<br />
100. Geburtstag feierte, kennen nur wenige Franzosen meine<br />
Geschichte. Man sagt oft von mir, dass meine Art zu gehen Michael<br />
Jackson zu seinem Moonwalk inspirierte. Und David Bowie fand<br />
durch mich ebenfalls Anregungen für seine Choreografien. In der<br />
Rolle des Bip habe ich immer daran geglaubt, dass eine bessere<br />
Welt möglich sein muss …<br />
Haben Sie alles erraten? Dann können Sie die Antworten überprüfen,<br />
indem Sie die folgenden Begriffe vervollständigen:<br />
L _ _ A _ D _ V _ _ _ I _ _ E _ _<br />
_ E _ I _ _<br />
_ A _ C _ _ U<br />
Antwort auf die Frage in der Rubrik On lit en France:<br />
Der Prix Goncourt <strong>2023</strong> wurde an das Buch Humus von Gaspard<br />
Kœning vergeben.<br />
Ausgabe <strong>Nr</strong>. 90 – Frühling <strong>2024</strong><br />
Erscheint am 16. Februar <strong>2024</strong><br />
98 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24
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