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Industrieanzeiger 14.2023

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31.10.2023 Ausgabe 14 | 2023 www.industrieanzeiger.de<br />

Interview<br />

Mitarbeitermotivation<br />

So gewinnt man Mitarbeiter für die<br />

Klimatransformation im Betrieb<br />

» Seite 20<br />

Messe Blechexpo<br />

Alles rund ums Blechbearbeiten<br />

mit hohem Praxisbezug<br />

» ab Seite 27<br />

Messe Formnext<br />

Sie ist die Weltleitmesse für<br />

3D-Druck in Frankfurt<br />

» ab Seite 39<br />

Dr. Werner Kraus, Leiter Abteilung<br />

Roboter- und Assistenzsysteme,<br />

über<br />

50 Jahre Robotik<br />

am Fraunhofer IPA<br />

» Seite 64<br />

TOPSTORY<br />

I4.0 im Bestand<br />

Diese Hürden müssen Fertiger<br />

mit gewachsenen Strukturen<br />

nehmen, die Industrie 4.0 im<br />

Betrieb etablieren wollen.<br />

» Seite 54<br />

Wissen für Entscheider in der Produktion


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2 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2023


» MEINUNG<br />

Kunststoffe brauchen<br />

Kreisläufe<br />

Jetzt neu:<br />

Additive Fertigung für<br />

Keramikkomponenten<br />

Nur wie kommen sie dahin? Der Status quo ist nicht gerade zufriedenstellend.<br />

Keine 20 % der deutschen Kunststoffabfälle werden wirklich<br />

rezykliert. Der Löwenanteil wird verbrannt und immerhin noch energetisch<br />

verwertet. Aber das frei werdende CO 2 heizt den Klimawandel an. Von<br />

einer Kreislaufwirtschaft, die Umwelt und Klima schützt, kann keine Rede<br />

sein. Wer dies zurzeit mit größtem Engagement ändern will, ist die Kunststoffindustrie<br />

selbst. Denn den Akteuren ist klar, dass sie das Problem<br />

lange ignoriert und damit verursacht haben. Die Branche will ihr Negativ-<br />

Image loswerden, das nun leider auch ihrem patenten und unverzichtbaren<br />

Werkstoff anhaftet. Auf der Kunststoffmesse Fakuma waren Rezyklate das<br />

Topthema. Doch noch immer sind Rezyklate knapp und teurer als Neuware.<br />

Der Wandel hin zu einer Circular Economy stockt.<br />

Es gibt Ideen, Entwicklungen, Initiativen, Produktpässe und den Ruf<br />

nach geeigneten Regularien durch den Gesetzgeber – aber auch Kontroversen<br />

und Ratlosigkeit, denn extrem komplex sind die Zusammenhänge.<br />

„Deutschland könnte ein Labor für Kreislaufwirtschaft sein, aber es geht<br />

nichts“, klagt Ingemar Bühler vom Erzeugerverband PlasticsEurope.<br />

Und doch spüren industrielle Anwender den Handlungsbedarf. Viele Unternehmen<br />

wollen etwas tun, auch wenn Unsicherheit herrscht, was der<br />

Gesetzgeber künftig von ihnen fordert. Was ist ratsam in dieser Schwebe?<br />

Auf der Messe zeigten sich die Insider einig: Mit kleinen Projekten herantasten<br />

an Rezyklate. Erforschen, welche Anwendungen infrage kommen<br />

und testen, wie mit diesen anderen Materialien umzugehen ist. Und dann<br />

fiel noch ein Statement beim Messe-Roundtable „Kunststoff – Wertstoff“,<br />

dem keiner widersprach: „Solange Kunststoff kein Wertstoff ist, ist alles<br />

nichts.“ Für den Verbraucher muss es sich rechnen, ausrangierten Kunststoff<br />

wieder zurückzugeben, nicht nur bei Getränkeflaschen. Wer Modelle<br />

ersinnt, ihn dafür zu belohnen, biegt in die Erfolgsspur ein.<br />

Olaf Stauß,<br />

Redakteur <strong>Industrieanzeiger</strong>,<br />

olaf.stauss@konradin.de<br />

Präzise und<br />

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Keramik kommt zum Einsatz,<br />

wenn andere Materialien versagen.<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2023 3


» INHALT 14 | 2023 145. JAHRGANG<br />

TOPSTORY<br />

I4.0 im Bestand<br />

Diese Hürden müssen Fertiger<br />

mit gewachsenen Strukturen<br />

nehmen, die Industrie 4.0 im<br />

Betrieb etablieren wollen.<br />

» Seite 54<br />

Bild: Bystronic<br />

Der Einstieg ins IIoT ist besonders für kleinere Blechteilefertiger mit<br />

gewachsenen Strukturen eine Herausforderung.<br />

» Seite 54<br />

NEWS & MANAGEMENT<br />

Industrienews<br />

VDMA-Positionspapier fordert weniger Bürokratie 08<br />

Rahmen für vertrauenswürdige KI 10<br />

Lackier- und Pulvertreff informiert über Entwicklungen 12<br />

Interview<br />

Haro-Chef Christoph Hackländer über einer erfolgreiche<br />

Unternehmensübergabe an die nächste Generation 14<br />

WBA-Serie<br />

Prozesskettengestaltung verringert Nachbearbeitungs -<br />

aufwand von AM-Komponenten 16<br />

» Nachhaltigkeit<br />

Wie man Mitarbeiter für die vollständige Klima trans for -<br />

mation im Betrieb gewinnt 20<br />

IT-Unterstützung<br />

IBM optimiert die IT-Infrastruktur von Bosch 22<br />

Round Table<br />

Im Vorfeld der Messe In.Stand in Stuttgart diskutierten<br />

Experten den Status Quo der Instandhaltungsbranche 24<br />

MESSEN<br />

» Messe Blechexpo/Schweisstec<br />

Die Fachbesucher erleben die ganze Prozesskette der<br />

Blechbearbeitung mit hohem Praxisbezug 27<br />

» Messe Formnext<br />

Als Weltleitmesse für den industriellen 3D-Druck zeigt<br />

die Formnext die gesamte Welt der additiven Fertigung 39<br />

TECHNIK<br />

Interview<br />

Dr. Henrike Wonneberger, COO der 3D-Druck-Plattform<br />

Replique, plädiert dafür, Digitale Dateien zu transportieren<br />

und Waren dezentral zu produzieren 48<br />

Produktentwicklung<br />

Digitale Assistenten helfen, Konstruktionen anzupassen –<br />

auf Knopfdruck. Effizient in Verbindung mit 3D-Druck 52<br />

TOPSTORY<br />

Vernetzen im Bestand<br />

Worauf kleinere Blechteilefertiger beim Einstieg ins<br />

Industrial Internet of Things unbedingt achten sollten 54<br />

Blechteilefertigung<br />

Forschungsprojekt de:karb will CO 2-Last von Blechteilen<br />

ermitteln und deren Fußabdruck minimieren 60<br />

Abkantpressen<br />

Die kompakte Abkantpresse ByBend Star 120 von Bystronic<br />

findet in jeder Fertigung ein Plätzchen 63<br />

TITEL » Automatisierte Blechbearbeitung<br />

Dringenberg automatisiert die Blechbearbeitung mit einer<br />

Schwenk-Biege-Kombi von Prima Power 36<br />

» Interview<br />

Dr. Werner Kraus, Leiter Abteilung Roboter- und Assistenz -<br />

systeme, über 50 Jahre Robotik am Fraunhofer IPA 64<br />

Robotik<br />

Ein Cobot von OnRobot kann anspruchsvolle Messtätig -<br />

keiten ausführen 68<br />

Montagetechnik<br />

Mit einem audiobasierten Prüfsystem des Fraunhofer IDMT<br />

lassen sich fehlerhafte Steckverbindungen ausmachen 70<br />

PRODUKTE & SERVICE<br />

Editorial 03<br />

Augenblicke der Technik 06<br />

Produkte 72<br />

Impressum 72<br />

Vorschau 73<br />

Zuletzt 74<br />

4 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2023


Bild: Mesago Messe Frankfurt GmbH/Mathias Kutt<br />

Als Leitmesse für 3D-Druck wird die Formnext 2023 so groß wie noch nie.<br />

» Seite 39<br />

Your Global Automation Partner<br />

Dr. Werner Kraus, Leiter<br />

Abteilung Roboter- und<br />

Assistenzsysteme, spricht<br />

über 50 Jahre Robotik<br />

am Fraunhofer IPA.<br />

» Seite 64<br />

Bild: Fraunhofer IPA<br />

» ZUM TITELBILD<br />

Auf der Messe Blechexpo stellt Prima Power als Weltpremiere<br />

eine Fertigungslinie mit einer kombinierten Stanz-Laser-<br />

Schneidmaschine und Biegezelle aus. Mehr zu dieser Automa -<br />

tionstechnologie im Beitrag auf Seite 36. Bild: Prima Power<br />

Hall 7, Stand 250<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2023 5


6 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2023


» Augenblicke<br />

der Technik<br />

Eine Million Roboter – nicht ganz so viele sind in dem Bild auf<br />

diesen zwei Seiten zu sehen. Die Aufnahme gibt jedoch einen<br />

guten Eindruck von der Menge, die der japanische Roboterhersteller<br />

Fanuc inzwischen produziert und verkauft hat. Das einmillionste<br />

Gerät verließ im August dieses Jahres die Werkhallen – es<br />

handelte es sich um einen R-2000iC/210F, ein Knickarmroboter,<br />

dargestellt im Bild. Als Mittel gegen den sich verschärfenden Arbeitskräftemangel<br />

haben sich die Roboter mittlerweile in zahlreichen<br />

Branchen etabliert, darunter in der Lebensmittel- und Pharmaindustrie<br />

und sogar im Handwerk. Anfänglich kamen sie nur in<br />

der Automobil- und Elektroindustrie zum Einsatz. Ihre fortlaufend<br />

verbesserte Benutzerfreundlichkeit ist ein weiterer Grund, weshalb<br />

die Robotik sich so rapide ausbreiten kann und neue Segmente erobert.<br />

„Die Nachfrage ist aktuell so hoch wie nie zuvor“, sagt<br />

Marco Ghirardello, Präsident und CEO von Fanuc Europe. Es ist also<br />

nur eine Frage der Zeit, bis der nächste Meilenstein genommen ist.<br />

Bild: Fanuc<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2023 7


» NACHRICHTEN<br />

VDMA-Präsident Karl Haeusgen zur angeblichen Deindustriealisierung Deutschlands<br />

Positionspapier fordert<br />

weniger Bürokratie<br />

In seinem Positionspapier listet der VDMA die Stellschrauben auf, an denen schnell<br />

gedreht werden muss, um neue wirtschaftliche Kräfte zu entfachen. Die zunehmend<br />

schrillen Töne in der Debatte um den Industriestandort Deutschland sind nach Ansicht<br />

von VDMA-Präsident Karl Haeusgen kontraproduktiv.<br />

Den Standort Deutschland<br />

von den bürokratischen<br />

Fesseln befreien: In seinem<br />

Positionspapier listet der<br />

VDMA die Stellschrauben<br />

auf, an denen schnell<br />

gedreht werden muss,<br />

um neue wirtschaftliche<br />

Kräfte zu entfachen.<br />

Bild: stokkete/stock.adobe.com<br />

Deutschland gehe nicht unter, und für<br />

eine breite Deindustrialisierung des<br />

Lands gäbe es bisher keine Belege, sagt<br />

VDMA-Präsident Karl Haeusgen. Tatsächlich<br />

habe die Ampel-Koalition in der ersten<br />

Hälfte ihrer Amtszeit der Industrie zugehört<br />

und einige wirtschaftsfreundliche<br />

Gesetze wie zum Beispiel die Beschleunigung<br />

von Genehmigungsverfahren durchgebracht.<br />

„Trotzdem gibt es noch erheb -<br />

liche strukturelle Baustellen, die jetzt<br />

angegangen werden müssen, um den<br />

Standort im internationalen Wettbewerb<br />

zu stärken. „Wir müssen uns vor allem<br />

von büro kratischen Fesseln befreien“, betont<br />

Haeusgen. Er fordert die Politik in<br />

dieser Debatte auf, ehrliche Ansagen zu<br />

machen.<br />

In seinem Positionspapier listet der VDMA<br />

die Stellschrauben auf, an denen schnell<br />

gedreht werden muss, um neue wirtschaftliche<br />

Kräfte zu entfachen:<br />

• Bürokratie: Benötigt werden einfachere<br />

administrative Prozesse und weniger<br />

Bürokratie insbesondere für den Mittelstand.<br />

Die Digitalisierung von Verwaltungsprozessen<br />

muss beschleunigt<br />

werden.<br />

• Unternehmensbesteuerung: Deutschland<br />

braucht ein international wettbewerbsfähiges<br />

und investitionsfreundliches<br />

Steuersystem mit niedrigeren Unternehmenssteuern<br />

und verbesserten<br />

Abschreibungsbedingungen.<br />

• Arbeitskosten und Fachkräfte: Ein<br />

Hochlohnland wie Deutschland benötigt<br />

zwingend mehr Flexibilität am Arbeitsmarkt.<br />

Angesichts der demografischen<br />

Entwicklung müssen Wochenund<br />

Lebensarbeitszeit im Durchschnitt<br />

verlängert werden und alle Möglichkeiten<br />

der Bildung, Weiterbildung und<br />

Kinderbetreuung voll ausgeschöpft<br />

werden. Das Land benötigt mehr Fach-<br />

kräfte aus dem Ausland, hier sind auch<br />

Zeitarbeitsfirmen einzubinden.<br />

• Digitale Infrastruktur: Der Ausbau der<br />

digitalen Infrastruktur muss deutlich<br />

schneller erfolgen, gerade im ländlichen<br />

Raum, wo der mittelständische<br />

Maschinen- und Anlagenbau zuhause<br />

ist.<br />

• Freihandel: Insbesondere die mittelständische<br />

Industrie benötigt offene<br />

Märkte und den Abbau von Handelshemmnissen.<br />

Neue Freihandelsabkommen<br />

etwa mit den Mercosur-Staaten<br />

sind dringend nötig, ihr Abschluss darf<br />

nicht mit überzogenen umwelt- und<br />

sozialpolitischen Vorgaben und Zielen<br />

torpediert werden.<br />

• Innovationen: Es braucht technologieneutrale<br />

Anreize, damit Unternehmen<br />

ihr Innovationspotential entfalten können.<br />

Dazu gehören eine steuerliche<br />

Forschungsförderung ohne Deckel, der<br />

Ausbau der Produktionsforschung sowie<br />

die Weiterentwicklung der Industriellen<br />

Gemeinschaftsforschung (IGF).<br />

• Erneuerbaren Energie: Wind- und Solarenergie<br />

müssen schneller ausgebaut<br />

werden, ebenso die Übertragungsnetze.<br />

Nur so gelingt der Kampf gegen die<br />

Klimawende und Energiepreise können<br />

perspektivisch sinken.<br />

8 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2023


Toshiba<br />

Regenerative Innovation Centre gegründet<br />

In Düsseldorf hat die Toshiba Corporation<br />

ein Innovationszentrum für regenerativen<br />

Betrieb eingerichtet. Dort will das japanische<br />

Unternehmen mit Geschäfts- und<br />

Kooperationspartnern zusammenarbeiten,<br />

um CO 2 -Neutralität und eine Kreislaufwirtschaft<br />

(CN-CE, Carbon Neutrality<br />

– Circular Economy) durch Digitalisierung<br />

voranzutreiben.<br />

Das Regenerative Innovation Centre (RIC)<br />

soll ein wegweisender Technologie-Hub<br />

in Europa sein, der sich auf die technologische<br />

Entwicklung und soziale Umsetzung<br />

von CN-CE konzentriert. Durch die<br />

CN-CE-Techniken des Toshiba-Konzerns<br />

wird sich das Zentrum an Aktivitäten beteiligen,<br />

darunter Forschungs- und Entwicklungsprojekte,<br />

die Teilnahme an fortschrittlichen<br />

Gemeinschaften in Europa,<br />

Gemeinsam voran (v.l.):<br />

Dr. Yukata Sata, CTO<br />

Toshiba, Prof. Antonello<br />

Monti, RWTH Aachen,<br />

Prof. Stephan Ramesohl,<br />

Wuppertal Institut, und<br />

Dr. Kohei Onizuka, General<br />

Manager RIC.<br />

Aufbau von Beziehungen zu potenziellen<br />

Kunden und Partnern sowie Mitwirken an<br />

Standardisierungsaktivitäten.<br />

Das Zentrum wird sich mit Fragen rund<br />

um CN-CE aus unterschiedlichen Blickwinkeln<br />

befassen – einschließlich Wissenschaft,<br />

Technik, Wirtschaft und Gesellschaft<br />

– mit dem Ziel, CN-CE europaund<br />

weltweit zu verwirklichen. Das Spektrum<br />

der technischen Bereiche umfasst<br />

Komponenten wie Batterien und Halbleiter,<br />

Energie mit besonderem Schwerpunkt<br />

auf erneuerbaren Ressourcen, Wasserstoff<br />

und Energiemanagement, negative<br />

Emissionen mit CO 2 -Abscheidung/-Speicherung/-Nutzung<br />

sowie Digitale Plattformen<br />

zur Nutzung von Energie- und<br />

CO 2 -Daten.<br />

Mit dem RIC dehnt das Unternehmen sein<br />

Engagement nun auf die angewandte<br />

Forschung und Entwicklung im Bereich<br />

CN-CE aus. Das Zentrum ist Beratungspartnerschaften<br />

mit der RWTH Aachen<br />

und dem Wuppertal Institut eingegangen.<br />

Bild: Toshiba<br />

Unsere Förderanlagen.<br />

Automatisch, innovativ,<br />

Nächste Messe:<br />

19.03.-21.03.2024 LogiMAT<br />

Wir beraten Sie gerne.<br />

www.haro-gruppe.de<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2023 9


» NACHRICHTEN<br />

Normen und Standards<br />

Rahmen für vertrauenswürdige KI<br />

Was darf KI, und wer trifft künftig wichtige<br />

Entscheidungen – das sind zentrale<br />

Fragen in der aktuellen Diskussion um<br />

KI-Entwicklung. Antworten gibt die VDE-<br />

Anwendungsregel VDE-AR-E 2842-61 als<br />

erster normativer Rahmen für den kompletten<br />

Lebenszyklus kognitiver Systeme.<br />

Als Grundlage soll sie die Ausarbeitung<br />

von Normen und Standards im Rahmen<br />

des European AI Act erleichtern und die<br />

globale KI-Welt voranbringen.<br />

„Mit knapp 600 Seiten ist ein sehr umfangreicher<br />

Standard entstanden, der den<br />

vertrauenswürdigen und sicheren Einsatz<br />

von künstlicher Intelligenz künftig sicherstellen<br />

kann“, sagt Michael Teigeler,<br />

Geschäftsführer der DKE. „Hier liegt auch<br />

die Basis für die weitere Normung im<br />

Rahmen des European AI Acts. Unternehmen<br />

haben damit eine Grundlage, KI<br />

sicher zu entwickeln und Produkte in den<br />

Markt einzuführen.“ Bislang gibt es international<br />

mehr als 200 Normen, die – auf<br />

Bislang gibt es international<br />

mehr als 200 Normen, die –<br />

auf einzelne Anwendungsfelder<br />

bezogen – einen Rahmen<br />

für die Arbeit mit KI setzen.<br />

einzelne Anwendungsfelder bezogen – einen<br />

Rahmen für die Arbeit mit KI setzen.<br />

Um den wirtschaftlichen Erfolg und die<br />

Sicherheit neuer Systeme zu gewährleisten,<br />

braucht es aber mehr.<br />

Die Besonderheit bei Vorgaben für KI besteht<br />

darin, dass Funktionen nicht einfach<br />

nach vorgegebenen Prozessen geprüft<br />

werden können. Das System muss Sicherheit<br />

selbst gewährleisten und Anforderungen<br />

an funktionale Sicherheit inhärent<br />

erfüllen. Wegen dieser hohen Komplexität<br />

haben sich Vertreterinnen und Vertreter<br />

aus Industrie, Wirtschaft, Forschung und<br />

Verbraucherschutz im DKE-Arbeitskreis<br />

„Autonome Systeme“ zusammengeschlossen,<br />

um den neuen VDE-Standard<br />

zu entwickeln.<br />

„Wir haben die Anwendungsregel in sechs<br />

voneinander thematisch abgegrenzte Abschnitte<br />

unterteilt, um den kompletten<br />

Lebenszyklus eines KI-Systems abzu -<br />

bilden“, erklärt Dr. Henrik J. Putzer, Co-<br />

Vorsitzender des Arbeitskreises und CEO<br />

der Cogitron GmbH. „Sie reicht von der<br />

Begriffsdefinition für den Umgang mit<br />

KI-Systemen bis zu Vorgaben zur Qualifikation<br />

und Zulassung der Systeme für die<br />

Marktphase.“<br />

Im Fokus der neuen VDE-Anwendungsregel<br />

steht mit Teil 3 bis 5 die Entwurfsphase,<br />

in der es darauf ankommt, Anforderungen<br />

im Bereich Vertrauenswürdigkeit<br />

zu erfüllen. Dazu zählen Vorgaben zur<br />

Systemsicherheit, Cybersicherheit sowie<br />

ethische Fragestellungen.<br />

Bild: visoot/stock.adobe.com<br />

Künstliche Intelligenz<br />

Large Language Models bereichern KI-Plattform<br />

Bild: iconimage/stock.adobe.com<br />

Der deutsche Software- und KI-Lösungsanbieter<br />

Empolis, ein Unternehmen der<br />

Proalpha Gruppe, setzt einen wichtigen<br />

Meilenstein durch die Integration von<br />

Large Language Models (LLMs) in die AI<br />

Plattform des Anbieters. Die Plattform<br />

bildet die technologische Basis für die<br />

Um reale Anwendungsfälle<br />

möglichst<br />

standardisiert zu lösen,<br />

führt die Technologie-<br />

Plattform von Empolis<br />

Methoden der statis -<br />

tischen KI, wie Large<br />

Language Models, mit<br />

Knowledge Graphen<br />

und semantischer<br />

Suche zusammen.<br />

SaaS-Lösungen Empolis Service Express,<br />

Content Express und Knowledge Express<br />

sowie für maßgeschneiderte On-Premise-<br />

Lösungen. Generative AI-Technologien<br />

beschleunigen die Möglichkeiten der<br />

Mensch-Maschine-Interaktion und sind<br />

dadurch in der Lage, zahlreiche Branchen<br />

zu transformieren, produktiver zu gestalten<br />

und neue Wettbewerbsvorteile zu<br />

schaffen. Dazu müssen diese Technologien<br />

vertrauenswürdig in Business-Anwendungen<br />

für die Industrie eingesetzt<br />

werden.<br />

Die Technologie-Plattform von Empolis<br />

integriert zahlreiche Methoden der Künstlichen<br />

Intelligenz für industrielle Anwendungsfälle.<br />

Dabei führt sie zwei Bereiche<br />

zusammen: Methoden der statistischen<br />

KI, wie Maschinelles Lernen und LLMs,<br />

und Methoden der wissensbasierten KI,<br />

wie Knowledge Graphen und die semantische<br />

Suche. Reale Anwendungsfälle können<br />

so möglichst standardisiert gelöst<br />

werden. Empolis KI-basierte Lösungen<br />

adressieren die allgemeinen Schwachstellen<br />

von Generative AI und bieten den Anwendern<br />

nachvollziehbare und glaubwürdige<br />

Ergebnisse – auf der Basis von validierten<br />

Wissensquellen.<br />

10 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2023


Nachhaltigkeit<br />

Neues Leben für 8.000 Flurförderzeuge von Still<br />

Wenn im Still-Aufbereitungszentrum ein<br />

professionell überholter Gabelstapler vom<br />

Hof rollt, ist er mit bloßem Auge kaum<br />

von einem Neugerät zu unterscheiden.<br />

Und auch im Belastungstest lässt sich<br />

schwerlich ein Unterschied ausmachen.<br />

Kein Wunder also, dass der Zweitmarkt<br />

für Gabelstapler und Lagertechnikfahrzeuge<br />

seit Jahren kontinuierlich wächst.<br />

Neben wirtschaftlichen Überlegungen<br />

spielen dabei zunehmend Aspekte der<br />

Verfügbarkeit eine Rolle. Immer mehr Abnehmer<br />

möchten aber auch nachhaltiger<br />

und ressourcenbewusster vorgehen bei<br />

ihrem Kauf. Das Marktsegment des Leasings<br />

trifft ebenfalls auf eine wachsende<br />

Nachfrage. Aus Kundenperspektive nicht<br />

verwunderlich, findet Frank Müller, Senior<br />

Vice President Still Brand Management:<br />

„Aus wirtschaftlicher wie aus ökologischer<br />

Sicht macht die Anschaffung gebrauchter<br />

und generalüberholter Geräte<br />

für immer mehr Kunden Sinn. Es muss<br />

nicht immer ein ‚Neuer‘ sein“, erklärt er.<br />

Bis zu 8.000 Fahrzeuge erhalten von Still<br />

jährlich ein zweites Leben. Europaweit<br />

stehen den Kunden rund 25.000 aufgearbeitete<br />

Fahrzeuge zur Auswahl, jederzeit<br />

schnell – und sogar online – verfügbar.<br />

Entdecken Sie Ihr neues Kundenportal „MeinFranke“<br />

Online-Berechnungstool<br />

Bild: Still<br />

Im Still Aufbearbeitungszentrum<br />

werden die Gebrauchtfahrzeuge auf<br />

Herz und Nieren geprüft, bevor man<br />

sie generalüberholt.<br />

Messe Quantum Effects<br />

Quantentechnologien, die neue Perspektiven eröffnen<br />

Mit unserem neuen Kundenportal "MeinFranke"<br />

kommen Sie schneller ans Ziel. Berechnen Sie<br />

Ihren persönlichen Anwendungsfall direkt online<br />

auf unserer Website.<br />

Nutzen Sie unser Berechnungstool für...<br />

- eine effiziente Produktauslegung,<br />

- die Überprüfung der Belastungsfestigkeit gemäß<br />

Ihren Anforderungen<br />

- oder die präzise Berechnung der theoretischen<br />

Lebensdauer.<br />

Die Quantum Effects ist neu in Deutschlands<br />

Fachmesselandschaft. Am 10. Oktober<br />

2023 öffnete die Messe Stuttgart für<br />

zwei Tage den Quantentechnologien die<br />

Pforten. Als Kombination aus Ausstellung<br />

und Konferenz für Wissenschaft und Industrie<br />

bot die Quantum Effects ein attraktives<br />

Programm fürs Fachpublikum.<br />

Mit dem 2023 erstmalig verliehenen<br />

Quantum Effects Award wurden Neuentwicklungen<br />

gewürdigt, die die klassische<br />

und die Quantenwelt verbinden, in unterschiedlichen<br />

Branchen eingesetzt werden,<br />

individuelle Dienstleistungen ermöglichen<br />

und neue Perspektiven eröffnen.<br />

• Sieger der Kategorie Quantum Computing<br />

Hardware ist EleQtron (Deutschland).<br />

• In der Kategorie Quantum Computing<br />

Software wurden zwei Teams ausgezeichnet:<br />

Q-CTRL aus Australien und<br />

Multiverse Computing aus Spanien.<br />

Bild: Andrea Marongiu/stock.adobe.com<br />

Mit dem erstmalig 2023 verliehenen Quantum<br />

Effects Award werden herausragende Innovationen<br />

gewürdigt, die die klassische und die Quantenwelt<br />

verbinden.<br />

• Sieger der Katergorie Quantum Sensing<br />

ist NVision Imaging Technologies aus<br />

Deutschland.<br />

• Sieger in der Kategorie Quantum Kommunikation<br />

ist Aliro Quantum (USA).<br />

Die offizielle Preisverleihung fand am 10.<br />

Oktober 2023 auf dem Quantum Effects<br />

Forum statt.<br />

Lernen Sie im Video unser ausgeklügeltes Tool<br />

kennen oder testen Sie das Berechnungstool<br />

direkt in „MeinFranke“.<br />

Zum Video:<br />

Ist es doch etwas komplexer?<br />

Dann lassen Sie sich einfach persönlich in einem<br />

Online-Meeting beraten und wir finden eine<br />

gemeinsame Lösung.<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2023 11<br />

Franke GmbH, Obere Bahnstraße 64, Aalen, BW 73431, Germany, +49 7361 9200


» NACHRICHTEN<br />

JOT-Fachkongress<br />

Lackier- und Pulvertreff informiert über neue verfahrenstechnische Entwicklungen<br />

Die etablierten und beliebten JOT-Branchentagungen<br />

„EPS – Der Pulvertreff“ und<br />

„Industrie-Lackierung – Der Lackiertreff“<br />

werden seit 2022 als gemeinsamer JOT -<br />

live-Kongress „Lackier- und Pulvertreff“<br />

fortgeführt.<br />

Der Lackier- und Pulvertreff informiert<br />

umfassend über neue lack-, anlagen- und<br />

verfahrenstechnische Entwicklungen und<br />

deren Umsetzung in die Praxis. Er zeigt<br />

vielfältige Potenziale zur Optimierung von<br />

Beschichtungsprozessen auf, etwa hinsichtlich<br />

Kapazität, Emissionen, Effizienz,<br />

Nachhaltigkeit und Kosten. Gleichzeitig<br />

ist der Kongress die ideale Plattform für<br />

Networking und Erfahrungsaustausch.<br />

Neben spannenden Plenarvorträgen gehen<br />

zwei parallele Sessions auf spezifische<br />

Lösungen zu Pulverbeschichtung<br />

und Nass lackierung ein, die neu geschaffenen<br />

‚Workspaces‘ sind hingegen praxisbezogen<br />

und sollen zum Anfassen und<br />

Mitmachen animieren.<br />

Mit dem Fachkongress „Lackier- und Pulvertreff“<br />

bekommt der Gast geballtes<br />

Know-how von Nasslack und Pulverlack<br />

zusammen. Mit den Synergien beider Bereiche<br />

wird über den berühmten Tellerrand<br />

geblickt und die Gäste profitieren<br />

zudem von der geballten Erfahrung aus<br />

mehr als 40 Jahren Fachkonferenzen zur<br />

Oberflächenbehandlung.<br />

Die Plenarvorträgen gewähren tiefe Einblicke<br />

in Strategien zur Energie- und Ressourceneffizienz<br />

sowie deren Umsetzung<br />

in der täglichen Praxis. Interessenten erfahren<br />

Neues über Steigerungs potenziale<br />

in der gesamten Prozesskette, etwa in Bezug<br />

auf Qualitäts sicherung, Produktivität,<br />

Bild: scaliger/stock.adobe.com<br />

Zum zweiten Mal<br />

gemeinsame Sache:<br />

Networking und<br />

Erfahrungsaustausch<br />

in Sachen Lack und<br />

Pulver.<br />

Nachhaltigkeit, Durchlauf zeiten und<br />

Wertschöpfung.<br />

In zwei parallelen Vortragssträngen wird<br />

das Kongressprogramm vertieft, indem auf<br />

die Besonderheiten von Nasslack und Pulverlack<br />

jeweils zielgerichtet eingegangen<br />

wird, um den Herausforderungen in der<br />

täglichen Praxis erfolgreich zu begegnen.<br />

Mit Blick auf notwendige Investitionen<br />

werden außerdem Förder möglichkeiten<br />

aufgezeigt, die das Fundament des Unternehmens<br />

stärken und so zur Sicherung der<br />

Wettbewerbsfähigkeit beitragen.<br />

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Blechbearbeitung<br />

Alles in einer Linie<br />

Prima Power ist ein weltweit führender<br />

Lieferant von Hightech Laser- und<br />

Blechbearbeitungsmaschinen. Das Produktportfolio<br />

ist eines der umfassendsten<br />

der Branche und umfasst 2D- und 3D-<br />

Lasermaschinen zum Schneiden, Schweißen<br />

und Bohren, Stanzmaschinen, kombinierte<br />

Stanz-Laser- und Stanz-Scher-<br />

Systeme sowie Abkantpressen, Schwenkbiegemaschinen,<br />

Biegezentren und flexible<br />

Fertigungssysteme (FMS).<br />

Prima Power ist eine Business Unit von<br />

Prima Industrie, einer Gruppe mit über<br />

1.900 Mitarbeitern weltweit, Produk -<br />

tionsstätten in Italien, Finnland, den<br />

Vereinigten Staaten und China sowie<br />

einem Vertriebs- und Servicenetz in über<br />

80 Ländern.<br />

Auf der Blechexpo 2023 stellt das<br />

Unternehmen in Halle 3, Stand 3201, als<br />

Weltpremiere eine Fertigungslinie mit<br />

einer kombinierten Stanz-Laserschneid -<br />

ma schine und Biegezelle aus. Dieses Konzept<br />

besteht aus einer Combi Genius<br />

einem Be-, Ent- und Stapelroboter LSR<br />

als auch einer servoelektrischen Abkantpresse<br />

EP Genius 1030 mit integriertem<br />

Werkzeugwechselspeicher und einem<br />

7-achsigen Industrieroboter.<br />

Mehr Informationen finden Sie im Beitrag<br />

auf Seite 36.<br />

Mitarbeitermotivation<br />

So gewinnt man Mitarbeiter für die<br />

Klimatransformation im Betrieb<br />

» Seite 20<br />

TOPSTORY<br />

I4.0 im Bestand<br />

Diese Hürden müssen Fertiger<br />

mit gewachsenen Strukturen<br />

nehmen, die Industrie 4.0 im<br />

Betrieb etablieren wollen.<br />

» Seite 54<br />

Messe Blechexpo<br />

Alles rund ums Blechbearbeiten<br />

mit hohem Praxisbezug<br />

» ab Seite 27<br />

Messe Formnext<br />

Sie ist die Weltleitmesse für<br />

3D-Druck in Frankfurt<br />

» ab Seite 39<br />

Wissen für Entscheider in der Produktion<br />

31.10.2023 Ausgabe 14 | 2023 www.industrieanzeiger.de<br />

Interview<br />

Dr. Werner Kraus, Leiter Abteilung<br />

Roboter- und Assistenzsysteme,<br />

über<br />

50 Jahre Robotik<br />

am Fraunhofer IPA<br />

» Seite 64<br />

Bild: Prima Power<br />

12 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2023


Für Blech macht sie alles –<br />

unsere ByBend Star 120.<br />

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stark und platzsparend ist.<br />

