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Nr. 89 - Winter 2023 / 2024

Bretagne, Finistère, Okzitanien, Bouches-du-Rhône, Centre-Val de Loire, Nouvelle-Aquitaine, Marseille, Rezept und viel mehr!

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DAS UNABHÄNGIGE FRANKREICH-MAGAZIN <strong>Nr</strong>. <strong>89</strong> · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/<strong>2024</strong><br />

BRETAGNE · OKZITANIEN · BOUCHES-DU-RHÔNE · CENTRE-VAL DE LOIRE · NOUVELLE AQUITAINE<br />

Bretagne<br />

Rias, verborgene Schätze<br />

zwischen Erde und Meer<br />

Okzitanien<br />

La Romieu, das kuriose<br />

Dorf der Katzen<br />

Château d’If<br />

Ein anderer Blick auf Marseille<br />

Centre-Val de Loire<br />

Renaissance einer Königlichen Militärschule<br />

Champagne & Co<br />

Was perlt denn da im Glas?<br />

Nîmes<br />

Erlebnis<br />

Rezept<br />

Die Weberschiffchen klackern wieder<br />

Eine andere Art, Kathedralen zu betrachten<br />

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EDITORIAL<br />

Liebe Leserin,<br />

lieber Leser,<br />

die Bretagne zwischen Erde und Meer,<br />

abseits ausgetretener Pfade und nicht<br />

auf eine Postkartenidylle reduziert; ein<br />

sympathisches Dorf im Gers, das nicht<br />

nur für einen botanischen Garten, sondern auch für eine<br />

Legende und seine Katzen bekannt ist; eine Festung im<br />

Meer vor Marseille, die einem Nashorn viel verdankt; ein<br />

sogenanntes « königliches » Collège im Departement<br />

Eure-et-Loir, das wunderschön renoviert wurde<br />

und an einen vergessenen Teil der französischen<br />

Geschichte erinnert; ein vielversprechendes<br />

Spektakel in einer Kathedrale in<br />

Bordeaux, das mit Sicherheit in ähnlicher Form<br />

in anderen Kultstätten innerhalb und außerhalb<br />

der Landesgrenzen stattfinden<br />

wird; die Renaissance einer textilen<br />

Tradition in Nîmes – der Jeansherstellung<br />

–, die zudem noch einen<br />

besonderen Sinn ergibt; eine Destillerie<br />

in der Corrèze, in der seit<br />

fünf Generationen handwerkliches<br />

Know-how weitergegeben wird …<br />

Das sind einige der Entdeckungen,<br />

die wir im Rahmen unserer<br />

Reportagen in den vergangenen<br />

Monaten im Hexagon gemacht haben<br />

und in dieser Ausgabe enthusiastisch und<br />

freudig mit Ihnen teilen. Bereits das Titelbild<br />

soll Ihnen in diesen unruhigen und oft<br />

grauen Zeiten eine erholsame Abwechslung<br />

bieten und vielleicht die Vorfreude auf das<br />

nächste Frühjahr wecken, das letzten Endes<br />

gar nicht mehr so weit weg ist …<br />

In diesem Heft werden Sie auch eine neue Rubrik<br />

entdecken, die uns sehr am Herzen liegt: « Wenn Bäume<br />

sprechen könnten ». Wir werden Ihnen einzigartige Bäume<br />

vorstellen und so der Natur eine etwas andere Hommage<br />

erweisen. Als Premiere erzählt Ihnen ein altehrwürdiger<br />

Schwarznussbaum im Departement Charente-Maritime<br />

aus seinem Leben.<br />

Das Jahresende ist traditionsgemäß eine Zeit, in<br />

der wir Nahestehenden eine Freude bereiten. In<br />

diesem Zusammenhang möchte ich Ihnen den<br />

kleinen Tipp geben, dass ein Abonnement<br />

von Frankreich erleben ein Geschenk ist, das<br />

dem Empfänger ein oder zwei Jahre lang<br />

unerwartete Entdeckungen in Frankreich<br />

beschert (siehe Aboangebote auf<br />

Seite 19). Aber es ist noch viel mehr.<br />

Damit unterstützen Sie nämlich etwas,<br />

was heute leider immer seltener geworden<br />

ist: die unabhängige Presse. Ihre Treue und das<br />

Verhältnis, das zwischen Ihnen, liebe Leserinnen<br />

und Leser, und uns besteht, ist eine große Befriedigung<br />

für uns. Darauf sind wir sehr stolz.<br />

Sie können sicher sein, dass wir uns auch in Zukunft<br />

dafür engagieren werden.<br />

Wir wünschen Ihnen ein schönes Weihnachtsfest<br />

und ein glückliches Jahr <strong>2024</strong> voller gemeinsamer<br />

Entdeckungen in Frankreich!<br />

Viel Spaß beim Lesen!<br />

Titelbild: Blick in den botanischen Garten Jardins de Coursiana (Gers).<br />

Jean-Charles Albert<br />

Chefredakteur<br />

jc.albert@frankreicherleben.de<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24 · 3


INHALT<br />

La Romieu · 34<br />

Maison Denoix · 74<br />

Quimperlé · 22<br />

Schaumwein · 80<br />

Bordeaux · 68<br />

Denim · 88<br />

Rezept · 94<br />

Thiron-Gardais · 54<br />

Châteu d‘If · 44<br />

4 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24


22 · Quimperlé<br />

Rennes<br />

68 · Bordeaux<br />

Nantes<br />

34 · La Romieu<br />

Toulouse<br />

Tours<br />

64 · Sablonceaux<br />

PARIS<br />

Lille<br />

54 · Thiron-Gardais<br />

Montpellier<br />

Straßburg<br />

Dijon<br />

74 · Brive-la-Gaillarde<br />

44 · Marseille<br />

Lyon<br />

88 · Nîmes<br />

Unterwegs in Frankreich<br />

22 Die Rias von Quimperlé<br />

Bretagne zwischen Erde und Meer<br />

Im Süden des Finistère bahnt sich das Meer immer wieder einen Weg<br />

ins Landesinnere, manchmal kilometerweit. In diesen Trichtermündungen<br />

– genannt Rias – mischen sich Salz- und Süßwasser, leben<br />

Flora und Fauna im Rhythmus der Gezeiten. Hier kann man sicher sein,<br />

eine sehr authentische und unbekannte Bretagne zu entdecken.<br />

34 La Romieu<br />

Das kuriose Dorf der Katzen<br />

La Romieu zählt durch sein Kulturerbe und einen wunderschönen<br />

botanischen Garten zu den « schönsten Dörfern Frankreichs ». Darüber<br />

hinaus trägt der Ort den sympathischen und verdienten Spitznamen<br />

« Dorf der Katzen », der durch eine kuriose Legende entstanden ist.<br />

44 Château d‘If<br />

Ein anderer Blick auf Marseille<br />

Vor der Küste von Marseille liegt die Île d’If, die kleinste der Frioul-Inseln.<br />

Auf dem winzigen, nur drei Hektar großen Kalkfelsen befindet sich ein<br />

erstaunliches Monument, bei dem Geschichte und Fiktion eng miteinander<br />

verwoben sind. Château d‘If wurde als uneinnehmbare Meeresfestung<br />

konzipiert und später als Gefängnis genutzt. Weltweit bekannt<br />

wurde das Bauwerk aber durch den Schriftsteller Alexandre Dumas.<br />

54 Collège Royal de Thiron-Gardais<br />

Die Geschichte einer Renaissance<br />

Thiron-Gardais lag lange Zeit abseits der touristischen Pfade, erfreut<br />

sich aber heute einer regelrechten Attraktivität. Das liegt daran, dass<br />

eine der beliebtesten Persönlichkeiten der Franzosen, Stéphane Bern,<br />

ein verwahrlostes Gebäude mit Entschlossenheit und persönlichen<br />

Mitteln zu einem Prunkstück des dortigen Kulturerbes machte.<br />

64 Wenn Bäume sprechen könnten …<br />

Der Schwarznussbaum der Abbaye de Sablonceaux<br />

Frankreich heute<br />

66 Politik<br />

Und plötzlich fiel das Wort Autonomie<br />

Zur allgemeinen Überraschung sprach sich der französische<br />

Staatspräsident Emmanuel Macron im September vor<br />

dem korsischen Regionalparlament für eine « Autonomie<br />

Korsikas innerhalb der Republik » aus und ging damit weiter<br />

als alle seine Vorgänger bisher. Einen solchen Vorschlag,<br />

so vage er auch sein mag, gab es bislang noch nie. Die<br />

Äußerung konnte demzufolge nicht unbemerkt bleiben.<br />

68 Immersive Erfahrung<br />

Luminiscence: eine andere Art,<br />

Kathedralen zu betrachten<br />

Am 13. Oktober <strong>2023</strong> konnten die Besucher in der<br />

Kathedrale Saint-André in Bordeaux durch die beeindruckende<br />

Verbindung von sehr hoch aufgelösten<br />

Projektionen, 360°-Videomapping und 3-D-Audioeffekten<br />

eine regelrechte « immersive Erfahrung » machen. Ein<br />

Pilotprojekt und in puncto Veranstaltungsort und<br />

Technik gleichzeitig eine Premiere in Frankreich.<br />

Art de vivre<br />

74 Handwerkstradition<br />

Maison Denoix: Destillierkunst seit fünf Generationen<br />

Maison Denoix ist mehr als eine Marke, der Name steht für<br />

den Fortbestand von anspruchsvollem handwerklichem<br />

Erbe. Vor etwas mehr als einem Jahr hat mit Paul Bastier<br />

und seiner Ehefrau Marie die fünfte Generation der<br />

Familie Denoix die Leitung des Betriebs übernommen.<br />

Begegnung im Keller der Destillerie in Brive-la-Gaillarde.<br />

80 Champagner, Crémant und Mousseux<br />

Wie behält man den Überblick über die<br />

französischen Schaumweine?<br />

Wissen Sie, was die Begriffe Champagne, Crémant<br />

und Mousseux genau bedeuten? Worin sich die drei<br />

Schaumweine unterscheiden? Franzosen achten<br />

nämlich sehr genau auf die « feinen Unterschiede »,<br />

wenn sie eine Flasche dieses Getränks kaufen.<br />

88 Produkt<br />

Die Wiederentdeckung des Denim<br />

In Nîmes (Gard) hat sich der junge Jeanshersteller Ateliers<br />

de Nîmes mutig in das Abenteuer gestürzt, nicht nur<br />

Jeans herzustellen, sondern auch den echten Denim,<br />

aus dem sie bestehen, wieder selbst zu produzieren.<br />

94 Chantals Rezept<br />

Far breton aux pruneaux II<br />

3 Editorial<br />

6 On en parle<br />

12 On lit<br />

14 On lit en France<br />

16 On regarde<br />

18 On surfe<br />

20 On écoute<br />

83 Leserbriefe<br />

84 Nachbestellungen<br />

96 Guéwen a testé<br />

98 Impressum<br />

98 Vorschau<br />

Frankreich erleben im Internet: www.frankreicherleben.de<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24 · 5


ON EN PARLE<br />

KLIMA<br />

Ermutigende Zahlen in Frankreich<br />

Diese Neuigkeiten sind ermutigend: Laut den vom<br />

französischen Umweltministerium (Ministère de la<br />

Transition énergétique) veröffentlichten Zahlen gingen die<br />

Treibhausgasemissionen von April bis Juni <strong>2023</strong> um 4,3 %<br />

zurück. Das entspricht in etwa demselben Wert wie in den<br />

ersten drei Monaten des Jahres. Nachdem dieser Prozentsatz<br />

bereits 2022 gegenüber 2021 um 2,7 % sank, nähert sich der<br />

Wert langsam dem notwendigen Rückgang von 5 %, wenn<br />

Frankreich die für 2030 gesteckten Klimaziele erreichen und bis<br />

2050 CO 2 -neutral sein will.<br />

RENAISSANCE<br />

Franzosen haben ihre Solex wieder<br />

Solex ist eine der historischen Kultmarken in Frankreich.<br />

Viele verbinden mit ihr nostalgische Erinnerungen an die<br />

Kindheit und die « gute alte Zeit ». Erinnerungen an die<br />

Jugend, in der man bei Steigungen strampeln musste, um ein<br />

Gefährt zu bewegen, dessen kleiner Zweitaktmotor lediglich<br />

das Vorderrad antrieb. Die Solex kam in den 50er-Jahren auf,<br />

war günstiger als ein Mofa und verbrauchte nur wenig Treibstoff.<br />

Bereits mit 14 Jahren konnte man sie fahren, wobei die Eltern nicht allzu beunruhigt sein mussten, da sie<br />

eine Höchstgeschwindigkeit von nur 30 km/h erreichte. Und mit Brigitte Bardot hatte das sympathische<br />

motorisierte Fahrrad sogar eine hochrangige Botschafterin! Irgendwann lösten allerdings Mofas und<br />

Motorräder die Solex ab, und die Marke wäre beinahe verschwunden. Inzwischen wurde sie jedoch vom<br />

französischen Konzern Rebirth übernommen und erlebt eine regelrechte Renaissance – ganz im Geist der<br />

heutigen Zeit. Die Solex Version <strong>2023</strong> wird in Saint-Lô (Manche) produziert. Es gibt drei Ausführungen, die<br />

zwar vom historischen Modell inspiriert wurden, aber elektrisch betrieben werden und eine aufladbare<br />

Batterie besitzen. Schauen Sie gut hin, man sieht sie mehr und mehr auf den französischen Straßen!<br />

6 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24


PROJEKT<br />

Gibt es bald ein Museum der öffentlichen<br />

Transportmittel in Paris?<br />

Nur wenige wissen, dass die Pariser Verkehrsbetriebe Régie Au to nome<br />

des Transports Parisiens (RATP) von jedem Metro- und Bus mo dell, das im<br />

Verkehrsnetz im Großraum Paris eingesetzt wur de, ein Exemplar in den<br />

ausgedehnten Fahrzeughallen im<br />

Departement Val-de-Marne<br />

auf be wah ren. Derzeit<br />

ist dieser Ort nur bei<br />

seltenen Anlässen,<br />

wie der Europäischen<br />

Museumsnacht oder<br />

den Europäischen<br />

Tagen des Kulturerbes,<br />

für das Publi kum<br />

zugänglich. Der neue<br />

Präsident der RATP, der<br />

ehemalige Premierminister<br />

Jean Castex, ließ kürzlich<br />

verlauten, dass er ein<br />

ganzjährig geöffnetes<br />

Museum plant, in dem<br />

diese ungewöhnliche<br />

Sammlung präsen tiert<br />

werden soll.<br />

ANERKENNUNG<br />

Burg Sedan ist<br />

« beliebtestes<br />

Denkmal der<br />

Franzosen »<br />

Die Burg Sedan liegt<br />

in den Ardennen und<br />

ist « die größte Anlage<br />

dieser Art in Europa ».<br />

Nun kann sie sich ein Jahr lang damit schmücken, das<br />

Monument préféré des Français zu sein. Die Franzosen<br />

haben sie damit den anderen Denkmälern, die sich um<br />

diesen Titel bewarben, vorgezogen: Basilika Notre-<br />

Dame de Fourvière in Lyon (Rhône), Abbaye de Cluny<br />

(Saône-et-Loire), Citadelle de Port-Louis (Morbihan),<br />

Château de Blois (Loir-et-Cher), Citadelle d’Ajaccio<br />

(Korsika), Fort Saint-Louis (Martinique), Domaine de<br />

Chaalis (Oise), Französische Nationalbibliothek (Paris),<br />

Haras du Pin (Orne), Phare de la Coubre (Charente-<br />

Maritime), Dreimaster Belem (Loire-Atlantique),<br />

Amphitheater in Vaison-la-Romaine (Vaucluse).<br />

OLYMPISCHE SPIELE<br />

Der Kampf der Straßenbuchhändler auf den<br />

Seine-Quais<br />

Sollen die Bouquinistes und ihre berühmten « grünen<br />

Holzkisten » voller Bücher auf den Quais entlang der Seine<br />

die Verlierer der Olympischen Spiele <strong>2024</strong> in Paris sein? Das<br />

befürchten die Buchhändler zumindest, seit die Pariser<br />

Stadtverwaltung ihnen vor Kurzem eröffnete, dass 570<br />

der 950 Verkaufsstände « aus Sicherheitsgründen » für<br />

die Eröffnungsveranstaltung der Spiele am 26. Juli <strong>2024</strong><br />

verschwinden sollen, um zu einem späteren – nicht präzisierten<br />

– Termin wieder zurückgebracht zu werden. « Es ist absurd,<br />

für eine Zeremonie, mit der die Monumente der Hauptstadt<br />

glorifiziert werden sollen, eines der bekanntesten Symbole<br />

von Paris verschwinden zu lassen! », ließ der Präsident der<br />

Vereinigung der Pariser Buchhändler, Jérôme Callais, umgehend<br />

verlauten. Nun soll über eine Lösung diskutiert werden. Wir<br />

werden Sie auf jeden Fall auf dem Laufenden halten.<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24 · 7


ON EN PARLE<br />

UMWELT<br />

Nîmes verliert eine legendäre Palme<br />

Die Palme auf dem Place du Marché in Nîmes war zweifellos eines der Symbole<br />

der Stadt. Der herrliche Baum, der vor rund dreißig Jahren gepflanzt wurde, ist<br />

gemeinsam mit dem Bronzekrokodil des nahe gelegenen Brunnens auf dem<br />

städtischen Wappen zu sehen. Als wir die Palme im Juni im Rahmen unserer<br />

Reportage über Nîmes fotografierten, war sie offensichtlich noch « in voller Form »<br />

(siehe Foto). Inzwischen wurde sie jedoch von einer Kolonie Roter Palmrüssler<br />

im wahrsten Sinne des Wortes aufgefressen. Der Baum hatte nicht die geringste<br />

Chance. Am 13. Oktober wurde er daher von Mitarbeitern der Stadt gefällt. Er<br />

soll durch einen Laubbaum oder eine andere, gegen diese Insekten resistente<br />

Palmenart ersetzt werden.<br />

WINDENERGIE<br />

Keine Anlage im Pays de Proust!<br />

Der Conseil d’État, die höchste juristische Verwaltungsinstanz in Frankreich, hat ein sehr<br />

umstrittenes Windenergieprojekt definitiv beerdigt. Es sollte nur wenige Kilometer von Illiers-<br />

Combray (Eure-et-Loir) entfernt entstehen, wo Marcel Proust (1871-1922) seine Kindheit<br />

verbracht hatte. Der Staatsrat bestätigte damit eine Entscheidung des Verwaltungsgerichts<br />

Versailles vom April 2022. Das Gericht war der Ansicht, dass dieses Vorhaben der Landschaft,<br />

« die eng mit dem Leben und Werk des Schriftstellers verbunden ist, möglicherweise<br />

gravierenden Schaden zufügen würde ».<br />

KUNST<br />

Das Mysterium um die Mona Lisa hält an<br />

Eine von Forschern des Centre National de la Recherche Scientifique<br />

(CNRS) durchgeführte Analyse kam zum Schluss, dass Leonardo<br />

da Vinci (1452-1519) angeblich eine Mischung aus Öl und Bleioxid<br />

zum Malen seiner Bilder, unter anderem der berühmten Mona Lisa,<br />

verwendete. Eine ungewöhnliche und für die damalige Zeit seltene<br />

Technik, die laut den Experten den Vorteil hatte, dass die Farbe<br />

schneller trocknete. Bei der Suche nach einer Erklärung für diese<br />

Vorgehensweise stießen die Wissenschaftler in den Archiven des<br />

großen Malers auf den Vermerk Letargirio di piombo, allerdings in<br />

einem Manuskript, in dem es nicht um die Malerei, sondern um<br />

ein Heilmittel für Haut und Haare ging. Der toskanische Meister<br />

hatte also vermutlich die Idee, das Mittel auch für seine Bilder<br />

einzusetzen. Offenbar mit Erfolg!<br />

8 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24


KULTURERBE<br />

Zukünftiger Vorplatz der<br />

Kathedrale von Chartres<br />

vorgestellt<br />

Seit vielen Jahren wird heiß darüber<br />

diskutiert, wie der Vorplatz der<br />

Kathedrale von Chartres gestaltet<br />

werden soll. Die Stadtverwaltung<br />

will dort ein Kultur- und<br />

Tourismuszentrum einrichten. Das<br />

2019 präsentierte Projekt sah eine vier Meter hohe Mauer vor, die den Blick<br />

auf das von der UNESCO als Weltkulturerbe klassifizierte Monument teilweise<br />

verstellen würde. Letztendlich wird es auf dem Vorplatz kein Gebäude geben.<br />

Das 3500 m² große Kultur- und Tourismuszentrum namens Autricum soll nun<br />

unterirdisch gebaut werden.<br />

ZUG<br />

Nennen Sie mich nicht mehr Thalys<br />

Deutschland, Frankreich, Belgien, Großbritannien und die<br />

Niederlande wollen ihre Kräfte im Zugverkehr bündeln<br />

und das Schienennetz vereinheitlichen. Aus diesem Grund<br />

werden die Thalys-Züge nun in Eurostar umbenannt.<br />

ERÖFFNUNG<br />

Louis Vuitton expandiert auf den<br />

Champs-Élysées<br />

Louis Vuitton, eine Marke des französischen<br />

Luxuswarenkonzerns Louis Vuitton Moët<br />

Hennessy (LVMH), die bereits auf der<br />

prestigeträchtigen Pariser Avenue ansässig<br />

ist, hat die Eröffnung einer weiteren<br />

Boutique dort angekündigt. Mit knapp 6000<br />

Quadratmetern soll diese fünfmal so groß<br />

sein, wie die bestehende. Darüber hinaus<br />

will das Luxuslabel an derselben Adresse –<br />

Hausnummer 103 – sein erstes Hotel eröffnen.<br />

WELTKULTURERBE<br />

Maison Carrée in Nîmes steht auf der<br />

UNESCO-Welterbeliste<br />

In der letzten Ausgabe (<strong>Nr</strong>. 88) von Frankreich erleben<br />

konnten Sie lesen, dass man in Nîmes ungeduldig auf<br />

die Entscheidung wartete, ob das Maison Carrée, ein<br />

bemerkenswertes Gebäude aus dem 1. Jahrhundert, in<br />

die Weltkulturerbeliste der UNESCO aufgenommen wird<br />

(Nîmes: Wo Geschichte Zukunft hat). Seit der Zusammenkunft<br />

des UNESCO-Welterbekomitees im September im saudiarabischen<br />

Riad ist es nun offiziell. Ebenfalls aufgenommen<br />

wurden in derselben Sitzung die Volcans et Forêts de la<br />

Montagne Pelée et les Pitons du nord auf Martinique. Damit<br />

werden 52 französische Kultur- und Naturdenkmäler von der<br />

UNESCO als Welterbe anerkannt.<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24 · 9


ON EN PARLE<br />

UMWELT<br />

Bier brauen mit Sonnenwärme<br />

DEUTSCH-FRANZÖSISCHE KOOPERATION<br />

Hilfe zur Zusammenarbeit<br />

der Feuerwehren<br />

Die französische Region Bas-Rhin (Elsass) und das<br />

deutsche Bundesland Rheinland-Pfalz haben am<br />

27. September eine Vereinbarung unterzeichnet,<br />

um die Kooperation ihrer Feuerwehren bei Bränden<br />

und in Katastrophenfällen zu verein fach en. Es<br />

gab zwar bisher bereits gemeinsame Einsätze der<br />

beiden Länder, jetzt wurde die Zusammenarbeit<br />

aber offiziell festgehalten und erhält damit<br />

einen klaren verwaltungstechnischen Rahmen.<br />

Eine ähnliche Übereinkunft wurde 2021 bereits<br />

zwischen den Regionen Haut-Rhin, Bas-Rhin<br />

und dem Bundesland Baden-Württemberg<br />

geschlossen.<br />

In Dampierre-les-Bois (Doubs), in der Nähe von Montbéliard, wurde<br />

eine Minibrauerei namens Hélie eingeweiht, in der das Bier mithilfe<br />

von Sonnenergie gebraut wird. Die Idee dazu hatte ein französischer<br />

Ingenieur und Bierliebhaber, der immer auf der Suche nach<br />

umweltfreundlichen Lösungsansätzen ist. Im konkreten Fall erhitzen<br />

thermische Solarzellen zunächst eine Mischung aus<br />

Wasser und Malz auf eine Temperatur von 66° C. Ein<br />

Solarkonzentrator bringt die Mischung anschließend<br />

mithilfe von Spiegeln zum Kochen, indem er die<br />

Sonneneinstrahlung auf einen kleinen Empfänger<br />

bündelt, der unter dem Kessel positioniert ist. Die<br />

ersten Biere – hell, dunkel und Weißbier – haben<br />

die Konsumenten anscheinend überzeugt, denn der<br />

Initiator dieses Konzepts, Romain Zamboni, denkt<br />

derzeit über einen größeren und leistungsstärkeren<br />

Konzentrator nach, um die Produktionsmenge von bisher<br />

130 Litern pro Tag zu erhöhen. Informationen: https://<br />

microbrasseriehelie.odoo.com<br />

KONSUM<br />

Das Baguette-Rezept wurde geändert!<br />

Die Änderung ging fast unbemerkt vonstatten. Und das, obwohl<br />

sie eines der Symbole Frankreichs betrifft, nämlich Brot im Allgemein<br />

en und das berühmte Baguette im Besonderen! Seit dem<br />

1. Oktober <strong>2023</strong> mussten die französischen Bäcker die Zubereitung<br />

ihrer verschiedenen Brote (geringfügig) verändern: Während die<br />

zu lässi ge Grenze für Salz bislang bei 1,5 Gramm pro 100 Gramm<br />

Brot lag, wurde dieser Wert nun auf 1,4 Gramm für « normale » Sorten<br />

sowie die Sorte « Tradition » beziehungsweise auf 1,3 Gramm<br />

für Pains spéciaux, also zum Beispiel Körnerbrot, gesenkt. Es geht<br />

da bei darum, den Salzgehalt von Brot zu verringern, was sich posi<br />

tiv auf die Gesundheit der Franzosen auswirken soll. Auf den Geschmack<br />

sollte diese Änderung allerdings nicht viel Einfluss haben.<br />

Zudem ist sie nicht bindend, die Einhaltung dieser Grenze durch die<br />

Bäcker war bisher schon freiwillig. Die Behörden wollen le digl ich<br />

Kon trol len zu « statistischen Zwecken » machen. Die Be rufs ver bände<br />

be ab sichtigen jedoch, sich an die Vorgaben zu halten.<br />

10 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24


TRANSPORT<br />

Metro in Marseille steht während der Woche<br />

abends still<br />

Die Neuigkeit sorgte in der zweitgrößten Stadt Frankreichs für<br />

Er staun en: Seit Ende Oktober stehen die beiden Linien der Marseiller<br />

Metro für die Dauer von voraussichtlich zwei Jahren von<br />

Mon tag bis Donnerstag ab 21.30 Uhr still. Diese Entscheidung<br />

der Régie des Transports Métropolitains (RTM) hat nicht nur<br />

die Nutzer, son dern auch die Stadtverwaltung überrascht.<br />

Die Verkehrs be trie be be gründeten die Ent scheidung mit der<br />

Tatsache, dass « die Fre quenz in den drei letzten Stunden des<br />

Betriebes nur 1,4 % des Tagesvolumens ausmacht ». Anders<br />

gesagt, es geht um eine fehl en de « Rentabilität », ein Begriff, der<br />

für einen öffentlichen Dienst eher erstaunlich ist. Laut RTM soll<br />

die Metro jedoch zu be stimm ten Zeiten – über Weihnachten<br />

und Neujahr, während der Olym pische Spiele <strong>2024</strong> (in Marseille<br />

finden die Segelwettbewerbe statt) sowie punktuell bei<br />

Fußballspielen während der Woche – wie der wie gewohnt<br />

fahren. Die Entscheidung findet offensichtlich der zeit keinen<br />

Anklang.<br />

NACHTZUG<br />

Wiedereröffnung der Linie Berlin-Paris<br />

Wir haben es bereits angekündigt, nun ist das Datum bekannt: Ab dem<br />

11. Dezember <strong>2023</strong> wird zwischen Berlin und Paris wieder ein Nachtzug<br />

verkehren. Die Strecke führt über<br />

Straßburg. Die Züge der österreichischen<br />

Bahngesellschaft ÖBB verkehren dann<br />

drei Mal pro Woche zwischen Berlin und<br />

dem Pariser Bahnhof Gare de l’Est. Die<br />

Reisezeit beträgt 14 Stunden. Preis: ab<br />

30 € für eine einfache Strecke. Auskünfte:<br />

www.nightjet.com.<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24 · 11


ON LIT<br />

HISTORISCHER ROMAN<br />

Alles Licht, das wir nicht sehen<br />

Anthony Doerr, Originaltitel: All the light we<br />

cannot see (erschienen 2014 im Scribner-<br />

Verlag), aus dem Amerikanischen übersetzt von<br />

Werner Löcher-Lawrence, C.H. Beck Verlag, 520<br />

Seiten, 25 €, ISBN 978-3406815348<br />

Das Buch wurde 2015 in den Vereinigten Staaten<br />

in der Kategorie « Fiktion » mit dem Pulitzer-Preis<br />

ausgezeichnet und war ein regelrechtes Phänomen<br />

in der amerikanischen Verlagswelt. Alles Licht, das<br />

wir nicht sehen ist nicht nur ein Kriegsroman, es ist<br />

eine tief gehende Betrachtung über das Schicksal<br />

und menschliche Lebensbedingungen. Während<br />

der Libération begegnen sich im Bombenhagel<br />

der kleinen Stadt Saint-Malo (Ille-et-Vilaine)<br />

zwei Menschen, die gegensätzlicher nicht sein<br />

könnten: Marie-Laure, eine junge erblindete Frau,<br />

die zu ihrem Onkel geflohen ist, und Werner,<br />

ein Waisenjunge, der aufgrund seiner genialen<br />

Kenntnisse über elektromagnetische Wellen von<br />

der Wehrmacht rekrutiert wurde. Anthony Doerr<br />

fesselt uns in diesem Roman durch eine Mischung<br />

aus Geschichte, Wissenschaft, Poesie und Traum.<br />

Mit seinem lebhaften Stil und in kurzen Kapiteln,<br />

die abwechselnd jeweils einem der beiden<br />

Protagonisten gewidmet sind, gelingt es ihm, das<br />

Genre des historischen Romans neu zu definieren.<br />

Ein lehrreicher und sehr menschlicher Text. Großes<br />

Lesevergnügen!<br />

Hinweis: Aufgrund des Erfolgs dieses Buches hat<br />

das Fremdenverkehrsamt von Saint-Malo einen<br />

Rundgang durch die<br />

Stadt konzipiert, auf<br />

dem man mithilfe<br />

von GPS-Ortung<br />

den Spuren von<br />

Marie-Laure folgt.<br />

Sie können ihn<br />

kostenlos über die<br />

APP Saint-Malo Tour<br />

(Rubrik Balades, dann<br />

Circuits découvertes)<br />

auf Ihr Smartphone<br />

herunterladen (Sur les<br />

pas de Marie-Laure, 10<br />

km, 3 Std.).<br />

ROMAN/REISEBERICHT<br />

Auf versunkenen<br />

Wegen<br />

Sylvain Tesson,<br />

Originaltitel:<br />

Sur les chemins<br />

noirs (erschienen<br />

2016 bei Gallimard),<br />

übersetzt aus dem<br />

Französischen<br />

von Holger Fock<br />

und Sabine Müller,<br />

Penguin, 192 Seiten, 14 €,<br />

ISBN 978-3328111221<br />

Wenn Sie Sylvain Tesson noch nicht kennen,<br />

ist die Taschenbuchausgabe des Werkes,<br />

das 2017 bereits vom Albrecht Knaus Verlag<br />

in der gebundenen Ausgabe herausgegeben<br />

wurde, eine gute Gelegenheit, einen unserer<br />

bevorzugten zeitgenössischen Autoren<br />

zu entdecken. Der Abenteurer, der bereits<br />

einen großen Teil unseres Globus bereiste,<br />

stürzte vor einigen Jahren beim Versuch,<br />

eine Hausfassade hochzuklettern, ab und<br />

verletzte sich schwer. Später beschloss er,<br />

Frankreich zu Fuß auf einer großen Diagonale<br />

du vide zu durchqueren: 1300 Kilometer,<br />

von der italienischen Grenze bis ans Ende<br />

des Cotentin. Dabei vermied er, wo immer<br />

möglich, Straßen und urbane Gebiete. Beim<br />

Lesen dieses Reiseberichts entdeckt man eine<br />

unbekannte « französische Wüste » mit kleinen<br />

Pfaden, alten Wegen und oft vergessenen<br />

Landschaften. Bemerkenswert und lehrreich!<br />

Hinweis: Das Buch wurde <strong>2023</strong> von Denis<br />

Imbert mit Jean Dujardin in der Hauptrolle für<br />

das Kino verfilmt. Die französische Version lief<br />

unter dem Titel Sur les chemins noirs. Am 30.<br />

November kommt der Film mit dem Titel Auf<br />

dem Weg in die deutschen Kinos.<br />

12 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24


REISEFÜHRER FÜR NEUGIERIGE<br />

Paris, eine Augenreise<br />

Hélène Rocco (Text) und Sophia van den Hoek (Fotos), DK Verlag,<br />

258 Seiten, 29,95 €, ISBN 978-3734207228<br />

Es wäre schade, dieses wunderschöne Buch « nur » als Reiseführer<br />

für Paris zu bezeichnen. Davon gibt es bereits viele, und das<br />

vorliegende Werk ist eindeutig viel mehr,<br />

das bestätigen sogar gebürtige Pariser. Es<br />

ist eine Fundgrube an Informationen, es<br />

quillt nur so über von empfehlenswerten,<br />

authentischen Adressen, die alle überprüft<br />

sind. Die Autorinnen betrachten die<br />

Hauptstadt unter einem eigenständigen<br />

Blickwinkel, den Einwohner oftmals gar<br />

nicht haben. Das Buch ist nicht nur die<br />

Einladung zu einer « Reise » durch die<br />

Hauptstadt, sondern, wie der Titel es so<br />

poetisch ausdrückt, zu einer « Augenreise ».<br />

Das Werk erinnert uns daran, dass Reisen<br />

vor allem auch bedeutet, die Welt um uns<br />

herum mit einem neugierigen und offenen<br />

Blick zu betrachten. Erfreulich!<br />

KRIMI<br />

Die Unbekannte<br />

Guillaume Musso, Originaltitel:<br />

L’inconnue de la Seine<br />

(erschienen 2021 bei Calmann-<br />

Lévy), übersetzt aus dem<br />

Französischen von Eliane<br />

Hagedorn und Bettina Runge,<br />

Piper, 448 Seiten, 18 €, ISBN<br />

978-3492063760<br />

In einer kalten Dezembernacht<br />

wird in Paris eine junge Frau aus<br />

der Seine gerettet. Sie ist nackt,<br />

spricht kein Wort und scheint an<br />

einer Amnesie zu leiden. Ein DNA-Test soll ihre Identität klären, doch<br />

das Ergebnis macht den Fall nur noch rätselhafter: Die Frau ist Milena<br />

Bergmann, jene gefeierte Pianistin, die ein Jahr zuvor bei einem<br />

tragischen Flugzeugabsturz ums Leben kam. Es ist zu erwarten,<br />

dass sich die zahlreichen Fans von Guillaume Musso – seit 2011 der<br />

meistverkaufte französische Schriftsteller weltweit – bei Erscheinen<br />

sofort auf diesen neuen Krimi stürzen werden, dessen Handlung<br />

in Paris spielt. Wenn Sie noch nichts von Musso gelesen haben, ist<br />

es vielleicht die Gelegenheit, ihn kennenzulernen. Auf alle Fälle ist<br />

das Erscheinen des « neuesten Musso » immer ein heiß erwartetes<br />

Ereignis, sowohl in Deutschland als auch in Frankreich!<br />

Dieses Buch hat uns gefallen und<br />

wir haben es Ihnen bei Erscheinen in<br />

Frankreich vorgestellt.<br />

Nun wurde es übersetzt und ist im<br />

deutschen Buchhandel erhältlich.<br />

ROMAN<br />

Clara<br />

und die<br />

Poesie des<br />

Lebens<br />

Stéphane<br />

Carlier,<br />

Originaltitel:<br />

Clara lit<br />

Proust (erschienen 2022 bei Gallimard),<br />

übersetzt aus dem Französischen von<br />

Lina Robertz, C. Bertelsmann 208<br />

Seiten, 22,70 €, ISBN 978-3570105429.<br />

Ab 15. November <strong>2023</strong> im Handel.<br />

Stéphane Carlier hegt eine Passion für<br />

die Werke von Marcel Proust (1871-1922),<br />

denen der Ruf nachhängt, schwierig zu<br />

lesen und einer bestimmten Kategorie<br />

von « Bücherwürmern » vorbehalten zu<br />

sein. Das brachte ihn auf die Idee, diesen<br />

heiteren und angenehm zu lesenden<br />

Roman zu schreiben. Darin begegnet man<br />

Clara, einer jungen Friseurin in einem<br />

kleinen, anspruchslosen Friseursalon in<br />

der Provinz. Als eines Tages ein Kunde ein<br />

Buch von Proust vergisst, stellt das ihr<br />

Leben auf den Kopf. Nach der Lektüre ist<br />

man frohen Mutes und hat unweigerlich<br />

Lust, selbst in das Werk Prousts<br />

einzutauchen. Damit hat Stéphane Carlier<br />

sein Ziel zweifelsfrei erreicht!<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24 · 13


ON LIT EN FRANCE Prix Goncourt <strong>2023</strong><br />

Unsere Auswahl an Büchern, über die man<br />

zurzeit in Frankreich spricht<br />

Wie jedes Jahr verkündete die Jury des renommierten französischen<br />

Literaturpreises Prix Goncourt am 7. November im<br />

Pariser Restaurant Chez Drouant, welchem Werk sie den<br />

Preis in diesem Jahr zuerkennt. Obwohl diese Auszeichnung<br />

nur von einem symbolischen Scheck über 10 Euro<br />

begleitet ist – den die meisten Autoren im Übrigen lieber<br />

einrahmen, statt einzukassieren –, bedeutet er für den<br />

glücklichen Sieger eine große Anerkennung und – zumindest<br />

in den allermeisten Fällen – die Garantie für einen Verkaufserfolg<br />

im Buchhandel. Anfang September selektierte<br />

die Académie Goncourt 15 Bücher, von denen es vier in die<br />

Endauswahl vom 25. Oktober schafften. Diese vier Bücher<br />

stellen wir Ihnen hier vor. Und nun sind Sie am Zug: Welches<br />

der Bücher hat Ihrer Ansicht nach den Prix Goncourt erhalten?<br />

Die Antwort finden Sie auf Seite 98 …<br />

ROMAN<br />

Sarah, Susanne et l’écrivain<br />

Éric Reinhardt, Gallimard, <strong>2023</strong>, 420 Seiten, 22 €,<br />

ISBN 978-2072945<strong>89</strong>2<br />

Sarah vertraut einem Schriftsteller, den sie bewundert, ihre<br />

Lebensgeschichte an, damit dieser einen Roman daraus macht. In diesem<br />

Roman heißt sie Susanne. Sie fühlt sich nicht mehr so geliebt wie früher.<br />

Ihr Mann zieht sich jeden Abend in sein Büro zurück, lässt sie mit den<br />

Kindern allein. Um ihn zum Handeln zu zwingen, kündigt sie ihm an,<br />

ihn vorübergehend zu verlassen. Diese Entscheidung provoziert eine<br />

Kettenreaktion von erschütternden Ereignissen, die nicht vorhersehbar<br />

waren. Nicht nur die Handlung macht diesen Roman so besonders, sondern<br />

vor allem seine Form: Es ist eine regelrechte Mise en abyme: In diesem<br />

unerwarteten und verwirrenden Werk überschneiden sich Sarahs richtiges<br />

und Susannes romanhaftes Leben. Dadurch gibt Éric Reinhardt uns Einblick<br />

in das Herzstück jedes Schriftstellers, nämlich seine Vorstellungsgabe. Wie<br />

wird eine reale zu einer fiktiven Person? Wie gelingt es dem Schriftsteller,<br />

