KnapsackSPIEGEL 5/2023
Das Magazin des Chemieparks Knapsack
Das Magazin des Chemieparks Knapsack
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KNAPSACK<br />
SPIEGEL<br />
MAGAZIN 5 / <strong>2023</strong><br />
GEMEINSAM
17<br />
14<br />
16<br />
04<br />
INHALT<br />
04 Gemeinsam 60 Jahre erfolgreich:<br />
Perimeter Solutions<br />
06 Aus drei mach zwei:<br />
Zeitumstellung<br />
08 Ruhestand: Dr. Martin Sicken<br />
im Portrait<br />
10 Erasmus+: Tschechische<br />
Schüler*innen zu Besuch<br />
12 Gut gemacht: Lossprechung<br />
der YNCORIS-Azubis<br />
13 Willkommen: neue Azubis<br />
bei Clariant<br />
14 Sommerfeste: LyondellBasell,<br />
BASF und YNCORIS feiern<br />
16 Chemiepark-Außenstelle: Westlake<br />
Vinnolit im Godorfer Hafen<br />
17 Gemeinsam gemeistert:<br />
Großübung mit vielen Beteiligten
08<br />
06<br />
5 / <strong>2023</strong><br />
Editorial<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
wer die Nachrichten der letzten Wochen<br />
und Monate verfolgt, den beschleicht<br />
das Gefühl, dass das Gemeinsame und<br />
Verbindende immer mehr an Bedeutung<br />
verliert. Eigenständig sein und den eigenen Vorteil<br />
sichern – das scheint für viele im Vordergrund zu<br />
stehen. Ganz anders unser Eindruck im Chemiepark<br />
Knapsack. Noch nie hatten wir in einer Ausgabe so<br />
viele Beiträge, in denen Menschen gemeinsam aktiv<br />
sind, zusammen viel erreichen, Erfolge und schöne<br />
Erlebnisse teilen. Fast jeder Beitrag beleuchtet eine<br />
andere Facette. Das macht zuversichtlich. Denn<br />
es muss im Kleinen stimmen, bevor wir Größeres<br />
angehen können. Abgesehen davon: Gemeinsam ist<br />
fast alles einfach lustiger, intensiver und erfüllender.<br />
Lassen Sie sich in dieser bunten Ausgabe inspirieren<br />
von tschechischen Schüler*innen und deutschen<br />
Azubis, der erfolgreichen Großübung, von 60 Jahren<br />
Phosphorpentasulfid, fröhlichen Familienfesten<br />
oder dem B2Run-Lauf. Es gibt viel zu entdecken.<br />
Viel Spaß dabei!<br />
Benjamin Jochum, Leonie Sengelmann<br />
und Thomas Kuhlow<br />
Kommunikation Chemiepark Knapsack<br />
Impressum<br />
22 Gemeinsam unterwegs: drei<br />
Firmenteams beim B2Run Köln<br />
23 eew Safety Award: Knapsacker<br />
Team gewinnt<br />
24 Berufe live: Tag der offenen Tür<br />
in der Rhein-Erft Akademie<br />
26 Nachrichten, Ankündigungen<br />
und Termine<br />
28 Besondere Orte: der alte Friedhof<br />
Knapsack<br />
Herausgeber: YNCORIS GmbH & Co. KG, Industriestr. 300,<br />
50354 Hürth, Tel. 02233 48-6570, Fax 02233 48-946570,<br />
knapsackspiegel@yncoris.com, www.chemiepark-knapsack.de<br />
Handelsregister Köln: HRA 18732, UST-IdNr.: DE 812 134 801<br />
Redaktion: Thomas Kuhlow (verantwortlich), Benjamin Jochum,<br />
Leonie Sengelmann, Simone Nörling, Katja Sallewsky, Christiane<br />
Radwan, Dirk Rehberg, Britta Ressing, Günther Geisler; sofern nicht<br />
anders angegeben, ist die Redaktion der Autor der Artikel<br />
Konzept / Gestaltung: Dipl.-Des. Carolin Wanner, Kommunikation<br />
YNCORIS Bildmaterial: Ralf Baumgarten, Simone Nörling, Christiane<br />
Radwan, Britta Ressing, Katja Sallewsky, YNCORIS, Adobe Stock,<br />
LyondellBasell, Klaus Bochem, Clariant, EEW Energy from Waste,<br />
Nova Institut, Perimeter Solutions, Rhein-Erft Akademie<br />
Druck: TheissenKopp GmbH,<br />
40789 Monheim Druckauflage: 1.600 Exemplare<br />
Erscheinungsweise: zwei monatlich, Jahrgang <strong>2023</strong>.<br />
© YNCORIS GmbH & Co. KG Nachdruck und Weiter verbreitung<br />
in allen Medien und Onlinediensten nur mit Geneh migung<br />
der Redaktion. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und<br />
Illustrationen keine Gewähr.<br />
klima-druck.de · ID-Nr. 23156058<br />
Titelbild: projectio – stock.adobe.com
60<br />
JAHRE<br />
IM SCHNELLDURCHLAUF<br />
„DER ERFOLG GEHÖRT<br />
UNS GEMEINSAM“<br />
Der Jubilar bei Perimeter Solutions<br />
trägt den – etwas sperrigen –<br />
Namen Phosphorpentasulfid. Vor 60<br />
Jahren begann in Knapsack dessen<br />
Produktion. Seitdem haben viele an der<br />
Erfolgsgeschichte mitgeschrieben: alle<br />
Kolleg*innen – die noch aktiven und<br />
die ehemaligen – sowie die Mitarbeitenden<br />
aller Partnerfirmen, die im<br />
Chemiepark für Perimeter im Einsatz<br />
sind und waren. Als Dank für alle Wegbegleiter*innen<br />
fand Mitte September<br />
ein Empfang auf dem Betriebs gelände<br />
in Hürth-Knapsack statt.<br />
Dr. Martin Sicken (Clariant) und<br />
Dr. Wolfgang Schick (CAAB) freuen<br />
sich mit Neumann über den Erfolg<br />
des Phoshorpentasulfids:<br />
„Die Phosphorchemie<br />
verbindet uns. Herbert<br />
kennen wir seit den 90er-<br />
Jahren und haben ihn<br />
fachlich wie menschlich<br />
schätzen gelernt.“<br />
Die Kunst, sich zu wandeln<br />
H<br />
erbert Neumann weiß, wovon<br />
er spricht: „Die große,<br />
alte Zeit des Phosphors ist<br />
vorbei. Unsere nicht.“ Mit diesen Worten<br />
begrüßte der Geschäftsführer von<br />
Perimeter Solutions die rund 80 Gäste<br />
zu den Feierlichkeiten im Festzelt. Neumann<br />
lenkt die Geschicke in Knapsack<br />
seit 1996. Aus seiner kurzen, herzlichen<br />
Rede sprachen sowohl Erfahrung<br />
als auch Optimismus. Er betonte, dass<br />
schwierige Zeiten und Veränderungen<br />
anstrengend seien. Wandel sei aber<br />
der Weiterentwicklung von Team und<br />
Anlage zuträglich. So gewann er auch<br />
den momentanen Herausforderungen<br />
in der chemischen Industrie Positives<br />
ab: „So viel Neues hatten wir in den<br />
letzten 30 Jahren selten. Ich bin voller<br />
Zuversicht. Hat man gemeinsam<br />
eine schwierige Aufgabe oder Lage<br />
gemeistert, wächst das Selbstbewusstsein.<br />
Das ist eine Erfahrung, die ich allen<br />
wünsche.“<br />
4 |<br />
KNAPSACKSPIEGEL 5 / <strong>2023</strong>
EIN RÜCKBLICK<br />
DIE ANFÄNGE<br />
Wir schreiben das Jahr 1963. Seit zehn<br />
Jahren läuft die Phosphorproduktion<br />
im Hoechster Werk Knapsack.<br />
Auf der Suche nach einem geeigneten<br />
Weiterveredelungsprodukt kommt<br />
Phosphor pentasulfid in den Fokus, das<br />
schon längere Zeit als Rohstoff in der<br />
Produktion von Schmierstoffadditiven<br />
genutzt wird. In Knapsack entwickelt<br />
man einen neuen Herstellungsprozess,<br />
der gegenüber den bekannten, mit einer<br />
vergleichbaren Produktqualität bei<br />
akzeptablen Kosten punktet. Nach Jahren<br />
der Forschung und Entwicklung beginnt<br />
nun die Produktion im großtechnischen<br />
Maßstab. Die Nachfrage nach<br />
dem Rohstoff als Ausgangsmaterial für<br />
Pflanzenschutzmittel, Schmierstoffadditiv<br />
und als Flotationsmittel in der<br />
Erzaufbereitung, also zum Trennen verschiedener<br />
Metalle, nimmt beständig<br />
zu. Bis 1969 steigt die Produktion auf bis<br />
zu 9.000 Tonnen pro Jahr. Das Geschäft<br />
boomt. Planung, Bau und Inbetriebnahme<br />
einer neuen Anlage mit höheren Kapazitäten<br />
folgen. Bereits Ende 1970 geht<br />
sie in Betrieb. Mit der Erweiterung um<br />
einen vierten Reaktor 1974 produziert<br />
sie bis zu 25.000 Tonnen pro Jahr.<br />
„Mein Dank geht heute an alle Gäste,<br />
Mitarbeitende und Dienstleister.“<br />
AUF UND ABS<br />
Die Verlagerung der Pflanzenschutzmittelproduktion<br />
bei Bayer nach Südamerika<br />
bringt Veränderungen für die<br />
Knapsacker Anlage mit sich. Ein Großkunde<br />
bricht damit weg. Hauptabsatz<br />
für Phosphorpentasulfid ist fortan<br />
die Schmierstoffadditivproduktion.<br />
Doch Marktbereinigungen, qualitative<br />
Defizite und strukturelle Änderungen<br />
in der Hoechst AG führen Mitte<br />
der 90-er Jahre fast zur Stilllegung der<br />
Anlage. Doch Thermphos International<br />
übernimmt das Produkt. Durch<br />
Kosteneinsparungen, Qualitätssteigerung,<br />
Erneuerung und Verbesserung<br />
von Anlagen- sowie Verfahrenstechnik<br />
findet die Produktion zum Erfolg<br />
zurück und der Umsatz steigt wieder<br />
kontinuierlich. Das bleibt auch nach<br />
der Übernahme durch die Tochterfirma<br />
ATOFINA unverändert. Mit der<br />
Herbert Neumann, Geschäftsführer<br />
wirtschaftlichen Krise des Jahres 2009<br />
zeigen sich die Umsätze jedoch rückläufig,<br />
die Versorgung mit Phosphor<br />
als Rohstoff für die Produktion wird<br />
schwierig. Drei Jahre später meldet die<br />
Muttergesellschaft Thermphos International,<br />
der letzte europäische Phosphorhersteller,<br />
Insolvenz an. Doch der<br />
Knapsacker Produktionsbetrieb ist<br />
dank seiner starken Marktposition ein<br />
attraktiver Kauf für die ICL, eine Tochter<br />
der BK Giulini.<br />
BIS HEUTE<br />
2018 dann ein erneuter Besitzerwechsel<br />
und die Gründung der Perimeter<br />
Solutions Gruppe mit Sitz in St. Louis,<br />
USA und der Bildung der Perimeter Solutions<br />
DE GmbH in Hürth-Knapsack.<br />
Seit 2021 ist die Gruppe börsennotiert<br />
und die beiden Business Units operieren<br />
heute auf fünf Kontinenten.<br />
2003<br />
