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Pause-Magazin-2023

Das ist das Lehrlingsmagazin der Mathilde Escher Stiftung - Ausgabe 2023

Das ist das Lehrlingsmagazin der Mathilde Escher Stiftung - Ausgabe 2023

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N0 13 — <strong>2023</strong><br />

STOLPERSTEIN<br />

Einfach<br />

ständig im<br />

Weg<br />

Freund oder Arbeitgeber<br />

Sind Freundschaften mit persönlichen Assistenzpersonen möglich?


— EDITORIAL —<br />

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Patientinnen und Patienten ein Höchstmass an Selbstbestimmung zu ermöglichen.<br />

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IMPRESSUM<br />

Gabriela Gerber,<br />

Praktikerin Mediamatik<br />

2. Ausbildungsjahr<br />

PAUSE — das Ausbildungsmagazin<br />

der Mathilde Escher Stiftung<br />

Ausgabe Nr. 13, <strong>2023</strong><br />

Herausgeberin:<br />

Mathilde Escher Stiftung<br />

Lengghalde 1, 8008 Zürich<br />

Telefon 044 389 62 00<br />

Fotografie: Michael Groer<br />

Konzeption: grüninger grafik,<br />

Atelier für visuelle Kommunikation<br />

Lektorat: Sprache und<br />

Kommunikation – Iris Vettiger<br />

Lithografie: Martin Obrist<br />

Druck: Druckerei Albisrieden AG<br />

Auflage: 3‘300 Exemplare<br />

Erscheint: 1 x pro Jahr<br />

Gedruckt auf 100% Recyclingpapier<br />

Viele<br />

Facetten<br />

In der diesjährigen Ausgabe des <strong>Magazin</strong>s «<strong>Pause</strong>»<br />

offen bart sich ein facettenreicher Blick auf das Leben<br />

von Menschen mit Behinderungen. Wie ein Kaleidoskop,<br />

das verschiedene Aspekte, Freuden und Herausforderungen<br />

des Lebens zeigt. Marcs Interview ist ein<br />

lebhaftes Beispiel dafür, wie bunt, wild und unangepasst<br />

ein Leben trotz physischer Einschränkungen sein<br />

kann. Lia zeigt uns in ihrem Artikel, wie sie sich trotz<br />

ihrer Krankheit ihren Humor und ihre positive Einstellung<br />

bewahrt hat. Angelo wirft in seinem Text eine<br />

interessante Frage auf: Ist eine Freundschaft zwischen<br />

Arbeitgebendem und Assistenzperson möglich?<br />

Ein Text hat mich sehr bewegt. Eine Autorin erzählt<br />

von ihrer schweren Lebensgeschichte. Sie zeigt, wie<br />

sie herausfordernde familiäre Situationen überstanden<br />

hat, und macht uns Mut und Hoffnung, Widerstände<br />

und Traumata zu überwinden und nach vorne zu schauen.<br />

Ihre Geschichte zeigt, wie wichtig es ist, Menschen<br />

in schwierigen Lebenssituationen Mitgefühl und Unterstützung<br />

anzubieten.<br />

Manuel hat diese Unterstützung von anderen Fans<br />

im Eishockey erfahren. Sein Text zeigt, dass Inklusion<br />

keine komplizierte Theorie sein muss, sondern einfach<br />

passieren kann, wenn wir Menschen als das behandeln,<br />

was sie sind: Menschen. Sein Artikel erinnert uns<br />

daran, dass wir alle in der Lage sind, Brücken zu bauen.<br />

3<br />

PAUSE — Das Ausbildungsmagazin der Mathilde Escher Stiftung


Inhalt<br />

– 14 –<br />

«Ich lasse<br />

mich nicht<br />

unterkriegen»<br />

– 28 –<br />

«Ich hatte<br />

oft Angst»<br />

Paula hat Vieles durchgemacht. Neben ihrer<br />

Krankheit musste sie in jungen Jahren Gewalt<br />

Jonathan lebt mit Duchenne Muskeldystrophie.<br />

und Missbrauch in ihrer Familie und einer<br />

Als Kind fühlte er sich nicht nur anders, son­<br />

Pflegefamilie erleben.<br />

dern wurde oft ausgegrenzt. Seit zwei Jahren<br />

PAUSE — Das Ausbildungsmagazin der Mathilde Escher Stiftung<br />

10<br />

«Das ist einfach<br />

dumm gelaufen»<br />

Das Leben von Marc entspricht nicht dem<br />

Klischee eines Menschen mit schwerer<br />

Körper behinderung. Ein Gespräch über<br />

32<br />

«Ich fühle mich<br />

viel freier»<br />

Seit kurzem lebt Albert mit seinem Bruder nach<br />

zehn Jahren in der Mathilde Escher Stiftung<br />

in einer eigenen Wohnung. Dies bringt viele Freiheiten,<br />

aber auch Verantwortung mit sich.<br />

lebt er in der Mathilde Escher Stiftung und<br />

fühlt sich hier akzeptiert.<br />

– 18 –<br />

Bezahlte<br />

Freundschaft?<br />

Angelo wird seit drei Jahren im Alltag von<br />

einem Assistenten unterstützt. Aus dieser<br />

Arbeitsbeziehung ist eine enge Freundschaft<br />

entstanden. Doch ist eine Freundschaft mit<br />

einer bezahlten Assistenzperson möglich?<br />

– 22 –<br />

Voll dabei<br />

Manuel ist leidenschaftlicher Eishockeyfan.<br />

Ihn faszinieren die Dynamik und das hohe<br />

– 40 –<br />

Regen, Schiffe<br />

und Nachtclubs<br />

Die Lernenden der Mathilde Escher Stiftung<br />

verbrachten die fünftägige Ausbildungreise im<br />

Sommer 2022 in der Hansestadt Hamburg.<br />

Kurz & bündig<br />

9<br />

17<br />

26<br />

Wussten Sie, dass …<br />

Fotostory<br />

In einer Bar …<br />

Das Redaktionsteam<br />

PAUSE — Das Ausbildungsmagazin der Mathilde Escher Stiftung<br />

Leben, Tod, Drogen und das, was er seinen<br />

jüngeren Kollegen empfehlen würde.<br />

«Meine Krankheit<br />

macht mich<br />

einzigartig»<br />

Lia hat eine sehr seltene Krankheit. Sie<br />

spricht nicht gerne darüber, da die Krankheit<br />

nicht immer im Zentrum stehen soll.<br />

36<br />

Tempo des Spiels. Er hat dank dem Eishockey<br />

auch Freunde gefunden, die ihm zur Seite<br />

stehen.<br />

– 24 –<br />

Faszination<br />

Fliegen<br />

Die Faszination fürs Fliegen wurde Ursin in die<br />

Wiege gelegt. Er liebt das Reisen im Flugzeug,<br />

den Lärm der Jets, den Geruch des Kerosins.<br />

39<br />

43<br />

37<br />

46<br />

47<br />

48<br />

Zahlen aus der Stiftung<br />

10 Fragen an …<br />

Lila Plakolli<br />

Powerchair Hockey<br />

Ganz vorne mitspielen<br />

Stolperstein<br />

Einfach ständig im Weg<br />

Besondere Tage<br />

im Leben von …<br />

Vorgestellt<br />

«Ein Lächeln ist für mich<br />

selbstverständlich»<br />

Bei ihrer Familie und ihren Freunden kann<br />

sie Kraft schöpfen und sie selbst sein.<br />

4 5


— IN KÜRZE —<br />

PAUSE — Das Ausbildungsmagazin der Mathilde Escher Stiftung<br />

Kein<br />

Praktikum<br />

möglich?<br />

Wirklich?<br />

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044 389 62 56 oder m.groer@mathilde-escher.ch<br />

Wussten Sie, dass …<br />

Von Lia Salvade<br />

… im März <strong>2023</strong> die erste<br />

Behindertensession in der<br />

Schweiz stattfand?<br />

Die Behindertensession fand im<br />

Nationalratssaal im Bundeshaus in<br />

Bern statt. Es nahmen 44 gewählte<br />

Personen mit Behinderungen aus<br />

verschiedenen Sprachregionen<br />

teil. Das Hauptziel war es, Barrieren<br />

für die politische Teilhabe von<br />

Menschen mit Behinderungen abzubauen.<br />

Durch die Besetzung politischer<br />

Positionen durch Menschen<br />

mit Behinderungen sollen deren<br />

Anliegen besser vertreten werden.<br />

Man will sichtbar machen, dass es<br />

unterschiedlichste Menschen mit<br />

Behinderungen gibt, die kompetent<br />

und bereit sind, sich für ein politisches<br />

Amt wählen zu lassen. Es wurden<br />

Themen wie politische Rechte<br />

für Menschen mit Behinderungen,<br />

chronische Unterrepräsentation und<br />

Zugänglichkeit des Bundeshauses<br />

behandelt. Die Teilnehmenden suchten<br />

nach Lösungen, um die Hindernisse<br />

für ein politisches Engagement<br />

von Menschen mit Behinderungen zu<br />

überwinden. Auch die UN-BRK (Behindertenrechtskonvention)<br />

spielte<br />

dabei eine wichtige Rolle.<br />

parlament.ch<br />

… es barrierefreie<br />

Musikinstrumente<br />

gibt?<br />

In einer Projektwoche konnten die<br />

Lernenden der Mathilde Escher Stiftung<br />

mit Musikerinnen und Musikern<br />

von Tabula Musica gemeinsam<br />

musizieren. Sie lernten dabei Instrumente<br />

kennen, die das Musizieren<br />

für alle Menschen ermöglichen. So<br />

z.B. die beiden Instrumente Soundbeam<br />

und MotionComposer. Beide<br />

reagieren allein durch Bewegungen<br />

und Distanz. Menschen, die nur ihre<br />

Augen bewegen können, genügt somit<br />

bereits ein Wimpernschlag, um<br />

einen Ton wiedergeben zu können.<br />

tabulamusica.ch<br />

... dass im Hauptbahnhof<br />

der erste<br />

rollstuhlgängige<br />

Foxtrail Zürichs ist?<br />

Im Rahmen ihres 50-jährigen Jubiläums<br />

hat Pro Infirmis 2022 den<br />

Foxtrail im HB Zürich rollstuhlgängig<br />

gemacht. Pro Infirmis Zürich<br />

hofft, dass damit etwas ausgelöst<br />

wird und mit der Zeit auch Trails z.B.<br />

für Menschen mit einer Seh- oder<br />

Hörbeeinträchtigung erstellt werden.<br />

Der Umbau des Foxtrails brachte<br />

eini ge Herausforderungen mit<br />

sich. So mussten die Entwickler die<br />

Balance zwischen unüberwind-<br />

baren Hinder nissen und genügend<br />

Challenge finden.<br />

foxtrail.ch<br />

PAUSE — Das Ausbildungsmagazin der Mathilde Escher Stiftung<br />

6 7<br />

* Die Lohn- und Versicherungskosten werden vollständig von der Mathilde Escher Stiftung übernommen.


