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Gut Aiderbichl Magazin: Leben lieben Herbst 2023

Lesen Sie herzerwärmende Tierrettungsgeschichten und erfahren Sie allerlei Wissenswertes rund um Gut Aiderbichl.

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2/<strong>2023</strong><br />

DAS<br />

MAGAZIN<br />

FÜR UNSERE<br />

FÖRDERER<br />

UND<br />

FREUNDE<br />

Weil Tiere eine Seele haben<br />

Tier-Psychologie<br />

Was wissen<br />

Hunde über<br />

meine Gefühle?<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> forscht<br />

Was brauchen<br />

Pferde im Alter?<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Osnabrück<br />

Jetzt tickt<br />

die Uhr!<br />

Gelingt die<br />

Über 300<br />

Schafen und<br />

Ziegen droht<br />

der Tod!<br />

in letzter<br />

Sekunde?<br />

Verzweifelter Notruf bei <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>


Liebe <strong>Aiderbichl</strong>erinnen,<br />

liebe <strong>Aiderbichl</strong>er,<br />

Neue Wege entstehen, indem wir sie<br />

gehen.“ Dieser Satz stammt von dem<br />

Philosophen Friedrich Nietzsche, und<br />

ich denke, es gibt wenige Worte, die<br />

das Tun UND das Wirken von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

so treffend beschreiben. Wir<br />

sind vor mehr als 20 Jahren neue Wege gegangen, als <strong>Gut</strong><br />

<strong>Aiderbichl</strong> in Henndorf erstmals seine Tore öffnete, um<br />

der Welt zu zeigen, dass Nutztiere eine Seele haben, dass<br />

Rinder, Schweine, Schafe, Ziegen nicht einfach nur „Dinge“<br />

sind, sondern Lebewesen, die dasselbe Recht auf<br />

<strong>Leben</strong> haben wie wir.<br />

Wir sind neue Wege gegangen, als wir 40 ehemalige Laborschimpansen<br />

und fünf Tieraffen aufnahmen und das<br />

Affen Refugium in Gänserndorf entstand. Wir sind neue<br />

Wege gegangen, als wir uns gegen Legebatterien starkgemacht<br />

haben, als wir einen Bewegungsstall speziell für<br />

alte Pferde bauten, als wir in die Ukraine fuhren, um 123<br />

Hunde und Katzen aus den Kriegswirren zu retten. <strong>Gut</strong><br />

<strong>Aiderbichl</strong> ist immer neue Wege gegangen, zum Schutz<br />

der Schwächeren und für den Glauben an eine Gemeinschaft,<br />

in der alle und alles miteinander verbunden sind.<br />

Diese neuen Wege werden wir auch im kommenden Jahr<br />

gehen, vielleicht sogar konsequenter als je zuvor. <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

wird wachsen, muss wachsen, denn unsere Höfe<br />

haben ihre Kapazitätsgrenzen erreicht. Das Leid der Tiere<br />

aber endet nicht, nur weil der letzte Platz vergeben ist.<br />

Im Gegenteil: Wir erhalten derzeit mehr Notrufe als je zuvor!<br />

Und wir werden alles tun, um kein Tier abzuweisen<br />

und in seiner Not alleinzulassen. Unser Ziel ist es jetzt,<br />

noch mehr Länder für die Vision von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> zu gewinnen<br />

– zunächst in Großbritannien, einem Land, dessen<br />

Bevölkerung ebenfalls bekannt ist für seine Tierliebe.<br />

Aber auch Bestehendes muss weiter ausgebaut werden:<br />

Unsere Vermittlungsstation in Krevinghausen bei Osnabrück<br />

etwa könnte um rund 200 Plätze erweitert werden,<br />

der Rohbau steht bereits.<br />

Liebe <strong>Aiderbichl</strong>erinnen und <strong>Aiderbichl</strong>er, seit mehr als<br />

20 Jahren gehen wir gemeinsam neue Wege. Jetzt hoffen<br />

wir auf Ihre Unterstützung, um dies auch in Zukunft tun<br />

zu können – um gemeinsam einzustehen für eine umfassende<br />

Humanität, die der Traum von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> ist.<br />

3


Inhalt<br />

Dürfen sie auf<br />

Rettung hoffen?<br />

Über 300 Schafe und Ziegen<br />

leben unter schlimmen<br />

Umständen. <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

will ihnen helfen. S. 12<br />

Trotz allem lebensfroh …<br />

Dem blinden Kälbchen Darla drohte die<br />

Schlachtung – nun lebt es sicher und<br />

fröhlich auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Henndorf. S. 114<br />

Was weiß er über mich?<br />

Wie Hunde unsere Gefühle deuten. S. 52<br />

Zuhause ungewiss<br />

Der Pachtvertrag für <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

Krevinghausen läuft aus.<br />

S. 36<br />

Eine wunderbare Tour<br />

Auf der <strong>Aiderbichl</strong>-Reise machten die<br />

Teilnehmer auch auf unserem <strong>Gut</strong> in<br />

Moulins in Frankreich Station.<br />

S. 40<br />

Freche Patchwork-Familie<br />

Ein Besuch bei unserer<br />

Frettchen-Bande.<br />

S. 82<br />

Hilfe für Großkatzen<br />

Warum <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> für eine Gruppe<br />

ehemaliger Zirkustiger kämpft.<br />

S. 64<br />

Warum Schweine uns<br />

Entspannung lehren<br />

Bei einem Kurs der <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

Akademie kommt man Kune-Kune-<br />

Schweinen ganz nah. S. 24<br />

3 Editorial<br />

6 Der Leitsatz von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

Das Motto unseres Gründers<br />

Michael Aufhauser<br />

8 „In der Krise zeigt sich<br />

wahre Stärke“<br />

Ein Gespräch mit Stiftungs -<br />

vorstand Dieter Ehrengruber<br />

12 Haben diese Tiere eine Zukunft?<br />

Über 300 Schafen und Ziegen<br />

eines <strong>Leben</strong>shofes droht der Tod<br />

20 Hinter den Kulissen…<br />

der <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Tiernotfall<br />

zentrale mit Bianca Pöckl<br />

24 Vom großen Glück, bei<br />

einem Schwein zu sein<br />

Ein „Kuschel-Kurs“ und<br />

weitere Akademie-Angebote<br />

34 Das Feuer hat alles zerstört<br />

Die dramatische Rettung der<br />

Rinder Jule und Frieda<br />

36 Die Uhr tickt!<br />

Warum <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Osnabrück<br />

auf ein Wunder hofft<br />

40 Erinnerungen, die bleiben<br />

Nach langer Pause ging es<br />

wieder auf <strong>Aiderbichl</strong>-Reise<br />

50 „Tierschutz ist für mich eine<br />

<strong>Leben</strong>saufgabe“<br />

Sonja Klimas Arbeit für<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

52 Was Hunde über meine<br />

Gefühle wissen<br />

Wie Mensch und Hund einander<br />

besser verstehen lernen<br />

58 Kurz & bündig<br />

Neuigkeiten von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

62 Ein Dankeschön an<br />

alle Spender!<br />

Als <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> ein<br />

besonderer Brief erreichte …<br />

64 Die Letzten ihrer Art<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> kämpft für Tiger<br />

70 Emma hatte einen<br />

Schutzengel<br />

Hilfe für eine kranke Katze<br />

72 Liebe über den Tod hinaus<br />

Gringos Besitzerin hatte für sein<br />

Wohl vorgesorgt<br />

76 Die kleinen Winterwunder<br />

vor unserer Haustür<br />

Wie wir Vögeln durch die kalte<br />

Jahreszeit helfen können<br />

80 Willkommen auf<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>!<br />

Fünf unserer Neuankömmlinge<br />

82 Zu Gast bei Familie Kobold<br />

Anna Pieringer stellt eine besondere<br />

Frettchen-Gang vor<br />

86 Ein Paradies für Panzertiere<br />

Neue Schildkröten in Henndorf<br />

88 Was brauchen Pferde, um im<br />

Alter gesund zu bleiben?<br />

Die Forschungsarbeit im <strong>Gut</strong><br />

<strong>Aiderbichl</strong> Kompetenzzentrum<br />

96 Wir suchen Paten<br />

Zackelschaf Martina, Kater<br />

Cashew und Ziege Vincent<br />

102 „Der wird ja immer<br />

glücklicher!“<br />

Neues Zuhause für zwei Hunde<br />

104 Tiersprechstunde<br />

Fragen an die Experten von der<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Akademie<br />

110 Für die Freiheit geboren<br />

Kein Kuscheltier: das harte Los der<br />

Herdenschutzhunde<br />

114 Alles Licht auf dieser Welt<br />

Neue <strong>Leben</strong>sfreude für Kalb Darla<br />

116 Mit Herz schenken<br />

Der <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Online-Shop<br />

118 Tierwohl an erster Stelle<br />

Unsere Kooperation mit<br />

„My HeimTierLand“-Hundefutter<br />

120 Die <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>-Höfe<br />

Heimathöfe in 6 Ländern Europas<br />

122 Impressum<br />

4 5


Leitsatz<br />

„Auch wenn es<br />

gelänge, die Tiere vor<br />

uns zu schützen,wir hätten<br />

nichts erreicht.<br />

Erst wenn es gelingt,<br />

die Tiere nicht mehr<br />

schützen zu müssen, sind<br />

wir am Ziel.<br />

Dann haben wir etwas<br />

verändert: uns!“<br />

Michael Aufhauser, Gründer von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

6 7


Interview<br />

„In der Krise zeigt sich<br />

Weniger Besucher – und immer mehr Hilfsanfragen für Not leidende<br />

Tiere. Wie <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> stark bleibt – trotz der Krise …<br />

WAHRE STÄRKE“<br />

STARK DURCH DEN STURM<br />

Seit 2015 führt Stiftungsvorstand Dieter<br />

Ehrengruber <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> alleine in<br />

die Zukunft und macht sich stark für<br />

eine umfassende Humanität, die alle<br />

Lebewesen in geistiger, kultureller, ethischer<br />

und materieller Hinsicht schützt.<br />

8 9


„<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> gründet auf<br />

Werten wie Vertrauen, Loyalität,<br />

Verlässlichkeit und Respekt.<br />

Das spüren die Menschen.“<br />

Dieter Ehrengruber<br />

Das Jahr neigt sich dem<br />

Ende zu – ein Jahr, das sicherlich<br />

zu den härtesten<br />

in der Geschichte von<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> zählt. Denn<br />

nicht nur die Auswirkungen<br />

der Inflation b<strong>lieben</strong> und bleiben spürbar<br />

– gleichzeitig erreichten auch die Hilfsanfragen<br />

für Tiere immer neue Rekordwerte.<br />

Erschütternde Zahlen, die harte Entscheidungen<br />

forderten. Und Menschen, die selbst<br />

im stärksten Sturm nicht vom Weg abweichen<br />

– sondern eisern einstehen für all das,<br />

was <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> ist. Ein offenes Gespräch<br />

mit Stiftungsvorstand Dieter Ehrengruber.<br />

Doch die Kosten für mehr als<br />

6000 gerettete Tiere sind immens …<br />

Dieter Ehrengruber: Absolut! Aktuell belaufen<br />

sie sich insgesamt auf rund 40 Millionen<br />

Euro im Jahr. Nur ein Beispiel: Allein die<br />

Kosten für <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Szépalma sind im<br />

vergangenen Jahr um etwa 20 Prozent gestiegen.<br />

Denn die Tiere fressen ja nicht weniger<br />

oder benötigen plötzlich keine Medikamente<br />

mehr und keine tierärztliche<br />

Betreuung, nur weil die wirtschaftliche Lage<br />

schlecht ist. Im Gegenteil: Viele unserer Tiere<br />

übernehmen wir aus schlechter Haltung. Sie<br />

sind krank oder bereits älter und damit sogar<br />

auf eine besonders intensive Betreuung angewiesen.<br />

Dennoch bleibe ich dabei: Unsere<br />

Arbeit wird nicht aufhören – sie darf nicht<br />

aufhören! Gerade jetzt nicht, denn nie zuvor<br />

brauchten mehr Tiere unsere Hilfe.<br />

Das vergangene Jahr …<br />

Dieter Ehrengruber: … war ein Jahr voller<br />

Prüfungen. Es war ein Jahr, das uns alles abverlangt<br />

hat – und uns zugleich zeigte, dass<br />

unsere Arbeit gerade jetzt bedeutsamer und<br />

wertvoller ist als je zuvor. Umgerechnet zählte<br />

der Monat Juni zu den schlechtesten seit<br />

dem Bestehen von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>. Wir verzeichnen<br />

auch insgesamt deutlich weniger<br />

Besucher. Die Inflation hat die Menschen<br />

nicht nur wirtschaftlich in Bedrängnis gebracht,<br />

sie hat vor allem auch die Angst geschürt<br />

vor erneuten finanziellen Einbrüchen.<br />

Warum ist die Arbeit von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

gerade jetzt so wichtig?<br />

Dieter Ehrengruber: Wahre Stärke zeigt<br />

sich in Krisenzeiten. <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> ist stark<br />