Realität und Fiktion zu verknüpfen? Das ist packend, zumal das Buch durch<br />

die sensibel und liebevoll gezeichneten Porträts von Sarah und Susanne eine<br />

schöne Hommage an die Frauen darstellt.<br />

ROMAN<br />

Veiller sur elle<br />

Jean-Baptiste Andrea,<br />

L’Iconoclaste, <strong>2023</strong>, 590 Seiten, 22,50 €,<br />

ISBN 978-2378803759<br />

1986. In einem Kloster im italienischen Piemont<br />

liegt ein alter Mann namens Michelangelo<br />

Vitaliani, genannt Mimo, im Sterben. Man<br />

erfährt, dass er hier inkognito die letzten 40<br />

Jahre seines Lebens verbrachte. Der sehr<br />

ambitionierte Roman zeichnet nicht nur Mimos<br />

Leben nach, sondern die Geschichte eines<br />

ganzen Jahrhunderts, zweier Weltkriege und<br />

des aufkommenden Faschismus in Italien.<br />

Aber auch die Geschichte der sakralen Kunst.<br />

Mimo war nämlich ein genialer Bildhauer.<br />

Und ein rätselhafter Künstler: Eines seiner<br />

Werke ist so realistisch, dass die Menschen<br />

beim Betrachten ganz verwirrt werden. Die<br />

Kirche ist daher der Ansicht, man müsse es<br />

verstecken. Das größte Geheimnis von Mimo<br />

ist jedoch seine geheime Liebe zu Viola,<br />

die er seit seiner Kindheit hegt. Allerdings<br />

stammt Viola aus einer prestigeträchtigen<br />

Familie und die beiden hätten sich eigentlich<br />

niemals begegnen dürfen. Über die spannend<br />

konstruierte Erzählung hinaus, die sich wie ein<br />

hervorragender Thriller liest, gelingt es dem<br />

Autor in einer wunderschönen Verbindung von<br />

Romantik und poetischer Ausdruckskraft, eine<br />

außergewöhnliche Liebe zu beschreiben. Ein<br />

schönes und ermutigendes Buch, das einfach<br />

guttut!<br />

14 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24


ERFAHRUNGSBERICHT/AUTOBIOGRAFIE<br />

Triste tigre<br />

ROMAN<br />

Humus<br />

Gaspard Kœning, L’Observatoire, <strong>2023</strong>, 384 Seiten,<br />

22 €, ISBN 979-1032927823<br />

Zwei Freunde, beide Studenten der<br />

Agrarwissenschaften und wie viele<br />

andere ihrer Generation über die<br />

ökologische Krise besorgt, beschließen<br />

etwas zu tun, um die Welt zu verändern.<br />

Kevin, dessen Eltern beide in der<br />

Landwirtschaft arbeiten, gründet ein<br />

Start-up, um das Müllproblem mithilfe von<br />

Wurmkompostierung im großen Stil zu lösen. Dabei<br />

läuft er Gefahr, sich in den wirtschaftlichen Wirren eines<br />

« grünen Kapitalismus » zu verlieren, dem es letzten<br />

Endes mehr ums Geld als um Ökologie geht. Arthur<br />

kommt zwar aus wohlhabenderen Verhältnissen,<br />

beschließt aber, sich den einfachen Dingen, dem<br />

Ackerbau und dem Leben auf dem Land zuzuwenden.<br />

Er versucht, das Ackerland, das seiner Familie gehört<br />

und das durch jahrzehntelange Bearbeitung mit<br />

Pestiziden ruiniert wurde, wieder nutzbar zu machen,<br />

um davon leben zu können. Ein<br />

sehr aktueller und gut belegter<br />

Roman, der auf raffinierte<br />

und oft humorvolle Art Fragen<br />

zu unserem persönlichen<br />

Verhältnis zur Umwelt und zum<br />

derzeitigen Klimanotstand<br />

aufwirft. Ohne Moral predigen<br />

zu wollen, lässt uns Gaspard<br />

Kœning die Anstrengungen seiner<br />

Protagonisten mitverfolgen<br />

und regt uns dadurch zum<br />

Nachdenken über<br />

unsere eigenen<br />

Einstellungen<br />

an. Gleichzeitig<br />

fordert er<br />

uns auf, nicht<br />

den Fehler<br />

zu begehen,<br />

ein voreiliges<br />

Urteil zu fällen.<br />

Ein aktuelles,<br />

nützliches und<br />

dazu noch<br />

packendes Buch!<br />

Neige Sinno, P.O.L, <strong>2023</strong>, 288 Seiten, 20 €,<br />

ISBN 978-2818058268<br />

« Porträt meines Vergewaltigers. Denn auch für mich ist im Grunde<br />

das, was im Kopf des Peinigers vorgeht, das Interessanteste. In<br />

die Opfer können sich alle hineinversetzen, das ist einfach. Selbst<br />

wenn man es nicht erlebt hat […] mit dem Peiniger ist es dagegen<br />

etwas anderes […] Sogar ich, die ich das ganz nah erlebt habe, so<br />

nah, wie man es auch nur erleben kann, habe mir jahrelang Fragen<br />

zu diesem Thema gestellt, und ich verstehe es immer noch nicht. »<br />

Ab der ersten Seite ihres Meisterwerks lässt Neige Sinno uns auf<br />

verblüffende Art in eine schreckliche Geschichte eintauchen. Ihre<br />

Geschichte. Die Geschichte einer Frau, die als Kind von ihrem<br />

Stiefvater missbraucht wird. Eine schmutzige Geschichte, die<br />

sieben Jahre dauert, bis sie eine Jugendliche ist. Eine Geschichte,<br />

über der bleiernes Schweigen liegt, bis Neige Sinno mit 21<br />

Jahren Anzeige erstattet. Ihr Stiefvater wird zu neun Jahren Haft<br />

verurteilt, sitzt aber nur fünf Jahre hinter Gittern: « Ein vorbildlicher<br />

Gefangener. Straferlass. Das ist typisch bei Sexualstraftätern. Sie<br />

sind die Musterschüler des Gefängnisses », hält die Autorin mit<br />

einem erschütternden Realitätssinn fest. Triste Tigre gehört zu<br />

den fundamentalen Lesestoffen, die wie ein Schlag ins Gesicht<br />

erscheinen. Ein Buch, das zwangsläufig Spuren hinterlässt. Einen<br />

emotionalen Schock versetzt. Zweifellos ein aufwühlendes Buch.<br />

Aber nicht nur durch die furchtbare Handlung, die es erzählt,<br />

sondern vor allem durch die<br />

treffenden Worte der Autorin,<br />

mit denen es ihr gelingt,<br />

uns zu verdeutlichen,<br />

dass sie gerade aus<br />

diesen Worten ihre<br />

Fähigkeit zur Resilienz<br />

schöpft.<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24 · 15


ON REGARDE<br />

DRAMA / KRIMI<br />

Anatomie eines Falls<br />

Seit fast zwei Jahren leben Sandra (Sandra Hüller), eine deutsche Schriftstellerin, ihr<br />

französischer Ehemann Samuel (Swann Arlaud) und ihr elfjähriger Sohn Daniel (Milo<br />

Machado Graner) zurückgezogen in einem kleinen Ort in den französischen Alpen. An<br />

einem strahlenden Tag wird Samuel am Fuße ihres Chalets tot im Schnee gefunden.<br />

War es Mord? Selbstmord? Oder doch nur ein tragischer Unfall? Der Polizei erscheint<br />

Samuels plötzlicher Tod verdächtig, und Sandra wird zur Hauptverdächtigen. Es folgt ein<br />

aufreibender Indizienprozess, der nach und nach nicht nur die Umstände von Samuels<br />

Tod, sondern auch Sandras und Samuels turbulente Beziehung im Detail beleuchtet. Der<br />

Film wurde beim letzten Filmfestival von Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichnet<br />

und ist unser absoluter Coup de cœur! Bei Erscheinen dieses Magazins läuft er bereits seit<br />

zwei Wochen in den deutschen Kinos; wir können Ihnen nur ans Herz legen, ihn unbedingt<br />

anzusehen. Er wird sicherlich noch mehrere Wochen laufen. Das virtuos konzipierte Drama<br />

geht weit über das hinaus, was man von einem Film über einen Gerichtsprozess erwartet.<br />

Es lässt uns die ganze Zweideutigkeit der realen Welt und der Intimsphäre eines Ehepaares erfassen. Der<br />

Film ist hinreißend, von Anfang bis Ende fesselnd und sehr oft erschütternd. Großes Kino!<br />

Anatomie eines Falls • Frankreich, <strong>2023</strong>, 152 min • Originaltitel: Anatomie d’une chute • Ein Film von Justine<br />

Triet, mit Sandra Hüller, Swann Arlaud, Milo Machado Graner u. a. • Seit 2. November <strong>2023</strong> im Kino.<br />

BIOGRAFIE<br />

Sterne zum Dessert<br />

Der Film basiert auf der wahren Geschichte<br />

eines jungen Mannes, dessen Leben voller<br />

Stolpersteine ist. Yazid Ichemrahen wurde in<br />

seiner Kindheit und Jugend zwischen Heimen<br />

und Pflegefamilien hin und her geschoben,<br />

trotzdem gelang es ihm, mit eisernem<br />

Willen und Zielstrebigkeit seinen Traum zu<br />

verwirklichen: einer der besten Patissiers der<br />

Welt zu werden. 2014 erhielt er den Titel als<br />

Champion du monde des desserts glacés. Die<br />

Inszenierung von Sébastien Tulard ist zwar<br />

angesichts des Drehbuchs manchmal von<br />

einer etwas zu nahe liegenden Rührseligkeit<br />

geprägt, dennoch ist es insgesamt ein schöner<br />

und häufig sehr<br />

berührender Film.<br />

Ein Film, der letzten<br />

Endes ganz einfach<br />

guttut. Und das ist<br />

bereits viel!<br />

Sterne zum Dessert •<br />

Frankreich, <strong>2023</strong>, 110<br />

min • Originaltitel: A<br />

la belle étoile • Ein<br />

Film von Sébastien<br />

Tulard, mit Riadh<br />

Belaïche, Loubna<br />

Abidar, Christine Citti<br />

u. a. • Ab 28. Dezember<br />

<strong>2023</strong> im Kino.<br />

DRAMA, THRILLER<br />

Im letzten Sommer<br />

Anne (Léa Drucker) ist eine brillante<br />

Anwältin, die auf die Verteidigung<br />

minderjähriger Missbrauchsopfer<br />

und Jugendlicher in Schwierigkeiten<br />

spezialisiert ist. Gemeinsam mit ihrem<br />

Ehemann Pierre (Olivier Rabourdin)<br />

und den beiden Adoptivtöchtern führt<br />

sie ein harmonisches Familienleben<br />

in einer schönen Villa außerhalb von<br />

Paris. Als Théo (Samuel Kircher), Pierres<br />

17-jähriger Sohn aus einer früheren Ehe,<br />

bei ihnen einzieht, gerät das Idyll ins Wanken. Denn Anne findet<br />

Zugang zu dem rebellischen Teenager und schon nach kurzer Zeit<br />

entspinnt sich eine Affäre, die nicht nur ihre Familie, sondern auch<br />

ihre Karriere gefährdet. Mit 75 Jahren erteilt uns Catherine Breillat<br />

mit diesem Film eine meisterhafte Lektion in Sachen Toleranz.<br />

Er wirft Fragen zu einer auf den ersten Blick als ungebührlich<br />

wahrgenommenen Geschichte auf, nämlich zur verzehrenden<br />

Leidenschaft und Liebe zwischen einem jungen Mann und seiner<br />

Stiefmutter. Besonders Léa Drucker spielt hier in bemerkenswert<br />

subtiler Weise, sodass sich immer mehr die Feststellung aufdrängt,<br />

dass es gar nicht um Moral oder die Übermittlung einer Botschaft<br />

geht, sondern ganz einfach um zutiefst menschliche Gefühle,<br />

nämlich um Liebe und Leidenschaft. Bemerkenswert!<br />

Im letzten Sommer • Frankreich, <strong>2023</strong>, 104 min • Originaltitel: L’été dernier • Ein<br />

Film von Catherine Breillat, mit Léa Drucker, Samuel Kircher, Olivier Rabourdin,<br />

Clotilde Courau, Serena Hu, Angela Chen u. a. • Ab 11. Januar <strong>2024</strong> im Kino.<br />

16 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24


DOKUMENTATION<br />

KONZERT<br />

Callas Toujours: Konzert<br />

aus der Pariser<br />

Oper 1958<br />

Am 2. Dezember 1923 – vor<br />

100 Jahren – wurde in New<br />

York Maria Callas, die « Casta<br />

diva » der Opernbühne,<br />

geboren. Der Auftritt der Callas am 19. Dezember 1958 in der<br />

französischen Hauptstadt war das gesellschaftliche Ereignis des<br />

Jahres. Ihre Interpretationen der Arien aus Bellinis « Norma »,<br />

Verdis « Der Troubadour », Rossinis « Der Barbier von Sevilla »<br />

sowie aus « Tosca » von Puccini begeisterten das Publikum.<br />

Konzert, 1958, 42 Min. Samstag, 2. Dezember <strong>2023</strong> um 16.55 Uhr. Online<br />

verfügbar vom 2. Dezember <strong>2023</strong> bis 1. März <strong>2024</strong> auf arte.tv<br />

Der Kleine Prinz: man sieht mehr mit dem<br />

Herzen gut<br />

« Der kleine Prinz: Man sieht nur mit dem Herzen gut »<br />

erzählt die kaum bekannte Entstehungsgeschichte von<br />

Antoine de Saint-Exupérys Klassiker der Weltliteratur.<br />

Die Dokumentation beginnt 1940 mit dem Exil des<br />

Autors in New York und schildert die von künstlerischen,<br />

politischen und amourösen Abenteuern geprägten<br />

Jahre bis zu seinem Tod 1944.<br />

Dokumentation von Vincent<br />

Nguyen, <strong>2023</strong>, 58 Min. ·<br />

Mittwoch, 20. Dezember<br />

<strong>2023</strong> um 22.20 Uhr.<br />

Online verfügbar vom<br />

13. Dezember <strong>2023</strong> bis<br />

24 Juli <strong>2024</strong> auf arte.tv<br />

Das komplette tägliche ARTE TV-Programm finden Sie im ARTE Magazin.<br />

Jeden Monat neu am Kiosk oder im Abonnement. Jetzt bestellen unter: www.arte-magazin.de.<br />

Weitere Informationen und Angebote von ARTE : www.arte.tv<br />

SPIELFILM<br />

Cyrano de Bergerac<br />

KONZERT<br />

Pariser Leben von Jacques Offenbach<br />

Neuer Glanz, neue Melodien: Neben « Orpheus in der Unterwelt »<br />

und « Die schöne Helena » gehört « Pariser Leben » (1866) zu<br />

Jacques Offenbachs (1819-1880) populärsten Operetten. Die<br />

Originalfassung wurde wie damals üblich zensiert. Nun zeigt Arte<br />

die witzig-spritzige Satire auf das frivole Paris in einer farbenfrohen<br />

Inszenierung des französischen Modeschöpfers Christian Lacroix.<br />

Operette von Jacques Offenbach.<br />

Regie: François Roussillon.<br />

Inszenierung: Christian Lacroix;<br />

Orchestrer: Les musiciens du Louvre,<br />

unter musikalischer Leitung von<br />

Romain Dumas; Chor: Chœur de<br />

chambre de Namur; mit Jodie<br />

Devos, Rodolphe Briand, Marc<br />

Mauillon, Franck Leguerinel. 2021,<br />

175 Min. · Mittwoch, 27. Dezember<br />

<strong>2023</strong> um 23.15 Uhr auf Arte.<br />

Online verfügbar ab sofort<br />

bis 25. Juni <strong>2024</strong> auf arte.tv<br />

Cyrano, ein<br />

durch seine<br />

große Nase<br />

missgestalteter<br />

Gardist<br />

und großer<br />

Dichter, leidet<br />

unter der<br />

unerwiderten<br />

Liebe zu<br />

seiner Cousine. Um ihr nahe zu sein, schlägt er seinem<br />

Nebenbuhler einen Deal vor … Jean-Paul Rappeneaus<br />

Adaption des Versdramas, mit einem furiosen Gérard<br />

Depardieu in der Titelrolle, wurde nicht nur in Frankreich<br />

zu einem Riesenerfolg.<br />

Spielfilm von Jean-Paul Rappeneau, mit Gérard<br />

Depardieu, Anne Brochet, Vincent Perez u. a., 1990, 137<br />

Min. · Montag, 29. Januar <strong>2024</strong> um 14.05 Uhr.<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24 · 17


ON SURFE<br />

VIRTUELLER RUNDGANG<br />

Ein fast realer<br />

Besuch im<br />

Élysée-Palast<br />

Seit 1879 ist der<br />

Élysée-Palast<br />

in der Rue des<br />

Faubourg-Saint-<br />

Honoré <strong>Nr</strong>. 55,<br />

ganz in der Nähe<br />

der berühmten Champs-Élysées, der offizielle Wohnsitz des<br />

Staatspräsidenten und damit der Sitz der höchsten Macht des<br />

Landes. Lange Zeit wurde er wie eine Festung vor neugierigen<br />

Blicken geschützt, galt sogar als einer der geheimsten Orte<br />

der Republik. Doch die Zeiten ändern sich, und inzwischen<br />

gibt dieses Gebäude – wie viele andere – immer mehr von sich<br />

preis. Bereits seit einigen Jahren kann man den Élysée-Palast<br />

virtuell besichtigen. Nun wurde dieser Rundgang allerdings<br />

komplett neu gestaltet und erweist sich – dank einer immer<br />

perfekteren Technik – als regelrecht immersive Erfahrung. Auf<br />

sehr lehrreiche Art bewegt man sich von einem Raum zum<br />

nächsten und erfährt dabei, in welchem Ausmaß mit Brigitte<br />

und Emmanuel Macron die moderne Kunst im Élysée-Palast<br />

Einzug hielt. Der Kontrast zwischen den Goldverzierungen des<br />

prunkvollen Empirestils und einigen Kunstwerken ist nicht zu<br />

übersehen. Interessant und unerwartet!<br />

https://visite.elysee.fr<br />

MOBILFUNKNETZ<br />

Den besten Mobilfunkanbieter in Frankreich<br />

finden<br />

Vielleicht<br />

wollten Sie<br />

schon einmal<br />

ein Mobilfunkabonnement<br />

in Frankreich<br />

abschließen<br />

oder eine<br />

Prepaid-<br />

SIM-Karte kaufen. Wie in Deutschland teilen sich mehrere<br />

Netz betreiber den Markt, und es ist nicht immer einfach,<br />

mit Sicherheit zu bestimmen, welcher von ihnen am Wohnoder<br />

Urlaubsort die beste Netzabdeckung bietet. Eine<br />

Website schafft hier nun Abhilfe. Sie wurde von der ARCEP,<br />

der offiziellen Regulierungsbehörde im Bereich Tele kommunikation,<br />

initiiert. Auf einer interaktiven Karte kann man<br />

für jeden spezifischen Punkt im französischen Mutterland<br />

oder in den Überseegebieten die Netzabdeckung durch die<br />

verschiedenen Betreiber mit einer bislang unerreichten Präzision<br />

vergleichen. Für das Ergebnis werden nicht nur die<br />

An gaben der Betreiber selbst, sondern auch von der ARCEP<br />

vor Ort eigens erstellte Messungen sowie die Angaben von<br />

freiwilligen Nutzern herangezogen. Es han delt sich da bei<br />

al so um ein un ab hängi ges und effi zientes Tool!<br />

https://monreseaumobile.arcep.fr<br />

SPORT<br />

Die letzten Plätze für die Olympischen und<br />

Paralympischen Spiele in Paris <strong>2024</strong> werden<br />

vergeben<br />

Be reits in der Vorbereitungsphase macht dieses Ereignis in<br />

Frank reich immer wieder von sich reden: Im nächsten Jahr<br />

fin den erstmals seit 1924 in Paris wieder Olympische und<br />

Pa ra lympische Spiele statt. Vom 26. Juli bis 11. August (Olympi<br />

sche Spiele) beziehungsweise vom 28. August bis 8. Septem<br />

ber (Paralympische Spiele) werden in der Hauptstadt<br />

und in anderen Städten auf französischem Staatsgebiet<br />

Mil lionen Sportler und Besucher zu diesem internationalen<br />

Sport fest erwartet. Es ist also naheliegend, dass man sich<br />

recht zeitig um Karten bemühen sollte, wenn man einen oder<br />

mehrere Wettkämpfe miterleben will! Insgesamt steht ein<br />

Kar tenkontingent von 13 Millionen Tickets zur Verfügung.<br />

Die Zahl ist beeindruckend, allerdings sollte man wissen,<br />

dass ein großer Teil davon bereits verkauft ist … Dennoch<br />

sind für einige Wettkämpfe noch Karten erhältlich. Achtung:<br />

Aus schließlich die offizielle Website (in französischer und<br />

eng lischer Sprache) ist dazu berechtigt, Einzeltickets zu vertreiben.<br />

Es ist also unnötig, andere Bezugsquellen zu suchen,<br />

dort zahlen Sie entweder mehr oder gehen unter Umständen<br />

sogar einem Betrüger auf den Leim. Am Jahresende besteht<br />

eine letzte Chance, sich einen der begehrten Plätze für die<br />

Olym pi schen Spiele zu sichern, denn dann wird die letzte<br />

Ver kaufs phase eingeleitet. Dabei gilt das Prinzip « wer zuerst<br />

kommt, mahlt zuerst ». Das genaue Datum des Verkaufsstarts<br />

ist noch nicht bekannt, am besten informieren Sie sich regelmäßig<br />

auf der Website. Was die Paralympischen Spiele angeht,<br />

begann der Verkauf der 3 Millionen Tickets am 9. Oktober und<br />

bei Drucklegung waren noch Karten erhältlich. Viel Glück!<br />

https://tickets.paris<strong>2024</strong>.org<br />

18 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24


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CHANSON FRANÇAISE<br />

BlauBird: Le ciel est partout<br />

17 Titel, 55 Minuten, Elles et O records, 2022, 12,99 €<br />

Manchmal kommt man nicht umhin, sich einzugestehen, dass<br />

man etwas Wesentliches übersehen hat. Zum Beispiel diese<br />

wunderschöne CD, die bereits im November 2022, also vor einem<br />

Jahr, herauskam. Glücklicherweise gibt es jedoch Leser, die<br />

sich leidenschaftlich für das französische Chanson begeistern.<br />

Leser wie Luis E., der darüber erstaunt war, dass wir das Album<br />

nicht vorgestellt hatten und uns vor Kurzem darauf hinwies. Wir<br />

danken ihm ausdrücklich dafür, dass er uns auf dieses Versäumnis<br />

aufmerksam machte und wir die Vorstellung des Albums nun<br />

nachholen können. Hinter dem Namen BlauBird steht die<br />

französische Sängerin Laure Slabiak, die lange Zeit als klassische<br />

Sängerin Komponisten wie Mahler und Schubert interpretierte.<br />

Die tiefe, verführerische Stimme mit ihrem besonderen Vibrato,<br />

die sie sich dabei aneignete, ist noch heute ihr Markenzeichen.<br />

Aufgenommen hat BlauBird dieses Album<br />

– ihr zweites – in<br />

der Nähe von<br />

Saumur (Maineet-Loire),<br />

wo sie<br />

sich zusammen<br />

mit ihrem Mann<br />

in ihrem Maison<br />

troglodyte ein<br />

Studio einrichtete.<br />

Hört man die CD, hat man das Gefühl, auf eine Reise um die<br />

Welt mitgenommen zu werden. Eine Reise über Sprachgrenzen<br />

hinweg, denn die Songs des Albums sind zwar vorwiegend in<br />

französischer Sprache, doch begegnen wir auch Englisch, Jiddisch<br />

und sogar einigen arabischen und spanischen Wörtern. Eine Reise<br />

am Scheideweg zwischen Lyrik, Klassik, Folk, exotischen Melodien<br />

und südamerikanischer Revolutionsmusik. Vor allem aber wird<br />

man von den einmalig schönen Texten getragen, die von unserem<br />

Alltag, unseren Ängsten, aber auch von unseren Wünschen und<br />

Hoffnungen erzählen. Poesie pur! Ein echtes Juwel!<br />

POP<br />

Séverin: Nouveaux Dinosaures<br />

10 Titel, 33 Minuten, Neon Napoleon, <strong>2023</strong>, 13,99 €<br />

Die Karriere von Séverin begann mit dem Duo One-two,<br />

das vom Berliner Label Four music Anfang der 2000er-<br />

Jahre entdeckt wurde. Im Laufe der Zeit entwickelte er ein<br />

ihm eigenes musikalisches Universum, das poetisch und<br />

feinfühlig ist. Er liebt Musik und Worte und beschreibt mit<br />

seiner sanften Stimme und ausgefeilten Texten scharfsinnig<br />

unseren Alltag, sodass wir uns alle angesprochen fühlen.<br />

Manchmal ist er dabei sehr ernsthaft und weit von der<br />

Popmusik, wie wir sie kennen, entfernt: « Alles ist jetzt so<br />

anders / Aber wer kann noch einfach träumen / Wenn alles<br />

ringsum so beängstigend ist », fragt er nicht ohne Grund im<br />

Song Nouveaux Dinosaures. Doch die Kunst von Séverin besteht<br />

darin, die Worte in einem freundlichen, beruhigenden Ton und<br />

mit beschwingten, oft von Folkmusik inspirierten Melodien,<br />

vorzutragen. Man hat nicht das Gefühl, einem Besserwisser<br />

zuzuhören, sondern einem Freund, mit dem man bestimmte<br />

Dinge reflektiert, während<br />

man – wie es Françis<br />

Cabrel, eine andere<br />

Größe des<br />

französischen<br />

Chansons,<br />

so passend<br />

ausdrückte<br />

– « am Rande<br />

der Welt sitzt ».<br />

Betörend und<br />

konstruktiv!<br />

CHANSON FRANÇAISE<br />

Florent Pagny:<br />

2bis<br />

20 Titel, 83<br />

Minuten, Capitol<br />

Music/Universal<br />

Music, <strong>2023</strong>, 17,99 €<br />

Florent Pagny, den Star des französischen Chansons<br />

der 1990er- und 2000er-Jahre, muss man nicht mehr<br />

vorstellen. Mit 61 Jahren präsentiert er uns nun ein<br />

eigenständiges Doppelalbum, das er gemeinsam mit<br />

den Stimmen enger Freunde realisierte. Und nicht mit<br />

irgendwelchen: M. Pokora, Zazie, Soprano, Anggun, Marc<br />

Lavoine, Lara Fabian, Amel Bent, Carla Bruni, Vianney<br />

und Slimane interpretieren mit ihm denkwürdige Duos.<br />

Dabei handelt es sich teilweise um Songs von Florent<br />

Pagnys selbst, teilweise um solche anderer Größen des<br />

französischen Chansons, wie Vesoul von Jacques Brel, Et<br />

maintenant von Gilbert Bécaud, Comme d’habitude von<br />

Claude François und Caruso des Italieners Lucio Dalla.<br />

Selbstverständlich spürt man beim Anhören sofort die<br />

DNA von Pagny, die ihm eigene Art, kein Blatt vor den<br />

Mund zu nehmen, wie im Chanson Ma liberté de penser<br />

(2003), in dem er auf seine Auseinandersetzungen mit<br />

den französischen Steuerbehörden anspielt und deren<br />

« Steuerschikanen » anprangert. Wie es im französischen<br />

Chanson Tradition ist, schleicht sich zwischen zwei Noten<br />

immer wieder eine politische oder gesellschaftliche<br />

Botschaft ein!<br />

20 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24


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UNTERWEGS IN FRANKREICH Bretagne / Finistère<br />

Die Rias von<br />

Bretagne zwischen<br />

22 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24


Quimperlé<br />

Erde und Meer<br />

Im Süden des Finistère, im Pays de Quimperlé, zwischen Pont-Aven und<br />

Le Pouldu, kann man von der Küste aus sehen, dass sich das Meer immer<br />

wieder einen Weg ins Landesinnere bahnt, manchmal kilometerweit. Es<br />

ist ein besonderes Erlebnis, mit dem Boot langsam in diese vor der Gischt<br />

geschützten Trichtermündungen – genannt Rias – vorzudringen. Hier mischen<br />

sich Salz- und Süßwasser, Flora und Fauna leben im Rhythmus der<br />

Gezeiten. Nähert man sich den Rias vom Land aus, kann man sicher sein,<br />

eine sehr authentische und unbekannte Bretagne zu entdecken.<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24 · 23


UNTERWEGS IN FRANKREICH Bretagne / Finistère<br />

24 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24


Ob an der Mündung am Meer (siehe<br />

vorherige Doppelseite) oder etwas weiter im<br />

Landesinneren (diese Seiten): Die Ria du Bélon,<br />

die längste in der Region, ist mit ihrer reizvollen<br />

Naturlandschaft unsere « Lieblings-Ria ». Die<br />

Mischung aus Salz- und Süßwasser sorgt für<br />

eine einzigartige Biodiversität – seit 1864<br />

florieren hier renommierte Austernparks – , mit<br />

dem berühmten GR34 bietet sie hervorragende<br />

Wandermöglichkeiten, und Freizeitsegler finden<br />

hier geschützte Liegeplätze für ihre Boote.<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24 · 25


UNTERWEGS IN FRANKREICH Bretagne / Finistère<br />

In der kleinen historischen Stadt Quimperlé (oben und rechts) fließen die Flüsse Ellé und Isole zusammen und werden zur Laïta. Auf ihrem Weg<br />

Richtung Meer ergießt sich dieser Fluss in die Ria de la Laïta, die « wildeste » Ria der Region, in der Fauna und Flora im Rhythmus der Gezeiten leben.<br />

Sag schon, ist das Leben nicht schön? » Anne ist eine<br />

alte Freundin. Sie stammt aus Paris, lebte aber schon<br />

« in verschiedenen Ecken von Frankreich und sogar<br />

im Ausland, bevor sie beschloss, das unstete Leben aufzugeben<br />

und sich definitiv in der Bretagne niederzulassen.<br />

Als sie mir und einigen anderen gemeinsamen Freunden<br />

vor etwa einem Jahr diesen Entschluss mitteilte, fanden wir<br />

das alle mutig: Mit 60 Jahren noch einmal ganz neu anzufangen,<br />

in einer Gegend, zu der man keine besonderen<br />

Verbindungen hat, erschien uns nicht einfach. Vielleicht<br />

sogar ein bisschen verrückt. Und dieser Eindruck verstärkte<br />

sich noch, als Anne mir eines Tages ganz enthusiastisch am<br />

Telefon mitteilte, sie habe in einem abgelegenen Hameau<br />

im tiefsten Süden des Finistère das Haus ihrer Träume gefunden.<br />

Um ein Mobilfunknetz zu haben, sei sie, wie sie<br />

sagte, « auf einen Felsvorsprung ganz hinten im Garten geklettert<br />

» …<br />

Austern, Butter, Brot:<br />

Was will man mehr?<br />

« Nun sag schon, ist das Leben nicht schön? », wiederholt<br />

Anne und holt mich damit aus meinen Gedanken<br />

zurück in die Gegenwart, denn wir sitzen gerade unter<br />

einer großen Eiche in ihrem Garten und machen uns daran,<br />

eine leckere Austernplatte zu verspeisen. Unweigerlich<br />

muss ich daran denken, dass diese edlen Muscheln vor<br />

wenigen Stunden noch im Meer waren. Noch frischer ist<br />

nur schwer möglich! Neben der Platte stehen ein großes<br />

Stück gesalzene Butter und ein Korb mit frischem, knusprigem<br />

Brot. Mir läuft das Wasser im Mund zusammen.<br />

Sioul, die Hündin von Anne, springt voller Lebenslust<br />

im Garten hinter den Vögeln her. Wir stoßen mit einem<br />

Glas Weißwein aus der Region von Nantes an. Und zum<br />

Dessert warten schon Crêpes und Cidre. « Natürlich ist<br />

das Leben schön! Du hast mich überzeugt! Gut, dass du<br />

mich überredet hast, zu kommen! », antworte ich endlich,<br />

so sehr hält mich, nach dem, was ich heute gesehen habe,<br />

immer noch der Charme dieser Gegend gefangen.<br />

Fjorde, Abers und Rias<br />

Als Anne mich einige Wochen zuvor einlud, kündigte<br />

sie mir gleichzeitig an: « Du wirst sehen, es wird dir hier<br />

gefallen, du liebst es doch, Orte abseits ausgetretener<br />

Pfade zu entdecken! Und ich bin sicher, dass es einiges<br />

gibt, worüber du staunen wirst. » Als ich Genaueres wissen<br />

wollte, antwortete sie lediglich amüsiert und mit der<br />

ihr eigenen Gabe, die Spannung aufrechtzuerhalten: « In<br />

Norwegen gibt es Fjorde, im Norden des Finistère Abers,<br />

und wir haben unsere Rias, aber mehr verrate ich nicht. »<br />

Bingo! Anne hatte es geschafft, mich neugierig zu machen!<br />

Dennoch habe ich mich zurückgehalten. Als guter<br />

Journalist hätte ich sofort die Reiseführer über die Bretagne<br />

in meinem Bücherschrank durchforsten oder im Internet<br />

recherchieren können, um mehr über diese mysteriösen<br />

Rias zu erfahren. Aber ich habe es vorgezogen, mich<br />

ins Unbekannte zu stürzen und die Freude am Entdecken<br />

26 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24


zu genießen. Nun ja, ich gebe zu, ich habe zumindest in<br />

einem Lexikon nach der Bedeutung des Wortes Ria gesucht:<br />

« vom Meer überspültes Flusstal », stand da zu lesen.<br />

Später habe ich dann ein Zugticket gebucht, um Anne in<br />

ihrem kleinen Winkel in der Bretagne zu besuchen.<br />

Mit dem TGV erreichbar<br />

Jetzt bin ich also am Bahnhof von Quimperlé angekommen<br />

und freue mich, Anne wiederzusehen. Dennoch<br />

kann ich es mir nicht verkneifen, sie zu necken: « Sag mal,<br />

deine ‹ abgelegene Ecke in der Bretagne › ist mit dem Zug<br />

aber recht gut erreichbar. 3 Stunden 20 Minuten mit dem<br />

TGV für die 500 Kilometer von Paris-Montparnasse hierher,<br />

das ist super praktisch. Man könnte meinen, man sei<br />

in einer Metropolregion! » Anne lächelt und fordert erst<br />

einmal Sioul auf, in den Kofferraum ihres Kangoo zu<br />

springen, ein Auto, das für diese Gegend sehr praktisch<br />

ist. « Du Schlaumeier, wir sind weit von einer Metropolregion<br />

entfernt, Quimperlé hat nur 12 000 Einwohner.<br />

Aber wir haben in der Tat das Glück, ans TGV-Netz<br />

angebunden zu sein. Davon abgesehen wirst du aber<br />

schnell merken, dass sich dieser Landstrich einen typisch<br />

bretonischen Charme bewahrt hat. Und im Übrigen wirst<br />

du in weniger als einer halben Stunde in einer ganz anderen<br />

Welt sein. Los, steig ein, wir fahren jetzt ins Pays des<br />

Rias! »<br />

Die Laïta flussabwärts<br />

Bereits die Fahrt mit dem Auto durch Quimperlé ist<br />

wie ein Tapetenwechsel: Die kleine historische Stadt besteht<br />

aus der Ville haute rund um die Kirche Notre-Dame<br />

und der Ville basse mit zahlreichen Fachwerkhäusern,<br />

deren Besitzer einst Händler und Reeder waren, die der<br />

Stadt zu Reichtum verhalfen. Abgesehen von Crêperien<br />

und vielen kleinen, lebendigen Läden fällt mir eine schöne<br />

Markthalle aus Ziegelsteinen, Stahl und Glas auf, in der<br />

sich offensichtlich ein großer Markt befindet. Während<br />

wir an den Quais entlangfahren, informiert Anne mich,<br />

dass es nun Richtung Süden und damit Richtung Meer<br />

geht. « Siehst du diese Quais? Dahinter fließt der Küstenfluss<br />

Ellé, der in der Hügelkette Montagnes noires im Departement<br />

Côtes-d’Armor entspringt. Hier in Quimperlé<br />

fließt er mit dem Fluss Isole zusammen und mündet auf<br />

Höhe von Le Pouldu ins Meer. » Die Straße führt weiterhin<br />

an diesem Wasserlauf entlang, der sich durch Wälder<br />

und kleine Täler schlängelt, und ich erfahre, dass er


UNTERWEGS IN FRANKREICH Bretagne / Finistère<br />

inzwischen seinen Namen geändert hat und Laïta heißt.<br />

Je weiter wir fahren, desto breiter wird er. « Ich stelle dir<br />

deine erste Ria vor! », kündigt Anne plötzlich an. Der<br />

Fluss zieht mich bereits in seinen Bann. Er erscheint so<br />

friedlich, so geschützt. Das täuscht nicht, denn ich erfahre,<br />

dass es sich um ein Natura-2000-Schutzgebiet handelt.<br />

Die Ufer und die Farbe des Wassers lassen inzwischen darauf<br />

schließen, dass das Meer nicht mehr weit sein kann.<br />

Ich vermute, dass sich die Landschaft im Rhythmus der<br />

Gezeiten stark verändert. Das ist in der Tat so, wie ich<br />

während meines Aufenthalts noch bei anderen Rias feststellen<br />

werde.<br />

Die Anlage des Klosters Saint-Maurice versteckt sich<br />

im Forêt de Carnoët, direkt am Ufer des Flusses Laïta. Es<br />

ist unser erster Halt. Hinter hundertjährigen Bäumen, die<br />

herrschaftlich über dem Fluss thronen, taucht plötzlich<br />

die Ruine einer Abtei auf. Sie erinnert daran, dass sich<br />

hier vor 800 Jahren Zisterziensermönche niederließen.<br />

Der Ort ist unglaublich ruhig, man kommt sich vor, wie in<br />

einer anderen Welt. Obwohl alles von grüner Vegetation<br />

überwuchert ist, sind wir nur wenige Kilometer von der<br />

Küste entfernt. Mir wird klar, dass wir uns an einer Art<br />

natürlichem Übergang zwischen Erde und Meer befinden,<br />

zwei Elemente, die der ruhige Fluss der Laïta verbindet.<br />

Wir gehen zurück zum Auto, wo Sioul uns ungeduldig erwartet<br />

(seltsamerweise sind Hunde im 123 Hektar großen<br />

Park nicht zugelassen), um der Laïta weiter flussabwärts<br />

zu folgen, bis zum Dorf Le Pouldu an ihrer Mündung.<br />

Bevor wir dort ankommen, hält Anne aber noch eine<br />

Überraschung für mich bereit: eine Muschelzucht – und<br />

das im Land der Austern!<br />

Eine etwas andere Muschelzucht<br />

Auf Höhe von Porsmoric, kurz vor Le Pouldu, haben<br />

Leslie und Julien Romagné eine besondere Kultur wie-<br />

28 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24


Links: Die Muscheln der Laïta sind zwar<br />

weniger bekannt als die flachen Belon-Austern,<br />

dennoch lohnt sich ein Abstecher hierher,<br />

denn es sind die einzigen Muscheln, die in<br />

einem Fluss gezüchtet werden. Zur Freude<br />

vieler Feinschmecker werden sie seit 2017 von<br />

zwei begeisterten Muschelzüchtern erneut<br />

hier gezüchtet. Diese Seite: Die Laïta mündet<br />

auf der Höhe von Le Pouldu ins Meer; diese<br />

Gegend ist für ihre Sandstrände bekannt.<br />

der zum Leben erweckt: die Zucht von Flussmuscheln.<br />

Obwohl es früher in dieser Gegend zahlreiche solcher<br />

Zuchtbetriebe gab – man erzählt sich sogar, dass Ludwig<br />

XIV. (1638-1715) angeblich Muscheln aus dem Fluss<br />

Laïta nach Versailles bringen ließ –, verschwanden diese<br />

in den 1950er-Jahren aufgrund der Wasserverschmutzung.<br />

Glücklicherweise ist die Qualität des Wassers nun<br />

wieder besser und seit 2017 gedeihen die Muscheln von<br />

Leslie und Julien dank des nährstoffreichen Planktons,<br />

das in dem mit Salzwasser gemischten Süßwasser der<br />

Laïta wächst. Als ich mich dem Ufer nähere, bin ich überrascht<br />

zu sehen, auf welche Weise die Muscheln kultiviert<br />

werden: Während sie im Meer normalerweise auf Pfählen<br />

gezüchtet werden, liegen sie hier – ganz ähnlich wie<br />

Austern – in Säcken auf Bänken, die auf dem sandigen<br />

Untergrund des Flusses stehen. « Mit dieser Technik kann<br />

man sich den besonderen Bedingungen einer Ria anpassen<br />

», erklärt mir Anne. In diesem speziellen Umfeld verschieben<br />

sich die Sandbänke immer wieder aufgrund der<br />

Gezeiten. Durch die Zuchtmethode mit Säcken können<br />

Leslie und Julien ihre Muscheln je nach den natürlichen<br />

Bewegungen des sandigen Bodens versetzen. Das ist in<br />

der Tat einfallsreich!<br />

Le Pouldu, das « Dorf der Maler »<br />

Nachdem wir ein paar Muscheln gekauft haben, um<br />

sie später bei Anne zuzubereiten, machen wir uns wieder<br />

auf den Weg gen Süden. Im Laufe der wenigen Kilometer<br />

bis Le Pouldu, verändert sich die Landschaft schlagartig.<br />

Dominierte soeben noch das ruhige, natürliche Universum<br />

des Flusses Laïta, sind wir nun an der Mündung<br />

von ausgedehnten Stränden mit feinem Sand und einer<br />

Architektur umgeben, wie sie Ende des 19. Jahrhunderts<br />

typisch für Badeorte war. « Willkommen im Village des<br />

peintres », sagt Anne zu mir, offensichtlich zufrieden, auf<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24 · 29


UNTERWEGS IN FRANKREICH Bretagne / Finistère<br />

Der Fischerhafen Doëlan in Clohars-Carnoët,<br />

der zahlreiche Künstler inspirierte, liegt in<br />

einer langen, schmalen Ria. Es ist ein idealer<br />

Ort, um während einer Küstenwanderung auf<br />

dem GR34 einen Halt einzulegen und sich mit<br />

einer Crêpe und einer Schale Cidre zu stärken.<br />

meinem Gesicht den Anflug von Neugier zu sehen. Ich<br />

erfahre, dass sich Paul Gauguin (1848-1903) im Herbst<br />

18<strong>89</strong> mit den drei befreundeten Malern Meijer de Haan<br />

(1852-1<strong>89</strong>5), Paul Sérusier (1864-1927) und Charles Filiger<br />

