Pause-Magazin-2023
Das ist das Lehrlingsmagazin der Mathilde Escher Stiftung - Ausgabe 2023
Das ist das Lehrlingsmagazin der Mathilde Escher Stiftung - Ausgabe 2023
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
N0 13 — <strong>2023</strong><br />
STOLPERSTEIN<br />
Einfach<br />
ständig im<br />
Weg<br />
Freund oder Arbeitgeber<br />
Sind Freundschaften mit persönlichen Assistenzpersonen möglich?
— EDITORIAL —<br />
Wir steigern Mobilität.<br />
Unsere Spezialisten erarbeiten individuelle Versorgungskonzepte, um unseren<br />
Patientinnen und Patienten ein Höchstmass an Selbstbestimmung zu ermöglichen.<br />
Ihr verlässlicher Ansprechpartner in Sachen<br />
• Rollstuhlversorgung (manuelle und Elektrorollstühle)<br />
• Sitz- und Rückenschalen<br />
• Inkontinenzversorgung<br />
• Orthopädie-Schuhtechnik<br />
• Orthopädietechnik<br />
Balgrist Tec AG | Forchstrasse 340, 8008 Zürich | T +41 44 386 58 00 | www.balgrist-tec.ch<br />
<strong>Pause</strong> meh.indd 1 03.09.2020 14:37:05<br />
St. Gallen | Chur | Kreuzlingen | Rapperswil | Winterthur<br />
Aktiv das Leben<br />
geniessen.<br />
Auf Augenhöhe<br />
mit unseren<br />
Reha-Spezialisten<br />
spiess-kuehne.ch<br />
IMPRESSUM<br />
Gabriela Gerber,<br />
Praktikerin Mediamatik<br />
2. Ausbildungsjahr<br />
PAUSE — das Ausbildungsmagazin<br />
der Mathilde Escher Stiftung<br />
Ausgabe Nr. 13, <strong>2023</strong><br />
Herausgeberin:<br />
Mathilde Escher Stiftung<br />
Lengghalde 1, 8008 Zürich<br />
Telefon 044 389 62 00<br />
Fotografie: Michael Groer<br />
Konzeption: grüninger grafik,<br />
Atelier für visuelle Kommunikation<br />
Lektorat: Sprache und<br />
Kommunikation – Iris Vettiger<br />
Lithografie: Martin Obrist<br />
Druck: Druckerei Albisrieden AG<br />
Auflage: 3‘300 Exemplare<br />
Erscheint: 1 x pro Jahr<br />
Gedruckt auf 100% Recyclingpapier<br />
Viele<br />
Facetten<br />
In der diesjährigen Ausgabe des <strong>Magazin</strong>s «<strong>Pause</strong>»<br />
offen bart sich ein facettenreicher Blick auf das Leben<br />
von Menschen mit Behinderungen. Wie ein Kaleidoskop,<br />
das verschiedene Aspekte, Freuden und Herausforderungen<br />
des Lebens zeigt. Marcs Interview ist ein<br />
lebhaftes Beispiel dafür, wie bunt, wild und unangepasst<br />
ein Leben trotz physischer Einschränkungen sein<br />
kann. Lia zeigt uns in ihrem Artikel, wie sie sich trotz<br />
ihrer Krankheit ihren Humor und ihre positive Einstellung<br />
bewahrt hat. Angelo wirft in seinem Text eine<br />
interessante Frage auf: Ist eine Freundschaft zwischen<br />
Arbeitgebendem und Assistenzperson möglich?<br />
Ein Text hat mich sehr bewegt. Eine Autorin erzählt<br />
von ihrer schweren Lebensgeschichte. Sie zeigt, wie<br />
sie herausfordernde familiäre Situationen überstanden<br />
hat, und macht uns Mut und Hoffnung, Widerstände<br />
und Traumata zu überwinden und nach vorne zu schauen.<br />
Ihre Geschichte zeigt, wie wichtig es ist, Menschen<br />
in schwierigen Lebenssituationen Mitgefühl und Unterstützung<br />
anzubieten.<br />
Manuel hat diese Unterstützung von anderen Fans<br />
im Eishockey erfahren. Sein Text zeigt, dass Inklusion<br />
keine komplizierte Theorie sein muss, sondern einfach<br />
passieren kann, wenn wir Menschen als das behandeln,<br />
was sie sind: Menschen. Sein Artikel erinnert uns<br />
daran, dass wir alle in der Lage sind, Brücken zu bauen.<br />
3<br />
PAUSE — Das Ausbildungsmagazin der Mathilde Escher Stiftung
Inhalt<br />
– 14 –<br />
«Ich lasse<br />
mich nicht<br />
unterkriegen»<br />
– 28 –<br />
«Ich hatte<br />
oft Angst»<br />
Paula hat Vieles durchgemacht. Neben ihrer<br />
Krankheit musste sie in jungen Jahren Gewalt<br />
Jonathan lebt mit Duchenne Muskeldystrophie.<br />
und Missbrauch in ihrer Familie und einer<br />
Als Kind fühlte er sich nicht nur anders, son<br />
Pflegefamilie erleben.<br />
dern wurde oft ausgegrenzt. Seit zwei Jahren<br />
PAUSE — Das Ausbildungsmagazin der Mathilde Escher Stiftung<br />
10<br />
«Das ist einfach<br />
dumm gelaufen»<br />
Das Leben von Marc entspricht nicht dem<br />
Klischee eines Menschen mit schwerer<br />
Körper behinderung. Ein Gespräch über<br />
32<br />
«Ich fühle mich<br />
viel freier»<br />
Seit kurzem lebt Albert mit seinem Bruder nach<br />
zehn Jahren in der Mathilde Escher Stiftung<br />
in einer eigenen Wohnung. Dies bringt viele Freiheiten,<br />
aber auch Verantwortung mit sich.<br />
lebt er in der Mathilde Escher Stiftung und<br />
fühlt sich hier akzeptiert.<br />
– 18 –<br />
Bezahlte<br />
Freundschaft?<br />
Angelo wird seit drei Jahren im Alltag von<br />
einem Assistenten unterstützt. Aus dieser<br />
Arbeitsbeziehung ist eine enge Freundschaft<br />
entstanden. Doch ist eine Freundschaft mit<br />
einer bezahlten Assistenzperson möglich?<br />
– 22 –<br />
Voll dabei<br />
Manuel ist leidenschaftlicher Eishockeyfan.<br />
Ihn faszinieren die Dynamik und das hohe<br />
– 40 –<br />
Regen, Schiffe<br />
und Nachtclubs<br />
Die Lernenden der Mathilde Escher Stiftung<br />
verbrachten die fünftägige Ausbildungreise im<br />
Sommer 2022 in der Hansestadt Hamburg.<br />
Kurz & bündig<br />
9<br />
17<br />
26<br />
Wussten Sie, dass …<br />
Fotostory<br />
In einer Bar …<br />
Das Redaktionsteam<br />
PAUSE — Das Ausbildungsmagazin der Mathilde Escher Stiftung<br />
Leben, Tod, Drogen und das, was er seinen<br />
jüngeren Kollegen empfehlen würde.<br />
«Meine Krankheit<br />
macht mich<br />
einzigartig»<br />
Lia hat eine sehr seltene Krankheit. Sie<br />
spricht nicht gerne darüber, da die Krankheit<br />
nicht immer im Zentrum stehen soll.<br />
36<br />
Tempo des Spiels. Er hat dank dem Eishockey<br />
auch Freunde gefunden, die ihm zur Seite<br />
stehen.<br />
– 24 –<br />
Faszination<br />
Fliegen<br />
Die Faszination fürs Fliegen wurde Ursin in die<br />
Wiege gelegt. Er liebt das Reisen im Flugzeug,<br />
den Lärm der Jets, den Geruch des Kerosins.<br />
39<br />
43<br />
37<br />
46<br />
47<br />
48<br />
Zahlen aus der Stiftung<br />
10 Fragen an …<br />
Lila Plakolli<br />
Powerchair Hockey<br />
Ganz vorne mitspielen<br />
Stolperstein<br />
Einfach ständig im Weg<br />
Besondere Tage<br />
im Leben von …<br />
Vorgestellt<br />
«Ein Lächeln ist für mich<br />
selbstverständlich»<br />
Bei ihrer Familie und ihren Freunden kann<br />
sie Kraft schöpfen und sie selbst sein.<br />
4 5
— IN KÜRZE —<br />
PAUSE — Das Ausbildungsmagazin der Mathilde Escher Stiftung<br />
Kein<br />
Praktikum<br />
möglich?<br />
Wirklich?<br />
IHR<br />
BENEFIT<br />
• Motivierte Praktikanten<br />
für Computerarbeiten<br />
• jeweils 1 Tag pro Woche<br />
• Keine Lohn- und<br />
Versicherungskosten *<br />
Einen Praktikumsplatz anzubieten, fördert nicht nur die Inklusion,<br />
sie bringt Ihnen auch einen direkten Mehrwert. Wetten?<br />
Michael Groer freut sich auf Ihren Kontakt:<br />
044 389 62 56 oder m.groer@mathilde-escher.ch<br />
Wussten Sie, dass …<br />
Von Lia Salvade<br />
… im März <strong>2023</strong> die erste<br />
Behindertensession in der<br />
Schweiz stattfand?<br />
Die Behindertensession fand im<br />
Nationalratssaal im Bundeshaus in<br />
Bern statt. Es nahmen 44 gewählte<br />
Personen mit Behinderungen aus<br />
verschiedenen Sprachregionen<br />
teil. Das Hauptziel war es, Barrieren<br />
für die politische Teilhabe von<br />
Menschen mit Behinderungen abzubauen.<br />
Durch die Besetzung politischer<br />
Positionen durch Menschen<br />
mit Behinderungen sollen deren<br />
Anliegen besser vertreten werden.<br />
Man will sichtbar machen, dass es<br />
unterschiedlichste Menschen mit<br />
Behinderungen gibt, die kompetent<br />
und bereit sind, sich für ein politisches<br />
Amt wählen zu lassen. Es wurden<br />
Themen wie politische Rechte<br />
für Menschen mit Behinderungen,<br />
chronische Unterrepräsentation und<br />
Zugänglichkeit des Bundeshauses<br />
behandelt. Die Teilnehmenden suchten<br />
nach Lösungen, um die Hindernisse<br />
für ein politisches Engagement<br />
von Menschen mit Behinderungen zu<br />
überwinden. Auch die UN-BRK (Behindertenrechtskonvention)<br />
spielte<br />
dabei eine wichtige Rolle.<br />
parlament.ch<br />
… es barrierefreie<br />
Musikinstrumente<br />
gibt?<br />
In einer Projektwoche konnten die<br />
Lernenden der Mathilde Escher Stiftung<br />
mit Musikerinnen und Musikern<br />
von Tabula Musica gemeinsam<br />
musizieren. Sie lernten dabei Instrumente<br />
kennen, die das Musizieren<br />
für alle Menschen ermöglichen. So<br />
z.B. die beiden Instrumente Soundbeam<br />
und MotionComposer. Beide<br />
reagieren allein durch Bewegungen<br />
und Distanz. Menschen, die nur ihre<br />
Augen bewegen können, genügt somit<br />
bereits ein Wimpernschlag, um<br />
einen Ton wiedergeben zu können.<br />
tabulamusica.ch<br />
... dass im Hauptbahnhof<br />
der erste<br />
rollstuhlgängige<br />
Foxtrail Zürichs ist?<br />
Im Rahmen ihres 50-jährigen Jubiläums<br />
hat Pro Infirmis 2022 den<br />
Foxtrail im HB Zürich rollstuhlgängig<br />
gemacht. Pro Infirmis Zürich<br />
hofft, dass damit etwas ausgelöst<br />
wird und mit der Zeit auch Trails z.B.<br />
für Menschen mit einer Seh- oder<br />
Hörbeeinträchtigung erstellt werden.<br />
Der Umbau des Foxtrails brachte<br />
eini ge Herausforderungen mit<br />
sich. So mussten die Entwickler die<br />
Balance zwischen unüberwind-<br />
baren Hinder nissen und genügend<br />
Challenge finden.<br />
foxtrail.ch<br />
PAUSE — Das Ausbildungsmagazin der Mathilde Escher Stiftung<br />
6 7<br />
* Die Lohn- und Versicherungskosten werden vollständig von der Mathilde Escher Stiftung übernommen.