Die blechbearbeitende Industrie ist unser Zuhause. Ihr gehört unsere<br />

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volle Leistung geniessen.<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2023 13


MANAGEMENT » Interview<br />

Interview mit Christoph Hackländer, Geschäftsführer der Haro-Gruppe<br />

„Wir werden auch 2024<br />

ein gutes Jahr haben“<br />

Die Haro-Gruppe ist ein mittelständisches Familienunternehmen und Hersteller von Förderanlagen,<br />

das Automatisierungslösungen für den innerbetrieblichen Materialfluss und die<br />

damit verbundene Intralogistik anbietet. Im Gespräch mit dem <strong>Industrieanzeiger</strong> erläutert<br />

Geschäftsführer Christoph Hackländer, worauf es bei einer erfolgreichen Übergabe an die<br />

nächste Generation ankommt und wie er sein Unternehmen fit für die Zukunft macht.<br />

» Alexander Gölz, Chefredakteur <strong>Industrieanzeiger</strong><br />

Herr Hackländer, Sie führen das Unternehmen<br />

jetzt in der zweiten Generation.<br />

Ist die Frage der Unternehmensnachfolge<br />

bei Ihnen bereits geregelt?<br />

Ich habe das Unternehmen von meinem<br />

Vater übernommen, der 1957 ein kleines<br />

Handelsunternehmen in Wermelskirchen<br />

gegründet hat. Er hat vor allem mit Tragrollen<br />

gehandelt, daraus leitet sich übrigens<br />

auch unser Firmenname ab – „Ha“<br />

für Hackländer und „Ro“ für Rollen. Später<br />

kamen dann Rollenbahnen und ganze<br />

Anlagen dazu. Irgendwann kam die Frage<br />

der Nachfolge auf – ich habe zwei Brüder<br />

– wir haben entschieden,<br />

dass ich den Betrieb übernehmen<br />

werde. Also bin ich<br />

1987 hierhergezogen, habe<br />

selbst eine GmbH gegründet<br />

und mit zwei Leuten<br />

angefangen. Ich hatte natürlich<br />

das Unternehmen<br />

meines Vaters im Rücken, musste aber<br />

selber zusehen, dass ich genügend Aufträge<br />

bekam, und habe das Unternehmen<br />

dann gemeinsam mit meiner Frau weiter<br />

auf- und ausgebaut. Und jetzt steht mit<br />

meinem Sohn die dritte Generation in den<br />

Startlöchern. Er ist Anfang dreißig und<br />

seit fünf Jahren im Unternehmen, hauptsächlich<br />

im Vertrieb. Ich sage ihm immer,<br />

es gibt zwei Dinge, die wichtig sind, um<br />

ein Unternehmen zu leiten: Du musst<br />

führen können und du musst verkaufen<br />

können. Das kann er jetzt, und inzwischen<br />

beziehe ich ihn zunehmend in die unternehmerischen<br />

Entscheidungen mit ein.<br />

Wir arbeiten da sehr intensiv zusammen,<br />

vor allem wenn es um größere Investitionen<br />

und neue Produktentwicklungen<br />

geht. Er übernimmt mehr und mehr und<br />

ich ziehe mich langsam zurück.<br />

In welchem Zeitfenster ist die Übergabe<br />

geplant?<br />

Wir haben den Prozess bereits vor zehn<br />

Jahren begonnen mit meinem Sohn und<br />

meinen beiden Töchtern und uns – übrigens<br />

mit externer Unterstützung – zweibis<br />

viermal jährlich mit der Familie zusammengesetzt.<br />

Mir war es sehr wichtig,<br />

» Man muss Vertrauen haben,<br />

dass die nächste Generation gute Ideen<br />

hat und das Unternehmen erfolgreich<br />

führen wird. «<br />

keinen Druck auszuüben. Natürlich<br />

wünscht man sich, dass das Unternehmen<br />

in der Familie bleibt, aber es hätte auch<br />

andere Möglichkeiten gegeben. Wenn<br />

keines meiner Kinder Interesse gehabt<br />

hätte, dann hätten wir das Unternehmen<br />

eben verkauft, das halte ich nicht unbedingt<br />

für den schlechtesten Weg. Mein<br />

Sohn hat Maschinenbau studiert und<br />

konnte sich eine Übernahme gut vorstellen,<br />

meine Töchter eher nicht. Ich gebe<br />

jetzt stückweise immer mehr Verantwortung<br />

ab. In vier Jahren werde ich 70, spätestens<br />

dann will ich mich komplett zurückziehen.<br />

Ursprünglich wollte ich schon<br />

mit 65 aufhören, nun bin ich als Unterstützung<br />

immer noch im Unternehmen.<br />

Wichtig ist nur, dass man in der Lage ist,<br />

loszulassen und dem Nachfolger nicht in<br />

alles hinein redet. Ein Senior, der nicht<br />

loslassen kann, kann das ganze Unternehmen<br />

zerstören.<br />

Was sind denn Ihrer Meinung nach die<br />

wirklich wichtigen beziehungsweise kritischen<br />

Themen bei der Nachfolge?<br />

Ganz wichtig ist es, wirklich offen zu sein<br />

und nicht etwa zu sagen, das habe ich<br />

schon immer so gemacht und so läuft es<br />

dann bitte auch in den<br />

nächsten 30 Jahren. Man<br />

sollte schon das Vertrauen<br />

haben, dass auch die<br />

nächste Generation gute<br />

Ideen hat und das Unternehmen<br />

auf ihre Weise erfolgreich<br />

führen wird. Das<br />

ist eine der wichtigsten Voraussetzungen<br />

für einen guten Übergang. Daneben<br />

kommt es darauf an, den oder die Nachfolger<br />

zu unterstützen, so lange es eben<br />

nötig ist. Der Rest ist Tagesgeschäft.<br />

Wann sollt man denn damit beginnen,<br />

die Frage der Nachfolge in der Familie<br />

zum Thema zu machen?<br />

Wenn die Kinder etwa 20 sind. Viel früher<br />

damit anzufangen halte ich für unsinnig,<br />

damit würde man junge Menschen mit<br />

Sicherheit überfordern. Sie müssen ja erst<br />

einmal für sich selber herausfinden, was<br />

sie mit ihrem Leben anfangen wollen und<br />

14 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2023


Christoph Hackländer, Geschäftsführer von Haro, hat bereits frühzeitig an die Unternehmensübergabe gedacht und seinen Sohn eingebunden.<br />

Bild: Martin Vogt/Haro<br />

in welche Richtung es gehen soll. Viel<br />

später wäre auch nicht gut. Insofern würde<br />

ich sagen, zehn Jahre bevor man an die<br />

Pensionszeit denkt, wenn die Kinder so um<br />

die 20 sind, das ist der richtige Zeitpunkt.<br />

Sind Sie zufrieden mit der aktuellen<br />

Geschäfts- und Auftragslage?<br />

Ja, absolut. Das liegt vor allem daran, dass<br />

wir mit unserem Produkt völlig branchenunabhängig<br />

agieren. Unsere Hauptzielgruppe<br />

ist der Mittelstand, und da sprechen<br />

wir unsere Kunden direkt an. Das Interesse<br />

vieler Unternehmen an einer automatisierten<br />

Produktion ist groß, weil sie<br />

dabei helfen kann, die Personalkosten zu<br />

senken, und das kann angesichts des hohen<br />

Lohnniveaus in Deutschland ein entscheidender<br />

Wettbewerbsvorteil sein. Die<br />

Alternative wäre, Teile der Produktion<br />

nach Asien zu verlagern, aber der Trend<br />

geht eigentlich eher dahin, sie zurück<br />

nach Europa zu holen. Und das ist für uns<br />

natürlich ein enormer Vorteil. Wir verstehen<br />

uns als Partner unserer Kunden: Wir<br />

beraten sie, nehmen ihre Ideen auf und<br />

setzen sie um und koordinieren auch die<br />

Zusammenarbeit mit den verschiedenen<br />

Lieferanten. Die Beratung ist entscheidend,<br />

damit der Kunde wirklich das Gefühl<br />

hat, verstanden zu werden. Genau das<br />

bringt uns im Wettbewerb nach vorne.<br />

Natürlich spielen auch gute technische<br />

Lösungen und der Preis eine Rolle, aber<br />

wesentlich ist das menschliche Element.<br />

Dafür braucht es gute Mitarbeiter…<br />

Ja, das stimmt, und die haben wir. Aber<br />

auch wir spüren natürlich den Fachkräftemangel.<br />

Gute Mitarbeiter zu finden und<br />

vor allem, sie zu halten, ist eine große<br />

und immer größer werdende Herausforderung.<br />

Früher sind die Leute Jahrzehnte<br />

im Unternehmen geblieben, manchmal<br />

von der Lehre bis zur Rente – heute wird<br />

alle zwei bis drei Jahre gewechselt, um<br />

„flexibel zu bleiben“. Was wir aber neben<br />

zusätzlichen Leistungen und regelmäßiger<br />

Weiterbildung bieten, ist ein gutes<br />

Team mit einem großen Zusammenhalt.<br />

Wenn die Leute sich wohlfühlen, dann<br />

bleiben sie auch länger, so einfach ist das,<br />

und das ist zum Glück bei sehr vielen unserer<br />

Mitarbeiter der Fall.<br />

Wie sehen Ihre Pläne für das nächste<br />

Jahr aus?<br />

Wir konzentrieren uns vor allem darauf,<br />

stabil am Markt zu bleiben. Natürlich<br />

spüren auch wir die aktuelle Wirtschaftslage,<br />

aber unsere Projekte haben eine sehr<br />

lange Vorlaufzeit von ein bis zwei Jahren.<br />

Wir leben nicht von den Angeboten, die<br />

wir gestern gemacht haben, sondern von<br />

Projekten, die wir vor einem oder anderthalb<br />

Jahr begonnen haben. Und für viele<br />

Unternehmen ist eine Umrüstung auf eine<br />

automatisierte Produktion auch einfacher,<br />

wenn sie nicht unter voller Belastung<br />

laufen. Es gibt derzeit weniger Anfragen<br />

nach großen Projekten, manche<br />

werden auch noch einmal um ein paar<br />

Monate verschoben, aber dadurch, dass<br />

wir branchenunabhängig arbeiten, trifft<br />

uns das eigentlich nicht. Wir werden also<br />

auch 2024 ein gutes Jahr haben.<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2023 15


» MANAGEMENT<br />

WBA-Serie<br />

Prozesskettengestaltung zur<br />

Nachbearbeitung von AM-Komponenten<br />

Die Entwicklung der additiven Fertigung schreitet kontinuierlich voran und wird in die<br />

Fertigungsprozessketten produzierender Unternehmen integriert. Obwohl sie vielversprechendes<br />

Potential durch ihre Möglichkeiten und Entwicklungen aufzeigt, ist sie branchenübergreifend<br />

noch nicht vollständig akzeptiert.<br />

» Prof. Dr. Wolfgang Boos, Gerret Lukas, Bernd Haase, Thomas Eberius<br />

Die additive Fertigung<br />

verzeichnet seit etwa<br />

zehn Jahren einen<br />

deutlichen Anstieg der<br />

Aktivitäten innerhalb<br />

der AM-Branche.<br />

Bild: Denis Yevtekhov/stock.adobe.com<br />

Etablierte Fertigungstechnologien, wie das Drehen<br />

oder das Fräsen, existieren seit über 100 Jahren<br />

und haben sich seitdem kontinuierlich weiterent -<br />

wickelt. Die additive Fertigung (engl. Additive<br />

Manufacturing – AM) ist eine vergleichsweise junge<br />

Technologie, die seit der offiziellen Vorstellung des<br />

SLS-Verfahrens (Selective Laser Sintering) 1987 wenige<br />

Innovationszyklen durchlaufen hat. Seit etwa<br />

zehn Jahren ist ein deutlicher Anstieg der Aktivitäten<br />

in der AM-Branche zu verzeichnen. Immer mehr<br />

Verfahren erreichen einen Status, der die seriennahe<br />

Produktion von Bauteilen ermöglicht. Trotz des<br />

vielversprechenden Potentials, das die additive Fer -<br />

tigung aufzeigt, ist sie noch nicht vollumfänglich<br />

branchenübergreifend akzeptiert. In der deutschen<br />

Branche Werkzeugbau geben derzeit etwa 15 % aller<br />

Unternehmen an, additive Fertigung zu nutzen, wohingegen<br />

Drehen und Fräsen mit rund 90 – 95 % fest<br />

etabliert sind.<br />

Es gibt verschiedene Vorbehalte, die gegen die Integration<br />

von AM sprechen. Häufig wird das Fehlen<br />

einer ganzheitlichen Prozesskette als Hauptgrund<br />

genannt. Dabei ist eine vollständige Prozesskette innerhalb<br />

der eigenen Fertigungskonzeption unabdingbar,<br />

um die inhärenten Charakteristiken von additiv<br />

gefertigten Bauteilen nicht nachteilig auf die eigenen<br />

Produkte wirken zu lassen. Insbesondere spielt<br />

die Nachbearbeitung der Bauteile eine elementare<br />

Rolle. Sie umfasst alle Schritte, die erforderlich sind,<br />

die Bauteile nach dem schichtweisen Aufbau zu<br />

16 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2023


<strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2023 17


» MANAGEMENT<br />

Da jedes Bauteil eine<br />

definierte Sequenz<br />

durchläuft, ist eine<br />

Neuplanung der<br />

Sequenz notwendig,<br />

sobald ein Schritt<br />

nicht durchgeführt<br />

werden kann.<br />

Sequenzierung und Neuplanung von Sequenzen<br />

1<br />

Sequenzierung<br />

Zuweisung von Bauteilen zu<br />

Nachbearbeitungsressourcen<br />

Auftrag 1<br />

Nachbehandlung<br />

1<br />

Nachbehandlung<br />

2<br />

Wärmebehandlung<br />

1<br />

Fräsen 1<br />

Qualitäts -<br />

sicherung 1<br />

2<br />

Neuplanung<br />

Reaktion auf Störungen<br />

während der Fertigung und<br />

Nachbearbeitung<br />

Drucker 1<br />

Drucker 2<br />

Nachbehandlung<br />

1<br />

Wäremebehandlung<br />

1<br />

Drucker 3<br />

Bild: WBA<br />

optimieren und für den Endgebrauch vorzubereiten.<br />

Die Nachbearbeitung ist notwendig, da die Bauteile<br />

häufig Einschränkungen aufweisen. Dazu gehören<br />

ungleichmäßige Oberflächenrauheit, Schichtdicken,<br />

Porösität, innere Strukturdefekte und Spannungen<br />

sowie ungenaue Maßhaltigkeit.<br />

Dieses Problem ist durch effiziente Prozesskettengestaltung<br />

zu lösen, um die Nachbearbeitungsaufwände<br />

gering zu halten. In pulverbettbasierten Verfahren<br />

kommt den drei Ebenen der Planung sowie die<br />

Bauteilcharakterisierung durch anforderungsgerechte<br />

Kennzahlen eine entscheidende Bedeutung zu. Im<br />

ersten Schritt werden Kennzahlen benötigt, die die<br />

Gestalt des Bauteils beschreiben und Informationen<br />

beinhalten, welche Flächen und Regionen als Greifund<br />

Spannpunkte verwendet werden können. Der<br />

zweite Schritt wird über Kennzahlen gesteuert, die<br />

die technologischen Charakteristiken beschreiben.<br />

Diese umfassen beispielsweise die erforderlichen<br />

Toleranzen, die zum einen über die Orientierung im<br />

Bauraum erreicht werden können, allerdings noch<br />

mehr Einfluss auf den erforderlichen Nachbearbeitungsschritt<br />

haben. Eine genaue Kenntnis über die<br />

Folgeschritte ist in der Grobplanung notwendig, da<br />

unpräzise Planungen Zeit und Geld kosten sowie<br />

Kapazitäten aufgebaut oder vorgehalten werden<br />

müssen. In der Feinplanung wird die verfahrensspezifische<br />

Grobplanung auf einzelne Maschinen verteilt.<br />

Dort gruppiert man in der Qualität zueinander passende<br />

Bauteile und ordnet sie den entsprechenden<br />

Nachbearbeitungsverfahren zu. Werden Bauteile<br />

innerhalb eines Druckauftrages platziert, die durch<br />

unterschiedliche Anforderungen an die Qualität<br />

gleichzeitig gefertigt werden, kann es zu Qualitätseinbußen<br />

kommen, die durch verschiedenste Einflüsse<br />

induziert werden. Diese Einbußen machen die<br />

Nachbearbeitung entweder enorm schwierig oder<br />

das Bauteil nicht nutzbar. Zuletzt erfolgt dann die<br />

operative Steuerung der Auftragsabwicklung. Sie<br />

führt die in der Grob- und Feinplanung definierten<br />

Schritte aus. Allerdings können auch hier Produktionsstopps<br />

durch ungeplante Stillstände für eine Umplanung<br />

sorgen. Da jedes Bauteil eine definierte Sequenz<br />

durchläuft, ist eine Neuplanung der Sequenz<br />

notwendig, sobald ein Schritt nicht planungsgemäß<br />

durchgeführt werden kann. Die größte Herausforderung<br />

ist dementsprechend, eine ausreichende Anzahl<br />

von Maschinen und Nachbearbeitungsverfahren zur<br />

Verfügung zu stellen, um flexibel zu sein.<br />

Die Prozesskettenplanung erfordert eine Vielzahl<br />

an Daten und Informationen, die in der Praxis meistens<br />

durch Experten zusammengeführt werden. Dazu<br />

gehören die Wahl der Orientierung der Bauteile, zugehörige<br />

Supportstrukturen und Aufspannkonzepte<br />

zur schnittstellenfreien Weitergabe an nachgelagerte<br />

Prozessschritte. Es ist unabdingbar, dass prozessübergreifende<br />

Kennzahlen definiert werden, um die<br />

Planung der Nachbearbeitungsroute effizient zu gestalten.<br />

Produktionsplaner und Experten können so<br />

langfristig datenbasierte Entscheidungen treffen, die<br />

die Aufwände entlang der Prozesskette reduzieren<br />

und eine systematische Antwort auf die Vorbehalte<br />

geben, die eine vollumfängliche Einführung additiver<br />

Prozessketten verhindern.<br />

18 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2023


Startklar für neue<br />

Mobilitätslösungen.<br />

Am besten auf<br />

rechtssicherem Boden.<br />

KRISTINA MARX, RECHTSANWÄLTIN<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2023 19


» MANAGEMENT<br />

Wie gewinnt man Mitarbeitende für die vollständige Klimatransformation im Betrieb?<br />

Motivation für den Weg zum großen Ziel<br />

Klimaneutral wirtschaften – das will die Schaeffler Gruppe ab dem Jahr 2040, bezogen auf die<br />

gesamte Lieferkette. Die eigene Produktion soll bereits ab 2030 dieses Ziel erreichen. Doch für<br />

eine erfolgreiche Klimatransformation gilt es, die rund 84.000 Mitarbeiter zu mobilisieren.<br />

» Silke Blumenröder, freie Journalistin<br />

Der Automobil- und Industriezulieferer<br />

Schaeffler verfolgt ehrgeizige<br />

Pläne: Nicht nur die eigene Produktion,<br />

sonder die gesamte Lieferkette möchte<br />

das Unternehmen nachhaltig und umweltverträglich<br />

gestalten. Die in der Versorgungskette<br />

entstehenden Emissionen<br />

der Vorprodukte und Rohstoffe sollen<br />

deshalb bis 2030 um 25 % reduziert<br />

werden – ab 2040 ist die vollständige<br />

Klimaneutralität geplant.<br />

Erste Etappen der betrieblichen Klimatransformation<br />

sind bereits erreicht: Seit<br />

2022 beziehen alle europäischen und chinesischen<br />

Werke zu 100 % Strom aus<br />

regenerativen Quellen. Bis 2024 sollen<br />

alle weiteren Standorte nachziehen. Zudem<br />

setzt Schaeffler verstärkt auf emissionsarme<br />

Materialien und Dienstleistungen.<br />

Zum Beispiel verbraucht das Unternehmen<br />

große Mengen an Stahl: pro Tag<br />

etwa die Masse, die auch im Eiffelturm<br />

steckt. Bei der Stahlverarbeitung sowie<br />

innerhalb der gesamten Lieferkette ist das<br />

erklärte Ziel, innerhalb der nächsten<br />

sieben Jahre 25 % der CO 2 -Emissionen zu<br />

reduzieren. Ermöglichen wird dies eine<br />

Zusammenarbeit mit dem schwedischen<br />

Start-up H2 Green Steel. Das Unternehmen<br />

produziert Stahl mithilfe von Wasserstoff,<br />

nahezu CO 2 -frei. Ab 2027<br />

wird Schaeffler jährlich 100.000 t davon<br />

beziehen.<br />

Die Schaeffler Gruppe profitiert bei der Klimatransformation von einer engagierten Belegschaft.<br />

Bild: Schaeffler<br />

20 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2023


Auf dem Weg zur Klimaneutralität ist<br />

es jedoch entscheidend, die Mitarbeitenden<br />

einzubinden: „Unsere ambitionierten<br />

Klimaziele erreichen wir nur, wenn alle<br />

engagiert mithelfen und anpacken“, sagt<br />

Schaeffler CEO Klaus Rosenfeld. Im vergangenen<br />

Jahr fand deshalb ein weltweiter<br />

„Climate Action Day“ statt, an dem<br />

sich die rund 84.000 Beschäftigen für<br />

90 min ausschließlich mit der Klimatransformation<br />

beschäftigten. Im Büro und in<br />

der Produktion entstanden so rund 4.000<br />

Workshops – und 23.000 Ideen, wie man<br />

CO 2 -Emissionen weiter verringern könnte.<br />

Lernerlebnis für alle<br />

Zu dem Erfolg dieser Aktion hat ein vorbereitendes<br />

„Climate Training“ beigetragen.<br />

Alle 8.000 Führungskräfte des Konzerns<br />

nahmen daran teil und wurden in<br />

drei 15-minütigen E-Learning-Modules<br />

über die globalen Klimaziele von Schaeffler<br />

unterrichtet.<br />

Auch die Details zum CO 2 -Fußabdruck<br />

des Unternehmens standen im Vordergrund.<br />

Das dritte Modul erklärte den Personalverantwortlichen,<br />

wie man Mitarbeitende<br />

in die Klimatransformation einbinden<br />

kann – und welcher Beitrag für die<br />

Angestellten möglich ist.<br />

Das Online-Training wurde in Kooperation<br />

mit der Saarbrücker imc AG entwickelt,<br />

einem Anbieter für E-Learning-<br />

Lösungen und Lernmanagementsystemen.<br />

Den Führungskräften sollte nicht nur die<br />

betriebliche Klimatransformation greifbar<br />

gemacht werden – ein gemeinsames<br />

Verständnis für konkrete Lösungen war<br />

ebenso das Ziel. „Durch eine gewollte Anlehnung<br />

an Videospiele war das E-Learning<br />

selbsterklärend und sofort nutzbar“<br />

sagt imc-Vorstand Sven R. Becker. Mithilfe<br />

des digitalen Trainings konnten sich die<br />

Führungskräfte auch auf die Workshops<br />

des Climate Action Day vorbereiten.<br />

Ein interaktives Dashboard unterstütze<br />

am Tag selbst das Einreichen und Sammeln<br />

der Ideen, eingeteilt in vier Kategorien:<br />

Grüne Produkte, grüne Materialien,<br />

grüne Produktion und grünes Verhalten.<br />

Die einzelnen Vorschläge konnten die<br />

84.000 Mitarbeiter schließlich unternehmensweit<br />

über eine „Like“-Funktion bewerten.<br />

Engagement für Klimaschutz<br />

Auch die Belegschaft von Schaeffler bereitete<br />

sich auf den Action Climate Day<br />

vor. Die betriebliche Klimatransformation<br />

ins Private auszuweiten, war das erklärte<br />

Ziel des „Climate Ride“: Wer konnte, arbeitete<br />

an diesem Tag im Homeoffice<br />

oder kam auf möglichst klimafreundliche<br />

Weise zur Arbeit. Ob zu Fuß, per Fahrrad,<br />

Elektroauto, mit öffentlichen Verkehrsmitteln<br />

oder über eine Mitfahrgelegenheit<br />

– für jede dieser Möglichkeiten sammelten<br />

die Mitarbeitenden Aktionspunkte.<br />

Schaeffler wandelte diese in eine finanzielle<br />

Spende um, mit der nachhaltige<br />

Projekte weltweit unterstützt wurden.<br />

Der unternehmensweite Climate Action<br />

Day gab allen Kollegen einen wichtigen<br />

Impuls. „Mit viel Engagement und<br />

Kreativität haben wir demonstriert, dass<br />

Klimaschutz einen hohen Stellenwert hat<br />

und wir bereit sind, gemeinsam nachhaltig<br />

in die Zukunft zu gehen“, resümiert<br />

Nadja Lemke, Leiterin Global Branding &<br />

Corporate Marketing. Auch die sozialen<br />

Medien nahmen Notiz von der betrieblichen<br />

Aktion zur Klimatransformation. Im<br />

Schnitt sehen sich 5.000 User ein Unternehmens-Post<br />

an. Die Postings zum Climate<br />

Action Day erhielten 19.500 Ansichten,<br />

also fast viermal so viel Aufmerksamkeit<br />

– dank der Mitarbeitenden als Multiplikatoren.<br />

Interaktives Klima-Training<br />

Um den Klimawandel und seine Folgen<br />

besser zu verstehen, steht inzwischen allen<br />

Beschäftigten ein interaktives Klima-<br />

Training zur Verfügung. Es erklärt die<br />

Grundsätze zur Berechnung von<br />

CO 2 -Emissionen und der Klimaneutralität.<br />

Auch die Emissionsbilanz von Schaeffler<br />

wird dabei vorgestellt – sowie weitere<br />

Maßnahmen zur Klimatransformation im<br />

Betrieb. Wie kann das Unternehmen seine<br />

Emissionen reduzieren, um bis zum Jahr<br />

2040 klimaneutral zu werden? „Wir wollen<br />

mit Hilfe des Trainings bei allen Mitarbeitenden<br />

ein Verständnis für die Problematik<br />

des Klimawandels schaffen“, erläutert<br />

Hanna Peter-Regar, Leiterin der Schaeffler<br />

Academy. Speziell der Klimaschutz des<br />

Konzerns soll im Blickwinkel der Mitarbeiter<br />

bleiben.<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2023 21


» MANAGEMENT<br />

Neuer IBM-Server unterstützt Bosch<br />

Verjüngungskur im IT-Bereich<br />

Bosch setzt seit kurzem auf die Power10-Server des langjährigen Partners IBM.<br />

Damit möchte das Unternehmen seine globale SAP-Umgebung konsolidieren und<br />

Energie einsparen. Neue Workflow-Plattformen kommen ebenfalls zum Einsatz.<br />

» Franziska Kast, Senior Manager bei Weber Shandwick<br />

Damit die Marke Bosch ihre Spitzenposition<br />

behalten kann, muss sie ihre<br />

IT-Infrastrukturen überholen.<br />

Bild: Bosch<br />

Als deutsches Traditionsunternehmen<br />

pflegt Bosch seine betrieblichen<br />

Werte. Der langanhaltende Erfolg des<br />

Stuttgarter Konzerns beruht auf ständiger<br />

Innovation, hoher Produktqualität und<br />

motivierten, hochqualifizierten Mitarbeitern.<br />

Doch mit der zunehmenden Relevanz<br />

von Umweltschutz und Nachhaltigkeit<br />

sind auch diese Themen in der strategischen<br />

Agenda von Bosch immer weiter<br />

nach oben gerückt. Heute beeinflussen<br />

sie wichtige Entscheidungen der Beschaffung<br />

– so gibt es spezielle CO 2 -Budgets<br />

für neue Projekte. Auch in strategischen<br />

IT-Fragen werden die neuen Faktoren berücksichtigt.<br />

Die Themen Internet of Things (IoT)und<br />

künstliche Intelligenz spielen für Bosch<br />

als führendes Industrieunternehmen eine<br />

große Rolle. Damit verbunden sind hohe<br />

Anforderungen an die IT. Gerade die Kompetenz<br />

des IT-Teams sowie die Leistungsfähigkeit<br />

und Zukunftssicherheit der digitalen<br />

Infrastruktur sind essenziell für den<br />

Konzern. Doch auch das Thema Energieeffizienz<br />

wird immer wichtiger – aus Kostengründen<br />

und wegen des Umweltschutz.<br />

Enormes Potenzial in Sachen<br />

Energieeinsparung versprechen dabei die<br />

SAP-Geschäftssysteme, täglich genutzt<br />

von tausenden von Bosch-Mitarbeitern<br />

bei ihrer produktiven Arbeit. Hier setzt der<br />

Konzern nun auf IBM Power10-Server, die<br />

einen geringen Energieaufwand erfordern.<br />

Bosch nutzt SAP-Lösungen und damit<br />

verbundene Dienstleistungen in allen Geschäftsbereichen<br />

des Unternehmens. Das<br />

kleine SAP-Team des Hauses unterstützt<br />

ein umfangreiches SAP-Netzwerk in mehr<br />

als 60 Ländern an 400 Standorten. Bisher<br />

kamen dort die Systeme SAP R/3, SAP Hana<br />

und SAP S/4Hana zum Einsatz. Doch<br />

mit dem Auslaufen der älteren SAP<br />

R/3-Lösung wechselte Bosch nun komplett<br />

zu den anderen beiden Varianten.<br />

Dabei galt es, Anpassungen vorzunehmen<br />

ohne das knappe CO 2 -Budget für das<br />

Projekt zu überziehen. Der Konzern wandte<br />

sich deshalb an IBM. Mehr als 1.200<br />

SAP-Systeme sollten auf die neueste Generation<br />

der energieeffizienten IBM<br />

Power10-Plattform umgestellt werden.<br />

Das Ziel: Mehr Leistung für wichtige SAP<br />

Workloads zu haben, ohne dabei den<br />

Energieverbrauch steigern zu müssen.<br />

Intelligente Nutzung der Server<br />

Werden neue SAP-Dienste in Unternehmen<br />

eingeführt, reagieren diese häufig<br />

mit mehr Servern – alle davon energieintensiv<br />

im Gebrauch. Bosch verfolgt mit<br />

seiner IT-Infrastruktur bewusst einen innovativeren<br />

Ansatz. Denn die IBM-Technologie<br />

weist die Arbeitslast dynamisch<br />

der verfügbaren Rechenkapazität zu und<br />

maximiert so deren Effizienz. Ressourcen,<br />

Rechenkerne und Speicher aus der gesamten<br />

Umgebung werden erfasst und<br />

die anfallende Rechenlast verteilt. Dadurch<br />

erhält Bosch eine Prozessorauslas-<br />

22 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2023


tung von rund 90 %. Die IBM-Technologie<br />

priorisiert dabei die Verlagerung von Workloads<br />

auf Power10 mit seinen niedrigeren<br />

Energiekosten und einer höheren Leistung.<br />

Was Effizienz und Nachhaltigkeit<br />

angeht, sind damit beide Ziele erreicht.<br />

Die enge Zusammenarbeit von Bosch<br />

und IBM besteht seit vielen Jahren. Das<br />

schwäbische Unternehmen war daher<br />

eingeladen, am Power10 Early-Support-<br />

Programm teilzunehmen – und die Leistung<br />

der neuen Server zu bewerten.<br />

Bosch führte dazu standardisierte Tests<br />

mit großen und kleinen Arbeitslasten<br />

durch, auf seiner Oracle-Datenbank für<br />

SAP R/3-Systeme. Die Ergebnisse überzeugten:<br />

„Unsere Kunden sind mit der<br />

Power10-Plattform sehr zufrieden“, sagt<br />

Christian Dümmler, Senior Manager und<br />

verantwortlich für die globale SAP-Infrastruktur<br />

bei Bosch. Bereits mit dem ersten<br />

Einsatz des Servers bei einem Bosch-Kunden<br />

konnte die Verarbeitungsleistung gesteigert<br />

werden. Die Antwortzeiten ließen<br />

sich um etwa 50 % verbessern. „Einige<br />

Kunden bemerkten, wie schnell ihre Aufgaben<br />

erledigt wurden und waren sehr<br />

positiv überrascht“, so Dümmler.<br />

Eingebauter Datenschutz<br />

Ein weiterer Vorteil des neuen Servers betrifft<br />

den Bereich des Datenschutz. Als<br />

globales Unternehmen mit Niederlassungen<br />

in mehr als 60 Ländern unterliegt<br />

Bosch unterschiedlichen Datenschutzbestimmungen.<br />

Auch die spezifische Anforderungen<br />

an Datensicherheit und die<br />

physischen Datenstandorte sind von Land<br />

zu Land verschieden. Die Power10-Server<br />

von IBM bieten hier eine effektive Lösung:<br />

Im Vergleich zu ihren Vorgängern<br />

besitzen sie die vierfache Anzahl von<br />

AES-Verschlüsselungssystemen pro Prozessorkern<br />

– und können somit eine deutlich<br />

höhere Verschlüsselungsleistung erzielen.<br />

Die integrierte Sicherheitstechnologie<br />

versetzt Bosch zudem in die Lage,<br />

neue Schutzkonzepte zu entwickeln. Zusätzliche<br />

Evaluierungs-, Bereitstellungsund<br />

Lizenzkosten fallen weg.<br />

Mit dem Power10-Server kann der Konzern<br />

aus Deutschland aber auch an anderer<br />

Stelle seine Prozesse verbessern. Da<br />

die fast 400.000 Bosch Mitarbeiter von<br />

nur einem kleinen SAP-Team unterstützt<br />

werden, steht die Automatisierung von<br />

Dienstleistungen ganz oben auf der<br />

Agenda. Bosch nutzt sowohl IBM Business<br />

Automation Workflow als auch die<br />

Red Hat Ansible Automation Plattform.<br />

Diese beiden Lösungen implementieren<br />

und verwalten die Recheninfrastruktur<br />

und orchestrieren Workflows. Auch das<br />

Konfigurationsmanagement und Maßnahmen<br />

zur Bekämpfung von Sicherheitsbedrohungen<br />

können sie übernehmen.<br />

Bosch setzt auf die<br />

Technologie und das<br />

Know-how seines<br />

langjährigen Partners<br />

IBM, gerade was das<br />

Thema Energieeffizienz<br />

angeht.<br />

Bild: Joshua Montgomery/stock.adobe.com<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2023 23