1960er 1971 1972 1973 1973/1974<br />
Dr. Hermann Schrödter im Gespräch:<br />
„Als Neumann hier meine Nachfolge antrat,<br />
waren das harte Zeiten. Ich habe ihn nicht<br />
beneidet. Was im Rückblick auf die bewegten<br />
Jahre jedoch bleibt, ist, dass es letztendlich<br />
aufwärts ging. Das freut mich sehr.“<br />
KNAPSACKSPIEGEL 5 / <strong>2023</strong>
<strong>2023</strong><br />
WER HAT AN DER<br />
UHR GEDREHT ...?<br />
Immer noch wird zweimal im Jahr die Zeit umgestellt.<br />
Was passiert dabei eigentlich in einem Chemiepark?<br />
am folgenden Arbeitstag die wichtigsten<br />
Systeme kontrolliert. Das gilt für<br />
YNCORIS und die Rhein-Erft Akademie.<br />
Eine größere Zeitabweichung ist<br />
aufgrund der hohen technischen Integration<br />
nicht zu tolerieren, da es ansonsten<br />
zu einem IT-Ausfall kommen<br />
kann. Grundsätzlich sind die beiden<br />
Nächte der Zeitumstellung aber für die<br />
IT sehr entspannt. Vorsichtshalber<br />
besteht Rufbereitschaft.<br />
Illustration: Tsareva.pro – stock.adobe.com<br />
A<br />
m letzten Sonntag im Oktober<br />
wird uns nachts eine<br />
Stunde „geschenkt“, dafür<br />
wird sie am letzten Sonntag im März<br />
wieder „geklaut“. Obwohl es die Zeitumstellung<br />
schon seit Jahrzehnten<br />
gibt, haben viele Menschen damit<br />
Probleme, sind in den folgenden<br />
Tagen müde, der Biorhythmus ist<br />
durcheinander. Schon länger wird<br />
auch bei uns in Deutschland für eine<br />
Abschaffung plädiert, aber die Pläne<br />
liegen auf EU-Ebene auf Eis. Die Vertreter<br />
der Mitgliedsstaaten sind sich<br />
nicht einig und tun sich schwer mit<br />
einer neuen einheitlichen Regelung.<br />
Zumindest müssen wir inzwischen<br />
kaum noch „an der Uhr drehen“. Durch<br />
die Digitalisierung erhalten viele Zeitmesser<br />
das Signal zur Umstellung automatisch.<br />
Aber wie sieht es eigentlich<br />
in einem großen Werk wie dem Chemiepark<br />
Knapsack aus? Muss sonntags<br />
oder am Montag nach der Zeitumstellung<br />
etwas beachtet werden? Wie<br />
gehen die Schichten in den betreffenden<br />
Nächten damit um? Ein paar Beispiele:<br />
IT-BEREICHE<br />
Früher funktionierten viele Uhren in<br />
öffentlichen Bereichen im Chemiepark<br />
(Kantinen, Aufenthaltsräume) über<br />
eine zentrale Signal-Steuerung. Diese<br />
und einige EDV-Systeme mussten sonntags<br />
von Hand umgestellt werden. Aus<br />
dieser Zeit stammt die Turmuhr an der<br />
Hauptverwaltung. In den vergangenen<br />
zehn bis 15 Jahren hat sich in der Hinsicht<br />
viel verbessert. Die digitalisierten<br />
Systeme stellen sich heutzutage automatisch<br />
um. Es gibt Funkuhren oder<br />
moderne Schnittstellen, die sich über<br />
das Internet synchronisieren. Sonntags<br />
müssen die Mitarbeitenden der<br />
IT nicht mehr ran, allerdings werden<br />
WERKFEUERWEHR<br />
Trotz 24-Stunden-Schicht funktioniert<br />
die Zeitumstellung üblicherweise<br />
kaum merklich, man sieht es nur<br />
an der Abrechnung – die Stunde mehr<br />
oder weniger wird bei der Vergütung<br />
berücksichtigt. Sollte es aber einen<br />
mehrstündigen Einsatz in der fraglichen<br />
Nacht geben, will bei dessen Dokumentation<br />
wohl überlegt sein, ob die<br />
Uhr vor- oder zurückgestellt wurde,<br />
denn es wird mit Zeitstempel gearbeitet.<br />
So kann die Dokumentation kurios<br />
6 |<br />
KNAPSACKSPIEGEL 5 / <strong>2023</strong>
anmuten: Die Feuerwehr kommt am<br />
Einsatzort an, bevor sie überhaupt<br />
alarmiert wurde. Der Vermerk der<br />
Zeitumstellung ist daher sehr wichtig,<br />
denn die Zeitangabe kann u. U. rechtlich<br />
bindend sein. Einsätze während<br />
der Zeitumstellung sind aber sehr selten.<br />
Da ist noch der Fall wahrscheinlicher,<br />
dass die Ablösung des Diensthabenden<br />
zu spät oder zu früh auf der<br />
Feuerwache eintrifft.<br />
WERKSCHUTZ<br />
Alles wird heutzutage automatisch<br />
umgestellt. Das gilt zum Beispiel für<br />
die Fahrzeug-Anmeldung an der Pforte,<br />
für die Uhren in der Brandmeldeanlage<br />
sowie in den Einbruchmeldeanlagen.<br />
CABB<br />
Für die Mitarbeitenden, die nicht in<br />
vollkontinuierlicher Wechselschicht<br />
arbeiten, ergeben sich durch die Zeitumstellung<br />
keine Änderungen. In dem<br />
besagten Schichtmodell wird die Umstellung<br />
im Herbst wie folgt umgesetzt:<br />
Die A-Schicht arbeitet vom 28.10.<strong>2023</strong>,<br />
22 Uhr Sommerzeit, bis 29.10.<strong>2023</strong>, 6 Uhr<br />
Winterzeit, somit neun Stunden. Der<br />
Ausgleich der längeren Arbeitszeit erfolgt<br />
mittels einer Gutschrift von einer<br />
Stunde. Die Sonntags-, Feiertags- und<br />
Nachtzuschläge werden nach der tatsächlichen<br />
Arbeitszeit vergütet. Im<br />
Frühjahr galt die Regelung für die Zuschläge<br />
ebenfalls. In der vollkontinuierlichen<br />
Wechselschicht wurde in der<br />
B-Schicht vom 25. auf den 26. März eine<br />
Stunde weniger gearbeitet und das<br />
AZV-Konto um eine Stunde gekürzt.<br />
EEW<br />
Es gibt keine Beeinträchtigung durch<br />
die Zeitumstellung. Wenn Nachtschicht<br />
ist und die Mitarbeitenden<br />
neun Stunden arbeiten müssen, fällt<br />
das nicht so sehr ins Gewicht. Andersherum<br />
freuen sich die Beschäftigten<br />
natürlich, wenn die Nachtschicht nur<br />
sieben Stunden dauert. Für den persönlichen<br />
Biorhythmus der Schichtmitarbeitenden<br />
fällt die Umstellung<br />
nicht auf, da sich die Arbeitszeiten alle<br />
zwei Tage ändern. Es muss aber im monatlichen<br />
und wöchentlichen Berichtswesen<br />
darauf geachtet werden, die fehlende<br />
oder dazugekommene Stunde<br />
entsprechend zu verbuchen.<br />
BAYER<br />
Betroffen sind grundsätzlich alle Beschäftigten,<br />
die in der Nacht während<br />
der Zeitumstellung tatsächlich arbeiten.<br />
Wird die Uhr wie jetzt im Herbst<br />
eine Stunde zurückgestellt, dürfen sie<br />
eine Gutschrift von 1,25 Stunden Industriezeit<br />
(spezielles Zeiterfassungssystem<br />
der Industrie) = 1,15 Stunden<br />
Echtzeit verbuchen. Wird die Uhr im<br />
Frühjahr um eine Stunde vorgestellt,<br />
erfolgt die Buchung mit einem Abzug<br />
von 1,17 Stunden Industriezeit = 1,10<br />
Stunden Echtzeit.<br />
KNAPSACKSPIEGEL 5 / <strong>2023</strong> | 7
RUHESTAND!?<br />
Dr. Martin Sicken verabschiedet sich zum Jahresende von Clariant<br />
A<br />
m Ende eines langen Flurs liegt das kleine<br />
Büro von Dr. Martin Sicken. Gut gelaunt<br />
sagt er zur Begrüßung: „Wir gehen nach<br />
nebenan, da ist mehr Platz. Ich bin ja quasi auf<br />
dem Rückzug und habe mein altes Büro geräumt.“<br />
Denn Ende <strong>2023</strong> wechselt Sicken in den Ruhestand.<br />
Er lacht: „Gerade fällt mir ein, dass mein ‚Kabüffchen‘<br />
hier ursprünglich Teil des Büros war, in dem ich<br />
1991 eingestellt wurde. Da schließt sich also der<br />
Kreis, wenn ich nun meine Arbeitszeit bei Clariant<br />
in diesem Raum beende!“<br />
„Er ist ein lockerer Typ, sympathisch, ohne<br />
Berührungsängste, ohne Chefgehabe, aber<br />
auch ein Mensch, der seinen Standpunkt<br />
vertritt. Besonders toll: Bis heute ist er mit<br />
Leib und Seele Forscher und schaut – wenn<br />
es der Terminplan zulässt – im Labor vorbei.<br />
Alle hier wertschätzen und respektieren<br />
ihn und genauso verhält er sich seinen<br />
Mitarbeitenden gegenüber. Ich werde<br />
ihn vermissen.“<br />
Elke Hutmacher blickt auf drei Jahrzehnte gemeinsamen Arbeitslebens<br />
mit Sicken zurück. Im Labor hat sie mit ihm geforscht, als Betriebsratsmitglied<br />
mit ihm diskutiert und – natürlich – alljährlich an Karneval<br />
seine Krawatte abgeschnitten.<br />
EINFACH AUTHENTISCH<br />
Gleich nach seiner Promotion in Köln trat der<br />
Chemiker seinen Job auf dem Knapsacker Hügel an,<br />
damals noch bei der Hoechst AG. Von Anfang an war<br />
er involviert in das Thema Flammschutz, die Liste<br />
seiner Funktionen im Laufe der Jahre umfangreich.<br />
Heute ist er Senior Innovation Manager. Dem Standort<br />
blieb er sein ganzes Arbeitsleben lang treu. Sicken<br />
spricht geradeheraus, unprätentiös und immer<br />
wieder mit einem Schuss Humor und Selbstironie.<br />
Es ist ein Vergnügen, ihm zuzuhören. Ein Name, der<br />
immer wieder fällt, ist der von Hans Deger. Er war<br />
in den ersten 15 Jahren Sickens Vorgesetzter und<br />
seine Vaterfigur bei Clariant: „Er hat mein gesamtes<br />
Berufsleben positiv beeinflusst. Deger hat das Thema<br />
Flammschutz vorangetrieben, mich begeistert,<br />
mir eine Aufgabe gegeben und 1991 mit dem ‚Arbeitskreis<br />
Flammschutz‘ den Grundstein gelegt für die bis<br />
heute erfolgreiche Geschäftslinie. Es ist ihm gelungen,<br />
uns alle zu motivieren.“ Sicken beschreibt ihn<br />
mit Achtung und Wärme als hemdsärmelig, mit einer<br />
Vorliebe für drastische Sprache, aber auch als überlegt<br />
und akribisch. Eine Anekdote am Rande: Um ein<br />
kundenorientiertes Flammschutzmittel für Autopolster<br />
zu entwickeln, schickte er den jungen Sicken<br />
