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Ausgabe 03_2023

Kundenmagazin der Stadtwerke Erfurt mit vielen Themen zu Produkten und Leistungen, Geschichten über Menschen und über Erfurt. Themen in dieser Ausgabe: Die Zukunft der Wärmeversorgung in Erfurt - Saunazeit in den Bädern - Winterzauber im egapark - Ausbildung in den Stadtwerken - die Reinigungstruppe der EVAG u. v. a. mehr

Kundenmagazin der Stadtwerke Erfurt mit vielen Themen zu Produkten und Leistungen, Geschichten über Menschen und über Erfurt. Themen in dieser Ausgabe: Die Zukunft der Wärmeversorgung in Erfurt - Saunazeit in den Bädern - Winterzauber im egapark - Ausbildung in den Stadtwerken - die Reinigungstruppe der EVAG u. v. a. mehr

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Herbst/Winter <strong>2023</strong><br />

Journal<br />

Das Magazin für unsere Kunden<br />

Welterbe<br />

für Erfurt<br />

Seite 8<br />

Advent<br />

im Express<br />

Seite 24<br />

Winterzauber in der Stadt<br />

Seite 6


Inhalt<br />

Mittagspause in Erfurt<br />

Viermal lecker essen...............................4<br />

Stadtwerker von morgen<br />

Auszubildende erzählen von ihrem Job...12<br />

Einsatz in großer Höhe<br />

Feuerwehr seilt sich<br />

im Steigerwaldstadion ab....................... 14<br />

Gesund schwitzen<br />

Happy Hour in der Sauna........................ 28<br />

Bunt statt grau<br />

Wie die SWE Tiefgarage<br />

zur Kunst wurde.................................... 32<br />

EVAG sauber<br />

Das Team, das Bus und<br />

Bahn glänzen lässt ................................. 36<br />

Hightech in Orange<br />

Mehr als nur ein Müllauto....................... 42<br />

Ihre Stadtwerke im Netz:<br />

www.stadtwerke-erfurt.de<br />

Der Stadtwerke-Blog:<br />

www.swefuererfurt.de<br />

Unsere Facebook-Seite:<br />

www.facebook.com/sweerfurt<br />

Hier geht es zur<br />

App SWE für Erfurt.<br />

Damals in der<br />

Schaltzentrale ...<br />

Im Jahr 1902 wurde das Elektrizitätswerk Gispersleben<br />

in Betrieb genommen. 1962 gingen das neu erbaute<br />

Gasturbinenkraftwerk Gispersleben, das einzige<br />

der damaligen DDR, und das Umspannwerk Gispersleben<br />

in Betrieb. Das Dampfkraftwerk wurde zu einem<br />

Heizkraftwerk umgerüstet, das die umgebenden Betriebe<br />

und Wohngebiete auch mit Fernwärme versorgte.<br />

Das Kraftwerk Gispersleben wurde im Frühjahr 1989<br />

Foto Schaltpult ca. 1970 HKW Gispersleben<br />

vom Netz genommen und diente noch bis 1992 als Reservekraftwerk.<br />

1996 wurde auch das Gasturbinenkraftwerk stillgelegt. Ab 2005 begann<br />

der Rückbau der technischen Anlagen und Nebengebäude. Der<br />

vollständige Abriss erfolgte 2016.<br />

Impressum<br />

HERAUSGEBER: SWE Stadtwerke Erfurt GmbH<br />

REDAKTION: Henry Köhlert (Ltg.), Maria Gimpel, Frieda Schmidt,<br />

Ivo Dierbach, Hannes Sperling, Christine Karpe<br />

AUTOREN: Michael Keller, Matthias Thüsing, Julika Noa<br />

LEKTORAT: Kerstin Thürnau<br />

E-Mail: presse@stadtwerke-erfurt.de, Telefon: <strong>03</strong>61 564-1128<br />

BEIRAT: Udo Bauer, Annett Nippold, Anne Griese,Sabine Lehmann,<br />

Barbara Mörstedt, Hanno Rupp, Anett Schmidt, Maxi Wähnert<br />

REDAKTIONSSCHLUSS: 19. Oktober <strong>2023</strong><br />

GESTALTUNG: Janet Waldert, Stefan Waldert<br />

TITELBILD: Ute Martens<br />

RÜCKSEITE: Erfurter Garten- und Ausstellungs<br />

gemeinnützige GmbH<br />

2 3


#swelokal Lecker Mittag in Erfurt...<br />

Wenn sich mittags der Hunger meldet und die mitgebrachte Stulle nicht reicht…, Erfurt hat eine<br />

Menge Lokalitäten für eine leckere Mittagspause zu bieten. Wir haben vier davon besucht.<br />

Getesteter Standort<br />

August-Röbling-Straße 13<br />

99091 Erfurt<br />

acht weitere Standorte über<br />

die Webseite<br />

www.gulaschkanone-erfurt.de<br />

Lieblingsessen der Gäste<br />

Klassische Erbsensuppe<br />

Lieblingsessen des Betreibers<br />

Klassische Erbsensuppe<br />

Preise<br />

Von 3,50 Euro für<br />

Erbsensuppe mit Brot<br />

bis 6,50 Euro für Jägerschnitzel mit<br />

Tomatensoße und Nudeln<br />

Mittagsgäste<br />

Allein am Standort<br />

August-Röbling-Straße 250<br />

Beschäftigte und Anwohner<br />

EAT<br />

Das Catering-Team von Food & Style hat sich 2014 mit dem EAT in der Pilse einen festen<br />

„Stützpunkt“ eingerichtet. Seit 2022 kocht hier Tobias Spindler (li.), der seine Kochkunst<br />

im Gildehaus erwarb. Das EAT-Team holt sich Inspirationen aus der ganzen Welt und bringt sie als edles<br />

Streetfood nach Erfurt.<br />

Adresse Pilse 7, 99084 Erfurt<br />

www.eat-erfurt.de<br />

Lieblingsessen der Gäste<br />

Pulled Pork, frischer Rucola, mit<br />

hausgemachten Fries, Cole Slaw<br />

und BBQ-Soße<br />

Lieblingsessen des Kochs<br />

Hausgemachtes Sweet-Chilli-Curry<br />

von der Putenbrust mit Schweizer<br />

Käse und Kopfsalat, eingerollt im<br />

leicht angerösteten Weizen Tortilla<br />

Preise<br />

Von 4,50 Euro für hausgemachte<br />

Pommes mit einer speziellen<br />

Gewürzmischung und<br />

hausgemachten Dips<br />

bis 26,90 Euro für Baby Spare Ribs,<br />

Pulled Pork und Pastrami mit hausgemachten<br />

Fries, Cole Slaw<br />

und der EAT-BBQ-Soße<br />

Mittagsgäste<br />

20-30 Beschäftigte kommen<br />

aus den umliegenden<br />

Geschäften und Büros<br />

Gulaschkanone Erfurt<br />

Der Mitbetreiber und gelernte Koch Thomas Herrmann<br />

hat mit seinen Geschäftspartnern 2010 mit zwei<br />

Gulaschkanonen angefangen und ist nun mit sieben unterwegs. Seine Gulaschkanonen können nicht nur<br />

Klassiker wie Erbsensuppe und Gulasch. Es gibt jeden Tag zusätzlich auch andere Gerichte, wie Paprika-Hackfleischpfanne<br />

oder auch mal Braten mit Klößen.<br />

Adresse Stotternheimer Str. 10,<br />

99086 Erfurt<br />

www.bringmirwaslieferservice.de<br />

Lieblingsessen der Gäste<br />

Currywurst<br />

Lieblingsessen des Betreibers<br />

Alles, außer Salat<br />

Preise<br />

Von 2,80 Euro für einen Hamburger<br />

bis 13,50 Euro für Steak Würzfleisch<br />

mit Käse überbacken,<br />

Pommes frites und Rohkostbeilage<br />

Mittagsgäste<br />

Bis zu 100 Mitarbeiter aus den<br />

umliegenden Gewerbeunternehmen<br />

und zum Beispiel Rot-Weiß<br />

Vereinsmitarbeiter kommen<br />

Brutzelkiste<br />

Die Brutzelkiste gibt es seit 1991 und sie ist vor allem bei Erfurter<br />

Nachtschwärmern bekannt, da es hier bis in die Morgenstunden<br />

etwas Warmes zu essen gibt. Doch es ist auch für die umliegenden Gewerbeunternehmen<br />

der Platz, um Mittagessen zu gehen. Der gelernte Hotelfachmann Nils Hopf hat den Imbiss 2010<br />

vom Vater übernommen.<br />

Adresse Wenigemarkt 5a<br />

99084 Erfurt<br />

www.tikolor.de<br />

Lieblingsessen der Gäste<br />

Spinatknödel auf Tomatengemüse<br />

Lieblingsessen der Köchin<br />

Bratkartoffeln mit Leberkäse und<br />

Spiegelei<br />

Preise<br />

Von 5,50 Euro für eine<br />

Rote Linsensuppe mit Kokosmilch<br />

bis 9 Euro für Kasslerkraut in<br />

Schmand-Senfsoße<br />

mit Schupfnudeln<br />

Mittagsgäste<br />

30 bis 50 Beschäftigte von der<br />

Krämerbrücke, Stadtverwaltung<br />

und Radio Frei<br />

Café Tikolor<br />

Vor 10 Jahre hat die gelernte Zahntechnikerin Anja<br />

Metzinger das Café Tikolor übernommen. Kochen<br />

hat sie von der Oma gelernt und liebt es, Rezepte<br />

zu sammeln und auszuprobieren. Jeden Tag gibt<br />

es zwei Gerichte zur Auswahl. Wichtig ist der Köchin,<br />

dass jeden Tag was anderes auf den Tisch<br />

kommt.<br />

Die Erfurter<br />

Stadtwerke sind ein lokales<br />

Unternehmen und wollen lokale<br />

Geschäftsideen sowie Initiativen mit<br />

einer Bühne sichtbar machen.<br />

Die Bühne heißt: #swelokal.<br />

Mehr Infos zum Mitmachen:<br />

4<br />

Ivo Dierbach (Text) Jacob Schröter (Fotos)<br />

5


Winterzauber im Doppelpack<br />

Der All-inclusive-Weihnachtsmarkt<br />

GenussPark erstmalig<br />

mit Winterleuchten!<br />

Licht an! Vom 15. November <strong>2023</strong> bis zum 18. Februar 2024<br />

lässt das Winterleuchten den egapark im Lichterglanz erstrahlen.<br />

Zauberhafte Lichtskulpturen und stimmungsvolle<br />

Leuchtelemente warten darauf, auf einem 3 Kilometer langen<br />

Rundgang entdeckt zu werden. Inmitten des egaparks, vor<br />

dem Wüsten- und Urwaldhaus Danakil, lockt vom<br />

15. November bis zum 22. Dezember an 18<br />

Abenden der GenussPark mit allen kulinarischen<br />

Genüssen der Adventszeit –<br />

mit dem Duft von Glühwein, Apfel-<br />

Winterleuchten<br />

15. November <strong>2023</strong> bis 18. Februar<br />

2024<br />

Mittwoch bis Samstag 17–21 Uhr, Sonntag 17–20 Uhr,<br />

in den Ferien tägl. geöffnet (24.–26./31.12. geschlossen)<br />

Preise: Erwachsene ab 17 Jahre 9,00 €<br />

Schüler 7–16 Jahre 4,00 €<br />

Kinder bis 6 Jahre kostenfrei<br />

Jahreskarten- und Saisonkarteninhaber sparen 1 €!<br />

Alle Jahre wieder …<br />

Geschenketipps!<br />

Die Weihnachtszeit rückt<br />

immer näher und damit<br />

die Frage: Was schenke<br />

ich meinen Lieben?<br />

JAHRESKARTE<br />

Die Jahreskarte<br />

Unser Tipp für alle Ganzjahres-<br />

Naturliebhaber, Gartengenießer, Familienplaner und Gernraus-an-die-Luft-Geher<br />

– die egapark-Jahreskarte!<br />

Mit der Jahreskarte kann der Beschenkte den egapark vom<br />

1. Januar bis zum 30. Dezember 2024 von Dienstag bis Sonntag,<br />

an Feiertagen sowie an den Montagen im Juli und August<br />

immer wieder besuchen. Der Vorteil der Jahreskarte: Karteninhaber<br />

können den egapark auch im Herbst und Winter<br />

strudel, Zwiebelfleisch, Schupfnudeln und anderen Leckereien<br />

aus Topf, Pfanne und vom Rost. Hier darf nach Herzenslust geschlemmt<br />

werden, denn der GenussPark ist ein All-inclusive-<br />

Weihnachtsmarkt. Also greifen Sie zu und lassen Sie sich vom<br />

einmaligen Ambiente des winterlichen egaparks verzaubern!<br />

Gut zu wissen: Wenn der Genuss-Park<br />

seine Türen vor dem<br />

Weihnachtsfest schließt, bleibt<br />

die Lichtmagie im egapark<br />

bis 18. Februar 2024 bestehen.<br />

So schön kann Winter<br />

sein!<br />

GenussPark inkl. Winterleuchten<br />

15. November bis 22. Dezember <strong>2023</strong><br />

vor dem Wüsten- und Urwaldhaus Danakil<br />

Mittwoch bis Freitag 17–21 Uhr<br />

Preise: Erwachsene 42,00 €<br />

Schüler (7–12 Jahre) 22,00 €<br />

Kinder bis 6 Jahre kostenfrei<br />

Tickets nur online im egapark-Ticketshop!<br />

nutzen, zum Beispiel zum Spazierengehen, die Schönheit der<br />

Natur in der kalten Jahreszeit entdecken. Das Wüsten- und<br />

Urwaldhaus Danakil ist außerdem ein ganzjährig lohnendes<br />

Ausflugsziel und auch im Winter tropisch warm.<br />

Unser Tipp: Noch bis 30.12.23 Vorverkaufspreise sichern!<br />

Preise Jahreskarten Auszug<br />

Erwachsene ab 26 Jahre<br />

Junge Erwachsene 17–25 Jahre<br />

Schüler 7–16 Jahre<br />

Kinder 0–6 Jahre<br />

Familie 2 Erw. mit bis zu 5 Schülern<br />

Familie Mini 1 Erw. mit bis zu 5 Schülern<br />

Jahreskarte<br />

70,00 €<br />

41,00 €<br />

23,50 €<br />

0,00 €<br />

150,00 €<br />

80,00 €<br />

Vorverkauf<br />

65,00 €<br />

38,00 €<br />

21,50 €<br />

0,00 €<br />

140,00 €<br />

75,00 €<br />

Steve Bauerschmidt (Fotos)<br />

Es weihnachtet sehr …<br />

Florales zur Weihnachtszeit<br />

Wenn Sie zurückdenken an das Weihnachten Ihrer<br />

Kindheit, was fällt Ihnen dann ein? In diesem Jahr laden<br />

wir Sie in den Felsenkeller am Dom zu einer ganz<br />

besonderen Zeitreise ein: Weihnachten gestern und<br />

heute! Ausgewählte Floristen aus Mitteldeutschland<br />

und das egapark-Floristenteam kreieren florale Meisterwerke,<br />

die ganz wunderbar auf das Fest einstimmen.<br />

Was wäre Weihnachten ohne Traditionen?<br />

Öffnungszeiten:<br />

28. November bis 26. Dezember <strong>2023</strong><br />

täglich 11–19 Uhr (24.12. geschlossen,<br />

3./25./26.12. bis 18 Uhr)<br />

Preise: Erwachsene 5,00 €<br />

ermäßigt 4,50 €<br />

Schüler bis 16 Jahre frei<br />

Tickets können Sie vor Ort im Felsenkeller<br />

am Domplatz erwerben!<br />

Do it yourself? Im GartenWerk!<br />

Wie gestalte ich ein stimmungsvolles floristisches<br />

Accessoire für die Wohnung? Welche Wildkräuter<br />

und Blumen gehören in ein köstliches Dinner? Was<br />

kann ich nachhaltig für mein Wohlbefinden tun? Für<br />

Selbstgemacht-Liebhaber, Hobbygärtner und kreative<br />

Garten- und Pflanzenfans bietet das GartenWerk verschiedene<br />

Workshops rund um die Themen Kreativität,<br />

Achtsamkeit, Sinneserfahrungen in der Natur, besondere<br />

Geschmackserlebnisse oder den grünen Daumen.<br />

Das Kursangebot 2024 finden Sie online auf der egapark-Internetseite.<br />

Machen Sie Freunden, Kollegen<br />

oder sich selbst eine Freude!<br />

Unwetter schlägt<br />

Wunden in den egapark:<br />

So können Sie helfen!<br />

Nach 30 Minuten war das Unwetter weitergezogen und hatte<br />

am 15. August <strong>2023</strong> eine Spur der Verwüstung im egapark hinterlassen.<br />

„So etwas haben wir hier in 50 Jahren noch nie erlebt“,<br />

waren selbst langjährige Mitarbeiter fassungslos. Umgestürzte<br />

oder entkronte Bäume, überall Äste und Blätter, beschädigte<br />

Gebäude und ein zerstörter Anhänger des egapark-Expresses.<br />

Bereits kurz darauf kamen die ersten egapark-Mitarbeiter trotz<br />

Dienstschluss zurück. Mit anzupacken bei den Aufräumarbeiten,<br />

war für sie eine Herzenssache. Der Park blieb zwei Tage<br />

geschlossen. Unterstützt wurden die egapark-Mitarbeiter beim<br />

Aufräumen von egapark-Freunden und Ehrenamtlichen. Lange<br />

sind im Park die Baumsägen und die Holzschredder zu hören.<br />

Manche Pflegearbeiten auf den Beeten müssen warten, ein Teil<br />

der Gärtner ist bei den Aufräumarbeiten im Dauereinsatz. Erst<br />

Ende Oktober sind alle Parkteile wieder zugänglich.<br />

Nicole Kleb, Meisterbereichsleiterin Bäume, Rasen und Stauden<br />

zieht eine traurige Bilanz: „Wir haben sehr alten Baumbestand<br />

verloren, das schmerzt besonders. 25 durch das Unwetter geschädigte<br />

Bäume waren mehr als 50 Jahre alt, die ältesten ca.<br />

100 Jahre und damit mehr als ein Menschenleben alt. Bis zum<br />

15. August waren sie gesund, stark und unauffällig. Unwiederbringlich<br />

verloren sind zwei seltene Arten wie ein Gelbholzbaum<br />

und ein Korkbaum. 36 Bäume mussten gefällt werden, darunter<br />

langlebige Arten wie Kastanien, Ahorn, Linden, Traubenkirschen,<br />

Weiden und Hainbuchen. Bei neun Bäumen wurden die Kronen<br />

entnommen. Der Stamm bleibt als Habitatbaum und Lebensraum<br />

für Insekten und Kleinsäuger erhalten.“<br />

Ein besonders herber Verlust sind die<br />

zwei 94-jährigen Kastanien auf dem<br />

Vorplatz Gothaer Straße. Sie prägten<br />

das Bild wie auch das ebenfalls<br />

beschädigte Sibyllentürmchen. Eine<br />

Baumgruppe mit ca. 85 Jahre alten<br />

Traubenkirschen auf der großen Wiese,<br />

ein nahezu 100 Jahre alter Götterbaum<br />

und eine große Linde im<br />

Japanischen Fels- und Wassergarten<br />

fielen dem Sturm zum Opfer. Begehungen mit Baumspezialisten<br />

zeigten dann das große Ausmaß der Schäden: An ca. 150 Bäumen<br />

waren starke Äste abgebrochen. Durch Schnitt- und Kronensicherungsmaßnahmen<br />

sollen sie erhalten bleiben.<br />

Nicole Kleb: „Wir planen aktuell die Nachpflanzungen, auch<br />

wenn die verlorenen Bäume aufgrund ihres Alters nicht zu ersetzen<br />

sind. Für die Aufräum- und Fällarbeiten ist ein mittlerer<br />

fünfstelliger Betrag veranschlagt. Dazu kommen die Reparaturen<br />

an den Wegen, die durch den Starkregen z. T. bis in den Unterbau<br />

ausgespült sind.<br />

Der egapark ist für viele Erfurter eine<br />

Freizeitoase, ein Lieblingsort und für<br />

auswärtige Besucher ein besonderes<br />

Highlight ihrer Erfurtreise. Wer helfen<br />

möchte, dass alles wieder so schön<br />

wie vorher wird, kann Baumpate<br />

werden oder Geld spenden.<br />

Baumpaten<br />

gesucht<br />

Alle Infos unter<br />

6 7


Welterbe für Erfurt<br />

Das steinerne Haus (hier die sichtbare<br />

Front an der Rathausgasse) besitzt<br />

einmalige Ausstattungsmerkmale – und<br />

im Keller ein Depot mit 110 mittelalterlichen<br />

jüdischen Grabsteinen<br />

Der 17. September <strong>2023</strong> ist ein denkwürdiger Tag für die Landeshauptstadt. In Riad,<br />

Saudi-Arabien, wurde um 16:08 Uhr das Jüdisch-Mittelalterliche Erbe Erfurts zum<br />

Welterbe erklärt. Die Alte Synagoge an der Waagegasse, das Steinerne Haus am<br />

Benediktsplatz und das Ritualbad Mikwe hinter der Krämerbrücke gehören damit<br />

zu den bedeutendsten Zeugnissen der Menschheit.<br />

Pompeji, Akropolis, Chinesische Mauer, die Tempelanlage<br />

Angkor Wat in Kambodscha, aber auch der Naumburger<br />

und der Aachener Dom, das Gartenreich in Dessau-Wörlitz,<br />

die Altstadt von Regensburg, Wartburg und Bauhaus – das<br />

alles sind Welterbestätten. 1.157 davon gibt es in 167 Ländern,<br />

51 gab es bis zum 17. September in Deutschland. Und nun Erfurt,<br />

die Nummer 52.<br />

Das Welterbe der Landeshauptstadt kommt anders daher als die meisten<br />

anderen auf unserem Globus. Unscheinbarer, für Betrachter nicht auf<br />

den ersten Blick in seiner Bedeutung erkennbar. In den drei unterschiedlichen<br />

Gebäuden mitten in der Erfurter Altstadt ist eine besondere Geschichte<br />

spürbar, die Geschichte der jüdischen Bewohner im Mittelalter<br />

mitten unter Christen. Es ist eine Geschichte voller ganz normaler Lebensmomente,<br />

mit allem Licht und Schatten, die das Leben zu bieten hat. Eben<br />

auch voller Leid und Tod.<br />

Wer durch die in großen Teilen intakte historische Altstadt Erfurts<br />

schlendert, braucht nicht lange, um die drei Zeugnisse der jüdischen Gemeinde<br />

aus der Zeit zwischen dem ausgehenden 11. und der Mitte des 14.<br />

Jahrhunderts zu entdecken. Mikwe, Alte Synagoge und Steinernes Haus<br />

sind in ihrer Komplexität mit keiner bekannten Stätte auf der ganzen Welt<br />

vergleichbar, da sind sich die Experten einig.<br />

Sicher, die kunterbunte Krämerbrücke, das beeindruckende Kirchenensemble<br />

aus Dom und Severi hoch über dem Domplatz, die vielen Jahrhunderte<br />

alten, liebevoll sanierten Wohn- und Geschäftshäuser entlang<br />

der quirligen Straßenzüge der Stadt machen auf den ersten Blick optisch<br />

mehr her als das frisch gekrönte Welterbe. Wer sich aber die Zeit nimmt<br />

und ein wenig die Fantasie spielen lässt, wird schnell spüren, welche Geschichte<br />

sich hinter den Mauern von Alter Synagoge, Steinernem Haus<br />

und Mikwe verbirgt.<br />

Die beiden Welterbe-Beauftragten der Stadt Erfurt, Dr. Karin Sczech und<br />

Dr. Maria Stürzebecher, freuen sich über den Welterbe-Titel. Mit der Verleihung des Titels durch das<br />