MANAGEMENT » Interview<br />

Round Table zur Messe In.Stand in Stuttgart vom 7. bis 8. November<br />

„Die Digitalisierung macht die<br />

Instandhaltung sexy“<br />

Ein hochkarätiges Round-Table-Gespräch mit Experten der Instandhaltung gab im September<br />

einen Ausblick auf die Messe In.Stand. Die Teilnehmer: Christian Knaus, Leiter Vertrieb,<br />

Wisag Produktionsservice; Michael Oberli, Leiter Service Elektromechanik, SEW Eurodrive;<br />

Julian Reime, Manager Messe- und Eventleitung, Landesmesse Stuttgart; Marcel Wöhner,<br />

Chief Technical Officer Subsidiary Germany, Pilz.<br />

» Interview: Alexander Gölz, Chefredakteur <strong>Industrieanzeiger</strong> und Sabine Koll, Redakteurin Quality Engineering<br />

Der diesjährige Round<br />

Table zur Messe<br />

In.Stand berührte die<br />

Themen Nachhaltigkeit,<br />

Fachkräftemangel<br />

und Digitalisierung.<br />

Bild: David Kuhlmann<br />

Gölz: Der diesjährige Round Table beginnt<br />

mit dem Thema Nachhaltigkeit.<br />

Was sind Beispiele für „grüne“ Instandhaltung?<br />

Ist diese immer mit neuen<br />

Technologien verbunden?<br />

Knaus: Der Trend geht dazu, das Produkt<br />

länger einzusetzen. Aber das ist ja per se<br />

schon die Aufgabe der Instandhaltung.<br />

Der Kunde schickt bei der Reparatur immer<br />

mehr Dinge ein, die noch funktionell<br />

sind und einfach nur überholt werden<br />

müssen. Man erwartet zunehmend, dass<br />

wir den Kunden bei der Verbesserung der<br />

eigenen Ökobilanz unterstützen. Einige<br />

unserer Kunden sind zudem unter großen<br />

Kostendruck geraten, nachdem die Energiepreise<br />

sich erhöht haben. Die Nachfrage<br />

nach Lösungen, die weniger Energieverbrauch<br />

bedeuten, die steigt bei uns<br />

massiv. Ich glaube, grüne Instandhaltung<br />

ist dabei ein Mix aus neuen Technologien<br />

und Bewährtem.<br />

Gölz: Ist das Thema Energie also nach<br />

wie vor das dringendste?<br />

Oberli: Die Energiefrage ist sicherlich<br />

wichtig für das Unternehmen an sich, für<br />

das produzierende Gewerbe. Was kann<br />

ich tun, um Energie einzusparen? Aber<br />

wenn wir jetzt eine ganzheitliche Nach-<br />

24 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2023


„Das, was sie<br />

macht, macht<br />

sie perfekt.“<br />

Mewa.<br />

Berufskleidung im<br />

Rundum-Service.<br />

Jetzt mehr unter mewa.de/rundum-service<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2023 25


MANAGEMENT » Interview<br />

Bild: David Kuhlmann<br />

Zu Wort kamen Experten der Instandhaltung.<br />

Die Fachmesse In.Stand findet vom 7. bis 8.<br />

November in Stuttgart statt.<br />

haltigkeitsstrategie haben wollen, muss<br />

man diese unter ökologischen, ökonomischen<br />

und auch sozialen Aspekten betrachten.<br />

Das heißt Nachhaltigkeit ist<br />

jetzt nicht etwas, wo ich sage „Ich mache<br />

mir mal Photovoltaik aufs Dach und dann<br />

ist alles in Ordnung“, sondern das findet<br />

in ganz, ganz vielen kleinen Bereichen<br />

statt. Das Wichtige ist da wirklich, die<br />

Menschen zum Umdenken zu bewegen –<br />

damit sie sich in den Prozessen, wo sie arbeiten,<br />

wo sie sich auskennen, fragen<br />

können „Was kann ich dazu beitragen?“<br />

Koll: Der Aspekt Fachkräftemangel ist<br />

im Moment allgegenwärtig. Können<br />

Nachhaltigkeitsbestrebungen und Digitalisierung<br />

die Branche attraktiver machen<br />

für junge Bewerber?<br />

Wöhner: Fachkräftemangel haben wir in<br />

der Tat. Die junge Generation tickt anders<br />

und erwartet, dass die Arbeit einen Projektcharakter<br />

hat. Ich stelle heute bei uns<br />

niemanden ein, um eine Steuerung zu<br />

programmieren, sondern zum Beispiel, um<br />

das Thema Erdgasverbrauch zu reduzieren.<br />

Eine Explosion zu verhindern. Dann<br />

freuen sich die jungen Leute, dass sie da<br />

mitgearbeitet haben. Was mussten Sie<br />

dafür machen? Eine Steuerung programmieren.<br />

Aber das schreibe ich nicht mehr<br />

aus. Für junge Menschen hat es keinen<br />

verbindlichen Charakter, ob sie bei einer<br />

bestimmten Firma einen Job haben oder<br />

nicht, sondern ob sie bei einem interessanten<br />

oder sinnstiftenden Projekt mit<br />

dabei sind.<br />

Knaus: Das Berufsfeld verändert sich derzeit<br />

massiv. Jeder kennt den Instandhalter,<br />

der Hand anlegt an die Maschine und<br />

praktisch seine eigene Predictive Maintenance<br />

macht. Davon kommen nicht genügend<br />

nach. Wenn man aber zeigt, dass<br />

Instandhaltung über digitale Lösungen<br />

mit einer Sensorik funktioniert, dann<br />

spricht man Bewerber mit einer IT-Affinität<br />

an, die der klassische Instandhalter so<br />

niemals hatte. Die Digitalisierung macht<br />

die Instandhaltung sexy und bringt einen<br />

anderen Pool an Interessenten mit sich.<br />

Gölz: Die steigende Inflation und die<br />

höhere Auslastung von Produktionslinien<br />

betreffen sicherlich auch Ihre Unternehmen.<br />

Ungeplante Ausfallzeiten kosten<br />

heute mehr als noch vor wenigen<br />

Jahren, obwohl die Ausfälle von Maschinen<br />

zurückgegangen sind. Was bedeutet<br />

das für die Instandhaltung?<br />

Oberli: Die Instandhaltung muss wegkommen<br />

von der reaktiven Vorgehensweise.<br />

Wir müssen unbedingt in die Automatisierung<br />

und Digitalisierung rein, zumindest<br />

in den wichtigen Bereichen, um dann<br />

die Daten für eine vorbeugende Wartung<br />

nutzen zu können. Da sind wir auch wieder<br />

beim Umdenken: Wichtig ist, dass<br />

Nachhaltigkeit in der Instandhaltung<br />

nicht nur im Management verankert ist,<br />

sondern dass man die Mitarbeiter mitnimmt.<br />

Man muss ihnen wirklich die<br />

Angst nehmen, denn in der Vergangenheit<br />

war es ja so, dass sich eine Instandhaltung<br />

bewies, wenn ein akuter Stillstand<br />

da war. Dann agierten die Instandhalter<br />

und lösten das Problem schnell. Doch wir<br />

reden jetzt darüber, dass wir das vermeiden<br />

wollen – gar nichts mehr soll ausfallen.<br />

Es ist unsere Aufgabe, diese Angst der<br />

Mitarbeiter zu reduzieren.<br />

Wöhner: Die Betriebsphase einer Maschine<br />

nicht zu stören ist das Ziel und die Herausforderung<br />

von Predictive Maintenance.<br />

Es stellt sich die interessante Frage:<br />

Was darf ich eigentlich an einer arbeitenden<br />

Maschine tun – darf ich parallel eine<br />

Austauschsteuerung einbauen, um dann<br />

einen Hot Swap hinzukriegen und die<br />

Ausfallzeiten zu reduzieren? Die Kunden<br />

fragen zunehmend, ob etwas parallel angebaut<br />

und zum Tag X dann mit einem<br />

Mal umgeschaltet werden kann. Das erfordert<br />

Umdenken bei uns, gerade in Bezug<br />

auf Arbeitsschutz. Man hat eben keine<br />

stille Maschine mehr, sondern eine betriebene<br />

– wie stelle ich sicher, dass sich<br />

nur befugte Personen an der Maschine<br />

und in der Gefahrenstelle befinden und<br />

niemand anderes?<br />

Koll: Herr Reime, was wird es an Neuerungen<br />

auf der In.Stand geben – auch in<br />

Bezug auf Predictive Maintenance, Condition<br />

Monitoring und Digitalisierung?<br />

Reime: Auf der In.Stand wird es wieder<br />

eine Innovation Area geben, auf der viele<br />

innovative Unternehmen und Start-ups<br />

ihre Ideen präsentieren werden. Speziell<br />

die Themen Retrofit, Condition Monitoring<br />

und Predictive Maintenance werden<br />

dort eine zentrale Rolle spielen. Zudem<br />

werden sicher auch die etablierten Unternehmen<br />

Neuheiten in diesen Bereichen<br />

präsentieren. Am zweiten Tag der Messe<br />

findet das Fachforum Instandhaltung<br />

powered by Pilz statt, in dem weitere<br />

Trendthemen zur Sprache kommen werden.<br />

Ein Besuch lohnt sich in jedem Fall.<br />

Koll: Um auf das Thema Nachhaltigkeit<br />

zurückzukommen – was tut die Messe<br />

Stuttgart diesbezüglich?<br />

Reime: Wir investieren sehr viel in den<br />

Ausbau von erneuerbaren Energien auf<br />

unserem Messegelände. Zu den PV-Anlagen<br />

auf unseren Hallendächern kommt<br />

eine angestrebte energiesparende Beleuchtungsumrüstung<br />

auf LED hinzu, um<br />

das Gelände noch moderner und effizienter<br />

zu gestalten. Im Bereich Messebau ist<br />

das Thema Nachhaltigkeit ebenfalls berücksichtigt.<br />

So werden zum Beispiel Bodenbeläge<br />

und Messebauwände wiederverwendet<br />

und die Kreislaufwirtschaft<br />

angekurbelt. Einen Schwerpunkt der<br />

In.Stand, die Lebenszeitverlängerung von<br />

Maschinen und Anlagen, leben wir also<br />

auch selbst. Nicht zu vergessen: Bei unseren<br />

Lebensmittelmessen sind die Tafeln<br />

der Region im Einsatz, um einer Verschwendung<br />

von übrigen Nahrungsmitteln<br />

am Messeabend vorzubeugen.<br />

26 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2023


SPECIAL<br />

» Messe Blechexpo<br />

Das Messedoppel Blechexpo und Schweisstec bildet die komplette<br />

Prozesskette der Blech-, Rohr- und Profilbearbeitung ab und bietet<br />

dabei einen hohen Praxisbezug. Zudem gibt´s ein breites Rahmen -<br />

programm und reichlich Gelegenheit zum Netzwerken.<br />

Wichtiges rund um die<br />

Blechexpo/Schweisstec<br />

» Seite 28<br />

Software kommt mit über<br />

80 Verbesserungen<br />

» Seite 29<br />

Stanz-Laser-Maschine<br />

fürs vernetzte Fertigen<br />

» Seite 30<br />

Messeneuheiten<br />

» Seite 31<br />

Neuer Laser schneidet<br />

schnell und nachhaltiger<br />

» Seite 34<br />

Vom 7. bis zum 11. November trifft sich die Welt der Blech-, Rohr- und Profilbearbeitung<br />

wieder in Stuttgart, um sich über Neuheiten und Trends in der Branche auszutauschen.<br />

Bild: onlyyouqj/stock.adobe.com<br />

Mit Stanz-Biege-Kombi<br />

zur Vollautomatik<br />

» Seite 36<br />

Neues Verfahren fürs<br />

Warmumformen von Alu<br />

» Seite 38<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2023 27


» MESSE BLECHEXPO<br />

Die gesamte Prozesskette der Blechbearbeitung mit hohem Praxisbezug<br />

Bleche, Rohre und Profile<br />

zukunftsfähig bearbeiten<br />

Mit ausgebuchten Hallen und einem vielfältigen Rahmenprogramm locken die Fachmessen<br />

Blechexpo und Schweisstec Blech-, Rohr- und Profilbearbeiter nach Stuttgart. Die Besucher<br />

erleben die jüngsten Trends in der Branche und haben reichlich Gelegenheit zum Netzwerken.<br />

Das Messedoppel Blechexpo/<br />

Schweisstec präsentiert<br />

den Besuchern die jüngsten<br />

Entwicklungen in der Blech-,<br />

Rohr- und Profilbearbeitung.<br />

Bild: Schall<br />

Das Messedoppel Blechexpo und<br />

Schweisstec bildet komplette Prozessabläufe<br />

der modernen Blechbearbeitung<br />

ab. Die 16. Blechexpo, internationale<br />

Fachmesse für Blechbearbeitung, und die<br />

9. Schweisstec, internationale Fachmesse<br />

für Fügetechnologie, finden vom 7. bis 11.<br />

November 2023 in Stuttgart statt. Veranstalter<br />

Schall kündigt neun ausgebuchte<br />

Hallen und ein breit gefächertes Rahmenprogramm<br />

an. Die Besucher erleben die<br />

gesamte Prozesskette der Blechbearbeitung<br />

mit hohem Praxisbezug. Die neu<br />

strukturierte und klarer definierte Hallenaufteilung<br />

ermöglicht einen effizienten<br />

Messebesuch.<br />

Das Themenportfolio des Messedoppels<br />

umfasst effiziente Prozesstechnologien,<br />

moderne Lasertechnik, vollautomatisierte<br />

roboterbasierte Blechbearbeitungsmaschinen,<br />

hochpräzise Werkzeuge und Anlagen<br />

zum Stanzen, Biegen, Abkanten und Umformen<br />

sowie innovative Mikro-Wasserstrahlschneidtechnologien.<br />

In den Hallen<br />

1, 3, 5 und 9 ist die Blech-, Rohr- und<br />

Profilbearbeitung untergebracht. Die Hallen<br />

4 und 6 haben die Stanztechnologien<br />

zum Thema. In der Halle 7 finden Trenn-,<br />

Füge- und Verbindungstechnologien ihren<br />

Platz. Die Halle 8 fokussiert Pressenund<br />

Umformtechnologien befinden sich<br />

in Halle 8, Stahl-, Metallservice und<br />

Oberflächentechnik in Halle 10.<br />

Flankiert wird die Fachausstellung von<br />

einem umfangreichen Rahmenprogramm.<br />

Aktuelle Fachreferate und Diskussionen<br />

sollen in den betrieblichen Alltag hinein<br />

wirken. Am Mittag des ersten Messe tages<br />

wird der „Blechexpo Stahl Convent 2023“<br />

im Forumsbereich in der Halle 10 stattfinden.<br />

Er fokussiert die „Herausforderungen<br />

auf den Stahlmärkten im Jahr 2023“. Für<br />

den zweiten Messetag ist ein Kongress<br />

„futureSteel“ vorbereitet. Das tägliche<br />

Aussteller-Forum hat der Messeveranstalter<br />

nun für die Fachbesucher weiter<br />

ausgebaut: Erstmals referieren an allen<br />

Messetagen hochkarätige Referenten der<br />

ausstellenden Unternehmen in verschiedenen<br />

auf die Themenstruktur der Hallen<br />

abgestimmten Foren.<br />

Die Fachforen geben den Besuchern die<br />

Möglichkeit, von aktuellem Fachwissen<br />

und vom Networking zu profitieren. Der<br />

Besuch ist kostenfrei. (mw)<br />

Blechexpo in Kürze<br />

Das Messedoppel Blechexpo/Schweisstec zeigt die jüngsten Trends und<br />

Entwicklungen in der Blech-, Rohr- und Profilbearbeitung.<br />

Termin: 7. bis 10. November 2023<br />

Ort:<br />

Messegelände Stuttgart<br />

Öffnungszeiten: 9:00 bis 17:00 Uhr, am Freitag bis 16:00 Uhr<br />

Veranstalter: P. E. Schall GmbH & Co. KG<br />

Weitere Infos: www.blechexpo-messe.de, www.schweisstec-messe.de<br />

28 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2023


Software<br />

Mehr als 80 Verbesserungen und innovative Funktionen<br />

Die neue Version der herstellerübergreifenden<br />

Software von Lantek (Halle 1,<br />

Stand 1007) für die flexiblere, schnellere<br />

und effizientere Blechteilefertigung beinhaltet<br />

mehr als 80 Innovationen und Verbesserungen<br />

hinsichtlich der Technologienutzung<br />

und Anwenderfreundlichkeit<br />

– inklusive der vollständigen Integration<br />

der Biegesoftware Lantek Bend.<br />

Mit dem Software-Update Lantek v43<br />

will der Anbieter Blechteilefertiger noch<br />

besser beim Digitalisieren ihrer Prozesse<br />

und der Sicherung langfristiger Nachhaltigkeit<br />

unterstützen. Mit einer fortschrittlichen<br />

Bearbeitungsstrategie soll möglich<br />

sein, den Maschinenpark optimal nutzen<br />

und die Qualität einer Teileverarbeitung,<br />

sowie die Prozesssicherheit und Materialausnutzung<br />

weiter zu optimieren.<br />

Das neue Produkt Lantek Bend für Biegeprozesse<br />

wurde nahtlos in die bestehende<br />

Software- Umgebung integriert und bindet<br />

zudem weitere neue Maschinenmodelle<br />

in seine Nutzung ein. Mit der Echtzeit-Datensynchronisation<br />

ermöglicht die<br />

umfassende Suite das Optimieren von<br />

Fertigungsprozessen – auch ohne umfangreiche<br />

Biegekenntnisse.<br />

Intelligente automatische Werkzeuge<br />

für die Offline-Programmierung im<br />

Software-Update helfen Anwendern,<br />

in verschiedenen Situationen schneller<br />

optimale Ergebnisse zu erzielen. Das<br />

Update für Lantek Expert bringt größere<br />

Flexibilität der Produktionskette, Beschleunigung<br />

der Prozesse und Programmierung<br />

von Verschachtelungen in kürzester<br />

Zeit.<br />

Bild: Lantek<br />

Neue Features in der 3D-Software Lantek<br />

Flex3D haben die Maximierung der Effizienz<br />

zum Ziel – sowohl der Programmierung<br />

als auch der Schneidprozesse der<br />

Maschinen. Lantek MES und Lantek Integra<br />

steigern mit ihren Updates die Flexibilität<br />

und Rückverfolgbarkeit bei der<br />

Produktionsplanung, die Bestandsoptimierung<br />

und effiziente Nutzung von Ressourcen.<br />

Blechexpo 2023<br />

07. - 10. November<br />

Halle 1 Stand 1607<br />

HOCHDYNAMISCHES<br />

LASERSCHNEIDEN<br />

8 KW-LASERQUELLE MIT HOHER<br />

LEISTUNGSDICHTE UND HOHEM<br />

WIRKUNGSGRAD<br />

SCHNELLE AUTOMATISIERUNG<br />

FÜR RASCHE<br />

PRODUKTIONSWECHSEL<br />

FORTSCHRITTLICHE LÖSUNGEN<br />

FÜR DIE KONTROLLE DER<br />

PROZESSEFFIZIENZ<br />

Salvagnini stellt weltweit erstmals die neue Laserquelle mit 8kW mit hoher Leistungsdichte<br />

und hohem Wirkungsgrad vor. ADC ist die kompakte Automatisierung mit extrem<br />

reduzierten Be-/Entladezeiten für schnelle Produktionswechsel. Kommen Sie nach<br />

Stuttgart, um die L5 und ADC kennenzulernen.<br />

salvagninigroup.com<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2023 29


» MESSE BLECHEXPO<br />

Neue vollautomatische Stanz-Laser-Maschine für die vernetzte Fertigung<br />

Saugnäpfe greifen Teile schneller<br />

Höhere Produktivität, bessere Teilequalität und reduzierter Energieverbrauch – das sind<br />

Merkmale, die Trumpf (Halle 1, Stand 1404) für seine vollautomatisierte Fertigungszelle<br />

TruMatic 5000 mit neuem SheetMaster und für die Biegemaschine TruBend 7050 mit<br />

mobiler Roboterzelle Flex Cell ankündigt.<br />

Bild: Trumpf<br />

Dank seiner sensorüberwachten Saugnäpfe lassen<br />

sich beim neuen SheetMaster die Greifer einzeln<br />

aktivieren. Dadurch erfassen sie die Werkstücke<br />

noch schneller und flexibler.<br />

Zur Blechexpo bringt Trumpf die Fertigungszelle<br />

TruMatic 5000 mit neuem<br />

SheetMaster auf den Markt. Anwender<br />

können mit der Lösung ihre Bauteile vollständig<br />

automatisiert laserschneiden,<br />

stanzen und umformen. Der neue Sheet-<br />

Master ermöglicht einen vollautomatischen<br />

Materialfluss in der Fertigungszelle<br />

– von der Be- und Entladung der Maschine<br />

bis zum Ausschleusen der bearbeiteten<br />

Teile. Die Lösung lässt sich nahtlos in eine<br />

autarke Smart Factory einbinden, was<br />

laut Trumpf Effizienzvorteile entlang der<br />

gesamten Prozesskette ermöglicht.<br />

Für eine möglichst hohe Produktivität<br />

ist die neue Maschine mit einem 6 kW<br />

starken Faserlaser ausgestattet. Dieser<br />

spart nicht nur Energie, sondern schneidet<br />

die Teile darüber hinaus besonders<br />

schnell. Zudem schützt eine absenkbare<br />

Matrize die Werkstücke beim Stanzen vor<br />

Kratzern. Der Stanzkopf der TruMatic<br />

5000 verfügt zudem über einen patentierten<br />

elektrischen Antrieb, den Delta -<br />

Drive. Das spart rund 30 % Energie.<br />

Bei der TruMatic 5000 haben die Entwickler<br />

den Materialfluss vollständig<br />

automatisiert. Beim neuen SheetMaster<br />

lassen sich die sensorüberwachten Saugnäpfe<br />

auf den Greifern einzeln aktivieren.<br />

Dadurch erfassen sie die Werkstücke noch<br />

schneller und flexibler. Das spart Zeit, vor<br />

allem bei kleinen Losgrößen. Außerdem<br />

lässt sich der SheetMaster an ein automatisiertes<br />

Stopa-Lager anbinden, das die<br />

Fertigungszelle selbstständig mit Rohmaterial<br />

versorgt. Außerdem palettiert und<br />

sortiert die Technologie die Teile selbstständig.<br />

Ein weiterer Vorteil des neuen<br />

SheetMaster ist, dass er die geschnittenen<br />

und gestanzten Teile aus der Zelle<br />

ausschleust. Sie können direkt zur Weiterverarbeitung<br />

transportiert werden, etwa<br />

zum Biegen, Entgraten oder Schleifen.<br />

Flexible Roboterzelle<br />

Als weitere Automatisierungstechnologie<br />

verfügt die TruMatic 5000 über einen<br />

Werkzeugwechsler, der die Stanz- und<br />

Umformwerkzeuge selbstständig austauscht.<br />

Dieser „ToolMaster“ kann bis zu<br />

90 verschiedene Werkzeugkassetten aufnehmen.<br />

Zudem bringt die Lösung einen<br />

automatischen Düsenwechsler mit Inspektionsfunktion<br />

mit.<br />

Um Automatisierung geht´s auch bei<br />

der hocheffizienten Biegemaschine Tru-<br />

Bend 7050, an die sich die mobile Roboterzelle<br />

Flex Cell mit wenigen Handgriffen<br />

andocken lässt. Diese Anlage ist fürs<br />

Bearbeiten kleiner und einfacher Bauteile<br />

ausgelegt. Die Maschine kann über mehrere<br />

Stunden hinweg selbstständig ar -<br />

beiten. Damit hilft sie Unternehmen,<br />

Auftragsspitzen abzufangen und dem<br />

Fachkräftemangel entgegenzuwirken.<br />

Die Flex Cell verfügt über einen doppelten<br />

Materialspeicher. Damit kann sie der<br />

TruBend 7050 ausreichend Material für<br />

eine Nachtschicht zur Verfügung stellen.<br />

Ein Vakuum-Kombi-Greifer am Roboterarm<br />

ermöglicht das schnelle und<br />

sichere Be- und Entladen. Das Biegeprogramm<br />

lässt sich innerhalb weniger<br />

Sekunden mit der bewährten Trumpf<br />

Software TecZone Bend erstellen. Anschließend<br />

kann der Mitarbeiter den<br />

Roboter mithilfe einer App auf dem<br />

Teach-Panel programmieren. So lässt sich<br />

die TruBend 7050 schnell und einfach<br />

einrichten.<br />

Mit einer Größe von weniger als 10 m 2<br />

passt die TruBend 7050 samt Flex Cell in<br />

jede Fertigung.<br />

Bild: Trumpf<br />

Mit wenigen Handgriffen<br />

lässt sich die Flex<br />

Cell an die TruBend<br />

7050 andocken, um die<br />

hochproduktive Biegemaschine<br />

zu automatisieren.<br />

30 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2023


Umformtechnik<br />

Effiziente Werkzeugwechsel beim Stanzen und Umformen<br />

Kurze Nebenzeiten sind für die Produktivität<br />

beim Stanzen und Umformen entscheidend.<br />

Auf der Blechexpo 2023 stellt<br />

Roemheld (Halle 8, Stand 8505) deshalb<br />

eine Reihe von Neuheiten für effiziente<br />

Werkzeugwechselprozesse vor.<br />

Bei den Werkzeugwechselwagen ergänzt<br />

der Anbieter sein Angebot um die Modelle<br />

RWA 2500 und RWA 6000.<br />

Sie bieten eine Traglast bis<br />

2,5 oder 6 t und verfügen<br />

über einen Werkzeug-<br />

Wechseltisch mit integrierten<br />

hydraulischen Kugelleisten<br />

und zusätzlichem<br />

Zug-Schub-System, das das<br />

automatische Einschieben<br />

der Werkzeuge auf den<br />

Pressentisch erleichtern.<br />

Während des Transports<br />

sind die hydraulischen Kugeln<br />

im Tisch des Wechselwagens<br />

abgesenkt, das<br />

Werkzeug ist so gegen Verrutschen<br />

gesichert. Eine<br />

Sicherheitsschaltung sorgt<br />

dafür, dass die Modelle nur<br />

bei abgesenkten Kugelleisten<br />

fahren.<br />

Lasten bis 40 t können mit<br />

Hilfe eines schienengeführten<br />

Plattformwagens transportiert<br />

werden, der auf der<br />

Blechexpo seine Premiere<br />

feiert. Er ist in drei Ausführungen<br />

mit Traglasten für<br />

15 t, 25 t und 40 t auf dem<br />

Markt.<br />

Durch das Verfahren auf<br />

Rundschienen ergibt sich<br />

ein geringer Rollwiderstand,<br />

sodass Traglasten bis<br />

zu 5 t manuell verschiebbar<br />

sind. Werkzeuge lassen sich<br />

über integrierte Rollenleisten<br />

mittels Schubketten<br />

mühelos auf dem Wagentisch<br />

bewegen, Überbrückungstische<br />

und Vorrüststationen<br />

erleichtern das<br />

Einbringen in die Maschine.<br />

CNC I’m a<br />

power load.<br />

Ihr Partner für die Zukunft.<br />

In unseren Hermle Kraftpaketen steckt mehr drin als nur absolute<br />

Präzision. Ob digitale Bausteine oder Automatisierung, wir bieten<br />

Ihnen Lösungen für mehr Qualität und Effizienz – zugeschnitten auf<br />

Ihren Betrieb. Dabei können Sie sich natürlich immer auf unseren<br />

Service verlassen.<br />

www.hermle.de<br />

Maschinenfabrik Berthold Hermle AG, info@hermle.de<br />

Bild: Roemheld<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2023 31


» MESSE BLECHEXPO<br />

Verbindungstechnik<br />

Neues aus der Welt der Blindnieten<br />

Im Mittelpunkt des Messeauftritts von<br />

Gesipa (Halle 7, Stand 7419) stehen die<br />

Blindnietmuttern Torque Resistant, High<br />

Strength und Light Weight sowie effiziente,<br />

automatisierte Systeme zur industriellen<br />

Befestigungsverarbeitung.<br />

Mit den Blindnietmuttertypen Torque Resistant,<br />

High Strength und Light Weight<br />

stellt das Unternehmen drei Spezialisten<br />

vor. Jede Blindnietmutter hat besondere<br />

Eigenschaften und bietet zuverlässige Sicherheit<br />

in vielen Anwendungen. Mit hoher<br />

Verdrehsicherheit – selbst bei nicht<br />

optimaler Platzierung – und<br />

mechanisch gleichen Eigenschaften<br />

wie die einer Sechskant-Blindnietmutter<br />

bietet<br />

die Torque Resistant hohe Effizienz und<br />

minimale Zeitverluste. Denn das Stanzen<br />

eines Loches entfällt in der Anwendung.<br />

Für sicherheitsrelevante Bauteile eignet<br />

sich insbesondere die High-Strength-<br />

Blindnietmutter. Dank des besonders starken<br />

Gewindes und eines verdrehsicheren<br />

Teilsechskant-Schaftes hält sie Verbindungen<br />

auch unter höchsten Belastungen<br />

Bild: Gesipa<br />

zuverlässig stand. Die Light-Weight-<br />

Blindnietmutter wurde speziell entwickelt<br />

für begrenzte Bautiefen und Bauteile, bei<br />

denen der Faktor Gewicht eine zentrale<br />

Rolle spielt. Bis zu 50 % leichter, platzsparender<br />

konstruiert und dennoch genauso<br />

stark wie herkömmliche Blindnietmuttern<br />

verbindet sie höchste Leistung<br />

mit einem großen Klemmbereich.<br />

Schmiertechnik<br />

Ölfreie Schmierstoffe nebelfrei punktgenau aufdrucken<br />

Bild: LBI/REA<br />

Eine bahnbrechende Innovation für die Metallumformungsindustrie kündigen LBI oil free<br />

und REA Jet (Halle 6, Stand 6301) an. Das REA Jet HR-Lube System ist mit einem speziellen<br />