und wird auch in der Krise stark bleiben. Wir<br />

versorgen jeden Tag mehr als 6000 gerettete<br />

Tiere auf unseren Höfen; Tiere, die wir aufgenommen<br />

haben mit dem Versprechen,<br />

ihnen ein Für-Immer-Zuhause zu geben bei<br />

bester Pflege und Betreuung. Davon werden<br />

wir nicht abweichen, denn <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

gründet auf Werten wie Vertrauen, Loyalität,<br />

Verlässlichkeit, Respekt. Unser Wort hat Bestand,<br />

und wir werden nicht aufhören, für<br />

das einzustehen, was richtig und wichtig ist.<br />

Ich glaube fest, dass diese Grundhaltung für<br />

die Menschen spürbar ist – sie erleben sie<br />

tagtäglich auf unseren Höfen, im Umgang<br />

mit unseren Tieren. Und genau damit leben<br />

wir den Menschen vor, dass es gerade in der<br />

Krise wichtig ist, zusammenzustehen. Denn<br />

am Ende sind wir gemeinsam immer stärker.<br />

Bereits 2022 hat <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

die Rekordanzahl von über 900<br />

Tieren aufgenommen …<br />

Dieter Ehrengruber: Das ist richtig, aber in<br />

diesem Jahr werden wir diesen Rekord vermutlich<br />

erneut brechen. Bisher haben uns<br />

mehr als 9000 Anfragen erreicht – das sind<br />

1000 Notfälle mehr als noch im Vorjahr. Ganz<br />

konkret bedeutet das: Jeden Tag bekommen<br />

wir rund 30 Anrufe von Menschen, die<br />

unsere Hilfe benötigen mit einem Tier. Darunter<br />

sind zunehmend auch Exoten, die in<br />

Terrarien gehalten werden, weil die Menschen<br />

sich die Stromkosten inzwischen<br />

nicht mehr leisten können – ein einziges<br />

Terrarium verschlingt mittlerweile gut und<br />

gern 300 Euro im Monat. Auf ein Schildkrötenleben<br />

umgerechnet kommen da fast<br />

300 000 Euro nur an Stromkosten für den<br />

Besitzer zusammen. Aber so rechnen die<br />

wenigsten, wenn ein Exot angeschafft wird.<br />

„WIR GEBEN NIEMALS AUF!“<br />

Dieter Ehrengruber am Schreibtisch seines<br />

Henndorfer Büros – mit tierischer Unterstützung:<br />

„Wir bekommen jeden Tag ca. 30<br />

Anrufe von Menschen, die Hilfe für ein Tier<br />

erbitten“, sagt er. Tendenz: steigend.<br />

Was drängt jetzt besonders?<br />

Dieter Ehrengruber: Wir müssen Bestehendes<br />

ausbauen. Der Pachtvertrag für unsere<br />

Vermittlungsstation in Krevinghausen bei<br />

Osnabrück etwa läuft in wenigen Monaten<br />

aus – wir haben die Möglichkeit, die Anlage<br />

dann zu kaufen und dort zusätzlich 200 Plätze<br />

zu schaffen. Das wäre immens wichtig,<br />

denn aktuell sind alle Tierheime der Region<br />

überfüllt – unser Team leistet vor Ort Unglaubliches<br />

und entwickelt unter anderem<br />

gerade ein groß angelegtes Kastrationsprojekt<br />

für Streunerkatzen, das dringend nötig<br />

ist. Aber dafür brauchen wir Unterstützung –<br />

wir brauchen die Hilfe der <strong>Aiderbichl</strong>erinnen<br />

und <strong>Aiderbichl</strong>er, um diese Taten auch zielgerichtet<br />

umsetzen zu können. Aber ich vertraue<br />

auf die Kraft dieser Gemeinschaft – wir<br />

haben so vieles bewältigt und durchgestanden,<br />

oftmals gegen jede Chance. Zusammen<br />

haben wir schon so vieles bewirkt. Da<br />

geben wir jetzt bestimmt nicht auf!<br />

Was wird die Zukunft bringen?<br />

Dieter Ehrengruber: <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> wird<br />

expandieren. Das ist unsere einzige, unsere<br />

beste Chance. Das Tierleid nimmt rapide zu –<br />

die Kapazitäten unserer Höfe aber sind begrenzt.<br />

Wir müssen daher neue Möglichkeiten<br />

schaffen. Als nächsten Schritt werden wir<br />

die Vision von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> in Großbritannien<br />

bekannt machen – ein Land, dessen<br />

Bewohner ebenfalls sehr tierlieb und naturverbunden<br />

sind. Wir haben langjährige Wegbegleiter,<br />

die uns auf diesem Weg unterstützen<br />

– darunter etliche Prominente wie die<br />

Schauspieler Rupert Everett und Hugh Grant<br />

oder die Primatenforscherin Jane Goodall.<br />

Sie alle stehen an unserer Seite, und das gibt<br />

mir Mut. Mut – und die Hoffnung, dass wir<br />

auch in den kommenden Jahren Schritt für<br />

Schritt Veränderungen herbeiführen werden,<br />

die nachhaltig <strong>Gut</strong>es bewirken. Für die<br />

Tiere, die Natur, die Menschheit selbst. Denn<br />

genau darum geht es bei der Arbeit von <strong>Gut</strong><br />

<strong>Aiderbichl</strong>: Jedes gerettete Tier, dem wir ein<br />

neues <strong>Leben</strong> schenken, schenkt uns im Gegenzug<br />

die ganze Welt. Weil es uns lehrt,<br />

dass Liebe allumfassend ist. Sie grenzt niemals<br />

aus. Sondern schließt alle und alles ein.<br />

10 11


Tierretter vor Ort<br />

Eveline Treischl<br />

DAS ENDE ALLER<br />

HOFFNUNG?<br />

Seit vier Jahrzehnten widmet<br />

die Allgäuerin ihr <strong>Leben</strong> hilfsbedürftigen<br />

und kranken Tieren<br />

(hier mit der kleinen Charlotte).<br />

Doch als sie vor zwei Jahren die<br />

Kündigung für ihren <strong>Leben</strong>shof<br />

erhält, steht sie plötzlich vor<br />

dem Nichts – und über 300<br />

Tieren droht die Einschläferung.<br />

Haben diese Tiere<br />

eine Zukunft?<br />

Was, wenn eine sicher geglaubte Zuflucht keine mehr ist?<br />

Wenn ein aus Tierliebe und kompromissloser Hingabe gewachsenes<br />

<strong>Leben</strong>swerk in Trümmern liegt? Diese verzweifelte Erfahrung macht die<br />

Betreiberin eines <strong>Leben</strong>shofs im Allgäu mit ihren über 300 Schafen und<br />

Ziegen: Dem Hof droht die Zwangsräumung – allen Tieren der Tod.<br />

Doch um helfen zu können, braucht <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Ihre Hilfe!<br />

12 13


MEHR TIERE …<br />

… als erwartet finden<br />

die Helfer von <strong>Gut</strong><br />

<strong>Aiderbichl</strong> bei ihrer<br />

ersten Besichtigung<br />

auf dem weitläufigen<br />

Grundstück des <strong>Leben</strong>shofes<br />

vor. War<br />

anfangs noch von etwa<br />

200 Schafen und Ziegen<br />

die Rede, sind es<br />

insgesamt über 300.<br />

Nur mit einer Gehhilfe kann sich<br />

dieses Schaf fortbewegen. Viele<br />

Tiere sind auf tägliche medizinische<br />

Hilfe und Pflege angewiesen.<br />

DUNKLE ZEITEN<br />

Weder Strom noch Gas: Seit der Verpächter<br />

den <strong>Leben</strong>shof von der Energieversorgung<br />

abgeschnitten hat, bleibt es in den<br />

Ställen düster, die Arbeitsbelastung für<br />

Evi und ihre Helfer steigt immens.<br />

14 15


BUCH FÜHREN<br />

… müssen die Helfer<br />

von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

(hier von links: Eva<br />

Zach, Michael Meckl<br />

sen. und Michael Meckl<br />

jun.) beim Einziehen<br />

der Ohrmarken,<br />

die jedes der über<br />

300 Tiere benötigt.<br />

DEN ÜBERBLICK<br />

BEHALTEN …<br />

muss Bianca Pöckl von<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> vor Ort<br />

bei der Registrierung der<br />

Schafe und Ziegen (oben).<br />

Rechts: Eveline Treischl<br />

mit Lämmchen Charlotte:<br />

Darf das Schäfchen bald<br />

<strong>Aiderbichl</strong>erin werden?<br />

Die Tierretter arbeiten Tag<br />

und Nacht daran, dass<br />

dieser Wunsch in Erfüllung<br />

gehen kann.<br />

Wie lange kann ein<br />

Mensch die widrigsten<br />

Umstände<br />

tapfer erdulden,<br />

wenn er dadurch<br />

die, die er am<br />

meisten liebt, weiterhin versorgen und behüten<br />

kann? Was, wenn dann eines Tages<br />

trotz aller Kämpfe das Ende des Weges erreicht<br />

ist und es nur einen – den schlimmsten<br />

anzunehmenden – Ausweg zu geben<br />

scheint? Eveline Treischl, die alle nur Evi<br />

nennen, weiß ganz genau, was es bedeutet,<br />

zu hoffen, am Boden zu liegen – aber<br />

auch immer wieder die Kraft zu finden,<br />

aufzustehen, neu anzufangen. Die Hoffnung<br />

niemals zu verlieren. Seit 40 Jahren<br />

betreibt sie einen <strong>Leben</strong>shof für Schafe,<br />

Ziegen und Rinder in Bad Grönenbach im<br />

Allgäu. Ihr Herz ist seit jeher übergroß für<br />

all die Tiere, die anderswo keine Chance<br />

mehr hätten: „Unsere Tiere sind sehr pflegebedürftig,<br />

alt, krank und behindert. Es<br />

sind Tiere, die niemand anderer mehr<br />

nimmt“, erzählt sie. Tiere, die ein hohes<br />

Maß an Pflege, Zuwendung und Liebe<br />

brauchen. Evi hat sich diesen Tieren verschrieben:<br />

Sie tut alles, damit diese Tiere<br />

ein lebenswertes <strong>Leben</strong> haben. Das erfüllt<br />

die Frau mit der grauen Pferdeschwanzfrisur<br />

mit Sinn und Glück.<br />

Und selbst sehr kranke Tiere, die anderswo<br />

schon abgeschrieben und dem Tod geweiht<br />

gewesen wären, erfüllt Evis unbedingte<br />

Hingabe mit neuem <strong>Leben</strong>smut. Da<br />

ist Ecki, ein junger Ziegenbock, dem die<br />

„Wir pflegen<br />

Tiere, denen<br />

niemand sonst<br />

mehr eine<br />

Chance geben<br />

würde.“<br />

Einschläferung aufgrund seiner Wirbelsäulenverletzung<br />

drohte. Doch dank Evis Pflege,<br />

medizinischer Behandlungen und ganz vielem<br />

Üben hat Ecki wieder gelernt zu laufen.<br />

Da ist der weiße Ziegen-„Opa“ Bärli, dessen<br />

Gelenke geschwollen und entzündet<br />

waren und der auf Evis Hof wieder aufblühen<br />

durfte. Auch weil man ihm dort Spezialfutter<br />

gibt, weil Bärli das harte Heu<br />

nicht gut verträgt.<br />

Auch Ziege Merlin, der mit verkrüppelten<br />

Beinchen zur Welt kam, wurde von Evi und<br />

ihrem Team wieder gesund gepflegt. Ein<br />

hohes Maß an Pflege und Fürsorge braucht<br />

zeitlebens auch die kleine Charlotte. Das<br />

Lamm kam blind und schwerstbehindert<br />

mit ihrer Mutter Konstanze zum <strong>Leben</strong>shof.<br />

Charlottes Füße waren falsch herum<br />

angewachsen – dank intensiver Physiotherapie<br />

kann sie aber wieder stehen. Zudem<br />

benötigt sie alle zwei Stunden die Flasche:<br />

Weil sie in den ersten Wochen ihres <strong>Leben</strong>s<br />

künstlich ernährt wurde, hatte sie nie gelernt,<br />

selbstständig zu trinken. Auch Schaf<br />

Valentina wurde von Evi und ihren Helfern<br />

von Hand aufgezogen. Sie muss ständig<br />

beobachtet werden, weil sie unter Allergien<br />

und Ausschlägen leidet und immer<br />

wieder von epileptischen Anfällen gequält<br />

wird. Wie Lamm Charlotte hat auch Ziege<br />

Zenzi ihr Augenlicht verloren und konnte<br />

in dem Zuchtbetrieb, in dem sie aufgewachsen<br />

war, nicht ausreichend betreut<br />

werden. Für Zenzi, wie für alle anderen<br />

blinden Tiere des <strong>Leben</strong>shofes, wurde ein<br />

eigener Bereich eingerichtet, in dem sie<br />

sich zurechtfindet und genau weiß, wo<br />

Futter und Wasser stehen. Tagsüber hat sie<br />

den für Ziegen so immens wichtigen Auslauf<br />

auf einer Wiese, die Evi und ihr Team<br />

eigens für blinde Tiere hergerichtet haben.<br />

All diese beispielhaften Schicksale sind nur<br />

einige von vielen, denen auf dem <strong>Leben</strong>shof<br />

eine zweite Chance und unendlich viel<br />

Zeit, Liebe und aufopferungsvolle Pflege<br />

zuteil wurde. Tiere, die aller schlechten<br />

Prognosen zum Trotz, wieder aufblühten<br />

und gelernt haben, das <strong>Leben</strong>, wenn auch<br />

unter den Begrenzungen, die ihre Gesundheit<br />

ihnen auferlegt, zu genießen.<br />

Doch was vier Jahrzehnte lang auf einem<br />

abseits gelegenen Hof mit großem Grundstück<br />

auch mithilfe vieler fleißiger Helfer<br />

gelingt, erlebt vor etwa zwei Jahren eine<br />

16 17


ERSTER ÜBERBLICK<br />

Evi Treischl zeigt den Tierrettern von<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> die Stallungen. In engen Absprachen<br />

mit dem zuständigen Amtstierarzt wird<br />

derzeit geklärt, welche Voraussetzungen für einen<br />

Transport von über 300 Tieren - viele davon mit<br />

speziellen Bedürfnissen - notwendig wären.<br />

TROTZ LEID IN LIEBE VERBUNDEN<br />

Viele Schafe und Ziegen auf Evi Treischls <strong>Leben</strong>shof haben schwerste<br />