Welterbe Komitee der UNESCO wurde ihre jahrelange Arbeit belohnt – und die der vielen Mitstreiter<br />

So wie bei der Alten Synagoge, die verborgen in einem Innenhof steht.<br />

Gebaut aus Quader- und Bruchsteinen, stellenweise weiß verputzt, auf<br />

der einen Seite ein Holzgiebel, unsymmetrisch liegende Fenster und Tore,<br />

Doppel- und Rundbogenfenster, schlanke, spitzbogig gefasste Fensterwände<br />

aus Sandstein, eine sichtbare Giebellinie – das Gebäude sieht aus<br />

wie zusammengewürfelt. Und dennoch, mit dem Baubeginn um 1094 eine<br />

der ältesten und am besten erhaltenen Synagogen Europas. Sie gehört zu<br />

den wenigen noch erhaltenen Synagogenbauten des europäischen Hochmittelalters<br />

mit Baubeginn in dieser frühen Zeit. Die Synagoge an der<br />

Waagegasse war Zentrum des Gemeindelebens, ihre Lage ohne direkte<br />

Sichtbarkeit von der Straße ist kennzeichnend für mittelalterliche Synagogenbauten<br />

in einem von Juden und Christen gleichermaßen bewohnten<br />

Viertel. Ebenso wie die Tatsache, dass der ursprüngliche Fußboden unter<br />

dem Straßenniveau lag – als Zeichen der Demut stieg man damals einige<br />

Schritte in das Gotteshaus hinab.<br />

1349 wurde die jüdische Gemeinde, mehrere Hundert Frauen, Männer<br />

und Kinder, bei einem Pogrom ermordet. Und als ob nichts gewesen<br />

wäre, wurde das Gotteshaus nach dem Massaker umgebaut – in ein Lagerhaus.<br />

Mehr als 500 Jahre lang wurde die Synagoge als Speicher genutzt,<br />

immer mehr verlor sich das Wissen darüber, welches Leben sich<br />

hier vor 1349 abgespielt hatte. Ab dem späten 19. Jahrhundert bis in die<br />

1990er-Jahre wurde das ehemalige Gotteshaus als Gaststätte genutzt:<br />

Tanzsaal, Küchen- und Gasträume, zwei Kegelbahnen im Keller und Erdgeschoss.<br />

Die Um-, An- und Einbauten über die Jahrhunderte hinweg hatten<br />

die Synagoge stark in Mitleidenschaft gezogen und ihr ursprüngliches<br />

Aussehen beeinträchtigt. Das allerdings, und das Vergessen, war<br />

auch ihre Rettung – während der Zeit des Nationalsozialismus blieb das<br />

Gebäude unangetastet.<br />

Im Keller der Alten Synagoge ist ein wahrer Schatz ausgestellt. 1998 aus<br />

purem Zufall an der Michaelisstraße entdeckt, gilt er von Umfang und Erhaltungszustand<br />

her als einzigartig. Knapp 30 Kilo schwer, 3.141 Silbermünzen,<br />

14 Silberbarren, Silbergeschirr, mehr als 700 teilweise mit Edelsteinen<br />

besetzte Einzelstücke gotischer Gold- und Silberschmiedekunst.<br />

Prunkstück ist ein äußerst filigran und kunstvoll gearbeiteter goldener<br />

Hochzeitsring aus dem 14. Jahrhundert. Mittlerweile ist auch klar, wem<br />

der Schatz gehörte – Kalman von Wiehe, einem jüdischen Geldverleiher<br />

und Bankier, der offenbar alles vor dem Pogrom 1349 aus Angst vor Raub<br />

und Plünderung versteckte. Kalman von Wiehe überlebte das Massaker<br />

vom 21. März in Erfurt nicht.<br />

Noch unscheinbarer als die Alte Synagoge ist das Steinerne Haus, es ist<br />

in einem mehrteiligen Gebäudeensemble am Benediktsplatz 1 verbaut,<br />

die sichtbare Seite zur Rathausgasse macht optisch wenig her. Doch innen<br />

bietet das Steinerne Haus stellenweise weltweit Einzigartiges: Bei dem Gebäude,<br />

in dem heute ein Teil der Tourismus GmbH untergebracht ist, handelt<br />

es sich um ein herausragendes Zeugnis spätmittelalterlicher profaner<br />

(weltlicher) Baukultur. Das Steinerne Haus, das zu den am besten erhaltenen<br />

Steinbauten dieser Zeit nördlich der Alpen zählt, wurde im 13. Jahrhundert<br />

erbaut und kann spätestens am Ende des 13. Jahrhunderts jüdischen<br />

Besitzern zugeordnet werden. Im ersten Stock liegt der Steinsaal,<br />

8 9<br />

▶ ▶ ▶


Die Alte Synagoge an der Waagegasse<br />

ist weltweit einzigartig. Über drei<br />

Etagen ist ihre unvergleichliche<br />

Geschichte erlebbar (Foto unten die Ausstellung<br />

im ehemaligen Gebetsraum)<br />

SWE macht Schule<br />

ein Wohnraum, der sich so präsentiert, wie er im 13. Jahrhundert in Erfurt<br />

üblich war – und so heute kaum noch woanders vorkommt. Die ornamental<br />

gestaltete Deckenbemalung des Saales mit Blumen und Ranken aus<br />

der Zeit nach 1247 ist die älteste bemalte Holzbalkendecke nördlich der<br />

Alpen, die sich am ursprünglichen Ort erhalten hat. Aus der Erbauungszeit<br />

und den Umbauphasen haben sich außergewöhnlich viele Elemente erhalten<br />

– sämtliche Umfassungsmauern, die Westfassade sowie Portale und<br />

Reste eines Kamins im Erdgeschoss, die einzigartigen Ausstattungsmerkmale<br />

im Obergeschoss mit Lichtnische, kaum veränderten Wandflächen<br />

und eben der farbig gefassten, ab 1994 freigelegten Holzbalkendecke.<br />

Das alles können zurzeit Einheimische und Touristen nur von außen<br />

betrachten, nach Abschluss der Restaurierungsarbeiten soll der Raum im<br />

Obergeschoss mit der bemalten Holzdecke öffentlich zugänglich werden.<br />

Das Schaudepot im Keller, das rund 110 mittelalterliche jüdische Grabsteine<br />

beherbergt, kann in Führungen besichtigt werden.<br />

10<br />

Die mittelalterliche Mikwe an der<br />

Gera ist ein Zufallsfund des Jahres<br />

2007. Oben ein Betonbau als Schutz,<br />

unten die gut erhaltenen Mauern, das<br />

Becken für die rituelle Reinigung<br />

Noch unscheinbarer – die Mikwe, ein jüdisches Ritualbad am nördlichen<br />

Rand der Krämerbrücke gelegen, von einem Flussarm der Gera begrenzt.<br />

Von dem eigentlichen Bad sieht man erst einmal nichts – ein Betonbau<br />

wurde schützend auf und um das 2007 entdeckte Gebäude errichtet. Nur<br />

durch einen Schacht fällt Licht hinein, erhellt vorsichtig einen Teil des Beckens,<br />

