Pirouette No. 09/2023 November

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32 Grand Prix de France Grand Prix Super-Duell zwischen Siao Him Fa und Malinin In Angers dabei: Klaus-Reinhold Kany Wie im Vorjahr fand der französische Grand Prix in der westfranzösischen Stadt Angers statt, gut 300 Kilometer südwestlich von Paris, aber schnell mit dem Hochgeschwindigkeitszug erreichbar. Die fast neue, mittelgroße Halle mit dem Namen iceparc ist gut geeignet. Am KP-Freitag kamen etwa 3.000 Zuschauer, am Kür- Samstag etwa 4.000. Der italienische TV- Kanal RAI Sport übertrug alles. Co-Kommentator war Trainer Ondrej Hotarek, der sonst auch Hocke/Kunkel betreut. Die normalerweise kommentierende Franca Bianconi konnte wegen einer zu Hause erlittenen Hüftverletzung nicht reisen. Als allerdings Hotareks Paar Valesi/Piazza sich einlief und die Programme präsentierte, eilte er zu ihnen und ließ die Profikommentatorin von RAI alleine reden. Das französische Fernsehen übertrug nur die besten Herren, Eurosport dagegen mehr. Der Ex-Läufer und Opernsänger Fernand Fedronic moderierte das Schaulaufen. Die üblichen Pannen gab es auch diesmal: Die Pausen waren so kurz, dass sich lange Schlangen vor den Damen-Toiletten bildeten und die Zuschauer wenig Zeit hatten, die Verkaufsstände zu besuchen. Außerdem wurden die Zuschauer wieder einmal so spät in die Halle gelassen, dass einige die ersten Läufer/innen verpassten. Der Pressekonferenzraum war am Sonntagmorgen abgebaut, dabei sollten dort noch Interviews stattfinden. Daher bestanden einige Medienleute darauf, alles wieder aufzubauen. Der französische Verband hat eben wieder mal keine/n Pressechef/in. Am Sonntagabend nach dem Schaulaufen sah man viele Läufer und Trainer in Restaurants in der Stadt, weil das Restaurant in ihrem offiziellen Hotel ohne Vorwarnung geschlossen war, obwohl es geöffnet sein sollte. Deutsche Läufer Ilia Malinin, Adam Siao Him Fa und Yuma Kagiyama waren nicht in Angers, aber Rolf Pipoh aus Düsseldorf wertete als Preisrichter bei den Frauen, Männern und im Eistanzen. Der Berliner Trainer Stefano Caruso wirkte als Technischer Spezialist im Eistanzen. Wo der französische Grand Prix vom 1. bis 3. November 2024 abgehalten wird, steht noch nicht fest. Der Verband sucht einen großen Sponsor, der das Event in der teuren Halle in Paris-Bercy bezahlen würde. Siao Him Fa contra Malinin Absoluter Höhepunkt des Wettbewerbs war das Duell zwischen den Weltmeister- Kandidaten Adam Siao Him Fa und Ilia Malinin. Der Jubel hatte die Lautstärke einer WM, die Leistungen der beiden Top-Läufer ebenfalls. Die meisten Zuschauer waren natürlich auf der Seite des französischen Lokalmatadors. Dieser bestätigte seine bisherigen Spitzenleistungen der Saison. Im KP begann der Franzose mit einem erstklassigen 4L, auf die Zehntelsekunde genau zum Takt der Musik von Gary Moore. Der 3A war ebenso gelungen wie die 4T-3T-Kombination. Die Pirouetten hatten Level 4, die Schrittfolge nicht nur ebenso, sondern erhielt samt Seitwärtssalto (der erlaubt ist) von zwei Juroren sogar +5 und die Komponenten lagen bei 8,7. Malinin musste am Tag vor dem Abflug nach Frankreich eine neue Kufe montieren, weil seine gebrochen war. Er lief zu „Malaguena“, sprang 4T, 4L-3T und 3A leichtfüßiger und erhielt dafür höhere Elementebewertungen, viele +4 und sogar eine +5. Auch die Pirouetten bekamen etwas mehr Punkte, allerdings stürzte er zu Beginn der Schrittfolge. Hierfür gingen die Bewertungen von +2 bis -5, insgesamt gab es für dieses Element 2,8 Punkte weniger als Siao Him Fa und Komponenten von 8,6. Der Amerikaner hatte trotz des Sturzes mit 101,58 Punkten einen KP- Vorsprung von 0,51 Punkten. Adam Siao him Fa Fotos: Hella Höppner Aber in der Kür änderte sich das Bild. Beide Läufer punkteten besonders mit vier Vierfachen und zwei 3A. Der Franzose machte gar keine Fehler und erhielt für seine mit drei artistischen und nicht verbotenen Sprungelementen garnierte Choreo-Schrittfolge fünfmal +5. Er gewann, weil diesmal seine Komponenten um drei Punkte höher waren (im Durchschnitt 9,0 gegenüber 8,7), insbesondere in der Präsentation, die bis 9,5 ging, weil er offensiver und aggressiver lief. 306 Punkten hatte er noch nie. Malinin lief zur Filmmusik „Succession“ und stieg in der Sprungfolge 4L-Eu-3S beim letzten Sprung um. Später sagte er, den 4A habe er nicht versucht, weil ein nicht einwandfreier wesentlich mehr Punktverluste mit sich gebracht hätte. Auch seine Kür war absolute Weltklasse. Yuma Kagiyama und Lukas Britschgi boten ebenfalls Weltklasseleistungen. Der Japaner war Silbermedaillengewinner bei Olympia 2022 und der WM 2022, musste aber in der vergangenen Saison wegen Verletzung pausieren. Jetzt ist er wieder fit und lief ein fehlerloses KP mit 4S, 3L- 3T und 3A und den höchsten Komponenten des Feldes mit durchschnittlich 8,8. In der Kür trumpfte er mit 4S, 4T-Eu-3S und 3A-2T auf. Den anderen Axel riss er auf, hatte aber sehr gute 3R und 3F im Programm, während der 3L umgestiegen war. Mit den zweithöchsten Komponenten von etwa 8,9 sicherte