Letztes Jahr feierte<br />
Marc seinen 50igsten<br />
Geburtstag und<br />
ist damit einer der<br />
ältesten Menschen mit<br />
Duchenne Muskeldystrophie.<br />
— INTERVIEW —<br />
PAUSE — Das Ausbildungsmagazin der Mathilde Escher Stiftung<br />
«Das ist<br />
einfach dumm<br />
gelaufen»<br />
Das Leben von Marc von Arx entspricht nicht dem Klischee<br />
eines Menschen mit schwerer Körperbehinderung. Ein<br />
Gespräch über Leben, Tod, Drogen und das, was er seinen<br />
jüngeren Kollegen empfehlen würde.<br />
Von Mattias Fries<br />
Marc, du bist letztes Jahr 50 geworden. Wie<br />
fühlst du dich?<br />
Ich fühle mich gut.<br />
Viele deiner Mitbewohnenden – auch Freunde<br />
von dir – haben dein Alter nicht erreicht<br />
und starben früh. Wie gehst du damit um?<br />
Es ist traurig und ich denke schon darüber nach, aber<br />
das Leben geht weiter.<br />
Hast du eine Erklärung dafür, weshalb du es so<br />
lange «geschafft» hast?<br />
Ich hatte wohl Glück mit meinem Krankheitsverlauf.<br />
Vielleicht liegt es aber auch an meiner Lebensein stellung.<br />
Ich schaue, dass es mir nie langweilig ist.<br />
Es ist dir nie langweilig?<br />
Mir ist es wirklich nie langweilig. Ich kenne das gar nicht.<br />
Früher habe ich Sachen einfach gemacht, traf irgendwo<br />
Kollegen, ging in den Ausgang. Ich habe das Leben immer<br />
genossen – und tue das auch heute noch.<br />
Du lebst nun schon seit über 33 Jahren in der<br />
Mathilde Escher Stiftung. Was hat sich aus deiner<br />
Sicht während dieser Zeit hier positiv verändert?<br />
Die Pflege ist medizinischer geworden und hat sich<br />
ständig verbessert. Als ich neu in die Mathilde Escher<br />
Stiftung kam, wurde man noch ohne Handschuhe<br />
gewaschen. Der Cough Assist (ein Gerät zur Befreiung<br />
und Bereinigung der Atemwege) verlängert sicherlich<br />
Vielen das Leben. Die Lebensqualität hat sich über<br />
die Jahre verbessert.<br />
Gibt es auch Entwicklungen, die du eher negativ<br />
empfindest?<br />
Ich persönlich habe das Gefühl, dass der Umgang in<br />
der Stiftung in den letzten Jahren unpersönlicher<br />
geworden ist.<br />
PAUSE — Das Ausbildungsmagazin der Mathilde Escher Stiftung<br />
8 9
— INTERVIEW —<br />
Meinst du damit, dass die Betreuung unpersönlicher<br />
geworden ist?<br />
Abend noch etwas. Ich kann aber nur noch Suppen und<br />
dergleichen essen. Glace und Schoggi gehen auch noch.<br />
Marihuana spielte in deinem Leben also mal eine<br />
nicht unbedeutende Rolle.<br />
Hast du auch mal eine Dummheit gemacht,<br />
die du heute noch bereust?<br />
Nein, ich habe eher das Gefühl, dass bei Personen in<br />
Nach dem Abendessen nehme ich nochmals einen<br />
Ja, aber heute ist das nicht mehr so. Seit ich das Tracheo<br />
Ich glaube, das war diese Geschichte mit den beiden<br />
leitenden Funktionen im Alltag der Kontakt und die Nähe<br />
Kaffee. Dazu schaue ich meistens die Tagesschau. Dann<br />
stoma habe, habe ich vielleicht noch zwei-, dreimal an<br />
Minderjährigen.<br />
zu uns Klientinnen und Klienten oft fehlt.<br />
War früher etwas besser?<br />
Ja, die Betreuenden hatten mehr Zeit für uns. Wir brauchten<br />
aber auch weniger Pflege als heute. Dafür sind die<br />
inhaliere ich noch. Um 2.00 Uhr muss ins Bett.<br />
Du hast gesagt, dass du nicht mehr normal<br />
essen kannst. Wie bist du damit umgegangen,<br />
als das für dich nicht mehr möglich war?<br />
einem Joint gezogen.<br />
Hattest du keine Entzugserscheinungen?<br />
Nein. Es fiel mir auch nicht schwer aufzuhören. Ich sagte<br />
mir, bis hier hin und nicht weiter – für meine eigene<br />
Und die Geschichte mit der Geburtstagsparty?<br />
Da ist es einfach dumm gelaufen. An meiner Geburtstagsparty<br />
wurde Alkohol getrunken und gekifft. Es<br />
kam jemand, den ich nicht eingeladen hatte und auch<br />
Klientinnen und Klienten halt auch früher gestorben.<br />
Manchmal tue ich mich schon schwer damit. Ich koche<br />
Gesundheit.<br />
nicht dabei haben wollte. Er trank so viel, dass die<br />
PAUSE — Das Ausbildungsmagazin der Mathilde Escher Stiftung<br />
«Mir ist es nie<br />
langweilig,<br />
ich kenne das gar<br />
nicht»<br />
Nehmen wir an, du hättest Katharina Hildebrands<br />
Job: Was würdest du in der Stiftung am ehesten<br />
ändern?<br />
Ich würde das strikte Alkoholverbot wieder aufheben.<br />
Es geht nicht darum sich betrinken zu können, aber<br />
mal ein Glas Wein zum Essen oder zum Anstossen bei<br />
einem Fest sollte schon drin liegen.<br />
Gibt es noch etwas, das du ändern würdest?<br />
Weniger Stress für die Mitarbeitenden. Das ist aber halt<br />
trotzdem sehr gerne, dann kann ich meine Kreativität<br />
ein wenig ausleben.<br />
Kannst du dich manchmal auch über etwas<br />
nerven?<br />
Ja, das kann ich schon. Zum Beispiel über Putin. Er<br />
nervt mich gerade. Trump hat mich auch genervt. Oder<br />
manchmal, wenn der PC nicht geht. Das macht mich<br />
hässig. Dann fange ich an zu fluchen und manchmal<br />
höre ich Heavy Metal. Wenn ich die Musik aufdrehe, hört<br />
mich niemand mehr fluchen.<br />
Du hast eine Zeitlang auch gearbeitet.<br />
Ja, zuerst konnte ich die Ausbildung in der Mathilde<br />
Escher Stiftung machen. Damals ging sie noch drei Jahre<br />
und hies Büroanlehre. Anschliessend habe ich fünf<br />
Jahre im Bürozentrum, der heutigen Grafikwerkstatt, gearbeitet.<br />
Ich durfte vor allem grafische Arbeiten wie<br />
Visitenkarten gestalten erledigen. Manchmal konnte ich<br />
auch bei Websites und beim Jahresbericht der Mathilde<br />
Escher Stiftung mitarbeiten.<br />
Du warst aber auch ausserhalb der Stiftung<br />
geschäftlich tätig, oder nicht?<br />
Eine Weile arbeitete ich mit meinem Cousin im<br />
«Laden zum Leben» an der Motorenstrasse im Kreis 5.<br />
Ist das Kiffen vielleicht mit ein Grund, weshalb<br />
du immer noch lebst?<br />
Das weiss ich nicht, aber es war sicher nicht nur gut.<br />
Du kamst wegen Drogen auch mal mit dem<br />
Gesetz in Konflikt.<br />
Ja, ich bekam mal eine Busse. Ich musste sie aber nicht<br />
bezahlen, weil ich nichts verdiente. Wenn man nichts<br />
hat, können sie einem auch nichts nehmen. Ich habe<br />
sieben Tage bedingt und zwei Jahre auf Bewährung bekommen.<br />
«Ich habe 7 Tage<br />
bedingt und 2 Jahre<br />
auf Bewährung<br />
bekommen»<br />
Was war der Grund?<br />
Ambulanz kommen musste. Ich konnte bei der Party<br />
nicht alle im Auge behalten, bekam aber von der damaligen<br />
Heimleitung eine Verwarnung dafür.<br />
Lassen wir die Dummheiten vergangen sein.<br />
Gibt es etwas, worauf du in deinem Leben gerne<br />
zurückblickst?<br />
Die Zeit, in der ich Hockey gespielt habe, war toll. Was<br />
die Iron Cats heute sind, mussten wir zuerst aufbauen.<br />
Es gab keinen Club und wir spielten noch mit Eishockey-<br />
und Landhockey-Schlägern. Drei Bewohnende und ich<br />
gründeten dann die Terminators.<br />
Wann war das?<br />
Das war vor über 30 Jahren. An der 700-Jahres-Feier<br />
der Eidgenossenschaft sassen wir am Vierwaldstätter-<br />
see beisammen und gründeten den Club, mit dem wir<br />
dann von 1992 bis 1997 an internationalen Turnieren in<br />
München teilnahmen.<br />
Und daraus entstanden dann die Iron Cats?<br />
Nein, die Iron Cats wurden später von Marco Müller<br />
gegründet – sozusagen als Rivale zu uns. Anfangs<br />
bekamen sie von uns 10:0 aufs Dach. Aber dann haben<br />
sie sich langsam etabliert und durchgesetzt. Bei den<br />
Terminators starb leider einer nach dem anderen, bis<br />
PAUSE — Das Ausbildungsmagazin der Mathilde Escher Stiftung<br />
eine Geldfrage.<br />
Ich machte dort die Buchhaltung.<br />
Ich habe Gras verkauft an zwei Personen, die sich als<br />
wir nur noch vier waren. 1998 wechselte ich dann zu<br />
Themenwechsel: Wie verläuft ein gewöhnlicher<br />
Tag bei dir?<br />
Wie lief das?<br />
Das lief gut. Leider verstarb mein Cousin ein Jahr später<br />
Achtzehnjährige ausgaben. Die nahmen es in die Schule<br />
mit und wurden erwischt. Man wollte wissen, von wem<br />
sie das Gras hatten. Dann gab es eine Razzia bei mir.<br />
den Iron Cats.<br />
Eine Schmach?<br />
Ich stehe meistens um 9.30 Uhr auf. Mit der Pflege wirds<br />
dann 11 Uhr. Mit Duschen brauche ich sogar bis 12 Uhr.<br />
Dann bekomme ich meine Nahrung über die Magensonde.<br />
Normal essen kann ich nicht mehr, aber ein Kaffee<br />
muss sein. Nach dem Mittagessen putze ich meine<br />
Zähne. Dann gehe ich meinen Freizeitaktivitäten nach,<br />
mache meinen Garten und schaue nach den Pflanzen.<br />
Im Winter bin ich mehr am Computer. Einmal in der<br />
unerwartet. Wir waren alle gut befreundet und das<br />
war hart. Danach fehlte uns die Motivation, wir haben<br />
den Laden zwei, drei Jahre weitergeführt und dann<br />
aufgegeben.<br />
Kommen wir zu einem anderen Thema: Es hält<br />
sich hartnäckig das Gerücht, dass dein Zimmer<br />
einer Kifferhöhle gleicht. Ist da was Wahres dran?<br />
Eine Razzia? Hier in der Stiftung?<br />
Ja, zwei Polizisten kamen und durchsuchten mein<br />
Zimmer. Sie beschlagnahmten einen grossen Pot mit<br />
Gras resten und wollten wissen, woher ich das Zeug hatte.<br />
Hatte das Konsequenzen?<br />
Nein, aber es war mir eine Lehre. Einen zweiten solchen<br />
Ja, das kann man vielleicht so sagen.<br />
Zum Schluss unseres Interviews: Hast du einen<br />
Tipp für die jüngeren Bewohnenden in der<br />
Stiftung?<br />
Ja, schon. Sie sollen einfach rausgehen und das Leben<br />
geniessen. Man weiss nicht, wie lange man hat. Das<br />
Leben ist viel zu kurz, um nur hier in der Stiftung zu ver<br />
Woche koche ich auf der Wohngruppe, manchmal auch<br />
Heute kann man das so eigentlich nicht mehr sagen,<br />
Fall wollte ich nicht riskieren.<br />
weilen.<br />
am Wochenende. Wenn es mir gut geht, esse ich am<br />
aber früher roch es schon nach Gras.<br />
10 11
— KRANKHEIT —<br />
«Ich lasse<br />
mich nicht<br />
unterkriegen»<br />
Alles fing damit an, dass ich als Baby<br />
sehr klein war und nicht richtig<br />
krabbeln konnte. Mein Kinderarzt<br />
wollte abklären, warum ich so lang <br />
sam wachse. Nach vielen Ausschlussdiagnosen<br />
entdeckte ein Arzt im<br />
Inselspital Bern erhöhte Leberwerte,<br />
die den Verdacht auf eine Muskelkrankheit<br />
weckten. Später wurde<br />
noch ein Mangel an einem Wachstumshormon<br />
festgestellt. Man mach<br />
unterschiedlich damit um. Meine<br />
Mutter informierte sich über das<br />
Internet und suchte bald den Kontakt<br />
zu anderen betroffenen Eltern. Mein<br />
Vater wollte sich nicht im Voraus<br />
im Detail informieren, sondern alles<br />
auf sich zukommen lassen. Geholfen<br />
hat meinen Eltern, dass sie das<br />
Leben mit einer Einschränkung aus<br />
eigener Erfahrung kannten. Mein<br />
Vater lebt mit den Folgen einer Hirn-<br />
ich hatte noch keinen Rollstuhl. Im<br />
Kin dergarten wurde mir langsam<br />
bewusst, dass ich eine spezielle<br />
Krankheit habe und bei mir alles<br />
anders ist als bei anderen Kindern.<br />
Ich durfte als Einziger mit dem<br />
Trottinett in den Kindergarten.<br />
Einmal pro Woche kam eine Früherzieherin,<br />
mit der ich Buchstaben<br />
und Zahlen lernte. Wegen der Krankheit<br />
konnte ich nicht so weit gehen,<br />
te eine Muskelbiopsie und ein paar<br />
hautentzündung, meine Mutter<br />
musste viele <strong>Pause</strong>n machen oder<br />
Wochen später lag das Ergebnis,<br />
stottert.<br />
in einem Leiterwagen sitzen. Ich<br />
Jonathan lebt mit Duchenne Muskeldystrophie. Als<br />
Kind fühlte er sich nicht nur anders, sondern wurde oft<br />