das in Flussnähe eingelassen war.<br />

Die Mikwe gehört zu den wenigen erhaltenen Beispielen mittelalterlicher<br />

Ritualbäder in Europa, die damalige jüdische Gemeinde<br />

besaß direkt am Ufer der Gera wahrscheinlich schon im 12. Jahrhundert<br />

eine Mikwe. Das jetzt erhaltene, rund neun Meter lange<br />

und im Inneren knapp drei Meter breite Bauwerk stammt aus dem<br />

13. Jahrhundert, damals war das Viertel, in dem die Mikwe stand, dicht<br />

bewohnt – von Christen und Juden Tür an Tür.<br />

Für die jüdische Gemeinde, aber auch für das Familienleben war das<br />

rituelle Bad von großer Bedeutung. Die Mikwe ist ein Tauchbad, dessen<br />

Wasser der Erlangung ritueller Reinheit durch (dreimaliges) Untertauchen<br />

dient. Personen, aber auch Gegenstände, die im religiösen Sinne unrein<br />

geworden sind, können durch das Ritual wieder „rein“ werden. Im Judentum<br />

ist der Besuch der Mikwe vorgeschrieben, wenn eine verheiratete<br />

Frau ihre Menstruation oder eine Geburt hinter sich hat, aber auch für<br />

Männer, die Kontakt mit einem Toten oder Kranken hatten oder mit anderen<br />

Dingen, die im religiösen Sinne als unrein gelten. Das Bad in der<br />

Mikwe erfolgte nach genauen Vorschriften: Der vollkommen nackte Körper<br />

musste komplett unter Wasser tauchen, auch Schmuckstücke mussten<br />

abgelegt werden.<br />

Das Pogrom von 1349 hinterließ deutliche Schäden, Juden, die sich ab<br />

1354 in Erfurt ansiedelten, nutzten das Ritualbad weiter. Als der Stadtrat<br />

1453/54 die Abwanderung der jüdischen Gemeinde aus Erfurt erzwang,<br />

endete die religiöse Nutzung der Mikwe. Das Becken wurde verfüllt, der<br />

Raum darüber als Keller genutzt. Die Mikwe ist im Rahmen von Führungen<br />

zugänglich.<br />

Henry Köhlert (Text) Steve Bauerschmidt,<br />

Stadtverwaltung Erfurt/Albrecht von Kirchbach, Norman Hera (Fotos)<br />

Für alle wissbegierigen Jungs und Mädels<br />

in Erfurt und Umgebung gibt es seit Oktober<br />

die WissenSWErkstatt! Alle zwei Wochen<br />

warten dabei spannende Experimente<br />

in den Gebieten Physik, Chemie und Biologie<br />

auf Schülerinnen und Schüler ab der<br />

achten Klasse. Trockene Theorie gibt es<br />

dabei nicht! Die praktischen Erfahrungen<br />

stehen im Mittelpunkt der faszinierenden<br />

Versuche, die von Mitarbeitern der SWE geleitet<br />

werden.<br />

Einer von ihnen ist Daniel Stötzer, Ausbilder<br />

der Kfz-Mechatroniker bei den Erfurter<br />

Verkehrsbetrieben. „Ich freue mich darauf,<br />

engagierte Jugendliche zu fördern und ihnen<br />

zu zeigen, wie viel Spaß es macht, Dinge<br />

zu entdecken“, sagt er. Die einzige Voraussetzung<br />

für die Teilnahme an der WissenS-<br />

WErkstatt: „Das Interesse an praktischen<br />

Erfahrungen und eine große Portion Neugierde.<br />

Die Schüler können alle zwei Wochen<br />

nach dem Unterricht für 1,5 Stunden bei den<br />

Stadtwerken Erfurt den Zusammenhängen<br />

der Naturwissenschaft auf den Grund gehen.<br />

Dabei wird im Team gearbeitet und die Schüler<br />

haben die Chance, neue Freunde kennenzulernen,<br />

die die gleichen Interessen haben.“<br />

Zudem sind Exkursionen in Betriebsstätten<br />

geplant, in denen die Schüler exklusive Einblicke<br />

hinter die Kulissen der SWE bekommen.<br />

Im Rahmen unserer Azubi-Auswahlverfahren<br />

stellen wir zum Beispiel im naturwissenschaftlichen<br />

Bereich zunehmend Defizite bei<br />

unseren Bewerbern fest. Es gibt Schüler, für<br />

die die Chemie- oder Physikstunden komplett<br />

ausfallen. Daniel Stötzer: „Die WissenS-<br />

WErkstatt bereitet die Jugendlichen ideal auf<br />

eine Ausbildung mit technischem oder naturwissenschaftlichem<br />

Hintergrund vor. Ich<br />

freue mich darauf, die Fähigkeiten der jungen<br />

Leute zu erkennen, sie zu fördern und<br />

sie zu ihrer späteren Berufswahl zu beraten.“<br />

Fakten zur<br />

WissenSWErkstatt:<br />

Wann? Ab dem 23.10. alle zwei Wochen<br />

Wer? Schülerinnen und Schüler ab der achten<br />

Klasse<br />

Wo? Magdeburger Allee 34, 99086 Erfurt<br />

Was? Experimente, ergänzend zum<br />

Schulunterricht. Zum Beispiel zur<br />

CO ²<br />

-Gewinnung oder zum Magnetismus<br />

Mehr Infos zur<br />

Anmeldung:<br />

Einfach den QR-Code<br />

scannen<br />

Daniel Stötzer ist einer<br />

der Mitarbeiter, die die<br />

WissenSWErkstatt<br />

leiten werden<br />

Fo- tos xxxxxx,xxxxxx,xxxxxx,xxxxxxxx<br />

Frieda Schmidt (Text) Steve Bauerschmidt (Foto)<br />

11


Die<br />

STADTWERKER<br />

von morgen<br />

Das neue Schuljahr hat vor<br />

wenigen Wochen erst begonnen<br />

und schon müssen sich die<br />

Abschlussschüler des Jahres<br />

2024 die Frage stellen: Wie geht es<br />

nach der Schule für mich weiter?<br />

Wir liefern die Antwort.<br />

LEANDER, Dualer Student<br />

Praktische Informatik<br />

Rohre und Kabel findet man in ganz Erfurt versteckt<br />

unter der Erdoberfläche. Wird eine Straße<br />

saniert, ein Haus gebaut oder ein neues Kabel verlegt,<br />

ist es wichtig zu wissen, wo genau sich das<br />

Leitungssystem befindet. Ohne diese Information<br />

besteht nicht nur Gefahr für die Gesundheit der<br />

Bauarbeiter, auch die Energie- oder Wasserversorgungleitungen<br />

können beschädigt werden. Damit<br />

genau das nicht passiert, ist in den Stadtwerken<br />

das Geografische Informationssystem – GIS – im<br />

Einsatz. Hier werden alle Leitungen und Anlagen<br />

genau eingezeichnet - natürlich digital.<br />

Neben spannenden Ausbildungsberufen<br />

bieten die<br />

Stadtwerke auch Plätze für<br />

Duale Studenten – Leander<br />

Apel ist einer von ihnen<br />

Wollte schon immer<br />

einen handwerklichen<br />

Beruf ausüben:<br />

Rohrleitungsbau-Azubi<br />

Michel<br />

Tretschock<br />

MICHEL,<br />

Rohrleitungsbauer<br />

Für Michel Tretschock stand schon<br />

während der Schulzeit fest, was er<br />

später mal beruflich machen will.<br />

„Ein Bürojob wäre nichts für mich.<br />

Ich habe früher schon viel mit meinem<br />

Vater an unserem Haus gearbeitet,<br />

da habe ich gemerkt, dass<br />

ich gerne etwas Handwerkliches<br />

lernen möchte“. Um herauszufinden,<br />

welcher Job es genau werden<br />

soll, hat er mehrere Schülerpraktika<br />

absolviert. „Ich bin gerne für die<br />

Öffentlichkeit tätig und habe deshalb<br />

in verschiedene Bereiche der<br />

Stadtwerke reingeschnuppert. Ich<br />

habe Praktika in den Bereichen für<br />

Strom, Gas und Wasser gemacht.<br />

Bei der ThüWa hat es mir am besten<br />

gefallen, also habe ich mich für<br />

eine Ausbildung beworben.“ Seit<br />

August ist Michel nun Azubi für<br />

Rohrleitungsbau. Er lernt, in Straßen<br />

große Hauptversorgungsleitungen<br />

zu verlegen und diese anzuschließen.<br />

Was ihm dabei gut gefällt? „Die<br />

Arbeit mit den Kollegen! Alle im<br />

Team sind cool drauf und machen<br />

Späße. Auch wenn ich im ersten<br />

Lehrjahr bin und nur kleine Sachen<br />

erledigen kann, fühle ich mich<br />

wie ein vollwertiges Mitglied des<br />

Teams“, so der 17-Jährige.<br />

Frieda Schmidt (Text)<br />

Jacob Schröter,<br />

Steve Bauerschmidt (Fotos)<br />

Leander Apel ist Dualer Student bei den Stadtwerken<br />

in der Fachrichtung Praktische Informatik.<br />

„Ich komme jetzt ins dritte Semester. In der Uni<br />

sind die Inhalte sehr technisch. Ich habe Mathe, Informatik,<br />

Elektrotechnik und lerne Programmieren.<br />

Was mir gut gefällt, wir arbeiten hier viel praktisch“,<br />

erzählt Leander. „Im Unternehmen habe ich mit<br />

den geografischen Daten zu tun. Das Geografische<br />

Informationssystem zum Leitungssystem in Erfurt<br />

wird zur Zeit von einem Kollegen gewartet, der bald in den Ruhestand<br />

geht. Ich werde seine Stelle dann übernehmen und arbeite<br />

mich schon jetzt schrittweise ein.“<br />

Die Abteilung von Leander Apel sucht ab 2024 noch mehr Berufsnachwuchs.<br />

„Künftig soll hier ein Geomatiker ausgebildet<br />

Rihab Belkassem<br />

ist Mutter einer<br />

Tochter und hat in<br />

Marokko bereits<br />

einen Bachelor in<br />

Finanzrechnungswesen<br />

und<br />

Steuern gemacht<br />

werden. Er ist dann dafür verantwortlich, die Leitungen und Daten<br />

in das System einzupflegen.“ Wichtig für diesen Job? Genauigkeit<br />

und Fleiß. Auch ein mathematisches und technisches<br />

Verständnis sind von Vorteil. Der zukünftige Azubi schnuppert<br />

neben seiner Arbeit bei den Stadtwerken und der Berufsschule<br />

dann auch in andere Unternehmen hinein, da nicht alle Ausbildungsinhalte<br />

bei den Stadtwerken vermittelt werden können<br />

RIHAB, Industriekauffrau<br />

Rihab Belkassem kennt vieles schon, was sie in ihrer<br />

Ausbildung lernt. Die angehende Industriekauffrau<br />

kam vor fünf Jahren aus Marokko nach Deutschland.<br />

„Ich habe dort einen Bachelor in Finanzrechnungswesen<br />

und Steuern gemacht und auch schon in dieser<br />

Branche gearbeitet. Leider wurde mein Abschluss<br />

in Deutschland nicht anerkannt“, sagt Rihab. Seit<br />

Sommer dieses Jahres ist sie eine von sechs neuen<br />

Azubis, die den Beruf des Industriekaufmanns/<br />

der Industriekauffrau in den Stadtwerken Erfurt erlernen.<br />

Dabei werden verschiedene Abteilungen des<br />

Unternehmens durchlaufen. Rihab Belkassem arbeitet<br />

momentan in der Abteilung Beschaffung. „Zu<br />

meinen Aufgaben gehört der Einkauf von Materialien,<br />

Produkten oder Dienstleistungen. Das macht mir<br />

total viel Spaß und der Job ist abwechslungsreich“,<br />

so die 31-Jährige.<br />

Nachdem sie nach Deutschland gezogen war,<br />

machte ihr die Einsamkeit zu schaffen. „Ich kannte<br />

niemanden und es war schwer, mich zurecht zu finden,<br />

ohne die Sprache zu sprechen“, sagt sie. Inzwischen<br />

hat Rihab nicht nur die deutsche Sprache perfekt<br />

erlernt, sondern auch Anschluss gefunden. „Das<br />

Umfeld auf Arbeit ist sehr familiär und die Kollegen<br />

haben mich gut aufgenommen. Sie unterstützen<br />

mich, wo sie können. Unter den anderen Azubis<br />

habe ich außerdem Freunde gefunden!“<br />

12 13


Höhenretter Martin Kirst, Dietrich Möhring, Sebastian Dominick<br />

bereit für den großen Einsatz<br />

Höhenretter Martin Kirst seilt sich mit einer „verletzten“<br />

Person am 70 Meter hohen Flutlichtmast ab<br />

Steigerwaldstadion:<br />

RETTUNG AUS<br />

GROSSER HÖHE<br />

Von Ivo Dierbach (Text) und Steve Bauerschmidt (Fotos)<br />

Es war ein Routineauftrag für den Veranstaltungstechniker<br />

im Steigerwaldstadion: Der Austausch einer<br />

defekten Lampe am Flutlichtmast. Diese ragen<br />

immerhin über 70 Meter in die Höhe, um das Stadion<br />

gut auszuleuchten. Womit er nicht gerechnet hatte,<br />

war das Krähennest im Flutlichtmast zwei Meter über ihm.<br />

Die Krähe fühlte sich bedroht und griff den vermeintlichen<br />

Eindringling an. Bei der Abwehr der Krähenangriffe – es<br />

kamen noch andere Krähen zu Hilfe – kam es zum Sturz:<br />

Glücklicherweise keine 70 Meter, dank der Eigensicherung,<br />

aber ein paar Stufen. Doch irgendwas stimmt nicht. Es war<br />

nicht der stechende Schmerz. Er konnte seine Beine nicht<br />

mehr so bewegen, wie er wollte. Wie jetzt sich nach unten<br />

kommen? Unmöglich. Da half nur ein Anruf bei der Kollegin<br />

im Büro. Die sofort den Notruf 112 wählte. Nur wie<br />

rettet man eine Person, die sich 70 Meter über dem Boden<br />

befindet? Ein Notarzt kann nicht einfach nach oben klettern,<br />

geschweige denn, den Patienten ohne Gefahr nach<br />

unten tragen. Selbst die Drehleiter der Feuerwehr schafft<br />

„nur“ 30 Meter. Für solche Rettungseinsätze sind Spezialisten<br />

wie die Truppe von „Möhre“, alias Dietrich Möhring,<br />

gefragt. Der 49-Jährige ist Gruppenführer und Ausbilder<br />

der Höhenrettung mit 16 spezialisierten Höhenrettern in<br />

seiner Wachabteilung A. Zwei weitere Gruppen wechseln<br />

sich im Bereitschaftsdienst ab. Insgesamt kann die Erfurter<br />

Feuerwehr im Notfall auf knapp 50 Höhenretter zugreifen.<br />

Das Szenario ist zwar ausgedacht und dient nur zur Übung,<br />

aber die „Krähengeschichte“ hat sich wirklich so ereignet und<br />

entsprang nicht der Fantasie eines Hitchcock-Fans, der „Die<br />

Vögel“ gesehen hatte. Verletzt wurde damals aber niemand.<br />

„Üben müssen wir ständig, um fit zu bleiben“, so der Ausbilder,<br />

der 1992 bei der Freiwilligen Feuerwehr angefangen<br />

hat und seit dem Jahr 2000 in der Erfurter Berufsfeuerwehr<br />

ist. Dort spezialisierte er sich zum Höhenretter. Regelmäßiges<br />

und gern genutztes Übungsobjekt ist das Steigerwaldstadion<br />

mit seinen vier Flutlichtmasten. Diesmal rückt ein<br />

siebenköpfiges Team mit Dietrich Möhring in seinem Spezialfahrzeug<br />

an. Schließlich muss die fiktive Person in 70 Meter<br />

Höhe erstversorgt und sicher gerettet werden. Im Fahrzeug<br />

ist alles, was man für eine Höhenrettung, aber auch für<br />

eine Tiefenrettung braucht – das Letztere gehört auch zum<br />

Aufgabengebiet. Neben der üblichen Kletterausrüstung gibt<br />

es verschiede Transporttragen und eine elektrische Seilwinde.<br />

Schnell machen sich die Spezialisten auf den Weg, nehmen<br />

Seile, die Akkuseilwinde, eine Rolltrage und alles für die<br />

medizinische Erstversorgung mit. Man muss auch körperlich<br />

sehr fit sein, um mit dieser Last nicht gleich beim Hochklettern<br />

außer Puste zu kommen. Und sie müssen bei der<br />

Übung mehrfach hoch- und runterklettern. Denn die Feuerwehrmänner<br />

werden während der Übung zweimal zum Einsatz<br />

gerufen. Immer im Dienst. Oben angekommen mimt ein<br />

Kamerad das Unfallopfer. Dieser wird vorsichtig und achsgerecht<br />

in die Rolltrage umgelagert und fixiert. Anschließend<br />

werden daran Seile aus Polyamid befestigt, die jeweils<br />

ca. 3 Tonnen tragen können. Die elektrische Seilwinde lässt<br />

nun die Trage zusammen mit einem Höhenretter langsam<br />

nach unten. Der Höhenretter kümmert sich während des Abseilens<br />

um den Patienten. Der „verletzte Arenamitarbeiter“<br />

wird sicher auf den Boden abgelassen. Hier könnte jetzt der<br />

Notarzt übernehmen. Mission erfüllt. Zum Glück gab es im<br />

Steigerwaldstadion noch keinen „richtigen“ Einsatz der Höhenretter.<br />

Aber gut zu wissen, dass für Notfälle in Erfurt Spezialisten<br />

bereitstehen.<br />

Weitere klassische Übungsobjekte sind natürlich Windkraftanlagen,<br />

Strommasten und Hochhäuser. Auch in New<br />

York mit seinen hohen Wolkenkratzern wurde schon gemeinsam<br />

mit der legendären Feuerwehr-Spezialeinheit „Rescue<br />

1“ trainiert. Da die Erfurter Höhenretter auch eine zusätzliche<br />

Ausbildung zum Retten per Hubschrauber haben,<br />

kommen sie natürlich nicht nur in der Erfurter Region zum<br />

Einsatz. Des Öfteren mussten sie so schon Gleitschirmflieger<br />

aus Bäumen im Thüringer Wald retten.<br />

Auch Ihr Traumberuf?<br />

Wer Feuerwehrfrau oder Feuerwehrmann<br />

werden möchte, kann sich bei der<br />

Erfurter Berufsfeuerwehr informieren:<br />

14<br />

15


Musa Abra: Mit Talent, Leidenschaft<br />

und harter Arbeit ins Profi-Team<br />

Musa Abra ist begeisterter Basketballer. Nicht erst seit<br />

dem Weltmeistertitel und dem Mega-Hype um Dennis<br />

Schröder und das deutsche Nationalteam. Die Liebe zum<br />

Basketball währt schon wesentlich länger. Vor acht<br />

Jahren gaben seine Schwestern Musa den Tipp, es doch einmal<br />

mit Basketball zu versuchen. So machte der heute 17-Jährige<br />

beim BC Erfurt seine ersten Schritte in dem schnellen<br />

Teamsport. Im letzten Jahr hat der Erfurter seinen Traum<br />

verwirklicht: den Sprung in das Löwen-Profiteam. Dafür arbeitet<br />

er hart und investiert extrem viel, lobt Co-Trainer<br />

Andreas Fischer den Trainingsfleiß des Point Guard. Das ist<br />

der Spielmacher eines Teams. Er zeigt die Spielzüge an,<br />

leitet Offensivaktionen ein und verteilt die Bälle – so wie<br />

Point Guard Dennis Schröder im Nationalteam.<br />

Der Zusammenhalt bei den Löwen passt, freundschaftlich<br />

ist das Miteinander mit den gestandenen und teils deutlich<br />

älteren Sportlern, sagt Musa über sein Team. An Jan Heber<br />

schätzt er dessen Führungsqualitäten und das Vertrauen gegenüber<br />

den Mitspielern, an Leo Döring die Spielübersicht und<br />

an Tyseem Lyles das harte Training.<br />

Noch wirkt der Abiturient mit 1,80 Meter Körpergröße zwischen<br />

den Basketballrecken schmächtig. Dass er dennoch das Potenzial<br />

hat, auch gegen deutlich erfahrenere und körperlich überlegene Gegenspieler<br />

zu bestehen, hat er bei einigen seiner Einsätze im Team der<br />

ProB-Mannschaft der Erfurter Löwen bewiesen. „Cool bleiben und mit<br />

<strong>2023</strong><br />

2018<br />

Selbstvertrauen die Sache angehen“, umschreibt Musa sein Herangehen<br />

an die neue Saison im ProB-Team. Er gehört zu den Hoffnungsträgern<br />

im Löwen-Nachwuchs und will sich nach dem Abitur ganz auf den<br />

Basketball konzentrieren.<br />

Tobias Bode, auf unserem Foto Partner von Musa Abra, über den<br />

Nachwuchsspieler: „Er lernt sehr schnell und das ist auch sein großer<br />

Vorteil. Schritt 1 ist das Training mit dem Profiteam. Das hat er<br />

geschafft und die vielen Eindrücke sehr schnell umgesetzt. Dann<br />

kam folgerichtig Schritt 2 mit den ersten Spieleinsätzen und die<br />

hat er sich wirklich verdient. Obwohl er noch so jung ist, hat er<br />

in wichtigen Positionen Verantwortung im Spiel übernommen<br />

und das macht er richtig gut.“<br />

Junge talentierte Spieler in der Nachwuchsförderung der<br />

Löwen und der Kooperationsvereine im gewohnten Umfeld<br />

heranreifen zu lassen und ihnen dann den Wechsel in ein<br />

Team der obersten Spielklasse zu ermöglichen – das ist Ziel<br />

der abgestimmten Arbeit zwischen den Partnern. Das Nachwuchsprogramm<br />

der Kooperationspartner mit BiG Gotha, USV<br />

Erfurt und BC Erfurt trägt den Gold-Status, die höchste Stufe<br />

der deutschlandweiten Zertifizierung für Bundesligavereine.<br />

Mehrere Spieler aus dem Löwen-Team haben diesen Weg erfolgreich<br />

beschritten.<br />

Co-Trainer Andreas Fischer auf die Frage nach Musas Zukunft: „Er<br />

hat Talent, arbeitet fleißig und muss jetzt dranbleiben, seine Leidenschaft<br />