Behinderungen – und finden aber gerade dadurch zueinander.<br />

Aufwändig speziell gefertigte Geh-Hilfen unterstützen die Tiere bei<br />

ihren Hofgängen. Die ständige medizinische Betreuung ist dabei ein Muss.<br />

unerwartete, dramatische Wende: Ihr neuer<br />

Verpächter kündigt Evis Vertrag: Sie und<br />

all ihre Tiere – es sind inzwischen über 300<br />

– müssen den Hof verlassen, der Besitzer<br />

möchte ihn selbst nutzen, wie er sagt. Um<br />

Evi und die Tiere zum Gehen zu bewegen,<br />

scheint dem Verpächter bald jedes Mittel<br />

recht zu sein, ihnen das <strong>Leben</strong> unmöglich<br />

zu machen. Mitten im Winter schneidet er<br />

sie von der Stromversorgung ab. Doch allen<br />

Querelen zum Trotz: Die Tiere müssen<br />

versorgt werden, brauchen es warm und<br />

trocken. All der Stress und die Sorgen um<br />

sie herum dürfen die ohnehin schon leidgeprüften<br />

Wesen nicht auch noch belasten.<br />

Auch wenn die Versorgung auf einen<br />

Stand von vor 100 Jahren zurückgeworfen<br />

wird: Das Wasser müssen Evi und ihre Helfer<br />

nun mithilfe von Gasflaschen erwärmen<br />

– das verursacht immense zusätzliche<br />

Kosten, die sich der spendenfinanzierte<br />

Hof gar nicht leisten kann.<br />

Irgendwann sieht die Gnadenhofbetreiberin<br />

nur noch einen letzten verzweifelten<br />

Ausweg, denkt ernsthaft über eine Entscheidung<br />

nach, die jeder tier<strong>lieben</strong>de<br />

Mensch fürchtet: die über das Einschläfern<br />

der Tiere. Für Evi stürbe damit auch ein Teil<br />

von ihr selbst: „Es sind 40 Jahre meines <strong>Leben</strong>s,<br />

manche Tiere begleiten mich seit 15,<br />

16, 17 Jahren.“ Sie ringt um Fassung – denn<br />

auch für sie selbst stand es vor einigen Jahren<br />

sehr schlecht: „Die Ärzte hatten nicht<br />

viel Hoffnung für mich – aber meine Tiere<br />

haben mich gerettet. Weil ich musste: Ich<br />

muss aufstehen, damit meine Tiere weiterleben<br />

können.“ Verzweifelt versucht sie,<br />

eine neue Bleibe für sich und ihre Lieben<br />

ZUM WOHL DER TIERE WIRD ALLES GETAN!<br />

Ein Helfer trägt Futter in den Stall (o.) – für die große Zahl der Tiere sind täglich<br />

Unmengen nötig – und natürlich ein sicheres Zuhause. „Derzeit arbeiten wir noch<br />

unter Hochdruck an der Frage, ob wir zeitnah einen mobilen Stall organisieren<br />

können“, erklärt Stiftungsvorstand Dieter Ehrengruber.<br />

„Wir hoffen auf<br />

die großartige<br />

Unterstützung<br />

vieler tierlieber<br />

Menschen.“<br />

zu finden – ohne Erfolg. Im Mai <strong>2023</strong> wendet<br />

sie sich schließlich mit einem verzweifelten<br />

Hilferuf direkt an <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

Stiftungsvorstand Dieter Ehrengruber: Sie<br />

könne nun weder vor noch zurück, sei psychisch<br />

so am Ende, dass sie nicht mehr<br />

wisse, was sie machen soll. Wenn niemand<br />

die Ziegen und Schafe aufnehmen kann,<br />

müssen sie eingeschläfert werden. Dieter<br />

Ehrengruber erklärte sich sofort bereit,<br />

alles in Bewegung zu setzen, um ihr in<br />

ihrer Notlage zu helfen und eine Lösung<br />

zu finden für die Tiere – und das<br />

innerhalb kürzester Zeit. Bianca Pöckl ist<br />

bei einem ersten Besuch des<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>-Teams auf Evi Treischls <strong>Leben</strong>shof<br />

dabei. Sie beeindrucktt besonders<br />

die Mühe mit der die Tierfreunde vor Ort<br />

den Betrieb auch ohne Strom aufrechterhalten.<br />

Auch wenn die Ställe aufgrund der<br />

Räumungsklage lange nicht mehr saniert<br />

und aufgeräumt worden sind, fehlt es den<br />

Tieren an nichts: „Den Tieren sieht man an,<br />

dass jemand sich mit ganzer Liebe um sie<br />

sorgt: Sie sind gepflegt und gut ernährt“,<br />

sagt Bianca und ergänzt: „Wie Evi und ihre<br />

Helfer das bei dieser Menge an Tieren<br />

geschafft haben, ohne den Überblick zu<br />

verlieren, grenzt an ein Wunder.“<br />

Doch dieses Wunder steht nun vor dem<br />

endgültigen Aus. <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> will<br />

dem <strong>Leben</strong>shof und seinen Tieren unbedingt<br />

helfen, ist dafür jedoch auf Ihre<br />

Spenden angewiesen, liebe Paten,<br />

Freunde und Unterstützer!<br />

Die Situation zu Redaktionsschluss dieses<br />

Heftes ist folgende: Ein großes Stallzelt<br />

muss angeschafft, Transporter organisiert<br />

werden, um die über 300 Tiere<br />

kurzfristig auf einem <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

Heimathof unterbringen zu können –<br />

ein kostenintensives Unterfangen. „Wir<br />

hoffen auf die großartige Unterstützung<br />

vieler tierlieber Menschen“, sagt<br />

Stiftungsvorstand Dieter Ehrengruber.<br />

Helfen Sie uns dabei, dass die Geschichte<br />

von Evi und ihren Schafen und Ziegen<br />

ein Happy-End finden kann.<br />

Denn das <strong>Leben</strong> muss siegen! Immer!<br />

Über den Fortgang dieser Tierrettung<br />

halten wir Sie auf unseren Social-Media-<br />

Kanälen und auf unserer Website<br />

www.gut-aiderbichl.com ständig auf<br />

dem Laufenden.<br />

Hier können Sie spenden!<br />

Unsere Bankverbindungen finden Sie<br />

auch auf Seite 121.<br />

18 19


Hinter den Kulissen<br />

„Ist ein Tier<br />

wieder<br />

glücklich,<br />

ist das der<br />

schönste<br />

Lohn<br />

für meine<br />

Arbeit.“<br />

Jeden Tag gehen rund<br />

30 Anfragen in der<br />

Tiernotrufzentrale von<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> ein.<br />

Bianca Pöckl ist in den<br />

meisten Fällen die erste<br />

Ansprechpartnerin für<br />

Hilfesuchende. Hier<br />

erzählt sie, warum<br />

Tiernotfälle so komplex<br />

sind, welche Schicksale<br />

sie besonders berühren –<br />

und warum sie<br />

hier ihren Traumjob<br />

gefunden hat …<br />

TEAMWORK<br />

Ohne Mobiltelefon<br />

ist Bianca Pöckl nie<br />

anzutreffen: Darüber<br />

koordiniert sie<br />

mit den Kollegen<br />

auf den Höfen die<br />

schnelle Unterbringung<br />

der in Not<br />

geratenen Tiere.<br />

Wenn sie nicht gerade<br />

am Schreibtisch<br />

sitzt und E-Mails<br />

mit Anfragen und<br />

Hilferufen beantwortet,<br />

ist Bianca<br />

Pöckl vielleicht gerade unterwegs zu einer<br />

Tierrettung oder bespricht sich am Telefon<br />

mit Kollegen auf einem der <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

Heimathöfe oder steht in der Bürotür von<br />

Stiftungsvorstand Dieter Ehrengruber, um<br />

sich das „Go“ für die Aufnahme eines in Not<br />

geratenen Tieres einzuholen. Bianca Pöckl ist<br />

so etwas wie die menschgewordene Schaltstelle<br />

der Tiernotfallzentrale auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>.<br />

In diesem bedeutenden Arbeitsbereich<br />

der Tierschutzstiftung muss die<br />

33-Jährige viel mehr bedenken, als viele<br />

vielleicht glauben …<br />

Bianca, seit wann arbeitest du in der<br />

Tiernotfallzentrale von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>?<br />

Bianca Pöckl: Auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> bin ich seit<br />

15 Jahren, habe hier meine Lehre zur Bürokauffrau<br />

gemacht. Im Laufe der Jahre hatte<br />

ich viele Möglichkeiten, mich auszuprobieren:<br />

Ich habe bei der Tierpflege mitgemacht,<br />

in der Tourismusabteilung gearbeitet, <strong>Gut</strong>sführungen<br />

angeboten und war im Marketing<br />

tätig. Letztendlich habe ich mich auf die<br />

Tiernotfälle, Tierrettungen und die Pflege<br />

der Tierdatenbank spezialisiert.<br />

Wie sieht dein typischer Arbeitstag aus?<br />

Bianca Pöckl: Ich habe keine feste Routine.<br />

Ich versuche, die eintreffenden E-Mails so<br />

schnell wie möglich zu beantworten, zu beurteilen<br />

und die Kollegen zu fragen, welche<br />

Möglichkeiten für ein Tier, für das gerade<br />

eine Anfrage gestellt wurde, bestehen. Teilweise<br />

stehe ich bei Herrn Ehrengruber schon<br />

früh am Morgen mit Anliegen wegen Tiernotfällen<br />

in der Tür, noch bevor er sich richtig<br />

an seinen Schreibtisch hat setzen können.<br />

Wenn ich Notfälle habe, die ich selbst begleiten<br />

kann, mache ich das natürlich auch.<br />

Es gibt große Tiernotfälle, wie die der über<br />

300 Ziegen und Schafe (s. vorhergehende<br />

Seiten), bei denen ich selbst mitfahre, weil<br />

dann immer eine Person den Überblick behalten<br />

muss. Wenn ich gerade niemanden<br />

finde, der Tiere holt – speziell einzelne Hunde<br />

und Katzen – fahre ich auch selbst.<br />

Was ist für dich das Besondere<br />

bei deiner Arbeit?<br />

Bianca Pöckl: Die Komplexität: Es geht nicht<br />

20 21


nur darum, zum Beispiel eine Katze aufzunehmen.<br />

Es geht um alles, was dahintersteckt:<br />

Was braucht sie? Was müssen die<br />

Pfleger unter Umständen umstellen, damit<br />

die Katze überhaupt aufgenommen werden<br />

kann? Welche Voraussetzungen erfüllen wir,<br />

damit wir dieser speziellen Katze ein Zuhause<br />

bieten können? In diesem ganzen Drumherum<br />

habe ich das Feld erkannt, in dem ich<br />

mich wiederfinde.<br />

Kannst du ein Beispiel für das „Drumherum“<br />

eines Tiernotfalls nennen?<br />

Bianca Pöckl: Aktuell gibt es die Anfrage<br />

einer Dame zum weißen Kater Albin. Er ist<br />

eineinhalb Jahre alt und leider taub. Irgendwann<br />

ab der Geschlechtsreife hat Albin begonnen,<br />

sich nur noch schreiend mitzuteilen.<br />

Die Dame ist am Rande der Verzweiflung,<br />

weil sie seit Monaten keine Nacht durchschlafen<br />

kann. Uns hat sie gefragt, ob wir<br />

eine Möglichkeit haben, Albin aufzunehmen.<br />

Dass er ein kleiner Schreihals ist, ist für<br />

uns natürlich kein Ausschlusskriterium. Die<br />

Frage ist nur: Ist Albin gesund? Tatsächlich<br />

war er anfangs positiv auf FIV (das Feline Immundefizienz-Virus)<br />

getestet worden. Damit<br />

kam der Hof, den wir ursprünglich für ihn<br />

geplant hatten, nicht mehr infrage, weil er<br />

„Sagt Herr<br />

Ehrengruber:<br />

,Das machen<br />

wir‘, ist das mein<br />

Startschuss, um<br />

die Tierrettung<br />

in die Wege<br />

zu leiten.“<br />

dort andere Katzen anstecken könnte. Dann<br />

habe ich beim Katzenstift in Traisen angefragt.<br />

Die haben zugestimmt, müssen dafür<br />

nur intern Katzen umsetzen. Das heißt, wir<br />

mussten einen Raum einrichten, in dem Albin<br />

sich in sein neues Zuhause eingewöhnen<br />

kann. Zum Glück haben wir einen zweiten<br />

FIV-Test gemacht, der nun negativ<br />

ausgefallen ist. Deshalb kann Albin jetzt<br />

SPONTAN ZUR STELLE<br />

Mit dem <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>-Transporter<br />

macht sich Bianca Pöckl<br />

auch schon einmal selbst auf<br />

die Reise, wenn es um einzelne<br />

Tiere geht, die abgeholt<br />

werden müssen.<br />

doch problemlos nach Maria Schmolln ziehen.<br />

Das ist ein Beispiel dafür, dass viele Leute<br />

sich mit dem Fall einer einzigen Katze beschäftigen,<br />

weil wir auch darauf achten<br />

müssen, den vorhandenen Katzenbestand<br />

nicht zu gefährden.<br />

Musst du bei jedem Tiernotfall sämtliche<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>-Höfe anfragen?<br />