kurzerhand zu den führenden Automobilherstellern<br />
Europas, mit dem Auftrag, selbst nachzufragen, was<br />
sie wollten! „Es ist so, dass Deger mir ein gesundes<br />
Selbstbewusstsein mitgegeben hat. Heute freue ich<br />
mich auf Diskussionen und Auseinandersetzungen,<br />
wenn der Vorstand kommt, und mache mir keinerlei<br />
Gedanken, wie ich mich darstellen soll. Einfach nur<br />
authentisch sein“, erklärt Sicken.<br />
DAS RICHTIGE TUN<br />
Als 1997 das Projekt DEPAL startete, ernannte Deger<br />
Sicken zum Projektleiter. Die zwei Jahre später<br />
begonnene Teamphase gemeinsam mit YNCORIS<br />
(damals noch InfraServ Knapsack) und Thomas<br />
Westerfeld bis zur Inbetriebnahme der ersten<br />
DEPAL-Anlage nennt Sicken heute sein berufliches<br />
Highlight. Wegen der Zusammenarbeit. „Das war<br />
mehr als eine gute Phase. Herausforderungen<br />
schweißten uns zusammen. Wir hatten das Zutrauen,<br />
dass wir das Richtige tun.“ 2007 verlässt Deger<br />
Clariant und Sicken übernimmt seinen Job. Lächelnd<br />
erinnert er sich: „Zum Abschied hat er mir einen<br />
10-Punkte-Plan gegeben. – Alles, was er mir geraten<br />
hat, war gut!“ Die Firmengeschichte in den 2010er-<br />
Jahren gestaltete sich wechselvoll, aber seine Abteilung<br />
empfindet Sicken bis heute als „stabil“ und als<br />
seine „Heimat“ bei Clariant. In den verschiedenen<br />
Funktionen, die er übernahm, konnte er zu großen<br />
Teilen selbstständig agieren. Das mag er. Die Verantwortung<br />
liegt ihm. „Ist aber anstrengend“, stellt er klar.<br />
EIN GUTER PLAN<br />
Nun hat er im vergangenen Herbst die Aufhebungsvereinbarung<br />
unterschrieben. „Ich wusste, wenn<br />
die Gelegenheit kommt, in den Ruhestand zu gehen,<br />
werde ich sie ergreifen, und so war es dann auch.“<br />
Seinen Nachfolger Achim Kruckenberg hat er vor<br />
rund 10 Jahren mit eingestellt. „Ich schätze seinen<br />
8 |<br />
KNAPSACKSPIEGEL 5 / <strong>2023</strong>
Humor, seine Intelligenz, sein Potenzial. Er ist selbstbewusst,<br />
aber respektvoll und überhaupt nicht nervig.<br />
Er kennt Clariant und hat schon in anderen Bereichen<br />
und in China gearbeitet. Alles perfekt.“ In den letzten<br />
Monaten ist Sicken bewusst geworden, wie sehr er<br />
den Umgang mit den Kolleg*innen schätzt: „Ich lebe<br />
seit 60 Jahren in Köln-Westhoven, die Mehrzahl der<br />
tagtäglichen sozialen Kontakte habe ich in Knapsack.<br />
Oft denke ich jetzt, ich bin immer noch gerne hier.“<br />
Froh zu gehen, ist er trotzdem. Was er vorhat? „Keine<br />
Ahnung“, sagt er. Doch dann zeigt sich, dass er sehr<br />
wohl schon Ideen im Kopf hat: Nicht mehr für Geld arbeiten.<br />
Stress haben, aber ausschließlich positiven. Er<br />
will politisch und ehrenamtlich aktiv werden, wieder<br />
mehr Tennis spielen und dem Basketball treu bleiben.<br />
Gärtnern, kochen, malen – „ganz talentfrei bin ich<br />
nicht“ – und seine über 20 Sammlungen pflegen und<br />
konsolidieren. Noch möglichst lange in der Südkurve<br />
den FC anfeuern. Gemeinsam mit seiner Frau auf<br />
Reisen gehen, Schönes zusammen unternehmen und<br />
erleben, viel Zeit miteinander verbringen – auch mit<br />
den vier erwachsenen Kindern und deren wachsenden<br />
Familien. Sicken bringt es auf den Punkt: „Wenn<br />
ich in Rente gehe, fallen alle beruflichen Verpflichtungen<br />
weg. Ich bin Familienmensch und dem kann ich in<br />
Zukunft vermehrt gerecht werden. Mein Fokus liegt<br />
auf meinen Lieben.“ Klingt nach einem wunderbaren<br />
Plan.<br />
Alles Gute!<br />
IM RÜCKBLICK<br />
„Vieles ist mir in meinem Berufsleben<br />
leicht gefallen, auch, weil so viele Menschen<br />
um mich herum einiges besser konnten<br />
als ich – und nicht politisch motiviert<br />
agierten.“<br />
Dr. Martin Sicken<br />
| 9
Viel erlebt,<br />
viel gelernt<br />
12 Mal Erasmus+<br />
2011 – 6 Schüler*innen<br />
<strong>2023</strong> – 20 Schüler*innen<br />
Insgesamt über 220 Schüler*innen<br />
Die Aufgaben<br />
• Technik und Produktionsanlagen<br />
kennenlernen<br />
• Heizen, kühlen, filtrieren<br />
• Ein Präparat (Calciumcarbonat) herstellen<br />
• Analytik<br />
Das Rahmenprogramm<br />
• Konrad-Adenauer-Haus, Rhöndorf<br />
• Bowlingabend mit den Azubis<br />
• Hochseilgarten<br />
• Haus der Geschichte, Bonn<br />
• Fahrradtouren in der Region<br />
D<br />
as Dutzend ist voll: Schon zum zwölften Mal beteiligen<br />
sich die Rhein-Erft Akademie (REA) und die<br />
Prager Masaryk-Fachmittelschule am Erfolgsmodell<br />
Erasmus+. Es geht um Austausch, neue Erfahrungen,<br />
neues Wissen und gemeinsame Erlebnisse – auch über den<br />
schulischen Rahmen hinaus. Zwanzig Schüler*innen aus<br />
der tschechischen Abiturklasse reisten dazu für zwei Wochen<br />
nach Hürth. Vieles war für sie Neuland. KNAPSACK-<br />
SPIEGEL hat die Eindrücke der Beteiligten eingefangen.<br />
NEUE ERFAHRUNGEN<br />
Wir halten es für sehr wichtig, dass die Schüler*innen<br />
während ihres Aufenthalts im Ausland neue Erfahrungen<br />
sammeln – schulisch und privat. Im Technikum der REA<br />
können sie völlig neue Dinge ausprobieren, die bei uns<br />
im Labor nicht möglich wären. Über den Austausch mit<br />
der REA sind wir sehr froh, die Zusammenarbeit mit<br />
den Kolleg*innen vor Ort ist ausgesprochen angenehm<br />
und konstruktiv.<br />
Eva Vrzáčková<br />
Chemielehrerin Masaryk-Fachmittelschule<br />
10 |<br />
KNAPSACKSPIEGEL 5 / <strong>2023</strong>
BELOHNUNG<br />
Jedes Jahr dürfen nur die besten Schüler*innen unserer<br />
Abiturklasse an Erasmus+ teilnehmen. Wir belohnen damit<br />
ihre Leistungen und ihr schulisches Engagement über viele<br />
Jahre hinweg. Bei unserem Start 2012 waren es nur sechs<br />
Schüler*innen, jetzt sind es bis zu zwanzig.<br />
Tomáš Mahnel<br />
Chemielehrer Masaryk-Fachmittelschule<br />
WIRKT NACH<br />
Wir legen großen Wert auf Diversität und Chancengleichheit.<br />
Daher ist es für uns unerlässlich, an grenzüberschreitenden<br />
Projekten teilzunehmen, um unsere Ausbildung zu<br />
bereichern. Durch den direkten Kontakt mit Schüler*innen<br />
aus anderen Ländern entwickeln unsere Auszubildenden<br />
ein tieferes Verständnis für kulturelle Hintergründe und<br />
Traditionen. Zusätzlich lernen sie Fachbegriffe und Erklärungen<br />
auf Englisch – eine entscheidende Fähigkeit für<br />
ihre zukünftige berufliche Laufbahn. Insgesamt bietet der<br />
interkulturelle Austausch beiden Seiten die Möglichkeit zur<br />
persönlichen und beruflichen Entwicklung, stärkt Toleranz<br />
und Weltoffenheit und schafft ein breiteres Verständnis<br />
für die Welt. Es ist eine wertvolle Erfahrung, die oft ein<br />
Leben lang nachwirkt.<br />
Marco Mencke<br />
Geschäftsführer der REA<br />
GEMEINSAM<br />
Die Atmosphäre während des zweiwöchigen Aufenthalts<br />
ist entspannt, freundschaftlich. Gemeinsam lernen wir die<br />
Anlagen kennen und lösen Aufgaben, die für Azubis und<br />
Schüler*innen anfangs schwierig erscheinen. Das gibt<br />
Selbstvertrauen und schweißt zusammen.<br />
René Grundke<br />
Ausbilder REA<br />
VOLL ENGAGIERT<br />
Jedes Jahr bin ich aufs Neue beeindruckt vom großen Engagement,<br />
dem Interesse und der Leistungsbereitschaft der<br />
Schüler*innen aus Prag. Unseren Azubis und uns macht der<br />
Austausch immer sehr viel Freude.<br />
Ludwig Volkelt<br />
Ausbilder REA<br />
TOLLE ATMOSPHÄRE<br />
Ich mag die Leute und die ganze Atmosphäre in Deutschland<br />
sehr. Alle waren unglaublich nett und haben sich<br />
intensiv um uns und unsere Fragen gekümmert.<br />
Aneta Knoppová<br />
tschechische Schülerin<br />
EINFACHER ALS GEDACHT<br />
Am Anfang kamen mir die Apparate im Technikum unglaublich<br />
kompliziert und schon ein bisschen beängstigend<br />
vor. Doch dank der guten Unterweisung und den Tipps von<br />
den Azubis und Ausbildern habe ich schnell gemerkt, dass<br />
sie recht einfach zu bedienen sind.<br />
Aneta Vitíková<br />
tschechische Schülerin<br />
VORSICHT RADFAHRER!<br />
Ich hätte nicht gedacht, dass es hier so viele Fahrradfahrer<br />
und so viele Radwege gibt, auf denen wir ihnen aus dem<br />
Weg gehen müssen.<br />
Pavel Skála<br />
tschechischer Schüler<br />
KONTAKT BLEIBT<br />
Jetzt kann ich besser einschätzen, wie sich unsere Ausbilder<br />
fühlen müssen, denn wir haben unterstützt und geschaut,<br />
dass das Ergebnis gut wird. Die Schüler*innen kennen sich<br />
gut aus, lernen schnell, sind total nett und gut drauf. Wir<br />
bleiben sicher über WhatsApp und Instagram in Kontakt.<br />
Lars Schneider<br />
Chemikant im 4. Ausbildungsjahr<br />
SELBSTERTRAUEN<br />
Der Besuch aus Prag war eine schöne Abwechslung vom<br />
Alltag. Ich war zwischendurch aber schon nervös, denn<br />
ich hatte noch nie ein Präparat gefahren. Weil alles so gut<br />
funktioniert hat, werde ich in Zukunft sicher entspannter<br />
an neue Aufgaben herangehen als bisher.<br />
Josefine Schmitz<br />
Chemikantin im 2. Ausbildungsjahr<br />