für den Basketball behalten. Dann kann er in Deutschland weit<br />

kommen. Alles andere ist Glück, zur richtigen Zeit am richtigen Ort die<br />

richtigen Leute zu treffen.“<br />

Ein Einzelner hat eine Idee. Die könnte für viele Leute<br />

in Erfurt nützlich sein. Nur fehlt es am Geld, um<br />

die Idee zu verwirklichen. Das möglichst vielen Leuten<br />

zu erzählen und sie um Unterstützung zu bitten,<br />

kann ganz schön lange dauern.<br />

Das Weitersagen übernimmt die<br />

Erfurt-Crowd. Sie ist ein Netzwerk<br />

der Stadtwerke Erfurt für alle, denen<br />

unsere Stadt am Herzen liegt,<br />

die etwas bewegen wollen, die<br />

gute Ideen unterstützen oder an<br />

Projekten mitwirken wollen.<br />

25 Projekte wurden seit dem<br />

Start der Crowd im Februar 2022<br />

erfolgreich umgesetzt, dafür<br />

82.065 Euro von 1.144 Unterstützern<br />

eingesammelt. Nur vier Vorhaben<br />

fanden nicht genügend Unterstützer.<br />

Ein toller Erfolg für die<br />

Crowd und für Erfurt! Nicht gezählt<br />

haben wir die vielen begeisterten<br />

Nutznießer der Projekte und<br />

die daraus entstandenen Partnerschaften<br />

oder Kooperationen.<br />

Ein Projekt initiieren kann man jederzeit auf der Erfurt-Crowd.<br />

Zusätzlich gab es <strong>2023</strong> zwei zeitlich begrenzte<br />

Sonderaktionen.<br />

Auf die Plätze,<br />

fertig, los!<br />

Im Juni startete die vierwöchige Sonderaktion zum Thema<br />

„Sport begeistert“. Anliegen war es, Kinder zurück in die<br />

Sportvereine zu bringen. Die vier beteiligten Projektpartner<br />

warben für ihre Vorhaben in den Bereichen Volleyball, Basketball<br />

und für den KindergartenCup.<br />

Ich habe<br />

eine Idee!<br />

Und wir das<br />

Netzwerk mit der<br />

Erfurt-Crowd<br />

Wir machen<br />

Kinder stark<br />

Pünktlich zum Weltkindertag<br />

am 20. September erfolgte der<br />

Startschuss für die nächste Sonderaktion.<br />

Als Teil einer deutschlandweiten<br />

Bewegung waren alle<br />

Ideen gefragt, die Kinder stärker<br />

machen: in der Schule, der Kindereinrichtung<br />

oder im Verein! Der monatliche Fördertopf<br />

wurde für beide Aktionen auf 1.000 Euro verdoppelt. Auf<br />

gespendete 10 Euro packten die Stadtwerke jeweils 10 Euro<br />

drauf und gaben noch eine Startfinanzierung von 100 Euro.<br />

Auch die zweite Aktion fand viele Unterstützer. Vier Projekte<br />

waren an den Start gegangen: Die Sternchengarde des Karneval<br />

Klub Erfurt Helau wollte<br />

neue Uniformen für den Nachwuchs<br />

kaufen, die Chorakademie<br />

Erfurt plante eine Jugendchorreise,<br />

die Marbacher<br />

Lausbuben wollten sich ein<br />

Trampolin anschaffen und der<br />

Verein „Stark unter einem Dach<br />

e. V.“ Projekte für starke Kids ini<br />

tiieren. Alle vier Vorhaben waren<br />

erfolgreich.<br />

Projektstarter<br />

werden<br />

Ein Crowd-Projekt zu starten,<br />

ist kinderleicht. Es bedarf lediglich<br />

einer tollen Idee und überzeugender<br />

Argumente, um Förderer zu finden. Regelmäßig<br />

gibt es auch Unterstützung von Profis beim Anlegen der<br />

Crowd-Projekte. Über die Weihnachtszeit startet eine dritte<br />

Sonderaktion, denn Weihnachten heißt auch schenken und<br />

teilen. Ohne thematische Einschränkung sind alle Projekte<br />

willkommen, die unserer Stadt Gutes tun.<br />

Wer steckt hinter<br />

der Erfurt-Crowd?<br />

Hinter der Crowdfunding-Plattform Erfurt-Crowd stehen<br />

SWE Stadtwerke Erfurt GmbH und die fairplaid GmbH.<br />

Crowdfunding-Projekte werden von der SWE Stadtwerke<br />

Erfurt GmbH direkt gefördert und unterstützt.<br />

Zudem nutzt SWE Stadtwerke Erfurt GmbH ihr umfangreiches<br />

Netzwerk und bewirbt die Crowdfunding-Plattform<br />

und ihre Projekte. Die fairplaid GmbH führt die<br />

Projekte mithilfe eines erfahrenen Projekt-Coaching –<br />

Teams zum Erfolg und stellt die technische Infrastruktur.<br />

Gemeinsam konzipieren SWE Stadtwerke Erfurt GmbH<br />

und fairplaid GmbH Aktionen und Themen-Kampagnen<br />

zur Förderung der Region und ihrer Initiativen.<br />

Christine Karpe (Text) Steve Bauerschmidt (Fotos)<br />

Alle Informationen für Projektstarter und Förderer:<br />

www.erfurt-crowd.de<br />

16 17


Eine Idee wächst und gedeiht:<br />

Vielleicht auch ein Gartenopa.<br />

Ein Steckbrief dazu hängt aktuell<br />

am Infobrett im Kindergarten<br />

am Sportplatz in Ermstedt. Dort<br />

wurde zu Beginn des Jahres ein solches<br />

Generationenprojekt ins Leben<br />

gerufen. Eine Fortsetzung des<br />

gemeinsamen Gärtnerns von Jung<br />

und Alt ist unbedingt erwünscht,<br />

bestätigt Kindergartenleiterin Carolyn<br />

Kraft.<br />

Wer meint, in einem dörflich-idyllisch gelegenen Kindergarten<br />

wie in Ermstedt blüht und grünt es doch ohnehin in der gesamten<br />

Gartensaison, hat weit gefehlt. Für die Pflege<br />

des Gartens, den Anbau von Gemüse oder große Gartenaktionen<br />

fehlte dem Team schlichtweg die Zeit. Das<br />

Gartenförderprojekt „Junges Gemüse“ der Stadtwerke<br />

gab auch in der Kita Ermstedt den Anstoß. Zehn<br />

Schulen und Kindereinrichtungen werden pro Jahr<br />

mit je 500 Euro finanziell unterstützt, ihre Gartenideen<br />

zu verwirklichen. Heide Kretschmars Enkelkinder<br />

werden beide liebevoll in der Kindereinrichtung<br />

in Ermstedt betreut. So war die Idee<br />

schnell geboren, als Gartenoma die Gartenliebe<br />

und den grünen Daumen an die Kinder weiterzugeben.<br />

Gemeinsam mit der sofort begeisterten<br />

Kindergartenleiterin brachte sie die Gemüsegartenidee<br />

zu Papier. Das „Gartenomaprojekt“ erhielt<br />

den Zuschlag der Stadtwerke Erfurt. Schon<br />

zu Beginn des Jahres wählten sie Flächen aus,<br />

planten die Gartensaison und entwickelten viele<br />

neue Ideen. Damit begeisterten sie auch Eltern,<br />

Gartenoma<br />

weckt den<br />

grünen Daumen<br />

die Pflanzen für die Kita spendeten.<br />

Beete wurden auf Brachflächen neu<br />

angelegt, die Hochbeete saniert, ein<br />

Mini-Gewächshaus angeschafft und<br />

ein kleiner Naschgarten am Zaun angepflanzt.<br />

Mit viel Liebe und Geduld<br />

brachten Heide Kretschmar und die<br />

kleinen aufgeweckten Nachwuchsgärtner<br />

das Gemüse in die Erde. Sie<br />

staunten, wie schnell Tomaten, Gurken<br />

oder Kürbisse wachsen. Und<br />

auch die Erzieherinnen der Kita konnten bei Gartenoma Heide und<br />

Gartenopa Günther viel lernen. Den Gartenopa gab es mit dazu,<br />

denn Heide Kretschmars Mann fand die Idee seiner Frau so toll,<br />

dass er sie bei ihren Garteneinsätzen unterstützte. Beide waren<br />

schnell in die Kindergartengemeinschaft integriert.<br />

Bei der Ernte des Gemüses wollten alle Knirpse unbedingt mit<br />

dabei sein. Keiner hatte Angst vor schmutzigen Händen. Aus dem<br />

selbst gezogenen Gemüse wurde dann gesundes und leckeres Essen<br />

zubereitet, auch dabei durften die Kinder helfen. Und manche,<br />

bisher abgelehnte Gemüsesorte wurde so doch probiert und<br />

für lecker befunden.<br />

Wenn das nicht nachhaltig ist im Sinne von Bildung, Gartenbau,<br />

Ernährung und bleibenden Kompetenzen? Vielleicht wächst die<br />

von Gartenoma Heide eingepflanzte Gartenliebe in den Kindern<br />

aus Ermstedt weiter und begleitet sie auf ihrem Lebensweg. Heide<br />

Kretschmar jedenfalls hat noch viele Ideen, die sie umsetzen<br />

möchte. Dafür sucht sie noch Mitstreiter. Das Nachmachen dieser<br />

nachhaltigen Idee durch andere Kitas ist übrigens erlaubt.<br />

Bewerbungsschluss für die nächste Runde des Jungen Gemüses<br />

ist am 24.2.24. Bereits jetzt überlegen, was im kommenden Jahr im<br />

Garten oder auf dem Hochbeet grünen soll.<br />

Die schönsten Seiten<br />

des Herbstes<br />

Zum 27. Mal weckte die Herbstlese das Lesefieber in<br />

Erfurt. 63 Veranstaltungen, u. a. sechs im Atrium der<br />

SWE, präsentierten ein breit gefächertes Programm<br />

mit interessanten Sachbüchern, spannenden Romanen<br />

und nicht zuletzt einer attraktiven Kinder- und<br />

Jugendbuchauswahl. Noch bis zum 5. Dezember ist<br />

Erfurt im Lesefieber. Ermöglicht wird das große Literaturfestival<br />

seit vielen Jahren u. a. durch seinen<br />

Hauptsponsor, die Stadtwerke Erfurt. Die Mischung<br />

aus namhaften Autoren, Neuentdeckungen in der<br />

Literaturszene, bekannten Schauspielern, Politikern<br />

und Nachwuchsautoren begeistert in jedem Jahr eine<br />

fünfstellige Besucherzahl. Bereits ausverkauft: Literaturkritiker<br />

Dennis Scheck stellt am 2. Dezember seine<br />

persönlichen Buchentdeckungen <strong>2023</strong> vor. Der MDR<br />

beendet am 5. Dezember mit der Literatursendung<br />

„Fröhlich lesen!“ mit Bestsellerautorin Susanne Fröhlich<br />

die Herbstlese.<br />

Waldretter pflanzen Bäume<br />

Teilnehmer der Nachhaltigkeitswochen im egaCampus<br />

haben zu den diesjährigen Waldretterwochen<br />

des Thüringen Forst Bäume gepflanzt. Zwei Schulklassen<br />

und eine Kindergartengruppe beteiligten<br />

sich Ende Oktober als Waldretter an einer Pflanzaktion<br />

im Willroder Forst gegen die Folgen des Klimawandels.<br />

145 Bäume wurden im Oktober als nachhaltige<br />

Aktion von den Kindern gesetzt, an so vielen<br />

Bildungsprojekten des egaparks, der Stadtwerke Erfurt<br />

und externer Partner hatten Schüler<br />

und Kindergartenkinder im Juli im<br />

egaCampus teilgenommen.<br />

Das Video zur Aktion:<br />

Papiertiger, Maus & Co sind los<br />

Papiersammeln ist kein alter Hut in den Erfurter Schulen und Kitas.<br />

Ca. 100 Kindereinrichtungen wirken seit über 15 Jahren richtig stark<br />

beim Papiersammelwettbewerb mit. So lernen bereits die Jüngsten,<br />

welche Rolle Holz bei der Papierherstellung spielt und wie man<br />

sparsam mit dem wertvollen Rohstoff Papier umgeht.<br />

Im November veranstalten die Stadtwerke Erfurt Mitmachtheaterworkshops<br />

für Kinder zum Thema: „Baum. Papier. Tier.“ Dabei geht<br />

es um das neue Thema des Kreativteils des Papierwettbewerbs.<br />

Diesmal wird es tierisch kreativ. Die Lieblingstiere der Kinder werden<br />

gesucht. Ob gefaltet, geklebt, aus Pappmaschee, Karton oder<br />

Schnipseln – egal, Hauptsache zu 100 Prozent aus Altpapier!<br />

Einsendeschluss ist der 31. Mai 2024.<br />

Zu gewinnen gibt es Preisgelder<br />

im Wert von 1.100 Euro<br />

Leckere Winterrezepte<br />

mit Wasser gesucht<br />

Wasser trinken im Winter? Das ist doch ein Sommerthema!<br />

Wir behaupten, das ist ein Dauerthema.<br />

Wasser trinken ist, besonders auch für Kinder und Jugendliche<br />

sehr wichtig. Deswegen suchen wir bis zum<br />

31.12.<strong>2023</strong> die Lieblingsrezepte der Kinder mit Wasser.<br />

Mitmachen beim Wettbewerb „Ich trink Was!ser!“<br />

lohnt sich.<br />

Zu gewinnen gibt es einen Trinkwassersprudler<br />

und Freizeitprämien für die Klasse<br />

Christine Karpe (Texte) Steve Bauerschmidt (Fotos)<br />

Mehr zum Wettbewerb und<br />

unser Video zur Gartenoma<br />

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Von STOFFEN, die<br />

glücklich machen<br />

Von Frieda Schmidt (Text) und Steve Bauerschmidt (Fotos)<br />

In dem schmalen Durchgang zwischen der Bahnhofstraße<br />

und dem Hirschlachufer befindet sich seit April<br />

dieses Jahres ein kleiner Stoffladen. „Stoff & Design“<br />

mag für den einen oder anderen Erfurter vielleicht<br />

schon ein Begriff sein, denn der Laden ist nicht neu.Stattdessen<br />

ist er umgezogen und mit dem neuen Standort ist<br />

nun auch die Besitzerin eine andere. „Als Stoff & Design<br />

noch gegenüber dem Angerparkhaus war, habe ich dort als<br />

„persönliche Assistentin“ der Chefin gearbeitet und mich<br />

um den Social-Media-Auftritt gekümmert“, sagt Kathrin<br />

Holzapfel. Sie führt den Laden in der Erfurter Innenstadt<br />

nun seit wenigen Monaten. „Als meine Vorgängerin uns<br />

Angestellten mitteilte, dass sie den Laden nicht mehr halten<br />

kann, da die Kosten zu hoch werden, habe ich spontan<br />

beschlossen, ihn zu übernehmen – und den Standort<br />

zu wechseln.“<br />

Eingelebt hat sie sich in ihren neuen Job als Chefin aber<br />

schon gut. „Vor meiner Zeit im Stoffladen war ich Kindergärtnerin.<br />

Die Arbeitszeiten in Schichten und der Zickenkrieg<br />

unter den Kolleginnen führte bei mir aber zum Burn-out. Ich<br />

war lange krankgeschrieben. Inzwischen kann ich meine Arbeitszeiten<br />

an meine Familie anpassen und gehe jeden Tag<br />

unheimlich gern auf Arbeit“, so die gebürtige Erfurterin. Die<br />

Öffnungszeiten des Ladens unterscheiden sich deshalb von<br />

anderen Geschäften in der Innenstadt. „Ich habe nicht jeden<br />

Tag und ganztägig geöffnet“, sagt Kathrin Holzapfel. „Mal<br />

ist es ein Vormittag, mal ein Nachmittag. Mittwochs ist immer<br />

Ruhetag, dafür öffne ich dann aber auch am Samstag.“<br />

Die 41-Jährige ist mit ihren zwei Kindern allein. Als sie 35<br />

Jahre alt war, starb ihr Mann. Damals arbeitete sie noch im<br />

Kindergarten, kümmerte sich nebenbei um ihn. Genäht hat<br />

sie zu dieser Zeit gar nicht. Inzwischen hat sie wieder damit<br />

angefangen. „Am liebsten nähe ich Musselintücher, die ich<br />

auch im Laden verkaufe. Aber ich nähe auch gern Kinderkleider.<br />

Meine Tochter stöbert regelmäßig durch den Laden und<br />

sucht sich Stoffe raus, aus denen ich ihr dann Sommerkleider<br />

schneidern soll“, sagt sie und lacht. Kathrin Holzapfels Tochter<br />

ist bei „Stoff & Design“ übrigens Junior-Chefin – zumindest<br />

hat die Sechsjährige das selbst so festgelegt.<br />

„Stoff & Design“ findet man nicht nur in<br />

der Bahnhofstraße, sondern auch auf Instagram<br />

Im Sortiment hat der Stoffladen sowohl Basics als auch besondere<br />

Muster. Motive mit Wasserschildkröten gehen zurzeit<br />

besonders gut. „Seide oder Designerstoffe findet man<br />

bei mir nicht. Meine Zielgruppen sind Mamas oder Omas,<br />

die etwas für ihre Kinder oder Enkelkinder nähen. Aber auch<br />

Frauen, die Basic-, Patchwork- oder Dekostoffe suchen, werden<br />

fündig. Viele von ihnen sind Stammkunden und sind<br />

vom alten Standort des Ladens mit in den neuen gefolgt.“<br />

Neben Stoffen in allen erdenklichen Farben und Mustern<br />

gibt es außerdem Knöpfe, Reißverschlüsse sowie andere<br />

Kurzwaren und Nähbücher. Im Trend: der skandinavische Stil.<br />

Was Kathrin Holzapfel Sorgen macht: der Trend zum Onlineshopping.<br />

„Als während der Coronapandemie die Geschäfte<br />

schließen mussten, gewöhnten sich die Kunden zu sehr<br />

an den Kauf im Internet. Als kleiner privater Laden hat man<br />

es da schwer. Denn davon, dass jemand nur mal eine Nadel<br />

bei mir kauft, kann mein Laden nicht überleben. Dabei<br />

ist es doch viel schöner, einen Stoff vor dem Kauf auch anzufassen.“<br />

Mit dem kleinen Laden in der Bahnhofstraße hat sie sich<br />

einen Kindheitstraum erfüllt. „Kurz nach dem Mauerfall sind<br />

meine Eltern und ich in den Westen gefahren. Dort waren<br />

wir in einem Schreibwarengeschäft und es gab so viele Dinge,<br />

die ich noch gar nicht kannte. Das hat mich so sehr begeistert,<br />

dass ich irgendwann auch mal so einen eigenen Laden<br />

haben wollte.“<br />

Kathrin Holzapfel hat schon als Kind von einem eigenen Laden geträumt.<br />

Mit „Stoff & Design“ hat sie sich diesen Traum erfüllt. Nach<br />

einem Schicksalsschlag vor sechs Jahren übernahm sie den<br />

Stoffladen in der Erfurter Innenstadt.<br />

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22<br />

S<br />

o ein<br />

kleines Kundenservicebüro<br />

in der Innenstadt<br />

wäre doch ganz nett.<br />

Da könnten SWE Kunden neben<br />

dem Einkauf oder dem Eisessen<br />

gleich ein paar Dinge rund<br />

um Gas und Strom erledigen.<br />

Das dachte sich das Kundenservice-Team der Stadtwerke<br />

Erfurt vor sechs Jahren – im Jahre 2017. Mit im Team<br />

war und ist die 28-jährige Franziska Maria Haupt (Foto).<br />

Sie hat als Auszubildende bei den Stadtwerken 2011 angefangen<br />

und ist bereits seit einiger Zeit Teamleiterin<br />

des SWE Kundenservices: „Unser großes Kundenzentrum<br />

im SWE Hauptgebäude befindet sich in der Magdeburger<br />

Allee etwas nördlich von der Innenstadt – mit der Straßenbahn<br />

gut erreichbar, aber man muss schon gezielt hinwollen. Wir bekommen<br />

keinen Nebenbei-Besuch. Die EVAG-Kolleginnen waren<br />

mit dem Mobilitätszentrum auf dem Anger bereits in der Innenstadt.<br />

Das wollte ich auch!“ Die Suche begann.<br />

Kundenservice<br />

in der<br />

Innenstadt<br />

Der Anger ist das Nahverkehrsdrehkreuz und es gibt vieles<br />

andere in der „guten Stube“ der Landeshauptstadt zu erledigen.<br />

Ein leicht zugängliches Servicebüro in bester Innenstadtlage zu<br />

finden, war nicht einfach. Die Zeit verging und Corona kam. Der<br />

Fokus lag während der Pandemie zunächst auf Digitalisierung.<br />

Doch Stadtwerke leben auch vom persönlichen Kontakt, vom<br />

Gespräch von Mensch zu Mensch. Die Suche ging weiter.<br />

Durch Zufall gab es noch einen Suchenden: Die Erfurter Polizeiinspektion.<br />

Auf Wunsch der Stadt<br />

sollte für einen Kontaktbereichsbeamten<br />

(KoBB) eine Anlaufstelle am<br />

Anger geschaffen werden. Die Stadt<br />

und die Polizei sammelten schon mit<br />

KoBBs in anderen Stadtteilen gute<br />

Erfahrungen – ein KoBB sitzt sogar<br />

bei den Stadtwerken in der Magdeburger<br />

Allee.<br />

In diesem Frühjahr ging dann alles sehr schnell. Nach einem<br />

Treffen mit Stadtverwaltung und Polizei im Rathaus gab es gemeinsam<br />

mit der Citymanagerin Patricia Stepputtis einen spontanen<br />

Besichtigungstermin in einer kürzlich freigewordenen<br />

Räumlichkeit gegenüber der Kaufmannskirche. Hier wurden bis<br />

vor Kurzem noch Nudelgerichte zubereitet.<br />

Der erste Eindruck von Franziska Maria Haupt: „Wow, ziemlich<br />

dunkel alles, aber in meiner Fantasie entstand hier schon das<br />

neue helle freundliche Kundenservicebüro in der Innenstadt.“<br />

Selbst in der Freizeit schaute die Servicechefin in anderen<br />

Städten nach vergleichbaren Stadtwerkebüros in Innenstädten<br />

und holte sich Inspirationen. Einrichtungsideen zeichnete<br />

sie mit ihren Kolleginnen und Kollegen auf ein einfaches A4-<br />

Blatt im Maßstab Pi mal Daumen. Der Stil des „großen“ Kundenzentrums<br />

sollte auf das „kleine“ Kundenservicebüro übertragen<br />

werden. Der Polizei war es recht. Um künstlerische Wandgestaltung<br />

kümmerte sich kurz vor der Eröffnung die Erfurter Künstlerin<br />

Wanda. Sie malt, seitdem sie einen Stift halten kann. In<br />

einer Woche erschuf Wanda abstrakte Gemälde, die mit der<br />

Farbwelt der SWE spielen und nun das Servicebüro schmücken.<br />

Ihre künstlerische Ader wurde auch bei der Schaufenstergestaltung<br />

genutzt. Doch nur schön aussehen reicht nicht. Die Technik<br />

muss funktionieren. Wie bei der Kunst griff die Teamleiterin auf<br />

die bewährte „Inhouse“-Lösung zurück. Das hauseigene IT-Unternehmen<br />

SWE Digital kümmerte sich um die EDV und die sicheren<br />

Leitungen. „Die Kooperation zwischen allen Beteiligten,<br />

inklusive des Mitmieters in Uniform, hat Spaß gemacht. Alles hat<br />

geklappt“, freut sich die junge Teamleiterin.<br />

Am 1. September war es dann so weit, wie geplant eröffnete<br />

das gemeinsame Servicebüro mit der Polizei<br />

am Anger 81 mit großem „Tamtam“ die Türen. Zur Eröffnung<br />

kamen nicht nur der Oberbürgermeister<br />

Andreas Bausewein und der Dezernent Andreas<br />

Horn, sondern auch der Innenminister Georg<br />

Maier. Schließlich ist es ja nicht nur ein SWE Servicebüro,<br />

sondern auch ein Büro des KoBBs<br />

der Polizeiinspektion Erfurt. Das Büro-Sharing<br />

funktioniert nun folgendermaßen: Die Stadtwerke<br />

haben montags und mittwochs von 10<br />

bis 18 Uhr sowie freitags von 10 bis 15 Uhr<br />

geöffnet. Der Kontaktbeamte hält dienstags<br />

von 15 bis 18 Uhr sowie donnerstags von<br />

9 bis 12 Uhr Sprechzeiten ab.<br />

„Natürlich kommt es nun hin und<br />

wieder vor, dass Bürger bei uns Anzeigen<br />

aufgeben wollen, aber das<br />

können unsere Servicemitarbeiter<br />

‚noch‘ nicht“, schmunzelt Teamleiterin<br />

Franziska Maria Haupt zufrieden.<br />

Ivo Dierbach (Text) Steve Bauerschmidt (Foto)<br />

EVAG-Jobticket –<br />

das gewisse Extra<br />

Die eigenen Mitarbeiter motivieren und gleichzeitig<br />

als Unternehmen einen Beitrag zum Umweltschutz<br />

leisten? Die passende Lösung lautet: „Jobticket“ –<br />

die Flatrate für Bus, Bahn und Straßenbahn, das die<br />

EVAG für Unternehmen, Organisationen und Vereine<br />

anbietet.<br />

Maria Winkelmann ist Großkundenbetreuerin bei<br />

den Erfurter Verkehrsbetrieben. Seit 15 Jahren kümmert<br />

sie sich um die unterschiedlichsten Firmenkunden<br />

und berät sie zu speziellen Angeboten. „Der Renner<br />

bei unseren Geschäftspartnern ist aktuell das Jobticket.<br />

Über 80 Unternehmen aus Erfurt und der Umgebung<br />

haben es bereits im Einsatz“, sagt sie. Die Vorteile<br />

liegen auf der Hand: Mitarbeiter kommen stressfrei<br />

und umweltfreundlich zur Arbeit beziehungsweise<br />

nach Hause. Sie können das Ticket zusätzlich sogar für<br />

Wege in der Freizeit nutzen. Für die Unternehmen ist<br />

das Jobticket ein zusätzlicher Anreiz für ihre Mitarbeiter,<br />

es sorgt für mehr Zufriedenheit und verringert ganz<br />

nebenbei die Verkehrs- und Parkplatzprobleme in der<br />

Stadt. Dabei ist es egal, ob man ein gemeinnütziger<br />

Verein, kleine Handwerkerfirma oder großer Konzern<br />

ist – jeder Arbeitgeber in und um Erfurt kann das Jobticket<br />

seiner Belegschaft zur Verfügung stellen.<br />

Es gibt zwei Optionen: Das VMT-Jobticket und das<br />

Deutschland-Jobticket. Das VMT-Jobticket ist ein persönliches<br />

Abo Plus. Die Nutzerinnen und Nutzer können<br />

damit einfach Bus und Bahn fahren und sogar<br />

Freunde und die Familie zu bestimmten Zeiten mitnehmen.<br />

Der kleine, aber feine Unterschied zum normalen<br />

Abo: Das Jobticket ist günstiger, weil es durch den<br />

eigenen Arbeitgeber mit mindestens 5,00 Euro bezuschusst<br />

wird.<br />

Maria Winkelmann: „Die zweite Variante ist das<br />

Deutschland-Jobticket. Dahinter steckt das bekannte<br />

Deutschlandticket, bundesweit lässt sich der gesamte<br />

Nahverkehr zu einem unschlagbar günstigen Preis<br />

nutzen.“ Um dies den eigenen Mitarbeitern anbieten<br />

zu können, müssen mindestens 25 Prozent des Preises<br />

(aktuell 12,25 Euro) vom Arbeitgeber übernommen<br />

werden. Der Arbeitgeber kann wie bei der Variante<br />

VMT-Jobticket den Ticketpreis aber auch komplett<br />

übernehmen.<br />

„Bevor die Mitarbeiter mit ihrem Jobticket fahren<br />

können, schließen wir einen Rahmenvertrag mit dem<br />

jeweiligen Betrieb ab. Im Normalfall dauert es rund 14<br />

Tage vom ersten Gespräch bis zur übergebenen Abokarte.<br />

Wir haben es aber auch schon in fünf Tagen geschafft“,<br />

sagt Maria Winkelmann und lacht. Da die Angebote<br />

rund um das Jobticket sehr individuell sind,<br />

empfiehlt sich zuallererst ein unverbindliches Telefonat<br />

unter <strong>03</strong>61 564-4647 oder eine Anfrage per E-Mail<br />

an evag-kooperation@stadtwerke-erfurt.de.<br />

Mehr Infos zu den beiden Jobticket-Varianten gibt es<br />

unter: www.evag-erfurt.de/job-ticket<br />

Hannes Sperling (Text) Jacob Schröter (Foto)<br />

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Advent im Katerexpress<br />

Entdecken Sie das vorweihnachtliche<br />

Erfurt mit unseren Thementouren<br />

in der historischen Straßenbahn.<br />

Ob als Rundfahrt, am Wochenende<br />

auch mit Tipps zu Erfurter Sehenswürdigkeiten<br />

oder märchenhaft für<br />

Kinder – es erwartet Sie eine kleine<br />

Neuer EVAG-Fanshop<br />

Auf der Suche nach einem passenden Geschenk? Die Herzen<br />

von ÖPNV-Fans werden beim Auspacken einer EVAG-Tasse<br />

oder eines kuscheligen Kapuzenpullovers mit kleinem<br />

Tramsymbol sicher höherschlagen. Das und viele weitere Artikel<br />

mit Stadtbahn- und Busmotiven gibt es online im neuen<br />

Fanshop der Erfurter Verkehrsbetriebe AG. Neben Shirts, Regenschirmen,<br />

Rucksäcken und Beuteln gibt es auch niedliche<br />

Accessoires für die kleinsten Fahrgäste. So einfach geht’s zu<br />

den Geschenken für Freunde, Familie oder sich selbst: 24/7<br />

bequem von zu Hause oder unterwegs durch das Produktsortiment<br />

stöbern, Farben und Größen auswählen, online bezahlen<br />

und sich auf die Lieferung freuen.<br />

Hier geht’s zum Shop:<br />

https://evag-erfurt.myspreadshop.de<br />

EVAG startet Adventskalender<br />

In diesem Jahr gibt es pünktlich zur Vorweihnachtszeit eine<br />

besondere Überraschung für Fahrgäste der EVAG: Ein virtueller<br />

Adventskalender verkürzt die Zeit bis Heiligabend.<br />

Hinter den 24 Türchen warten tolle Gewinne wie Fanartikel,<br />

Tickets für Themenfahrten und Gutscheine. Neugierig? Am<br />

1. Dezember geht’s los.<br />

Hier entlang zum EVAG-Adventskalender:<br />

https://jubilaeum.evag-erfurt.de<br />

Auszeit vom weihnachtlichen Trubel<br />

mit Erfurt im Lichterglanz und einem<br />

leckeren Glühwein. Der Katerexpress<br />

fährt vom 29.11.–22.12.<strong>2023</strong><br />

Mittwoch bis Samstag jeweils um<br />

16/17/18/19 Uhr am Domplatz Süd,<br />

Sonderhaltestelle Stadtrundfahrten.<br />

Tickets gibt es im EVAG-Mobilitätszentrum<br />

am Anger, in den Vorverkaufsstellen<br />

des Ticketshops Thüringen<br />

sowie online unter www.<br />

ticketshop-thueringen.de.<br />

Mehr zu den Touren:<br />

www.evag-erfurt.de/katerexpress<br />

Wasserstoff tanken<br />

im GVZ<br />

Die Stadtwerkeunternehmen SWE Energie GmbH<br />

und SWE Netz GmbH sind Partner beim größten<br />

Wasserstoffprojekt Thüringens „TH2ECO“. Das Konsortium<br />

plant die Produktion, Speicherung und den<br />

Transport von Wasserstoff aus überschüssigem<br />

Windstrom. Das Teilprojekt „TH2ECO Mobility“ wurde<br />

im Bundeswettbewerb „HighPerformer“– ausgezeichnet<br />

und bekommt vom Bund deshalb rund 15<br />

Millionen Euro. Ziel dieses Projektes ist, im GVZ eine<br />

öffentliche Wasserstofftankstelle für Lkws und die<br />

dazugehörige Infrastruktur zu bauen. Die SWE Netz<br />

baut einen Teil der hierfür nötigen Wasserstoffleitung.<br />

Längerfristig ist die unterirdische Porenspeicherung<br />

bei Kirchheilingen (Unstrut-Hainich-Kreis)<br />

angedacht. Von dort soll der Wasserstoff über eine<br />

bestehende Ferngasleitung nach Erfurt gelangen.<br />

Mehr Infos unter: www.th2eco.de<br />

Dran gedacht?<br />

Wie schütze ich meine Wasseruhr im Winter?<br />

Bevor der erste Frost kommt, müssen Hauswasserinstallationen<br />

geschützt werden, besonders<br />

im Außenbereich. Auch in Räumen oder Schächten<br />

mit Wasserzählern sollten die Temperaturen<br />

nicht unter fünf Grad Celsius liegen und eisige<br />

Zugluft vermieden werden. Wasserzähler im Freien<br />

und offen liegende Leitungen kann man mit<br />

dem entsprechenden Dämmmaterial fest umwickeln<br />

und so vor Frost schützen. Hierzu eignen<br />

sich am besten Styropor, Schaumstoff, Pappe,<br />

Stroh, Säcke, Textilien und Holzwolle. Auch<br />

im Baumarkt gibt es Isoliermaterial. Dabei sind<br />

Dämmstoffe unbedingt trocken zu halten.<br />

Neuer Wertstoffhof im<br />

Südosten entsteht<br />

Ab Anfang 2024 ersparen sich viele Erfurterinnen<br />

und Erfurter aus dem Süden und<br />

Osten der Landeshauptstadt den Anfahrtsweg<br />

quer durch die Stadt zum Wertstoffhof. Sie bekommen<br />

einen „eigenen“ Wertstoffhof am Urbicher<br />

Kreuz! Derzeit sind die Tiefbauarbeiten so<br />

gut wie abgeschlossen. Gerade wird die Ein- und<br />

Ausfahrt gebaut und bald werden die nötigen<br />

Gebäude errichtet. Investiert werden knapp 1,4<br />

Millionen Euro.<br />

Lustiger Sachse<br />

macht<br />

SWE Praktikum<br />

Ein sehr lustiger Sachse hat im Auftrag von RTL<br />

bei der SWE ein Praktikum gemacht. Er trägt<br />

gern Westover und hört auf den Namen Olaf<br />

Schubert. Der freischaffende Betroffenheitslyriker<br />

leerte Fäkaliengruben, reinigte Straßen,<br />

leerte Bio-Tonnen, sammelte Sperrmüll und half<br />

auf dem Wertstoffhof und im Stöberhaus aus.<br />

Online ist die Olaf-Folge von<br />

„Das habt ihr euch verdient –<br />

Comedians packen an“ auf RTL+<br />

über diesen Link anzuschauen.<br />

Warum hat meine Tonne<br />

einen farbigen Punkt?<br />

Uns erreichen immer wieder Nachrichten von besorgten<br />

Menschen, die sich wundern, dass ihre Tonne plötzlich einen<br />

farbigen Punkt hat. Keine Angst! Der farbige Punkt<br />

ist nur ein Aufkleber und einfach eine optische Hilfe für<br />

unsere Kollegen. Der farbige Punkt markiert das Gefäß<br />

und beschreibt den vereinbarten Entsorgungsrhythmus<br />

der Tonne. Es gibt verschiedenfarbige Punkte, jede Farbe<br />

entspricht einem anderen Leerungsrhythmus.<br />

● wöchentlich<br />

● alle 2 Wochen<br />

● alle 4 Wochen<br />

● 2 x wöchentlich<br />

24<br />

Ivo Dierbach, Barbara Neumann, Steve Bauerschmidt (Fotos)<br />

25


Katja Bildt: In den<br />

höchsten Tönen gelobt<br />

Als Mezzosopranistin überzeugt Katja Bildt seit<br />

vielen Jahren in den unterschiedlichsten Rollen<br />

und Genres das Erfurter Publikum<br />

das sie als Künstlerin der Oper entgegenbringe. „Erfurt ist ein<br />

tolles Haus mit einer unglaublichen Mitarbeiterschaft und einem<br />

Publikum, zu dem ich im Laufe der Jahre eine wirkliche<br />

Beziehung aufgebaut habe“, sagt sie.<br />

Der Titel eines Kammersängers ist ein reiner Ehrentitel.<br />

Er wurde in der jüngeren Geschichte des Theaters in Erfurt<br />

erst zweimal vergeben – an Kammersänger Jörg Rathmann<br />

und Kammersänger Máté Sólyom-Nagy. Vom historischen<br />

Ursprung her sei dieser Titel von einem Fürstenhaus verliehen<br />

worden. Der Begriff „Kammer“ leitet sich aus dem mittelhochdeutschen<br />

„kamer(e)“ ab und bezeichnete in diesem<br />

Kontext eine „fürstliche Wohnung“. Heute wird der Titel in<br />

Erfurt gemeinsam mit der Stadt vom Theater Erfurt an jene<br />

Sängerinnen und Sänger verliehen, die sich durch besondere<br />

künstlerische Leistungen hervorgetan haben und dem<br />

Ensemble dabei wenigstens sieben Jahre angehören. „Katja<br />

Bildt ist ein Paradebeispiel für solch ein treues Ensemblemitglied“,<br />

sagt Intendant Guy Montavon. Seit 2014 gehöre<br />

sie fest zum Erfurter Theater. Sie habe in dieser Zeit immer<br />

wieder vor allem durch ihre Wandlungsfähigkeit überraschen<br />

können.<br />

Diese Wandlungsfähigkeit beweist Katja Bildt ihrem Publikum<br />

einmal mehr an diesen Abend. Sie singt die Arie „Habanera“<br />

aus „Carmen“ und wechselt dann mit „One Moment in<br />

Time“ von Whitney Houston ins leichte Fach. „Musicals singe<br />

ich sogar noch lieber als Opern“, gesteht sie. Bei Ersteren<br />

singe man in eine Mikrofonanlage und könne daher den<br />

Stimmumfang stärker ausreizen als bei einer klassischen<br />

Oper, bei der die Stimme kraftvoll vorgetragen den ganzen<br />

Raum ausfüllen müsse.<br />

Geboren 1982 in Nürnberg als Tochter einer musikbegeisterten<br />

Familie ging sie ihre ersten Ausbildungsschritte hin<br />

zu einer internationalen Gesangskarriere im Fränkischen.<br />

Zum Studium an der Hochschule für Musik Franz Liszt kam<br />

sie 2006 ins Thüringische. Debütiert hat sie 2011 am Nordhäuser<br />

Theater als „Lucretia“ in „The Rape of Lucretia“ aus<br />

der Feder des britischen Komponisten Benjamin Britten. Von<br />

2012 bis 2014 bildete sie sich am Thüringer Opernstudio weiter<br />

aus. Fest zum Ensemble des Theaters Erfurt gehört Katja<br />

Bildt seit der Spielzeit 2014/15.<br />

„Dass mir die Erfurter Oper so ans Herz wachsen würde,<br />

habe ich anfangs gar nicht kommen sehen,“ sagt sie. Gerade<br />

an einem Ein-Sparten-Haus sei die Arbeit als Sängerin<br />

besonders intensiv. Es gebe viele Premieren, viele Proben<br />

und viele abendliche Vorstellungen. Das sei manchmal schon<br />

recht belastend. Doch fort aus Erfurt will sie nicht. Die Zusammenarbeit<br />

im Team, der kurze Draht zum Erfurter Publikum<br />

und das breite Repertoire weiß Katja Bildt bei ihrer Arbeit<br />

am Theater Erfurt zu schätzen.<br />

Und vielleicht kommt ja irgendwann einmal für Erfurt die<br />

Theatersparte hinzu. Entsprechende Kooperationsgespräche<br />

laufen bereits mit dem Land und Weimar. Für Katja Bildt<br />

wäre dies ein Grund zur Freude. Und dabei geht es ihr gar<br />

nicht mal um Arbeitsentlastung. „Das Theater hier wäre toll.<br />

Je mehr Kollegen hier am Haus wirken, desto schöner wird<br />

es doch.“<br />

Katja Bildt kämpft auf<br />

offener Bühne gegen die<br />

Tränen an. Und sie sind nicht<br />

Bestandteil einer besonders<br />

dramatischen Rolle. Soeben<br />

hat die Mezzosopranistin aus<br />

der Hand ihres Intendanten<br />

am Theater Erfurt den Titel<br />

einer Kammersängerin<br />

verliehen bekommen.<br />

Von Matthias Thüsing (Text)<br />

und Lutz Edelhoff (Fotos)<br />

Der Rahmen für die Verleihung der Auszeichnung ist gut<br />

gewählt. Alle Plätze im Theater Erfurt sind besetzt. Minister<br />

sind gekommen, der Oberbürgermeister der Landeshauptstadt<br />

und sein Amtsvorgänger, dazu weitere Honoratioren<br />

aus der Stadtgesellschaft. Und mittendrin natürlich<br />

die Familie. Katja Bildt, ganz in Schwarz gekleidet, schaut<br />

ins Halbdunkel des Zuschauerraums. Hinter ihr wartet das<br />

Philharmonische Orchester Erfurt auf seinen Einsatz. Die<br />

41-Jährige bekommt die Auszeichnung „Kammersängerin“<br />

im Rahmen der Feier zum 20-jährigen Bestehen des Theaterneubaus<br />

hinter dem Dom verliehen.<br />

„Diese Auszeichnung bedeutet mir viel“, sagt Katja Bildt.<br />

Sie stehe für die persönliche künstlerische Entwicklung einerseits,<br />

würdige aber andererseits auch das Engagement,<br />

„Von ganzem<br />

Herzen: Danke.“ –<br />

Katja Bildt mit<br />

Oberbürgermeister<br />

Andreas Bausewein<br />

und Intendant Guy<br />

Montavon im<br />

Moment ihrer<br />

Auszeichnung zur<br />

Kammersängerin der<br />

Erfurter Oper<br />

26 27


Fit in der Mittagspause mit Schwimmen oder Aquafitness<br />

Wer seine Mittagspause sportlich-aktiv verbringen möchte, findet<br />

dazu in den Erfurter Bädern verschiedene Möglichkeiten und in<br />

der Tagesmitte eine angenehm ruhige Atmosphäre beim Schwimmen.<br />

Sport im Wasser schont die Gelenke und wirkt positiv auf<br />

das Herz-Kreislauf-System. Fitnessexperten schwören auf das ideale<br />

Ganzkörpertraining auch wegen seines hohen Energieumsatzes.<br />

Mit der Bäder-Rabattkarte ist die fitnessorientierte Mittagspause für<br />

Schwimmer besonders günstig, man spart bis zu 17 Prozent auf die<br />

Einzeltickets.<br />

Wer sich für den Pausensport im Wasser entscheidet und bessere<br />

Motivation in der Gruppe<br />

findet, kann sich 13:00,<br />

13:50 oder 14:40 Uhr in einem<br />

Aquafitnesskurs in<br />

der Schwimmhalle Johannesplatz<br />

richtig auspowern.<br />

Auch für Wiedereinsteiger<br />

in den Sport ist die<br />

Bewegung im Wasser ideal.<br />

Das ganzheitliche Training<br />

stärkt den gesamten<br />

Bewegungsapparat und<br />

trainiert das Herz-Kreislauf-System.<br />

Bewegung im<br />

Erlebnissauna mit monatlich<br />

wechselnden Themen<br />

Schöner schwitzen und genießen ist einmal im Monat von 18:00 bis 22:00<br />

Uhr von November bis März das Motto in der Sauna der Roland Matthes<br />

Schwimmhalle. Zu einem wechselnden Thema sind alle Fans des gesunden<br />

Schwitzens zu einem besonderen Saunaabend in thematisch passender Atmosphäre<br />