Kartuschen-Schreibkopf ausgestattet, der höchste Präzision und Sparsamkeit und nebelfreies<br />

Auftragen ölfreier Schmiermittel gewährleistet. Mit Auftragsbreiten von bis zu 12,7 mm<br />

pro Kartuschen-Schreibkopf und der Möglichkeit der Kaskadierung von bis zu acht Schreibköpfen,<br />

können Gesamtauftragsbreiten von über 100 mm erreicht werden. Die Technologie<br />

ermöglicht präzises und effizientes Benetzen von schmalen Spaltbändern und bietet sich<br />

daher besonders für Kleinteile an. Mit dem Einsatz der ölfreien Schmierstoffe von LBI oil free<br />

bleiben die Stanz-Biegeautomaten nicht nur sauber. Es entfallen auch die teuren Waschungen<br />

der Stanzteile, was signifikant die Kosten senkt. Die Bauteile können direkt weiterver -<br />

arbeitet werden, Ressourcen werden geschont und die Produktionsqualität und Effizienz<br />

gesteigert. Ein weiteres Highlight am Stand ist die moderne Schnittstellentechnologie der<br />

REA Jet -Systeme, die eine nahtlose Integration in die Maschinensteuerung ermöglicht.<br />

Schweißtechnik<br />

Cloos verbindet Automation, Robotik und Schweißen<br />

Robuste Handschweißtechnologie, kollaborative<br />

Robotik, skalierbare Automationslösungen<br />

und innovatives Data-Management<br />

– bei Cloos (Halle 7, Stand<br />

7306) können die Besucher innovative<br />

Technologien von Einstieg bis Premium<br />

und vom Handschweißgerät bis zum<br />

komplexen Robotersystem live erleben.<br />

Mit dem Qineo ArcBoT – bei dem sich<br />

Mitarbeiter, Cobot und Schweißstromquelle<br />

optimal ergänzen – bietet das<br />

Unternehmen einen Lösungsansatz, den<br />

zunehmenden Fachkräftemangel zu kom-<br />

pensieren. Mit dem System schweißen<br />

Anwender auch kleine Losgrößen wirtschaftlich<br />

und in gleichbleibend hoher<br />

Qualität. Neben der Entlastung der Mitarbeiter<br />

– besonders bei monotonen, sich<br />

wiederholenden Aufgaben – profitieren<br />

Unternehmen von sehr guten Schweißergebnissen<br />

und reproduzierbarer Qualität.<br />

Die Softwarelösungen von Cloos steigern<br />

die Performance der Schweißgeräte und<br />

Roboteranlagen zusätzlich. Mit der IoT-<br />

Plattform C-Gate können Anwender in<br />

Echtzeit auf Informationen aus ihrer<br />

Schweißproduktion zugreifen. Durch die<br />

zentrale Datenerfassung und -verarbeitung<br />

können sie ihre Produktionsprozesse<br />

bis ins kleinste Detail überwachen und<br />

vorausschauend steuern.<br />

Bild: Cloos<br />

32 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2023


Handhabungstechnik<br />

Smart, ergonomisch und effizient<br />

Bild: Schmalz<br />

Um Handhabungsprozesse wirkungsvoll<br />

zu vereinfachen und zu automatisieren,<br />

ist viel Expertise nötig. Der Vakuum-Spezialist<br />

Schmalz (Halle 1, Stand 1110) zeigt,<br />

wie er das mit guten Ideen und mithilfe<br />

von künstlicher Intelligenz schafft.<br />

Das Schmalz Solution KIT ivOS (Industrial-Vision-Operating-System)<br />

vereinfacht<br />

die automatisierte Handhabung verschiedener<br />

Bleche. Dank KI und der eigens ent-<br />

wickelten Plattform ivOS reduziert sich<br />

der Inbetriebnahme-Aufwand auf ein Minimum.<br />

Der speziell für die Anwendung<br />

entwickelte Matrixgreifer bietet höchste<br />

Flexibilität beim Greifen unterschiedlichster<br />

Werkstücke.<br />

Effizientes Entstapeln besonders dünner<br />

Bleche zeigt Schmalz mit einem Industrieroboter.<br />

Durch einen Doppelblech-<br />

Sensor am Magnetgreifer SGM-HPm oder<br />

das Verwenden einer Zentrierspitze<br />

ist das prozesssichere<br />

Handling gewährleistet. Im<br />

Anwendungsbeispiel zeigt außerdem<br />

der Balgsauggreifer<br />

SAXB, dass er Werkstücke mit<br />

geölten oder gewölbten Oberflächen<br />

mit hoher Geschwindigkeit<br />

zu nehmen weiß.<br />

Die elektrische Compact-<br />

Pump GCPi stellt hierfür das<br />

nötige Vakuum bereit.<br />

INDEXABLE HEADS<br />

75 % weniger Schnitte<br />

mit konischen Fräsköpfen<br />

Neuer tropfenförmiger<br />

MULTI-MASTER-Fräskopf für<br />

präzises Schlichten optimiert<br />

die Bearbeitungszeit.<br />

Extrem<br />

schnelles<br />

Fräsen<br />

IoT-Plattform<br />

Digitalisierung von Umformwerkzeugen<br />

Die auf innovative Lösungen für die Umformtechnik<br />

spezialisierte Stuttgarter<br />

iLariz GmbH (Halle 8 Stand 8125) stellt<br />

das iLariz Smart.Tool Ökosystem sowie die<br />

IoT-Plattform, mit der die Digitalisierung<br />

von Umformwerkzeugen realisiert wird, in<br />

den Mittelpunkt ihres Messeauftritts.<br />

Die Plattform ermöglicht eine einfache<br />

und zentralisierte Verwaltung von unterschiedlichen<br />

Devices und Services, wie<br />

etwa Draw.Monitor oder Draw.Control.<br />

Gleichzeitig setzt die Plattform auf einen<br />

offenen Ansatz und bietet leistungsstarke<br />

Integrationsfunktionen, die maximale<br />

Transparenz und Flexibilität gewährleisten.<br />

So können Nutzer über eine entsprechende<br />

Schnittstelle eigene Geräte und<br />

Funktionen, wie etwa ein ERP- oder MES-<br />

System, nahtlos an das Smart.Tool Ökosystem<br />

anknüpfen.<br />

Ergänzt wird das Smart.Tool Ökosystem<br />

durch eine offene Schnittstelle, die es<br />

Kunden ermöglicht, ihre eigenen BI-Tools<br />

Bild: iLariz<br />

mit der Datenbank zu verknüpfen. So stehen<br />

zahlreiche Applikationen und Analysetools<br />

zur Verfügung, die eine einfache<br />

Auswertung und Nutzung der Daten ermöglichen.<br />

Damit gibt iLariz Kunden die<br />

Werkzeuge in die Hand, die sie benötigen,<br />

um ihre Fertigungsprozesse zu optimieren,<br />

die Effizienz zu steigern und gleichzeitig<br />

die höchsten Standards in puncto<br />

Qualität und Nachhaltigkeit zu erfüllen.<br />

Tropfenförmige Fräsköpfe<br />

sparen bis zu 75 % der Schnitte<br />

Durchmesserbereich: Ø 8 mm<br />

Ø 16 mm<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2023 33<br />

www.iscar.com


» MESSE BLECHEXPO<br />

Prozessüberwachung und neue Laser-Quelle machen Blechteilefertigung nachhaltiger<br />

Neuer Laser schneidet schnell und<br />

verbraucht weniger Energie und Gas<br />

Nachhaltigkeit und der sorgsame Umgang mit Ressourcen stehen im Mittelpunkt des<br />

Messeauftritts von Salvagnini (Halle 1, Stand 1607). So können Anwender beispielsweise<br />

mithilfe der neuen Prozessüberwachung Impacts oder des neuen 8 kW-Lasers<br />

für die Schneidanlage L5 Ressourcen und Energie einsparen.<br />

» Mona Willrett, Redakteurin <strong>Industrieanzeiger</strong><br />

Alle Salvagnini-Systeme sind schlank<br />

konzipiert. Ihre Energieaufnahme<br />

wird intelligent gesteuert und ist auf die<br />

produktive Arbeitszeit beschränkt. So reduzieren<br />

die Anlagen das Verschwenden<br />

von Zeit und Ressourcen, Materialien und<br />

Energie auf ein Minimum. Das wiederum<br />

hilf den Anwendern, wirtschaftlicher und<br />

nachhaltiger zu produzieren.<br />

Um diesen reduzierten Verbrauch zu<br />

objektivieren, präsentiert der Maschinenbauer<br />

auf der Blechexpo Impacts. Das<br />

Prozessüberwachungssystem benötigt<br />

wenig Hardware: Spezifische Sensoren<br />

werden an den Anlagen installiert, um<br />

den Verbrauch zu messen. Die gesammelten<br />

Daten werden in Echtzeit an verschiedene<br />

Dienste weitergegeben, wo sie aggregiert<br />

werden und auf verschiedene Arten<br />

einsehbar sind. Aktuell kann mit Impacts<br />

der Verbrauch von Strom, Druckluft<br />

und Hilfsgas ermittelt werden. Künftig<br />

soll es möglich sein, das CO 2 -Äquivalent,<br />

das während des gesamten Produktionsprozesses<br />

entsteht, so genau zu messen,<br />

dass sogar die CO 2 -Last jedes einzelnen<br />

Bauteils aufgezeichnet werden kann.<br />

Bild: Salvagnini<br />

Impacts aggregiert die Daten über:<br />

• Face, die HMI-Schnittstelle von Salvagnini,<br />

die für das gesamte Produktspektrum<br />

Anwendung findet: Die an<br />

der Maschine verfügbaren Daten in<br />

Face beziehen sich auf den momen -<br />

tanen Verbrauch, den aggregierten<br />

Stunden- sowie den Tagesverbrauch.<br />

• Links, die Salvagnini IoT-Lösung zum<br />

Überwachen der Systemleistung: In<br />

einem bestimmten Abschnitt von Links<br />

können die Daten nach Schicht, Tag,<br />

Die Software Nexus<br />

wurde entwickelt, um<br />

für die automatischen<br />

Sortiervorrichtungen<br />

MCU maximale Flexibilität<br />

und Vielseitigkeit<br />

zu gewährleisten.<br />

Woche und Monat zusammengefasst<br />

sowie heruntergeladen werden.<br />

• eine OPC UA-Schnittstelle. Impacts<br />

sendet die Daten auch an einen Datensilo<br />

oder eine Drittanbieter-Software.<br />

Im Stil von Salvagnini, ist Impacts auch<br />

ein flexibles Tool, mit dem die Daten -<br />

erfassung an spezifische Anforderungen<br />

angepasst werden kann. Es kann den Verbrauch<br />

von Strom allein, von Strom und<br />

Druckluft oder von Strom, Druckluft und<br />

Hilfsgas messen.<br />

Salvagnini zeigt auf der Blechexpo unter anderem die Abkantpresse<br />

B3.AU-TO, die Laserschneidmaschine L5 mit neuem 8 kW-Laser und<br />

der kompakten Automation ADC sowie Biegezentrum P2 (v.l.)<br />

Bild: Salvagnini<br />

34 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2023


Neuer 8 kW-Laser ist sparsam<br />

Ein modernes Design, ein breitgefächertes<br />

Automatisierungsangebot und eine Reihe<br />

fortschrittlicher Lösungen zur Prozesssteuerung<br />

und -effizienz sind wesentliche<br />

Merkmale der hochdynamischen Laserschneidanlage<br />

L5, deren Stärke im dünnen<br />

bis mittleren Blechdickenbereich liegen.<br />

Für diese Anlage hat Salvagnini bereits<br />

eine 8 kW-Laserquelle mit hoher<br />

Leistungsdichte im Portfolio. Sie soll<br />

schneller schneiden als herkömmliche<br />

8 kW-Laser und<br />

bei Blechdicken bis 6 mm sogar<br />

höhere Schnittgeschwindigkeiten<br />

als ein 10 kW-<br />

Laser erreichen. Auf der<br />

Messe präsentieren die Italiener<br />

nun eine neue 8 kW-<br />

Laserquelle mit hoher Leistungsdichte<br />

und hohem Wirkungsgrad,<br />

die 50 % mehr<br />

Leistung bringen soll. Der<br />

neue Laser glänzt laut Anbieter<br />

neben hohen Schnitt -<br />

geschwindigkeiten auch mit<br />

einem reduzierten Energieund<br />

Gasverbrauch bei gleicher<br />

Leistung. Zusätzlich zu<br />

dem direkt mit der Quelle<br />

verbundenen geringeren Verbrauch<br />

kann auch die Größe<br />

der Kühlvorrichtung reduziert<br />

werden. Der Verbrauch<br />

sei daher ähnlich jenem einer<br />

6 kW-Laserquelle.<br />

Das Be- und Entladen der<br />

Anlage mit Blechtafeln übernimmt<br />

auf der Blechexpo die<br />

kompakte Automation ADC.<br />

Deren Stärken liegen im<br />

kompakten Platzbedarf, den<br />

schnellen Zykluszeiten und<br />

der raschen Installation. Wie<br />

alle Automationen des Hauses<br />

ist ADC auch mit der<br />

neuen adaptiven AVC-Technologie<br />

(Adaptive Vacuum<br />

Control) ausgestattet. Sie<br />

überwacht ständig das Vakuum<br />

in den Greifersaugern.<br />

Dass das Vakuum nur bei Bedarf<br />

aktiviert wird, reduziert<br />

den Druckluftverbrauch etwa<br />

um 90 %. Damit reagiert Salvagnini auf<br />

immer kleinere Losgrößen, die eine<br />

schnelle Automation für zügige Produktionswechsel<br />

erfordern.<br />

Exklusiver Service Rethinks<br />

GF Machining Solutions<br />

Ein weiterer Messeschwerpunkt wird das<br />

exklusiv Salvagnini-Kunden zur Verfügung<br />

stehende Serviceangebot Rethinks<br />

sein, das mit maßgeschneiderten Leistungen<br />

helfen soll, die Potenziale der hochentwickelten<br />

Fertigungstechnologie auszuschöpfen.<br />

Rethinks bietet – als Link<br />

zwischen Kunden und erfahrenen Experten<br />

von Salvagnini – zwei Optionen:<br />

einen Designkurs für Planer und einen<br />

Support-Service speziell für das Teile -<br />

design. Das Ziel ist, den Produktionsprozess<br />

zu optimieren sowie die Qualität und<br />

Effizienz durch reduzieren der Arbeitsschritte,<br />

des Materialverbrauchs und der<br />

Kosten zu verbessern.<br />

AM Ecosystem<br />

Von der Konstruktion<br />

bis zum fertigen Produkt<br />

Selektives Laserschmelzen<br />

im Pulverbettverfahren<br />

DMP Flex 350 Dual<br />

Umfassende Lösungen für die additive<br />

Teilefertigung rund um die Uhr<br />

Erhöhung des Durchsatzes, und somit der<br />

Produktionskapazität, mit der branchenweit<br />

führenden schlüsselfertigen Lösung für die additive<br />

Fertigung. Das additive Ecosystem von GF Machining<br />

Solutions lässt sich einfach in eine konventionelle<br />

Fertigungsumgebung integrieren und ist in der<br />

Lage, alles von der Teilekonstruktion bis hin zur<br />

Serienproduktion abzudecken – für eine<br />

kosteneffiziente additive Teilefertigung.<br />

Erfahren Sie mehr unter<br />

www.gfms.com/de<br />

Abtrennen der gedruckten<br />

Teile durch Horizontal-WEDM<br />

CUT AM 500<br />

Bearbeitung bis<br />

zur Fertigstellung<br />

MILL S 400 U<br />

3DXpert TM<br />

All-in-One Software<br />

Parametrische<br />

All-in-One Software<br />

System 3R Tooling<br />

für AM<br />

Globale<br />

Kompetenzzentren<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2023 35


» MESSE BLECHEXPO<br />

Dringenberg investiert in verkettete Anlage von Prima Power<br />

Mit Stanz-Biegekombi zur Vollautomatik<br />

Bei Einrichtungen für Betriebe und Fahrzeuge zählt sich Dringenberg zu den größten Produzenten<br />

in Deutschland. Das Portfolio reicht bis zu fahrbaren Werkstätten. Da das Unternehmen<br />

stark wächst, benötigt es eine leistungsstarke Blechbearbeitung, die Qualität und Flexibilität<br />

verbindet. Dafür investierte Dringenberg in eine Stanz-Biege-Kombi von Prima Power.<br />

» Peter Hamberger, Fachjournalist in Unterensingen<br />

Bild: Prima Power<br />

Eine verkettete Stanz-<br />

Biege-Kombination<br />

von Prima Power<br />

brachte bei Dringenberg<br />

die Wende hin zur<br />

vollautomatisierten<br />

Blechteilefertigung.<br />

Ein Roboter übernimmt<br />

das Teile-Handling<br />

zwischen den Prozessschritten.<br />

Dringenberg ist innerhalb der Würth-Gruppe das<br />

Kompetenz-Zentrum für intelligente Betriebsund<br />

Fahrzeugeinrichtungen – mit Produkten, die von<br />

Werkbänken über Regale und Schränke bis hin zu<br />

fahrbaren Werkstatteinrichtungen reichen. Dabei<br />

liegt der Fokus auf kundenspezifischen Individual -<br />

lösungen. Bei der Vielzahl an Fahrzeugtypen und<br />

Wünschen verschiedener Handwerksgruppen vari -<br />

ieren die Konstellationen nahezu unendlich.<br />

Über einen Konfigurator kann sich jeder Kunde<br />

seine Einrichtung individuell zusammenstellen. Da<br />

ein Vorproduzieren nahezu unmöglich ist, muss vor<br />

der Montage alles schnell gehen. Nicht mehr als ein<br />

Tag Vorlauf für die einzelnen Teile und Baugruppen<br />

bleibt. Aus Gewichtsgründen wird überwiegend<br />

Aluminium mit einer Dicke zwischen 0,8 und 2,0 mm<br />

bearbeitet. Da die Optik eine wesentliche Rolle spielt,<br />

dürfen die teils eloxierten Elemente keine Kratzer<br />

und Schlieren aufweisen. Das Material wird in der<br />

Regel mit einer Folie angeliefert, die nach der Bearbeitung<br />

manuell entfernt wird.<br />

Bis vor wenigen Monaten sah der Fertigungsablauf<br />

so aus: Ein Mitarbeiter stanzte das Material und legte<br />

es auf einer Palette ab. Der Stapler transportierte<br />

es zur Biegemaschine. Der Mitarbeiter dort legte die<br />

gestanzten Bleche in die Biegemaschine und brachte<br />

sie in Form. Zuletzt wurde die Folie abgezogen und<br />

das Element für die Montage bereitgestellt. Diesen<br />

Prozess wollte das Team um Produktionsleiter Heiko<br />

Stahl verbessern und suchte nach Lösungen. Dabei<br />

stießen sie ziemlich rasch auf Prima Power.<br />

Prima Power bietet Laser- und Blechbearbeitungsmaschinen<br />

in einer sehr umfangreichen Produkt -<br />

palette an: 2D- und 3D-Lasermaschinen, Stanz -<br />

maschinen, auch in Kombination mit Laserschneiden<br />

oder Scheren, Abkantpressen Schwenkbiegemaschinen<br />

und flexible Fertigungssysteme. Der Anbieter<br />

ist auch auf der Blechexpo in Stuttgart vertreten<br />

36 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2023


(Halle 3, Stand 3201). Seine besondere Stärke ist es,<br />

Kunden in der Automatisierung zu unterstützen.<br />

Da Dringenberg mit Prima Power schon in einem<br />

anderen Werk gute Erfahrungen gemacht hat, wurde<br />

auch hier gemeinsam eine Lösung gesucht: Ziel war<br />

es, den Durchsatz zu maximieren und gleichzeitig die<br />

Genauigkeit und Oberflächen güte zu erhöhen.<br />

Die Lösung war eine servoelektrische Stanz-<br />

Biege-Kombination, die Rohbleche vollautomatisch<br />

zu einbaufertigen Elementen verarbeitet: Ausgangspunkt<br />

ist das Turmlager mit 20 Palettenplätzen für<br />

eine Vielzahl von Materialien, die sich programm -<br />

gesteuert wechseln lassen.<br />

Die Bleche werden in eine Stanz-/Scherzelle übergeben.<br />

Diese Zelle ist mit einem Revolver mit<br />

16 Werkzeugstationen ausgestattet und nimmt für<br />

den Serienbetrieb alle Werkzeuge auf, so dass für<br />

Serienteile kein Rüsten nötig wird. Weitere Vorzüge<br />

sind ein integrierter Reststreifen-Zerkleinerer und die<br />

Möglichkeit, in der Steuerung zu parametrisieren: Elemente,<br />

die sich nur in ihren Abmessungen unterscheiden,<br />

lassen sich durch Verändern weniger Parameter<br />

erstellen und müssen nicht neu programmiert werden.<br />

Nach dem Scheren leitet ein Roboter die Bauteile<br />

in die Biegezelle weiter und übernimmt auch das<br />

automatische Stapeln größerer Teile. Der Materialfluss<br />

gleicht unterschiedliche Zeiten fürs Stanzen<br />

und Biegen aus. Entweder wird das Blech direkt an<br />

die Biegemaschine übergeben, zwischengelagert<br />

oder aus dem Zwischenlager eingeschleust. Die integrierte<br />

Biegemaschine zielt auf hohe Produktivität<br />

bei wiederholgenauer Qualität. Das geht aktuell bis<br />

zum Versuch, Bleche ohne Schutzfolie zu bearbeiten.<br />

Nochmals würde ein Arbeitsschritt entfallen.<br />

„Wir sind mit dieser Lösung von einem manuellen<br />

Betrieb zu einem vollautomatisierten Prozess übergegangen“,<br />

erläutert Heiko Stahl. „Es war uns<br />

Bild: Prima Power<br />

bewusst, dass nicht alles auf Anhieb klappt, aber die<br />

Betreuung durch Prima Power war hervorragend. Da<br />

die Stanz-Scher- und die Schwenkbiegemaschine<br />

voll automatisiert in einer Reihe integriert sind,<br />

benötigen wir kein zusätzliches Materialhandling<br />

mehr.“ Das Stapeln des fertigen Werkstücks auf der<br />

Palette wurde „einziger Eingriff eines Bedieners“.<br />

Bis zu 400 Teile produziert so ein einziger Mit -<br />

arbeiter pro Schicht. Die Anlage läuft derzeit im<br />

2-Schicht-Betrieb und kann danach mannlos betrieben<br />

werden. Dadurch hat sich die Produktionskapa -<br />

zität drastisch erhöht. Dringenberg konnte die<br />

Mindestbestände im Lager reduzieren und ist nun<br />

wesentlich flexibler und schneller.<br />

Prima Power auf der Blechexpo: Halle 3, Stand 3201<br />

Ausgangspunkt des<br />

automatisierten<br />

Prozesses bei Dringenberg<br />

ist ein Turmlager<br />

mit 20 Palettenplätzen<br />

für unterschiedlichstes<br />

Material, das<br />

programmgesteuert<br />

bereitgestellt wird.<br />

Bild: Prima Power<br />

Bei Dringenberg<br />

entsteht alles individuell,<br />

was sich der<br />

Handwerkskunde als<br />

Einrichtung für Betrieb<br />

und Fahrzeug wünscht:<br />

Von Regalen, Schub -<br />

laden und Werkbänken<br />

bis hin zur fahrenden<br />

Werkstatteinrichtung.<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2023 37


Bild: Schuler<br />

Der Energy Monitor<br />

macht den Strombedarf<br />

einer Linie transparent<br />

und deckt Einspar -<br />

potentiale auf.<br />

Neues Verfahren fürs Warmumformen von Aluminiumteilen<br />

Leichte und hochfeste<br />

Komponenten aus Aluminium<br />

Die Anlagen von Schuler (Halle 8, Stand 8306) zur Blechumformung sind fast so vielfältig<br />

wie die Teile, die darauf entstehen. Hinzu kommen zahlreiche digitale Anwendungen.<br />

All das präsentiert der Göppinger Pressenspezialist vom 7. bis 10. November in Stuttgart.<br />

Die Anlagen von Schuler machten Mobilität<br />

und Nachhaltigkeit erst möglich,<br />

sagt Schuler-CEO Domenico Iacovelli.<br />

Sie produzieren unter anderem Komponenten<br />

für reichweitenstarke Elektro-<br />

Autos oder für Elektrolyseure zur Herstellung<br />

von Wasserstoff. Hinzu komme, dass<br />

sich mit den Applikationen aus der Digital<br />

Suite auch die Produktionslinien selbst<br />

noch energieeffizienter und wirtschaft -<br />

licher betreiben lassen.<br />

Modular aufgebaut sind mittlerweile<br />

nicht mehr nur die Einzelpressen der Göppinger,<br />

sondern auch die mehrstufigen<br />

Pressenlinien. Mit der leistungsfähigsten<br />

Anlage Servomax lassen sich besonders<br />

viele Teile kostengünstig herstellen. Wer<br />

alle Vorteile der Servotechnik nutzen will,<br />

aber nicht die maximale Ausbringung benötigt,<br />

für den hat der Pressenbauer die<br />

Linie Servonext im Angebot. Und wer mechanische<br />

Anlagen bevorzugt, für den<br />

gibt´s die Linie Mechnext.<br />

Laser Blanking Lines schneiden die Platinen,<br />

aus denen die Pressenlinien wiederum<br />

Karosserie- und Strukturteile formen.<br />

Neben den bewährten Anlagen mit<br />

zwei und drei Laser-Schneidköpfen hat<br />

Schuler hier nun eine kostengünstigere<br />

Linie ins Produktportfolio genommen, die<br />

mit einem Schneidkopf arbeitet. Den<br />

werkzeugfreien Platinenschnitt erlauben<br />

alle Laser Blanking Lines: Für den Wechsel<br />

von einer Geometrie zur nächsten ist lediglich<br />

ein Knopfdruck nötig.<br />

Warmumformen von Aluminium<br />

Leichtere Bauteile verlängern die Reichweite<br />

von Fahrzeugen – egal, ob mit Elektro-<br />

oder Verbrennermotor. Auf hydrau -<br />

lischen Pressen von Schuler kommt deshalb<br />

ein neues Verfahren für die Warmumformung<br />

von Aluminium zum Einsatz,<br />

bei der das Leichtmetall innerhalb kürzester<br />

Zeit erhitzt, umgeformt und abgekühlt<br />

wird. Das Ergebnis sind hochfeste Komponenten<br />

mit geringem Gewicht. Bauteile<br />

aus hochfestem Aluminiumblech kommen<br />

deshalb in Fahrzeugen immer häufiger<br />

zum Einsatz.<br />

Bei dem neuen Verfahren zur Warmumformung<br />

wird das Leichtmetall innerhalb<br />

kürzester Zeit mittels Kontakterwärmung<br />

erhitzt und in einem wassergekühlten<br />

Werkzeug umgeformt. Sämtliche Prozessschritte<br />

laufen dabei im Werkzeug ab, so<br />

dass – anders als beim Formhärten von<br />

Stahlblech – kein separater Ofen erforderlich<br />

ist. Das reduziert nicht nur den<br />

Platzbedarf für die Anlage, sondern auch<br />

die Investitions- und Betriebskosten.<br />

Bauteile aus hochfestem Aluminium kommen<br />

in Fahrzeugen immer häufiger zum Einsatz, um<br />

Gewicht zu sparen.<br />

Bild: Schuler<br />

38 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2023


SPECIAL<br />

» Messe Formnext<br />

Als Weltleitmesse für den industriellen 3D-Druck zeigt die Formnext<br />

die gesamte Welt der additiven Fertigung und ihrer vor- und<br />

nachgelagerten Prozesse unter einem Dach.<br />

Rahmenprogramm<br />

umfangreich wie nie<br />

» Seite 40<br />

Anwendung: 3D-Drucker<br />

für die Lampen-<br />

Produktion<br />

» Seite 42<br />

Starter Package als<br />

Türöffner in den SLS-<br />

3D-Druck<br />

» Seite 43<br />

3D-Drucker für den<br />

Mikrobereich<br />

» Seite 44<br />

Bild: stock.adobe.com/mari1408<br />

Hochtemperatur-<br />

3D-Druck<br />

» Seite 45<br />

Anwendung: Metall-<br />

3D-Druck mit Titan<br />

» Seite 46<br />

Die Messe Formnext in Frankfurt am Main findet in diesem Jahr vom 7. bis 10. November statt.<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2023 39


» MESSE FORMNEXT<br />

Leitmesse für additive Fertigung vom 7. bis 10. November in Frankfurt am Main<br />

Formnext steuert auf Rekordergebnis zu<br />

Die Leitmesse für additive Fertigung, die Formnext 2023, die vom 7. bis 10. November<br />

in Frankfurt am Main stattfindet, steuert auf ein neues Rekordergebnis zu. Mit mehr als<br />

770 Ausstellern und einer gebuchten Bruttofläche von über 50.000 Quadratmetern hat<br />

die Messe bereits zwei Monate vor Beginn die Zahlen des Vorjahres fast erreicht.<br />

Buses oder Brose, wie sie die Additive Fertigung<br />

im eigenen Unternehmen nutzen.<br />

Bild: Mesago Messe Frankfurt GmbH/Mathias Kutt<br />

Auf der Formnext bilden die Anbieter additiver Fertigungslösungen sowie zahlreiche Start-ups den<br />

gesamten additiven Fertigungsprozess ab.<br />

Die Besucher der Formnext können<br />

sich auf Innovationen und Weltpremieren<br />

freuen. Darüber hinaus bilden<br />

namhafte Anbieter additiver Fertigungslösungen<br />

sowie zahlreiche Start-ups den<br />

gesamten additiven Fertigungsprozess ab<br />

– einschließlich Material, Software,<br />

Design, Hardware, Produktionslösungen,<br />

Nachbearbeitung und Qualitätssicherung.<br />

Über 60 % der Aussteller kommen zudem<br />

aus dem Ausland was sich auch bei den<br />

Gemeinschaftsständen widerspiegelt:<br />

Neben den etablierten Auftritten von<br />

Hessen Trade and Invest, Bayern Inno -<br />

vativ, Berlin Partner oder der IHK<br />

Chemnitz präsentieren sich immer mehr<br />

internationale Kooperationen wie zum<br />

Beispiel erstmals Canada Makes, Nordic<br />

Pavilion oder Victoria Government aus<br />

Australien.<br />

Sonderschau<br />

„Dienstleister-Marketplace“<br />

Eines der Highlights des diesjährigen<br />

Rahmenprogramms ist der Dienstleister<br />

Marketplace. Diese Sonderschau, die in<br />

Kooperation mit Daimler Truck & Buses<br />

organisiert wird, feiert in diesem Jahr ihre<br />

Premiere auf der Formnext. AM-Dienstleister<br />

zeigen hier mit exemplarischen<br />

Anwendungen aus dem Automotive Sektor,<br />

wie man Additive Manufacturing erfolgreich<br />

einsetzt und welche Bedeutung<br />

Dienstleister dabei haben. Auf der Sonderschau<br />

präsentieren auch namhafte<br />

Automotive-Unternehmen wie Daimler<br />

Fokus auf Nachhaltigkeit:<br />

Partnerregion Nordic<br />

Die diesjährige Partnerregion der Formnext<br />

ist die Region Nordic. Aus Dänemark,<br />

Schweden, Norwegen und Finnland stammen<br />

weltweit führende Hersteller von<br />

AM-Anlagen, Materialanbieter sowie eine<br />

Vielzahl innovativer Start-ups und mittelständischer<br />

AM-Betriebe. Gleichzeitig<br />

steht die Region im Norden Europas<br />

ebenso für nachhaltiges Denken und wird<br />

hierzu innovative Lösungen auf der Messe<br />

präsentieren. Daneben haben sich auch<br />

zahlreiche Delegationen aus der Nordic-<br />

Region angekündigt. So gibt es unter<br />

anderem aus den Industriebereichen Öl<br />

und Gas, Fishfarming und -verarbeitung,<br />

Bootsbau ein hohes Interesse und Entwicklungspotenzial<br />

für die additive Fer -<br />

tigung.<br />

Weiterentwickeltes<br />

Konferenzkonzept für alle<br />

Die Formnext hat auch ihr Konferenzkonzept<br />

weiterentwickelt. In diesem Jahr<br />

wird das Vortragsprogramm erstmals auf<br />

drei Bühnen (Industry Stage, Application<br />

Stage, Technology Stage) verteilt in den<br />

Messehallen stattfinden. Die unterschiedlichen<br />

Schwerpunkte umfassen AM-<br />

Trends, Anwendungen und Neuheiten der<br />

Aussteller. Daneben finden sich im Rahmenprogramm<br />

der Formnext 2023 auch<br />

etablierte Events wie zum Beispiel die<br />

Formnext Start-up Challenge.<br />

Sieger der Start-up Challenge<br />

Im Rahmen der internationalen Startup<br />

Challenge hat die Formnext bereits zum<br />

40 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2023


Auch inhaltlich will die weltweit führende Messe für additive Fertigung Maßstäbe setzen.<br />

