Pirouette No. 09/2023 November

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30 Skate Canada Grand Prix Oona und Gage Brown, Juniorenweltmeister von 2022, könnten vom Alter her immer noch bei den Junioren starten und legen dieses Jahr von Wettbewerb zu Wettbewerb einen neuen Leistungssprung hin. In Vancouver verbesserten sie ihre bisherige persönliche Bestleitung um zehn Punkte. Emilia Zingas und Vadym Kolesnik, die seit etwas über einem Jahr zusammen laufen, nachdem Zingas vom Einzellauf wechselte, sind sehr ehrgeizig und haben definitiv viel Potenzial. Ein schwerer Wackler bei den Twizzles im RT verbaute hier die Chance auf eine bessere Platzierung. Eva Pate und Logan Bye hatten etwas überraschend im September den Autumn Classic gewonnen, blieben aber etwas hinter den Erwartungen zurück. Gute Stimmung brachte das privat verlobte Paar trotzdem mit und motivierte unter anderem auch die Oberstdorfer Jennifer Janse van Rensburg und Benjamin Steffan. Das deutsche Duo war eine Woche zuvor in die USA gereist und hatte dort gemeinsam mit den Amerikanern bei Igor Shpilband trainiert. nem verständlichen Unmut darüber Luft, dass die beiden zum Zeitpunkt des Wettbewerbs nur die Einladung zu einem Grand Prix hatten, und dass ergebnistechnisch schwächeren Paaren der Vorzug gegeben worden war. Bereits zwei Tage später wurden sie gemeinsam mit den Bronzemedaillengewinnern von Skate America, Chelsea Liu und Balazs Nagy, für die NHK Trophy nachnominiert. Lucrezia Beccari & Matteo Guarise » Letizia Roscher & Luis Schuster Letizia: „Vor allem im KP hat es Spaß gemacht und es war schön, vor einem so großen Publikum zu laufen. Robin « Szolkowy hatte leider keine Zeit, uns zu begleiten, aber wir wurden gut von Dima Savin (unter anderem auch Trainer von Hase/Volodin) betreut und wir sind eigentlich recht selbstständig.“ Luis: „Ich merke die Verletzung immer noch, aber es wird besser. Wir wollen jetzt hart trainieren, unser Tempo verbessern und uns im Training wieder an die Dreifachsprünge wagen, um in der zweiten Saisonhälfte stärker auftreten zu können.“ Im Paarlauf setzte die mittlerweile 40 Jahre alte Deanna Stellato-Dudek mit Partner Maxime Deschamps ein wahres Ausrufungszeichen. Mit zwei sauberen Programmen und einer neuen persönlichen Bestleistung machten sie der Konkurrenz klar, dass sie diese Saison wohl das Paar sind, das es zu schlagen gibt. Zumal die aktuellen Weltmeister Riku Miura und Ryuichi Kihara verletzungsbedingt die Grand Prix Serie auslassen und die Amerikaner Alexa Knierim und Brandon Frazier pausieren. „Ich bin heute zufrieden“, so Perfektionistin Stellato-Dudek nach der Kür, „und das ist bei mir eine Seltenheit. Jahrelange Arbeit steckt dahinter, um endlich bei einem Wettkampf eine komplett fehlerfreie Kür zu laufen.“ Trotzdem gibt das Duo ehrgeizig an, die Punktzahl in der Saison noch steigern zu wollen. Das Kurzprogramm zu „Oxygène“ aus dem Cirque du Soleil haben sie wegen der WM in Deschamps’ Heimatstadt Montréal gewählt. Mehr noch gehen beide jedoch in ihrer Kür zur Filmmusik von „Interview mit einem Vampir“ auf. „Ich kann die komplette Kür über ein Vampir sein, ist das nicht genial?