SUMO #41
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Fachmagazin des Bachelor Studiengangs Medienmanagement der FH St. Pölten<br />
Oktober 2023<br />
Digitale Delikatessen:<br />
Wie KI den Journalismus verändert
ST. PÖLTEN UNIVERSITY<br />
OF APPLIED SCIENCES<br />
Hier lernst<br />
du, die<br />
Zukunft der<br />
Medien mitzugestalten.<br />
Medienmanagement<br />
Bachelorstudium: 6 Semester,<br />
Vollzeit<br />
Schwerpunkte<br />
• Medienwirtschaft & Strategie<br />
• Publizistische und journalistische<br />
Grundlagen<br />
• Medienproduktion und<br />
-technologie<br />
© Peter Rauchecker<br />
Wissen, was<br />
morgen zählt.<br />
Jetzt informieren:<br />
fhstp.ac.at/bmm
© 2023 <strong>SUMO</strong> Medienfachmagazin<br />
Alle Rechte vorbehalten.<br />
www.sumomag.at<br />
facebook.com/sumomag<br />
instagram.com/sumo.mag<br />
Medieninhaberin Fachhochschule St. Pölten GmbH<br />
c/o <strong>SUMO</strong><br />
Campus-Platz 1<br />
A-3100 St. Pölten<br />
Telefon: +43(2742) 313 228 - 200<br />
www.fhstp.ac.at<br />
Fachliche Leitung Mag. Hellin Jankowski, BA und<br />
FH-Prof. Mag. (FH) Dr. Johanna Grüblbauer<br />
E-Mail: johanna.grueblbauer@fhstp.ac.at<br />
Telefon: +43 676 847228422<br />
© Titelbild: Mag. Hellin Jankowski, BA, Playground AI<br />
Druck in Auftrag gegeben bei gugler*<br />
Leitstern für Kommunikation und Wandel<br />
Auf der Schön 2<br />
A-3390 Melk/Donau<br />
www.gugler.at
Journalismus<br />
01<br />
Wer füttert wen: Künstliche Intelligenz als Zukunft des<br />
Lokaljournalismus?<br />
von Tobias Krammer mit Barbara Eidenberger und Rüdiger Landgraf<br />
KI im Newsroom – Ja, aber wie?<br />
von Genia Mayerböck mit Rüdiger Landgraf und Katharina Schell<br />
Von Panama Papers bis Austrian Papers – KI im investigativen<br />
Journalismus<br />
von Carolin Plas mit Michael Nikbakhsh und Christo Buschek<br />
Die künstlich-intelligente Jagd nach Fake News<br />
von Mia Weisz mit Martin Boyer und Florian Schmidt<br />
08<br />
12<br />
16<br />
19<br />
24<br />
27<br />
Arbeitswelt<br />
KI als neue*r Mitarbeiter*in?<br />
von Elias Nemeth mit Cordual Cerha und Victoria Gabriel<br />
Content Moderation: Wie KI in Foren mitmischt<br />
von Vanja Vlajković mit Fridolin Herkommer, Alexander Czech<br />
und Eleana Novak<br />
02<br />
03<br />
Musik und Kunst<br />
KI als Singer und Songwriter<br />
von Katharina Woisetschläger mit Günter Loibl und Thomas Korponay-Pfeifer<br />
Killt KI den Radiostar?<br />
von Sophia Olesko mit Michael Fischeneder und Zena Burns<br />
Die Kunst der Künstlichen Intelligenz<br />
von Emily Pobst mit Martin Dörsch und Benedikt Pfisterer<br />
Die Generation des Generierens: Wem gehört die künstliche<br />
Kunst?<br />
von Nikolas Rode mit Matthias Leidinger, Stefan Pichler und Jeanette Gorzala<br />
32<br />
35<br />
39<br />
42<br />
4<br />
Inhaltsverzeichnis
41. Ausgabe - Digitale Delikatessen: Wie KI den Journalismus verändert<br />
47<br />
50<br />
54<br />
Verzerrte Realität<br />
Black Mirror: Leben wir in einer dystopischen Welt?<br />
von Karoline Szakal mit Constantin Brîncoveanu, Hideaki Ogawa<br />
und Ulrich Bodenhofer<br />
Virtuelle Influencer: Was ist schön, was ist echt?<br />
von Savanna Plank mit Ulrich Rosar und Johannes Krause<br />
Gefühle für einen Chatbot: Wenn aus etwas Künstlichem<br />
reale Liebe wird<br />
von Florian Ploier mit Bernhard Niedermayer und Markus Huber<br />
04<br />
Kreuzworträtsel<br />
05<br />
Wir sind <strong>SUMO</strong><br />
62<br />
60<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
5
Liebe Leser*innen,<br />
der Artikel, den Sie nun lesen, wurde von einem<br />
Menschen geschrieben – wie auch alle übrigen<br />
Texte, die Sie in dieser Ausgabe finden. Warum<br />
wir das erwähnen? Weil es nicht mehr selbstverständlich<br />
ist, dass hinter gedruckten Worten eine<br />
natürliche und keine künstliche Intelligenz (KI)<br />
steckt.<br />
Doch wir verbürgen uns an dieser Stelle: Sämtliche<br />
Worte, die Ihnen auf den folgenden Seiten<br />
begegnen, gehen auf die Studierenden im 5.<br />
Semester des Bachelorstudiengangs Medienmanagement<br />
an der Fachhochschule St. Pölten<br />
zurück. Wie wir das beweisen wollen? Nun, wir<br />
haben uns kreative Fragen gestellt und keinen<br />
noch so ungewöhnlichen Weg ausgelassen,<br />
um Antworten zu finden. Wir haben also<br />
einen Aufwand betrieben, den eine KI nicht bewerkstelligt<br />
hätte. Trotzdem müssen wir am<br />
Ende einräumen: Ein Leben ohne algorithmische<br />
Unterstützung wird es nicht mehr geben.<br />
Vielmehr werden Elemente, die bisher als „Science<br />
Fiction“ verkannt wurden, Realität werden.<br />
Es geht als nicht mehr um das Ob, sondern um das<br />
Wann und Wie.<br />
„Wie viel künstliche Intelligenz braucht intelligenter<br />
Journalismus?“, lautete folglich die Frage, die<br />
am Beginn der Produktion der 41. <strong>SUMO</strong>-Ausgabe<br />
stand. Wie künstlich darf er werden? Apropos:<br />
Wie nennt man und frau Kunst, die von künstlicher<br />
Intelligenz geschaffen wurde? Wer ist der Urheber<br />
respektive die Urheberin eines Bildes, das sich<br />
nicht mehr aus Pinselstrichen, sondern aus Algorithmen<br />
zusammensetzt? Und wohin soll uns all<br />
das führen? In einen Zustand, in dem sich Mensch<br />
und Maschine ineinander verlieben lernen? In<br />
einen Zustand, in dem uns virtuelle Influencer<br />
die Welt erklären, Trends einläuten und Ideale<br />
festlegen?<br />
„Künstliche Intelligenz hat das Potenzial,<br />
den unabhängigen Journalismus besser zu<br />
machen, als er jemals war – oder ihn einfach zu<br />
ersetzen“, behauptete Mathias Doepfner, der<br />
Vorstandsvorsitzende des Axel-Springer-Verlages<br />
und Eigentümer der größten deutschen Zeitung<br />
„Bild“, im Frühjahr 2023. Die <strong>SUMO</strong>-Redaktion<br />
hält dagegen: So weit sind wir noch nicht. Aber:<br />
Tatsächlich lassen sich Algorithmen für die<br />
investigative Recherche nützen – immens<br />
Hellin Jankowski und Johanna Grüblbauer / © Nikolas Rode<br />
große Datenmengen, wie sie beispielsweise die<br />
„Panama Papers“ darstellen, lassen sich<br />
binnen Sekunden erfassen und strukturieren.<br />
Ähnliches gilt für Falschmeldungen alias<br />
Fake News: In wenigen Minuten können<br />
sie enttarnt werden. Die Kehrseite<br />
der Medaille lautet aber: In wenigen<br />
Minuten können sie erstellt werden. Videos<br />
werden mit täuschend echt klingenden Stimmen<br />
hinterlegt, Bilder vom Papst im Balenciaga-Mantel<br />
um die Welt geschickt – und im ersten Moment<br />
für echt gehalten.<br />
Auch auf den zweiten Blick wahr ist: Die<br />
Geschäftsmodelle sämtlicher traditioneller<br />
Medien sind durch die digitalen Technologien<br />
angeschlagen. Deswegen versuchen auch<br />
Medienunternehmen an dem zu sparen, was<br />
eigentlich ihr Kapital ist: dem Personal. Besser<br />
wäre es allerdings, umzustrukturieren – die<br />
Newsrooms an die neuen Gegebenheiten<br />
anzupassen. Ganz im Sinne von Isaac Asimov,<br />
dessen Gesetz zufolge es einem Roboter<br />
untersagt ist, einem Menschen zu schaden.<br />
Daran anknüpfend haben auch wir der KI die<br />
Hand gereicht – und sie mit Ideen gefüttert.<br />
Herausgekommen ist das Cover dieses Magazins,<br />
das die Frage verdeutlichen soll: Wer<br />
frisst wem aus der Hand – die Menschen<br />
der künstlichen Intelligenz, oder umgekehrt?<br />
Stichwort Hand: Am Ende dieser Ausgabe sind<br />
Sie, liebe Leserinnen und Leser, aufgerufen, selbst<br />
tätig zu werden. Erstmals beinhaltet ein <strong>SUMO</strong>-<br />
Magazin nämlich ein Kreuzworträtsel.<br />
Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen beim Lesen<br />
und Lösen,<br />
Hellin Jankowski und<br />
Johanna Grüblbauer<br />
6<br />
Editorial
© twitter.com/anna_thalhammer
Wer fütter wen: Künstliche Intelligenz als<br />
Zukunft des Lokaljournalismus?<br />
Texte kürzen, einfache Fragen stellen: Viele Jugendliche informieren sich mithilfe von Künstlicher<br />
Intelligenz (KI) über das tägliche Leben. Wie sieht’s gerade in der Champions League aus? Was hat<br />
es mit der Chat-Affäre auf sich? Add-Ons oder die neuesten Versionen von KI-Bots geben Antworten.<br />
Machen sie Zeitung, Radio und TV damit obsolet oder befördern sie die Medienwelt auf eine<br />
neue Ebene?<br />
Klar sei daher, dass eine neue Geschichte mit Artificial<br />
Intelligence nicht geschrieben würde, denn:<br />
„Eine KI fällt mit ihrer Datenbasis, die sie hat. Solange<br />
ich als Medium diese Basis erst herstellen<br />
muss, ist sie für mich unattraktiv“, so die Journalistin.<br />
Konkurrenz fürchtet sie daher vorerst nicht:<br />
„Gerade im Lokaljournalismus wird es noch lange<br />
dauern, bis diese Datenbasis vorhanden ist“,<br />
lautet ihre Prognose.<br />
„Ich liebe übrigens die KI. Sie wird uns nicht ersetzen,<br />
wir werden ihre Kontrolle“, twittert Anna<br />
Thalhammer, Chefredakteurin des Nachrichtenmagazins<br />
profil am 15. Mai 2023. Doch, stimmt<br />
das? Bereits jetzt nutzen viele Medienhäuser KI<br />
für den digitalen Vertriebsweg oder in der Produktion.<br />
Die Abozahlen von ChatGPT sind nicht öffentlich<br />
einsehbar – aber haben sie die von österreichischen<br />
Tageszeitungen bereits überholt?<br />
„Bei uns wird Journalismus noch ohne KI geschrieben.<br />
Für uns ist die Nähe zur Nachricht ein wichtiger<br />
Bestandteil unserer Arbeit – und den kann<br />
die KI nicht liefern“, sagt Barbara Eidenberger,<br />
Leiterin der Online-Redaktion der Oberösterreichischen<br />
Nachrichten. Mit knapp 1,8 Millionen<br />
Besucher*innen alleine im März 2023 zählt nachrichten.at<br />
zu den Top-Ten der am meisten genutzten<br />
Nachrichtenportale in Österreich. Gerade für<br />
lokalen Journalismus sei die KI noch weit weg von<br />
einem sinnvollen Nutzen, da noch nicht ausreichend<br />
Informationen eingespeist seien. Die Folge:<br />
Stellt man der KI eine Frage, erhält man eine nicht<br />
korrekte Antwort. „ChatGPT ortet den oberösterreichischen<br />
Landeshauptmann Thomas Stelzer<br />
zum Beispiel als Linzer Bürgermeister“, sagt Eidenberger.<br />
Allerdings hätte KI in anderen Bereichen durchaus<br />
schon jetzt Potenzial: „Gerade zum Kürzen von<br />
großen Textmengen wie Rechnungshofberichten<br />
oder den vielen Chat-Protokollen [Anm.: In Österreich<br />
kam es in den letzten Jahren vermehrt zur<br />
Veröffentlichung von strafrechtlich relevanten<br />
Chat-Protokollen zwischen hohen Politiker*innen]<br />
wird die KI sehr gut hergenommen. Auch Bild-<br />
Tools wie Midjourney sind im Einsatz.“ Midjourney<br />
ist eine künstliche Intelligenz, mit der jede*r zur<br />
oder zum Künstler*in wird: Einfach ein gewünschtes<br />
Bild in einem Chatbot beschreiben und schon<br />
generiert die Künstliche Intelligenz mehrere Versionen<br />
dieses Bildes.<br />
Dabei bleiben dürfte es jedoch nicht: „Unser Weg<br />
muss sein, dass wir ganz klar den Unterschied<br />
zwischen KI-generierten Texten und Journalismus<br />
ausarbeiten“, sagt Eidenberger. Diese Ausarbeitung<br />
wiederum müsse den Leser*innen bewusst<br />
gemacht werden: „Im Gegensatz zu KI-generierten-Texten<br />
handelt es sich bei journalistischen<br />
Texten um von Menschen bearbeiteten und bewerteten<br />
Inhalte – und das verleiht unseren Endprodukten<br />
Glaubwürdigkeit und Vertrauenswürdigkeit.<br />
Ein KI-Text hingegen hat nur die Qualität,<br />
welche der Server liefern kann“, sagt Leiterin von<br />
nachrichten.at. Gerade durch Newsbots können<br />
immer öfter KI-generierte Fake News in den Umlauf<br />
kommen, da die KI oft die Zusammenhänge<br />
zwischen verschiedendn Stories nicht erkennen<br />
kann.<br />
8<br />
Wer fütter wen: Künstliche Intelligenz als Zukunft des Lokaljournalismus?
© Nikolas Rode<br />
Ins Auto steigen und das Radio anmachen<br />
Am Frühstückstisch die KI-generierte Zeitung<br />
aufschlagen – im Auto dann das KI-generierte<br />
Radio hören? Was noch sehr futuristisch klingt,<br />
ist in den USA dank dem Radiosender RadioGPT<br />
schon Realität. Dieser Radiosender mixt automatisiert<br />
Musik und die KI umrandet das Ganze mit<br />
den passenden Informationen und Nachrichten.<br />
Als Pilotversuch gestartet ist RadioGPT mittlerweile<br />
rund um die Uhr live im Web verfügbar,<br />
eine weitere Ausrollung steht bevor. Laut den<br />
Betreiber*innen dieses Radiosenders bringe diese<br />
neue Form des Radios einige Vorteile: Gerade<br />
in ruralen Gegenden oder in kleineren Zielgruppen<br />
sei das Betreiben eines Radiosenders meist wirtschaftlich<br />
nicht begründbar. Dort leiste KI einen<br />
Beitrag zu mehr Mediendiversität: „Wo man früher<br />
Radiosender aufgrund der hohen Personalkosten<br />
einstellen musste, kann man jetzt zum Beispiel<br />
wieder Sender mit regionalem Bezug hochfahren“,<br />
sagt Rüdiger Landgraf, Head of Digital & Strategy<br />
bei dem österreichischen Radiosender Kronehit.<br />
Kronehit wolle sich dank KI künftig auf kleinere<br />
Nischen im Musikmarkt spezialisieren können. Mit<br />
über 921.000 Hörer*innen über die letzten zehn<br />
Jahren wurde das Unternehmen im Radiotest zum<br />
reichweitenstärksten Privatradio gekürt.<br />
Wann kommt in Österreich das erste komplett<br />
KI-generierte Radio? „In Österreich haben wir auf<br />
jeden Fall die Eigenheit der Sprache. Es gibt sehr<br />
wohl bereits deutsche Sprachmodelle, aber ein<br />
österreichisches ist noch nicht auf dem Markt.<br />
Deshalb klingt KI-generierte englische Sprache<br />
schon sehr flüssig und lässt sich kaum von<br />
„echter“ unterscheiden – deutsche bzw. österreichische<br />
Sprache klingt noch sehr roboterhaft.<br />
So lange dies noch nicht geschehen ist, wird<br />
es auch für einen KI-Radiosender in Österreich<br />
schwierig.“ Sobald dieses Modell am Markt ist, soll<br />
es Anwendung finden. KI unterstützt Radiosender<br />
bereits jetzt in technischen Bereichen.<br />
Facebook, TikTok, ChatGPT?<br />
KI eignet sich also noch nicht als Journalist*in, der<br />
oder die Artikel und Meldungen entwirft und an<br />
die Leser*innen und Hörer*innen bringt. Sehr wohl<br />
liegt in ihnen aber das Potenzial, als Vermittler und<br />
Aufbereiter von Nachrichten zu agieren: „Gerade<br />
um Jugendliche zu erreichen, liefern wir Großkonzernen<br />
Inhalte und schauen bei Werbeeinnahmen<br />
bereits jetzt durch die Finger“, kommentiert<br />
Eidenberger die aktuelle Lage. Medien nutzen<br />
verschiedenste Social-Media-Plattformen, die<br />
Werbeeinnahmen stecken sich Plattformen zu<br />
großen Teilen oder gar ganz ein. Neben Meta und<br />
ByteDance, welche die Unternehmen hinter Facebook,<br />
Instagram sowie auch TikTok sind, könnte<br />
auch Microsoft als Eigentümer von OpenAI, welches<br />
ChatGPT betreibt, künftig dazuverdienen.<br />
Vereinfacht ausgedrückt: Sollten Nachrichten über<br />
KI-Bots rezipiert werden, geht das eigentliche<br />
Geschäftsmodell von klassischen Medien immer<br />
Wer füttern wen: Künstliche Intelligenz als Zukunft des Lokaljournalismus?<br />
9
Barbara Eidenberger<br />
/ © OÖN/Weihbold<br />
Rüdiger<br />
Landgraf<br />
/ © Kronehit<br />
weiter zu Grunde. „Qualität muss auch<br />
Jugendlichen etwas wert sein. Und da ist<br />
die Politik gefragt!“, betont die Leiterin<br />
der Online-Redaktion. Medienbildung,<br />
Media Literacy oder auch die vielfach<br />
diskutierte Medienförderung sind nur<br />
drei Beispiele, wo die Politik ansetzen<br />
könne. „Wir für unseren Teil versuchen<br />
mit unseren Kindernachrichten, vertrauenswürdigen<br />
Inhalt an die jüngste Zielgruppe<br />
durchzubekommen – mit Erfolg“,<br />
sagt Eidenberger.<br />
Wer hat wen unter Kontrolle?<br />
Wird also Anna Thalhammer künftig zu<br />
einer Kontrolleur*in der Künstlichen Intelligenz?<br />
Wo derzeit noch Journalist*innen<br />
am Werk sind, könnten künftig viele Arbeitsschritte<br />
durch Künstliche Intelligenz<br />
ersetzt werden. Ob Medien die KI wirklich<br />
unter Kontrolle haben – oder ob KI<br />
künftig vielen Medienhäusern zu schaffen<br />
macht, wird sich zeigen. Wie sich die<br />
Medien entwickeln sollen, entscheiden<br />
alleinig die Rezipient*innen dieser.<br />
Die Kontrolle über tagesaktuelle Nachrichten<br />
hat jedoch nur der Journalismus.<br />
Die KI kann immer nur auf bereits bestehende<br />
Daten zugreifen, keine neuen<br />
erschaffen oder diese weiterentwickeln.<br />
Für Medienhäuser gilt es allerdings jetzt<br />
schon, sich mit KI zu befassen, denn:<br />
Ohne Fortschritt und ohne Entwicklung<br />
und mit denselben Einnahmequellen<br />
wie Jahrzehnte davor, wird es weiterhin<br />
zu Personalabbau kommen, wie Ende<br />
Februar zum Beispiel, bei der Kleinen<br />
Zeitung kommen. Um nicht unter Kontrolle<br />
der KI zu gelangen, soll es also<br />
künftig heißen: Mutig und offen in die<br />
Zukunft, statt Kulturpessimismus und<br />
Stagnation.<br />
Tobias Krammer<br />
Muss KI kontrolliert werden? In einem<br />
offenen Brief des Future of Life-Institutes,<br />
in dem über 1800 Personen,<br />
unter anderem auch Elon Musk, unterzeichnet<br />
haben, fordert das Institut eine<br />
sofortige Forschungspause. Diese Pause<br />
soll dazu genutzt werden, Sicherheit<br />
und Regulative für KI herzustellen. Auch<br />
Digitalisierungsminister Tursky forderte<br />
eine KI-Regulierungsbehörde in der<br />
Europäischen Union – und zwischenzeitlich<br />
auch für Österreich.<br />
10<br />
Künstliche Intelligenz als Zukunft des Lokaljournalismus?
MEHR ALS<br />
IRGENDWAS<br />
MIT MEDIEN.<br />
Als Multi-Screen-Vermarkterin mit langjähriger<br />
Erfahrung sorgen wir dafür, dass Werbebotschaften<br />
zur richtigen Zeit auf den richtigen Screens bei der<br />
richtigen Zielgruppe ankommen.<br />
NEUGIERIG GEWORDEN? ERKUNDIGE DICH JETZT!<br />
www.goldbach.com<br />
11
© Pexels/John-Mark Smith<br />
KI im Newsroom – Ja, aber wie?<br />
„Stillstand ist der Tod, geh' voran“ – 1998 hat Sänger Herbert Grönemeyer angestimmt, was heute<br />
in puncto Künstliche Intelligenz im Journalismus Realität ist: Sie wird sukzessive auf die eine oder<br />
andere Art in den Newsrooms implementiert. Doch wie gelingt der Sprung vom Versuchslabor in<br />
den Redaktionsalltag? Eine Spurensuche.<br />
„Die APA setzte zur EU-Wahl auf automatisierte<br />
Wahlberichterstattung“, hieß es im Horizont, einer<br />
Fachzeitschrift für Marketing, Werbung und Medien,<br />
am 27. Mai 2019. Bevor diese Schlagzeile veröffentlicht<br />
werden konnte, bedeutete dies für den<br />
Newsroom der Austria Presse Agentur jedoch,<br />
sich neuen Herausforderungen anzunehmen.<br />
„Also im Prinzip unterliegt alles der Adoptionstheorie,<br />
davon bin ich der festen Überzeugung“,<br />
sagt Rüdiger Landgraf, zuständig für Strategie<br />
und Digital bei Kronehit. Er meint damit die Theorie<br />
von Everett M. Rogers. Diesem Ansatz zufolge<br />
kann unter anderem der Entscheidungsprozess,<br />
ob Menschen – im konkreten Fall Journalist*innen<br />
– eine Künstliche Intelligenz (KI) im Newsroom annehmen<br />
oder nicht, nachvollzogen werden. Dieser<br />
Prozess sei als Adoptionsprozess zu bezeichnen,<br />
welcher in fünf Phasen unterteilt werden könne:<br />
In der ersten Phase, „Knowledge“ genannt, wird<br />
nach Rogers der*die Journalist*in darüber informiert,<br />
dass es beispielsweise ein neues Textautomatisierungsprogramm<br />
für die Medienbranche<br />
gibt. In der zweiten Phase, der „Persuasion“, beginnt<br />
der*die Journalist*in, sich eine Meinung zu<br />
bilden und eine Einstellung dem Programm gegenüber<br />
zu entwickeln. Diese Meinungsbildung wird<br />
durch Schlüsselpersonen, wie Mitarbeiter*innen<br />
aus der Chefrdaktion, dem Innovationsmanagement<br />
oder auch durch andere Journalist*innen<br />
beeinflusst. „Decision“ bildet dann die Phase, in<br />
welcher die Einstellung sozusagen manifestiert<br />
wird, beziehungsweise der*die Journalist*in das<br />
Textautomatisierungsprogramm für gut oder<br />
schlecht befindet. Das Programm wird dann in der<br />
Phase der „Implementation“ in den Redaktionsalltag<br />
integriert, bevor der*die Journalist*in in der<br />
„Confirmation“-Phase versucht, Bestätigung für<br />
die Entscheidung zu suchen. Aus diesem Grund<br />
wird in dieser Phase oftmals auch widersprüchlichen<br />
Informationen aus dem Weg gegangen, da<br />
diese Informationen die Entscheidung des*der<br />
Journalist*in nicht bestätigten könnten. In der<br />
APA zum Beispiel gibt es dafür eine eigens eingerichtete<br />
Task Force, wie Katharina Schell, stellvertretende<br />
Chefredakteurin bei der APA, <strong>SUMO</strong><br />
berichtet: „Wir haben eine APA-übergreifende<br />
12<br />
KI im Newsroom – Ja, aber wie?