Was ist Erasmus+?<br />
Erasmus+ soll lebenslanges Lernen fördern, sozialen<br />
Zusammenhalt und die europäische Identität stärken<br />
sowie Innovationen vorantreiben. Mit ihrem Programm<br />
will die EU unter anderem die Lernmobilität von Schüler*innen<br />
und Auszubildenden unterstützen, um ihnen<br />
zu ermöglichen, sich in einem anderen Land persönlich<br />
und fachlich weiterzuentwickeln. Für die Schüler*innen<br />
aus Prag ist der Aufenthalt in Deutschland daher nicht<br />
nur ein Praktikum in der chemischen Produktions- und<br />
Verfahrenstechnik bei der REA, sondern bietet die<br />
Chance, Kultur, Land und Leute kennenzulernen.<br />
KNAPSACKSPIEGEL 5 / <strong>2023</strong> | 11
LOB FÜR RESPEKTVOLLES MITEINANDER<br />
Ausbildung bei YNCORIS beseitigte so manches Klischee<br />
fungen für folgende Berufe: Elektroniker*in<br />
für Automatisierungstechnik,<br />
Industriemechaniker*in, Mechatroniker*in,<br />
Fachinformatiker*in und<br />
Kaufmann/frau für Digitalisierungsmanagement.<br />
Alle acht Auszubildenden<br />
haben ein Übernahmeangebot<br />
erhalten.<br />
Offenbar hatte die Ausbildung<br />
das Potenzial, so manches Klischee<br />
zu beseitigen, Stichwort: Frauen und<br />
Handwerk. „Da hatte ich anfangs Vorbehalte,<br />
die aber überhaupt nicht erfüllt<br />
wurden, im Gegenteil“, berichtete<br />
Mechatronikerin Nova Alessa Völpel<br />
zufrieden von einem guten, respektvollen<br />
Miteinander. Nicht nur die Elektroniker<br />
wie z. B. Silas Heyne, sondern<br />
A<br />
nfang Juli <strong>2023</strong> war es wieder<br />
so weit: Die Zeit der Ausbildung<br />
bei YNCORIS endete<br />
für mehrere junge Menschen und<br />
der spannende Start ins Berufsleben<br />
begann. Zum Abschied gab es<br />
Glückwünsche und Präsente von Ralf<br />
Müller, Geschäftsleitung YNCORIS,<br />
Yvonne Backes vom Betriebsrat, Personalleiter<br />
Thomas Sengelmann und<br />
Ausbildungsleiter Dirk Borkenhagen.<br />
Die Stimmung war gelöst und man<br />
tauschte sich über die vergangene<br />
Zeit und Pläne für die Zukunft aus.<br />
Zwei der Auszubildenden stellten<br />
sich nach der Regelausbildungszeit,<br />
sechs nach verkürzten Ausbildungen<br />
erfolgreich den IHK-Abschlussprüauch<br />
die Fachinformatiker lobten die<br />
enorme Bandbreite der Ausbildung,<br />
die Einblicke in diverse Bereiche und<br />
Standorte von YNCORIS ermöglicht,<br />
sowie die tolle Betreuung und Prüfungsvorbereitung.<br />
Ralf Müller interessierte, wie die<br />
Generation der frischgebackenen Kolleg*innen<br />
die Unternehmenskultur<br />
von YNCORIS erlebt und bewertet. Da<br />
waren sich alle einig: Der Chemieparkbetreiber<br />
sei ein moderner Arbeitgeber,<br />
das Betriebsklima entspannt. Vorgesetzte<br />
und ältere Mitarbeiter*innen<br />
seien nahbar, tolerant und freundlich,<br />
behandelten die Azubis in keiner Weise<br />
von oben herab und vermittelten<br />
gerne die notwendige Fachkompetenz.<br />
12 |<br />
KNAPSACKSPIEGEL 5 / <strong>2023</strong>
Deniz Yonca (CL), Johannes Heyer, Luke Beltermann (CH), Dorothee Geißler, Enes Akdemir (CH), Dr. Tobias Haderer, Simon Molitor (EAT),<br />
Cihan Algan (CH), Liv Marit Frey (CL), Fouard Abajiou (CH) (v. o. l. n. u. r., nicht im Bild: Gereon Kühnel)<br />
NEUZUGÄNGE<br />
In diesem Spätsommer begannen acht junge Menschen<br />
ihr Berufsleben bei Clariant<br />
Z<br />
um Beginn des Ausbildungsjahrs<br />
Anfang September meldetete<br />
dpa, dass es – laut des<br />
Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung<br />
– vielen jungen Leuten<br />
schwerfalle, sich für eine Ausbildung<br />
zu entscheiden. Grundsätzlich ist<br />
Berufsorientierung schwierig, weil<br />
schwerwiegend, schließlich stellt eine<br />
Ausbildung die Weichen fürs Arbeitsleben.<br />
Clariant freute sich, just am Tag<br />
der Meldung, acht neue Azubis begrüßen<br />
zu können. Diese acht haben sich<br />
entschieden: für die Ausbildung zum<br />
Chemikanten, Industriemechaniker,<br />
Elektroniker für Automatisierungstechnik,<br />
Chemielaborant und Chemielaborantin.<br />
Bei Clariant. In der<br />
chemischen Industrie.<br />
Eine gute Wahl, findet Standortleiter<br />
Dr. Tobias Haderer: „Die Lage in der<br />
Branche und auch in unserem Unternehmen<br />
ist derzeit nicht einfach, trotzdem<br />
ist und bleibt eine Ausbildung bei<br />
Clariant eine echte, vielversprechende<br />
Chance.“ Er stellte das Unternehmen<br />
Clariant und die gesetzten Ziele vor,<br />
ebenso den Chemiepark Knapsack<br />
und Clariant am Standort. Johannes<br />
Heyer, Leiter Human Resources, Reiner<br />
Wirsbitzki und Günter Gronenwald<br />
vom Betriebsrat, Petra Rückert, die<br />
alljährlich die Azubifahrt begleitet,<br />
Dorothee Geißler, Assistentin der Ge-<br />
schäftsleitung, mehrere Betriebsmeister<br />
und einige Azubis aus dem zweiten<br />
Lehrjahr waren gekommen, um den<br />
„Neuen“ viel Erfolg und eine gute Zeit zu<br />
wünschen. Wirsbitzki: „Ausbildung ist<br />
eine Investition in die Zukunft und hat<br />
bei Clariant einen hohen Stellenwert.“<br />
In diesem Sinne: Willkommen. Gutes<br />
Gelingen und viel Spaß!<br />
„Unsere Erwartung ist es, über die Ausbildung<br />
hinaus sehr gut qualifizierte,<br />
engagierte Mitarbeitende zu bekommen.“<br />
Reiner Wirsbitzki<br />
KNAPSACKSPIEGEL 5/ <strong>2023</strong><br />
| 13
In Feierlaune<br />
Familienfeste bei LyondellBasell,<br />
BASF und YNCORIS<br />
E<br />
in Doppelleben, das ist es, was die Mehrzahl<br />
von uns allen führt, denn unsere Arbeitswelt<br />
bleibt doch in vielen Fällen den Menschen,<br />
die uns am nächsten stehen, verborgen. Das trifft<br />
noch mehr zu, wenn man in einem nicht öffentlich<br />
zugänglichen Bereich, wie einem Chemiepark, seinem<br />
Beruf nachgeht. Was macht dein Mann, deine<br />
beste Freundin, deine Mutter, dein Opa? Irgendwas<br />
mit Chemie … Schön, wenn es dann die Möglichkeit<br />
gibt, Privat- und Arbeitsleben und damit auch<br />
Freunde, Familie sowie Kolleg*innen miteinander zu<br />
verbinden.<br />
„Ich arbeite seit fast zwei<br />
Jahren in der Absackung. Die<br />
Kinder sind noch klein, aber<br />
die Hüpfburg finden sie super.<br />
Meine Frau hat nun zum ersten<br />
Mal Gelegenheit, meinen<br />
Arbeitsplatz kennenzulernen.“<br />
Sahin Barutcu<br />
Oliver Boss arbeitet schon seit 33 Jahren<br />
in der OS-Anlage. Er erklärte: „Mein Enkelkind<br />
Luna wollte auch mal sehen, wo der Opa<br />
sich so rumtreibt.“<br />
LYONDELLBASELL<br />
Ein kleines Team rund um Standortkoordinator<br />
Achim Rodekirchen hatte das Fest organisiert. An<br />
zwei aufeinanderfolgenden Sonntagen im Spätsommer<br />
fand es statt, damit jeder, der mochte, trotz<br />
Schichtarbeit, die Gelegenheit hatte, Freunden und<br />
Verwandten den eigenen Arbeitsplatz zu zeigen. Bestimmte<br />
Bereiche waren für die Gäste geöffnet, so<br />
konnten sie – natürlich aus sicherem Abstand – die<br />
Extrusion von zwei Anlagen anschauen. Die Messwarte<br />
stand den Besuchern offen, und in der großen<br />
Logistikhalle bekamen Freunde und Familie eine<br />
Vorstellung, wo und wie die Produkte verpackt werden.<br />
Auch das reine Vergnügen kam nicht zu kurz:<br />
Wer hungrig war, fand im Hauptgebäude ein reich<br />
gedecktes Büffet. Draußen sprangen Kleinkinder<br />
auf den bunten Luftpolstern, dass die Hüpfburg wackelte.<br />
Andere brachten sich vor der Fotobox in Pose<br />
oder wagten ein Rennen mit Bobbycars – aus recyceltem<br />
Kunststoff. „Das Material wird am Standort<br />
seit einiger Zeit erfolgreich zur Herstellung von<br />
Kunststoffprodukten verwendet. LyondellBasell<br />
zum Anfassen“, erklärte Stefan Behlen, seit Januar<br />
Leiter Instandhaltung in Knapsack.<br />
„Meine Kinder freuen<br />
sich total“, sagte<br />
Stefan Behlen, „Und<br />
ich auch. Jetzt kann<br />
ich meiner Frau, Greta<br />
und Henri zeigen, wo<br />
ich arbeite und was<br />
wir hier machen.“<br />
KNAPSACKSPIEGEL 5 / <strong>2023</strong>
Der Betriebsmeister Operative Logistik Dirk Cunzemann<br />
stellte klar: „Klein, familiär, freundlich. Jeder<br />
kennt jeden. Ich mag’s hier.“ Zum Fest hatte er Tochter<br />
Nadine und seinen Enkel Hendrik mitgebracht.<br />
BASF<br />
Seit fünf Jahren ist das Unternehmen am Standort<br />
Knapsack. Das zu feiern und zwar nicht nur<br />
innerhalb der Belegschaft, sondern mit den Familien<br />
der Mitarbeitenden, war der Grundgedanke<br />
und Anlass des Sommerfests bei BASF. Per Bustransfer<br />
ging es vom Feierabendhaus Richtung<br />
Betriebe. Hier erlaubte der Besuch der Messwarten<br />
eine Vorstellung vom Arbeitsleben der<br />
BASF-Mitarbeitenden. Anschließend waren alle<br />
in den Weilershof im nahen Fischenich eingeladen.<br />
„Wir fanden es super, wie viele Kinder mitfeierten.<br />
Im Vorfeld hatten Dirk Borkowski, Björn<br />
Zymny und ich uns ein tolles Programm ausgedacht“,<br />