33 Lukas Britschgi er sich Bronze. Er trainiert nach wie vor bei seinem Vater und arbeitet zusätzlich mit Carolina Kostner. Der „Oberstdorfer Schweizer“ Lukas Britschgi lief den bisher besten Wettbewerb seiner Karriere und hätte mit 263 Punkten anderswo locker eine Medaille gewonnen. Sein KP enthielt 4T-2T, 3A und 3L und ausgezeichnete Pirouetten. Die afrikanisch inspirierte Kür war fehlerfrei mit 4T-3T, 4T, zwei 3A und vier weiteren Dreifachen. Der EM-Dritte war mehr als zufrieden: „So kann es weitergehen.“ Die weiteren Läufer waren eine Klasse schwächer. Camden Pulkinen, der jetzt in New York studiert, konnte im KP einen 4T mit der Hand auf dem Eis landen, verpatzte aber in der Kür diesen Sprung. Luc Economides, Schüler von Florent Amodio, hat keinen Vierfachen im Repertoire, landete aber wie im Vorjahr im Vorderfeld, weil er zwei so gut wie fehlerfreie Programme mit insgesamt drei 3A präsentierte. Stephen Gogolev wurde als Ersatz für Daniel Grassl eingeladen, der seine Probleme wegen verpasster Dopingtests klären muss. Laufstil trägt Levito zum Sieg Die Frauenkonkurrenz hatte ein gutes Niveau, denn die Mehrzahl der Läuferinnen machte kaum oder gar keine Fehler. Isabeau Levito spielte im KP eine Schlange sehr überzeugend dank ihres vom Ballett entlehnten Laufstils. Sie hypnotisierte Publikum und Jury und wurde mit Komponenten bis 9,0 belohnt. Sechs Elemente gelangen erstklassig, nur in der 3L-3T- Männer | Grand Prix de France KP Kür Pkt 1 Adam Siao Him Fa – Frankreich 2 1 306.78 2 Ilia Malinin – Ver. Staaten 1 2 304.68 3 Yuma Kagiyama – Japan 3 4 273.14 4 Lukas Britschgi – Schweiz 4 3 263.43 5 Camden Pulkinen – Ver. Staaten 6 7 230.84 6 Luc Economides – Frankreich 9 5 230.74 7 Stephen Gogolev – Kanada 5 10 228.74 8 Boyang Jin – China 7 8 226.79 9 Landry Le May – Frankreich 11 6 219.04 10 Koshiro Shimada – Japan 8 11 217.18 11 Nikolaj Memola – Italien 12 9 214.63 12 Takeru Amine Kataise – Japan 10 12 212.75 Frauen | Grand Prix de France KP Kür Pkt 1 Isabeau Levito – Ver. Staaten 1 3 203.22 2 Nina Pinzarrone – Belgien 4 2 198.80 3 Rion Sumiyoshi – Japan 5 1 197.76 4 Haein Lee – Südkorea 3 5 190.96 5 Wakaba Higuchi – Japan 6 4 190.02 6 Anastasiia Gubanova – Georgien 2 7 187.66 7 Lea Serna – Frankreich 8 6 180.77 8 Lorine Schild – Frankreich 7 8 179.11 9 Mone Chiba – Japan 9 10 164.76 10 Kimmy Repond – Schweiz 10 9 164.63 11 Maia Mazzara – Frankreich 11 11 137.44 12 Janna Jyrkinen – Finnland 12 12 125.92 Kombination erhielt der Lutz eine kleine Kantenwarnung, was die Pluspunkte verminderte, aber sonst unerheblich ist. Sie kommentierte: „Ich glaube, das Programm war viel besser als bei Skate America. Damit habe ich mein Ziel erreicht, besser als in der vergangenen Saison zu laufen.“ Aber die Kür war weit von Perfektion entfernt, auch wenn Levito sagte, sie sei in die Musik des Films verliebt, in dem es um den Balletttänzer Nurejev geht. In der 3L- Eu-3S-Kombination war der Salchow umgestiegen, die 3F-2T-Kombination unsauber und sie stürzte am Ende der Schlusspirouette. Immerhin waren fünf Dreifache einwandfrei, außerdem erhielt sie zu Recht die höchsten Komponenten. Dank ihres Vorsprungs von fünf Punkten reichte die drittbeste Kür zum Sieg und sie ist für das Finale qualifiziert. Lea Serna und Michael Huth Nina Pinzarrone Nina Pinzarrone stürmte gleich im ersten Grand Prix ihrer Karriere auf das Podium, bestätigte die guten Plätze bei den ISU-Meisterschaften der vergangenen Saison und verbesserte ihre persönliche Bestleistung gleich um sieben Punkte. Belgien hat somit endgültig zwei Spitzenläuferinnen. Im KP war der 3L der Kombination mit 3T nahe an einer Unterdrehung, alles andere erstklassig. In der Kür zur etwas altbackenen Spartacus-Musik konnte sie erneut brillieren, darunter mit sieben Dreifachen. Mit der besten Kür kam Rion Sumiyoshi, die schon im vergangenen Jahr zweimal Dritte bei Grand Prix geworden war, erneut auf das Bronzetreppchen, in erster Linie, weil sie zum ersten Mal einen 4T sauber landen konnte und sich damit für den Grand Prix de France Grand Prix Isabeau Levito
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