mit besonderen Aufgüssen und Anwendungen eingeladen. Die<br />

Themenabende starten mit dem Hüttengaudi. Für die richtige Atmosphäre<br />

sorgen Naturgeräusche und österreichische Musik, typische Aufgüsse wie<br />

Alpenkräuter und Zirbelkiefer oder in den Ruhepausen Geschichten vom<br />

Wandern und Heimkommen. Dazwischen locken Leckereien der Alpenregion<br />

wie z. B. ein Jausenbrettl mit Brot, Schinken und Käse, Knödel, Suppe<br />

mit Nockerl und Eierschwammerl.<br />

Details und Preise finden Sie im Internet unter www.baeder-erfurt.de<br />

Themen und Termine:<br />

18.11.<strong>2023</strong> – Hüttengaudi<br />

16.12.<strong>2023</strong> – Adventsschwitzen<br />

20.01.2024 – Winteraktivabend<br />

17.02.2024 – Abend der Sinne<br />

16.<strong>03</strong>.2024 – Duftreise<br />

Wasser fördert den Gleichgewichtssinn und regt die Konzentration<br />

an. Wassergymnastik bringt einen fünfmal so starken Trainingseffekt<br />

mit sich wie vergleichbare Übungen an Land. Nach<br />

45 sportlichen Minuten geht es dann wieder motiviert und trainiert<br />

zurück an die Arbeit.<br />

Die Kurse können online gebucht werden unter<br />

https://shop.baederportal-erfurt.de<br />

Öffnungszeiten der Erfurter Bäder unter:<br />

https://www.baeder-erfurt.de/baeder/oeffnungszeiten<br />

BÄDER-RABATT-KARTE<br />

Mehr Rabatt.<br />

Mehr Spaß!<br />

www.baeder-erfurt.de<br />

Happy Hour in der Sauna<br />

Sauna ist mit dem Beginn der nasskalten Jahreszeit eine<br />

ideale Empfehlung, um vom Alltag zu entspannen. Unumstritten<br />

ist der gesundheitsfördernde Aspekt für<br />

das Immunsystem und die Haut. Zusätzlich stärkt ein<br />

Saunagang den Kreislauf. Die Belastung des Herzens in<br />

der Sauna entspricht der eines gemäßigten Trainings.<br />

Im Vergleich zum Sporttraining steigt der Blutdruck in<br />

der Sauna nur gering. Wie wäre es mit einer Saunaentspannung<br />

in der Mittagspause? Dafür bietet die SWE<br />

Bäder GmbH eine Happy Hour mit besonders günstigen<br />

Preisen immer dienstags, mittwochs und freitags<br />

in der Sauna der Roland Matthes Schwimmhalle<br />

an. Beim Eintritt zwischen 13:00 und 14:00 Uhr kosten<br />

drei Stunden Sauna für einen Erwachsenen statt<br />

17 nur noch supergünstige 9 Euro, Sauna und Schwimmen<br />

statt 19 nur noch 13 Euro. Für Kinder bis 16 Jahre<br />

gibt es ebenfalls ein Happy-Hour-Angebot: Sauna für<br />

7 Euro statt 12,80 Euro und Sauna mit Schwimmen für<br />

8 statt 14 Euro.<br />

Fünf Fakten,<br />

warum das<br />

Schwimmen so gesund ist<br />

Schwimmen hat viele Vorteile. Wie gesund der Sport im Wasser<br />

ist, dazu haben wir eine Expertin aus der SWE Bäder GmbH<br />

befragt. Cornelia Sirch ist Olympiasiegerin über 200 Meter Rücken,<br />

hat viele Kilometer im Wasser zurückgelegt. Heute organisiert<br />

sie Schwimmkurse für alle Altersgruppen in Erfurts<br />

Bädern. Das sind ihre fünf Vorteile, die das Schwimmen für<br />

die Gesundheit hat:<br />

● Für jeden Fitnesszustand geeignet: Im Wasser können sich<br />

alle Muskeln und Gelenke entspannen. Durch den Auftrieb des<br />

Wassers scheint der Körper fast schwerelos. Wer z. B. Probleme<br />

mit den Gelenken hat, findet im Wasser das ideale Fitnessprogramm.<br />

Schwimmen und Aquafitness tragen schonend zu mehr<br />

Ausdauer bei und wirken positiv auf das Herz-Kreislauf-System.<br />

Die Aquafitnesskurse sind für jedes Alter und jeden Fitnesszustand<br />

geeignet.<br />

● Schwimmen als Problemlöser: Rückenschwimmen hilft, Verspannungen<br />

des Nackens und der Wirbelsäule zu lösen. Für alle,<br />

die im Büro oder in der Schule viel sitzen müssen, ist das ein wirkungsvoller<br />