Letztes Jahr feierte<br />

Marc seinen 50igsten<br />

Geburtstag und<br />

ist damit einer der<br />

ältesten Menschen mit<br />

Duchenne Muskeldystrophie.<br />

— INTERVIEW —<br />

PAUSE — Das Ausbildungsmagazin der Mathilde Escher Stiftung<br />

«Das ist<br />

einfach dumm<br />

gelaufen»<br />

Das Leben von Marc von Arx entspricht nicht dem Klischee<br />

eines Menschen mit schwerer Körperbehinderung. Ein<br />

Gespräch über Leben, Tod, Drogen und das, was er seinen<br />

jüngeren Kollegen empfehlen würde.<br />

Von Mattias Fries<br />

Marc, du bist letztes Jahr 50 geworden. Wie<br />

fühlst du dich?<br />

Ich fühle mich gut.<br />

Viele deiner Mitbewohnenden – auch Freunde<br />

von dir – haben dein Alter nicht erreicht<br />

und starben früh. Wie gehst du damit um?<br />

Es ist traurig und ich denke schon darüber nach, aber<br />

das Leben geht weiter.<br />

Hast du eine Erklärung dafür, weshalb du es so<br />

lange «geschafft» hast?<br />

Ich hatte wohl Glück mit meinem Krankheitsverlauf.<br />

Vielleicht liegt es aber auch an meiner Lebensein stellung.<br />

Ich schaue, dass es mir nie langweilig ist.<br />

Es ist dir nie langweilig?<br />

Mir ist es wirklich nie langweilig. Ich kenne das gar nicht.<br />

Früher habe ich Sachen einfach gemacht, traf irgendwo<br />

Kollegen, ging in den Ausgang. Ich habe das Leben immer<br />

genossen – und tue das auch heute noch.<br />

Du lebst nun schon seit über 33 Jahren in der<br />

Mathilde Escher Stiftung. Was hat sich aus deiner<br />

Sicht während dieser Zeit hier positiv verändert?<br />

Die Pflege ist medizinischer geworden und hat sich<br />

ständig verbessert. Als ich neu in die Mathilde Escher<br />

Stiftung kam, wurde man noch ohne Handschuhe<br />

gewaschen. Der Cough Assist (ein Gerät zur Befreiung<br />

und Bereinigung der Atemwege) verlängert sicherlich<br />

Vielen das Leben. Die Lebensqualität hat sich über<br />

die Jahre verbessert.<br />

Gibt es auch Entwicklungen, die du eher negativ<br />

empfindest?<br />

Ich persönlich habe das Gefühl, dass der Umgang in<br />

der Stiftung in den letzten Jahren unpersönlicher<br />

geworden ist.<br />

PAUSE — Das Ausbildungsmagazin der Mathilde Escher Stiftung<br />

8 9


— INTERVIEW —<br />

Meinst du damit, dass die Betreuung unpersönlicher<br />

geworden ist?<br />

Abend noch etwas. Ich kann aber nur noch Suppen und<br />

dergleichen essen. Glace und Schoggi gehen auch noch.<br />

Marihuana spielte in deinem Leben also mal eine<br />

nicht unbedeutende Rolle.<br />

Hast du auch mal eine Dummheit gemacht,<br />

die du heute noch bereust?<br />

Nein, ich habe eher das Gefühl, dass bei Personen in<br />

Nach dem Abendessen nehme ich nochmals einen<br />

Ja, aber heute ist das nicht mehr so. Seit ich das Tracheo­<br />

Ich glaube, das war diese Geschichte mit den beiden<br />

leitenden Funktionen im Alltag der Kontakt und die Nähe<br />

Kaffee. Dazu schaue ich meistens die Tagesschau. Dann<br />

stoma habe, habe ich vielleicht noch zwei-, dreimal an<br />

Minderjährigen.<br />

zu uns Klientinnen und Klienten oft fehlt.<br />

War früher etwas besser?<br />

Ja, die Betreuenden hatten mehr Zeit für uns. Wir brauchten<br />

aber auch weniger Pflege als heute. Dafür sind die<br />

inhaliere ich noch. Um 2.00 Uhr muss ins Bett.<br />

Du hast gesagt, dass du nicht mehr normal<br />

essen kannst. Wie bist du damit umgegangen,<br />

als das für dich nicht mehr möglich war?<br />

einem Joint gezogen.<br />

Hattest du keine Entzugserscheinungen?<br />

Nein. Es fiel mir auch nicht schwer aufzuhören. Ich sagte<br />

mir, bis hier hin und nicht weiter – für meine eigene<br />

Und die Geschichte mit der Geburtstagsparty?<br />

Da ist es einfach dumm gelaufen. An meiner Geburtstagsparty<br />

wurde Alkohol getrunken und gekifft. Es<br />

kam jemand, den ich nicht eingeladen hatte und auch<br />

Klientinnen und Klienten halt auch früher gestorben.<br />

Manchmal tue ich mich schon schwer damit. Ich koche<br />

Gesundheit.<br />

nicht dabei haben wollte. Er trank so viel, dass die<br />

PAUSE — Das Ausbildungsmagazin der Mathilde Escher Stiftung<br />

«Mir ist es nie<br />

langweilig,<br />

ich kenne das gar<br />

nicht»<br />

Nehmen wir an, du hättest Katharina Hildebrands<br />

Job: Was würdest du in der Stiftung am ehesten<br />

ändern?<br />

Ich würde das strikte Alkoholverbot wieder aufheben.<br />

Es geht nicht darum sich betrinken zu können, aber<br />

mal ein Glas Wein zum Essen oder zum Anstossen bei<br />

einem Fest sollte schon drin liegen.<br />

Gibt es noch etwas, das du ändern würdest?<br />

Weniger Stress für die Mitarbeitenden. Das ist aber halt<br />

trotzdem sehr gerne, dann kann ich meine Kreativität<br />

ein wenig ausleben.<br />

Kannst du dich manchmal auch über etwas<br />

nerven?<br />

Ja, das kann ich schon. Zum Beispiel über Putin. Er<br />

nervt mich gerade. Trump hat mich auch genervt. Oder<br />

manchmal, wenn der PC nicht geht. Das macht mich<br />

hässig. Dann fange ich an zu fluchen und manchmal<br />

höre ich Heavy Metal. Wenn ich die Musik aufdrehe, hört<br />

mich niemand mehr fluchen.<br />

Du hast eine Zeitlang auch gearbeitet.<br />

Ja, zuerst konnte ich die Ausbildung in der Mathilde<br />

Escher Stiftung machen. Damals ging sie noch drei Jahre<br />

und hies Büroanlehre. Anschliessend habe ich fünf<br />

Jahre im Bürozentrum, der heutigen Grafikwerkstatt, gearbeitet.<br />

Ich durfte vor allem grafische Arbeiten wie<br />

Visitenkarten gestalten erledigen. Manchmal konnte ich<br />

auch bei Websites und beim Jahresbericht der Mathilde<br />

Escher Stiftung mitarbeiten.<br />

Du warst aber auch ausserhalb der Stiftung<br />

geschäftlich tätig, oder nicht?<br />

Eine Weile arbeitete ich mit meinem Cousin im<br />

«Laden zum Leben» an der Motorenstrasse im Kreis 5.<br />

Ist das Kiffen vielleicht mit ein Grund, weshalb<br />

du immer noch lebst?<br />

Das weiss ich nicht, aber es war sicher nicht nur gut.<br />

Du kamst wegen Drogen auch mal mit dem<br />

Gesetz in Konflikt.<br />

Ja, ich bekam mal eine Busse. Ich musste sie aber nicht<br />

bezahlen, weil ich nichts verdiente. Wenn man nichts<br />

hat, können sie einem auch nichts nehmen. Ich habe<br />

sieben Tage bedingt und zwei Jahre auf Bewährung bekommen.<br />

«Ich habe 7 Tage<br />

bedingt und 2 Jahre<br />

auf Bewährung<br />

bekommen»<br />

Was war der Grund?<br />

Ambulanz kommen musste. Ich konnte bei der Party<br />

nicht alle im Auge behalten, bekam aber von der damaligen<br />

Heimleitung eine Verwarnung dafür.<br />

Lassen wir die Dummheiten vergangen sein.<br />

Gibt es etwas, worauf du in deinem Leben gerne<br />

zurückblickst?<br />

Die Zeit, in der ich Hockey gespielt habe, war toll. Was<br />

die Iron Cats heute sind, mussten wir zuerst aufbauen.<br />

Es gab keinen Club und wir spielten noch mit Eishockey-<br />

und Landhockey-Schlägern. Drei Bewohnende und ich<br />

gründeten dann die Terminators.<br />

Wann war das?<br />

Das war vor über 30 Jahren. An der 700-Jahres-Feier<br />

der Eidgenossenschaft sassen wir am Vierwaldstätter-<br />

see beisammen und gründeten den Club, mit dem wir<br />

dann von 1992 bis 1997 an internationalen Turnieren in<br />

München teilnahmen.<br />

Und daraus entstanden dann die Iron Cats?<br />

Nein, die Iron Cats wurden später von Marco Müller<br />

gegründet – sozusagen als Rivale zu uns. Anfangs<br />

bekamen sie von uns 10:0 aufs Dach. Aber dann haben<br />

sie sich langsam etabliert und durchgesetzt. Bei den<br />

Terminators starb leider einer nach dem anderen, bis<br />

PAUSE — Das Ausbildungsmagazin der Mathilde Escher Stiftung<br />

eine Geldfrage.<br />

Ich machte dort die Buchhaltung.<br />

Ich habe Gras verkauft an zwei Personen, die sich als<br />

wir nur noch vier waren. 1998 wechselte ich dann zu<br />

Themenwechsel: Wie verläuft ein gewöhnlicher<br />

Tag bei dir?<br />

Wie lief das?<br />

Das lief gut. Leider verstarb mein Cousin ein Jahr später<br />

Achtzehnjährige ausgaben. Die nahmen es in die Schule<br />

mit und wurden erwischt. Man wollte wissen, von wem<br />

sie das Gras hatten. Dann gab es eine Razzia bei mir.<br />

den Iron Cats.<br />

Eine Schmach?<br />

Ich stehe meistens um 9.30 Uhr auf. Mit der Pflege wirds<br />

dann 11 Uhr. Mit Duschen brauche ich sogar bis 12 Uhr.<br />

Dann bekomme ich meine Nahrung über die Magensonde.<br />

Normal essen kann ich nicht mehr, aber ein Kaffee<br />

muss sein. Nach dem Mittagessen putze ich meine<br />

Zähne. Dann gehe ich meinen Freizeitaktivitäten nach,<br />

mache meinen Garten und schaue nach den Pflanzen.<br />

Im Winter bin ich mehr am Computer. Einmal in der<br />

unerwartet. Wir waren alle gut befreundet und das<br />

war hart. Danach fehlte uns die Motivation, wir haben<br />

den Laden zwei, drei Jahre weitergeführt und dann<br />

aufgegeben.<br />

Kommen wir zu einem anderen Thema: Es hält<br />

sich hartnäckig das Gerücht, dass dein Zimmer<br />

einer Kifferhöhle gleicht. Ist da was Wahres dran?<br />

Eine Razzia? Hier in der Stiftung?<br />

Ja, zwei Polizisten kamen und durchsuchten mein<br />

Zimmer. Sie beschlagnahmten einen grossen Pot mit<br />

Gras resten und wollten wissen, woher ich das Zeug hatte.<br />

Hatte das Konsequenzen?<br />

Nein, aber es war mir eine Lehre. Einen zweiten solchen<br />

Ja, das kann man vielleicht so sagen.<br />

Zum Schluss unseres Interviews: Hast du einen<br />

Tipp für die jüngeren Bewohnenden in der<br />

Stiftung?<br />

Ja, schon. Sie sollen einfach rausgehen und das Leben<br />

geniessen. Man weiss nicht, wie lange man hat. Das<br />

Leben ist viel zu kurz, um nur hier in der Stiftung zu ver­<br />

Woche koche ich auf der Wohngruppe, manchmal auch<br />

Heute kann man das so eigentlich nicht mehr sagen,<br />

Fall wollte ich nicht riskieren.<br />

weilen.<br />

am Wochenende. Wenn es mir gut geht, esse ich am<br />

aber früher roch es schon nach Gras.<br />

10 11


— KRANKHEIT —<br />

«Ich lasse<br />

mich nicht<br />

unterkriegen»<br />

Alles fing damit an, dass ich als Baby<br />

sehr klein war und nicht richtig<br />

krabbeln konnte. Mein Kinderarzt<br />

wollte abklären, warum ich so lang ­<br />

sam wachse. Nach vielen Ausschlussdiagnosen<br />

entdeckte ein Arzt im<br />

Inselspital Bern erhöhte Leberwerte,<br />

die den Verdacht auf eine Muskelkrankheit<br />

weckten. Später wurde<br />

noch ein Mangel an einem Wachstumshormon<br />

festgestellt. Man mach­<br />

unterschiedlich damit um. Meine<br />

Mutter informierte sich über das<br />

Internet und suchte bald den Kontakt<br />

zu anderen betroffenen Eltern. Mein<br />

Vater wollte sich nicht im Voraus<br />

im Detail informieren, sondern alles<br />

auf sich zukommen lassen. Geholfen<br />

hat meinen Eltern, dass sie das<br />

Leben mit einer Einschränkung aus<br />

eigener Erfahrung kannten. Mein<br />

Vater lebt mit den Folgen einer Hirn-<br />

ich hatte noch keinen Rollstuhl. Im<br />

Kin dergarten wurde mir langsam<br />

bewusst, dass ich eine spezielle<br />

Krankheit habe und bei mir alles<br />

anders ist als bei anderen Kindern.<br />

Ich durfte als Einziger mit dem<br />

Trottinett in den Kindergarten.<br />

Einmal pro Woche kam eine Früherzieherin,<br />

mit der ich Buchstaben<br />

und Zahlen lernte. Wegen der Krankheit<br />

konnte ich nicht so weit gehen,<br />

te eine Muskelbiopsie und ein paar<br />

hautentzündung, meine Mutter<br />

musste viele <strong>Pause</strong>n machen oder<br />

Wochen später lag das Ergebnis,<br />

stottert.<br />

in einem Leiterwagen sitzen. Ich<br />

Jonathan lebt mit Duchenne Muskeldystrophie. Als<br />

Kind fühlte er sich nicht nur anders, sondern wurde oft<br />

ausgegrenzt. Seit zwei Jahren lebt er in der Mathilde<br />

Escher Stiftung und fühlt sich hier akzeptiert.<br />

Duchenne Muskeldystrophie, vor. Für<br />

meine Eltern war das ein grosser<br />