erzählt Guido Zander, einer der Mitorganisatoren.<br />
Borkowski ergänzt: „So war es für alle<br />
schön und entspannt: Die Kinder waren völlig begeistert<br />
von der Zauberin, die außerdem Luftballons<br />
modellierte, schminkte, Tattoos klebte und<br />
eine tolle Geschichtenerzählerin war. Währenddessen<br />
konnten die Erwachsenen Grill-Büfett,<br />
Musik und Gespräche genießen.“<br />
„Die Location war super<br />
und der Anklang bei den<br />
rund 160 kleinen und<br />
großen Gästen riesig.“<br />
Dirk Borkowski<br />
„Ich freue mich, dass wir gemeinsam<br />
feiern können. Das Familienfest<br />
lässt Raum für Gespräche, für die es<br />
im Alltag oft keine Gelegenheit gibt.<br />
Es ist schön, in familiärer Atmosphäre<br />
zusammenzukommen, die Familien<br />
der Mitarbeitenden kennenzulernen<br />
und meiner Familie den Ort zu zeigen,<br />
an dem ich arbeite.“<br />
Achim Rodekirchen<br />
Manager Knapsack Operations<br />
Super Stimmung. Let's celebrate!<br />
Auch YNCORIS feierte diesen Sommer<br />
mit Mitarbeitenden und deren Familien<br />
ein Fest auf Burg Konradsheim. Vor<br />
der hübschen Kulisse tummelten sich<br />
die Gäste vergnügt und in bester Laune<br />
zwischen der Bühne, Ess- und Getränkeständen<br />
sowie Attraktionen<br />
für die Kinder.<br />
KNAPSACKSPIEGEL 5 / <strong>2023</strong> | 15
Austausch und Information über<br />
konkrete Sicherheitsthemen<br />
ORTSBEGEHUNG<br />
Mitglieder des Werkskrisenstabs und der Standortkonferenz besuchen<br />
die „Chemiepark-Außenstelle“ im Godorfer Hafen<br />
A<br />
m Godorfer Hafen ist es ruhig.<br />
Strahlender Sonnenschein,<br />
auf dem Wasser eine Ente, ein<br />
Bus rollt an. Rund 20 Standortleiter, Betriebsleiter<br />
und Sicherheitsfachkräfte<br />
aus dem Chemiepark Knapsack sind<br />
auf dem Weg zu Westlake Vinnolit.<br />
Das Unternehmen verlädt im Hafen<br />
Godorf Natronlauge und Vinylchlorid<br />
auf Binnenschiffe. Wer die Anlage finden<br />
möchte, muss sich schon ein wenig<br />
auskennen. Denn die Zufahrt ist unscheinbar.<br />
Doch was hat der Godorfer<br />
Hafen überhaupt mit dem Chemiepark<br />
zu tun? Schließlich liegen die Orte über<br />
14 Kilometer voneinander entfernt.<br />
Betreiber des Godorfer Hafens ist die<br />
HGK. Die Anlagen zur Verladung von<br />
Vinylchlorid und Natronlauge gehören<br />
jedoch Westlake Vinnolit, sie sind<br />
damit Teil des Chemieparks Knapsack.<br />
Auch wenn der Hafenbereich in der<br />
Zuständigkeit der öffentlichen Feuerwehr<br />
der Stadt Köln liegt: Käme es dort<br />
zu einem Ereignis, stünde gleichzeitig<br />
der Werkskrisenstab Knapsack bereit.<br />
„Deshalb ist es wichtig, dass jedes Mitglied<br />
die Möglichkeit erhält, sich ein<br />
Bild von der Anlage, etwaigen Gefahren<br />
und den Sicherheitsein richtungen<br />
„Eine solche Begehung<br />
fördert das Miteinander<br />
im Werkskrisenstabsteam.<br />
Ich schätze den Austausch<br />
über die Sicherheitsmaßnahmen,<br />
aber auch<br />
über Themen, die darüber<br />
hinausgehen.“<br />
Dr. Harald Bernard<br />
Standortleiter BASF<br />
vor Ort zu machen“, erklärt Miriam<br />
Schütz aus dem Notfall- und Krisenmanagement<br />
von YNCORIS, die die<br />
Begehung mit ihrem Team organisiert<br />
hat. „Wer einmal hier war, kann<br />
die Lage und technischen Anlagen im<br />
Ereignisfall besser einschätzen und effektiver<br />
reagieren.“<br />
Das Interesse der Teilnehmer*innen<br />
ist hoch. Trotz der entspannten<br />
Stimmung kommen viele Detailfragen<br />
zu den Sicherheitseinrichtungen und<br />
den Maßnahmen im Ereignisfall auf.<br />
FÜR ALLE FÄLLE GEWAPPNET<br />
Der letzte größere Einsatz in der „Außenstelle“<br />
Godorf ist 19 Jahre her: „Das<br />
spricht für unsere ausgesprochen<br />
hohen Sicherheitsstandards“, sagt Sebastian<br />
Schmitz, stellvertretender Betriebsleiter<br />
bei Westlake Vinnolit, der<br />
die Teilnehmer*innen durch den Hafen<br />
führt. Dazu zählen unter anderem eine<br />
Druckluftsperre im Hafenbecken, spezielle<br />
Wasserwerfer für den Brandfall<br />
und Auffangbehälter für Vinylchlorid,<br />
falls es zu einer Leckage an der Pipeline<br />
von Knapsack nach Godorf kommen<br />
sollte. Die Verladung selbst übernehmen<br />
eingespielte und speziell geschulte Mitarbeiter,<br />
den Transport möglichst immer<br />
die gleichen Schiffsmannschaften.<br />
REGELMÄSSIGE BEGEHUNGEN<br />
Solche Begehungen gibt es viermal im<br />
Jahr, immer abwechselnd stellen Betriebsleiterinnen<br />
oder Betriebsleiter<br />
ihre Betriebsbereiche und die Sicherheitseinrichtungen<br />
vor. Das können<br />
Produktionsanlagen, aber auch Tanklager<br />
oder Abfüllstationen sein. Eingeladen<br />
sind alle Angehörigen der Standortleitung,<br />
des Werkskrisenstabs und<br />
des Notfallmanagements in Knapsack.<br />
16 |<br />
KNAPSACKSPIEGEL 5 / <strong>2023</strong>
DER CHEMIEPARK ÜBT
„Obwohl wir auf meiner Position<br />
dreifach besetzt waren, hat es mich<br />
wieder direkt gepackt.“<br />
Dr. Tobias Haderer<br />
Clariant, Koordinator Lage<br />
FEUERWEHREN UND WERKSKRISENSTAB<br />
STELLEN ABLÄUFE AUF DEN PRÜFSTAND<br />
E<br />
ine Großübung, wie zuletzt Mitte<br />
August, ist ein ganz besonderes<br />
Erlebnis im Chemiepark<br />
Knapsack. Dann testen Feuerwehren<br />
und Werkskrisenstab die Abläufe bei<br />
einem Ereignis. Schließlich muss im<br />
Ernstfall jeder Griff sitzen, jeder seine<br />
Aufgabe kennen und erfüllen. Das Szenario<br />
diesmal: Nach einer Stofffreisetzung<br />
brennt es im PSM4-Betrieb der<br />
BASF auf der 28-Meter-Bühne.<br />
Blicken Sie ein paar der Protagonisten<br />
über die Schulter – auch denen, die im<br />
Hintergrund wirken.<br />
16:00 UHR<br />
Vitale Marocu aus dem Gastronomie-<br />
Team bereitet in der Küche alles für den<br />
abendlichen Imbiss vor. Gleich geht es<br />
mit dem Auto zu den verschiedenen<br />
Stationen, die Snacks und Getränke<br />
erhalten. Darunter auch die Fahrzeug-<br />
halle der Werkfeuerwehr. Denn am<br />
Ende der Übung werden knapp hundert<br />
Menschen Hunger haben.<br />
17:00 UHR<br />
Im Organisationsteam checken Miriam<br />
Schütz und ihr Notfall- und Krisenmanagement-Team<br />
ein letztes Mal alle<br />
Vorbereitungen. Es sieht gut aus. Alle<br />
„Alle arbeiten Hand in<br />
Hand als ein Team. Nach<br />
kurzer Zeit kann man gar<br />
nicht mehr unterscheiden,<br />
ob es eine Übung<br />
oder ein Einsatz ist. “<br />
Miriam Schütz<br />
YNCORIS, Übungsleitung<br />
Unterlagen liegen bereit, die Technik<br />
läuft, die Verpflegung ist organisiert, jeder<br />
weiß, was zu tun ist. Seit rund einem<br />
halben Jahr hat das Team diesen Tag<br />
vorbereitet, das Szenario geplant, mit<br />
Behörden, Polizei sowie der Werk- und<br />
öffentlichen Feuerwehr gesprochen.<br />
Im PSM4-Betrieb der BASF wurde eine<br />
Rohrleitung verlegt, aus der in Kürze<br />
Wasser tropfen soll. Die 28-Meter-Bühne<br />
wird zudem künstlich verraucht.<br />
Zusammen mit Arno Büscher von der<br />
Werkfeuerwehr hat Übungsleiter Sebastian<br />
Hecht ein 18-seitiges Drehbuch<br />
verfasst, in dem jedes Detail festgehalten<br />
ist. Hecht: „Das Szenario muss an<br />
allen Stellen stimmig sein, weil jede Einzelheit<br />
die folgenden Maßnahmen maßgeblich<br />
beeinflussen kann. Der Betrieb<br />
hat uns mit vielen Ideen unterstützt, damit<br />
wir alles möglichst realistisch darstellen<br />
können. Wir spüren schon jetzt<br />
das tolle Wir-Gefühl am Standort.“<br />
18 |<br />
KNAPSACKSPIEGEL 5 / <strong>2023</strong>
Der Werkskrisenstab<br />
Der Werkskrisenstab leitet alle<br />
Maßnahmen, die nicht die Schadensbekämpfung<br />
direkt betreffen.<br />
Er koordiniert die Kommunikation<br />
innerhalb des Chemieparks, informiert<br />
alle Behörden und Organisationen<br />
mit Sicherheitsaufgaben<br />
sowie die Öffentlichkeit.<br />
17:40 UHR<br />
Vor der Einfahrt des Werksteils Hürth<br />
warten knapp 20 „Fotospotter“ gespannt<br />
auf die Ankunft der Feuerwehrfahrzeuge<br />
und hoffen auf interessante<br />
Aufnahmen. Die Übung hat sich in den<br />
sozialen Medien herumgesprochen.<br />
Jannick Porschen, Azubi aus Brauweiler,<br />
wird die Bilder kurz danach auf seinem<br />
eigenem Instagram-Kanal posten.<br />
Die Werkschützer kontrollieren parallel,<br />
dass keine Schaulustigen in den Chemiepark<br />
gelangen.<br />
18:06 UHR<br />
Bei Frank Mielzarek in der Werkschutz-Zentrale<br />
geht der Alarm los. Er<br />
setzt den Übungs-Notruf ab: „Wenn der<br />
Alarm bei uns eingeht, schlägt mein<br />
Herz schon kurz schneller – auch wenn<br />
wir alle wissen, dass es nur eine Übung<br />
ist.“ Kurz danach kommt der Notruf in<br />
der Kreisleitstelle der Feuerwehr an.<br />
Auch hier sind alle vorab gebrieft, dass<br />
eine Übung stattfindet.<br />
18:22 UHR<br />
Am Ereignisort hat die Werkfeuerwehr<br />
die Lage erkundet und erste Maßnahmen<br />
eingeleitet. Schnell ist klar, dass<br />
das Team Unterstützung von Feuerwehren<br />