„Task Force AI“ (Anm.: AI steht für Artificial<br />
Intelligence), da sind Personen aus allen<br />
Bereichen vertreten. Zum Beispiel sind<br />
unsere Hauptinnovationsmanagerin, ich,<br />
als Vertretung der Redaktion, jemand<br />
aus unserer IT-Abteilung und jemand<br />
von unserer Komm-Tochter involviert.“<br />
Neben dem Schwerpunkt, Maßnahmen<br />
und eine Art Programm für die Hebung<br />
der generellen AI-Literacy in der APA<br />
zu setzen, sei dieses Sammelsurium an<br />
unterschiedlichen Bereichen, eben auch<br />
für die Entwicklung und Weiterentwicklung<br />
von KI-Produktionswerkzeugen<br />
zuständig.<br />
Fundament Unternehmenskultur<br />
Der Adoptionsprozess wird durch die<br />
äußere Umwelt beeinflusst. Dabei sind<br />
in einem Unternehmen vor allem die<br />
Unternehmenskultur und das Mindset<br />
entscheidend: „Kommunikation und<br />
wie sie erfolgt hängt natürlich ursächlich<br />
damit zusammen, wie die Innovation<br />
selbst erfolgt ist und kommt auf die<br />
ganz individuelle Unternehmenskultur<br />
an“, sagt Schell. Unter Unternehmenskultur<br />
sind gemeinsame Werte, Normen<br />
und Einstellungen innerhalb eines Unternehmens<br />
zu verstehen. Dabei würde<br />
beispielsweise eine gewisse Innovationsaffinität<br />
bei den „Product Ownern“,<br />
wie Landgraf die Rolle der Person oder<br />
der Personen beschreibt, welche eine<br />
Innovation ins Leben rufen, eine Voraussetzung<br />
darstellen. Aber auch die<br />
Redakteur*innen, welche mit den verschiedenen<br />
KI-Produktionswerkzeugen<br />
arbeiten sollen, würden ein Faible für Innovationen<br />
benötigen.<br />
Einen Einfluss durch die äußere Umwelt<br />
würde auch die Organisationsstruktur<br />
darstellen, welche Teil der Unternehmenskultur<br />
ist, zeigt die Studie AI.AT.<br />
Media – AI and the Austrian Media Sector:<br />
Mapping the Landscape,<br />
Setting a Course, vom Bundesministerium<br />
für Klimaschutz, Umwelt, Energie,<br />
Mobilität, Innovation und Technologie,<br />
aus dem Jahr 2021. Durch welche<br />
Motivation und von welchen wesentlichen<br />
Impulsgeber*innen eine Idee entstehen<br />
würde, seien in diesem Zusammenhang<br />
die leitenden Fragen. Für die<br />
Kommunikation ist es aber genauso<br />
wichtig, wer diese schlussendlich in den<br />
Newsroom vermittelt, also ob dies der<br />
Studie nach Top-Down oder Bottom-Up<br />
geschehe. Welche Organisationsstruktur<br />
dann gewählt werden würde, sei am<br />
Ende des Tages wieder von der Unternehmenskultur<br />
abhängig.<br />
Entscheidend ist laut Schell auch<br />
die Zusammenarbeit im Unternehmen:<br />
„Medienhäuser, in welchen die<br />
IT und die Redaktion sehr stark getrennt<br />
sind und in denen es eventuell<br />
nur ein Auftraggeber*innen-<br />
Auftragnehmer*innen-Verhältnis gibt<br />
und nicht mehr, werden sich [Anm.: in der<br />
Zusammenarbeit] schwerer tun, als jene<br />
Medienhäuser, die in ihren redaktionellen<br />
Teams Menschen haben, die digitalund<br />
technologieaffin sind, aber auch in<br />
ihren IT-Teams Menschen haben, die ein<br />
Grundverständnis für Journalismus und<br />
für die Arbeitsweise der Journalist*innen<br />
im Haus mitbringen.“<br />
Ziel der Nicht-Ziele<br />
Nachdem klar ist, dass Kommunikation<br />
mitunter auch von der Unternehmenskultur<br />
und dem vorherrschenden<br />
Mindset in einem Unternehmen abhängt,<br />
stellt sich die Frage, wie neue<br />
KI-Produktionswerkzeuge, wie beispielsweise<br />
Textautomatisierungsprogramme,<br />
kommuniziert werden müssen.<br />
Schell betont, dass es nicht nur essenziell<br />
sei, zu kommunizieren, was getan<br />
wird, sondern auch zu kommunizieren,<br />
warum etwas getan wird, was die<br />
Ziele und Überlegungen dahinter sind<br />
und somit für Transparenz zu sorgen.<br />
Als Beispiel nennt sie ein Pilotprojekt<br />
für eine automatisierte Wahlberichterstattung:<br />
„Beim allerersten Pilotprojekt<br />
beziehungsweise Prototypen für automatisierte<br />
Wahlberichterstattung, wurde<br />
ganz klar von Anfang an gesagt, welche<br />
Ziele wir damit verfolgen und welche<br />
Rüdiger Landgraf / © Kronehit<br />
Katharina Schell / © APA<br />
KI im Newsroom – Ja, aber wie?<br />
13
nicht.“ Beispielweise sei ein Ziel gewesen, herauszufinden,<br />
ob die Kund*innen diese Implementation<br />
überhaupt brauchen und ob diese auch mit den<br />
Texten was anfangen können. Herauszufinden,<br />
was die Software überhaupt kann, sei ein weiteres<br />
Anliegen gewesen.<br />
„Ein Nicht-Ziel war, Berichterstattung, die bisher<br />
am Wahltag von der Innenpolitik-Redaktion gemacht<br />
wurde, durch die Maschine zu ersetzen.<br />
Das war von Anfang an ein dezidiertes Nicht-Ziel,<br />
das man genauso deutlich sagen muss“, betont<br />
sie. Maximale Transparenz und ein Spiel mit offenen<br />
Karten seien dabei Schlüsselfaktoren.<br />
Landgraf verweist in der Kommunikation vor<br />
allem auf den „relativen Vorteil“, welchen Everett<br />
M. Rogers geprägt hat. Diesen gilt es in der<br />
Kommunikation herauszuarbeiten, um die Adoptionsentscheidung<br />
der Redakteur*innen positiv<br />
zu fördern. In der Praxis bedeute das, dem*der<br />
Journalist*in aufzuzeigen, welchen Vorteil und<br />
welche Verbesserung diese*r hätte, wenn er*sie<br />
KI-Produktionswerkzeuge in seinem*ihrem individuellen<br />
Redaktionsalltag in Verwendung hätte.<br />
Auch das wirkungsbezogene Denken sei laut<br />
Landgraf ein wesentlicher Faktor, um den relativen<br />
Vorteil zu erkennen: „Ich glaube, das Entscheidende<br />
ist das wirkungsbezogene Denken.<br />
Und dann kommt man relativ schnell drauf, dass<br />
man primär nicht in einer Struktur oder einem fixen<br />
Arbeitsplatz arbeitet, sondern prinzipiell eine<br />
Funktion hat. Und in dieser Funktion kann dir die<br />
Technologie helfen, besser zu werden und deine<br />
Funktion besser zu erfüllen.“<br />
erfolgreich in einen Newsroom zu implementieren.<br />
Damit aber nicht genug: eine für<br />
Innovationen ausgelegte Unternehmenskultur<br />
und auch ein dementsprechendes Mindset sind<br />
ebenfalls erforderlich, wie sich aus dem Interview<br />
mit Schell, aber auch aus der Studie AI.AT.Media<br />
herauskristallisiert.<br />
Abzuwarten bleibt, ob der Durchbruch von KI im<br />
Journalismus weiter voranschreitet und wie dieser<br />
dann vor allem den Journalist*innen österreichischer<br />
Medienhäuser „verkauft“ und nähergebracht<br />
wird. Denn ja, Stillstand ist der Tod,<br />
wie Grönemeyer singt, aber auch ja, KI wird laut<br />
Schells Prognose noch eine lange Zeit den Platz<br />
der Assistenz einnehmen. Statt der Schlagzeile<br />
„Die APA setzte zur EU-Wahl auf automatisierte<br />
Wahlberichterstattung“ ist im Horizont in entfernter<br />
Zukunft vielleicht aber doch der Titel „KI<br />
revolutioniert Journalismus und erstellt Online-<br />
Magazin vollständig autonom" zu lesen. ChatGPT<br />
ist zumindest zum jetzigen Zeitpunkt schon in der<br />
Lage, diese zweite genannte Schlagzeile autonom<br />
zu generieren.<br />
Genia Mayerböck<br />
Wichtig in der Kommunikation ist auch die Vermittlung<br />
von KI-Skills in den Newsroom. Dafür<br />
hält die APA beispielweise interne Vorträge und<br />
Workshops und befragt ihre Mitarbeiter*innen:<br />
„Ich habe gerade heute einen Fragebogen an unsere<br />
gesamte Redaktion verschickt, wo ich sehr<br />
niederschwellig nachfrage: ‚Habt ihr ChatGPT<br />
schon verwendet, beruflich oder privat? Was<br />
für Sachen habt ihr ausprobiert, wie ist es euch<br />
damit gegangen? Und wir machen demnächst<br />
einen kleinen Hack-Shop, wollt ihr da mitmachen?‘“,<br />
erzählte Schell.<br />
Wohin müssen die Schienen gelegt werden?<br />
Gute Kommunikation gilt folglich als fundamentaler<br />
Faktor, um KI-Produktionswerkzeuge<br />
14<br />
KI im Newsroom – Ja, aber wie?
15
Von Panama Papers bis Austrian<br />
Papers – KI im investigativen<br />
Journalismus<br />
Es waren rund 2,6 Terabyte Daten, die Investigativjournalist*innen 2016 durchforsteten,<br />
um verschleierte Geldströme zu und von internationalen Briefkastenfirmen<br />
aufzudecken. Doch sie agierten nicht allein: Eine Künstliche Intelligenz half<br />
ihnen, die Panama Papers zu knacken. Und den Journalismus seither gewaltig aufzurütteln.<br />
Michael Nikbakhsh / © Alexanda Unger<br />
Christo Buschek / © Caroline Wimmer<br />
Sie gelten als der journalistische Coup<br />
der vergangenen zehn Jahre: die Panama<br />
Papers. Und das nicht nur, weil sie bis<br />
dato verschleierte Geldströme aufzeigen<br />
konnten, sondern auch, weil es das erste<br />
Mal war, dass Journalist*innen und<br />
Künstliche Intelligenzen erfolgreich zusammenarbeiteten<br />
– und damit den Redaktionen<br />
weltweit neue Möglichkeiten<br />
eröffneten, Informationen zu finden, zu<br />
analysieren und zu veröffentlichen.<br />
Doch der Reihe nach: Es war das Jahr<br />
2015 als eine anonyme Quelle den Journalist*innen<br />
der Süddeutschen Zeitung<br />
eine unfassbar große Menge an Daten<br />
zuspielte. Diese beinhalteten Informationen<br />
zu illegalen Geschäften der panamaischen<br />
Anwaltskanzlei Mossack<br />
Fonseca. Die Journalist*innen deckten<br />
das dunkle internationale Netzwerk, das<br />
sich hinter dem geschickten Handeln der<br />
Kanzlei verbarg, erfolgreich auf.<br />
11,5 Millionen Dokumente konnten<br />
durch die einjährige Datenauswertung<br />
und Recherche, koordiniert vom Internationalen<br />
Consortium of Investigative<br />
Journalists (ICIJ), schlussendlich an die<br />
Öffentlichkeit gelangen.<br />
Die gigantische Menge an zugespielten<br />
Daten musste für die Journalist*innen<br />
erst nutzbar gemacht werden, um sie<br />
anschließend einer Auswertung unterziehen<br />
zu können. Hierfür nutzten die<br />
Rechercheure automatisierte Verfahren,<br />
genauer Open-Source-Technologien<br />
(Apache Sor, Apache Tika, Tesseract) und<br />
Graph Data Science (Neo4j).<br />
Neo4j Graph Data Science ist eine leistungsstarke<br />
Softwareplattform für Journalist*innen,<br />
die es ermöglicht, Informationen<br />
auf einzigartige Art und Weise<br />
zu speichern, darzustellen und die Verbindung<br />
zwischen den verschiedenen<br />
Rechercheelementen klarer sichtbar zu<br />
machen.<br />
Sie hatte für die Recherchearbeiten den<br />
großen Vorteil, dass die Software eine<br />
hohe Flexibilität für individuelle Anpassungen<br />
und Erweiterungen ermöglichte.<br />
Das bedeutet, dass die Journalist*innen<br />
der Panama Papers die Software nach<br />
ihren eigenen Bedürfnissen anpassen<br />
und optimal in ihre Recherchearbeiten<br />
integrieren konnten.<br />
Bei der Durchführung der aufwendigen<br />
Recherchen haben die Technologien<br />
des maschinellen Lernens einen bedeutenden<br />
Beitrag geleistet, indem die<br />
Daten effizient organisiert, gefiltert und<br />
durchsuchbar gemacht wurden. Dennoch<br />
steht hinter dem Arbeitstitel Panama<br />
Papers die manuelle, zeitaufwändige<br />
und kopfzerbrechende Arbeit der 400<br />
beteiligten Journalist*innen.<br />
Erwartungshaltungen, Realitäten und<br />
die Schnittmenge<br />
Dem Verständnis, wonach die Verwendung<br />
Künstlicher Intelligenz Technologien<br />
im investigativen Journalismus der<br />
recherchierenden Person die vollständige<br />
Arbeit abnimmt und aus einer großen<br />
Menge an Daten eine druckfertige Geschichte<br />
zaubert,<br />
16<br />
Von Panama Papers bis Austrian Papers – KI im investigativen Journalismus
© Melina Nassioudis<br />
widerspricht das Praxisbeispiel<br />
der Panama Papers.<br />
Tatsächlich waren es die Köpfe<br />
der 400 Journalist*innen, die<br />
eine Geschichte aus den 2,6<br />
Terabyte an Datenmaterial formulierten<br />
und nicht die KI. „Was<br />
ich in Datensätzen suche, sind<br />
Narrative und Informationen.<br />
Ein Datensatz ist noch keine<br />
Geschichte, er ist ein Anreiz für<br />
weitere Recherchen. Aus einem<br />
Datensatz versuche ich eine<br />
Geschichte herauszuarbeiten“,<br />
sagt der österreichische Investigativ-<br />
und Wirtschaftsjournalist<br />
Michael Nikbakhsh.<br />
Als eines von zwei österreichischen<br />
Mitgliedern des Internationalen<br />
Consortium of Investigative<br />
Journalists (ICIJ) Netzwerks<br />
war er maßgeblich an<br />
bedeutenden internationalen<br />
Ermittlungen beteiligt, darunter<br />
die bekannten Pandora Papers.<br />
In seinem kürzlich gestarteten<br />
Podcast Die Dunkelkammer gewährt<br />
er Einblicke in die<br />
Arbeitsabläufe und den Vorgangsprozess<br />
als Investigativjournalist<br />
im internationalen<br />
Newsroom des ICIJ und berichtet<br />
unabhängig über „kleine Affären<br />
und große Skandale“.<br />
Nikbakhsh fügt hinzu: „Meine<br />
Arbeit besteht darin, Informationen<br />
in Kontexte zu setzen<br />
und Verknüpfungen zu verstehen.“<br />
Somit macht diese Technologie<br />
die Arbeit eines investigativ arbeitenden<br />
Journalisten vielleicht<br />
in bestimmten Situationen eine<br />
Spur leichter, die vollständige<br />
journalistische Arbeit kann die<br />
Künstliche Intelligenz aber nicht<br />
ersetzen.<br />
„Eine Künstliche Intelligenz<br />
kann dabei helfen ein Indikator<br />
für weitere Recherchen zu sein“,<br />
sagt der unabhängige Softwareprogrammierer<br />
und Investigativjournalist<br />
Christo Buschek. Er<br />
fokussiert sich in seiner Arbeit<br />
besonders auf die Entwicklung<br />
von Software und Methoden<br />
für datengestützte Recherchen.<br />
2021 gewann er den renommierten<br />
Pulitzer-Preis für die<br />
Mithilfe bei den Recherchen zu<br />
Built to Last. Außerdem ist er<br />
Teil der interdisziplinären Forschungsgruppe<br />
Knowing Machines<br />
an der University of Southern<br />
California und University of New<br />
York.<br />
Buschek ergänzt: „Für mich ist<br />
das Ergebnis der KI ein Indikator<br />
für weitere Recherchen, um<br />
beispielsweise in einem riesigen<br />
Datensatz herauszufinden, wo<br />
ich anfange zu schauen.“<br />
Künstliche Intelligenzen bekommen<br />
aber nur dann einen unterstützenden<br />
Charakter, wenn<br />
der Mensch, in diesem Fall eine<br />
journalistische Person, der KI einen<br />
Fokus gäbe, wonach sie suchen<br />
solle, sagt Buschek.<br />
Somit hilft maschinelles Lernen<br />
den Journalisten in Situationen,<br />
in denen sie wissen, wonach sie<br />
Von Panama Papers bis Austrian Papers – KI im investigativen Journalismus<br />
17
in den Datensätzen suchen wollen, es aber aufgrund<br />
der Größe des Datensatzes zu lange dauern<br />
würde oder zu schwierig wäre, diese zu finden.<br />
Die Überlappung zwischen den Erwartungshaltungen<br />
eines Investigativjournalisten bezüglich<br />
der Verwendung von KI und den tatsächlichen<br />
technischen Fähigkeiten dieser Technologie definiert<br />
die Menge an Möglichkeiten, in denen sie<br />
effektiv in den jeweiligen journalistischen Arbeitsprozess<br />
eingesetzt werden können.<br />
Legitimes Misstrauen als Berufskrankheit<br />
„Ehrlicherweise vertraue ich nur mir selbst“, sagt<br />
Nikbakhsh über die Zuhilfenahme von Künstlicher<br />
Intelligenz. Dieses Zitat kann sinnbildlich als<br />
Beschreibung für die investigativ journalistische<br />
Mentalität genommen werden und entspricht<br />
dem investigativ journalistischen Auftrag. Nämlich<br />
aufzudecken, aufzuklären und anzuzweifeln.<br />
„Wenn mir ein System eine Information ausspuckt,<br />
dann ist das immer noch eine Information,<br />
die ich überprüfen werde müssen“, erklärt er. „Sie<br />
hat darüber hinaus keinen Wert, außer dass sie da<br />
ist, aber veröffentlichbar ist sie nicht, nur weil mir<br />
das eine KI gesagt hat.“ Dabei gehe es gar nicht<br />
darum, dass er einer KI misstraue, sondern darum,<br />
„dass ich die Gewissheit haben muss, dass die Informationen<br />
valide sind.“<br />
Panama Papers from Austria?<br />
Nun stellt sich aber die Frage: Weshalb war der<br />
Einsatz von KI Technologien bei den Panama Papers<br />
so erfolgreich? Die Antwort lautet: Zum einen<br />
arbeitetet das ICIJ-Netzwerk mit einer für<br />
sie bereits bekannten Graph Data Science. Dies<br />
ermöglichte den Journalist*innen bereits einen<br />
Vertrauensvorschuss in die Technologie und half<br />
einen konkreten Fokus zu finden, um die Daten<br />
aufschlüsseln und Beziehungen zwischen den Informationen<br />
herstellen zu können.<br />
Zum anderen sorgte die Anzahl der an den Recherchen<br />
beteiligten Personen für die notwendige<br />
Expertise und für die nötigen Mittel, sowohl in<br />
die Technologie Vertrauen zu haben als auch in die<br />
Resultate der Datenauswertungen.<br />
Schlussendlich ist der Erfolg der Implementierung<br />
von Künstlichen Intelligenzen in den investigativen<br />
Arbeitsprozess aber eine Ressourcenfrage, die in<br />
österreichischen Redaktionen aufgrund der dann<br />
entstehenden Kostenstellen in naher Zukunft auf<br />
Ablehnung stoßen wird.<br />
Carolin Plas<br />
Die Frage nach der Validität wiederum beginne bereits<br />
beim Datensatz, „den ich sehe und ob dieser<br />
überhaupt echt ist oder aus gefälschten Daten besteht,<br />
die mir ein Geheimdienst untergejubelt hat“,<br />
erläutert der Investigativjournalist. „In solchen Situationen<br />
wird mir die KI auch nicht helfen können.<br />
Am Ende muss ich es gemacht haben, schließlich<br />
bin ich der Gatekeeper.“<br />
Auch seitens der technischen Perspektive sprechen<br />
einige Punkte gegen die Vertrauenswürdigkeit<br />