(1863-1928) in einer bescheidenen Auberge namens<br />

Buvette de la Plage einmietete, die von einer gewissen<br />

Marie Henry geführt wurde. Sie fühlten sich dort so wohl<br />

und schätzten das Licht und die Landschaft in der Umgebung<br />

so sehr, dass sie mehrere Monate blieben. In dieser<br />

Zeit dekorierten sie nicht nur die Wände der Auberge mit<br />

ihren Bildern, sondern bemalten auch die Decken und<br />

Fensterscheiben des Hauses! Im Maison-Musée Gauguin<br />

wurde das Ambiente dieser Auberge rekonstruiert, die<br />

Originalgemälde befinden sich dagegen zum überwiegenden<br />

Teil in renommierten Museen auf der ganzen Welt.<br />

Das Museum ist weniger bekannt als das berühmte Musée<br />

de Pont-Aven, rund dreißig Kilometer weiter westlich,<br />

aber es ist wirklich einen Besuch wert. Zumal man die<br />

Besichtigung des Museums durch einen schönen Spaziergang<br />

auf dem Chemin des peintres, der beim Maison-Musée<br />

Gauguin beginnt, abrunden kann. Es ist eine angenehme<br />

Art, die Landschaften in sich aufzunehmen, von denen<br />

sich die Künstler einst inspirieren ließen.<br />

‹ Glaz ›, eine für die<br />

Bretagne typische Farbe<br />

Anderer Ort, andere Atmosphäre. Nach einer rund<br />

zehnminütigen Fahrt mit dem Auto Richtung Westen –<br />

man kann die Strecke auch zu Fuß auf dem berühmten<br />

GR34, dem Sentier des douaniers, gehen, der über eine<br />

Strecke von 2000 Kilometern an der bretonischen Küste<br />

30 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24


entlangführt – erreichen wir eine andere,<br />

etwas kleinere « Einbuchtung » des Meeres<br />

ins Land. Es ist die malerische Anse de<br />

Doëlan. Sie wird durch zwei kleine Süßwasserläufe<br />

(Ruisseau de Derrien und Ruisseau<br />

de Pont-Sénéchal) gespeist und birgt ein<br />

kleines Juwel, das noch nicht vom Massentourismus<br />

entdeckt wurde: den malerischen<br />

Hafen Doëlan. Er wird von zwei gestreiften<br />

Leuchttürmen eingerahmt, einem rot-weißen<br />

flussaufwärts und einem grün-weißen<br />

flussabwärts. Mit den zahlreichen Booten,<br />

die dort vertäut sind, strahlt er einen Charme<br />

aus, dem früher ebenfalls viele Künstler erlagen,<br />

und von den Felsen oberhalb hat man<br />

unglaubliche Ausblicke. « Aber lass dich von<br />

dieser Postkartenidylle nicht täuschen », rät<br />

mir Anne. Und sie hat recht: Doëlan ist einer<br />

der wenigen Häfen in der Gegend, die – koste<br />

es, was es wolle – die Fischereitätigkeit<br />

aufrechterhalten, sodass das Leben dort vom<br />

Rhythmus der abfahrenden und ankommenden<br />

Boote der Küstenfischer bestimmt wird.<br />

Hier ist die Fischerei keine vage Erinnerung,<br />

sondern eine lebendige Aktivität: Jeden Tag<br />

werden Fische, Austern und Muscheln, Langusten<br />

und andere Krustentiere fangfrisch<br />

verkauft. « Au cul du bateau, wie man so schön<br />

sagt », präzisiert Anne lachend, was so viel<br />

heißen soll wie « direkt bei der Ankunft ». In<br />

der Praxis findet der Verkauf in der Halle à<br />

Marée statt, wie auf einem Aushang im Hafen<br />

zu lesen ist, auf dem auch die Öffnungszeiten<br />

angegeben sind. Bevor wir dieses<br />

lebhafte kleine Paradies verlassen, stoßen wir<br />

im Port de Doëlan mit einer willkommenen<br />

Schale Cidre an, bevor wir die wenigen<br />

Hundert Meter hinauf auf die Felsen gehen<br />

und von dort den Ozean betrachten. « Siehst<br />

du diese Farbe, die irgendwo zwischen Blau,<br />

Grün und Grau anzusiedeln ist? », fragt<br />

mich Anne, offenbar genauso wie ich vom<br />

Panoramablick fasziniert, der sich uns bietet.<br />

« Merkst du, wie es dem Auge schwerfällt,<br />

zwischen der Farbe des Himmels, der sich<br />

im Meer spiegelt, und der Farbe des Wassers<br />

zu unterscheiden? Auf Bretonisch nennt<br />

man diese einzigartige und der Bretagne eigene<br />

Farbe Glaz, ein Wort, für das es keine<br />

französische Übersetzung gibt. » Wir bleiben<br />

noch einige Augenblicke stehen und genießen<br />

den Ausblick, bis Sioul an der Leine<br />

zieht und uns daran erinnert, dass es Zeit ist,<br />

unseren Weg fortzusetzen.<br />

Belon-Auster, der Rolls-<br />

Royce unter den Austern<br />

Wir bleiben nach wie vor abseits der großen<br />

Touristenstraßen mit ihrem Trubel und<br />

fahren auf kleinen pittoresken Sträßchen<br />

landeinwärts. Anne steuert nun eine ihrer<br />

bevorzugten Rias an: die Ria du Bélon. Sie<br />

liegt rund zehn Kilometer von Doëlan entfernt<br />

und ist, so sagt sie, ein kleines « Ende<br />

der Welt ». Sie schätzt diese Ria für « das<br />

wunderschöne smaragdgrüne Wasser, in dem<br />

man herrlich baden kann », die « Wanderwege<br />

mit erhabenen Panoramablicken » und<br />

« die flachen Austern mit dem so besonderen<br />

Haselnussgeschmack ». Mir wird klar, dass<br />

die Überraschungen ganz offensichtlich noch<br />

Französisch lernen am Puls der Zeit<br />

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Novembre <strong>2023</strong><br />

Novembre 2020<br />

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AC T UA L I T É<br />

B1–C2<br />

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• Visite royale de<br />

Charles III en France<br />

Page • Nouvelle-Calédonie 3<br />

:<br />

courte • Nouvelle-Calédonie victoire du non à :<br />

l’indépendance<br />

courte victoire du non à<br />

Page<br />

l’indépendance<br />

3<br />

• « Tu<br />

Page<br />

» ou «<br />

3<br />

vous », un cassetête<br />

très français<br />

ACTUALITÉ<br />

ACTUALITÉ<br />

S O C I É T É<br />

ENVIRONNEMENT<br />

ENVIRONNEMENT<br />

| Photo : Getty Images<br />

| Photo : Getty Images<br />

Page 4<br />

• Protection des oiseaux : en<br />

France, • Protection la chasse des à oiseaux la glu a du : en<br />

plomb France, dans la l’aile chasse à la glu a du<br />

• Sephora plomb et dans les<br />

Page 4<br />

l’aile<br />

« Hijabeuses<br />

Page 4<br />

»: l’engagement,<br />

nouvelle exigence qui<br />

s’impose aux marques<br />

Page • Violences 5 policières : en<br />

banlieue, • Violences « il faut policières que l’État : en<br />

reconnaisse banlieue, « que il faut quelque<br />

l’État<br />

chose reconnaisse ne va pas que » quelque<br />

• Santé: chose bientôt ne va pas tous<br />

Page 6<br />

»<br />

myopes<br />

Page<br />

?<br />

6<br />

• France d’outre-mer :<br />

la montagne Pelée, une<br />

grande • Sciences Dame : à Emmanuelle<br />

l’Unesco<br />

Charpentier, • Sciences : chercheuse<br />

Emmanuelle<br />

Pages<br />

dans Charpentier,<br />

8–9<br />

les pas de chercheuse<br />

Marie Curie<br />

• Afrique<br />

dans les<br />

francophone<br />

pas de Marie<br />

:<br />

Curie<br />

à Ouidah, • Afrique au francophone Bénin, sur les :<br />

• Pour traces à Ouidah, les des bouquinistes,<br />

esclaves au Bénin, sur les<br />

le Paris<br />

Pages<br />

traces des<br />

8<br />

des JO<br />

– 9<br />

esclaves ne sera pas<br />

É C O N O M I E<br />

SOCIÉTÉ<br />

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F R A N Ç A I S FAC I L E<br />

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Artikel aus führenden französischsprachigen Medien und unserer Redaktion<br />

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S p r achtraining • L a n d e s k u n d e • Vokabelhilfen • Ü b u n g s material<br />

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NUISIBLES<br />

PARUTION<br />

ION<br />

Issack Abdi Sadik a défilé<br />

La Citroën Ami est<br />

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• N o 1 1 | 7 0 º A n n é e •<br />

• N o 1 1 | 6 7 º A n n é e •<br />

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Mory Sacko a fait<br />

Juliette Gréco, icône de<br />

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en juin dernier pour Louis Vuitton,<br />

la une du magazine américain Time, dans<br />

lors de une la Fashion mini-urbaine Week parisienne.<br />

électrique à deux un numéro la chanson dédié française, aux « leaders nous a de quittés demain ».<br />

La vie de places. une réfugié mini-urbaine Pratique somalien et moderne, électrique a basculé elle à deux peut Une à consécration 93 la ans. chanson Muse française, pour de la cette rive nous étoile gauche, a quittés elle<br />

grâce au être places. mannequinat.<br />

conduite Pratique sans permis et moderne, et se loue elle peut à montante fut, à 93 dans de ans. le la Paris Muse gastronomie d’après-guerre, de la rive tricolore. gauche, la elle<br />

moins être de conduite 20 € par sans mois. permis et se loue à reine fut, de dans Saint-Germain-des-Prés.<br />

le Paris d’après-guerre, la<br />

Lire l’article<br />

moins<br />

en<br />

de<br />

pages<br />

20 € par<br />

6-7<br />

mois.<br />

Lire l’interview<br />

reine de Saint-Germain-des-Prés.<br />

en pages 12-13<br />

Lire l’article en page 5<br />

Lire l’article en pages 10 et 11<br />

Lire l’article en page 5<br />

Lire l’article en pages 10 et 11<br />

Punaises<br />

de lit:<br />

les Français<br />

gagnés<br />

par une<br />

inquiétude<br />

virale<br />

Il n’y a aucun<br />

doute : Il je n’y suis a l’écrivain aucun<br />

doute d’une : je époque suis l’écrivain<br />

d’une nihiliste. époque<br />

nihiliste.<br />

Michel Houellebecq,<br />

« Interventions Michel Houellebecq, 2020 »<br />

« Interventions 2020 »<br />

Michel Houellebecq le 26 juillet 2019 à Salzbourg, où il fut récompensé du Grand prix<br />

d’État Michel autrichien. Houellebecq En France le comme 26 juillet à l’étranger, 2019 à Salzbourg, Houellebecq où il est fut considéré récompensé comme du Grand un auteur prix<br />

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culte. Mais ses prises de position controversées peuvent déranger. | Photo : Picture Alliance<br />

Des classes vides, des usagers<br />

qui ne s’assoient plus dans les<br />

nsports en commun, des<br />

-<br />

| Photo : Getty Images<br />

| Photo : Getty Images<br />

les thèmes les plus importants<br />

d’un les écrivain thèmes les capital plus ». importants Michel<br />

Houellebecq d’un écrivain assure capital que ». ce Michel sera<br />

le Houellebecq dernier « Interventions assure que » : ce « Je sera<br />

ne le promets dernier pas « Interventions absolument » : de « Je<br />

cesser ne promets de penser, pas mais absolument au moins de<br />

de cesser de de penser, communiquer mais au mes moins<br />

pensées de cesser et mes de communiquer opinions au public,<br />

pensées hors cas et mes d’urgence opinions morale au pu-<br />

mes<br />

grave blic, hors – par cas exemple d’urgence une légalisation<br />

grave – de par l’euthanasie exemple une (je léga-<br />

ne<br />

morale<br />

pense lisation pas de qu’il l’euthanasie s’en présente (je ne<br />

d’autres, pense pas dans qu’il le temps s’en qui présente me<br />

reste d’autres, à vivre) dans », écrit-il le temps sur qui la me<br />

quatrième reste à de vivre) couverture. », écrit-il sur la<br />

3 quatrième Cette anthologie de couverture. de nonfiction<br />

3 Cette est une anthologie espèce de fourretout.<br />

fiction Houellebecq est une espèce y parle de fourre-<br />

du<br />

de noncinémtout.<br />

muet, Houellebecq de l’absurdité y parle créa-dtrice,<br />

cinéma de Neil muet, Young, de l’absurdité de Philippe créa-<br />

Murray trice, de et d’Emmanuel Neil Young, de Carrère Philippe<br />

(il Murray les aime et tous d’Emmanuel les trois), Carrère de la<br />

lecture, (il les du aime positivisme, tous les trois), de l’affaire<br />

lecture, Vincent du positivisme, Lambert et donc de l’af-<br />

de la<br />

de faire l’euthanasie Vincent (il Lambert est contre), et donc<br />

de de l’islam, l’euthanasie de Trump, (il de est Prévert, contre),<br />

de de Zemmour, l’islam, de de Trump, l’Union de Prévert, européenne<br />

de Zemmour, (il déteste), de du l’Union féminisme européenne<br />

de (il la déteste), liberté du d’expres-<br />

féminisme<br />

(idem),<br />

m), est de t la totalement la Première liberté d’expres- pour),<br />

| Photo : Picture Alliance | Photo : Getty Images


UNTERWEGS IN FRANKREICH Bretagne / Finistère<br />

In der Ria du Bélon ist es quasi ein Muss, die gleichnamigen Austern<br />

zu verkosten. Am schönsten ist es, direkt an der Ria mit Blick auf die<br />

Austernbänke zu sitzen und für ein paar Euro einige Belon-Austern<br />

mit gesalzener Butter, frischem Brot, eventuell etwas Zitronensaft<br />

und einem Glas Weißwein zu genießen. Vor allem am Ende des<br />

Tages ist dies ein sehr beschaulicher und angenehmer Moment!<br />

weitergehen, was sich kurze Zeit später bestätigt.<br />

Nachdem wir das Auto geparkt haben, gehen wir zu<br />

Fuß eine schmale Straße hinunter, die zu einer kleinen<br />

Ansammlung von Häusern führt. Wir befinden<br />

uns am rechten Ufer des Port de Bélon. Der Hafen<br />

weist die Besonderheit auf, dass er zweigeteilt ist<br />

(siehe Reiseinfos). Links steht ein Gebäude, das die<br />

anderen dominiert. Auf einem Schild kann man lesen,<br />

dass es sich um ein Monument historique handelt.<br />

« Das sind die Austernparks des Château de Bélon »,<br />

erklärt Anne, während ich entdecke, dass der Boden<br />

teilweise mit unzähligen Austernschalen übersät ist.<br />

« Das ist eine der Wiegen der Austernzucht in Frankreich.<br />

Seit fünf Generationen produziert die Familie<br />

Solminihac in den Wassern dieser Ria zwei Arten<br />

von Austern: tiefe und flache. Du hast sicher schon<br />

von flachen Austern gehört, oder? » Aber sicher habe<br />

ich schon von ihnen gehört! Die Belon (ohne Akzent,<br />

im Gegensatz zum Küstenfluss Bélon, der zwischen<br />

Moëlan-sur-Mer und Riec-sur-Bélon fließt) gilt<br />

nicht nur bei französischen Austernliebhabern,<br />

sondern auch weit über die Landesgrenzen hinaus<br />

als der Rolls-Royce unter den Austern. Sie ist eine<br />

Ausnahme-Auster und zudem sehr rar, da sie nur<br />

hier von einigen wenigen alteingesessenen Produzenten<br />

wie der Familie Solminihac in kleinen Mengen<br />

erzeugt wird. Sie zeichnet sich nicht nur durch ihre<br />

flache Form aus, sondern nach Ansicht von Experten<br />

besitzt sie vor allem ein subtiles Haselnussaroma, das<br />

zum großen Teil ihre Beliebtheit ausmacht. Heute<br />

besteht die Gelegenheit, das zu überprüfen! Man<br />

kann die Austern zwar auch vor Ort verkosten, wir<br />

beschließen jedoch, auf dem Rückweg zwei Dutzend<br />

Austern mit nach Hause zu nehmen. Der Preis beträgt<br />

erfreulicherweise « nur » einen Euro pro Stück<br />

(für die Nummer 3, eine mittlere Größe). Das ist weit<br />

von weg von dem, was man in manchen Restaurants<br />

– vor allem in Paris – bezahlt, wo der Preis bis zu<br />

dreimal so hoch liegen kann. Offensichtlich hat Sioul<br />

kein großes Interesse an Austern. Dafür scheint es sie<br />

um alles in der Welt Richtung Meer zu ziehen, denn<br />

sie rennt bereits den Küstenpfad an der Ria entlang –<br />

im Übrigen der längsten Ria der Region. « Sie kennt<br />

den Weg, wenn wir hier sind, gehen wir immer hier<br />

spazieren. Man hat wunderschöne Ausblicke auf die<br />

Ria. Bei Ebbe kann man sogar die Austernparks im<br />

Wasser erkennen », erklärt mir Anne enthusiastisch.<br />

Wir folgen also Sioul und so entdecke ich eine Ria,<br />

die wirklich einmalig schön ist. Sie leuchtet im Licht<br />

der untergehenden Sonne. Es ist absolut ruhig. Ich<br />

weiß, dass wir später in Annes Garten sitzen werden,<br />

vor uns auf dem Tisch Austern, Butter, Brot. Wir<br />

werden ein Glas Weißwein in der Hand haben und<br />

anstoßen. Und, als würde ich Annes Frage bereits<br />

ahnen, denke ich: « Das Leben in der Bretagne ist<br />

wirklich schön! »<br />

32 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24


Reiseinfos & Lesetipps<br />

Quimperlé …<br />

… Berlin 1562 km … Hamburg 1 412 km<br />

… Köln 998 km … Frankfurt 1083 km<br />

… München 1341 km … Wien 1747 km<br />

… Zürich 1078 km … Paris 517 km<br />

… Quimper 49 km … Lorient 22 km<br />

Der nächstgelegene Flughafen, der aus<br />

dem deutschsprachigen Raum direkt<br />

angeflogen wird, ist Rennes-Bretagne<br />

(165 km).<br />

Der Bahnhof von Quimperlé ist an das<br />

TGV-Netz angeschlossen.<br />

Office de Tourisme de Quimperlé les<br />

rias<br />

3, place Charles de Gaulle<br />

29300 Quimperlé<br />

Telefon: +33 (0)2 98 39 67 28<br />

www.quimperle-lesrias.bzh<br />

Brest<br />

Les moules de la Laïta<br />

Porsmoric, Clohars-Carnoët<br />

Telefon: +33 (0)6 46 32 96 Ile 84 de Sein<br />

www.facebook.com/people/Lesmoules-de-la-Laita/100057313515998/<br />

Pointe<br />

du Raz<br />

Maison-Musée Gauguin<br />

10, rue des Grands Sables,<br />

Le Pouldu<br />

29390 Clohars-Carnoët<br />

Telefon: +33 (0)2 98 39 98 51<br />

https://maisonmuseegauguin.<br />

blogspot.com<br />

Eintritt: 5 €, ermäßigt 3 €. Kinder unter<br />

12 Jahren haben freien Eintritt. Für<br />

den Rundgang kann ein digitales<br />

Tablet (auch auf Deutsch) ausgeliehen<br />

werden. Von November <strong>2023</strong> bis<br />

April <strong>2024</strong> geschlossen. Die genauen<br />

Öffnungszeiten entnehmen Sie bitte<br />

der Website.<br />

Quimper<br />

N165/E60<br />

Lannion<br />

N12/E50<br />

Saint-Brieuc<br />

N164<br />

Quiberon<br />

D768<br />

Quimperlé<br />

Lorient<br />

N12/E50<br />

Vannes<br />

N165/E60<br />

N24<br />

Riec-sur-Bélon, können Sie Austern<br />

direkt am Ufer der Ria verkosten.<br />

La Baule<br />

Saint-Malo<br />

Dinard<br />

Rennes<br />

St. Nazaire<br />

Nantes<br />

Les Sable<br />

d’Olonne<br />

Site abbatial de Saint-Maurice<br />

81, route de Lorient<br />

29390 Clohars-Carnoët<br />

Telefon: +33 (0)2 98 71 65 51<br />

https://abbayesaintmaurice.blogspot.<br />

com<br />

Eintritt: 5 €, ermäßigt 3 €. Kinder unter<br />

12 Jahren haben freien Eintritt. Es gibt<br />

einen Audioguide (auch auf Deutsch),<br />

mit dem Sie während der Besichtigung<br />

mehr über die Geschichte des Parks<br />

und der Abtei sowie die Umgebung<br />

erfahren. Von November <strong>2023</strong> bis<br />

April <strong>2024</strong> geschlossen. Die genauen<br />

Öffnungszeiten entnehmen Sie bitte<br />

der Website.<br />

Achtung: Hunde sind im Park nicht<br />

zugelassen.<br />

Huitrières du Château de Bélon<br />

5, rue du port de Bélon (Rive droite)<br />

29340 Riec-sur-Bélon<br />

Telefon: +33 (0)2 98 06 90 58<br />

http://belon.bzh/huitrieres/<br />

Flache und tiefe Austern zum Verkosten<br />

vor Ort und zum Mitnehmen.<br />

Täglich geöffnet von 10.30 bis 19.00<br />

Uhr.<br />

Achtung: Der Hafen von Bélon ist zweigeteilt.<br />

Daran sollten Sie denken, denn<br />

wenn gerade keine Fähre zum Überquer<br />

en der Ria fährt, benötigt man<br />

mit dem Auto rund 25 Minuten für die<br />

15 km auf die andere Seite.<br />

– Am linken Ufer können Sie in der<br />

Gemeinde Moëlan-sur-Mer direkt am<br />

Quai Fisch kaufen.<br />

– Am rechten Ufer, in der Gemeinde<br />

Wo kann man baden?<br />

Abgesehen von den Rias in den<br />

Flüssen kann man im Sommer an den<br />

überwachten Stränden baden (Le<br />

Kérou und Bellangenêt in Clohars-<br />

Carnoët und Kerfany in Moëlan-sur-<br />

Mer). Weitere Bademöglichkeiten<br />

bestehen in den Felsbuchten. Baden<br />

in nicht überwachten Bereichen<br />

geschieht auf eigenes Risiko.<br />

Der einzige Strand, an dem Hunde<br />

zugelassen sind, liegt an der Laïta<br />

(Bas-Pouldu in Clohars-Carnoët). Auf<br />

dem GR34 herrscht keine Leinenpflicht,<br />

sofern ihr vierbeiniger Begleiter auf<br />

Zuruf jederzeit hört. In der Hochsaison<br />

ist es dennoch empfehlenswert, Hunde<br />

an der Leine zu führen.<br />

Mont<br />

Le Porg<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 75<br />

Pont-Aven: Inspirierende Bretagne!<br />

(17 km entfernt)<br />

Die kleine Gemeinde Pont-Aven liegt<br />

am Ufer des Flusses Aven, der große<br />

Granitfelsen umspült und von den<br />

Gezeiten des nahe gelegenen Meeres<br />

bestimmt wird. Ab 1850<br />

zog der Ort viele Künstler<br />

an, die auf der Suche nach<br />

Inspirationsquellen waren.<br />

Unter dem Einfluss von<br />

Paul Gauguin (1848-1903)<br />

entstand dort innerhalb<br />

kurzer Zeit ein neuer<br />

Stil, der zur Entstehung<br />

der modernen Malerei<br />

beitrug.<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 73<br />

Pays bigouden: Die Bretagne<br />

in konzentrierter Form (55 km<br />

entfernt)<br />

Im äußersten Westen der Bretagne<br />

bilden 20 Gemeinden eine kleine<br />

Region: das Pays bigouden. Hier<br />

wird die wilde Schönheit der<br />

bretonischen Landschaft<br />

in besonderem Maße<br />

INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN SIE AUF SEITE 84.<br />

Pamplona<br />

Cap-Ferre<br />

Mimizan<br />

durch die Entschlossenheit<br />

Hossegor<br />

und den Mut der<br />

Menschen ergänzt,<br />

Biarritz Bayo<br />

Eigenschaften, welche Hendaye<br />

die Femme bigoudène Sare<br />

mit ihrer Tracht und Donostia- der<br />

S. Sebastian<br />

berühmten Spitzenhaube<br />

seit Generationen<br />

verkörpert.<br />

S<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24 · 33


UNTERWEGS IN FRANKREICH Okzitanien / Gers<br />

La Romieu<br />

Das kuriose Dorf der Katzen<br />

34 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24


Im Norden des Departements Gers, etwa 30 Kilometer südlich von Agen und 50 Kilometer nördlich<br />

von Auch, liegt das kleine Dorf La Romieu. Der Name kommt vom gaskognischen Wort l‘Arromieu,<br />

der Pilger. Lange Zeit war La Romieu ausschließlich bei Wallfahrern bekannt, da sich dort die Pilgerwege<br />

treffen, die von Puy-en-Velay (Haute-Loire) und Rocamadour (Lot) nach Santiago de<br />

Compostela im spanischen Galizien führen. Aufgrund seines reichen Kulturerbes – erwähnenswert<br />

vor allem die Stiftskirche Saint-Pierre aus dem 14. Jahrhundert – und des wunderschönen<br />

botanischen Gartens Jardins de Coursiana gehört La Romieu heute zu den Plus beaux villages de<br />

France. Ein weiterer Anziehungspunkt für Besucher ist auch der liebenswerte Ruf des Dorfes, der<br />

durch eine kuriose Legende entstanden ist. Eine Legende, der La Romieu den sympathischen und<br />

verdienten Spitznamen « Dorf der Katzen » zu verdanken hat …<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24 · 35


UNTERWEGS IN FRANKREICH Okzitanien / Gers<br />

Seit ich mich erinnern kann, war mir Angéline ein<br />

Begriff. Sie gehörte für mich immer zu den Heldenfiguren,<br />

die man aus Märchen kennt, wie Schnee-<br />

«<br />

wittchen, Rotkäppchen oder der Däumling. Der Unterschied<br />

besteht jedoch darin, dass Angéline aus unserem<br />

Dorf stammt und eine Heldin ist, da sie La Romieu im<br />

Mittelalter gerettet hat. Die Legende wurde seither mündlich<br />

überliefert, Mütter erzählten sie ihren Kindern, sodass<br />

die Geschichte von Angéline nun Teil unseres Kulturerbes<br />

ist, genauso wie die wunderschöne Stiftskirche Saint-Pierre<br />

und die Jardins de Coursiana. Aber Angéline ist viel mehr<br />

als eine legendäre Heldin und Teil unseres Kulturerbes, sie<br />

hat vor allem Anteil daran, dass unser Dorf in den letzten<br />

Jahren schöner wurde. Sicher sind die Straßen und Häuser<br />

im Ortskern schön, aber was wären sie ohne all die in Stein<br />

gehauenen Katzen und ohne die Statue von Angéline auf<br />

dem Place centrale? Diese bemerkenswerten Werke verdanken<br />

wir dem Bildhauer Maurice Serreau, der von der Legende<br />

angetan war und beschloss, sie für immer in die<br />

Steine des Ortskerns zu meißeln. Ein Vorschlag, dem wir<br />

enthusiastisch zustimmten. Seither ist La Romieu das berühmte<br />

‹ Dorf der Katzen ›. Und die Besucher, die kommen,<br />

sind nicht nur von unserer schönen Stiftskirche hingerissen,<br />

sondern meist auch von der Originalität unseres<br />

Dorfes. Man nimmt heute einen Umweg in Kauf, um unser<br />

Dorf zu besuchen … » Diese Worte schrieb Denis Delou,<br />

der bis 2020 Bürgermeister der Gemeinde La Romieu war,<br />

im November 2019 im Vorwort des Buches Angeline et les<br />

chats, les pierres rejetées des bâtisseurs, von Michel Boillée<br />

(siehe Infobox am Ende des Artikels). Der Autor widmete<br />

darin La Romieu eine bearbeitete Form der mittelalterlichen<br />

Legende um Angéline. Ein Dorf, in dem ein Bürgermeister,<br />

ein Schriftsteller und mit ihnen die ganze Bevölkerung<br />

eine Sagengestalt aus einem Märchen und einen<br />

Künstler würdigen, die viel für die Entwicklung des kleinen<br />

Ortes getan haben sollen? Das hat uns neugierig gemacht,<br />

sodass wir uns aufmachten, um herauszufinden, was genau<br />

hinter dieser kuriosen Geschichte steckt!<br />

Die Legende um Angéline<br />

Selten sind Recherchen so unterhaltsam wie in diesem<br />

Fall, als wir etwas mehr über diese Legende erfahren wollen,<br />

die zum heutigen Ruf des Dorfes beigetragen haben


soll. Wie bei vielen Legenden gibt es keinen « offiziellen<br />

» Text, jeder Einwohner hat mehr oder weniger<br />

seine eigene Version. Dennoch können wir Ihnen hier<br />

kurz zusammenfassen, um was es in dem liebenswerten<br />

Märchen, das von Generation zu Generation<br />

weitergegeben wird, eigentlich geht: Die Geschichte<br />

spielt im 14. Jahrhundert, genauer gesagt begann sie<br />

1338 etwas außerhalb des heutigen Dorfes La Romieu.<br />

Dort führten Vincent, Mariette und ihre Tochter<br />

Angéline ein glückliches und friedliches Leben. Bis<br />

der tapfere Holzfäller Vincent eines Tages im Wald<br />

beim Fällen eines Baumes von diesem erschlagen wurde.<br />

Doch ein Unglück kommt selten allein. Mariette<br />

konnte den Tod ihres Mannes nicht verwinden, ging<br />

einige Monate später an dem Kummer zugrunde und<br />

ließ Angéline als Waise zurück. Das Mädchen wurde<br />

von einer barmherzigen Nachbarin aufgenommen,<br />

die sie wie ihre eigene Tochter behandelte und<br />

gemeinsam mit ihren leiblichen Kindern aufzog.<br />

Im Laufe der Zeit entwickelte Angéline eine regelrechte<br />

Leidenschaft für Katzen. 1342 und in<br />

den beiden darauffolgenden Jahren waren die<br />

<strong>Winter</strong> ausgesprochen hart und die Sommer<br />

sehr regnerisch, was ausgesprochen<br />

schlechte Ernten zur Folge hatte. Das<br />

löste eine schreckliche Hungersnot<br />

aus, und die Bewohner des Dorfes<br />

begannen in ihrer Verzweiflung<br />

sogar, die Katzen zu essen, die<br />

im Dorf lebten. Angélines Adoptiveltern<br />

wussten, wie sehr<br />

das Mädchen an diesen Tieren<br />

hing, und gestatteten ihr, eine<br />

Katze und einen Kater zu behal-<br />

La Romieu ist mit etwas mehr als 550 Einwohnern ein sehr beschauliches Dorf. Pilger auf dem Weg nach<br />

Santiago de Compostela machen regelmäßig hier Halt und suchen ebenfalls die Katzenskulpturen im Ort.<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24 · 37


UNTERWEGS IN FRANKREICH Okzitanien / Gers<br />

ten, mit der Auflage, diese gut zu verstecken, da alle, vom<br />

Hunger getrieben, nach den letzten dieser Tiere suchten<br />

… So vergingen einige Monate. Die Hungersnot hielt<br />

an und das Dorf wurde von einer weiteren Plage heimgesucht:<br />

Die Wetterbedingungen und damit die Ernteaussichten<br />

hatten sich zwar endlich verbessert, doch ohne<br />

Katzen hatten Ratten überhandgenommen und bedrohten<br />

die sich abzeichnende Ernte. Da brach Angéline ihr<br />

Schweigen und eröffnete den Dorfbewohnern, dass sie auf<br />

dem Dachboden des Hauses eine Katze und einen Kater<br />

versteckt hatte und dass diese Junge bekommen hatten.<br />

20 Katzen waren es mittlerweile, die Angéline den Einwohnern<br />

zur Adoption anbot. So erhielten die Katzen ihre<br />

Freiheit wieder, die Ratten verschwanden und der Wohlstand<br />

kehrte in den Ort zurück. Die Dorfbewohner waren<br />

Angéline dankbar, dass sie sie gerettet hatte, und seitdem<br />

sind Katzen in La Romieu heilig … So viel zu dieser<br />

Geschichte. Aber sie ist damit noch nicht zu Ende. Sie<br />

ist nämlich heute nicht nur in den Köpfen der Menschen<br />

präsent, sondern auf eine ganz besondere Weise sichtbar,<br />

die das Dorf zu einem Anziehungspunkt für Touristen<br />

gemacht hat.<br />

Katzen, Helden eines Dorfes<br />

Vor einigen Jahrzehnten ließ sich der aus Orléans<br />

stammende Bildhauer Maurice Serreau in einem Haus<br />

auf dem Dorfplatz nieder, um sein Rentnerdasein dort<br />

zu verbringen. Bevor der Künstler 2003 verstarb, hatte<br />

er begonnen, der Legende um Angéline ein neues und<br />

viel moderneres Leben einzuhauchen. Wie der Journalist<br />

der Zeitung Sud-Ouest, Franck Meslin, in einem 2011<br />

erschienenen Artikel schrieb, hatte Maurice Serreau die<br />

Geschichte « angeblich aus dem Mund einer Großmutter<br />

gehört, als diese sie ihren Enkelkindern erzählte ». Im<br />

selben Artikel äußerte sich auch Jacqueline Sentis, die<br />

ehemalige Lebensgefährtin des Bildhauers: « Eines Tages<br />

hatte er Lust, mir eine Katze zu kreieren. Dann eine<br />

zweite. Anschließend begann er, Katzen für die Nachbarn<br />

zu erschaffen: Das Tabakgeschäft, die Crêperie, der Arzt,<br />

alle bekamen ihre persönlich gestaltete Katze. » Das war<br />

zu Beginn der 1990-er Jahre und wie Franck Meslin festhielt,<br />

waren « Balkone, Fenster und Monumente bald mit<br />

15 Katzenskulpturen geschmückt ». Ab diesem Zeitpunkt<br />

konnte kaum einer, der nach La Romieu kam, der Versuchung<br />

widerstehen, die Statuen dieser « Dorfhelden »<br />

aufzuspüren, die sich in einem Umkreis von<br />

ungefähr 400 Metern um das<br />

Dorfzentrum befinden.<br />

Manchmal entdeckt man<br />

sie in ganz unerwarteten<br />

Winkeln, oft in sehr humorvollen Positionen, was die Suche<br />

noch viel amüsanter macht. Ob Klein, ob Groß, jeder<br />

der durch das Dorf streift, findet Gefallen daran. Inzwischen<br />

erhalten Interessierte sogar im Fremdenverkehrsamt,<br />

das ebenfalls direkt auf dem zentralen Dorfplatz<br />

ansässig ist, eine Textversion der Legende. Einen Plan, wo<br />

sich die Skulpturen von Maurice Serreau genau befinden,<br />

sucht man – glücklicherweise – jedoch vergebens. Allen<br />

ist nämlich klar, dass die Suche ein Teil des Vergnügens<br />

beim Besuch von La Romieu ist. Und sie ist bei Weitem<br />

nicht das einzige Vergnügen!<br />

Die unbekannten Kleinode der Stiftskirche<br />

Wenn Sie alle Katzen aufgespürt haben – wir versichern<br />

Ihnen, dass das nicht viel länger als eine halbe<br />

Stunde dauern wird – hält die Besichtigung der Stiftskirche<br />

ebenfalls einige Überraschungen bereit. Sie liegt<br />

nur ein paar Dutzend Meter vom Dorfplatz mit seinen<br />

hübschen, schattigen Arkaden entfernt, und bietet die<br />

Gelegenheit, in die Vergangenheit des Ortes einzutauchen.<br />

Bevor Sie die Kirche betreten, sollten Sie wissen,<br />

dass La Romieu der Legende nach – noch eine Legende<br />

also! – Ende des 11. Jahrhunderts von einem deutschen<br />

Pilger namens Albert gegründet wurde. Über dessen Lebenslauf<br />

ist nur so viel bekannt, dass er von einer Pilgerfahrt<br />

aus Rom zurückkehrte und sich nach Santiago de<br />

Compostela begeben wollte. Er unterlag dem Charme des<br />

Ortes und beschloss dortzubleiben. Auf dem Gebiet des<br />

heutigen Dorfes gründete er dann ein Benediktinerpriorat,<br />

das der Abtei Saint-Victor in Marseille (Bouches-du-<br />

Rhône) angeschlossen war. Die Abtei in Marseille kann<br />

man heute noch besichtigen, von ihr aus hat man einen<br />

herrlichen Blick über den Alten Hafen. Im Verlauf des 14.<br />

Jahrhunderts gewann La Romieu an Bedeutung, vor allem<br />

als einer der Söhne des Dorfes, Kardinal Arnaud d’Aux<br />

de Lescout (1260-1320) – ein Cousin von Papst Clemens<br />

V. (1264-1305) –, die Stiftskirche Saint-Pierre errichten<br />

ließ. Das für diese Gegend im Herzen der Gascogne bedeutende<br />

architektonische Bauwerk sollte als Grabstätte<br />

des Kardinals und seiner Familie dienen. Innerhalb von<br />

nur sechs Jahren, von 1312 bis 1318, entstand dieser imposante<br />

Bau, der immer noch sehr gut erhalten ist und<br />

von dessen beiden 33 Meter hohen Türmen man einen<br />

herrlichen Panoramablick über die Region hat. Besonders<br />

überraschend sind zwei unbekannte Kleinode, die<br />

man in einem so abgelegenen Ort gar nicht erwartet: eine<br />

steinerne doppelläufige Wendeltreppe im Glockenturm,<br />

wie man sie nur selten sieht und die zudem<br />

eine der ältesten in Europa ist (älter<br />

als die berühmte Wendeltreppe<br />

im Château de Chambord,<br />

Loir-et-Cher), und eine<br />

Sakristei, deren Wandmalereien<br />

von einer<br />

38 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24


Die Stiftskirche Saint-Pierre gilt als kulturhistorisches Kleinod im Gers und ist Teil des Weltkulturerbes. Sie beherbergt zahlreiche<br />

architektonische Schätze, unter anderem wunderschöne Wand- und Deckenmalereien aus dem 14. Jahrhundert in der Sakristei.


UNTERWEGS IN FRANKREICH Okzitanien / Gers<br />

unglaublichen Schönheit sind. Die Stiftskirche befindet sich heute im<br />

Besitz der Gemeinde. Dort hatte man die gute Idee, gemeinsam mit<br />

einem privat geführten botanischen Garten ganz in der Nähe, Jardins<br />

de Coursiana, ein Kombiticket anzubieten. Wir können Ihnen nur ans<br />

Herz legen, dies zu nutzen, denn auch dort können Sie unvergessliche<br />

Eindrücke sammeln. …<br />

Jardins de Coursiana - ein wunderschönes<br />

familiäres Abenteuer<br />

Den botanischen Garten Jardins de Coursiana erreichen Sie mit dem<br />

Auto vom Dorf aus in nur wenigen Minuten. Er ist seit 1994 öffentlich<br />

zugänglich, wurde 2005 vom Kulturministerium mit dem Label Jardin<br />

remarquable ausgezeichnet und ist seit 2009 ein Parc d’intérêt botanique.<br />

Diese anspruchsvollen Labels belohnen die unglaubliche Arbeit von<br />

Arnaud und Véronique Delannoy sowie ihren Kindern, von denen der<br />

Sohn Jean inzwischen offiziell die Nachfolge der Eltern angetreten hat.<br />

Mithilfe von nur ein bis zwei Angestellten gelingt es der Familie unter<br />

großem Krafteinsatz den absolut herrlichen Park – dessen botanische<br />

Bedeutung unbestrittenen ist – erfolgreich zu betreiben. Der Ort ist<br />

so einmalig schön und unerwartet, dass Sie sich zweifellos noch lange<br />

an ihn erinnern werden. Ein Besuch voller Überraschungen, genau wie<br />

das ganze Dorf La Romieu, das uns eindeutig beeindruckt hat!<br />

Interview: Jean Delannoy, Leiter der Jardins de Coursiana<br />

Jean Delannoy, wie kam es, dass Ihre Eltern, Véronique und Arnaud, die<br />

Leitung dieses Parks übernahmen?<br />

Es war eine Verkettung von Umständen und die Geschichte einer<br />

Passion. Und der Wunsch, die Arbeit des ursprünglichen Besitzers,<br />

Monsieur Cours-Darne (1909-2001), zu erhalten und weiterzuführen.<br />

Nach einer glanzvollen Karriere in Madagaskar – wo heute 44 Pflanzen<br />

nach ihm benannt sind – ließ sich der herausragende Botaniker<br />

mit Rentenbeginn in La Romieu nieder. Bis 1992 kreierte er auf einer<br />

Fläche von vier Hektar ein Arboretum mit knapp 300 Baum- und<br />

Buscharten aus aller Welt, da er herausfinden wollte, welche davon im<br />

40 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24


Im botanischen Garten Jardins<br />

de Coursiana haben Véronique<br />

Delannoy und ihr Sohn Jean nur<br />

selten Gelegenheit zum Ausruhen.<br />

Ist dies einmal der Fall, genießen<br />

sie, wie die Besucher, das Ergebnis<br />

ihrer Arbeit, die gleichzeitig die<br />

Passion ihres Lebens ist.<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24 · 41


UNTERWEGS IN FRANKREICH Okzitanien / Gers<br />

Gers heimisch werden könnten. Meine<br />

Eltern kamen 1992 hierher und mieteten<br />

den Hof, der sich innerhalb dieses Arboretums<br />

befand. Meine Mutter begeisterte sich bereits<br />

für Pflanzen, mein Vater ebenfalls, wenn auch etwas<br />

weniger. Im Laufe der Zeit gelang es Monsieur Cours-<br />

Darne, meine Eltern mit seiner Leidenschaft regelrecht<br />

anzustecken, sodass diese beschlossen, sich in ein verrücktes<br />

Projekt zu stürzen. Sie kauften das Gelände (mittlerweile<br />

6 Hektar Arboretum und 25 Hektar Pflaumenbäume)<br />

und begannen, es mit eigenen Mitteln neu zu gestalten und<br />

zu verschönern. Auf diese Weise lebt das Werk von Monsieur<br />

Cours-Darne, der im Übrigen bis zu seinem Tod im<br />

Jahr 2001 hier wohnte, weiter. Bis zum Schluss begleitete<br />

er meine Eltern, teilte sein Wissen mit ihnen und gab ihnen<br />

Ratschläge. Er schien über die Entwicklung der Gärten<br />

sehr erfreut zu sein.<br />

Wie haben Ihre Eltern den Park weiterentwickelt?<br />

Natürlich haben Sie das Arboretum beibehalten, haben<br />

es sogar vergrößert. Meine Mutter hat die Ratschläge von<br />

Monsieur Cours-Darne befolgt, der als anspruchsvoller Botaniker<br />

immer darauf beharrte, wie wichtig das Etikettieren<br />

ist. Heute sind 90 % der Pflanzen im Park etikettiert, das ist<br />

außergewöhnlich und für die Besucher sehr praktisch: Auf<br />

jedem Etikett stehen der lateinische Name der Pflanze, gegebenenfalls<br />

die heute gebräuchliche französische Übersetzung,<br />

das Pflanzjahr, der Herkunftskontinent. Parallel dazu<br />

legte meine Mutter um das Haus herum einen englischen<br />

Garten an. Später eröffneten wir einen Gemüsegarten sowie<br />

einen Garten mit Kräutern und Medizinpflanzen, kreierten<br />

eine Gärtnerei und legten einen See an. Heute gibt es<br />

hier 700 Baum- und Pflanzenarten, darunter einen Bestand<br />

an Linden mit etwas mehr als 60 verschiedenen Arten.<br />

Die Gartenanlage ist heute immer noch ein familiäres Abenteuer …<br />

Genau! Ich bin das einzige der sieben Kinder, das die<br />

Nachfolge der Eltern antreten wollte. Aus Leidenschaft<br />

für den Garten, das ist klar. Man muss auch ehrlicherweise<br />

zugeben, dass es nicht möglich wäre, mehrere Familien<br />

mit ihm zu unterhalten. Es ist ein großartiges<br />

Abenteuer, aber viel Arbeit! Die Hilfe meiner<br />

Eltern kann ich gut gebrauchen, das können sie mir<br />

glauben. Dabei hat jeder seine « Spezialität ». Meine<br />

Mutter und ich sind vor allem im Garten, mein<br />

Vater kümmert sich mehr um die Obstbäume,<br />

vor allem um die Pflaumenbäume. Gerade<br />

die Pflaumenbäume haben einen<br />

großen Anteil daran, dass meine<br />

Eltern in den zwanzig Jahren finanziell<br />

über die Runden kamen. Sie sind<br />

also sehr wichtig für uns. Im Übrigen produzieren wir auch<br />

Pfirsiche, Aprikosen, Äpfel, Feigen und Birnen, die wir zu<br />

Sorbets und hausgemachten Marmeladen verarbeiten, die<br />

vor Ort verkauft werden. Wir haben gelernt, zu diversifizieren.<br />

Und Sie haben Erfolg: Immer mehr Besucher kommen zu Ihnen …<br />

Es ist in der Tat sehr erfreulich, dass uns inzwischen<br />

ungefähr 12 000 Menschen pro Jahr besuchen. Für einen<br />

Garten in einem kleinen, abgelegenen Dorf wie La Romieu<br />

ist das enorm! Die größte Freude ist es aber für uns, die<br />

Anlage weiterzuentwickeln, zu sehen, wie alles wächst. Wir<br />

wollen keinen Freizeitpark daraus machen, das familiäre<br />

Ambiente soll erhalten bleiben. Jedes Jahr versuchen wir,<br />

neue Pflanzen zu beschaffen, seltene Arten, die vom Aussterben<br />

bedroht sind, vor Kurzem beispielsweise eine Kiefernart,<br />

die 1994 in Australien wiederentdeckt wurde. Man<br />

weiß, dass es heute davon auf der ganzen Welt nur noch<br />

1000 Exemplare gibt, und während der Waldbrände im Jahr<br />

2019 wären viele von ihnen beinahe vernichtet worden. Wir<br />

sind stolz, dass wir einen dieser Bäume bekommen konnten<br />

und dass er bei uns sehr gut gedeiht! Auch das ist eine Art,<br />

das Werk von Monsieur Cours-Darne weiterzuführen. Daran<br />

muss ich immer denken. Es ist eine Verantwortung. In<br />

gewisser Weise auch ein Druck, aber niemand zwingt mich<br />

dazu. Ich weiß, dass es eine verrückte Arbeit ist, aber ich<br />

liebe sie …<br />

Jean Delannoy, vielen Dank für das Gespräch.<br />

42 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24


d’Olonne<br />

A83<br />

Poitiers<br />

Saint-Sigismond<br />

Lesetipp:<br />

N11/E601<br />

Niort<br />

La Rochelle<br />

E5/A10<br />

E602/A837<br />

Michel Boillée, Angeline et les chats, les pierres rejetées des bâtisseurs, Encretoile Éditions, 2022,<br />