Schock. Sie hatten sich schon länger<br />

ein Kind gewünscht und nun kam<br />

diese Diagnose. Gleichzeitig brachte<br />

die Diagnose eine gewisse Erleichte­<br />

Ausgegrenzt<br />

Ich habe nur wenige Erinnerungen<br />

an meine frühe Kindheit. Es gibt<br />

Fotos, auf denen ich noch laufe und<br />

mit dem Fahrrad zu sehen bin. Ich<br />

wurde von den anderen Kindern oft<br />

ausgegrenzt. Ich hatte auch ausserhalb<br />

des Kindergartens sehr wenig<br />

Kontakt zu anderen Kindern. Ich<br />

hätte mir gewünscht, dass sie mich<br />

akzeptieren und unterstützen. Ich<br />

Von Jonathan Dennler<br />

rung, weil man endlich wusste,<br />

was los war. Meine Eltern gingen<br />

weiss noch, dass das Gehen irgendwann<br />

anstrengend wurde, aber<br />

hatte schon damals das Gefühl, nicht<br />

ganz dazuzugehören. Das machte<br />

12 13


— KRANKHEIT —<br />

— FOTOSTORY —<br />

PAUSE — Das Ausbildungsmagazin der Mathilde Escher Stiftung<br />

mich nicht nur traurig, sondern auch<br />

aggressiv – manchmal sogar richtig<br />

gemein. Als der Übertritt in die<br />

Schule anstand, entschieden wir<br />

uns für das Zentrum für Kinder mit<br />

Sinnes- und Körperbeeinträchtigung<br />

(ZKSK) in Solothurn. Dort hatte ich<br />

Physio- und Ergotherapie direkt vor<br />

Ort, die Klassen waren kleiner und<br />

die Schule baulich und vom Lehrplan<br />

her besser auf meine Krankheit eingerichtet.<br />

Grosser Einschnitt<br />

Für eine Person mit meiner Diagnose<br />

konnte ich lange gehen und war sogar<br />

in der Jungschar. 2017 brach ich mir<br />

den Oberschenkel. Das war ein einschneidendes<br />

Ereignis. Man brachte<br />

mich ins Krankenhaus und der<br />

Bruch musste operiert werden. Ich<br />

konnte dann noch ein paar Monate<br />

an einem Rollator gehen, bevor ich<br />

endgültig auf einen Rollstuhl angewiesen<br />

war. Ich fühlte mich noch<br />

mehr ausgeschlossen und war in den<br />

<strong>Pause</strong>n oft allein. Meine Mitschüler<br />

ärgerten mich und fanden es lustig,<br />

wenn ich mich darüber beklagte.<br />

Das hat mir sehr zu schaffen gemacht.<br />

Ich sprach mit meinen Eltern darüber,<br />

was mir guttat, wollte aber<br />

nicht, dass sie sich einmischen.<br />

Die einzigen Kollegen, die ich hatte,<br />

waren auch im Rollstuhl.<br />

Neuer Lebensabschnitt<br />

Im Moment kann ich meine Arme<br />

noch sehr gut bewegen, merke aber,<br />

dass die Kraft langsam nachlässt.<br />

Durch das Fortschreiten meiner<br />

Muskeldystrophie brauche ich langfristig<br />

eine Arbeit am Computer,<br />

weil manuelle Arbeiten immer<br />

schwieriger und irgendwann gar<br />

nicht mehr möglich sein werden.<br />

Darum habe ich mich für eine<br />

praktische Ausbildung (PrA Mediamatik)<br />

in der Mathilde Escher<br />

Stiftung entschieden. Seit ich in die<br />

Stiftung gezogen bin, hat sich für<br />

«Mit dem Rollstuhl fühlte<br />

ich mich noch mehr ausgeschlossen<br />

und war in den<br />

<strong>Pause</strong>n oft allein»<br />

mich auch sonst vieles verändert.<br />

Ich bin mehr auf mich selbst gestellt<br />

und musste lernen, vieles selbst<br />

zu organisieren. Ausserdem muss<br />

ich mich mit meinen Zimmerkollegen<br />

absprechen. Mittwochs absolviere<br />

ich ein Praktikum bei der Schweizerischen<br />

Muskelgesellschaft in Zürich,<br />

das mir sehr viel bedeutet. Ich lerne<br />

dort, nicht nur selbstständiger zu<br />

sein, sondern kann gleichzeitig auch<br />

Erfahrung im Arbeitsmarkt sammeln.<br />

Ich arbeite im Büro und mache<br />

Flyer, führe Listen oder sortiere<br />

Dokumente.<br />

Meine Ziele<br />

Mein christlicher Glaube hilft mir,<br />

mit meiner Krankheit klarzukommen.<br />

Ich bete, wenn es mir gut und<br />

wenn es mir schlecht geht. Der<br />

Austausch mit anderen Betroffenen<br />

ist mir sehr wichtig, weil sie mich<br />

akzeptieren. Ich spiele auch sehr<br />

gerne Powerchair Hockey, weil ich<br />

dort den Alltag vergessen kann.<br />

Irgendwann möchte ich selbstständig<br />

mit Assistenz wohnen. Nach der<br />

Ausbildung werde ich zunächst in<br />

der Grafikwerkstatt der Mathilde<br />

Escher Stiftung arbeiten. Ich wünsche<br />

mir Freunde und auch eine<br />

Partnerschaft. Ausserdem möchte<br />

ich gerne viele Reisen unternehmen,<br />

unter anderem in den Norden nach<br />

Norwegen oder Finnland. Die grösste<br />

Herausforderung der Zukunft wird<br />

sein, dass ich immer mehr Pflege<br />

benötige. Mein Ziel ist es, ein gutes<br />

Leben zu führen und mit dem, was<br />

ich habe, zufrieden zu sein.<br />

Duchenne Muskeldystrophie<br />

Duchenne Muskeldystrophie (DMD) ist die häufigste neuromuskuläre<br />

Erkrankung bei Kindern. Einer von 3500 Jungen ist von dieser Krankheit<br />

betroffen. Die Lebenserwartung in der Schweiz ist in den letzten Jahren<br />

dank Langzeitbeatmung auf 35 Jahre gestiegen. Die aktuellen Therapien<br />

konzentrieren sich darauf, die verbleibende Muskelkraft zu erhalten<br />

und krankheitsbedingte Probleme mit Hilfsmitteln zu bewältigen. Es<br />

gibt inzwischen genetische Therapieansätze, die aber nur bei bestimmten<br />

Mutationsformen wirksam sind. Zudem wird an Therapien mit Stammzellen<br />

geforscht. Darüber hinaus gibt es bisher noch kein Medikament,<br />

mit dem sich die Erkrankung stoppen oder heilen lässt.<br />

In einer Bar …<br />

Von Albert Schwaninger<br />

Auch ne harte<br />

Woche gehabt?<br />

Was, ihr Nachbar auch?<br />

Was war da los?<br />

Hinter der Theke<br />

Das wird heute<br />

eine lange Nacht.<br />

Ja, Sie auch?<br />

Der hat mich heute<br />

Morgen wegen meines<br />

Hundes angeschnauzt.<br />

Das sind die Besten. Mega<br />

zutraulich. Ich hab auch<br />

einen seit drei Monaten.<br />

Warum?<br />

14 15<br />

Mein Nachbar nervt<br />

in letzter Zeit. Was<br />

ist es bei Ihnen?<br />

Das gibts doch nicht!<br />

Ich hab meinen auch<br />

seit drei Monaten …<br />

Meiner nervt auch wegen<br />

des Hundes. Was haben<br />

Sie denn für einen?<br />

Mein Nachbar auch.<br />

Einen Labrador.<br />

Die Moser-Zwillinge<br />

sind wieder betrunken.<br />

PAUSE — Das Ausbildungsmagazin der Mathilde Escher Stiftung


— PERSÖNLICH —<br />

PAUSE — Das Ausbildungsmagazin der Mathilde Escher Stiftung<br />

Bezahlte<br />

Freundschaft?<br />

Angelo wird seit drei Jahren im Alltag von einem<br />

Assistenten unterstützt. Aus dieser Arbeitsbeziehung<br />

ist eine enge Freundschaft entstanden.<br />

Doch ist eine Freundschaft mit einer bezahlten<br />

Assistenzperson überhaupt möglich?<br />

Von Angelo Metzker<br />

Bevor ich João kennenlernte, unterstützte<br />

mich meine Familie pflegerisch. Wir wollten<br />

damals keine Unterstützung von aussen.<br />

Meine Eltern betrieben einen grossen Aufwand,<br />

waren oft erschöpft und zwischen uns<br />

war keine Distanz möglich. Ich brauchte<br />

auch in der Nacht drei- bis viermal Unterstützung,<br />

was sie noch mehr ans Limit brachte.<br />

So gab es immer mehr Diskussionen und Kon-<br />

flikte zwischen meinen Eltern und mir. Oft<br />

wurden diese durch kleine Unstimmigkeiten<br />

wie «Nein, ich will noch nicht ins Bett. Wieso<br />

seid ihr schon müde?» ausgelöst. Ich war<br />

mit sechzehn Jahren wahrscheinlich nicht<br />

immer der Einfachste... Es waren jedenfalls<br />

schwere Zeiten für meine Eltern und mich. Ich<br />

lag nachts oft wach und redete mir ein, dass<br />

ich eine Last für diese Familie bin. Ich fragte<br />

mich immer häufiger, ob ich ausziehen soll.<br />

Nach vielen Diskussionen kamen wir zum<br />

Schluss, dass wir Hilfe brauchten. Irgendwann<br />

lernten wir den Onkel eines Kollegen kennen,<br />

der Menschen aus dem Ausland vermittelt,<br />

die Familien mit körperlich eingeschränkten<br />

Personen unterstützen.<br />

Der beste «Füdliputzer» der Welt<br />

So lernte ich João, meinen heutigen Assistenten,<br />

kennen. Schon in seiner Schnupperwoche<br />

deutete sich an, dass er gut zu mir passt. Wir<br />

haben ähnliche Interessen, können stundenlang<br />

über verschiedene Themen debattieren<br />

und haben einen ähnlich schrägen Humor.<br />

Das war ein wichtiger Punkt für mich. Er hatte<br />

nicht viel Erfahrung im pflegerischen Bereich,<br />

brachte aber eine gewisse Frische, Offenheit<br />

PAUSE — Das Ausbildungsmagazin der Mathilde Escher Stiftung<br />

16 17


— PERSÖNLICH —<br />

Wenn man sich über längere Zeit fast täglich<br />

sieht, verschwinden mit der Zeit die Hem­<br />

«Mit unserem ähnlich<br />

schrägen Humor wurde<br />

unsere Beziehung<br />

immer stärker»<br />

mungen. Ohne eine klare Rollenverteilung<br />

kommt es auch bei uns immer wieder zu<br />

Diskussionen. Man fühlt sich in der Position,<br />

etwas sagen oder widersprechen zu dürfen.<br />

Oft ist es schwierig, klare Grenzen zwischen<br />

unserer Freundschaft und unserer beruflichen<br />

Beziehung zu ziehen. Es gibt Situationen, in<br />

denen ich als Kollege nicht unsensibel sein<br />

will, wenn ich meine Ruhe brauche und nicht<br />

in der Stimmung bin, über etwas zu diskutieren.<br />

Manchmal fehlt mir aber auch einfach<br />

PAUSE — Das Ausbildungsmagazin der Mathilde Escher Stiftung<br />

und die Bereitschaft mit, Neues zu lernen.<br />

Viele pflegerische Situationen waren Neuland<br />

für ihn. Ich erinnere mich, wie ich das erste<br />

Mal vor ihm auf der Toilette sass und ihm<br />

grinsend erklären musste, wie man ein «Füdli»<br />

richtig putzt. Heute definiert er sich gerne<br />

als den besten «Füdliputzer» der Welt. Mittlerweile<br />

haben wir viel gemeinsam erlebt und<br />

sind Freunde geworden. Wir waren schon<br />

mehrmals gemeinsam im Urlaub und haben<br />

viele tolle Erinnerungen gesammelt. Ein Erlebnis<br />

wird uns sicher in Erinnerung bleiben:<br />

Wir kamen um drei Uhr morgens vom Aus-<br />

gang zurück, als mein Rollstuhlakku plötzlich<br />

leer war. So musste João mich und meinen<br />

180 kg schweren Rollstuhl auf einen steilen<br />

Hügel hinaufschieben, während wir zwei uns<br />

in angeheitertem Zustand kaputtlachten.<br />

nur die Energie. In diesen Momenten wäre mir<br />

am liebsten, er würde einfach die pflegerischen<br />

Aufgaben erledigen.<br />

Schwierig ist es auch, wenn wir beide schlechte<br />

Laune haben und plötzlich über etwas Dummes<br />

diskutieren. Mittlerweile haben wir<br />

gelernt, dass es sehr wichtig ist, frühzeitig<br />

miteinander zu reden – auch wenn das nicht<br />

immer einfach ist. Wir versuchen immer<br />

up-to-date zu sein, wie es ihm oder mir geht.<br />

Wenn es einem von uns nicht gut geht, versuchen<br />

wir Lösungen oder Kompromisse zu<br />

finden. Wenn ich also zu einer bestimmten<br />

Zeit duschen will und João müde ist, teilt er<br />

mir das mit und macht mir z. B. den Vorschlag,<br />

mich später vor dem Schlafen zu duschen.<br />

«Sich zu distanzieren<br />

und Nein zu sagen,<br />

das ist vielleicht das<br />

Schwierigste für uns»<br />

PAUSE — Das Ausbildungsmagazin der Mathilde Escher Stiftung<br />

Das Dilemma – Freund und Chef<br />

In einer Institution mit organisiertem Wohnen<br />

Solche Kompromisse helfen uns, auf unsere<br />

individuellen Bedürfnisse einzugehen und mit<br />

der Situation insgesamt zufrieden zu sein.<br />

Echte Freundschaft?<br />

und Assistenz gibt es klare Regeln, die es zu<br />

befolgen gilt. So darf es zum Beispiel keinen<br />

Beide Seiten<br />

Ich habe in diesem Artikel das Wort Freundschaft<br />

bisher verwendet, ohne es gross zu<br />

privaten Kontakt zwischen Mitarbeitenden<br />

Ich habe mit João auch über diese Rollenkon­<br />

hinterfragen. Man könnte argumentieren, dass<br />

und Klienten geben. Das Ziel ist es, die Distanz<br />

flikte gesprochen. Er meinte, die Arbeit unter<br />

unsere Freundschaft gar nicht real ist, weil<br />

zu wahren, damit Freundschaft und Arbeit<br />