der KI-Ergebnisse und für eine Legitimität des<br />
journalistischen Misstrauens. Laut dem Softwareprogrammierer<br />
Buschek, beginnen die Probleme<br />
der Gültigkeit der Daten bereits beim Datensatz,<br />
der für die Künstliche Intelligenz verwendet wird.<br />
Dieser besteht, vereinfacht gesagt, aus einem<br />
Haufen Daten, die weder kuratiert noch verifiziert<br />
wurden. Er unterstreicht, dass man den Resultaten<br />
von KIs daher eigentlich nicht vertrauen könne<br />
und es unzulänglich sei, mit solchen Ergebnissen<br />
journalistische Recherchen weiterzuführen.<br />
18<br />
Von Panama Papers bis Austrian Papers – KI im investigativen Journalismus
Die künstlich-intelligente Jagd nach<br />
Fake News<br />
Beim alltäglichen Scrollen durch Social Media zeigen sich Fotos von Bekannten,<br />
Infoposts, Comedy, und … der Papst im Balenciaga-Mantel? Da stimmt doch etwas<br />
nicht. Doch wie lässt sich nun überprüfen, ob der Papst tatsächlich auf Designermode<br />
umgestiegen ist, oder es sich schlichtweg um eine überzeugende Fälschung<br />
handelt? Und welche Rolle spielt KI bei der Entlarvung von Fakes im Internet?<br />
Das mithilfe von Künstlicher Intelligenz<br />
(KI) generierte Bild von Papst Franziskus,<br />
gekleidet in einer großen Pufferjacke<br />
der Luxusmarke Balenciaga machte<br />
weltweit Schlagzeilen. Es ist ein Beispiel<br />
für die Reichweite und Aufmerksamkeit,<br />
die Falschinformationen – Neudeutsch:<br />
Fake News – weltweit erreichen können.<br />
Das Foto wurde millionenfach geteilt<br />
und erreichte zahlreiche Menschen, die<br />
den neuen Stil des Papsts sofort für echt<br />
hielten. Als sich das Bild als KI-Fake entpuppte,<br />
war die Sorge um die Gefahr von<br />
Künstlicher Intelligenz für das Erschaffen<br />
von Fake News groß. Doch dass KI auch<br />
Tools bereitstellen kann, die Falschinformationen<br />
als solche identifizieren können,<br />
zeigt etwa das Forschungsprojekt<br />
defalsif-AI.<br />
Entstanden ist das Projekt defalsif-AI<br />
(„Detektion von Falschinformation mittels<br />
AI“) im Rahmen einer Förderung des<br />
Sicherheitsforschungs-Förderprogrammes<br />
KIRAS durch das österreichische<br />
Bundesministerium für Finanzen. Nach<br />
einer Laufzeit von 24 Monaten wurde es<br />
im September 2022 abgeschlossen. Es<br />
stellt einen wesentlichen Baustein eines<br />
Forschungsschwerpunktes am Austrian<br />
Institute of Technology (AIT) dar. Unter<br />
den Projektpartnern finden sich das<br />
Bundeskanzleramt, das Außenministerium,<br />
das Verteidigungsministerium,<br />
der ORF und die Austria Presse Agentur.<br />
Bei der Projekthälfte wurde das Tool für<br />
die Projektpartner erstmals zum Testen<br />
freigegeben – für Privatpersonen ist es<br />
allerdings noch nicht nutzbar.<br />
Zu beschreiben ist das Ergebnis des Projekts<br />
als eine Art Werkzeugkoffer, der<br />
verschiedenste Tools zur Ermittlung von<br />
Falschinformationen enthält.<br />
Die Funktionsweise lasse sich allerdings<br />
nicht mit herkömmlichen Verifizierungsmaßnahmen<br />
vergleichen,<br />
sagt defalsif-AI-Projektleiter Martin<br />
Boyer. „Wenn man es gewöhnt ist, mit<br />
Personenregistern, Suchmaschinen,<br />
Bildrückwärtssuche und Kartendiensten<br />
zu arbeiten, kommt man vielleicht nicht<br />
auf die Idee, dass es einen Algorithmus<br />
gibt, dem man ein Bild zeigt, und allein<br />
aufgrund der visuellen Pixelinformation<br />
schätzt das Analysemodul einen Punkt<br />
am Globus, wo dieses Bild aufgenommen<br />
wurde. Also keine Metadaten, keine<br />
Rückwärtssuche, sondern der Algorithmus<br />
wurde auf Millionen von Bildern<br />
trainiert, und schätzt eine Geoposition<br />
aufgrund der Pixel.“<br />
Weiters gebe es unter anderem ein<br />
Analysemodul, das künstlich generierte<br />
Gesichter als solche erkennen soll,<br />
sowie eines, das Texte auf ihren Wahrheitsgehalt<br />
überprüft. Wurde in einem<br />
Text beispielsweise viel mit hasserfüllter<br />
Sprache, subjektivem Schreibstil und<br />
politischen Claims gearbeitet, erkennt<br />
das Tool diese als Indikatoren für Fake<br />
News, erzählt Boyer. Das Tool warne<br />
dann: „Möglicherweise handelt es sich<br />
um einen Text, der Falschinformationen<br />
enthält.“<br />
Schutz der Demokratie vor Fake News<br />
Florian Schmidt von der Austria Presseagentur<br />
(APA) ist Faktenchecker und<br />
nutzt selbst verschiedenste Technologien<br />
zur Verifizierung von Inhalten.<br />
Martin Boyer / © AIT Zinner<br />
Florian Schmidt / © APA SCHLAGER<br />
Die künstlich-intelligente Jagd nach Fake News<br />
19
Kreditkarte<br />
im 1. Jahr<br />
gratis*<br />
Das modernste<br />
Studierendenkonto<br />
Österreichs<br />
Jetzt Gratis-Studentenkonto mit Debitkarte StudentID<br />
und Internetbanking George eröffnen und von vielen<br />
Vorteilen profitieren!<br />
* Gültig bis 31.12.2023: Das Gratisangebot umfasst das Kartenentgelt für eine Smartcard oder Premiumcard (Mastercard/Visa, Haupt- oder Zusatzkarte)<br />
für Verbraucher:innen und gilt für ein Jahr ab Vertragsabschluss. Nach Ablauf des ersten Jahres kommen die wirksam vereinbarten Konditionen<br />
von Erste Bank oder Sparkasse zur Anwendung. Angebot gültig bei erstmaliger Kreditkartenbestellung (d. h. es wurde für die Kartenbesteller:in<br />
vorher noch keine Kreditkarte eröffnet). Preisbasis: 01.09.2022<br />
20<br />
spknoe.at/studenten
KI-gestützte Tools wie Google<br />
Lens bieten besonders bei der<br />
Rückwärtssuche von Bildern<br />
Vorteile. Sie können nicht nur<br />
identische Bilder aufspüren,<br />
sondern auch einzelne Elemente<br />
innerhalb eines Bildes erkennen<br />
und in anderer Form im Internet<br />
finden. Von großer Wichtigkeit<br />
sei KI in Schmidts Arbeitsumfeld<br />
allerdings noch nicht:<br />
„Ich würde nicht sagen, dass<br />
das derzeit so eine große Rolle<br />
spielt, weil diese Tools teilweise<br />
leider noch sehr unzuverlässig<br />
sind. Also, es gibt schon sehr<br />
viele Anbieter, die versuchen,<br />
mit KI-gestützten Tools etwas<br />
anzubieten, mit dem man Fakes<br />
überführen kann. Aber meistens<br />
ist das nicht so, dass ich da irgendwas<br />
eingebe, und dann zu<br />
100 Prozent sicher sein kann,<br />
dass das wirklich korrekt überführt<br />
worden ist, oder verifiziert<br />
worden ist. Für uns als Faktenchecker<br />
ist vor allem Transparenz<br />
wichtig, damit wir sehen,<br />
wie ein Tool zu einer Entscheidung<br />
gekommen ist und welche<br />
Prozesse stattfinden.“<br />
Einen solchen Versuch hat die<br />
APA im Rahmen der Zusammenarbeit<br />
mit dem AIT während<br />
der Entwicklung des Forschungsprojekts<br />
defalsif-AI unterstützt.<br />
Dabei lag die Hauptaufgabe<br />
von Schmidt und seinen<br />
Kolleg*innen vor allem im<br />
Schildern von Erfahrungen aus<br />
der Redaktion, auf deren Basis<br />
Anforderungen für das Tool definiert<br />
werden konnten.<br />
Das Projektziel von defalsif-AI<br />
geht über das Bereitstellen eines<br />
Tools zum Faktenchecken<br />
hinaus – es hat zum Ziel, die<br />
Demokratie zu schützen. „Ich<br />
würde sagen, gesicherte Informationen<br />
sind immer ein Beitrag<br />
zur Demokratie, weil natürlich<br />
Falschinformationen vor<br />
allem darauf abzielen, dass sie<br />
den Meinungsbildungsprozess<br />
von einer Publikumsgruppe<br />
beeinflussen“, so Schmidt. Vor<br />
allem von Regierungen gesteuerte<br />
Falschinformationen, etwa<br />
in Diktaturen, zielten oft durch<br />
Desinformationskampagnen<br />
darauf ab, eine Bevölkerung etwas<br />
Falsches glauben zu lassen.<br />
„Natürlich kann ich mir nur eine<br />
wirklich starke Meinung bilden,<br />
wenn ich gesicherte Informationen<br />
habe. Denn sonst glaube<br />
ich vielleicht irgendetwas, das<br />
gar nicht stimmt. Insofern würde<br />
ich schon sagen, dass das<br />
ein Schutz von Demokratie ist,<br />
wenn wir mithelfen, Falschinformationen<br />
zu überführen“,<br />
schildert er.<br />
Keine Chance ohne Media<br />
Literacy<br />
Neben dem Schutz der Demokratie<br />
liegt das Ziel des Forschungsprojekts<br />
laut Boyer bei<br />
der Unterstützung der Menschen.<br />
Als unterstützendes Tool<br />
sollen die Anwendungen durch<br />
Einschätzungen und Indikatoren<br />
auf mögliche Falschinformationen<br />
hinweisen.<br />
© DALL.E<br />
21
Nicht aber ließen sich die Tools mit einem Richter<br />
gleichsetzen, der ein klares Urteil über die Authentizität<br />
eines Fotos, Videos oder Textes fällen kann.<br />
„Man kann es sich nie so vorstellen, dass diese<br />
Tools sagen: ‚Schwarz. Weiß. Das ist manipuliert.<br />
Das nicht.‘ Sondern diese Tools selbst geben eine<br />
Einschätzung ab: ‚Möglicherweise manipuliert.‘<br />
Oder ‚Mit dieser Wahrscheinlichkeit schätze ich<br />
das.‘“<br />
Um zukünftig die Fähigkeit der Menschen zu unterstützen,<br />
Falschinformationen als solche erkennen<br />
zu können, reiche es daher nicht, sich ausschließlich<br />
auf Künstliche Intelligenz zu verlassen.<br />
Es bedürfe vor allem einer gut ausgeprägten Media<br />
Literacy – oder Medienkompetenz – die auch<br />
eine kritische Herangehensweise an Nachrichten<br />
voraussetzt.<br />
Die Fähigkeit, mit der enormen Informationsfülle,<br />
mit der man vor allem in Zeiten von Social Media<br />
täglich konfrontiert ist, umgehen zu können, sei<br />
selbst mit der Hilfe von KI von absoluter Wesentlichkeit,<br />
meint Boyer. Eine endgültige Verifizierung<br />
sei trotz KI ohne den Menschen selbst nicht möglich.<br />
Dazu kommt laut Boyer die Aufnahmefähigkeit<br />
oder Aufmerksamkeitsschwelle, die vor allem bei<br />
der Nutzung von Social Media nebenbei eingeschränkt<br />
sein kann:<br />
„Wenn ich jetzt sage ‘Sehen Sie hin, dieses Bild<br />
ist generiert‘, dann werden alle suchen, wie beim<br />
Zehn-Fehler-Suchbild. Das ist ja wunderbar, aber<br />
in unserer täglichen Auffassung scrollen wir da<br />
drüber und sagen ,Ah, okay.‘ Und es hat auch nicht<br />
immer diese Relevanz, das muss man schon dazusagen.<br />
Es kommt nicht immer über diese Aufmerksamkeitsschwelle.<br />
Wenn ich in der U-Bahn<br />
sitze, werde ich einen Artikel anders konsumieren,<br />
als wenn ich zu Hause am Arbeitstisch sitze und<br />
mich konzentriere. Das ist nun mal so. Das ist ein<br />
Aspekt.“<br />
Industrie beispielsweise – mit Innovation beleben.<br />
Da ist natürlich unser Ansporn, dass wir zum Beispiel<br />
Teile daraus in die Industrie bringen, und in<br />
die Umsetzung bringen. Das ist auf jeden Fall der<br />
nächste Schritt.“ Auch Faktenchecker*innen soll<br />
das Tool zukünftig als Unterstützung angeboten<br />
werden. Schmidt kann sich ebenfalls vorstellen,<br />
dass das Projektergebnis einmal in die Verwendung<br />
kommen können wird. Bis dahin brauche es<br />
allerdings noch einiges an Entwicklung. Das liege<br />
allerdings nicht daran, dass nicht gut gearbeitet<br />
worden sei. „Wir haben das wirklich sehr gut entwickelt,<br />
und das meiste von diesen Tools ist ‚State<br />
of the Art‘, also das Beste, was derzeit technisch<br />
möglich ist. Aber es reicht eben derzeit nicht aus,<br />
damit man das einfach einem Redakteur oder gar<br />
einer Privatperson in die Hand drückt.“ Einige Tools<br />
aus dem „Werkzeugkoffer“ seien jedoch durchaus<br />
bereits verwendbar.<br />
Boyer sieht Künstliche Intelligenz in der Gesellschaft<br />
gerade am Anfang. Gerade beginnen die<br />
Menschen, Anwendungen der KI auszuprobieren<br />
und zu sehen, was in dieser Richtung möglich sei.<br />
In seiner Prognose für die zukünftige Entwicklung<br />
der KI spricht Boyer als Beispiel auch von ChatGPT<br />
– einem Chatbot, der aufgrund seiner Funktionen<br />
und Nutzung in den letzten Monaten weltweit<br />
Schlagzeilen machte.<br />
„Denken Sie daran, wie gut ChatGPT jetzt funktioniert.<br />
Was wird in zehn Jahren sein? Da werden<br />
die Dinge ja weiterentwickelt sein. Und das gilt<br />
auch für Tools wie die, an denen wir arbeiten. Es<br />
ist eben ein Prozess, und unser Projekt – dieses<br />
‚Werkzeugset‘ – war sozusagen der erste Schritt.<br />
Natürlich glaube ich, dass das in Zukunft uns allen<br />
zur Verfügung stehen wird. Es ist wichtig, dieses<br />
Thema voranzutreiben, und auch die Forschung<br />
daran.“<br />
Mia Weisz<br />
Und jetzt?<br />
Bis heute steht defalsif-AI ausschließlich den<br />
Projektpartnern*innen zur Verfügung. Laut Boyer<br />
ist jedoch geplant, das Tool weiterzuentwickeln,<br />
und in diesem Zuge auch zur Nutzung zu bringen.<br />
„Der Auftrag des AIT ist ja auch, dass wir die österreichischen<br />
Unternehmen – die österreichische<br />
22<br />
Die künstlich-intelligente Jagd nach Fake News
KI als neue*r Mitarbeiter*in?<br />
Künstliche Intelligenzen sind in aller Munde. Mittlerweile wurden diese Tools auch zur Optimierung<br />
in verschiedene Arbeitsbereiche eingebettet, um einige Aspekte zu erleichtern. Wie sieht die Zukunft<br />
mit diesen neuen Werkzeugen aus? Und was für neue Möglichkeiten bringen KIs mit sich?<br />
„Künstliche Intelligenz verändert die Marketingwelt<br />
grundlegend, indem sie Unternehmen dabei<br />
hilft, Marketingbotschaften und -angebote individueller<br />
zu gestalten. KI-basierte Tools automatisieren<br />
Marketingprozesse und sparen Ressourcen.<br />
Durch die Echtzeit-Analyse von Daten<br />
können Unternehmen ihre Marketingstrategien<br />
und -taktiken schnell anpassen. KI-basierte Chatbots<br />
verbessern den Kundensupport und erhöhen<br />
die Konversionsrate. Unternehmen müssen<br />
ihre SEO-Strategien für sprachgesteuerte Suchanfragen<br />
anpassen. Zusammenfassend ermöglicht<br />
KI Unternehmen, relevanter zu werden und<br />
die Kundenbindung und den Umsatz zu steigern.“<br />
Diese Definition liefert ChatGPT, wenn man nach<br />
der Veränderung von Künstlicher Intelligenz in der<br />
Marketingbranche fragt. Bei ChatGPT handelt es<br />
sich um einen Chatbot, welcher Künstliche Intelligenz<br />
einsetzt, um Antworten von Nutzer*innen<br />
zu beantworten und um Lösungen zu generieren.<br />
Im Jahre 2008 hatten die drei größten Unternehmen<br />
der Marktkapitalisierung, nach einer Untersuchung<br />
der Financial Times, einen überwiegenden<br />
Fokus auf Öl. Im Jahre 2018 waren dies aber ganz<br />
andere Konzerne. Der Fokus dieser lag nämlich auf<br />
Daten. Darunter fallen Kundendaten, Bewegungsdaten,<br />
Kaufdaten und weitere. Demnach könnte<br />
man diese auch Öl des 21. Jahrhunderts nennen.<br />
Aktuell sind nun auch Künstliche Intelligenzen in<br />
aller Munde. Deswegen haben diese Konzerne<br />
auch ein großes Interesse an Künstliche Intelligenz<br />
für die Optimierung derer Inhalte. „Das Thema<br />
Nachhaltigkeit ist auch ein großes Megathema.<br />
Meta-Trends mit der Digitalisierung sowieso. Das<br />
ist eine never ending story“, sagt Cordula Cerha,<br />
Dozentin an der FH St. Pölten und Forscherin im<br />
Bereich Marketing. Auch im Alltag vieler Personen<br />
sind KIs angekommen. Auf sozialen Netzwerken<br />
findet man immer wieder künstlich generierte Bilder<br />
von Personen, wie dem Papst in Balenciaga,<br />
oder Joe Biden und Donald Trump als beste Freunde<br />
beim Spaghetti essen.<br />
Künstliche Intelligenzen sind nun ein Teil der Realität,<br />
und nicht mehr nur Inhalt von Sci-Fi-Filmen.<br />
#glaubandich – Der neue Anna Nagl-Spot der<br />
Ersten Bank<br />
„Es hat sich extrem viel getan in wenigen Monaten.<br />
Hätten wir den Spot über Anna Nagl wenige<br />
Monate später gemacht, würde er ganz anders<br />
ausschauen, da sich die Möglichkeiten so schnell<br />
verändern“, sagt Victoria Gabriel, Mitarbeiterin<br />
der Kreativagentur papabogner GmbH. Der Spot<br />
erzählt von der ersten Kreditnehmerin der Erste<br />
Bank und nimmt Zuseher*innen mit auf eine<br />
Zeitreise ins 19. Jahrhundert, veröffentlicht wurde<br />
dieser am 8. März, dem Weltfrauentag 2023. Papabogner<br />
GmbH konnte mithilfe von Werkzeugen<br />
wie Midjourney oder Dreambooth neue Ebenen<br />
der Verbildlichung produzieren. Der authentische<br />
Look in dem Werbespot ist durch ein konstantes<br />
Füttern der KI entstanden. In weiterer Folge wurden<br />
die verschiedenen Stücke dann wie ein Stop-<br />
Motion Film zusammengefügt.<br />
Am Puls der Zeit zu bleiben, eröffnet neue<br />
Wege<br />
„Es ist auf jeden Fall etwas, wo man immer dranbleiben<br />
muss. In der Medien- und Kommunikationsbranche<br />
war es schon immer so, dass ständig<br />
neue Trends, Techniken und Tools aufkommen.<br />
Durch KI passiert das jetzt noch schneller“, so<br />
Gabriel. Künstliche Intelligenzen sind im konstanten<br />
Wandel und ersichtlich wird dies durch den<br />
Tuning-Test. Dieser ist eine Überprüfung, um das<br />
Denkvermögen von KIs zu erproben und um diesen<br />
Wandel auch zu belegen. Laut der Ö1-Rubrik<br />
digital leben hat sich ChatGPT diesem Test unterzogen<br />
und diesen auch bestanden. Bei dieser Testung<br />
wurden 5600 Proband*innen darum gebeten,<br />
sich insgesamt 7200 Profile, inklusive Texte,<br />
zu lesen und zu kategorisieren. Hierbei wurden<br />
die Texte der KI öfter als menschlich eingestuft,<br />
als jene von Menschen verfassten Texte. Somit ist<br />
ChatGPT die zweite KI, welche den Turing-Test an<br />
der Standford University geschafft hat.<br />
Die Implementierung von Künstlichen Intelligenzen<br />
eröffnet allerdings auch viele neue Wege in der<br />
24<br />
KI als neue*r Mitarbeiter*in?