ausgegrenzt. Seit zwei Jahren lebt er in der Mathilde<br />
Escher Stiftung und fühlt sich hier akzeptiert.<br />
Duchenne Muskeldystrophie, vor. Für<br />
meine Eltern war das ein grosser<br />
Schock. Sie hatten sich schon länger<br />
ein Kind gewünscht und nun kam<br />
diese Diagnose. Gleichzeitig brachte<br />
die Diagnose eine gewisse Erleichte<br />
Ausgegrenzt<br />
Ich habe nur wenige Erinnerungen<br />
an meine frühe Kindheit. Es gibt<br />
Fotos, auf denen ich noch laufe und<br />
mit dem Fahrrad zu sehen bin. Ich<br />
wurde von den anderen Kindern oft<br />
ausgegrenzt. Ich hatte auch ausserhalb<br />
des Kindergartens sehr wenig<br />
Kontakt zu anderen Kindern. Ich<br />
hätte mir gewünscht, dass sie mich<br />
akzeptieren und unterstützen. Ich<br />
Von Jonathan Dennler<br />
rung, weil man endlich wusste,<br />
was los war. Meine Eltern gingen<br />
weiss noch, dass das Gehen irgendwann<br />
anstrengend wurde, aber<br />
hatte schon damals das Gefühl, nicht<br />
ganz dazuzugehören. Das machte<br />
12 13
— KRANKHEIT —<br />
— FOTOSTORY —<br />
PAUSE — Das Ausbildungsmagazin der Mathilde Escher Stiftung<br />
mich nicht nur traurig, sondern auch<br />
aggressiv – manchmal sogar richtig<br />
gemein. Als der Übertritt in die<br />
Schule anstand, entschieden wir<br />
uns für das Zentrum für Kinder mit<br />
Sinnes- und Körperbeeinträchtigung<br />
(ZKSK) in Solothurn. Dort hatte ich<br />
Physio- und Ergotherapie direkt vor<br />
Ort, die Klassen waren kleiner und<br />
die Schule baulich und vom Lehrplan<br />
her besser auf meine Krankheit eingerichtet.<br />
Grosser Einschnitt<br />
Für eine Person mit meiner Diagnose<br />
konnte ich lange gehen und war sogar<br />
in der Jungschar. 2017 brach ich mir<br />
den Oberschenkel. Das war ein einschneidendes<br />
Ereignis. Man brachte<br />
mich ins Krankenhaus und der<br />
Bruch musste operiert werden. Ich<br />
konnte dann noch ein paar Monate<br />
an einem Rollator gehen, bevor ich<br />
endgültig auf einen Rollstuhl angewiesen<br />
war. Ich fühlte mich noch<br />
mehr ausgeschlossen und war in den<br />
<strong>Pause</strong>n oft allein. Meine Mitschüler<br />
ärgerten mich und fanden es lustig,<br />
wenn ich mich darüber beklagte.<br />
Das hat mir sehr zu schaffen gemacht.<br />
Ich sprach mit meinen Eltern darüber,<br />
was mir guttat, wollte aber<br />
nicht, dass sie sich einmischen.<br />
Die einzigen Kollegen, die ich hatte,<br />
waren auch im Rollstuhl.<br />
Neuer Lebensabschnitt<br />
Im Moment kann ich meine Arme<br />
noch sehr gut bewegen, merke aber,<br />
dass die Kraft langsam nachlässt.<br />
Durch das Fortschreiten meiner<br />
Muskeldystrophie brauche ich langfristig<br />
eine Arbeit am Computer,<br />
weil manuelle Arbeiten immer<br />
schwieriger und irgendwann gar<br />
nicht mehr möglich sein werden.<br />
Darum habe ich mich für eine<br />
praktische Ausbildung (PrA Mediamatik)<br />
in der Mathilde Escher<br />
Stiftung entschieden. Seit ich in die<br />
Stiftung gezogen bin, hat sich für<br />
«Mit dem Rollstuhl fühlte<br />
ich mich noch mehr ausgeschlossen<br />
und war in den<br />
<strong>Pause</strong>n oft allein»<br />
mich auch sonst vieles verändert.<br />
Ich bin mehr auf mich selbst gestellt<br />
und musste lernen, vieles selbst<br />
zu organisieren. Ausserdem muss<br />
ich mich mit meinen Zimmerkollegen<br />
absprechen. Mittwochs absolviere<br />
ich ein Praktikum bei der Schweizerischen<br />
Muskelgesellschaft in Zürich,<br />
das mir sehr viel bedeutet. Ich lerne<br />
dort, nicht nur selbstständiger zu<br />
sein, sondern kann gleichzeitig auch<br />
Erfahrung im Arbeitsmarkt sammeln.<br />
Ich arbeite im Büro und mache<br />
Flyer, führe Listen oder sortiere<br />
Dokumente.<br />
Meine Ziele<br />
Mein christlicher Glaube hilft mir,<br />
mit meiner Krankheit klarzukommen.<br />
Ich bete, wenn es mir gut und<br />
wenn es mir schlecht geht. Der<br />
Austausch mit anderen Betroffenen<br />
ist mir sehr wichtig, weil sie mich<br />
akzeptieren. Ich spiele auch sehr<br />
gerne Powerchair Hockey, weil ich<br />
dort den Alltag vergessen kann.<br />
Irgendwann möchte ich selbstständig<br />
mit Assistenz wohnen. Nach der<br />
Ausbildung werde ich zunächst in<br />
der Grafikwerkstatt der Mathilde<br />
Escher Stiftung arbeiten. Ich wünsche<br />
mir Freunde und auch eine<br />
Partnerschaft. Ausserdem möchte<br />
ich gerne viele Reisen unternehmen,<br />
unter anderem in den Norden nach<br />
Norwegen oder Finnland. Die grösste<br />
Herausforderung der Zukunft wird<br />
sein, dass ich immer mehr Pflege<br />
benötige. Mein Ziel ist es, ein gutes<br />
Leben zu führen und mit dem, was<br />
ich habe, zufrieden zu sein.<br />
Duchenne Muskeldystrophie<br />
Duchenne Muskeldystrophie (DMD) ist die häufigste neuromuskuläre<br />
Erkrankung bei Kindern. Einer von 3500 Jungen ist von dieser Krankheit<br />
betroffen. Die Lebenserwartung in der Schweiz ist in den letzten Jahren<br />
dank Langzeitbeatmung auf 35 Jahre gestiegen. Die aktuellen Therapien<br />
konzentrieren sich darauf, die verbleibende Muskelkraft zu erhalten<br />
und krankheitsbedingte Probleme mit Hilfsmitteln zu bewältigen. Es<br />
gibt inzwischen genetische Therapieansätze, die aber nur bei bestimmten<br />
Mutationsformen wirksam sind. Zudem wird an Therapien mit Stammzellen<br />
geforscht. Darüber hinaus gibt es bisher noch kein Medikament,<br />
mit dem sich die Erkrankung stoppen oder heilen lässt.<br />
In einer Bar …<br />
Von Albert Schwaninger<br />
Auch ne harte<br />
Woche gehabt?<br />
Was, ihr Nachbar auch?<br />
Was war da los?<br />
Hinter der Theke<br />
Das wird heute<br />
eine lange Nacht.<br />
Ja, Sie auch?<br />
Der hat mich heute<br />
Morgen wegen meines<br />
Hundes angeschnauzt.<br />
Das sind die Besten. Mega<br />
zutraulich. Ich hab auch<br />
einen seit drei Monaten.<br />
Warum?<br />
14 15<br />
Mein Nachbar nervt<br />
in letzter Zeit. Was<br />
ist es bei Ihnen?<br />
Das gibts doch nicht!<br />
Ich hab meinen auch<br />
seit drei Monaten …<br />
Meiner nervt auch wegen<br />
des Hundes. Was haben<br />
Sie denn für einen?<br />
Mein Nachbar auch.<br />
Einen Labrador.<br />
Die Moser-Zwillinge<br />
sind wieder betrunken.<br />
PAUSE — Das Ausbildungsmagazin der Mathilde Escher Stiftung
— PERSÖNLICH —<br />
PAUSE — Das Ausbildungsmagazin der Mathilde Escher Stiftung<br />
Bezahlte<br />
Freundschaft?<br />
Angelo wird seit drei Jahren im Alltag von einem<br />
Assistenten unterstützt. Aus dieser Arbeitsbeziehung<br />
ist eine enge Freundschaft entstanden.<br />
Doch ist eine Freundschaft mit einer bezahlten<br />
Assistenzperson überhaupt möglich?<br />
Von Angelo Metzker<br />
Bevor ich João kennenlernte, unterstützte<br />
mich meine Familie pflegerisch. Wir wollten<br />
damals keine Unterstützung von aussen.<br />
Meine Eltern betrieben einen grossen Aufwand,<br />
waren oft erschöpft und zwischen uns<br />
war keine Distanz möglich. Ich brauchte<br />
auch in der Nacht drei- bis viermal Unterstützung,<br />
was sie noch mehr ans Limit brachte.<br />
So gab es immer mehr Diskussionen und Kon-<br />
flikte zwischen meinen Eltern und mir. Oft<br />
wurden diese durch kleine Unstimmigkeiten<br />
wie «Nein, ich will noch nicht ins Bett. Wieso<br />
seid ihr schon müde?» ausgelöst. Ich war<br />
mit sechzehn Jahren wahrscheinlich nicht<br />
immer der Einfachste... Es waren jedenfalls<br />
schwere Zeiten für meine Eltern und mich. Ich<br />
lag nachts oft wach und redete mir ein, dass<br />
ich eine Last für diese Familie bin. Ich fragte<br />
mich immer häufiger, ob ich ausziehen soll.<br />
Nach vielen Diskussionen kamen wir zum<br />
Schluss, dass wir Hilfe brauchten. Irgendwann<br />
lernten wir den Onkel eines Kollegen kennen,<br />
der Menschen aus dem Ausland vermittelt,<br />
die Familien mit körperlich eingeschränkten<br />
Personen unterstützen.<br />
Der beste «Füdliputzer» der Welt<br />
So lernte ich João, meinen heutigen Assistenten,<br />
kennen. Schon in seiner Schnupperwoche<br />
deutete sich an, dass er gut zu mir passt. Wir<br />
haben ähnliche Interessen, können stundenlang<br />
über verschiedene Themen debattieren<br />
und haben einen ähnlich schrägen Humor.<br />
Das war ein wichtiger Punkt für mich. Er hatte<br />
nicht viel Erfahrung im pflegerischen Bereich,<br />
brachte aber eine gewisse Frische, Offenheit<br />
PAUSE — Das Ausbildungsmagazin der Mathilde Escher Stiftung<br />
16 17
— PERSÖNLICH —<br />
Wenn man sich über längere Zeit fast täglich<br />
sieht, verschwinden mit der Zeit die Hem<br />
«Mit unserem ähnlich<br />
schrägen Humor wurde<br />
unsere Beziehung<br />
immer stärker»<br />
mungen. Ohne eine klare Rollenverteilung<br />
kommt es auch bei uns immer wieder zu<br />
Diskussionen. Man fühlt sich in der Position,<br />
etwas sagen oder widersprechen zu dürfen.<br />
Oft ist es schwierig, klare Grenzen zwischen<br />
unserer Freundschaft und unserer beruflichen<br />
Beziehung zu ziehen. Es gibt Situationen, in<br />
denen ich als Kollege nicht unsensibel sein<br />
will, wenn ich meine Ruhe brauche und nicht<br />
in der Stimmung bin, über etwas zu diskutieren.<br />
Manchmal fehlt mir aber auch einfach<br />
PAUSE — Das Ausbildungsmagazin der Mathilde Escher Stiftung<br />
und die Bereitschaft mit, Neues zu lernen.<br />
Viele pflegerische Situationen waren Neuland<br />
für ihn. Ich erinnere mich, wie ich das erste<br />
Mal vor ihm auf der Toilette sass und ihm<br />
grinsend erklären musste, wie man ein «Füdli»<br />
richtig putzt. Heute definiert er sich gerne<br />
als den besten «Füdliputzer» der Welt. Mittlerweile<br />
haben wir viel gemeinsam erlebt und<br />
sind Freunde geworden. Wir waren schon<br />
mehrmals gemeinsam im Urlaub und haben<br />
viele tolle Erinnerungen gesammelt. Ein Erlebnis<br />
wird uns sicher in Erinnerung bleiben:<br />
Wir kamen um drei Uhr morgens vom Aus-<br />
gang zurück, als mein Rollstuhlakku plötzlich<br />
leer war. So musste João mich und meinen<br />
180 kg schweren Rollstuhl auf einen steilen<br />
Hügel hinaufschieben, während wir zwei uns<br />
in angeheitertem Zustand kaputtlachten.<br />
nur die Energie. In diesen Momenten wäre mir<br />
am liebsten, er würde einfach die pflegerischen<br />
Aufgaben erledigen.<br />
Schwierig ist es auch, wenn wir beide schlechte<br />
Laune haben und plötzlich über etwas Dummes<br />
diskutieren. Mittlerweile haben wir<br />
gelernt, dass es sehr wichtig ist, frühzeitig<br />
miteinander zu reden – auch wenn das nicht<br />
immer einfach ist. Wir versuchen immer<br />
up-to-date zu sein, wie es ihm oder mir geht.<br />
Wenn es einem von uns nicht gut geht, versuchen<br />
wir Lösungen oder Kompromisse zu<br />
finden. Wenn ich also zu einer bestimmten<br />
Zeit duschen will und João müde ist, teilt er<br />
mir das mit und macht mir z. B. den Vorschlag,<br />
mich später vor dem Schlafen zu duschen.<br />
«Sich zu distanzieren<br />
und Nein zu sagen,<br />
das ist vielleicht das<br />
Schwierigste für uns»<br />
PAUSE — Das Ausbildungsmagazin der Mathilde Escher Stiftung<br />
Das Dilemma – Freund und Chef<br />
In einer Institution mit organisiertem Wohnen<br />
Solche Kompromisse helfen uns, auf unsere<br />
individuellen Bedürfnisse einzugehen und mit<br />
der Situation insgesamt zufrieden zu sein.<br />
Echte Freundschaft?<br />
und Assistenz gibt es klare Regeln, die es zu<br />
befolgen gilt. So darf es zum Beispiel keinen<br />
Beide Seiten<br />
Ich habe in diesem Artikel das Wort Freundschaft<br />