Bianca Pöckl: Mehr oder weniger. Es gibt<br />

Höfe, die haben nur Katzen und Hunde,<br />

dann gibt es Höfe, auf denen nur Pferde leben.<br />

Ich muss also nur jene Höfe anfragen,<br />

die das jeweilige Tier betreffen. Mit der Zeit<br />

bekommt man ein Gefühl dafür, welcher Hof<br />

welches Tier aufnehmen kann. Eine alte<br />

kranke Katze kann nicht auf einen Hof, wo<br />

viele junge Katzen leben und der Auslauf<br />

riesig ist. Dafür brauche ich einen Hof, auf<br />

dem eine Intensivbetreuung möglich ist.<br />

Wie entscheidet ihr, welche Tiere<br />

kommen dürfen und welche nicht?<br />

Bianca Pöckl: Unsere Kapazitäten geben<br />

den Ton an. Wenn Herr Ehrengruber sagt, er<br />

möchte dem Tier unbedingt helfen, obwohl<br />

wir eigentlich gar keinen Platz frei haben,<br />

wie aktuell im Fall der über 300 geretteten<br />

Ziegen und Schafe, dann haben wir natürlich<br />

die Freigabe im Sinne von: „Lasst euch<br />

etwas einfallen.“ Und auch den finanziellen<br />

Aspekt dürfen wir nie außer Acht lassen: Tierärzte,<br />

Futterlieferanten und viele mehr wollen<br />

schließlich bezahlt werden. Geld und<br />

Platz geben unsere Grenzen vor.<br />

Wird Herr Ehrengruber über<br />

jede Tierrettung informiert?<br />

Bianca Pöckl: Er bekommt von mir die<br />

Tierrettungen vorgelegt, von denen ich<br />

weiß, dass ich einen Platz habe und die<br />

Kollegen auf dem jeweiligen Hof Bescheid<br />

wissen. Natürlich ist jeder Notfall wichtig,<br />

und jede Anfrage wird von uns ernst genommen.<br />

Aber es gibt viele Situationen, die<br />

dramatisch sind: Wenn Menschen in große<br />

Not geraten sind und es den Tieren besonders<br />

schlecht geht. Das sind Fälle, die mich<br />

sehr berühren, Fälle, bei denen ich sage: „Ich<br />

habe zwar jetzt keinen Platz – aber was sind<br />

meine Möglichkeiten?“ Dann muss Herr<br />

Ehrengruber entscheiden, was wir machen<br />

können und was nicht. Wenn er sagt: „Das<br />

passt, das machen wir,“ kann ich zusagen –<br />

das ist dann mein Startschuss.<br />

Kann <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> jedes Tier, für das<br />

Anfragen gestellt werden, aufnehmen?<br />

Bianca Pöckl: Wenn keine Platzkapazitäten<br />

da sind, muss ich absagen. Es wäre gelogen,<br />

würde ich sagen, wir könnten jeder Anfrage<br />

gerecht werden. Wir haben im Jahr 2022<br />

928 Tiere aufgenommen (Tauben nicht mit<br />

eingerechnet), insgesamt angefragt hatten<br />

1682 Menschen für rund 10 000 Tiere. <strong>2023</strong><br />

hat <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> (Stand Mitte September)<br />

536 Tiere aufgenommen, 1200 Menschen<br />

haben Anfragen gestellt. Es geht nicht immer<br />

nur um ein Tier pro Anfrage, häufig sind<br />

es auch beispielsweise 30 Tauben, 20 Wellensittiche,<br />

über 300 Ziegen und Schafe und,<br />

und, und. Und dann gibt es Anfragen, bei<br />

denen keine konkrete Zahl angegeben ist.<br />

Wenn wir die Nachricht bekommen, dass in<br />

Rumänien ein Public Shelter „ausgeräumt“<br />

wird, kann man sich ausrechnen, dass das<br />

wahrscheinlich etwa 300 Hunde betrifft.<br />

Welcher Tiernotfall hat dich<br />

selbst besonders berührt?<br />

Bianca Pöckl: Das war einer der ersten Hunde,<br />

die ich gerettet habe, kurz nach Ende<br />

meiner Ausbildung: die zwölfjährige Dackelhündin<br />

Asti. Ihre Besitzerin lag auf der Palliativstation.<br />

Ihre Schwester hatte sich bei uns<br />

gemeldet und gefragt: „Können wir bitte die<br />

Asti bei euch abgeben? Meine Schwester<br />

hängt so an dem Hund und hat das Gefühl,<br />

sie kann nicht sterben, solange sie nicht<br />

weiß, wo der Hund unterkommt.“ Ich hatte<br />

damals Herrn Aufhauser gefragt: „Könnten<br />

wir bitte den Hund nehmen? Wir hätten einen<br />

Platz in Kärnten.“ Herr Aufhauser war<br />

sofort einverstanden. Ich habe dann die<br />

Schwester angerufen und gesagt: „Der Hund<br />

darf kommen und auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Kärnten<br />

einziehen.“ Sie hat vor Freude geweint<br />

und noch am selben Tag ihrer Schwester die<br />

gute Nachricht gebracht. Kurz darauf ist<br />

Astis Frauchen gestorben. Sie hatte nur noch<br />

darauf gewartet, dass ihr Hund einen guten<br />

Platz bekommt. Ich habe mir dann gesagt:<br />

Es ist so wichtig, dass du diese Arbeit machst.<br />

Nicht nur für den Hund, für den das sicher<br />

auch eine Umstellung ist. Aber noch mehr<br />

auch für den Menschen, der daran hängt.<br />

Wie erlebst du Menschen und<br />

ihren Umgang mit Tieren?<br />

Bianca Pöckl: Ich bin mir oft nicht sicher, ob<br />

das mein Gefühl ist, weil ich täglich damit<br />

arbeite, oder ob es tatsächlich so ist: Die<br />

Menschen sind gefühlt so unvernünftig geworden.<br />

Über Sommer oder an Weihnachten<br />

sehen wir es geballt, wenn Kinder Kaninchen<br />

oder Hunde geschenkt bekommen<br />

und man dann bemerkt, dass das Kind eine<br />

Allergie dagegen oder das Interesse am Tier<br />

verloren hat. Oder man hat sich einen Hund<br />

aus dem Tierschutz angeschafft und festgestellt:<br />

Der bringt ja Probleme mit sich. Oder<br />

das macht Arbeit, den wieder zurück ins <strong>Leben</strong><br />

zu führen. Das weiß man aber doch vorher!<br />

Es wäre so viel Tierleid vermeidbar,<br />

wenn der Mensch vorher nachdenken würde.<br />

Umso schöner ist es, wenn es Menschen<br />

gibt, die sagen: Das sind Lebewesen, um die<br />

man sich kümmern muss. Die hängen an<br />

ihrem Tier und wollen, dass es ihm gut geht.<br />

Würdest du sagen, du hast<br />

deinen Traumjob gefunden?<br />

Bianca Pöckl: Ja. Und das trotz all der Tage,<br />

die vielleicht nicht so gut verlaufen. Doch<br />

wenn die Tierrettung gut ausgegangen ist,<br />

wenn die Tiere in ihrem neuen Für-Immer-<br />

Zuhause glücklich sind und aufblühen und,<br />

wie etwa gerettete Ziegen, fröhlich umherspringen,<br />

kommt wieder der Moment, an<br />

dem ich mir sage: Ja, ich weiß schon, warum<br />

ich das mache. Denn am Ende werde ich von<br />

den Tieren selbst für all die Arbeit und jeden<br />

Ärger, jede vergossene Träne belohnt.<br />

GUT AIDERBICHL<br />

WISSEN<br />

So erreichen<br />

Sie die <strong>Gut</strong><br />

<strong>Aiderbichl</strong> Tiernotfallzentrale<br />

➤ Anfragen und Meldungen<br />

von Tiernotfällen können nur<br />

bearbeitet werden, wenn<br />

sie per E-Mail erfolgen. Unter<br />

Tiernotfall@<br />

gut-aiderbichl.com<br />

nimmt Bianca Pöckl sämtliche<br />

Nachrichten entgegen.<br />

• Was <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> im<br />

Falle eines Tiernotfalls<br />

grundsätzlich wissen sollte:<br />

• Um wie viele Tiere geht es?<br />

• Um welche<br />

Tierart handelt es sich?<br />

• Sind die Tiere gesund<br />

oder ist eine Krankheit bekannt?<br />

Wenn ja, welche?<br />

• Wo befinden sich die Tiere<br />

im Moment?<br />

• Wem gehören die Tiere?<br />

• Wie kamen die Menschen<br />

zu den Tieren – und vor allem:<br />

• Warum müssen diese nun<br />

abgegeben werden?<br />

• Wie schnell muss eine<br />

Abgabe erfolgen?<br />

Erste Anfragen zu Tiernotfällen<br />

können auch über die kostenlose<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>-Hotline<br />

0800 56 76 373 erfolgen.<br />

Für eine abschließende Bearbeitung<br />

ist jedoch eine weitere<br />

schriftliche Anfrage per E-Mail<br />

dringend erforderlich.<br />

22 23


Vom großen Glück, bei<br />

einem Schwein zu sein<br />

Für dieses Seminar brauchen die Teilnehmer weder Zettel noch<br />

Stift, sondern nur zwei zum Streicheln bereite Hände. Den Rest<br />

erledigen 34 Kune Kune-Schweine, die es auf ihre<br />

unnachahmliche Art verstehen, den Menschen zu erden …<br />

SCHWEINE ZU<br />

KUSCHELN …<br />

… ist eine prima<br />

Sache, sowohl für den<br />

Menschen als auch<br />

für das Tier. Denn die<br />

tiefe Entspannung, die<br />

etwa Belana (linkes<br />

Foto, mit den Seminarteilnehmerinnen<br />

Katharina (l.), Laura<br />

und <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>-<br />

Tierärztin Marianne<br />

Wondrak, M.) oder<br />

Romeo (diese Seite)<br />

ausstrahlen, überträgt<br />

sich in kürzester Zeit<br />

auf die Menschen<br />

24 25


„Schweine nehmen<br />

dich mit, ob du<br />

willst oder nicht.<br />

Du kannst<br />

dich nicht dagegen<br />

wehren.“<br />

Marianne Wondrak mit dem Kune Kune Eber Bolero.<br />

Jedes Schwein spricht Marianne mit Namen an, macht<br />

ihm deutlich: „Hallo, wir sind’s.“ Und jedes Schwein kennt<br />

auch seinen individuellen Namen und hört darauf.<br />

26 27


„Wie in jeder glücklichen<br />

Familie brauchen die Schweine auch<br />

manchmal Abstand voneinander.“<br />

Barbarossa hat es sich im Kürbisfeld direkt unterhalb des Stalls gemütlich<br />

gemacht. Auf der großen Wiese haben die 34 Kune Kune Schweine genug<br />

Platz, um auch einmal für sich zu sein.<br />

HARMONIE NACH SCHWEINE-ART<br />

Eber Zardoz stellt sich von Katharina bereitwillig als Kuschelkissen<br />

zur Verfügung (o.). Bolero begleiten Marianne, Laura und<br />

Katharina zum kleinen See auf der Wiese.<br />

Das Gras ist noch nass vom<br />

tagelangen Regen. Doch<br />

jetzt blitzt die Sonne hervor.<br />

Über der Wiese strahlt<br />

der Himmel blau mit weißen<br />

Wolkensprenkeln<br />

– und auf dem Grün verteilt grasen ihrerseits<br />

wie kleine, borstige und gefleckte<br />

Wölkchen 34 Kune Kune Schweine. Ein paar<br />

Autominuten vom Begegnungshof von <strong>Gut</strong><br />

<strong>Aiderbichl</strong> Henndorf entfernt bewohnen sie<br />

ein wunderschönes Reich ganz für sich allein.<br />

Die Landstraße, die sich hier entlangschlängelt,<br />

ist kaum befahren. Wer hier im<br />

Gras liegt, sieht sattgrüne bewaldete Hügel,<br />

hört die Vögel singen –<br />

und das hingebungsvolle<br />

Zupfen kräftiger<br />

Schweinezähne im saftigen<br />

Gras. „Schweine sind<br />

Gourmets“, betont Marianne<br />

Wondrak, „sie<br />

schlingen nicht in sich<br />

hinein, wie Rinder das<br />

tun, sondern pflücken<br />

jedes einzelne Kräutlein<br />

mit Bedacht.“ So viel zum<br />

Thema: Essen wie ein<br />

DR. MARIANNE<br />

Schwein …<br />

WONDRAK<br />

Doch um den Kune Kune<br />

Die Veterinärmedizinerin<br />

leitete von<br />

Schweinen beim Grasen<br />

zuzusehen, sind Katharina<br />

und Laura heute gar Clever Pig Lab des<br />

2014 bis 2021 das<br />

nicht mit <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>- Messerli Institutes<br />