Ausgleich.<br />

● Fit durch die Erkältungszeit: Der Kältereiz beim Schwimmen<br />

trainiert das Immunsystem, so kann man sich gut auf die Erkältungszeit<br />

vorbereiten. Die Kombination mit Sauna erhöht diesen<br />

Effekt noch. In der Roland Matthes Schwimmhalle kann man<br />

beides gut kombinieren.<br />

● Besonders gut für Allergiker geeignet: In den Schwimmhallen<br />

wird ein sehr großer Teil der Luft gefiltert. Pollen haben hier<br />

kaum eine Chance. Wer sein Ausdauertraining nicht an der frischen<br />

Luft absolvieren kann, findet hier ideale Voraussetzungen.<br />

● Geringer Aufwand: Für das effektive Schwimmtraining sind 30<br />

bis 45 Minuten ausreichend. Es braucht kein teures Equipment.<br />

Badesachen, Badeschuhe und Handtuch hat jeder im Schrank,<br />

spezielle Sportsachen sind nicht notwendig.<br />

Geschenktipp für Weihnachten<br />

Wir haben das Beste auf eine Karte gesetzt! Mit der<br />

Bäder-Rabattkarte bezahlt der Beschenkte bequem,<br />

sicher und bargeldlos. Je nach Aufladung wird das<br />

Einzelticket bei jedem Badbesuch bis zu 17 Prozent<br />

günstiger.<br />

Vorfreude auf<br />

das Dreienbrunnenbad<br />

In dieser Freibadsaison blieben die Türen des Dreienbrunnenbades<br />

geschlossen. Der bauliche Zustand<br />

vor allem des Haupthauses erwies sich als deutlich<br />

schlechter, als vor dem Baustart angenommen. Beim<br />

Entkernen des 120 Jahre alten Gebäudes tauchten<br />

immer wieder neue Probleme auf. Der Termin für den<br />

ersten Sprung ins kühle Nass wurde ins kommende<br />

Jahr verschoben. Umso größer ist die Vorfreude auf<br />

die nächste Saison.<br />

Christine Karpe (Texte) Steve Bauerschmidt, Adobe Stock, SWE (Fotos)<br />

Mehr dazu lesen Sie<br />

in unserem Blog SWE für Erfurt:<br />

28 29


In einem<br />

Land vor<br />

unserer Zeit<br />

Klaus Horn zeigt<br />

den Alltag in der DDR<br />

Von Christine Karpe (Text)<br />

und Steve Bauerschmidt (Fotos)<br />

Wenn Klaus Horn die Tür zu seiner Ausstellung<br />

im Erfurter Norden öffnet, dann wird<br />

der Alltag eines Landes wieder lebendig,<br />

das nicht mehr existiert. Und dennoch in<br />

der Erinnerung vieler mit persönlichen Wünschen und<br />

Träumen noch fest verankert ist. Das sind die Emotionen,<br />

die der ehemalige Werbefachmann mit seiner Ausstellung<br />

wecken will.<br />

Ihm geht es um den Alltag, mit all seinen Freuden und<br />

auch Einschränkungen, nicht um die politische Bewertung<br />

der DDR. Klaus Horns Ausstellung ist kein kuratiertes Museum,<br />

sondern eine private Sammlung all dessen, was für<br />

ihn Lebenswirklichkeit aus 40 Jahren DDR darstellt. Das<br />

schätzen viele Besucher ebenso, im Gästebuch liest man<br />

sehr oft ein großes Dankeschön und persönliche Erinnerungen.<br />

Der 72-Jährige möchte keine verklärte Sicht,<br />

wie sie private Erinnerungen oft zeigen. Deshalb sollen<br />

zu den einzelnen Themenbereichen noch erklärende<br />

Texte erarbeitet werden. Aktuell gibt es<br />

Erläuterungen auf der Tonspur, bei einer Führung<br />

durch den riesigen Fundus, den Klaus<br />

Horn zusammengetragen hat. Für ein besonderes<br />

Ausstellungsstück wie den Klassiker des<br />

DDR-Gebrauchsdesigns, das Senftenberger Ei<br />

von Peter Ghyczy aus dem Jahre 1968, setzt er<br />

sich ins Auto und nimmt für den Ankauf auch<br />

eine vierstellige Summe in die Hand. Andere<br />

Stücke werden ihm aus Erbschaften angeboten.<br />

„Ich nehme längst nicht alles, denn in den<br />

Kellern und auf den Dachböden schlummern<br />

nach 40 Jahren noch viele DDR-Gebrauchsgegenstände.<br />

Manches ist auch noch in Benutzung,<br />

so wie der robuste Mixer RG 28. In der Mangelwirtschaft<br />

wurde ja auch gern gehamstert. Und viele<br />

Haushaltgeräte hatten eine hohe Haltbarkeit, werden<br />

zum Teil noch heute genutzt.“<br />

Alle Ausstellungsstücke sind Themenbereichen<br />

zugeordnet, die man auf dem Rundgang<br />

erkunden kann. Anfassen ist ausdrücklich erwünscht.<br />

So stehen mechanische Schreibmaschinen<br />

mit eingespanntem Papier zum Tippen be-<br />

Persönliche Erinnerungsstücke an den DDR-Alltag, Designobjekte<br />

mit hoher Funktionalität und die bei jungen Leuten beliebten Zweiräder<br />

– die Ausstellung zeigt eine große Spannbreite<br />

Das Interesse an<br />

der DDR-Geschichte<br />

verschwindet<br />

nicht, wird eher<br />

größer<br />

Klaus Horn<br />

reit. Bei den Rundfunkempfängern reicht die Auswahl von<br />

Musikschränken aus den 50er-Jahren bis zu den beliebten<br />

tragbaren Radiorekordern der Stern-Serie. Die Fülle<br />

der Ausstellungsstücke kann das Auge beim ersten Blick<br />

über die Regale, Tische und Schränke nicht erfassen. Vom<br />

Helm des ersten Deutschen im All, Sigmund Jähn aus Morgenröthe-Rautenkranz<br />

im Erzgebirge, über den Shiguli der<br />

Staatssicherheit bis hin zum Faltsegelboot oder Spielzeug<br />

aller Sorten reicht die Palette. Im Kinoraum kann man alte<br />

Filme in Super 8 anschauen, auch private, wenn das Vorführgerät<br />

zu Hause fehlt. Im Bereich Geschirr und Haushaltsgeräte<br />

gibt es nichts, was es nicht gibt. Klaus Horn<br />

möchte seine Schätze noch weiter sortieren und manches<br />

auch ausmustern. Weil die Stücke zum Wegwerfen aber zu<br />

schade sind, werden sie auf einem Hausflohmarkt angeboten.<br />

Die Idee zur DDR-Ausstellung hatte Klaus Horn schon<br />

lange, aber keine Zeit für die Umsetzung. In der Coronapandemie<br />

hat er dann mit dem Sammeln begonnen. Aus<br />

dem anfänglichen Zweierteam ist inzwischen ein Freundeskreis<br />

geworden. Die Räume in der Salinenstraße hat er<br />

für einen guten Preis mieten können. Dafür mussten die<br />

Ausbauten selbst übernommen werden. Neben Enthusiasmus<br />

und Idealismus bedarf es auch entsprechender finanzieller<br />

Mittel, um eine solche Ausstellung zu betreiben.<br />

„Wir finanzieren uns aus Eintrittsgeldern, dem Verkauf im<br />

Café und im Shop“, erklärt der DDR-Fan. Und Ideen hat er<br />

noch viele, die Besucher anziehen und noch mehr Geld in<br />

die Kasse spülen sollen: Sonderausstellungen, ein Weihnachtsmarkt<br />

oder eben Flohmärkte.<br />

Wenn die aktuelle Fotoausstellung in der ersten Etage<br />

abgebaut ist, wird der gesamte Platz dem Spielzeug<br />

vorbehalten sein. Der Schaukelwagen von Hans Brockhage<br />

und Erwin Andrä aus den 1950er-Jahren im Bauhaus-<br />

Design erhält dann einen würdigen Platz – wie auch die<br />

Kindermobile oder die Spiele, Puppen, Plüschtiere oder<br />

Metallbaukästen. Ganz im Sinne von Klaus Horn soll dann<br />

auch damit gespielt werden, eine Ausstellung zum Erleben<br />

und Erkunden. Trotz der großen Zahl von Exponaten hat er<br />

noch Ideen, was seine DDR-Ausstellung bereichern könnte.<br />

Die Rupfentiere der thüringischen Designerin Renate<br />

Müller waren schon zu DDR-Zeiten Kult – heute gelten sie<br />

als Design-Klassiker. Davon hätte der Sammler gern ausgewählte<br />

Stücke, weil das Spielzeug, für behinderte Kinder<br />

entwickelt, die Qualität und den Nutzen des DDR-<br />

Designs perfekt verkörpert.<br />

Öffnungszeiten<br />

Mittwoch bis Sonntag/Feiertag 10.00 bis 18.00 Uhr,<br />

letzter Einlass 17.00 Uhr<br />

Wo? Salinenstraße 150, Erfurt<br />

www.ddr-ausstellung-erfurt.de<br />

Mobil: 49 151 55426617<br />

30 31


Coole Kunst<br />

BUNT statt GRAU:<br />

Die Einfahrt zur<br />

SWE Tiefgarage<br />

erstrahlt in<br />

neuem Design<br />

Elly und Ley geben ihrem<br />

Werk den letzten Schliff<br />

Von Matthias Thüsing (Text)<br />

und Steve Bauerschmidt (Fotos)<br />

Es ist Tag 4 des Graffiti-Projekts in der<br />

Einfahrt zur Tiefgarage der Stadtwerke<br />

Erfurt. Jugendliche arbeiten sich an<br />

den grauen Betonwänden ab, sprühen<br />

großformatige Bilder. Spraydosen stehen<br />

überall herum. Die Jugendlichen arbeiten<br />

am „letzten Schliff“.<br />

„Ich habe schon Respekt vor der Wand<br />

gehabt.“ Jack steht in der schmalen Einfahrt, betrachtet sein<br />

Werk aus der Distanz. Einzelne Buchstaben in Form von kunstvollen<br />

Einzelbildern ergeben das Wort Cool-Projekt. „Aber das<br />

Ergebnis gefällt mir“, sagt Jack. Er fühle sogar so etwas wie<br />

Stolz, das Werk tatsächlich hinbekommen zu haben.<br />

Das Angebot des Vereins Kontakt in Krisen e. V. wendet sich<br />

an Jugendliche, die Probleme mit der Schule, mit sich und überhaupt<br />

haben. Es sind Unterrichts-Störer, Jungen und Mädchen,<br />

die irgendwann aufgehört haben, zur Schule zu gehen, oder Jugendliche,<br />

die an Corona oder auch ihren hänselnden Mitschülern<br />

gescheitert sind. „Niemand nimmt sich vor, ein schlechter<br />

Schüler zu sein“, sagt Michael Frank. „Passende Arrangements<br />

zur Umkehr und Neuorientierung sind wichtig.“ Allein in Erfurt<br />

verlassen Jahr für Jahr fast neun Prozent der Jugendlichen die<br />

Schule ohne Abschluss. Daher brauche es Angebote wie „Cool“.<br />

Michael Frank ist Diplom-Sozialarbeiter und Leiter dieser<br />

„Schule am anderen Ort“ ohne Klingelzeichen, dafür mit viel<br />

individueller Förderung und alternativen Unterrichtsmodellen.<br />

Weit über 700 schuldistanzierte Jugendliche wurden im Laufe<br />

der vergangenen zwei Jahrzehnte wieder in den Regelschulbetrieb,<br />

in ein berufsvorbereitendes Jahr, eine Lehrausbildung<br />

oder eine andere Fördermaßnahme integriert. Graffiti ist so ein<br />

anderer Ansatz, den Kunstunterricht zu gestalten.<br />

Annemarie Kaluza von der Kunstschule Imago ist für den<br />

Kunstunterricht verantwortlich. Museums- und Galeriebesuche<br />

gehören dazu – und eben das Graffiti-Projekt. „Kaum einer<br />

Kunstform schlägt so viel Ablehnung entgegen“, sagt die<br />

Dozentin. „Zugleich ist genau das ein Thema, was viele Jugendliche<br />

anspricht.“ Es geht bei „Cool“ immer auch darum,<br />

die Schüler überhaupt zum Mitmachen zu animieren. Die Herausforderung<br />

liegt auch darin, vom Entwurf bis zur Umsetzung<br />

bei den einzelnen Arbeitsschritten am Ball zu bleiben. Es<br />

mag leicht aussehen, aber mit den Spraydosen die Entwürfe in<br />

zigfacher Vergrößerung auf die Wand zu bringen, Proportionen<br />

zu wahren und Farbverläufe hinzubekommen, ist alles andere<br />

als einfach.<br />

Ley hat durchgehalten. Rundum zufrieden ist sie trotzdem<br />

nicht. Gemeinsam mit Elly hat sie ein Häusermeer auf die Wand<br />

gebracht, über dem sich auf der einen Seite eine brennende<br />

Comic-Figur und auf der anderen eine lila Katze erheben. Dazu<br />

schwebt – zu Leys Missfallen – eine Weltkugel im Bild. „Mein<br />

Entwurf sah hier eine Bombe vor. Aber die sollte ich nicht sprühen“,<br />

sagt sie. Der Unmut über die Zensur ist ihr anzuhören.<br />

Ihre Malpartnerin Elly – sie hat nicht nur die Wand, sondern<br />

gleich auch ihr T-Shirt kreativ verziert – versucht sie trotzdem<br />

mit dem Bild zu versöhnen. Ihr jedenfalls gefällt es. Mit Museumskunst<br />

können beide nicht viel anfangen. Aber das Projekt<br />

mache schon Spaß, sagen beide.<br />

Zum Gelingen trägt Steve Seeger bei. Der 37-jährige studierte<br />

Architekt kommt selbst aus der Sprayer-Szene. Er gibt Kurse,<br />

nicht nur für die Jugendkunstschule Imago, die seit 1997<br />

als freier Träger gemeinnützig Jugendlichen im Großraum Erfurt<br />

außerschulischen Kunstunterricht anbietet. Mit der Dose<br />

in der Hand korrigiert Seeger Fehler in den Bildern, zeichnet<br />

Rahmen um die einzelnen Motive oder erklärt den Jugendlichen,<br />

wie man Verläufe auf die Wand bringt. Dem einen müsse<br />

er mehr helfen, dem anderen weniger.<br />

Stolz kann sein, wer durchgehalten hat. Jack jedenfalls ist es.<br />

Es ist die vorletzte Woche vor den Sommerferien. Für ihn endet<br />

damit seine Schulzeit. Auch durch die Hilfe des Cool-Projekts<br />

ist er zuversichtlich, eine Ausbildung als Mechatroniker zu<br />

finden und zu absolvieren.<br />

Schulleiter Michael Frank und Annemarie Kaluza von<br />

der Erfurter Kunstschule Imago stehen hinter dem<br />

32<br />

pädagogischen Konzept zum Kunstunterricht in der<br />

Einfahrt zur SWE Tiefgarage<br />

33


VERFANGEN in<br />

BILDERWELTEN<br />

Von Julika Noa (Text)<br />

und Jacob Schröter (Fotos)<br />

Malen kann er auch. Jörk Rothamel weiß<br />

mit Leinwand, Pinsel, Farbe umzugehen.<br />

Dieses Talent hilft ihm, als Galerist Künstler<br />

und Werk schnell einzuschätzen und<br />

das Potenzial zu erkennen. Kunst hat er dann aber doch<br />

nicht studiert: „Andere waren besser“, meint er locker. Er<br />

studierte Kunstgeschichte in St. Petersburg. „Das liest sich<br />

wie der Klappentext für einen Katalog“, urteilt er, als ich<br />

Erfurts Galerist Jörk Rothamel<br />

ihm den Textentwurf schicke. Damit kennt er sich aus. Als<br />

Galerist legt er zu vielen seiner Ausstellungen hochwertige<br />

Kataloge auf. „Ein Galerist muss seine Künstler promoten,<br />

sie gut verkaufen, sie fördern und bekannt machen“,<br />

beschreibt der heute 61-Jährige sein Job-Profil.<br />

Nach seinem Studium in Russland, der Assistenz in Leipzig<br />

und einem Aufenthalt in Paris schrieb er für die „Neue Bildende<br />

Kunst“, übersetzte, verfasste Lexikonartikel und kuratierte<br />

für das „Europäische Kulturzentrum“ in Erfurt. „Wir haben<br />

unglaublich viele Fördermittel verbraucht, um schöne<br />

Ausstellungen zu machen, von denen die Künstler auf lange<br />

Sicht kaum profitierten und die vom Publikum bald wieder<br />

vergessen wurden.“<br />

Rothamel wollte Nachhaltigkeit. „Ich möchte Künstler entdecken,<br />

sie pushen, berühmt machen“. Von 1996 an baute<br />

er in Erfurt die „Galerie Rothamel“ auf. „Man braucht ja<br />

nicht viel: Einen Raum, ein bisschen gutes Licht und dann<br />

kann man loslegen“, stapelt er tief. Denn ein Galerist, der Erfolg<br />

haben will, braucht den Blick, das Kunstverständnis, damit<br />

Künstler ihm seine Werke anvertrauen und Sammler ihr<br />

Geld. Jörk Rothamel ist promovierter Kunsthistoriker, verfügt<br />

über profundes Wissen und Leidenschaft.<br />

Seine Galerie in der Kleinen Arche in Erfurt kommt ohne<br />

Schaufenster, ohne Laufkundschaft aus. Man muss klingeln,<br />

sie gezielt suchen und finden. Wer eintritt, bekommt auf<br />

Wunsch vom Chef eine Führung und die kann, selbst wenn<br />

Jörk Rothamel vorher am Schreibtisch über wichtigen Arbeiten<br />

saß, eine Stunde und länger dauern. Er liebt sie nun mal<br />

die Bilderwelten. Das Gebäude, in dem er vor nunmehr über<br />

einem Vierteljahrhundert Erfurts erste große Galerie eingerichtet<br />

hat, ist über 100 Jahre alt und atmet Zeitgeschichte.<br />

Einst war es eine Druckerei, in der die Wochenzeitschrift<br />

„Weltbühne“ gedruckt wurde, erzählt Rothamel. „In diesen<br />

Räumen stand Carl von Ossietzky und hat die Druckfahnen<br />

entgegengenommen. Bis 1933 die Nazis an die Macht kamen.“<br />

2005 hat Rothamel seine Niederlassung in Frankfurt am<br />

Main gegründet. „Weil“, sagt er: „wir in der westdeutschen<br />

Presse einfach nicht vorkamen. Seitdem ich auch in<br />

Frankfurt agiere, ist unsere Galerie in den Medien<br />

und in der Wahrnehmung der Künstler und Sammler<br />

präsenter.“ Einige der Künstler, mit denen er arbeitet,<br />

zählen längst zu den Stars der Kunstwelt.<br />

Hans-Christian Schink ist einer der renommiertesten<br />

Fotokünstler Deutschlands. Moritz Götze, Dana<br />

Meyer, Wieland Payer oder auch der in Vietnam geborene<br />

Nguyen Xuan Huy begeistern die Kunstwelt<br />

und haben bei Rothamel ihre wichtigen Ausstellungen<br />

gezeigt. 15 Künstler vertritt der Erfurter Galerist.<br />

Darunter sind Absolventen der mitteldeutschen<br />

Kunsthochschulen wie der Hochschule für Grafik<br />

und Buchkunst Leipzig und der Burg Giebichenstein,<br />

aber auch eine Amerikanerin und zwei Künstler aus<br />

Japan. Wichtig war und ist ihm dabei immer, neue<br />

Talente zu entdecken und ihnen eine Bühne zu geben,<br />

in seiner Galerie und in enger Zusammenarbeit<br />

mit Museen. Sein Geschäftsmodell: Er kauft die<br />

Kunstwerke nicht auf. Die Künstler leihen sie ihm.<br />

Aktuell verkaufe er trotz der schwierigen wirtschaftlichen<br />

Situation recht gut: „Es gibt immer noch viele,<br />

die ihr Geld in Bilder, Grafiken, Skulpturen anlegen.<br />

Viele Juristen und Unternehmer sind zum Beispiel<br />

extrem kunstinteressiert. Früher kamen auch Leute mit weniger<br />

Geld. In den 90er-Jahren erwarben sie sich für wenig<br />

Geld eine kleine Grafik, ein kleines Bild. Das hat nachgelassen“,<br />

bedauert er.<br />

Aktuell beobachte er eine kritische Entwicklung auch in der<br />

Kunst. Wer nicht dem Mainstream entspricht, werde gezielt<br />

ausgeblendet, und wer in der Kunst öffentlich nicht mehr<br />

stattfindet, bei dem geht es schnell um die Existenz. „Mich<br />

reizt das, gegen den Stachel zu löcken, auch weil ich das<br />

aus der DDR kenne. Und weil das die Aufgabe der Kunst ist.“<br />

Rothamel ist ein kritischer, ein unbequemer Geist. Aufgewachsen<br />

ist er im südthüringischen Roßdorf, wenige Kilometer<br />

von der deutsch-deutschen Grenze entfernt. Dort hat er<br />

bei Walter Nickel und Herbert Lubich malen, zeichnen und<br />

die Liebe zur Kunst gelernt. „Die beiden waren ein Glücksfall<br />

für den kleinen Ort – und für mich“, erinnert er sich dankbar.<br />

Als Galerist sieht er sich nur am Rande als Verkäufer. Im<br />

Jahr zeigt er bis zu sechs Ausstellungen in Erfurt mit Malerei,<br />

Fotografie, Grafik und Plastik. Er will mit den Werken, die<br />

er auswählt, den Diskurs anstoßen zum Beispiel zum Umgang<br />

der Menschen mit ihrer Welt. „Abendland“ heißt die<br />

Präsentation mit Malerei von Harald Gratz im November. Im<br />

Dezember zeigt Moritz Götze bei Rothamel seine neuesten<br />

Emailarbeiten. Die Herbstausstellung „Expeditionen“ von<br />

Dana Meyer und Wieland Payer führte bis Anfang Oktober<br />

zu wirklichen und imaginären Sehnsuchtsorten, ins Grenzgebiet<br />

zwischen Fantasie und Realität. „Das liest sich wie ein<br />

Klappentext.“ Das ist ein Klappentext – sein eigener.<br />

34 35


Wie Frühjahrsputz –<br />

aber jede Nacht<br />

Von Hannes Sperling (Text)<br />

und Jacob Schröter (Fotos)<br />

Erfurt, 20 Uhr, an einem typischen Herbsttag. Am Urbicher<br />

Kreuz im Südosten der Thüringer Landeshauptstadt<br />

weht ein kräftiger Wind. Es ist kalt und nass. Ganz anders<br />

in den Fahrzeughallen der Verkehrsbetriebe. Hier ist es<br />

wohlig warm. Alles ist hell erleuchtet. Es riecht sogar angenehm<br />

lieblich, fast wie gewaschene Wäsche.<br />

„So duftet eine frisch gewischte und saubere Bahn. Das ist<br />

nicht immer so“, sagt Saikou Ceesay mit einem breiten Grinsen.<br />

Er ist Reinigungsfachkraft bei der DB Services GmbH (ein Tochterunternehmen<br />

der Deutschen Bahn), sorgt im Auftrag der<br />

EVAG mit seinen 12 Kolleginnen und Kollegen für saubere Busse<br />

und Stadtbahnen in Erfurt. Saikou Ceesay: „Die Schicht ging<br />

gerade erst los, viele Straßenbahnen sind noch in der Stadt unterwegs.<br />

Bald wird es aber richtig voll hier.“<br />

93 Bahnen und 71 Busse hat die EVAG im Fuhrpark. Die Kolosse<br />

sind bei Wind und Wetter von früh bis spät auf Tour. An einem<br />

normalen Arbeitstag bringen sie insgesamt rund 165.000<br />

Menschen bequem und sicher von A nach B. „Man merkt, dass<br />

es Winter wird. Die Fahrgäste tragen wieder mehr Dreck und<br />

Matsch in die Bahnen“, sagt Andreas Friedrich. Er ist seit fast 25<br />

Jahren Reiniger bei der DB und nach wie vor mit Herz und Seele<br />

dabei. Mittlerweile ist er sogar einer der Schichtleiter hier. „Ich<br />

mache meinen Job wirklich gerne, habe mich an das Arbeiten<br />

in der Nacht gewöhnt und kann mir auch nichts anderes mehr<br />

vorstellen“, sagt er, als er gerade klar Schiff im Wagen mit der<br />

Nummer 808 macht. Die über 40 Meter lange Bahn – ein moderner<br />

Tramlink mit WLAN und Klimaanlage – war heute tagsüber<br />

auf der Linie 1 eingesetzt, pendelte zwischen Europaplatz<br />

und Thüringenhalle. Andreas Friedrich: „Die neuen Straßenbahnen<br />

haben es in sich. Es gibt viel mehr Fensterflächen als zum<br />

Beispiel bei den älteren Combinos. Da wir per Hand polieren,<br />

geht das ganz schön in die Arme. Aber das ist ja gut für die<br />

Muckis“, sagt er und lacht.<br />

Wenn die Sonne untergeht, die meisten Menschen ihren wohlverdienten Feierabend<br />

genießen, dann startet für die Reinigungsteams der Erfurter Verkehrsbetriebe erst<br />

die Arbeit. Nacht für Nacht schwingen sie Besen, Reinigungstücher und Wischmopp.<br />

Pro Schicht reinigen sie bis zu 50 Straßenbahnen und 60 Busse. Das SWE Journal<br />

war auf Stippvisite bei den Saubermachern der EVAG.<br />

Nacht für Nacht nehmen<br />

Haitham Dakhil Haji,<br />

Saikou Ceesay, Andreas<br />

Friedrich und Kwame Isumaila<br />

Haruna (v.l.) von der DB<br />

Services GmbH den Kampf<br />

gegen den Schmutz in den<br />

Erfurter Stadtbahnen<br />

und Bussen auf<br />

In der Nacht bringen die Jungs und Mädels der DB rund<br />

50 Bahnen und 60 Busse am Urbicher Kreuz auf Vordermann<br />

(der Rest wird in anderen Betriebshöfen der EVAG gereinigt).<br />

In allen Fahrzeugen wird gekehrt, die Polster werden abgesaugt,<br />

Haltestangen desinfiziert, der Boden und die Fenster<br />

bei Bedarf nass gewischt. Andreas Friedrich: „Das ist fast wie<br />

der Frühjahrsputz zu Hause, nur eben jede Nacht.“ Gearbeitet<br />

wird in zwei Schichten. Von 18 Uhr bis 2 Uhr und von 20<br />

Uhr bis 4 Uhr sind die Saubermacher und Saubermacherinnen<br />

am Wienern.<br />

Zu den „Kehrseiten“ des Jobs zählen so manche Hinterlassenschaften<br />

der Fahrgäste. Klassiker sind alte Kaugummis an<br />

den Sitzen oder am Boden, liegen gelassene Taschentücher<br />

und klebrige Überreste von verschütteten Flüssigkeiten. Für<br />

fast jede hinterlassene Gemeinheit haben die „Mainzelmännchen“<br />

ein Ass im Ärmel. Schichtleiter Kwame Isumaila Haruna:<br />

„Wir sind gut ausgestattet, haben neben Reinigungstüchern<br />

und Wischmopp auch immer einen Spachtel und spezielle Reinigungsmittel<br />

dabei. Damit bekommen wir auch die fiesesten<br />

Kaugummireste ab.“ Die größte Herausforderung für die Putzkolonne<br />

sind die Dienste am Wochenende. Da ist sich das Team<br />

einig. „Manchmal ist man schon überrascht, wie so ein Disco-Bus<br />

hinterlassen wird. Aber mit der Zeit ist man abgehärtet“,<br />

sagt Kwame Isumaila Haruna, der als Schichtleiter nicht<br />

nur Dienste einteilt und die Endkontrolle macht, sondern selbst<br />

oft mit anpackt. „Es ist harte Arbeit. Man weiß am Ende der<br />

Schicht, was man getan hat. Aber das ist unser Job, das haben<br />

wir uns ausgesucht. Und die Bezahlung stimmt ja auch“, sagt er.<br />

Wenn dann gegen 4 Uhr langsam der Tag beginnt, die ersten<br />

Busse und Bahnen aus den Hallen rollen, dann heißt es für<br />

Saikou Ceesay, Andreas Friedrich & Co. verdientermaßen Feierabend<br />

und Schlafenszeit. Saubere Arbeit!<br />

36 37


Von Matthias Thüsing (Text)<br />

und Steve Bauerschmidt, Adobe Stock (Fotos)<br />

Die Stimmung ist fröhlich, leicht und unbeschwert. Und<br />

doch ist so ein Kita-Alltag durchgeplant. Geöffnet ist die Einrichtung<br />

ab 6.30 Uhr. Die meisten Kinder kommen bis 7.30<br />

Uhr in die Einrichtung, starten mit dem Morgenkreis und<br />

dem gemeinsamen Frühstück. Wiederkehrende Rituale wie<br />

dieses geben den Kindern Sicherheit im Tagesablauf. Nach<br />

dem Frühstück spielen sie. Gegen 10.30 Uhr gehen die ersten<br />

Kinder zum Mittagessen und anschließend in ihr kuscheliges<br />

Nest. Ab dem frühen Nachmittag spielen sie<br />

weiter, drinnen oder draußen, nach und nach kommen die<br />

Familien zum Abholen. Der „Löwenzahn“ ist beliebt. Es<br />

gibt stets mehr Anmeldungen als freie Plätze. „Ich könnte<br />

ja sagen, das ist so, weil wir so toll sind und das stimmt<br />

auch“, sagt die Leiterin. Aber zur Wahrheit gehört auch,<br />

dass in der Nachbarschaft 400 neue Wohnungen entstanden<br />

sind und dadurch das Interesse allein schon der<br />

kurzen Entfernung wegen noch mal zugenommen hat.<br />

Grundsätzlich ist aber auch in Erfurt der Geburtenrückgang<br />

deutlich zu spüren. Familien können nun weitaus öfter<br />

ihr Wunsch- und Wahlrecht ausüben.<br />

Erzieherin in Erfurt:<br />

Fordernd und erfüllend<br />

Seit 51 Jahren steht sie etwas versteckt in einer<br />

Grünanlage an der Halleschen Straße im Erfurter<br />

Osten, die Kita „Löwenzahn“. Der sanierte Flachbau<br />

ist hell, bunt und geräumig. Das Haus wird von Katja<br />

Bergmann geleitet. Sie sei bisweilen mehr Managerin<br />

als Pädagogin, sagt sie. Trotzdem versucht sie, so oft es<br />

ihr möglich ist, ihr Büro zu verlassen und sich den Kindern<br />

zu widmen.<br />

Sophia unternimmt bereits den dritten Versuch, in den<br />

Garten zu kommen. Erst läuft sie ohne Jacke los, dann fehlt<br />

die Mütze. Jetzt hat sie die Erzieherin abgehängt und wartet<br />

vor der Tür zum Außengelände. Frau Bergmann öffnet Sophia<br />

und den anderen Kindern die<br />

Tür. Alle stürmen raus.<br />

Die Buddelkiste im Garten<br />

ist riesig. Mittendrin stehen<br />

eine Nestschaukel und<br />

ein „Bumbaumelschloss“ mit<br />

kleiner Rutsche und Kletternetz.<br />

Ein großes Sonnensegel<br />

spendet Schatten. „Wenn<br />

es das Wetter zulässt, gehen<br />

wir immer mit den Kindern<br />

an die frische Luft“, sagt Katja<br />

Bergmann. 48 Kinder im Alter<br />

von einem bis über zwei Jahren<br />

spielen und lernen in der<br />

Einrichtung in drei Gruppen<br />

mit 14 pädagogischen Fachkräften.<br />

Die Kindertagesstätte „Löwenzahn“ bietet Platz<br />

für 48 Kinder im Alter von bis zu drei Jahren<br />

Allerdings ist die Personalsuche für die Träger immer wieder<br />

eine Herausforderung. Derzeit sind beim Löwenzahn alle<br />

Stellen besetzt. Doch die Rahmenbedingungen gerade für<br />

die Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern sind eher<br />

abschreckend als einladend. Wer nicht das Glück hat, an einer<br />

der wenigen staatlichen Berufsschulen angenommen zu werden,<br />

kann sich auch auf einer privaten Schule ausbilden lassen.<br />

„Hier allerdings müssen die Auszubildenden die Kosten<br />

der fünfjährigen Ausbildung zumeist selbst finanzieren“, sagt<br />

Katja Bergmann. Das schrecke viele ab, da das Gehalt eines<br />

Erziehers oder einer Erzieherin – die meisten arbeiten zudem<br />

in Teilzeit – auch nicht sonderlich hoch sei. Hinzukommt, dass<br />

es oft an gesellschaftlicher Wertschätzung mangelt.<br />

Virginia und Kristin sitzen mit Darius, Emil, Johanna und<br />

einigen anderen Kindern in<br />

der großen Sandkiste, verteilen<br />

Schäufelchen und Eimer<br />

und bauen Burgen. Virginia<br />

habe schon immer Erzieherin<br />

werden wollen, sagt sie.<br />

Doch die Finanzierung ihrer<br />

Ausbildung schreckte auch<br />

sie zunächst ab. Sie lernte<br />

stattdessen Hotelfachfrau<br />

und begann anschließend<br />

an der Kasse eines großen<br />

schwedischen Möbelhauses<br />

– des Geldes wegen. „Am<br />

Ende war mir die Tätigkeit<br />

zu eintönig“, sagt die heute<br />

37-Jährige. Weswegen sie vor<br />

elf Jahren dann doch zu ihrem<br />

Traumberuf zurückkehrte. Damals<br />

selbst schon zweifache Mutter, drückte Virginia noch<br />

einmal für vier Jahre die Schulbank. Seit 2016 ist sie Teil des<br />

Teams in der Kindertageseinrichtung Löwenzahn. „Die Arbeit<br />

mit den kleinen Kindern ist manchmal anstrengend, aber jeden<br />

Tag abwechslungsreich“, sagt sie. „Natürlich“, sagt Katja<br />

Bergmann, „gibt es immer auch mal Dinge, die nicht so laufen.<br />

Es ist wichtig, dass man darüber offen spricht. Etwa auch<br />

mit den Eltern.“ So komme es manchmal vor, dass die Chemie<br />

zwischen einer Kollegin und einem Kind oder den Eltern<br />

nicht stimmt. „Dann gehen wir ins Gespräch und finden eine<br />

Lösung.“ Lösbar sei jedes Problem. Das gelte auch umgekehrt.<br />

„Wenn wir von den Eltern im Gespräch mit ihren Kindern<br />

manchmal als Tanten bezeichnet werden, sage ich deutlich,<br />

dass mir das nicht gefällt. Der Beruf ist schön, fordernd<br />

und auch körperlich anstrengend. Wir sind eben keine Tanten,<br />

die nur spielen und sich einen schönen Tag machen. Wir<br />

sind ein gut ausgebildetes und motiviertes Team. Alle Kolleginnen<br />

kommen unheimlich gern auf die Arbeit und lieben<br />

ihren Beruf. Diese Zufriedenheit spüren die Eltern.“<br />

Sobald es das Wetter zulässt, geht es raus in<br />

den Garten mit der großen Buddelkiste. Liebevoll<br />

kümmern sich Leiterin Katja Bergmann und<br />

ihre 13 Kolleginnen um die Kleinen<br />

38 39


„Über den Ursprung des Namens Pfaffenlehne kann man<br />

nur spekulieren, eventuell diente die Anhöhe bereits in vorherigen<br />

Jahrhunderten der Herstellung von Messwein für die<br />

Kirche“, sagt Schwenken. Im Mittelalter sei Erfurt mit bis zu<br />

2000 Hektar Anbaufläche eine echte Weinbaustadt gewesen.<br />

Dass die Einzellage „Pfaffenlehne“ früher schon ein Bestandteil<br />

der großen Erfurter Weinflächen des Mittelalters war, lässt<br />

sich aus umliegenden Straßen- und Flurnamen ableiten. So<br />

gibt es unweit eine Straße „Zum Weinberg“ oder das Wohngebiet<br />

„An der Weinsteige“. Und selbst der heutige Weinberg<br />

der Vereinigten Kirchen- und Klosterkammer habe eine ganz<br />

besondere Geschichte, auf die sich die Stiftung bei der Gründung<br />

des neuen Weinguts gerne bezieht.<br />

Der Weinberg wird<br />

streng ökologisch bewirtschaftet.<br />

Die „Pfaffenlehne“ ist<br />

freiwilliges Mitglied im<br />

Bio-Verband ECOVIN<br />

Tom Andrä (li.) und Martin Juch<br />

holen mit ihrer Arbeit und ihren<br />

Kenntnissen das Beste aus dem Boden<br />

heraus. Muschelkalk, Lehm und ein wenig<br />

Ton sind hierfür die Grundlage<br />

WILLKOMMEN im<br />

Weinberg des Herrn<br />

In unmittelbarer<br />

Nachbarschaft<br />

zum Erfurter<br />

Hauptfriedhof baut<br />

die Vereinigte<br />

Kirchen- und<br />

Klosterkammer<br />

seit 2020 ein<br />

neues Weingut auf<br />

Von Matthias Thüsing (Text) und Jacob Schröter (Fotos)<br />

Weinstöcke, so weit das Auge reicht. Insgesamt 37.000 Reben<br />

stehen hier auf einer Fläche von 7,6 Hektar. „Irgendwo da hinten<br />

müssen sie sein“, sagt Ralf Schwenken, Präses der Vereinigten<br />

Kirchen- und Klosterkammer. „Sie“ – das sind der<br />

Önologe Tom Andrä und sein Winzergeselle Martin Juch. Den<br />

größten Teil des Sommers haben die beiden Männer im Weinberg verbracht. Sie<br />

haben den Wuchs der Reben kontrolliert, Unkräuter bekämpft, für die richtige<br />

Bewässerung gesorgt und am Ende die Trauben gelesen.<br />

Die beiden Winzer sind beruflich schon seit Jahren im nördlichsten aller deutschen<br />

Weinanbaugebiete beheimatet. Andrä war zuletzt erfolgreicher Kellermeister<br />

in einem der großen Weingüter im Saale-Unstrut-Gebiet, zu dem auch Erfurt<br />

gehört. „Einen solchen Betrieb in Erfurt schrittweise aufzubauen – und dann auch<br />

noch Bio, das hat mich gereizt“, sagt der 34-Jährige. Weinbau hat er von der Pike<br />

auf gelernt, auch die ersten Weine aus der Jungfernlese des Weinberges „Erfurter<br />

