Naturhistorica 162
Naturhistorica 162 (2020) der Naturhistorischen Gesellschaft Hannover (NGH) Themen: - Michael Fuchs: Danium-Geschiebe aus den Brelinger Bergen - Franz-Jürgen Harms: Asphalt und Kalkstein aus Ahlem. Vor über 150 Jahren begann mit einem Rohstoff aus Ahlem die Asphaltierung unserer Straßen und Plätze - Marvin Applegate: Osteologische Auswertung von Langknochen der Ungulata aus dem Leinetal südlich von Hannover - Tim Lukas Pikos: Ökologische Differenzierung limnischer und fluviatiler Lebensräume an der Leine bei Garbsen in der Region Hannover - Exkursionsberichte
Naturhistorica 162 (2020) der Naturhistorischen Gesellschaft Hannover (NGH)
Themen:
- Michael Fuchs: Danium-Geschiebe aus den Brelinger Bergen
- Franz-Jürgen Harms: Asphalt und Kalkstein aus Ahlem. Vor über 150 Jahren begann mit einem Rohstoff aus Ahlem die Asphaltierung unserer Straßen und Plätze
- Marvin Applegate: Osteologische Auswertung von Langknochen der Ungulata aus dem Leinetal südlich von Hannover
- Tim Lukas Pikos: Ökologische Differenzierung limnischer und fluviatiler Lebensräume an der Leine bei Garbsen in der Region Hannover
- Exkursionsberichte
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Ökologische Differenzierung limnischer und fluviatiler Lebensräume an der Leine<br />
117<br />
bezeichneten Bereich leben anaerobe Organismen.<br />
Entsprechend ist die Sauerstoffsättigung<br />
in großen Tiefen minimal<br />
und kann in eu- bis hypertrophen Gewässern<br />
0 % betragen (Lüderitz et al. 2009). In<br />
dieser Schicht ist die CO 2<br />
-Konzentration<br />
dagegen äußerst hoch. Anders verhält es<br />
sich in der über dem Hypolimnion gelegenen<br />
Schicht, dem Epilimnion. Hier ist die<br />
Sauerstoffsättigung aufgrund der Nähe zur<br />
Wasseroberfläche und damit zur Wasser-/<br />
Luftschicht hoch.<br />
Carbonatarme Gewässer enthalten im<br />
sauren Bereich fast ausschließlich Kohlenstoffdioxid<br />
neben Wasser. Im neutralen<br />
bis schwach basischen Bereich liegt dagegen<br />
neben Wasser größtenteils Kohlensäure<br />
vor, die mit Hydronium-Ionen und Hydrogencarbonat<br />
im Gleichgewicht steht.<br />
Im Basischen liegt ein Gleichgewicht von<br />
Carbonat und Hydrogencarbonat vor, das<br />
auf die Seite von Hydrogencarbonat verschoben<br />
ist.<br />
Carbonatreiche Gewässer dagegen<br />
weisen ein komplexes Kalk-Kohlensäure-Gleichgewicht<br />
auf. Calcium-Ionen<br />
reagieren mit zwei Äquivalenten Hydrogencarbonat<br />
zu Calciumbicarbonat, das<br />
gelöst vorliegt. Dieses zerfällt in wiederum<br />
zwei Äquivalente Kohlenstoffdioxid und<br />
ein Äquivalent Calciumhydroxid, das im<br />
Gleichgewicht mit seinen Ionen Calcium<br />
und Hydroxid steht. Freie Calcium-Ionen<br />
reagieren mit freien Carbonat-Ionen und<br />
fallen als Calciumcarbonat (Seekreide) aus.<br />
Eine weitere Möglichkeit zur Sedimentation<br />
von Seekreide beruht auf „biogener<br />
Entkalkung“. Damit sind physiologische<br />
Prozesse von Organismen gemeint, die<br />
Calciumbicarbonat in Kohlenstoffdioxid,<br />
Wasser und Calciumcarbonat zersetzen,<br />
wobei letzteres als Kalk ausfällt.<br />
Die Wasserhärte ist ein Summenparameter.<br />
Er setzt sich zusammen aus dem<br />
Vorhandensein diverser Erdalkali-Ionen<br />
und deren Säureresten. Es wird differenziert<br />
zwischen der Carbonat- und der Gesamthärte.<br />
Die Carbonathärte gibt die<br />
Konzentration an Calcium- und Magnesium-Ionen<br />
an, die Verbindungen mit Hydrogencarbonat-Ionen<br />
eingehen. Daher<br />
kann der Wert für die Carbonathärte mit<br />
dem Anteil gelöster Kohlensäure weitestgehend<br />
gleichgesetzt werden (vgl. Pott &<br />
Remy 2000).<br />
Die Gesamthärte umfasst die Carbonathärte<br />
und ergänzt sie durch die Konzentration<br />
an Strontium- und Barium-Iionen.<br />
Damit schließt sie die Ionen der an den<br />
Säureresten Chlorid, Sulfat, Phosphat und<br />
Carbonat gebundenen Erdalkali-Ionen<br />
ein. Die Härte eines Gewässers ist, vergleichbar<br />
mit der elektrischen Leitfähigkeit,<br />
vom Einzugsgebiet der Gewässer abhängig.<br />
Pleistozäne Quarzsandgebiete sind<br />
demnach Weichgewässer, während gipsreiche<br />
Einzugsgebiete zu den Hartwässern<br />
gehören. Pott & Remy (2000) führen eine<br />
zunehmende Wasserhärte auch auf anthropogene<br />
Einflüsse und die damit verbundene<br />
Akkumulation von Erdalkali-Ionen<br />
zurück. Somit sind hypertrophe Gewässer<br />
wie das des Untersuchungsgebiets immer<br />
zu den Hartgewässern zu rechnen.<br />
Der chemische Sauerstoffbedarf (CSB)<br />
ist nach Schwoerbel (1994) ein Maß dafür,<br />
wieviel Sauerstoff gebraucht wird, um<br />
den Hauptteil organischer und anorganischer<br />
Substanz in einem Gewässer zu<br />
oxidieren. Er steht damit dem sogenannten<br />
biologischen Sauerstoffbedarf (BSB)<br />
gegenüber, der den Sauerstoffbedarf heterotropher<br />
Organismen beschreibt. Beide<br />
Prozesse führen zu starker Sauerstoffzehrung<br />
in einem Gewässer und in der Folge<br />
zur Verlandung durch Sauerstoffmangel<br />
(Pott & Remy 2000). Ein hoher CSB ist<br />
Grund eines vermehrten Vorkommens von<br />
sogenannten Huminstoffen, die durch biotische<br />
und/oder abiotische Abbauprozesse<br />
<strong>Naturhistorica</strong> BERICHTE DER NATURHISTORISCHEN GESELLSCHAFT HANNOVER <strong>162</strong> · 2020