“, scherzte Stellato-Dudek. Paare | Skate Canada KP Kür Pkt 1 Deanna Stellato-Dudek / Maxime Deschamps Kanada 1 1 214.64 2 Maria Pavlova / Alexei Sviatchenko Ungarn 4 2 187.78 3 Lucrezia Beccari / Matteo Guarise Italien 2 4 181.42 4 Anastasia Golubeva / Hektor Giotopoulos Moore Australien 3 3 179.61 5 Kelly Ann Laurin / Loucas Ethier Kanada 7 5 168.12 6 Brooke Mcintosh / Benjamin Mimar Kanada 5 7 166.00 7 Daria Danilova / Michel Tsiba Niederlande 6 6 165.01 8 Letizia Roscher / Luis Schuster Deutschland 8 8 137.54 Die für Ungarn laufenden Maria Pavlova und Alexei Sviatchenko sind zur Zeit eines der sprungtechnisch sichersten Paare. Das stellten sie in Vancouver unter Beweis und landeten alle Elemente blitzsauber. Arbeiten müssen sie an ihrer Ausdrucksstärke sowie an Paarelementen wie Todesspirale und <strong>Pirouette</strong>n, die durchgängig nur Level 2 erreichten. Die erste Medaille im Paarlauf für Ungarn beim Grand Prix war jedoch mehr als verdient. Paarlauf-Urgestein Matteo Guarise nahm mit seiner ehemaligen Partnerin Nicole Della Monica bereits an drei Olympischen Spielen teil und ist seit der vergangenen Saison mit der 19 Jahre alten Paarlaufdebütantin Lucrezia Beccari unterwegs. Die beiden passen gut zusammen und konnten bereits während der Challenger Serie unter Beweis stellen, dass sie sich deutlich verbessert haben. In der Kür in Vancouver haderten sie mit den Einzelsprüngen, er stürzte beim Toeloop, sie sprang den Salchow nur doppelt, doch durch ihr starkes KP konnten sie die Medaillenposition halten. Guarise machte in Interviews lautstark sei- Deanna Stellato-Dudek & Maxime Deschamps
31 Die jungen Australier Anastasia Golubeva und Hektor Giotopoulos Moore blieben etwas hinter ihrem Leistungsvermögen zurück, freuten sich jedoch über die gewonnene Erfahrung. Letizia Roscher und Luis Schuster aus Chemnitz hatten in der Saison zuvor sensationell Bronze beim Grand Prix in Sheffield holen können, dieses Jahr laufen sie auf Grund langer Verletzungspausen bisher ihrer Form hinterher. Vor allem das KP war jedoch eine Steigerung zu ihren Auftritten während der Challenger Serie. Chaos im Herrenwettbewerb Der Japaner Sota Yamamoto hatte in der vorigen Saison zwar sensationell Silber im Grand Prix Finale gewinnen können, war in der zweiten Saisonhälfte jedoch eingebrochen und auch sein Saisonauftakt bei den Autumn Classics war alles andere als verheißungsvoll gewesen. So hatte ihn kaum einer als Medaillenoder gar Titelfavoriten auf dem Schirm. Doch alles in allem war er in einem sehr fehlerhaften Herrenwettbewerb der stabilste Springer und damit verdienter Sieger. Seinen ersten Grand-PrixSieg in der Meisterklasse sicherte sich der 23-Jährige durch drei blitzsaubere Vierfache in der Kür. Mit dem 3A hatte er in der Kür seine Probleme, aber die Konkurrenz patzte noch mehr. Yamamoto war nach seinem Sieg sichtbar gerührt. Er hat einen langen, von Verletzungen gezeichneten Weg hinter sich. hwan Cha aus Südkorea in der Kür komplett eingebrochen. In Kanada ereilte den charismatischen 22-Jährigen ein ähnliches Schicksal. Sowohl beim 4S als auch beim 4T stürzte er schwer und krachte jeweils in die Bande. Im Anschluss gelangen nur