DGS Mobilstallhaltung

MOBILSTALLHALTUNG
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Betrieb der Zukunft
DGS 11/2023
Der erleichterten Abwicklung stehen aber nicht nur deren
Kosten gegenüber, sondern auch beispielweise die Tatsache,
dass der Betrieb keinen direkten Kontakt zum Kunden hat.
Möchte ein Hof aus welchem Grund auch immer nicht mehr
über die Plattform verkaufen, muss er sich seine Kundschaft
erst mühsam wieder aufbauen.
Unterscheiden muss man Plattformen in einer Region und
Plattform-Systeme. Beispiel für eine Plattform in einer Region
ist „KeepFresh“. Sie versteht sich als regionale Nahversorgerplattform
und ging als erstes in St. Wendel, Saarland an den
Start. Bürger können sich bei KeepFresh registrieren und Lebensmittel
und andere Produkte für den täglichen Bedarf im
Online-Shop bestellen. Die Einkäufe können dann entweder
im Sinne von „Click & Collect“ abgeholt werden oder werden
am Liefertag zur Bestelladresse gebracht. Wie viele regionale
Bündler, egal ob online oder analog, ist auch KeepFresh eine
Art Pilotprojekt, das seine Kosten vermutlich (noch) nicht
selbst erwirtschaftet und daher eine entweder öffentliche Förderung
erfordert oder nach einer bestimmten Laufzeit eingestellt
oder grundlegend verändert wird.
Unter Plattform-Systemen werden hier die Plattform-Anbieter
verstanden, deren Lösung nicht nur in einer bestimmten Region
verwendet wird, sondern prinzipiell überall aufgesetzt
werden können. Charakteristisch für den Absatz heimischer
Lebensmittel ist die Orientierung an der jeweiligen Region: Sie
unterstützt das Marketing – „Hähnchen von hier!“ – und ermöglicht
eine effizientere Logistik – schließlich geht es immer
um handfeste Güter, die auch nicht per Glasfaseranschluss geschickt
werden könnten. Beispiel eines Plattform-Systems ist
erstens „Marktschwärmer“, ursprünglich in Frankreich gegründet
als „FoodAssembly“. In vor Ort gegründeten und von
einer Person geleiteten „Schwärmereien“ können Kunden
nach Anmeldung auf der Plattform bis zu einer bestimmten
Frist ihre Bestellungen aufgeben und bezahlen. Zu einem festen
Termin an einem festen Ort kommen die Erzeuger mit den
bestellten Waren, die dort von den Verbrauchern abgeholt
werden. Derzeit gibt es circa 120 Marktschwärmereien in
Deutschland. Zweites Beispiel ist die „Regiothek“, ein Angebot
aus dem bayerischen Passau. Die Macher setzen auf einen
„cross channel“-Ansatz und meinen damit, dass die Kundschaft
sich auf dem Online-Kanal über Produzenten und deren
Produkte informiert, dann aber vor Ort kauft. In der Plattform
sind auch Läden mit regionalen Waren vertreten. Herzstück ist
die transparente und graphisch gelungene Verortung der
Plattform-Mitglieder auf einer Karte, in der auch Lieferbeziehungen
bzw. Bezugsquellen transparent werden. Derzeit ist
die Regiothek stark im niederbayerischen Raum vertreten und
soll auch in der Oberpfalz und weiteren Orten aufgebaut werden.
Als drittes Beispiel können auch die sozialen Netzwerke
dienen. Als Verkaufsplattform unter dem Schlagwort „Social
Commerce“ sind sie nicht unbedingt groß bekannt, jedoch erfolgen
bereits jetzt nicht nur Werbung, sondern auch Verkäufe
über Instagram, Facebook und Co.
Die Fragen stellte Annette Mayer, AR Agrar-Redaktion,
in Anlehnung an einen Beitrag in DGS 2/2023
Auch Masthähnchen
In Mobilställen werden bislang vor allem Legehennen
gehalten. Die mobile Unterbringung
bietet allerdings auch für Masthühner einige
Vorteile, wie die Ergebnisse eines Projektes der
Fachschule Südwestfalen zeigen.
Wie muss ein Mobilstall für die Hühnermast aussehen und was
muss bei der Haltung beachtet werden? Mit diesen Fragen haben
sich die Fachhochschule Südwestfalen in Soest und das
Modell- und Demonstrationsvorhaben Tierschutz in den letzten
Jahren beschäftigt. Im Rahmen dieses Projektes sind insgesamt
neun konventionell und ökologisch wirtschaftende
Betriebe mit unterschiedlichen Mobilställen begleitet worden.
Die Erfahrungen aus den Betrieben zeigen: Die Mobilstallhaltung
lässt sich auch für Masthühner umsetzen. Es ergeben
sich hier dieselben Vorteile wie bei der mobilen
Legehennenhaltung: geringe Nährstoffbelastung, geringer
Parasitendruck und unter bestimmten Bedingungen ist keine
Baugenehmigung notwendig. Alle Mobilställe der Projektbetriebe
sind natürlich belüftet, was je nach Jahreszeit zu Problemen
führen kann: Bei hohen Temperaturen im Sommer heizt
sich der Stall auf, es wird zu warm. Der Einbau von Ventilatoren
und ein schattiger Standort sind von Vorteil.
TÄGLICH FRISCHE EINSTREU IM WINTER
Im Herbst und Winter kommt es zu hoher Luftfeuchtigkeit im
Stall, was zu schlechter Luftqualität und feuchter Einstreu
führt. Um Fußballenerkrankungen vorzubeugen, sollte der
Stall vor allem im Winter täglich frisch eingestreut werden.