IT Management November/Dezember

30 | IT MANAGEMENT
Green IT
WIE SOFTWARE-ENTWICKLER
IHRE PRODUKTE NACHHALTIGER GESTALTEN KÖNNEN
Digitale Technologien können einen
wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten.
Wichtig ist jedoch, dass sie selbst
auch nachhaltigen Anforderungen entsprechen.
Antrittspunkte für diese sogenannte
Green IT gibt es viele; sie wollen
aber richtig angegangen werden.
Dass digitale Technologien einen wichtigen
Beitrag zum Erreichen der Klimaziele
leisten können, darin sind sich die Experten
hierzulande weitestgehend einig. Auch im
Koalitionsvertrag der Bundesregierung ist
eine klare Absichtserklärung enthalten,
die den Zusammenhang zwischen Digitalisierung
und Nachhaltigkeit verdeutlicht:
„Wir wollen die Potenziale der Digitalisierung
für mehr Nachhaltigkeit nutzen.“
Benchmark Energy
Wie groß das Potenzial digitaler Technologien
für den Klimaschutz ist, beziffert
beispielsweise eine Studie, die das Beratungsunternehmen
Accenture zusammen
mit dem Digitalverband Bitkom durchgeführt
hat. Demnach könnten innovative
Technologien dabei helfen, den Ausstoß
an Treibhausgasemissionen in Deutschland
im Jahr 2030 um rund 150 Megatonnen
zu reduzieren. Das entspricht 41
Prozent dessen, was die Bundesrepublik
insgesamt einsparen muss, um die gesteckten
Klimaziele bis Ende des Jahrzehnts
zu erreichen.
Bei aller Euphorie hat die Digitalisierung
aber auch eine Schattenseite. Schließlich
verbraucht der Einsatz von IT-Technologie
selbst jährlich mehr und mehr Energie.
Digitaltechnik wird eben
nicht nur für den Klimaschutz
eingesetzt. Bitcoin-Mining
verbraucht weltweit bereits
mehr Energie als
mancher Industriestaat
und Schätzungen beziffern
den Anteil von
Video-Streaming am
globalen Datenverkehr
Quelle: Fraunhofer IESE
auf mittlerweile weit über 50 Prozent.
Soll sich die Digitalisierung nicht vom Segen
zum Fluch wenden, muss auch Software
selbst nachhaltiger – und damit
ressourcenschonender – werden. Das
Stichwort dazu lautet „Green IT“.
Stellschraube Nr. 1:
die richtige Programmiersprache
Der Begriff fasst sämtliche Aspekte zusammen,
die im Zusammenhang mit einem
nachhaltigen Betrieb von IT-Technologien
stehen: von den Umweltkosten bei
der Herstellung von IT-Geräten über
Kreislaufwirtschaft bis hin zu der Frage,
wie der Energieverbrauch der Technologien
auf ein absolut notwendiges Minimum
reduziert werden kann. Auch in der
Forschung ist Green IT ein derzeit viel
diskutiertes Thema. Schließlich mangelt
es der Softwarebranche noch immer an
objektiven Qualitätsstandards, die ein
nachhaltiges Softwaredesign und die dazugehörige
Entwicklung beschreiben.
Auf den ersten Blick mag es so scheinen,
als sei die Senkung des Energieverbrauchs
von IT-Geräten insbesondere eine
Herausforderung, mit der sich Elektroingenieure
konfrontiert sehen.
Tatsächlich haben jedoch insbesondere
Software-Entwickler
einen großen Einfluss auf
diese Fragestellung. So lässt
sich an dieser Stelle bereits
vorab festhalten: Jeder Software-Engineer
hat die Möglichkeit,
Maßnahmen zu ergreifen,
eine Software als
grüneres Produkt zu gestalten.
Einige dieser Stellschrauben
werden im Folgenden näher
dargelegt.
November/Dezember 2023 | www.it-daily.net