diesen Umständen hätte wie Vieles andere<br />

wir sozusagen gezwungen werden, miteinander<br />

nicht vermischt werden. Letzteres gilt auch als<br />

positive und negative Seiten. Einerseits freut<br />

Zeit zu verbringen. Ich bin auf seine Assistenz<br />

Schutz vor Übergriffen. Was in Institutionen<br />

er sich mehr auf die Arbeit, weil er gleich zeitig<br />

und er ist auf das Einkommen angewiesen. Man<br />

vielleicht sinnvoll ist, lässt sich im privaten<br />

Zeit mit seinem Kollegen verbringen kann,<br />

kann sich durchaus fragen, ob eine Freund­<br />

Bereich nicht immer vermeiden. Es ist alles<br />

andererseits bereitet es ihm mehr Mühe, für<br />

schaft funktioniert, wenn Geld oder Arbeit im<br />

viel lockerer und so entsteht automatisch eine<br />

einen bestimmten Arbeitstag abzusagen, da<br />

Spiel ist. Ich denke, ja. Ich bezahle João nicht<br />

Beziehung, was für mich auch ok ist.<br />

er mich nicht im Stich lassen möchte. Das<br />

für seine Freundschaft, sondern für die Assis­<br />

Schwierigste für uns beide ist, uns zu distan­<br />

tenz. Ob es wahre Freundschaft ist, wird sich<br />

zieren und einfach Nein zu sagen. Das wird<br />

zeigen, wenn das Arbeitsverhältnis nicht mehr<br />

wahrscheinlich auch immer so bleiben.<br />

besteht.<br />

18 19


— SPORT —<br />

PAUSE — Das Ausbildungsmagazin der Mathilde Escher Stiftung<br />

Voll<br />

dabei<br />

Manuel ist leidenschaftlicher<br />

Eishockeyfan. Ihn<br />

faszinieren die Dynamik<br />

und das hohe Tempo<br />

des Spiels. Er hat dank<br />

dem Eishockey auch<br />

Freunde gefunden, die<br />

ihm zur Seite stehen.<br />

Von Manuel Melder<br />

Die Stimmung ist laut und die Euphorie<br />

gross, weil der EHC Kloten wieder<br />

in die NLA aufgestiegen ist und gegen<br />

den Kantons-Rivalen ZSC antritt.<br />

Meine Freunde und ich feuern die<br />

Mannschaft mit Gesängen an. Die<br />

Spieler kommen aufs Eis, der<br />

EHC Kloten wie immer in<br />

seinen dunkelblauen Trikots,<br />

die Gegner in Weiss. Das Stadium<br />

ist bis auf den letzten<br />

Platz besetzt und aus der<br />

Heimkurve und dem Gästesektor<br />

hört man Fangesänge.<br />

Die Choreografien der beiden<br />

Ultralager heizen die Stimmung<br />

an.<br />

Ich befinde mich direkt<br />

an der Bande bei den Rollstuhlplätzen<br />

hinter dem Tor. Ich<br />

mache Stimmung und schlage gegen<br />

die Plexiglasscheibe. Kurz nach<br />

dem Anpfiff landet der Puck an der<br />

Oberkante unseres Tors. Als es wegen<br />

Provokationen zu einer Schlägerei<br />

auf dem Eis kommt, wird es noch<br />

lauter. Man spürt die Rivalität und<br />

die Aggression überträgt sich auf die<br />

Fans. In den Ultralagern fliegt alles<br />

Mögliche in die Luft. Es ist eine sehr<br />

hitzige Partie, die zur ersten <strong>Pause</strong><br />

immer noch 0:0 steht.<br />

Eishockey ist für mich der beste<br />

Sport, weil er so dynamisch und<br />

attraktiv zum Zuschauen ist. Es ist<br />

gleichzeitig elegant und gewalt-<br />

sam, das macht es so spannend für<br />

mich. Das Spiel ist sehr intensiv,<br />

hat ein hohes Tempo und «fliegende»<br />

Spielerwechsel. Besonders spannend<br />

finde ich die Zweikämpfe. Die Wucht,<br />

mit der die Spieler aufeinanderprallen,<br />

ist krass.<br />

Angesteckt<br />

Mittlerweile gehe ich schon seit<br />

sieben Jahren ins Stadion. Mein<br />

Vater war auch schon Fan von EHC<br />

Kloten, er hat mich wohl mit dem<br />

Fan-Virus angesteckt. Ich kann mich<br />

erinnern, dass er immer tolle Geschichten<br />

von den Spielen mit nach<br />

Hause brachte. Seit 2021 bin ich mit<br />

der Fanszene im Stadion. Damals<br />

ging ich mit meinem Rollstuhl in den<br />

Auswärtssektor, wo mich jemand<br />

«Die Fans haben<br />

mich samt Rollstuhl<br />

die Treppen hochgetragen»<br />

vom Fanclub Blue Eagles 03 ansprach.<br />

Darauf verbrachte ich den Rest des<br />

Spiels mit ihnen. Nach dem Spiel<br />

machten wir uns in einem Fanmarsch<br />

zum Bahnhof auf. Dort entdeckte<br />

ich, dass der Weg nicht barrierefrei<br />

ist. Da haben mich die Fans kurzerhand<br />

samt Rollstuhl die Treppen<br />

runter- und hochgetragen. An diesem<br />

Tag habe ich viele Freunde gewonnen.<br />

Ultras<br />

Die Fans aus meiner Kurve bilden<br />

eine tolle Gemeinschaft. Die Freundschaften<br />

gehen weit über den Sport<br />

hinaus. Wenn wir auftauchen, begegnen<br />

uns viele Leute mit Respekt,<br />

manchmal auch mit Angst. Man<br />

erkennt uns von weitem am roten<br />

Rauch der Pyros. Unser Vorsänger,<br />

wir nennen ihn Capo, stimmt die<br />

Lieder an. Alle grölen ihm nach und<br />

einer gibt den Takt auf der Trommel<br />

vor. Auch ich gebe alles und bin<br />

nach den Spielen meist heiser.<br />

Es gibt viele Vorurteile gegenüber<br />

den Ultras. Ich habe den Eindruck,<br />

dass sie nicht so gewalttätig<br />

sind, wie es in der Zeitung steht. Man<br />

darf Ultras nicht mit Hooligans, die<br />

deutlich aggressiver sind, verwechseln.<br />

Für mich steht die Sicherheit<br />

an erster Stelle. Manchmal habe ich<br />

auch ich ein mulmiges Gefühl, aber<br />

ich weiss, dass meine Freunde auf<br />

mich aufpassen. Meistens bleibe<br />

ich während des Fanmarschs beim<br />

Sicherheitsdienst. Manchmal<br />

wird es tatsächlich etwas<br />

brenzlig. Einmal stellten ein<br />

paar Fans einen Grill vor dem<br />

Stadion auf. Irgendwie eskalierte<br />

die Situation mit dem<br />

Sicherheitsdienst, andere<br />

Fans mischten sich ein und es<br />

gab eine Massenschlägerei,<br />

bei der die Fetzen flogen. Zum<br />

Glück war ich nicht mittendrin.<br />

Mehr als Sport<br />

Mittlerweilen sind wir in der dritten<br />

Runde und kurz vor Spielschluss.<br />

Auf der Anzeigetafel steht 1:1. Da er ­<br />

hält Aaltonen einen schönen Pass<br />

von Meyer. Dieser schiesst den Puck<br />

in die hohe rechte Ecke. Die Schlusssirene<br />

ertönt. Das Ergebnis 2:1 für<br />

uns! Alle toben und jubeln, unsere<br />

Kurve bebt. Und wieder geht für mich<br />

ein toller Spieltag zu Ende. Ich habe<br />

keine Sekunde an meinen Rollstuhl<br />

gedacht. Ich war einfach mittendrin.<br />

Eishockey ist für mich nicht nur<br />

ein Sport, sondern eine Leidenschaft,<br />

die mein Leben bereichert.<br />

PAUSE — Das Ausbildungsmagazin der Mathilde Escher Stiftung<br />

20 21


eim Start. Ich finde das ganze Drum und Dran<br />

vom Lärm der Jets über den Rauch bis zum<br />

Beben des Bodens faszinierend.<br />

Reisen mit dem Rollstuhl<br />

Auch das Reisen mit dem Flugzeug liebe ich.<br />

Meine Familie und ich waren bereits achtmal<br />

in den USA, wo wir Verwandte haben und<br />

viele Orte rollstuhlgängig sind. Meine Eltern<br />

möchten mit mir noch Reisen unternehmen,<br />

solange es meine Krankheit erlaubt. Die Reisen<br />

mit dem Rollstuhl erfordern jeweils über ein<br />

Ursin vor dem Helikopterflug mit Heli Bernina<br />

Jahr Planung. Die Flüge sind dabei die grösste<br />

Herausforderung. Das Handling mit dem Roll­<br />

alt und konnte noch gehen. Wir besuchten<br />

stuhl ist nicht bei allen Airlines gleich gere­<br />

unter anderem New York, Chicago und Miami.<br />

gelt. So muss man z.B. abklären, ob der eigene<br />

Was ich toll finde, sind die langen Autofahrten,<br />

PAUSE — Das Ausbildungsmagazin der Mathilde Escher Stiftung<br />

Faszination<br />

Fliegen<br />

Ursin mit Pilotenhelm bei seinem Besuch der Patrouille Suisse<br />

Handrollstuhl ins Flugzeug mitgenommen<br />

werden darf oder die Airlines einen Spezialrollstuhl<br />

zur Verfügung stellt. Da die Platzverhältnisse<br />

in den Flugzeugen sehr eng sind,<br />

haben mich meine Eltern auch schon einfach<br />

bis zu meinem Sitz getragen, was aber nicht<br />

bei allen Airlines erlaubt ist. Ein weiterer<br />

Grund für die lange Planung ist die frühzeitige<br />

Buchung von Sitzplätzen nahe der Toilette.<br />

Meist ist während des Flugs dann auch die<br />

Armkraft meiner Eltern gefragt. Und schliesslich<br />

bin ich immer gespannt, wie mein Elektro­<br />

bei denen man die Weite des Landes sehen<br />

kann.<br />

«Ich liebe den Sound<br />

der Triebwerke,<br />

vor allem beim Start»<br />

Fast so schön wie Fliegen<br />

Das selbe Gefühl wie beim Fliegen suche ich<br />

auch bei meinen anderen Hobbys. Seit 2015<br />

spiele ich Powerchair Hockey bei den Zeka<br />

Rollers. Mein grösster Erfolg war die Aus­<br />

PAUSE — Das Ausbildungsmagazin der Mathilde Escher Stiftung<br />

zeichnung für den besten Spieler am Melder<br />

Die Faszination fürs Fliegen<br />

wurde Ursin in die Wiege gelegt.<br />

Er liebt das Reisen im Flugzeug,<br />

den Lärm der Jets, den Geruch<br />

des Kerosins.<br />

Flugzeug sogar selbst steuern, natürlich nur<br />

unter Aufsicht meines Vaters. Seit ich nicht<br />

mehr gehen kann, ist es schwieriger, mich ins<br />

Flugzeug zu heben. Zum Glück bin ich nicht<br />

so schwer und habe einen starken Bruder.<br />

Vor drei Jahren konnte ich mit Heli Bernina<br />

einen Helikopterflug im Engadin machen. 2020<br />

Jung übt sich: Ursin am Steuer einer Chessna<br />

rollstuhl die Reise im Frachtraum überstan-<br />

Cup 2019, weil ich super gespielt und viele Tore<br />

gemacht hatte. 2020 bekam ich einen goldgelben<br />

TTS3 Elektrorollstuhl, der über 15 km/h<br />

fährt. Im Herbst 2022 wurde ich ins Nachwuchs-Kader<br />

der Nationalmannschaft aufgenommen,<br />

was mich unglaublich gefreut hat.<br />

Ausserdem darf ich neu auch in der A-Liga<br />

mit dem Team Swiss Selection spielen. Ein<br />

Von Ursin Basler<br />

durfte ich dank der Stiftung Sternschnuppe<br />

die Patrouille Suisse auf dem Militärflugplatz<br />

den hat. Auch nach der Landung geht es mit<br />

den Hindernissen weiter: So ist z.B. der Finger-<br />

weiteres meiner Hobbys ist der Rennsport. Ich<br />

liebe Sportwagen seit meiner Kindheit und<br />

Emmen treffen und einen unvergesslichen<br />

Scan zu weit oben angebracht oder man darf<br />

wollte immer schon in einem mitfahren. Seit<br />

Meine ganze Familie ist vom Fliegen fasziniert.<br />

Tag erleben. Die Piloten gaben mir den Namen<br />

den Flughafen nicht mit dem eigenen Rollstuhl<br />

2019 darf ich jedes Jahr mit meinem Nach-<br />

Mein Vater ist Hobbypilot, meine Mutter war<br />

Tiger Sette, damit sie mich per Funk anspre­<br />

durchqueren.<br />

barn eine Ausfahrt in seinem Ferrari Porto­<br />

Flugbegleiterin und auch ich fliege leiden­<br />

chen konnten. Sie flogen gar eine Extra-Figur<br />

Nach all diesen Hürden können die Ferien<br />

fino machen. Das ist Nervenkitzel pur, eine<br />

schaftlich gerne. Ich konnte schon als Baby in<br />

für mich. Ich gehe auch gerne auf Flugshows.<br />

dann endlich losgehen. Bei unserer ersten<br />

Mischung zwischen Vorfreude und Aufregung<br />

einer Cessna mitfliegen. Später durfte ich das<br />

Ich liebe den Sound der Triebwerke, vor allem<br />

Reise in die USA 2010 war ich erst fünf Jahre<br />

– und fast so schön wie Fliegen.<br />

22 23


Das Redaktionsteam<br />

II<br />

III<br />

V<br />

IV<br />

PAUSE — Das Ausbildungsmagazin der Mathilde Escher Stiftung<br />

I<br />

VI<br />

VII<br />

VIII<br />

IX<br />

X<br />

PAUSE — Das Ausbildungsmagazin der Mathilde Escher Stiftung<br />

XIII<br />

XV<br />

XI<br />

XII<br />

XIV<br />

Showreel<br />

Fotoshootings<br />

I<br />

II<br />

III<br />

IV<br />

V<br />

Mattias Fries<br />

Laura Dominguez<br />

Gabriela Gerber<br />

Angelo Metzker<br />

Michael Groer<br />

VI Basil Eser<br />

VII Jonathan Dennler<br />

VIII Manuel Melder<br />

IX Shereen Mohamed<br />

X Ursin Basler<br />

XI Albert Schwaninger<br />

XII Steven Deblander<br />

XIII Matthias Peter<br />

XIV Lia Salvade<br />

XV Frank Grüninger<br />

Das <strong>Pause</strong>-<strong>Magazin</strong> ist ein Ausbildungsprojekt der Mathilde<br />