Tierärztin Marianne zur der Veterinärmedizinischen<br />

Universität<br />

Wiese gekommen. Jedenfalls<br />

nicht in erster<br />

Wien und ist jetzt als<br />

Tierärztin auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

tätig, wo sie<br />

Linie. Die beiden haben<br />

sich bei der <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

Akademie für drei „ihren“ Kune-Kuneauch<br />

weiterhin mit<br />

Stunden „Feel Good mit<br />

Schweinen<br />

Kune Kune Schweinen“ arbeiten kann.<br />

angemeldet. „Spüren Sie<br />

die ganz besondere Atmosphäre<br />

inmitten von echten Glücksschweinen“,<br />

heißt es im Vorstellungstext.<br />

Das lassen sich die beiden Tierfreundinnen,<br />

die frei laufende Schweine bisher nur von<br />

den Wegen des Begegnungshofes kennen,<br />

nicht zweimal sagen. Aber was genau ist<br />

mit dieser Glücksschwein-Atmosphäre gemeint?<br />

„Schweine sind sehr menschenbezogen<br />

und menschenfreundlich“, erklärt<br />

Marianne Wondrak. Was sie speziell bei diesen<br />

Kune Kune Schweinen, die sie schon<br />

von Geburt an ganz genau kennt, festgestellt<br />

hat: Sie gehen nicht nur arglos auf<br />

28 29


EINMAL<br />

IN TRANCE<br />

GEKUSCHELT …<br />

… weichen die Kune-<br />

Kune-Schweine den<br />

Gästen ihrer Wiese<br />

nicht mehr von der<br />

Seite. Bei schlechtem<br />

Wetter geht das<br />

natürlich auch im<br />

großen Stall. Hier<br />

lässt sich Zampano<br />

(l.) verwöhnen, Bruno<br />

liegt in Wartestellung.<br />

„Schweine beruhigen,<br />

ohne dass der<br />

Mensch sich darauf<br />

konzentrieren muss.“<br />

Schweinedame Bessy und Seminarteilnehmerin Laura kommen<br />

einander auf der Wiese ganz nah (u.).<br />

ERST MAL SCHAUEN, WER DA IST<br />

Besucher werden von Blume (o.) erst einmal<br />

neugierig beäugt. Eber Radomir (u.) ist den vier<br />

streichelnden Händen von Laura und Katharina<br />

bereits rettungslos erlegen.<br />

Menschen zu, sie verstehen es auch, innerhalb<br />

kürzester Zeit Stress und Sorgen vergessen<br />

zu lassen. Einfach indem sie sich zu<br />

einem legen, sich genussvoll streicheln lassen<br />

und dem Menschen, der vorher oft<br />

noch nie einem Schwein derart nahe gekommen<br />

ist, zu verstehen geben: Wir beiden<br />

sind jetzt hier an diesem Ort genau<br />

richtig, alles andere zählt jetzt nicht.<br />

Der Effekt, so erzählt Marianne Wondrak, ist<br />

phänomenal: „Bekannte, die gerade eine<br />

schwere Phase durchgemacht<br />

haben, kamen zu<br />

Besuch und saßen nach<br />

zehn Minuten ganz ruhig<br />

mit den Schweinen da.<br />

Manchmal fängt man an<br />

zu weinen, manchmal<br />

Z u r<br />

Begrüßung<br />

gibt ein<br />

Schwein<br />

Rüssel-<br />

Küsschen.<br />

fängt man an zu lachen.<br />

Schweine können einen<br />

komplett erden. Was<br />

man sich sonst immer in<br />

ganz komplizierten Seminaren<br />

erarbeitet und<br />

eratmet, vermögen diese<br />

Schweine, ohne dass der<br />

Mensch sich dafür konzentrieren<br />

muss. Und das<br />

gelingt ihnen einfach<br />

nur, indem sie sind, was<br />

sie sind.“<br />

Auf der fünfeinhalb Hektar großen Wiese<br />

finden Katharina, Laura und Marianne bald<br />

ein Plätzchen, wo sie ihre Yogamatten für<br />

einen trockenen Sitz ablegen. „Wir schauen<br />

mal, wer heute da ist und was passiert“, sagt<br />

Marianne. Denn einem festen Ablaufplan<br />

gehorcht das Kune Kune-Wellness-Seminar<br />

nicht, sondern einzig dem, was die Herrinnen<br />

und Herren der Wiese gerade wollen.<br />

Und auch wenn manche anfangs vielleicht<br />

noch so tun, als ob sie die Besucher gar<br />

nicht interessieren – früher oder später pirschen<br />

sie sich doch einer nach dem anderen<br />

heran, lassen sich wie selbstverständlich<br />

direkt neben den Menschen mit einem<br />

Grunzer ins Gras sinken, als wollten sie sagen:<br />

„So, ich bin bereit zum Streicheln.“ Aktuell<br />

ist das Zaphira, eine prächtige Erscheinung,<br />

der alle Herzen der Jungs zufliegen,<br />

wie Marianne zu erzählen weiß. Und Zaphira<br />

ihrerseits ist überaus verkuschelt.<br />

Katharina und Laura machen erst einmal<br />

große Augen: So ein Kune Kune Schwein ist<br />

aus direkter Nähe doch ganz schön imposant.<br />

„Ich finde das unglaublich, dass sie<br />

gleich herkommen und sich zu einem hinlegen“,<br />

sagt Katharina. Also wird losgestreichelt<br />

über das borstige Fell dieser besonderen<br />

Schweine, deren Rasse ursprünglich aus<br />

Neuseeland stammt. „Gibt es Stellen, wo<br />

sich die Schweine gar nicht gern anfassen<br />

lassen?“ „Wenn man ihnen ins Ohr hineinfasst“,<br />

sagt Marianne. Katharina und Laura<br />

lachen: „Nein, das mögen wir Menschen<br />

auch nicht.“ Am Rüssel sind Schweine am<br />

empfindsamsten. Sie dort zu berühren, ist<br />

erst einmal ungewohnt. „Ich hätte ansonsten<br />

einem Schwein nicht<br />

spontan ins Gesicht gefasst,<br />

sagt Laura. Aber auch wenn<br />

Schweine einen Menschen<br />

begrüßen, stupsen sie ihn ja<br />

mit dem Rüssel an – „Küsschen<br />

geben“, nennt Marianne<br />

das. Woher aber weiß<br />

man, dass einem Schwein<br />

die Streicheleinheiten gefallen?<br />

Die Nackenhaare stellen<br />

sich ihm auf – das ist so<br />

wie eine Gänsehaut beim<br />

Menschen. Dann hat man<br />

genau die Stelle erwischt,<br />

wo das Schwein sich am<br />

liebsten kuscheln lässt. Und<br />

so wie Katzen wohlig schnurren,<br />

entlässt ein Kune-<br />

Kune Schwein kleine Wohlfühl-Grunzer wie<br />

gerade Zacharias. All die Fragen, die Katharina<br />

und Laura zu den Schweinen haben,<br />

beantwortet Marianne kenntnisreich und<br />

erfahren – schließlich hat sie intensiv mit<br />

jedem Schwein der Herde im Clever Pig Lab<br />

gearbeitet (s. Kasten rechts). Und auf diese<br />

Weise eine Menge über Verhalten und Vor<strong>lieben</strong><br />

dieser hochintelligenten Wesen herausgefunden.<br />

Bald aber senkt sich Ruhe über die Wiese.<br />

Katharina und Laura sind ganz auf das jeweilige<br />

Schwein, das sich zu ihnen gesellt,<br />

konzentriert. Vergessen ihre anfängliche<br />

Anspannung und Scheu, geben sie sich<br />

ganz dem grenzenlosen Vertrauen hin, das<br />

die Schweine ihnen entgegenbringen.<br />

„Rein wissenschaftlich könnte man das so<br />

erklären, dass Schweine keine Individualdistanz<br />

zum Menschen kennen“, erklärt<br />

Marianne Wondrak, „Schweine kommen<br />

einem sofort nah, man spürt sofort die<br />

Schweinenase an der Hose, der mächtige<br />

Schweinekopf legt sich ganz vertrauensvoll<br />

in den Schoß eines Menschen. Das ist eine<br />

andere Form von Glücksschwein: Sie machen<br />

einen glücklich.“<br />

GUT AIDERBICHL<br />

WISSEN<br />

Die cleveren Kune<br />

Kune Schweine<br />

auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

➤ Mit dem „Kune Kune Feel Good<br />

Seminar“ für die <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

Akademie hat sich Marianne<br />

Wondrak einen großen Wunsch<br />

erfüllt: „Die Frage war von Anfang<br />

an: Wie kann ich den Leuten<br />

klarmachen, was Schweine sind<br />

und was sie können? Und das kann<br />

man besonders gut darin zeigen,<br />

wie Schweine auf den Menschen<br />

wirken. Und zwar in ruhiger<br />

Umgebung – und das geht hier in<br />

ihrer neuen Heimat auf<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> am besten.“ In ihrer<br />

Forschung ist es ihr wichtig, das<br />

Schwein nicht als Nutztier,<br />

sondern als domestiziertes, eng<br />

mit dem Menschen zusammenlebendes<br />

Wesen zu betrachten.<br />

Wie denken Schweine, wie gehen<br />

sie miteinander und mit dem<br />

Menschen um?<br />

All das erforscht Marianne<br />

Wondrak mit den 34 Kune-<br />

Kunes auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> – ein<br />

einzigartiges Projekt.<br />

Das Seminar „Feel Good<br />

mit Kune Kune Schweinen“ auf<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Henndorf findet<br />

nur nach Voranmeldung statt, mit<br />

maximal sechs Teilnehmern. Zeit:<br />

von 10 bis 13 Uhr, Gebühr:<br />

180 € inkl. Mwst.<br />

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Bellprobleme bei Hunden<br />

mit Josef Hellinger<br />

Akademie<br />

LEHRGÄNGE UND WEBINARE<br />

Wir von der<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Akademie<br />

wollen unser Tierwissen aus erster<br />

Hand vermitteln. Egal ob Tierhaltung,<br />

-pflege, -psychologie und -ethik: Der<br />

zentrale Inhalt aller Angebote ist die<br />

Weitergabe von Wissen und<br />

Erfahrungen, um die Gestaltung einer<br />

guten Mensch-Tier-Beziehung zu<br />

ermöglichen. Neben unseren Vor-Ort-<br />

Workshops bieten wir auch Webinare<br />

an. So können Sie sich fundiertes<br />

Wissen rund um die Tiere ganz einfach<br />

gemütlich zu Hause aneignen.<br />

Da alle Webinare live abgehalten<br />

werden, beantworten wir gern alle<br />

Ihre Fragen direkt.<br />

Mithilfe des Online-Skripts<br />

können Sie die Inhalte des Webinars<br />

noch einmal in Ruhe nachlesen. Im<br />

Anschluss an das Webinar erhalten Sie<br />

eine Teilnahme bestätigung.<br />

Der Reinerlös aller Veranstaltungen<br />

kommt den Tieren von<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> zugute.<br />