108 Seiten, 13,50 €, ISBN 978-2367722313<br />

Limoges<br />

Michel Boillée ist Großvater und begeisterter Märchenerzähler. Er erzählt uns die Legende von Angéline Angoulême<br />

– er schreibt im Übrigen « Angeline », ohne Akzent –, gibt aber der Person mehr Substanz. Auf diese Weise<br />

verfolgen wir die Entwicklung des kleinen Mädchens, zur Jugendlichen und schließlich zur erwachsenen,<br />

Montalivet<br />

unabhängigen Frau. Ein moderner Ansatz in Form eines eigenständigen Märchens, das Klein und Groß<br />

erfreut. Das Buch ist mit Aquarellen von Dominique Lagier-Tabert illustriert.<br />

Reiseinfos & Lesetipps<br />

La Romieu …<br />

… Berlin 1735 km … Hamburg 1611 km<br />

… Köln 1207 km … Frankfurt 1192 km<br />

… München 1286 km … Wien 1697 km<br />

… Zürich 996 km … Paris 722 km<br />

… Toulouse 110 km … Agen 34 km<br />

Der nächstgelegene Flughafen, der aus<br />

dem deutschsprachigen Raum direkt<br />

angeflogen wird, ist Toulouse-Blagnac<br />

(108 km).<br />

Der nächstgelegene TGV-Bahnhof<br />

befindet sich in Agen (35 km).<br />

Office de Tourisme Gascogne Lomagne<br />

- La Romieu<br />

Place Bouet<br />

32480 La Romieu<br />

Telefon: +33 (0)5 62 64 00 00<br />

www.gascogne-lomagne.fr<br />

Geöffnet von Mai bis September.<br />

Collégiale Saint-Pierre<br />

Rue du docteur Lucante<br />

32480 La Romieu<br />

Telefon: +33 (0)5 62 28 86 33<br />

www.la-romieu.fr/patrimoine-et-loisirs/<br />

patrimoine/la-collegiale-st-pierre<br />

Ganzjährig geöffnet. Die Öffnungszeiten<br />

Le Porge<br />

schwanken im Jahresverlauf, Details<br />

entnehmen Sie bitte der Website.<br />

Eintritt 6 €, ermäßigt 5 Cap-Ferret €. Kinder<br />

unter 12 Jahren haben freien Eintritt.<br />

Audioguide 1 €.<br />

Kombiticket (Stiftskirche und Jardins<br />

de Coursiana) 13 €.<br />

Mimizan<br />

Planen Sie für einen Besuch mit<br />

Audioguide (auf Deutsch) 45-60<br />

E5-E70/A63<br />

Minuten ein. Die Besichtigung führt<br />

Sie durch den Kreuzgang, die Kirche,<br />

die Sakristei mit ihren Wandmalereien,<br />

in den achteckigen Turm, in die erste<br />

Hossegor<br />

Etage des Glockenturms und über die<br />

doppelläufige Wendeltreppe.<br />

Biarritz Bayonne<br />

Hendaye<br />

Jardins de Coursiana Sare<br />

34280 La Romieu Donostia-<br />

Telefon: +33 S. (0)5 Sebastian 62 68 22 80<br />

www.jardinsdecoursiana.com<br />

Die Saison <strong>2023</strong> ist beendet. Der Garten<br />

wird im Frühjahr Pamplona <strong>2024</strong> wieder eröffnet.<br />

Bitte informieren Sie sich auf der<br />

Website.<br />

Um von allen vier Gärten profitieren<br />

zu können (englischer Garten; Garten<br />

mit Medizinpflanzen, Kräutern und<br />

Parfumpflanzen; Arboretum; Gemüseund<br />

Obstgarten) sollten Sie mindestens<br />

Spanien<br />

E5/A10<br />

A52/E72<br />

France<br />

A64/E80<br />

Pau<br />

Bordeaux<br />

Tarbes<br />

Périgueux<br />

A<strong>89</strong>/E70<br />

Sarlat-le-Canéda<br />

Agen<br />

La Romieu<br />

Toulouse<br />

zwei Stunden einplanen.<br />

Eintritt 8,50 €, Kinder (7 - 16 Jahre) 2 €.<br />

Es gibt eine schöne Terrasse, auf der Sie<br />

die hausgemachten Produkte (Säfte,<br />

Eis, Honig, Marmelade) verkosten<br />

können. Die Produkte werden auch<br />

zum Mitnehmen angeboten.<br />

Cahors<br />

A20/E9<br />

Briv<br />

Ando<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 43<br />

Pastell: Das blaue Gold<br />

(15 km entfernt)<br />

Im Mittelalter brachte das Pastell<br />

einer ganzen Region, die sich wie<br />

ein Dreieck von Toulouse bis nach<br />

Albi und Carcassonne erstreckt,<br />

Prosperität,<br />

bis schließlich<br />

andere natürliche<br />

und chemische<br />

Blautöne die Farbe<br />

verdrängten. Heute<br />

sorgen ein paar<br />

Pastellliebhaber<br />

mit viel<br />

Leidenschaft<br />

dafür, dass die alte Tradition im einstigen « blauen<br />

Dreieck » nicht in Vergessenheit gerät.<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 42<br />

Bastiden: Die neuen Städte des Mittelalters<br />

(81 km entfernt)<br />

Im Mittelalter, insbesondere im 13. und 14.<br />

Jahrhundert, entstanden in den meisten<br />

europäischen Ländern aus politischen,<br />

militärischen, wirtschaftlichen oder demografischen<br />

Gründen neue Dörfer und Städte. So<br />

auch in Frankreich, vor allem in den<br />

Regionen Nouvelle Aquitaine, Midi-<br />

Pyrénées und Languedoc-Roussillon<br />

im Südwesten des Landes. Man<br />

schätzt, dass dort damals rund 600<br />

neue Siedlungen gegründet wurden,<br />

die alle dem gleichen Grundmuster<br />

folgten. Bis heute sind rund 300 der<br />

als Bastiden bezeichneten Städte<br />

erhalten. Es gibt dabei einige Parallelen zu Immobilienprojekten aus<br />

heutiger Zeit.<br />

INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN SIE AUF SEITE 84.<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24 · 43


UNTERWEGS IN FRANKREICH Provence-Alpes-Côte d‘Azur / Bouches-du-Rhône<br />

Château<br />

Ein anderer Blick auf Marseille<br />

44 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24


d‘IfVor der Küste von Marseille liegt die Île d’If, die kleinste der Frioul-<br />

Inseln. Man erreicht sie vom Alten Hafen aus mit dem Boot in<br />

rund 20 Minuten. Auf dem winzigen, nur drei Hektar großen Kalkfelsen<br />

befindet sich eines dieser erstaunlichen Monumente, auf<br />

die man in Frankreich so stolz ist. Ein Monument, bei dem in diesem<br />

Fall Geschichte und Fiktion eng verwoben sind. Château d‘If<br />

wurde von Franz I. (1494-1547) als uneinnehmbare Meeresfestung<br />

konzipiert, von Vauban (1633-1707) noch stärker befestigt<br />

und später dann als Gefängnis genutzt. In der ganzen Welt<br />

bekannt wurde das Bauwerk, das man heute besichtigen kann,<br />

aber durch Alexandre Dumas (1802-1870). Es ist zweifellos einer<br />

der unerwartetsten und ausgefallensten Orte von Marseille!<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24 · 45


UNTERWEGS IN FRANKREICH Provence-Alpes-Côte d‘Azur / Bouches-du-Rhône<br />

Die bekannteste Darstellung des Nashorns, das Franz I. auf die Île d’If zog, stammt vom deutschen Maler, Zeichner und Kupferstecher Albrecht<br />

Dürer (1471-1528). Der Künstler erstellte sie 1515, ohne das Tier jemals gesehen zu haben, sodass viele anatomische Details auf vagen Vermutungen<br />

beruhen. Dennoch galt das Werk als realistische Abbildung eines Tieres, das bis Ende des 18. Jahrhunderts in Europa unbekannt war.<br />

Nicht viele wissen, dass Marseille eine Gemeinsamkeit<br />

mit Alcatraz (Vereinigte Staaten), Robben<br />

Island (Südafrika) und Fort Boyard (Charente-<br />

Maritime) hat. Die Cité phocéenne, wie die – gemessen an<br />

der Bevölkerung – zweitgrößte Stadt Frankreichs auch genannt<br />

wird, besitzt auf ihrem Gebiet eine Insel mit einer<br />

ungewöhnlichen Vergangenheit: Sie war lange Zeit eine<br />

Gefängnisinsel. Heute geht es jedoch auf der seit 1880 für<br />

die Öffentlichkeit zugänglichen Île d’If mit ihrer Festung,<br />

Château d’If, wesentlich friedlicher zu. Um ein Haar hätte<br />

es die Festung sogar in die Endrunde zum Monument préféré<br />

des Français <strong>2023</strong> geschafft, ein Titel, den letztlich die<br />

Burg Sedan in den Ardennen davontrug (siehe Rubrik On<br />

en parle). Die Menschen, die sie besuchen, sind nicht nur<br />

erpicht darauf, einen der schönsten Blicke auf Marseille zu<br />

genießen, viele kommen an diesen atypischen Ort, bei dem<br />

historische Tatsachen und Fiktion eng verwoben sind, um<br />

eine unbekannte Facette dieser Stadt zu entdecken.<br />

Ein Nashorn sorgt für<br />

Überraschungen<br />

Bis ins 16. Jahrhundert war die Île d’If eine unbewohnte<br />

Insel, ohne Gebäude und ohne echten Nutzen. Abgesehen<br />

von Piraten und Schmugglern suchten lediglich Fischer<br />

hier von Zeit zu Zeit Schutz, wenn sie von einem Sturm<br />

überrascht wurden. Das änderte sich hingegen schlagartig,<br />

als in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts der französische<br />

König Franz I. zum allgemeinen Erstaunen beschloss,<br />

auf der verlassenen Felseninsel eine Festung zu bauen. Die<br />

Entscheidung war umso unerwarteter, als sie aufgrund eines<br />

Nashorns getroffen wurde! Sie haben richtig gelesen!<br />

Die unglaubliche Geschichte begann 1515, als der Sultan<br />

von Gujarat (Indien), Muzaffar Shah II. (Geburtsdatum<br />

unbekannt - 1526) dem portugiesischen König Manuel I.<br />

(1469-1521), genannt der Große, ein Nashorn für seine<br />

Menagerie mit exotischen Tieren schenkte. Schriften<br />

bestätigen, dass ein solches Tier seit 12 Jahrhunderten in<br />

Europa nicht mehr gesehen worden war. Davor hatte es<br />

eher als mythisches Tier gegolten, das man zum Teil mit<br />

dem legendären Einhorn verwechselte. Dazu muss man<br />

wissen, dass das indische Nashorn (R. Unicornis) im Gegensatz<br />

zu den afrikanischen Arten nur ein einziges Horn<br />

besitzt. Auf jeden Fall kam das vierbeinige Geschenk nach<br />

einer viermonatigen Schiffsreise gemeinsam mit indischen<br />

Gewürzen und vielen anderen Schätzen am 20. Mai 1515<br />

in Lissabon an. Der König von Portugal war offensichtlich<br />

sehr stolz auf dieses Präsent und ließ es durch die Straßen<br />

von Lissabon marschieren, wo es bei den Menschen<br />

schnell sehr beliebt war. Dem Monarchen wurde aber<br />

rasch bewusst, wie wertvoll dieses ungewöhnliche Präsent<br />

war – vielleicht befürchtete er auch, es nicht angemessenen<br />

versorgen zu können –, sodass er es wieder loswerden<br />

wollte und auf die Idee kam, es dem damaligen Papst,<br />

Léon X. (1475-1521) zu schenken. So kam es, dass dieses<br />

Nashorn – reich geschmückt mit grünem Samt und Blumen<br />

– im Dezember 1515 im Hafen von Lissabon erneut<br />

auf ein Schiff verladen wurde, um die Reise nach Rom<br />

anzutreten. Allerdings verlief die Fahrt nicht wie geplant:<br />

Angesichts schwieriger Navigationsbedingungen beschloss<br />

die übermüdete Besatzung zu Beginn des Jahres 1516, in<br />

Marseille einen Zwischenstopp einzulegen, um sich auszuruhen<br />

und mit Proviant zu versorgen. Das war zudem eine<br />

Gelegenheit, dem Tier etwas Bewegung zu verschaffen.<br />

46 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24


Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24 · 47


UNTERWEGS IN FRANKREICH Provence-Alpes-Côte d‘Azur / Bouches-du-Rhône<br />

Man setzte das Nashorn auf der vor der Stadt gelegenen<br />

Île d’If ab, wo es in der Tat ein wesentlich angenehmeres<br />

und natürliches Umfeld hatte. Seine Anwesenheit<br />

sprach sich schnell herum, sodass viele Neugierige aus<br />

Marseille mit Booten zur Insel fuhren, in der Hoffnung,<br />

einen Blick auf das exotische Tier zu erhaschen. Der Ruf<br />

des Nashorns drang sogar bis zum französischen König<br />

Franz I. vor, der sich gerade auf einer Pilgerreise im nahe<br />

gelegenen Saint-Maximin-la-Sainte-Baume (Var) befand.<br />

Neugierig geworden, wollte der Monarch das Tier mit<br />

eigenen Augen sehen und besuchte am 24. Januar 1516<br />

daher ganz unerwartet die Insel If. Obwohl sein eigentliches<br />

Interesse dem Nashorn galt, war er auf der Insel<br />

jedoch weniger von dem Tier überrascht als vielmehr von<br />

der Tatsache, dass es an der Küste vor Marseille keinerlei<br />

Verteidigungsmöglichkeit gab. Entsetzt stellte der Monarch<br />

fest, dass die Stadt völlig ungeschützt war und dass<br />

man sie vom Meer aus jederzeit angreifen konnte. Daher<br />

ordnete er umgehend an, auf der Insel eine Festung zu<br />

bauen, die im Ernstfall den Schutz der Stadt Marseille<br />

gewährleisten sollte. Der Bau von Château d‘If war damit<br />

beschlossene Sache, es dauerte dann allerdings bis 1531,<br />

um den Beschluss umzusetzen. Was das Nashorn anging,<br />

so stach es kurze Zeit nach dem Besuch des Königs wieder<br />

in See, um die Reise nach Rom fortzusetzen. Leider<br />

ging das Schiff in der Nähe des Golfes von Genua (Italien)<br />

unter, und das arme Tier ertrank schließlich nach all<br />

den Strapazen der langen Reise. Überlieferungen zufolge<br />

soll es aus dem Meer gefischt, ausgestopft und wie vorgesehen<br />

dem Papst übergeben worden sein.<br />

Vom Alten Hafen in Marseille sind es mit dem Boot nur rund 20<br />

Minuten bis zur Île d’If. Auf der felsigen Insel gibt es nicht viel<br />

Vegetation, sodass man sich sofort wie in einer anderen Welt fühlt.<br />

48 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24


Eine ungebetene, aber letzten<br />

Endes beruhigende « Nachbarin »<br />

Dank der neuen Festung im Meer vor Marseille war<br />

die Stadt also nun vor hypothetischen Angriffen geschützt.<br />

Auch die Flotte der königlichen Galeeren, deren<br />

Aufgabe es war, das Mittelmeer zu überwachen, konnte<br />

beruhigt im Hafen und den Gewässern vor der Stadt vor<br />

Anker gehen. Die Einwohner von Marseille waren dagegen<br />

von Château d’If nicht begeistert. Für sie lag mit<br />

der Festung ein Symbol der königlichen Autorität direkt<br />

vor ihren Toren, weshalb sie sie in der ersten Zeit auch als<br />

« ungebetene Nachbarin » bezeichneten. Folglich hatten<br />

sie sich nur sehr widerstrebend am Bau der Festung beteiligt<br />

– ganz entziehen konnten sie sich dem aufgrund des<br />

Drucks der königlichen Macht nicht – und stellten deren<br />

Nutzen ganz offen infrage. Die Festung sei, ihrer Meinung<br />

nach, schlecht konzipiert und würde demzufolge<br />

nur wenig Schutz bieten. Die Kritik verstummte hingegen<br />

urplötzlich, als nämlich der Erzfeind Franz‘ I., der römische<br />

Kaiser und spanische König Karl V. (1500-1558),<br />

1536 versuchte, Marseille einzunehmen. Entgegen allen<br />

Bedenken der Stadtbewohner war es der Festung zu verdanken,<br />

dass der Angriff abgewehrt und die Stadt gerettet<br />

werden konnte. Ab diesem Zeitpunkt musste Château d‘If<br />

seine Berechtigung nicht mehr beweisen. Nun galt die<br />

Festung als Mittel, « die östliche Pforte ins französische<br />

Königreich zu schützen », und von Marseille aus gesehen<br />

wirkte ihr Umriss am Horizont geradezu beruhigend.<br />

Daher hielt man sie instand und 1701 verbesserte Vauban<br />

sogar ihre Verteidigungsfähigkeit, indem er die Befestigungsmauer<br />

erhöhte und ein neues Wachgebäude errichten<br />

ließ, in dem sich Schlafsäle für die Soldaten befanden.<br />

Heute sind dort Verwaltungsräume.<br />

Ein « so erbärmlicher Ort,<br />

dass es unmöglich erscheint,<br />

dort zu überleben »<br />

Ab dem Ende des 16. Jahrhunderts bekam Château<br />

d‘If eine zweite offizielle Aufgabe und wurde fortan als<br />

Gefängnis genutzt. Die überschaubare Größe, die Tatsache,<br />

dass sie keine ausgeprägten Erhebungen besitzt und<br />

die isolierte Lage inmitten der Fluten machten die Insel<br />

zu einem Ort, der einfach zu überwachen war. Es begann<br />

1540 zunächst ganz unspektakulär, als zwei arme Fischer<br />

aus Marseille 14 Tage auf Château d’If eingesperrt wurden,<br />

weil man sie beschuldigte, ohne Genehmigung des<br />

Gouverneurs nachts in der Reede vor Marseille gefischt zu<br />

haben. Dabei ging der königlichen Macht auf, dass die Insel<br />

ein idealer Ort war, um sogenannte « heikle » Gefangene<br />

weitab von neugierigen Blicken einzusperren. Der Ort<br />

galt schnell als « Ausnahmegefängnis », denn meist waren<br />

es politische Gefangene, die dort untergebracht wurden,<br />

Ende des 17. Jahrhunderts dann viele Protestanten. Vor<br />

allem « Dickschädel », die sich trotz aller Drohungen weigerten,<br />

ihre Religion aufzugeben und zum Katholizismus<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24 · 49


UNTERWEGS IN FRANKREICH Provence-Alpes-Côte d‘Azur / Bouches-du-Rhône<br />

zu konvertieren. Einigen Häftlingen gelang es, schriftliche<br />

Dokumente hinauszuschmuggeln, die davon zeugen,<br />

dass die Haftbedingungen sehr hart waren. Einer von<br />

ihnen, Céphas Carrière, beschrieb Château d’If, wo er seit<br />

mehreren Jahren vor sich hin vegetierte, am 23. Mai 1708<br />

als « so erbärmlichen Ort, dass es unmöglich erscheint,<br />

dort zu überleben » (Gaston Tournier, Les galères de France et<br />

les galériens protestants des XVIIe et XVIIIe siècles, Les Presses<br />

du Languedoc, Édition 1984).<br />

Eine bewegende Besichtigung<br />

Auch heute noch kann man sich gewisser Emotionen<br />

nicht entziehen, wenn man während der Besichtigung die<br />

schrecklichen Bedingungen nachvollzieht, unter denen die<br />

Gefangenen damals lebten. Vor allem wird klar, dass die<br />

Insassen offenbar sehr unterschiedlich behandelt wurden:<br />

Die härtesten Haftbedingungen waren zunächst den Protestanten,<br />

1871 dann den Kommunarden, vorbehalten. Sie<br />

waren in Kerkern untergebracht, die Culs de tour genannt<br />

wurden. Diese befanden sich zu Füßen der Türme, waren<br />

dunkel, kalt und feucht. Die meisten Gefangenen überlebten<br />

dort angeblich nicht länger als einige Wochen. Etwas<br />

weiter oben, im Erdgeschoss, gab es Gemeinschaftszellen.<br />

Dort war es etwas heller und wärmer, was die Inhaftierung<br />

« angenehmer » machte. Zumindest, sofern die<br />

Zellen nicht überbelegt waren, was für die Gefangenen<br />

ebenfalls fatal war. Über eine schöne Steintreppe gelangt<br />

man in den ersten Stock, wo die Pistoles lagen, die ehemaligen<br />

Offiziersunterkünfte der Festung. Diese Einzelzellen<br />

waren den reichsten Gefangenen vorbehalten. Allein<br />

schon aufgrund der dort herrschenden Temperatur- und<br />

Luftfeuchtigkeitsverhältnisse waren diese noch « komfortabler<br />

». Im Außenbereich hat man von den Terrassen aus<br />

einen der schönsten Panoramablicke auf Marseille. Neben<br />

der ansprechenden, schlichten Kapelle ruft vermutlich der<br />

zentrale Innenhof mit seinen zahlreichen « Kritzeleien »,<br />

welche die Häftlinge in die Wände des Gebäudes ritzten,<br />

heute die meisten Emotionen hervor. Allein im Jahr 1848<br />

erstellten die politischen Gefangenen, die damals hier<br />

einsaßen, 101 dieser « Graffiti »: 96 bilden einen Fries im<br />

Innenhof, fünf befinden sich in Zellen im ersten Stock.<br />

Die Kommunarden meißelten 1871 ihrerseits 31 davon in<br />

den Stein (18 im Erdgeschoss und 13 auf verschiedenen<br />

Etagen der Festung). Während des Rundgangs erfährt<br />

man zudem, dass der Ort zwar ab 1880 besichtigt werden<br />

konnte, während des Ersten Weltkriegs – ab August 1914<br />

– jedoch zur Unterbringung von Kriegsgefangenen und<br />

als Militärgefängnis diente. Ein Telegramm vom 15. September<br />

1914 präzisiert die nicht unbedeutende Zahl von<br />

1000 Gefangenen. Schwierig, sich so viele Menschen auf<br />

solch engem Raum vorzustellen … 1926 wurde Château<br />

d‘If als Monument historique klassifiziert. Während des<br />

Zweiten Weltkriegs war die Festung von der deutschen<br />

Armee besetzt. Seit 1994 untersteht sie dem Kulturministerium,<br />

das die Verwaltung inzwischen dem Centre des<br />

Monuments Nationaux anvertraut hat. Seitdem führt die<br />

Insel ein friedlicheres, dem Tourismus geweihtes Leben.<br />

Schauplatz für einen Roman<br />

Château d‘If verdankt seine weltweite Bekanntheit und<br />

damit die Attraktivität für Touristen allerdings weniger<br />

seiner « wahren Vergangenheit » als dem Talent eines der<br />

größten französischen Schriftsteller: Alexandre Dumas.<br />

Dieser hielt sich wiederholt in Marseille auf, kannte die<br />

Stadt daher gut und interessierte sich sehr für die Geschichte<br />

der Insel. Als politisch engagierter Mensch weck-<br />

Im Rahmen der Besichtigung von Festung und Insel sind alle<br />

Räume einschließlich der Zellen frei zugänglich. Bei dieser<br />

Gelegenheit kann man neben Archivmaterial unzählige Zeugnisse<br />

entdecken, die die Gefangenen in die Wände ritzten.<br />

50 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24


Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24 · 51


UNTERWEGS IN FRANKREICH Provence-Alpes-Côte d‘Azur / Bouches-du-Rhône<br />

ten die Haftbedingungen in Gefängnissen generell sein Interesse. Abgesehen<br />

davon – und das ist weniger bekannt – hatte der Schriftsteller aber auch eine<br />

sehr persönliche, wenngleich ungewöhnliche Beziehung zur Insel: Thomas<br />

Alexandre Davy de la Pailleterie (1762-1806), genannt Général Dumas, der<br />

Vater von Alexandre Dumas, war sehr eng mit General Jean-Baptiste Kléber<br />

(1753-1800) befreundet, der vor allem für seine Aktivitäten in Ägypten<br />

bekannt war. Das ging so weit, dass Napoleon Bonaparte (1769-1821) Angst<br />

hatte, das Ansehen Klébers könnte ihm schaden, eine Angst, die sogar noch<br />

dessen Tod überdauerte … Als Kléber 1800 in Ägypten ermordet worden<br />

war, wusste der Kaiser nicht, was er mit dem Leichnam anfangen sollte, der<br />

sich nach wie vor in Ägypten befand. Es stand außer Frage, ein Staatsbegräbnis<br />

zu organisieren oder ihm in Frankreich eine Grabstätte zu errichten.<br />

Bonaparte befürchtete, diese könne zu einem republikanischen Pilgerort<br />

werden. Er beschloss daher, den Leichnam Klébers in einem Bleisarg aus<br />

Ägypten zurückholen zu lassen und ihn diskret auf der Insel If zu deponieren,<br />

offiziell aus Gründen der « Quarantäne ». Zufälligerweise « vergaß » man<br />

den Sarg samt Inhalt dort bis 1818. Insofern wurde nicht Kléber auf Château<br />

d’If « eingesperrt », sondern « nur » seine sterblichen Überreste. Auch diese<br />

Geschichte erfahren die Besucher heute bei einer Besichtigung der Festung.<br />

Alexandre Dumas war von diesen Vorkommnissen berührt, da sie einen engen<br />

Freund seines Vaters betrafen, was seine persönliche Beziehung zu Château<br />

d’If erklärt. Letzten Endes würdigte er die Festung auf eindrückliche<br />

Art, indem er sie zum wesentlichen Schauplatz seines berühmten Romans<br />

Der Graf von Monte Christo machte. Von 1844 bis 1846 wurde die Geschichte<br />

als Fortsetzungsroman veröffentlicht, dessen wöchentliche Folgen im Journal<br />

des débats erschienen. Es war ein phänomenaler Verlagserfolg. Im Laufe der<br />

Jahre wurde der Roman mehrfach verlegt, in viele Sprachen übersetzt und<br />

weltweit publiziert. Theater-, Fernseh- und Kinobearbeitungen folgten. So<br />

erwarb sich Château d’If einen touristischen Ruf auf internationaler Ebene,<br />

von dem viele andere Stätten nur träumen können. Und auch die Besucher<br />

bringt die Geschichte von Insel und Festung mit ihren Verwicklungen zwischen<br />

Mythos und realer Vergangenheit noch heute zum Träumen.<br />

General Jean-Baptiste Kléber<br />

(1753-1800, oben) und Alexandre<br />

Dumas (1802-1870, unten).<br />

Reiseinfos und Lesetipps<br />

Marseille…<br />

… Berlin 1543 km … Hamburg 1494 km<br />

… Köln 1018 km … Frankfurt 1007 km<br />

… München 1006 km … Wien 1322 km<br />

… Zürich 703 km … Paris 773 km<br />

… Lyon 314 km … Montpellier 168 km<br />

Der Flughafen Marseille-Provence<br />

(25 km) wird direkt aus dem<br />

deutschsprachigen Raum angeflogen.<br />

Der Bahnhof Marseille-Saint-Charles ist<br />

an das TGV-Netz angeschlossen.<br />

Château d‘If<br />

Île d’If<br />

13007 Marseille<br />

Telefon: +33 (0)4 91 59 02 30<br />

www.chateau-if.fr<br />

1. Oktober bis 31. März: 10 – 17 Uhr<br />

1. April bis 30. September: 10 – 18 Uhr<br />

Mitte September bis Mitte März<br />

montags geschlossen.<br />

Achtung: Bei starkem Seegang ist<br />

Château d‘If nicht geöffnet, da die<br />

Boote dann nicht dort anlegen können.<br />

Das Eintrittsticket auf die Insel be rechtigt<br />

zum Besuch von Insel und Festung.<br />

Sie können es direkt auf der Insel oder<br />

bei den Bootsgesellschaften kaufen,<br />

welche die Überfahrt anbieten.<br />

Nor malpreis: 6 €. Freier Eintritt für<br />

Besucher unter 18 Jahren. Besucher<br />

aus EU-Ländern unter 25 Jahren haben<br />

ebenfalls freien Zutritt. Von November<br />

bis März sind Insel und Festung<br />

darüber hinaus am ersten Sonntag im<br />

Monat kostenlos zugänglich.<br />

Hinweis: Mit einem Ticket der SNCF für<br />

den TGV Inoui, das innerhalb der<br />

letzten fünf Tage gültig war, erhalten<br />

Sie einen vergünstigten Tarif (5 €).<br />

Achtung: Im Eintrittspreis ist die<br />

Überfahrt nicht enthalten.<br />

Der<br />

<br />

Zugang zur Insel ist ausschließlich<br />

mit dem Schiff möglich.<br />

Abfahrt ist im Alten Hafen von<br />

Marseille. Zwei Bootgesellschaften<br />

bieten Überfahrten zur Insel If an:<br />

Les Calanques & Château d’If (April<br />

bis Oktober): www.calanques-if.com,<br />

Telefon +33 (0)4 91 33 36 79.<br />

Ticketverkauf an der Ecke Quai<br />

du Port und Quai des Belges auf<br />

der rechten Seite des Alten Hafens<br />

(wenn Sie die Canebière im Rücken<br />

haben). Reservierung bis zur Abfahrt<br />

möglich, frühestens 24 bis 48<br />

Stunden vorher (abhängig von den<br />

Wetterbedingungen). Preis: 11 €.<br />

Bateau Frioul-If (ganzjährig):<br />

www.lebateau-frioul-if.fr, Telefon<br />

52 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24


livet<br />

e<br />

t<br />

E5-E70/A63<br />

nne<br />

E602/A837<br />

panien<br />

+33 (0)4 91 22 41 22. Ticketverkauf<br />

Quai de la fraternité Périgueux <strong>Nr</strong>. 1, auf der<br />

linken Seite des Alten A<strong>89</strong>/E70Hafens (wenn<br />

Sie die Canebière im Rücken haben).<br />

Da das Anlegen auf der Insel von den<br />

Bordeaux Wetterbedingungen abhängig ist,<br />

Sarlat-le-Canéda<br />

werden die Tickets ausschließlich vor<br />

Ort am Schalter verkauft, sofern die<br />

Überfahrt möglich ist. Preis: 11,10 €<br />

(kostenlos für Kinder unter 4 Jahren);<br />

Cahors<br />

Familienpreis 8,30 € ab vier zahlenden<br />

Personen (darunter mindestens<br />

ein Kind im Alter zwischen Agen 4 und 12<br />

Jahren).<br />

E5/A10<br />

A52/E72<br />

France<br />

A64/E80<br />

Angoulême<br />

Limoges<br />

A20/E9<br />

Fotos spezialisierte Naturliebhaber<br />

Tulle<br />

Brive-la-Gaillarde<br />

ist bekannt dafür, die Franzosen in<br />

ihrem Alltag fotografiert zu haben,<br />

wobei niemand für das Foto posierte.<br />

Der Eintritt in die Ausstellung Aurillac ist im<br />

Eintrittspreis enthalten.<br />

Andorra<br />

A<strong>89</strong>/E70<br />

Clermont-<br />

Ferrand<br />

A75/E11<br />

le Mont-Dore<br />

Puy de Dôme<br />

Seit 2012 gibt es ein unerwartetes<br />

und sehr empfehlenswertes<br />

Restaurant namens Marseille en face<br />

auf der Insel. Von dort aus haben<br />

Sie einen atemberaubenden Blick –<br />

vermutlich einen der schönsten – auf<br />

Marseille. Das Angebot ist einfach<br />

und hängt von der Versorgung mit<br />

Lebensmitteln ab, die ebenfalls von<br />

A75/E11<br />

den Wetterbedingungen bestimmt<br />

wird. Aber alles wird absolut frisch aus<br />

regionalen Produkten zubereitet. Sie Lodève<br />

erhalten beispielsweise Meeresfrüchte<br />

aus der Aquakulturanlage der nahe<br />

gelegenen Insel Frioul. Eine der Bézier<br />

Spezialitäten des Hauses ist ein echtes<br />

Crêpe Suzette. Dieses Narbonne Dessert, ein<br />

« Wahrzeichen » der A81/E80 französischen<br />

Küche, wurde Limoux vom berühmten<br />

Küchenchef Auguste Escoffier<br />

A9/E15<br />

(1846-1935) kreiert, France der auch « König<br />

der Köche » genannt wurde. Keine<br />

Reservierungen. Informationen:<br />

Perpignan<br />

www.restaurant-chateau-if.fr.<br />

Collioure<br />

Céret<br />

A72/E70<br />

A9/E15<br />

Nîmes<br />

Montpellier<br />

Lyon<br />

St.-Etienne<br />

A7/E15<br />

A9/E15<br />

A54/E805<br />

Arles<br />

A43/E70<br />

A49/E713<br />

Valence<br />

Orange<br />

Hinweis:<br />

<br />

Auf der Insel La If gibt Romieu es nur<br />

wenig Schatten. Wir empfehlen<br />

Ihnen daher, einen Sonnenschutz<br />

(Mütze, Sonnenhut, Sonnenbrille …)<br />

mitzunehmen.<br />

Toulouse<br />

Das Centre des Monuments Nationaux,<br />

eine staatliche Einrichtung, die<br />

Pau dem Kulturministerium untersteht<br />

und – neben mehr als 100 anderen<br />

französischen TarbesMonumenten – für<br />

die Verwaltung von Château d’If<br />

zuständig ist, organisiert regelmäßig<br />

Ausstellungen in der Festung. Bis<br />

31. März <strong>2024</strong> zeigt die Ausstellung<br />

L’eau et l’humanité 15 Schwarz-<br />

Weiß-Fotografien von Emeric Feher<br />

(1904-1966). Der auf naturalistische<br />

A7/E15<br />

Aix-en-<br />

Provence<br />

A55<br />

Saillans<br />

Avignon<br />

Marseille<br />

Chambér<br />

Grenoble<br />

Apt<br />

A52<br />

A51/E712<br />

A8/E80<br />

A50<br />

Toulon<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 78<br />

Grotte Cosquer:<br />

Unglaubliche<br />

Höhlenmalereien<br />

in den<br />

Calanques<br />

von<br />

Marseille<br />

In den<br />

Calanques<br />

zwischen<br />

Marseille<br />

und Cassis<br />

wurden<br />

in einer Höhle unter Wasser prähistorische<br />

Höhlenmalereien entdeckt. Ihr Entdecker,<br />

Henri Cosquer, musste zunächst zwar<br />

allerlei Spott ertragen, doch inzwischen ist<br />

die Authentizität des Fundes bestätigt. Da<br />

Experten aufgrund der Klimaerwärmung<br />

früher oder später mit einer Überschwemmung<br />

dieses wertvollen Schatzes rechnen, wurde<br />

in Marseille – nach dem Vorbild von Lascaux<br />

2 und Chauvet 2 – eine exakte Nachbildung<br />

erstellt, die seit 2022 besichtigt werden kann.<br />

Spanien<br />

AP7/E15<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 75<br />

Château La Coste: ein Hauch von<br />

Verrücktheit zwischen proven zali schen<br />

Reben (55 km ent fernt)<br />

Der Trend, dass große – und wohl habende<br />

– Weingüter sich für Kunst und Archi tektur<br />

interessieren, ist vor einigen Jahren von<br />

Südafrika und Spanien auch nach Frankreich<br />

übergeschwappt. Besuchen Sie mit uns das<br />

Château La Coste, das in der Nähe von Aix-en-<br />

Provence liegt und ein Musterbeispiel dafür ist.<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 70:<br />

Marseille: Eine fast hundertjährige Liebes erklärung<br />

ist noch immer aktu ell<br />

1926 realisierte der Journalist Albert Londres (1884-<br />

1932) eine Artikelreihe über Marseille, die<br />

in der Zeitung Le Petit Parisien erschien. Als<br />

Leser ist man heute noch von der zutiefst<br />

menschlichen Sichtweise berührt, mit<br />

der er das Porträt der Stadt zeichnete. Ein<br />

Porträt, das erstaunlicherweise immer<br />

noch aktuell zu sein scheint.<br />

INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN SIE AUF SEITE 84.<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24 · 53


UNTERWEGS IN FRANKREICH Centre-Val de Loire / Eure-et-Loir<br />

54 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24


Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24 · 55


UNTERWEGS IN FRANKREICH Centre-Val de Loire / Eure-et-Loir<br />

Das ehemalige Collège royal et militaire und der angeschlossene Park in Thiron-Gardais wurden<br />

komplett renoviert und können den Großteil des Jahres besichtigt werden. Der Ort legt Zeugnis über<br />

ein Kulturerbe ab, das beinahe in Vergessenheit geraten wäre, und sorgt für Leben im Dorf.<br />

Thiron-Gardais ist ein kleines französisches Dorf inmitten des Naturparks Perche, an<br />

der Grenze zur Beauce und der Normandie. Eines dieser friedlichen Dörfer mit einem<br />

liebenswert-altmodischen Charme und alten Steinen, an denen der Zahn der Zeit genagt<br />

hat. Dörfer, wie es in Frankreich noch viele gibt. Lange Zeit lag Thiron-Gardais abseits<br />

der touristischen Pfade. Dass sich das Dorf aber heute einer regelrechten Attraktivität<br />

erfreut, liegt an einem einst verwahrlosten historischen Gebäude, das restauriert<br />

und 2016 für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde: das Collège royal et militaire.<br />

Verantwortlich für diese Renaissance ist eine der beliebtesten Persönlichkeiten<br />

der Franzosen, Stéphane Bern, der das Gebäude mit Entschlossenheit und persönlichen<br />

Mitteln zu einem Prunkstück des dortigen Kulturerbes machte.<br />

56 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24


Ich hatte niemals den Wunsch, dem Adel anzugehören<br />

oder ein Schloss zu besitzen. Schon gar nicht wäre es<br />

« mir eingefallen, eines zu kaufen. Luxus bedeutet mir<br />

nichts. Wie viele in den Medien tätige Menschen hätte<br />

ich mir ein Haus an der Côte d’Azur kaufen und das Leben<br />

genießen können. Doch all das entspricht mir nicht.<br />

Ich mag Dinge, die einen Sinn haben. Als man mich darauf<br />

ansprach, dass hier in Thiron-Gardais ein Collège<br />

verfiel, hat mich das interessiert. » Das ist typisch für Stéphane<br />

Bern: Dem vielseitigen, aus Funk und Fernsehen<br />

bekannten Moderator ist seine Beliebtheit nicht zu Kopf<br />

gestiegen, sondern er ist seiner einfachen und direkten Art<br />

treu geblieben. Als sich vor uns das Tor des Collège royal et<br />

militaire öffnet und Stéphane Bern uns begrüßt, zieht uns<br />

der prachtvolle Anblick der Anlage sofort in Bann, das<br />

wollen wir gar nicht verheimlichen. Und das ist in der<br />

Folge noch mehrmals der Fall, beispielsweise, als wir die<br />

tadellos restaurierte Fassade des Gebäudes entdecken.<br />

Davon nicht beeindruckt zu sein, ist schwer. Sicher, es<br />

handelt sich dabei nicht um ein Schloss, eher um ein<br />

großes herrschaftliches Haus. Aber dieser Ort, der lange<br />

Zeit vollkommen in Vergessenheit geraten war, strahlt einen<br />

unglaublichen Charme aus! Man sagt sich, dass Stéphane<br />

Bern glücklich sein muss, hier zu leben. Im Gespräch<br />

wird aber sehr schnell klar, dass in seinen Augen<br />

weniger die Pracht des Anwesens zählt, der sichtbare<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24 · 57