Bild: Mesago Messe Frankfurt GmbH/Mathias Kutt<br />

neunten Mal junge Unternehmen aus der<br />

Welt der additiven Fertigung für ihre Geschäftsideen<br />

und technischen Entwicklungen<br />

ausgezeichnet. Die Gewinner, die<br />

sich auch auf der Messe präsentieren<br />

werden, sind Endless Industries (Deutschland),<br />

Helio Additive (USA), Odapt (Spanien),<br />

Progresja New Materials (Polen)<br />

und Vitro3D (USA).<br />

Die prämierten Innovationen reichen<br />

von medizinischen Anwendungen über<br />

das Materialrecycling von Titan und einer<br />

Analysesoftware bis hin zu neuen<br />

3D-Drucktechnologien, die sich unter anderem<br />

an die Automobil-, Elektronik-,<br />

Dental- und Maschinenbauindustrie richten:<br />

• Endless Industries und Vitro3D haben<br />

bestehende 3D-Druck-Technologien<br />

(3D-Druck von faserverstärkten Bau -<br />

teilen und Stereolithografie) weiter -<br />

ent wickelt und versprechen damit<br />

höhere Produktionsgeschwindigkeiten<br />

und eine höhere Bauteilqualität.<br />

• Eine Verbesserung des Druckprozesses<br />

hat auch Helio Additive mit seiner Dragon-Analysesoftware<br />

für das Slicing im<br />

Blick.<br />

• Odapt hat eine individuelle Basisplatte<br />

für Stomapatienten entwickelt und will<br />

damit die Behandlung vereinfachen<br />

und gleichzeitig Abfall vermeiden.<br />

• Das Thema Nachhaltigkeit spielt auch<br />

für Progresja New Materials eine Rolle<br />

– das polnische Start-up will Titan recyclen<br />

und daraus Pulver für die additive<br />

Fertigung herstellen. Damit gewinnt<br />

es gleichzeitig den mit 5.000<br />

Euro dotierten AM Ventures Impact<br />

Award, der im Rahmen der Formnext<br />

Start-up Challenge vergeben wird.<br />

Sonderschau mit<br />

AM- Anwendungen<br />

Die Arbeitsgemeinschaft Additive Manufacturing<br />

im VDMA, der ideelle Träger der<br />

Formnext, präsentiert eine Sonderschau<br />

mit AM-Anwendungen aus der Welt des<br />

Maschinenbaus. Die Sonderschau BE-AM<br />

zeigt anhand realer Anwendungen die<br />

fortschrittlichen Entwicklungen des immer<br />

wichtigeren Themas 3D-Druck in der<br />

Bauindustrie. Gleichzeitig präsentiert das<br />

BE-AM-Symposium zahlreiche Hintergründe<br />

und künftige Entwicklungen in<br />

diesem Feld.<br />

Das für die gesamte AM-Industrie<br />

wichtige Thema Normen und Standards<br />

wird auch in diesem Jahr wieder auf dem<br />

ASTM Standards Forum diskutiert, das in<br />

Kooperation mit den Organisationen<br />

USCS, ASTM, ISO und America Makes bereits<br />

einen Tag vor Messestart, am Montag,<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2023 41


Die Kunststofffertigung am Standort Limburg an der Lahn von Bega verfügt über einen HP-Jet-Fusion-5210-3D-Drucker.<br />

Mit ihm fertigt das Unternehmen Bauteile mit großen Detailoptionen.<br />

Bild: HP<br />

Für Bauteile mit großen Detailoptionen<br />

3D-Drucker sorgt in der Leuchten-<br />

Produktion für mehr Flexibilität<br />

Um die Kunststoffkomponenten für die eignen Außen- und Innenleuchten zu fertigen,<br />

setzt das Unternehmen Bega Gantenbrink-Leuchten am Standort in Limburg an der<br />

Lahn einen Jet-Fusion-5210-3D-Drucker von HP (Halle 12.1, Stand D41) ein.<br />

Holger Zick, Standortleiter Limburg,<br />

Bega Gantenbrink-Leuchten KG.<br />

Bild: Bega<br />

tionen her und das immer in der exakt<br />

richtigen Stückzahlen. „Eine schnellere<br />

Produktion in eigener Regie, die Robustheit<br />

der Anlage und der in ihr hergestellten<br />

Komponenten sowie Ressourcenscho-<br />

Seit mehr als 75 Jahren entwickelt und<br />

produziert Bega hochwertige Leuchten<br />

für nahezu alle Bereiche der Architektur<br />

im Innen- und Außenbereich. In dieser<br />

Zeit entstanden Produkte, deren Idee und<br />

Warenzeichen zum Gattungs begriff für<br />

unzählige Leuchten der gesamten Branche<br />

wurden.<br />

„Unser neuer industrieller 3D-Drucker<br />

sollte Bauteile von höchster Qualität<br />

möglichst schnell und umweltfreundlich<br />

produzieren“, sagt Standortleiter Holger<br />

Zick. All das biete der HP Jet Fusion 5210<br />

3D-Drucker. Er optimiert die Arbeitsschritte,<br />

beschleunigt Prozesse und mit<br />

ihm können die Bauteil-Konstruktion<br />

schnell angepasst werden. Zudem stellt er<br />

belastbare Bauteile mit großen Detailopnung<br />

– das waren für uns entscheidende<br />

Parameter“, erklärt Zick.<br />

Von der Übermittlung der Daten bis<br />

zum Ausdruck der Komponenten vergehen<br />

nur wenige Tage. Zudem sind dabei<br />

auch noch die CO 2 -Emissionen geringer.<br />

Änderungen beim Design und im Konstruktionsprozess<br />

lassen sich ebenfalls<br />

flexibel und effizient realisieren.<br />

Support überzeugt<br />

Zick stellt noch einen weiteren Grund für<br />

die Entscheidung heraus, den 3D Druck<br />

mit der Anlage von HP zu planen und umzusetzen:<br />

„Die gute Zusammenarbeit und<br />

der Support durch HP haben uns vom ersten<br />

Kontakt bis zum Abschluss des Projektes<br />

überzeugt.“ (fr)<br />

42 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2023


System für die Kleinserienfertigung<br />

Starter Package als Türöffner<br />

in den SLS-3D-Druck<br />

Formlabs (Halle 11.1, Stand E11) stellt zur Formnext das<br />

Fuse Starter Package vor, eine Komplettlösung für den<br />

industriellen SLS-3D-Druck (selektives Lasersintern). Für<br />

unter 24.000 Euro erhält man den 3D-Drucker Fuse 1+<br />

30W, eine Konstruktionskammer und eine Pulverkartusche<br />

für die Fuse-Serie und das neue Fuse Depowdering<br />

Kit, eine preisgünstige Lösung zur manuellen Nachbearbeitung<br />

und Pulverrückgewinnung. Mit dem Starter<br />

Package erhält man somit ein vollständiges SLS-Ecosystem<br />

für die Kleinserienfertigung. Mit dem Fuse Depowdering<br />

Kit kann zudem noch zwischen unterschiedlichen<br />

Materialien gewechselt werden, ohne das die<br />

Nachbearbeitungsgeräte gereinigt werden müssen.<br />

Der Fuse 1+ 30W baut auf dem Fuse 1 SLS-3D-Drucker<br />

auf, besitzt aber im Vergleich noch weitere Komponenten<br />

– einschließlich eines leistungsfähigeren Lasers. Damit<br />

soll es möglich sein Bauteile doppelt so schnell zu<br />

produzieren. Durch ein verbessertes Galvanometersystem,<br />

einen leistungsstarken Laser und eine schnelle<br />

Scan-Geschwindigkeit von bis zu 12,5 Meter pro Sekunde<br />

erzielt der SLS-3D-Drucker sehr hohe Druckgeschwindigkeiten.<br />

Die Eigenschaften des Fuse 1+ 30W im<br />

Überblick:<br />

• Hoher Durchsatz und kurze Durchlaufzeiten mit<br />

30-W-Laser bei einer Scangeschwindigkeiten von bis<br />

zu 12,5 Meter pro Sekunde<br />

• Inhouse-Druck der Bauteile innerhalb von 24 Stunden<br />

möglich<br />

• Neue, industrietaugliche Materialien, ermöglicht<br />

durch ein aktives Pulver-Handlingsystem<br />

• Die Eigenschaften des gedruckten Materials sind<br />

dank der Stickstoffspülung wettbewerbsfähig mit<br />

denen der Branchenführer<br />

• Abfallarmer Druck aufgrund der hohen Packungsdichte<br />

und der Wiederverwertbarkeit des Pulvers (fr)<br />

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Bild: Formlabs<br />

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30W einen Einstieg<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2023 43


» MESSE FORMNEXT<br />

Projektionsmikro-Stereolithografie<br />

3D-Drucker für den Mikrobereich<br />

Die Projektionsmikro-Stereolithografie<br />

verbindet die Vorteile des Digital Light<br />

Processings mit denen der Stereolithografie,<br />

indem durch einen Lichtblitz die<br />

schnelle Photopolymerisation einer ganzen<br />

Schicht von Kunstharz ausgelöst<br />

wird. Es entstehen Kleinserienteile im Mikrobereich<br />

mit einer sehr hohen Auflösung.<br />

Zu sehen sind die Projektionsmikro-<br />

Stereolithografie-3D-Drucker von Boston<br />

Micro Fabrication (BMF) (Halle 11.1,<br />

Stand B38) auf der Formnext 2023.<br />

Die 3D-Drucker der microArch-Serie von<br />

BMF, die sowohl für Prototypen als auch<br />

für Endprodukte geeignet sind, sollen die<br />

Grenzen der Auflösung, Genauigkeit und<br />

Präzision der additiven Fertigungstechnologie<br />

erweitern und damit die Miniaturisierung<br />

mit neuen Anwendungsmöglichkeiten<br />

in vielen Branchen fördern.<br />

Bei der Projektionsmikro-Stereolithografie<br />

werden die Bauteile von oben nach<br />

unten in einem Harzbad aufgebaut, was<br />

den Bedarf an Stützstrukturen reduziert.<br />

Der MicroArch S240<br />

3D-Drucker von<br />

BMF beruht auf<br />

dem Verfahren der<br />

Projektionsmikro-<br />

Stereolithografie.<br />

Die Auflösung der Optik, die Präzision der<br />

mechanischen Komponenten, die Steuerung<br />

der Belichtung und die daraus resultierende<br />

Aushärtung ermöglichen Auflösungen<br />

bis zu 2 µm und eine Maßhaltigkeit<br />

von ± 10 µm.<br />

Die microArch 3D-Drucker werden je<br />

nach erreichbarer Auflösung in drei Serien<br />

unterteilt:<br />

Das Modell S350 eignet sich mit einer<br />

Auflösung von bis zu 25 µm für Teile im<br />

Mikrobereich, aber auch für kleine Teile,<br />

die eine hohe Genauigkeit und Präzision<br />

erfordern.<br />

Die zweite Serie umfasst Drucker mit<br />

einer Auflösung von bis zu 10 µm und einem<br />

großen Bauraum für industrielle Anwendungen.<br />

Dazu gehört der microArch<br />

S240 mit einem Bauraum von 100 mm x<br />

100 mm x 75 mm.<br />

Die höchste Auflösung von bis zu 2 µm<br />

bieten Drucker wie der microArch S230.<br />

BMF bietet für die Projektionsmikro-<br />

Stereolithografie ein offenes Werkstoffsystem<br />

an. Dazu gehören Kunstharze, die<br />

steif, zäh, hochtemperaturbeständig, biokompatibel,<br />

flexibel oder auch transparent<br />

sind. Neben technischen und biomedizinischen<br />

Kunststoffen können auch<br />

Hydrogele und Verbundharze mit Keramik-<br />

oder Metallpartikeln eingesetzt<br />

werden. (fr)<br />

Bild: Boston Micro Fabrication<br />

Weniger Aufwand bei der Nachbearbeitung<br />

CAD/CAM-Software für die additive Fertigung<br />

Bild: Open Mind<br />

Detailgetreue Abbildung<br />

des Laserbearbeitungs -<br />

kopfes in der Bearbeitungssimulation<br />

des CAD/CAM-<br />

Systems HyperMill.<br />

Dass sich die CAD/CAM-Software<br />

HyperMill auch für additive Fertigungsverfahren<br />

eignet, will Open<br />

Mind (Halle 12.0, Stand A39) auf<br />

der Formnext anhand additiv gefertigter<br />

Bauteile zeigen. Außerdem<br />

stellt der Hersteller sein Best<br />

Fit-Konzept vor, eine Technik zur<br />

Reduzierung des Nachbearbeitungsaufwands.<br />

Die CAD/CAM-Software HyperMill<br />

Additive Manufacturing kann dabei<br />

speziell den Verfahren Direct Energy<br />

Deposition (DED) und Wire Arc Additive<br />

Manufacturing (WAAM) die flexiblen<br />

Möglichkeiten der komplexen 5-Achs-<br />

Simultanbearbeitung eröffnen. Denn die<br />

NC-Codes können mithilfe der Software<br />

programmiert und zur Kollisionsvermeidung<br />

auch automatisch simuliert werden.<br />

Als durchgängige Softwarelösung ermöglicht<br />

dies eine effiziente Hybridbearbeitung<br />

mit additiver und subtraktiver Bearbeitung<br />

auf einer Maschine.<br />

Stützstrukturen und Oberflächen, denen<br />

man den schichtweisen Aufbau ansieht,<br />

machen bei additiv gefertigten Werkstücken<br />

ein Finish in der zerspanenden Bearbeitung<br />

nötig. Außer bei der Verwendung<br />

hybrider Maschinen verlangt die Nachbearbeitung<br />

die Ausrichtung eines<br />

fast fertigen Rohteils mit<br />

geringem Aufmaß in der Werkzeugmaschine.<br />

Mit HyperMill<br />

Best Fit ersetzt Open Mind die<br />

fehleranfällige manuelle Ausrichtung<br />

durch ein automatisches Verfahren.<br />

Anstatt additiv erzeugte Bauteile so<br />

für die Nachbearbeitung in der Fräsmaschine<br />

zu positionieren, dass Nullpunkt<br />

und Achsen zum NC-Code passen, passt<br />

Best Fit den Code an die über Messung<br />

und Simulation als digitalen Zwilling importierte<br />

reale Position des Werkstücks im<br />

Arbeitsraum der Maschine an. (fr)<br />

44 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2023


Granulate, Filamente und Flüssigsilikon<br />

Hochtemperatur-3D-Druck mit Ultem-Granulat<br />

Das Unternehmen Arburgadditive (Halle<br />

12.1, Stand D79) zeigt auf der Formnext<br />

2023 sein komplettes Spektrum für die<br />

industrielle additive Fertigung auf Basis<br />

von Granulaten, Filamenten und Flüssigsilikon<br />

(LSR). Ein Exponat ist der neue<br />

Hochtemperatur-Freeformer 750-3X, der<br />

aus dem Ultem-Originalgranulat hochbelastbare<br />

Luftverteiler herstellt.<br />

Mit den Freeformern lassen sich im Arburg<br />

Kunststoff-Freiformen (AKF) voll<br />

funktionsfähige Bauteile und Kleinserien<br />

auf Basis von originalen Kunststoffgranulaten<br />

industriell additiv fertigen, auch aus<br />

sehr weichen Materialien (bis Härte 28<br />

Shore A) oder in Hart-Weich-Verbindung.<br />

Die 3D-Drucker eignen sich für anspruchsvolle<br />

Anwendungen in der Medizintechnik,<br />

Automobilindustrie oder Luftund<br />

Raumfahrt.<br />

Auf der Formnext 2023 zeigt Arburgadditive<br />

wie mit dem neuen Freeformer<br />

750-3X in Hochtemperatur-Ausführung<br />

aus dem Originalmaterial Ultem 9085<br />

geometrisch anspruchsvolle Luftverteiler<br />

hergestellet werden können. Die Highend-Maschine<br />

verfügt dafür über drei<br />

Austragseinheiten, ist aber äußerlich<br />

nicht vom Freeformer 300-3X zu unterscheiden.<br />

Mit rund 750 cm 2 ist jedoch der<br />

Bauteilträger rund 2,5 Mal größer. Zudem<br />

ist die Datenaufbereitung und die von<br />

Arburg selbst entwickelte und gefertigte<br />

Gestica-Steuerung hinsichtlich Prozessstabilität<br />

und Bauteilqualität optimiert<br />

sowie die Bauzeit deutlich verkürzt. Ergebnis<br />

sind signifikant reduzierte Kosten<br />

pro Bauteil und ein geringerer Materialeinsatz.<br />

Der Bauraum lässt sich in dem neuen<br />

Freeformer auf 200 °C temperieren, die<br />

Plastifizierung des Granulats erfolgt bei<br />

bis zu 450 °C.<br />

Ein zweiter Freeformer 750-3X produziert<br />

auf dem Messestand orthopädische Einlagen<br />

bis Schuhgröße 50. Dank des AKF-<br />

Verfahrens lassen sich dabei bestimmte<br />

Stellen des Fußbettes individuell verstärken<br />

und andere gezielt weich auslegen –<br />

entweder durch eine Multimaterial-Kombination<br />

z. B. von hartem PP und weichem<br />

TPE oder über eine Anpassung der Fülldichte.<br />

Anhand dieses Musterteils wird<br />

auch gezeigt, wie sich die Bauzeit z. B.<br />

aufgrund von weiterentwickelten Software-Features<br />

und gitterförmigen Stützstrukturen<br />

signifikant reduzieren lässt.<br />

Das dritte AKF-Exponat, ein Freeformer<br />

200-3X, ist speziell für die Verarbeitung<br />

von Weichmaterialien ausgelegt. (fr)<br />

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mit drei Austragseinheiten<br />

lässt sich der<br />

Bauraum auf 200 Grad<br />

Celsius temperieren,<br />

die Plastifizierung<br />

des Originalgranulats<br />

erfolgt bei bis zu 450<br />

Grad Celsius.<br />

Bild: Arburg<br />

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» MESSE FORMNEXT<br />

Halterungen für Satelliten-Antriebssystem<br />

Metall-3D-Druck mit Titan<br />

für anspruchsvolle Bauteile<br />

Das elektrothermische Antriebssystem Comet 1000 von Bradford Space<br />

wird in Kleinsatelliten eingesetzt, um diese in der Erdumlaufbahn zu<br />

manövrieren. Bis heute ist das Triebwerk bereits in mehr als 25 Satelliten<br />

als Antrieb im Einsatz. Der Metall-3D-Druck hat entscheidend zu<br />

diesem Erfolg beigetragen.<br />

Die für Kleinsatelliten konzipierten<br />

Einheiten verwenden Wasser als<br />

Treibstoff und sind daher einfacher zu betreiben.<br />

Die Herausforderungen ergeben<br />

sich jedoch aus den harten Einsatzbedingungen<br />

im Orbit der Satelliten. Eine wichtige<br />

Komponente dabei sind die Halterungen,<br />

mit denen die Triebwerke auf einer<br />

Vielzahl von Satelliten montiert werden<br />

können. Ursprünglich wurden die Halterungen<br />

für die additive Fertigung in den<br />

USA entwickelt, doch Bradford Space<br />

brauchte einen lokalen Hersteller in<br />

Europa, der sie hier nach den geforderten<br />

Standards produzieren konnte. Schließlich<br />

wandte sich das Unternehmen mit<br />

dem Bauteil an Materialise (Halle 12.1,<br />

Stand C139).<br />

Angesichts der kritischen Bedeutung<br />

der Halterung und der Belastungen, denen<br />

sie ausgesetzt ist, lag die Lösung für<br />

die 3D-Druckexperten auf der Hand: Metall-3D-Druck<br />

mit Titan. Im Kompetenzzentrum<br />

für Metall-3D-Druck in Bremen<br />

arbeiteten die Ingenieure von Materialise<br />

und Bradford Space gemeinsam an einer<br />

optimalen Lösung.<br />

Bild: Bradford Space<br />

Mehr als 25 der wassergetriebenen Antriebssysteme von Bradford Space befinden sich derzeit in<br />

der Umlaufbahn.<br />

3D-Druck als optimale<br />

Fertigungsmethode<br />

„Da das Design des Bauteils von den Anforderungen<br />

unserer Kunden bestimmt<br />

wird, insbesondere von den Schnittstellen<br />

zu den Satelliten, haben wir es zunächst<br />

nicht vollständig optimiert“, erklärt Edder<br />

Rabadán Santana, Projektleiter für das<br />

Comet-Antriebssystem. „Aufgrund dieser<br />

Anforderungen ist die Form des Halters<br />

46 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2023


für eine konventionelle Bearbeitung zu<br />

kompliziert und für andere Fertigungsverfahren<br />

zu teuer. Das ist der Hauptgrund,<br />

warum wir uns für den 3D-Druck entschieden<br />

haben.“<br />

Auch für Santana und sein Team war<br />

Titan die naheliegende Wahl. Denn wie<br />

bei jedem Raumfahrtprojekt ist es wichtig,<br />

Gewicht zu sparen, aber das darf<br />

nicht auf Kosten der Festigkeit gehen. Die<br />

raue Umgebung bringt viele Stressfaktoren<br />

mit sich, die das Triebwerk aushalten<br />

muss.<br />

Mehr als 100 3D-gedruckte<br />

Teile in der Umlaufbahn<br />

Heute umkreisen mehr als 25 Comet-Antriebssysteme<br />

an Bord von Beobachtungssatelliten<br />

die Erde, jedes mit vier<br />

3D-gedruckten Titanhalterungen – ein<br />

klarer Beweis dafür, dass die Teile wie erwartet<br />

funktionieren. Wie bei jedem Projekt<br />

arbeiten die Ingenieure von<br />

Materialise und Bradford Space auch hier<br />

noch an weiteren Optimierungen: „Unsere<br />

Ingenieure haben mit denen von Materialise<br />

zusammengearbeitet, um die Halterung<br />

so weit wie möglich zu verbessern“,<br />

erklärt Santana. „Wir wollen sie so flach<br />

wie möglich konstruieren, um die Integration<br />

zu erleichtern. Das Team ist sehr<br />

hilfsbereit, und ich denke, der gesamte<br />

Prozess verlief sehr reibungslos.“ Bradford<br />

Space setzt den 3D-Druck allerdings immer<br />

nur dort ein, wo es auch sinnvoll ist.<br />

Die Vorteile liegen dabei für Santana und<br />

sein Team auf der Hand – allerdings müssen<br />

die Bauteile auch für die additive Fertigung<br />

ausgelegt sein.<br />

„Ich denke, dass der 3D-Druck für jede<br />

Branche sehr attraktiv ist, aber ganz besonders<br />

für die Luft- und Raumfahrt“,<br />

Materialise hat<br />

die Halterungen im<br />

Metall-3D-Druck<br />

aus Titan gefertigt.<br />

Bild: Bradford Space<br />

sagt Santana. „Natürlich kommt es auf<br />

das Produkt oder das Geschäftsmodell an,<br />

aber wenn es Sinn macht, ein Teil im<br />

3D-Druckverfahren herzustellen, werden<br />

die meisten Unternehmen das jetzt tun.<br />

Im Allgemeinen geht es schneller, und die<br />

Kosten sind in der Regel vergleichbar oder<br />

sogar niedriger. Manchmal, wie bei unseren<br />

Halterungen, entwerfen die Ingenieure<br />

zudem ein Design mit Geometrien, die<br />

für herkömmliche Fertigungsmethoden zu<br />

komplex sind.“ (fr)<br />

Alles rund um<br />

die Verbindung<br />

Wenn man alles aus einer Hand bekommt,<br />

passt auch alles perfekt zusammen!<br />

Deshalb bietet Ihnen ARNOLD lückenlose Komplettsysteme:<br />

Engineering, Verbindungselemente, Zuführtechnik,<br />

Verarbeitungssysteme, Remote Services – präzise<br />

abgestimmt auf Ihr individuelles Produktkonzept.<br />

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in Stuttgart<br />

07. – 10.11.2023<br />

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Elemente<br />

Baugruppen<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2023 47


TECHNIK » Interview<br />

Dr. Henrike Wonneberger, COO & Co-Founder der 3D-Druck-Plattform Replique im Interview<br />

„Digitale Dateien transportieren,<br />

Waren dezentral produzieren“<br />

Replique betreibt eine industrielle 3D-Druck-Plattform, die es OEMs ermöglicht, Ersatzteile digital<br />

zu speichern. Ziel des jungen Unternehmens ist es, das weltweit größte digitale Warenlager<br />

für Ersatzteile auf Abruf zu werden. Wie diese bedarfsgerechte, dezentrale Produktion von<br />

3D-druckbaren Einzelteilen und Kleinserien funktioniert und welche Vorteile sich durch diesen<br />

Fertigungsweg ergeben, erklärt COO & Co-Founder Dr. Henrike Wonneberger im Interview.<br />

» Interview: Dr.-Ing. Ralf Beck, Redakteur Konradin Industrie<br />

Replique betreibt eine industrielle Plattform<br />

für den 3D-Druck. Was genau ist<br />

die Idee oder das Geschäftsmodell?<br />

Lieferketten sind heutzutage zwar sehr<br />

effizient, aber damit auch störanfällig.<br />

Gerade im Ersatzteilmanagement stehen<br />

Unternehmen oft vor dem Problem, dass<br />

kritische Teile fehlen oder nur zu hohen<br />

Kosten über traditionelle Fertigungstechnologien<br />

beschafft werden können. Mit<br />

unserem digitalen Warenlager können wir<br />

diese Probleme lösen und Bauteile auf<br />

Abruf über ein angebundenes globales<br />

Netzwerk von 3D-Druckservicebüros lokal<br />

produzieren.<br />

Diese Umstellung auf eine bedarfsgerechte<br />

Produktion macht die Herstellung von<br />

Ersatzteilen und Kleinserien effizienter<br />

und widerstandsfähiger. Durch unsere<br />

Plattform können wir die Lagerbestände<br />

reduzieren, Verfügbarkeit steigern und<br />

gleichzeitig das gebundene Kapital und<br />

damit verbundene Risiken senken.<br />

Dr. Henrike Wonneberger, COO & Co-Founder, Replique GmbH.<br />

Bild: Replique<br />

Wie ist Replique entstanden?<br />

Die Idee zu Replique entstand im Rahmen<br />

unserer Arbeit im Bereich der BASF- Ini -<br />

tiative „Digitale Transformation“: Daten<br />

transportieren, statt physischen Produkten.<br />

Nach einem erfolgreichen Pitch im<br />

internen Geschäftsinkubator der BASF<br />

(Chemovator) konnten wir bereits erste renommierte<br />

Kunden wie Miele und Alstom<br />

gewinnen und Replique von der Idee hin<br />

zum Geschäft entwickeln. Nun sind wir<br />

eigenständig, mit STS Ventures als Lead<br />

Investor unserer Seed-Finanzierungsrunde.<br />

48 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2023


Bild: Replique<br />

Die digitale Produktionsplattform<br />

von Replique<br />

ermöglicht es OEMs,<br />

Teile auf Abruf, überall<br />

und ab Losgröße eins<br />

bereitzustellen.<br />

Wie groß ist das Team von Replique<br />

jetzt?<br />

Derzeit besteht unser Team aus insgesamt<br />

16 Mitarbeitenden, die in verschiedenen<br />

Bereichen von Vertrieb, Marketing, IT,<br />

Engineering und Qualitätssicherung arbeiten.<br />

Jeder von uns trägt zum Erfolg<br />

von Replique bei und wir sind stolz darauf,<br />

gemeinsam durch dezentrale Fertigung<br />

auf Abruf Lieferketten von heute zu<br />

revolutionieren.<br />

Replique wurde im Juni 2023 von Chemovator,<br />

dem Business-Inkubator der<br />

BASF, ausgegründet. Was bedeutet dieser<br />

Schritt für Ihr Unternehmen?<br />

Die Ausgründung von Chemovator bedeutet<br />

für uns vor allem Unabhängigkeit und<br />

Wachstum. Während die BASF zwar aktiv<br />

im 3D-Druck-Markt tätig ist und sich dabei<br />

auf Materialien und Anwendungen<br />

konzentriert, dreht sich bei Replique alles<br />

um die digitale Seite des 3D-Drucks. Uns<br />

wurde daher schnell klar, dass wir uns als<br />

eigenständiges Unternehmen etablieren<br />

müssen, um in diesem dynamischen<br />

Marktumfeld agieren zu können.<br />

Unsere Unabhängigkeit von BASF ermöglicht<br />

es uns, mit einem breiteren Netzwerk<br />

von Lösungsanbietern zusammenzuarbeiten.<br />

Aufgrund unserer Verbindung<br />

zur BASF bringen wir zudem ein tiefes<br />

Verständnis für Materialien, industrielle<br />

Standards und Prozessqualifikationen<br />

mit. Dieses Know-how ermöglicht es uns,<br />

genau das zu liefern, was unsere Kunden<br />

brauchen, um im AM-Bereich erfolgreich<br />

zu sein: einen unabhängigen Partner, der<br />

ihnen Zugang zum gesamten 3D-Druck-<br />

Ökosystem eröffnet.<br />

Wie macht sich der Einfluss der Investoren<br />

bemerkbar?<br />

Durch unsere Investoren erhalten wir<br />

nicht nur finanziellen Rückhalt, sondern<br />

auch einen strategischen Mehrwert. Unsere<br />

Investoren sind sehr gut in der Industrie<br />

vernetzt, was uns neue Marktchancen<br />

eröffnet. Langfristig wollen wir uns zudem<br />

international stärker etablieren.<br />

Auch hier können uns unsere Investoren<br />

durch ihre Erfahrung in Bezug auf Internationalisierungsstrategien<br />

unterstützen.<br />

Welche konkreten Aufträge/Anwendungen<br />

bieten sich für Ihre 3D-Druck-<br />

Plattform an?<br />

3D-Druck eignet sich im Grunde für alle<br />

Kleinserien und Einzelteile. Dazu zählen<br />

unter anderem das Ersatzteilgeschäft, bei<br />

dem Bedarfe oft schwer abzuschätzen<br />

sind, der Ramp-up neuer Produkte oder<br />

die Fertigung individueller Komponenten.<br />

Denn für Kleinserien ist die traditionelle<br />

Fertigung in vielen Fällen nicht kosteneffizient,<br />

aufgrund der Herstellung teurer<br />

Gussformen. Dadurch kommt es auch zu<br />

hohen Mindestbestellmengen. Alle Teile<br />

auf Lager zu halten ist nicht sehr effizient.<br />

Sie nicht verfügbar zu haben, jedoch<br />

noch teuer.<br />

Da helfen die digitale Lagerung und bedarfsgerechte<br />

Produktion immens. Mit<br />

unserer Plattform können Bestellungen<br />

einfach und in gleichbleibender Qualität<br />

wiederbestellt werden. Letztlich kann<br />

3D-Druck auch als Back-up-Lösung für<br />

kritische Teile genutzt werden, die im<br />

Falle von Lieferkettenstörungen einfach<br />

reproduziert werden können.<br />

Welche Dienstleistungen sind bei einem<br />

Auftrag möglich?<br />

Je nach den individuellen Bedürfnissen<br />

unserer Kunden bieten wir eine breite<br />

Palette von Dienstleistungen an. Einige<br />

Kunden haben bereits druckfertige Dateien<br />

und benötigen nur Druckdienstleistungen.<br />

Andere brauchen Unterstützung bei<br />

der Identifizierung von 3D-druckbaren<br />

Teilen, bei der Auswahl von Materialien<br />

und Technologien oder gar beim Design<br />

sowie Reverse Engineering. Unser Ziel ist<br />

es, unsere Kunden bei jedem Schritt ihrer<br />

3D-Druck-Reise zu unterstützen.<br />

Gefertigt wird dezentral und kundennah,<br />

das heißt die Herstellung wird von<br />

Partnern übernommen. Wie viele Produktionspartner<br />

gibt es und wo überall<br />

in der Welt sitzen diese?<br />

Wir haben aktuell mehr als 85 Produk -<br />

tionspartner auf allen sechs Kontinenten<br />

der Welt, in Druckern übersetzt sind das<br />

mehr als 2500. Unser Fokus liegt aktuell<br />

insbesondere auf Europa, hier haben wir<br />

in nahezu jedem Land Produktionspartner.<br />

Wie wird die Qualitätssicherung bei einer<br />

solchen dezentralen Fertigung gewährleistet?<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2023 49