Marketingbranche. Ohne KI wäre der<br />
Arbeitsaufwand, beispielsweise des<br />
Anna Nagl-Werbespots, um ein Vielfaches<br />
größer und der Prozess wäre<br />
zeitintensiver gewesen. In der Hinsicht<br />
bringt die Implementierung der KI<br />
in Marketingunternehmen viele neue<br />
Möglichkeiten. Es kann zeiteffizienter<br />
gearbeitet werden, es können Kosten<br />
reduziert werden und es ergeben sich<br />
auch neue Arbeitsfelder. Als Photoshop<br />
aufkam, hatte sich die Arbeit der Grafiker<br />
auch verändert und so sei es nun<br />
auch mit der KI, meint Gabriel, weiters<br />
könnte ChatGPT als Inspirationsquelle<br />
herangezogen werden. Werbung ist<br />
jedoch nur ein Teil des Marketings, es<br />
ist das Aushängeschild. Auf die Abläufe<br />
im Hintergrund wird sehr oft vergessen,<br />
beispielsweise die Logistikorganisierung,<br />
die Supply-Chain Optimierung<br />
oder auch das Yield-Management.<br />
Hierbei hatten nämlich verschiedene<br />
Algorithmen auch schon weite Einflüsse.<br />
„Die Airlines machen dies ja schon.<br />
Wie kriege ich ein Flugzeug voll und<br />
wie maximiere ich, ausgehend von den<br />
freien Kapazitäten“, erläutert Cerha. Außerdem<br />
ist laut Cerha die Nutzung von KI<br />
im Marketing, schon länger Bestandteil.<br />
Der Unterschied ist nun folgender: „Der<br />
ganze Hype um ChatGPT und diese Large<br />
Language Models deshalb so groß ist,<br />
weil es sichtbar und zugänglich gemacht<br />
wurde.“ Ersichtlich wird dies auch bei den<br />
Nutzungszahlen von ChatGPT. Das Modell<br />
wurde am 30. November 2022 für die<br />
Öffentlichkeit frei zugänglich gemacht. Im<br />
Jänner 2023 nutzten rund 13 Millionen<br />
Menschen täglich die KI und im gesamten<br />
Monat Jänner waren es 100 Millionen<br />
aktive Nutzer*innen.<br />
Die Skepsis gegenüber KIs ist in<br />
Österreich sehr präsent<br />
Für viele Personen sind Künstliche Intelligenzen<br />
aber furchteinflößend und sie<br />
werden als gefährlich empfunden. Nach<br />
einer Studie des Markt- und Meinungsforschungsinstituts<br />
Marketagent wird<br />
ersichtlich, dass der Großteil der<br />
Cordula Cerha / © Privat<br />
Victoria Gabriel / © Privat<br />
global e-commerce.<br />
made in stp.<br />
Jobs & Karriere<br />
bei MSTAGE:<br />
Wir sind Developer:innen, Berater:innen, kreative Köpfe und die ein oder andere KI-Technologie.<br />
Gemeinsam entwickeln wir als E-Commerce-Agentur bühnenreife Onlineshop-Lösungen - für<br />
und mit unseren Kund:innen. Und das mitten in St. Pölten.<br />
www.mstage.at<br />
office@mstage.at<br />
25
efragten Personen, mit 63 Prozent, eine<br />
Arbeitsplatzbedrohung und Arbeitsmarktveränderung<br />
durch KIs vermutet. Von den 1001<br />
Proband*innen sind 37 Prozent der Meinung,<br />
ihr Arbeitsplatz sei bedroht und sie könnten<br />
teils oder ganz ersetzt werden. Jedoch sind<br />
Künstliche Intelligenzen kein Ersatz für eine<br />
angestellte Person. Diese Programme sind ein<br />
Werkzeug zur Unterstützung und Optimierung<br />
von Prozessen und so ist es auch in der<br />
Marketingbranche. Eine KI allein kann keinen<br />
Werbespot gestalten. Sie muss von Personen,<br />
mit dem passenden Know-How und einer Idee,<br />
gefüttert werden, um zu funktionieren. Dazu meint<br />
Gabriel, dass es immer einen Menschen brauche,<br />
der gemeinsam mit der KI arbeitet. Auch Cerha<br />
ist der Meinung: „Ich glaube nicht, dass an meinem<br />
Schreibtisch nicht mehr ich sitze, sondern ein Computer.<br />
Es wird aber Zeit eingespart werden, weil<br />
vieles automatisiert wird.“<br />
Content, als solcher auch markiert werden müsse.<br />
Erst die Zukunft wird zeigen, welche Wege die KI<br />
ermöglicht. Künstlich generierter Content kommt<br />
bei der jüngeren Gesellschaft sehr gut an. Der<br />
Werbespot der Erste Bank wurde auf TikTok veröffentlicht<br />
und obwohl der Fokus der Plattform<br />
nicht auf Werbung liegt, sondern auf Unterhaltung<br />
basiert, ist die Kommentarspalte des Anna Nagl-<br />
Videos voller positiver Kommentare, wie zum Beispiel:<br />
„Wow Hut ab. Eine der besten Werbungen, die<br />
ich je gesehen habe!“ oder „Tolle Werbung lieb ich!“.<br />
Langsam findet die KI Anklang in der breiteren Gesellschaft<br />
und bietet neue Möglichkeiten.<br />
Elias Nemeth<br />
Das Potenzial der KIs ist für alle frei zugänglich<br />
Künstliche Intelligenz steckt noch in Kinderschuhen<br />
und hat noch einen langen Weg vor sich, mit<br />
vielen Hürden und Aufgaben. Hinsichtlich dessen<br />
ist relevant, dass die Einsatzgebiete und die Nutzung<br />
solcher Modelle für Rezipient*innen, Unternehmen<br />
und Nutzer*innen ersichtlich gemacht<br />
werden. So sieht es auch Cerha: „Transparenz von<br />
allen Seiten. Wofür wird es eingesetzt und wie wird es<br />
eingesetzt.“ „Es ist auch eine Demokratisierung der<br />
Möglichkeiten zu beobachten durch den freien Zugang<br />
zu diesen Tools. Aber man muss die Chancen<br />
und Gefahren auch diskutieren, sodass beispielsweise<br />
die Künstler*innen nicht in Zugzwang kommen“,<br />
erläutert Gabriel. Laut ihr wäre es auch wichtig,<br />
dass auf Social Media, künstlich generierter<br />
NEUER<br />
JOB<br />
?<br />
medien<br />
jobs<br />
.at TU ES!!<br />
26<br />
ÖSTERREICHS GRÖSSTE PLATTFORM FÜR KREATIVE TALENTE
Content Moderation: Wie KI in Foren<br />
mitmischt<br />
Beim Tippen in sozialen Netzwerken und Onlineforen ist Vorsicht geboten, denn die Kommentare<br />
dort können grausam sein. Content-Moderator*innen haben die Aufgabe, Online-Kommunikation<br />
zu regeln. Dabei hilft ihnen in vielen Fällen auch Künstliche Intelligenz, da menschliche Moderator*innen<br />
Schwierigkeiten haben, den Überblick zu bewahren.<br />
Die Sorge, den Arbeitsplatz zu verlieren, treibt<br />
immer mehr Menschen um. Derzeit befinden<br />
sich 248.335 Menschen in Österreich auf<br />
Jobsuche während 72.786 ihre Hoffnung in AMS-<br />
Schulungen setzen. Doch die Prognosen sind<br />
düster: Laut des Arbeitsministeriums dürfte die<br />
Arbeitslosigkeit weiter steigen. Die Knappheit an<br />
Arbeitsplätzen rührt dabei nicht nur von den anhaltenden<br />
Teuerungen, sondern hat zuhauf einen<br />
Grund: Künstliche Intelligenz (KI). Insbesondere im<br />
Bereich der Content Moderation.<br />
Schon jetzt kommen intelligente Algorithmen<br />
häufig zum Einsatz, wenn es um die Inhaltsmoderation,<br />
also die Überprüfung und Filterung von Inhalten<br />
auf Online-Plattformen, geht. Sie reduzieren<br />
die Menge der zu prüfenden Inhalte und entfernen<br />
Problematisches automatisch oder lehnen<br />
die Publikation vorab ab, ohne dass menschliche<br />
Moderator*innen jeden einzelnen Beitrag überprüfen<br />
müssen.<br />
KI am Arbeitsplatz: Ängste und Potenziale<br />
Im Februar 2023 wurden im Auftrag von PwC Österreich<br />
1001 Personen im Alter zwischen 14 und<br />
75 Jahren zu ihrer Einstellung gegenüber ChatGPT<br />
und KI befragt.<br />
Laut dieser Umfrage fürchtet ein Drittel der Befragten<br />
seinen Arbeitsplatz durch Künstliche Intelligenz<br />
zu verlieren. Daraus ergibt sich die Frage:<br />
Ist diese Angst gerechtfertigt?<br />
„Tätigkeiten werden sehr wohl automatisiert,<br />
das ist aber nicht gleichbedeutend mit Jobs“, sagt<br />
Head of Digital Affairs der Arbeiterkammer, Fridolin<br />
Herkommer. „Eine Sekretariatskraft gibt es<br />
heute auch noch und die hat es in den Siebzigern<br />
auch gegeben, nur hat sie damals was völlig anderes<br />
getan, als sie es heute tut“, fügt er hinzu. „Das<br />
Potenzial besteht, dass wieder einige Berufe sich<br />
deutlich verändern werden, vor allem dort, wo<br />
viel Recherche und viel Texten erforderlich ist, wie<br />
zum Beispiel im Journalismus“, sagt Herkommer.<br />
„Ich kann mich da nur anschließen“, ergänzt Data<br />
Architect der Arbeiterkammer, Alexander Czech.<br />
„Wahrscheinlich werden uns die Maschinen nicht<br />
in dem Sinne ersetzen, sondern die Menschen, die<br />
mit den Maschinen zusammenarbeiten können.“<br />
© shutterstock<br />
Ein Beispiel: Eine Sekretariatskraft arbeitet heute,<br />
im Gegensatz zu den 1970ern, mit einem Computer,<br />
anstatt von letzterem ersetzt zu werden, wie<br />
lange befürchtet wurde. Doch es gibt auch Beispiele,<br />
wo es für den Menschen weniger glimpflich<br />
ausging. Vor allem in der industriellen Fertigung<br />
lösen Roboter zunehmend menschliche<br />
Arbeitskräfte ab, indem sie Aufgaben wie Montage,<br />
Schweißen, Lackieren und das Verpacken von<br />
Produkten übernehmen.<br />
Wie sieht das nun im Bereich der Content Moderation<br />
aus? „Da sehe ich zwei große Probleme“,<br />
sagt Czech. „All diese KI-Algorithmen sind<br />
Content Moderation: Wie KI in Foren mitmischt<br />
27
Alles<br />
Klar?<br />
Check dir die Infos!<br />
» Förderungen & Stipendien<br />
» Job & Studium<br />
» Pflichtpraktikum<br />
» Konsument:innenschutz<br />
» Events<br />
AKY Hotline<br />
05 7171-22800<br />
28<br />
akyoung.at<br />
akyoung@aknoe.at<br />
AKY Beratungs-Hotline<br />
05 7171-24000
sogenannte Blackbox-Systeme, heißt,<br />
sie können im Endeffekt keine Erklärung<br />
liefern außer ‚abgelehnt‘, und das ist intransparent<br />
für Außenstehende, weil<br />
das die KI nicht begründen kann.“ Der<br />
Data Architect ergänzt noch: „Das sind<br />
auf der technischen Seite die Schwierigkeiten<br />
und ich denke schon, dass wir da<br />
immer eine Stelle brauchen, an der man<br />
sich beschweren kann und sagen kann,<br />
dass man nicht damit zufrieden ist, wieso<br />
ein Beitrag abgelehnt worden ist.“<br />
Die emotionale Last der Content<br />
Moderation<br />
Wenn sich in der Szene umgehört wird,<br />
lässt sich schnell feststellen, dass der<br />
Job als Inhaltsmoderator*in sehr belastend<br />
sein kann. Nicht nur, da sie Unmengen<br />
an Beiträgen prüfen müssen,<br />
sondern auch oft grausame Dinge zu<br />
sehen bekommen. Der Job als Content-<br />
Moderator*in ist ein sehr belastender<br />
Job. Das meint auch Czech: „Man liest<br />
häufig davon, dass Menschen posttraumatische<br />
Stress Syndrome bekommen,<br />
weil sie so viele schlimme Dinge beim<br />
Moderieren von Inhalten sehen müssen,<br />
und da ist natürlich so ein Algorithmus<br />
eine Hilfe, um die Psyche der Menschen<br />
zu schützen.“ Die Social-Media-Managerin<br />
der Wiener Wochenzeitung Der<br />
Falter, Eleana Novak hat schon einiges<br />
gesehen. „Es ist immer auch natürlich<br />
abhängig, was man selbst für eine Person<br />
ist und was für Themen einen reizen“,<br />
sagt Novak. „Ich war davor schon<br />
Community Managerin für krone.at und<br />
da gab es Berichte über Migrant*innen,<br />
die bei ihrer Flucht über das Meer ertrinken,<br />
und da gab es Leute, die kommentiert<br />
haben, sowas geschieht ihnen<br />
recht. Das finde ich dann sehr schlimm.“<br />
Content Moderation zwischen Filter<br />
und Freiheit<br />
Bei der Durchforstung des Internets wird<br />
klar, dass es Menschen gibt, die Content<br />
Moderation mit Zensur gleichsetzen<br />
und diese als Einschränkung der persönlichen<br />
Meinungsfreiheit sehen. „Ich<br />
verstehe das vollkommen“, sagt Novak.<br />
„Das ist auch etwas, mit dem ich mir<br />
nicht so leicht tue, denn ich bin mir auch<br />
manchmal unsicher, ob man ein Kommentar<br />
so stehen lassen kann, oder ob<br />
man es weggeben sollte und wenn es<br />
gelöscht wird, wird sich die Person auch<br />
denken, dass es eine Einschränkung der<br />
persönlichen Meinungsfreiheit ist.“ Novak<br />
ergänzt: „Es gibt oft eine Netiquette,<br />
an die man sich zu halten hat und wir<br />
machen das nicht grundlos, es werden<br />
nicht irgendwelche Kommentare verborgen,<br />
die in Ordnung gewesen wären.“<br />
KI-Moderation: Zwischen Bias und<br />
Kontext<br />
Viele große Plattformen, wie TikTok, Instagram<br />
und Co. nutzen KI bei der Moderation<br />
ihrer Inhalte. Sie moderieren ihre<br />
Inhalte mithilfe von KI-Algorithmen, die<br />
nach potenziell unangebrachten Inhalten<br />
suchen. Diese Inhalte werden dann<br />
von einem Team von menschlichen Content-Moderator*innen<br />
überprüft und<br />
gegebenenfalls entfernt. Erfahrungen<br />
von Inhaltsmoderator*innen besagen,<br />
dass Künstliche Intelligenz problematische<br />
Inhalte schnell erkennen und darauf<br />
reagieren kann. Die automatische<br />
Moderation kann mithilfe von maschinellem<br />
Lernen darauf trainiert werden,<br />
bestimmte Ausdrücke und Inhalte zu<br />
suchen und schnell zu entfernen. Es gibt<br />
aber auch Könnens-Lücken bei KI-gestützter<br />
Inhaltsmoderation. Die KI kann,<br />
genau wie der Mensch auch, voreingenommen<br />
sein. „Man kann sich alle Mühe<br />
geben, dass Algorithmen unvoreingenommen<br />
und frei von Diskriminierung<br />
sind, aber das sind sie nicht“, sagt Czech.<br />
„Das grundsätzliche Problem bei Machine<br />
Learning Algorithmen ist, dass sie immer<br />
ein Set an Trainingsdaten haben und<br />
dieses Set ist immer mit bestimmten<br />
Biases verhaftet, und alle diese Biases,<br />
die sogar uns nicht bewusst sind, lernt<br />
die Maschine.“<br />
Aktuell werde daran gearbeitet, Algorithmen<br />
objektiver zu machen. Allerdings<br />
dürfte dies bei einem Ideal bleiben.<br />
Fridolin Herkommer/ © Daniel<br />
Novotny<br />
Alexander Czech<br />
Eleana Novak<br />
/ © Privat<br />
/ © Privat<br />
Content Moderation: Wie KI in Foren mitmischt<br />
29
Der Grund: „Wir Menschen haben auch ein Bias und<br />
wenn man sich Entscheidungssysteme anschaut,<br />
wie zum Beispiel Gerichte, dann gibt es immer höher<br />
gestellte Stellen, in denen man sagen kann ,Ich<br />
bin mit dieser Entscheidung nicht zufrieden‘ und<br />
so ähnliche Systeme muss man auch für Content-<br />
Moderation-Systeme einführen“, erläutert Czech.<br />
„Die KI kann immer nur die Wörter und die Sätze,<br />
die im Kommentar stehen, interpretieren, ohne<br />
den Kontext des Artikels zu berücksichtigen, und<br />
es gibt Kommentare, die bei gewissen Themen in<br />
Ordnung wären und bei anderen Themen nicht“,<br />
sagt Novak. „Das war bei krone.at damals der Fall.<br />
Die KI konnte den Kontext zwischen einem Artikel<br />
und den Kommentaren nicht erkennen und hat<br />
nur die einzelnen Kommentare betrachtet.“<br />
Noch ein Aspekt der Content Moderation, in dem<br />
menschliche Moderatoren der KI überlegen sind,<br />
ist das Erkennen von Ironie und Sarkasmus. „Das<br />
kann von einer KI nicht erkannt werden. Das ist<br />
einfach diese Empathie, die die Menschen haben,<br />
das kann, glaube ich, eine KI nicht so gut ersetzen“,<br />
sagt Novak.<br />
„Barrier-to-entry ist sehr niedrig geworden“<br />
Die Welt und die Gesellschaft entwickeln sich immer<br />
weiter. Immer mehr KI-Programme erblicken<br />
das Licht der Welt und sollen uns bei allmöglichen<br />
Dingen unterstützen. Die Arbeit der Content Moderation<br />
wird sich auch weiterentwickeln und immer<br />
mehr die Unterstützung Künstlicher Intelligenz<br />
einfordern. Das findet auch Fridolin Herkommer.<br />
„Die KI wird mehr zum Einsatz kommen, ganz einfach.<br />
Der Grund ist, dass die Menge an Content,<br />
die wir produzieren, exponentiell wächst und wir<br />
aber nicht im gleichen Maße Arbeitskräfte haben,<br />
um diesen Content zu moderieren.“ Zudem fügt er<br />
noch hinzu: „Die Barrier-to-entry, um Content zu<br />
veröffentlichen, ist sehr niedrig geworden.“<br />
Heute könnte man theoretisch vom Smartphone<br />
aus etwas auf YouTube und Co. posten, und<br />
jeder und jede könnte ein Content Creator sein.<br />
Das würde jedoch nicht bedeuten, dass menschliche<br />
Moderator*innen gänzlich vom Arbeitsmarkt<br />
verdrängt würden. Der Beruf der Content-<br />
Moderator*innen würde sich höchstwahrscheinlich<br />
verändern. „Wenn menschliche Arbeitskräfte<br />
weniger Zeit mit der Content Moderation verbringen,<br />
haben sie dann vielleicht mehr Zeit, Faktenüberprüfungen<br />
vorzunehmen oder gute Geschichten<br />
zu recherchieren“, sagt Herkommer.<br />
Obwohl bei vielen Menschen die Angst groß ist,<br />
dass sie ihre Jobs durch KI verlieren, darf der Aspekt<br />
nicht übersehen werden, dass KI-Programme<br />
Menschen bei ihren Aufgaben unterstützen<br />
können. Im Fall der Content Moderation kann KI<br />
dazu beitragen, die psychische Belastung von<br />
Menschen zu verringern und durch die gewonnene<br />
Zeit, können sich Inhaltsmoderator*innen um<br />
andere Aufgaben kümmern.<br />
Vanja Vlajković<br />
30
KI als Singer und Songwriter<br />
Die guten, wie die schlechten Seiten der Künstlichen Intelligenz machen auch vor dem Musikbusiness<br />
nicht Halt. Von Fake-Kreativität bis zum Verlust von Arbeitsplätzen – wie sieht die Zukunft der<br />
Musikbranche aus?<br />
„I got my heart on my sleeve with a knife in my<br />
back” - so singt die KI-imitierte Stimme des kanadischen<br />
Rappers Drake im Song Heart on My<br />
Sleeve. Diese Textzeile könnte durchaus metaphorisch<br />
verstanden werden. Dieser Song wurde<br />
vom TikTok-User ghostwriter977 im April 2023<br />
veröffentlicht. In der zweiten Strophe erkennt<br />
man die Stimme des Sängers The Weeknd. In wenigen<br />
Tagen erlangte der KI-erstellte Song etwa<br />
600.000 Streams auf Spotify und mehrere Millionen<br />
Aufrufe auf TikTok, YouTube und Twitter, bevor<br />
dieser wieder von den Plattformen entfernt wurde<br />
– rechtliche Grundlagen zur Nutzung von KI in der<br />
Musik auf Streamingplattformen gibt es nämlich<br />
noch keine. Ghostwriter977 schrieb auf TikTok „Vibing<br />
to this before the lawsuit”. Immer öfter haben<br />
auch sogenannte AI-Covers auf TikTok und anderen<br />
Social-Media-Plattformen hunderttausende<br />
Likes. Stimmen populärer Künstler*innen singen<br />
mit Einsatz von KI andere populäre Songs. Auf<br />
YouTube lässt sich beispielsweise eine Version von<br />
Michael Jacksons Thriller, gesungen von Freddie<br />
Mercury, hören. Es werden Kommentare wie „This<br />
is terrifyingly good“ unter dem Video hinterlassen.<br />
Komponieren mit Hilfe von KI<br />
Lässt sich nun Musik ausschließlich mit Hilfe von<br />
KI komponieren? Günter Loibl, der CEO von Rebeat<br />
Digital, erklärt: „So ziemlich für jeden Teilbereich<br />
des Komponier- und Produktions-Prozesses<br />
gibt es bereits passende Tools.“<br />
Für die Erstellung eines Songtextes können beispielsweise<br />
Tools wie These Lyrics Do Not Exist,<br />
Amadeus Code, Audoir und SongStarter herangezogen<br />
werden. Man gibt an, nach welcher Stimmung,<br />
welchem Thema und welchem Genre sich<br />
32<br />
KI als Singer und Songwriter
© Karoline Szakal<br />
der Text anhören soll und kann so immer<br />
weiter mit der Künstlichen Intelligenz<br />
zusammen einen passenden Songtext<br />
erstellen.<br />
Mit KI-Tools wie Soundful, Amper Music,<br />
AIVA und Ecrett Music lassen sich Melodien<br />
und Soundtracks erstellen. Solche<br />
Tools arbeiten mit Musik und Samples,<br />
die alle in irgendeiner Form schon existieren.<br />
Diese werden sozusagen wieder<br />
neu zusammengewürfelt und in<br />
unterschiedlichem Tempo, mit unterschiedlichen<br />
Instrumenten und anderen<br />
Tonarten zu einem neuen Musikstück<br />
zusammengefügt. Solche Tools können<br />
beispielsweise hilfreich sein, um ohne<br />
viel Mühe lizenzfreie Hintergrundmusik<br />
und Soundtracks zu erstellen.<br />
Auch fix fertige Songs lassen sich durch<br />
Anwendungen wie Boomy, Open-AI-<br />
MuseNet und Melodrive erstellen. So<br />
lassen sich mit ein paar Mausklicks gesamte<br />
Songkreationen erstellen – diese<br />
kann man entweder speichern oder<br />
verwerfen. So erstellt die KI ein Muster<br />
und macht immer wieder neue Songs,<br />
die sich immer mehr der Vorstellung des<br />
Erstellers annähern. Das heißt: Ohne eigenen<br />
Input geht es dann doch nicht.<br />