UNTERWEGS IN FRANKREICH Centre-Val de Loire / Eure-et-Loir<br />

« Luxus », den es ausstrahlt, als vielmehr seine Rettung,<br />

seine Renaissance, die Weitergabe eines Kulturerbes, das<br />

beinahe verschwunden wäre.<br />

« Mit gutem Beispiel vorangehen »<br />

« Es war ein längerer Entwicklungsprozess bei mir »,<br />

setzt der Eigentümer des Hauses nachdenklich fort und<br />

fordert uns auf, ihn bei einem Spaziergang durch den<br />

Garten zu begleiten. « Wissen Sie, Fernsehen und Radio,<br />

die Berühmtheit, all das wird eines Tages vergessen sein,<br />

darüber bin ich mir vollauf bewusst. Ich glaube, je älter ich<br />

werde, desto mehr habe ich Lust, meinem Land zu dienen<br />

und ein bescheidenes Zeugnis dessen zu hinterlassen, was<br />

ich zu tun verstehe und wofür man mich in Frankreich<br />

kennt: mich für Kulturgüter einsetzen, sie retten und mit<br />

anderen teilen. Gleichzeitig wurde mir klar, dass ich die<br />

Franzosen nicht ständig in den Medien und in meinen<br />

Veröffentlichungen auffordern kann, sich für ihr Kulturerbe<br />

einzusetzen und es zu retten, ohne mit gutem Beispiel<br />

voranzugehen. Ich hatte das konkrete Bedürfnis, die<br />

Ärmel hochzukrempeln und selbst mit anzupacken … »<br />

In dem Augenblick bleibt Stéphane Bern am Ende einer<br />

Allee mit millimetergenau geschnittenen Buchsbäumen<br />

stehen. Wir drehen uns um und blicken auf die imposante<br />

Fassade seines Wohnsitzes. Man spürt, dass der Mann zufrieden<br />

und gleichzeitig bewegt ist. Und er hat auch allen<br />

Grund dazu. Dieses Gebäude hat schon einiges erlebt!<br />

« Es war sofort ein Coup de cœur »<br />

Stéphane Bern erzählt gerne davon, wie « an einem<br />

grauen Dezembermorgen im Jahr 2012 » alles hier begonnen<br />

hat. Damals zeigte ihm Albéric de Montgolfier,<br />

der Präsident des Conseil général Eure-et-Loir (entspricht<br />

heute dem Conseil départemental), das ehemalige Collège<br />

royal et militaire in Thiron-Gardais. Ihm war zu Ohren<br />

gekommen, dass der Moderator auf der Suche nach einem<br />

historischen Gebäude war, um es zu renovieren. Obwohl<br />

Stéphane Bern im Rahmen seiner Aktivitäten für die<br />

Fondation du Patrimoine (wir berichteten darüber in der<br />

Ausgabe 87 von Frankreich erleben) kreuz und quer durch<br />

Frankreich reist, hatte er noch niemals von dieser Königlichen<br />

Militärschule gehört. Er erspähte damals ein geschichtsträchtiges<br />

Gebäude, das « verwahrlost im Nebel »<br />

mitten in einem Park lag. Doch all das schreckte ihn nicht<br />

ab, ganz im Gegenteil. « Es strahlte einen unermesslichen<br />

Charme aus. Es war sofort ein Coup de cœur für mich », erinnert<br />

er sich. Nachdem Stéphane Bern die notwendigen<br />

Informationen eingeholt und einige Zeit darüber nachgedacht<br />

hatte, stürzte er sich in ein « verrücktes, aber begeisterndes<br />

Unterfangen », wie er es heute rückblickend bezeichnet:<br />

die Restaurierung dieses heruntergekommenen<br />

Denkmals, das ihm das Departement im Februar 2013<br />

verkaufte, nachdem sein mit dem Kaufangebot verbundenes<br />

Projekt akzeptiert worden war. Er war der Einzige,<br />

der das Collège nicht vollständig in ein privates Anwesen<br />

58 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24


verwandeln wollte, sondern vorschlug, ein öffentlich zugängliches<br />

Museum einzurichten, um die tausendjährige<br />

Geschichte der Abtei Tiron (die Schreibweise weicht von<br />

der des Dorfes Thiron ab) zu erzählen, die 1114 gegründet<br />

und 1776 in ein Collège royal et militaire verwandelt worden<br />

war. Das Abenteuer konnte beginnen …<br />

Eine Restaurierung mit Sinn<br />

Bevor er sich Überlegungen zur konkreten Umsetzung<br />

der Arbeiten machte (Bestandsaufnahme, Gespräche mit<br />

Architekten, auch mit den Architectes des Bâtiments de<br />

France, Bestimmung eines Bauleiters, Auswahl der Handwerker,<br />

Einholen der Baugenehmigung usw.), informierte<br />

sich Stéphane Bern – wie es seine Art ist – zunächst<br />

umfassend über die Geschichte des Ortes. Seiner Ansicht<br />

nach war das die unerlässliche Voraussetzung für eine<br />

sinnvolle Restaurierung. Dabei brachte er Licht in eine<br />

mehr als 900 Jahre alte Vergangenheit, die mit der Gründung<br />

der ursprünglichen Abbaye de Tiron zu Beginn des<br />

12. Jahrhunderts begonnen hatte. Wie in vielen Fällen war<br />

auch dieses Kloster von einem Einsiedler gegründet worden,<br />

der einen geeigneten Ort suchte, um sich dem Gebet<br />

und dem spirituellen Leben zu widmen. Im Laufe der<br />

Jahrhunderte entwickelte sich daraus eine bedeutende Abtei,<br />

die über 22 Schwesterabteien und rund 100 Priorate in<br />

Frankreich, Schottland und England « herrschte » und von<br />

der heute noch die riesige Abteikirche in Thiron-Gardais<br />

zeugt, die direkt an den Wohnsitz von Stéphane Bern<br />

grenzt. Wie bei vielen anderen Klöstern auch, beendeten<br />

der Hundertjährige Krieg, die folgenden Religionskriege<br />

und schließlich die Französische Revolution diese glanzvolle<br />

Zeit: 17<strong>89</strong> wurden die religiösen Gebäude von der<br />

konstituierenden Nationalversammlung beschlagnahmt<br />

und 1793 verkauft. Am meisten begeisterte sich Stéphane<br />

Bern jedoch für die Erkenntnis, dass die Abtei nicht<br />

nur eine beeindruckende religiöse Stätte war, sondern<br />

auch lange Zeit ein Collège und später dann ein Collège<br />

royal et militaire beherbergte. Und gerade diesen Aspekt<br />

präsentiert das Museum, das er inzwischen eröffnete, auf<br />

besonders lebendige Weise.<br />

Ein Obstbaumpfröpfling<br />

als Belohnung<br />

Aus Schriftstücken geht hervor, dass die schulische<br />

Ausbildung hier zu Beginn des 18. Jahrhunderts aufgenommen<br />

wurde, als Henri de Bourgon-Verneuil (1601-<br />

1682), Sohn von Heinrich IV. (1553-1610) und dessen<br />

Maitresse Catherine-Henriette de Balzac d’Entragues<br />

(1579-1633), 1606 zum Abt von Tiron ernannt wurde.<br />

Dabei war er gerade einmal fünf Jahre alt. Im Laufe der<br />

Jahre wurde ihm bewusst, dass in der Abtei eine ziemliche<br />

Unordnung herrschte. Daher beschloss er, die Verfügung<br />

Karls IX. aus dem Jahr 1560 in die Praxis umzusetzen,<br />

nach der Religionsgemeinschaften dazu berechtigt waren,


UNTERWEGS IN FRANKREICH Centre-Val de Loire / Eure-et-Loir<br />

schulische Einrichtungen zu gründen. Dafür wandte er<br />

sich an die Ordensgemeinschaft der Mauriner, die sich<br />

in der Abtei niederließen und ein Collège eröffneten, das<br />

der Wissensvermittlung und Erziehung junger Adeliger<br />

gewidmet war. Den Recherchen von Stéphane Bern<br />

zufolge erreichte das Collège sehr schnell eine hohe<br />

Anziehungskraft: « Bereits im ersten Jahr nach<br />

der Eröffnung hatten die Eltern es eilig, ihre<br />

Kinder hierher zu schicken », obwohl die<br />

Erziehung außergewöhnlich streng<br />

war: Aufstehen im Morgengrauen<br />

(5.30 Uhr im Sommer, 5.45 Uhr<br />

im <strong>Winter</strong>), sehr lange Schultage,<br />

dürftige Mahlzeiten (aus Kostengründen<br />

gab es selten Fleisch, dafür<br />

oft Gemüsesuppe und Eier) …<br />

Dennoch erkannte man die Qualität<br />

und Vielfalt des Unterrichts an. « Die Vermittlung<br />

von botanischem Wissen war<br />

zur damaligen Zeit absolut neuartig »,<br />

bemerkt Stéphane Bern. « Doch<br />

man vertrat den Standpunkt, dass<br />

die zukünftigen Landbesitzer,<br />

die im Kloster Tiron ausgebildet<br />

wurden, schließlich<br />

lernen mussten, wie man<br />

den Boden bestellt. Insofern<br />

waren Themen wie Fauna,<br />

Flora und Baumzucht<br />

fundamental. Im Übrigen<br />

erhielten die besten Schüler<br />

am Ende des Schuljahres<br />

einen Obstbaumpfröpfling<br />

als Belohnung. Mit diesem<br />

Symbol für die erworbenen<br />

Kenntnisse war die Verantwortung<br />

verbunden, das<br />

Pfropfreis zu Hause aufzupfropfen,<br />

gut zu pflegen und<br />

eines Tages ebenfalls weiterzugeben.<br />

Sehr berührend,<br />

nicht wahr? »<br />

Vom Collège<br />

zur Königlichen<br />

Militärschule<br />

Ab 1776 gab es erneut eine Veränderung<br />

in der Abtei Tiron. Damals<br />

beschloss Ludwig XVI. (1754-1793),<br />

12 Königliche Militärschulen in<br />

Frankreich zu gründen, sozusagen<br />

als Vorbereitungsklassen für die École<br />

royale et militaire in Paris. Über diesen<br />

heute noch relativ unbekannten<br />

Beschluss gibt das Museum in Thiron-<br />

Gardais hinreichend Aufschluss. Ludwig XVI., der dem<br />

Geist der Aufklärung letzten Endes sehr verbunden war,<br />

war nämlich um die soziale Gleichberechtigung besorgt<br />

und ermöglichte auf diese Weise einer größeren Anzahl<br />

von Menschen den Zugang zur militärischen Ausbildung.<br />

Allerdings wurde nicht jeder, der es<br />

wollte, in der Militärschule zugelassen: In<br />

den Räumen des Museums erfahren<br />

wir, dass die Kinder bestimmte<br />

Kriterien erfüllen mussten, um<br />

aufgenommen zu werden.<br />

Sie mussten beispielsweise<br />

zwischen 8 und 11 Jahre alt<br />

sein, lesen und schreiben<br />

können (was damals nicht<br />

jedermann vergönnt war!),<br />

einen Eignungstest absolvieren, durften<br />

« weder verletzt noch verstümmelt » sein, und<br />

mussten zu guter Letzt einen Adelstitel<br />

vorweisen. Man kann also sagen, dass<br />

die Aufnahme sehr selektiv gehandhabt<br />

wurde. Die Eröffnung<br />

dieser Königlichen Militärschulen<br />

erlaubte dennoch eine<br />

gewisse « Demokratisierung »<br />

in Sachen Eliteausbildung.<br />

Das vermittelt das Museum<br />

in Thiron-Gardais sehr<br />

anschaulich. Neben einem<br />

perfekt rekonstruierten<br />

Klassenzimmer kann man<br />

dort auch die Uniform<br />

sehen, die die Kinder damals<br />

trugen. Die prächtigen<br />

Stoffe unterstreichen,<br />

dass die Ausbildung hier<br />

eine Chance und eine Ehre<br />

war. Abgesehen davon<br />

stellt man aber auch fest,<br />

dass die vermeintlich « privilegierten<br />

» Schüler äußerst<br />

streng erzogen wurden und<br />

dass ihre Lebensbedingungen<br />

weit von dem entfernt<br />

waren, was die Mitglieder<br />

von Aristokratie und Adel in der<br />

damaligen Zeit gewöhnt waren.<br />

Auch davon zeugen die ausgestellten<br />

Exponate. Im College von Tiron<br />

« gewöhnt man die Schüler daran,<br />

sich täglich mit kaltem Wasser zu waschen<br />

», « die Kälte und die Strenge der<br />

Jahreszeiten zu ertragen », weshalb « die<br />

Öfen nicht sehr warm » waren. Dennoch<br />

« machte man die Schüler niemals durch<br />

ungerechte Bemerkungen herunter, noch<br />

60 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24


Im Museum der Königlichen Militärschule zeugen viele Ausstellungsgegenstände vom Leben in der ehemaligen Institution. Beispiele sind die Uniform,<br />

welche die Schüler trugen, und ein Klassenzimmer. Oben: Der Krummstab der Äbte von Tiron aus dem 12. Jahrhundert lässt erkennen, wie reich das<br />

Kloster damals war. Er ist Eigentum des Musée des Beaux-Arts in Chartres und befindet sich derzeit als Leihgabe im Collège royal – also wieder « zu Hause ».<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24 · 61


UNTERWEGS IN FRANKREICH Centre-Val de Loire / Eure-et-Loir<br />

weniger misshandelte man sie durch Schläge », wie wir auf<br />

einem im Museum ausgestellten Schriftstück zu unserer<br />

Beruhigung lesen. Es wurde von Claude-Louis Robert<br />

(1707-1778), Graf von Saint-Germain, verfasst, der unter<br />

anderem eine weitreichende Reform der Offiziersausbildung<br />

initiierte. Im Laufe der Zeit wurde das Collège<br />

immer größer, 17<strong>89</strong> konnte es 120 Schüler aufnehmen,<br />

von denen die meisten Waisen des niederen Landadels<br />

oder Söhne einfacher Offiziere waren. Auf den Schulbänken<br />

in den Klassenzimmern gab es keine Unterschiede,<br />

alle wurden gleichbehandelt. Die Revolution bedeutete<br />

allerdings das Ende dieser schönen Bildungseinrichtung.<br />

Die Gebäude von Abtei und Collège wurden verkauft<br />

und verwahrlosten nach und nach. Wie in vielen Dörfern<br />

Frankreichs begannen die Dorfbewohner irgendwann,<br />

sich der Steine zu bedienen, um ihre eigenen Häuser zu<br />

bauen und die Abtei auf diese Weise zu zerstören. Nach<br />

mehreren Verkäufen in Folge übernahm 2005 schließlich<br />

der Conseil Général des Departements Eure-et-Loir das,<br />

was von der Königlichen Militärschule noch übrig war.<br />

Angesichts fehlender finanzieller Mittel für Restaurierung<br />

und Unterhalt suchte dieser in der Folge ein rentables Kulturprojekt<br />

für das Gebäude, das im Idealfall gleichzeitig<br />

den Tourismus ankurbeln sollte. 2013 erhielt Stéphane<br />

Bern den Zuschlag für den Kauf.<br />

Zweieinhalb Jahre<br />

kolossale Arbeiten<br />

« Wenn die Zungen schweigen, sprechen die Steine<br />

noch immer », zitiert Stéphane Bern in seinem Buch<br />

über das Collège royal (siehe Infobox) Erzherzog Otto von<br />

Habsburg (1912-2011). Man errät, dass es vermutlich<br />

dieser Gedanke ist, der eines der zentralen Merkmale von<br />

Kulturerbe ausdrückt, und dass der Moderator vielleicht<br />

daraus den Willen und die Kraft schöpfte, um sich in dieses<br />

unglaubliche Unterfangen zu<br />

stürzen und die ehemalige Militärschule<br />

zu restaurieren. Aber da<br />

ist noch mehr. Über den « simplen<br />

» Wunsch zur Erhaltung hinaus<br />

spürt man das Bedürfnis, das<br />

Kulturgut bekannt zu machen,<br />

es mit den Menschen zu teilen.<br />

Um dies zu verdeutlichen, zitiert<br />

Stéphane Bern gerne Victor Hugo<br />

(1802-1885): « Ein Gebäude hat<br />

zwei Aspekte: seine Nutzung und<br />

seine Schönheit. Die Nutzung<br />

steht dem Eigentümer zu, die<br />

Schönheit gehört allen. Ihnen,<br />

mir, uns allen. » « Ich war es mir<br />

also schuldig, dieses Stück Kulturerbe<br />

in die Hände der wahren<br />

Besitzer zu legen: der Franzosen.<br />

» 2014 begannen in Thiron-Gardais die gigantischen<br />

Renovierungsarbeiten. Zweieinhalb Jahre lang lösten sich<br />

50 Handwerker und Kunsthandwerker auf der Baustelle<br />

ab. So spannend dieses Unterfangen auf der einen Seite<br />

auch erscheint, so verrückt war es auf der anderen, das gibt<br />

Stéphane Bern ohne Zögern zu. Aus finanzieller Sicht war<br />

es ein Fass ohne Boden. « Das Collège wurde mir für den<br />

Preis eines Studios in Paris überlassen, aber im Grunde<br />

genommen war es ein Danaergeschenk. Von Beginn der<br />

Arbeiten an folgte eine böse Überraschung auf die andere,<br />

angefangen mit dem Hausschwamm. Der schädliche Pilz<br />

hatte zahlreiche Balken und Decken befallen, alles musste<br />

verbrannt werden … ». Der Weg war lang, das gibt der<br />

Moderator ohne Umschweife zu, aber trotz der Widrigkeiten<br />

scheint er schlussendlich glücklich und zufrieden<br />

über die getane Arbeit zu sein: Das Gebäude und die<br />

Gärten wurden vollständig renoviert und umgestaltet, das<br />

Museum eingerichtet. Am 10. Juni 2016 fand die feierliche<br />

Eröffnung in Anwesenheit von Emmanuel Macron,<br />

der Kulturministerin und des Ministers für Wirtschaft<br />

und Finanzen statt. Seit der Eröffnung strömen zahlreiche<br />

Besucher in diesen kleinen, friedlichen Winkel<br />

Frankreichs, um einerseits mehr über die unbekannte Geschichte<br />

der Königlichen Militärschulen zu erfahren und<br />

andererseits ein bedeutendes Kulturgut zu besichtigen,<br />

das um ein Haar verschwunden wäre. Zugegeben, einige<br />

kommen vielleicht auch aus Neugier und in der Hoffnung,<br />

Stéphane Bern zu begegnen. Das spielt aber keine<br />

Rolle, der Betroffene nimmt es mit Humor. Für ihn ist<br />

das Wichtigste, dass jeder von hier mit der Überzeugung<br />

weggeht, dass der wahre Star das Kulturerbe ist, das es zu<br />

schützen gilt. Der Moderator ist und bleibt bescheiden:<br />

« Ich habe kein Leben gerettet, keine Impfstoffe erfunden.<br />

Man muss alles relativieren. Aber ich habe zumindest ein<br />

Collège gerettet … », sagt er noch, bevor er uns zurück<br />

zum Tor begleitet.<br />

62 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24


Lesetipp:<br />

Stéphane Bern, La vie retrouvée d’un collège royal, Albin<br />

Michel, 2022, 240 Seiten, 29,90 €, ISBN 978-2226475503<br />

In dem reich bebilderten Werk geht Stéphane Bern sowohl<br />

auf das Prinzip der Königlichen Militärschulen in Frankreich<br />

ganz allgemein als auch auf die Geschichte des Collège<br />

in Thiron-Gardais im Besonderen ein. Vor allem aber<br />

beschreibt er die starke Beziehung, die er selbst zu dem<br />

Gebäude hat, in dem er nun wohnt und das er einen Teil<br />

des Jahres für Besucher öffnet. Das Buch ist sehr lebendig<br />

geschrieben, denn der Autor setzt sich sehr persönlich mit<br />

dem Schutz von Kulturerbe auseinander, einem Thema, das ihm<br />

besonders am Herzen liegt. Beim Lesen wird klar, dass es nicht nur<br />

eine Leidenschaft, sondern sein Lebensinhalt ist.<br />

Boulogne<br />

Calais Dunke<br />

Reiseinfos & Lesetipps<br />

Thiron-Gardais …<br />

… Berlin 1198 km … Hamburg 1034 km<br />

… Köln 630 km … Frankfurt 711 km<br />

… München 967 km … Wien 1376 km<br />

… Zürich 702 km … Paris 146 km<br />

… Le Mans 88 km … Lannion Chartres 42 km<br />

Die nächstgelegenen N12/E50 Flughäfen, die aus<br />

Brest dem deutschsprachigen Saint-Brieuc Raum direkt<br />

N12/E50<br />

an ge flogen werden, sind Paris-Orly<br />

(138 km) und Paris-Charles-de-Gaulle<br />

N164<br />

Ile de Sein (174 km).<br />

Pointe<br />

du Raz<br />

Die nächstgelegenen Quimper TGV-Bahnhöfe<br />

D768<br />

liegen in<br />

N165/E60<br />

Vendôme-Villiers-sur-Loir<br />

Quimperlé<br />

(71 km) und Le Mans (90 km).<br />

Lorient<br />

Collège<br />

<br />

royal et militaire<br />

Quiberon<br />

Vannes<br />

N165/E60<br />

N24<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 84<br />

A11/E60<br />

La Baule<br />

Abbaye de l’Épau: Eine Oase der<br />

St. Nazaire<br />

Harmonie im Dienste der Fotografie<br />

Nantes<br />

A87<br />

(88 km entfernt)<br />

Zum zehnten Mal ist die Abbaye Royale Clisson<br />

Cholet<br />

de l’Épau – eines der schönsten<br />

und besterhaltenen A83<br />

Klöster Frankreichs Les Sablesd’Olonne<br />

– der Rahmen für<br />

Cherbourg-<br />

Octeville<br />

12, rue de l’Abbaye<br />

28480 Thiron-Gardais Saint-Lô<br />

Telefon: +33(0)2 37 49 79 54<br />

www.collegeroyal-thirongardais.com<br />

A84/E401<br />

DinardSaint-Malo<br />

Die Saison <strong>2023</strong> ist Avranches beendet. Museum<br />

und Gärten werden Mont-Saint-Michel im Frühjahr<br />

<strong>2024</strong> wieder geöffnet. Die genauen<br />

Öffnungszeiten . A84 finden Sie demnächst<br />

auf der Website.<br />

Tickets können über die Website<br />

reserviert werden und sind jeweils für<br />

Rennes<br />

den ganzen Tag gültig.<br />

Eintritt 8 €, ermäßigt 5 €, 7 bis 11 Jahre<br />

2 €, Kinder unter 7 Jahren haben freien<br />

Eintritt.<br />

eine Fotoausstellung<br />

von Format. Diese<br />

ist als fotografischer<br />

Spaziergang durch<br />

die Klosteranlage<br />

konzipiert, in dessen<br />

Verlauf groß- und<br />

kleinformatige<br />

Bilder in einem nicht alltäglichen Umfeld mit dem Betrachter<br />

kommunizieren.<br />

A83<br />

N11/E601<br />

La Rochelle<br />

E5/A10<br />

E602/A837<br />

N13<br />

Caen<br />

A11/E501<br />

Angers<br />

Le HavreA29/E44<br />

Honfleur<br />

A13/E46<br />

A86/E60<br />

A131<br />

A28/E402<br />

Alençon<br />

Le Mans<br />

A28/E502<br />

Nogent<br />

A11/E50<br />

Rouen<br />

A13/E5<br />

Evreux<br />

Dreux<br />

Chartres<br />

Thiron-Gardais<br />

Blois<br />

A10/E5-E60<br />

Monts duftende Welt A10/E5 der Rosen (100 km<br />

Limoges<br />

INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN AngoulêmeFINDEN SIE AUF SEITE 84.<br />

A20/E9<br />

A10/E5<br />

Amiens<br />

Versailles<br />

Chambord<br />

Cheverny<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 82<br />

Die Route de la Tours Rose Chenonceau<br />

im Loiret: Eine<br />

A85<br />

faszinierende Rundreise durch die<br />

entfernt)<br />

Das Departement Loiret gilt seit dem<br />

18. Jh. in Frankreich<br />

als Wiege der Rose. Vor<br />

einigen Jahren kam man<br />

dort auf die Idee, einen<br />

Poitiers Parcours einzurichten,<br />

Saint-Sigismond<br />

auf dem Interessierte<br />

sowohl botanische,<br />

Niort<br />

landschaftliche, kulturelle<br />

als auch touristische<br />

Erfahrungen machen und<br />

gleichzeitig diesen kleinen<br />

Winkel Frankreichs erkunden können: die Route de la Rose.<br />

A16<br />

Orléans<br />

A71/E9<br />

PARIS<br />

A6/E15<br />

Bourge<br />

A71/E1<br />

Montluç<br />

Montalivet<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24 · 63<br />

Périgueux<br />

A<strong>89</strong>/E70<br />

Tulle<br />

Brive-la-Gaillarde


UNTERWEGS IN FRANKREICH Serie<br />

Wenn Bäume<br />

sprechen könnten …<br />

Darf ich<br />

mich<br />

vorstellen?<br />

Ich bin der<br />

Schwarznussbaum<br />

der Abbaye de<br />

Sablonceaux<br />

(Charente-Maritime)<br />

Gewiss, im Gegensatz zu vielen meiner Artgenossen,<br />

die Seite an Seite in einem Wald stehen,<br />

habe ich nicht oft die Gelegenheit, mich zu unterhalten.<br />

Denken Sie nun aber nicht, dass ich unter Einsamkeit<br />

leide und mich langweile. Im Gegenteil. Sie können<br />

mir glauben, dass dieser Ort, direkt neben dem alten<br />

Gemäuer der wunderschönen, 1136 gegründeten Abtei, die<br />

sich heute im Besitz der Diözese La Rochelle befindet,<br />

wirklich ideal ist! Hier fühle ich mich selbst vor starken<br />

Windböen geschützt und erfahre gleichzeitig, was in der<br />

Welt vor sich geht. Ob es die verschiedenen Besitzer sind,<br />

die sich im Laufe der bewegten Geschichte der Abtei abgewechselt<br />

haben, die Kirchenfrauen und -männer oder<br />

« normale » Besucher: Zu meinen Füßen diskutierte man<br />

schon immer. Und es stört mich überhaupt nicht, all diesen<br />

Menschen zuzuhören! Auf diese Weise habe ich viel über<br />

mich selbst gelernt und wurde mir meiner Besonderheiten<br />

bewusst. Wie man sagt, pflanzte man mich um das Jahr<br />

1880, also vor knapp 150 Jahren. Mein Stamm hat in einer<br />

Höhe von einem Meter über dem Boden wohl einen Umfang<br />

von 6,20 m, meine Äste sollen eine Höhe von 18 m<br />

erreichen und mein Wurzelgeflecht erstreckt sich offenbar<br />

über eine Fläche von mehr als 800 m². Ohne mir schmeicheln<br />

zu wollen, reicht dies offensichtlich aus, dass mich<br />

die Menschen als einen besonderen Baum einstufen. Dies<br />

bestätigte im Übrigen im Jahr 1994 das bekannte Magazin<br />

Geo, das mich als einen der vierzig schönsten Bäume<br />

Frank reichs aufführte und mir dadurch zu einer gewissen<br />

Bekanntheit verhalf. 2001 verlieh man mir das Label Arbre<br />

remarquable de France, das meine Besonderheit ebenfalls<br />

unterstreicht. In der Folge wurde ein kleines Schild aufgestellt<br />

und, wie Sie sich vorstellen können, kommen seither<br />

noch mehr Besucher, um mich zu bewundern. Glücklicherweise<br />

lässt sich dies mit dem Leben der kleinen Religi-<br />

64 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24


onsgemeinschaft in Einklang<br />

bringen, denn nur die Abteikirche,<br />

der Kapitelsaal und der Portalvorbau<br />

der Abtei, von wo aus<br />

man mich betrachten kann, sind<br />

frei zugänglich. Zögern Sie also<br />

nicht länger, statten auch Sie mir<br />

einen Besuch ab! Ich freue mich<br />

darauf, Ihre Bekanntschaft zu<br />

machen!<br />

<br />

Abbaye de Sablonceaux<br />

Route de Sablonceaux<br />

17600 Sablonceaux<br />

+33 (0)5 46 94 41 62<br />

sablonceaux.chemin-neuf.fr<br />

Was ist der Hintergrund für diese Serie?<br />

1994 hatte Georges Fetermen, Professor für Naturwissenschaften und großer<br />

Naturliebhaber, die – wie er selbst zugibt – ausgefallene Idee, in einem Magazin Fotos<br />

von nicht alltäglichen und besonders beliebten Bäumen zu veröffentlichen, die er in<br />

ganz Frankreich entdeckt hatte. Angesichts der enthusiastischen Rückmeldungen<br />

der Leser beschloss er, die Vereinigung A. R. B. R. E. S. (Arbres Remarquables: Bilan,<br />

Recherche, Études et Sauvegarde) ins Leben zu rufen. Seit 2000 vergibt diese das Label<br />

Arbre remarquable de France an Gebietskörperschaften oder Privatpersonen, die sich<br />

für den Schutz einmaliger Bäume engagieren. Bis heute wurden in ganz Frankreich über<br />

800 Bäume ausgezeichnet, was inzwischen sogar offiziell vom Ministère de la Transition<br />

écologique et de la Cohésion territoriale anerkannt wird. Unter dem nachfolgenden Link<br />

gelangen Sie zu einer interaktiven Karte, die regelmäßig aktualisiert wird: www.arbres.<br />

org/carte-de-france-interactive.htm. Mit dieser Serie möchten wir die bemerkenswerte<br />

Arbeit der Vereinigung unterstützen. Deshalb stellen wir Ihnen in Zukunft Bäume vor,<br />

über die wir dank dieses Engagements aufmerksam geworden sind und die wir dann<br />

im Rahmen unserer Reportagen besucht haben – auch wenn dafür vielleicht ein kleiner<br />

Umweg notwendig war.<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24 · 65


FRANKREICH HEUTE Politik<br />

Und plötzlich fiel das Wort<br />

« Autonomie »!<br />

Am 28. September <strong>2023</strong> besuchte Emmanuel<br />

Macron zum fünften Mal seit seiner Wahl zum<br />

französischen Staatspräsidenten Korsika. Nachdem<br />

sein Innenminister, Gérald Darmanin, 18<br />

Monate mit den politischen Vertretern der Insel<br />

diskutiert hatte, wollte Macron sich nun zu dem<br />

äußerst sensiblen Vorhaben äußern, für die Île de<br />

beauté einen neuen Status zu schaffen. Zur allgemeinen<br />

Überraschung sprach er sich vor dem<br />

korsischen Regionalparlament für eine « Autonomie<br />

Korsikas innerhalb der Republik » aus und<br />

ging damit weiter als alle seine Vorgänger bisher.<br />

Einen solchen Vorschlag, so vage er auch sein<br />

mag, gab es bislang noch nie. Aus diesem Grund<br />

blieb er wohl auch nicht unbemerkt, vor allem<br />

nicht bei den Volksvertretern anderer Regionen<br />

des Landes.<br />

Die Beziehungen zwischen dem französischen Staat<br />

und Korsika waren oft angespannt und manchmal<br />

von tragischen Ereignissen geprägt – beispielsweise<br />

als der Präfekt Erignac am 6. Februar 1998 durch ein<br />

nationalistisches Kommando in Ajaccio (Corse-du-Sud)<br />

ermordet wurde. Daher kommt Details bei offiziellen Treffen<br />

oft eine große Bedeutung zu. Als Emmanuel Macron<br />

am 28. September dieses Jahres in Ajaccio vor dem Sitz der<br />

Region ankam, konnte er daher schon über die Tatsache<br />

froh sein, vor dem schönen Gebäude nicht nur die korsische<br />

Fahne mit dem Maurenkopf und die sternengeschmückte<br />

Europaflagge hängen zu sehen, sondern dazwischen auch<br />

die französische Trikolore. Das mag zwar vordergründig<br />

normal erscheinen – schließlich wird die französische Nationalfahne<br />

immer vor Einrichtungen gehisst, in denen Regionalräte<br />

tagen –, ist aber auf Korsika nicht zwangsläufig der<br />

Fall. Insofern musste die Dienststelle des Präsidialamtes vor<br />

der Ankunft des Staatschefs diskret ihre Kollegen vor Ort<br />

kontaktieren, um sicherzustellen, dass die französische Fahne<br />

tatsächlich vor dem Gebäude weht. Natürlich kann man<br />

hinter dem Zugeständnis der korsischen Exekutivgewalt –<br />

vertreten durch ihren Präsidenten, den Autonomisten<br />

Gilles Simeoni – durchaus Hintergedanken vermuten, denn<br />

Gilles Simeoni wollte vermutlich alles dafür tun, damit<br />

Emmanuel Macron in seiner Rede die Hoffnungen der<br />

korsischen Abgeordneten erfüllt und sich für eine stärkere<br />

Autonomie Korsikas ausspricht. Und diese Hoffnungen<br />

sollten nicht enttäuscht werden …<br />

Eine noch nie da<br />

gewesene Anerkennung<br />

Nachdem Emmanuel Macron die Volksvertreter begrüßt<br />

und zur Auflockerung der Stimmung sogar einem<br />

von ihnen ein herzliches Bon anniversaire, Monsieur le débuté!<br />

zugerufen hatte – Michel Castellani feierte an diesem<br />

Tag seinen 78. Geburtstag – ergriff er vor der aufmerksam<br />

lauschenden Versammlung das Wort. Wenige Tage bevor<br />

sich am 4. Oktober <strong>2023</strong> die Libération der Insel zum 80.<br />

66 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24


Mal jähren sollte, würdigte er die Widerstandskämpfer<br />

« des ersten befreiten Gebiets des französischen Mutterlandes<br />

». Doch dann kam das Staatsoberhaupt schnell zum<br />

eigentlichen Grund seines Besuchs, nämlich zum « neuen<br />

Status für Korsika », über den sein Innenminister und<br />

die hiesigen Abgeordneten 18 Monate diskutiert hatten.<br />

« Wir befinden uns an einem historischen Punkt », erklärte<br />

er entschieden und beschwor « eine tiefgreifende Veränderung<br />

in den Beziehungen zwischen dem Staat und Korsika<br />

» herauf. Das weckte bei den korsischen Politikern zwar<br />

eine gewisse Neugier, mehr aber auch nicht. Schließlich<br />

waren sie solche Aussagen seit vielen Jahrzehnten gewöhnt.<br />

Doch diesmal ging der Staatschef noch weiter:<br />

« Korsika ist zwar in Frankreich und der Republik verwurzelt,<br />

dennoch braucht [die Insel] auch mehr Freiheiten, die<br />

Anerkennung ihrer Identität, der ihr eigenen Besonderheit<br />

als Mittelmeerinsel », führte er unter den Blicken eines<br />

urplötzlich immer andächtiger lauschenden Publikums<br />

weiter aus. Macron erneuerte seinen Wunsch, diese « historischen,<br />

sprachlichen und kulturellen Besonderheiten<br />

der Inselgemeinschaft » in der Konstitution zu verankern.<br />

Eine « noch nie da gewesene » Anerkennung, so betonte<br />

er, bevor er die Einführung eines « öffentlichen Bildungsdienstes<br />

zur Förderung der Zweisprachigkeit », spezifische<br />

« Steuerregelungen » sowie « eine bessere Anpassung des<br />

nationalen Rechts an die lokalen Besonderheiten » versprach.<br />

Mit diesen weitreichenden Vorschlägen reagierte<br />

er auf die Forderungen hinsichtlich einer institutionellen<br />

Weiterentwicklung der Insel, die von der politischen<br />

Mehrheit Korsikas anlässlich einer außerordentlichen Sitzung<br />

des Parlaments im Sommer formuliert worden waren:<br />

Anerkennung des korsischen Volkes, der korsischen<br />

Sprache als Amtssprache, ein korsisches Aufenthaltsrecht<br />

und eine eigene Gesetzgebungskompetenz. Auch wenn<br />

Emmanuel Macron nicht auf alle diese Punkte einging, ist<br />

den korsischen Volksvertretern bewusst, dass er ihnen in<br />

seiner Rede in einer Weise entgegengekommen war, wie<br />

dies noch kein französischer Staatspräsident vor ihm getan<br />

hatte. Und das ist noch nicht alles. Auf ganz unerwartete<br />

Weise sorgte der Staatschef für Enthusiasmus unter den<br />

Zuhörern, als er präzisierte: « Lassen Sie uns die Kühnheit<br />

haben, eine Autonomie für Korsika innerhalb der Republik<br />

zu schaffen. » Erstaunen im Saal: Plötzlich war das<br />

Wort « Autonomie » gefallen! Es war das erste Mal, dass<br />

ein amtierender Staatspräsident diesen Begriff offiziell im<br />

Zusammenhang mit Korsika benutzte. Sichtlich erstaunt<br />

begrüßte Gilles Simeoni sofort die « Aufgeschlossenheit »<br />

des Staatsoberhaupts und sagte sich vermutlich insgeheim,<br />

dass diese Äußerung es in der Tat rechtfertigte, die französische<br />

Fahne vor dem Sitz der Region aufzuhängen.<br />

Ein politischer Kunstgriff<br />

Was hat es mit dem Begriff der « korsischen Autonomie<br />

» eigentlich auf sich? Auch wenn Macron mit diesen<br />

großen Worten verhärtete Fronten aufbrechen wollte, so<br />

sind die Äußerungen im Prinzip äußerst ungenau. Das<br />

hat er im Übrigen auch gar nicht verheimlicht, sondern<br />

sogar auf politisch sehr geschickte Weise daran erinnert,<br />

dass es nicht an ihm sei, ein entsprechendes Gesetz zu<br />

erlassen. Das genau wäre nämlich die Vorgehensweise<br />

eines Staates, der von Paris aus dem ganzen Staatsgebiet<br />

seine Lösungen aufdrängen will. Hatte doch gerade die<br />

korsische Unabhängigkeitsbewegung schon immer eine<br />

« vertikale », zentralistische Politik angeprangert. In seiner<br />

Rede sprach der Staatspräsident aber genau vom Gegenteil:<br />

Er forderte nämlich die korsischen Politiker dazu auf,<br />

ihre Autonomie selbst zu definieren. Offenbar will er sich<br />

an dem heißen Thema nicht zu sehr die Finger verbrennen.<br />

Man könnte auch sagen, Macron hat ihnen « den<br />

Schwarzen Peter zugeschoben »: Die korsischen Politiker<br />

sollen eine « Vereinbarung » zu den angesprochenen institutionellen<br />

Themen erzielen. Und das relativ schnell, « innerhalb<br />

von sechs Monaten », wie der Staatschef in seiner<br />

Rede präzisierte. Nach seiner Ansicht stehe noch einiges<br />

an Arbeit an, bevor man eine Volksabstimmung in Erwägung<br />

ziehen könne, um in der Verfassung einen Artikel<br />

zum Status Korsikas zu verankern. Dann erinnerte Emmanuel<br />

Macron gleich noch daran, dass diese Autonomie<br />

auf alle Fälle « keine Autonomie gegen den Staat, keine<br />

Autonomie ohne den Staat, sondern eine Autonomie für<br />

die Korsen und im Rahmen der Republik » sein würde.<br />

In den kommenden Monaten wird sich herausstellen, ob<br />

der Weg hin zur Autonomie Korsikas, von der das Staatsoberhaupt<br />

sprach, ein Traum bleiben oder Realität werden<br />

wird. Auf jeden Fall liegt der Ball nun bei den korsischen<br />

Volksvertretern …<br />

Ein französisches Paradox<br />

Eine lustige Anekdote am Rande, die nahezu unbemerkt<br />

vonstattenging, bei der es jedoch ebenfalls um eine<br />

Fahne ging, allerdings um eine Fahne zu viel: Am selben<br />

Tag, also ebenfalls am 28. September <strong>2023</strong>, versammelten<br />

sich im Norden Frankreichs, in Saint-Malo (Ille-et-Vilaine),<br />

Lokalpolitiker zu einem Kongress, bei dem die französische<br />

Premierministerin, Élisabeth Borne, erwartet<br />

wurde. Bei ihrer Ankunft im Plenarsaal des Kongresszentrums<br />

der Stadt bemerkte die Politikerin, dass sich auf der<br />

Rednerbühne zwischen der europäischen und der französischen<br />

Fahne eine bretonische Flagge befand, als Symbol<br />

für die Region, in der die Veranstaltung stattfand. Ihre<br />

Mitarbeiter – oder sogar sie selbst – verlangten, diese zu<br />

entfernen, bevor sie ihre Rede hielt. Der Forderung kam<br />

man umgehend nach. Was ist die Französische Republik<br />

doch für eine seltsame Republik, in der man offensichtlich<br />

Mühe hat, mit unspektakulären Symbolen für eine<br />

regionale Identität umzugehen, während auf der anderen<br />

Seite Regionalpolitiker aufgefordert werden, nach mehr<br />

Autonomie zu streben! Doch auf ein Paradox mehr oder<br />

weniger kommt es in Frankreich nicht an. Und vielleicht<br />

macht ja gerade das den Charme des Landes aus …<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24 · 67


FRANKREICH HEUTE Immersive Erfahrung<br />

Luminisc<br />

Eine andere Art,<br />

68 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24


ence<br />

Kathedralen zu betrachten<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24 · 69