Escher Stiftung. Die Lernenden erarbeiten die Inhalte und gestalten<br />

das <strong>Pause</strong>-<strong>Magazin</strong> im Rahmen ihrer Praktischen Ausbildung<br />

nach INSOS (Praktiker innen und Praktiker PrA Mediamatik) mit<br />

der Unterstützung ihrer Ausbildnerinnen und Ausbildner.<br />

24 25


— PERSÖNLICH —<br />

«Ich hatte<br />

PAUSE — Das Ausbildungsmagazin der Mathilde Escher Stiftung<br />

oft Angst»<br />

Paula hat vieles durchgemacht. Neben ihrer Krankheit<br />

musste sie in jungen Jahren Gewalt und Missbrauch<br />

in ihrer Familie und einer Pflegefamilie erleben. Heute<br />

schaut sie trotz allem zuversichtlich nach vorne.<br />

Von Paula Meier *<br />

Mein Start ins Leben war nicht einfach. Meine Mutter<br />

erlitt bei meiner Geburt schwere Blutungen, an denen wir<br />

beide fast gestorben wären. Danach bemerkte sie, dass<br />

ich keine Muttermilch trank. Sie konnte es kaum glauben<br />

und versuchte immer wieder, mich zu stillen. Leider waren<br />

ihre Bemühungen erfolglos und ich musste ein paar<br />

Tage über eine Nasensonde ernährt werden. Als ich zwei<br />

Jahre alt war, bemerkten meine Eltern, dass ich nicht<br />

mehr richtig aufstehen konnte. Sie brachten mich zum<br />

Arzt und dieser stellte fest, dass ich eine Muskelkrankheit<br />

habe. Irgendwann begann meine Mutter zu trinken,<br />

was viele Probleme in der Familie zur Folge hatte. Ein<br />

Lichtblick waren damals die Besuche bei meiner Nachbarin.<br />

Sie lenkte mich immer ab und sorgte dafür, dass<br />

ich gut schlafen konnte. Jedes Kind wünscht sich bei<br />

seinen Eltern aufzuwachsen, doch irgendwann ging es<br />

einfach nicht mehr. Meine Beiständin lud mich zu einem<br />

Gespräch ein und forderte mich auf, mit Puppen und<br />

Plüschtieren die Situation zuhause aufzuzeigen. Kurz<br />

darauf kam ich in eine Pflegefamilie.<br />

Teufelskreis<br />

In meiner Schulzeit fühlte ich mich oft allein und war<br />

traurig. Leider lief es in meiner Pflegefamilie auch nicht<br />

besser. Ich konnte niemanden sagen, wie die Zustände<br />

dort waren. In der Schule täuschte ich vor, glücklich<br />

zu sein. Gleichzeitig fühlte ich mich aber auch im Stich<br />

gelassen. Zuhause fürchtete ich mich vor meiner Pflegemutter,<br />

die mich immer wieder ungerecht bestrafte.<br />

Ich hatte sogar Angst davor, mit ihr aufs WC zu gehen,<br />

was oft ein Malheur zur Folge hatte. Das machte meine<br />

Pflegemutter noch wütender und ich hatte noch mehr<br />

Angst. Es war ein richtiger Teufelskreis.<br />

Damals fehlten mir der Mut und das Vertrauen,<br />

jemanden um Hilfe zu bitten. Meine Erlebnisse hatten<br />

mich so traumatisiert, dass ich fast nichts mehr<br />

essen oder trinken konnte. Bis heute habe ich Mühe,<br />

anderen Leuten zu vertrauen.<br />

Man informierte die Schule, dass ich sowohl mit<br />

meiner Pflegefamilie als auch mit meinen leiblichen<br />

Eltern eine schwierige Situation habe. Die Lehrer hatten<br />

PAUSE — Das Ausbildungsmagazin der Mathilde Escher Stiftung<br />

26 27


— PERSÖNLICH —<br />

zu diesem Zeitpunkt schon bemerkt, dass etwas nicht<br />

stimmte und ich mich mehr zurückzog. In Notfällen wurden<br />

sie direkt von der Beiständin informiert. Die Lehrpersonen<br />

waren sehr hilfsbereit. Trotz aller Probleme<br />

versuchte ich, den Kontakt zu meinen leiblichen Eltern<br />

aufrechtzuerhalten. Eines Tages fragte mich eine Betreuungsperson<br />

nach einem Besuch bei meinen Eltern, wie<br />

es war. Ich war ehrlich und erzählte es ihr. Daraufhin<br />

beschloss sie, das Gespräch mit meiner Mutter zu suchen.<br />

Als wir uns trafen, hatte ich solche Angst, dass sich die<br />

Betreuungsperson zwischen meine Mutter und mich<br />

auf das Sofa setzen musste. Meine Mutter entschuldigte<br />

sich bei mir und begann zu weinen.<br />

Während ich mit meiner Pflegefamilie niemals Probleme<br />

hatte, kam es bei Telefonaten mit meinen leiblichen<br />

Eltern weiterhin zu Streitigkeiten. Das stresste mich so<br />

sehr, dass ich sie kaum noch sehen wollte.<br />

Nach der Sekundarschule kam die Suche nach einer<br />

Anschlusslösung für mich. Wir fanden das Angebot<br />

der Mathilde Escher Stiftung, bei der ich eine praktische<br />

Ausbildung zur Mediamatikerin machen kann. Ich<br />

konnte zwei Schnupperwochen machen und fand sowohl<br />

die Ausbildung als auch das Wohnangebot der Stiftung<br />

attraktiv. Da meine Pflegefamilie zu weit weg wohnt,<br />

entschloss ich mich, nicht nur die Ausbildung in der Stiftung<br />

zu machen, sondern auch hier zu wohnen.<br />

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PAUSE — Das Ausbildungsmagazin der Mathilde Escher Stiftung<br />

«Ich hatte sogar<br />

Angst, mit ihr aufs<br />

WC zu gehen,<br />

was oft ein Malheur<br />

zur Folge hatte»<br />

Aufgenommen<br />

Als die Probleme in der Pflegfamilie schlimmer wurden,<br />

kam ich in ein Kinderheim. Leider ging es mir auch dort<br />

nicht besser. Ich konnte weiterhin fast nichts essen,<br />

fürchtete mich abends davor, schlafen zu gehen, und war<br />

viel allein. Da ich mit den anderen Kindern nicht über<br />

meine Probleme reden konnte, wollte ich auch nicht mit<br />

ihnen spielen. Mein Vater wusste, dass es mir nicht gut<br />

ging, und fragte jeden Sonntag in der Kirche, ob jemand<br />

eine gute Pflegefamilie kenne. Irgendwann bekam er<br />

einen Namen und leitete diesen an die Kinderschutzbehörde<br />

weiter. Man nahm Kontakt mit den Pflegeeltern<br />

auf und sie beschlossen, mich aufzunehmen.<br />

Ich lebte zehn Jahre bei ihnen und war überglücklich,<br />

dort zu sein. Bei ihnen hatte ich zum ersten Mal das<br />

Gefühl, in einer normalen Familie zu sein. Sowohl die<br />

Pflegeeltern wie auch ihre Kinder behandelten mich, wie<br />

es sich für eine Familie gehört. Sie waren respektvoll<br />

und nahmen sich meinen Bedürfnissen und Gefühlen an.<br />

Angekommen<br />

Mittlerweile bin ich im ersten Ausbildungsjahr. Seit ich<br />

in der Stiftung lebe, habe ich auch Freunde. Ich wurde<br />

von allen herzlich aufgenommen und fühle mich überglücklich.<br />

Ich kann selbstständig rausgehen, aber auch<br />

an Ausflügen der Wohngruppe teilnehmen. Im Unterschied<br />

zum Wohnhaus bei meiner Pflegefamilie ist das<br />

ganze Areal der Stiftung rollstuhlgängig, was einen<br />

Riesenvorteil darstellt. Ausserdem bin ich hier von vielen<br />

Fachpersonen umgeben, die ein offenes Ohr haben, wenn<br />

ich ein Problem habe – sei es nun körperlicher, psychischer<br />

oder technischer Natur.<br />

Obwohl ich meine Vergangenheit bis heute nicht ganz<br />

verarbeiten konnte, geht es mir viel besser. Ich gehe zu<br />

einer Psychologin und es tut mir gut, mit ihr über die<br />

Vergangenheit zu sprechen. Wenn ich allein bin, versuche<br />

ich, meine Gefühle mit trauriger Musik zu verarbeiten.<br />

Wenn traurige Musik erklingt, denke ich an die Vergangenheit<br />

zurück und beginne zu weinen. Auf diese Weise<br />

versuche ich, mich von meiner Last zu befreien. Wenn<br />

ich ausgeweint habe, rufe ich Leute an, die mir wichtig<br />

sind, und rede mit ihnen über andere Dinge. Danach<br />

fühle mich viel besser.<br />

In der Stiftung geht es mir sehr gut und alle akzeptieren<br />

mich so, wie ich bin. Mein Ziel ist es, meine Ausbildung<br />

abzuschliessen und einen Job zu finden. Ausser-<br />

dem möchte ich lernen, besser mit meiner Vergangenheit<br />

umgehen zu können. Mein Wunsch ist es, irgendwann<br />

selbstständig wohnen zu können.<br />

* Der Artikel stellt die persönliche Sicht der Autorin dar. Zum<br />

Schutz der beteiligten Personen ist der Artikel unter einem<br />

Pseudonym veröffentlicht.<br />

#mathilde<br />

escher<br />

stiftung<br />

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PAUSE — Das Ausbildungsmagazin der Mathilde Escher Stiftung<br />