TECHNIK » Interview<br />

Zur Qualitätssicherung haben wir unter<br />

anderem das Qualitätsmodul RSure in<br />

unsere Plattform integriert. Produktionspartner<br />

füllen nach der Fertigung eine<br />

vom Kunden zuvor definierte Qualitäts-<br />

„Checkliste“ digital aus, die zentral mit<br />

den dazugehörigen Produktionsparametern<br />

auf der Plattform gespeichert wird.<br />

Zudem können wir Produkte mittels einer<br />

Art QR-Code „markieren“, sodass der<br />

Nutzer mittels einfachem Scan per<br />

Smartphone am Teil alle relevanten teilespezifischen<br />

Informationen erhält.<br />

Wie sicher ist ihre Produktionsplattform?<br />

Wie können Sie den Schutz des<br />

geistigen Eigentums Ihrer Auftraggeber<br />

zuverlässig gewährleisten?<br />

Durch Verschlüsselung unserer Plattform<br />

können wir die nötige Sicherheit im industriellen<br />

Umfeld gewährleisten. Dabei<br />

können wir auch die Druckaufträge selbst<br />

verschlüsseln. Das bedeutet, dass unser<br />

Druckpartner über die Plattform einen<br />

vorqualifizierten Druckauftrag erhält, den<br />

er nicht ändern kann. Er kann lediglich das<br />

passende Material im richtigen Drucker<br />

einlegen. Das setzt sowohl die Menge als<br />

auch Qualität der Druckparameter fest.<br />

Welche additiven Fertigungstechno -<br />

logien sind über Ihre Produktionspartner<br />

realisierbar?<br />

Dank unserer Produktionspartner können<br />

wir auf alle gängigen additiven Fertigungstechnologien<br />

zurückgreifen, also<br />

von Polymerdruck wie FDM, SLS, SLA und<br />

MJF zu Metalldruck wie SLM, um nur<br />

einige Technologien zu nennen.<br />

Welche Materialien sind möglich und<br />

welche Unterstützung gibt es bei der<br />

Auswahl?<br />

Wir bieten eine sehr breite Materialpalette<br />

von Polymeren, Metall und Keramik.<br />

Dazu zählen auch Hochleistungspolymere<br />

und zertifizierte Materialien. Wir unterstützen<br />

Kunden dabei, traditionelle Materialien<br />

in 3D-Druck-Materialien zu übersetzen<br />

und das richtige Material für jeden<br />

Anwendungsfall zu finden. Dafür launchen<br />

wir zum Start der Formnext eine offene<br />

Materialdatenbank, mit der Anwender<br />

unkompliziert das optimale Material<br />

anhand unterschiedlicher Filteroptionen<br />

finden können. Unsere Kooperation mit<br />

vielfältigen Materialpartnern ermöglicht<br />

es, Materialexpertise und -innovation<br />

direkt an unsere Kunden weiterzutragen<br />

und bei der Entwicklung anwenderindi -<br />

vidueller Materialien zu unterstützen.<br />

Ihre Plattform ermöglicht es den Kunden,<br />

Teile bedarfsgerecht zu bestellen.<br />

Lässt sich der Prozess in andere Bestellkanäle<br />

integrieren?<br />

Viele Unternehmen haben bereits eigene<br />

Bestellkanäle für Mitarbeiter und Kunden,<br />

wie Webshops oder ERP-Systeme. Um den<br />

Mehraufwand gering zu halten, können<br />

wir diese an unsere Plattform anbinden.<br />

Wie das funktioniert, zeigt unsere Zusammenarbeit<br />

mit Miele. Endkunden können<br />

über den Miele-Webshop einfach das<br />

3D-gedruckte Zubehörteil bestellen. Die<br />

Bestellung wird im Hintergrund automatisiert<br />

über unsere Plattform abgewickelt<br />

und das Teil von unserem 3D-Druckpartner<br />

direkt an den Endkunden versendet.<br />

Wie kann die Replique-Plattform zu<br />

mehr Nachhaltigkeit, Robustheit und<br />

Effizienz beitragen?<br />

Ein anschauliches Beispiel für unsere<br />

Nachhaltigkeitsinitiative ist unsere Partnerschaft<br />

mit dem Gartenmöbellieferanten<br />

Siena Garden. In dieser Zusammen -<br />

arbeit fertigen wir sogenannte „Ewige<br />

Ersatzteile“, darunter beispielsweise Fußkappen<br />

für Gartenstühle.<br />

Durch diese Initiative ermöglichen wir Reparaturen<br />

von Produkten, für die zuvor keine<br />

Ersatzteile verfügbar waren. Obwohl die<br />

Ersatzteile zwar auf den ersten Blick relativ<br />

teuer erscheinen, ist das Konzept beim genaueren<br />

Hinschauen nicht nur nachhaltiger,<br />

sondern auch günstiger durch die Chance,<br />

die Gartenmöbel länger nutzen zu können.<br />

Gleichzeitig reduzieren wir physische Lagerbestände,<br />

minimieren Transportwege und<br />

ermöglichen es Unternehmen durch On-demand-Produktion<br />

über eine Vielzahl unterschiedlicher<br />

Produktionspartner weltweit,<br />

flexibel auf Veränderungen zu reagieren. Ein<br />

perfekter Mix aus Effizienz und Resilienz.<br />

Bild: Replique<br />

Die Pokale für die World Car Awards 2023 wurden über Replique 3D-gedruckt und vom<br />

Automobildesigner Ian Callum entworfen.<br />

Welcher war der außergewöhnlichste<br />

Auftrag?<br />

Einer der außergewöhnlichsten Aufträge<br />

war die Herstellung von 3D-gedruckten<br />

Pokalen für die World Car Awards 2023 in<br />

Zusammenarbeit mit dem Designstudio<br />

Callum. Das sind nicht gerade Standardteile<br />

im industriellen Bereich. Das Projekt<br />

verdeutlicht jedoch das Potenzial von<br />

3D-Druck bezüglich Designfreiheit,<br />

schnellem Time-to-Market und bedarfsgerechter<br />

Produktion in kleinen Serien.<br />

Wir haben uns sehr über die positive Resonanz<br />

aus der Automobilindustrie gefreut.<br />

50 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2023


ANZEIGE<br />

Foto: MKS | Ophir<br />

Ophir Messtechnik für jede AM-Anwendung: Qualität in jeder Schicht<br />

Messtechnik für nachhaltigere Fertigung<br />

Das pulverbettbasierte selektive Laserschmelzen ermöglicht es, filigrane und beliebig<br />

komplexe Strukturen zu schaffen. Ressourcenschonend wird dabei nur das tatsächlich<br />

benötigte Material aufgeschmolzen und verarbeitet. Allerdings: Die Vorteile in Hinblick<br />

auf die Nachhaltigkeit zahlen sich nur bei konstanter Fertigungsqualität aus.<br />

Ausschuss vermeiden<br />

Sobald die Maschinen Ausschuss produzieren, leidet<br />

die Ökobilanz signifikant. Entscheidend sind sowohl<br />

die Qualität der verwendeten Materialien als<br />

auch des bzw. der fokussierten Laserstrahlen. Lange<br />

wurden die Laserparameter beim selektiven Laserschmelzen<br />

nur in der Konstruktionsphase gemessen.<br />

Hier findet aktuell ein Umdenken statt. Mit der zunehmenden<br />

Industrialisierung der Technologie werden<br />

Qualitätsprüfung und Wiederholbarkeit in der Anwendung<br />

immer wichtiger.<br />

Messtechnik speziell für AM-Systeme<br />

Mit dem Ophir BeamWatch AM entwickelte MKS<br />

ein System zur Messung von Lasern speziell für die<br />

Additive Fertigung, das auf einer berührungslosen<br />

Messung des Laserstrahls basiert. Jetzt erweiterte<br />

MKS sein Portfolio um zwei weitere AM-Messgeräte:<br />

Das Ophir Ariel Leistungsmessgerät ist äußerst kompakt<br />

– es passt auf eine Hand – und arbeitet völlig autark.<br />

Die Stromversorgung übernimmt ein integrierter<br />

Akku, die Datenübertragung erfolgt mittels Bluetooth.<br />

Mit einer eigenen App lässt sich das Messgerät<br />

bequem per Handy bedienen. Es eignet sich zudem<br />

für grüne und blaue Laser.<br />

Das Ophir BeamPeek Analysegerät erfasst sowohl<br />

Leistung als auch Strahlprofil. Dank eines eigens entwickelten<br />

Kühlsystems mit auswechselbaren Einschüben<br />

lassen sich Leistung und Strahlprofil des Lasers<br />

schnell und ohne Abkühlzeiten zwischen aufeinanderfolgende<br />

Messungen ermitteln.<br />

Die additive Fertigung bietet beste Voraussetzungen,<br />

um nachhaltig zu fertigen. Gelingt es, die Atmosphäre<br />

in der Baukammer, die Qualität des verwendeten<br />

Pulvers und den Laserstrahl optimal abzustimmen,<br />

wird Ausschuss vermieden, die Energieeffizienz<br />

steigt und der Materialverbrauch sinkt.<br />

KONTAKT<br />

Ophir Spiricon Europe GmbH<br />

MKS Instruments<br />

Guerickeweg 7<br />

D-64291 Darmstadt<br />

Telefon: +49 6151 708–0<br />

E-Mail: Info-Ophir-EU@mksinst.com<br />

www.ophiropt.com<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2023 51


» TECHNIK<br />

Wie digitale Assistenzsysteme die Produktentwicklung beschleunigen<br />

Auf Knopfdruck:<br />

Neue Produktvarianten erstellen<br />

Schneller bessere Produkte entwickeln: Das bieten digitale Assistenzsysteme auf Basis<br />

von algorithmischen Designs. Wie sie funktionieren und welche Vorteile sie bringen,<br />

zeigt der Use Case kleiner Wärmeüberträgerrohre (Heatpipes). Den Transfer in die<br />

Wirtschaft treibt das Aachen Center for Additive Manufacturing (ACAM) mit Experten<br />

des Lehrstuhls Digital Additive Production (DAP) der RWTH Aachen voran.<br />

» Stefan Reich, M. Sc., Technologie-Experte Design for Additive Manufacturing am ACAM und Gruppenleiter<br />

am Lehrstuhl DAP der RWTH Aachen<br />

Algorithmisches Design im Maschinenbau funktioniert<br />

so: Der Konstrukteur abstrahiert das<br />

Bauteil in Funktionen und beschreibt diese Funktionen<br />

über Algorithmen. Er hat dann keine CAD-Daten<br />

auf dem Bildschirm, sondern visualisierte Algorithmen.<br />

Die Methode ermöglicht es nun, automatisierte<br />

Designkonfiguratoren zu konzipieren. Sie dienen<br />

als digitale Assistenzsysteme und entlasten den<br />

Konstrukteur in der Produktentwicklung.<br />

Diese Dateikonfiguratoren übernehmen automa -<br />

tisiert Aufgaben beim Konzipieren, Entwerfen und<br />

Ausarbeiten. Der Konstrukteur muss nur noch<br />

Eingabedaten einspeisen (zum Beispiel verfügbarer<br />

Bauraum) und am Ende die automatisch generierten<br />

Varianten bewerten.<br />

„Auf Knopfdruck“ können unterschiedliche Produktvarianten<br />

erstellt werden. Verändert sich in einer<br />

Konstruktion eines der umliegenden Bauteile und<br />

Heterogene Dochtstruktur im Inneren einer Heatpipe,<br />

konzipiert für die additive Fertigung. Sie lässt sich auf<br />

Knopfdruck an veränderte Bedingungen anpassen.<br />

Bild: DAP<br />

52 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2023


Bild: DAP<br />

Hier wird der<br />

Effizienz unterschied<br />

deutlich: Gegenüberstellung<br />

von konventionellem<br />

Produktentwicklungsprozess<br />

mit dem Einsatz von<br />

Designkonfigurationen<br />

(rechts), welche<br />

die Produktentwicklung<br />

beschleunigen.<br />

somit auch der vorhandene Bauraum, wird mit Eingabe<br />

des veränderten Bauraums eine neue Variante erzeugt.<br />

Ähnlich verhält es sich, wenn der Konstrukteur zum<br />

Beispiel ein Bauteil mit höherer Steifigkeit benötigt.<br />

Durch das Generieren von Lösungsvarianten über<br />

die Methode des algorithmischen Designs kann ein<br />

erheblicher Zeitvorteil entstehen, da händische und<br />

zeitaufwändige Anpassungen der Konstruktion vermieden<br />

werden. Im Zusammenspiel mit der additiven<br />

Fertigung lassen sich darüber hinaus Synergieeffekte<br />

nutzen: geringe Stückkosten bei kleinen Losgrößen<br />

und größere Designfreiheiten.<br />

Sinnvolle Anwendungsbeispiele finden sich dort,<br />

wo hohe Variantenvielfalt gegeben ist. Sie lassen<br />

sich in fast allen Sparten identifizieren: Bei hydrau -<br />

lischen Verbindungselementen, bei Halterungen und<br />

Formwerkzeugen ebenso wie bei medizinischen<br />

Implantaten, Gasbrennern oder Wärmeübertragern<br />

– hier unser Anschauungsbeispiel.<br />

Mit steigender Leistung und Packungsdichte elektronischer<br />

Bauteile nimmt auch die Abwärme zu, die<br />

auf engem Raum erzeugt wird. Dies führt zu höheren<br />

Wärmestromdichten und Ausfallrisiken. Heute<br />

werden bis zu 55 % der Ausfälle von Elektronikbauteilen<br />

auf überhöhte Temperaturen zurückgeführt.<br />

Dies führt zu steigenden Anforderungen an Wärmemanagementkomponenten,<br />

wie der Heatpipe. Kaum<br />

bekannt, wird sie in nahezu allen Smart Devices (zum<br />

Beispiel Laptops und Smartphones) zur Kühlung eingesetzt<br />

und begleitet uns jeden Tag.<br />

Heatpipes gibt es in verschiedenen Ausführungen,<br />

jedoch ist das grundlegende Funktionsprinzip bei<br />

allen Formen gleich: In einem geschlossenen System<br />

wird Wärme in einem flüssigen Arbeitsmedium<br />

aufgenommen, im nunmehr gasförmigen Zustand<br />

transportiert und in einem Kondensator wieder abgegeben.<br />

Das Arbeitsmedium wird dann in der Regel in<br />

einer Dochtstruktur durch Kapillarkräfte in den<br />

Verdampfer zurückgeführt.<br />

Über die Verdampfung können die Heatpipes eine<br />

große Wärmemenge aufnehmen und transportieren.<br />

Die Wärmeleitfähigkeit ist daher um mehrere<br />

Größenordnungen höher als bei Vollmaterial gleicher<br />

Abmessungen (wie Kupfer).<br />

Die Herstellung der porösen Dochtstruktur im<br />

Inneren der Heatpipe ist in der Regel komplex und<br />

erfolgt durch Aufwickeln von Metallgewebe oder<br />

durch Sintern. Konventionell werden die Dochtstruktur<br />

und die äußere Hülle dann zusammengefügt und<br />

in Form gebogen, wobei die Gefahr besteht, dass der<br />

Docht beschädigt und folglich die Leistung der Heatpipe<br />

verringert wird.<br />

Abhilfe schafft hier die additive Fertigung: Der<br />

Außenmantel und die poröse Dochtstruktur können<br />

direkt in der gewünschten Form hergestellt werden.<br />

Außerdem lässt sich die Dochtstruktur heterogen<br />

(mit örtlich angepassten Eigenschaften) fertigen,<br />

was die Leistung deutlich erhöhen kann.<br />

Anpassen per Knopfdruck<br />

Mit automatisierten Designkonfiguratoren lässt sich<br />

die Heatpipe später auf Knopfdruck an geänderte<br />

Einbaubedingungen und Leistungsklassen anpassen,<br />

zum Beispiel für die nächste Produktgeneration. Und<br />

additiv kann die neu gestaltete Komponente werkzeuglos<br />

und schnell gefertigt werden.<br />

Die Aachener Institute wollen diese Technologie<br />

der Industrie zugänglich machen. Das ACAM unterstützt<br />

Unternehmen zusammen mit den Techno -<br />

logieexperten des DAP mit anwendungsorientierten<br />

Lösungen auf Basis der aktuellen Forschung. Das<br />

geschieht ganz nach Bedarf und auf Anfrage.<br />

anfrage@acam-aachen.de<br />

Mehr Infos: acam.rwth-campus.com<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2023 53


TOPSTORY » Vernetzte Blechfertigung<br />

Bild: Bystronic<br />

Digital vernetzte Fertigung in der Blechindustrie<br />

ist mehr als nur der Einsatz neuer digitaler<br />

Elemente, Sensoren und Software. Es erfordert<br />

ein neues Denken in der Fertigungs-IT.<br />

Worauf Blechteilefertiger beim Einstieg ins Industrial Internet of Things achten sollten<br />

Digital vernetzen<br />

im Bestand<br />

Eine Neugründung auf der grünen Wiese lässt sich leicht mit digital vernetzter<br />

Blechfertigung aufbauen. In der Praxis sind es aber Unternehmen mit gewachsenen<br />

Produktionsumgebungen aus alten und neuen Maschinen und unterschied licher<br />

Software, die sich auf den Weg in die Welt von Industrie 4.0 machen sollen.<br />

Dabei müssen sie einige Hürden überwinden.<br />

» Volker Albrecht, Fachjournalist in Bamberg<br />

54 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2023


Die Vision der Smart Factory, wie sie in Industrie<br />

4.0 entwickelt wurde, wird auch in naher Zukunft<br />

bei den meisten Blechbearbeitern nicht umgesetzt<br />

sein. Von der komplett vernetzten und automatisierten<br />

Produktionsumgebung, in der alle Daten der<br />

Fertigung erfasst und in einer Plattform respektive<br />

einer angebundenen Cloud für verschiedene Auswertungen<br />

und Programme in Echtzeit bereitgestellt<br />

werden, ist man ziemlich weit entfernt. Ganz zu<br />

schweigen von digitalen Vernetzungen mit Kunden<br />

und Lieferanten über das Internet of Things.<br />

Aber in der Branche bewegt sich etwas. Die Vorteile<br />

und Chancen der digitalen Vernetzung werden von<br />

vielen Unternehmen erkannt. Die Maschinenhersteller<br />

präsentieren erste bei Kunden umgesetzte „Smart<br />

Factorys“ oder innovative Anwendungen digital vernetzter<br />

Fertigungszellen.<br />

So anschaulich und verlockend sich die Visionen<br />

der Industrie 4.0 lesen, es ist bei weitem noch nicht<br />

ausgemacht, wie der Weg dorthin aussieht. Die Anbieter<br />

verfolgen durchaus unterschiedliche Wege auf<br />

dem Weg in das Industrial Internet of Internet of<br />

Things (IIoT) – also jenem abgeschirmten Teil des Internet<br />

of Things, in dem Produktionswissen hinterlegt<br />

ist und optimiert wird.<br />

Die Prinzipien des IIoT und seine Ziele sind festgelegt,<br />

die konkrete Ausgestaltung der IT-Architektur<br />

dahinter ist es nicht. Hier prägen ganz unterschied -<br />

liche Ansätze und Entwicklungsrichtungen die Angebote.<br />

Dabei geht es auch um die Frage, wie vorhandene<br />

betriebliche Software wie ERP-, ME-Systeme<br />

oder Scada eingebunden wird und wie zugehörige<br />

Plattformen ausgestaltet sind. Insgesamt sind der<br />

Markt selbst sowie die technischen Systementwicklung<br />

eher unübersichtlich, was gerade kleinen und<br />

mittelständischen Blech bearbeitern hinsichtlich der<br />

Evaluation geeigneter Lösungen größere Anstrengungen<br />

abverlangen wird. Eine externe fachliche Unterstützung<br />

dürfte ange raten sein.<br />

Auflösen der Automatisierungspyramide<br />

Viele Unternehmen in der Branche sind mehr oder<br />

weniger automatisiert und technisch gut aufgestellt.<br />

In ihren Hallen findet sich oft ein Maschinenmix<br />

unterschiedlicher Hersteller und Baujahre; ähnlich<br />

vielfältig ist auch die eingesetzte Software. Neben<br />

Softwarepaketen der Maschinenhersteller werden<br />

Programme maschinenunabhängiger Softwarehäuser<br />

und für die Verwaltung der Geschäftsprozesse<br />

betriebliche Software wieder anderer Hersteller<br />

genutzt. Das Spektrum in den Betrieben reicht von<br />

der einfachen Grundausstattung mit CAD/CAM-<br />

System samt Nesting-Tool und einfacher Auftragsverwaltung<br />

samt Maschinenbelegungsplanung bis<br />

zur High-End-Ausstattung mit Webshop samt automatischer<br />

Machbarkeitsprüfung, CAD/CAM-Assistenten<br />

bis Auftragsverwaltung und Fertigungssteuerung.<br />

BDE-Systeme ermöglichen die Maschinenüber -<br />

wachung.<br />

Insofern orientiert sich die IT- und Automati -<br />

sierungsarchitektur in vielen Unternehmen an<br />

der Automatisierungspyramide. Sie wurde in den<br />

1980er-Jahren definiert, als große Lose und lange<br />

Lieferzeiten die Produktion prägten. Die Automatisierungspyramide<br />

teilt die Produktion eines Industrieunternehmens<br />

in Hierarchieebenen für die Steuerung,<br />

Planung und Überwachung auf. Das reduziert<br />

die Komplexität und grenzt Zuständigkeiten ab. Die<br />

jeweiligen Ebenen werden durch Systeme wie ERP<br />

auf der Geschäftsprozesssteuerung, MES auf der Fertigungsplanung<br />

samt Produktionsfeinplanung, Scada<br />

Bild: Tom Oettle<br />

Es liegt nicht am Wollen<br />

Was viele Blechteilefertiger am Umsetzen eines durchgängigen<br />

Industrie 4.0-Konzepts hindert, ist nicht deren Bereitschaft,<br />

sich darauf einzulassen. Vielmehr sind die unterschiedlichen<br />

Lösungsansätze, unklaren Entwicklungsrichtungen<br />

und der unübersichtliche Markt für die überwiegend<br />

kleinen und mittleren Betriebe kaum zu durschauen.<br />

Es fehlt oft an kompetenten Fachberatern.<br />

Manch kleiner Betrieb steht<br />

vor der Frage, ob sich der Aufbau einer<br />

eigenen IT-Abteilung überhaupt<br />

rechnet. Wer einsteigen will, muss<br />

frühzeitig die personellen und finanziellen<br />

Ressourcen aufbauen.<br />

Mona Willrett,<br />

Redakteurin <strong>Industrieanzeiger</strong><br />

Die Automationspyramide<br />

bildet seit den<br />

1980er-Jahren die<br />

Grundstruktur in der<br />

Automations- und der<br />

Informationstechnik.<br />

Bild: Archiv Albrecht<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2023 55


TOPSTORY » Vernetzte Blechfertigung<br />

Mit dem Industrial<br />

Internet of Things löst<br />

sich die Automatisierungspyramide<br />

auf in<br />

eine Netzstruktur und<br />

eine Datenwolke.<br />

Bild: Orbis / HIR GmbH<br />

auf der Ebene der Maschinenüberwachung und SPS<br />

auf der Ebene der Maschinen- und Anlagensteuerung<br />

unterstützt. Innerhalb der jeweiligen Ebenen<br />

werden verschiedene Datenübertragungssysteme<br />

eingesetzt, die einen digitalen Datenaustausch über<br />

verschiedene Ebenen hinweg erschweren. Das Ergebnis<br />

ist die in vielen Fertigungshallen und Büros zu<br />

beobachtende Zettelwirtschaft.<br />

Kernelement IIoT-Plattform<br />

In der Pyramide nimmt von oben nach unten die verarbeitete<br />

Datenmenge sowie die Zahl der Teilnehmer<br />

am Netzwerk ab und die Bedeutung der Verarbeitungszeit<br />

zu. Erlaubt das ERP-System noch vergleichsweise<br />

lange Planungszeiten, arbeitet SPS auf<br />

Maschinenebene unter Echtzeitanforderungen.<br />

Mit der Zeit haben sich in der Praxis Überschneidungen<br />

zwischen den Softwaresystemen herausge-<br />

bildet, sodass Funktionalitäten teils mehrfach verfügbar<br />

sind.<br />

Kerngedanke des Industrial Internet of Things ist<br />

es, die Automatisierungspyramide aufzulösen und<br />

durch ein Netzwerk zu ersetzen, das alle Elemente<br />

vom Topfloor bis zum Shopfloor vernetzt und umfassenden<br />

Datenaustausch zwischen allen Elementen<br />

und Programmen ermöglicht. Von der Maschinen-<br />

SPS bis zur Produktionsplanung und Auftragsverwaltung.<br />

Einerseits werden so alle Daten erfasst, eindeutig<br />

gekennzeichnet und so vorgehalten, dass verschiedene<br />

Programme und Anwendungen dieselben<br />

Daten nutzen. Dazu werden die Zustandsdaten der<br />

Maschinen mit Sensoren und Aktoren erfasst. Ältere<br />

Maschinen lassen sich mit Sensoren und Aktoren<br />

sowie Gateways oder Edge-Devices nachrüsten, die<br />

in den Sensoren ermittelten Zustände datentechnisch<br />

aufbereiten und weiterleiten. Der Einsatz<br />

Alle Elemente der<br />

Smarten Fabrik sind<br />

Elemente des IIoT und<br />

haben ihre eindeutigen<br />

Datenentsprechung.<br />

Bild: Fraunhofer IPK<br />

56 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2023


von Edge-Computern erlaubt es, Datenauswertungen<br />

direkt im Gerät vorzunehmen, bevor eventuell auf -<br />

bereitete Daten in der Cloud gespeichert werden.<br />

Jüngere Maschinen sind dazu Industrie-4.0-ready<br />

und übermitteln die Daten in einem einheitlichen<br />

maschinenlesbaren OPC-UA-Schnittstellen-Standard.<br />

Andersherum wird damit auch eine Steuerung<br />

der moderneren Maschinen möglich.<br />

Der Markt für IoT-Plattformen<br />

Das setzt eine stabile IT-Infrastruktur voraus und den<br />

Einsatz von Internet-Plattformtechnologien. Eine<br />

IIoT-Plattform sorgt für die Konnektivität unter den<br />

vernetzten Geräten, Programmen und Speichermedien.<br />

Hierbei gehen im Markt die Definitionen mittlerweile<br />

auseinander. Abweichend von den Urge -<br />

danken einer kompletten Auflösung der Automatisierungspyramide<br />

durch IIoT-Plattformen, beschränken<br />

einige Anbieter die Funktion der IIoT-Plattform auf<br />

Verknüpfungen auf dem Shopfloor. ERP- und ME-<br />

Systeme sowie weitere Anwendungen werden als<br />

Komplettsysteme eingebunden. Das Speichern der<br />

Bild: PSI Automotive & Industry GmbH<br />

Daten erfolgt in der Cloud oder vor Ort. Im Markt<br />

werden rund 450 IoT-Plattformen angeboten. Alle<br />

erlauben zwar, digitalisierte Maschinen und Geräte<br />

zu vernetzen, zentral zu verwalten und zu bedienen,<br />

aber im Detail sind die Leistungsangebote sehr unterschiedlich.<br />

Das zeigt eine Untersuchung der 21<br />

bekanntesten IIot-Plattformen durch das BMWK-<br />

Förderprojekt IIP-Ecosphere.<br />

Die komplette Fertigung<br />

wird als digitaler<br />

Zwilling im Industrial-<br />

Internet-of-Things<br />

abgebildet. Zusammen<br />

bilden Daten und reale<br />

Entsprechung ein Cyber-Physisches<br />

System.<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2023 57


TOPSTORY » Vernetzte Blechfertigung<br />

Praktische Anwendung: Sorting Guide von Trumpf. Dem Bediener kann am<br />

Bildschirm angezeigt werden, welche Teile zu welchem Auftrag gehören.<br />

Bild: Trumpf<br />

Eine vernetzte Fertigung erlaubt schnelle Reaktionen auf Änderungen in der<br />

Produktionsplanung – automatisch.<br />

So lassen sich die meisten Plattformen mit<br />

einem breiten Spektrum von Protokollen und<br />

Datenstandards in vielfältige Betriebsumgebungen<br />

integrieren, aber schon hinsichtlich der Datenverwertung<br />

in Echtzeit gibt es deutliche Unterschiede.<br />

Ein Großteil der Plattformen nutzt Cloud-Technologien.<br />

Allerdings ist nur bei einem kleinen Teil die<br />

Cloud-Nutzung optional, was Vor-Ort-Auswertungen<br />

bei kritischen Anwendungen erschwert. Hinsichtlich<br />

des Einbindens von KI-Anwendungen geben sich die<br />

Plattformen unklar oder vage in ihren Aussagen,<br />

heißt es. Und nicht alle Plattformen ermöglichen das<br />

Einbinden von Edge-Geräten. Es hängt von der Plattform<br />

ab, wie die Datenspeicherung und Datenverarbeitung<br />

auf den Edge-Geräten oder der Steuerung<br />

der Maschinen und Geräte unterstützt wird.<br />

Ganz unterschiedlich handhaben die Plattformen<br />

die Ausführung kundenspezifischer Anwendungen,<br />

die Offenheit für Ergänzungen oder die Zusammenarbeit<br />

mit anderen Plattformen. Selbst der Einsatz<br />

von digitalen Zwillingen ist nicht überall unterstützt.<br />

Und nicht alle Anbieter unterstützen neuere Datenstandards<br />

und Protokollfamilien wie Open Plattform<br />

Communications Unified Architecture (OPC-UA),<br />

Universal Machine Technology Interface (Umati) oder<br />

Industrie 4.0-Verwaltungsschalen.<br />

Es sei an dieser Stelle angemerkt, dass hinsichtlich<br />

der IT-Architektur des Industrial Internet of Things<br />

derzeit die IIot-Plattform überwiegt, es gibt aber<br />

auch Stimmen, die moderne MES-Systeme mit IIOT-<br />

Funktionalitäten als Alternative sehen.<br />

Unternehmen interessant. Sie lassen sich schnell und<br />

ohne hohe Investitionskosten implementieren, sie erfordern<br />

vom Anwender keinen Aufwand für Pflege<br />

und Wartung und erlauben das problemlose Einbinden<br />

externer Niederlassungen. Für sensitive Bereiche<br />

oder dort, wo schnelle Auswertungen erforderlich<br />

sind, können Hybrid-Lösungen aus Cloud- und<br />

On-Premises-Speicherung umgesetzt werden. Ein<br />

weiterer Vorteil ist die Nutzung von XaaS-Angeboten<br />

wie Software-as-a-Service über die Cloud. So bieten<br />

Industrie-Cloud-Plattformen wie Microsoft Azure<br />

beispielsweise den einfachen Einstieg in die KI-<br />

Nutzung. Das könne sich schon bei zehn bis 15<br />

Maschinen lohnen, heißt es bei Microsoft.<br />

Firmenübergreifende Vernetzung<br />

Immer wieder diskutiert wird, inwiefern eine vorkonfigurierte<br />

oder eine individuell zugeschnittene IIoT-<br />

Plattform günstiger ist. Für Blechbearbeiter gibt es<br />

eine ganze Reihe von Anbietern, angefangen bei den<br />

Maschinenherstellern bis hin zu den Anbietern freier<br />

Software-Systeme, die speziell auf Belange der<br />

Cloud oder On-Premises<br />

Die in den Anfangszeiten von Industrie 4.0 häufigen<br />

Bedenken gegen die Datenspeicherung in der Cloud<br />

scheinen in den Hintergrund gerückt. Cloudbasierte<br />

IIoT-Lösungen sind im Kommen. Sie sind skalierbar<br />

und insbesondere für kleine und mittelständische<br />

An der Maschine stehen dem Mitarbeiter alle Daten rund um<br />

Maschine und Auftrag zur Verfügung.<br />

Bild: Albrecht<br />

58 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2023


Hersteller für CNC-Drehteile<br />

Bild: Albrecht<br />

Mit IIoT-Plattformen wird es möglich, künstliche Intelligenz in<br />

die Blechfertigung einzubinden.<br />

Bild: Albrecht unterstützt von DALL E3<br />

Blechbearbeitung zugeschnittene Softwarelösungen<br />

bereithalten und auch bereits installiert haben.<br />

Anwender wie Leegte Metaal in Hapert (NL), die mit<br />

Bystronic eine Smart Factory aufbauen, oder GS Metaal<br />

begrüßen es, dass es die Softwarelösungen mittlerweile<br />

erlauben, auch Fremdfabrikate einzubinden.<br />

Allgemein lernen die Anwender die neue Transparenz<br />

in der Fertigung zu schätzen. Sei es durch einfacheres<br />

Überwachen der Maschinen, was Fehlproduktionen<br />

vermeiden hilft, oder durch das Nutzen von eindeutigen<br />

Kennzahlen im Shopfloor-Management.<br />

Und teilweise erleichtern sich auch Arbeitsvorgänge<br />

so ganz nebenbei, wenn wie bei GS Metaal in Vriezenveen<br />

der Bediener an der Maschine zu seinem<br />

aktuellen Auftrag nur die eine richtige Zeichnung auf<br />

seinem Tablet sieht und Verwechslungen ausgeschlossen<br />

sind.<br />

Folgt man den Berichten von Anwendern, dann sehen<br />

sich Unternehmen, die den ersten Schritt in eine<br />

digital vernetzte Fertigung gewagt haben, auf einem<br />

längeren Weg hin zur „Smart Factory“. Digitale Vernetzung<br />

sei kein Projekt, das in einem definierten<br />

Zeitraum abgeschlossen wird. Es entwickle sich immer<br />

weiter, heißt es.<br />

Dass Industrie 4.0 nicht an den Firmengrenzen<br />

haltmachen wird, zeichnet sich schon jetzt bei den<br />

Blechbearbeitern ab, die ihre Kunden über das Internet<br />

ansprechen. Die Zahl der Webshops für Schneidund<br />

Biegeteile im Internet ist deutlich gewachsen.<br />

Die ersten Erfahrungen eines neuen Anbieters mit<br />

dem Einkäufer eines größeren Kunden deuten an,<br />

woran es oft mangelt – an der Möglichkeit, die selben<br />

Daten in verschiedenen Systemen zu nutzen. Bevor<br />

der Einkäufer die Daten zweimal eintrage, nämlich<br />

in seinem ERP-System und über den Webshop im<br />

ERP des Anbieters, schicke er schneller eine Mail mit<br />

Zeichnungs-PDF. Der firmenübergreifende Datenaustausch<br />

ist aber eine der nächsten Baustellen.<br />

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» TECHNIK<br />

Forschungsprojekt will CO 2 -Last von Blechteilen ermitteln und deren Fußabdruck minimieren<br />