bisher verwendet, ohne es gross zu<br />
privaten Kontakt zwischen Mitarbeitenden<br />
Ich habe mit João auch über diese Rollenkon<br />
hinterfragen. Man könnte argumentieren, dass<br />
und Klienten geben. Das Ziel ist es, die Distanz<br />
flikte gesprochen. Er meinte, die Arbeit unter<br />
unsere Freundschaft gar nicht real ist, weil<br />
zu wahren, damit Freundschaft und Arbeit<br />
diesen Umständen hätte wie Vieles andere<br />
wir sozusagen gezwungen werden, miteinander<br />
nicht vermischt werden. Letzteres gilt auch als<br />
positive und negative Seiten. Einerseits freut<br />
Zeit zu verbringen. Ich bin auf seine Assistenz<br />
Schutz vor Übergriffen. Was in Institutionen<br />
er sich mehr auf die Arbeit, weil er gleich zeitig<br />
und er ist auf das Einkommen angewiesen. Man<br />
vielleicht sinnvoll ist, lässt sich im privaten<br />
Zeit mit seinem Kollegen verbringen kann,<br />
kann sich durchaus fragen, ob eine Freund<br />
Bereich nicht immer vermeiden. Es ist alles<br />
andererseits bereitet es ihm mehr Mühe, für<br />
schaft funktioniert, wenn Geld oder Arbeit im<br />
viel lockerer und so entsteht automatisch eine<br />
einen bestimmten Arbeitstag abzusagen, da<br />
Spiel ist. Ich denke, ja. Ich bezahle João nicht<br />
Beziehung, was für mich auch ok ist.<br />
er mich nicht im Stich lassen möchte. Das<br />
für seine Freundschaft, sondern für die Assis<br />
Schwierigste für uns beide ist, uns zu distan<br />
tenz. Ob es wahre Freundschaft ist, wird sich<br />
zieren und einfach Nein zu sagen. Das wird<br />
zeigen, wenn das Arbeitsverhältnis nicht mehr<br />
wahrscheinlich auch immer so bleiben.<br />
besteht.<br />
18 19
— SPORT —<br />
PAUSE — Das Ausbildungsmagazin der Mathilde Escher Stiftung<br />
Voll<br />
dabei<br />
Manuel ist leidenschaftlicher<br />
Eishockeyfan. Ihn<br />
faszinieren die Dynamik<br />
und das hohe Tempo<br />
des Spiels. Er hat dank<br />
dem Eishockey auch<br />
Freunde gefunden, die<br />
ihm zur Seite stehen.<br />
Von Manuel Melder<br />
Die Stimmung ist laut und die Euphorie<br />
gross, weil der EHC Kloten wieder<br />
in die NLA aufgestiegen ist und gegen<br />
den Kantons-Rivalen ZSC antritt.<br />
Meine Freunde und ich feuern die<br />
Mannschaft mit Gesängen an. Die<br />
Spieler kommen aufs Eis, der<br />
EHC Kloten wie immer in<br />
seinen dunkelblauen Trikots,<br />
die Gegner in Weiss. Das Stadium<br />
ist bis auf den letzten<br />
Platz besetzt und aus der<br />
Heimkurve und dem Gästesektor<br />
hört man Fangesänge.<br />
Die Choreografien der beiden<br />
Ultralager heizen die Stimmung<br />
an.<br />
Ich befinde mich direkt<br />
an der Bande bei den Rollstuhlplätzen<br />
hinter dem Tor. Ich<br />
mache Stimmung und schlage gegen<br />
die Plexiglasscheibe. Kurz nach<br />
dem Anpfiff landet der Puck an der<br />
Oberkante unseres Tors. Als es wegen<br />
Provokationen zu einer Schlägerei<br />
auf dem Eis kommt, wird es noch<br />
lauter. Man spürt die Rivalität und<br />
die Aggression überträgt sich auf die<br />
Fans. In den Ultralagern fliegt alles<br />
Mögliche in die Luft. Es ist eine sehr<br />
hitzige Partie, die zur ersten <strong>Pause</strong><br />
immer noch 0:0 steht.<br />
Eishockey ist für mich der beste<br />
Sport, weil er so dynamisch und<br />
attraktiv zum Zuschauen ist. Es ist<br />
gleichzeitig elegant und gewalt-<br />
sam, das macht es so spannend für<br />
mich. Das Spiel ist sehr intensiv,<br />
hat ein hohes Tempo und «fliegende»<br />
Spielerwechsel. Besonders spannend<br />
finde ich die Zweikämpfe. Die Wucht,<br />
mit der die Spieler aufeinanderprallen,<br />
ist krass.<br />
Angesteckt<br />
Mittlerweile gehe ich schon seit<br />
sieben Jahren ins Stadion. Mein<br />
Vater war auch schon Fan von EHC<br />
Kloten, er hat mich wohl mit dem<br />
Fan-Virus angesteckt. Ich kann mich<br />
erinnern, dass er immer tolle Geschichten<br />
von den Spielen mit nach<br />
Hause brachte. Seit 2021 bin ich mit<br />
der Fanszene im Stadion. Damals<br />
ging ich mit meinem Rollstuhl in den<br />
Auswärtssektor, wo mich jemand<br />
«Die Fans haben<br />
mich samt Rollstuhl<br />
die Treppen hochgetragen»<br />
vom Fanclub Blue Eagles 03 ansprach.<br />
Darauf verbrachte ich den Rest des<br />
Spiels mit ihnen. Nach dem Spiel<br />
machten wir uns in einem Fanmarsch<br />
zum Bahnhof auf. Dort entdeckte<br />
ich, dass der Weg nicht barrierefrei<br />
ist. Da haben mich die Fans kurzerhand<br />
samt Rollstuhl die Treppen<br />
runter- und hochgetragen. An diesem<br />
Tag habe ich viele Freunde gewonnen.<br />
Ultras<br />
Die Fans aus meiner Kurve bilden<br />
eine tolle Gemeinschaft. Die Freundschaften<br />
gehen weit über den Sport<br />
hinaus. Wenn wir auftauchen, begegnen<br />
uns viele Leute mit Respekt,<br />
manchmal auch mit Angst. Man<br />
erkennt uns von weitem am roten<br />
Rauch der Pyros. Unser Vorsänger,<br />
wir nennen ihn Capo, stimmt die<br />
Lieder an. Alle grölen ihm nach und<br />
einer gibt den Takt auf der Trommel<br />
vor. Auch ich gebe alles und bin<br />
nach den Spielen meist heiser.<br />
Es gibt viele Vorurteile gegenüber<br />
den Ultras. Ich habe den Eindruck,<br />
dass sie nicht so gewalttätig<br />
sind, wie es in der Zeitung steht. Man<br />
darf Ultras nicht mit Hooligans, die<br />
deutlich aggressiver sind, verwechseln.<br />
Für mich steht die Sicherheit<br />
an erster Stelle. Manchmal habe ich<br />
auch ich ein mulmiges Gefühl, aber<br />
ich weiss, dass meine Freunde auf<br />
mich aufpassen. Meistens bleibe<br />
ich während des Fanmarschs beim<br />
Sicherheitsdienst. Manchmal<br />
wird es tatsächlich etwas<br />
brenzlig. Einmal stellten ein<br />
paar Fans einen Grill vor dem<br />
Stadion auf. Irgendwie eskalierte<br />
die Situation mit dem<br />
Sicherheitsdienst, andere<br />
Fans mischten sich ein und es<br />
gab eine Massenschlägerei,<br />
bei der die Fetzen flogen. Zum<br />
Glück war ich nicht mittendrin.<br />
Mehr als Sport<br />
Mittlerweilen sind wir in der dritten<br />
Runde und kurz vor Spielschluss.<br />
Auf der Anzeigetafel steht 1:1. Da er <br />
hält Aaltonen einen schönen Pass<br />
von Meyer. Dieser schiesst den Puck<br />
in die hohe rechte Ecke. Die Schlusssirene<br />
ertönt. Das Ergebnis 2:1 für<br />
uns! Alle toben und jubeln, unsere<br />
Kurve bebt. Und wieder geht für mich<br />
ein toller Spieltag zu Ende. Ich habe<br />
keine Sekunde an meinen Rollstuhl<br />
gedacht. Ich war einfach mittendrin.<br />
Eishockey ist für mich nicht nur<br />
ein Sport, sondern eine Leidenschaft,<br />
die mein Leben bereichert.<br />
PAUSE — Das Ausbildungsmagazin der Mathilde Escher Stiftung<br />
20 21
eim Start. Ich finde das ganze Drum und Dran<br />
vom Lärm der Jets über den Rauch bis zum<br />
Beben des Bodens faszinierend.<br />
Reisen mit dem Rollstuhl<br />
Auch das Reisen mit dem Flugzeug liebe ich.<br />
Meine Familie und ich waren bereits achtmal<br />
in den USA, wo wir Verwandte haben und<br />
viele Orte rollstuhlgängig sind. Meine Eltern<br />
möchten mit mir noch Reisen unternehmen,<br />
solange es meine Krankheit erlaubt. Die Reisen<br />
mit dem Rollstuhl erfordern jeweils über ein<br />
Ursin vor dem Helikopterflug mit Heli Bernina<br />
Jahr Planung. Die Flüge sind dabei die grösste<br />
Herausforderung. Das Handling mit dem Roll<br />
alt und konnte noch gehen. Wir besuchten<br />
stuhl ist nicht bei allen Airlines gleich gere<br />
unter anderem New York, Chicago und Miami.<br />
gelt. So muss man z.B. abklären, ob der eigene<br />
Was ich toll finde, sind die langen Autofahrten,<br />
PAUSE — Das Ausbildungsmagazin der Mathilde Escher Stiftung<br />
Faszination<br />
Fliegen<br />
Ursin mit Pilotenhelm bei seinem Besuch der Patrouille Suisse<br />
Handrollstuhl ins Flugzeug mitgenommen<br />
werden darf oder die Airlines einen Spezialrollstuhl<br />
zur Verfügung stellt. Da die Platzverhältnisse<br />
in den Flugzeugen sehr eng sind,<br />
haben mich meine Eltern auch schon einfach<br />
bis zu meinem Sitz getragen, was aber nicht<br />
bei allen Airlines erlaubt ist. Ein weiterer<br />
Grund für die lange Planung ist die frühzeitige<br />
Buchung von Sitzplätzen nahe der Toilette.<br />
Meist ist während des Flugs dann auch die<br />
Armkraft meiner Eltern gefragt. Und schliesslich<br />
bin ich immer gespannt, wie mein Elektro<br />
bei denen man die Weite des Landes sehen<br />
kann.<br />
«Ich liebe den Sound<br />
der Triebwerke,<br />
vor allem beim Start»<br />
Fast so schön wie Fliegen<br />
Das selbe Gefühl wie beim Fliegen suche ich<br />
auch bei meinen anderen Hobbys. Seit 2015<br />
spiele ich Powerchair Hockey bei den Zeka<br />
Rollers. Mein grösster Erfolg war die Aus<br />
PAUSE — Das Ausbildungsmagazin der Mathilde Escher Stiftung<br />
zeichnung für den besten Spieler am Melder<br />
Die Faszination fürs Fliegen<br />
wurde Ursin in die Wiege gelegt.<br />
Er liebt das Reisen im Flugzeug,<br />
den Lärm der Jets, den Geruch<br />
des Kerosins.<br />
Flugzeug sogar selbst steuern, natürlich nur<br />
unter Aufsicht meines Vaters. Seit ich nicht<br />
mehr gehen kann, ist es schwieriger, mich ins<br />
Flugzeug zu heben. Zum Glück bin ich nicht<br />
so schwer und habe einen starken Bruder.<br />
Vor drei Jahren konnte ich mit Heli Bernina<br />
einen Helikopterflug im Engadin machen. 2020<br />
Jung übt sich: Ursin am Steuer einer Chessna<br />
rollstuhl die Reise im Frachtraum überstan-<br />
Cup 2019, weil ich super gespielt und viele Tore<br />
gemacht hatte. 2020 bekam ich einen goldgelben<br />
TTS3 Elektrorollstuhl, der über 15 km/h<br />
fährt. Im Herbst 2022 wurde ich ins Nachwuchs-Kader<br />
der Nationalmannschaft aufgenommen,<br />
was mich unglaublich gefreut hat.<br />
Ausserdem darf ich neu auch in der A-Liga<br />
mit dem Team Swiss Selection spielen. Ein<br />
Von Ursin Basler<br />
durfte ich dank der Stiftung Sternschnuppe<br />
die Patrouille Suisse auf dem Militärflugplatz<br />
den hat. Auch nach der Landung geht es mit<br />
den Hindernissen weiter: So ist z.B. der Finger-<br />
weiteres meiner Hobbys ist der Rennsport. Ich<br />
liebe Sportwagen seit meiner Kindheit und<br />
Emmen treffen und einen unvergesslichen<br />
Scan zu weit oben angebracht oder man darf<br />
wollte immer schon in einem mitfahren. Seit<br />
Meine ganze Familie ist vom Fliegen fasziniert.<br />
Tag erleben. Die Piloten gaben mir den Namen<br />
den Flughafen nicht mit dem eigenen Rollstuhl<br />
2019 darf ich jedes Jahr mit meinem Nach-<br />
Mein Vater ist Hobbypilot, meine Mutter war<br />
Tiger Sette, damit sie mich per Funk anspre<br />
durchqueren.<br />
barn eine Ausfahrt in seinem Ferrari Porto<br />
Flugbegleiterin und auch ich fliege leiden<br />
chen konnten. Sie flogen gar eine Extra-Figur<br />
Nach all diesen Hürden können die Ferien<br />
fino machen. Das ist Nervenkitzel pur, eine<br />
schaftlich gerne. Ich konnte schon als Baby in<br />
für mich. Ich gehe auch gerne auf Flugshows.<br />
dann endlich losgehen. Bei unserer ersten<br />
Mischung zwischen Vorfreude und Aufregung<br />
einer Cessna mitfliegen. Später durfte ich das<br />
Ich liebe den Sound der Triebwerke, vor allem<br />
Reise in die USA 2010 war ich erst fünf Jahre<br />
– und fast so schön wie Fliegen.<br />
22 23
Das Redaktionsteam<br />
II<br />
III<br />
V<br />
IV<br />
PAUSE — Das Ausbildungsmagazin der Mathilde Escher Stiftung<br />
I<br />
VI<br />
VII<br />
VIII<br />
IX<br />
X<br />
PAUSE — Das Ausbildungsmagazin der Mathilde Escher Stiftung<br />
XIII<br />
XV<br />
XI<br />
XII<br />
XIV<br />