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— WOHNEN —<br />

PAUSE — Das Ausbildungsmagazin der Mathilde Escher Stiftung<br />

«Ich fühle mich<br />

viel freier»<br />

Seit einigen Wochen hat sich Alberts Leben grundlegend verändert.<br />

Gemeinsam mit seinem Bruder lebt er nach zehn Jahren<br />

in der Mathilde Escher Stiftung in einer eigenen Wohnung.<br />

Dies bringt viele Freiheiten, aber auch Verantwortung mit sich.<br />

Von Albert Schwaninger<br />

Seit ein paar Wochen wohne ich mit meinem Bruder<br />

in einer 3,5-Zimmerwohnung in Wilchingen. Unterstützt<br />

werden wir von einem Team von Assistenzpersonen.<br />

Die neue Wohnsituation gibt mir viele Freiheiten, die ich<br />

in der Stiftung nicht hatte. Ich kann jetzt Entscheidungen<br />

treffen, ohne auf andere Personen in der Wohngruppe<br />

achten oder mich mit ihnen abzusprechen zu müssen,<br />

wie bei der Frage, wann ich ins Bett gehen möchte. Ich<br />

muss jetzt nur noch auf die Bedürfnisse meines Bruders<br />

achten. Das macht das Zusammenleben unkomplizierter<br />

und entspannter.<br />

Das Haus, in dem Albert mit<br />

seinem Bruder wohnt, liegt<br />

am Rande von Wilchingen<br />

(Bild oben). So sind sie schnell<br />

in der Natur und können<br />

mit Unterstützung ihrer<br />

Assistenzpersonen auch die<br />

Einkäufe im nahe gelegenen<br />

Volg erledigen.<br />

Die ersten Schritte<br />

Schon vor Beginn meiner Ausbildung dachte ich darüber<br />

nach, wieder bei meinen Eltern zu wohnen. Dann wäre<br />

mir aber keine Assistenz finanziert worden und meine<br />

Eltern hätten die Pflege übernehmen müssen. Mein<br />

Bruder hatte schliesslich die Idee, in eine eigene Wohnung<br />

zu ziehen. Die Unterstützung durch Assistenzpersonen<br />

wird in diesem Fall durch die IV finanziert. Die Mitarbeitenden<br />

der Stiftung haben mich darin bestärkt, meinen<br />

Wunsch vom selbstständigen Wohnen zu verfolgen.<br />

Ein weiterer Wunsch war, in der Nähe meiner Eltern zu<br />

PAUSE — Das Ausbildungsmagazin der Mathilde Escher Stiftung<br />

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— WOHNEN —<br />

An Freiheit gewonnen<br />

In meiner neuen Wohnsituation muss ich mehr Verantwortung<br />

übernehmen. Vieles erledigt im Moment noch<br />

wohnen. Mein Bruder nahm Kontakt mit der Pro Infirmis<br />

mein Bruder. Das wird sich jedoch ändern, sobald ich<br />

auf, um die Frage der Finanzierung zu klären. Ferner<br />

meine Ausbildung abgeschlossen habe. Ich richte derzeit<br />

hatten wir ein Gespräch mit der IV. Sie kamen vorbei, um<br />

nur meine Medikamente, was früher von den Mitarbei­<br />

eine Einstufung für die Finanzierung der Assistenz zu<br />

tenden der Stiftung oder der Spitex übernommen wurde.<br />

machen.<br />

Mit meinem Bruder zusammenzuwohnen, macht<br />

Wohnungssuche<br />

mir Freude. Ich mache mir aber auch Gedanken, wie ich<br />

meine Freundschaften in der Stiftung aufrecht erhalten<br />

In der Region Schaffhausen, genauer gesagt in Wilchingen,<br />

war es schwierig, eine barrierefreie Wohnung zu finden.<br />

Die Wohnungssuche übernahm hauptsächlich mein<br />

Bruder, da ich in der Ausbildung eingebunden war. Wir<br />

Die geräumige und<br />

barrierefreie Wohnung<br />

gibt Albert und Walter<br />

viel Freiraum.<br />

kann. Seit ich in der neuen Wohnung lebe, fühle mich<br />

auf jeden Fall freier. Ich weiss nicht genau, warum, aber<br />

es fühlt sich so an, als hätte ich mich als Mensch verändert.<br />

Ich bin viel lockerer und es fällt mir leichter,<br />

PAUSE — Das Ausbildungsmagazin der Mathilde Escher Stiftung<br />

haben eine sehr gute Beziehung zu unseren Eltern, die<br />

uns bei der Suche ebenfalls unterstützten.<br />

Plötzlich ging es sehr schnell. Mein Bruder sah eine<br />

passende Wohnung und nahm sofort Kontakt auf. Obwohl<br />

es bereits andere Interessenten gab, bekamen wir<br />

noch einen Besichtigungstermin. Als wir die Zusage<br />

für die Wohnung erhielten, haben wir uns riesig gefreut.<br />

Die Wohnung ist perfekt für uns. Sie ist gross genug<br />

und alle Zimmer sind gut zugänglich, da das Gebäude<br />

bereits barrierefrei geplant wurde. Auch die ÖV-Verbindungen<br />

von Wilchingen nach Zürich sind gut, wenngleich<br />

wir beim Ein- und Aussteigen eine Rampe benötigen,<br />

was ein bisschen mühsam ist.<br />

Assistenzpersonen<br />

Aufgrund unserer körperlichen Einschränkungen sind<br />

mein Bruder und ich fast rund um die Uhr auf Assistenzpersonen<br />

angewiesen. Solche zu finden, war zunächst<br />

nicht einfach. Auf Mitarbeitende der Mathilde Escher<br />

Stiftung konnten wir nicht zurückgreifen, da der Weg<br />

nach Wilchingen für die meisten zu weit ist. Viele Betreuende<br />

gaben uns Tipps für die Suche nach Assistenzpersonen.<br />

Einige boten uns auch an, im Notfall auszuhelfen.<br />

Mein Bruder postete einen Beitrag auf Facebook,<br />

der innerhalb von nur zwei Wochen sehr viele Anfragen<br />

«Ich bin viel<br />

lockerer und es fällt<br />

mir leichter,<br />

herunterzufahren»<br />

brachte. Wertvolle Unterstützung bei der Suche bekamen<br />

wir auch von einer Spitex-Mitarbeitenden. Mittlerweile<br />

haben wir genügend Assistenzpersonen.<br />

«herunterzufahren». Nun kann ich entscheiden, wann<br />

ich ins Bett gehe. Ich kann meine Woche selbstständig<br />

planen und habe immer Assistenz an meiner Seite. Im<br />

Moment kann ich meine neugewonnenen Freiheiten<br />

noch nicht voll auskosten, da ich in der Ausbildung noch<br />

sehr eingebunden bin und zwei Stunden pro Tag im Taxi<br />

verbringe. Sobald ich mehr Zeit habe, möchte ich viele<br />

Ausflüge planen und neue Orte entdecken. Ich fühle mich<br />

viel freier und habe das Gefühl, wieder der zu sein, der<br />

ich einmal war.<br />

Familienbande<br />

An den Wochenenden sind meine Eltern für uns zuständig.<br />

Meist übernachten mein Bruder und ich bei ihnen zuhause.<br />

Wenn ich ins Spital muss oder andere Termine<br />

in Zürich habe, begleiten mich oft meine Eltern. Ich finde<br />

es toll, wenn sie dabei sind. Sie unterstützen mich auch<br />

bei wichtigen Entscheidungen. Ich geniesse es sehr, Zeit<br />

mit ihnen zu verbringen. Nach der Ausbildung werde<br />

ich bei meinem Vater in der Firma arbeiten. Das ist gross­<br />

Albert und sein Bruder<br />

werden von Assistenzpersonen<br />

unterstützt.<br />

Wenn genügend Zeit<br />

vorhanden ist, liegt auch<br />

mal eine Spielrunde drin.<br />

artig, weil das Büro nicht weit von unserer Wohnung<br />

entfernt ist. Mein Bruder arbeitet bereits dort. Ich werde<br />

mit ihm im Marketing-Bereich tätig sein. Mein Vater hat<br />

dieselben Programme, mit denen ich auch in der Ausbildung<br />

arbeite. Es freut mich, dass ich meine Eltern<br />

unterstützen kann. Sie helfen mir so viel, dass ich ihnen<br />

gerne etwas zurückgebe.<br />

Die pflegerische Unterstützung<br />

ist auch in den eigenen vier<br />

Wänden ein wichtiges Thema.<br />

32 33


— PERSÖNLICH —<br />

PAUSE — Das Ausbildungsmagazin der Mathilde Escher Stiftung<br />

«Meine Krankheit<br />

macht mich<br />

einzigartig»<br />

Lia hat eine sehr seltene Krankheit. Sie spricht nicht gerne darüber,<br />

da die Krankheit nicht immer im Zentrum stehen soll. Bei ihrer Familie<br />

und ihren Freunden kann sie Kraft schöpfen und sie selbst sein.<br />

Trotz aller Schwierigkeiten versucht sie, ein normales Leben zu führen.<br />

Von Lia Salvade<br />

Ich habe früh gemerkt, dass ich anders bin als andere<br />

Kinder in meinem Alter. Es war so ein Gefühl, ich weiss<br />

auch nicht genau, wieso. Natürlich erzählte ich es meinen<br />

Eltern, aber sie hörten mir nicht zu. Ich hatte gerne<br />

meine Ruhe, war nicht besonders kontaktfreudig und<br />

fand auch keine Freunde. Vielleicht war ich nicht mutig<br />

genug. Früher fiel es mir schwer, auf andere zuzugehen.<br />

Vor vier Jahren bekam ich die Diagnose Sandhoff. Ich<br />

war damals 14, was für diese Diagnose sehr spät ist. Ich<br />

versuche, die Krankheit so weit wie möglich auszublenden<br />

und ein unbeschwertes Leben wie 08/15-Menschen zu<br />

führen. Das gibt mir Kraft und Energie für den Alltag.<br />

Nicht so toll<br />

Das Mühsamste an meiner Krankheit sind für mich<br />

die Gleichgewichtsstörungen, das unkontrollierte Um-<br />

herwirbeln und das Stürzen. Meist verletze ich mich<br />

dabei nicht, wahrscheinlich, weil ich so beweglich<br />

bin. Ich hatte schon immer blaue Flecken an den ungewöhn<br />

lichsten Orten. Meine Eltern witzelten früher, ich<br />

würde eines Tages wohl eine Ritterrüstung tragen. Zum<br />

Glück kann ich bis jetzt darauf verzichten. Am meisten<br />

schränkt mich die Krankheit beim Treppensteigen ein,<br />

ich brauche einen Handlauf und mehr Zeit als andere.<br />

Trotzdem bin ich aktiv und wenn möglich mit öffentlichen<br />

Verkehrsmitteln unterwegs. Da das aber immer schwieriger<br />

wird, habe ich beschlossen, mit dem Taxi in die<br />

Mathilde Escher Stiftung zu kommen. Ausserdem verwende<br />

ich in der Ausbildung seit ein paar Wochen einen<br />

Handrollstuhl.<br />

Echt schräg<br />

Es hilft mir, bei meiner Familie zu leben. Unser Familienleben<br />

war und ist schon immer echt schräg, vielleicht<br />

weil unser Haus nicht gerade steht. Na ja, unser Haus ist<br />

auch über 100 Jahre alt, das bedeutet Treppen, Treppen<br />

und noch mehr Treppen. Ich könnte mir aber nicht vorstellen,<br />

woanders zu leben. Die Aussicht vom oberen Balkon<br />

ist absolut traumhaft und wir lieben unsere grosse<br />

Wohnung. Ich habe echt Glück, in einem so schönen<br />

PAUSE — Das Ausbildungsmagazin der Mathilde Escher Stiftung<br />

Lias Hund Jack ist ihr ein treuer Freud und gibt ihr viel Kraft.<br />

34 35


PAUSE — Das Ausbildungsmagazin der Mathilde Escher Stiftung<br />

Haus zu leben und in einer so netten Umgebung aufgewachsen<br />

zu sein.<br />

Ich bin das ganze Jahr über gerne draussen unterwegs,<br />

weil es mir gut tut und mich entspannt. Gut tut mir<br />

auch, aufstellende Musik zu hören.<br />

Seit sieben Jahren haben wir einen Hund. Ich habe<br />

mich damals auf der Stelle in Jack verliebt. Ich spüre<br />

eine tiefe Verbindung mit ihm und wir unternehmen viel<br />

zusammen. Niemand ausser meiner Familie versteht<br />

mich besser als Jack. Das liegt sicher auch daran, dass<br />

er anders kommuniziert als wir Menschen. Er gibt mir<br />

Zeit, um mich auszudrücken, und kann gut zuhören, was<br />

bei Menschen deutlich komplizierter ist. Es ist wie eine<br />

kindliche Körpersprache, die man zunächst beobachten<br />

muss und mit der Zeit verstehen kann. Heute kann ich<br />

die Signale meines Hundes problemlos verstehen. Inzwischen<br />

können wir uns zu diversen Themen austauschen.<br />

Menschen sind oft sehr viel komplizierter als Tiere,<br />

daher komme ich mit Tieren manchmal besser zurecht.<br />

«Wenn ich mit<br />

meinen Freunden<br />

zusammen bin,<br />

darf ich Lia sein und<br />

bin kein Mädchen<br />

aus Glas»<br />

Nicht abkapseln<br />

Mein Leben mit ihm hat eine deutliche Verbesserung<br />

ge bracht. Ich habe mehr Freundinnen und Freunde,<br />

mittlerweile sind es über zehn, darunter auch ein Kindheitsfreund.<br />

Wir sind aber nur Freunde! Meine Freundinnen<br />

und ich können stundenlang quatschen, wir sind<br />

halt Frauen. Wenn ich mit ihnen zusammen bin, darf<br />

ich nur Lia sein und bin kein Mädchen aus Glas. Das ist<br />

für mich das Grösste! Es ist aber nicht so, dass alle meine<br />

Freundinnen und Freunde über meine Krankheit Bescheid<br />

wissen. Das ist sowohl für sie als auch für mich<br />

besser. Ich verhindere damit, dass sie im Umgang mit<br />

mir übervorsorglich reagieren. Auch sonst rede ich nicht<br />

— PERSÖNLICH —<br />

gerne über meine Krankheit, man muss das Thema<br />

nicht gross ausbreiten, es gibt ja schliesslich Wichtigeres.<br />

Ich entscheide, wem, wo und wie ich von meiner<br />

Krankheit erzähle. Alle, die davon wissen, kenne ich<br />

schon länger. Ich stelle mir immer dieselben Fragen: Soll<br />

ich oder doch nicht? Was denkt er oder sie nach dieser<br />

Info über mich? Letztlich ist es eine Bauchentscheidung.<br />

Meist reagieren die Leute zuerst überrascht und dann<br />