KI als DJ für Streaming und Radio<br />
Auch für nicht Musikprofis rückt der Begriff<br />
KI in der alltäglichen Musik- und<br />
Mediennutzung immer mehr in den<br />
Vordergrund. So wurde zuletzt von die<br />
Streaming Plattform Spotify ein AI-DJ<br />
für User in den USA vorgestellt. Da Personalisierung<br />
und das Annähern an den<br />
Musikgeschmacks des Users ein großes<br />
Asset des Streamingservices ist,<br />
wagt dieser nun den nächsten Schritt.<br />
Je mehr man den persönlichen DJ nutzt,<br />
desto besser versteht dieser die persönlichen<br />
Vorlieben und es wird eine Art<br />
persönliche Radioshow erstellt. Zwischen<br />
den verschiedenen Songs spricht<br />
der DJ mit dem*der Zuhörer*in und gibt<br />
Empfehlungen und Begründungen für<br />
Songauswahlen.<br />
Laut Thomas Korponay-Pfeifer, dem<br />
Programmdirektor des Radiosenders<br />
88.6, der eine technische Reichweite<br />
von 3,2 Millionen Hörer*innen hat, gibt<br />
es auf dem Radiomarkt große Entwicklungen<br />
und Trends betreffend KI. Im<br />
englischsprachigen Raum gibt es den<br />
Sender RadioGPT, bei dem sämtliche<br />
sonst von Menschen übernommen Tätigkeiten<br />
von einer KI abgedeckt werden.<br />
KI generierte Moderator*innenstimmen,<br />
künstliche Programmierungsmöglichkeiten<br />
etc. – im Mai wird die deutschsprachige<br />
Demoversion von RadioGPT<br />
erscheinen. Das Ende für umjubelte<br />
Radiopräsentator*innen?<br />
Megastar dank KI?<br />
Song-Symbiosen aus KI und „Selfmade“<br />
machen es schwierig, die Unterschiede<br />
zu erkennen, was nun menschen- und<br />
was maschinengemacht ist. Loibl ist<br />
ein großer Befürworter unterstützender<br />
Technologien. Jedoch warnt er, dass<br />
Personen, die versuchen, aus rein<br />
gewinnorientierten Motiven KI-Musik zu<br />
machen: „Ohne ein gewisses Musik-Grundverständnis<br />
und Gefühl für<br />
Musikerstellung wird auch mit Hilfe KI<br />
nur unwahrscheinlich ein Nummer-Eins-<br />
Hit entstehen“, meint er. „Personen, die<br />
sowohl KI als auch Kreativität einsetzen,<br />
werden umso erfolgreicher sein und für<br />
Personen, die dies nicht tun, könnte es<br />
im Business zukünftig zu Problemen<br />
kommen.“<br />
Jobs, die einfache und technisch aufwendige<br />
Tätigkeiten erledigen, könnten<br />
im Bereich des Musikbusiness bald<br />
durch Künstliche Intelligenz ersetzt werden,<br />
glauben Loibl und Korponay-Pfeifer.<br />
Anders sieht es bei kreativen Tätigkeiten<br />
aus: Hier sollte es weiterhin „menscheln“.<br />
Und es ist nicht auszuschließen, dass die<br />
Kreativen in diesem Bereich in Zukunft<br />
besser honoriert werden.<br />
Loibl nutzt in seinem Unternehmen bereits<br />
eine Vertriebssoftware mit einer AI-<br />
Forecasting Funktion. Korponay-Pfeifer<br />
hat bei seinem Radiosender noch keine<br />
Günter<br />
Loibl<br />
Thomas Korponay-Pfeifer<br />
/ © David Bitzan<br />
/ © Privat<br />
KI als Singer und Songwriter<br />
33
Künstliche Intelligenz im Einsatz: „Mir ist bewusst,<br />
dass es zwar einen ökonomischen Vorteil bringen<br />
könnte, beispielsweise die Verkehrsmoderation<br />
durch KI machen zu lassen. Wir sehen aber die<br />
Authentizität beim Thema Musik und Musikjournalismus<br />
als USP, den wir beim Radiosender 88.6<br />
beibehalten möchten.<br />
Trend oder Zukunft?<br />
Wie stark wird das Megathema KI den Musikbereich<br />
langfristig beeinflussen? Korponay-Pfeifer,<br />
der schon seit 30 Jahren in den Medien bzw. beim<br />
Radio tätig ist, schätzt die Situation folgendermaßen<br />
ein: „KI funktioniert als Hilfsmittel, aber nicht<br />
als Ersatz des Menschen. Schon immer sehnen<br />
sich Menschen nach etwas Haptischem und suchen<br />
in gewisser Weise die Emotion in der Musik,<br />
wie man beispielsweise auch beim Comeback der<br />
Schallplatte erkennen kann.“ So gibt es beispielsweise<br />
auch schon KI-Künstler*innen, also Star-<br />
Persönlichkeiten, die keine echten Menschen sind<br />
- doch so ganz ohne persönliche Ebene scheint<br />
das Musikstar-Phänomen nicht zu funktionieren.<br />
Gewisse Jobs werden aussterben und es wird immer<br />
schwieriger zu erkennen sein, was nun mit<br />
Herzblut und was mit einem Mausklick erstellt<br />
wurde.<br />
Korponay-Pfeifer erzählt von einer Aussage des<br />
Mitbegründers von RadioGPT: „Menschen werden<br />
nicht durch KI ersetzt aber Menschen werden<br />
durch Menschen ersetzt, die KI benutzen.“<br />
Katharina Woisetschläger<br />
Die Thalia Buchhandlung<br />
ganz in Ihrer Nähe.<br />
34<br />
Thalia St. Pölten<br />
Kremser Gasse 12<br />
3100 St. Pölten
Michael Fischeneder / © Marija Kanizaj<br />
Killt KI den Radiostar?<br />
Digitalisierung, Machine Learning und Künstliche Intelligenz (KI) – alle diese Begriffe<br />
kursieren in unserer Gesellschaft und durch die Medien. Im <strong>SUMO</strong>-Gespräch<br />
mit dem technikaffinen Programmdirektor der Antenne Steiermark Michael Fischeneder<br />
und der Senior-Vice-Präsidentin Zena Burns von der US-Firma Futuri,<br />
die KI-Modelle für Radios anbietet, wird deutlich, dass die Künstliche Intelligenz<br />
uns schon längst erreicht hat.<br />
Es ist sieben Uhr morgens und du öffnest<br />
die Radio-App auf deinem Handy.<br />
Zeit für die Nachrichten und das Wetter.<br />
Das Moderator*innen-Team steht noch<br />
nicht im Studio, aber das fällt nicht auf.<br />
Durch Technologien, die von KI-Gebrauch<br />
machen, wird ein automatisch erstelltes<br />
Skript von einer synthetisierten Stimme<br />
vorgelesen. Sie klingt täuschend echt:<br />
„Das war das Wetter und ich bin Sanja,<br />
deine KI-Moderatorin!“.<br />
KI regt auf und regt an<br />
Nicht nur Privatpersonen nutzen die Automatisierungsmöglichkeiten,<br />
die eine KI<br />
bietet. Zum Beispiel beim Verfassen eines<br />
Textes durch ChatGPT oder zur Generierung<br />
eines KI-Bildes, wie das vom<br />
Papst in der Balenciaga-Jacke. Künstliche<br />
Intelligenz, auf Englisch Artificial Intelligence<br />
(AI), wird in verschiedenen Branchen<br />
genutzt. Etwa in der Musikbranche,<br />
wobei hier kürzlich die Veröffentlichung<br />
des KI-generierten Songs Heart on My<br />
Sleeve für Aufregung sorgte. Mittels einer<br />
KI-Anwendung wurde hierbei von<br />
einer anonymen Person ein Song produziert,<br />
der klang, als wäre er von den kanadischen<br />
Stars Drake und The Weeknd<br />
eingesungen worden. Mittels der sogenannten<br />
Sprachsynthese wurde eine KI<br />
durch Audiomaterial der Artists trainiert<br />
und konnte so ihre Stimmen nachahmen.<br />
Dieses Beispiel zeigt auf, welches Potential<br />
hinter den KI-Technologien steckt.<br />
Auch für die Radiobranche sind diese<br />
Entwicklungen von großer Bedeutung.<br />
„Jede Woche habe ich das Gefühl, ich<br />
kriege irgendeine Meldung oder neue<br />
Website, die noch bessere Tools zur Verfügung<br />
stellen“, erzählt<br />
Michael Fischeneder, der sich mit<br />
Künstlicher Intelligenz auseinandersetzt<br />
und sich selbst als technikgetrieben<br />
beschreibt. Mit Tools meint er zum<br />
Beispiel eine Audio-zu-Text Anwendung,<br />
wie mygoodtape.com, die eine Audiodatei<br />
zu Geschriebenem umwandelt. Oder<br />
auphonic.com, eine Webservice der die<br />
Hintergrundgeräusche von Interviews<br />
durch KI-Technologie entfernt.<br />
KI zum eigenen Vorteil nutzen<br />
Early Adopters, wie der Programmchef<br />
der Antenne Steiermark, arbeiten<br />
daran, KI-Anwendungen in Arbeitsabläufen<br />
zu integrieren und ihre Teams<br />
auf den neuesten Stand der Technik zu<br />
bringen. Generell sei die Radiobranche<br />
experimentierfreudig, erklärt Fischeneder.<br />
Durch KI kann die Playlist für den<br />
Webstream besser automatisiert werden,<br />
in der Audio-Aufbereitung werden<br />
O-Töne von Hintergrundgeräuschen<br />
befreit oder Songs für Jingles von der<br />
Leadstimme. Diese kann die KI einfach<br />
„rausrechnen“. „Es geht darum, dass<br />
die Tools, die uns in die Hand gegeben<br />
werden, uns das Leben vereinfachen<br />
können, damit wir dann in weiterer Folge<br />
unsere Stärken noch besser ausspielen.<br />
Denn der Mensch ist kreativ, aber wenn<br />
ich am Tag zehnmal das Gleiche mache,<br />
dann sage ich mittlerweile ‚Muss das<br />
sein, oder könnten wir das irgendwie<br />
automatisieren? Damit man dann mehr<br />
Zeit hat in weiterer Folge, um kreativ zu<br />
sein.“<br />
Webseiten, die KI-Anwendungen anbieten,<br />
sprießen derzeit in die Höhe wie Unkraut.<br />
Das Internet ist eine wahre Fundgrube<br />
für alle, die die Möglichkeiten der<br />
Zena Burns / © Brian Friedman<br />
Killt KI den Radiostar?<br />
35
© Melina Nassioudis<br />
KI-Automatisierungen erproben<br />
möchten. Einen Überblick zu<br />
behalten, ist dabei aber derzeit<br />
schwer möglich. Jedoch bringt<br />
eine einfache Suchmaschinen-<br />
Eingabe vieles ans Licht. Mit<br />
Suchbegriffen, wie „Beste KI<br />
für Transkription“ oder „AI tools<br />
for business“ erscheinen seitenweise<br />
Listen mit bereits<br />
einsetzbarer Software. Diese<br />
variieren aber stark in der Qualität,<br />
sodass man wohl oder übel<br />
im Moment darauf angewiesen<br />
ist, sich durchzuprobieren. Die<br />
angebotenen Services sind dabei<br />
anfangs gratis, kosten aber<br />
bei regelmäßiger Anwendung<br />
gar nicht so wenig. Sie stellen<br />
für viele IT-Unternehmen eine<br />
neue Einkommensquelle dar.<br />
Schlechte Nachricht für<br />
Moderator*innen?<br />
Wie sieht es aber aus, wenn man<br />
die Services von Futuri Media´s<br />
RadioGPT in Anspruch nimmt?<br />
Die AI-Technologie des IT-Unternehmens<br />
kann beliebte Themen<br />
erkennen, daraus ein Skript<br />
schreiben und dieses mit täuschend<br />
menschlich klingenden<br />
Stimmen vorlesen. „Es handelt<br />
sich um ein End-to-End-System.<br />
Das ganze System ist so konzipiert,<br />
dass es das alles für<br />
Sie erledigt“, sagt Zena Burns,<br />
die bei Futuri für „Content und<br />
Special Projects“ zuständig ist.<br />
RadioGPT hat vier Komponenten:<br />
Echo, TopicPulse, die GPT-<br />
4-Technologie sowie das Textzu-Sprache<br />
Element. Das patentierte<br />
System namens Echo<br />
ist in der Lage zu erkennen, was<br />
auf dem Radiosender passiert,<br />
was gerade gespielt wurde und<br />
was demnächst folgt. Es ist das<br />
Bindeglied, das den anderen<br />
Komponenten mitteilt, was tatsächlich<br />
auf Sendung ist.<br />
TopicPulse ist eine KI-Technologie,<br />
die Facebook, Twitter,<br />
Instagram und über 250.000<br />
andere Nachrichten- und Informationsquellen<br />
im Internet und<br />
in den sozialen Medien scannt.<br />
So werden Geschichten ausfindig<br />
gemacht, die für die Zielgruppe<br />
relevant sind. Hier gibt<br />
es auch eine prädiktive Komponente,<br />
die Erkenntnisse darüber<br />
liefert, welche Themen demnächst<br />
viral gehen werden. Dieses<br />
System ist seit etwa zehn<br />
Jahren verfügbar und wird ständig<br />
weiterentwickelt, tausende<br />
von Content-Produzent*innen<br />
nutzen es bereits.<br />
TopicPulse hat ein Team von<br />
menschlichen Moderatoren,<br />
die die Daten überprüfen, und<br />
ist die einzige Komponente von<br />
RadioGPT, an der Menschen<br />
beteiligt sind. Die GPT-4-Technologie<br />
von OpenAI als dritte<br />
Komponente, kann verschiedene<br />
Dinge tun. Sie ist vielen als<br />
die Methode hinter ChatGPT<br />
bekannt. Die Technologie erstellt<br />
zum Beispiel ein Skript<br />
auf der Grundlage von TopicPulse.<br />
Dieses wird dann durch die<br />
letzte Komponente vorgelesen,<br />
dem KI-Stimmensystem. Diese<br />
Stimmen können dabei mit verschiedenen<br />
Eigenschaften erschaffen<br />
werden, zum Beispiel<br />
mit einem gewissen Sarkasmus.<br />
Mit den Technologien von Futuri<br />
ist es Radiostationen so möglich,<br />
digitale Persönlichkeiten zu<br />
erschaffen.<br />
Wir brauchen mehr Kreativität<br />
denn je<br />
Sieht so aus, als könnten<br />
die Morningshow-<br />
Moderator*innen nun bald alle<br />
jeden Tag ausschlafen. Dass sie<br />
ganz ersetzt werden sollten,<br />
denkt Burns aber nicht. „Wir<br />
sind der festen Überzeugung,<br />
dass die beste Art, RadioGPT<br />
36<br />
Killt KI den Radiostar?
zu nutzen, darin besteht, lokale Talente zu umgeben“,<br />
verrät die Senior-Vice-Präsidentin. In vielen<br />
Ländern gäbe es nur sehr wenige Radiosender, die<br />
rund um die Uhr Live-Inhalte ausstrahlen und nur<br />
tagsüber Beiträge von Menschen senden, die sich<br />
tatsächlich in den Städten befinden, aus denen<br />
sie senden. Deswegen würde Radio Sendezeiten<br />
an die Streaming-Dienste abtreten, weil es nichts<br />
Frisches und Ansprechendes gebe, erklärt Burns.<br />
Generell geht der Trend bei Audio-Angeboten<br />
Richtung Streaming und On-Demand-Services.<br />
Radio verliert seit Jahren Rezipient*innen und ist<br />
gefordert, sich anzupassen. Da ist es keine Überraschung,<br />
dass Radiostationen aus mehreren<br />
Dutzend Ländern rund um die Welt am Angebot<br />
von RadioGPT interessiert sind. Wie sehr die derzeitigen<br />
technischen Innovationen dazu beitragen<br />
können, wettbewerbsfähig zu bleiben, ist ein<br />
Thema, das den Mediensektor stark beschäftigt.<br />
„Denn es gibt Dinge, die eine künstliche Intelligenz<br />
nicht leisten kann, oder?“, gibt Burns zu bedenken.<br />
„Künstliche Intelligenz kann keine Spendensammlungen<br />
veranstalten oder mit Werbetreibenden<br />
zusammenarbeiten, um eine Werbekampagne<br />
zu entwickeln“. Im Prinzip kommt auch das Endto-End-System<br />
von Futuri nicht ohne Menschen<br />
und deren Kreativität aus. Denn das Konzept einer<br />
Radioshow, und die Personality der KI-Stimme,<br />
ist nach wie vor eine Entscheidung, die von Menschen<br />
getroffen werden muss.<br />
Auch Fischeneder sieht derzeit nicht die Möglichkeit,<br />
ein Radio ohne Menschen zu betreiben.<br />
„Wir sehen uns als Entertainment-Factory, wenn<br />
ich an meinen Kollegen in der Früh denke“, erzählt<br />
er. Dieser schreibt Lieder über steirische<br />
Gemeinden und spielt sie selber ein, dabei nützt<br />
er Informationen, die die Hörer*innen dem Radiosender<br />
zukommen lassen. Das könne eine<br />
KI zwar auch, räumt Fischeneder ein, bei der<br />
Hörerschaft würde man damit aber mal nicht gewinnen.<br />
Bezüglich des Einsatzes von Sprachsynthese<br />
relativiert der Programmchef, dass es das<br />
sicher mal geben werde, dass er einige Stunden<br />
Sprach-Audiomaterial in ein Modul reinladen würde,<br />
um einen Moderator simulieren zu können.<br />
„Trotzdem wird mir der Morningshow-Moderator<br />
hin und wieder Antworten geben, mit denen ich<br />
jetzt vielleicht nicht rechne“, erklärt Fischeneder.<br />
Man müsse nichtsdestotrotz dranbleiben.<br />
Sein Fazit: „Nutze die Technik, um dein Produkt<br />
zu verbessern und nicht, um dich<br />
wegzurationalisieren.“<br />
Künstlich, aber nicht fake<br />
Wenn aber eine Technologie eingesetzt wird, um<br />
Themen auszumachen, die im World Wide Web<br />
kursieren und daraus ein Skript zu schreiben, kursieren<br />
dann nicht sofort Falschnachrichten im System?<br />
TopicPulse von Futuri wird seit zehn Jahren<br />
von Menschen „trainiert“, erklärt Burns. Künstliche<br />
Intelligenz sei nur so gut wie die Informationen,<br />
mit denen sie gefüttert wird. Ein Verifizierungssystem,<br />
das präventive Filter beinhalte, würde<br />
das Auftreten von spekulativen oder ungenauen<br />
Inhalten, die manchmal als Halluzinationen bezeichnet<br />
werden, überprüfen und reduzieren. „Wir<br />
haben eine Reihe von Schutzmaßnahmen und Filtern<br />
eingerichtet, um sicherzustellen, dass solche<br />
Dinge oder anstößige Inhalte nicht durch das System<br />
gelangen“, erklärt die Senior-Vice-Präsidentin.<br />
Wie das klingt, kann jeder selbst nachhören.<br />
RadioGPT bietet eine Livestream-Demoversion<br />
an, wo man hören kann, wie die Stimmen, die die<br />
Firma zur Verfügung stellt, klingen und welche Informationen<br />
das System anbietet. Neben Songs<br />
aus den 80s und 90s (Overkill von Men At Work<br />
hat es gleich in meine Playlist geschafft) sind im<br />
Demo-Stream KI-Stimmen zu hören, die in fast<br />
jeder Moderationsstrecke erwähnen, dass sie<br />
künstlich erschaffene Personen sind. Nach dem<br />
Grund dafür gefragt antwortet Burns darauf: „Wir<br />
denken, wenn eine Künstliche Intelligenz eingesetzt<br />
wird, um einer ganzen Sendung eine Stimme<br />
zu geben, sollte das wahrscheinlich offengelegt<br />
werden. Es gibt eine Reihe von Möglichkeiten,<br />
wie man KI-Stimmen im Rundfunk nutzen kann,<br />
die nicht unbedingt eine Offenlegung erfordern.“<br />
Dafür nennt sie als Beispiel einen Moderator, der<br />
in 50 verschiedenen Märkten auftritt. Das Radiosystem<br />
von Futuri könne die Stimme dieser<br />
Persönlichkeit das Wetter in Echtzeit in all diesen<br />
50 lokalen Märkten vorlesen lassen. So, dass es<br />
sich sehr live und lokal anfühle. Wie so oft hat hier<br />
Amerika einen gewaltigen Vorsprung in der Technologie.<br />
Ob diese technischen Innovationen auch<br />
bald in unseren Breitengraden angewendet werden,<br />
wird die Zeit weisen.<br />
Sophia Olesko<br />
Killt KI den Radiostar?<br />
37
STARKE THEMEN.<br />
WAHRE WERTE.<br />
GROSSE WIRKUNG.<br />
Kronen Zeitung | krone.at<br />
DAS TÄGLICHE LESEN<br />
stärkt die Aufmerksamkeit<br />
und Konzentration,<br />
fördert unsere Kreativität,<br />
verbessert das Gedächtnis,<br />
das Allgemeinwissen<br />
und den Wortschatz,<br />
inspiriert, gibt Impulse,<br />
und macht einfach Spaß.<br />
WISSEN<br />
HEISST WISSEN, WO ES GESCHRIEBEN STEHT.<br />
ALBERT EINSTEIN<br />
38
Die Kunst der Künstlichen Intelligenz<br />
Während einige die Kreativität von KI-generierter Kunst infrage stellen, betrachtet Martin Dörsch<br />
sie als ein mächtiges Werkzeug, das die Grenzen sprengt und die Kunstlandschaft revolutioniert.<br />
Tauche ein in die kontroverse Diskussion und erfahre, wie KI die Zukunft der Kunst prägen könnte.<br />
Du stehst auf dem Hof eines<br />
weißen, renovierten Bauernhauses<br />
mit Holzfassade. Vor<br />
dir befindet sich eine helle, aber<br />
kleine Holztür, die gerade groß<br />
genug ist, damit du hindurchgehen<br />
kannst. Du trittst ein, die<br />
Wände sind weiß gebleicht und<br />
das Einzige, was deinen Augen<br />
erlaubt, sich schnell an die Veränderung<br />
des Lichts zu gewöhnen,<br />
sind die steilen, schmalen<br />
Holzstufen, die nach oben führen.<br />
Bei jedem Schritt, den du<br />
machst, hältst du dich am Geländer<br />
fest und kämpfst dich die<br />
Treppe hinauf, bis du es endlich<br />
schaffst.<br />
© Martin Dörsch<br />
Vor deinen Augen siehst du Fotos.<br />
Im Augenwinkel siehst du<br />
ein Bild von einer Frau, das gleich<br />
deine Aufmerksamkeit erregt.<br />
Plötzlich ziehen dich deine Beine<br />
zu dem Bild und du stehst davor,<br />
schaust es dir genau an und<br />
liest die Bildunterschrift: „35mm<br />
analogue film photography of a<br />
beautiful woman in a red dress<br />
with white dots. William Eggleston<br />
Style“ von Martin Dörsch.<br />
Deine Augenbrauen ziehen sich<br />
verwirrt zusammen. Du erinnerst<br />
dich, dass du über ihn und<br />
seine Arbeit mit KI-generierten<br />
Bildern gelesen hast.<br />
Die faszinierende Verbindung<br />
zwischen Künstlicher<br />
Intelligenz und Fotografie<br />
Dieser Moment der Verwunderung<br />
führt dich zu der faszinierenden<br />
Welt des Fotografen<br />
und Pädagogen Martin Dörsch,<br />
der eine einzigartige Verbindung<br />
zwischen Künstlicher Intelligenz<br />
und Fotografie herstellt. Dörsch<br />
hat im Rahmen eines Fotografie-Workshops,<br />
der sich auf die<br />
Nutzung von KI spezialisiert, ein<br />
Bild mithilfe eines Programms<br />
namens Midjourney generiert.<br />
Midjourney ist ein Programm für<br />