Showreel<br />
Fotoshootings<br />
I<br />
II<br />
III<br />
IV<br />
V<br />
Mattias Fries<br />
Laura Dominguez<br />
Gabriela Gerber<br />
Angelo Metzker<br />
Michael Groer<br />
VI Basil Eser<br />
VII Jonathan Dennler<br />
VIII Manuel Melder<br />
IX Shereen Mohamed<br />
X Ursin Basler<br />
XI Albert Schwaninger<br />
XII Steven Deblander<br />
XIII Matthias Peter<br />
XIV Lia Salvade<br />
XV Frank Grüninger<br />
Das <strong>Pause</strong>-<strong>Magazin</strong> ist ein Ausbildungsprojekt der Mathilde<br />
Escher Stiftung. Die Lernenden erarbeiten die Inhalte und gestalten<br />
das <strong>Pause</strong>-<strong>Magazin</strong> im Rahmen ihrer Praktischen Ausbildung<br />
nach INSOS (Praktiker innen und Praktiker PrA Mediamatik) mit<br />
der Unterstützung ihrer Ausbildnerinnen und Ausbildner.<br />
24 25
— PERSÖNLICH —<br />
«Ich hatte<br />
PAUSE — Das Ausbildungsmagazin der Mathilde Escher Stiftung<br />
oft Angst»<br />
Paula hat vieles durchgemacht. Neben ihrer Krankheit<br />
musste sie in jungen Jahren Gewalt und Missbrauch<br />
in ihrer Familie und einer Pflegefamilie erleben. Heute<br />
schaut sie trotz allem zuversichtlich nach vorne.<br />
Von Paula Meier *<br />
Mein Start ins Leben war nicht einfach. Meine Mutter<br />
erlitt bei meiner Geburt schwere Blutungen, an denen wir<br />
beide fast gestorben wären. Danach bemerkte sie, dass<br />
ich keine Muttermilch trank. Sie konnte es kaum glauben<br />
und versuchte immer wieder, mich zu stillen. Leider waren<br />
ihre Bemühungen erfolglos und ich musste ein paar<br />
Tage über eine Nasensonde ernährt werden. Als ich zwei<br />
Jahre alt war, bemerkten meine Eltern, dass ich nicht<br />
mehr richtig aufstehen konnte. Sie brachten mich zum<br />
Arzt und dieser stellte fest, dass ich eine Muskelkrankheit<br />
habe. Irgendwann begann meine Mutter zu trinken,<br />
was viele Probleme in der Familie zur Folge hatte. Ein<br />
Lichtblick waren damals die Besuche bei meiner Nachbarin.<br />
Sie lenkte mich immer ab und sorgte dafür, dass<br />
ich gut schlafen konnte. Jedes Kind wünscht sich bei<br />
seinen Eltern aufzuwachsen, doch irgendwann ging es<br />
einfach nicht mehr. Meine Beiständin lud mich zu einem<br />
Gespräch ein und forderte mich auf, mit Puppen und<br />
Plüschtieren die Situation zuhause aufzuzeigen. Kurz<br />
darauf kam ich in eine Pflegefamilie.<br />
Teufelskreis<br />
In meiner Schulzeit fühlte ich mich oft allein und war<br />
traurig. Leider lief es in meiner Pflegefamilie auch nicht<br />
besser. Ich konnte niemanden sagen, wie die Zustände<br />
dort waren. In der Schule täuschte ich vor, glücklich<br />
zu sein. Gleichzeitig fühlte ich mich aber auch im Stich<br />
gelassen. Zuhause fürchtete ich mich vor meiner Pflegemutter,<br />
die mich immer wieder ungerecht bestrafte.<br />
Ich hatte sogar Angst davor, mit ihr aufs WC zu gehen,<br />
was oft ein Malheur zur Folge hatte. Das machte meine<br />
Pflegemutter noch wütender und ich hatte noch mehr<br />
Angst. Es war ein richtiger Teufelskreis.<br />
Damals fehlten mir der Mut und das Vertrauen,<br />
jemanden um Hilfe zu bitten. Meine Erlebnisse hatten<br />
mich so traumatisiert, dass ich fast nichts mehr<br />
essen oder trinken konnte. Bis heute habe ich Mühe,<br />
anderen Leuten zu vertrauen.<br />
Man informierte die Schule, dass ich sowohl mit<br />
meiner Pflegefamilie als auch mit meinen leiblichen<br />
Eltern eine schwierige Situation habe. Die Lehrer hatten<br />
PAUSE — Das Ausbildungsmagazin der Mathilde Escher Stiftung<br />
26 27
— PERSÖNLICH —<br />
zu diesem Zeitpunkt schon bemerkt, dass etwas nicht<br />
stimmte und ich mich mehr zurückzog. In Notfällen wurden<br />
sie direkt von der Beiständin informiert. Die Lehrpersonen<br />
waren sehr hilfsbereit. Trotz aller Probleme<br />
versuchte ich, den Kontakt zu meinen leiblichen Eltern<br />
aufrechtzuerhalten. Eines Tages fragte mich eine Betreuungsperson<br />
nach einem Besuch bei meinen Eltern, wie<br />
es war. Ich war ehrlich und erzählte es ihr. Daraufhin<br />
beschloss sie, das Gespräch mit meiner Mutter zu suchen.<br />
Als wir uns trafen, hatte ich solche Angst, dass sich die<br />
Betreuungsperson zwischen meine Mutter und mich<br />
auf das Sofa setzen musste. Meine Mutter entschuldigte<br />
sich bei mir und begann zu weinen.<br />
Während ich mit meiner Pflegefamilie niemals Probleme<br />
hatte, kam es bei Telefonaten mit meinen leiblichen<br />
Eltern weiterhin zu Streitigkeiten. Das stresste mich so<br />
sehr, dass ich sie kaum noch sehen wollte.<br />
Nach der Sekundarschule kam die Suche nach einer<br />
Anschlusslösung für mich. Wir fanden das Angebot<br />
der Mathilde Escher Stiftung, bei der ich eine praktische<br />
Ausbildung zur Mediamatikerin machen kann. Ich<br />
konnte zwei Schnupperwochen machen und fand sowohl<br />
die Ausbildung als auch das Wohnangebot der Stiftung<br />
attraktiv. Da meine Pflegefamilie zu weit weg wohnt,<br />
entschloss ich mich, nicht nur die Ausbildung in der Stiftung<br />
zu machen, sondern auch hier zu wohnen.<br />
Jetzt<br />
liken und<br />
abonnieren<br />
PAUSE — Das Ausbildungsmagazin der Mathilde Escher Stiftung<br />
«Ich hatte sogar<br />
Angst, mit ihr aufs<br />
WC zu gehen,<br />
was oft ein Malheur<br />
zur Folge hatte»<br />
Aufgenommen<br />
Als die Probleme in der Pflegfamilie schlimmer wurden,<br />
kam ich in ein Kinderheim. Leider ging es mir auch dort<br />
nicht besser. Ich konnte weiterhin fast nichts essen,<br />
fürchtete mich abends davor, schlafen zu gehen, und war<br />
viel allein. Da ich mit den anderen Kindern nicht über<br />
meine Probleme reden konnte, wollte ich auch nicht mit<br />
ihnen spielen. Mein Vater wusste, dass es mir nicht gut<br />
ging, und fragte jeden Sonntag in der Kirche, ob jemand<br />
eine gute Pflegefamilie kenne. Irgendwann bekam er<br />
einen Namen und leitete diesen an die Kinderschutzbehörde<br />
weiter. Man nahm Kontakt mit den Pflegeeltern<br />
auf und sie beschlossen, mich aufzunehmen.<br />
Ich lebte zehn Jahre bei ihnen und war überglücklich,<br />
dort zu sein. Bei ihnen hatte ich zum ersten Mal das<br />
Gefühl, in einer normalen Familie zu sein. Sowohl die<br />
Pflegeeltern wie auch ihre Kinder behandelten mich, wie<br />
es sich für eine Familie gehört. Sie waren respektvoll<br />
und nahmen sich meinen Bedürfnissen und Gefühlen an.<br />
Angekommen<br />
Mittlerweile bin ich im ersten Ausbildungsjahr. Seit ich<br />
in der Stiftung lebe, habe ich auch Freunde. Ich wurde<br />
von allen herzlich aufgenommen und fühle mich überglücklich.<br />
Ich kann selbstständig rausgehen, aber auch<br />
an Ausflügen der Wohngruppe teilnehmen. Im Unterschied<br />
zum Wohnhaus bei meiner Pflegefamilie ist das<br />
ganze Areal der Stiftung rollstuhlgängig, was einen<br />
Riesenvorteil darstellt. Ausserdem bin ich hier von vielen<br />
Fachpersonen umgeben, die ein offenes Ohr haben, wenn<br />
ich ein Problem habe – sei es nun körperlicher, psychischer<br />
oder technischer Natur.<br />
Obwohl ich meine Vergangenheit bis heute nicht ganz<br />
verarbeiten konnte, geht es mir viel besser. Ich gehe zu<br />
einer Psychologin und es tut mir gut, mit ihr über die<br />
Vergangenheit zu sprechen. Wenn ich allein bin, versuche<br />
ich, meine Gefühle mit trauriger Musik zu verarbeiten.<br />
Wenn traurige Musik erklingt, denke ich an die Vergangenheit<br />
zurück und beginne zu weinen. Auf diese Weise<br />
versuche ich, mich von meiner Last zu befreien. Wenn<br />
ich ausgeweint habe, rufe ich Leute an, die mir wichtig<br />
sind, und rede mit ihnen über andere Dinge. Danach<br />
fühle mich viel besser.<br />
In der Stiftung geht es mir sehr gut und alle akzeptieren<br />
mich so, wie ich bin. Mein Ziel ist es, meine Ausbildung<br />
abzuschliessen und einen Job zu finden. Ausser-<br />
dem möchte ich lernen, besser mit meiner Vergangenheit<br />
umgehen zu können. Mein Wunsch ist es, irgendwann<br />
selbstständig wohnen zu können.<br />
* Der Artikel stellt die persönliche Sicht der Autorin dar. Zum<br />
Schutz der beteiligten Personen ist der Artikel unter einem<br />
Pseudonym veröffentlicht.<br />
#mathilde<br />
escher<br />
stiftung<br />
Mehr Storys aus der Mathilde Escher Stiftung<br />
auf unseren Social-Media-Kanälen.<br />
PAUSE — Das Ausbildungsmagazin der Mathilde Escher Stiftung<br />
28 29
— WOHNEN —<br />
PAUSE — Das Ausbildungsmagazin der Mathilde Escher Stiftung<br />
«Ich fühle mich<br />
viel freier»<br />
Seit einigen Wochen hat sich Alberts Leben grundlegend verändert.<br />
Gemeinsam mit seinem Bruder lebt er nach zehn Jahren<br />
in der Mathilde Escher Stiftung in einer eigenen Wohnung.<br />
Dies bringt viele Freiheiten, aber auch Verantwortung mit sich.<br />
Von Albert Schwaninger<br />
Seit ein paar Wochen wohne ich mit meinem Bruder<br />
in einer 3,5-Zimmerwohnung in Wilchingen. Unterstützt<br />
werden wir von einem Team von Assistenzpersonen.<br />
Die neue Wohnsituation gibt mir viele Freiheiten, die ich<br />
in der Stiftung nicht hatte. Ich kann jetzt Entscheidungen<br />
treffen, ohne auf andere Personen in der Wohngruppe<br />
achten oder mich mit ihnen abzusprechen zu müssen,<br />
wie bei der Frage, wann ich ins Bett gehen möchte. Ich<br />
muss jetzt nur noch auf die Bedürfnisse meines Bruders<br />
achten. Das macht das Zusammenleben unkomplizierter<br />
und entspannter.<br />
Das Haus, in dem Albert mit<br />
seinem Bruder wohnt, liegt<br />
am Rande von Wilchingen<br />
(Bild oben). So sind sie schnell<br />
in der Natur und können<br />
mit Unterstützung ihrer<br />
Assistenzpersonen auch die<br />
Einkäufe im nahe gelegenen<br />
Volg erledigen.<br />
Die ersten Schritte<br />
Schon vor Beginn meiner Ausbildung dachte ich darüber<br />
nach, wieder bei meinen Eltern zu wohnen. Dann wäre<br />
mir aber keine Assistenz finanziert worden und meine<br />
Eltern hätten die Pflege übernehmen müssen. Mein<br />
Bruder hatte schliesslich die Idee, in eine eigene Wohnung<br />
zu ziehen. Die Unterstützung durch Assistenzpersonen<br />
wird in diesem Fall durch die IV finanziert. Die Mitarbeitenden<br />
der Stiftung haben mich darin bestärkt, meinen<br />
Wunsch vom selbstständigen Wohnen zu verfolgen.<br />
Ein weiterer Wunsch war, in der Nähe meiner Eltern zu<br />
PAUSE — Das Ausbildungsmagazin der Mathilde Escher Stiftung<br />
30 31
— WOHNEN —<br />
An Freiheit gewonnen<br />
In meiner neuen Wohnsituation muss ich mehr Verantwortung<br />
übernehmen. Vieles erledigt im Moment noch<br />
wohnen. Mein Bruder nahm Kontakt mit der Pro Infirmis<br />
mein Bruder. Das wird sich jedoch ändern, sobald ich<br />
auf, um die Frage der Finanzierung zu klären. Ferner<br />
meine Ausbildung abgeschlossen habe. Ich richte derzeit<br />
hatten wir ein Gespräch mit der IV. Sie kamen vorbei, um<br />
nur meine Medikamente, was früher von den Mitarbei<br />
eine Einstufung für die Finanzierung der Assistenz zu<br />
tenden der Stiftung oder der Spitex übernommen wurde.<br />
machen.<br />
Mit meinem Bruder zusammenzuwohnen, macht<br />
Wohnungssuche<br />
mir Freude. Ich mache mir aber auch Gedanken, wie ich<br />
meine Freundschaften in der Stiftung aufrecht erhalten<br />
In der Region Schaffhausen, genauer gesagt in Wilchingen,<br />
war es schwierig, eine barrierefreie Wohnung zu finden.<br />
Die Wohnungssuche übernahm hauptsächlich mein<br />
Bruder, da ich in der Ausbildung eingebunden war. Wir<br />
Die geräumige und<br />
barrierefreie Wohnung<br />
gibt Albert und Walter<br />
viel Freiraum.<br />