FRANKREICH HEUTE Immersive Erfahrung<br />

Am 13. Oktober <strong>2023</strong> verwandelte sich die Kathedrale<br />

Saint-André in Bordeaux (Gironde) in einen<br />

einerseits ungewöhnlichen, andererseits aber<br />

der Kultstätte angemessenen Veranstaltungsraum.<br />

Durch die beeindruckende Verbindung<br />

von sehr hoch aufgelösten Projektionen, 360°-Videomapping<br />

und 3-D-Audioeffekten konnten die<br />

Zuschauer eine regelrechte « immersive Erfahrung<br />

» machen. Luminiscence ist ein Pilotprojekt<br />

und in puncto Veranstaltungsort und Technik<br />

eine Premiere in Frankreich. Das Ereignis wird<br />

noch bis Dezember in Bordeaux angeboten. Initiator<br />

ist ein französisches Start-up, das dieses<br />

Konzept in der Folge in anderen französischen<br />

Kathedralen und später auch in anderen Ländern<br />

umsetzen will. Wir wollten uns ein Bild davon<br />

machen und haben die Vorstellung besucht.<br />

13. Oktober <strong>2023</strong>. Es ist genau 20 Uhr. Das Innere<br />

der Kathedrale Saint-André in Bordeaux ist urplötzlich<br />

in Dunkelheit getaucht. Es ist mucksmäuschenstill<br />

geworden, und die etwa 900 Menschen auf<br />

den Holzstühlen scheinen den Atem anzuhalten. Keiner<br />

weiß genau, was ihn erwartet, und doch ist jeder bereits<br />

davon überzeugt, dass es « grandios », « immersiv », « beeindruckend<br />

» und « einzigartig » sein wird. Die Überzeugung<br />

entstand durch eine mehrwöchige Kommunikationskampagne,<br />

in der die Informationen nicht nur über soziale<br />

Netzwerke verbreitet wurden, sondern auch – auf zwar traditionellere,<br />

aber nicht minder wirksame Art – über Mundzu-Mund-Propaganda.<br />

Grund genug also, neugierig zu<br />

sein. Während sich einige Säulen und Wände des Gebäudes<br />

allmählich mit mysteriösen Farben schmücken, kommt<br />

ein als Mönch verkleideter Mann mit einer Taschenlampe<br />

in der Hand langsam aus dem Querschiff und schreitet<br />

durch das Kirchenschiff. Es ist ein feierlicher Moment. Er<br />

scheint aus einer anderen Zeit zu kommen, der Anblick ist<br />

fast irreal. Da schallt eine tiefe, kräftige Stimme durch die<br />

Kathedrale: « Abendliche Besucher, seid gegrüßt. Saint-<br />

André, unvergängliche Kathedrale. Lassen Sie mich Ihnen<br />

ihre Geheimnisse enthüllen …» Mit diesen Worten beginnt<br />

ein 30-minütiges, vollkommen neuartiges Erlebnis,<br />

für das unzählige Projektoren und Verstärker sorgen, die<br />

höchsten Hightech-Ansprüchen genügen. Etwas, das man<br />

in dieser Präzision bisher nicht gesehen hat. Eine Art erhabenes<br />

Lichterballett, das Szene für Szene beeindruckt. Die<br />

Vorführung besteht aus drei Akten, die Architektur und<br />

Konstruktion des Baus, Glasmalereien und Licht sowie<br />

Akustik und polyfoner Musik gewidmet sind. Vom jüngsten<br />

bis zum ältesten Besucher, vom Atheisten bis zum<br />

Gläubigen, vom Liebhaber klassischer Musik bis zum Fan<br />

elektronischer Klänge: Alle kommen dabei auf ihre Kosten.<br />

Sieht man, wie überall Telefone hochgehoben werden – fotografieren<br />

ohne Blitz ist erlaubt – wird schnell klar, dass<br />

sich kaum einer der Faszination entziehen kann. Zahlreiche<br />

Zuschauer – und nicht zwangsläufig die jüngsten –<br />

wollen offensichtlich das, was sie sehen, in Form von Fotos<br />

oder Videos festhalten. Vermutlich um diese dann möglichst<br />

schnell – so wie es heute üblich ist – in den Social<br />

Media zu teilen. An einem Ort der Andacht und des Gebets<br />

mag eine solche « Show » überraschen, dieser Gedanke<br />

schießt auch uns kurz durch den Kopf. Als wir jedoch die<br />

Menschen um uns herum betrachten, haben wir schnell<br />

das Gefühl, dass dies offensichtlich niemanden stört.<br />

Schließlich ist nicht zu verleugnen, dass die Kathedrale<br />

durch die Farben verschönert, vervollkommnet wird. So<br />

hat man sie noch nie zuvor gesehen. Und dem Respekt vor<br />

diesem Ort tut dies alles keinen Abbruch. Das macht vermutlich<br />

den Erfolg der Vorstellung aus, denn all das hat<br />

absolut nichts mit Zweckentfremdung zu tun. Die Technik<br />

ist keine « Verkleidung ». Im Grunde genommen hat man<br />

den Eindruck, die Kathedrale würde sich nun auf ihre Art<br />

der heutigen Zeit, unserem Jahrhundert anpassen. An die<br />

Zeit der allumfassenden Kommunikation und der « Instagrammisierung<br />

». Ein Jahrhundert, in dem auch ein derartiges<br />

Gebäude, um zu gefallen, manchmal « die Spielregeln<br />

der Kommunikation einhalten » und sich Lichteffekten,<br />

Laser und 3-D-Klängen bedienen muss. Das kann man einerseits<br />

bedauern. Man kann sich aber auch freuen, denn<br />

es ist nicht zu übersehen, wie glücklich die Menschen darüber<br />

sind, ihre Kathedrale in einem anderen Licht zu entdecken<br />

und sich von ihr in Bann ziehen zu lassen.<br />

70 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24


Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24 · 71


FRANKREICH HEUTE Immersive Erfahrung<br />

Interview:<br />

Romain Sarfati,<br />

Mitbegründer und Geschäftsführer von LOTCHI,<br />

der Produktionsfirma von Luminiscence<br />

Romain Sarfati, wie kamen Sie auf die Idee, eine derartige<br />

Veranstaltung zu kreieren?<br />

Ich habe zwölf Jahre in Hongkong und Shanghai gelebt<br />

und dort im Bereich Kunstfotografie und in Galerien<br />

gearbeitet. Vor drei Jahren entdeckte ich mit dem Atelier<br />

des Lumières ganz neue technologische Möglichkeiten,<br />

durch die Werke großer Meister zum Leben erweckt<br />

werden und Besucher in die Szenen eintauchen. Daher<br />

entwickelte ich ein erstes Projekt in China, bei dem wir<br />

– ähnlich wie Culturespaces es macht – die Kunstwerke<br />

projizierten und animierten. Zurück in Frankreich ging<br />

mir diese Idee nicht aus dem Kopf, und ich erinnerte mich<br />

daran, dass mich Kathedralen schon immer sehr faszinieren.<br />

Ich sagte mir, dass man sie mit dieser Technologie in<br />

ein noch besseres Licht setzen könnte, zumal Licht bekanntlich<br />

bei der Planung von Kathedralen schon immer<br />

eine große Rolle spielte. Für mich ergab dies einen Sinn.<br />

Ich fand heraus, dass es im kanadischen Montreal bereits<br />

etwas Derartiges gegeben hatte. Das hat mich dazu bewogen,<br />

meine Idee in die Tat umzusetzen: Mit rund 100<br />

Kathedralen ist Frankreich das ideale Land, um solche<br />

immersiven Inszenierungen umzusetzen. Ich tat mich mit<br />

Technikspezialisten zusammen und brachte meine künstlerischen<br />

Erfahrungen ein. Gemeinsam<br />

beschlossen wir, Kunst und Technik in<br />

den Dienst von Kulturerbe zu stellen.<br />

So ist Luminiscence entstanden.<br />

Alles entwickelte sich sehr schnell …<br />

Ja, wir kreierten Luminiscence<br />

in nur sechs Monaten, das<br />

erscheint im Nachhinein noch<br />

unglaublich!<br />

Was war das Schwierigste daran?<br />

Bei einem derartigen Vorhaben muss man zunächst<br />

zwei wichtige Akteure überzeugen: den Staat und die<br />

Diözese als religiöse Verantwortliche vor Ort. In Frankreich<br />

befinden sich die Kathedralen im Besitz des Staates<br />

(Anm. d. Red.: genauer gesagt des Ministeriums für religiöse<br />

Angelegenheiten, das dem Innenministerium angeschlossen<br />

ist). Die Diözese ist der Nutznießer. Der Staat war sofort<br />

interessiert und auch die Diözese in Bordeaux, hat<br />

mir sofort vertraut, als ich das Konzept präsentierte. Wir<br />

haben also das gesamte Gebäude eingescannt und eine<br />

sogenannte Punktwolke erstellt. Auf diese Weise konnten<br />

wir geeignete Orte für die Videoprojektoren, Lautsprecher<br />

und Subwoofer bestimmen. Die Herausforderung besteht<br />

darin, dem Ort respektvoll zu begegnen – die Kirche<br />

bleibt im Übrigen tagsüber für Besucher geöffnet –, und<br />

selbstverständlich dürfen wir auch keine Löcher bohren<br />

oder Ähnliches. Das Projekt wurde schrittweise von den<br />

zuständigen Behörden genehmigt, sodass wir es innerhalb<br />

von sechs Monaten umsetzen konnten.<br />

Wie haben Sie argumentiert, um die Zustimmung für eine<br />

72 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24


« Show » in einer Kathedrale zu erhalten? Das ist schließlich<br />

nicht naheliegend.<br />

Ich habe bestehende Problematiken erkannt und darauf<br />

meine Argumentation aufgebaut. Für die Diözese sind<br />

zwei Punkte wichtig: das Image der Kirche modernisieren<br />

und mit einer öffentlichen Veranstaltung, die an ein breites<br />

Publikum gerichtet ist, eine jüngere Generation ansprechen.<br />

Genau das machen wir mit Luminiscence: Das<br />

Ereignis zieht Menschen in die Kirche, die diesen Ort<br />

normalerweise nicht besuchen würden. Darüber hinaus<br />

wurde mir klar, dass für die Instandhaltung dieses Kulturguts<br />

finanzielle Mittel notwendig sind. Wir haben uns<br />

also verpflichtet, einen Teil der Einnahmen an die Kathedrale<br />

zu spenden. Das Geld wird für die Renovierung der<br />

großen Orgel verwendet.<br />

Hatte die Diözese einen Einfluss auf den Inhalt der Veranstaltung?<br />

Nein. Die Diözese hat uns freie Hand gelassen,<br />

und dafür bin ich ihr dankbar. Für uns war es jedoch<br />

selbstverständlich, sie während des gesamten Kreationsprozesses<br />

zu informieren. Wir haben beispielsweise<br />

unsere Storyboards und die ersten Videos gezeigt.<br />

Und wir haben immer klar kommuniziert, dass wir im<br />

Hinblick auf die Besucher niemanden<br />

ausschließen wollten.<br />

Es war uns zudem wichtig, im<br />

Rahmen unseres immersiven<br />

Spektakels keine religiösen<br />

Botschaften zu vermitteln.<br />

Dieser Ansatz hat der Diözese<br />

sogar gefallen. Sie hat uns zu<br />

keinem Zeitpunkt unter Druck<br />

gesetzt. Im Gegenteil.<br />

In Frankreich scheint sich seit einigen<br />

Jahren ein besonderes Knowhow<br />

im Hinblick auf Illuminationen,<br />

Projektionen, immersive Erlebnisse<br />

usw. entwickelt zu haben.<br />

Das zeigt auch Luminiscence. Wie<br />

erklären Sie sich das?<br />

Das ist richtig. Es gibt<br />

verschiedenste Initiativen auf<br />

diesem Gebiet. Ich glaube, das<br />

liegt an mehreren Dingen. Zum<br />

einen ist man in Frankreich sehr<br />

aufgeschlossen und ermöglicht<br />

Veranstaltern den Zugang zu<br />

so ausgefallenen Orten wie<br />

Kathedralen. Allerdings hängt<br />

es von der jeweiligen Stadt und<br />

der Diözese ab. In Marseille<br />

und Toulon sind die Diözesen<br />

beispielsweise viel konservativer,<br />

dort ist es daher schwieriger.<br />

Luminiscence<br />

Cathédrale Saint-André<br />

Place Pey Berland<br />

33000 Bordeaux<br />

www.luminiscence.fr<br />

Bis 6. Januar <strong>2024</strong><br />

Mittwoch, Donnerstag und Freitag:<br />

Erste Vorstellung ab 19.30 Uhr<br />

(zuerst freier Rundgang, Beginn der<br />

Veranstaltung 20.00 Uhr).<br />

Zweite Vorstellung ab 21.00 Uhr<br />

(zuerst freier Rundgang, Beginn der<br />

Veranstaltung 21.30 Uhr).<br />

Samstag:<br />

Erste Vorstellung ab 20.00 Uhr<br />

(zuerst freier Rundgang, Beginn der<br />

Veranstaltung 20.30 Uhr).<br />

Zweite Vorstellung ab 21.30 Uhr<br />

(zuerst freier Rundgang, Beginn der<br />

Veranstaltung 22.00 Uhr).<br />

Digitale Musik: Erwachsene 17,80 €, 4<br />

bis 17 Jahre 8,80 €.<br />

Livemusik: Erwachsene 28,80 €, 4 bis<br />

17 Jahre 17,80 €.<br />

Wir empfehlen Ihnen, die Tickets<br />

online zu reservieren. Ticketkauf vor<br />

Ort am Veranstaltungstag möglich<br />

(sofern noch Plätze frei sind).<br />

Aber die Einstellungen ändern sich schnell. Ich glaube,<br />

dass Frankreich für sein Know-how in der digitalen<br />

Kreation bekannt ist. Es gibt hier eine hohe Kompetenz,<br />

sowohl was die technische Seite (Videoprojektion, Licht<br />

und Ton) als auch die kreative Seite angeht. Es gibt viele<br />

Schulen in diesem Bereich. Darüber hinaus besteht der<br />

Wille, etwas zu wagen, sich zu entfalten, während auf der<br />

anderen Seite bei Politikern und Gemeinden eine hohe<br />

Aufgeschlossenheit für solche Dinge vorhanden ist. Und<br />

auch das Publikum ist empfänglich dafür. Wir benötigen<br />

immerhin 40 000 Zuschauer, damit das Projekt rentabel<br />

ist. Eine solche Veranstaltung verschlingt ein Budget von<br />

über einer Million Euro. Es ist also notwendig, Besucher<br />

anzuziehen. In Bordeaux ist das offenbar der Fall. Die<br />

Vorführungen waren bis zum 16. Dezember geplant, wir<br />

ziehen jedoch bereits eine Verlängerung von einem Monat<br />

in Betracht.<br />

Kann Ihre Veranstaltung auch in anderen Kathedralen umgesetzt<br />

werden?<br />

Ja selbstverständlich. Das war sogar das Ziel. Sie ausgehend<br />

von einem allgemeingültigen Konzept an die Geschichte<br />

und die Architektur jeder Kathedrale anpassen<br />

zu können. Ich kann Ihnen bereits verraten, dass wir demnächst<br />

anlässlich des 800-jährigen<br />

Bestehens der Kirche<br />

Saint-Eustache in Paris gastieren.<br />

Anschließend geht es dann<br />

in die Kathedralen von Lille<br />

und Rouen. Mit den Städten<br />

Reims und Toulouse sind wir<br />

ebenfalls bereits im Gespräch.<br />

Was wäre Ihr ultimativer Wunsch?<br />

Unser immersives Spektakel<br />

bei der Wiedereröffnung von<br />

Notre-Dame de Paris (Anm. d.<br />

Red.: vom französischen Präsidenten<br />

Emmanuel Macron für den<br />

8. Dezember <strong>2024</strong> angekündigt)<br />

zu zeigen. Das wäre genial!<br />

Wir interessieren uns aber auch<br />

für andere Kulturen in anderen<br />

Ländern. Die technische Infrastruktur<br />

lässt sich in 15 Nächten<br />

installieren, in 3 Nächten<br />

deinstallieren und wir benötigen<br />

zwei Sattelschlepper, um alles<br />

zu transportieren. Es wäre also<br />

durchaus denkbar, die Veranstaltung<br />

beispielsweise in den<br />

Kathedralen von Berlin oder<br />

Zürich zu organisieren!<br />

Romain Sarfati, vielen Dank für<br />

das Gespräch.<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24 · 73


Maison Denoix<br />

in der Corrèze<br />

DESTILLIERKUNST SEIT<br />

FÜNF GENERATIONEN<br />

Paul Bastier empfängt uns in der Destillerie in<br />

Brive-la-Gaillarde. Der unerwartete Ort mitten im<br />

Stadtzentrum, der sowohl als Produktionsstätte<br />

als auch für den Verkauf dient, stellt mit seiner<br />

Gestaltung eine schöne Hommage an fünf<br />

Generationen von Destillateuren dar.<br />

Das Departement Corrèze (Nouvelle Aquitaine) ist nicht weit<br />

von der Region Bordelais, den Departements Charente und<br />

Gers sowie den Städten Cahors und Bergerac entfernt. Alles<br />

Namen, die mit Wein, Armagnac oder Cognac in Verbindung<br />

gebracht werden. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass<br />

dort seit dem 19. Jahrhundert zahlreiche Destillerien entstanden<br />

sind, die sich auf die Produktion von Aperitifs,<br />

Diges tifs und Likören spezialisiert haben. Allein in der<br />

45 000 Einwohner zählenden Stadt Brive-la-Gaillarde, in der<br />

sich die Sous-Préfecture des Departements befindet, gab es<br />

lange Zeit zehn solcher Betriebe. Der älteste von ihnen, Maison<br />

Denoix, ist heute einer der wenigen, die nach wie vor<br />

aktiv sind. Das Unternehmen ruht sich aber nicht auf seinen<br />

Lorbeeren aus, sondern passt sich dem Geschmack der jeweiligen<br />

Zeit an, ohne deswegen die Werte einer fast zweihundertjährigen<br />

Handwerkstradition zu vernachlässigen.<br />

Maison Denoix ist mehr als eine Marke, der Name steht für<br />

den Fortbestand von anspruchsvollem handwerklichem<br />

Erbe. Vor etwas mehr als einem Jahr hat mit Paul Bastier<br />

und seiner Ehefrau Marie die fünfte Generation der Familie<br />

Denoix die Leitung des Betriebs übernommen. Eine Begegnung<br />

im Keller der Destillerie in Brive-la-Gaillarde.<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24 · 75


ART DE VIVRE Handwerkstradition<br />

Paul Bastier, wir befinden uns hier mitten im Stadtzentrum von<br />

Brive-la-Gaillarde in einem Gebäude, das sowohl Produktionsstätte,<br />

Spirituosenlager und Verkaufsraum Ihrer Familiendestillerie ist. Die<br />

Besucher sind von diesem Ort überrascht, denn sie haben so etwas gar nicht<br />

erwartet …<br />

Ja, das stimmt. Man ist wirklich nicht darauf gefasst, im Herzen<br />

der Stadt in diese Welt einzutauchen. Tritt man durch die Tür, entdeckt<br />

man Räume, in denen sich seit knapp 185 Jahren nicht sehr viel<br />

verändert hat. Sowohl die Produktionsstätte als auch die Produktionsverfahren<br />

sind dieselben wie im 19. Jahrhundert.<br />

Sie und Ihre Frau Marie sind die fünfte Generation der Familie Denoix an<br />

der Spitze des Unternehmens. Den Anfang nahm alles im Jahr 1839 …<br />

In der Tat. Alles begann 1839, und zwar genau hier. Ursprünglich<br />

destillierte hier ein gewisser Pierre Lacoste aus Orangenschalen einen<br />

Curaçao. Louis Denoix, der nicht nur ein enger Freund von Pierre<br />

Lacoste, sondern auch sein Steuerprüfer war, entwickelte eine Leidenschaft<br />

für dieses Metier und beschloss, als Partner ins Likörgeschäft<br />

einzusteigen. Nach dem Tod von Pierre übernahm mein Vorfahr die<br />

Leitung des Unternehmens, das seither von Generation zu Generation<br />

innerhalb der Familie weitergegeben wurde.<br />

Wie geht man <strong>2023</strong> mit einer solchen Beständigkeit um?<br />

Ich glaube, das ist ganz einfach. Indem man sich bewusst macht,<br />

dass man für etwas verantwortlich ist, das uns übertrifft. Es handelt<br />

sich unbestritten um ein gustatorisches Kulturerbe. Meine Frau und<br />

ich wissen sehr wohl, wie wertvoll dieses Vermächtnis ist und dass wir<br />

es bewahren müssen. Was aber nicht heißt, dass wir es nicht an die<br />

heutige Zeit anpassen und innovativ sein dürfen. Aber immer mit dem<br />

Gedanken, die Tradition zu respektieren. Das war schon für die Generationen<br />

vor uns nicht immer leicht. In den 1980er-Jahren, als meine<br />

Schwiegereltern die Leitung übernahmen, sagte man ihnen oft, es sei<br />

zu Ende, dieses Metier sei überholt. Aber sie hielten durch, bestanden<br />

darauf, die Arbeit der Generationen vor ihnen fortzusetzen. Heute hat<br />

sich das ausgezahlt: Authentische, handwerklich hergestellte Produkte


Die Destillerie ist mehr als « nur » ein Geschäft, denn man erhält interessante Einblicke in die Herstellungsprozesse und die Geschichte der Produkte.<br />

sind wieder im Trend. Uns wurde sogar die Ehre zuteil,<br />

vom Staat das anspruchsvolle Label Entreprise du Patrimoine<br />

Vivant verliehen zu bekommen, genau wie große<br />

Unternehmen, zum Beispiel Chanel und Guerlain. Glauben<br />

Sie mir, einem so viel bescheideneren Unternehmen,<br />

wie wir es sind, tut diese Anerkennung wirklich gut! Sie<br />

ermutigt uns, den Weg weiterzugehen!<br />

Nach dem Curaçao von Pierre Lacoste macht nun aber ein<br />

Likör auf der Basis einer lokalen Spezialität, nämlich der Walnuss,<br />

das Renommee Ihrer Destillerie aus.<br />

Louis Denoix ließ sich von den traditionellen Gepflogenheiten<br />

der ländlichen Gebiete im Umfeld inspirieren.<br />

Dort fabrizierte man schon immer Wein und Likör aus<br />

Walnüssen. Allerdings entwickelte er ein anderes Herstellungsverfahren<br />

als damals üblich. Nach altem Brauch<br />

basierten diese Getränke auf Nüssen, die sehr früh, Ende<br />

Juni, Anfang Juli geerntet wurden, wenn sie noch grün<br />

sind. Das wird heute vielfach noch so gemacht. Die Frucht<br />

ist dann sehr homogen und saftig, es ist eine sehr zarte<br />

Nuss, die man im Allgemeinen « mit einer Nadel durchbohren<br />

kann ». Man schneidet die Frucht in vier Teile und<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24 · 77


ART DE VIVRE Handwerkstradition<br />

lässt sie in Alkohol mazerieren.<br />

Louis Denoix entwickelte dagegen<br />

ein anderes Prozedere:<br />

Die Nüsse werden zunächst<br />

zermahlen und dann gepresst,<br />

um den Saft zu erhalten. Dieser<br />

Saft reift zusammen mit Alkohol<br />

fünf Jahre lang. Dadurch<br />

verschwinden die bitteren Noten<br />

der Walnuss. Die erhaltene<br />

Flüssigkeit mischt man mit den<br />

beiden edlen Branntweinen, für<br />

die der Südwesten Frankreichs<br />

bekannt ist: Armagnac und Cognac.<br />

Auf diese Weise verstärkt<br />

sich der Nussgeschmack noch.<br />

Und zum Schluss wird noch<br />

ein hausgemachter Zuckersirup<br />

hinzugefügt. Auf diese Weise<br />

entsteht der Likör Suprême Denoix,<br />

der in der Tat den Ruf der<br />

Destillerie ausmacht. Und von<br />

Anfang an bis heute hat sich die<br />

Rezeptur nicht geändert.<br />

Violetter Senf, ein<br />

unerwartetes Produkt<br />

der Destillerie<br />

In Ihrem Verkaufsraum sieht man<br />

aber, dass Sie inzwischen noch<br />

zahlreiche andere Produkte entwickelt<br />

haben.<br />

Das stimmt, das kam nach<br />

und nach. Jede Generation hat<br />

ihr Scherflein zum Erfolg beigetragen:<br />

Nach dem Suprême<br />

Denoix entwickelte Elie Denoix<br />

sehr viele Liköre auf der Basis<br />

von Pflanzen und Früchten,<br />

zum Beispiel Orangenschalen.<br />

Meine Schwiegermutter, Sylvie<br />

Denoix, und ihr Mann Laurent<br />

haben wiederum Walnusswein sowie andere Fruchtweine<br />

für den Aperitif kreiert. Meine Frau und ich haben uns<br />

dagegen einen würzigen Rum mit Kardamom, Ingwer,<br />

Walnuss und Quitte einfallen lassen, im Stil eines Rhum<br />

arrangé, also eines angesetzten Rums. Der verwendete Rum<br />

stammt aus Martinique. Heute besteht unser Angebot neben<br />

diesem Rum aus rund einem Dutzend Likören und einem<br />

weiteren Dutzend Aperitifs. Jede Generation von uns<br />

hat sich also die Freiheit genommen, ein besonderes alkoholisches<br />

Getränk zu kreieren, jedoch ohne sich irgendwelchen<br />

Modetrends zu unterwerfen. Heute noch stützen wir<br />

uns auf Geschmacksrichtungen von früher, die manchmal<br />

etwas in Vergessenheit geraten sind. Ich glaube aber, unsere<br />

Stärke liegt genau darin, diese Aromen an den heutigen Geschmack<br />

anzupassen. Fast jeden Tag stellen wir in der Destillerie<br />

fest, dass es viele junge Menschen so um die Dreißig<br />

gibt, die mit Vorliebe Geschmacksnuancen entdecken,<br />

In einer Destillerie ist man nicht zwangsläufig<br />

darauf gefasst, auf einen kleinen<br />

Senftopf zu stoßen, und doch hat dieses<br />

Produkt ebenfalls Anteil am Renommee<br />

des Maison Denoix. Den Moutarde violette<br />

de Brive gibt es seit dem 14. Jahrhundert,<br />

als man den her kömmlichen Senfkörnern<br />

Trauben most, der in der Region im<br />

Überfluss vorhanden war, beimischte.<br />

Bernard Denoix nahm dieses Produkt<br />

in den 1980er-Jahren ins Sortiment auf.<br />

Der Senf ist mild und fruchtig, ein idealer<br />

Begleiter unter anderem zu Entenbrust.<br />

die Zeiten und Moden überdauert<br />

haben.<br />

Wie genießt man Ihre Getränke?<br />

Liköre wurden lange Zeit<br />

ausschließlich als Digestif getrunken.<br />

Ihr süßer und fruchtiger Geschmack<br />

ist der ideale Abschluss<br />

für ein gutes Essen. Dass sie wieder<br />

im Trend sind, liegt auch daran,<br />

dass sie sich den heutigen Konsumgewohnheiten<br />

anpassen und unter<br />

anderem als Cocktails getrunken<br />

werden. Wichtig ist jedoch, dass<br />

man sie sehr kalt, mit Eiswürfeln<br />

genießt, um die sirupartige Seite<br />

abzuschwächen. Für den Aperitif<br />

kann man mit ihnen dem traditionellen<br />

Kir etwas Pep verleihen:<br />

Weißwein oder Rotwein mit etwas<br />

Suprême Denoix ist beispielsweise<br />

ein sehr wohlschmeckendes<br />

Getränk! In Cahors gibt es einen<br />

bekannten Aperitif namens Le<br />

Fénelon, der aus Suprême Denoix,<br />

Crème de Cassis und Wein aus<br />

Cahors besteht. Andere Liköre<br />

kann man auch gut mit etwas Tonic<br />

oder kohlesäurehaltigem Mineralwasser<br />

verdünnen. Zum Beispiel<br />

unseren Fenouillette de Brive, der<br />

aus Fenchelsamen hergestellt wird.<br />

Diese Pflanze ist für ihre verdauungsfördernden<br />

Eigenschaften bekannt.<br />

Der leichte Anisgeschmack<br />

erzeugt eine angenehme Frische<br />

und wird deshalb im Sommer gerne<br />

als Aperitif getrunken.<br />

Und Ihr Leaderprodukt, der Walnusslikör?<br />

Mit Eiswürfeln ist er ein köstlicher Digestif, man<br />

kann ihn aber auch über einen Kuchen, eine Crêpe oder<br />

etwas Vanilleeis geben. Viele nehmen ihn zum Kochen,<br />

unter anderem zum Ablöschen von Jakobsmuscheln.<br />

Ihr Curaçao ist unerwarteterweise transparent und nicht blau,<br />

wie man ihn ansonsten kennt. Das sagt schon einiges über Ihre<br />

Positionierung aus.<br />

Das stimmt. Viele Besucher bemerken, dass unser<br />

Curaçao transparent ist, und sagen uns, es sei sehr selten,<br />

ihn in dieser Farbe zu finden. Dabei sollte das die Regel<br />

sein. Die blaue Farbe des Curaçao, wie man ihn überall<br />

sieht, kommt von einem Farbstoff. In unserer Destillerie<br />

gibt es in dieser Beziehung eine klare Richtlinie: Unsere<br />

Produkte enthalten weder künstliche Aromen noch Farbstoffe.<br />

Wir wissen sehr gut, dass diese Positionierung heu-<br />

78 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24


Am Ende der Besichtigung kann man alle Produkte, die hier nach den traditionellen Verfahren produziert werden, verkosten.<br />

te eine Ausnahme ist. Die meisten anderen Likörhersteller<br />

verwenden künstliche Aromen. Das lehnen wir aber<br />

grundsätzlich ab, und zwar egal, um welches der beiden<br />

Herstellungsverfahren es sich handelt. Ob Mazeration<br />

oder Destillation, immer steht die Frucht oder die Pflanze<br />

im Mittelpunkt.<br />

Worin liegt der Unterschied zwischen den beiden Herstellungsverfahren?<br />

Mazeration ist ein langwieriger Prozess. Je nach verwendeter<br />

Frucht kann er drei Wochen (bei Himbeeren<br />

zum Beispiel) oder auch zwei Monate (wie bei Orangenschalen)<br />

dauern. Und bei Walnüssen dauert er sogar noch<br />

viel länger, nämlich fünf Jahre. Bei diesem Verfahren<br />

extrahiert man im Laufe der Zeit die Aromen auf sehr<br />

sanfte Art. Für das Destillieren nutzt man Destillierkolben,<br />

wie Sie sie hier sehen, um auf<br />

diese Weise den Geschmack der<br />

Früchte und Pflanzen zu extrahieren,<br />

und zwar auf schnellere und<br />

vor allem sehr intensive Art. Der<br />

Unterschied ist manchmal sehr<br />

groß. Mazeriert man beispielsweise<br />

Orangen, erhält man sehr<br />

milde Geschmacksnoten, und die<br />

Maison<br />

<br />

Denoix<br />

Maitres liquoristes depuis 1839<br />

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Telefon: +33 (0)5 55 74 34 27<br />

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Früchte geben Farbe ab. Beim Destillieren ist das Ergebnis<br />

dagegen transparent und der Geschmack viel intensiver.<br />

Alles hängt davon ab, was man im Anschluss damit<br />

machen will.<br />

Wie stellen Sie sich die Zukunft der Destillerie vor?<br />

Wir möchten die Seele des Hauses, also die handwerkliche<br />

Art zu arbeiten, beibehalten. Natürlich sind<br />

dadurch unserem Produktionsvolumen Grenzen gesetzt.<br />

Das ist eine Einschränkung, aber auch eine Chance: Die<br />

Limitierung bestimmt unsere Vorgehensweise und zwingt<br />

uns zur Bescheidenheit. Unsere größte Herausforderung<br />

liegt darin, unser Wissen weiterzugeben. Den Beruf des<br />

Likörherstellers lernt man nicht in der Schule. In diesem<br />

Bereich haben wir eine große Verantwortung: handwerkliches<br />

Können bewahren, indem wir es weitergeben, ohne<br />

deswegen jedoch darauf zu verzichten,<br />

innovativ zu sein, neue Produkte<br />

zu kreieren. Aber nicht von<br />

heute auf morgen, sondern mit der<br />

Zeit, die notwendig ist, um dies<br />

gut zu machen.<br />

Paul Bastier, vielen Dank für das<br />

Gespräch.<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24 · 79


ART DE VIVRE / Wein<br />

Champagner,<br />

Crémant,<br />

Mousseux:<br />

Wie behält man den Überblick<br />

über die französischen Schaumweine?<br />

Haben Sie in Frankreich bereits einmal eine Flasche<br />

Schaumwein gekauft und dabei festgestellt, dass es gar<br />

nicht so einfach ist, sich anhand der Etiketten zurechtzufinden?<br />

Denn abgesehen vom Preisunterschied sorgen möglicherweise<br />

die Begriffe Champagne, Crémant und Mousseux<br />

für Verwirrung. Franzosen hingegen achten sehr genau auf<br />

die « feinen Unterschiede », wenn sie eine Flasche dieses Getränks<br />

kaufen. Das gilt umso mehr, wenn besondere Feste<br />

wie Weihnachten oder Neujahr vor der Tür stehen. Was bedeuten<br />

diese Bezeichnungen eigentlich? Was können Sie<br />

erwarten, wenn Sie eine solche Flasche öffnen?<br />

Als ich die Geschichte hörte, musste ich schmunzeln:<br />

Ein französischer Freund kam von einer Geschäftsreise<br />

im Ausland zurück. Er war mit der<br />

Lufthansa in der Businessclass unterwegs gewesen und erzählte<br />

mir eine Begebenheit, die unbedeutend erscheinen<br />

mag, die ich Ihnen aber nicht vorenthalten möchte. « Kurz<br />

vor dem Abheben kam die Stewardess mit einer Flasche in<br />

der Hand zu mir und wollte mir offensichtlich zur Begrüßung<br />

etwas anbieten. Da sie merkte, dass ich kein Deutsch<br />

spreche, fragte sie mich auf Englisch: Would you like to have<br />

some bubbles? Als ich das Wort Bubbles hörte, war ich etwas<br />

erstaunt und fragte nach, um welchen Champagner es sich<br />

handelt. Professionell erklärte mir die Stewardess, dass es<br />

kein Champagner, sondern ein Sparkling wine sei. Auf ihren<br />

Rat hin nahm ich ein Glas und ich muss zugeben, dass<br />

er für einen ‹ einfachen Mousseux › wirklich ausgezeichnet<br />

schmeckte. » Diese Anekdote meines Freundes bestärkte<br />

mich in meiner Ansicht, die ich bereits seit Langem vertrete,<br />

nämlich dass die Beziehung der Franzosen zu den<br />

« Bläschen » im Wein wirklich erstaunlich ist. Es scheint,<br />

als seien « normale » Schaumweine für sie von minderer<br />

Qualität und reichten auf keinen Fall an die Qualität eines<br />

« noblen » Champagners heran. Im Hexagon bezeichnet<br />

man solche Weine, die kein Champagner sind, als Crémant<br />

oder Mousseux. Worin liegen aber nun genau die Unterschiede<br />

dieser drei Rebsäfte?<br />

Alle haben Bläschen<br />

Beim Versuch, sich in diesem Begriffswirrwarr zurechtzufinden,<br />

gehen wir zunächst einmal von einem<br />

Punkt aus, dem mit Sicherheit kein Franzose widersprechen<br />

wird: Schaumweine haben eindeutig Merkmale,<br />

durch die sie sich unterscheiden (und auf die wir noch<br />

eingehen werden), sie haben aber vor allem auch eine<br />

Gemeinsamkeit: Sie enthalten Kohlendioxid, das für die<br />

mehr oder weniger feinen Bläschen sorgt, die zu unserer<br />

großen Freude im Glas aufsteigen, sobald die Flasche ein-<br />

80 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24


mal entkorkt ist. Die Menge des enthaltenen Kohlendioxids<br />

ermöglicht eine erste Einteilung dieser « spritzigen<br />

Weine ». Champagner muss einen Kohlendioxidgehalt<br />

von mindestens 4,5 g/l enthalten, Crémant von mindestens<br />

3,5 g/l und alle anderen dieser Weine, die im Hexagon<br />

als Mousseux bezeichnet werden, einen CO 2 -Gehalt<br />

von mindestens 3 g/l. Um ganz genau zu sein, gibt es<br />

darüber hinaus noch die Vins perlants, Perlweine – oft<br />

sogenannte Vins nature, die ohne jede Zugabe hergestellt<br />

werden –, bei denen man auf der Zunge ein leichtes<br />

Prickeln spürt, das auf einem leichten CO 2 -Gehalt von<br />

1 bis 2 g/l oder noch weniger zurückzuführen ist. Angesichts<br />

dieser Tatsache könnte man meinen, dass sich<br />

ein Liebhaber von spürbaren Bläschen automatisch dem<br />

Champagner zuwendet. Allerdings sollten Sie beachten,<br />

dass es sich bei dem vorgeschriebenen CO 2 -Gehalt um<br />

einen Mindestwert handelt, sodass Crémants und Mousseux<br />

sogar einen Wert aufweisen können, der höher als<br />

der eines Champagners ist. Die Menge der Bläschen im<br />

Glas gibt also keinen eindeutigen Hinweis darauf, ob es<br />

sich um Champagne, Crémant oder Mousseux handelt.<br />

Mousseux, ein unbeliebter<br />

Begriff in Frankreich<br />

Bevor wir uns weitere Unterschiede zwischen den<br />

verschiedenen Schaumweinen ansehen, drängt sich eine<br />

Feststellung auf: Sowohl Champagner als auch Crémant<br />

sind durch Herkunftsbezeichnungen geschützt, worauf wir<br />

ebenfalls noch zurückkommen werden. Für alles andere<br />

benutzen die Franzosen generell den relativ unbeliebten<br />

Allerweltsbegriff Mousseux, der in ihren Augen nicht gerade<br />

den besten Ruf genießt und für sie auch alles einschließt,<br />

was in England Sparkling wine und in Deutschland Sekt genannt<br />

wird. Dabei ist das Ganze etwas komplizierter. Laut<br />

den europäischen Regelungen ist der Begriff Mousseux ein<br />

Oberbegriff, unter den alle perlenden Weine (Vins pétillants)<br />

fallen. Wenn dagegen ein Franzose von Vin mousseux<br />

spricht, so steht dahinter meist eine « rein französische »<br />

Vorstellung, die nichts mit der « offiziellen Bedeutung » zu<br />

tun hat, nämlich ein Wein, der in Supermärkten für weniger<br />

als 10 Euro pro Flasche verkauft wird und daher als<br />

« von minderer Qualität » gilt. Will man Franzosen also mit<br />

einer Flasche Vin pétillant überraschen, ist es besser, einen<br />

Crémant oder im Idealfall einen Champagner auszuwählen,<br />

anstatt eines Mousseux. Nachdem wir den Mousseux<br />

« eliminiert » haben, sehen wir uns an, worin der Unterschied<br />

zwischen den beiden Schaumweinen liegt, die in der<br />

Gunst der Franzosen offenbar höher stehen, also zwischen<br />

Crémant und Champagne.<br />

Lassen Sie sich von<br />

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Liebe Leserinnen und Leser,<br />

gehen auch Sie abseits der ausgetretenen Pfade auf<br />

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2005 ganz von Menschen kreiert wird, die in Frankreich<br />

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Crémant vs. Champagne, die<br />

‹ Méthode traditionnelle › verbindet sie<br />

Seien wir ehrlich: Ein Glas Crémant und ein Glas<br />

Champagner unterscheiden sich vom Anblick her so gut<br />

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Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24 · 81<br />

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ART DE VIVRE / Wein<br />

wie gar nicht. Beide Weine werden im Übrigen nach derselben<br />

Methode, der sogenannten Méthode traditionnelle,<br />

hergestellt. Im Gegensatz zur Méthode Charmat, auch<br />

Tankgärung genannt, findet hierbei die zweite Gärung,<br />

die für das Schäumen des Weines sorgt, direkt in der Flasche<br />

statt. Bei der Tankgärung wird dagegen ein Likör,<br />

der Zucker und Hefen enthält, direkt im Tank zugegeben,<br />

bevor der Wein in die Flasche abgefüllt wird. Dieses Verfahren<br />

ist schneller und kostengünstiger als die traditionelle<br />

Flaschengärung, die einen viel aufwendigeren Herstellungsprozess<br />

erfordert. Bei der Gärung entsteht ein<br />

Depot, das durch Arbeitsschritte wie Rütteln und Degorgieren<br />

entfernt wird. Dies erklärt auch den höheren Preis<br />

von Champagner und Crémant im Vergleich zu einem<br />

« einfachen » Mousseux. Um das Ganze noch komplizierter<br />

zu machen: Obwohl die Méthode traditionnelle sowohl<br />

beim Champagner als auch beim Crémant angewendet<br />

wird, will man sich in der Champagne dadurch abheben,<br />

dass auf den Etiketten Méthode champenoise steht, ein Begriff,<br />

der ausschließlich dieser Appellation vorbehalten ist.<br />

Eine Frage des Terroirs<br />

Eine weitere Gemeinsamkeit von Crémant und Champagner<br />

besteht darin, dass beide Weine in Frankreich auf<br />

spezifischen Terroirs hergestellt werden, die einer Appellation<br />

d’origine contrôlée (AOC), also einer kontrollierten<br />

Herkunftsbezeichnung unterliegen. Doch dann kommen<br />

wir auch schon wieder zum Unterschied: Crémants gibt es<br />

in verschiedenen Regionen des Landes, zum Beispiel an<br />

der Loire, im Elsass, in Burgund, im Jura, in Bordeaux<br />

und in Savoyen. Champagner darf dagegen – und das ist<br />

wichtig – ausschließlich in der Champagne produziert<br />

werden, auf Terroirs, welche diese Herkunftsbezeichnung<br />

besitzen. Man kann sich vorstellen, dass dies zu hitzigen<br />

Debatten führt: Die Anhänger von Champagner betonen<br />

nur zu gerne, dass sie darin die Gewissheit sehen, in jeder<br />

Flasche den Geschmack desselben Terroirs zu finden,<br />

während die Liebhaber von Crémant ihrerseits die Vielseitigkeit<br />

am Gaumen verteidigen, da die Aromen vom jeweiligen<br />

Terroir bestimmt werden, auf dem der Schaumwein<br />

hergestellt wird.<br />

Spezifische Rebsorten<br />

Crémant und Champagner unterscheiden sich auch<br />

durch die Rebsorten, mit denen sie erzeugt werden dürfen.<br />

Bei Champagner sind das im Wesentlichen die drei<br />

Rebsorten Chardonnay, Spätburgunder und Schwarzriesling<br />

sowie in geringem Umfang einige weniger bekannte<br />

Sorten wie Arbane, Petit Meslier, Weißburgunder und<br />

Grauburgunder. Crémant kann dagegen aus einer Vielzahl<br />

von regionstypischen Rebsorten produziert werden,<br />

so zum Beispiel Chenin an der Loire, Sauvignon in der<br />

Region Bordeaux oder Grauburgunder im Elsass. Damit<br />

ergibt sich zwangsläufig ein breiteres Geschmacksspektrum.<br />

Zeit zum Reifen und Altern<br />

Die Reifezeit, also die Zeit, die der Wein auf der Hefe<br />

verbleibt, ist ebenfalls ein wichtiger Faktor, in dem sich<br />

die beiden Schaumweine unterscheiden. Während bei<br />

den Crémants ein Minimum von neun Monaten vorgeschrieben<br />

ist, sind es beim Champagner fünfzehn. Eine<br />

längere Reifezeit also, doch auch hier handelt es sich bei<br />

den Vorgaben lediglich um Mindestwerte. Entgegen der<br />

vorherrschenden Meinung ist die Fähigkeit zum Altern<br />

und damit die Möglichkeit zur Lagerung ebenfalls kein<br />

Merkmal, das dem Champagner vorbehalten ist. Es gibt<br />

Crémants, die man lange Zeit in den Keller legen kann. In<br />

Vouvray an der Loire zeichnen sich einige Winzer dadurch<br />

aus, dass sie ausschließlich Jahrgangscrémants herstellen.<br />

Auf diese Besonderheit werden wir in einem späteren Artikel<br />

noch eingehen. Es handelt sich dabei um Weine, die<br />

nach Ansicht vieler Kenner mit Champagner problemlos<br />

mithalten können und damit einmal mehr bestätigen, dass<br />

es im Hinblick auf die französischen Schaumweine nicht<br />

immer einfach ist, sich zurechtzufinden. Letzten Endes<br />

sollte man nicht vergessen, dass auch hier alles, wie bei<br />

so vielem, eine Frage des persönlichen Geschmacks und<br />

weniger des « Prestiges » oder des Preises ist. Und egal ob<br />

Champagner, Crémant oder Mousseux: Auch bei diesen<br />

noblen Getränken gilt, dass man sie, wie alle anderen<br />

Weine, in Maßen genießen sollte!<br />

82 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24


Leserbriefe<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

Hallo,<br />

ich möchte einmal eine kleine Kritik anbringen. Sicherlich ist<br />

die Schonung der Umwelt immer angebracht. Aber: Seitdem die<br />

« Verpackung » von Frankreich erleben nicht mehr vorhanden ist,<br />

kommen die Hefte doch recht « zerfleddert » beim Leser an (jedenfalls<br />

bei mir). Bei der Menge an Sendungen, die die Post zu bewältigen hat,<br />

ist dort die Kritik vielleicht nicht so angebracht. Kommen einige Briefe<br />

und Zeitungen gleichzeitig, dann wird es in einem kleinen Briefkasten<br />

schon mal etwas « eng ». Jüngstes Ergebnis: eingerissenes Deckblatt,<br />

letzte Seite ziemlich zerknittert usw. Hinzu kommt, dass bei schlechtem<br />

Wetter nicht immer eine « trockene » Ausgabe im Briefkasten landet. Ich<br />

sehe aber auch, dass hier vielleicht keine Abhilfe geschaffen werden<br />

kann. Als treuer Leser bleibe ich Ihnen aber dennoch erhalten.<br />

Herzliche Grüße<br />

Herbert Schwittay<br />

Redaktion: Lieber Herr Schwittay,<br />

zunächst danken wir Ihnen herzlich für Ihre Treue … und Ihre Geduld!<br />

Im Laufe der Monate konnten Sie in dieser Rubrik diverse Zuschriften<br />

lesen, in denen es um den Versand des Magazins an die Abonnenten<br />

ohne zusätzliche Hülle ging. Obwohl wir froh darüber waren, mit dem<br />

Verzicht auf die Plastikverpackung einen Beitrag zum Umweltschutz zu<br />

leisten, waren wir, ebenso wie Sie, mit diesem Versandangebot der Post<br />

nicht zufrieden. Wie Sie bei Erhalt dieser Ausgabe feststellen konnten,<br />

werden die Magazine ab sofort in wiederverwertbaren Papierumschlägen<br />

versandt, sodass sie wieder in einem guten Zustand bei Ihnen ankommen<br />

sollten. Ich hoffe, diese neue Versandart wird Sie zufriedenstellen.<br />

ich bin seit Jahren ein begeisterter Leser von Frankreich<br />

erleben und immer wieder überrascht, was es in<br />

unserem schönen Nachbarland Neues zu entdecken<br />

gibt. Ebenso spannend finde ich den Blick in die<br />

gemeinsame Geschichte. Dies insbesondere, als im<br />

Rahmen meiner Familien- und Stammbaumforschung<br />

die Wurzeln eines Familienzweigs in der Region von<br />

Margencel im Departement Haute-Savoie zu finden sind<br />

und zeitlich zurück bis etwa 1700 reichen. Dabei spielen<br />

die Hugenotten-Verfolgungen in Frankreich und die<br />

dadurch ausgelösten Auswanderungen von Hugenotten<br />

nach Süddeutschland eine wesentliche Rolle. Wäre das<br />

nicht eine Anregung für einen oder mehrere Artikel in<br />

Ihrem Magazin über diese Region, deren Geschichte und<br />

Ereignisse wie die Hugenotten-Auswanderungen oder<br />

auch die Kinder-Schornsteinfeger aus dieser Region?<br />

Schönen Gruß<br />

Michael Starz<br />

Redaktion: Lieber Herr Starz,<br />

vielen Dank für Ihre Nachricht. Das Team von Frankreich<br />

erleben teilt Ihre Begeisterung für die deutsch-französischen<br />

Beziehungen und ihre Vergangenheit. Der Protestantismus<br />

und die Hugenotten haben in der Tat nachhaltige Spuren<br />

in vielen französischen Gegenden, vor allem in der Region<br />

Auvergne-Rhône-Alpes, hinterlassen. So haben wir<br />

beispielsweise im Frühjahr 2017 den Teil des interessanten<br />

GR 965 Sur les pas des Huguenots vorgestellt, der durch die<br />

Drôme führt (7 Etappen, knapp 100 km). Auf einer Länge<br />

von 1800 Kilometern, von Le Poët-Laval in der Drôme bis ins<br />

deutsche Bad Karlshafen, folgt dieser länderübergreifende<br />

Fernwanderweg der historischen Route dieses Exils<br />

(Wandern auf den Spuren der Hugenotten, Frankreich<br />

erleben <strong>Nr</strong>. 62). Bei Ihrer Nachricht bekamen wir Lust, unsere<br />