aus der Umgebung benötigt.<br />
Die Großübung liegt auch deshalb in<br />
den Abendstunden, damit freiwillige<br />
Feuerwehren teilnehmen können.<br />
Schließlich bietet sich nur selten die Gelegenheit<br />
für eine gemeinsam Übung<br />
dieser Größenordnung. Werkfeuerwehr-Einsatzleiter<br />
Sebastian Nüsgen:<br />
„Nach einer ersten Phase, in der sich<br />
alle erst einmal in ihre Aufgabe finden<br />
mussten, haben die Strukturen gegriffen.<br />
Das ist wichtig für den Erfolg.“<br />
18:35 UHR<br />
Lagebesprechung im Werkskrisenstabsraum<br />
nach der ersten Anlaufphase.<br />
„Eine solche Übung ist<br />
aufwendig, zeigt aber<br />
auch, welche Bedeutung<br />
das Thema Sicherheit am<br />
Standort hat, wie transparent<br />
und selbstkritisch<br />
wir damit umgehen und<br />
wie hoch unser Antrieb<br />
ist, uns immer weiter<br />
zu verbessern. Es ist gut<br />
zu sehen, dass unsere<br />
Konzepte aufgehen.“<br />
Jürgen Groborz<br />
YNCORIS, Stabsmanager<br />
Welche Erkenntnisse gibt es bisher?<br />
Welche Maßnahmen wurden bereits<br />
eingeleitet? Was sind die wichtigsten<br />
nächsten Schritte? Das Team muss möglichst<br />
schnell vor die Lage kommen.<br />
18:37 UHR<br />
Die ersten „Nachbarn“ rufen beim<br />
Bürgertelefon an. In Wirklichkeit kommen<br />
die Anrufe von den Kolleg*innen<br />
ein Stockwerk höher, die mit<br />
Leidenschaft die vorab vorbereiteten<br />
Szenarien schildern.<br />
KNAPSACKSPIEGEL 5 / <strong>2023</strong> | 19
„Ich fühle total mit. Mir gefallen die<br />
wertschätzende Kommunikation und<br />
die klaren Anweisungen. Hier sieht man<br />
mal wieder: Kommunikation ist das<br />
A & O – und die funktioniert in solch<br />
einer Extremsituation nur mit den<br />
rich tigen Vorlagen. Für mich ist der<br />
Austausch hier extrem wertvoll.“<br />
Ronja Thiemann<br />
Erftverband, Beobachterin<br />
beim Koordinator/<br />
Backoffice Presse<br />
18:29 UHR<br />
Die Polizei trifft am Einsatzort ein<br />
und verschafft sich einen Überblick<br />
über die Schadenslage. Zwei Personen<br />
betreuen die Übung zusätzlich in der<br />
Leitstelle. Im Realfall wären schnell 30<br />
bis 50 Beamte aktiv, um beispielsweise<br />
den Bleibtreusee zu evakuieren, die<br />
Personalien von Verletzten aufzunehmen<br />
und Sperrungen zu veranlassen.<br />
„Die Mannschaften haben<br />
das gut gemacht. Trotzdem<br />
gibt es wieder einige<br />
Kleinigkeiten, die wir<br />
zukünftig besser machen<br />
können. Aber genau dafür<br />
sind Übungen ja da.“<br />
Arno Büscher<br />
Übungsleitung<br />
Werkfeuerwehr Knapsack<br />
18:45 UHR<br />
Max Bruder und Leon Lanzerat von<br />
der Werkfeuerwehr kommen von der<br />
28-Meter-Bühne. Nach 20 Minuten im<br />
Vollschutz mit Atemmaske brauchen<br />
die beiden erst mal eine Pause. Denn<br />
ein solcher Einsatz ist extrem anstrengend.<br />
Gleich geht es wieder hoch. Beide<br />
sind noch in der Ausbildung zum Feuerwehrmann<br />
im Chemiepark und das<br />
erste Mal bei einer solchen Großübung<br />
im Einsatz.<br />
18:55 UHR<br />
Der Werkschutz fährt rund um die Einsatzstelle<br />
Kontrolle. Schließlich sollen<br />
keine Neugierigen die Einsatzkräfte<br />
behindern. Neben Mitarbeitenden aus<br />
dem Chemiepark könnten – gerade bei<br />
einem „echten“ Einsatz – auch Presseleute<br />
und andere Unbefugte versuchen,<br />
auf das Gelände zu gelangen.<br />
19:10 UHR<br />
Vertreter*innen der Bezirksregierung<br />
und der Berufsgenossenschaft machen<br />
sich am Ereignisort ein Bild der Lage.<br />
Begleitet werden sie von den jeweiligen<br />
Verantwortlichen aus dem Werkskrisenstab<br />
und der Feuerwehr.<br />
Die operativ-taktischen<br />
Einsatzkräfte<br />
Werkfeuerwehr und öffentliche<br />
Feuerwehr kümmern sich um die<br />
Schadensbekämpfung am Einsatzort.<br />
Der Notfallmanager, der<br />
Einsatzleiter der Werkfeuerwehr,<br />
ein Ansprechpartner des betroffenen<br />
Betriebs und der externen<br />
Einsatzkräfte bilden die technische<br />
Einsatzleitung.<br />
19:15 UHR<br />
Der Werkskrisenstab arbeitet seine Aufgaben<br />
systematisch ab und liegt gut in<br />
der Zeit. Das zeigt der Blick in die digitale<br />
Einsatzchronologie. Die Übungsleitung<br />
reagiert und bringt zusätzliche<br />
Einspieler ein: „Wir wissen, wir stressen<br />
den Stab damit noch ein bisschen mehr.<br />
Doch daran wächst das Team“, sagt<br />
Übungsleiterin Daniela Conradi.<br />
20 |<br />
KNAPSACKSPIEGEL 5 / <strong>2023</strong>
20:48 UHR<br />
Die Gefahr ist gebannt, die Aufgaben<br />
von Feuerwehren und Werkskrisenstab<br />
abgearbeitet. Übungsende. Jetzt<br />
treffen sich alle Beteiligten in der Fahrzeughalle<br />
der Werkfeuerwehr, um das<br />
Erlebte bei Getränken und Snacks<br />
Revue passieren zu lassen. Die Stimmung<br />
ist gelöst.<br />
21:55 UHR<br />
In den Hallen klappt die Feuerwehr<br />
die Tische zusammen. Leiter Ralf Lassmann<br />
wird den Einsatz jetzt mit der<br />
wachhabenden Abteilung besprechen.<br />
„Wir haben schon Routine und wissen,<br />
wo wir hinschauen müssen. Wichtig<br />
ist die Arbeit im Team – und das hat<br />
heute sehr gut geklappt.“ Auch für die<br />
Übungsleitung ist die Arbeit noch nicht<br />
vorbei. Sie sind schon seit einer Stunde<br />
wieder im Werkskrisenstabsraum.<br />
Denn alle Unterlagen, Checklisten, Dateien<br />
und Einsatztagebücher müssen<br />
wieder so vorbereitet werden, dass sie<br />
noch in der gleichen Nacht bei einem<br />
echten Einsatz voll verfügbar wären.<br />
23:00 UHR<br />
Im Werkskrisenstabsraum steht wieder<br />
alles „auf Null“. Miriam Schütz<br />
schließt die Tür hinter sich. Feierabend.<br />
„Die neue digitale Einsatzchronologie ist ein<br />
echter Gewinn. Früher mussten wir Handschriften<br />
entziffern, das hat viel Zeit gekostet. Den Übertrag<br />
der Informationen aus Excel in das Lagedokument<br />
sollten wir noch etwas verbessern. Aber das ist hier<br />
die Knapsack-Family, da stehen alle bereit und<br />
Verbesserungen kommen von allen.“<br />
Erstmals digital: die Einsatzchronologie<br />
Willy Reissel<br />
Bayer, Koordinator Lage<br />
Wann wurde die Lagedokumentation an die Behörde geschickt, wann<br />
ging die erste Pressemitteilung raus, wer hat wen und wann über die<br />
neuesten Umweltdaten informiert – bei einem Einsatz muss jedes Detail<br />
dokumentiert werden, damit sich das Vorgehen im Nachgang prüfen<br />
lässt. Bisher erfolgte dies über Zettel und große Wandplakate. Diesmal<br />
nutzte der Werkskrisenstab erstmals eine digitale Tabelle in Teams. Die<br />
einhellige Meinung: eine echte Verbesserung. Denn nun erhalten alle in<br />
Echtzeit eine Übersicht über die Aktivitäten der Kolleg*innen. Das spart<br />
Zeit und gibt zusätzliche Sicherheit.<br />
KNAPSACKSPIEGEL 5 / <strong>2023</strong> | 21
Flott unterwegs<br />
Team LyondellBasell<br />
S<br />
onniges Wetter, ideale Lauftemperaturen,<br />
drei Teams: Am 14. September meisterten<br />
hoch motivierte Läufer*innen aus dem Chemiepark<br />
Knapsack beim B2Run Köln die 5,3 km<br />
lange Strecke. Begleitet wurden sie von Trommlern,<br />
kölsche Tön und jeder Menge Fans, die am<br />
Wegesrand die Aktiven anfeuerten. Die abwechslungsreiche<br />
Runde durch den Kölner Stadtwald<br />
endete auf der ganz großen Bühne – im Rhein-<br />
EnergieSTADION. Von YNCORIS waren 80 Mitarbeitende<br />
am Start, von Westlake Vinnolit liefen 20<br />
Aktive aus Knapsack und Köln mit, LyondellBasell<br />
stellte sich der Aufgabe mit rund 60 Kolleg*innen<br />
aus Knapsack und Wesseling. Schnellster Läufer<br />
aus dem Chemiepark war Dirk Mauruschat von<br />
YNCORIS mit 21:56 Minuten, Ruth Steven von<br />
LyondellBasell erreichte nach 32:32 Minuten als<br />
schnellste Knapsacker Läuferin das Ziel.<br />
Drei Firmenteams aus dem<br />
Chemiepark Knapsack<br />
beim B2Run Köln<br />
Team Westlake Vinnolit<br />
Team YNCORIS<br />
In Zelten konnten sich die Teilnehmenden mit<br />
Snacks und Getränken stärken und austauschen.<br />
Für gute Stimmung vor und nach dem Lauf sorgte<br />
außerdem ein buntes Rahmenprogramm auf den<br />
Vorwiesen sowie eine After-Run-Party in den<br />
Lounge-Ebenen des Stadions. Denn bei der Veranstaltung<br />
stehen Spaß und Teamgeist im Vordergrund.<br />
Die Laufdistanz von etwas mehr als fünf<br />
Kilometern soll deshalb für jede/n machbar sein –<br />
egal ob im Lauf- oder Walkingschritt. Der B2Run<br />
Köln ist mit insgesamt 19.000 Teilnehmenden aus<br />
rund 710 Unternehmen der größte Firmenlauf in<br />
NRW.<br />
Durch die Partnerschaft mit der gemeinnützigen<br />
DKMS konnten sich die Teilnehmenden nicht nur<br />
sportlich betätigen, sondern auch sozial engagieren.<br />
Die DKMS hat sich zum Ziel gesetzt, Blutkrebs zu<br />
besiegen. „Charity-Starter“ spendeten mit ihrer Teilnahme<br />
fünf Euro an die Organisation. Bundesweit<br />
kamen so in diesem Jahr 55.000 Euro für die gute<br />
Sache zusammen.<br />
22 |<br />