kann. Seit ich in der neuen Wohnung lebe, fühle mich<br />
auf jeden Fall freier. Ich weiss nicht genau, warum, aber<br />
es fühlt sich so an, als hätte ich mich als Mensch verändert.<br />
Ich bin viel lockerer und es fällt mir leichter,<br />
PAUSE — Das Ausbildungsmagazin der Mathilde Escher Stiftung<br />
haben eine sehr gute Beziehung zu unseren Eltern, die<br />
uns bei der Suche ebenfalls unterstützten.<br />
Plötzlich ging es sehr schnell. Mein Bruder sah eine<br />
passende Wohnung und nahm sofort Kontakt auf. Obwohl<br />
es bereits andere Interessenten gab, bekamen wir<br />
noch einen Besichtigungstermin. Als wir die Zusage<br />
für die Wohnung erhielten, haben wir uns riesig gefreut.<br />
Die Wohnung ist perfekt für uns. Sie ist gross genug<br />
und alle Zimmer sind gut zugänglich, da das Gebäude<br />
bereits barrierefrei geplant wurde. Auch die ÖV-Verbindungen<br />
von Wilchingen nach Zürich sind gut, wenngleich<br />
wir beim Ein- und Aussteigen eine Rampe benötigen,<br />
was ein bisschen mühsam ist.<br />
Assistenzpersonen<br />
Aufgrund unserer körperlichen Einschränkungen sind<br />
mein Bruder und ich fast rund um die Uhr auf Assistenzpersonen<br />
angewiesen. Solche zu finden, war zunächst<br />
nicht einfach. Auf Mitarbeitende der Mathilde Escher<br />
Stiftung konnten wir nicht zurückgreifen, da der Weg<br />
nach Wilchingen für die meisten zu weit ist. Viele Betreuende<br />
gaben uns Tipps für die Suche nach Assistenzpersonen.<br />
Einige boten uns auch an, im Notfall auszuhelfen.<br />
Mein Bruder postete einen Beitrag auf Facebook,<br />
der innerhalb von nur zwei Wochen sehr viele Anfragen<br />
«Ich bin viel<br />
lockerer und es fällt<br />
mir leichter,<br />
herunterzufahren»<br />
brachte. Wertvolle Unterstützung bei der Suche bekamen<br />
wir auch von einer Spitex-Mitarbeitenden. Mittlerweile<br />
haben wir genügend Assistenzpersonen.<br />
«herunterzufahren». Nun kann ich entscheiden, wann<br />
ich ins Bett gehe. Ich kann meine Woche selbstständig<br />
planen und habe immer Assistenz an meiner Seite. Im<br />
Moment kann ich meine neugewonnenen Freiheiten<br />
noch nicht voll auskosten, da ich in der Ausbildung noch<br />
sehr eingebunden bin und zwei Stunden pro Tag im Taxi<br />
verbringe. Sobald ich mehr Zeit habe, möchte ich viele<br />
Ausflüge planen und neue Orte entdecken. Ich fühle mich<br />
viel freier und habe das Gefühl, wieder der zu sein, der<br />
ich einmal war.<br />
Familienbande<br />
An den Wochenenden sind meine Eltern für uns zuständig.<br />
Meist übernachten mein Bruder und ich bei ihnen zuhause.<br />
Wenn ich ins Spital muss oder andere Termine<br />
in Zürich habe, begleiten mich oft meine Eltern. Ich finde<br />
es toll, wenn sie dabei sind. Sie unterstützen mich auch<br />
bei wichtigen Entscheidungen. Ich geniesse es sehr, Zeit<br />
mit ihnen zu verbringen. Nach der Ausbildung werde<br />
ich bei meinem Vater in der Firma arbeiten. Das ist gross<br />
Albert und sein Bruder<br />
werden von Assistenzpersonen<br />
unterstützt.<br />
Wenn genügend Zeit<br />
vorhanden ist, liegt auch<br />
mal eine Spielrunde drin.<br />
artig, weil das Büro nicht weit von unserer Wohnung<br />
entfernt ist. Mein Bruder arbeitet bereits dort. Ich werde<br />
mit ihm im Marketing-Bereich tätig sein. Mein Vater hat<br />
dieselben Programme, mit denen ich auch in der Ausbildung<br />
arbeite. Es freut mich, dass ich meine Eltern<br />
unterstützen kann. Sie helfen mir so viel, dass ich ihnen<br />
gerne etwas zurückgebe.<br />
Die pflegerische Unterstützung<br />
ist auch in den eigenen vier<br />
Wänden ein wichtiges Thema.<br />
32 33
— PERSÖNLICH —<br />
PAUSE — Das Ausbildungsmagazin der Mathilde Escher Stiftung<br />
«Meine Krankheit<br />
macht mich<br />
einzigartig»<br />
Lia hat eine sehr seltene Krankheit. Sie spricht nicht gerne darüber,<br />
da die Krankheit nicht immer im Zentrum stehen soll. Bei ihrer Familie<br />
und ihren Freunden kann sie Kraft schöpfen und sie selbst sein.<br />
Trotz aller Schwierigkeiten versucht sie, ein normales Leben zu führen.<br />
Von Lia Salvade<br />
Ich habe früh gemerkt, dass ich anders bin als andere<br />
Kinder in meinem Alter. Es war so ein Gefühl, ich weiss<br />
auch nicht genau, wieso. Natürlich erzählte ich es meinen<br />
Eltern, aber sie hörten mir nicht zu. Ich hatte gerne<br />
meine Ruhe, war nicht besonders kontaktfreudig und<br />
fand auch keine Freunde. Vielleicht war ich nicht mutig<br />
genug. Früher fiel es mir schwer, auf andere zuzugehen.<br />
Vor vier Jahren bekam ich die Diagnose Sandhoff. Ich<br />
war damals 14, was für diese Diagnose sehr spät ist. Ich<br />
versuche, die Krankheit so weit wie möglich auszublenden<br />
und ein unbeschwertes Leben wie 08/15-Menschen zu<br />
führen. Das gibt mir Kraft und Energie für den Alltag.<br />
Nicht so toll<br />
Das Mühsamste an meiner Krankheit sind für mich<br />
die Gleichgewichtsstörungen, das unkontrollierte Um-<br />
herwirbeln und das Stürzen. Meist verletze ich mich<br />
dabei nicht, wahrscheinlich, weil ich so beweglich<br />
bin. Ich hatte schon immer blaue Flecken an den ungewöhn<br />
lichsten Orten. Meine Eltern witzelten früher, ich<br />
würde eines Tages wohl eine Ritterrüstung tragen. Zum<br />
Glück kann ich bis jetzt darauf verzichten. Am meisten<br />
schränkt mich die Krankheit beim Treppensteigen ein,<br />
ich brauche einen Handlauf und mehr Zeit als andere.<br />
Trotzdem bin ich aktiv und wenn möglich mit öffentlichen<br />
Verkehrsmitteln unterwegs. Da das aber immer schwieriger<br />
wird, habe ich beschlossen, mit dem Taxi in die<br />
Mathilde Escher Stiftung zu kommen. Ausserdem verwende<br />
ich in der Ausbildung seit ein paar Wochen einen<br />
Handrollstuhl.<br />
Echt schräg<br />
Es hilft mir, bei meiner Familie zu leben. Unser Familienleben<br />
war und ist schon immer echt schräg, vielleicht<br />
weil unser Haus nicht gerade steht. Na ja, unser Haus ist<br />
auch über 100 Jahre alt, das bedeutet Treppen, Treppen<br />
und noch mehr Treppen. Ich könnte mir aber nicht vorstellen,<br />
woanders zu leben. Die Aussicht vom oberen Balkon<br />
ist absolut traumhaft und wir lieben unsere grosse<br />
Wohnung. Ich habe echt Glück, in einem so schönen<br />
PAUSE — Das Ausbildungsmagazin der Mathilde Escher Stiftung<br />
Lias Hund Jack ist ihr ein treuer Freud und gibt ihr viel Kraft.<br />
34 35
PAUSE — Das Ausbildungsmagazin der Mathilde Escher Stiftung<br />
Haus zu leben und in einer so netten Umgebung aufgewachsen<br />
zu sein.<br />
Ich bin das ganze Jahr über gerne draussen unterwegs,<br />
weil es mir gut tut und mich entspannt. Gut tut mir<br />
auch, aufstellende Musik zu hören.<br />
Seit sieben Jahren haben wir einen Hund. Ich habe<br />
mich damals auf der Stelle in Jack verliebt. Ich spüre<br />
eine tiefe Verbindung mit ihm und wir unternehmen viel<br />
zusammen. Niemand ausser meiner Familie versteht<br />
mich besser als Jack. Das liegt sicher auch daran, dass<br />
er anders kommuniziert als wir Menschen. Er gibt mir<br />
Zeit, um mich auszudrücken, und kann gut zuhören, was<br />
bei Menschen deutlich komplizierter ist. Es ist wie eine<br />
kindliche Körpersprache, die man zunächst beobachten<br />
muss und mit der Zeit verstehen kann. Heute kann ich<br />
die Signale meines Hundes problemlos verstehen. Inzwischen<br />
können wir uns zu diversen Themen austauschen.<br />
Menschen sind oft sehr viel komplizierter als Tiere,<br />
daher komme ich mit Tieren manchmal besser zurecht.<br />
«Wenn ich mit<br />
meinen Freunden<br />
zusammen bin,<br />
darf ich Lia sein und<br />
bin kein Mädchen<br />
aus Glas»<br />
Nicht abkapseln<br />
Mein Leben mit ihm hat eine deutliche Verbesserung<br />
ge bracht. Ich habe mehr Freundinnen und Freunde,<br />
mittlerweile sind es über zehn, darunter auch ein Kindheitsfreund.<br />
Wir sind aber nur Freunde! Meine Freundinnen<br />
und ich können stundenlang quatschen, wir sind<br />
halt Frauen. Wenn ich mit ihnen zusammen bin, darf<br />
ich nur Lia sein und bin kein Mädchen aus Glas. Das ist<br />
für mich das Grösste! Es ist aber nicht so, dass alle meine<br />
Freundinnen und Freunde über meine Krankheit Bescheid<br />
wissen. Das ist sowohl für sie als auch für mich<br />
besser. Ich verhindere damit, dass sie im Umgang mit<br />
mir übervorsorglich reagieren. Auch sonst rede ich nicht<br />
— PERSÖNLICH —<br />
gerne über meine Krankheit, man muss das Thema<br />
nicht gross ausbreiten, es gibt ja schliesslich Wichtigeres.<br />
Ich entscheide, wem, wo und wie ich von meiner<br />
Krankheit erzähle. Alle, die davon wissen, kenne ich<br />
schon länger. Ich stelle mir immer dieselben Fragen: Soll<br />
ich oder doch nicht? Was denkt er oder sie nach dieser<br />
Info über mich? Letztlich ist es eine Bauchentscheidung.<br />
Meist reagieren die Leute zuerst überrascht und dann<br />
ängstlich. Ich versichere ihnen dann aber, dass ich gerne<br />
so lang wie möglich selbstständig bleiben möchte.<br />
Aufs Positive konzentrieren<br />
KIar wäre es schön, ich hätte diese Krankheit nicht. Inzwischen<br />
habe ich akzeptiert, dass sich das nicht ändern<br />
lässt. Die Krankheit ist kein Zuckerschlecken, aber ich<br />
habe nur ein Leben und möchte das Beste daraus machen.<br />
Wäre ich gesund, würde ich sicher mehr Zeit draussen<br />
verbringen und mehr Sport treiben. Ausserdem hätte ich<br />
bei der Jobwahl mehr Wahlmöglichkeiten. Mein Alltag<br />
wäre insgesamt sehr viel einfacher.<br />
Man darf aber nicht nur die negativen Seiten sehen.<br />
Ich konzentriere mich auf die positiven Dinge. Das hilft<br />
mir, nicht depressiv zu werden. Und meine Krankheit<br />
macht mich – im positiven Sinne – auch besonders. Besonders<br />
und einzigartig!<br />
Sandhoff-Krankheit<br />
Lia hat die Sandhoff-Krankheit, eine sehr seltene<br />
Erbkrankheit. Typische Symptome sind<br />
Schwanken und Stürzen. Nach und nach treten<br />
auch Zittern, unkontrollierbare Bewegungen,<br />
Muskelsteifheit, Krampfanfälle, geistige Behinderung<br />
und der Verlust der motorischen Fähigkeiten<br />
auf, was zu einem frühzeitigen Tod führt.<br />
Gewöhnlich fällt die Diagnose im Säuglings-<br />
alter, die Lebenserwartung liegen bei vier bis<br />
fünf Jahren. Eine Heilung gibt es nicht, die Behandlung<br />
zielt auf die Symptome. Mit 14 Jahren<br />
hat Lia die Diagnose für diese Krankheit äusserst<br />
spät erhalten. Durch die ungewöhnlich<br />
späte Diagnose kann der Krankheitsverlauf bei<br />
ihr auch anders verlaufen.<br />
Zahlen<br />
aus der Stiftung<br />
20<br />
Nationen<br />
Polen, Kolumbien, China, Iran, Niederlande,<br />
Afghanistan, Tunesien, Kuba, Mazedonien<br />
und und und. In der Mathilder Escher<br />
Stiftung leben und arbeiten Personen aus<br />
über 20 Nationen. Mit rund 50% sind die<br />
Deutschen unter den ausländischen Mitarbeitenden<br />
am meisten vertreten. Den<br />
Löwenanteil bilden aber weiterhin Personen<br />
mit dem Schweizer Pass.<br />
12<br />
Krankheitsbilder<br />
Friedreich’sche Ataxie, Osteogenesis Imperfecta oder<br />
Mitochondriale Zytopathie. So oder ähnlich kompliziert<br />
klingen die Krankheiten der Klientinnen und<br />
Klienten in der Mathilde Escher Stiftung. Zurzeit sind<br />
etwa ein Duzend unterschiedliche Krankheitsbilder<br />
in der Stiftung vertreten – mit Schwerkunkt im neuromuskulären<br />
Bereich. Duchenne Muskeldystrophie<br />
trägt mit rund 50% den grössten Anteil bei.<br />
15<br />
EDITION<br />
VIELFALT<br />
Berufsbilder<br />
In der Mathilde Escher Stiftung<br />