zwei Dreifache sauber. Eine Katastrophe für Cha, der nach diesem Auftritt das Grand Prix Finale abhaken kann. Tags drauf beteuerte er jedoch, dass es kein weitreichenderes Problem gäbe und er sich nur von den zwei durchaus schmerzhaften Stürzen nicht hatte erholen können. Nutznießer war EM-Zweite Matteo Rizzo, der Anfang September verletzt war und im KP sowie im Training weit von seiner Bestform entfernt schien. Niemand sah ihn auch nur einen einzigen sauberen Vierfachen landen. Doch dann betrat der Italiener die Eisfläche in der Kür und eröffnete seine emotionale Darbietung zu „Fix You“ von Coldplay mit zwei exzellenten Vierfachen - T und R. Nur beim letzten 3A stieg Rizzo um, sonst legte er eine einwandfreie Kür hin. Am wenigsten überrascht schien der 25-Jährige selbst: „Natürlich habe ich daran geglaubt, dass ich noch eine Medaille holen kann. Es ist schließlich Eiskunstlauf der Männer, alles ist möglich.“ Eine akkurate Zusammenfassung eines sehr turbulenten Wettbewerbs. ••• Skate Canada Grand Prix Sota Yamamoto Fotos: Ritoss Alle drei Japaner waren mit dem ehrgeizigen Ziel angereist, den Wettbewerb zu gewinnen. Umso schöner war es zu sehen, wie sie sich trotz des Konkurrenzkampfes abseits des Eises gut verstehen und sich gegenseitig die Erfolge gönnen. So brachte Kao Miura seinen Konkurrenten abends im Hotel das Pokerspielen bei und nach ihren eigenen Auftritten fieberten er und Kazuki Tomono hinter der Bühne bei jedem Sprung von Yamamoto mit. Nach dem Training freuten sich die Japaner wie kleine Jungs darüber, den dreifachen Weltmeister Patrick Chan zu treffen und schossen ein Erinnerungsfoto. Weniger erfreut waren jedoch vor allem Miura und Tomono von den eigenen Leistungen auf dem Eis. Der als Favorit gehandelte Juniorenweltmeister Miura riss im KP den 4T auf und beschwerte sich hinterher über die Qualität des Eises. Mit dieser Kritik stand er jedoch alleine. In der Kür verzichtete er auf den geplanten 4R und gewann mit 4T- 3T, 4T und 4S die Kürwertung. Auch er musste einen Sturz beim 3A einstecken. Der in der Interviewzone unverblümt drauflos plaudernde 18-Jährige zeigt viel Persönlichkeit abseits des Eises, auf dem Eis besticht er durch seine herausragende Rotationsgeschwindigkeit bei den Sprüngen und hat sich im Vergleich zu den Vorjahren bei den Komponenten verbessert. Kazuki Tomono kam nicht an seine Leistungen von der Nebelhorn Trophy heran. Ihm unterliefen in beiden Programmteilen viele Unsauberkeiten bei den Sprüngen, im KP stürzte er zudem in der Schrittfolge. Der WM-Sechste war sehr enttäuscht. Schon bei der Nepela Trophy war WM-Silbermedaillengewinner Jun- Kao Miura Männer | Skate Canada KP Kür Pkt 1 Sota Yamamoto – Japan 1 3 258.42 2 Kao Miura – Japan 4 1 257.89 3 Matteo Rizzo – Italien 8 2 246.01 4 Kazuki Tomono – Japan 3 4 245.12 5 Mikhail Shaidorov – Kasachstan 5 5 241.65 6 Mark Gorodnitsky – Israel 11 6 225.35 7 Wesley Chiu – Kanada 7 8 221.54 8 Liam Kapeikis – Ver. Staaten 10 7 220.15 9 Junhwan Cha – Südkorea 2 11 216.61 10 Conrad Orzel – Kanada 6 10 213.12 11 Mihhail Selevko – Estland 12 9 210.78 12 Aleksa Rakic – Kanada 9 12 189.38
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