Erkundungsreise auf dem französischen Teil dieses Wegs<br />

durch die Departements Isère, Savoyen und Hochsavoyen<br />

fortzusetzen. Damit wird die Liste unserer Reportagen, die<br />

wir ab Frühjahr <strong>2024</strong> in Angriff nehmen möchten, noch ein<br />

bisschen länger! Wir werden Sie auf dem Laufenden halten.<br />

Auch was die Kinder-Kaminfeger angeht, können Sie auf<br />

uns zählen. Wir haben einen Artikel über diese schreckliche<br />

Tradition in Savoyen im 19. Jahrhundert geplant. Eine<br />

Gepflogenheit, die selbst in Frankreich relativ unbekannt<br />

ist. Bis bald also und vielen Dank für die Anregungen.<br />

Hat Ihnen unser Magazin gefallen? Haben Sie Verbesserungsvorschläge oder Anregungen?<br />

Schreiben Sie uns. Wir sind gespannt auf Ihre Meinung!<br />

Per E-Mail: leserbriefe@frankreicherleben.de ·<br />

Per Brief: Frankreich erleben – Leserbriefe · Ajc Presse · 57, rue Chantecrit · 33300 Bordeaux · Frankreich<br />

Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe in gekürzter Fassung zu veröffentlichen.<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24 · 83


Haben Sie eine Ausgabe verpasst?<br />

Stöbern Sie in den Themen der noch erhältlichen Ausgaben!<br />

8<br />

9<br />

7<br />

12<br />

Reisethemen,<br />

nach Regionen<br />

geordnet:<br />

Landesweite Themen<br />

6<br />

11<br />

1 2<br />

3<br />

10<br />

13<br />

5<br />

14<br />

16<br />

Astrotourismous – Die beste Sicht<br />

aufs Sternenzelt<br />

Natur – Die schönsten Bäume<br />

Frankreichs<br />

<strong>Winter</strong>liche Illuminationen –<br />

Der Faszinierende Zauber der<br />

Lichterstädte<br />

Freizeitparks: Familienerlebnisse in<br />

Frankreich<br />

Radtourismus – von der Bretagne<br />

bis an die belgische Grenze<br />

Fahrradrouten – Die schönsten<br />

Strecken entlang der Küsten<br />

Weihnachtsmärkte – Wo geht es<br />

noch authentisch zu?<br />

<strong>Winter</strong>urlaub – Romantische<br />

Skistationen anstatt Bettenburgen<br />

Wellness in den Bergen – Nach dem<br />

Sport die Erholung<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

85<br />

82<br />

81<br />

79<br />

77<br />

59<br />

57<br />

57<br />

43<br />

1 Paris <strong>Nr</strong>.<br />

Paris – Die Französische<br />

Nationalbibliothek: Ein neues Muss<br />

bein einem Parisbesuch<br />

Paris – Streit um die Schönheit der<br />

Stadt<br />

Delacroix in Saint-Sulpice – Das<br />

Werk eines ganzen Lebens<br />

Coup de cœur – Die<br />

Straßenbuchhändler an den Seine-<br />

Quais in Paris<br />

Saint-Germain-des-Prés: Mehr als<br />

ein Viertel, die Seele von Paris?<br />

Le Train Bleu – Ist das legendäre<br />

Restaurant noch immer einen<br />

Besuch wert ?<br />

Musée d‘Histoire de la Médecine<br />

– ein ungewöhnliches Museum im<br />

Herzen der Hauptstadt<br />

Le Bon Marché – Eine Pariser<br />

Institution feiert ihren 160.<br />

Geburtstag<br />

Hôtel des Invalides – Ein kleines<br />

Militär-Versailles mitten in Paris<br />

Avenue des Champs-Elysées<br />

– Wie steht es um den Glanz des<br />

Prachtboulevards?<br />

86<br />

83<br />

76<br />

65<br />

60<br />

58<br />

57<br />

41<br />

38<br />

36<br />

HOTELS<br />

La Lanterne – Paris 76<br />

Le Narcisse Blanc – Paris 62<br />

4<br />

15<br />

17<br />

18<br />

2 Pariser Umland <strong>Nr</strong>.<br />

Yvelines – Potager du Roi: Das<br />

andere Versailles - Ohne Prunk und<br />

Pracht<br />

Yvelines – Bergerie nationale de<br />

Rambouillet, der Krieg der Schafe<br />

Ecouen – Ein Museum für die<br />

Renaissance<br />

86<br />

83<br />

50<br />

HOTELS<br />

Hôtel Paradiso – Paris 79<br />

3 Norden & Champagne <strong>Nr</strong>.<br />

Hauts-de-France / Nord-Pasde-Calais<br />

– Nordfrankreich:<br />

84<br />

vom Kohlerevier zum beliebten<br />

Tourismusziel<br />

Hauts-de-France / Grand-Est 81<br />

/ Belgien – Gärten des Friedens,<br />

zwischen Erinnerung und Blick in die<br />

Zukunft<br />

Hauts-de-France / Pas-de-Calais 80<br />

– Boulogne-sur-Mer: Jeder hat das<br />

Recht auf etwas schönes !<br />

Hauts-de-France – Hortillonnages 79<br />

von Amiens: von einer Verrückten<br />

Idee zum jährlichen Ereignis<br />

Hauts-de-France – Compiègne: 78<br />

musikalische Waldbäder und ein<br />

Einhorn<br />

Hauts-de-France – La Coupole: von 77<br />

der Vergangenheit in die Zukunft<br />

Hauts-de-France – Familistère de 64<br />

Guise,von «Versailles für Arbeiter»<br />

zum bewohnten Museum<br />

Baie de Somme – Eine<br />

63<br />

beeindruckende Reise (Teil 2):<br />

Le parc du Marquenterre<br />

Baie de Somme – Eine<br />

62<br />

beeindruckende Reise (Teil 1): die<br />

Abbaye de Saint-Riquier<br />

Nordfrankreich – Auf den Spuren 59<br />

eines großen französischen<br />

Architekten<br />

Marais Audomarois – Ein<br />

58<br />

Sumpfgebiet für Kenner<br />

Pays de Condé – Eine<br />

43<br />

Bergbaugegend erfindet sich neu<br />

10 Ideen… für Nord-Pas-de-Calais 38<br />

Arras & Douai – Riesen für den 36<br />

Kleinen<br />

HOTELS<br />

Le Domaine de la Chartreuse – 57<br />

Gosnay<br />

Pasino – Saint-Amand-les-Eaux 43<br />

4 Elsass & Lothringen <strong>Nr</strong>.<br />

Elsass / Haut-Rhin – Louis de Funès:<br />

Auf den Spuren des Komikers durch<br />

Frankreich<br />

Elsass / Bas-Rhin – Baum wipfelpfad:<br />

ein ganz neue Art, das Elsass zu<br />

entdecken<br />

Elsass / Grand Est – Das Geheimnis<br />

des fehlenden Turms der Kathedrale<br />

von Straßburg<br />

Elsass / Grand Est – Mit dem<br />

Hausboot 100% elektrisch durchs<br />

Elsass<br />

Elsass – Kaysersberg,eines der<br />

Lieblingsdörfer der Franzosen<br />

Vogesen – Eine Fotoausstellung<br />

unter freiem Himmel im Herzen der<br />

Vogesen<br />

88<br />

80<br />

76<br />

74<br />

69<br />

68<br />

Grand-Est – Mondial Air Ballons,<br />

der poetische Aufstieg von 456<br />

Heißluftballons<br />

Grand-Est – Graufthal,das Elsass zur<br />

Zeit der Streichhölzer<br />

Kirrwiller – 520 Einwohner und die<br />

drittgrößte Music Hall Frankreichs<br />

Weihnachtskugeln aus Meisenthal<br />

– nicht nur Kugeln, sondern Objekte<br />

voller Sinn<br />

Château de Lunéville – Wie Phoenix<br />

aus der Asche<br />

Musée Lalique – Eine Hommage an<br />

die Glasmacherkunst<br />

10 Ideen… für ein Wochenende im<br />

Elsass<br />

Bitche – Das zweite Leben einer<br />

Zitadelle<br />

Neufchef & Aumetz – Das stolze<br />

Erbe der lothringischen Kumpel<br />

65<br />

64<br />

62<br />

61<br />

52<br />

43<br />

41<br />

38<br />

36<br />

HOTELS<br />

Le Chambard – Kaysersberg 69<br />

Grand Hôtel & Spa Gérardmer – 68<br />

Gérardmer<br />

La Cheneaudière – Colroy-la-Roche 61<br />

La Clairière Bio- & Spa-Hotel – La 38<br />

Petite-Pierre<br />

5 Burgund & Jura <strong>Nr</strong>.<br />

Territoire de Belfort – Ballon<br />

d'Alsace: Der sanfte Berg<br />

Doubs – Cercle immense: Auf das<br />

"weiße Gold" folgt das "Grüne Gold"!<br />

Yonne – Guédelon: Sie haben ihre<br />

Burg gebaut!<br />

Territoire de Belfort – die Stärke<br />

der Kleinen<br />

Côte d'Or – Am Tag als… 11. Juli<br />

2020: Die Stadt Dijon erhielt den<br />

"Trauerden <strong>Nr</strong>.17" zurück.<br />

Territoire de Belfort – Land-Art:<br />

Saype, von Belfort in die weite Welt<br />

Saône-et-Loire – Ein "essbarer"<br />

Wald<br />

Aufbruchstimmung in den<br />

französischen Thermalbädern<br />

Kirschen – das rote Gold einer<br />

Region<br />

Châteauneuf-en-Auxois: Die<br />

Verbindung von Kulturerbe,<br />

Modernität und Lebendigkeit<br />

«Unsere Vorfahren, die Gallier»:<br />

Eine Reise ins Land von Asterix<br />

Morvan – Eine Geschichte von<br />

Ammen und Pflegekindern<br />

Jura – Weihnachten im Jura: vom<br />

Rosenkranz zum Spielzeugland<br />

Haute-Saône – Notre-Damedu-Haut<br />

in Ronchamp: eine<br />

Rechenaufgabe für Le Corbusier<br />

Ostfrankreich – Vorreiter bei der<br />

Abschaffung der Sklaverei<br />

Belfort – Die wiederentdeckte<br />

Genialität eines Künstlers<br />

Bourgogne-Franche-Comté –<br />

Alésia, Auf den Spuren der Gallier<br />

Route des Grands Crus – Die<br />

Champs-Elysées von Burgund<br />

Montbéliard – 30 Jahre Lumières<br />

de Noël<br />

Maison de Louis Pasteur – Ein Dorf<br />

im Fokus der Wissenschaft<br />

88<br />

86<br />

84<br />

83<br />

83<br />

82<br />

78<br />

77<br />

76<br />

74<br />

73<br />

71<br />

69<br />

69<br />

68<br />

64<br />

63<br />

61<br />

61<br />

43<br />

HOTELS<br />

Château Sainte-Sabine – Sainte- 74<br />

Sabine<br />

Relais Bernard Loiseau – Seaulieu 71<br />

6 Loire-Tal <strong>Nr</strong>.<br />

Pays de la Loire / Loire-Atlantique 88<br />

– Louis de Funès: Auf den Spuren des<br />

Komikers durch Frankreich<br />

Centre - Val de Loire / Indre-et- 87<br />

Loire – Château Gaillard: Das "etwas<br />

andere" Schloss an der Loire<br />

Centre - Val de Loire / Indre-et- 86<br />

Loire – Léonardo da Vinci: Der Geist<br />

eines Genies im Loire-Tal<br />

Coup de Cœur –<br />

85<br />

Die Miniaturwohnung Micr'Home in<br />

Nantes<br />

Pays de la Loire / Sarthe – Abbaye 84<br />

de l'Epau: Eine Oase der Harmonie im<br />

Dienste der Fotografie<br />

Centre - Val de Loire / Loir-et- 83<br />

Cher – Monmousseau, wenn Loire-<br />

Schlösser Weinkeller illuminieren<br />

Centre - Val de Loire – Die Route de 82<br />

la Rose im Loiret: eine faszinierende<br />

Rundreise durch die duftende Welt<br />

der Rosen<br />

Pays de la Loire / Maine et Loire – 81<br />

Fontevraud, eine Abtei, die ihrer Zeit<br />

schon immer voraus war<br />

Pays de la Loire / Mayenne –<br />

80<br />

Musée Robert Tatin: verwirrende<br />

Riesen und Wunderwerke<br />

Centre-Val-de Loire / Indre-et-Loir 80<br />

– Château de Chenonceau: florale<br />

Kunst im Schloss<br />

Pays de la Loire – Doué-en-Anjou: 78<br />

im Reich der Blumenkönigin<br />

Pays de la Loire – La Chartresur-le-Loir:<br />

das Dorf der<br />

77<br />

Antiquitätenhändler<br />

Centre - Val de Loire – Chaumontsur-Loire:<br />

die positive Dynamik der<br />

76<br />

Gärten<br />

Pays de la Loire – Saint-Florent-le- 74<br />

Vieil: Die kulturelle Revanche eines<br />

kleinen Dorfes an der Loire<br />

Centre - Val de Loire – Richelieu: 73<br />

«das schönste Dorf des Universums!»<br />

Loire-Tal – Eine faszinierende Reise 68<br />

ins Land der Troglodyten<br />

Chédigny – ein Dorf wird zum Garten 65<br />

La grange de Meslay: Von der 60<br />

Holzkathedrale zum Musiktempel<br />

Tours – Frischer Wind im Loiretal 59<br />

Chambord – Mehr als nur ein<br />

58<br />

beeindruckendes Schloss<br />

Cheverny – Das Schloss von Tim und 43<br />

Struppi<br />

Ballonfahrt übers Loire-Tal – Bitte 38<br />

zeichne mir ein Schloss<br />

Blois – Ein Schloss der Geheimnisse 36<br />

und Intrigen<br />

HOTELS<br />

7 Normandie <strong>Nr</strong>.<br />

Seine-Maritime – Armada de<br />

Rouen <strong>2023</strong>: Treffpunkt der größten<br />

Segelschiffe der Welt<br />

Manche – Mont Saint-Michel, die<br />

Geheimnisse des Gefängnisbergs<br />

Normandie – Biennale La Forêt<br />

Monumentale: Wenn Kunst den Wald<br />

verschönert<br />

Normandie – Villa «Les Rhumbs» in<br />

Granville: Wo für Christian Dior alles<br />

gegann<br />

Normandie – An Bord der Marité von<br />

Granville zu den Chausey-Inseln<br />

Le Havre – 500 Jahre, das will<br />

gefeiert werden !<br />

87<br />

83<br />

74<br />

73<br />

71<br />

62


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☐ Ausgabe <strong>Nr</strong>. <strong>89</strong>


HOTELS<br />

Domaine de la Corniche –<br />

Rolleboise<br />

36<br />

8 Bretagne <strong>Nr</strong>.<br />

Ille-et-Villaine – Saint-Malo<br />

87<br />

von einer kuriosen Seiten: Die<br />

Felsskulpturen des Abbé Fouré<br />

Leuchtürme und Leuchtfeuer – im 77<br />

Westen etwas neues!<br />

Finistère – Eine Reise zu Pflanzen 76<br />

aus aller Welt<br />

Morbihan – Am Tag als… 26 August 76<br />

1934… die Kinder aus dem Bagno auf<br />

Belle-Île-en-Mer Flüchten<br />

Pays bigouden: die Bretagne in 73<br />

konzentrierter Form<br />

Belle-île-en-Mer – Unsere Coups de 70<br />

cœur für die größte bretonische Insel<br />

Côtes d’Armor – La Vallée des<br />

63<br />

Saints, die bretonische Osterinsel<br />

Brest und Roscoff – Mehr als nur 62<br />

zwei Gärten<br />

Bretagne – Umfriedete Pfarrbezirke 61<br />

Ile d’Ouessant – Eine Insel voller 58<br />

Leben<br />

HOTELS<br />

Château de Sable – Porspoder 58<br />

9 Atlantikküste <strong>Nr</strong>.<br />

Nouvelle-Aquitaine / Corrèze – 87<br />

Aubazine, ein geheimnisvolles und<br />

spannendes Dorf<br />

Nouvelle-Aquitaine / Gironde – 84<br />

Pont de pierre: Bordeaux feiert seine<br />

älteste Brücke<br />

Pont de pierre: Bordeaux feiert 82<br />

seine älteste Brücke<br />

Nouvelle-Aquitaine / Charente- 82<br />

Maritime – Brouage, die Zitadelle<br />

der geplatzten Träume<br />

Nouvelle-Aquitaine / Deux-Sèvres 79<br />

– Pougne-Hérisson: der Nabel der<br />

Welt<br />

Coup de cœur – Carrelets:<br />

74<br />

poetische Fischerhütten aus einer<br />

anderen Zeit<br />

Baskenland – Château d’Abbadia, 71<br />

eine Inspiration für den<br />

Wiederaufbau von Notre-Dame ?<br />

Nouvelle-Aquitaine – Die<br />

64<br />

Metamorphose von Bordeaux,<br />

Eine Zwischenbilanz<br />

Coup de cœur – Die Eiche im<br />

63<br />

Taubenschlag von Pouzay<br />

Bordeaux 60<br />

Bordeaux – Bordeaux 2.0 46<br />

Ile d’Oléron, Ile de Ré, Ile Madame, 46<br />

Ile d’Aix, Fort Boyard – Reif für die<br />

Insel(n)<br />

Wein – Ein asiatischer Winzer im 46<br />

Bordelais<br />

Marais Poitevin – Die grünen Kanäle 38<br />

des Marais Poitevin<br />

Likör – Angélique de Niort, Likor aus 38<br />

einer Heilpflanze<br />

Gironde – Wie Vauban eine<br />

36<br />

Flussmündung abriegelte<br />

HOTELS<br />

Hôtel de Sèze – Bordeaux 64<br />

Hôtel Napoléon – Ile d’Aix 46<br />

10 Auvergne & Limousin <strong>Nr</strong>.<br />

Auvergne / Rhône –Vaux-en-<br />

Beaujolais: Die fantastische<br />

Geschichte des Dorfes Clochemerle<br />

Auvergne / Haute-Loire – Le<br />

Chambon-sur-Lignon, ein<br />

beispielhaftes Stück Frankreich<br />

Corrèze – Das Gefühl, in der<br />

Inkastadt Machu Micchu zu sein<br />

87<br />

81<br />

68<br />

Nouvelle-Aquitaine – Les Pans de 63<br />

Travassac, eine Spektakuläre Reise in<br />

das Land des Schiefers<br />

Genuss – Die AOC der Auvergne 38<br />

HOTELS<br />

Domaine Saint Estève – Millau 53<br />

11 Périgord & Midi-<br />

Pyrénées<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Périgord – Château des Milandes 82<br />

"Mein Leben, das ist Joséphine!"<br />

Vallée de la Dordogne: Wo man 60<br />

« wie Gott in Frankreich lebt »<br />

Airbus-Fabrik – Zu Besuch bei 46<br />

Airbus in Toulouse<br />

Gouffre de Padirac – Der Erdmitte 44<br />

ein Stückchen näherkommen<br />

Pastell – Das blaue Gold 43<br />

HOTELS<br />

Chateau de la Treyne – Lacave,<br />

Vallée de la Dordogne<br />

Grand Hôtel Le Turenne – Beaulieusur-Dordogne<br />

60<br />

47<br />

12 Pyrenäen <strong>Nr</strong>.<br />

Le Train Jaune – Ein Zug als<br />

Wahrzeichen<br />

45<br />

13 Languedoc-Roussillon <strong>Nr</strong>.<br />

Okzitanien / Gard – Nîmes: Wo<br />

Geschichte Zukunft hat<br />

Okzitanien / Hérault – Fischerstechen<br />

in Sète: Ritterspiele auf dem<br />

Wasser<br />

Okzitanien / Gard & Hérault –<br />

Canal du Rhône à Sète: Der "kleine<br />

Bruder" des Canal du Midi<br />

Okzitanien / Pyrénées-Orientales<br />

– Céret: ein Künstler dorf zwischen<br />

Bergen und Meer<br />

Weintourismus – Domaine Riberach,<br />

es lebe die Entschleunigung!<br />

Hérault – Brassens & Sète, les<br />

Copains d'abord<br />

Aude – Die große Höhle von<br />

Cabrespine, ein unterirdisches<br />

Abenteuer<br />

Occitanie – Assignan,Das<br />

unglaubliche Schicksal eines<br />

französischen Dorfes<br />

Sigean: das Reservat der glücklichen<br />

Tiere<br />

Languedoc-Roussillon –<br />

Überraschende Mittelmeerregion<br />

Carcassonne – Imponierende<br />

Festungsstadt des Mittelalters<br />

Côte Vermeille – Paulilles, wenn die<br />

Hölle zum Paradies wird<br />

Saint-Guilhem-le-Désert – Wenn<br />

ein Krieger zum Klosterbruder wird<br />

Stadtentwicklung – Montpellier, ein<br />

Synonym für Dynamik<br />

88<br />

87<br />

85<br />

83<br />

81<br />

80<br />

65<br />

64<br />

60<br />

59<br />

57<br />

57<br />

47<br />

47<br />

HOTELS<br />

Domaine Riberach - Bélesta 81<br />

14 Rhône-Tal <strong>Nr</strong>.<br />

Drôme – Die Schönheit der Dorfer 83<br />

Lyon – Rendezvous in der Rue du 64<br />

Premier-Film<br />

Drôme – Wandern auf den Spuren 62<br />

der Hugenotten<br />

Lyon – Die Metamorphose<br />

61<br />

eines Arbeiterviertels in ein<br />

Freilichtmuseum<br />

Lyon – Eine Stadt gewinnt ihre<br />

59<br />

Flussufer zurück<br />

Montélimar & Umgebung – Eine 46<br />

Reise zwischen gestern und morgen<br />

Tradition – Guignol, kleine Helden 43<br />

aus Lyon<br />

Wein – Clairette de Die 42<br />

Genuss – L’O Provençale: Olivenöl<br />

aus Nyons<br />

HOTELS<br />

36<br />

15 Alpen <strong>Nr</strong>.<br />

Ain – Pays de Gex: Den Altag hinter<br />

sich lassen!<br />

Alpen – La Grande Odyssée Savoie-<br />

Mont-Blanc – Blaue Augen, weißes<br />

Fell und Hundegebell<br />

Auvergne-Rhône-Alpes – La Grange<br />

au Lac: wie im inneren eines Cellos<br />

Auvergne-Rhône-Alpes: Evian: das<br />

Gedächtnis des Wassers<br />

HOTELS<br />

Jiva Hill Resort – im Herzen des<br />

Pays de Gex, zwischen Mont Blanc<br />

und den Bergen des Jura<br />

85<br />

81<br />

77<br />

71<br />

85<br />

16 Provence <strong>Nr</strong>.<br />

Provence-Alpes-Côte d'Azur<br />

– Abbaye de Montmajour: eine<br />

Reise durch die Vergangenheit der<br />

Provence<br />

Provence-Alpes-Côte d'Azur<br />

– Crotte Cosquer: unglaublische<br />

Höhlenmalereien in den Calanques<br />

von Marseille<br />

Porquerolles – Villa Carmignac:<br />

Große Kunst auf einer kleinen Insel<br />

Provence – Coup de cœur: le Moulin<br />

de Daudet, Fontvieille<br />

Camargue – Tanzende Flamingos in<br />

der Camargue<br />

Fontaine-de-Vaucluse – Die<br />

berühmteste Quelle Frankreichs<br />

Umwelt – Lavendel der Provence<br />

in Gefahr<br />

79<br />

78<br />

73<br />

71<br />

69<br />

58<br />

46<br />

HOTELS<br />

Attrap’Rêves – Allauch 33<br />

17 Côte d’Azur <strong>Nr</strong>.<br />

Provence-ALpes-Côté d'Azur / Var 88<br />

– Louis de Funès: Auf den Spuren des<br />

Komikers durch Frankreich<br />

Côte d'Azur – Villa Ephrussi: « La vie 86<br />

en rose » an der Riviera<br />

Côte d'Azur – Die Magie eines<br />

81<br />

mimosengelben und azurblauen<br />

<strong>Winter</strong>s<br />

Saint-Tropez – Gemälde versus 81<br />

Realität<br />

Île de Port-Cros: von Schriftstellern, 79<br />

Naturschutz und einer zerrissenen<br />

Hose<br />

Iles de Lérins, jenseits des «roten 74<br />

Teppichs» von Cannes<br />

Provence-Alpes-Côte-d’Azur 65<br />

– Géoparc de Haute-Provence,<br />

eine erstaunliche Reise in die<br />

Vergangenheit der Erde<br />

Hyères – eine authentische Ecke am 63<br />

Mittelmeer<br />

Ile de Port-Cros – Kleine Trauminsel 38<br />

im Mittelmeer<br />

Domaine du Rayol – Die Geschichte 36<br />

eines ungewöhnlichen Parks<br />

Nizza – Frühlingsgefühle einer Diva 32<br />

HOTELS<br />

La Bonne Etape – Château-Arnoux-<br />

Saint-Auban<br />

65<br />

18 Korsika <strong>Nr</strong>.<br />

Genuss – Die AOC Korsikas 43<br />

Überseegebiete<br />

(DOM/TOM)<br />

Französisch-Guayana – Natur,<br />

Geschichte, Raumfahrt<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

37<br />

Weitere Themen<br />

Chantals Rezepte<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

SUPPEN<br />

Potage d'hiver au chou-fleur et aux 81<br />

épices<br />

Gaspacho de tomates et fraises 46<br />

Velouté de laitue 38<br />

VORSPEISEN<br />

Soufflé d'été au basilic 79<br />

QUICHES & TARTES<br />

Tarte Tatin aux endives 80<br />

Tarte Tatin aux pommes et au<br />

74<br />

camembert<br />

Tarte d’automne aux champignons et 60<br />

à la farine de châtaignes<br />

Quiche Lorraine 33<br />

GRATINS, AUFLÄUFE & TOASTS<br />

Camembert rôti au four 57<br />

FLEISCHGERICHTE<br />

Poulet au vin jaune et aux morilles 88<br />

Filet mignon de porc cuit au foin 87<br />

Poulet fermier basse température 62<br />

à l’ail<br />

Rôti de porc aux pruneaux 59<br />

Coq au vin 43<br />

FISCHGERICHTE<br />

Poêlée de Saint-Jacques au cidre 73<br />

Encornets à la Sétoise 69<br />

Blanquette de saumon 65<br />

Millefeuille de crabe au saumon fumé 63<br />

Sole meunière 61<br />

FONDUES UND SAUCEN<br />

Die echte hausgemachte Mayonnaise 68<br />

DESSERTS<br />

La crème caramel au beurre salé 84<br />

La tarte aux myrtilles 83<br />

La crème catalane 78<br />

La tarte au chocolat 77<br />

Le Mont-blanc 76<br />

Le Gâteau basque 71<br />

Le Far Breton 64<br />

Profiteroles au chocolat chaud 58<br />

GEBÄCK<br />

Le cake aux agrumes 86<br />

Le gâteau aux noix 85<br />

La Madeleine de Proust 82<br />

GETRÄNKE<br />

Liqueur d’estragon 36<br />

Weine & Alkoholika<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Wein – Die verrückte Welt der<br />

88<br />

medaillengekrönten Weine<br />

Wein – Wein aus der Loire-Tal:<br />

85<br />

Brühmte Schlösser und ihre Weine<br />

Wein – "Wir brauchen einen anderen, 84<br />

einen wirkungsvolleren Weibau"<br />

Weintourismus – Domaine Riberach, 81<br />

es lebe die Entschleunigung!<br />

Spirituosen – Der Cointreau 79<br />

Wein – Château La Coste: ein<br />

76<br />

Versuchslabor für den Weinau von<br />

morgen ?<br />

Spirituosen – Sapinette: ein Likör 74<br />

aus Tannennadeln<br />

Wein – Das Weinbaugebiet Bandol 73<br />

Spirituosen – Roderich Dühr, ein 65<br />

Deutscher, der Cognac im Blut hat<br />

Wein/Portrait – Glucklich wie<br />

64<br />

Sabine und Jörg in Frankreich<br />

Wein – Crémant, ein kleiner<br />

63<br />

Schaumwein mausert sich<br />

Wein – Der elsässische Winzer Jean- 61<br />

Paul Schmitt ist seinen Reben näher<br />

denn je<br />

Alkoholische Getränke –<br />

60<br />

Frankreich, das neue Eldorado für<br />

Bierliebhaber


Wein – Der neue Trend beim Aperitif<br />

à la française<br />

Wein – Warum wird Wein nicht<br />

grundsätzlich im Holzfass gelagert?<br />

Champagner – Was Sie schon immer<br />

über Champagner wissen wollten<br />

Peter Kwok – Ein asiatischer Winzer<br />

im Bordelais<br />

Picon – « Un Picon-Bière, s’il vous<br />

plaît »<br />

Angélique de Niort – Likor aus einer<br />

Heilpflanze<br />

Cognac – Eine ungewöhnliche<br />

Erfolgsgeschichte<br />

Genuss<br />

59<br />

58<br />

57<br />

46<br />

43<br />

38<br />

36<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Gastronomie – Jacques Bockel: ein 77<br />

Elsässer «provoziert» die Welt der<br />

Schokolade<br />

Genuss – Bouchot-Muscheln: der 69<br />

Rolls-Royce unter den französischen<br />

Muscheln<br />

Gastronomie – Kaviar von der 65<br />

französischen Atlantikküste,<br />

der neue Star<br />

Gilles Choukroun – Ein Sternekoch, 62<br />

der die Pariser an den Flughafen<br />

zieht<br />

Gastronomie – Wenn ein junger 61<br />

Koch einen Michelin-Stern erhält<br />

Spitzengastronomie – Fabian 53<br />

Feldmann, ein deutscher Sternekoch<br />

im Land der Feinschmecker<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC 46<br />

Burgunds<br />

Trüffel – Schwarze Diamanten 44<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC 43<br />

Korsikas<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC 38<br />

der Auvergne<br />

L’O Provençale – Olivenöl aus Nyons 36<br />

Politik & Wirtschaft<br />

Kulturerbe / Interview – Stéphane<br />

Bern, der "Monsieur Patrimoine"<br />

Frankreichs<br />

Kulturerbe & Wissenschaft – Notre-<br />

Dame de Paris: Mit der Vergangenheit<br />

die Zukunft bauen<br />

Tourismus – Hotels: die Reform des<br />

französischen Sterne-Systems<br />

Landwirtschaft – Hurra, in<br />

Frankreich ist es gelungen, die<br />

begehrten weißen Trüffel zu züchten!<br />

Wirtschaft – Discounter: Wenn<br />

Deutschland Frankreich erobert<br />

Wirtschaft – Die Revision der<br />

Gebietsgrenzen der AOC Champagne:<br />

ein neuer Goldrausch?<br />

Wirtschaft – Frankreich-<br />

Deutschland: der Krieg der<br />

Gummibärchen ist erklärt!<br />

Initiative – Die deutsch-französische<br />

Freundschaft: welch eine Energie!<br />

Politik – Präsidentschaftswahlen<br />

2017, Präsidiale Orte<br />

Wirtschaft – Atomkraft in<br />

Frankreich: der Niedergang eines<br />

Systems, das sich zu sicher fühlte<br />

Hochschulpolitik – Teaching in<br />

English? Oh mon Dieu!<br />

Umwelt – Lavendel der Provence<br />

in Gefahr<br />

Gregor Gysi – Der Linken-Politiker<br />

und Frankreich<br />

Fünf Jahre Sarkozy – Zeit für eine<br />

Bilanz<br />

Umweltschutz –<br />

Kettensägenmassaker am Welterbe<br />

Canal du Midi<br />

Gesellschaft & Alltag<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

87<br />

9<br />

83<br />

79<br />

78<br />

73<br />

69<br />

65<br />

63<br />

59<br />

46<br />

46<br />

43<br />

38<br />

36<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Geschichte – Der französische Wein 87<br />

während des Zweiten Weltkriegs:<br />

Schluss mit dem Mythos im die "Drei<br />

Bruchpiloten in Paris"<br />

Gesellschaft – Olympische Spiele 86<br />

Paris <strong>2024</strong>: "Phryges": Moskottchen,<br />

die von sich reden machen<br />

Gesellschaft – Bayeux:<br />

84<br />

Eine Stadt engagiert sich für<br />

Kriegsberichterstatter<br />

Kulturerbe – Fotografieren im 82<br />

Auftrag des Staates: die Mission<br />

photographique hat nichts von ihrer<br />

Aktualität verloren<br />

Restaurierung – Notre-Dame de 82<br />

Paris: umstrittene Neugestaltung des<br />

Innenraums<br />

Am Tag als… 3 Juni 1<strong>89</strong>5… "Die 81<br />

Bürger von Calais" eingeweiht<br />

wurden<br />

Geschichte – Auvergne / Haute- 81<br />

Loire Le Chambon-sur-Lignon, ein<br />

beispielhaftes Stück Frankreich<br />

Ce qui fait débat – Bordeaux:<br />

80<br />

das Erwachen einer gar nicht so<br />

schlummernden Vergangenheit<br />

Geschichte – Sanary-sur-Mer: die 80<br />

"Hauptstadt der deutschen Literatur<br />

im Exil"<br />

Ce qui fait débat – Soll man die 79<br />

Basilika Sacré-cœur in Paris schützen<br />

oder abreißen ?<br />

Geschichte – 150 Jahre Pariser 79<br />

Kommune: ein zwiespältiger<br />

Geburtstag für die Franzosen<br />

Gesellschaft – "Wie ich als<br />

79<br />

Buchhändlerin die aktuelle<br />

Gesundheitkrise in Frankreich<br />

erlebe"<br />

Am Tag als… der Leichnam des 77<br />

Unbekannten Soldaten am Arc de<br />

Triomphe bestattet wurde<br />

Gesellschaft – Wo ist eigentlich das 76<br />

gute französische Brot geblieben?<br />

Gesellschaft – Lotto: Glücksspiel 76<br />

in Frankreich zur Rettung des<br />

Kulturerbes<br />

Kulturschock – Die Königin von Arles 74<br />

Geschichte – Montaigne: Ist die 74<br />

«Grabgeschichte» bald gelöst?<br />

Gesellschaft – Literaturszene: das 74<br />

Ende eines zu langen Schweigens<br />

Geschichte – Heinz Stahlschmidt, 71<br />

der Deutsche, der den Hafen von<br />

Bordeaux rettete<br />

Gesellschaft – Der unglaubliche 69<br />

Streit im das Erbe von Saint-Exupéry<br />

Interview – Serie «Quand on aime la 69<br />

France» (2)<br />

René Martin, der französische Steve<br />

Jobs der Musik<br />

Interview – Serie «Quand on aime 68<br />

la France»<br />

Roger Diederen, Direktor der<br />

Kunsthalle München<br />

Gesellschaft – Le Mondial la<br />

63<br />

Marseillaise à pétanque, der größte<br />

Boule-Wettkampf der Welt<br />

Geschichte – Tromelin, Die Insel der 63<br />

vergessenen Sklaven<br />

Yacine Aït Kaci – Der Vater von Elyx, 62<br />

des Botschafters der guten Laune<br />

David Ken – Der Fotograf, der das 62<br />

Glück fotografiert<br />

Verkehr – Paris: das Tauziehen um 61<br />

die Umwandlung des Seine-Ufers in<br />

eine Fußgängerzone geht weiter<br />

Geschichte: Die Johnnies, die<br />

60<br />

Lieblingsfranzosen der Engländer<br />

Frauen und Männer, die sich<br />

60<br />

für die deutsch-französische<br />

Freundschaft einsetzen:<br />

Barbara Barberon-Zimmermann,<br />

Mitbegründerin des deutschfranzösischen<br />

Kulturfestivals<br />

arabesques<br />

Brexit: Wie denken Briten, die in 60<br />

Frankreich leben, darüber?<br />

Fußball – Euro 2016: 10 Stadien 59<br />

warten auf die Fussballfans<br />

Integration – die Schwächen des<br />

französischen Systems<br />

Erfolgsgeschichten aus Frankreich<br />

–<br />

Denis Mollat, der Buchhändler 2.0<br />

Geschichte – 300. Todestag<br />

von Ludwig XIV. in Versailles:<br />

Begräbnisrituale leben länger als<br />

Könige<br />

Gesellschaft – Hinter den Kulissen<br />

des CROSS Corsen.<br />

Erinnerungskultur – Passen<br />

Gedenken und Tourismus<br />

zusammen?<br />

EU-Hauptstadtjahre: 2013 – Nantes<br />

und Marseille werden europäische<br />

Hauptstädte<br />

<strong>Winter</strong>schlussverkauf – Der andere<br />

<strong>Winter</strong>sport<br />

Der Präfekt – Lebendes Symbol des<br />

Zentralismus<br />

Tourismus – Trends für den<br />

<strong>Winter</strong>urlaub 2011/12<br />

Gardienne – Félisa, Gardienne in<br />

Paris<br />

Kunst & Kultur<br />

Preis – Novellen-Preis der Armada de<br />

Rouen <strong>2023</strong><br />

Chanson française / Interview<br />

– Bertrand Dicale, die "goldenen<br />

Ohren" des französichen Chansons.<br />

Festival – Vibre! Ein Festival macht<br />

das Quartett populär<br />

Kunst – Die Herzen französischer<br />

Könige: Erstaunliche Pigmente für<br />

die Malerei<br />

Kultur: "Immersive Austellungen":<br />

Die Zukunft der französischen<br />

Museen?<br />

Kultur / Serie – Pablo Picasso (Teil<br />

2): "Ist Picasso nicht der Künstler, der<br />

mit Frauen Porblemen hatte?"<br />

Kultur / Serie – Pablo Picasso (Teil<br />

1): Der Ausslände, den Frankreich<br />

nicht akeptieren wollte<br />

Kultur – Rosa Bonheur: Eine<br />

grandiose Künstlerin und eine<br />

beeindruckende Frau<br />

Literatur – Michel Houellebecq: der<br />

Porträtist des Hexagons<br />

Kultur – Die andere Seite von Victor<br />

Hugo: der Zeichner<br />

Interview – "Der Doppelgänger": 30<br />

Jahre deutschsprachige Literatur in<br />

Frankreich<br />

Kultutrerbe – Der Wandteppich von<br />

Bayeux soll wieder in altem Glanz<br />

erstrahlen<br />

Kultur / Comic (5) – Interview:<br />

Richard Malka, Anwalt und<br />

Comicautor<br />

Ungewöhnliche Geschichten aus<br />

Frankreich –<br />

Alexandre Dumas: Wie der Vater, so<br />

der Sohn<br />

Kultur / Comic (4) – Cent mille<br />

ans: Bure ou le scandale enfoui des<br />

déchets nucléaires<br />

Portrait - Jean-Yves de Groote,<br />

Herausgeber von Ecoute<br />

Enthüllung –Das Geheimnis um Van<br />

Goghs letztes Bild gelüftet<br />

Preise – Tyll Peters: ein junger<br />

Deutscher erhält Preis von Charlie<br />

Hebdo<br />

Kultur / Comic (3/3) – Marco Rizzo<br />

und Lelio Bonaccorso – À bord de<br />

l’Aquarius<br />

Kultur / Comic (2/3) – Inès Léraud<br />

und Pierre Van Hove: Algues vertes,<br />

l’histoire interdite<br />

Kultur / Comic (1/3) – Nora<br />

Krug: Heimat, ein deutsches<br />

Familienalbum<br />

Kultur – Amüsante Geschichten rund<br />

um die französische Nationalhymne<br />

«La Marseillaise»<br />

58<br />

58<br />

57<br />

57<br />

52<br />

43<br />

43<br />

38<br />

36<br />

36<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

88<br />

88<br />

87<br />

86<br />

85<br />

85<br />

84<br />

84<br />

82<br />

81<br />

81<br />

80<br />

79<br />

78<br />

78<br />

77<br />

77<br />

76<br />

73<br />

72<br />

71<br />

68<br />

Portrait – Auf den Spuren von<br />

64<br />

Jacques Prévert<br />

Sprache – Aussprache, Kartografie 64<br />

eines Systems à la française<br />

Kultur – 1977-2017: Centre<br />

61<br />

Pompidou, 40 Jahre und immer noch<br />

überraschend<br />

Musik: Das unglaubliche<br />

60<br />

Vermächtnis von Maurice Ravel<br />

Götz Alsmann – Götz Alsmann in 46<br />

Paris<br />

Museen – Frankreichs Museen auf 45<br />

der Überholspur<br />

ST-ART – Eine Kunstmesse zwischen 38<br />

den Welten<br />

Lebensart<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Produkte – Lacoste, die Marke mit 88<br />

