CHECK Magazin - Gesundheitsmagazin für Männer No.15

Forschung
3D: ©Катерина Євтехова
3D: ©ktsdesign
Telomerase ist nicht in allen Zellen aktiv,
vor allem aber in sich schnell teilenden
Zellen wie Knochenmarkszellen, Keimbahnzellen,
Stammzellen, in einigen Zellen
des Immunsystems, in Krebszellen sowie
in einzelligen Organismen nachweisbar.
Hier liegt auch der Grund, warum es noch
keine Telomerase-Energy-Drinks gibt. Sie ist
äußert schwer herzustellen und erhöht das
Krebsrisiko. Die Suche nach ungefährlichen
synthetischen Varianten läuft und auch
Hersteller von Pflanzenextrakten versprechen
bereits eine telomerase-aktivierende
Wirkung, etwa durch die Einnahme der
Superwurzel Astragalus, die auch als mongolisches
Wiesenschaumkraut bekannt ist.
Länger leben durch positive
Selbstwahrnehmung
Wesentlich interessanter ist jedoch, dass
ein Zusammenhang zwischen einer positiven
Lebenseinstellung und der Länge von
Telomeren beobachtet werden konnte. 1 Ein
Team um die Epidemiologin Dr. Becca R. Levy
hat die Einstellung von mehr als 300 älteren
Erwachsenen gegenüber dem Altern studiert
sowie deren Telomerlänge vier Jahre
nach der Befragung. Wie sich zeigte,
verkürzten sich die Telomere bei Probanden
mit einer negativen Haltung im Vergleich mit
den anderen tatsächlich deutlicher. In einer
anderen Studie konnte sie bereits 2002
feststellen, dass ältere Personen mit einer
positiveren Selbstwahrnehmung des Alterns
im Durchschnitt 7,5 Jahre länger lebten als
diejenigen mit einer weniger positiven Selbstwahrnehmung:
„Die Ergebnisse deuten auch
darauf hin, dass die Selbstwahrnehmung
von stig matisierten Gruppen die Langlebigkeit
beeinflussen kann.“ 2
Enzyme sind Bio-Katalysatoren
und beschleunigen Prozesse des
Stoffwechsels.
Sie setzen die Aktivierungsenergie
herab, die über wunden
werden muss, damit es zu einer
Stoffumsetzung kommt. Ein
anderes Wort für Stoffwechsel
ist Metabolismus.
Mit stigmatisiert meint sie hier zwar spezifisch
altersdiskriminiert, aber auch für die
generell diskriminierte LSBTI*-Community
bedeuteten diese Befunde einen weiteren
Ansporn, soziale Ablehnung stärker zu
hinterfragen und dagegen vorzugehen.
Zudem legen die Ergebnisse nah, dass
Altersdiskriminierung bereits bei Kindern
schädliche Auswirkungen auf die Telomerlänge
und somit eine gesunde Entwicklung
haben kann. Stressansteckung, etwa von
Mutter zu Kind, nennt man auch „emphatischen
Stress“, dessen Folgen auf die
Gesundheit derzeit in mehreren Studien
erforscht wird.
Mentales Training für bessere
Telomere?
Wenn neben Genetik und einem ungesunden
Lebensstil auch psychischer Stress zur
Verkürzung der Telomere beitragen kann,
müssten diese mit mentalem Training doch
auch verlängert werden können, oder?
Die Idee wird zwar in zahlreichen Life-Hack-
Foren besprochen, einen tatsächlichen
Beweis dafür konnte bisher aber nicht
geliefert werden.
Die Forschungsgruppe „Sozialer Stress und
Familiengesundheit“ am Max-Planck-Institut
für Kognitions- und Neurowissenschaften hat
zwar untersucht, ob sich die Länge der
Telomere durch ein auf Achtsamkeit und
Mitgefühl basierendes neunmonatiges,
mentales Training tatsächlich verändern
lässt und ob systematische Veränderungen
der Telomerlänge ebenfalls mit
einer Verdickung oder Verdünnung der
Gehirnstruktur einhergehen. 3 Hinweise
dafür, dass mentales Training Telomere
irgendwie verändern kann, wurden aber
nicht gefunden.
Sicher ist aber, dass Atemübungen,
Meditation, eine positivere Wahrnehmung
von Ereignissen und das
Vermeiden von Angstquellen das
Leben definitiv angenehmer machen.
Das Hier und Jetzt zählt auch! (ts)
CHECK MAG #15
1 https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/27641354/ [o.J.]
2 https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/12150226/ [o.J.]
3 https://www.mpg.de/13912208/telomere-gehirnstruktur [o.J.]