Künstliche Intelligenz, das Bilder<br />
aus sprachlichen Beschreibungen,<br />
den sogenannten Prompts,<br />
erzeugt und produziert. Das Bild,<br />
das vor dir hängt, hat Dörsch mit<br />
Midjourney geschaffen. Es zeigt<br />
eine Frau mit schönem, gestyltem<br />
langem blonden Haar in<br />
einem roten Kleid mit weißen<br />
Punkten. Sie steht aufrecht mit<br />
dem Rücken zum Betrachter.<br />
Ihr Kopf ist leicht nach rechts<br />
gedreht, sodass der Betrachter<br />
die Hälfte ihres Gesichts sehen<br />
kann. Sie steht vor einem<br />
Haus und im Hintergrund sieht<br />
man ein zweites Haus mit einem<br />
alten Auto davor. Während<br />
Dörsch das Bild betrachtet, sagt<br />
er: „Midjourney ist aktuell – aus<br />
meiner Sicht – eines der mächtigsten<br />
bildgebenden oder Bildgenerierenden<br />
KI-Tools, darum<br />
habe ich mich damit beschäftigt.“<br />
Angesichts dieser faszinierenden<br />
Entwicklung stellt sich die<br />
Frage, welche Rolle Künstliche<br />
Intelligenz in der Zukunft der<br />
Kunst spielen wird. Dörsch gibt<br />
an, dass KI voraussichtlich vieles<br />
auf den Kopf stellen werde und<br />
dass traditionelle Kunstformen<br />
wie Malerei und Fotografie weiterhin<br />
Bestand haben werden.<br />
Er betont, dass KI weit mehr sei<br />
als ein herkömmliches Werkzeug<br />
und die Fähigkeit besitze,<br />
Grenzen zu durchbrechen, und<br />
das ohne großen Aufwand. „Man<br />
kann sich das wahrscheinlich<br />
noch gar nicht vorstellen, aber<br />
es wird sich extrem viel verändern”,<br />
fügt Dörsch hinzu.<br />
Die Kunst der Künstlichen Intelligenz<br />
39
Martin Dörsch / © Martin Dörsch<br />
Benedikt Pfisterer / © Kinga Rudaś<br />
Die Herausforderungen, die KI in der<br />
Kunstwelt darstellt<br />
Geschaffene Kunst ist die Essenz<br />
menschlicher Gefühle, Meinungen, Gedanken<br />
und Leidenschaften. Viele nutzen<br />
Kunst, um sich auf möglichst originelle<br />
und einzigartige Weise auszudrücken<br />
und damit Neues zu erschaffen. Die<br />
vielen Kritiken aus der Kunstwelt zu KI<br />
scheinen berechtigt. Jerry Saltz, ein bekannter<br />
amerikanischer Kunstkritiker,<br />
der seit 2006 für das New York Magazine<br />
arbeitet, hat eine eher kritische Meinung<br />
zu KI-generierter Kunst. Er bezeichnet sie<br />
als minderwertige Kunst und beschrieb<br />
DALL-E 2 – ein KI-Bildgenerator – in<br />
seinen eigenen Worten: „This is pretty<br />
crapola illustration." Er ist der Meinung,<br />
dass es der Mehrheit der KI-Kunst an<br />
Kreativität und echter Fantasie mangelt.<br />
Die Frage, ob von KI geschaffene Kunst<br />
als Kunst angesehen werden sollte, wird<br />
uns noch länger beschäftigen. Was als<br />
Kunst angesehen wird, ist sehr subjektiv,<br />
da jeder eine andere Meinung darüber<br />
hat, was Kunst ist. Wie steht also ein<br />
Kunst- und KI-Experte zu diesem kritischen<br />
Thema? Nach Dörschs Ansicht<br />
ist der Zug bereits abgefahren. Denn es<br />
hätte keinen Sinn mehr, sich dagegen zu<br />
wehren, da der Zug uns sonst nur überrollen<br />
würde. „Als Fotograf oder Kunstschaffender<br />
sollte man sich prinzipiell<br />
mit den Programmen der Künstlichen Intelligenz<br />
auseinandersetzen. Oder man<br />
ist eben eine Galerie, die nur analoge<br />
Fotografie ausstellt. Für mich persönlich<br />
lautet die Antwort: Folgen Sie dem<br />
Trend, wohin er sich auch entwickelt“,<br />
meint Dörsch.<br />
Kontroverse: Hinterfragung von KI in<br />
der Kunstwelt<br />
Du drehst dich um und bemerkst eine<br />
Videoinstallation am anderen Ende<br />
des Raums. Du gehst Schritt für Schritt<br />
über den knarrenden Holzboden, bis du<br />
schließlich stehen bleibst und vor dir<br />
eine schwarz gerahmte Installation stehen<br />
hast. Die Videoinstallation hat einen<br />
weißen Hintergrund mit schwarzen<br />
dreieckigen Figuren, die in Schwärmen<br />
umherschweben. Du machst einen<br />
Schritt näher zum Kunstwerk und plötzlich<br />
flattern die Figuren. Sie reagieren auf<br />
deine Bewegung. Du neigst deinen Kopf<br />
nach rechts und liest den Titel: Vögel<br />
von Benedikt Pfisterer. Er ist ein aufstrebender<br />
generativer Künstler, der in<br />
Oberösterreich geboren wurde und derzeit<br />
in Wien lebt. Mit diesem neuesten<br />
Werk von ihm hat er mit Hilfe eines Algorithmus<br />
das Schwarmverhalten von<br />
Vögeln simuliert. Durch sein Kunstwerk<br />
hinterfragt er das Klimabewusstsein der<br />
Menschen und macht den Eingriff von<br />
Menschen in ihre Umwelt sichtbar. Pfisterer<br />
teilt seine Meinung zum Einsatz<br />
von Künstlicher Intelligenz in der Kunstwelt.<br />
Er argumentiert, dass KI als Kunst<br />
betrachtet werden sollte und verweist<br />
auf Chucky Schuster und Jon Rafman.<br />
Beide sind großartige Künstler*innen,<br />
die mit KI arbeiten. Pfisterer findet, dass<br />
man den Stellenwert von KI nicht wirklich<br />
verallgemeinern kann. Für ihn kann<br />
KI generierte Kunst durchaus Kunst<br />
sein, er fügt aber hinzu, dass viele KI-<br />
Künstler*innen ähnliches schaffen.<br />
Wenn man sich in der Kunstszene umhört,<br />
trifft man häufig auf die Meinung,<br />
dass es schwierig ist, einen Großteil der<br />
Gesellschaft für die neue Technologie der<br />
Künstlichen Intelligenz zu interessieren.<br />
Es gibt sehr viele verschiedene Meinungen<br />
zu diesem Thema, oft sind sie negativ<br />
besetzt.<br />
In einem Blog Von Brühl zum Thema KI in<br />
der Kunstwelt meinten die Autor*innen,<br />
dass diese neue Form der Technologie<br />
mehrere Funktionen in der Kunstwelt<br />
haben kann. Es ist nicht nur wertvoll<br />
für die Erstellung von Kunstwerken,<br />
sondern auch für deren Analysierung<br />
und Klassifizierung. Speziell nützlich<br />
ist das für Kunstmuseen und Galerien,<br />
da sich diese vermehrt durch KI-Tools<br />
Kunstwerke zusammenstellen und somit<br />
einzigartige Sammlungen erstellen<br />
können. Jedoch gibt es dazu nicht nur<br />
positives Feedback, sondern auch viele<br />
40<br />
Die Kunst der Künstlichen Intelligenz
negative Betrachtungen. Beispielsweise fürchten<br />
viele Künstler*innen um die Authentizität ihrer<br />
Fotos oder Kunstwerke, die für KI-generierte<br />
Kunst herangezogen werden. KI-generierte Kunst<br />
wird zwar meist nicht unmittelbar neu geschaffen,<br />
sondern imitiert oft bereits bestehende<br />
Künstler*innen und Kunstwerke. Aufgrund dieser<br />
diversen Wechselwirkungen zwischen Kunst und<br />
KI ist es von größter Bedeutung, dass die Technologie<br />
verantwortungsbewusst und ethisch korrekt<br />
eingesetzt wird. Wichtig ist, dass der kreative Prozess<br />
des Künstlers erhalten bleibt und die Technologie<br />
nicht die Oberhand gewinnt.<br />
Pfisterer fügt hinzu: „Ich finde es gut, so wie es<br />
jetzt angenommen wird. Es gibt sehr viele kritische<br />
Stimmen, aber es gibt auch sehr viele Leute,<br />
die wirklich vorne dabei sind und KI als Werkzeug<br />
sehen. Ich finde es wichtig, dass es viele verschiedene<br />
Meinungen und Ansichten dazu gibt.<br />
Die Kunstwelt wird sich immer weiterentwickeln<br />
und man muss halt auch neue Erfindungen mitintegrieren.“<br />
Aber ob KI-generierte Kunst noch als<br />
Kunst angesehen werden kann, hängt nicht nur<br />
von der Freiheit des Künstlers, sondern auch vom<br />
Kunstmarkt ab.<br />
Künstliche Intelligenz hat eine große Debatte in<br />
der Kunstbranche ausgelöst. Entweder ist man<br />
der Meinung, dass Kunst unsere eigene menschliche<br />
Intention und Kreativität erfordert oder dass<br />
KI-erzeugte Kunst immer noch als Kunst angesehen<br />
wird, da sie Teil des kreativen Prozesses des<br />
Künstlers ist. Ob ein automatisiertes Kunstwerk<br />
Kunst ist, hängt von der Meinung des Betrachters<br />
oder auch einer Jury oder auch einer eventuellen<br />
Gesetzgebung ab. KI-generierte Kunst ermöglicht<br />
es uns, unsere konventionellen Vorstellungen von<br />
Kunst zu hinterfragen und neue Formen der Kreativität<br />
und des Ausdrucks zu finden. Wir müssen<br />
die Vorstellung in Frage stellen, dass Kreativität in<br />
der Kunst nicht länger eine einzigartig menschliche<br />
Eigenschaft ist. Aber auf diesem Weg ist noch<br />
viel Raum für Diskussion.<br />
Emily Pobst<br />
Die Kunst der Künstlichen Intelligenz<br />
41
Die Generation des Generierens:<br />
Wem gehört die künstliche Kunst?<br />
Künstliche Intelligenz ist längst Teil unserer Gegenwart geworden. Doch was bedeutet das für<br />
Künstler*innen und ihre Werke? Wie verändert sich das Berufsfeld? Und vor allem: Wer gilt eigentlich<br />
als Urheber in diesen Fällen?<br />
© Matthias Leidinger<br />
Vom Papst in weißer Pufferjacke,<br />
bis hin zu Abbildungen<br />
bekannter Politiker im Renaissance-Stil:<br />
In der Welt der<br />
künstlich generierten Fotos erscheint<br />
mittlerweile alles möglich.<br />
Mit Programmen wie Jasper<br />
Art, Runway oder Midjourney<br />
lassen sich binnen Sekunden<br />
Bilder und Kunstwerke erstellen.<br />
Den Überbegriff dafür bildet das<br />
Text-to-Image-System: Diese<br />
Programme sind darauf spezialisiert,<br />
auf Anweisung, auch<br />
Prompt genannt, ein beliebiges<br />
Bild zu erstellen, welches aus<br />
verschiedenen Datensätzen<br />
errechnet wird. Schon ist ein<br />
weiteres Bild kreiert worden.<br />
Das machen sich auch Kunstschaffende<br />
und Fotograf*innen<br />
zunutze. Wie arbeitet man aber<br />
genau mit diesen Programmen<br />
und wer besitzt die Rechte an<br />
diesen Fotos? In Österreich<br />
schützt das Urheberrecht derzeit<br />
nur „von Menschen geschaffene<br />
Werke“ (§ 1 Abs. 1<br />
UrhG): Künstlich generierte Werke<br />
sind derzeit urheberrechtlich<br />
demnach nicht geschützt.<br />
<strong>SUMO</strong> lässt drei Personen zu<br />
Wort kommen: den Fotografen<br />
Matthias Leidinger, den Unternehmer<br />
Stefan Pichler und die<br />
Rechtsanwältin Jeanette Gorzala.<br />
Matthias Leidinger spricht<br />
über seine Arbeit mit künstlich<br />
intelligenten Programmen und<br />
die zukünftigen Auswirkungen<br />
dieser auf sein Berufsfeld.<br />
Stefan Pichler hat sich gründlich<br />
in seiner Masterarbeit mit<br />
dem Thema Urheberrecht von<br />
generierten Werken auseinandergesetzt.<br />
Jeanette Gorzala hat<br />
sich auf das Gebiet „Recht bei<br />
künstlich generierten Fotos“<br />
spezialisiert und gibt Ausblicke<br />
auf die Zukunft, sowie Grauzonen<br />
und Streitpunkte der Thematik.<br />
Zwischen Schutz und<br />
Schranken<br />
Im österreichischen Recht ist<br />
das Urheberrecht im Persönlichkeitsrecht<br />
sehr stark verankert,<br />
sagt Pichler. Die Urheber*innen<br />
bringen ihre Persönlichkeit in<br />
das Werk ein, aber genau dieser<br />
Fakt macht vollkommen generierte<br />
Bilder schwer mit dem<br />
Urheberrecht vereinbar. Hier sei<br />
die Persönlichkeit des Schaffenden<br />
schwer wiederzuerkennen.<br />
Gorzala erklärt, dass rechtlich<br />
die Urheberschaft in Europa und<br />
auch nach dem österreichischen<br />
Urheberrechtsgesetz aktuell<br />
nur einer natürlichen Person zusteht.<br />
Im Falle der Abwandlung<br />
von Werken spricht man von einer<br />
Werkbearbeitung. Möglich<br />
ist auch, dass durch die Benutzung<br />
eines Werks im künstlerischen<br />
Schaffensprozess ein<br />
selbständiges neues Werk entsteht.<br />
Hier weist Gorzala darauf<br />
hin, dass bei der Nutzung von<br />
Künstlicher Intelligenz bei Bearbeitungen<br />
oder der Erstellung<br />
neuer Werke sowohl Fragen der<br />
Urheberschaft als auch der Haftung<br />
zunächst beachtet werden<br />
müssen. „Bei der Werkbearbeitung<br />
eines Bildes können die<br />
ursprünglichen Künstler*innen<br />
jedoch klagen, dass ihre<br />
Bilder benutzt wurden“, so Pichler,<br />
welcher sich in seiner Masterabreit<br />
gründlich mit dem<br />
Thema auseinandergesetzt<br />
hat. Bei künstlich generierten<br />
Bildern, welche keinen<br />
Urheber*innen zustehen, heißt<br />
es nicht, dass diese von jeder/<br />
jedem benutzt werden dürfen.<br />
Der Urheber bestimmt, wie sein<br />
Werk genutzt werden kann –<br />
was grundsätzlich nicht durch<br />
den Urheber erlaubt wurde, ist<br />
unzulässig. Künstler*innen können<br />
zusätzlich vorab klar schreiben,<br />
dass das Werk für das<br />
Trainieren von Künstlicher Intelligenz<br />
nicht verwendet werden<br />
darf und falls dies trotzdem<br />
passiert, können Ansprüche<br />
geltend gemacht werden. „Das<br />
Beweisthema, wessen Werke<br />
verwendet wurden, ist das<br />
Schwierige“ erklärt Gorzala. In<br />
Australien gab es vor kurzem<br />
ein interessantes Urteil: „Dort<br />
überlegt man, maschinelle Urheberschaft<br />
anzuerkennen.<br />
42
Auf europäischem Gebiet wurde eine<br />
mögliche Rechtspersönlichkeit für Maschinen<br />
zwar diskutiert, jedoch abgelehnt: Auch in Österreich<br />
kann nur eine natürliche Person Urheber*in<br />
sein“, sagt Gorzala.<br />
Grauzonen und Grenzbereiche<br />
Komplex ist die Rechtslage beim Eingeben<br />
des Prompts in Verbindung mit den unterschiedlichen<br />
Nutzungsbedingungen der<br />
Programmanbieter*innen. „Die Plattformen sichern<br />
sich sehr weitreichende Rechte zu, welche<br />
in ihren AGBs zu finden sind. Die Norm ist, dass<br />
derjenige, der den Prompt macht, ein beschränktes<br />
Nutzungsrecht für das Ergebnis hat“, erklärt<br />
Gorzala. Die Plattformen sichern sich oft Verwendungsrechte<br />
z.B. an den Inputdaten oder auch<br />
am Ergebnis, welches durch den eigenen Prompt<br />
entsteht. Sehr oft unterliegen die AGBs zudem<br />
US-Recht. Eine weitere Grauzone ist, ab wann<br />
das Werk eine so einzigartige geistige Schöpfung<br />
ist, dass es wieder ein neues Werk darstellt: Eine<br />
Frage, die vor allem Kunstschaffende sehr beschäftigt.<br />
Eine zentrale Frage ist, welche Daten<br />
man zum Trainieren und Testen verwenden darf.<br />
„Viele neue Plattformen, die zum Beispiel Stockfotos<br />
anbieten, klären bereits in den AGBs, dass<br />
ihre Werke nicht verwendet werden dürfen. Zur<br />
Frage der unrechtmäßigen Verwendung von Daten<br />
für das Trainieren von generativer Bild-KI gibt<br />
es bereits anhängige Gerichtsverfahren in den<br />
USA“, sagt die Rechtanwältin Gorzala.<br />
„Die Kreativität sollte unbedingt honoriert<br />
werden“<br />
Auf die Frage der Ethik bei künstlich generierten<br />
Fotos angesprochen, erklärt Gorzala vorab, wie<br />
faszinierend es sei, was man mit dieser Technologie<br />
bereits leisten kann. Obwohl wir ihrer Meinung<br />
nach noch entfernt von Perfektion sind, wurde im<br />
Bereich von Bildern, Videos und im Audio-Bereich<br />
bereits Großartiges geleistet. Es geht dabei immer<br />
um die Frage, ob das bereits etwas Neues<br />
ist oder einfach nur eine neue Kombination von<br />
Du will st Gutes tun?<br />
Spende Plasma und<br />
rette Leben!<br />
Als Dankeschön für deinen Zeitaufwand<br />
erhältst du € 35,- pro Spende!<br />
EUROPLASMA Spendezentrum St. Pölten<br />
Schulring 21, 2. Stock (Neues Forum), 3100 St. Pölten<br />
Telefon: +43 (0)2742 / 90 333<br />
E-Mail: stp@europlasma.at<br />
Darum solltest auch du Plasma spenden:<br />
• Weil aus menschlichem Blutplasma lebensrettende Medikamente<br />
hergestellt werden, die nicht künstlich erzeugt werden können.<br />
• Weil du tausenden von Menschen<br />
helfen kannst, die lebenslang<br />
darauf angewiesen sind.<br />
• Weil Plasma spenden einfach<br />
und sicher ist.<br />
Vereinbare einen Termin in<br />
unserem Spendezentrum.<br />
43
Matthias<br />
Leidinger<br />
/ © Matthias<br />
Leidinger<br />
Stefan Pichler<br />
/ © Stefan Pichler<br />
Jeanette Gorzala<br />
Jeanette Gorzala<br />
/ ©<br />
vorhandenen Daten. Für Gorzala steht<br />
die menschliche Kreativität immer im<br />
Vordergrund:<br />
„Es sollte ein Zusammenspiel zwischen<br />
einer natürlichen Person und einer Technologie<br />
sein, die einem nur dabei hilft,<br />
besser zu arbeiten oder zu experimentieren.<br />
Es muss ein Miteinander sein, bei<br />
dem die Intuition der Kunstschaffenden<br />
nie untergehen dürfe.“<br />
Die Idee dahinter in Form des Prompts<br />
kommt vom Menschen, der sich dieser<br />
Technologie bedient. Das Erstellen<br />
solcher Fotos ist also generell<br />
nicht verwerflich, vertritt Gorzala.<br />
Künstler*innenrechte müssen aber<br />
respektiert und geschützt werden,<br />
vor allem im Digitalkunstbereich: „Die<br />
Kreativität sollte unbedingt honoriert<br />
werden. Niemals sollten Künstler*innen<br />
ausgebeutet werden, da die Kunst einen<br />
gesellschaftlichen Aspekt erfüllt.“<br />
Künstliche Intelligenz bietet ein riesiges<br />
Potenzial, aber der Mensch sollte immer<br />
im Vordergrund stehen, damit das Verhältnis<br />
nicht kippt.<br />
„Unethisch ist das Einsetzen der Programme<br />
dann, wenn es darum geht<br />
Persönlichkeitsrechte zu verletzen oder<br />
Personen in unvorteilhaften Arten und<br />
Weisen darzustellen, insbesondere in<br />
Richtung Gewalt oder Pornographie.<br />
Desinformationen durch Deep-Fakes<br />
und Fake News zu erzeugen, ist ein<br />
weiterer völlig unethischer Aspekt und<br />
kann massive Schäden verursachen“, so<br />
Gorzala.<br />
Künstliche Kreativität unter Kontrolle?<br />
Das Wichtigste in diesem Bereich ist,<br />
Klarheit über den Umgang mit Daten<br />
zu schaffen, die die Grundlage der Modelle<br />
bilden. Für Modellentwickler*innen<br />
müssen klare Regelungen geschaffen<br />
werden. Gorzala meint, dass sich durch<br />
eine EU-weite Regelungen, EU AI Act<br />
genannt, auf europäischer Ebene etwas<br />
verändern wird: „Dabei geht es vor<br />
allem darum, dass von Herstellerseite<br />
bestimmte Standards und Regelungen<br />
in geordnete gesetzliche Wege geleitet<br />
werden müssen. Man rechnet damit,<br />
dass dieser Prozess Ende 2023 abgeschlossen<br />
sein und Anfang 2024 in Kraft<br />
treten wird, sollten keine weiteren technischen<br />
Entwicklungen dazwischenkommen“,<br />
fügt Gorzala hinzu.<br />
Der zweite wichtige Punkt in Zukunft ist<br />
die Transparenz, vor allem dort, wo es<br />
sensibel ist. Künstlich generierte Werke<br />
sollten, laut Gorzala, kennzeichnungspflichtig<br />
sein, vor allem dort, wo diese für<br />
Desinformation instrumentalisiert werden<br />
können, beispielsweise wenn es um<br />
Personen des öffentlichen Lebens geht.<br />
„Die Tools werden bleiben, die Standards<br />
müssen dazukommen, um eine ehrliche<br />
Arbeitsweise zu gewährleisten. Besonders<br />
bei wissenschaftlichen Arbeiten<br />
sollte es eine Kennzeichnung geben. Es<br />
besteht also viel Entwicklungsarbeit“,<br />
vertritt die Rechtsanwältin.<br />
Die Fotografie von morgen:<br />
Veränderung der Arbeitsweisen<br />
Leidinger glaubt, dass in den kommenden<br />
Jahren kreatives und konzeptuelles<br />
Denken weitaus mehr in den Vordergrund<br />
rücken werden und vielleicht auch<br />
das physische und analoge Arbeiten,<br />
wie beispielsweise durch Dunkelkammerdrucke,<br />
wieder stark an Wertigkeit<br />
dazugewinnen, da sie eine Authentizität<br />
und Handarbeit verkörpern, wie es eben<br />
Programme nicht können. Hingegen<br />
könne er sich gut vorstellen, dass Branchen<br />
wie die Produktfotografie starke<br />
Markteinbrüche zu verzeichnen haben<br />
werden, da in Zukunft die Erstellung<br />
solch kommerzieller Aufnahmen durch<br />
Künstliche Intelligenz weitaus kostengünstiger<br />
und effizienter werden könnte.<br />
Vielleicht wird die Fotografie in ihrer<br />
Denk- und Arbeitsweise dadurch aber<br />
auch freier. „Ein guter Vergleich ist das<br />
Zeitalter, in der die Fotografie die Malerei<br />
abgelöst hat: Die Möglichkeiten<br />
mit Künstlicher Intelligenz zu arbeiten<br />
könnte hier einen ähnlichen nächsten<br />
Schritt darstellen“, rundet Leidinger ab.<br />
44<br />
Die Generation des Generierens: Wem gehört die künstliche Kunst?