sind 15 unterschiedliche Berufsbilder<br />
vertreten. Diese reichen von Koch,<br />
Hauswirtschafterin und Sektretärin<br />
über Abwart, Buchhalterin und<br />
Lehrer bis zu Ausbildnerin, Illustratorin,<br />
und Programmierer. Doch der<br />
Hauptanteil des Personals ist im<br />
Bereich Sozialpädagogik, Gesundheit<br />
und Pflege angesiedelt, nämlich<br />
rund 80%.<br />
6Fortbewegungs-<br />
mittel<br />
Es liegt auf der Hand: Das wohl meistbenutzte<br />
Fortbewegungsmittel in<br />
der Mathilde Escher Stiftung ist der<br />
Elektrorollstuhl. Rund 95% der Klientinnen<br />
und Klienten besitzen einen<br />
solchen. Von den Mitarbeitenden wird<br />
vorwiegend der öffentliche Verkehr<br />
genutzt. Etwa 20% machen die restlichen<br />
Fortbewegungsmittel wie Velo,<br />
Auto, Motorrad, Eletroscooter oder<br />
auch Skateboard aus.<br />
PAUSE — Das Ausbildungsmagazin der Mathilde Escher Stiftung<br />
36 37
— AUSBILDUNGSREISE —<br />
PAUSE — Das Ausbildungsmagazin der Mathilde Escher Stiftung<br />
Regen, Schiffe<br />
und Nachtclubs<br />
Die Lernenden der Mathilde Escher Stiftung verbrachten die<br />
fünftägige Ausbildungreise im Sommer 2022 in der Hansestadt<br />
Hamburg. Es war eine Entdeckungstour zwischen Grossstadtdschungel,<br />
Hafen und Reeperbahn.<br />
Von Shereen Mohamed<br />
Es ging schon früh los, schliesslich<br />
hatten wir eine lange Car-Reise vor<br />
uns. Bei der Verabschiedung in der<br />
Stiftung gab es keine Tränen, und<br />
wenn doch, dann nur heimlich. Wir<br />
vertrieben uns die Zeit unterwegs<br />
mit Filmen, Tanzen und reichlich<br />
Verpflegung. Nach zehn Stunden<br />
Fahrt konnten wir den Sonnenuntergang<br />
über dem Hafen von Hamburg<br />
geniessen, das nennt man perfektes<br />
Timing. Das Abendessen hatten wir<br />
bei Peter Pan geplant. Ja, den gibt<br />
es tatsächlich und er wohnt nicht<br />
mehr in Nimmerland, sondern in<br />
Hamburg. Da er seine Küche schon<br />
geschlossen hatte und so nichts aus<br />
Hamburgern in Hamburg wurde,<br />
trösteten wir uns mit Dönern. Wir<br />
hatten richtig Hunger: Die Quittung<br />
war etwa einen Meter lang.<br />
Mit einem Kapitän auf<br />
Stadtführung<br />
Am nächsten Morgen machten wir<br />
uns auf den Weg zur Reeperbahn,<br />
wo wir eine Stadtführung mit dem<br />
Kiez-Kapitän gebucht hatten. Wir<br />
trafen ihn beim Polizeirevier Davidwache<br />
in St. Pauli, das durch die<br />
Fernsehserie Grossstadtrevier und<br />
andere Filme bekannt wurde. Unser<br />
Stadtführer nannte sich nicht nur<br />
Kapitän, sondern sah auch wie einer<br />
aus. Er hatte selbst einige Rollen in<br />
Serien und Filmen verkörpert, war<br />
nach eigenen Aussagen aber noch<br />
nie als Kapitän unterwegs gewesen<br />
und eigentlich eine «Landratte».<br />
Kaum hatte er uns erzählt, dass es<br />
in Hamburg weniger Regentage als<br />
in München gibt, goss es in Strömen.<br />
Er erzählte uns von der «sündigen<br />
Meile», Dänen in Altona, Hans<br />
Albers, der Kult-Kneipe «Zur Ritze»<br />
und den Bandenkriegen. Natürlich<br />
erfuhren wir auch, wie das Nachtleben<br />
heutzutage so aussieht. Auf<br />
der Reeperbahn gibt es viele Nachtclubs,<br />
Bars und Theater. In nächster<br />
Nähe befindet sich auch die Herbertstrasse,<br />
die mit 60 Metern kürzeste<br />
Strasse der Stadt, die für Frauen tabu<br />
ist. Ich war zwar neugierig, habe<br />
aber offensichtlich nichts verpasst.<br />
Der Kiez-Kapitän erzählte uns auch,<br />
welche Bedeutung Hamburg für die<br />
Beatles hatte. Bevor sie mit ihrer<br />
Weltkarriere durchstarteten, traten<br />
sie längere Zeit im Club Indra auf der<br />
Großen Freiheit auf.<br />
Nach der spannenden Stadtführung<br />
begleitete uns der Kiez-Kapitän<br />
noch zu den Landungsbrücken am<br />
PAUSE — Das Ausbildungsmagazin der Mathilde Escher Stiftung<br />
38 39
— AUSBILDUNGSREISE —<br />
— IN KÜRZE —<br />
Hafen und gab uns Tipps, wo es die<br />
besten Fischbrötchen gibt.<br />
Hafenrundfahrt<br />
Als Nächstes stand eine zweistündige<br />
nend zu sehen, wie die Welt in klein<br />
aussieht. Ursin war vom Flughafen<br />
beeindruckt, besonders weil er nicht<br />
nur in Miniatur nachgebaut war.<br />
Die Flugzeugmodelle hoben sogar<br />
FC St. Pauli engagiert sich in verschiedenen<br />
sozialen und politischen<br />
Bereichen, setzt sich für Antirassismus,<br />
Gleichberechtigung, Umweltschutz<br />
und soziale Integration ein.<br />
Zehn Fragen an …<br />
Von Gabriela Gerber<br />
Hafenrundfahrt auf einem Schau<br />
ab. Michael meinte, dass man sich<br />
Das ist wohl auch der Grund, warum<br />
felraddampfer auf dem Programm.<br />
Allein die Grösse des Hamburger<br />
Hafens ist beeindruckend. Hamburg<br />
in Hamburg auch mit Schiffen beschäftigen<br />
müsse. So ging die zweite<br />
Gruppe ins Maritime Museum. Die<br />
er so viele Fans hat. Ich fand es<br />
auch spannend, die Kabinen der<br />
Spieler zu sehen. Teile des Stadions<br />
Und was würdest du gerne<br />
ändern?<br />
waren mit superschönen Graffitis<br />
Ich hätte gerne mehr Spontaneität.<br />
PAUSE — Das Ausbildungsmagazin der Mathilde Escher Stiftung<br />
Wir tanzten im Sonnenuntergang<br />
zur Musik aus<br />
unseren Boxen.<br />
ist der drittgrösste Hafen Europas<br />
und fast so gross wie die Stadt Kopen <br />
hagen. So nahe an den Containerschiffen<br />
vorbeizufahren, war sehr<br />
imposant. Ausserdem gab es Marine<br />
Schiffe und Oligarchen-Jachten zu<br />
bestaunen. Wir hatten fast das ganze<br />
Schiff für uns allein und die beiden<br />
Betreuerinnen Flora und Milli sorgten<br />
mit dem Piano für Stimmung.<br />
Einige kehrten am Abend nochmals<br />
zum Hafen zurück, da sie Tickets für<br />
das Musical «König der Löwen» hatten.<br />
Dort mussten sie mit einer Fähre<br />
zum Theater übersetzen. Leider gab<br />
Begeisterung hielt sich nach meiner<br />
Beobachtung aber in Grenzen. Neben<br />
den Infos zur Ausstellung bekamen<br />
sie von einer schwurbelnden Museumsführerin<br />
auch noch ein paar Ver <br />
schwörungstheorien serviert.<br />
Es war ein langer Tag, an dem wir<br />
die meisten Strecken per Rollstuhl<br />
oder zu Fuss zurückgelegt hatten.<br />
Am Abend wollten wir uns in einem<br />
Park entspannen, von wo aus man<br />
freie Sicht auf den Hamburger Hafen<br />
hat. Wir genossen den Sonnenuntergang<br />
und den Blick auf die beleuchteten<br />
Schiffe und tanzten zur Musik<br />
versehen.<br />
Beim Mittagessen bekam<br />
Angelo endlich seine lang ersehnte<br />
Currywurst. Ich war leider nicht<br />
dabei, weil mein Reifen keine Luft<br />
mehr hatte und wir diesen im Hotel<br />
auswechseln mussten. Am Abend<br />
wollten wir noch asiatisch essen<br />
gehen. Mattias machte sich für das<br />
Abendessen extra hübsch. Er liess<br />
sich zwei Zöpfchen binden und sah<br />
dann aus wie die Biene Maja. Im Restaurant<br />
freuten wir uns gerade noch<br />
über unsere Plätze im Freien, als<br />
es zu regnen begann. Da am folgenden<br />
Tag die Heimreise bevorstand,<br />
mussten wir aber ohnehin frühzeitig<br />
gehen, um zu packen.<br />
Erschöpft<br />
Vor der zehnstündigen Car-Fahrt<br />
be sorgten wir uns noch Proviant und<br />
machten uns dann zufrieden aber<br />
erschöpft auf die Heimreise. Unser<br />
Chauffeur Werner brachte uns ent <br />
Wie würdest du dich beschreiben?<br />
Ich bin kontaktfreudig und gehe<br />
ungeniert auf Menschen zu. Ich<br />
Lila Plakolli<br />
Alter: 34 Jahre<br />
In der Mathilde Escher Stiftung seit: 2006<br />
Hobbys: Drag Performance, Theater, PC-Gamen<br />
Besondere Kennzeichen: Lila Pullover im Winter,<br />
karierter Rock im Sommer<br />
Lieblingskleider: Siehe Kennzeichen und Nike Schuhe<br />
Wie sieht dein Alltag in der<br />
Mathilde Escher Stiftung aus?<br />
Mittwochs finden die Theater-<br />
Ich würde gerne spontan ins Bett<br />
oder in den Ausgang gehen, etwas<br />
kochen oder grillieren.<br />
Welches Erlebnis in deinem<br />
Leben ist dir besonders in<br />
Erinnerung geblieben?<br />
2018 bin ich das erste Mal an die<br />
Pride gegangen. Das war mega<br />
cool. Ich habe dort sehr viele Leute<br />
kennengelernt.<br />
Was würdest du tun, wenn<br />
du unbegrenzt viel Geld zur<br />
Verfügung hättest?<br />
Ich würde ein grosses Haus bauen,<br />
und dort mit den Menschen leben,<br />
die ich am liebsten habe. Die Betreuerinnen<br />
und Betreuer würde ich<br />
selbst bezahlen und es gäbe keine<br />
Distanzregeln. Man könnte machen,<br />
was man will.<br />
Was möchtest du in Zukunft<br />
gerne noch erleben?<br />
PAUSE — Das Ausbildungsmagazin der Mathilde Escher Stiftung<br />
es nur wenige Rollstuhlplätze, die<br />
aus unseren Bluetooth-Boxen. Die<br />
spannt und wohlbehalten nach<br />
unternehme viel, unterhalte mich<br />
Workshops statt. Wenn wir kein<br />
Ich wünschte mir mehr Theaterauf<br />
seitlich neben der Bühne angeordnet<br />
Stimmung war ausgelassen und lus<br />
Zürich. Bevor wir in der Stiftung an<br />
gerne mit Kolleginnen und Kollegen.<br />
Stück proben, habe ich Zeit für<br />
tritte. Es wäre toll, selbst ein Stück<br />
waren. Trotz leicht eingeschränkter<br />
tig, überall hörte man Musik, viele<br />
kamen, gab es eine Show-Einlage<br />
Auch meine Familie ist mir sehr<br />
andere Projekte. Ich gestalte meine<br />
zu schreiben und Regie zu führen.<br />
Sicht waren sie vom farbenfrohen<br />
Bühnenbild, den Kostümen und der<br />
Musik beeindruckt und berichteten<br />
von einem gelungenen Abend.<br />
Schiffe und Miniaturen<br />
Am Samstagvormittag teilten wir<br />
junge Leute tranken und feierten. Auf<br />
dem Rückweg zum Hotel ging meinem<br />
Rollstuhl dann leider der Strom<br />
aus und ein Betreuer musste mich<br />
schieben.<br />
St. Pauli<br />
von Flora, die unsere Reise in einem<br />
Poetry-Slam zusammengefasst<br />
hatte. So liessen wir die Reise in<br />
Gedanken nochmals Revue passieren<br />
– ein toller Abschluss einer erlebnisreichen<br />
Reise, die uns in Erinnerung<br />
bleiben wird.<br />
wichtig. Ich habe gerne Menschen<br />
um mich.<br />
Was kannst du besonders gut?<br />
Was fällt dir schwer?<br />
Ich kann gut vor Leuten reden.<br />
Darum trete ich gerne im Theater<br />
Tage gewöhnlich allein. Es ist einfacher,<br />
wenn ich selbst entscheiden<br />
kann, was ich machen möchte.<br />
Was gefällt dir an der Mathilde<br />
Escher Stiftung besonders gut?<br />
Mir gefällt, dass wir offen über Be<br />
Wenn es eine Heilung für deine<br />
Krankheit gäbe, was würdest<br />
du tun?<br />
Ich würde alles ausprobieren, was<br />
ich mit meiner Krankheit nicht<br />
machen konnte, bis ich das fände,<br />
uns in zwei Gruppen auf. Ich ging<br />
Am Sonntag besuchten wir das<br />
auf. Ich schminke mich gerne<br />
dürfnisse sprechen dürfen. Wenn<br />
was mir am besten gefällt.<br />
mit ein paar anderen in das Miniatur<br />
Wunderland, laut dem Guinness-<br />
Buch der Rekorde die grösste Model<br />
Stadion des FC St. Pauli. Ich war zum<br />
ersten Mal in einem Fussballstadion,<br />
es war sehr beeindruckend und<br />
und ziehe mir gerne Kostüme an.<br />
Manchmal trete ich auch als Drag<br />
Queen auf. Schwer fällt mir, mich<br />
ich z. B. eine Freundin haben möchte,<br />
mehr rausgehen oder erst um vier<br />
Uhr früh nach Hause kommen will,<br />
Woran kannst du dich immer<br />
wieder erfreuen?<br />
leisenbahnanlage der Welt. Wir<br />
wir haben viel über die Geschichte<br />
Autori tä ten unterzuordnen und mich<br />
dann darf ich das auch. Man muss es<br />
Wenn das Wetter schön ist, dann<br />