SILVESTER NAHT! Mit TTOUCH®<br />

Ängste reduzieren für Katzen und Hunde<br />

mit Astrid Huber<br />

23.11.<strong>2023</strong>, Live-Webinar, 19.30–21.30 Uhr (3 Einheiten),<br />

Kosten: 29 € inkl. Mwst. Silvester ist für unzählige Haustiere die<br />

schlimmste Nacht des Jahres. Die Tiere leiden – und ihre Menschen<br />

mit ihnen. Mit den sanften Berührungen der bewährten Tellington<br />

Anita Hartner<br />

Josef Hellinger<br />

Klaus Spielbüchler<br />

Astrid Huber<br />

TTouch Methode können Sie Ihren Liebling in seiner großen Not<br />

tatkräftig und beruhigend unterstützen. Ermutigend und liebevoll<br />

unterstützt TTouch das verängstigte Tier, durch die eigene Körperwahrnehmung<br />

wieder ins emotionale Gleichgewicht zu finden. In<br />

diesem Hands-on Live Webinar lernen Sie, Ihren ängstlichen Hund<br />

oder Katze mit TTouch Körperberührungen zu beruhigen. So können<br />

Sie auf einfache Art und Weise und in Windeseile Soforthilfe im<br />

Stress- und Angstzustand geben – zu jeder Tages- und Nachtzeit.<br />

10.11.<strong>2023</strong> (Teil 1) und 18.11.<strong>2023</strong> (Teil<br />

2), Live-Webinar, jeweils 20–22 Uhr (2<br />

bzw. 3 Einheiten), Kosten pro Teil: 29 €<br />

inkl. Mwst.<br />

An der Wohnungstür, am Gartenzaun,<br />

wenn es klingelt, wenn Besuch kommt,<br />

wenn ein Artgenosse in der Nähe ist,<br />

wenn der Hund mit dem Ball spielen<br />

will … Es gibt viele Situationen, in denen<br />

Hunde mit Bellen kommunizieren. Erkennen<br />

Sie anhand des Bellens, welche Stimmung<br />

Ihr Hund ausdrücken will? Manche<br />

Hunderassen wurden sogar gezüchtet,<br />

besonders viel und freudig zu bellen.<br />

Problematisch wird es, wenn ein<br />

Hund ständig bellt und sich andere<br />

Menschen oder Sie selbst belästigt fühlen.<br />

In Teil 2 von „Bellprobleme bei Hunden“<br />

geht es um Vorbeugemaßnahmen,<br />

Training und Therapie.<br />

Tierfotografie mit<br />

Klaus Spielbüchler<br />

17.11.<strong>2023</strong>, Live-Webinar, 19.30–21.30<br />

Uhr. Kosten: 29 € inkl. Mwst.<br />

Finden Sie Tierfotografie schwierig, weil<br />

die Fotos oft unscharf sind? Haben Sie<br />

schon mal den richtigen Moment verpasst,<br />

weil die Kamera zu langsam war?<br />

Oftmals bleibt nur wenig Zeit, die richtigen<br />

Einstellungen der Kamera zu wählen<br />

und gleichzeitig das Tier im Auge zu behalten,<br />

um DAS Foto zu bekommen. Die<br />

Natur, das Licht, der Wind, die Jahreszeiten<br />

spielen dabei eine große Rolle. Klaus<br />

Spielbüchler hilft Ihnen mit vielen Tricks<br />

und den richtigen Kamera-Einstellungen,<br />

die zukünftigen Fotos besser werden zu<br />

lassen. Außerdem bekommen Sie Tipps,<br />

wie Sie das Motiv im Bild platzieren, damit<br />

es besser zur Geltung kommt.<br />

Hundespiele in- und outdoor<br />

mit Anita Hartner und<br />

Josef Hellinger<br />

26.11.<strong>2023</strong>, Live-Webinar, 19.30–21.30<br />

Uhr. Kosten: 29 € inkl. Mwst.<br />

Der ideale Kurs für alle Hundefreunde, die<br />

sich gegen Stöckchen- und Bällewerfen<br />

entscheiden und ihren Hunden eine rasseund<br />

altersgerechte Beschäftigung zukommen<br />

lassen wollen. Wir wollen die gemeinsame<br />

Zeit für Denk-, Beute-, Schnüffel-,<br />

Bewegungsspiele nutzen. Wir besprechen<br />

viele Möglichkeiten für Beschäftigung auf<br />

dem Spaziergang oder zu Hause. Jede Altersgruppe,<br />

jede Rasse und jeder Hund hat<br />

seine besonderen Bedürfnisse.<br />

Hinter den Kulissen von<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

mit Anita Hartner<br />

Viertägiges Seminar. Nächste Termine:<br />

26.10.–29.10.<strong>2023</strong> sowie 30.11.–<br />

3.12.<strong>2023</strong>. Anreisetag von 10 bis 16<br />

Uhr, weitere Tage von 8 bis 16 Uhr –<br />

1 Stunde Mittagspause auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

Henndorf, Berg 20, 5302 Henndorf;<br />

Kosten: 480 € inkl. Mwst. <strong>Leben</strong><br />

und Alltag auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> hautnah<br />

miterleben: Es kräht der Hahn, erste<br />

Sonnenstrahlen blinzeln über den Wallersee,<br />

und die Arbeit auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

beginnt. Spüren Sie die Entschleunigung<br />

in der Arbeit mit den Tieren und lassen<br />

Sie sich von ihr anstecken.<br />

Lernen Sie jeden Tag eine neue Tierart<br />

kennen und alles, was man über deren<br />

Haltung und Pflege wissen muss. Machen<br />

Sie Morgenspaziergänge mit den Hunden,<br />

bringen Sie die Tiere auf die Weide<br />

oder begleiten Sie bei einem Notruf die<br />

<strong>Aiderbichl</strong> Tierrettung bei einem Einsatz.<br />

Zudem gibt es exklusive Besichtigungen<br />

und Mitarbeit in den umliegenden<br />

Außenhöfen, die für Besucher normalerweise<br />

nicht zugänglich sind, wie dem<br />

Seniorenstall, dem Schroffnergut<br />

oder dem B-Stall.<br />

Haben Sie schon einmal<br />

überlegt, eine Veranstaltung bei<br />

uns auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Henndorf<br />

durchzuführen, mit einem<br />

wunderschönen Blick auf unsere<br />

Tiere und auf den Wallersee?<br />

Dann melden Sie sich bei uns, wir<br />

erstellen gern<br />

mit Ihnen gemeinsam ein<br />

für Sie passendes Angebot.<br />

E-Mail an<br />

akademie@gut-aiderbichl.com<br />

oder telefonisch über unsere<br />

Hotline: 0800/5676373<br />

Auf unserer Homepage oder bei<br />

Facebook finden Sie alle unsere<br />

Angebote und können sich ganz<br />

einfach anmelden:<br />

www.gut-aiderbichl.com/<br />

akademie/kurs-angebote/<br />

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Moosfeldhof<br />

Das Feuer hat<br />

alles zerstört<br />

Wohin mit den Tieren? Nach einem furchtbaren Großbrand<br />

brauchten die beiden Rinder Jule und Frieda dringend ein neues<br />

Zuhause. Sie fanden es auf dem Moosfeldhof von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

HAUPTSACHE, GEMEINSAM<br />

Rinder sind sanfte, freundliche Tiere.<br />

Und: Sie schließen Freundschaften.<br />

Für Jule und Frieda war es wichtig,<br />

dass sie nicht getrennt werden.<br />

DIE GROSSE CHANCE<br />

Frieda und Jule wurden auf einem<br />

Milchbauernhof groß (o.) – jetzt<br />

haben sie ein liebevolles<br />

Für-immer-Zuhause gefunden.<br />

Mehr Infos<br />

zu Jule und<br />

Frieda<br />

Manchmal gibt es<br />

im allergrößten Unglück<br />

noch so etwas<br />

wie eine glückliche<br />

Fügung. So haben es<br />

die beiden Rinder<br />

Jule und Frieda erlebt, als ihr Zuhause in<br />

einem kleinen Dorf im Allgäu bis auf die<br />

Grundmauern niederbrannte … Vielleicht<br />

ist eine schützende Hand im Spiel, als frühmorgens<br />

in einem Stall in Marktoberdorf<br />

ein Feuer ausbricht. Schnell erfassen die<br />

Flammen das gesamte Gebäude. Die Feuerwehr<br />

ist wenige Minuten später an Ort und<br />

Stelle und kann verhindern, dass der Brand<br />

auf die Wohngebäude übergreift. Aber der<br />

Stall wird ein Opfer der Flammen. Zum<br />

Glück waren die Tiere am Abend zuvor auf<br />

der Weide geb<strong>lieben</strong>. Niemand mag sich<br />

vorstellen, was passiert wäre, wenn sie sich<br />

nachts im Stall aufgehalten hätten. Doch es<br />

ist klar, dass es für die Rinder des Hofes kein<br />

Obdach mehr gibt – und das, wo der Winter<br />

vor der Tür steht. Zwei Tiere sind die besonderen<br />

Lieblinge der Familie: die Rinderdamen<br />

Jule und Frieda, zwei sanftmütige<br />

und außerordentlich <strong>lieben</strong>swerte Wesen.<br />

Nun schauen sie ihre Menschen mit seelenvollen<br />

braunen Augen an, als wollten sie<br />

fragen: Wie geht es mit uns weiter? Findet<br />

ihr für uns ein neues Zuhause? Die beiden<br />

Töchter des Landwirts fassen sich ein<br />

Herz und schreiben eine Nachricht an <strong>Gut</strong><br />

<strong>Aiderbichl</strong>. Sie schildern die Notsituation, in<br />

der sich Jule und Frieda befinden. Der Hilferuf<br />

bleibt nicht ungehört. Christian Kögl<br />

vom Moosfeldhof, der zur <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>-<br />

WENN MAN ALLES<br />

HINTER SICH LÄSST …<br />

Jule und Frieda wissen nicht, was sie<br />

erwartet, als sie den Hof, der lange<br />

ihr Zuhause gewesen war, verlassen.<br />

Familie gehört, macht umgehend den<br />

Transportanhänger klar und fährt los. „Wir<br />

haben hier auf unserem Hof eine Herde von<br />

130 Rindern, die ein Zuhause gefunden<br />

haben, in dem sie würdevoll leben können.<br />

Als wir die E-Mail bekamen, war sofort klar,<br />

dass wir Jule und Frieda dazuholen würden“,<br />

erzählt er. Für die beiden Tiere ist es<br />

eine aufregende Fahrt. Ihre kleine Welt bestand<br />

bisher aus ihrem Stall, ihrer Weide<br />

und den Tieren und Menschen, die ihnen<br />

vertraut waren. All das müssen sie jetzt zurücklassen.<br />

Als Jule und Frieda auf dem<br />

Moosfeldhof eintreffen, sind sie zunächst<br />

unsicher und verängstigt. Tiere haben aber<br />

ein sicheres Gespür dafür, wer es gut mit<br />

ihnen meint und wer nicht. Deshalb merken<br />

sie schnell, dass dies ein ganz besonderer,<br />

ein guter Ort ist. Neu in eine Rinderherde<br />

aufgenommen zu werden, geht allerdings<br />

nicht von heute auf morgen. Es braucht<br />

Zeit. Glücklicherweise bringen Jule und<br />

Frieda die nötige Geduld mit. Und ihr sanftes<br />

Wesen erleichtert es ihnen, von den<br />

anderen Rindern angenommen zu werden.<br />

Auf dem Moosfeldhof haben die beiden<br />

jetzt ihr Für-immer-Zuhause gefunden. Sie<br />

können sich frei bewegen, nach draußen<br />

auf die Weideflächen gehen, den Wind und<br />

den Regen spüren oder sich bei sommerlicher<br />

Hitze in den Schatten des Waldes<br />

zurückziehen, um sich an den Bäumen zu<br />

reiben, wie sie es so gern tun. Irgendwie<br />

spüren sie es: Das <strong>Leben</strong> hat ihnen eine<br />

zweite Chance gegeben. Der brennende<br />

Stall gehört der Vergangenheit an. Hier und<br />

heute ist alles gut.<br />

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Tierschutz<br />

Die Uhr tickt!<br />

Der Pachtvertrag für die <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Vermittlungsstation<br />

Krevinghausen läuft aus – dabei brauchen hier ausgerechnet jetzt mehr<br />

Tiere Hilfe als je zuvor. „Für viele sind wir die letzte Chance“, sagt Hofleiterin<br />

Anita Hartner. „Jetzt hoffen wir auf ein Wunder …“<br />

ANITA<br />

HARTNER<br />

ist Tierpflegerin<br />

und -trainerin,<br />

leitet die<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

Akademie und<br />

die Vermittlungsstation<br />

bei<br />

Osnabrück.<br />

Es sind die Katzen. Vor allem<br />

die Katzen. „Das läuft vollkommen<br />

aus dem Ruder“,<br />

sagt Anita Hartner. „Wenn wir<br />

jetzt keine Unterstützung bekommen,<br />

sind uns die Hände<br />

gebunden!“ Mit ihrem Team kämpft die Leiterin<br />

der <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Vermittlungsstation<br />

in Krevinghausen bei Osnabrück derzeit für<br />

das Unmögliche: „Wir bekommen aktuell<br />

nahezu täglich Anfragen vom Fundamt, ob<br />

wir noch eine trächtige Katze, noch einen<br />

Wurf Kitten, noch einen unkastrierten Kater<br />

aufnehmen können“, sagt sie. „Und jedes<br />

Mal setzen wir alles in Bewegung, um helfen<br />

zu können. Aber wir sind voll. Jeder Platz<br />

ist belegt!“<br />

Tatsächlich gibt es im gesamten Umland<br />

von Osnabrück seit Langem keine freien<br />

Aufnahmeplätze mehr, weder in den regionalen<br />

Tierheimen, noch bei den Tierschutzverbänden<br />

– selbst die privaten Pflegestellen<br />

haben kapituliert. <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

Krevinghausen ist damit zur letzten Hoffnung<br />

für Fundkatzen geworden. Warum?<br />

Weil die Katzenpopulation der Region mittlerweile<br />

unkontrolliert explodiert. „Die<br />

meisten Menschen lassen ihre Katzen nicht<br />

mehr kastrieren“, erklärt Anita. „Seit die Gebührenordnung<br />

der Tierärzte im vergangenen<br />

Jahr erhöht wurde, sind die Kosten um<br />

bis zu 30 Prozent gestiegen. Und die Menschen<br />

sparen, wo sie nur können.“ Mit fatalen<br />

Folgen: Eine Katze wird bereits mit vier<br />

bis fünf Monaten geschlechtsreif und kann<br />

dann zwei bis drei Würfe pro Jahr mit mindestens<br />

drei Kätzchen pro Wurf großziehen.<br />

Nach einem Jahr kann ein einziges Katzenpaar<br />

so zwölf Nachkommen zur Welt bringen.<br />

Hochgerechnet auf fünf Jahre sind das<br />

mehr als 12 000 Kätzchen insgesamt.<br />

„Die Katzen bringen ihre Würfe irgendwo<br />

in freier Natur zur Welt, und sobald die Kleinen<br />

mit vier bis fünf Wochen bewegungsfähig<br />

sind, werden sie von Menschen<br />

gefunden und beim Fundamt abgegeben.<br />

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WAS DAS HERZ BEGEHRT<br />

Eines der schönen, hellen Katzenzimmer – ausgestattet<br />

mit allem, was eine Katze zum Glück<br />

braucht. Außerdem: einer herrlichen Aussicht!<br />

TIERISCHE BANDE<br />

Das Team vor Ort: Kateryna (mit Tinka), Angela, Anita Hartner (mit Butch),<br />

Klaus Spielbüchler (mit Conan) und Larissa (mit Aslan). Mit Liebe, Geduld und<br />