„Die Künstliche Intelligenz versucht also basierend<br />
auf ihrem Wissen zu erkennen, was sich in seinen<br />
Bildern befindet und daraufhin neue, ähnliche<br />
Bilder zu generieren. Man könnte also sagen, sie<br />
versucht die Essenz der Bilder zu verstehen, um<br />
neue zu erschaffen“, so Leidinger.<br />
Was das Foto des Fotografen betrifft, vertritt Pichler<br />
die Meinung, dass die Künstliche Intelligenz mit<br />
seinen Bildern trainiert wurde: „Die ganze Eingabe<br />
kam von ihm, sowie die Ausgabe und die Steurung<br />
von der Künstlichen Intelligenz. Das bedeute, der<br />
Künstler spiele hier bei der Erschaffung eine tragende<br />
Rolle und somit greife das Urheberrecht bei<br />
Matthias Leidinger.“<br />
© Midjourney/Reddit<br />
„Er ist die natürliche Person, der die Grundlage<br />
für die Fotos geliefert hat und jedenfalls deren<br />
Urheber. Zu prüfen sind jedenfalls die AGBs von<br />
Runway, und ob sich der Programhersteller darin<br />
Nutzungsrechte am Bild sichert. Der künstlichintelligente<br />
Algorithmus ist auf jeden Fall nicht der<br />
Urheber“, meint Gorzala ebenso, ohne eine gründliche<br />
Prüfung durchzuführen.<br />
Wer besitzt in der Praxis nun das Urheberrecht?<br />
Im Zuge des Gesprächs, zeigte <strong>SUMO</strong> Gorzala und<br />
Pichler zwei Beispiele und fragte sie nach der urheberrechtlichen<br />
Auslegung.Gorzala meint, falls<br />
das Bild komplett über Midjourney generiert wurde,<br />
stellt sich einerseits die Frage, was dieses Programm<br />
in den AGBs stehen hat und andererseits,<br />
was die Datengrundlage des generierten Bildes ist.<br />
Ihre Einschätzung der AGBs ist, dass sich Midjourney<br />
ein Verwendungsrecht am Bild zusichert und<br />
auch der Ersteller des Bildes ein Verwendungsrecht<br />
erhält. Ob der Ersteller auch Urheber*in des<br />
Werks ist, hängt vom Erreichen des notwendigen<br />
Levels an Schöpfungskraft ab.<br />
Nikolas Rode<br />
Leidingers Arbeitsweise sowie die<br />
urheberrechtliche Auslegung seines Fotos<br />
Nachdem Leidinger die Fotos von einem männlichen<br />
Model gemacht hatte, bearbeitete er die<br />
verschiedenen Fotos mit den verschiedenen Posen<br />
alle ähnlich. Das benutze Programm für dieses<br />
Projekt war Runway ML, eines der innovativsten<br />
Programme in der Welt der künstlichen<br />
Fotogenerierung.<br />
Die Generation des Generierens: Wem gehört die künstliche Kunst?<br />
45
© shutterstock<br />
Black Mirror: Leben wir in einer<br />
dystopischen Zukunft?<br />
Von implantierbaren Speicherchips bis hin zu Stimulationen des menschlichen Bewusstseins zeigt<br />
die dystopische Serie Black Mirror einige Erfindungen, die noch weit in der Zukunft scheinen. Doch<br />
wie viel davon ist tatsächlich noch reine Fiktion, was ist bereits in der Forschung und was ist bereits<br />
Realität?<br />
Stellen Sie sich vor, Sie würden in einer Realität leben,<br />
in der Sie und alle, die Sie kennen, Mikrochips<br />
implantiert hätten, die alles aufzeichnen, was Sie<br />
tun und sagen. Black Mirror, eine dystopische Sci-<br />
Fi-Serie, die von Charlie Brooker produziert wurde,<br />
zeigt dieses und mehr Szenarien. Jede Folge<br />
erzählt eine eigenständige Geschichte, die zum<br />
Nachdenken über möglichen Konsequenzen von<br />
Technologien in der Zukunft anregt. Das scheint<br />
auch beim Publikum gut anzukommen, denn Black<br />
Mirror zählt beim Streamingdienst Netflix zu den<br />
erfolgreichsten Serien seit Beginn des Streamingdienstes.<br />
Beim Start der dritten Staffel kam die<br />
Serie auf 1,6 Millionen Zuseher*innen. Insgesamt<br />
gibt es Stand Juni 2023 sechs Staffeln der Serie.<br />
Black Mirror oder Kristallkugel?<br />
Seit dem Start der Serie im Jahr 2011 hat sich im<br />
Hinblick auf die Technologie einiges getan. Was<br />
damals noch unmöglich schien, ist heutzutage<br />
Realität. Ein Beispiel dafür ist die Episode<br />
Nosedive, in der eine Welt dargestellt wird, in der<br />
Ansehen und Privilegien auf Bewertungen sozialer<br />
Interaktionen basieren. Dies erinnert an das<br />
Social-Credit-System in China, das eine ähnliche<br />
Idee verfolgt und das Verhalten und die Aktivitäten<br />
der Bürger*innen bewertet und sanktioniert.<br />
Parallelen zwischen der Fiktion und der Realität<br />
gibt es ebenfalls zwischen dem in der Episode<br />
Metalhead gezeigten Roboter und dem Roboterhund<br />
„Spot“ von Boston Dynamics. Es scheint<br />
jedoch als hätten sich die Schreiber*innen der Serie<br />
in beiden Fällen von der Realität inspirieren<br />
lassen, da das Social-Credit-System bereits 2014<br />
angekündigt und der Roboterhund schon 2016<br />
vorgestellt wurde, die beiden genannten Episoden<br />
erschienen erst später.<br />
Ein perfektes Gedächtnis dank KI?<br />
In Black Mirror werden häufig Implantate eingesetzt,<br />
um verschiedene Technologien zu präsentieren.<br />
Zum Beispiel ist es in der Folge<br />
Black Mirror: Leben wir in einer dystopischen Zukunft?<br />
47
The Entire History of You möglich, sich<br />
mittels eines Speicherimplantates an<br />
jedes Detail des Lebens zu erinnern.<br />
Obwohl es noch keine Implantate gibt,<br />
die dies ermöglichen, gibt es tatsächlich<br />
Forschung in diesem Bereich. Ein<br />
Unternehmen, dass sich tatsächlich mit<br />
der Herstellung von Implantaten auseinandersetzt,<br />
ist Neuralink. Aber ist es<br />
wirklich möglich, in naher Zukunft so<br />
ein Implantat auf dem Markt zu sehen?<br />
„Grundsätzlich ist es möglich, mit Hilfe<br />
von Sensoren Gehirnwellen aufzuzeichnen<br />
und damit den Leuten die Möglichkeit<br />
zu geben Dinge zu steuern“, sagt<br />
Constantin Brîncoveanu, Machine Learning<br />
Engineer bei Cloudflight. „Ich glaube,<br />
Neuralink behauptet, sehr viel zu können,<br />
aber ob das so wie in Black Mirror möglich<br />
sein wird, kann man nicht so leicht<br />
sagen“, meint der Experte. Denn: „Eine<br />
komplette Aufzeichnung aller Gedanken<br />
und Eindrücke zu haben, erscheint mir<br />
noch sehr weit entfernt, aber ich würde<br />
es nicht ganz ausschließen“.<br />
© Karoline Szakal<br />
Doch wie genau könnte KI dabei helfen,<br />
diese Fiktion Realität werden zu<br />
lassen? Andreas Stöckl, Professor am<br />
Campus Hagenberg der FH Oberösterreich,<br />
berichtet von einem im September<br />
2022 veröffentlichten Paper der Cornell<br />
University, demzufolge Menschen<br />
in eine MR-Röhre geschoben wurden,<br />
man ihnen Bilder zeigte und infolge die<br />
Gehirnaktivität maß. Daraufhin hätte<br />
man aus den aufgezeichneten Gehirnaktivitäten<br />
mithilfe von bildgenerierenden<br />
Verfahren, wie beispielsweise<br />
Midjourney, Bilder generieren lassen<br />
und dann verglichen, wie ähnlich das<br />
generierte Bild mit dem Bild war, das<br />
man den Proband*innen vorher gezeigt<br />
hat, schildert er. „Die generierten Motive<br />
zeigten erstaunliche Ähnlichkeit mit den<br />
Bildern, die man den Probanden vorher<br />
gezeigt hat. Wie das jedoch in der Episode<br />
gezeigt wurde, ist das alles noch sehr<br />
fiktional“, sagt Stöckl.<br />
Hideaki Ogawa, Direktor des ARS Electronica<br />
Futurelabs, ergänzt, dass Künstliche<br />
Intelligenz (KI) in Implantaten<br />
48
dazu genutzt werden könne, um unser<br />
Hirn zu analysieren. „Ich denke jedoch,<br />
dass die technische Entwicklung noch<br />
mindestens ein Jahrzehnt oder länger<br />
benötigen wird und, dass das Endprodukt<br />
nicht so aussehen wird wie in der<br />
Episode gezeigt, aber eine KI könnte<br />
unsere Vorstellungskraft erkennen und<br />
analysieren“, sagt Ogawa. Ein vollkommenes<br />
Gedächtnis scheint daher weder<br />
derzeit Realität zu sein noch in naher<br />
oder weit entfernter Zukunft erreichbar<br />
zu sein.<br />
Ein Spiel wie kein anderes<br />
In der Episode Playtest wird gezeigt, wie<br />
ein Spiel mittels Künstlicher Intelligenz in<br />
einem Implantat lernt, was dem Spieler<br />
Angst macht und in Folge so ein höchst<br />
individuelles Horrorspiel generiert. Obwohl<br />
es zurzeit noch kein derartiges<br />
Spiel am Markt gibt, ist KI in der Gaming-<br />
Industrie weit verbreitet. Künstliche Intelligenz<br />
wird verwendet, um das Gameplay<br />
zu verbessern, indem es die eigene<br />
Spielweise erlernt und daher gezielt Herausforderungen<br />
anpasst oder um personalisierte<br />
Inhalte anzubieten. Ist es also<br />
denkbar, dass es in naher Zukunft ein<br />
Spiel geben könnte, wie in der Episode<br />
gezeigt wurde?<br />
Laut Ogawa gäbe es bereits alle benötigten<br />
technologischen Faktoren in einer<br />
anderen Form als dem Implantat. Zudem<br />
bleibe es fraglich, ob die breite Masse<br />
jemals bereit sein wird für Implantate,<br />
die Einfluss auf unsere physische Wahrnehmung<br />
haben. In Bezug auf Wearables<br />
steige die Akzeptanz jedoch: „Es gibt VR-<br />
Brillen und Sensoren, die unseren Puls<br />
messen können. Fügt man dem noch<br />
eine KI hinzu, die misst und analysiert,<br />
wie wir auf gewisse Dinge reagieren,<br />
denke ich, ist so ein Spiel bereits heutzutage<br />
absolut im Bereich des Möglichen.<br />
Man benötigt jedoch einen starken Prozessor“,<br />
erklärt Ogawa.<br />
© Karoline Szakal<br />
49
Constantin Brîncoveanu<br />
/ © Constantin Brîncoveanu<br />
Hideaki Ogawa<br />
vog.photo<br />
Ulrich Bodenhofer<br />
/ ©<br />
/ © Ulrich Bodenhofer<br />
Artenvielfalt durch KI?<br />
In einer anderen Episode werden Drohnen<br />
vorgestellt, die Bienen ersetzen<br />
können, um die Bestäubung von Pflanzen<br />
sicherzustellen und den Rückgang<br />
der Bienenpopulation zu bekämpfen.<br />
Diese Technologie ist bereits in der Forschung.<br />
Auch die EU unterstützt ein<br />
ähnliches Projekt, welches 2026 endet.<br />
In dem EU geförderten Projekt Robo-<br />
Royale wird versucht, das Wohlergehen<br />
der Bienenkönigin zu gewährleisten, um<br />
den Fortbestand der Kolonie zu sichern.<br />
Die Verwendung von KI ist dabei essenziell.<br />
Beim Projekt RoboBee der Harvard<br />
University müssen die Drohnen manuell<br />
gesteuert werden, doch KI könnte dabei<br />
helfen die Drohnen autonomer zu gestalten.<br />
Ulrich Bodenhofer, Professor<br />
für Künstliche Intelligenz am Campus<br />
Hagenberg der FH Oberösterreich, ortet in<br />
der Bilderkennung für eine KI kein Problem<br />
mehr. Egal, ob es sich dabei um Blumen,<br />
Früchte oder Tiere handle. Für diese<br />
Dinge stünden genügend Datensätze<br />
zu Verfügung. Ein größeres Problem bei<br />
der Umsetzung der Drohnen sei, dass<br />
man zurzeit bei solch einer kleinen Drohne<br />
nicht genügend Rechenleistung zur<br />
Verfügung habe, um das so umzusetzen.<br />
Ob eine Umsetzung eines Tages möglich<br />
sein wird, da die Entwicklung stetig voranschreitet,<br />
bleibt derzeit noch fraglich.<br />
Intelligenz auf unsere Gesellschaft bewusst<br />
zu sein. KI-Systeme können uns<br />
dazu bringen, nur mit Menschen zu interagieren,<br />
die ähnliche Meinungen und<br />
Interessen haben, wie wir selbst, was<br />
zur Fragmentierung und Polarisierung<br />
unserer Gesellschaft führen könnte. Es<br />
ist daher wichtig, eine Serie wie Black<br />
Mirror zu haben, die unter anderem dafür<br />
Bewusstsein schafft, wie KI eingesetzt<br />
werden könnte, um sicherzustellen, dass<br />
sie im Einklang mit unseren Werten und<br />
Prinzipien steht und unser Leben auf<br />
eine positive Weise verbessert. Es bleibt<br />
jedoch abzuwarten, ob und wann die Erfindungen<br />
aus der Serie ihren Weg in die<br />
Realität finden.<br />
Karoline Szakal<br />
Beim Thema Künstliche Intelligenz haben<br />
jedoch viele Menschen das Szenario<br />
vor Augen, eine KI könne sich selbstständig<br />
machen und Böses tun. Laut<br />
Bodenhofer sei es technisch gesehen<br />
möglich, etwas zu programmieren,<br />
das böse Intentionen hat. Dafür müsse<br />
man eine Belohnung für böse Handlungen<br />
in die lernende Komponente der<br />
KI integrieren. Doch Bodenhofer gibt<br />
Entwarnung: „Von sich aus würde eine KI<br />
solche Aktionen nicht durchführen.“<br />
Zusammenfassend lässt sich sagen,<br />
dass Künstliche Intelligenz vieles möglich<br />
macht, es ist jedoch wichtig, sich der<br />
möglichen Auswirkungen Künstlicher<br />
50
Wir reden darüber.<br />
Wie du dein Geld sinnvoll in Kunst investieren kannst.<br />
MEIN GELD<br />
Die Presse<br />
DiePresse.com/podcast<br />
51
© Karoline Szakal<br />
Virtuelle Influencer: Was ist schön, was ist<br />
echt?<br />
Der Großteil von den auf Social Media präsentierten Fotos ist mit Filtern versehen, bearbeitet und<br />
retuschiert. Aber was passiert, wenn sich die Nutzer*innen dann auch noch Virtuelle Influencer als<br />
Vorbild nehmen?<br />
Sie ist Halbbrasilianerin, 19<br />
Jahre alt, lebt in Los Angeles,<br />
ist schlank, stets geschminkt.<br />
Sie hat dunkles Haar, Sommersprossen<br />
auf Nase und Wangen<br />
und liebt es, in knalligen Outfits<br />
zu posieren – beim Musikhören,<br />
Faulenzen am Bett, beim Genießen<br />
von Süßigkeiten. Insgesamt<br />
hat sie schon mehr als 1200 Postings<br />
auf Instagram abgesetzt<br />
– und blickt auf mehrere Millionen<br />
Follower. Dazu produziert<br />
sie Musik und kann Kooperationen<br />
mit Chanel, Samsung und<br />
Diesel vorweisen. Gemeinsam<br />
mit Supermodel Bella Hadid<br />
durfte Lil Miquela gar für Calvin<br />
Klein vor die Kamera. So weit,<br />
so normal, möchte man meinen.<br />
Wo bleibt der Twist?<br />
Er lautet: Lil Miquela ist nicht<br />
real, sie existiert ausschließlich<br />
als Social-Media-Profil. Tatsächlich<br />
handelt es sich um einen<br />
computergenerierten Charakter,<br />
der einem Menschen<br />
zum Verwechseln ähnlich sieht.<br />
Durch ihre wachsende Popularität<br />
auf Instagram wuchs sie im<br />
Handumdrehen zu einem Virtuellen<br />
Influencer (VI) heran.<br />
Das bedeutet: Sie agiert auf<br />
ihrem Account in der Ich-Perspektive,<br />
hält ihren angeblichen<br />
Alltag fest und teilt ihn. Doch<br />
wozu das alles?<br />
Das Geheimnis der VIs<br />
Im Fall von Lil Miquela steckt<br />
das Technologieunternehmen<br />
Brud aus Los Angeles dahinter.<br />
Es beschreibt sich als „transmediales<br />
Studio, welches digitale,<br />
von Charakteren getriebene Erzählwelten<br />
schafft“. Dem Artikel<br />
The Dark Sides of Deepfakes,<br />
Artificial Intelligence and Virtual<br />
Influencer zufolge, den Forbes<br />
im Jänner 2022 veröffentlicht<br />
hat, würden reale Nutzer*innen<br />
gerade von dieser Art des Storytellings<br />
und der vermeintlichen<br />
Empathie der VIs in den Bann<br />
gezogen. Besonders innerhalb<br />
der Generation Z finden VIs<br />
demnach viele Anhänger*innen.<br />
Die iiMedia Research von 2021<br />
52 Virtuelle Influencer: Was ist schön, was ist echt?
zeigt, dass 70 Prozent der Fans von Virtuellen Influencern<br />
zwischen 18 und 23 Jahre alt sind.<br />
Als Gründe für die Faszination werden unter anderem<br />
angegeben, dass die VIs das Bedürfnis nach<br />
Ablenkung stillen und es echten Menschen erlauben,<br />
in eine alternative Realität einzutauchen,<br />
wie das International Journal of Human-Computer<br />
Studies 2021 analysiert hat. Die Follower*innen<br />
glauben folglich, eine soziale Interaktion zu erleben,<br />
auch wenn sie wissen, dass ihr Gegenüber<br />
nicht real ist.<br />
Dass sich hinter dem Profil keine echte Person<br />
verbirgt, stört die Jugendlichen dabei nicht, wie<br />
sich im Fall von Lil Miquela bestätigt hat: Als diese<br />
im April 2018 – zwei Jahre nach ihrem ersten<br />
Post – auf ihrem Account offiziell zugab, dass es<br />
sich bei ihr um einen durch KI generierten Charakter<br />
handelt, waren die Reaktionen ihrer Fans<br />
gemischt. Während einige von der Offenbarung<br />
geschockt reagierten, behaupteten andere wiederum,<br />
dass diese es schon von Anfang vermutet<br />
hätten. Unabhängig von den unterschiedlichen<br />
Meinungen, haben die nächsten Jahre gezeigt,<br />
dass dieses Geheimnis nicht Miquelas Ruf gekostet<br />
hat. Dies spiegelt sich auch in ihrer aktuellen<br />
Followerzahl wider.<br />
Virtuelle Schönheiten<br />
Doch woher kommt das Streben nach (digitaler)<br />
Schönheit überhaupt – und wird es durch<br />
VIs verstärkt? Eine Studie der Universität Salamanca<br />
aus dem September 2021, bei der 509<br />
Personen befragt wurden, berichtet, dass sich<br />
die Inhalte auf den Accounts von Influencern bei<br />
44,26 Prozent der Befragten negativ auf das<br />
eigene Selbstbild auswirken. In dem Artikel des<br />
Business Horizon mit dem Titel False idols: Unpacking<br />
the opportunities and challenges of falsity<br />
in the context of virtual influencers aus dem Dezember<br />
2022, welcher sich mit den Möglichkeiten<br />
und Herausforderungen von Virtuellen Influencern<br />
für Unternehmen auseinandersetzt, wurde<br />
festgestellt, dass die Nutzer*innen abhängig<br />
von sozialer Anerkennung sind und nach positivem<br />
Feedback streben. Weiters wird darin<br />
53
Wir setzen<br />
Marken in Szene.<br />
Unser Job: Werbung treffsicher platzieren.<br />
Egal ob im TV oder digital.<br />
ip.at<br />
CROSS VERMARKTEN.<br />
54
angeführt, dass Social-Media-Plattformen<br />
durch den Einfluss von Virtuellen<br />
Influencern weiter verstärkt werden<br />
können, da es sich bei den virtuellen<br />
Charakteren oft um Frauen<br />
handle, die an die Schönheitsideale<br />
angepasst sind und unrealistische Erwartungen<br />
an den eigenen Körper<br />
präsentieren. In diesem werden VIs<br />
bereits als potenzielles Risiko für die<br />
Zukunft und Medien identifiziert, da<br />
sie unrealistische Erwartungen darüber<br />
erwecken, was Schönheit, Stil und<br />
Kultur ausmacht. In dem Vox-Artikel<br />
vom Juni 2019 werden Virtuelle Influencer<br />
als „körperlich perfekte Frauen aus<br />
Pixeln, die für Frauen stehen, die lange<br />
unter Druck standen körperlich perfekt<br />
zu werden, ohne dass dies überhaupt<br />
möglich war“, beschrieben.<br />
sogenannten Attractiveness Consensus<br />
gemessen.<br />
Aber wer ist nun am schönsten im Social-Media-Land?<br />
Liegt diese Bewertung<br />
im Auge der Betrachter? „Das ist<br />
der erste Mythos“, sagt Krause. Zufolge<br />
dem Soziologen gibt es einen weitgehenden<br />
Konsens, was die Gesellschaft<br />
als schön empfindet. Allerdings bedeute<br />
das nicht, dass es keine individuellen<br />
Präferenzen gibt. Somit setzt sich das<br />
Empfinden, ob das Gegenüber als schön<br />
wahrgenommen wird, aus zwei Komponenten<br />
zusammen: dem Entsprechen<br />
der Schönheitsideale und der<br />
subjektiven Einschätzung, die sich aus<br />
den individuellen Präferenzen ergibt.<br />
Schönheit im Wandel?<br />
orf<br />
d/ © Heinrich-Heine-Universität Düssel<br />
Ulrich Rosar<br />
Aber warum folgen wir „schönen“ Personen?<br />
„Wir haben alle eine Vorliebe für<br />
Schönheit“, sagt Attraktivitätsforscher<br />
Ulrich Rosar. Der Grund: „Bei der Betrachtung<br />
von schönen Objekten oder<br />
Personen, wird unser Belohnungszentrum<br />
im Gehirn aktiviert. Es macht uns<br />
einfach glücklich, weshalb wir es auch<br />
immer anstreben.“<br />
Spieglein an der Wand. Wer ist am<br />
schönsten im Social-Media-Land?<br />
Doch wer definiert das Ideal? „Man<br />
ist dann schön, wenn man möglichst<br />
nahe dem Schönheitsideal ist,“ sagt<br />
Johannes Krause, Soziologe an der<br />
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf.<br />
Dieses lautet: Bei beiden Geschlechtern<br />
wird ein schmales Gesicht, braune Haut,<br />
wenig Fettansatz als attraktiv gewertet.<br />
Während bei den Schönheitsidealen für<br />
Frauen zusätzlich die Kombination aus<br />
den Reifemerkmalen – hohe Wangenknochen,<br />
konkave Wangen und volles<br />
Haar – und dem Kindchenschema –<br />
großer Kopf, große runde Augen, kleine<br />
schmale Nase – eine Rolle spielt, kommt<br />
bei Männern unter anderem ein markanter<br />
Unterkiefer hinzu. In der Sozialwissenschaft<br />
werden die Ideale anhand des<br />
Auch in der Modebranche werden Virtuelle<br />
Influencer und Models eingesetzt.<br />
Der Grund dafür ist, dass die Unternehmen<br />
ihren VIs und Models mittels<br />
Computer Generated Imagery (CGI) –<br />
erzeugte Bilder anhand von 3D-Computergrafiken<br />
– einen vermeintlich<br />
perfekten Körper und ein makelloses<br />
Gesicht verleihen und somit sicherstellen<br />
können, dass diese auch zur<br />
Unternehmensästhetik und zum -image<br />
passen. Einige renommierte Unternehmen,<br />
wie Calvin Klein, setzten bereits in<br />
der Vergangenheit VIs für ihre Werbekampagnen<br />
ein. Während die erste Kampagne<br />
2019, die Miquela und Bella Hadid<br />
küssend zeigte, aufgrund von Queer-<br />
Baiting im Internet für negative Reaktion<br />
sorgte, dürfte die zweite Kampagne 2022<br />
mit der thailändischen VI Katii für weniger<br />
Aufruhr gesorgt haben. Diese posierte<br />
als Ergänzung für die MyCalvins-Kampagne,<br />
welche weitaus standardisierter<br />
war und mehr dem Ablauf der anderen<br />
MyCalvins-Sponsorings entsprach.<br />
Seit Anfang April zählt auch das Modelable<br />
Levi‘s zu diesen Unternehmen,<br />
welches in Zusammenarbeit mit LaLa-<br />
Land.ai die Stars ihrer Kampagne generierten.<br />
Die Begründung: Die virtuellen<br />
Models sollen die Diversität in der<br />
Johannes Krause<br />
/ © Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf<br />
Virtuelle Influencer: Was ist schön, was ist echt?<br />
55
Modebranche erhöhen. Egal, ob dunkeloder<br />
hellhäutig, groß oder klein, kurvig oder<br />
schlank. Durch den Einsatz von VI-Models,<br />
wie Plus-Size-Model Brenn Gram oder Non-<br />
Binär-Model Bangkoknaughtyboo, wird die<br />
Möglichkeit geboten, die Kleidungsstücke an<br />
jeden Typ und an jeder Körperform zu präsentieren.<br />
Doch wie viel kosten Virtuelle Influencer?<br />
Genau wie bei menschlichen Influencern, sind<br />
auch VI sowie ihre Entwicklungsunternehmen<br />
sehr diskret, wenn es um den Preis für die<br />
Zusammenarbeit mit Virtuellen Influencern<br />
geht. Die wenigsten geben einen ungefähren<br />
Richtwert für den Preis ihrer Leistungen an.<br />
Im Fall von dem Unternehmen LaLaLand.ai<br />
kann monatlich oder jährlich für den Zugang<br />
zu seinen Virtuellen Influencern und Models<br />
