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Flensburg Journal Ausgabe 187 - April 2018

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Hugo Eckener:<br />

Nach einer Angriffsfahrt auf England, bei der knapp zwei Tonnen Bomben geworfen wurden, erlitt das Luftschiff L19 den Ausfall dreier Motoren.<br />

Es geriet unter Beschuss und stürzte in die östliche Nordsee. Der britische Fischkutter King Stephen verweigerte den Schiffbrüchigen die Hilfe.<br />

Alle Besatzungsmitglieder starben in der kalten Nordsee.<br />

Foto: Archiv Ki.<br />

„Viele sind berufen, aber nur wenige auserwählt.“ Bei Kriegsausbruch<br />

war Hugo Eckener seiner patriotischen Gesinnung gefolgt,<br />

meldete sich freiwillig bei der Marine. Er wollte das Kommando<br />

über das neue Luftschiff L5 übernehmen. Doch Peter Strasser<br />

hatte für den Fachmann eine andere Verwendung: Sein „Juwel“<br />

sollte nicht an die Front, sondern als Zivilist den Großteil der Kommandanten,<br />

Offiziere und sonstigen Besatzungsmitglieder schulen.<br />

Schnell war ein Dienstvertrag ausgehandelt.<br />

Während in Friedenszeiten fast täglich über Hugo Eckener in den<br />

Zeitungen berichtet wurde, tauchte sein Name nun nicht mehr in<br />

der Presse auf. Er hatte eine geheime Mission zu erfüllen. Während<br />

des Ersten Weltkriegs wurden rund 90 Zeppeline in Friedrichshafen,<br />

Potsdam und Staaken (bei Berlin) gebaut. Unter Einsatz<br />

der neuesten wissenschaftlichen Methoden, hochwertigsten<br />

Materialien und Motoren erfuhren die Luftschiffe einen Entwicklungsschub<br />

und konnten so die ebenfalls immer leistungsstärker<br />

werdenden Flugzeuge zunächst distanzieren.<br />

Für Frontangriffe und die Aufklärung auf See wurden insgesamt<br />

800 Personen ausgebildet, fast alle gingen durch die Schule von<br />

Hugo Eckener. Manchmal beteiligte er sich auch selbst an einer<br />

Erkundungsfahrt über die Nordsee. So wie im März 1915, als der<br />

Mentor mit dem L9 der Hochseeflotte vorauseilte, per Morse-Verbindung<br />

stetig einen freien Seeweg mitteilte und dann am Ende<br />

der Deutschen Bucht einen grandiosen Sonnenuntergang bewunderte.<br />

„Es war ein großer Tag für die Marine-Luftschifffahrt“,<br />

notierte Hugo Eckener.<br />

„An einer Stelle hat das Bombenwerfen<br />

Zweck – über England“<br />

Er war in jener Zeit auf Wanderschaft. Zunächst erfolgte die Ausbildung<br />

auf den DELAG-Schiffen „Viktoria Luise“ und „Sachsen“<br />

in Dresden. Auch die Plätze in Leipzig, Jüterbog und Potsdam<br />

spielten eine Rolle – und vor allem Hamburg-Fuhlsbüttel. Als im<br />

September 1916 ein Brand die Schulschiffe L6 und L9 zerstörte,<br />

zog das Ausbildungszentrum von der Elbmetropole nach Nordholz,<br />

inmitten einer weitgehend menschenleeren Provinz. Hugo<br />

Eckener, der seine Familie vermisste, wohnte im Casino der Offiziere.<br />

Das Kaminzimmer erlebte einige gesellige Abende. Dennoch<br />

waren die Tage, an denen das Wetter einen Aufstieg verhinderte,<br />

langweilig.<br />

50 FLENSBURG JOURNAL • 04/<strong>2018</strong>

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