Plattform macht ökologischen<br />

Wert von Blechteilen transparent<br />

Im Forschungsprojekt de:karb will Trumpf gemeinsam mit Thyssenkrupp und anderen Partnern<br />

eine Onlineplattform entwickeln, über die sich die CO 2 -Last von Blechteilen gezielt ermitteln<br />

und deren Fußabdruck minimieren lässt. Die Ergebnisse sollen gerade mittelständischen<br />

Blechteilefertigern helfen, künftige Regularien zu erfüllen und wettbewerbsfähig zu bleiben.<br />

» Mona Willrett, Redakteurin <strong>Industrieanzeiger</strong><br />

Bild: Trumpf<br />

Trumpf entwickelt Verfahren,<br />

um möglichst<br />

viele Bauteile aus einer<br />

Blechtafel herauszuschneiden.<br />

Das spart<br />

Material und senkt den<br />

ökologischen Fußabdruck<br />

der Fertigung.<br />

Wer ein Blechteil in der Hand halte, habe in den<br />

seltensten Fällen eine konkrete Vorstellung,<br />

wie viel CO 2 an diesem Teil hängt, sagt Dr. Jens Ottnad.<br />

„Deshalb gehört es zur Basisarbeit des Projekts<br />

de:karb, hier Transparenz zu schaffen.“ Zu wissen,<br />

welche Maßnahmen welche Effekte zur Folge haben,<br />

ist laut Ottnad die Grundvoraussetzung, um Fertigungsprozesse<br />

optimieren zu können. Der Konsortialführer<br />

des Projekts und Spezialist für vernetzte Fertigungsprozesse<br />

bei Trumpf vergleicht: „Wenn wir unseren<br />

Gasverbrauch beim Heizen reduzieren wollen,<br />

bringt es uns nicht weiter, einmal im Jahr auf die Abrechnung<br />

zu schauen.“ Erst wenn jede wichtige Veränderung<br />

dokumentiert und ausgewertet werden<br />

könne, sei zu erkennen, welches Verhalten wann und<br />

an welcher Stelle zu Verbrauchsspitzen geführt oder<br />

den Verbrauch am effektivsten reduziert habe. Transparenz<br />

sei zudem die Basis, um das Umsetzen von<br />

Regularien zu vereinfachen, Nachweise zu erstellen,<br />

Zertifikate auszugeben und Anreize zu schaffen, sich<br />

zu verbessern. Außerdem ist sie auch die Grundlage<br />

für den Einstieg in eine Kreislaufwirtschaft.<br />

Über die Transparenz hinaus nennt Ottnad zwei<br />

wichtige Aspekte, die die Projektpartner mit ihrer<br />

Arbeit erreichen wollen: Im ersten Schritt geht es darum,<br />

den CO 2 -Fußabdruck eines Blechteils möglichst<br />

präzise ausweisen zu können. Das dadurch gewonnene<br />

Know-how soll dann im zweiten Schritt helfen,<br />

den Fußabdruck zu minimieren.<br />

„Wenn wir unsere Produkte und Technologien so<br />

verbessern, dass unsere Kunden damit ihre Prozesse,<br />

und letztlich ihre Produkte, umwelt- und klimafreundlicher<br />

gestalten können, dann entsteht ein extrem<br />

wirkungsvoller Hebel“, unterstreicht Ottnad.<br />

Außerdem sollen die Ergebnisse des Projekts die<br />

überwiegend mittelständisch geprägten Kunden dabei<br />

unterstützen, all die Vorschriften und Regularien<br />

zu erfüllen, die in absehbarer Zeit auf sie zukommen.<br />

Alleine werden das die wenigsten schaffen. Das zeigen<br />

auch entsprechende Hilferufe aus der Branche,<br />

die bereits eingegangen sind.<br />

Anforderungen steigen dynamisch<br />

„Da Nachhaltigkeit für uns bei Trumpf schon lange<br />

ein wichtiges Thema ist, war es logisch, dass wir uns<br />

darum kümmern“, betont Ottnad. Von Anfang an sei<br />

jedoch klar gewesen, dass ein Unternehmen allein<br />

ein solches Projekt nicht stemmen kann. „Als Maschinenbauer<br />

sind wir beispielsweise auf die Daten<br />

des Materialherstellers angewiesen. Deshalb haben<br />

wir uns bereits ein Jahr bevor es die Ausschreibung<br />

des BMWK gab, mit Thyssenkrupp über Anknüpfungspunkte<br />

ausgetauscht – schließlich beliefern wir<br />

in vielen Fällen die gleichen Kunden.“ Beide Unternehmen<br />

begannen mit der Grundlagenarbeit, sprachen<br />

dabei auch mit Kunden über deren Bedürfnisse.<br />

Dabei zeigte sich, dass das Thema eine deutlich höhere<br />

Dynamik entwickelt als bislang angenommen.<br />

„Wenn uns ein Unternehmen sagt, 2025 dürfe es seinen<br />

Kunden nichts mehr verkaufen, wenn es kein<br />

60 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2023


Bild: Trumpf<br />

Ziel des Projekts de:karb<br />

ist es, den CO 2 -Abdruck<br />

eines Bauteils über die<br />

gesamte Wertschöpfungskette<br />

hinweg<br />

transparent zu machen.<br />

Zertifikat habe, dann verschiebt das die Prioritäten –<br />

auch jenseits eines Forschungsprojekts.“ Der ökologische<br />

Fußabdruck einer Fertigung oder eines Produkts<br />

entwickelt sich also immer mehr zum Wettbewerbskriterium.<br />

Als der Forschungsaufruf vom Bundesministerium<br />

für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK)<br />

kam, passte das sehr gut. Trumpf und Thyssenkrupp<br />

beschlossen, das Projekt gezielt anzugehen und mit<br />

dem Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und<br />

Automatisierung (IPA), den Unternehmensberatungen<br />

AEC und SES-Ingenieure, der dualen Hochschule<br />

Baden-Württemberg, dem KI-Start-up Nash und<br />

dem Blechfertiger H.P. Kaysser weitere Partner mit<br />

ins Boot zu holen. Das vom BMWK mit 8,3 Mio. Euro<br />

geförderte Projekt startete im Mai 2023.<br />

Daten helfen, Maßnahmen zu bewerten<br />

Den Aufwand fürs Erfassen der Daten schätzt Ottnad<br />

im Rahmen des Projekts etwa doppelt so groß ein,<br />

wie jenen für die Optimierungsmaßnahmen. Hauptgrund<br />

dafür seien die Brüche in den Informationsketten.<br />

Damit die Module der Projektpartner mit -<br />

einander kommunizieren können, müssen Schnittstellen<br />

geschaffen werden. Dabei kommen Stichworte<br />

wie OPC UA oder Umati ins Spiel.<br />

Lassen sich Maschinen- und Produktionsdaten<br />

über die gesamte Lieferkette hinweg gezielt festhalten<br />

und auswerten, können die Projektpartner Maßnahmen<br />

für mehr Nachhaltigkeit bewerten. Dazu gehört<br />

beispielsweise die konkrete CO 2 -Ersparnis, wenn<br />

Anwender aus einer bestimmten Menge Metall zusätzliche<br />

Bauteile gewinnen oder unnötige Materialtransporte<br />

vermeiden. Unterm Strich soll die Onlineplattform<br />

zeigen, mit welchen Maßnahmen ein<br />

Blechteilefertiger bei einem bestimmten Produktionsschritt<br />

die größten CO 2 -Einspareffekte erzielt.<br />

Eine Besonderheit des Projekts de:karb ist, dass die<br />

CO 2 -Emissionen durch Optimierungsmaßnahmen<br />

entlang der gesamten Wertschöpfungskette reduziert<br />

werden sollen, sagt Marco Huber, der am Fraunhofer<br />

IPA das Projekt verantwortet. Dabei spielten<br />

auch künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen<br />

eine zentrale Rolle.<br />

Die CO 2 -Last eines Blechteils soll ab der ersten Minute<br />

der Rohmaterialgewinnung einfließen. Die Idee<br />

ist, dass beispielsweise eine Bearbeitungsmaschine<br />

auf der Plattform nachfragen kann, wie viel CO 2 bereits<br />

in einer Blechtafel steckt, dann selbst errechnet<br />

wie viele Gutteile aus der Tafel entstehen, wie groß<br />

der Schrottanteil ist, der umgelegt werden muss und<br />

wie viel Energie fürs Bearbeiten des Teils benötigt<br />

wird und schließlich den Rucksackinhalt wieder an<br />

die Plattform meldet. In gleicher Weise könnten dann<br />

noch weitere CO 2 -Lasten ergänzt werden, die zum<br />

Beispiel beim Transport, bei der Weiterverarbeitung<br />

oder bei der Montage entstehen. Die nachfolgende<br />

Nutzungsphase des Blechteils steht dagegen nicht<br />

im Fokus dieses Projekts. „Aber wenn das Teil beispielsweise<br />

in einen Backofen eingebaut wird, dann<br />

kann der Ofenhersteller den Rucksack des Blechteils<br />

in sein Produkt einrechnen“, sagt Ottnad.<br />

Der Experte für vernetzte Fertigungsprozesse ist<br />

überzeugt, dass selbst aktuelle Technologien noch<br />

signifikante Fortschritte ermöglichen. Das liege unter<br />

anderem daran, dass sich manche Technologie noch<br />

nicht in der vollen Breite am Markt durchgesetzt habe.<br />

Ein Beispiel dafür seien die Algorithmen in der<br />

Trumpf-Software Trutops Boost fürs Schachteln der<br />

Teile auf der Blechtafel. „Diese Algorithmen arbeiten<br />

sehr gut. Allerdings hat das Thema Software nicht bei<br />

allen Kunden den Stellenwert, den es haben sollte.“<br />

Ein anderes Beispiel seien intelligente Funktionen wie<br />

etwa Smart Collision Prevention, das durch clevere<br />

Strategien Kollisionen im Arbeitsraum der Maschine<br />

verhindert. Manche Kunden wollten jedoch das Geld<br />

für solche Optionen sparen. Um Kollisionen zu ver-<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2023 61


» TECHNIK<br />

Bild: Thyssenkrupp Materials Services<br />

meiden, platzieren sie die Teile weiter auseinander.<br />

Das Ergebnis: ein deutlich größerer Verschnitt. „Hätten<br />

wir heute schon die Transparenz, die wir anstreben,<br />

könnten wir den Nutzen smarter Funktionen<br />

konkret nachweisen, so dass sie auch für kritische<br />

Kunden einen höheren Stellenwert erhielten“, sagt<br />

Ottnad. Und das sei wichtig, denn: „Entscheidend ist<br />

nicht, welche Möglichkeiten Technologien bieten,<br />

sondern wie diese vom Markt angenommen werden<br />

und wie konsequent unsere Kunden sie nutzen.“<br />

Schachtelpläne zu optimieren, sei eine hochkomplexe<br />

Aufgabe, die auch den Einsatz von künstlicher<br />

Intelligenz erfordere. „Wir gehen davon aus, dass<br />

rund zwei Drittel des Materials in Gutteile verarbeitet<br />

werden und etwa ein Drittel in den Schrott wandert.<br />

Natürlich lassen sich nicht alle Reststücke weiterverwerten,<br />

aber unser Ziel ist, die durchschnittliche<br />

Nutzung einer Blechtafel auf etwa 75 Prozent zu<br />

erhöhen“, sagt der Trumpf-Experte. Das sei zwar<br />

noch Zukunftsmusik, aber welcher Nutzen damit verbunden<br />

wäre, das verdeutlicht er mit einem Vergleich:<br />

„Wenn wir es schaffen, auf allen Trumpf-Laserschneidmaschinen,<br />

die auf der Welt arbeiten, den<br />

Verschnitt um rund zehn Prozent zu reduzieren, dann<br />

hätte das den gleichen Einspareffekt, wie wenn Lettland<br />

von heute auf morgen CO 2 -neutral wäre.“<br />

Ein weiterer Aspekt, der im Projekt optimiert werden<br />

soll, ist der zeitliche Ablauf in der Produktion.<br />

Hier arbeitet das Fraunhofer IPA daran, mithilfe von<br />

KI ökologische Rahmenbedingungen bei der Fertigung<br />

zu berücksichtigen. So sollen künftig etwa<br />

energieintensive Produktionsschritte wie die Laserbearbeitung<br />

dann stattfinden, wenn viel Strom aus<br />

erneuerbaren Ressourcen zur Verfügung steht.<br />

Solange die Stahl- und Blechproduktion rund ein<br />

Viertel der Industrieemissionen in Deutschland ver-<br />

Im Projekt de:karb arbeiten die Partner daran, die Umweltauswirkungen der<br />

Blechfertigung – beginnend bei der Rohmaterialgewinnung – zu minimieren.<br />

ursache, habe das Vermeiden von Verschnitt, Schrott<br />

und Ausschuss einen dominierenden Anteil am Optimierungsbestreben,<br />

sagt Ottnad. „Aber unser Projektpartner<br />

Thyssenkrupp investiert viel, um bis 2045<br />

mithilfe von Wasserstoff eine CO 2 -neutrale Stahlproduktion<br />

aufzubauen.“ Sobald mehr grüner Stahl verarbeitet<br />

werde, müsse der Hauptfokus in andere<br />

Richtungen gelenkt werden, unter anderem eben darauf,<br />

überall dort, wo die Maschinen nicht rund um<br />

die Uhr laufen, die produktiven Stunden in jene Zeiten<br />

zu legen, in denen viel Strom aus regenerativen<br />

Quellen zur Verfügung stehe. Das intelligent zu steuern,<br />

sei jedoch extrem anspruchsvoll.<br />

Zu den Aufgaben von Thyssenkrupp im Projekt gehört,<br />

die Material-, Wert- und Datenströme mittels<br />

der Plattform so zu orchestrieren, dass sich Materialien<br />

und deren Kenndaten zurückverfolgen lassen.<br />

Nachhaltigkeit muss sich lohnen<br />

Wann der deutsche Strom welchen CO 2 -Gehalt mitbringt,<br />

lässt sich auf 15 min genau ermitteln. Typischerweise<br />

ist bei einem hohen CO 2 -Anteil auch der<br />

Preis hoch. Andererseits sind die Preise gut, wenn der<br />

Anteil an erneuerbaren Energien hoch ist. „Dieses<br />

Zusammenspiel zwischen Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit<br />

ist wichtig“, betont Ottnad, „denn nur<br />

mit Idealismus werden wir die entscheidenden Fortschritte<br />

nicht erreichen. Das geschieht erst, wenn<br />

Nachhaltigkeit auch finanziell Spaß macht.“<br />

Die CO 2 -Buchhaltung könnte deshalb bald ähnlich<br />

funktionieren wie die finanzielle. Ware gegen Geld<br />

ist ein längst bekanntes Prinzip. Künftig könnte neben<br />

dem monetären Wert einer Ware auch der ökologische<br />

Wert in Form des CO 2 -Äquivalents auf der<br />

Rechnung stehen. Um dabei korrekt und gerecht Bilanz<br />

ziehen zu können, muss jedoch bekannt sein,<br />

wie viel CO 2 sich im Lauf der Zeit im Rucksack eines<br />

Produkts angesammelt hat.<br />

Um diese Transparenz in der Breite zu schaffen,<br />

soll die Plattform zu 100 % offen sein und am Ende<br />

auch nicht auf die Blechbearbeitung beschränkt bleiben.<br />

Welche Geschäftsmodelle sich daraus entwickeln,<br />

ist laut Ottnad noch nicht abzusehen. „Klar,<br />

am Ende wird damit Geld verdient werden müssen.<br />

Aber es wird so sein, dass die Hürden möglichst gering<br />

sind und viele vom Nutzen profitieren können.“<br />

Eine Grundfrage für das Projektteam bestehe darin,<br />

wie genau gearbeitet werden muss, um vernünftige<br />

Ergebnisse sicherzustellen und inwieweit vereinfacht<br />

werden kann, um die Nutzer nicht zu überfordern<br />

und viele ins Boot zu holen. „Deshalb würden wir uns<br />

freuen, wenn sich möglichst viele Branchenmitglieder<br />

melden und uns ein Feedback geben, was wir<br />

noch berücksichtigen müssen“, schließt Ottnad.<br />

62 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2023


Bild: Bystronic<br />

Die neue Abkantpresse<br />

ByBend Star 120 verbindet<br />

kompakte Abmessungen<br />

mit großer Leistung.<br />

Bild: Bystronic<br />

Das perfekte Biegeresultat<br />

ab dem ersten<br />

Teil – das Laser Winkel<br />

Messsystem LAMS<br />

macht es auch bei<br />

der ByBend Star 120<br />

möglich.<br />

Kompakte Abkantpresse produziert mittelgroße Teile hochpräzise<br />

Findet in jeder Fertigung ein Plätzchen<br />

Wo die Applikationen zu groß für eine kleine Maschine und zu klein für eine große<br />

sind, braucht es eine spezielle Lösung. Bystronic bietet diese mit seiner der neuen<br />

Abkantpresse ByBend Star 120. Sie ist stark, flexibel und energieeffizient.<br />

Blechbearbeitende Unternehmen leiden häufig<br />

unter demselben Problem: Zuwenig Platz in ihrer<br />

Fertigung. Die ByBend Star 120, das jüngste Mitglied<br />

der Abkantpressen-Familie von Bystronic,<br />

schafft hier Abhilfe, denn sie hat einen minimalen<br />

Platzbedarf. Dennoch bietet sie dem Anwender Biegetechnologie<br />

für höchste Ansprüche an Prozessgeschwindigkeit,<br />

Flexibilität und Genauigkeit.<br />

Das Biegen von kleinen bis mittelgroßen Teilen in<br />

verschiedensten Blechdicken sowie Materialien in<br />

höheren Zugfestigkeitsklassen wird für die Anwender<br />

laut Bystronic zum Kinderspiel. Die schnelle Biegemaschine<br />

für höchste Ansprüche biegt alles – von<br />

kleinen bis zu mittelgroßen Teilen in verschiedenen<br />

Blechdicken, und bis zu einer Länge von 2,05 m. Bescheiden<br />

ist sie bei ihren Abmessungen: Mit einer<br />

Länge von etwas über 2,6 m, einer Breite von rund<br />

1,9 und einer Höhe von 2,85 m passt sie in jede Produktionshalle.<br />

Deutlich weniger bescheiden ist hingegen<br />

die Biegeleistung, die beeindruckende 120 t<br />

erreicht.<br />

Sofort das gewünschte Biegeergebnis<br />

Die ByBend Star 120 arbeitet schnell und minimiert<br />

dank kurzer Zykluszeiten die Kosten beim Biegen insbesondere<br />

für kleine und mittelgroße Teile. Sparen<br />

können sich die Bediener ab sofort aufwändige Biegewinkelmessungen:<br />

Die Funktion LAMS (Laser Angle<br />

Measuring System) erledigt das automatisch und<br />

sehr präzise. So wird das gewünschte Biegeresultat<br />

ab dem ersten Teil erreicht.<br />

Die Funktion FastBend Plus bietet einen effektiven<br />

Personenschutz bei maximaler Produktivität und reduziert<br />

zudem die Rüstzeiten. Anwender können sofort<br />

mit Biegen loslegen. So wird das Biegen von<br />

kleinen bis mittelgroßen Teilen in verschiedensten<br />

Blechstärken sowie Materialien in höheren Zugfestigkeitsklassen<br />

zum Kinderspiel.<br />

Strom gespart, Speed erhalten<br />

Die neue ByBend Star 120 ist nicht nur schnell und<br />

äußerst flexibel, sondern auch nachhaltig effizient:<br />

Dank der energieeffizienten Servo-Hydraulik können<br />

bis zu 30 % Energie gespart und im Gegenzug gibt’s<br />

20 % mehr Geschwindigkeit.<br />

Gesteuert wird der gesamte Biegeprozess über<br />

einem 21,5-Zoll großen Touchscreen mit wenigen<br />

Fingerstrichen. Die intuitive Bedienoberfläche BySoft<br />

Cell Control Bend nimmt dem Bediener viel Arbeit ab.<br />

Je nach Materialdicke und Biegewinkel ermittelt sie<br />

den idealen Biegeablauf und schlägt das passende<br />

Werkzeug vor. (mw)<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2023 63


TECHNIK » Interview<br />

Interview mit Werner Kraus, Leiter der Abteilung Roboter- und Assistenzsysteme am Fraunhofer IPA<br />

„Aktuell ist es spannend wie nie zuvor“<br />

„50 Jahre Robotik“ feiert das Fraunhofer IPA in diesem Jahr. Wir haben uns mit Dr. Werner Kraus, dem<br />

Leiter der Abteilung Roboter- und Assistenzsysteme am IPA, über die Highlights der Vergangenheit<br />

und aktuelle Trends unterhalten. Im Interview verrät er auch, welches das ungewöhnlichste Projekt<br />

der Stuttgarter Robotik-Forscher war.<br />

Interview: Armin Barnitzke, Automationspraxis<br />

Dr. Werner Kraus ist seit<br />

2019 Leiter der Abteilung<br />

Roboter- und Assistenzsysteme<br />

am Fraunhofer<br />

IPA in Stuttgart.<br />

wir noch heute den Flaschenhals für die<br />

Roboternutzung.<br />

50 Jahre sind eine lange Zeit. Gab es<br />

denn bestimmte Themen, die charakteristisch<br />

waren für bestimmte Zeiten?<br />

Tatsächlich kann man rückblickend einige<br />

Schwerpunkte beobachten. In den 1970er<br />

Jahren, als das IPA mit der Robotikforschung<br />

begann, lag der Fokus auf der<br />

Handhabung. Auch in den 1980er Jahren<br />

haben wir schwerpunktmäßig noch für<br />

die industrielle Fertigung gearbeitet und<br />

es kamen viele Montageentwicklungen<br />

dazu.<br />

Bild: Fraunhofer IPA<br />

Wie kam es eigentlich dazu, dass sich<br />

das IPA so stark mit Robotik beschäftigt?<br />

Tatsächlich hatten die damaligen Mitarbeiter<br />

in den 1970er Jahren einen ‚guten<br />

Riecher‘ für Trends. Sie haben deshalb<br />

auch eines der allerersten „International<br />

Symposium on Robotics“, die ISR-Konferenz,<br />

in den USA besucht und brachten<br />

somit frisches Expertenwissen rund um<br />

die Robotik nach Europa. Förderlich war<br />

sicher auch die Nähe des Instituts zu den<br />

hiesigen Automobil-OEM, bei denen Industrieroboter<br />

bereits ihren Siegeszug im<br />

Rohbau angetreten hatten. Seither gestaltet<br />

das Fraunhofer IPA die Zukunft der<br />

Robotik wegweisend mit und aktuell ist<br />

es spannend wie nie zuvor.<br />

Inwiefern?<br />

Nun, unsere Forschungsthemen leiteten<br />

sich schon immer aus einer starken Anwendungsorientierung<br />

ab. Eigenentwicklungen<br />

ganzer Roboter sind eine Ausnahme<br />

bei uns. Stattdessen dreht sich vieles<br />

um das ganze Robotersystem, den Prozess<br />

und die Systemintegration. Hierin sehen<br />

Blieb es denn bei der Industrierobotik?<br />

Nein, in den 1990er Jahren kam dann die<br />

Servicerobotik mit ins Spiel mit der Vision,<br />

einen flexiblen Assistenten für Haushalt<br />

und Dienstleistung zu entwickeln.<br />

Dies war die Geburtsstunde des ersten<br />

Serviceroboters Care-O-bot. Die Idee war<br />

und ist noch immer, dass er Menschen zuhause,<br />

in Hotels, Pflegeheimen oder Krankenhäusern<br />

aktiv unterstützt. Nach verschiedenen<br />

Weiterentwicklungen haben<br />

wir 2015 den Care-O-bot 4 vorgestellt,<br />

ein modularer Serviceroboter, der als Basis<br />

für kommerzielle Weiterentwicklungen<br />

rund um die Servicerobotik dient. In den<br />

2000er Jahren widmete sich die Forschung<br />

dann vermehrt der Bildverarbeitung,<br />

um damit den Griff-in-die-Kiste zu<br />

unterstützen. Dadurch konnten Roboter<br />

64 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2023


Von der industriellen Handhabung und Montage bis zur KI und kognitiven Robotik: Diese Trends haben die Robotikforschung am IPA geprägt.<br />

Bild: Fraunhofer IPA<br />

chaotisch bereitgestellte Objekte vereinzeln<br />

und auf neue Objektlagen reagieren.<br />

Bestimmt hat irgendwann auch der Begriff<br />

„Industrie 4.0“ eine Rolle gespielt?<br />

Klar. Anfang 2010 waren Industrie 4.0 mit<br />

cyber-physischen Systemen sowie Ökosysteme<br />

auch für die Robotik die Themen<br />

der Stunde. Beispielsweise stand mit dem<br />

Robot Operating System (ROS) nun eine<br />

frei verfügbare Middleware für Roboter<br />

zur Verfügung. Dieses entwickeln wir am<br />

IPA nicht nur selbst weiter, sondern koordinieren<br />

auch die Aktivitäten des ROS-Industrial<br />

Consortium Europe, eines Open-<br />

Source-Projekts mit dem Ziel, ROS-Fähigkeiten<br />

für die industrielle Fertigung einzusetzen.<br />

Seit Mitte der 2010er Jahre arbeiten<br />

wir mit „Deep Grasping“ an einer<br />

virtuellen Lernumgebung, um den Griffin-die-Kiste<br />

mithilfe von Künstlicher Intelligenz<br />

(KI) zu perfektionieren. Neuronale<br />

Netze werden virtuell trainiert und<br />

auf reale Roboter übertragen. Die Bildverarbeitungsalgorithmen<br />

lernen die neuen<br />

Werkstücke selbstständig ein, was Zeit<br />

spart und das nötige Fachwissen reduziert.<br />

Und welche Trends und Technologien<br />

bestimmen heute die Robotikforschung<br />

am IPA?<br />

Hier sehe ich aktuell insbesondere zwei<br />

Trends, die sowohl stark nachgefragt werden<br />

als auch ein hohes technisches Potenzial<br />

haben. Das ist zum einen die Automatisierung<br />

der Automatisierung, um<br />

Ingenieure bei der Planung und Auslegung<br />

von Robotersystemen zu unterstützen.<br />

Die Engineering-Aufwände zu senken<br />

ist entscheidend, weil sie einen Großteil<br />

der Kosten für eine neue Anwendung verursachen.<br />

Der Roboter selbst schlägt dabei<br />

nämlich meist nur mit etwa einem<br />

Viertel bis Fünftel aller Kosten zu Buche.<br />

Der Großteil der Kosten entfällt auf Peripherie,<br />

Software-Entwicklung, Integration<br />

und Inbetriebnahme.<br />

Wie kann man hier helfen?<br />

Wichtig ist eine frühzeitige Absicherung<br />

des Automatisierungskonzepts. Denn wenn<br />

es im Planungsprozess zu Fehlern kommt,<br />

rächen sich diese im Projektverlauf. Das<br />

können höhere Kosten sein oder auch das<br />

Verpassen des „Start of Production“. Neue<br />

Angebote, die auf Künstlicher Intelligenz<br />

(KI) basieren, wie beispielsweise eine virtuelle<br />

Machbarkeitsanalyse für Griff-in-die-<br />

Kiste-Anwendungen, sind Teil dieses automatisierten<br />

Engineerings. Nicht zuletzt<br />

kann man mit „Automation of Automation“<br />

auch das nötige Fachwissen auf Anwenderseite<br />

für die Inbetriebnahme senken.<br />

Und der zweite Trend?<br />

Ist die kognitive Robotik. Hierbei geht es<br />

darum, dass Roboter nicht mehr „blind“<br />

eine einmal programmierte Aufgabe ausführen,<br />

sondern dass sie ein eigenes „Verständnis“<br />

für die Aufgabe, das Bauteil und<br />

ihr Umfeld entwickeln. Grundlage hierfür<br />

sind Sensordaten, die das Robotersystem<br />

verarbeitet und darauf aufbauend passende<br />

Aktionen plant. Diese Fähigkeiten<br />

werden im produktiven Kontext gebraucht,<br />

wenn es beispielsweise um die<br />

wirtschaftliche Fertigung kleiner Losgrößen<br />

geht. Sie sind aber auch insbesondere<br />

dort wichtig, wo ein Roboter nicht vollständig<br />

programmiert werden kann, sondern<br />

situativ verstehen und reagieren<br />

können muss, beispielsweise ein Serviceroboter,<br />

der sich für Hol- und Bringdienste<br />

unter Menschen bewegt.<br />

Wohin wird die weitere Reise der Robotik<br />

gehen?<br />

Die aktuellen Projekte bei uns weisen den<br />

Weg der Robotik in die Zukunft: Mit AI-<br />

Matters entstehen in Stuttgart Test- und<br />

Erprobungszentren, in denen Unternehmen<br />

KI-basierte Komponenten testen und<br />

zertifizieren können. In unserem KI-Fortschrittszentrum<br />

»Lernende Systeme und<br />

Kognitive Robotik« gemeinsam mit dem<br />

Fraunhofer IAO und als Teil von Cyber<br />

Valley, Europas größtem Forschungsverbund<br />

rund um KI, haben wir bereits mit<br />

über 200 Unternehmen KI-Projekte<br />

durchgeführt – von der ersten Ideenfindung<br />

bis zum Demonstratoraufbau. Robo-<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2023 65