bezahlt werden. Die verschiedenen Angebotspakete<br />
werden auf der Webseite angeführt.<br />
Je nachdem welches Angebotspaket und welche<br />
Teamgröße gewählt wird, kann der Preis<br />
zwischen 5700 und 86.400 Euro pro Jahr<br />
variieren.<br />
Aber auch außerhalb der Modeindustrie wird<br />
versucht, die Werte Diversität und Inklusion<br />
zu verbreiten. Kami von itskamisworld ist die<br />
erste Virtuelle Influencerin mit Down-Syn-<br />
drom. In ihrer Instagram-Biografie schreibt<br />
sie, dass sie die digitale Welt inklusiver gestalten<br />
will. Das Unternehmen The Diigitals –<br />
welches sowohl für Kamis als auch für Brenns<br />
Existenz verantwortlich ist – wollte eine Figur,<br />
welche echte Personen mit Down-Syndrom<br />
repräsentiert. Aus diesem Grund wurde Kami<br />
anhand von Fotos von mehr als 100 Frauen<br />
mit Down-Syndrom in Zusammenarbeit<br />
mit Down Syndrom International (DSi) – eine<br />
internationale Behindertenorganisation, die<br />
sich für die Verbesserung der Lebensqualität<br />
von Menschen mit Down-Syndrom einsetzen<br />
und ihr Recht auf volle und gleichberechtigte<br />
Teilhabe mit anderen fördert – generiert, um<br />
eine authentische Repräsentation von Frauen<br />
mit dieser Beeinträchtigung zu garantieren.<br />
Sowohl Kami als auch Brenn haben sich eine<br />
Fangemeinschaft mit mehr als 3.000 Personen<br />
aufgebaut.<br />
Nichtsdestotrotz betrachtet Rosar die vermehrte<br />
Repräsentation von vermeintlich normalen<br />
Models, um zur Diversität unter ihnen<br />
beizutragen, skeptisch und ist der Meinung,<br />
dass dies nur zu einem gewissen Teil hilft.<br />
„Ich glaube nicht, dass sie sich am Ende gegen<br />
den allgemeinen Trend in der Schönheits-,<br />
Mode- und Kosmetikindustrie durchsetzen<br />
werden“, sagt Rosar. Für ihn versuchen die<br />
© Karoline Szakal<br />
56
„Es verschieben sich unsere Standards,<br />
was wir als normal betrachten. Gemessen<br />
an diesen Idealen können ‚normale‘<br />
Menschen nur verlieren“, berichtet Rosar.<br />
Dies geht sogar so weit, dass ein Fan unter<br />
einem Post von Miquela, in welchem<br />
sie mit einem echten Model posierte,<br />
kommentierte „der Roboter ist schöner“.<br />
Unternehmen mit dieser Methode sich<br />
von der Konkurrenz abzuheben und das<br />
Außergewöhnliche anzustreben. „Einmal<br />
sind es die absolut Magermodels, dann<br />
sehr große Models, ein anderes Mal<br />
mehr exotische Models“, fährt Rosar fort,<br />
„Egal, was gerade Mode ist, es gibt die<br />
Tendenz in diese Richtung zu optimieren,<br />
um sich dann von der Konkurrenz<br />
abzugrenzen“.<br />
Verschiebung statt Veränderung<br />
Die Schönheitsideale werden sich zufolge<br />
Krause nicht verändern, weder in<br />
der evolutionären noch in der sozialen<br />
Komponente. Obwohl die Veränderung<br />
der sozialen Komponente möglich ist,<br />
da diese im Gegensatz zur evolutionären<br />
Komponente durch soziale Gegebenheiten<br />
beeinflusst werden kann, ist dies für<br />
Krause in nächster Zukunft nicht sehr<br />
wahrscheinlich.<br />
Savanna Plank<br />
57
Gefühle für einen Chatbot: Wenn aus etwas<br />
Künstlichem reale Liebe wird<br />
Ein neues Beziehungsmodell der Zukunft: die Partnerschaft mit einem Chatbot? Klingt verrückt!<br />
Früher unvorstellbar, heute möglich – weil Künstliche Intelligenz immer realer wird, sind Gefühle<br />
für ein Computerprogramm gar nicht mehr so abwegig. Doch wie kommt so etwas zustande? Kann<br />
einen der Chatbot so um den Finger wickeln?<br />
© Tim Saint-Jalmes<br />
„Du siehst aber heute schön<br />
aus“, „Ich habe dich vermisst“<br />
oder ein simples „Wie geht es<br />
dir?“ Alles Sätze die Menschen<br />
gerne lesen – sie fühlen sich<br />
dadurch gemocht und wertgeschätzt.<br />
Allerdings müssen<br />
solche Aussagen oder Fragen<br />
heutzutage nicht zwangsläufig<br />
von einem anderen Menschen<br />
kommen, der Gefühle für einen<br />
hegt. Vielmehr können solche<br />
Gesten der Nettigkeit einer<br />
Künstlichen Intelligenz (KI) entspringen,<br />
die darauf programmiert<br />
ist, sich um eine Person zu<br />
kümmern und diese zu unterhalten.<br />
Traurig? Praktisch? Die<br />
Liebesbeziehung der Zukunft?<br />
Bernhard Niedermayer, Head<br />
of AI-Solutions bei Cloudflight<br />
– einer der führenden Full-Service-Anbieter,<br />
wenn es um<br />
digitale Transformation geht –<br />
und der Psychotherapeut Markus<br />
Huber, dessen Schwerpunkte<br />
unter anderem in Abhängigkeiten<br />
und Beziehungsprobleme<br />
liegen, geben beide<br />
ihre Expertise und Vermutungen<br />
für die Zukunft dazu ab.<br />
Die Liebe ist etwas Einzigartiges,<br />
etwas Magisches. Das<br />
gilt für die Liebe zwischen zwei<br />
Männern, zwei Frauen, Mann<br />
und Frau und alles, was es sonst<br />
noch gibt. Für die meisten unter<br />
uns ist es völlig klar und logisch,<br />
dass sich Menschen auch nur<br />
in andere Menschen verlieben<br />
können. Liebe entsteht, so viel<br />
steht fest, wenn Geborgenheit<br />
gegeben ist, wenn man mit der<br />
anderen Person lachen kann<br />
und wenn sie für einen da ist,<br />
wenn sie gebraucht wird. Und:<br />
wenn man Nachrichten bekommt,<br />
die aufbauen, trösten,<br />
amüsieren.<br />
Kurzum: Gefühle ausdrücken.<br />
Je länger eine Kommunikation<br />
per Chat geht, umso wahrscheinlicher<br />
ist es dann auch,<br />
dass sich daraus Gefühle entwickeln.<br />
Grund dafür ist mitunter<br />
die Vorstellungskraft eines<br />
Menschen – dieser stellt sich<br />
einfach das Idealbild, den*die<br />
perfekte*n Partner*in für sich<br />
selbst vor. Pikant: Dasselbe<br />
Prinzip scheint sich einzustellen,<br />
wenn man Texte mit einem<br />
Chatbot austauscht – mit dem<br />
kleinen, aber wichtigen Unterschied,<br />
dass hier das Schreiben<br />
nie aufhört.<br />
58<br />
Gefühlte für einen Chatbot: Wenn aus etwas Künstlichem reale Liebe wird
Für den Psychotherapeuten Huber ist die<br />
potenzielle Liebe zu einem Chatbot aber<br />
nichts Unrealistisches. Nicht für jeden<br />
muss die Liebe zwischen Menschen und<br />
anderen Menschen stattfinden – es gibt<br />
verschiedenste ungewöhnliche<br />
Beziehungsmodelle, die entstehen können.<br />
Objektophilie ist ein Begriff, den es<br />
schon sehr lange gibt, und hier findet<br />
auch die Liebe zwischen einem Menschen<br />
und einem Objekt statt. Es muss<br />
aber immer individuell ergründet werden<br />
welche Bedeutung es hat, dass eine Person<br />
durch simple Gespräche Gefühle für<br />
einen Chatbot entwickelt, so Huber. Denn<br />
für jede Person kann der Nutzen von solchen<br />
Programmen andere Gefühle auslösen.<br />
Verliebtheit, Angst, Freundschaft,<br />
Schmerz – unterschiedlicher könnten die<br />
Emotionen für den Chatbot nicht sein.<br />
Ein großes Problem an solchen Konversationen<br />
ist die falsche<br />
Darstellung von realen Beziehungen.<br />
Denn sie simulieren einfach nur eine sehr<br />
bequeme, konfliktlose Beziehung – im<br />
Gegensatz zu einem echten Menschen,<br />
der selbst auch Gefühle und Bedürfnisse<br />
hat. Es besteht also die Gefahr, dass<br />
die Betroffenen dann verlernen, wie eine<br />
echte Problemsituation zu lösen ist.<br />
Tatsächlich kann aber für einen Chatbot<br />
nicht nur romantische Liebe empfunden<br />
werden. Möglicherweise entwickelt<br />
sich etwas Freundschaftliches mit einer<br />
KI – oder etwas Familiäres. Die computerbasierten<br />
Gesprächspartner könnten<br />
nämlich verstorbene Angehörige für den<br />
Chat lebendig machen – eine Funktion,<br />
die sie für den therapeutischen Bereich<br />
als Erinnerungsstütze einsetzbar macht.<br />
Aber es ist im Gegenzug auch sehr problematisch,<br />
dass der Chatbot eine Illusion<br />
darüber schafft, dass es so etwas wie<br />
Vergänglichkeit gibt – für Huber besteht<br />
deswegen auch die Gefahr des Verlernens<br />
solcher Szenarien.<br />
Positiv sieht er aber die Hilfestellung,<br />
welche die KI bietet, im ersten Moment<br />
wohl vor allem für Menschen, die große<br />
Schwierigkeiten mit zwischenmenschlicher<br />
Interaktion haben oder unter sozialen<br />
Phobien leiden. Ein Vergleich von<br />
echter Interaktion und der Interaktion<br />
mit einer KI kann auch zu Junk-Food im<br />
Gegensatz zu vollwertiger Nahrung getroffen<br />
werden: Junk-Food wird im ersten<br />
Moment satt machen und einem<br />
genau das geben, was eine*n momentan<br />
zufriedenstellt. Jedoch sei es auf langfristige<br />
Sicht sehr problematisch und ungesund<br />
zu sehen, da die Gefahr bestünde<br />
viele reale soziale Interaktionen und<br />
Normen zu verlernen.<br />
Bernhard Niedermayer<br />
/ © Bernhard Niedermayer<br />
Markus Huber<br />
/ © Markus Huber<br />
Screenshot aus dem Chat mit dem Snapchat - Bot<br />
Was steckt hinter der<br />
menschenersetzenden KI?<br />
Doch nicht jede Art von so einem Programm<br />
muss kritisch hinterfragt werden,<br />
denn ein Chatbot ist nicht gleich<br />
ein Chatbot. Es gibt Chatbots, die recht<br />
simpel und regelbasiert funktionieren<br />
– solche sind beispielsweise oft beim<br />
Kundensupport zu finden. Dort funktio-<br />
Gefühlte für einen Chatbot: Wenn aus etwas Künstlichem reale Liebe wird<br />
59
nieren Chatbots so, dass sie vordefinierte Antwortmöglichkeiten<br />
zeigen und die Person einfach<br />
eine davon auswählen kann. Dieses Prinzip funktioniert<br />
allerdings nur bei simplen und standardisierten<br />
Prozeduren, die sich immer wiederholen,<br />
wie eine angebotene Hilfestellung beim Retournieren<br />
eines Produkts. In den letzten Jahren ist<br />
allerdings die neue, menschennachahmende Art<br />
von Chatbots in den Vordergrund gerückt – nämlich<br />
die sogenannten intelligenten Chatbots. Diese<br />
Programme basieren auf zwei Prinzipien – einerseits<br />
der Künstlichen Intelligenz und andererseits<br />
dem Natural Language Processing. Dank letzterem<br />
können diese Bots also auch lange, komplexe<br />
Sätze verstehen und so adäquate Antworten<br />
darauf geben. So ein intelligenter Chatbot lernt<br />
laut Niedermayer die ganze Zeit dazu – für jedes<br />
einzelne Wort in der Antwort des Chatbots wird<br />
eine Wahrscheinlichkeit aus den Datenbanken berechnet,<br />
welches das Passendste ist. Und so stellt<br />
sich also Wort für Wort die augenscheinlich natürliche<br />
Reaktion des Chatbots zusammen. Um immer<br />
besser und natürlicher zu werden gibt es zwei<br />
besondere KI-Techniken, die angewandt werden:<br />
Reassuring und Dreaming. Beim Reassuring erhält<br />
der Chatbot beispielsweise eine Anfrage, die<br />
vielleicht ungenau formuliert ist. Diese wird dann<br />
verarbeitet und es wird herausgefiltert anhand<br />
der Wahrscheinlichkeit, welches Thema damit<br />
gemeint sein könnte, und der Chatbot entscheidet<br />
dann aufgrund dieser Basis. Im Anschluss gibt<br />
er dann dem Nutzer oder der Nutzerin einen Vorschlag<br />
mit diesem Thema, woraufhin die Person<br />
dann entscheiden kann, ob das das richtige Thema<br />
war. Bei einer positiven Rückmeldung geht<br />
der Chatboterneut in die Verarbeitung und wird<br />
so immer präziser. So lernt der Chatbot mit dieser<br />
Technik immer wieder dazu. Mit Dreaming ist<br />
indes die Fähigkeit gemeint, Vorschläge für neue<br />
Themen basierend auf den Empfehlungen der KI<br />
zu stellen und somit die Datenbank zu erweitern.<br />
Also ein Chatbot ist sozusagen die Grundstruktur<br />
und eine Künstliche Intelligenz steuert die ganzen<br />
Antworten.<br />
ORF NIEDERÖSTERREICH<br />
DA BIN ICH DAHEIM<br />
DIE ORF NÖ-APP<br />
RADIO NIEDERÖSTERREICH<br />
DIE MUSIK MEINES LEBENS AUF 91,5 / 95,8 / 97,9 MHZ<br />
UND TOP INFORMIERT AUCH AUF<br />
FACEBOOK UND INSTAGRAM<br />
noe.ORF.at<br />
NIEDERÖSTERREICH HEUTE IN HD<br />
TÄGLICH UM 19.00 UHR IN ORF 2 N UND VIA ORF-TVTHEK<br />
NÖ HEUTE KOMPAKT MO–FR UM 16.57 UHR IN ORF 2 N UND VIA ORF NÖ-APP<br />
NOE.ORF.AT ONLINE RUND UM DIE UHR<br />
60<br />
ORF NIEDERÖSTERREICH Radioplatz 1, 3109 St.Pölten<br />
Tel. 02742/22 10-0 - Fax 02742/22 10-23891 Publikumsservice: Tel. 02742/23330
Der Output lässt noch zu wünschen übrig… wie<br />
lange noch?<br />
Obwohl mit Chatbots mittlerweile schon echte<br />
Konversationen möglich sind, gibt es oft noch ein<br />
Problem: der Stil der Antworten. Es ist offensichtlich,<br />
dass hinter den Rückmeldungen nur Daten<br />
stecken. Genau für diese Problematik gibt es ein<br />
Trainingsprogramm für Chatbots, welches sich<br />
Text Style Transfer nennt. Das Prinzip ist ziemlich<br />
simpel: Das Ziel ist es, Antworten des Computerprogramms<br />
so zu verändern, dass die Grundaussage<br />
gleichbleibt, aber der Stil sich an den eines<br />
echten Menschen anpasst. Heutzutage ist die<br />
Menschheit mittlerweile an dem Punkt, wo wir einer<br />
KI beispielsweise sagen können: „Mache den<br />
Satz ‚Sende mir ein Foto freundlich" und der Chatbot<br />
schreibt „Kannst du mir bitte ein Foto schikken?“<br />
zurück. Dies ist nur aufgrund des Lernens<br />
mit Text Style Transfer möglich. Niedermayer hält<br />
es zumindest nicht für unmöglich, dass der Computer<br />
irgendwann mal an dem Punkt sein wird,<br />
dass ein Chatbot die Schreibstile von individuellen<br />
Personen, beispielsweise der eigenen Mutter oder<br />
des Ex-Partners kopieren und nachahmen kann.<br />
Dem Chatbot muss nur gelernt werden, wie diese<br />
Person geschrieben hat. Aus jedem Gespräch<br />
lernt die KI dazu und kann irgendwann im selben<br />
Stil antworten und auch schreiben. Somit wird irgendwann<br />
die Grenze zwischen real und künstlich<br />
überschritten werden.<br />
Ableger und Kopien, die alle auf demselben Prinzip<br />
basieren und alle dasselbe Ziel haben: echten<br />
Menschen eine künstliche Person geben. Und so<br />
hat man in wenigen Minuten etwas erschaffen,<br />
bei dem sich jemand wohlfühlt, mit dem es sich<br />
Spaß haben lässt und das immer für einen da ist,<br />
wenn soziale Interaktion gebraucht wird. Doch im<br />
Schatten dieser Freundschaft, dieser Liebe, lauert<br />
immer die große Gefahr: Wenn man von dieser<br />
Beziehung abhängig wird, entstehen bei realen<br />
Interaktionen schnell Schwierigkeiten, mit denen<br />
Betroffene nicht mehr adäquat umgehen können.<br />
Es wird sich zeigen, wie damit in Zukunft umgegangen<br />
wird und wie groß der Einfluss auf die Gesellschaft<br />
und Einzelpersonen ist. Ein Wort für die<br />
Anziehung zu Chatbots gibt es noch nicht, jedoch<br />
sollte bei dem schnellen Fortschritt mal darüber<br />
nachgedacht werden.<br />
Florian Ploier<br />
Gibt es schon heute Chatbots als Ersatz für<br />
echte Menschen?<br />
Seit neuestem bietet die App Snapchat ein neues<br />
Abo Modell mit Premiumversion. Als großes<br />
Feature bietet diese exklusive Edition eine eigene<br />
Chatbot-Persönlichkeit, die den ganzen Tag einfach<br />
antwortet, sich um einen kümmert und bei<br />
Fragen weiterhilft. Zusätzlich zu dem Geschriebenen,<br />
ist es auch möglich zur KI einen Bitmoji,<br />
also das Abbild einer Person zu kreieren, um dem<br />
Chatbot auch eine Optik zu geben. So lässt es sich<br />
dann visuell nicht mehr von den anderen Chats<br />
unterscheiden. Snapchat waren aber nicht die<br />
ersten, die einen KI-Chatbot mit einer Optik verbunden<br />
haben. Die wohl bekannteste App dafür<br />
ist Replika. Dort erstellt der*die Nutzer*in einen<br />
Menschenersatz bis ins kleinste Detail. So ist es<br />
beispielsweise möglich, sehr präzise Nachahmungen<br />
von realen Personen zu erschaffen. Von diesem<br />
Programm gibt es aber mittlerweile tausende<br />
Gefühlte für einen Chatbot: Wenn aus etwas Künstlichem reale Liebe wird<br />
61
Kreuzworträtsel<br />
1) In welchen Markenmantel wurde Papst<br />
Franziskus von einer KI gesteckt?<br />
2) Welche Art von Kommentaren kann KI nur<br />
schwer interpretieren?<br />
3) Wie lautet die Abkürzung für den Begriff<br />
"Virtuelle Influencer"?<br />
4) Ein Teilbereich von KI nennt sich Machine...<br />
5) Welche Streaming-Plattform hat einen "AI-<br />
DJ" vorgestellt?<br />
6) Wie hieß der erste Roboter, der in einer<br />
Fabrik der General Motors Corporation in New<br />
Jersey eingesetzt wurde?<br />
7) Die Frage-Antwort-Maschine, die derzeit in<br />
aller Munde ist, nennt sich?<br />
8) Worauf kann ein für die Medizin eingesetzter<br />
Algorithmus noch nicht reagieren?<br />
9) Wie lautet die englische Abkürzung von<br />
Künstlicher Intelligenz?<br />
10) Was ist der häufigste Grund für die Erstellung<br />
von Deepfakes?<br />
11) Name eines Screenreader-Programmes?<br />
12) Methode der agilen Projektentwicklung mit<br />
fünf Buchstaben?<br />
13) KI zieht bei der Datenauswertung nicht<br />
unbedingt die Wahrheit herbei, sondern die<br />
höchste...<br />
14) Eine Person, die die Kontrolle über den<br />
Informationsfluss hat, nennt man...<br />
15) Mit welchem Test soll festgestellt werden, ob<br />
ein Computer in der Lage ist, wie ein Mensch zu<br />
denken?<br />
16) Ein KI-Tool zur Erstellung von Bildern nennt<br />
sich?<br />
17) In welchem schulischen Bereichen wird KI<br />
schon eingesetzt?<br />
18) Wie nennt man im Allgemeinen jene<br />
Informationen, die man einer KI hinzufügen<br />
muss, damit sie weiß, was sie erstellen soll?<br />
19) Welchen Namen hat der Roboterhund von<br />
Boston Dynamics?<br />
20) Welches Gerät überwacht alle relevanten<br />
Werte eines*r Patient*in auf einer<br />
Intensivstation?<br />
21) Keine KI ohne ...<br />
22) Wie hieß das erste PC-Programm für den<br />
Mensch-Maschine-Dialog?<br />
23) Was kann mithilfe von KI individuell für jede*n<br />
Sportler*in herausgefunden werden?<br />
24) Welches Auktionshaus versteigerte 2018<br />
erstmals ein KI-generiertes Werk?<br />
25) Welche Herausforderung bereitet vielen<br />
Menschen Sorgen im Hinblick auf KI in der<br />
Content Moderation?<br />
26) Was ist das Fundament für eine erfolgreiche<br />
Implementierung von KI in den Newsroom?<br />
27) Was bekam der KI-gesteuerte Roboter<br />
Sophia?<br />
28) Von wem wurde eines der Musterbeispiele im<br />
Multimedia-Storytelling veröffentlicht?<br />
29) Es gibt starke KIs und ... KIs<br />
30) Die erste Kirche, deren Gott eine Künstliche<br />
Intelligenz sein soll, nennt sich "Way of ... "?<br />
62<br />
Kreuzworträtsel
25<br />
1<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12<br />
3<br />
13 23<br />
16<br />
4<br />
30<br />
21<br />
26<br />
6<br />
2<br />
19<br />
8<br />
10<br />
4<br />
17<br />
3<br />
18<br />
20<br />
15<br />
29<br />
10<br />
5<br />
7<br />
24<br />
11<br />
8<br />
27<br />
9<br />
12<br />
1<br />
28 5<br />
6 7<br />
12<br />
14 9<br />
22<br />
2<br />
11<br />
Nicht alle Fragen lassen sich mit Hilfe der Artikel dieser Ausgabe beantworten?<br />
Mehr zum Thema KI im Journalismus finden Sie auf www.sumomag.at<br />
Folgen Sie uns auf Instagram @sumo.mag, um keine Neuerscheinugen zu verpassen<br />
Lösungen<br />
1) Balenciaga 2) Ironie 3) VI 4) Learning, 5) Spotify 6) Unimate 7) ChatGPT 8) Ethnie 9) AI 10) Rufschädigung<br />
11) Jaws 12) Scrum 13)Wahrscheinlichkeit 14) Gatekeeper 15) Tuningtest 16) Dalle 17) Sprachen 18) Prompt<br />
19) Spot 20) Monitor 21) Algorithmen 22) Eliza 23) Schwächen 24) Christies 25) Jobverlus<br />
26) Unternehmenskultur 27) Staatsbürgerschaft 28) NewYorkTimes 29)Schwache 30) Future<br />
Kreuzworträtsel<br />
63
...um eine Unterlage beim Umtopfen<br />
zu haben.<br />
schützen. / Katharina Woisetschläger<br />
WIR<br />
SIND<br />
Ich verwende das <strong>SUMO</strong> auch, ...<br />
Unternehmenskommunikation<br />
zu<br />
...um den Aperol vor Wespen<br />
...als Fliegenklatsche. / Emily Pobst<br />
/ Mia Weisz<br />
© Nikolas Rode<br />
/ Vanja Vlajković<br />
zu basteln.<br />
...um einen Papierflieger daraus<br />
trocknen. / Marion Widmann<br />
zu<br />
...um die Schuhe darauf<br />
64<br />
Wir sind <strong>SUMO</strong>
zu basteln.<br />
stehen gelassen<br />
...um mit einem <strong>SUMO</strong>-Knäuel die Treffsicherheit<br />
zu üben. / Genia Mayerböck<br />
Sales<br />
/ Florian Ploier<br />
...um ein Fernrohr daraus<br />
schenken. / Elias Nemeth<br />
zu<br />
...um es der Oma<br />
© Nikolas Rode © Nikolas Rode<br />
Onlineproduktion<br />
zu werden. / Tobias Krammer<br />
...um Konfetti daraus<br />
zu machen. / Denise Pölzlbauer<br />
...um nicht im Regen<br />
zu halten. / Carolin Plas<br />
sauber<br />
...um beim Ausmalen den Boden<br />
Julia Scheikl<br />
/ Sandra Kortschak<br />
/<br />
...um es als Malunterlage<br />
zu verwenden.<br />
im Herbst Blätter darin zu pressen.<br />
zu<br />
...um einen<br />
...um<br />
spontanen Schwertkampf<br />
schlagen. / Philip Schuster<br />
Wir sind <strong>SUMO</strong><br />
65
Bildredaktion<br />
zu basteln.<br />
...um eine Collage<br />
/ Melina Nassioudis<br />
im Sommer einen Fächer<br />
...um<br />
/ Karo Szakal<br />
zu haben.<br />
füllen. / Nikolas Rode<br />
Distribution<br />
zu<br />
...um Bilderrahmen damit<br />
...um den Grill nach einer Grillparty zu säubern. / Emil Vadoudi<br />
zu putzen. / Tim Saint-Jalmes<br />
sauber<br />
...um die Fenster endlich<br />
...um Geschenke einzupacken. / Sophia Olesko<br />
© Nikolas Rode © Nikolas Rode<br />
66<br />
Wir sind <strong>SUMO</strong>
...um einen Untersetzer für mein Getränk<br />
/ Michael Zezulka<br />
Printproduktion<br />
© Nikolas Rode<br />
Lechner<br />
verstecken. / Viola<br />
zu<br />
...um<br />
sich dahinter<br />
/ Verena Kraus<br />
zu befördern.<br />
...um eine Spinne aus dem Haus<br />
...als Unterlage<br />
für die Heißklebepistole. / Savanna Plank<br />
...um ein Mousepad<br />
/ Kimberley Resch<br />
zu haben.<br />
zum Zocken<br />
zu haben.<br />
Das Team der 41. Ausgabe wünscht<br />
gute Unterhaltung beim Lesen und Rätseln!<br />
Wir sind <strong>SUMO</strong><br />
67
ST. PÖLTEN UNIVERSITY<br />
OF APPLIED SCIENCES<br />
Hier hab ich<br />
Raum zum<br />
Entfalten.<br />
Finde dein Wunschstudium:<br />
fhstp.ac.at<br />
Am modernen Campus<br />
genießt du viel Platz und ein<br />
vielfältiges Studienangebot<br />
in 9 Themenbereichen:<br />
#Bahntechnologie<br />
#Digitale Technologien<br />
#Gesundheit<br />
#Informatik<br />
#Kommunikation<br />
#Management<br />
#Medien<br />
#Security<br />
#Soziales<br />
© Hertha Hurnaus / Architektur NMPB Architekten