Leidenschaft versorgen sie auf der Vermittlungsstation derzeit rund 100 Vierbeiner.<br />

Besonderes Highlight für die Hunde: der großflächige, voll eingezäunte<br />

Spielplatz mit vielen Hindernissen, Tunneln und einem Barpfoten-Pfad, auf dem<br />

unterschiedliche Untergründe immer neue Reize setzen.<br />

SCHMUSEN, WAS SONST?!<br />

Die 48 Katzen der Vermittlungsstation<br />

wollen vor allem eines: Schmusen! Am<br />

liebsten den ganzen Tag lang. Unten:<br />

Angela mit Conan an einem Hindernis<br />

– der Mischling lernt schnell und ist<br />

begeistert bei der Sache.<br />

Die rufen dann uns an. Weil diese Tiere nirgendwo<br />

sonst noch eine Chance auf Unterbringung<br />

haben.“<br />

Das Schlimme ist: Fast alle Kitten, die Anita<br />

Hartner aufnimmt, sind krank. „Da ihre Mütter<br />

in der Regel nicht geimpft wurden“, erklärt<br />

sie, „ist ihr Immunsystem so geschwächt,<br />

dass sie Infektionen nicht<br />

abwehren können.“ Die Kleinen leiden unter<br />

Katzenschnupfen, sind von Pilzerkrankungen<br />

und Parasiten befallen. „Gerade erst<br />

haben wir acht Kätzchen bekommen, deren<br />

Augen vom Katzenschnupfen völlig zugeeitert<br />

waren“, sagt Anita. „Ihr Fell war so<br />

stark von Haarlingen befallen, dass wir sie<br />

komplett rasieren mussten.“<br />

In Zusammenarbeit mit den Gemeinden<br />

entwickelt das Team von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

Krevinghausen derzeit unter Hochdruck ein<br />

groß angelegtes Kastrationsprojekt. „Wir<br />

müsssen den Menschen Hilfe anbieten und<br />

eine unkomplizierte Anlaufstelle für Kastrationen<br />

stellen“, erklärt Anita Hartner. „So<br />

können wir das Problem innerhalb von drei<br />

bis vier Jahren in den Griff bekommen.“<br />

Das akute Problem aber bleibt: der Platzmangel.<br />

Aktuell verfügt die Vermittlungsstation<br />

über 48 Katzenplätze, die alle belegt<br />

sind. „Der Pachtvertrag für die Anlage läuft<br />

in einem Jahr aus“, so Anita. „Danach kann<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> den Komplex zwar kaufen –<br />

aber dafür sind Spenden notwendig.“ Es<br />

wäre das Wunder, das Krevinghausen so<br />

dringend braucht. Denn: Auf dem Gelände<br />

befindet sich auch ein 1000 Quadratmeter<br />

großer Rohbau, in dem weitere 200 Katzen<br />

untergebracht werden könnten. „Es steht<br />

alles da“, sagt Anita. „Die Außenmauern, das<br />

Dach, die meisten Leitungen sind gelegt.<br />

Jetzt hoffen wir auf die Unterstützung der<br />

<strong>Aiderbichl</strong>erinnen und <strong>Aiderbichl</strong>er, damit<br />

wir den Ausbau fertigstellen und hier weiterhin<br />

den Tieren helfen können.“<br />

Tatsächlich haben Anita Hartner und ihr<br />

Partner Klaus Spielbüchler in nur einem<br />

Jahr Erstaunliches bewegt in Krevinghausen:<br />

Aus der einst verwaisten Anlage ist eine<br />

liebevoll geführte Vermittlungsstation geworden<br />

– und ein Kompetenz-Zentrum, das<br />

Katzen- und Hundebesitzern mit fachlichem<br />

Rat und Tat zur Seite steht. Inzwischen<br />

haben sich ein Katzenstammtisch<br />

und feste Gassi-Gruppen etabliert. Regelmäßig<br />

finden Erste-Hilfe-Kurse für Vierbeiner<br />

statt, Pflege- und Therapieräume wurden<br />

eingerichtet, außerdem ein<br />

Sole-Zimmer für die mit Katzenschnupfen<br />

infizierten Katzen. Im Außenbereich ist ein<br />

großer Hundespielplatz entstanden,<br />

herrlich angelegt mit Barpfoten-Pfad und<br />

vielen einladenden Hindernissen. Vor<br />

allem das Seminarangebot soll in Zukunft<br />

weiter ausgebaut werden, denn der Anklang<br />

ist enorm.<br />

„Wir haben damals begonnen als Vermittlungsstation<br />

für die Hunde und Katzen aus<br />

der Ukraine und unserem Hundeshelter in<br />

Rumänien“, sagt Klaus Spielbüchler. Mittlerweile<br />

fanden alle vermittelbaren Tiere aus<br />

diesen Rettungsaktionen ein neues Zuhause<br />

– rund 70 Hunde und 20 Katzen ingesamt.<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Krevinghausen ist<br />

längst zur ersten Anlaufstelle für regionale<br />

Notfälle geworden – und das sind immer<br />

wieder Schicksale, die tief bewegen. Da ist<br />

etwa Aslan, der achtjährige Leonberger.<br />

Sein Frauchen starb ganz plötzlich in der<br />

Wohnung – ihr Tod fiel erst viele Tage später<br />

auf, Tage, die der Hund hungernd und durstend<br />

neben ihrem leblosen Körper wachte.<br />

Oder Conan, der schöne braun-schwarze<br />

Mischlingsrüde, dessen Frauchen unerwartet<br />

durch einen Schickalsschlag obdachlos<br />

wurde. Auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Krevinghausen<br />

werden diese Tiere von Anita und Klaus mit<br />

ihrem Team liebevoll aufgefangen und betreut.<br />

„Wir sehen immer das einzelne Tier“,<br />

sagt Klaus. „Denn keines ist wie das andere.<br />

Sie alle haben ihre eigene Geschichte. Es<br />

geht darum, den Schlüssel zu ihrer Seele zu<br />

finden.“ Bei Aslan etwa, der nach dem Tod<br />

seines Frauchens in tiefe Depressionen verfiel,<br />

hieß dieser Schlüssel schlicht: Butch.<br />

GESUNDHEIT!<br />

Der Sole-Bestäuber im Quarantäneraum<br />

lindert die Symptome der Katzenschnupfen-<br />

Patienten. Unten: Bei starktem Haarlingsbefall<br />

hilft leider nur eines – eine radikale Schnur …<br />

„Fast alle Kitten, die wir<br />

aufnehmen, sind krank!“<br />

„Wir haben damals alles versucht, um Aslan<br />

wieder für das <strong>Leben</strong> zu begeistern“, erzählt<br />

Klaus. „Aber er trauerte einfach zu sehr.“<br />

Nichts hilft – bis Klaus auf die Idee kommt,<br />

dem großen Leonberger einfach den fröhlichsten,<br />

bestgelaunten Kameraden aller<br />

Zeiten vorzustellen – eben Butch, diesen<br />

jungen, unbedarften Mischling, der ohne<br />

Unterlass nur hüpft und springt und sich<br />

über alles freut. Für Aslan ist diese Freundschaft<br />

der Weg zurück ins <strong>Leben</strong>. Ein Weg,<br />

den er gehen kann, weil es Menschen wie<br />

Anita Hartner und Klaus Spielbüchler gibt.<br />

„Wir haben noch so viel vor“, sagen beide,<br />

„möchten noch so vielen Tieren helfen.“<br />

Ein Wunder hat das Team von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

vor einem Jahr in Krevinghausen<br />

bereits möglich gemacht. Jetzt ist es Zeit<br />

für das zweite …<br />

Die Tiervermittlungsstation bei<br />

Osnabrück ist täglich geöffnet<br />

von 14 bis 16 Uhr. Besuche sind<br />

innerhalb der Öffnungszeiten jederzeit<br />

möglich – rund 100 Hunde und<br />

Katzen, die ein liebevolles Zuhause<br />

suchen, freuen sich auf Sie!<br />

Adresse: <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

Tiervermittlungs station Krevinghausen,<br />

Bad Essener Straße 39,<br />

49143 Bissendorf. Bei Fragen nehmen<br />

Sie gern telefonisch Kontakt<br />

auf: 0043-664 600 941 13.<br />

38 39


Reise<br />

BIS ZUM<br />

HORIZONT …<br />

Rund 130 Pferde stehen auf<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Frankreich.<br />

Sie sind aufgeteilt in<br />

25 Herden, die im Sommer<br />

Tag und Nacht auf den<br />

großflächigen Weiden<br />

leben dürfen. Rechts: der<br />

Araber Maxim.<br />

Erinnerungen,<br />

die bleiben<br />

Nach der Corona-Pause fand jetzt wieder die erste <strong>Aiderbichl</strong>-Reise<br />

statt – eine unvergessliche Tour, die nicht nur zu einigen der schönsten<br />

Gütern führte, sondern auch tief berührte …<br />

40 41


„Es ist dieses Gefühl der<br />

Verbundenheit mit<br />

Menschen, die die gleiche<br />

Liebe zu Tieren teilen.“<br />

MÖCHTEN SIE<br />

DABEI SEIN?<br />

Einmal im Jahr organisiert <strong>Gut</strong><br />

<strong>Aiderbichl</strong> die beliebte Reise<br />

zu wechselnden Höfen der<br />

Tierschutzgemeinschaft, die<br />

ansonsten nicht zugänglich sind<br />

für die Öffentlichkeit. Gereist<br />

wird ganz entspannt mit dem<br />

Bus ab Henndorf. Zustiegsmöglichkeiten<br />

gibt es in München<br />

und in Zürich. Der Termin und<br />

der genaue Ablauf der<br />

Reise werden im <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

<strong>Magazin</strong> und auf der Homepage<br />

bekannt gegeben. Man kann<br />

auch einfach anrufen und sich<br />

erkundigen. Kostenlose Hotline:<br />

0800 5676373.<br />

Marianne weiß, wie es<br />

läuft. Sie ist vorbereitet.<br />

Mit Nackenhörnchen,<br />

Kuscheldecke<br />

und einem dicken<br />

Buch macht sie es sich<br />

in der letzten Sitzreihe des Busses am Fenster<br />

bequem. „Ist das schön“, sagt sie. „Endlich<br />

wieder eine <strong>Aiderbichl</strong>-Reise!“ Vier- oder<br />

fünfmal sei sie bereits mitgefahren, so genau<br />

weiß sie es selbst gar nicht mehr, erzählt sie<br />

später. Nach den Jahren coronabedingter<br />

Pause ist dies die erste <strong>Aiderbichl</strong>-Reise, die<br />

seit 2018 wieder stattfindet. „Ich habe jedes<br />

Mal unvergessliche Eindrücke mitgenommen“,<br />

sagt Marianne lächelnd. „Vor allem<br />

aber eines: dieses Gefühl der Verbundenheit<br />

mit Menschen, die die gleiche Liebe zu<br />

Tieren, zur Natur, zum <strong>Leben</strong> teilen. Und<br />

egal, wohin uns die Reise führt – es ist jedes<br />

Mal wie nach Hause kommen …“<br />

„Das Ganze ist mehr als die Summe seiner<br />

Teile“, schrieb einst der griechische Philosoph<br />

Aristoteles. Und in der Tat – als der Bus<br />

gemächlich seine Tour startet von <strong>Gut</strong><br />

<strong>Aiderbichl</strong> Henndorf in Richtung Schweiz, ist<br />

die Vorfreude der Reisenden spürbar. Viele<br />

haben schon mehrere <strong>Aiderbichl</strong>-Reisen<br />

gemacht, über die Jahre sind echte Freundschaften<br />

entstanden, und so dringt fröhliches<br />

Lachen durch die Sitzreihen. Fotos von<br />

Patentieren und Eindrücke der vergangenen<br />

Reisen werden ausgetauscht, dazu<br />

Anekdoten, Erlebnisse und Erinnerungen,<br />

die für immer bleiben werden. Etwa die an<br />

jenen Abend auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Szépalma<br />