dem Krokodil<br />

Wein – Die verrückte Welt der<br />

88<br />

medaillengekrönten Weine<br />

Guéwen a testé – … Die<br />

88<br />

Besichtigung der Nachbildung der<br />

Grotte Cosquer in Marseille.<br />

Guéwen a testé – … die Begegnung 87<br />

zwischen Wanderern und<br />

Herdenschutzhunden<br />

Porträt – Jean und Johnny, zwei 87<br />

Freunde, die mit Vögeln sprechen<br />

Produkte – Der Guide du Routard 87<br />

Kulturschock – Nächtliche<br />

86<br />

Gedanken<br />

Guéwen a testé – … "e-Lettre<br />

86<br />

rouge", das neue Angebot der<br />

französischen Post<br />

Guéwen a testé – … Y-Brush, die 85<br />

innovative Zahnbürste, mit der man<br />

seine Zähne in nur 10 Sekunden putzt<br />

Produkte – Der Film "Le Père Noël 85<br />

est une ordure"<br />

Produkte – Terre de Sommières: Ein 84<br />

Pulver, das Wunder bewirkt<br />

Guéwen a testé… Was ist ein "Trou 83<br />

normand"?<br />

Produkte – Louit Frères, der<br />

83<br />

beseondere Senf in kleinen Fass<br />

Produkte – "Der<br />

82<br />

Geschichtenerzähler" Lunii<br />

Produkte – Chanel <strong>Nr</strong>.5: ein Mythos 81<br />

wird 100 Jahre alt<br />

Was ist aus Ihnen geworden ? 80<br />

Zurück an die Côte d'Or<br />

Produkte – Meteor: die größte der 80<br />

kleinen Brauereien Frankreichs<br />

Produkte – Briefkästen für<br />

79<br />

Frankreichliebhaber "Made in<br />

Alsace"<br />

Produkte – Parapluie de Cherbourg 78<br />

Produkte – Die Künstlerfarben 77<br />

Lefranc Bourgeois<br />

Produkte – Das gelbe Oelzeug von 76<br />

Guy Cotten<br />

Produkte – La Hulotte, «das<br />

74<br />

meistgelesene Magazin im Tierbau»<br />

Produkte – Les Herbes de Provence 71<br />

Produkte – Le Livre de Poche: eine 69<br />

kulturelle Revolution<br />

Produkte – Châteldon: der<br />

68<br />

Champagner unter den französischen<br />

Mineralwässern<br />

Produkte – Die Zitronenpresse aus 65<br />

Glas von Luminarc<br />

Produkte – La Pléiade 64<br />

Produkte – Das Salz La Baleine 63<br />

Produkte – Das Papier d’Arménie 62<br />

Produkte – Der gelbe Briefkasten 61<br />

der Post<br />

Produkte – Der Bistrostuhl<br />

60<br />

« Drucker »: zeitlos und pariserisch<br />

Produkte – Bol à prénom 59<br />

Produkte – Eau de Javel 58<br />

Produkte – Sophie la girafe 57<br />

Guignol – Kleine Helden aus Lyon 43


ART DE VIVRE Produkt<br />

Serie: Typisch französische<br />

Produkte (38)<br />

­von den Ateliers de Nîmes<br />

Die Wiederentdeckung des Denim<br />

In Nîmes (Gard) hat sich der junge Jeanshersteller Ateliers de Nîmes mutig<br />

in das Abenteuer gestürzt, nicht nur Jeans herzustellen, sondern auch den<br />

echten Denim, aus dem sie bestehen, wieder selbst zu produzieren. Wie<br />

der französische Begriff andeutet, stammt der heute weltweit bekannte<br />

Stoff nämlich aus Nîmes (de Nîmes). Auf diese Weise erweckt das Unternehmen<br />

nicht nur die textile Vergangenheit der Stadt und ein seit Langem<br />

verloren gegangenes handwerkliches Können zu neuem Leben, sondern<br />

produziert zudem Jeans, die viel umweltverträglicher als herkömmlich<br />

hergestellte sind. Eine sinnvolle Initiative!<br />

Guillaume Sagot, der Gründer des Unternehmens Ateliers de Nîmes, hält nichts<br />

von großen Reden. Als wir ihn in seinem Geschäft im Stadtzentrum von<br />

Nîmes treffen, kommt er gerade etwas außer Atem von der Werkstatt zurück,<br />

die etwa 15-20 Minuten zu Fuß entfernt ist. « Das ist praktisch und ökologischer! », betont<br />

er lächelnd. « Ich bin kaputt, aber ich freue mich, Sie zu treffen! Es ist immer schön,<br />

wenn Journalisten sich für uns interessieren, noch dazu, wenn sie für ein ausländisches<br />

Magazin arbeiten! » Schnell erfahren wir, dass der junge, noch nicht einmal vierzigjährige<br />

Unternehmensgründer gerade, wie jeden Tag, mehrere Stunden an den Webstühlen gestanden<br />

hat, die sein ganzer Stolz sind: « Diese Maschinen sind unglaublich! Ich liebe sie,<br />

auch wenn sie ständig für neue Überraschungen sorgen! » Dann ruft er uns in Erinnerung,<br />

dass Webstühle und andere Maschinen lange Zeit der Stolz der Hauptstadt des<br />

Departements Gard waren und nicht unwesentlich zu ihrem Reichtum beigetragen haben.<br />

Doch schon lange hörte man in den Straßen der Stadt die typischen, klackenden<br />

Geräusche nicht mehr. Bis Guillaume und seine beiden Partner, Clément und Anthony,<br />

beschlossen, die Handwerkskunst, die von Nîmes aus einst die ganze Welt eroberte, wieder<br />

aufleben zu lassen.<br />

Der Stoff aus Nîmes bei Onkel Sam<br />

Es ist relativ unbekannt, dass die Fabrikation von Denim, dem berühmten Stoff,<br />

aus dem Jeans hergestellt werden, ihren Ursprung in Nîmes hat. Hier in den Webereien<br />

88 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24


Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24 · <strong>89</strong>


ART DE VIVRE Produkt<br />

der Stadt webte man einen Stoff aus Wolle und Seide, der zunächst in einem hübschen<br />

Pastellblau, später dann in Indigoblau eingefärbt wurde. Der besonders strapazierfähige<br />

Stoff entstand vor allem in Betrieben, die Protestanten gehörten und die für ihre unternehmerischen<br />

Fähigkeiten bekannt waren. Schnell trug dieses Gewebe zum Reichtum<br />

der Stadt bei. Nach der Aufhebung des Edikts von Nantes am 18. Oktober 1685 machte<br />

Ludwig XIV. (1638-1715) die katholische Religion zur einzig gültigen Religion in<br />

Frankreich. Die Protestanten waren gezwungen zu fliehen. Mit ihnen verließen auch<br />

die Weberschiffchen und vor allem das handwerkliche Know-how für die Herstellung<br />

des Denim die Stadt. « Von diesem Zeitpunkt an sind die Dinge etwas unklar », erklärt<br />

uns Guillaume. Offensichtlich beschäftigte er sich lange mit der Geschichte des Stoffes,<br />

bevor er sein Unternehmen gründete. Er setzt fort: « Im Grunde weiß man nicht genau,<br />

ob der Denim von Nîmes direkt in die Vereinigten Staaten gelangt ist oder ob sich die<br />

protestantischen Weber aus Nîmes in London niederließen und den Stoff von dort aus<br />

nach Amerika exportierten, was sehr wahrscheinlich ist. » Auf jeden Fall kam der Stoff<br />

bei « Onkel Sam » an. Und dort machte er schnell von sich reden.<br />

Begegnung mit dem Bayer Löb Strauß<br />

« Die Frage der Herkunft des berühmten Jeansstoffes und die Verbindung zur Stadt<br />

Nîmes wäre echte Nachforschungen wert. Erstaunlicherweise wurden sie niemals<br />

durchgeführt. Dabei ist die Geschichte so spannend, dass man problemlos einen Roman<br />

oder einen Film aus ihr machen könnte! », sagt Guillaume enthusiastisch. Und man<br />

muss ihm recht geben! Es ist richtig, dass man nicht die ganze Geschichte der Jeans<br />

kennt, obwohl dieses Kleidungsstück heute aus unserem Kleiderschrank nicht wegzudenken<br />

ist. Allerhöchstens bringt man mit einer Jeanshose den Namen Levi Strauss in<br />

Verbindung. Wussten Sie aber, dass Levi Strauss als Löb Strauss (1829-1902) in Bayern<br />

geboren wurde, nach Amerika ging, dort vom Hausierer zum erfolgreichen Unternehmer<br />

avancierte und die heute weltbekannte Jeans erfand? Diese Geschichte stellt<br />

Guillaume auch nicht infrage, bei Weitem nicht. Allerdings wünscht er sich, dass man<br />

in diesem Zusammenhang auch daran denkt, dass der Denim, der Levi Strauss so gut<br />

gefiel, ursprünglich aus Nîmes stammte.<br />

Verbrannte Archive<br />

Jenseits des Atlantiks verschließt man nicht die Augen davor. Wie Guillaume entdeckte,<br />

ist das Thema überhaupt nicht tabu. « Vor einigen Jahren », stellt er klar, « interessierte<br />

sich ein Einwohner von Nîmes für die Geschichte der Jeans und ihre Verbindung<br />

zur Stadt. Er kontaktierte daher schriftlich das Unternehmen Levis und bat um die Bestätigung,<br />

dass der Denim tatsächlich aus Nîmes stamme. Diese Bestätigung erhielt er<br />

in der Tat. Man schickte ihm sogar ein kleines Booklet, in dem der Werdegang von Levi<br />

Strauss erläutert wurde, der als bescheidener Hausierer in New York begann und den es<br />

schließlich nach Kalifornien verschlug, wo er eine sehr robuste Hose aus ‹ weißen Planen<br />

› kreierte. Dieses Material wurde dann einige Zeit später durch den Denim ersetzt,<br />

da dieser viel weicher und angenehmer zu tragen war. » Es scheint also eine Verbindung<br />

zwischen dem Jeansstoff und der Stadt Nîmes zu bestehen. « Unglücklicherweise gibt es<br />

keine Beweise dafür », bedauert Guillaume. « Anfang des 20. Jahrhunderts fielen die Archive<br />

des Unternehmens Levi Strauss & Co. Einem Brand zum Opfer, das ist wirklich<br />

schade! » Aber im Grunde genommen ist es egal. Wie viele andere diesseits und jenseits<br />

des Atlantiks ist Guillaume überzeugt davon, dass tatsächlich das Know-how und der<br />

Stoff aus Nîmes die Basis für die Jeans legten, wie wir sie heute kennen. Und es geht<br />

schließlich nicht darum, juristische Auseinandersetzungen um die Vergangenheit zu<br />

führen, sondern das handwerkliche Know-how von früher wiederzubeleben und « echte<br />

» Jeans anzufertigen, die auch Levi Strauss gefallen hätten. Industrialisierung und<br />

Globalisierung haben allerdings dazu geführt, dass so gut wie niemand mehr dazu in<br />

der Lage ist. Die Ateliers de Nîmes haben sich dieser Herausforderung dennoch gestellt.<br />

Und einer ökologischen gleich noch dazu!<br />

90 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24


Guillaume Sagot an einem der Webstühle, die<br />

er gekauft und instand gesetzt hat. Heute ist<br />

er stolz darauf, der weltweit einzige Hersteller<br />

von Jeans zu sein, der den Stoff genauso wie<br />

im 17. Jahrhundert herstellt, nämlich mit einem<br />

doppelten, verdrehten Garn – einem sogenannten<br />

Zwirn – das viel strapazierfähiger ist und nun als<br />

Markenzeichen für den echten Denim aus Nîmes gilt.<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24 · 91


ART DE VIVRE Produkt<br />

Abgesehen davon, dass dieser Denim authentisch mit dem ursprünglichen Stoff ist, produzieren die Ateliers de Nîmes heute auf sehr<br />

umweltbewusste Art. Der Wasserverbrauch liegt beispielsweise 75 % unter dem für die Herstellung einer herkömmlichen Jeans.<br />

92 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24


Eine katastrophale Ökobilanz<br />

Die Erkenntnis ist bitter: « Alle Jeanshersteller fertigen<br />

ihre Produkte heute auf industrielle Weise », so Guillaume.<br />

« Dafür mussten sie das traditionelle Verfahren anpassen.<br />

Nehmen Sie beispielsweise die Garne. Sie sind heute geschlichtet,<br />

das heißt, mit einem Schutzfilm überzogen, damit<br />

sie beim Weben nicht so schnell reißen. Das Problem<br />

besteht darin, dass man zum Herstellen des Schutzfilms und<br />

zum Schlichten sehr viel Wasser benötigt. Nach dem Weben<br />

wird der Stoff dann entschlichtet, was wiederum Wasser verbraucht.<br />

Insgesamt sind das bis zu 20 000 Liter Wasser für<br />

400 bis 500 Meter Stoff! Und das ist noch nicht alles. Ist<br />

der Schutzfilm aus dem Gewebe ‹ ausgewaschen ›, muss es<br />

getrocknet werden, was sehr viel Energie verbraucht. Und<br />

ich habe noch nicht einmal von den Lösungsmitteln gesprochen,<br />

die man braucht, um die Reste des Schutzfilms so gut<br />

wie möglich zu entfernen. Die Ökobilanz für die industrielle<br />

Fertigung einer Jeans ist heute katastrophal. Das ist mit ein<br />

Grund, warum wir uns in das Abenteuer stürzen wollten »,<br />

hält der Unternehmer aus Nîmes fest.<br />

Zwei Fäden statt einer<br />

Guillaume und seine Geschäftspartner sind also das Risiko<br />

eingegangen, obwohl « man uns immer sagte, das sei total verrückt<br />

», erinnert er sich. Durch intensive Recherchen und Beharrlichkeit<br />

gelang es den Freunden, Lösungen für Probleme<br />

zu finden, vor allem beim Weben: « Anstatt wie alle anderen<br />

ein geschlichtetes Garn zu verwenden, kamen wir auf die Idee,<br />

zwei Fäden ohne Schutzfilm zu nehmen und diese miteinander<br />

zu verdrehen, dadurch wird das Garn – der sogenannte<br />

Zwirn – viel strapazierfähiger. Das ist teurer, aber es funktioniert!<br />

Und da wir keinen Schutzfilm verwenden, entfällt hinterher<br />

das komplizierte Auswaschen », hält er zufrieden fest.<br />

Und der Erfolg gibt ihm recht: Die Ateliers de Nîmes sind der<br />

einzige Hersteller in Europa – und vermutlich sogar weltweit<br />

–, der mit dieser Technik arbeitet. Und sie sind der einzige,<br />

der seine eigene Weberei hat, auf die Guillaume sehr stolz ist.<br />

Die dazu notwendigen Webstühle gibt es allerdings so gut<br />

wie nicht mehr, doch nach langem Suchen stöberten sie ihren<br />

ersten Webstuhl in Italien auf. Und sie fanden nicht nur den<br />

Webstuhl, sondern – durch einen der Zufälle, die das Leben<br />

manchmal bereithält – auch noch Alain und Lucien, zwei ehemalige<br />

Spezialisten dieses Metiers, die wussten, wie man den<br />

Webstuhl bedient. Eine schöne Geschichte, wie handwerkliche<br />

Fertigkeiten, die beinahe in Vergessenheit geraten wären,<br />

weitergegeben wurden. « Durch die beiden konnten wir die<br />

richtigen Entscheidungen treffen », sagt Guillaume sichtbar<br />

bewegt. « Durch sie sind wir beim Weben nun 100 % autonom<br />

und 95 %, was die mechanischen Arbeiten angeht. » Es ist klar,<br />

dass das alles seinen Preis hat: Ein Paar Jeans kosten hier 200<br />

Euro. Das ist nicht wenig. Aber man muss zugeben, dass die<br />

Jeans, die hier verkauft werden, einen ganz besonderen Sinn<br />

und offensichtlich ein langes Leben haben …<br />

Boutique Ateliers de Nîmes<br />

2, rue Auguste Pelet<br />

30000 Nîmes<br />

Telefon: +33 (0)9 53 40 15 <strong>89</strong><br />

www.ateliersdenimes.com<br />

Es ist möglich, die Jeans und andere Produkte<br />

(Jacken, T-Shirts, Accessoires usw.) direkt auf der<br />

Website zu bestellen. Dort finden Sie auch eine<br />

aktuelle Liste der Läden in Frankreich, wo die<br />

Produkte erhältlich sind (z. Zt. Nîmes, Avignon, Arles,<br />

Montpellier, Aix-en-Provence, Paris und Rouen). Das<br />

Geschäft in Nîmes ist von Montag bis Freitag, von 10<br />

bis 12 Uhr und von 14 bis 19 Uhr geöffnet. Samstags<br />

durchgehend von 10 bis 19 Uhr.<br />

In dieser Serie werden Produkte vorgestellt, die sich in<br />

fast jedem französischen Haushalt befinden oder die<br />

für viele Franzosen kleine Nationalheiligtümer sind.<br />

In den letzten Ausgaben sind erschienen : Hollywoodund<br />

Malabar Kaugummis (<strong>Nr</strong>. 51), Petit Suisse (<strong>Nr</strong>. 52),<br />

Orangina (<strong>Nr</strong>. 53), Duralex-Gläser (<strong>Nr</strong>. 54), Messer (<strong>Nr</strong>.<br />

55), L’école des loisirs (<strong>Nr</strong>. 56), Sophie la girafe (<strong>Nr</strong>. 57),<br />

Eau de Javel (<strong>Nr</strong>. 58), Bol à prénom (<strong>Nr</strong>. 59), Bistrostuhl<br />

« Drucker » (<strong>Nr</strong>. 60), der gelbe Briefkasten der Post (<strong>Nr</strong>.<br />

61), Papier d’Arménie (<strong>Nr</strong>. 62), Salz La Baleine (<strong>Nr</strong>. 63),<br />

Literatursammlung La Pléiade (<strong>Nr</strong>. 64), Zitronenpresse<br />

aus Glas von Luminarc (<strong>Nr</strong>. 65), Boules Quies (<strong>Nr</strong>. 66),<br />

Ricard aux plantes fraîches (<strong>Nr</strong>. 67), Eau de Châteldon<br />

(<strong>Nr</strong>. 68), Le Livre de Poche (<strong>Nr</strong>. 69), Gemüsepassiergerät<br />

Moulinex (<strong>Nr</strong>. 70), Herbes de Provence (<strong>Nr</strong>. 71), Cacolac<br />

(<strong>Nr</strong>. 72), L’Image d’Épinal (<strong>Nr</strong>. 73), La Hulotte, « das<br />

meistgelesene Magazin im Tierbau » (<strong>Nr</strong>. 74), Savon<br />

de Marseille (<strong>Nr</strong>. 75), das gelbe Ölzeug von Guy Cotten<br />

(<strong>Nr</strong>. 76), die Künstlerfarben Lefranc Bourgeois (<strong>Nr</strong>. 77),<br />

der Parapluie de Cherbourg (<strong>Nr</strong>. 78), der Briefkasten<br />

« Made in Alsace » für Frankreichfans (<strong>Nr</strong>. 79), Meteor,<br />

die größte der kleinen Brauereien Frankreichs (<strong>Nr</strong>.<br />

80), Chanel N°5, die berühmteste Nummer in der Welt<br />

der Düfte (<strong>Nr</strong>. 81), Lunii, « der Geschichtenerzähler<br />

» (<strong>Nr</strong>. 82), der Senf Louit Frères (<strong>Nr</strong>. 83), la Terre de<br />

Sommières (<strong>Nr</strong>. 84), der Film « Le père Noël est une<br />

ordure » (<strong>Nr</strong>. 85), Le Guide du Routard (<strong>Nr</strong>. 87) und<br />

Lacoste, die Marke mit dem Krokodil (<strong>Nr</strong>. 88).<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24 · 93


ART DE VIVRE Rezept<br />

2017 stellte ich Ihnen in der Ausgabe 64 das Rezept für den Far breton vor, den berühmten<br />

puddingartigen Kuchen. Viele Liebhaber der Bretagne und andere Naschkatzen schätzen dieses<br />

kostengünstige, sehr einfache und schnelle Rezept. Als ich das letzte Mal in der Bretagne war,<br />

bereitete mir meine Freundin Evelyne, eine leidenschaftliche Köchin, einen Far breton zu,<br />

allerdings nach einem anderen Rezept, als das, das ich kannte. Ich gebe zu, dass ich diese<br />

Variante inzwischen bevorzuge, da sie noch einfacher zuzubereiten und vor allem etwas bekömmlicher<br />

ist. Deshalb will ich sie Ihnen nicht vorenthalten. Darüber hinaus habe ich von<br />

Evelyne einiges über die historische Verbindung zwischen Trockenpflaumen und der Bretagne<br />

erfahren, obwohl es sich dabei nun wahrlich nicht um regionaltypisches Obst handelt. Im<br />

berühmten « bretonisch-französischen Wörterbuch » von Le Gonidec waren diese dunklen, runzeligen<br />

Früchte, die im Südwesten des Landes produziert werden und die Herkunftsbezeichnung<br />

« aus Agen » tragen, bereits 1850 erwähnt. Und das nicht ohne Grund, denn das kleine,<br />

vitaminhaltige und lagerfähige Obst wurde damals bereits von Seeleuten sehr geschätzt,<br />

die es mitnahmen, um sich auf Reisen vor der durch Vitaminmangel ausgelösten Krankheit<br />

Skorbut zu schützen. Aber auch an Land waren Trockenpflaumen früher schon beliebt, vor<br />

allem bei landwirtschaftlichen Arbeitern, die sich mit ihnen während der Feldarbeit stärkten.<br />

Und natürlich in der Küche als Zutat für den köstlichen Far breton. Bon appétit!<br />

Far breton<br />

aux pruneaux II<br />

Für 6 Personen • Zubereitung: 10 Minuten • Backzeit: 40-50 Minuten<br />

94 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24


Zutaten:<br />

120 g Weizenmehl<br />

100 g Zucker<br />

500 ml Milch<br />

4 Eier<br />

15 g Butter + etwas für die Form<br />

250 g entsteinte Trockenpflaumen<br />

Zubereitung:<br />

• Vor der Zubereitung des Teiges<br />

die Pflaumen etwa 30 Minuten in<br />

warmem Wasser einweichen<br />

und dann abtropfen lassen.<br />

Ofen auf 180 Grad vorheizen.<br />

• Butter in einem Topf bei mäßiger<br />

Hitze schmelzen lassen.<br />

• Mehl und Zucker in einer<br />

Schüssel mischen. Eier einzeln<br />

unterrühren, bis ein homogener<br />

Teig entsteht. Unter ständigem<br />

Rühren nach und nach die Milch<br />

und die geschmolzene Butter<br />

zugeben. Alles gut vermischen.<br />

Form<br />

• Den Boden einer rechteckigen<br />

einfetten und etwa 1/3 des<br />

Teiges hineingießen. 5 bis 10<br />

Minuten im heißen Ofen backen,<br />

bis der Teig ein wenig stockt.<br />

• Form aus dem Ofen nehmen und<br />

die abgetropften Pflaumen gleichmäßig<br />

auf dem vorgebackenen<br />

Teig verteilen. Mit dem restlichen<br />

Teig bedecken. Erneut in den<br />

Ofen schieben und fertigbacken.<br />

• Lauwarm oder kalt servieren. Ein<br />

gut gekühlter Cidre aus der Bretagne<br />

ist der optimale Begleiter.<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24 · 95


GUÉWEN A TESTÉ<br />

… den bretonischen Pastis Ty Jaune<br />

Ich will gar nicht verheimlichen,<br />

dass mir die Bretagne besonders<br />

am Herzen liegt, denn das verrät<br />

bereits mein Vorname. Ich wurde<br />

zwar im Elsass geboren, ein Teil<br />

meiner Familie hat jedoch bretonische<br />

Wurzeln. Als ich erfahren<br />

habe, dass in der aktuellen Ausgabe<br />

von Frankreich erleben ein Artikel<br />

dem Pays des rias im Departement<br />

Finistère gewidmet ist, kam<br />

mir gleich wieder ein handwerklich<br />

hergestelltes Produkt aus dieser<br />

Region in den Sinn, das ich in<br />

der vorletzten Ausgabe (<strong>Nr</strong>. 88) in<br />

der Rubrik On en parle entdeckt<br />

habe: der bretonische Pastis Ty<br />

Jaune. Da Pastis in der Regel mit<br />

dem Süden Frankreichs in Verbindung<br />

gebracht wird, wollte ich<br />

wissen, was an diesem originellen<br />

Getränk die bretonische Note ausmacht.<br />

Unser Team vor Ort hat<br />

mir daher eine Flasche mitgebracht,<br />

damit ich es probieren<br />

konnte.<br />

96 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24


Was ist Ty Jaune?<br />

Das Etikett auf der Flasche ist<br />

da eindeutig: Ty Jaune ist ein<br />

Pastis, mag das auch denjenigen<br />

missfallen, für die dieses Getränk<br />

traditionell aus dem Süden<br />

Frankreichs stammt. Auch die<br />

gelbe Farbe spricht eine eindeutige<br />

Sprache, denn man hat gleich<br />

einmal die charakteristische Trikotfarbe<br />

des Führenden der Einzelgesamtwertung<br />

bei der Tour<br />

de France übernommen. Wie der<br />

Raki in der Türkei, der Ouzo<br />

in Griechenland und der Mastika in Bulgarien ist der<br />

bretonische Ty Jaune also ein hochprozentiges Anisgetränk<br />

(45 Vol.-%), das aus Kräutern und Gewürzen hergestellt<br />

und wie herkömmlicher Pastis mit Wasser verdünnt und<br />

mit Eiswürfeln serviert wird. In dieser Beziehung gleicht<br />

er also seinem « großen Bruder » aus der Provence, den Paul<br />

Ricard (1909-1997) in den 1930er-Jahren in Marseille kreierte,<br />

von wo aus er in der Folge das Land eroberte. Ty Jaune<br />

wäre aber kein « richtiger Bretone » würde er sich nicht<br />

von diesem unterscheiden. Schließlich verspricht das Etikett<br />

auf humorvoll-prahlerische Art einen Pastis au caractère<br />

bien trempé, einen Pastis mit einem starken Charakter!<br />

Wie ist Ty Jaune entstanden?<br />

Alles begann mit einer Bemerkung, die ein Vater im Jahr<br />

2018 gegenüber seiner Tochter fallen ließ. Die Familie<br />

stammt aus Perros-Guirec (Côtes-d’Armor), der Vater<br />

hat eine ausgesprochene Vorliebe für Pastis und fand es<br />

schade, dass es keinen bretonischen Pastis gab. Die Tochter<br />

ist Forscherin im Bereich Bio- und Gentechnologie, lebte<br />

einige Jahre in der Deutschschweiz und promovierte an<br />

einer Züricher Hochschule. Da die junge Frau, Sylvaine<br />

Le Meur, wie die ganze Familie lokalen Erzeugnissen sehr<br />

verbunden ist, sah sie in der Feststellung ihres Vaters eine<br />

Herausforderung. Also verließ sie das bedeutende Labor<br />

im Technopôle in Brest, in dem sie seinerzeit arbeitete,<br />

und richtete sich in der elterlichen Garage ein kleines und<br />

selbstredend viel bescheideneres Labor ein. Dort begann<br />

sie, sich intensiv mit Pastis zu beschäftigen, zunächst anhand<br />

von Büchern, dann in Form von Experimenten. Über<br />

ein Jahr lang tüftelte die junge Forscherin und heutige<br />

Unternehmerin an der Rezeptur für einen « bretonischen<br />

Pastis », bis sie schließlich ein Ergebnis erzielt hatte, das<br />

ihren Vorstellungen entsprach: ein Anisgetränk mit einem<br />

« perfekten Gleichgewicht zwischen dem einzigartigen<br />

und unantastbaren Pastisgeschmack und einer kleinen<br />

bretonischen Note, die den Unterschied ausmacht ».<br />

Worin besteht der geschmackliche Unterschied<br />

zum herkömmlichen Pastis?<br />

Probiert man den Ty Jaune, findet man in der Tat zunächst<br />

den bekannten Pastisgeschmack wieder: eine Mischung<br />

aus Anis und anderen Gewürzen. Die typische Frische, die<br />

dieses Getränk auszeichnet, und seine durstlöschende Seite<br />

sind ebenfalls vorhanden. Doch dann drängt sich dem<br />

Gaumen eine gewisse Komplexität<br />

auf, die gerade diesen Unterschied<br />

ausmacht. Plötzlich rückt<br />

Anis in den Hintergrund, und<br />

man schmeckt ein ganzes Spektrum<br />

an Aromen anderer Gewürze,<br />

von denen schließlich über<br />

vierzig in der Rezeptur enthalten<br />

sind! Das Getränk erscheint daher<br />

weniger « eintönig », denn der<br />

Gaumen wird mit Geschmacksnoten<br />

konfrontiert, die er bis dato<br />

beim traditionellen Pastis nicht<br />

kannte. Man hat den Eindruck,<br />

die ganze Vielfalt der Inhaltsstoffe zu schmecken. Und das<br />

ist meiner Meinung nach wirklich ein tolles Ergebnis!<br />

Wie lautet die Rezeptur?<br />

Egal, wie beharrlich man auch nachfragt, Sylvaine Le<br />

Meur und ihr eingeschworenes Team aus mittlerweile rund<br />

zehn Mitarbeitern verraten das Rezept ihres bretonischen<br />

Pastis nicht. Das ist angesichts des Erfolgs nur zu verständlich,<br />

denn das Unternehmen produziert inzwischen<br />

mehrere Zehntausend Flaschen der bislang drei Produkte<br />

(Ty Jaune 70 cl, Ty Jaune 1 l und Ty Jaune Bio 70 cl) pro<br />

Jahr. Das Rezept des Getränks, das inzwischen in einer<br />

ultramodernen Produktionsanlage in Ploudaniel (Finistère)<br />

produziert wird, bleibt also ein wohl gehütetes Geheimnis.<br />

Lediglich über ein Detail erfährt man etwas mehr, nämlich<br />

über den enthaltenen Zucker, der zum großen Teil die Besonderheit<br />

des Ty Jaune ausmacht. Zucker ist zwar auch im<br />

traditionellen Pastis enthalten, hier ist er jedoch « marinen »<br />

Ursprungs und wird aus bretonischen Algen hergestellt.<br />

Wo kann man Ty Jaune kaufen? Was kostet er?<br />

Mittlerweile findet man den bretonischen Pastis Ty Jaune<br />

nicht nur in den meisten bretonischen Supermärkten<br />

und Lebensmittelgeschäften sowie in vielen Bars und<br />

Restaurants, sondern auch über die Grenzen der Region<br />

hinaus, nahezu im gesamten Westen des Landes: im Süden<br />

bis nach Bordeaux und im Osten bis nach Clermont-<br />

Ferrand. Eine Übersicht über die Verkaufsorte finden<br />

Sie auf dieser Seite: https://www.tyjaune.<br />

bzh/ou-nous-trouver/. Darüber hinaus<br />

können Sie den Ty Jaune im Internet<br />

bestellen: https://www.tempetedelouest.<br />

fr/produit/pastis-breton-ty-jaune/. Die<br />

70-cl-Flasche kostet 23,99 €, für die<br />

Lieferung nach Deutschland fallen<br />

Versandkosten in Höhe von 13 € an.<br />

Natürlich sollten Sie nicht vergessen,<br />

dass der bretonische Pastis Ty Jaune<br />

zwar den Durst stillt, dass man aber<br />

nichtsdestotrotz die gängigen Hinweise<br />

berücksichtigen und ihn – wie<br />

alle alkoholischen Getränke – « in<br />

Maßen konsumieren » sollte. Informationen:<br />

www.tyjaune.bzh<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24 · 97


IMPRESSUM/VORSCHAU<br />

Impressum<br />

Frankreich erleben ist das Ergebnis von Teamarbeit. Neben den Autoren<br />

und Fotografen tragen auch die Lektoren, Grafiker und alle anderen<br />

Mitarbeiter zur Qualität der einzelnen Artikel bei. Daher sind keine<br />

einzelnen Personen am Ende eines Artikels hervorgehoben, sondern findet<br />

die Nennung im Impressum statt.<br />

Frankreich erleben erscheint im Verlag<br />

Ajc Presse · 57, rue Chantecrit · 33300 Bordeaux<br />

Telefon: +33 (0)1 75 439 440 · Fax: +33 (0)1 75 434 549<br />

info@frankreicherleben.de · www.frankreicherleben.de<br />

Abonnentenbetreuung & Heftbestellungen:<br />

AVZ GmbH<br />

Storkower Straße 127a · 10407 Berlin<br />

Telefon: +49 (0)30 / 42 80 40 40<br />

Fax: +49 (0)30 / 42 80 40 42<br />

abo@frankreicherleben.de<br />

Wenn die nächste Ausgabe von Frankreich erleben (<strong>Nr</strong>. 90) im Handel<br />

erhältlich ist, haben wir bereits den 16. Februar <strong>2024</strong>. Wie immer<br />

steckt das Magazin bei den glücklichen Abonnenten bereits eine<br />

Woche früher – und ab sofort in einem Umschlag – im Briefkasten.<br />

Um die Zeit bis dahin zu überbrücken, erhalten Sie – wie immer<br />

auf dieser letzten Seite – Hinweise auf zwei Themen der nächsten<br />

Ausgabe.<br />

Zunächst zwei Fotos:<br />

ISSN: 1861-4256<br />

Gründer des Magazins: Jean-Charles Albert und Markus Harnau<br />

Herausgeber: Jean-Charles Albert<br />

Chefredakteur (V.i.S.d.P.): Jean-Charles Albert<br />

Redaktionsbüro:<br />

Ajc Presse · 57, rue Chantecrit · 33300 Bordeaux<br />

Telefon: +33 (0)1 75 439 440 · Fax: +33 (0)1 75 434 549<br />

Mitarbeiter dieser Ausgabe:<br />

Jean-Julien Bault, Sabine Beck, Guéwen Brown, Chantal Cobac, Martine<br />

Doucet, Laurent Fournerie, Alain Lardière, Anne Mathieu, Ina Muñoz, Annaïs<br />

Quetsub, Gérard Rival, Serge Robin, Sabine Schmitt<br />

Layout: Ajc Presse<br />

Gültige Anzeigenpreisliste: 23/<strong>2023</strong><br />

Druck: westermann DRUCK | pva,<br />

Georg-Westermann-Allee 66, 38104 Braunschweig<br />

Vetrieb:<br />

DMV DER MEDIENVERTIEB GmbH & Co. KG. · Meßberg 1 · 20086 Hamburg<br />

Tel: +49 (0)40 3019 1800<br />

Sämtliche Informationen sind nach bestem Wissen und mit Sorgfalt<br />

zusammen gestellt. Eine Gewährleistung für die Rich tig keit und Vollständigkeit<br />

kann jedoch nicht über nom men wer den. Der Verlag übernimmt keine Haftung<br />

für un ver langte Ein sen dun gen. Die Redaktion behält sich die Kür zung und<br />

Bearbeitung von Leserbriefen vor. Es gelten die Geschäfts bedingungen des<br />

Verlags. Beiträge, Fotos und gra fische Dar stel lungen sind ur he ber rechtlich<br />

geschützt. Nach druck, auch aus zugs weise, Ver viel fäl ti gung auf foto mechanischen<br />

und anderen Wegen sowie Nutz ung auf Da ten trägern bedürfen der<br />

schrift lichen Zustimmung des Verlags.<br />

Frankreich erleben erscheint alle drei Monate und ist im gut sortierten<br />

Zeitschriftenhandel in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Luxemburg<br />

und Südtirol sowie per Abonnement erhältlich.<br />

Einzelpreise im Handel: 6,90 € (D), 7,60 € (A), 11,90 CHF (CH),<br />

8,10 € (F/L/B/NL), 8,10 € (I)<br />

Abonnement (Preise pro Jahr): 24,90 € (D), 26,90 € (A),<br />

39,90 CHF (CH), alle anderen Länder: 32,90 €<br />

Bezugspreise beinhalten, wo erforderlich,<br />

die gesetzliche Mehrwertsteuer.<br />

© <strong>2023</strong> Ajc Presse, Bordeaux<br />

Bildnachweise (nach Seiten, Anordnung von links nach rechts,<br />

oben nach unten): Titel: Jc Albert, Ajc Presse • S.3: Serge Robin,<br />

Ajc Presse • S.4: Serge Robin, Ajc Presse; Alain L’arrière, Ajc<br />

Presse; Pixabay; Ateliers de Nîmes, DR; Collège royal et militaire<br />

de Thiron Gardais, DR; Nicole Cobac, Ajc Presse; Jc Albert, Ajc<br />

Presse • S.6: Patrice Hauser, MidiProd; Cédric Brown, Ajc Presse<br />

• S.6-7: Pixabay; Solex; Château de Sedan, DR; Serge Robin,<br />

Ajc Presse • S.8-9: Cédric Brown, Ajc Presse; Pixabay; Mairie de<br />

Chartres, DR; Jc Albert, Ajc Presse • S.10-11: Pixabay; Serge Robin,<br />

Ajc Presse; OBB, DR • S.12-15: DR • S.16: DR • S.17: Arte, DR • S.18:<br />

DR • S.20: DR • S.22-23: Jc Albert, Ajc Presse • S.24-25: Fly HD,<br />

Office de Tourisme de Quimperlé-les rias • S.26-27: Ludys, OT de<br />

Quimperlé-les rias • S.28-29: Ludys, OT de Quimperlé-les rias; Fly<br />

HD, OT de Quimperlé-les rias • S.30: Fly HD, OT de Quimperlé-les<br />

rias • S.32: Jc Albert, Ajc Presse; Ludys, OT de Quimperlé-les rias;<br />

Serge Robin, Ajc Presse • S.34-42: Jc Albert Ajc Presse • S.44-53:<br />

Jean-Julien Bault, Jc Albert Ajc Presse • S.54-55: Collège royal et<br />

militaire de Thiron Gardais, DR; S.56-57: Marie Hénocq Castanier,<br />

Pauline Legrand, Collège royal et militaire de Thiron Gardais • S.<br />

65-65: Alain Lardière, Ajc Presse • S.66: Pixabay • S. 68-73: Serge<br />

Robin, Ajc Presse • S.74-79: Jc Albert, Ajc Presse • S.80-82: Pixabay<br />

• S.83: Cédric Brown, Ajc Presse • S.88-93: Ateliers de Nîmes, DR •<br />

S. 94-95: Nicole Cobac, Ajc Presse • S.96-97: Ty Jaune, DR; Serge<br />

Robin, Ajc Presse • S.98: Serge Robin, Ajc Presse; DR.<br />

Und dann zwei Hinweise, von<br />

denen jeder eine Verbindung zu einem der Fotos hat:<br />

– Man nennt mich oft « das kleine Kanada des Limousin ». Eines<br />

ist auf jeden Fall sicher: Ich bin ein See, liege im Herzen des Parc<br />

naturel régional de Millevaches und beherberge eine besondere<br />

Insel voller zeitgenössischer, künstlerischer Überraschungen.<br />

– Eigentlich hätten Sie schon früher über mich erfahren sollen, aber<br />

der Artikel wurde verschoben, um so umfassend wie möglich über<br />

mich berichten zu können. Obwohl man in Frankreich <strong>2023</strong> meinen<br />

100. Geburtstag feierte, kennen nur wenige Franzosen meine<br />

Geschichte. Man sagt oft von mir, dass meine Art zu gehen Michael<br />

Jackson zu seinem Moonwalk inspirierte. Und David Bowie fand<br />

durch mich ebenfalls Anregungen für seine Choreografien. In der<br />

Rolle des Bip habe ich immer daran geglaubt, dass eine bessere<br />

Welt möglich sein muss …<br />

Haben Sie alles erraten? Dann können Sie die Antworten überprüfen,<br />

indem Sie die folgenden Begriffe vervollständigen:<br />

L _ _ A _ D _ V _ _ _ I _ _ E _ _<br />

_ E _ I _ _<br />

_ A _ C _ _ U<br />

Antwort auf die Frage in der Rubrik On lit en France:<br />

Der Prix Goncourt <strong>2023</strong> wurde an das Buch Humus von Gaspard<br />

Kœning vergeben.<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 90 – Frühling <strong>2024</strong><br />

Erscheint am 16. Februar <strong>2024</strong><br />

98 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2023</strong>/24


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