Pfaffenlehne“ stammen von ihm. Neben Riesling, Chardonnay, Spätburgunder<br />

wachsen hier auch Viognier und Goldmuskateller.<br />

„Der wohlhabende Erfurter Bürger und<br />

Ratsherr Dietrich von Topfstedt übereignete<br />

1363 dem Zisterzienserinnenkloster im<br />

Brühl einen großen Weingarten und sein<br />

ganzes Gut im unweit gelegenen Schmira“,<br />

sagt Schwenken. Die Topfstedt’sche<br />

Brotspende sei die älteste nachweisliche<br />

Stiftung in der heutigen Vereinigten Kirchen-<br />

und Klosterkammer. Daher biete es<br />

sich an, zu den Wurzeln zurückzukehren,<br />

hier wieder Wein aufzureben. Und natürlich,<br />

räumt der Präses auf beharrliche Nachfrage ein, sei das<br />

mit dem Wein auch „irgendwie eine persönliche Leidenschaft“.<br />

Man hätte hier schließlich auch Getreide anbauen können.<br />

Dabei stand am Anfang gar nicht die Wiederbelebung des<br />

Erfurter Weinbaus im Mittelpunkt. „Uns ging es vielmehr darum,<br />

als landwirtschaftlicher Betrieb anerkannt zu werden“,<br />

sagt Schwenken. Grund sei das siedlungsrechtliche Vorkaufsrecht,<br />

welches dafür sorgt, dass landwirtschaftliche Flächen<br />

nur an landwirtschaftliche Betriebe veräußert werden. Ohne<br />

selbst aktiv Landwirtschaft zu betreiben, sei man so beim<br />

Kauf neuer Flächen im Nachteil gewesen. „Wir hatten acht<br />

Hektar an Rebbaufläche beantragt, in der Hoffnung den für<br />

die landwirtschaftliche Eignung notwendigen halben Hektar<br />

bewilligt zu bekommen“, sagt der Präses: „Zu unserer<br />

Dem Willen der<br />

Stifter folgend, der<br />

Zukunft verpflichtet<br />

Motto der Vereinigten<br />

Kirchen- und Klosterkammer<br />

Überraschung kam dann dieser zunächst<br />

negative Lottogewinn: Uns wurden auf Anhieb<br />

5,1 Hektar bewilligt. So kam es nicht<br />

mehr darauf an, eine weitere Fläche wurde<br />

beantragt und genehmigt, aus ursprünglich<br />

einem halben wurden letztendlich 7,6<br />

Hektar.“<br />

Die Kammer nahm die Herausforderung<br />

an. Schnell reiften die Pläne, größer zu denken.<br />

Technik wurde beschafft und am nahe gelegenen Flughafen<br />

eine Halle für den neuen Maschinenpark angemietet.<br />

Personal wurde eingestellt und der notwendige Keller bei einem<br />

befreundeten Winzer in Weimar langfristig angemietet.<br />

Die zukünftige Flaschengärung für die Schaumweinherstellung<br />

soll zusätzlich in den kommenden Jahren in einem Gewölbekeller<br />

des Erfurter Mariendoms stattfinden. Der Neubau<br />

der Maschinenhalle am Weinberg befindet sich ebenso in Planung<br />

wie der Bau eines Weinkellers nebst Straußwirtschaft in<br />

unmittelbarer Nähe.<br />

Der Weinbau in Erfurt soll schon bald rentabel werden.<br />

Denn die Vereinigte Kirchen- und Klosterkammer verwaltet<br />

jene guten Gaben frommer Männer und Frauen, die über Jahrhunderte<br />

hindurch kirchliche Stiftungen initiiert haben. In jedem<br />

dieser Fälle wurden dabei soziale oder karitative Zwecke<br />

von den Stiftern verfolgt. Getreu ihrem Motto „Dem Willen<br />

der Stifter folgend, der Zukunft verpflichtet“, ist die Vereinigte<br />

Kirchen- und Klosterkammer bereits heute in der Lage, jährlich<br />

Stiftungsmittel in spürbarer Höhe für die gute Sache zu<br />

vergeben.<br />

„Noch kostet uns der Aufbau des Betriebes richtig Geld“,<br />

sagt der Präses. Aber wenn alles stehe und aufgebaut sei, werde<br />

der Erfurter Wein nicht nur gut schmecken, sondern auch<br />

Gewinne abwerfen, um damit Gutes zu tun.<br />

„Der Erfurter Wein soll nicht nur gut schmecken,<br />

sondern auch Gewinne abwerfen, um damit Gutes<br />

zu tun“, sagt Ralf Schwenken, Präses der Vereinigten<br />

Kirchen- und Klosterkammer<br />

40 41


1<br />

Mehr als nurein Müllauto<br />

Wir stellen vor: unser „kleiner“ MAN TGM<br />

18 290. Im engen Erfurter Innenstadtbereich<br />

sammelt das 290 PS starke Fahrzeug<br />

Abfall. Bis zu 6 Tonnen Müll kann<br />

seine Trommel schlucken. Dabei kommt<br />

jede Menge Hightech zum Einsatz.<br />

8<br />

4<br />

8<br />

Ein luftgefederter und verstellbarer<br />

Sitz sorgt für Komfort.<br />

5<br />

Ein Ident-Systems erkennt jede<br />

Abfalltonne und registriert die<br />

Leerung bzw. Störungen.<br />

9<br />

Mit einer<br />

Drehtrommel<br />

und einem inneren<br />

Schneckenwerk<br />

wird der<br />

Abfall nach hinten<br />

befördert.<br />

5<br />

7<br />

2<br />

1<br />

7<br />

2 3<br />

6<br />

Rote Bügel stoppen den Schüttvorgang,<br />

wenn eine Person diese berührt.<br />

3<br />

4<br />

5<br />

Dank hochmoderner<br />

PMD-Technologie werden<br />

Objekte und Personen hinter<br />

und neben dem Fahrzeug<br />

via Lichtimpulsen erfasst. Das<br />

System schützt Personen auch<br />

in Kurven sowie Ein- und<br />

Ausfahrten.<br />

6<br />

Kameras überwachen den Raum um die Schüttanlage.<br />

Bei Nutzung des Trittbrettes kann das Fahrzeug nur<br />

42<br />

noch 30 km/h und nicht mehr rückwärtsfahren.<br />

Ivo Dierbach (Text) Jacob Schröter (Fotos) 43


Drei Männer und ihr Plan für<br />

GÜNSTIGE ENERGIE<br />

rund um die Uhr<br />

Die drei Herren auf dem Foto haben gut lachen. Denn wenn der Plan von<br />

SWE Chef Peter Zaiß, OB Andreas Bausewein und SWE Energie Chef<br />

Karel Schweng gelingt, wäre die Energieversorgung der Landeshauptstadt<br />

Erfurt auf Jahrzehnte hinaus gesichert – noch dazu kostengünstig.<br />

Und das ganz ohne den Einsatz von Kohle und Gas, unabhängig von<br />

irgendwelchen Turbulenzen auf den internationalen Energiemärkten …<br />

Henry Köhlert (Text) Jacob Schröter, Oliver Grosser (Fotos)<br />

Dr. Ingo Raufuß (51) ist Geologe, arbeitet<br />

bei der „geotechnik heiligenstadt gmbh“<br />

und will dafür sorgen, dass der Plan für Erfurt<br />

gelingt. Hauptakteur ist die SWE Energie<br />

GmbH, ein Tochterunternehmen der Stadtwerke,<br />

das Tiefengeothermie einsetzen will,<br />

um die Wärme tief unter unseren Füßen für<br />

die Energiegewinnung zu nutzen. „Das funktioniert<br />

grundsätzlich immer – nur muss die<br />

daraus gewonnene Energie bezahlbar sein,<br />

und ob das hier in Erfurt möglich ist, wollen<br />

wir erkunden“, sagt Dr. Raufuß, der gemeinsam<br />

mit dem Energieunternehmen und<br />

speziell dafür ausgebildeten Fachleuten das<br />

Projekt voranbringt. „Es sieht nach der derzeitigen<br />

Datenlage zwar sehr danach aus,<br />

aber ganz genau wissen wir das noch nicht.“<br />

„Geothermie ist Gewinnung von Wärme aus der Erde, ab rund<br />

2.000 Metern Tiefe sprechen wir von echter Tiefengeothermie“, sagt<br />

er. Die Theorie: Erst wird ein mehrere Tausend Meter tiefes Loch gebohrt<br />

(wie tief, hängt davon ab, ab wann die nötige Gesteinstemperatur<br />

gefunden wird), dann geht es mit vielen weiteren Bohrungen<br />

gefächert weiter. „Das muss man sich wie einen gigantischen<br />

Wärmetauscher vorstellen“, sagt Dr. Raufuß. Nach dem Fächer geht<br />

eine Bohrung senkrecht nach oben. Neueste Bohrtechnik macht das<br />

Ganze möglich und bis zu einem gewissen Grad auch wirtschaftlich.<br />

Ist alles inklusive der oberirdischen Anlage fertig, wird in das eine<br />

Loch kaltes Wasser eingelassen, das erwärmt sich im unterirdischen<br />

Wärmetauscher auf 180 Grad, gelangt von alleine nach oben und<br />

kann zur Energiegewinnung (Fernwärme, Strom) genutzt werden.<br />

Dieser Kreislauf funktioniert nahezu ohne Pumpen, kostet neben<br />

geringen Betriebskosten im Wesentlichen die Unterhaltung der Anlage<br />

und ist rund um die Uhr im Einsatz. Besser geht es nicht.<br />

Also alles ganz einfach?<br />

„Vom Prinzip her schon“, sagt Dr. Raufuß. Dass unter unseren Füßen<br />

genug nutzbare Wärme da ist, gilt als sicher. Nur muss die daraus<br />

erzeugte Energie auch bezahlbar sein – kilometertiefes Bohren<br />

ist teuer. „Wir brauchen zuerst eine Probebohrung, wir wollen wissen,<br />

was genau wir dabei finden werden“, sagt Dr. Raufuß. Kosten:<br />

ca. 40 Millionen Euro. Die Geologen gehen davon aus, dass sie ab ca.<br />

2,2 Kilometern Tiefe auf Granit stoßen werden, ein ideales Gestein<br />

mit einer guten Wärmetransportfähigkeit. 180 Grad heißes Gestein<br />

brauchen die Ingenieure, damit sich das Aufheizen des Wassers<br />

lohnt: „Wir wissen nicht genau, in welcher Tiefe wir diese Temperaturen<br />

vorfinden“, sagt der Geologe. Denn während das sogenannte<br />

Deckgebirge bis 2,2 Kilometer relativ gut erforscht ist, tappen die<br />

Wissenschaftler im Grundgebirge darunter noch im Dunkeln.<br />

Problem: Je tiefer gebohrt wird, desto teurer wird das Ganze – bis<br />

sich eine Energiegewinnung (heutzutage) irgendwann nicht mehr<br />

rechnet. Bis zu vier Kilometer wollen die Ingenieure und Geowissenschaftler<br />

nach unten bohren, dann schräg weiter: „Wir sammeln<br />

dabei alle erforderlichen Daten, um uns ein vollständiges Bild machen<br />

zu können.“<br />

Niemand weiß zum Beispiel genau, ob in der Tiefe Gneis liegt. Das<br />

Gestein lässt sich zwar besser bohren, besitzt aber eine geringere<br />

Wärmetransportfähigkeit. Bedeutet: Längere Bohrlöcher, um mehr<br />

Wasser aufheizen zu können – also höhere Kosten.<br />

Je höher die Bohrkosten, desto höher der Preis für die gewonnene<br />

Energie. Je mehr die Bohrkosten in der Zukunft sinken, desto<br />

wirtschaftlicher wird es. „Und daran wird intensiv geforscht“, sagt Dr.<br />

Raufuß. Bis zu 200 Millionen kostet zurzeit eine Geothermieanlage,<br />

mit der ein Großteil der Erfurter Fernwärme erzeugt werden könnte.<br />

Und sie soll mindestens 50 Jahre betrieben werden.<br />

Dr. Ingo Raufuß ist Geologe und<br />

begleitet mit anderen Spezialisten<br />

das Projekt der SWE Energie.<br />

Er ist optimistisch, dass Erfurt<br />

künftig Erdwärme im großen<br />

Stil nutzen wird<br />

Ein Jahr würde die Probebohrung dauern,<br />

Bohrkerne geben Auskunft über das, was unter<br />

unseren Füßen liegt. „Die Bohrkerne gucken<br />

wir uns genau an, wie liegen zum Beispiel<br />

die Spalten im Raum, die wir nutzen<br />

können. Wir wollen das Spannungsfeld im<br />

Untergrund ermitteln, damit wir wissen, in<br />

welche Richtung und mit welcher Neigung<br />

wir den Wärmetauscher ausrichten müssen“,<br />

sagt der Geologe. Je nach Ausrichtung gibt es<br />

das beste Wärmeergebnis.<br />

Ist die Probebohrung erfolgreich, wird ein<br />

ca. 60 Meter hoher Bohrturm aufgestellt –<br />

50.000 Euro kostet zurzeit die Miete pro Tag.<br />

Dann geht es bis zu vier Metern die Stunde<br />

in die Tiefe. „Auch mal 34 Meter sind durch<br />

die neueste Technik möglich.“ Sensoren am<br />

Bohrkopf zeichnen alles auf, auf Grundlage der Daten kann dann<br />

der Bohringenieur entscheiden, wie er weitermacht.<br />

„Von dem Bohren bekommen die Anwohner nichts mit, die Umweltschutz-Auflagen<br />

sind streng“, sagt Dr. Raufuß. Und da das Ganze<br />

auch nichts mit Fracking zu tun hat und die Bohrlöcher nur wenige<br />

Zentimeter Durchmesser haben und mit Wasser gefüllt sind,<br />

gibt es oberhalb der Bohrungen auch keinerlei Anzeichen vom Gebuddel.<br />

Auch braucht niemand Angst zu haben, dass der Erde durch<br />

das ständige Wasserdurchleiten die Wärme ausgeht – davon gibt es<br />

mehr als genug. Dr. Raufuß: „Es kann nur sein, dass sich das Gestein<br />

nicht schnell genug wieder erhitzt, dann müssen wir den Wärmetauscher<br />

eben größer aufstellen.“<br />

Und selbst wenn die Probebohrung ergibt, dass sich eine derzeitige<br />

Nutzung der Tiefenwärme noch nicht lohnt, können die gesammelten<br />

Daten eine andere Nutzung ermöglichen. So könnten<br />

Kavernen in bestimmten Gesteinsschichten als Heißwasserspeicher<br />

genutzt werden – in den Zeiten, in denen z. B. Windstrom oder<br />

Strom von der Sonne (Photovoltaik) überschüssig und günstig ist,<br />

wird dieser zwischengespeichert und bei Bedarf für die Wärmeerzeugung<br />

eingesetzt.<br />

44 45


Ich empfehle für<br />

den Ernstfall,<br />

einem Mieterverein<br />

beizutreten<br />

Rechtsanwältin Anja Stork<br />

Die ANGST<br />

vor der<br />

Nachzahlung<br />

Eine Anwältin rät,<br />

wie Mieter mit<br />

den in diesen<br />

Tagen eingehenden<br />

Betriebskostenabrechnungen<br />

umgehen sollten<br />

Von Michael Keller (Text)<br />

und Steve Bauerschmidt (Foto)<br />

Betriebskostenabrechnung. Wenn jetzt der bewusste Umschlag<br />

wieder im Briefkasten liegt, steigt bei vielen Mietern<br />

der Blutdruck. Die Angst, mit einer Nachzahlung für<br />

die Nebenkosten finanziell erschlagen zu werden, ist nicht<br />

unbegründet. Bevor man zahlt, heißt es, die Betriebskostenabrechnung<br />

sorgfältig zu prüfen. Ist man damit überfordert,<br />

gibt es Leute mit Sachkenntnis, die helfen.<br />

Wie Rechtsanwältin Anja Stork. Die 47-jährige Juristin, die<br />

auch Beraterin beim Mieterverein ist, sagt von sich selbst,<br />

das Mietrecht sei ihre Paradedisziplin. Nur halt nicht einfach<br />

zu verstehen mit seinen 87 Paragrafen. Da bieten sich aber<br />

dennoch Spielräume. Man möge jedoch, bevor man aufbegehrt,<br />

prüfen, ob Aufwand und Nutzen in einem vertretbaren<br />

Verhältnis zueinander stehen.<br />

Betriebskostenabrechnung. Da muss sich mancher erstmal<br />

setzen. Auch, weil die Vorauszahlungen gleich mit angehoben<br />

werden. Im Gesetz sei aber festgelegt, dass das nur „in<br />

angemessener Höhe“ passieren dürfe. Dennoch bringe das<br />

einige Menschen richtig in Nöte, so die Anwältin. Dann noch<br />

eine normale Mieterhöhung obendrauf, fertig ist das Dilemma.<br />

Leider stünden die Mieter derzeit mit dem Rücken zur<br />

Wand, weil Wohnungsknappheit manchmal als Druckmittel<br />

vom Vermieter ausgenutzt werde. Dennoch, sich deswegen<br />

aus Angst der Nachzahlungsrechnung zu ergeben, das müsse<br />

nicht sein. Sie empfiehlt bei unklaren Sachlagen und unverständlichen<br />

Auflistungen Widerspruch einzulegen, Belege anzufordern,<br />

um die unklaren Posten einem Vergleich zum Vorjahr<br />

unterziehen zu können, und vom Zurückbehaltungsrecht hinsichtlich<br />

der Nachzahlung Gebrauch zu machen, bis alle Belege<br />

vorliegen.<br />

Man solle, so Anja Stork, darauf achten, ob in den einzelnen<br />

Posten etwas dabei sei, was besonders und überdurchschnittlich<br />

stark gestiegen sei. Dienstleistungen seien häufig auffällig.<br />

Oder der Sanierungsfall: Da laufen Baumaschinen über das allgemeine<br />

Stromnetz und treiben die Kosten hoch. Da gehöre ein<br />

gesonderter Baustromzähler her. Sie habe auch Fälle gesehen,<br />

wo Wartungskosten doppelt abgerechnet wurden, Heizungsreparaturen<br />

auftauchten, die nicht umgelegt werden dürfen oder<br />

Dienstleistungen zur Abrechnung kamen, die nie erbracht<br />

wurden. Vermieter gründen mittlerweile auch<br />

gern eigene Dienstleistungsfirmen und rechnen dann<br />

gegenüber ihren Mietern horrende Beträge ab. Dies<br />

sei leider zulässig. Die Beweislage, so Stork, sei für<br />

Mieter eher schlecht. Wer Überteuerung befürchtet,<br />

müsse das nachweisen.<br />

Kompliziert werde es mit den aktuellen, nicht selten<br />

utopischen Heizkostenabrechnungen. Im Dezember<br />

2022 griff die Soforthilfe des Bundes für die<br />

Brennstoffversorgung. Die Mieter sollen genau darauf<br />

achten, dass diese Hilfen auch an den Mieter weitergegeben<br />

werden. Man erkennt sie unter den Schlagworten<br />

„Soforthilfe Dezember 2022“, „Dezemberabschlag“<br />

oder „Dezember-Soforthilfe“. Dennoch sehe<br />

sie, so Anja Stork, eine Verdoppelung der Heizkosten.<br />

Kosten für Warmwasser und Heizung seien streng verbrauchsabhängig<br />

abzurechnen. Dafür gebe es spezielle<br />

Messgeräte. Fehlen die, bestraft der Gesetzgeber<br />

diese Unterlassung mit einem Abzug von 15 Prozent<br />

von Heiz- und Warmwasserkosten zugunsten des Mieters.<br />

„Ich empfehle für den Ernstfall, einem Mieterverein<br />

beizutreten“, sagt die Anwältin. Der Jahresbeitrag liege<br />

z. B. in Erfurt bei 78 Euro, mit Rechtsschutz bei 96<br />

Euro. Für Schüler, Azubis und Studenten gibt es Ermäßigungen.<br />

Ein Schnäppchen im Vergleich zu Anwaltskosten,<br />

wie sie findet. Wenn sie im Rahmen ihrer Beraterinnentätigkeit<br />

im Mieterverein Abrechnungen<br />

prüfe, finde sie häufig etwas, was da nicht hineingehöre.<br />

Ihr Tipp bei Unklarheiten: Widerspruch gegen<br />

die Betriebskostenabrechnung einlegen und um Einsicht<br />

in die Belege bei den Sachen, die unklar sind, fordern.<br />

Alles klar benennen. Belege müsse der Vermieter<br />

vorlegen. Achtung: Ein Widerspruch allein berechtigt<br />

den Mieter nicht, die Zahlungen zurückzubehalten. Es<br />

bleibt ein Jahr Zeit, seine Einwendungen vorzubringen.<br />

Deutscher Mieterbund<br />

Mieterverein Erfurt e. V.<br />

Anger 28 / Hirschlachufer 83 A<br />

99084 Erfurt<br />

Tel.: <strong>03</strong>61 598050<br />

info@mieterverein-erfurt.de<br />

www.mieterverein-erfurt.de<br />

46 47


Miriam Ziv bei der Feldarbeit,<br />

aufgenommen anlässlich des<br />

25-jährigen Jubiläums<br />

des Kibbutz Degania Bet<br />

im Jahre 1945<br />

Ein Tagebuch kehrt<br />

zurück aus Israel<br />

Im Erinnerungsort Topf & Söhne<br />

steht ein außergewöhnliches<br />

Tagebuch im Zentrum<br />

einer Ausstellung. Die Schülerin<br />

Marion Feiner begann es an<br />

ihrem 14. Geburtstag am<br />

10. Dezember 1935 in Erfurt<br />

und beendete es 1939<br />

in Palästina.<br />

Marion bei Schulaufgaben mit<br />

ihrer Mutter, 1932<br />

Marion Feiner wurde als Tochter von Joseph und Adele Feiner am<br />

10. Dezember 1921 in Berlin geboren. Seit 1928 lebte die Familie<br />

in Erfurt-Daberstedt. Die Feiners zählten zu den 1.290 Jüdinnen<br />

und Juden, die Teil der Stadtgesellschaft waren. Als die Nationalsozialisten<br />