KNAPSACKSPIEGEL 5 / <strong>2023</strong>
Wir gratulieren und wünschen<br />
dem Standort einen weiterhin<br />
unfallfreien Betrieb!<br />
v. l.: Simon Mackscheidt, Bernd<br />
Schütz, Dr. Joachim Manns<br />
EEW-STANDORT KNAPSACK<br />
GEWINNT SAFETY AWARD 2022<br />
Arbeitssicherheit und betriebliche Gesundheitsförderung<br />
als Bausteine des Unternehmenserfolgs<br />
Jedes Jahr ringen die 17 EEW-Anlagenstandorte<br />
untereinander um den betriebsinternen<br />
Safety Award. Sieger des Safety<br />
Awards 2022 ist der Anlagenstandort<br />
Knapsack. Hervorragende Teamarbeit,<br />
effektive Lösungen und Konsistenz in der<br />
Umsetzung sorgten für die entscheidenden<br />
Punkte zum Sieg.<br />
D<br />
er Safety Award wird jedes Jahr intern unter den 17<br />
EEW-Anlagenstandorten vergeben. Der Sieger des<br />
Wettbewerbs 2022 ist der Standort Knapsack. Hier<br />
wurden die Bewertungskriterien am besten erfüllt. „Wirtschaftliches<br />
Interesse darf niemals wichtiger sein als die Sicherheit<br />
unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, sagte<br />
Dr. Joachim Manns bei der Award-Verleihung. Der COO der<br />
EEW Energy from Waste Firmengruppe überbrachte den<br />
Award persönlich. In seiner Laudatio bekräftigte er, dass<br />
die Sicherheit der Mitarbeitenden mindestens den gleichen<br />
Stellenwert wie die Performance der Anlage habe. Werksleiter<br />
Bernd Schütz nahm den Award stellvertretend für die<br />
Mitarbeitenden vor Ort entgegen.<br />
„Der Safety Award reflektiert das hohe Engagement des<br />
Teams“, kommentierte Bernd Schütz die Auszeichnung.<br />
Simon Mackscheidt, angehende Sicherheitsfachkraft des<br />
Standortes, ergänzte: „Durch eine hervorragende Teamarbeit<br />
konnten wir in Bezug auf Arbeitssicherheit mit effektiven<br />
Lösungen und anhaltender Konsistenz herausstechen.“<br />
Die EEW Energy from Waste Firmengruppe vergibt jedes<br />
Jahr den internen Safety Award nach einem speziellen<br />
Punktesystem. Hierzu zählen unter anderem Unfälle, dokumentierte<br />
Begehungen und Umsetzungen zum Arbeitsschutz.<br />
Der Standort Knapsack konnte sich mit null Unfällen,<br />
elf Umsetzungen und der vollständigen Unterweisung<br />
aller relevanten Mitarbeitenden durchsetzen.<br />
„Zu den umgesetzten Maßnahmen zählen beispielsweise<br />
der Verzicht auf den Einsatz von Leitern, ein verbesserter<br />
Staubaustritt der Prallmühle und weitere Ausstattung von<br />
Treppenstufen mit rutschhemmenden Spezialbelägen“, erklärte<br />
Werksleiter Schütz. Für ihn und sein Team ist Sicherheit<br />
vorrangig. Hierzu brauche es den Dialog im Team und<br />
Impulse aus den Reihen der Belegschaft. Für Schütz ist klar:<br />
„Mitarbeiter bringen wertvolle Impulse in die Diskussion<br />
zur Optimierung der Sicherheitsstandards ein. Ihr Erfolg<br />
steht und fällt mit der ausnahmslosen praktischen Umsetzung.<br />
Ich bin stolz auf unser Team.“<br />
KNAPSACKSPIEGEL 5 / <strong>2023</strong> | 23
BERUFE<br />
LIVE<br />
Die Rhein-Erft Akademie lud mit<br />
zahlreichen Unternehmen<br />
nicht nur aus dem Chemiepark<br />
Knapsack Ende September zum<br />
Tag der offenen Tür ein<br />
W<br />
ir sind mit unserem Tag der<br />
offenen Tür sehr zufrieden.<br />
Es waren sehr viele Besucher<br />
vor Ort, darunter viele Jugendliche,<br />
aber auch einige Eltern. Das Interesse<br />
der Besucher war höher als in den Vorjahren<br />
– auch deshalb, weil es dieses<br />
Mal im Vergleich ein besonders großes<br />
Interesse für die Ausbildungsberufe<br />
gab. Das lag sicherlich auch daran,<br />
dass wir erstmalig eine Berufsfelderkundung<br />
angeboten haben“, berichtet<br />
Claudia Bernzen, Teamleiterin Azubi-<br />
Agentur bei der Rhein-Erft Akademie.<br />
Tatkräftig in der Werkstatt<br />
mit anpacken<br />
400 BESUCHER IM CPK<br />
Unter dem Motto „Berufe live erleben!“<br />
lud die Rhein-Erft Akademie gemeinsam<br />
mit 18 Unternehmen am 23. September<br />
zum Tag der offenen Tür ein.<br />
Rund 400 Besucher waren gekommen<br />
und verschafften sich einen Überblick<br />
über zahlreiche Ausbildungsgänge,<br />
schwerpunktmäßig im naturwissenschaftlichen<br />
und technischen Bereich.<br />
Für den Chemiepark Knapsack präsentierten<br />
sich die Standortunternehmen<br />
Basell Polyolefine, BASF Agricultural<br />
Solutions, CABB, SGS Chemie-,<br />
Industrie- und Spezialanalytik, Westlake<br />
Vinnolit und natürlich YNCORIS.<br />
Obstspieße selber machen<br />
Arbeiten unter Anleitung im Labor<br />
An verschiedenen Stationen hatten<br />
die Schüler*innen die Möglichkeit,<br />
die Berufsfelder, die der Chemiepark<br />
Knapsack zu bieten hat, ganz praktisch<br />
kennenzulernen.<br />
„KEIN ABSCHLUSS<br />
OHNE ANSCHLUSS“<br />
„Das Land NRW gestaltet mit KAoA<br />
(‚Kein Abschluss ohne Anschluss‘) den<br />
Übergang von der Schule in Ausbildung<br />
und Studium. Das fängt schon<br />
in der achten Klasse mit einer Berufsfelderkundung<br />
an“, erklärt Bernzen,<br />
räumt aber ein: „Diese gestaltet sich<br />
gerade in der Chemiebranche mit den<br />
ganzen Sicherheitsbestimmungen<br />
sehr schwierig. Bevor der- oder diejenige<br />
etwas kennenlernt, ist der halbe Tag<br />
schon vorbei. Deshalb ist die Idee entstanden,<br />
unseren Tag der offenen Tür<br />
genau dafür zu nutzen.“<br />
Und so konnten die Jugendlichen<br />
an den einzelnen Stationen selbst aktiv<br />
werden und beispielsweise in der<br />
Metall-Werkstatt mitarbeiten, Fehler<br />
in elektrischen Aufbauten finden oder<br />
über eine VR-Brille Schweißarbeiten<br />
simulieren. Auch chemische Versuche<br />
im Labor konnten durchgeführt<br />
werden. Insgesamt wurden mehr als<br />
zehn Berufe mit praktischen Übungen<br />
vorgestellt. Bernzen: „Wir hatten die<br />
Fachkraft für Schutz und Sicherheit,<br />
die Fachkraft für Systemgastronomie,<br />
die Industriekaufleute waren da, die<br />
IT-Kaufleute und natürlich auch die<br />
Elektroniker, Chemikanten, Chemielaboranten,<br />
Mechatroniker und Industriemechaniker.“<br />
24 |<br />
KNAPSACKSPIEGEL 5 / <strong>2023</strong>
Gefühlt der ganze Chemiepark traf<br />
sich in der Foto-Box beim Tag der<br />
offenen Tür der Rhein-Erft Akademie.<br />
Bilder unter: https://www.picdrop.com/<br />
rbphotography/dgN7dyqxkS<br />
„ANSPRECHPARTNER<br />
AUF AUGENHÖHE“<br />
Das Besondere dabei: Es waren zahlreiche<br />
Auszubildende aus dem ersten<br />
Lehrjahr der Rhein-Erft Akademie mit<br />
am Start, die dafür sorgten, dass die Jugendlichen<br />
Ansprechpartner auf Augenhöhe<br />
hatten, wie Rhein-Erft Akademie<br />
Geschäftsführer Marco Mencke<br />
erläutert: „Wir hatten über 100 Azubis<br />
des ersten Ausbildungsjahres vor Ort,<br />
die mit derselben Wortwahl ihre Arbeit<br />
nicht nur aktiv zeigen, sondern Interessierten<br />
auch berichten konnten,<br />
warum sie sich für ihre Ausbildung<br />
entschieden haben.“<br />
Allein 37 Auszubildende waren auch<br />
von YNCORIS dabei und Dirk Borkenhagen,<br />
Leiter Ausbildung bei YNCORIS,<br />
resümiert stolz: „Der Tag war auch für<br />
meine Auszubildenden und für mich<br />
ein großartiges Erlebnis. Durch das<br />
breite Angebot und die ‚Mit-Mach-Aktionen‘<br />
haben wir aus meiner Sicht einen<br />
sehr guten Beitrag zur Berufsfelderkundung<br />
junger Menschen leisten können.<br />
Aus eigener Beobachtung vor Ort<br />
konnte ich mir ein Bild davon machen,<br />
mit welcher Freude unsere Azubis<br />
glaubhaft von den tollen Möglichkeiten<br />
und dem Spaß an ihrer Ausbildung<br />
berichtet haben.“ Entsprechend optimistisch<br />
ist Borkenhagen, den einen<br />
oder anderen bald wiederzusehen: „Ich<br />
bin mir sicher, dass der Funke an vielen<br />
Stellen übergesprungen ist und<br />
wir einige Besucher schon bald als<br />
YNCORIS-Azubi begrüßen können.“<br />
Wie bedeutsam eine erfolgreiche<br />
Veranstaltung wie der Tag der offenen<br />
Tür für den gesamten Chemiepark<br />
Knapsack und seine Standortunternehmen<br />
ist, erklärt Benjamin Jochum,<br />
Kommunikation YNCORIS: „Früher<br />
sind die jungen Leute vor allem auch<br />
über den Bekanntenkreis oder die eigenen<br />
Eltern, die hier schon gearbeitet<br />
haben, zu uns gekommen. Das ist heute<br />
keine Selbstverständlichkeit mehr –<br />
junge Menschen möchten sich eine eigene<br />
Meinung bilden und sich beruflich<br />
selbständig orientieren. Für uns wird es<br />
entsprechend immer wichtiger, in den<br />
direkten Austausch zu kommen und<br />
transparent und auf Augenhöhe darüber<br />
zu informieren, was wir hier eigentlich<br />
so alles machen. Der Tag der offenen<br />
Tür ist hierfür eine super Gelegenheit."<br />
ÜBER 60 URKUNDEN<br />
Claudia Bernzen abschließend über<br />
einen rundum gelungenen Tag: „Es<br />
waren am Ende über 60 Schülerinnen<br />
und Schüler, die sich die Teilnahme<br />
an der Berufsfelderkundung mit einer<br />
Urkunde haben bestätigen lassen.<br />
Hierfür mussten sie mindestens sechs<br />