ängstlich. Ich versichere ihnen dann aber, dass ich gerne<br />

so lang wie möglich selbstständig bleiben möchte.<br />

Aufs Positive konzentrieren<br />

KIar wäre es schön, ich hätte diese Krankheit nicht. Inzwischen<br />

habe ich akzeptiert, dass sich das nicht ändern<br />

lässt. Die Krankheit ist kein Zuckerschlecken, aber ich<br />

habe nur ein Leben und möchte das Beste daraus machen.<br />

Wäre ich gesund, würde ich sicher mehr Zeit draussen<br />

verbringen und mehr Sport treiben. Ausserdem hätte ich<br />

bei der Jobwahl mehr Wahlmöglichkeiten. Mein Alltag<br />

wäre insgesamt sehr viel einfacher.<br />

Man darf aber nicht nur die negativen Seiten sehen.<br />

Ich konzentriere mich auf die positiven Dinge. Das hilft<br />

mir, nicht depressiv zu werden. Und meine Krankheit<br />

macht mich – im positiven Sinne – auch besonders. Besonders<br />

und einzigartig!<br />

Sandhoff-Krankheit<br />

Lia hat die Sandhoff-Krankheit, eine sehr seltene<br />

Erbkrankheit. Typische Symptome sind<br />

Schwanken und Stürzen. Nach und nach treten<br />

auch Zittern, unkontrollierbare Bewegungen,<br />

Muskelsteifheit, Krampfanfälle, geistige Behinderung<br />

und der Verlust der motorischen Fähigkeiten<br />

auf, was zu einem frühzeitigen Tod führt.<br />

Gewöhnlich fällt die Diagnose im Säuglings-<br />

alter, die Lebenserwartung liegen bei vier bis<br />

fünf Jahren. Eine Heilung gibt es nicht, die Behandlung<br />

zielt auf die Symptome. Mit 14 Jahren<br />

hat Lia die Diagnose für diese Krankheit äusserst<br />

spät erhalten. Durch die ungewöhnlich<br />

späte Diagnose kann der Krankheitsverlauf bei<br />

ihr auch anders verlaufen.<br />

Zahlen<br />

aus der Stiftung<br />

20<br />

Nationen<br />

Polen, Kolumbien, China, Iran, Niederlande,<br />

Afghanistan, Tunesien, Kuba, Mazedonien<br />

und und und. In der Mathilder Escher<br />

Stiftung leben und arbeiten Personen aus<br />

über 20 Nationen. Mit rund 50% sind die<br />

Deutschen unter den ausländischen Mitarbeitenden<br />

am meisten vertreten. Den<br />

Löwenanteil bilden aber weiterhin Personen<br />

mit dem Schweizer Pass.<br />

12<br />

Krankheitsbilder<br />

Friedreich’sche Ataxie, Osteogenesis Imperfecta oder<br />

Mitochondriale Zytopathie. So oder ähnlich kompliziert<br />

klingen die Krankheiten der Klientinnen und<br />

Klienten in der Mathilde Escher Stiftung. Zurzeit sind<br />

etwa ein Duzend unterschiedliche Krankheitsbilder<br />

in der Stiftung vertreten – mit Schwerkunkt im neuromuskulären<br />

Bereich. Duchenne Muskeldystrophie<br />

trägt mit rund 50% den grössten Anteil bei.<br />

15<br />

EDITION<br />

VIELFALT<br />

Berufsbilder<br />

In der Mathilde Escher Stiftung<br />

sind 15 unterschiedliche Berufsbilder<br />

vertreten. Diese reichen von Koch,<br />

Hauswirtschafterin und Sektretärin<br />

über Abwart, Buchhalterin und<br />

Lehrer bis zu Ausbildnerin, Illustratorin,<br />

und Programmierer. Doch der<br />

Hauptanteil des Personals ist im<br />

Bereich Sozialpädagogik, Gesundheit<br />

und Pflege angesiedelt, nämlich<br />

rund 80%.<br />

6Fortbewegungs-<br />

mittel<br />

Es liegt auf der Hand: Das wohl meistbenutzte<br />

Fortbewegungsmittel in<br />

der Mathilde Escher Stiftung ist der<br />

Elektrorollstuhl. Rund 95% der Klientinnen<br />

und Klienten besitzen einen<br />

solchen. Von den Mitarbeitenden wird<br />

vorwiegend der öffentliche Verkehr<br />

genutzt. Etwa 20% machen die restlichen<br />

Fortbewegungsmittel wie Velo,<br />

Auto, Motorrad, Eletroscooter oder<br />

auch Skateboard aus.<br />

PAUSE — Das Ausbildungsmagazin der Mathilde Escher Stiftung<br />

36 37


— AUSBILDUNGSREISE —<br />

PAUSE — Das Ausbildungsmagazin der Mathilde Escher Stiftung<br />

Regen, Schiffe<br />

und Nachtclubs<br />

Die Lernenden der Mathilde Escher Stiftung verbrachten die<br />

fünftägige Ausbildungreise im Sommer 2022 in der Hansestadt<br />

Hamburg. Es war eine Entdeckungstour zwischen Grossstadtdschungel,<br />

Hafen und Reeperbahn.<br />

Von Shereen Mohamed<br />

Es ging schon früh los, schliesslich<br />

hatten wir eine lange Car-Reise vor<br />

uns. Bei der Verabschiedung in der<br />

Stiftung gab es keine Tränen, und<br />

wenn doch, dann nur heimlich. Wir<br />

vertrieben uns die Zeit unterwegs<br />

mit Filmen, Tanzen und reichlich<br />

Verpflegung. Nach zehn Stunden<br />

Fahrt konnten wir den Sonnenuntergang<br />

über dem Hafen von Hamburg<br />

geniessen, das nennt man perfektes<br />

Timing. Das Abendessen hatten wir<br />

bei Peter Pan geplant. Ja, den gibt<br />

es tatsächlich und er wohnt nicht<br />

mehr in Nimmerland, sondern in<br />

Hamburg. Da er seine Küche schon<br />

geschlossen hatte und so nichts aus<br />

Hamburgern in Hamburg wurde,<br />

trösteten wir uns mit Dönern. Wir<br />

hatten richtig Hunger: Die Quittung<br />

war etwa einen Meter lang.<br />

Mit einem Kapitän auf<br />

Stadtführung<br />

Am nächsten Morgen machten wir<br />

uns auf den Weg zur Reeperbahn,<br />

wo wir eine Stadtführung mit dem<br />

Kiez-Kapitän gebucht hatten. Wir<br />

trafen ihn beim Polizeirevier Davidwache<br />

in St. Pauli, das durch die<br />

Fernsehserie Grossstadtrevier und<br />

andere Filme bekannt wurde. Unser<br />

Stadtführer nannte sich nicht nur<br />

Kapitän, sondern sah auch wie einer<br />

aus. Er hatte selbst einige Rollen in<br />

Serien und Filmen verkörpert, war<br />

nach eigenen Aussagen aber noch<br />

nie als Kapitän unterwegs gewesen<br />

und eigentlich eine «Landratte».<br />

Kaum hatte er uns erzählt, dass es<br />

in Hamburg weniger Regentage als<br />

in München gibt, goss es in Strömen.<br />

Er erzählte uns von der «sündigen<br />

Meile», Dänen in Altona, Hans<br />

Albers, der Kult-Kneipe «Zur Ritze»<br />

und den Bandenkriegen. Natürlich<br />

erfuhren wir auch, wie das Nachtleben<br />

heutzutage so aussieht. Auf<br />

der Reeperbahn gibt es viele Nachtclubs,<br />

Bars und Theater. In nächster<br />

Nähe befindet sich auch die Herbertstrasse,<br />

die mit 60 Metern kürzeste<br />

Strasse der Stadt, die für Frauen tabu<br />

ist. Ich war zwar neugierig, habe<br />

aber offensichtlich nichts verpasst.<br />

Der Kiez-Kapitän erzählte uns auch,<br />

welche Bedeutung Hamburg für die<br />

Beatles hatte. Bevor sie mit ihrer<br />

Weltkarriere durchstarteten, traten<br />

sie längere Zeit im Club Indra auf der<br />

Großen Freiheit auf.<br />

Nach der spannenden Stadtführung<br />

begleitete uns der Kiez-Kapitän<br />

noch zu den Landungsbrücken am<br />

PAUSE — Das Ausbildungsmagazin der Mathilde Escher Stiftung<br />

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— AUSBILDUNGSREISE —<br />

— IN KÜRZE —<br />

Hafen und gab uns Tipps, wo es die<br />

besten Fischbrötchen gibt.<br />

Hafenrundfahrt<br />

Als Nächstes stand eine zweistündige<br />

nend zu sehen, wie die Welt in klein<br />

aussieht. Ursin war vom Flughafen<br />

beeindruckt, besonders weil er nicht<br />

nur in Miniatur nachgebaut war.<br />

Die Flugzeugmodelle hoben sogar<br />

FC St. Pauli engagiert sich in verschiedenen<br />

sozialen und politischen<br />

Bereichen, setzt sich für Antirassismus,<br />

Gleichberechtigung, Umweltschutz<br />

und soziale Integration ein.<br />

Zehn Fragen an …<br />

Von Gabriela Gerber<br />

Hafenrundfahrt auf einem Schau­<br />

ab. Michael meinte, dass man sich<br />

Das ist wohl auch der Grund, warum<br />

felraddampfer auf dem Programm.<br />

Allein die Grösse des Hamburger<br />

Hafens ist beeindruckend. Hamburg<br />

in Hamburg auch mit Schiffen beschäftigen<br />

müsse. So ging die zweite<br />

Gruppe ins Maritime Museum. Die<br />

er so viele Fans hat. Ich fand es<br />

auch spannend, die Kabinen der<br />

Spieler zu sehen. Teile des Stadions<br />

Und was würdest du gerne<br />

ändern?<br />

waren mit superschönen Graffitis<br />

Ich hätte gerne mehr Spontaneität.<br />

PAUSE — Das Ausbildungsmagazin der Mathilde Escher Stiftung<br />

Wir tanzten im Sonnenuntergang<br />

zur Musik aus<br />

unseren Boxen.<br />

ist der drittgrösste Hafen Europas<br />

und fast so gross wie die Stadt Kopen ­<br />

hagen. So nahe an den Containerschiffen<br />

vorbeizufahren, war sehr<br />

imposant. Ausserdem gab es Marine­<br />

Schiffe und Oligarchen-Jachten zu<br />

bestaunen. Wir hatten fast das ganze<br />

Schiff für uns allein und die beiden<br />

Betreuerinnen Flora und Milli sorgten<br />

mit dem Piano für Stimmung.<br />

Einige kehrten am Abend nochmals<br />

zum Hafen zurück, da sie Tickets für<br />

das Musical «König der Löwen» hatten.<br />

Dort mussten sie mit einer Fähre<br />

zum Theater übersetzen. Leider gab<br />

Begeisterung hielt sich nach meiner<br />

Beobachtung aber in Grenzen. Neben<br />

den Infos zur Ausstellung bekamen<br />

sie von einer schwurbelnden Museumsführerin<br />

auch noch ein paar Ver ­<br />

schwörungstheorien serviert.<br />

Es war ein langer Tag, an dem wir<br />

die meisten Strecken per Rollstuhl<br />

oder zu Fuss zurückgelegt hatten.<br />

Am Abend wollten wir uns in einem<br />

Park entspannen, von wo aus man<br />

freie Sicht auf den Hamburger Hafen<br />

hat. Wir genossen den Sonnenuntergang<br />

und den Blick auf die beleuchteten<br />

Schiffe und tanzten zur Musik<br />

versehen.<br />

Beim Mittagessen bekam<br />

Angelo endlich seine lang ersehnte<br />

Currywurst. Ich war leider nicht<br />

dabei, weil mein Reifen keine Luft<br />

mehr hatte und wir diesen im Hotel<br />

auswechseln mussten. Am Abend<br />

wollten wir noch asiatisch essen<br />

gehen. Mattias machte sich für das<br />

Abendessen extra hübsch. Er liess<br />

sich zwei Zöpfchen binden und sah<br />

dann aus wie die Biene Maja. Im Restaurant<br />

freuten wir uns gerade noch<br />

über unsere Plätze im Freien, als<br />

es zu regnen begann. Da am folgenden<br />

Tag die Heimreise bevorstand,<br />

mussten wir aber ohnehin frühzeitig<br />

gehen, um zu packen.<br />

Erschöpft<br />

Vor der zehnstündigen Car-Fahrt<br />

be sorgten wir uns noch Proviant und<br />

machten uns dann zufrieden aber<br />

erschöpft auf die Heimreise. Unser<br />

Chauffeur Werner brachte uns ent ­<br />

Wie würdest du dich beschreiben?<br />

Ich bin kontaktfreudig und gehe<br />

ungeniert auf Menschen zu. Ich<br />

Lila Plakolli<br />

Alter: 34 Jahre<br />

In der Mathilde Escher Stiftung seit: 2006<br />

Hobbys: Drag Performance, Theater, PC-Gamen<br />

Besondere Kennzeichen: Lila Pullover im Winter,<br />

karierter Rock im Sommer<br />

Lieblingskleider: Siehe Kennzeichen und Nike Schuhe<br />

Wie sieht dein Alltag in der<br />

Mathilde Escher Stiftung aus?<br />

Mittwochs finden die Theater-<br />

Ich würde gerne spontan ins Bett<br />

oder in den Ausgang gehen, etwas<br />

kochen oder grillieren.<br />

Welches Erlebnis in deinem<br />

Leben ist dir besonders in<br />

Erinnerung geblieben?<br />

2018 bin ich das erste Mal an die<br />

Pride gegangen. Das war mega<br />

cool. Ich habe dort sehr viele Leute<br />

kennengelernt.<br />

Was würdest du tun, wenn<br />

du unbegrenzt viel Geld zur<br />

Verfügung hättest?<br />

Ich würde ein grosses Haus bauen,<br />

und dort mit den Menschen leben,<br />

die ich am liebsten habe. Die Betreuerinnen<br />

und Betreuer würde ich<br />

selbst bezahlen und es gäbe keine<br />

Distanzregeln. Man könnte machen,<br />

was man will.<br />

Was möchtest du in Zukunft<br />

gerne noch erleben?<br />

PAUSE — Das Ausbildungsmagazin der Mathilde Escher Stiftung<br />

es nur wenige Rollstuhlplätze, die<br />

aus unseren Bluetooth-Boxen. Die<br />

spannt und wohlbehalten nach<br />

unternehme viel, unterhalte mich<br />

Workshops statt. Wenn wir kein<br />

Ich wünschte mir mehr Theaterauf­<br />

seitlich neben der Bühne angeordnet<br />

Stimmung war ausgelassen und lus­<br />

Zürich. Bevor wir in der Stiftung an­<br />

gerne mit Kolleginnen und Kollegen.<br />

Stück proben, habe ich Zeit für<br />

tritte. Es wäre toll, selbst ein Stück<br />

waren. Trotz leicht eingeschränkter<br />

tig, überall hörte man Musik, viele<br />

kamen, gab es eine Show-Einlage<br />

Auch meine Familie ist mir sehr<br />

andere Projekte. Ich gestalte meine<br />

zu schreiben und Regie zu führen.<br />