TECHNIK » Interview<br />

Mit künstlicher Intelligenz und Deep Learning will das Fraunhofer IPA etwa den Griff-in-die-Kiste perfektionieren.<br />

Bild: Fraunhofer IPA<br />

tik als ‚verkörperte KI‘ wird viele neue Anwendungen<br />

ermöglichen, die heute noch<br />

herausfordernd sind.<br />

Nämlich?<br />

Dazu gehört auch, dass Roboter mithilfe<br />

maschineller Lernverfahren vermehrt in<br />

Simulationen trainiert werden, sodass die<br />

tatsächliche Inbetriebnahme schneller<br />

geht und weniger Fachwissen auf Anwenderseite<br />

erfordert. Wie das umsetzbar<br />

wird, zeigt unser Projekt „Sim4Dexterity“.<br />

Für mehr Effizienz in der Software-Entwicklung<br />

zu sorgen, ist ebenfalls entscheidend.<br />

Denn das Rad stets neu zu erfinden,<br />

kostet zu viele Ressourcen. Hierfür wird<br />

vermehrt die modellgetriebene Entwicklung<br />

eine Rolle spielen.<br />

Von der Zukunft nochmal zurück in die<br />

Geschichte: Wo hat denn das IPA in den<br />

50 Jahren mit seiner Forschung Akzente<br />

gesetzt und Entwicklungen geprägt?<br />

In jedem Fall haben wir sehr früh die noch<br />

vergleichsweise junge Branche der Ser-<br />

vicerobotik mitdefiniert und durch die<br />

Entwicklungen rund um den Serviceroboter<br />

Care-O-bot eine Vorreiterposition innegehabt.<br />

Zudem gehen viele Basispatente<br />

rund um die Mensch-Roboter-Kollaboration<br />

auf unsere Forschungsergebnisse<br />

aus den 1990er Jahren zurück. Außerdem<br />

möchte ich unsere starke Mittelstandsorientierung<br />

hervorheben, etwa haben wir<br />

vor rund 20 Jahren das Projekt „SMErobot“<br />

und im Anschluss das Folgeprojekt<br />

„SMErobotics“ geleitet, die viele Weichen<br />

für den Robotereinsatz auch in mittelständisch<br />

geprägten Produktionen gestellt<br />

haben.<br />

Gab es in den 50 Jahren auch Exoten?<br />

In unserer Ausstellung „Meilensteine der<br />

Robotik“ zeigen wir Exponate aus diesen<br />

rund 50 Jahren Robotik am IPA. Ein Highlight<br />

für mich ist unsere sogenannte<br />

„Greiferwand“: Das ist eine Bildercollage,<br />

die etwa 150 Werkzeuge zeigt, die wir für<br />

Roboter entwickelt haben. Und da ist<br />

wirklich alles dabei – bis hin zu Greifsys-<br />

temen, die Maultaschen oder kleine Salamisnacks<br />

vereinzelt haben.<br />

Auch Projekte, die so wegweisend wie<br />

obskur waren?<br />

Da wäre beispielsweise der Roboter „Skywash“,<br />

der für die automatisierte Reinigung<br />

von Flugzeugen entwickelt wurde.<br />

Die Anwendung Flugzeuge-Reinigen kam<br />

zwar nicht zum Fliegen, aber die damals<br />

entwickelte Robotersteuerung für Betonpumpen<br />

ist noch heute bei Putzmeister<br />

im Programmcode zu finden. Oder ein Roboter<br />

für das Betanken von Autos mit<br />

Wasserstoff – dank intelligenter Sensorik<br />

schon in den 1990er Jahren ein Roboter,<br />

der die direkte Mensch-Roboter-Kollaboration<br />

umsetzte. Und tatsächlich haben<br />

wir auch einen mobilen Inspektionsroboter<br />

für Offshore-Plattformen entwickelt.<br />

Das damalige Team testete diesen auf<br />

einer Offshore-Plattform im chinesischen<br />

Meer – was wohl eine unserer ungewöhnlichsten<br />

Dienstreisen war.<br />

66 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2023


Industrie<br />

Das Kompetenznetzwerk der Industrie<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2023 67


» TECHNIK<br />

Cobot unterstützt anspruchsvolle Qualitätsmessung<br />

Automatisierung mit<br />

Fingerspitzengefühl<br />

In seinem Glaslabor nutzt das Unternehmen Schott eine kollaborative Applikation für die<br />

Qualitätsprüfung – und entlastet so seine Labormitarbeiter. Möglich macht dies ein Greifer<br />

von OnRobot: Dank integrierter Sensoren in seinen Fingerspitzen kann der Cobot individuell<br />

geformte Glasproben handhaben und hochempfindliche Messgeräte bedienen.<br />

» Björn Milsch, General Manager bei OnRobot<br />

Die Greifer des Cobots<br />

verfügen über integrierte<br />

Sensorik. Dadurch<br />

kann er seinen<br />

Kraftaufwand präzise<br />

dosieren.<br />

Ob in der Raumfahrt, der Medizintechnik oder in<br />

der Automobilindustrie: In fast allen Lebensbereichen<br />

kommen die Produkte von Schott zum Einsatz.<br />

Der Technologiekonzern mit dem Fokus auf Glas<br />

und Glaskeramik entwickelt seit 130 Jahren Innovationen<br />

– genauso lange existiert auch schon die Spezialglasindustrie<br />

als eigener Zweig im Unternehmen.<br />

Mittels neuartiger Fertigungsverfahren wurden damals<br />

erstmals Gläser mit genau definierten Eigenschaften<br />

konzipiert. Das Einsatzspektrum des Materials<br />

erweiterte Schott mit den Jahren beträchtlich.<br />

Bild: OnRobot<br />

Im Einklang mit seinem Gründungsgedanken agiert<br />

auch das heutige Unternehmen Schott stets an der<br />

Grenze des Machbaren und dehnt diese durch technologischen<br />

Fortschritt kontinuierlich aus. Eine tragende<br />

Rolle spielt dabei das eigene Forschungszentrum<br />

in Mainz. Im dortigen Glaslabor testen die Mitarbeiter<br />

Glasproben auf ihre physikalischen Eigenschaften.<br />

Durch ihre Messungen erzeugen sie einerseits<br />

Daten, die in die zahlreichen Forschungsprojekte<br />

des Unternehmens einfließen. Andererseits prüfen<br />

sie regelmäßig Proben aus der Produktion.<br />

„Das verarbeitete Material muss ganz bestimmte<br />

Spezifikationen einhalten, damit am Ende ein einwandfreies<br />

Produkt entsteht“, erklärt Dr. Axel Engel,<br />

Senior Manager Physical Analytics bei Schott. „Dies<br />

gewährleistet eine hohe Produktqualität und trägt<br />

dazu bei, Ausschuss zu reduzieren.“ Geht es zum Beispiel<br />

um Ceranglas für Kochplatten oder Glas für Kamintüren,<br />

so darf sich dieses bei Hitze unter keinen<br />

Umständen verformen. „Die Qualitätsprüfung ist daher<br />

sehr wichtig für den gesamten Herstellungsprozess.“<br />

Heute automatisiert Schott einen Teil dieses<br />

Schrittes mithilfe einer kollaborativen Applikation<br />

mit einem Greifer von OnRobot.<br />

Den Anstoß dazu gab eine starke Zunahme der<br />

Proben, die zu Forschungszwecken getestet werden<br />

müssen. „In den letzten drei Jahren hat sich das Probenaufkommen<br />

hier im Labor um etwa 30 Prozent<br />

erhöht“, berichtet Dr. Engel. Dies stellte den Manager<br />

und sein Team gleich vor mehrere Herausforderungen:<br />

Um so viele Proben in der verfügbaren Zeit zu<br />

testen, benötigte Schott mehr Kapazitäten. Zusätzliche<br />

Messgeräte und Personal hätten in den begrenzten<br />

Laborräumen jedoch nur bedingt Platz. Hinzu<br />

kam, dass es die Mitarbeiter viel Zeit kostete, das<br />

Messgerät zu bestücken: Eine Messung dauert zwischen<br />

drei und 15 Minuten, nach denen die Mitarbeiter<br />

andere Tätigkeiten unterbrechen müssen, um<br />

68 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2023


eine neue Probe einzulegen. Hier kam zum ersten<br />

Mal die Idee auf, den Messprozess zu automatisieren.<br />

Feinfühliger Greifer benötigt<br />

„Wir haben sehr viel Zeit und Mühe in die Auswahl<br />

einer geeigneten Automatisierungslösung gesteckt“,<br />

erinnert sich Dr. Engel. „Die Lösung musste platzsparend<br />

sein und direkt neben den Laboranten arbeiten<br />

können. Ein herkömmlicher Industrieroboter kam<br />

nicht infrage: Dieser hätte zusätzlich eine Schutzumhausung<br />

gebraucht, und dafür ist kein Platz.“ Dazu<br />

gesellte sich eine weitere Schwierigkeit: Das<br />

Messgerät, ein sogenanntes Transmissionsspektrometer,<br />

das die optischen Eigenschaften des Glases<br />

erfasst, ist äußerst empfindlich. Die Proben so einzulegen,<br />

dass das teure Gerät nicht beschädigt wird, erfordert<br />

größtes Fingerspitzengefühl. „Nachdem wir<br />

uns die Lösungen verschiedener Hersteller angeschaut<br />

hatten, sind wir schließlich bei OnRobot fündig<br />

geworden“, berichtet Dr. Engel.<br />

Schott entschied sich für eine Applikation, bei der<br />

ein RG2-FT Greifer von OnRobot auf einen kollaborierenden<br />

Roboterarm montiert ist. Das Besondere an<br />

dem elektrischen Zwei-Finger-Greifer: In seinen Fingerspitzen<br />

befinden sich sowohl Kraft-/Drehmomentsensoren<br />

als auch optische Sensoren. Diese befähigen<br />

ihn zum „Mitdenken“: Die Sensoren spielen<br />

ihre Prozessdaten zurück an den Roboterarm, der seinen<br />

Kurs entsprechend anpasst. Den Kraftaufwand<br />

des Arms kann der Greifer dadurch exakt dosieren.<br />

Damit verfügt die Applikation als Ganzes über das<br />

nötige Feingefühl, um das Spektrometer millimetergenau<br />

zu bestücken.<br />

Applikation entlastet Mitarbeiter<br />

„Mithilfe seiner Sensorik ist der Greifer in der Lage,<br />

die Position von Objekten zu identifizieren und sie<br />

mittig zu greifen, ohne die genauen Parameter vorab<br />

zu kennen“, erklärt Florian Grabowski, Projektingenieur<br />

bei Schott. „So kann er auch den Messvorgang<br />

effizient unterstützen.“ Zu diesem Zweck sind die<br />

Glasproben neben der Applikation in einer Haltevorrichtung<br />

aufgereiht, dem sogenannten Tray. Der<br />

RG2-FT ist mit der Software des Messgeräts gekoppelt.<br />

Dadurch weiß er, welche Probe als nächstes gemessen<br />

werden soll. Er nimmt die entsprechende<br />

Probe auf und setzt sie in das Spektrometer ein, wo<br />

sie ein Druckluftzylinder einspannt. Dann beginnt die<br />

Messung. Im Anschluss entnimmt der Roboter die<br />

Probe automatisch und setzt sie zurück in das Tray.<br />

Physiklaborantin Nicole Mück hat das Spektrometer<br />

bislang manuell bedient. Nun profitiert sie unmittelbar<br />

von der neuen Applikation. „Ich habe mehr<br />

Zeit für Dokumentationsaufgaben, zum Bespiel aufwendige<br />

Prüfberichte“, erzählt Mück. Der Cobot ist in<br />

der Lage, das Messgerät laufend zu bestücken und<br />

kann ohne Pause auch über Nacht und am Wochenende<br />

arbeiten. Dadurch hat er bereits einen großen<br />

Teil des Probenaufkommens bewältigt, wenn Frau<br />

Mück und ihre Kollegen den Arbeitstag beginnen.<br />

Die kollaborative Applikation<br />

von OnRobot<br />

bestückt ein hochempfindliches<br />

Messgerät<br />

mit Probengläsern.<br />

Bild: OnRobot<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2023 69


Bild: Abuatop/stock.adobe.com<br />

Automobilhersteller setzen auf Steckverbindungen bei der Produktion. Doch nicht richtig gesteckte Verbindungen kosten den Hersteller Zeit und Geld.<br />

Audiotechnik prüft Steckverbindungen in der Automobilproduktion<br />

Qualität hat einen guten Klang<br />

Steckverbindungen kommen bei der Produktion von Automobilen viel zum Einsatz.<br />

Eine audiobasierte Lösung des Fraunhofer IDMT analysiert das Klick-Geräusch, das<br />

beim Stecken entsteht – und entdeckt so fehlerhaft eingesetzte Verbindungen.<br />

In der modernen Industrieproduktion, insbesondere<br />

im Automobilbau, werden viele Verbindungen<br />

zwischen Einzelkomponenten nicht mehr geschraubt,<br />

geklebt oder geschweißt, sondern durch Steckverbindungen<br />

zusammengehalten. Aber sind die Verbindungen<br />

wirklich alle korrekt gesteckt? Eine Möglichkeit,<br />

dies zu überprüfen, haben Forschende am<br />

Fraunhofer-Institut für Digitale Medientechnologie<br />

IDMT in Oldenburg entwickelt. Aus dem Institutsteil<br />

Hör-, Sprach- und Audiotechnologie HSA stammt ein<br />

System, das erkennt, ob Teile korrekt verbunden sind<br />

– basierend auf dem Geräusch, das bei jedem Steckvorgang<br />

entsteht.<br />

Zunächst erfassen Mikrofone das Geräusch, dann<br />

wird es von Algorithmen analysiert. Schließlich gibt<br />

das System positive Rückmeldung oder es sendet<br />

eine Warnung, wenn es einmal nicht richtig Klick gemacht<br />

hat. Davon profitieren Mitarbeitende sowie<br />

automatisierte Roboter-Systeme. Das Feedback an<br />

einen Menschen kann akustisch, optisch oder auch<br />

taktil, zum Beispiel über Vibration, erfolgen. Ein<br />

Roboter bekommt die notwendige Information direkt<br />

aus dem Sensorsystem. „Mit dieser Technologie rücken<br />

wir einem Problem bei der Montage von Automobilen<br />

zu Leibe“, sagt Danilo Hollosi, Gruppenleiter<br />

Akustische Ereignisdetektion. Automobile haben in<br />

70 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2023


TECHNIK «<br />

Bild: lichtreflexe/stock.adobe.com<br />

der Regel mehrere Hundert Steckverbindungen.<br />

Wenn bei der Fertigung eine einzige dieser Verbindungen<br />

nicht richtig einrastet und der Fehler erst<br />

bemerkt wird, nachdem das Auto an den Kunden geliefert<br />

wurde, dann muss der Wagen zur Nachbesserung<br />

zurück. „Das ist ärgerlich für die Besitzerin oder<br />

den Besitzer, und die Autohersteller verlieren Zeit<br />

und Geld. Bei den niedrigen Margen in der Massenproduktion<br />

wird das zum ernsthaften Problem“, so<br />

Hollosi. Hier schafft das audiobasierte Monitoring<br />

Abhilfe.<br />

Innovatives Akustikverfahren<br />

Herzstück der Audiotechnologie des Fraunhofer-<br />

Teams aus Oldenburg sind ausgetüftelte Algorithmen.<br />

Diese sind sogar in der Lage, in der lauten und<br />

dynamischen Umgebung einer Fabrikhalle einzelne<br />

Klicks zu isolieren und zu analysieren. Für die Forschenden<br />

war es eine echte Herausforderung, das<br />

System mit dieser Fähigkeit auszustatten. Schließlich<br />

klingen die Klick- Geräusche oft sehr ähnlich. »Wir<br />

arbeiten seit vielen Jahren an Akustikverfahren im<br />

Bereich der Geräuscherkennung und -analyse. Unser<br />

System kann heute sehr nahe beieinander liegende<br />

akustische Signale zuverlässig auseinanderhalten<br />

und untersuchen«, erläutert Hollosi. Die Experten aus<br />

Oldenburg haben auch die Störgeräuschreduktion<br />

weiterentwickelt, damit Umgebungsgeräusche wirksam<br />

ausgeblendet werden – ohne die Signalqualität<br />

des Klick-Geräusches zu beeinträchtigen. Bei Bedarf<br />

können weitere Sensoren eingesetzt werden, die eine<br />

noch robustere Arbeit gewährleisten.<br />

Die Prüftechnik lässt sich in der Produktion auf<br />

verschiedene Weise installieren. Zum einen kann sie<br />

Bestandteil der Sensorik in der automatisierten Fabrik<br />

sein, zum Beispiel am Arm eines Roboters. Zum<br />

anderen könnte eine kompakte Hardware-Box mit<br />

Mikrofon und integriertem Mini-PC zur Verarbeitung<br />

Das Prüfsystem des Fraunhofer IDMT analysiert das Klickgeräusch<br />

des Steckvorgangs. So kann es fehlerhaft sitzende Verbindungen<br />

identifizieren.<br />

der Audiodaten an der jeweiligen Arbeitsstation platziert<br />

werden. Das Mikrofon ließe sich aber auch in<br />

einem Arbeitshandschuh des Werkers integrieren.<br />

»Sogar die Kombination mit einer speziellen Smartwatch<br />

ist machbar«, erklärt Hollosi.<br />

Für die Industriekunden kann das System beliebig<br />

konfiguriert und an individuelle Bedürfnisse angepasst<br />

werden. Die audiobasierte Technologie passt<br />

nicht nur in den Trend, die Fertigungsschritte in der<br />

Produktion durch Sensoren zu kontrollieren und dadurch<br />

sicherer und zuverlässiger zu gestalten. Sie erhöht<br />

auch die Effizienz merklich und senkt gleichzeitig<br />

die Kosten. Natürlich freuen sich auch die Kunden,<br />

wenn ihr sehnsüchtig erwartetes Automobil<br />

fehlerfrei vom Band rollt.<br />

Forschung am Fraunhofer IDMT<br />

Der Institutsteil Hör-, Sprach- und Audiotechnologie<br />

HSA des Fraunhofer-Instituts für Digitale Medientechnologie<br />

IDMT wurde im Jahre 2008 als Projektgruppe<br />

gegründet. Er steht für marktnahe Forschung<br />

und Entwicklung mit Schwerpunkten auf Sprachund<br />

Ereigniserkennung, Klangqualität und Sprachverständlichkeit<br />

sowie mobile Neurotechnologie und<br />

Systeme für eine vernetzte Gesundheitsversorgung.<br />

Mit eigener Kompetenz in der Entwicklung von Hardund<br />

Softwaresystemen für Audiosystemtechnologie<br />

und Signalverbesserung setzen die über 100 Mitarbeitenden<br />

am Standort Oldenburg wissenschaftliche<br />

Erkenntnisse in kundengerechte, praxisnahe Lösungen<br />

um. Die Arbeit der Forscher an dem System zur<br />

Erkennung fehlerhaft eingesetzter Steckverbindungen<br />

wurde gefördert durch das Programm »Vorab«<br />

des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft<br />

und Kultur und der Volkswagen Stiftung. Erstmals<br />

öffentlich präsentiert wurde das System auf der<br />

Hannover Messe 2023. (dak)<br />

Das Meldewesen des<br />

Systems informiert die<br />

Mitarbeiter im Falle<br />

einer nicht richtig<br />

sitzenden Steckverbindung.<br />

Diese können<br />

dann sofort justieren.<br />

Bild: Anastasiia/stock.adobe.com<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2023 71


IMPRESSUM<br />

» PRODUKTE<br />

Leichtfüllstoff<br />

Füllmaterial für hochdynamische Maschinenteile<br />

erscheint dienstags ISSN 0019–9036<br />

Organ des Wirtschaftsverbands Stahl- und Metallverarbeitung e.V.<br />

(WSM), Düsseldorf, Hagen. Die Mitglieder des Verbandes erhalten<br />

den <strong>Industrieanzeiger</strong> im Rahmen ihrer Mitgliedschaft. Zusammenarbeit<br />

im Fachbereich der Gießereitechnik mit der Zentrale für<br />

Gussverwendung, Düsseldorf.<br />

Herausgeberin: Katja Kohlhammer<br />

Mitherausgeber: Prof. Dr.-Ing. Christian Brecher (Werkzeug -<br />

maschinen); Prof. Dr.-Ing. Thomas Bergs (Technologie der<br />

Fertigungsverfahren); Prof. Dr.-Ing. Robert Schmitt (Fertigungsmesstechnik<br />

und Qualitätsmanagement); Prof. Dr.-Ing.<br />

Dipl.-Wirt.-Ing. Günther Schuh (Produktions systematik),<br />

WZL RWTH Aachen<br />

Verlag: Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />

Ernst-Mey-Straße 8, 70771 Leinfelden-Echterdingen, Germany<br />

Geschäftsführer: Peter Dilger<br />

Verlagsleiter: Peter Dilger<br />

Chefredaktion:<br />

B. A. Alexander Gölz (ag), Phone +49 711 7594–438,<br />

Ernst-Mey-Straße 8, 70771 Leinfelden-Echterdingen, Germany<br />

Redaktion:<br />

M. A. David Kuhlmann (dak), Phone +49 711 7594–456;<br />

Frederick Rindle (fr), Phone +49 711 7594–539;<br />

Dipl.-Inf. (FH) Uwe Schoppen (us), Phone +49 711 7594–458;<br />

M. A. Nico Schröder (sc), Phone +49 170 6401879;<br />

Dipl.-Ing. Olaf Stauß (os), Phone +49 711 7594–495;<br />

B. A. Hagen Wagner (hw), Phone +49 711 7594–391;<br />

Dipl.-Ing. (FH), Dipl.-Infowirtin (FH) Mona Willrett (mw),<br />

Phone +49 711 7594–285<br />

Ständige freie Mitarbeiter:<br />

Dipl.-Ing. Volker Albrecht (va), Ulrike Dautzenberg (ud),<br />

Karin Faulstroh (kf), Michael Grupp (mg), Sabine Koll (sk),<br />

Markus Strehlitz (ms), Henriette Steuer (hs)<br />

Redaktionsassistenz: Daniela Engel, Phone +49 711 7594–452,<br />

Fax –1452, E-Mail: daniela.engel@konradin.de<br />

Layout: Laura Gehring, Jonas Groshaupt, Michael Kienzle,<br />

Ana Turina<br />

Gesamtanzeigenleiter:<br />

Verantwortlich für den Anzeigenteil:<br />

Joachim Linckh, Phone +49 711 7594–565, Fax –1565<br />

Auftragsmanagement:<br />

Diana Rabalt, Phone +49 711 7594–328, Fax –1328<br />

Leserservice: <strong>Industrieanzeiger</strong> +49 711 7252–209,<br />

konradinversand@zenit-presse.de<br />

Erscheinungsweise: dienstags (15 x jährlich)<br />

Bezugspreis: Inland jährlich 210,00 € inkl. Versandkosten und<br />

MwSt; Ausland 210,00 € inkl. Versandkosten. Einzelpreis 14,10 €<br />

(inkl. MwSt, zzgl. Versandkosten).<br />

Bestellungen erbitten wir an den Verlag. Sofern die Lieferung nicht<br />

für einen bestimmten Zeitraum ausdrücklich bestellt war, läuft das<br />

Abonnement bis auf Widerruf. Bezugszeit: Das Abonnement kann<br />

erstmals vier Wochen zum Ende des ersten Bezugsjahres gekündigt<br />

werden. Nach Ablauf des ersten Jahres gilt eine Kündigungsfrist<br />

von jeweils vier Wochen zum Quartalsende.<br />

Bei Nichterscheinen aus technischen Gründen oder höherer Gewalt<br />

entsteht kein Anspruch auf Ersatz.<br />

Auslandsvertretungen:<br />

Großbritannien/Irland: Jens Smith Partnership, The Court,<br />

Long Sutton, GB-Hook, Hampshire RG 29 1TA, Phone 01256<br />

862589, Fax 01256 862182, E-Mail: jsp@trademedia.info;<br />

USA: D.A. Fox Advertising Sales, Inc. Detlef Fox, 5 Penn Plaza,<br />

19th Floor, New York, NY 10001, Phone +1 212 8963881,<br />

Fax +1 212 6293988, detleffox@comcast.net<br />

Druck: Konradin Druck, Kohlhammerstraße 1–15,<br />

70771 Leinfelden-Echterdingen, Printed in Germany<br />

© 2023 by Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />

Leinfelden-Echterdingen<br />

Bild: Rampf<br />

Bild: Munk Group<br />

Epument Ultralight Flow von Rampf ist<br />

ein neuer Werkstoff auf Basis von Epoxidharz<br />

mit speziellem Leichtfüllstoff. Das<br />

stark dämpfende Material mit einer Dichte<br />

von


VORSCHAU «<br />

NACHHALTIGE FERTIGUNG<br />

Ein Weg, um gleichsam wachsen und nachhaltiger<br />

produzieren zu können, ist ein Energieeinsatz<br />

ohne fossile Energien und eine intelligente<br />

Infrastruktur sowie Vernetzung.<br />

AUTOMATISIERUNG<br />

Die SPS, eine der wichtigsten Fachmessen der Automatisierungsbranche,<br />

findet vom 14. bis 16.11. in Nürnberg<br />

statt. Sie deckt das gesamte Spektrum der smarten und<br />

digitalen Automation ab – vom einfachen Sensor bis<br />

zur intelligenten Lösung, vom heute Machbaren bis zur<br />

Vision einer umfassend digitalisierten Industriewelt.<br />

Zum Messebeginn berichten wir über die ersten<br />

Höhepunkte.<br />

SMART DESIGN<br />

Bild: Phoenix Contact<br />

Auf dem Weg zur Smart Factory lassen sich auch<br />

Planung und Bau innovativer gestalten. Mit einem rundum<br />

„smarten“ Planungs- und Bauprozess kann nicht<br />

nur schneller gebaut, sondern auch früher produziert<br />

werden. Ein Beispiel dafür, wie digitale Fabrikplanung<br />

aussehen kann, zeigt eine neue Fabrik des Heiz- und<br />

Klimatechnikanbieters Viessmann in Polen.<br />

Der <strong>Industrieanzeiger</strong> 15/2023 erscheint am 14.11.2023<br />

Bild: Diefenbacher<br />

Pressen<br />

Pumpenantriebe minimieren Energieverbrauch<br />

Die Diefenbacher TailoredPress ist der<br />

wirtschaftliche Allrounder für die Metallund<br />

Kunststoffumformung. Bei den Pressen<br />

kommen drehzahlvariable Pumpenantriebe<br />

zum Einsatz, die dafür sorgen, dass<br />

Anlagenbetreiber Energie und Betriebskosten<br />

sparen. Der Antrieb wird in Pressen<br />

von 1000 bis 10.000 kN eingesetzt.<br />

Die Energie zum Antrieb hydraulischer<br />

Pressen wird üblicherweise über einen<br />

Pumpenantrieb erzeugt und entweder direkt<br />

oder über einen Zwischenspeicher für<br />

den Umformprozess zur Verfügung gestellt.<br />

In der Regel sind hier Elektromotoren<br />

mit einer konstanten Drehzahl vorgesehen<br />

die selbst beim Einsatz von Pumpen<br />

mit verstellbarem Volumenstrom ständig<br />

Öl fördern.<br />

Die Presse benötigt aber nicht permanent<br />

die volle Leistung. In Pausen, die etwa<br />

beim Be- und Entladen, beim Einrichten<br />

oder in der Wartung entstehen, und selbst<br />

in vielen Phasen des normalen Presszyklus<br />

befindet sich das hydraulische Antriebssystem<br />

oft nur im Teillastbetrieb oder im<br />

sogenannten ‚drucklosen Umlauf‘. Der Antrieb<br />

fördert also das Hydrauliköl, ohne<br />

dass es tatsächlich genutzt wird. Zudem<br />

arbeitet das gesamte System in einem<br />

Lastbereich in dem es nicht effizient ist.<br />

Beides verbraucht überdurchschnittlich<br />

viel unnötige Energie.<br />

DIESER AUSGABE LIEGEN<br />

PROSPEKTE FOLGENDER<br />

FIRMEN BEI:<br />

Barth GmbH<br />

Bihl + Wiedemann GmbH<br />

Wir bitten unsere Leser um<br />

freundliche Beachtung.<br />

Gerne können Sie die Beilagen<br />

auch digital lesen unter<br />

www.industrieanzeiger.<br />

industrie.de/beilagenservice/<br />

Kaufgesuche<br />

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DECKEL MAHO GILDEMEISTER<br />

HERMLE<br />

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E-Mail: info@beschle-gmbh.de<br />

Telefon (0 77 74) 13 54.<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2023 73


» ZULETZT<br />

KI gefährdet<br />

IT-Sicherheit<br />

KI verändert die Bedrohungslandschaft.<br />

Sie bietet Cyberangreifern neue Möglichkeiten,<br />

Identitäten ins Visier zu nehmen<br />

und Authentifizierungsmechanismen zu umgehen.<br />

Damit gefährde sie die IT-Sicherheit<br />

massiv, teilte kürzlich das Informationssicherheitsunternehmen<br />

Cyberark mit. Der Anbieter von Identitätsmanagement<br />

hat drei KI-basierte Angriffsszenarien<br />

näher untersucht.<br />

KI-Szenario 1 – Vishing: Anders als bei Phishing-E-Mails seien viele Menschen beim<br />

Voice Phishing noch zu wenig sensibel. Derartige KI-basierte Angriffe seien<br />

aber bereits an der Tagesordnung und schon heute nur schwer zu erkennen.<br />

KI-Szenario 2 – biometrische Authentifizierung: Generative KI-Modelle können<br />

unglaublich trainiert werden. Exponentielles Wachstum der Parameter unterstützt<br />

realistische Fälschungen, auch für die Gesichtserkennung.<br />

KI-Szenario 3 – Polymorphe Malware: Wenn der Angreifer mit Malware ein End -<br />

gerät infiziert und lokal gespeicherte Session Cookies abruft, kann er die Sicherheitsabwehr<br />

umgehen und unbemerkt auf Zielsysteme zugreifen.<br />

Die drei KI-basierten Bedrohungen für die Cybersicherheit zeigen laut den Identitätsmanagern,<br />

dass Identitäten das primäre Ziel von Angreifern sind.<br />

Also, ich find´s beruhigend, dass ich keine Angst mehr vor Maskierten haben muss,<br />

die nachts in mein Schlafzimmer eindringen, mir Messer oder Pistole ins Gesicht<br />

halten, um so zu erfahren, wo Oma´s Goldschmuck versteckt ist. Moderne<br />

Verbrecher haben viel effizientere Methoden, einen zu ruinieren.<br />

Damit das nicht passiert, bieten Unternehmen wie Cyberark Schutzmaßnahmen an.<br />

Schließlich seien KI-basierte Angriffe zwar eine Bedrohung, zugleich sei KI aber auch<br />

ein leistungsfähiges Werkzeug, um Gefahren zu erkennen und abzuwehren. (mw)<br />

Bild: akf/stock.adobe.com<br />

74 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2023


Industrie<br />

Das Kompetenznetzwerk der Industrie<br />

Anwenderforum<br />

Additive<br />

Produktionstechnologie<br />

16.-17. April 2024<br />

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Bild: Fraunhofer IPA/Janhsen<br />

Eine gemeinsame Veranstaltung mit:<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> Die Plattform für additive » Fertigung 14 | 2023 75


BLECHEXPO<br />

Stuttgart<br />

We’re here, ready to listen!<br />

76 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2023<br />

07. – 10.<br />

November<br />

2023<br />

Informationen zur Blechexpo: www.trumpf.com

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