hatten viel Spass und es war span<br />
des legendären Clubs erfahren. Der<br />
an Regeln zu halten.<br />
einfach gut organisieren.<br />
bin ich eigentlich glücklich.<br />
40 41
— SPORT —<br />
Seit der Powerchair Hockey Welt<br />
bereits gut funktioniert und was ver<br />
Sommer. Viola Amherd, Bundesrätin<br />
meisterschaft letztes Jahr in der<br />
bessert werden muss. Für die neuen<br />
und Sportministerin, gratulierte<br />
Schweiz hat sich im Team der Schwei<br />
Spieler war es zudem eine wertvolle<br />
der Schwei zer Powerchair Hockey<br />
zer Nationalmannschaft einiges<br />
Gelegenheit, sich für einen festen<br />
Nationalmannschaft zum erstmali<br />
getan. Die grösste Veränderung fand<br />
Platz im Kader zu empfehlen.<br />
gen Medaillengewinn. Für uns Spie<br />
auf Trainer-Ebene statt: Neu beglei<br />
Die kommenden Monate gilt es<br />
ler war es eine Ehre, von höchster<br />
ten und betreuen die Mannschaft<br />
nun, effektiv zu nutzen, damit die<br />
Stelle Anerkennung für unsere sport<br />
die beiden Trainer Paul Emmering<br />
Mannschaft auf die Europameister<br />
liche Leistungen zu bekommen.<br />
und Rico Romano. Beide bringen<br />
schaft vom 23. bis 27. Oktober 2024 in<br />
langjährige Erfahrung als Trainer<br />
Dänemark (Safe the Date!), bestmög<br />
bzw. als Spieler mit. Ihre Aufgabe<br />
sehen sie vor allem darin, die Stärken<br />
der Mannschaft weiter zu vertiefen,<br />
die Schwächen auszugleichen und<br />
lich vorbereitet ist. Dafür wird es<br />
voraussichtlich im Frühjahr 2024<br />
nochmals ein Vorbereitungsturnier<br />
geben. Neben der Weiterentwicklung<br />
Neues<br />
Trainerteam<br />
das Team nach ihren Vorstellungen<br />
der gesamten Mannschaft werden<br />
weiterzuentwickeln. Auch innerhalb<br />
die beiden Trainer das Augenmerk<br />
PAUSE — Das Ausbildungsmagazin der Mathilde Escher Stiftung<br />
Powerchair Hockey auf höchstem Niveau: Veronica Conceiçao im Einsatz bei der letztjährigen Heim-WM in Sursee.<br />
Ziel EM 2024 —<br />
ganz vorne<br />
mitspielen<br />
der Mannschaft gab es Veränderungen:<br />
Neben einer Verabschiedung<br />
eines langjährigen Spielers wurde<br />
das Kader mit mehreren jungen Spielern<br />
aufgestockt.<br />
Ziel Europameisterschaft 2024<br />
Im Oktober <strong>2023</strong> konnte das neu formatierte<br />
Team an einem Trainingswochenende,<br />
welches auf Einladung<br />
der Deutschen Nationalmannschaft<br />
stattfand, ihre ersten Spielerfahrungen<br />
machen. Das Wochenende<br />
war aufschlussreich und zeigte, was<br />
darauf legen, die einzelnen Spieler<br />
technisch und taktisch voranzubringen.<br />
Denn nach den starken Leis-<br />
tungen an der letztjährigen Weltmeisterschaft<br />
und dem erstmaligen<br />
Gewinn der Bronzemedaille muss<br />
es das Ziel sein, erneut ganz vorne<br />
mitzuspielen.<br />
Ehrung durch Bundesrätin<br />
Viola Amherd<br />
Einen besonderen Anlass zur<br />
Mo ti va tion gab die Ehrung am Sportempfang<br />
im Bundeshaus diesen<br />
PAUL EMMERING<br />
Paul war bereits im Trainerstab<br />
der Nationalmannschaft<br />
und bringt viel Erfahrung<br />
als Spieler mit. Er hat etliche<br />
Titel gewonnen und wurde<br />
2010 mit der Deutschen Nationalmannschaft<br />
Welt meister.<br />
PAUSE — Das Ausbildungsmagazin der Mathilde Escher Stiftung<br />
Nach dem erfolgreichen Bronzetitel an der Powerchair<br />
Hockey Weltmeisterschaft in Sursee 2022 macht sich die<br />
Schweizer Nationalmannschaft mit einem neuen Trainerduo<br />
und neuen Spielern fit für die EM 2024 in Dänemark.<br />
Gastbeitrag von Noé Spirig<br />
Ein Stelldichein im Bundeshaus: Bundesrätin und Sportministerin Viola Amherd<br />
(zweite von links hinten) gratuliert der Schweizer Powerchair Hockey Nationalmannschaft<br />
zu ihrem Medaillengewinn an der WM 2022.<br />
RICO ROMANO<br />
Rico ist seit 2014 Trainer der<br />
ersten Mannschaft der Iron<br />
Cats und konnte in dieser Zeit<br />
etliche Titel auf nationaler<br />
und internationaler Ebene einfahren.<br />
42 43
k<br />
— KANADA —<br />
STOLPERSTEIN<br />
Natur pur!<br />
qq<br />
PAUSE — Das Ausbildungsmagazin der Mathilde Escher Stiftung<br />
Kennen Sie die orange oder grüne<br />
Seuche auch? Ich denke dabei nicht<br />
an die Algenplage in der Adria. Es<br />
geht um die Mobilitätswende. Hat<br />
es noch immer nicht Klick gemacht?<br />
Ich gebe Ihnen noch einen weiteren<br />
Hinweis: zwei Räder mit einem<br />
Brett dazwischen. Richtig, ich meine<br />
die Elektroscooter, die lautlos die<br />
Innenstädte erobern. Von wegen<br />
lautlos, sie sollten mich mal schimpfen<br />
hören, wenn wieder irgend so<br />
ein Vollpfosten seinen Scooter im<br />
Weg stehen lässt. Muss man Vollpfosten<br />
auch gendern? Das ist wohl<br />
ein anderes Thema. Zurück zur<br />
Elektroscooter-Seuche, die einem<br />
Glaubenskrieg gleich die Bevölke <br />
rung spaltet. Man könnte auch sagen,<br />
dass sie viele Menschen bewegt,<br />
wenn gleich nicht physisch von A<br />
nach B, dann doch zumindest mental<br />
oder emotional.<br />
«Ist es so schwer,<br />
die Dinger hindernisfrei<br />
zu parken?»<br />
Bringen wir es mal auf den Punkt:<br />
Sie stehen oder liegen einfach immer<br />
im Weg. Während das für Menschen<br />
zu Fuss mühsam ist, bedeutet es<br />
für Menschen im Rollstuhl nicht sel <br />
ten «zurück auf Start», das heisst<br />
umdrehen, einen abgeflachten Bordstein<br />
finden und dann als Hinder-<br />
nis für den Autoverkehr auf der<br />
Strasse weiterfahren. Das kann richtig<br />
gefährlich werden. Sie denken<br />
vielleicht, das sei wieder so ein Sonderfall<br />
bei Menschen im Rollstuhl?<br />
Mitnichten. Sie bedeuten auch einen<br />
täglichen Hindernisparcours für<br />
andere Menschen mit einer Mobilitätbehinderung,<br />
ältere Mitmenschen<br />
oder Mütter mit einem Kinder <br />
wagen.<br />
Von Lia Salvade<br />
Es ist wohl Ironie des Schick-<br />
sals, dass diese «Verkehrsinnovation»,<br />
die bei den einen den Bewegungsmangel<br />
fördert, den anderen<br />
eine sportliche Herausforderung<br />
beschert. Man könnte sich fragen,<br />
wo die Rücksichtnahme bleibt. Es<br />
kann doch nicht so schwer sein,<br />
die Dinger hindernisfrei zu parken.<br />
Der Journalist Wolfgang J. Reus<br />
bringt die traurige Tatsache wohl<br />
auf den Punkt: «Die Rücksicht <br />
nahme kommt mit dem Verstand,<br />
und da bei manchen der Verstand<br />
nie kommt, kann bei ihnen auch<br />
nicht mit Rücksichtnahme gerechnet<br />
werden.» Gerne würde ich mich<br />
an dieser Stelle noch über die Haltung<br />
und das Outfit der Scooter-<br />
Fahrenden auslassen, möchte<br />
jedoch sachlich bleiben. Aber seien<br />
wir ehrlich, bei den meisten sieht<br />
das Ganze nicht gerade vorteilhaft<br />
aus.<br />
Besondere<br />
Tage im<br />
Leben von…<br />
Für Lukas Frei war es ein langersehnter<br />
Traum, nach Kanada zu reisen und die unberührte<br />
Wildnis hautnah zu erleben. Dank<br />
der grossen Unterstützung seiner beiden<br />
Geschwister und Betreuenden aus der<br />
Mathilde Escher Stiftung konnte er sich<br />
diesen Wunsch im letzten Sommer erfüllen.<br />
3000 Kilometer in sechs Wochen legte das<br />
abwechselnde Team zwischen Vancouver,<br />
Jasper und Calgary in Westkanada zurück.<br />
44 45<br />
Mega!<br />
«Dream<br />
Team»<br />
PAUSE — Das Ausbildungsmagazin der Mathilde Escher Stiftung
PAUSE — Das Ausbildungsmagazin der Mathilde Escher Stiftung<br />
«Ein Lächeln<br />
ist für mich selbstverständlich»<br />
Frank Vega arbeitet in der<br />
Mathilde Escher Stiftung als<br />
Pflegefachmann und begleitet<br />
junge Mitarbeitende in ihrer<br />
Ausbildung. Seine Fröhlichkeit<br />
und positive Einstellung sind<br />
ansteckend.<br />
Frank wirkt stets aufgestellt, fröhlich und<br />
happy – wie kommt das? «Das hat wohl mit<br />
meiner Herkunft und meiner Familie zu tun»,<br />
sagt Frank. Er ist in Kuba aufgewachsen. In<br />
seinem Elternhaus wurde viel Besuch empfangen.<br />
«Bei uns trafen sich Verwandte und Bekannte.<br />
Wir spielten, tanzten und lachten.<br />
Und das hat mich geprägt.» Zudem hat Franks<br />
Glaube an Gott einen wichtigen Einfluss auf<br />
seine Lebenshaltung. «Ich will so leben, dass<br />
die Menschen um mich herum glücklich sind.<br />
Und ich will mich meinen Mitmenschen gegenüber<br />
so verhalten, wie ich selbst behandelt<br />
werden will.» Also ist es für ihn selbstverständlich,<br />
dass er den Menschen mindestens<br />
ein Lächeln schenkt.<br />
Gastbeitrag von<br />
Jacqueline Myburgh<br />
Frank ist gelernter Tanzpädagoge. Die<br />
Arbeit mit Menschen ist ihm wichtig, auch<br />
wenn das Tanzen heute nur noch ein Hobby ist.<br />
Als er 2010 in die Schweiz kam, stand er nochmals<br />
vor einer Berufswahl. Er entschied sich<br />
zu einer Ausbildung am ZAG (Zentrum für<br />
— VORGESTELLT —<br />
Ausbildung im Gesundheitswesen) in Winterthur.<br />
Nach vier Jahren Ausbildung mit Schwerpunkt<br />
Psychiatrie ist Frank heute Pflegefachmann<br />
und Berufsbildner. In der Mathilde<br />
Escher Stiftung begleitet er FaGe-Lernende,<br />
also zukünftige Fachangesellte Gesundheit. Es<br />
liegt ihm viel daran, junge Menschen für den<br />
Pflegeberuf zu begeistern und zu motivieren.<br />
Die Work-Life-Balance ist für Frank ein<br />
wichtiges Mittel, um den anspruchsvollen<br />
Anforderungen in der sozialen und pflegerischen<br />
Arbeit gerecht zu werden. Deshalb versucht<br />
er auch, Mitarbeitende der Stiftung<br />
zu Bewegung und Sport zu motivieren. Eine<br />
kleine Sportgruppe mit dem Namen «Mathilde<br />
rennt» ist bereits entstanden. Das Velo hat<br />
er meistens dabei. «Wenn jemand Lust auf<br />
eine Runde hat, egal ob mit dem Velo oder mit<br />
den Laufschuhen, ich bin dabei!»<br />
Wir schenken Ihnen Mobilität.<br />
Wir schenken Ihnen Mobilität.<br />
Unser gemeinnütziger Verein führt führt seit seit 1992 1992 einen einen<br />
schweizweiten Unser gemeinnütziger Fahrdienst für Verein<br />
für Menschen Menschen<br />
führt seit mit mit<br />
1992 Behinderungen. Behinderungen.<br />
einen<br />
schweizweiten Fahrdienst für Menschen mit Behinderungen.<br />
Ausserdem bieten wir Reiseberatungen und ein eigenes<br />
Ausserdem bieten wir Reiseberatungen und ein eigenes<br />
Reiseprogramm Ausserdem bieten für alle, wir die Reiseberatungen die öffentlichen und Verkehrsmittel ein eigenes<br />
Reiseprogramm<br />
nicht Reiseprogramm benutzen können.<br />
für alle, für alle, die die die die öffentlichen öffentlichen Verkehrsmittel<br />
Verkehrsmittel<br />
nicht nicht benutzen benutzen können. können.<br />
Wir beraten Sie gerne.<br />
Wir Rufen beraten Wir Sie beraten uns Sie an! gerne. Sie gerne.<br />
Rufen Rufen Sie uns Sie an! uns an!<br />
Wir bringen Ihr Grafikprojekt<br />
zum Fliegen!<br />
Logos, Flyer, Broschüren, Webseiten,<br />
Inserate, Visitenkarten<br />
Einfach fragen, wir beraten Sie gerne.<br />
www.creation-handicap.ch<br />
Mühlezelgstrasse 15, CH-8047 Zürich<br />
Tel.<br />
Mühlezelgstrasse<br />
Mühlezelgstrasse 044 272 40 30,<br />
15,<br />
15, www.vbrz.ch<br />
CH-8047 Zürich<br />
Tel. 044 272 40 30, www.vbrz.ch<br />
Tel. 044 272 40 30, www.vbrz.ch<br />
46 47
Wir setzen uns für eine Welt ein, in der<br />
Menschen mit Duchenne Muskeldystrophie<br />
selbstbestimmt und autonom leben.<br />
bunt<br />
individuell<br />
offen<br />
Danke für Ihre Unterstützung.<br />
Mathilde Escher Stiftung<br />
Lengghalde 1, 8008 Zürich<br />
IBAN: CH45 0900 0000 8000 3166 8<br />
mathilde-escher.ch/spenden