1933 die Macht übernahmen, war Marion elf Jahre alt.<br />

Das Tagebuch, das ihr ihre Freundin Lissy Gerberbaum schenkte,<br />

begleitete sie beim Erwachsenwerden in einer Zeit, die geprägt<br />

war von Alltagsantisemitismus, dem Berufsverbot des Vaters und<br />

dem Verlust der Eltern.<br />

Marion war ein starkes, kluges und sehr sportliches Mädchen.<br />

Sie liebte das Schwimmen im Nordbad, das Eislaufen auf der<br />

Spritzeisbahn an der Arnstädter Straße und die Ausflüge in den<br />

Thüringer Wald und die Sächsische Schweiz. Ihr Tagebuch zeigt,<br />

dass sie Freude am Leben hatte, gerne in Gesellschaft war und<br />

ihre Freundschaften pflegte. Doch es zeigt auch, wie der Nationalsozialismus<br />

ihre unbeschwerte Kindheit abrupt beendete, die<br />

Familie entrechtete und sie selbst Opfer von Diskriminierung und<br />

Ausgrenzung wurde. Später berichtete sie über ihre Zeit in der<br />

Mittelschule für Mädchen, die sie von 1932 bis 1937 besuchte: „In<br />

der Schule war ich die einzige Jüdin in der Klasse. […] In der Klasse<br />

war ich beliebt und dieses Gefühl gaben mir die Mädchen auch.<br />

Im Gegensatz dazu war der Klassenlehrer ein richtiger Nazi. An<br />

seinem Anzug trug er eine Hakenkreuznadel. […] Den Mädchen<br />

in der Klasse erlaubte er nicht, in der Pause mit mir in den Hof<br />

zu gehen. Gleichzeitig war es mir verboten, im Klassenzimmer zu<br />

bleiben. So blieb mir nichts anderes übrig, als mich auf der Toilette<br />

einzuschließen, und das war schrecklich.“<br />

Annegret Schüle (Text) Familie Ziv (Fotos)<br />

Anfang 1938 – Marion war gerade 16 Jahre alt geworden –<br />

musste sie die schwere Entscheidung treffen, die Eltern, ihre Heimatstadt<br />

Erfurt und Deutschland zu verlassen. Mit der Jugendalijah,<br />

einer jüdischen Organisation für die Einwanderung von Jugendlichen<br />

ohne ihre Familien nach Palästina, konnten viele jüdische<br />

Mädchen und Jungen ihr eigenes Leben vor der nationalsozialistischen<br />

Verfolgung retten. Diese Chance hatten Marion,<br />

ihre zwei Jahre ältere Schwester Charlotte und ihre Freundin Lissy<br />

Gerberbaum. Mit der Änderung ihres Vornamens in Miriam bekannte<br />

sich Marion zu ihrer neuen Identität in Palästina und zu<br />

einer Zukunft in einem jüdischen Staat. Miriam beendete ihr Tagebuch<br />

am jüdischen Neujahrsfest Rosch ha-Schana im September<br />

1939 im Kibbutz Ginegar.<br />

Ihren Eltern wurde die Auswanderung verwehrt, sie wurden<br />

am 28. Oktober 1938 in der so genannten „Polenaktion“ aus<br />

Deutschland ausgewiesen. Die Massenabschiebung nach Polen<br />

betraf 17.000 Jüdinnen und Juden polnischer Staatsangehörigkeit,<br />

darunter etwa 100 Erfurterinnen und Erfurter. Im polnischen<br />

48<br />

49<br />

▶ ▶ ▶


Zwei<br />

sonnige<br />

Experten<br />

Marion Feiner (1. Reihe hinter den liegenden Mädchen,<br />

Mitte) im Leichtathletik-Unterricht auf der Cyriaksburg,<br />

10. Klasse, Juni 1937<br />

Lwów (heute Lwiw in der Ukraine) bemühten sich die Feiners weiter<br />

um eine Auswanderung nach Palästina und hielten mühsam<br />

mit ihren Töchtern Kontakt über Postkarten. Ende Juni 1941 besetzten<br />

die Deutschen Lwów. Sie begannen sofort mit der Verfolgung<br />

der dort lebenden Jüdinnen und Juden und ermordeten<br />

fast alle von ihnen. Unter den rund 120.000 Opfern waren<br />

Joseph und Adele Feiner.<br />

Miriam konnte sich in Palästina/Israel ein neues Leben aufbauen,<br />

sie heiratete Abraham Ziv und bekam mit ihm die Töchter Dalia<br />

und Drora und den Sohn Yossi. Doch der Verlust ihrer Eltern<br />

begleitete sie ihr Leben lang. Die zwölf Postkarten, die die Eltern<br />

von 1939 bis 1941 aus Erfurt und Lwów an ihre Töchter schickten,<br />

bewahrten die beiden bis an ihr Lebensende auf.<br />

Nachdem Miriam Ziv 2012 starb, übergab ihre Tochter Dalia<br />

das Tagebuch ihrer Mutter mit den Postkarten und weiteren Unterlagen<br />

an die Internationale Holocaust Gedenkstätte Yad Vashem<br />

in Jerusalem. Von dort kehrte das Tagebuch auf Initiative<br />

des Freundeskreises Yad Vashem e. V. in Berlin <strong>2023</strong> mit weiteren<br />

15 Objekten aus der Sammlung der Gedenkstätte temporär<br />

nach Deutschland zurück. Alle diese Objekte gehörten Jüdinnen<br />

und Juden, die sie als Erinnerung an ihre Heimat bei ihrer Flucht<br />

nach Palästina mitnahmen. Sie schlagen nun, ausgestellt im Berliner<br />

Bundestag und dann in den Herkunftsorten wie in Erfurt,<br />

Miriam Ziv auf dem Traktor mit Kindern<br />

aus dem Kibbutz, undatiert<br />

eine Brücke zwischen Geschichte und Gegenwart. Die Ausstellung<br />

„MIRIAMS TAGEBUCH. Die Geschichte der Erfurter Familie<br />

Feiner“ erzählt mit Fotos und Dokumenten sowie dem Tagebuch<br />

eine Geschichte, die für die Folgen von Antisemitismus und<br />

jede Form gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit sensibilisiert.<br />

Besucherinnen und Besucher können das Tagebuch mithilfe<br />

einer App lesen, dabei wird die Handschrift durch Transkription<br />

zugänglich gemacht.<br />

Zur Ausstellungseröffnung kamen Dalia Ziv und zwei Söhne<br />

von Yossi Ziv nach Erfurt. Sie waren zum ersten Mal in Erfurt und<br />

sehr berührt, die Orte der Kindheit und Jugend ihrer Mutter und<br />

Großmutter zu sehen. Einer Gegeneinladung von Dalia Ziv in den<br />

Kibbutz Degania Bet werden Oberbürgermeister Andreas Bausewein<br />

und Beigeordneter Dr. Tobias J. Knoblich gerne folgen.<br />

MIRIAMS TAGEBUCH. Die Geschichte einer Erfurter Familie<br />

Sonderausstellung im Erinnerungsort Topf & Söhne –<br />

Die Ofenbauer von Auschwitz<br />

Bis 26. Mai 2024, Di–So, 10–18 Uhr, Eintritt frei<br />

Begleitend gibt es Führungen und Seminare für Schulklassen.<br />

Ein Begleitband ist im Erinnerungsort erhältlich wie auch<br />

online: www.topfundsoehne.de/ts145283<br />

Das sensible<br />

Original-Tagebuch<br />

war vier Wochen im<br />

Erinnerungsort Topf &<br />

Söhne ausgestellt, bis<br />

zum Ende der Präsentation<br />

wird eine Nachbildung<br />

gezeigt.<br />

Foto: Stadtverwaltung<br />

Erfurt<br />

Von Frieda Schmidt (Text)<br />

und Jacob Schröter (Foto)<br />

„Photovoltaik und Elektromobilität<br />

sind in aller Munde, aber bei der Umsetzung<br />

gibt es oft sehr viele Fragezeichen“,<br />

sagt Stefan Triebel, Mitarbeiter<br />

der SWE Energie, über seinen<br />

Job. Er betreut Projekte zu Photovoltaikanlagen<br />

und Ladesäulen für<br />

Elektroautos von Privat- oder Geschäftskunden.<br />

„Zu Beginn stehen<br />

bei jedem Kunden Fragen im Raum,<br />

die sowohl die Machbarkeit als auch<br />

die Dimension des Projektes betreffen.“<br />

Mit seinen Kollegen versucht er,<br />

diese bestmöglich zu beantworten.<br />

Über eine Kontaktstrecke auf der<br />

Website der SWE Energie GmbH können<br />

Kunden unverbindlich Anfragen<br />

zu Photovoltaik und Elektromobilität<br />

stellen. Diese landen dann auf<br />

dem Tisch von Stefan Triebel und seinen<br />

Kollegen. Danach erfolgt ein detaillierter<br />

Check-up, bei dem Fragen<br />

gestellt werden, die zum Beispiel die<br />

Dachstatik, den Stromverbrauch oder<br />

die Ladeoptionen für Elektroautos betreffen.<br />

„Die Fragezeichen werden so<br />

nach und nach von uns aufgedröselt“, beschreibt Stefan Triebel<br />

den Vorgang. „Daraus ergeben sich dann verschiedene<br />

Ansätze zur Umsetzung.“<br />

Für das Autohaus Popp aus dem Erfurter Süden war die<br />

Motivation, in eine Photovoltaikanlage und Ladeinfrastruktur<br />

für Elektromobilität zu investieren, der gesellschaftliche<br />

Wandel. André Ahrens ist kaufmännischer Leiter der Niederlassung:<br />

„Ziel unseres Unternehmens ist es, bis 2<strong>03</strong>0 emissionsfrei<br />

zu sein. Wir wollen nicht nur die Ladeinfrastruktur<br />

für unsere Elektroautos stellen, sondern auch den Strom dafür<br />

selbst produzieren.“<br />

Mit Stefan Triebel hatte er für dieses Projekt einen verlässlichen<br />

Partner an seiner Seite. „Wir sind schon lange Kunde<br />

der Stadtwerke. Herr Stefan Triebel hat uns immer gut beraten<br />

und betreut. Der Krieg in der Ukraine und die dadurch<br />

Stefan Triebel (links) und<br />

André Ahrens (rechts) auf<br />

dem Dach des Autohauses Popp<br />

gestiegenen Gaspreise haben den Entschluss untermauert,<br />

in die eigene Energieerzeugung zu investieren. Mit Hilfe der<br />

Stadtwerke haben wir nun eine Photovoltaikanlage auf dem<br />

Dach und zwei Schnell-Ladesäulen für Elektroautos auf dem<br />

Gelände des Unternehmens“, so André Ahrens. „Bei jedem<br />

Prozessschritt wurden wir von der SWE unterstützt.“<br />

Stefan Triebel über die Zusammenarbeit: „Während des<br />

Projekts haben wir mit Fachpartnern zusammengearbeitet,<br />

die beispielsweise die statische Prüfung des Dachs oder die<br />

Produktion der Photovoltaikanlage übernahmen. Die Steuerung<br />

und Koordination der verschiedenen Projektschritte erfolgten<br />

dabei immer durch die Stadtwerke. Wir sind vom ersten<br />

bis zum letzten Tag Ansprechpartner für den Kunden.“<br />

Seit Frühling dieses Jahres läuft die Photovoltaikanlage auf<br />

dem Dach des Autohauses Popp. Fast 90 Prozent des Stroms,<br />

der verbraucht wird, ist selbst produziert.<br />

50 51


Großes Herz<br />

für Bedürftige<br />

Von Michael Keller (Text)<br />

und Steve Bauerschmidt (Fotos)<br />

Das Telefon klingelt unablässig. Andrea Kranhold<br />

nimmt es mit stoischer Ruhe. Organisiert hier, dirigiert<br />

da, koordiniert dort und plant und verteilt die<br />

Touren. Der Job als Leiterin der Erfurter Tafel ist alles andere<br />

als entspannt. Sechs Tage die Woche herrscht hier Hochbetrieb.<br />

Die 52-Jährige weiß, was zu tun ist, sitzt hinter ihrer<br />

mit Schreibkram zugepackten Kommandozentrale im<br />

Souterrain der Auenstraße 55. Im Flur steht Kühltruhe an<br />

Kühltruhe. Andrea Kranhold muss zusehen, dass die Truhen<br />

immer gut gefüllt sind. Täglich schickt sie zwei Transporter<br />

auf Lebensmittelpirsch. Gemüse, Obst, Fleisch, Wurst,<br />

Backwaren, Kosmetik, Blumen – nichts soll umkommen. Es<br />

gibt genug Menschen in der Stadt, denen man damit das<br />

Leben erleichtern kann.<br />

1993 hat sie geheiratet mit 21. Ging schief. Hat nicht gepasst.<br />

Was blieb – eine Tochter, heute 32. 1989 ein beruflich<br />

neuer Anlauf. Mit Mutter Christa hat sie in der aufbrechenden<br />

Zeit einen Lebensmittelladen eröffnet. Das Zwei-Frauen-<br />

Geschäft hatte sich einer West-Lebensmittelkette angeschlossen.<br />

Die diktierte, was verkauft wurde. Ost-Waren?<br />

Fehlanzeige. „Später war mir klar, dass das ein Fehler war“,<br />

blickt sie zurück. Bis 1995 ging es gut. Dann nur noch rote<br />

Zahlen. Keiner kaufte mehr im Tante-Emma-Laden ein, alle<br />

rannten in die Supermärkte. Mutter und Tochter zahlten viel<br />

Lehrgeld.<br />

Wechsel in die Gastronomie. Kneipen, Hotels, Bars, Service.<br />

Bis 20<strong>03</strong>. Schon vier Jahre zuvor hatte sie mit der Erfurter<br />

Tafel Bekanntschaft gemacht. Als ABM-Kraft. Als Fahrerin<br />

Lebensmittel einsammeln und ausgeben. Gearbeitet hat sie<br />

damals zweigleisig. Weil es sonst nicht gereicht hätte. Dann<br />

ist sie voll bei der Tafel eingestiegen. Ehrenamtlich. Heute arbeitet<br />

sie dort als Minijobberin. „Es ist mein Mann, der das<br />

Geld heimbringt“, sagt sie und lacht. Der zweite Versuch im<br />

Standesamt, 2011, war nämlich ein echter Volltreffer.<br />

Andrea Kranhold will etwas bewirken. Was ihr gelungen<br />

ist, sonst würde sie <strong>2023</strong> nicht ihr 25-Jähriges in der Tafel begehen.<br />

15 Jahre davon hat sie inzwischen in der Auenstraße<br />

das Sagen. „Es gibt viel Abwechslung, kein Tag ist wie der<br />

andere“, sagt sie. Das Wichtigste für sie: der soziale Gedanke.<br />

„Ich bin ein sozial eingestellter Mensch. Deswegen vermisse<br />

ich manchmal die DDR-Zeit. Da war er wesentlich ausgeprägter<br />

als heute.“<br />

Der Tafel-Job ist manchmal belastend. Früher hat sie alles<br />

mit nach Hause genommen, konnte kaum schlafen. Zehn<br />

Es gibt viel<br />

Abwechslung,<br />

kein Tag ist wie<br />

der andere<br />

Andrea Kranhold<br />

Andrea Kranhold leitet seit 15 Jahren die Erfurter Tafel.<br />

Sie freut sich, dass es weiterhin Sponsoren und<br />

Lebensmittelspender gibt, die die Tafel am Leben halten.<br />

Andrea Kranhold hatte 1987 eine Goldschmiedelehre begonnen.<br />

Man könnte es erahnen, wenn man ihren Goldschmuck<br />

sieht. Ringe und Ketten passen gut zur langen<br />

blonden Mähne. Die Goldschmiedelehre brach sie aber ab,<br />

schwenkte um – auf Fachverkäuferin für Haushaltstechnik.<br />

Im Centrum-Warenhaus. „Ich habe dann gewusst, was es alles<br />

nicht gibt“, sagt sie mit herzlichem Lachen.<br />

Jahre hat sie gebraucht, um sich ein dickeres Fell zuzulegen.<br />

Die Menschen, die bei ihr Schlange stehen, um Lebensmittel<br />

abzuholen, gehen ihr nahe. Besonders die Rentner. „Ein<br />

ganzes Leben lang gearbeitet und dann auf Lebensmittelspenden<br />

angewiesen sein. Eigentlich ein Unding“, findet sie.<br />

Die schönsten Momente für Andrea Kranhold sind die, wenn<br />

von den Bedürftigen auch mal ein Dankeswort für sie und ihr<br />

Team kommt. Apropos das Team. Ehrenamtler, Bufdis, Zugewiesene<br />

von der Gerichtshilfe. Nicht einfach zu handeln.<br />

Bürokratie mache 80 Prozent ihrer Arbeit aus, sagt Andrea<br />

Kranhold. Nebenher schlägt sie sich mit den ständig defekten<br />

Tafel-Fahrzeugen herum. Doch sie ist nicht unzufrieden.<br />

Sie freut sich, dass es weiterhin Sponsoren und Lebensmittelspender<br />

gibt, die die Tafel am Leben halten. Nach zwölf<br />

Jahren Pause will Andrea Kranhold, die in ihrer Freizeit tatsächlich<br />

Möbel restauriert und im Garten auf der Marbacher<br />

Höhe mit Hingabe zwischen den Beeten herumwuselt,<br />

im nächsten Jahr mit ihrem Mann endlich wieder mal Urlaub<br />

machen. Und gern wieder nach Hause zurückkehren. „Erfurt<br />

ist mein Refugium“, sagt sie und lacht besonders herzlich.<br />

52 53


GESICHT ZEIGEN<br />

statt WEGSCHAUEN<br />

Erkennen. Entscheiden. Eingreifen.<br />

Eine neue Kampagne<br />

wirbt in Erfurt für mehr<br />

Zivilcourage. Mit dabei sind<br />

Ordnungsdezernent<br />

Andreas Horn und<br />

Erfurter Sportler<br />

wie etwa Maurice Keil.<br />

Von Matthias Thüsing (Text)<br />

und Steve Bauerschmidt,<br />

www.alltagsmut-erfurt.de (Fotos)<br />

Vor sechs Jahren war Andreas Horn selbst einmal<br />

in der Situation, helfen zu müssen. „Direkt vor<br />

mir auf der Straße wurde ein Mann ohnmächtig,<br />

fiel nach hinten über. Ich werde nie das Geräusch<br />

vergessen, wie der Kopf auf dem Asphalt aufgeschlagen<br />

ist“, sagt der heutige Ordnungsdezernent der<br />

Stadt Erfurt. Nur für eine Tausendstelsekunde sei es ihm<br />

durch den Kopf geschossen, einfach weiterzugehen. Dann<br />

aber habe er einfach gehandelt. Stabile Seitenlage, Passanten<br />

aufgefordert einen Krankenwagen herbeizutelefonieren<br />

und dann gewartet, bis die Rettungssanitäter eintrafen.<br />

Nicht wegzuschauen und das Richtige<br />

zu tun – dazu soll die Kampagne<br />

für Zivilcourage und gegen Diskriminierung<br />

„Alltagsmut tut Erfurt gut“<br />

animieren. Am 19. September, dem<br />

deutschlandweiten Tag der Zivilcourage,<br />

ist sie gestartet. Plakate, Flyer, Postkarten,<br />

eine eigene Website und mehr<br />

rufen zum couragierten Handeln im Alltag<br />

auf: Was ist zu tun, wenn ich häusliche<br />

Gewalt im Umfeld beobachte? Wie<br />

kann ich reagieren, wenn der Kollege<br />

sich rassistisch äußert? Wie verhalte ich<br />

mich, wenn ich eine brenzlige Situation<br />

in der Straßenbahn beobachte? „Wir<br />

wollen motivieren zu handeln und zu<br />

helfen, wann immer Menschen in Not<br />

kommen“, sagt Horn. Es gehe darum,<br />

das Miteinander in der Stadt zu stärken.<br />

Hierfür habe die Verwaltung unter<br />

Federführung des kriminalpräventiven<br />

Rats Partner aus allen Bereichen<br />

der Gesellschaft eingebunden.<br />

Ein solcher Partner ist Maurice Keil,<br />

Eishockey-Profi bei den Black Dragons<br />

Erfurt. Geboren in Weimar ist der heute<br />

27-jährige Stürmer Erfurt seit frühester<br />

Kindheit verbunden. Mit etwas über<br />

drei Jahren habe er erstmals auf dem<br />

Eis in der Halle an der Arnstädter Straße<br />

gestanden. Seit 2018 spielt er wieder<br />

für die Black Dragons – und als er<br />

vor einigen Wochen gefragt wurde, ob<br />

er als Werbepartner für die Kampagne<br />

zur Verfügung stehen würde, hat er sofort<br />

zugestimmt. In den kommenden<br />

Wochen wird sein Porträt – neben weiteren<br />

Erfurter Sportgrößen – überall im<br />

Stadtbild auf großen Plakaten zu sehen<br />

sein, verbunden mit dem Aufruf zu<br />

Alltags-<br />

Mut<br />

2 –<br />

Wähle den<br />

Notruf<br />

unter 110.<br />

3 –<br />

Suche dir<br />

weitere<br />

Verbündete.<br />

Deine<br />

Courage<br />

für unsere<br />

Stadt<br />

1–<br />

Hilf, ohne<br />

dich selbst<br />

in Gefahr<br />

zu bringen.<br />

6 –<br />

Stehe für eine<br />

Aussage zur<br />

Verfügung.<br />

www.alltagsmut-erfurt.de<br />

couragiertem Handeln: „Gerade viele ältere Menschen fühlen<br />

sich heute unsicher, wenn sie abends in der Stadt unterwegs<br />

sind. Es ist wichtig, dass sie wissen, dass ihnen jemand<br />

beisteht, wenn sie Hilfe brauchen. Daran sollten wir alle arbeiten“,<br />

sagt er.<br />

Für die meisten Menschen sei es natürlich schwer, in solchen<br />

Situationen über den eigenen Schatten zu springen<br />

und den Mut zu haben, einzuschreiten. Auch Keil sei persönlich<br />

noch nie in einer solchen Situation gewesen. „Aber je<br />

mehr Erfurterinnen und Erfurter diesen Alltags-Mut beweisen,<br />

umso besser werden wir in dieser Stadt zusammenleben<br />

und anderen ein Vorbild sein können“, sagt er.<br />

Die Kampagne soll dabei nicht nur ermuntern zu helfen,<br />

sondern auch aufklären, was in der jeweiligen<br />

Situation das Richtige zu tun<br />

ist. Der Grat zwischen Zivilcourage<br />

und Leichtsinn ist schmal, weiß auch<br />

Maurice Keil<br />

TECART Black Dragons<br />

Tipps<br />

WENN DEINE<br />

ZIVILCOURAGE<br />

GEFRAGT IST:<br />

4 –<br />

Merke<br />

dir Details<br />

zur Tat.<br />

5 –<br />

Kümmere<br />

dich um die<br />

Opfer.<br />

„Ich hab etwas<br />

gegen jede<br />

Form von<br />

Ausgrenzung:<br />

Deine Courage<br />

für unsere Stadt<br />

Den Mut,<br />

Gesicht zu zeigen,<br />

wenn’s drauf<br />

ankommt.“<br />

www.alltagsmut-erfurt.de<br />

Horn: „Niemand sollte sich allein gegen<br />

eine Horde betrunkener Randalierer<br />

stellen. Man kann auch in solchen<br />

Situationen Hilfe leisen, ohne<br />

sich in Gefahr zu bringen – etwa indem<br />

man die Polizei über 110 herbeiruft“,<br />

sagt er. Auch genauer hinzuschauen,<br />

wenn Kinder immer wieder<br />

blaue Flecken aufweisen, oder die<br />

Stimme zu erheben, wenn ausländische<br />

Mitbürger angepöbelt werden<br />

oder selbst anpöbeln, erfordere<br />

manchmal Mut. Aber es lohne sich,<br />

sagt Horn.<br />

Der ältere Mann vor sechs Jahren<br />

jedenfalls hat seinen Sturz auf den<br />

Hinterkopf überlebt. Der Rettungsdienst<br />

war zuversichtlich. Noch vor<br />

Ort haben sich die Sanitäter bei Horn<br />

bedankt, dass er in dieser Situation<br />

damals geholfen habe. „Ich weiß nicht<br />

genau, was aus dem Mann geworden<br />

ist. Ich habe da nicht mehr versucht,<br />

Kontakt aufzunehmen. Denn darum<br />

ging es ja auch nicht.“ Wichtig sei gewesen,<br />

den eigenen Schweinehund<br />

zu überwinden – und in einer Situation,<br />

die auch ihn selbst zu überfordern<br />

drohte, gehandelt zu haben.<br />

Verschiedenste Kampagnenmotive<br />

in ganz Erfurt werben für mehr<br />

Respekt und Toleranz in der<br />

Erfurter Stadtgesellschaft<br />

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Kontakte<br />

■ SWE HAUPTSITZ<br />

Magdeburger Allee 34, 99086 Erfurt<br />

■ VER- UND ENTSORGUNG<br />

Kommunales Dienstleistungszentrum<br />

An-, Um- und Abmeldungen Gas, Strom und<br />

Wasser, Telefon: <strong>03</strong>61 564-1010<br />

Störungsnummern<br />

Strom <strong>03</strong>61 564-1000<br />

Wärme <strong>03</strong>61 564-3000<br />

Erdgas <strong>03</strong>61 564-3333<br />

Wasser <strong>03</strong>61 564-1818<br />

Entsorgung<br />

Kundendienst<br />

Telefon: <strong>03</strong>61 564-3455<br />

■ MOBILITÄT<br />

EVAG-Mobilitätszentrum<br />

am Anger: Beratung, Verkauf<br />

und Information<br />

Fahrplan und Tarifauskünfte<br />

Telefon: <strong>03</strong>61 19449<br />

Kundenbetreuung<br />

Telefon: <strong>03</strong>61 564-4644<br />

■ FREIZEIT<br />

Bäder<br />

Telefon: <strong>03</strong>61 564-3532<br />

egapark Erfurt<br />

Besucherservice<br />

Telefon: <strong>03</strong>61 564-3737

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