Stationen absolvieren. Viele Schulen<br />
erkennen das dann auch als einen Tag<br />
im Rahmen von KAoA an. Was uns besonders<br />
freut: Ein sehr großer Teil der<br />
interessierten Jugendlichen hat dann<br />
sogar mehr als nur sechs Stationen<br />
durchlaufen, weil es so viel Spaß gemacht<br />
hat.“<br />
Chemische Versuche selbst<br />
durchführen<br />
Berufe im Überblick<br />
am Tag der offenen Tür<br />
der Rhein-Erft Akademie<br />
• Fachinformatiker*in<br />
• Industriekaufmann/-frau<br />
• Fachkraft für Schutz<br />
und Sicherheit<br />
• Fachmann/-frau<br />
für Systemgastronomie<br />
• Mechatroniker*in<br />
• Elektroniker*in<br />
für Automatisierungstechnik<br />
• Industriemechaniker*in<br />
• Kfz-Mechatroniker*in<br />
• Chemielaborant*in<br />
• Chemikant*in<br />
KNAPSACKSPIEGEL 5 / <strong>2023</strong> | 25
Grippeschutzimpfung<br />
<strong>2023</strong><br />
VOM ORT KNAPSACK ZUM<br />
CHEMIESTANDORT KNAPSACK<br />
EINE VORTRAGSREIHE IN ZWEI TEILEN<br />
Auch in diesem Jahr haben Sie<br />
seit Mitte September wieder<br />
Gelegenheit, sich im Chemiepark<br />
Knapsack gegen Grippe impfen<br />
zu lassen. Sollten Sie 60 Jahre<br />
oder älter sein, wenden Sie sich<br />
bitte direkt an Ihren Hausarzt.<br />
Denn Sie dürfen in der kommenden<br />
Saison nur mit dem Hochdosisimpfstoff<br />
Efluelda von Sanofi<br />
geimpft werden. Weitere Informationen<br />
zur Grippeschutzimpfung<br />
finden Sie, sobald Sie den<br />
QR-Code scannen:<br />
W<br />
ie ist der Ort Knapsack<br />
entstanden und wann?<br />
Woher kommt eigentlich<br />
der Name? Welche Entwicklung<br />
hat die Ansiedlung bis zur großen<br />
Um siedlungsaktion in den frühen<br />
1970er-Jahren durchlaufen? Wieso hat<br />
sich die Deutsche Carbid AG 1906 in<br />
Knapsack niedergelassen? Und wie<br />
wurde daraus über die Jahrzehnte die<br />
Knapsack AG, die Hoechst AG und<br />
schließlich der Chemiepark Knapsack?<br />
Zwei Vorträge von Mitgliedern der Pensionärsvereinigung<br />
Knapsack geben<br />
einen umfassenden Einblick: in die<br />
Geschichte des Wohnortes und in die<br />
des Chemiestandortes.<br />
Im ersten Vortrag wird Dr. Horst Klassen<br />
die Entwicklung des Wohnortes von<br />
der ersten Erwähnung Knapsacks Mitte<br />
des 16. Jahrhunderts bis in die Gegenwart<br />
beleuchten. Diese Veranstaltung<br />
(Dauer: ca. 1,5 bis 2 Std.) findet statt am:<br />
Mittwoch, 15. November <strong>2023</strong>,<br />
16.30 Uhr im Casino des<br />
Feierabendhauses Knapsack.<br />
Der Eintritt ist frei – die Pensionärsvereinigung<br />
Knapsack freut sich über eine<br />
kleine Spende. Anmeldung bitte bis<br />
zum 10. November <strong>2023</strong> unter Angabe<br />
der Personenzahl an: pensionaers<br />
vereinigung.knapsack@gmx.net.<br />
Der zweite Vortrag,<br />
gehalten von Helmut Weihers,<br />
folgt im Frühjahr 2024. Er widmet<br />
sich der Entwicklung des Chemiestandortes<br />
Knapsack. Der genaue<br />
Termin folgt rechtzeitig.<br />
Ankündigungen & Termine<br />
Jubiläum – Wir gratulieren<br />
25 Jahre<br />
Dirk Froelich, YNCORIS<br />
Eintritt 01.10.1998<br />
Werner Krüger, YNCORIS<br />
Eintritt 01.10.1998<br />
Holger Murowatz, YNCORIS<br />
Eintritt 01.11.1998<br />
Helmut Vering, YNCORIS<br />
Eintritt 01.11.1998<br />
Termine<br />
15.11.<strong>2023</strong><br />
Vortrag „Vom Ort Knapsack zum<br />
Chemiestandort Knapsack“<br />
Feierabendhaus<br />
15.11.<strong>2023</strong><br />
Politischer Feierabend<br />
Feierabendhaus<br />
16.11.<strong>2023</strong><br />
ChemCologne Chemieforum<br />
Feierabendhaus<br />
29.11.<strong>2023</strong><br />
Jahrestreffen Pensionärsvereinigung<br />
Knapsack, Feierabendhaus<br />
26 |
Zur Zukunftsfähigkeit<br />
des Standortes<br />
Gespräch mit Thomas Okos MdL<br />
Der Austausch mit politischen Mandatsträgern ist gerade vor dem Hintergrund<br />
der enormen Herausforderungen für die Chemiebranche wichtig. So<br />
nutzten Christoph Kappenhagen und Ralf Müller, Geschäftsleitung YNCORIS,<br />
ein Gespräch mit dem für Hürth zuständigen Landtagsabgeordneten Thomas<br />
Okos (CDU), um darzulegen, welche politischen Maßnahmen die Zukunftsfähigkeit<br />
des Standortes unterstützen würden. Aus Sicht der Branche ist<br />
u. a. eine überhastete Strategie zur frühzeitigen Klimaneutralität nicht ratsam.<br />
Die Gesprächsteilnehmer diskutierten über die Einführung eines Industriestrompreises<br />
für energieintensive Unternehmen, sowie über die Transformation<br />
der Industrie im Rahmen des Strukturwandels. Konkrete Zeitfenster<br />
und Bedarfe sind noch unklar, dennoch muss bereits jetzt die Infrastruktur<br />
ausgebaut werden. Als notwendig erachtet die Geschäftsleitung politische<br />
Unterstützung beim Aufbau eines Wasserstoffnetzes mit Anschluss an den<br />
Chemiepark. Fest steht: Nachhaltige Lösungen müssen bezahlbar sein, um<br />
Abwanderung zu vermeiden.<br />
Kappenhagen und Müller sprachen auch den Trend bei Direktinvestitionen<br />
in Richtung Kreislaufwirtschaft an. In der Nutzung von Abfällen als Rohstoffe<br />
liegen aus Sicht von YNCORIS gute Chancen zur Sicherung und Schaffung<br />
neuer Arbeitsplätze begründet. Die Geschäftsleitung wünschte sich Okos‘<br />
Unterstützung dabei, das Thema ins öffentliche Bewusstsein zu tragen.<br />
Der Abgeordnete nahm für seine parlamentarische Arbeit neue Impulse<br />
aus der Praxis mit, um den Ernst der Lage in der chemischen Industrie zum<br />
Ausdruck bringen zu können. Er betonte, es sei essenziell, Abwanderung<br />
zu verhindern sowie Arbeitsplätze mit starker Wertschöpfung im Land zu<br />
halten und zu schaffen.<br />
Adventsfreuden<br />
Im Dezember sind Paveier & Freunde mit der Kölsche Weihnacht<br />
zu Gast im Feierabendhaus. Mit Songs wie „Nit alle Engel han Flüjel“,<br />
„Alles weed joot“ und vielen anderen Winter-, Advents- und<br />
Weihnachtsliedern bringen sie ihre Gäste in festliche Stimmung.<br />
Mitsingen erlaubt!<br />
Dienstag, 12. Dezember <strong>2023</strong>, 19.30 Uhr.<br />
Tickets gibt es über www.paveier.ticket.io, KölnTicket, Tel. 0221-2801<br />
oder www.koelnticket.de sowie an den gängigen Vorverkaufsstellen.<br />
FAIRE LIEFERKETTEN<br />
Im globalen Handel Verantwortung<br />
übernehmen<br />
M<br />
enschenrechte verbessern und<br />
den Umweltschutz in den<br />
Lieferketten stärken, das sind<br />
die erklärten Ziele des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes<br />
(LkSG), kurz Lieferkettengesetz.<br />
In Kraft getreten ist es bereits<br />
Anfang <strong>2023</strong>, verpflichtend war es bisher<br />
nur für Unternehmen mit mehr als 3000<br />
Mitarbeitenden. Ab Januar 2024 gilt es<br />
auch für solche mit mehr als 1.000 Arbeitnehmer*innen.<br />
LIEFERKETTENGESETZ KONKRET<br />
Damit ist das Gesetz ab 2024 auch für viele<br />
Firmen im Chemiepark Knapsack relevant.<br />
Was bedeutet das konkret? Zunächst einmal,<br />
dass eine Sorgfaltspflicht für den eigenen<br />
Geschäftsbereich, aber auch für das<br />
Handeln von Vertragspartnern und weiterer<br />
mittelbarer Zulieferer besteht. Unternehmen<br />
müssen Risiken in den Lieferketten<br />
ermitteln, bewerten und priorisieren sowie<br />
eine Grundsatzerklärung veröffentlichen.<br />
Sie können außerdem Präventions- und<br />
Abhilfemaßnahmen ergreifen, um Verstöße<br />
gegen Menschenrechte sowie Umweltschädigungen<br />
zu vermeiden und zu minimieren.<br />
Eine Meldestelle für Menschen in den Lieferketten<br />
muss geschaffen werden und eine<br />
regelmäßige Dokumentation über das Lieferkettenmanagement<br />
erfolgen.<br />
Auch bei YNCORIS arbeitet ein Projektteam<br />
daran, alle Vorgaben umzusetzen,<br />
um im Januar gesetzeskonform zu starten.<br />
Zum Jahreswechsel wird unter anderem ein<br />
Menschrechtsbeauftragter benannt, der das<br />
Risikomanagement überwacht, steuert und<br />
die Meldestelle betreut.<br />
Aus erster Hand<br />
Weitere Infos zum<br />
Lieferkettengesetz<br />
unter bmas.de<br />
| 27<br />
Illustrationen: thingamajiggs und Stefan Grau – stock.adobe.com
BESONDERE ORTE: ALTER<br />
FRIEDHOF KNAPSACK<br />
Momente außerhalb der Zeit<br />
Es gibt Orte, die Zeit außer Kraft setzen. Der alte Friedhof Knapsack, in<br />
direkter Nähe vor der Werkseinfahrt Knapsack, gehört dazu. Angelegt<br />
wurde er 1922/23, auch Eingangstor und Zufahrt stammen aus dieser<br />
Zeit. Blickfang des Hauptweges, einer Platanenallee, ist ein Hochkreuz.<br />
Ein Ehrenmal erinnert an die Gefallenen des Ersten und Zweiten<br />
Weltkrieges, ein Denkmal an das Sammelgrab von 106 verstorbenen<br />
russischen Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern.<br />
Es ist eine besonders stimmungsvolle Grünanlage, gerade weil<br />
die Natur dort ihre eigenen Zeichen setzt. Der Friedhof ist nicht groß<br />
und schnell durchschritten, doch machen diese paar Momente<br />
einen Unterschied, der einen Besuch lohnt.<br />
| Friedhofstraße, 50354 Hürth |