27.10.2023 Aufrufe

Naturhistorica 162

Naturhistorica 162 (2020) der Naturhistorischen Gesellschaft Hannover (NGH) Themen: - Michael Fuchs: Danium-Geschiebe aus den Brelinger Bergen - Franz-Jürgen Harms: Asphalt und Kalkstein aus Ahlem. Vor über 150 Jahren begann mit einem Rohstoff aus Ahlem die Asphaltierung unserer Straßen und Plätze - Marvin Applegate: Osteologische Auswertung von Langknochen der Ungulata aus dem Leinetal südlich von Hannover - Tim Lukas Pikos: Ökologische Differenzierung limnischer und fluviatiler Lebensräume an der Leine bei Garbsen in der Region Hannover - Exkursionsberichte

Naturhistorica 162 (2020) der Naturhistorischen Gesellschaft Hannover (NGH)

Themen:
- Michael Fuchs: Danium-Geschiebe aus den Brelinger Bergen
- Franz-Jürgen Harms: Asphalt und Kalkstein aus Ahlem. Vor über 150 Jahren begann mit einem Rohstoff aus Ahlem die Asphaltierung unserer Straßen und Plätze
- Marvin Applegate: Osteologische Auswertung von Langknochen der Ungulata aus dem Leinetal südlich von Hannover
- Tim Lukas Pikos: Ökologische Differenzierung limnischer und fluviatiler Lebensräume an der Leine bei Garbsen in der Region Hannover
- Exkursionsberichte

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

70 Marvin Applegate<br />

Zustand vieler Pferdeknochen könnte neben<br />

weiteren taphonomischen Untersuchungen<br />

Aufschluss über die genauen Ursprünge<br />

der einzelnen Knochen geben und<br />

fehlende stratigrafische Information kompensieren.<br />

Artikulation<br />

Da die Knochen nicht artikuliert geborgen<br />

werden konnten, war es unmöglich herauszufinden,<br />

welche Knochen einzelnen<br />

Individuen zugehörig waren. Nur in einem<br />

einzigen Fall handelte es sich mit großer<br />

Wahrscheinlichkeit um beide Metacarpalia<br />

eines einzelnen Pferdes (Abb. 24). Eine<br />

markante rote Verfärbung trat sowohl beim<br />

rechten als auch beim linken Metacarpus<br />

Abb. 24 Ein rechter und ein linker Metacarpus<br />

(Equus sp.). Die einzigen zwei Exemplare, die mit<br />

großer Wahrscheinlichkeit einem einzelnen Individuum<br />

zugeordnet werden können. Die markante<br />

Färbung und die exakt gleiche Länge sprechen für<br />

Ihre Zusammengehörigkeit (Sammlungsnummern<br />

V803 und V809).<br />

auf, was neben der exakt gleichen Länge<br />

für ihre Zusammengehörigkeit spricht.<br />

Die Beschaffenheit war allgemein identisch.<br />

Dabei ist allerdings eher von einem<br />

Zufall auszugehen.<br />

Bei allen anderen 1070 Exemplaren<br />

konnte solch eine Übereinstimmung<br />

nicht festgestellt werden. Es konnte allerdings<br />

nicht ausgeschlossen werden, dass<br />

eine Disartikulation auch vor der Bergung<br />

durch die zuvor erwähnten fluviatilen Umlagerungsprozesse<br />

entstanden ist. So hätte<br />

man auch genauere Rückschlüsse auf<br />

die Herkunft der Fossilien ziehen können,<br />

da am Ort verstorbene Tiere mit höherer<br />

Wahrscheinlichkeit besser artikuliert gewesen<br />

wären.<br />

Arttypische Lebensweisen als<br />

Indikatoren für eine Einordnung<br />

2001 beschreibt van Vuure die Lebensweise<br />

von heute lebenden Rinderarten,<br />

die sich gerne in Flussnähe aufhalten, wie<br />

es bei Afrikanischen Waldbüffeln (Syncerus<br />

nanus) oder dem Amerikanischen<br />

Waldbison der Fall ist (Bos bison athabascae).<br />

Letzterer ernährt sich unter anderem<br />

von Seggen (Carex spp.) und Riedgräsern<br />

(Calamagrostis canadensis), die entlang von<br />

Flussläufen wachsen. Eine Bevorzugung<br />

von Offenflächen durch Wildrinder ist somit<br />

nicht untypisch. Auch Isotopenanalysen<br />

an Zähnen fossiler Steppenbisons aus<br />

Osteuropa belegen, dass es sich um eine in<br />

offenen Landschaften weidende Art handelte,<br />

die keine saisonalen Wanderungen<br />

unternahm und in Kälteperioden auch<br />

auf den Verzehr von Flechten zurückgriff<br />

( Julien et al. 2012). Die 208 identifizierten<br />

Auerochsenknochen, die fast ein<br />

Fünftel des Gesamtmaterials ausmachen,<br />

implizieren eine Affinität für die offenen<br />

Marschgebiete des Leinetals im sonst von<br />

Laubwäldern bedeckten Niedersachsen.<br />

Von den 300 nicht bis auf die Artebene<br />

<strong>Naturhistorica</strong> BERICHTE DER NATURHISTORISCHEN GESELLSCHAFT HANNOVER <strong>162</strong> · 2020

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!