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Herzig_Landstrassenkind_Leseprobe

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jenischen Fekkerchilbis der 1980er­Jahre legt sie Tarotkarten.<br />

Neben Mariella Mehr gibt sie den fahrenden Müttern in den<br />

Medien ein Gesicht. Weniger kämpferisch als Mariella, doch<br />

ebenso mutig, ebenso entschlossen, zudem beeindruckend<br />

ruhig und überlegt.<br />

Nach vierzig Jahren Trennung findet Teresa Grossmann<br />

endlich ihre jüngste Tochter wieder. 1993 ist Teresa 68 Jahre<br />

alt, ihre Tochter 41. Sie heisst nun nicht mehr Eva, wie ihre Mutter<br />

sie nennen wollte, sondern Anna. «Für meine Mutter bin<br />

ich natürlich Eva. Ich selbst habe mich an Anna gewöhnt. Also<br />

bin ich jetzt Anna und Eva.» Sie wurde 1956 von einem kinderlosen<br />

Ehepaar adoptiert. Auf Veranlassung von Pro Juventute<br />

und ohne dass Teresa Grossmann ihr Einverständnis gab oder<br />

informiert worden wäre. Eva/Anna wurde erzählt, sie sei von<br />

ihrer leiblichen Mutter ausgesetzt worden. «Ich bin zufrieden,<br />

glücklich darüber, dass ich jetzt endlich die Wahrheit weiss»,<br />

sagt sie der Journalistin auf die Frage, wie sie sich nun fühle.<br />

«Und vor allem auch darüber, dass meine Mutter eine gute,<br />

loyale und ehrliche Frau ist.»<br />

Die Kraft, so lange und unbeirrbar weiterzukämpfen, habe<br />

sie aus der Gewissheit gezogen, dass Gott sie beschütze, erklärt<br />

Teresa Grossmann. Es ist derselbe Gott, in dessen Namen ihr<br />

die Kinder weggenommen wurden.<br />

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