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5-2023

Fachzeitschrift für Medizintechnik-Produktion, Entwicklung, Distribution und Qualitätsmanagement

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Editorial<br />

Wertschöpfung<br />

für sensible Märkte<br />

Hermann Püthe<br />

Geschäftsführender Gesellschafter<br />

inpotron Schaltnetzteile GmbH<br />

www.inpotron.com<br />

Kaum ein Land hat so sehr von der Globalisierung profitiert wie Deutschland.<br />

Warum ist das so und welche ökonomischen und geopolitischen Bedingungen<br />

haben dies bevorteilt? Ist diese Entwicklung beendet? Gibt es Lösungen, Produkte<br />

und Systeme, die lokal von so hoher Bedeutung sind, dass eine Inlandserzeugung<br />

unumgänglich ist? Ist die Medizintechnik ein solcher Markt? Dies sind Fragen,<br />

mit denen wir uns als Unternehmen auseinandersetzen sollten. Es gilt dabei<br />

nicht, die „einzig sinnvolle Lösung“ zu finden, es ist vielmehr ein Prozess, den<br />

wir mitgestalten können und die Antworten hierzu in Teilbereichen eben auch.<br />

Jahrelang als Exportweltmeister oder zumindest in den vordersten Reihen<br />

vertreten, so wurde Deutschland als Innovationsführer weltweit geschätzt.<br />

Um in diesem globalen Markt bestehen zu können, ist es nicht möglich,<br />

die komplette Wertschöpfungskette im eigenen Land aufzubauen. ICs aus<br />

Taiwan, Leistungshalbleiter aus China, passive Bauteile aus Brasilien oder<br />

Spezialbauteile aus Japan, um nur einige Beispiele zu nennen. Ein eng<br />

vernetzter Markt, auf dem möglichst viele Länder und deren Einwohner von<br />

Gesamtwirtschaftswachstum profitieren. Im deutschen Mittelstand, ein Inbegriff<br />

der Innovationskraft mit immer wieder neuen Ideen und Produkten, sind laut<br />

Statistischem Bundesamt 56 % aller Beschäftigten tätig. All diese Menschen und<br />

das dazu gehörende Umfeld dürfen und durften sich über Wirtschaftswachstum<br />

und steigenden Wohlstand freuen. In einem Land mit wenig sinnvoll nutzbaren<br />

Bodenschätzen ist die weltumspannende Wirtschaft die Energie, die unseren<br />

Leistungskreislauf ernährt.<br />

Der Trend zur Deglobalisierung - aus nachvollziehbaren Gründen - zur<br />

Reduzierung von elementaren, einseitigen Abhängigkeiten ist schon seit einigen<br />

Jahren vorhanden. Niemand möchte sich privat und auch nicht als Unternehmen<br />

in unkalkulierbare und zudem wenig beeinflussbare Abhängigkeiten begeben.<br />

Ganz ohne einen globalen Handel ist die Welt, wie wir sie kennen, nicht<br />

wirklich vorstellbar. Auf Kaffee oder Kakao werden wir nicht verzichten<br />

mögen. Neben den klimatischen Vorteilen haben sich weltweit eben auch über<br />

Jahrzehnte Regionen mit Kompetenz- und Verfügbarkeitsvorteilen entwickelt.<br />

Diese nutzen wir alle sehr bewusst und zielorientiert in unserer Lieferkette.<br />

Oder ganz einfach gesprochen, es gibt Firmen in anderen Ländern, die können<br />

bestimmte Aufgaben qualitativ, kommerziell und quantitativ besonders gut lösen.<br />

Diese Kompetenzen nicht zu nutzen ist nicht im Sinne einer guten Lösung fürs<br />

Endprodukt. Partnerschaften, Freundschaften auf Gegenseitigkeit fördern diese<br />

Beziehungen zum Nutzen für alle Beteiligten.<br />

Besinnen wir uns auf unsere Kern-Kompetenzen und schaffen die Werte im<br />

eigenen Lande bzw. bei unseren vertrauten in einem ähnlichen Rechtssystem<br />

wie wir befindlichen Partnern, so kann der Weg für die Zukunft nicht falsch sein.<br />

Es wird immer gewisse Abhängigkeiten geben, die jedoch auf Gegenseitigkeit<br />

mit möglichst enger Vernetzung aufgebaut und nicht über ein Machtgefüge<br />

auferlegt sind. Die Wertschöpfung der uns wirklich wichtigen Produkte und<br />

Lösungen sollten wir mit viel Engagement behalten. So ist die Medizintechnik<br />

ein entsprechend wichtiger, sensibler Markt, der unsere Lebensqualität erhält<br />

und nicht durch eine zu große Abhängigkeit riskiert werden darf.<br />

Hermann Püthe<br />

meditronic-journal 5/<strong>2023</strong><br />

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