Sicht waren sie vom farbenfrohen<br />

Bühnenbild, den Kostümen und der<br />

Musik beeindruckt und berichteten<br />

von einem gelungenen Abend.<br />

Schiffe und Miniaturen<br />

Am Samstagvormittag teilten wir<br />

junge Leute tranken und feierten. Auf<br />

dem Rückweg zum Hotel ging meinem<br />

Rollstuhl dann leider der Strom<br />

aus und ein Betreuer musste mich<br />

schieben.<br />

St. Pauli<br />

von Flora, die unsere Reise in einem<br />

Poetry-Slam zusammengefasst<br />

hatte. So liessen wir die Reise in<br />

Gedanken nochmals Revue passieren<br />

– ein toller Abschluss einer erlebnisreichen<br />

Reise, die uns in Erinnerung<br />

bleiben wird.<br />

wichtig. Ich habe gerne Menschen<br />

um mich.<br />

Was kannst du besonders gut?<br />

Was fällt dir schwer?<br />

Ich kann gut vor Leuten reden.<br />

Darum trete ich gerne im Theater<br />

Tage gewöhnlich allein. Es ist einfacher,<br />

wenn ich selbst entscheiden<br />

kann, was ich machen möchte.<br />

Was gefällt dir an der Mathilde<br />

Escher Stiftung besonders gut?<br />

Mir gefällt, dass wir offen über Be­<br />

Wenn es eine Heilung für deine<br />

Krankheit gäbe, was würdest<br />

du tun?<br />

Ich würde alles ausprobieren, was<br />

ich mit meiner Krankheit nicht<br />

machen konnte, bis ich das fände,<br />

uns in zwei Gruppen auf. Ich ging<br />

Am Sonntag besuchten wir das<br />

auf. Ich schminke mich gerne<br />

dürfnisse sprechen dürfen. Wenn<br />

was mir am besten gefällt.<br />

mit ein paar anderen in das Miniatur<br />

Wunderland, laut dem Guinness-<br />

Buch der Rekorde die grösste Model­<br />

Stadion des FC St. Pauli. Ich war zum<br />

ersten Mal in einem Fussballstadion,<br />

es war sehr beeindruckend und<br />

und ziehe mir gerne Kostüme an.<br />

Manchmal trete ich auch als Drag<br />

Queen auf. Schwer fällt mir, mich<br />

ich z. B. eine Freundin haben möchte,<br />

mehr rausgehen oder erst um vier<br />

Uhr früh nach Hause kommen will,<br />

Woran kannst du dich immer<br />

wieder erfreuen?<br />

leisenbahnanlage der Welt. Wir<br />

wir haben viel über die Geschichte<br />

Autori tä ten unterzuordnen und mich<br />

dann darf ich das auch. Man muss es<br />

Wenn das Wetter schön ist, dann<br />

hatten viel Spass und es war span­<br />

des legendären Clubs erfahren. Der<br />

an Regeln zu halten.<br />

einfach gut organisieren.<br />

bin ich eigentlich glücklich.<br />

40 41


— SPORT —<br />

Seit der Powerchair Hockey Welt­<br />

bereits gut funktioniert und was ver­<br />

Sommer. Viola Amherd, Bundesrätin<br />

meisterschaft letztes Jahr in der<br />

bessert werden muss. Für die neuen<br />

und Sportministerin, gratulierte<br />

Schweiz hat sich im Team der Schwei­<br />

Spieler war es zudem eine wertvolle<br />

der Schwei zer Powerchair Hockey<br />

zer Nationalmannschaft einiges<br />

Gelegenheit, sich für einen festen<br />

Nationalmannschaft zum erstmali­<br />

getan. Die grösste Veränderung fand<br />

Platz im Kader zu empfehlen.<br />

gen Medaillengewinn. Für uns Spie­<br />

auf Trainer-Ebene statt: Neu beglei­<br />

Die kommenden Monate gilt es<br />

ler war es eine Ehre, von höchster<br />

ten und betreuen die Mannschaft<br />

nun, effektiv zu nutzen, damit die<br />

Stelle Anerkennung für unsere sport­<br />

die beiden Trainer Paul Emmering<br />

Mannschaft auf die Europameister­<br />

liche Leistungen zu bekommen.<br />

und Rico Romano. Beide bringen<br />

schaft vom 23. bis 27. Oktober 2024 in<br />

langjährige Erfahrung als Trainer<br />

Dänemark (Safe the Date!), bestmög­<br />

bzw. als Spieler mit. Ihre Aufgabe<br />

sehen sie vor allem darin, die Stärken<br />

der Mannschaft weiter zu vertiefen,<br />

die Schwächen auszugleichen und<br />

lich vorbereitet ist. Dafür wird es<br />

voraussichtlich im Frühjahr 2024<br />

nochmals ein Vorbereitungsturnier<br />

geben. Neben der Weiterentwicklung<br />

Neues<br />

Trainerteam<br />

das Team nach ihren Vorstellungen<br />

der gesamten Mannschaft werden<br />

weiterzuentwickeln. Auch innerhalb<br />

die beiden Trainer das Augenmerk<br />

PAUSE — Das Ausbildungsmagazin der Mathilde Escher Stiftung<br />

Powerchair Hockey auf höchstem Niveau: Veronica Conceiçao im Einsatz bei der letztjährigen Heim-WM in Sursee.<br />

Ziel EM 2024 —<br />

ganz vorne<br />

mitspielen<br />

der Mannschaft gab es Veränderungen:<br />

Neben einer Verabschiedung<br />

eines langjährigen Spielers wurde<br />

das Kader mit mehreren jungen Spielern<br />

aufgestockt.<br />

Ziel Europameisterschaft 2024<br />

Im Oktober <strong>2023</strong> konnte das neu formatierte<br />

Team an einem Trainingswochenende,<br />

welches auf Einladung<br />

der Deutschen Nationalmannschaft<br />

stattfand, ihre ersten Spielerfahrungen<br />

machen. Das Wochenende<br />

war aufschlussreich und zeigte, was<br />

darauf legen, die einzelnen Spieler<br />

technisch und taktisch voranzubringen.<br />

Denn nach den starken Leis-<br />

tungen an der letztjährigen Weltmeisterschaft<br />

und dem erstmaligen<br />

Gewinn der Bronzemedaille muss<br />

es das Ziel sein, erneut ganz vorne<br />

mitzuspielen.<br />

Ehrung durch Bundesrätin<br />

Viola Amherd<br />

Einen besonderen Anlass zur<br />

Mo ti va tion gab die Ehrung am Sportempfang<br />

im Bundeshaus diesen<br />

PAUL EMMERING<br />

Paul war bereits im Trainerstab<br />

der Nationalmannschaft<br />

und bringt viel Erfahrung<br />

als Spieler mit. Er hat etliche<br />

Titel gewonnen und wurde<br />

2010 mit der Deutschen Nationalmannschaft<br />

Welt meister.<br />

PAUSE — Das Ausbildungsmagazin der Mathilde Escher Stiftung<br />

Nach dem erfolgreichen Bronzetitel an der Powerchair<br />

Hockey Weltmeisterschaft in Sursee 2022 macht sich die<br />

Schweizer Nationalmannschaft mit einem neuen Trainerduo<br />

und neuen Spielern fit für die EM 2024 in Dänemark.<br />

Gastbeitrag von Noé Spirig<br />

Ein Stelldichein im Bundeshaus: Bundesrätin und Sportministerin Viola Amherd<br />

(zweite von links hinten) gratuliert der Schweizer Powerchair Hockey Nationalmannschaft<br />

zu ihrem Medaillengewinn an der WM 2022.<br />

RICO ROMANO<br />

Rico ist seit 2014 Trainer der<br />

ersten Mannschaft der Iron<br />

Cats und konnte in dieser Zeit<br />

etliche Titel auf nationaler<br />

und internationaler Ebene einfahren.<br />

42 43


k<br />

— KANADA —<br />

STOLPERSTEIN<br />

Natur pur!<br />

qq<br />

PAUSE — Das Ausbildungsmagazin der Mathilde Escher Stiftung<br />

Kennen Sie die orange oder grüne<br />

Seuche auch? Ich denke dabei nicht<br />

an die Algenplage in der Adria. Es<br />

geht um die Mobilitätswende. Hat<br />

es noch immer nicht Klick gemacht?<br />

Ich gebe Ihnen noch einen weiteren<br />

Hinweis: zwei Räder mit einem<br />

Brett dazwischen. Richtig, ich meine<br />

die Elektroscooter, die lautlos die<br />

Innenstädte erobern. Von wegen<br />

lautlos, sie sollten mich mal schimpfen<br />

hören, wenn wieder irgend so<br />

ein Vollpfosten seinen Scooter im<br />

Weg stehen lässt. Muss man Vollpfosten<br />

auch gendern? Das ist wohl<br />

ein anderes Thema. Zurück zur<br />

Elektroscooter-Seuche, die einem<br />

Glaubenskrieg gleich die Bevölke ­<br />

rung spaltet. Man könnte auch sagen,<br />

dass sie viele Menschen bewegt,<br />

wenn gleich nicht physisch von A<br />

nach B, dann doch zumindest mental<br />

oder emotional.<br />

«Ist es so schwer,<br />

die Dinger hindernisfrei<br />

zu parken?»<br />

Bringen wir es mal auf den Punkt:<br />

Sie stehen oder liegen einfach immer<br />

im Weg. Während das für Menschen<br />

zu Fuss mühsam ist, bedeutet es<br />

für Menschen im Rollstuhl nicht sel ­<br />

ten «zurück auf Start», das heisst<br />

umdrehen, einen abgeflachten Bordstein<br />

finden und dann als Hinder-<br />

nis für den Autoverkehr auf der<br />

Strasse weiterfahren. Das kann richtig<br />

gefährlich werden. Sie denken<br />

vielleicht, das sei wieder so ein Sonderfall<br />

bei Menschen im Rollstuhl?<br />

Mitnichten. Sie bedeuten auch einen<br />

täglichen Hindernisparcours für<br />

andere Menschen mit einer Mobilitätbehinderung,<br />

ältere Mitmenschen<br />

oder Mütter mit einem Kinder ­<br />

wagen.<br />

Von Lia Salvade<br />

Es ist wohl Ironie des Schick-<br />

sals, dass diese «Verkehrsinnovation»,<br />

die bei den einen den Bewegungsmangel<br />

fördert, den anderen<br />

eine sportliche Herausforderung<br />

beschert. Man könnte sich fragen,<br />

wo die Rücksichtnahme bleibt. Es<br />

kann doch nicht so schwer sein,<br />

die Dinger hindernisfrei zu parken.<br />

Der Journalist Wolfgang J. Reus<br />

bringt die traurige Tatsache wohl<br />

auf den Punkt: «Die Rücksicht ­<br />

nahme kommt mit dem Verstand,<br />

und da bei manchen der Verstand<br />

nie kommt, kann bei ihnen auch<br />

nicht mit Rücksichtnahme gerechnet<br />

werden.» Gerne würde ich mich<br />

an dieser Stelle noch über die Haltung<br />

und das Outfit der Scooter-<br />

Fahrenden auslassen, möchte<br />

jedoch sachlich bleiben. Aber seien<br />

wir ehrlich, bei den meisten sieht<br />

das Ganze nicht gerade vorteilhaft<br />

aus.<br />

Besondere<br />

Tage im<br />

Leben von…<br />

Für Lukas Frei war es ein langersehnter<br />

Traum, nach Kanada zu reisen und die unberührte<br />

Wildnis hautnah zu erleben. Dank<br />

der grossen Unterstützung seiner beiden<br />

Geschwister und Betreuenden aus der<br />

Mathilde Escher Stiftung konnte er sich<br />

diesen Wunsch im letzten Sommer erfüllen.<br />

3000 Kilometer in sechs Wochen legte das<br />

abwechselnde Team zwischen Vancouver,<br />

Jasper und Calgary in Westkanada zurück.<br />

44 45<br />

Mega!<br />

«Dream<br />

Team»<br />

PAUSE — Das Ausbildungsmagazin der Mathilde Escher Stiftung


PAUSE — Das Ausbildungsmagazin der Mathilde Escher Stiftung<br />

«Ein Lächeln<br />

ist für mich selbstverständlich»<br />

Frank Vega arbeitet in der<br />

Mathilde Escher Stiftung als<br />

Pflegefachmann und begleitet<br />

junge Mitarbeitende in ihrer<br />

Ausbildung. Seine Fröhlichkeit<br />

und positive Einstellung sind<br />

ansteckend.<br />

Frank wirkt stets aufgestellt, fröhlich und<br />

happy – wie kommt das? «Das hat wohl mit<br />

meiner Herkunft und meiner Familie zu tun»,<br />

sagt Frank. Er ist in Kuba aufgewachsen. In<br />

seinem Elternhaus wurde viel Besuch empfangen.<br />

«Bei uns trafen sich Verwandte und Bekannte.<br />

Wir spielten, tanzten und lachten.<br />

Und das hat mich geprägt.» Zudem hat Franks<br />

Glaube an Gott einen wichtigen Einfluss auf<br />

seine Lebenshaltung. «Ich will so leben, dass<br />

die Menschen um mich herum glücklich sind.<br />

Und ich will mich meinen Mitmenschen gegenüber<br />

so verhalten, wie ich selbst behandelt<br />

werden will.» Also ist es für ihn selbstverständlich,<br />

dass er den Menschen mindestens<br />

ein Lächeln schenkt.<br />

Gastbeitrag von<br />

Jacqueline Myburgh<br />

Frank ist gelernter Tanzpädagoge. Die<br />

Arbeit mit Menschen ist ihm wichtig, auch<br />

wenn das Tanzen heute nur noch ein Hobby ist.<br />

Als er 2010 in die Schweiz kam, stand er nochmals<br />

vor einer Berufswahl. Er entschied sich<br />

zu einer Ausbildung am ZAG (Zentrum für<br />

— VORGESTELLT —<br />

Ausbildung im Gesundheitswesen) in Winterthur.<br />

Nach vier Jahren Ausbildung mit Schwerpunkt<br />

Psychiatrie ist Frank heute Pflegefachmann<br />

und Berufsbildner. In der Mathilde<br />

Escher Stiftung begleitet er FaGe-Lernende,<br />

also zukünftige Fachangesellte Gesundheit. Es<br />

liegt ihm viel daran, junge Menschen für den<br />

Pflegeberuf zu begeistern und zu motivieren.<br />

Die Work-Life-Balance ist für Frank ein<br />

wichtiges Mittel, um den anspruchsvollen<br />

Anforderungen in der sozialen und pflegerischen<br />

Arbeit gerecht zu werden. Deshalb versucht<br />

er auch, Mitarbeitende der Stiftung<br />

zu Bewegung und Sport zu motivieren. Eine<br />

kleine Sportgruppe mit dem Namen «Mathilde<br />

rennt» ist bereits entstanden. Das Velo hat<br />

er meistens dabei. «Wenn jemand Lust auf<br />

eine Runde hat, egal ob mit dem Velo oder mit<br />

den Laufschuhen, ich bin dabei!»<br />

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