Naturhistorica 162
Naturhistorica 162 (2020) der Naturhistorischen Gesellschaft Hannover (NGH) Themen: - Michael Fuchs: Danium-Geschiebe aus den Brelinger Bergen - Franz-Jürgen Harms: Asphalt und Kalkstein aus Ahlem. Vor über 150 Jahren begann mit einem Rohstoff aus Ahlem die Asphaltierung unserer Straßen und Plätze - Marvin Applegate: Osteologische Auswertung von Langknochen der Ungulata aus dem Leinetal südlich von Hannover - Tim Lukas Pikos: Ökologische Differenzierung limnischer und fluviatiler Lebensräume an der Leine bei Garbsen in der Region Hannover - Exkursionsberichte
Naturhistorica 162 (2020) der Naturhistorischen Gesellschaft Hannover (NGH)
Themen:
- Michael Fuchs: Danium-Geschiebe aus den Brelinger Bergen
- Franz-Jürgen Harms: Asphalt und Kalkstein aus Ahlem. Vor über 150 Jahren begann mit einem Rohstoff aus Ahlem die Asphaltierung unserer Straßen und Plätze
- Marvin Applegate: Osteologische Auswertung von Langknochen der Ungulata aus dem Leinetal südlich von Hannover
- Tim Lukas Pikos: Ökologische Differenzierung limnischer und fluviatiler Lebensräume an der Leine bei Garbsen in der Region Hannover
- Exkursionsberichte
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68 Marvin Applegate<br />
Untersuchungen die Methodik um weitere<br />
Unterscheidungsaspekte zu erweitern.<br />
Während der Merkmalsuntersuchung erwies<br />
es sich in manchen Fällen als schwierig,<br />
objektive Bewertungen einzelner<br />
Merkmale zu treffen, da die in der Literaturgrundlage<br />
(Martin 1987) beschriebenen<br />
Merkmalsausprägungen nicht selten einen<br />
gewissen Interpretationsspielraum zuließen.<br />
Die Unterscheidung beider Arten anhand<br />
der Metacarpalia war hingegen sehr<br />
einfach durchführbar, da diese zweifelsfrei<br />
ohne weiterführende Bestimmungsverfahren<br />
auseinanderzuhalten sind (Abb. 21).<br />
Bei der Bestimmung der Cervidae war<br />
bei manchen Knochentypen wie der Tibia<br />
die Darstellung der Messungen im Scatterplot<br />
(Abb. 27 – 32, Appendix) sehr hilfreich.<br />
So konnten manche Exemplare einer<br />
Art zugeordnet werden, da sich deren<br />
Abb. 21 Links der Metacarpus (dexter) eines<br />
Auerochsen und rechts der Metacarpus (sinister)<br />
eines Steppenbisons. Erkennbar ist die beim Auerochsen<br />
– im Vergleich zur Metaphyse – deutlich<br />
breitere Epiphyse. Beim Steppenbison ist die Metaphyse<br />
zumindest gleich breit, wenn nicht sogar<br />
breiter. Dieser Unterschied wurde als verlässliches<br />
Unterscheidungsmerkmal genutzt (Sammlungsnummer<br />
V835 und V2548).<br />
Punkte im Scatterplot in unmittelbarer<br />
Umgebung der sicher bestimmten Exemplare<br />
befanden. Ein zusätzlicher visueller<br />
Abgleich diente als Kontrolle. Beim Humerus<br />
beispielsweise waren die einzelnen<br />
Punkte diffus, sodass eine Zuordnung sehr<br />
schwierig war. Um eine möglichst zuverlässige<br />
Zuordnung zu gewährleisten, wurde<br />
bei der Bestimmung in vielen nicht<br />
eindeutigen Fällen auf ein allgemeineres<br />
Taxon ausgewichen. Dennoch konnte mithilfe<br />
dieser Messtechniken die Genauigkeit<br />
erhöht werden.<br />
Taphonomische Hinweise auf den<br />
Ursprung der Knochen<br />
Da die Kiese hauptsächlich aus den<br />
Schmelzwässern des Niedersächsischen<br />
Berglands stammen, könnten die Knochen<br />
durch die fluviatilen Umlagerungsprozesse<br />
in das Sediment eingearbeitet worden sein.<br />
Knochen, die in Flüssen über weite Strecken<br />
transportiert wurden, sollten einen<br />
entsprechenden Abschliff aufweisen, wie<br />
beispielsweise das Ergebnis eines Versuches<br />
in Abb. 22 veranschaulicht (Fernández-Jalvo<br />
& Andrews 2016).<br />
Oberflächlich betrachtet war ein solches<br />
Merkmal jedoch nicht häufig vertreten.<br />
Um eine genaue Aussage über intensive<br />
Ablagerungsprozesse (Abschliffe)<br />
zu treffen, müsste das Material nochmals<br />
auf Abschliff untersucht werden. Abb. 23<br />
zeigt unterschiedliche Verfärbungen der<br />
untersuchten Knochen. Diese könnten<br />
zeigen, ob die Knochen aus unmittelbarer<br />
Flussnähe stammen, durch Hochwasser<br />
aus dem Einzugsgebiet der Leine eingetragen<br />
oder von weiter entfernt aus dem<br />
Bergland flussabwärts transportiert wurden.<br />
Während eine rote Färbung auf eisenhaltige<br />
Böden hindeutet, impliziert eine<br />
Schwarzfärbung Mangandioxid im Boden.<br />
Weißfärbung tritt bei Einlagerung im sehr<br />
kalkhaltigen Boden auf. Der auffällig gute<br />
<strong>Naturhistorica</strong> BERICHTE DER NATURHISTORISCHEN GESELLSCHAFT HANNOVER <strong>162</strong> · 2020