in Ungarn, als Stiftungsvorstand Dieter Ehrengruber<br />

gerade seine Begrüßungsrede<br />

vor einem andächtig lauschenden Publikum<br />

hielt – und urplötzlich ein kleiner weißer<br />

Hund namens Zwickzwack vom Schoß<br />

seiner Betreuerin sprang, um sich in seinem<br />

Hosenbein zu verbeißen. „Das war urkomisch“,<br />

sagt Marianne, „denn wir hatten uns<br />

zuvor gefragt, wie dieser Hund wohl<br />

zu seinem Namen gekommen war. In dem<br />

Moment hatten wir die Antwort.“<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Szépalma, das Affen Refugium<br />

in Gänserndorf – auf dem Programm<br />

der <strong>Aiderbichl</strong>-Reise stehen immer ganz besondere<br />

Ziele, die ansonsten für Besucher<br />

nicht zugänglich sind. Auch auf dieser Tour<br />

locken gleich mehrere Hauptattraktionen:<br />

das idyllische Katzenhaus in Teufen bei<br />

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MÄRCHENHAFT<br />

Das Schloss in Moulins<br />

beherbergt im Souterrain<br />

etwa 65 Katzen und<br />

zusätzlich eine unbekannte<br />

Anzahl von Streunern in<br />

der Scheune …<br />

PFERDELIEBE<br />

Flicka (links) und ihr Kamerad<br />

Trajan erwarten die Ankunft<br />

der Besucher – die sind nämlich<br />

mit Eimern voller Apfelstücke und<br />

Leckerlis losgezogen, um alle<br />

Pferde des <strong>Gut</strong>es zu begrüßen.<br />

Zugegeben: Die Wartezeit dürfte<br />

ein wenig länger ausfallen für die<br />

drei Wallache – schließlich<br />

möchten die meisten Pferde<br />

ausgiebig gestreichelt und<br />

verwöhnt werden …<br />

St. Gallen; das hochmoderne Pferdegesundheitszentrum<br />

der Sandgrueb-Stiftung<br />

in Egg bei Zürich. Und: <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

Frankreich, jenes malerische Schloss, das<br />

die langjährige <strong>Aiderbichl</strong>erin Beatrice<br />

Bürchler-Keller vor einigen Jahren der Tierschutzgemeinschaft<br />

schenkte. Auf dem<br />

Rückweg dann wird <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Iffeldorf<br />

die letzte Station sein, bevor es wieder<br />

heimwärts nach Henndorf geht.<br />

Eingebettet in grüne Hügel am Rande eines<br />

kleinen Bergbachs liegt das Katzenhaus in<br />

Teufen. Seit 2010 gehört es zu <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>,<br />

heute leben hier 19 Katzen, allesamt<br />

Freigänger, die vollkommen unbehelligt<br />

von Autos oder sonstigen Gefahren nach<br />

Lust und Laune durch die Landschaft streifen<br />

können.<br />

„Die Vorbesitzern war selbst eine engagierte<br />

Katzenretterin“, erzählt Franziska, die seit<br />

zwölf Jahren hier lebt und die Tiere betreut.<br />

„Sie vermachte das Haus damals der Tierschutzgemeinschaft<br />

mit der Auflage, dass<br />

es ein Katzenhaus bleibt.“ Und ein Katzenhaus<br />

ist es geb<strong>lieben</strong>: <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> ließ<br />

das mehr als 100 Jahre alte Gebäude liebevoll<br />

sanieren und mit allem ausstatten, was<br />

sich eine Katze nur wünschen kann: Das<br />

gesamte Erdgeschoss ist eingerichtet mit<br />

Körben, Kuschelhöhlen und Kletterbäu-<br />

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FÜR IMMER VERBUNDEN<br />

Auf Moulins werden viele junge Pferde<br />

unter gebracht, die dann mit gleichaltrigen<br />

Kameraden gemeinsam alt werden dürfen.<br />

VOM GLÜCK DER PFERDE<br />

Neugierig und vertrauensvoll strecken die Pferde ihre Köpfe aus den<br />

Boxen – normalerweise verbringen sie im Sommer Tag und Nacht auf<br />

der Weide, für die Besucher wurde allerdings eine Ausnahme gemacht.<br />

TIERPARADIES<br />

In den vergangenen<br />

Jahren wurde die Fläche<br />

von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

Moulins von 60 auf<br />

135 Hektar erweitert.<br />

men, und auch in den Wohnräumen ist die<br />

ständige Anwesenheit der Tiere unverkennbar.<br />

Auf dem Sofa liegen Schmusedecken,<br />

Spielzeug, überall gibt es weiche Körbe und<br />

Rückzugsmöglichkeiten. Im Winter, wenn<br />

der Schnee oft über einen Meter hoch liegt,<br />

sagt Franziska, schaufelt sie ihren Lieblingen<br />

gern ein Labyrinth im Garten. „Dann<br />

flitzen sie durch die Gänge und haben einen<br />

Riesenspaß!“<br />

Selbst gebackener<br />

Kuchen und<br />

Kaffee im<br />

Garten. Und<br />

dazu: jede Menge<br />

Schmusekatzen …<br />

Im Garten hat sie für die Reisegruppe selbst<br />

gebackenen Kuchen und Kaffee angerichtet,<br />

Tische und Stühle im Schatten der Bäume<br />

aufgestellt. Kater Chineseli holt sich<br />

Streicheleinheiten bei den Besuchern. Und<br />

auch Isabell ist da, um alle zu begrüßen: Die<br />

28-Jährige wird Ende Oktober in Franziskas<br />

Fußstapfen treten, die dann in Rente geht,<br />

und die Betreuung des Katzenhauses und<br />

all seiner Bewohner übernehmen. „Ich freue<br />

mich riesig“, sagt sie. „Ein <strong>Leben</strong> für die<br />

Tiere – davon habe ich<br />

immer geträumt …“<br />

Am nächsten Morgen<br />

geht es weiter in Richtung<br />

Egg, zum Pferdegesundheitszentrum<br />

der Sandgrueb-Stiftung.<br />

Seit 2020 besteht eine<br />

enge Kooperation mit<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>: Auf<br />

der hochmodernen<br />

Anlage werden nach<br />

wissenschaft lichen<br />

Standards die großen<br />

Fragen des Pferdelebens<br />

erforscht: Wie viel<br />

Bewegung braucht ein<br />

älteres Pferd – und wie<br />

muss diese Bewegung<br />

erfolgen? Wie sieht ein<br />

optimales Parasiten-Management<br />

aus, wie eine<br />

gesunde Ernährung für Pferde-Senioren?<br />

In der Rehabilitations-Station werden zudem<br />

ältere Pferde mit chronischen Krankheiten<br />

betreut, stets mit der Frage, wie<br />

man den Tieren die bestmögliche <strong>Leben</strong>squalität<br />

schenken kann.<br />

In spannenden Vorträgen<br />

erläutern die Tierärzte Dr.<br />

Hubertus Hertzberg und<br />

Dr. Karina Klein und der<br />

Tierwissenschaftler und<br />

Zentrumsleiter Dr. Vladimir<br />

Milojevic die vielen Projekte<br />

der Einrichtung – und<br />

bringen den Besuchern auf<br />

eindrückliche Weise ein<br />

ganzheitliches, nachhaltiges<br />

Konzept nahe, das so<br />

viel mehr umfasst als „nur“<br />

das Wohl jener Pferde, die<br />

BIANCA PÖCKL auf Egg stationiert sind.<br />

ist für die Tiernotfälle „Wir erforschen hier, welche<br />

und -rettungen von Parameter entscheidend<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> zuständig sind, um die <strong>Leben</strong>squalität<br />

von Pferden zu verbes-<br />

und begleitet die<br />

<strong>Aiderbichl</strong>-Reise als<br />

sern“, erklärt Dr. Milojevic.<br />

leidenschaftliche<br />

Reiseleiterin.<br />

„Denn diese Parameter haben<br />

auch weitreichende<br />

Folgen für die Natur und<br />

die Zukunft dieser Erde.“ So etwa konnte<br />

durch die Arbeit der Sandgrueb-Stiftung<br />

belegt werden, dass eine nachhaltige<br />

Weidepflege und eine selektive Entwurmung<br />

nicht nur die Gesundheit der Pferde<br />

selbst verbessern, sondern auch Flora und<br />

Fauna schonen, indem weit weniger Chemikalien<br />

in das Grundwasser gelangen und<br />

zugleich die Diversität im Pflanzenreich<br />

gefördert wird.<br />

„Es geht immer um das große Ganze“, sagt<br />

Dr. Milojevic. Der Grundgedanke von <strong>Gut</strong><br />

<strong>Aiderbichl</strong> – auf der Pferdegesundheitsstation<br />

erleben die Besucher, wie diese allumfassende<br />

Liebe zu allen Lebewesen und<br />

der Natur wissenschaftlich untermauert<br />

und belegt wird, um die Weichen für eine<br />

bessere Zukunft zu stellen.<br />

Nachdenklich steigen die meisten Reisenden<br />

an diesem Nachmittag wieder in den<br />

Bus. Insbesondere Vladimirs Worte haben<br />

viele bewegt, drücken sie doch aus, was<br />

diese Menschen in ihren Herzen mit <strong>Gut</strong><br />

<strong>Aiderbichl</strong> verbinden: Tierschutz ist mehr<br />

als die Rettung eines einzelnen Wesens.<br />

Auf der Fahrt nach Frankreich bleibt nun<br />

viel Zeit zum Reden. Die 19-jährige Jana<br />

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GEMEINSAM<br />

FÜR DIE TIERE<br />

Stiftungsvorstand<br />

Dieter Ehrengruber<br />

hält eine bewegende<br />

Ansprache<br />

im Schloss – danach<br />

verwöhnt Koch<br />

Charles die Paten<br />

mit kulinarischen<br />

Köstlichkeiten. R.:<br />

Die Pferde der<br />

Herde „Poulains“<br />

(Fohlen) kamen<br />

einst als Jungtiere<br />

nach <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

Frankreich. Ganz<br />

vorn: Ivo (12).<br />

MIT WÜRDE UND RESPEKT<br />

<strong>Gut</strong>sleiter Louis Journet (rechts) arbeitet seit 2014<br />

für <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>. Er sagt: „Tiere verdienen es,<br />

mit Würde und Respekt behandelt zu werden.“<br />

Links: auf dem Weg zu den Pferdekoppeln.<br />

erzählt, sie habe im Januar erst die Patenschaft<br />

für den Kater Emil zum Geburtstag<br />

geschenkt bekommen – seitdem ist die<br />

angehende Tierpflegerin nicht nur <strong>Aiderbichl</strong>erin<br />

mit Herz und Seele, sondern hofft<br />

sogar, eines Tages auf einem der Güter<br />

arbeiten zu können. Manuel hingegen ist<br />

mit seinen 20 Jahren bereits seit drei Jahren<br />

Pate – er kennt fast alle besuchbaren Güter<br />

und freut sich, auf dieser Reise einige jener<br />

Höfe kennenzulernen, die sonst eben nicht<br />

zugänglich sind. Ihre ersten Eindrücke von<br />

der Reise? „Überwältigend“, sagen beide<br />

übereinstimmend.<br />

Am nächsten Morgen, nach einem gemütlichen<br />

Frühstück, fährt der Bus durch die<br />

imposanten Tore von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Frankreich<br />

und weiter die lange Auffahrt hinauf.<br />

Was für ein Anblick! Auf vier Kilometern<br />

Länge ist das Areal von einer steinernen<br />

Mauer umgeben, in alle Himmelsrichtungen<br />

erstrecken sich großzügige Weiden mit<br />

„Eine<br />

<strong>Aiderbichl</strong>-<br />

Reise fühlt sich<br />

immer ein<br />

wenig an wie<br />

nach Hause<br />

kommen …“<br />

herrlichem alten Baumbestand. Zu den ursprünglichen<br />

60 Hektar Land wurden mittlerweile<br />

75 Hektar hinzugekauft; genug<br />

Fläche, um eigenes Heu zu ernten – und<br />

rund 130 geretteten Pferden eine neue Heimat<br />

zu schenken. Unter anderem, denn auf<br />

Moulins leben natürlich auch Hunde, Katzen,<br />

Ziegen und Esel. Für die 65 Katzen wurde<br />

sogar eigens das Souterrain des Schlosses<br />

hergerichtet – in dem angenehm<br />

luftigen Gewölbe finden sie alles, was ihr<br />

<strong>Leben</strong> schöner macht: Kuschelnester und<br />

Höhlen, Spieltunnel, Kratzbäume, Balancegerüste,<br />

Spielzeug und ruhige Ecken. Alles<br />

blitzsauber und so liebevoll hergerichtet,<br />

dass man beim Anblick unwillkürlich lächeln<br />

muss.<br />

„Bonjour, herzlich willkommen!“, werden<br />

die Besucher warmherzig begrüßt von<br />

Holde Sudenn, der stellvertretenden<br />

Geschäftsführerin von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

Frankreich. Sie erzählt von Moulins, von den<br />

Menschen, die hier arbeiten, von den Tieren<br />

und von der Geschichte des Schlosses, dass<br />

die <strong>Aiderbichl</strong>erin Beatrice Bürchler-Keller<br />

der Tierschutzgemeinschaft überließ.<br />

Den Tag verbringen die Besucher nun bei<br />

den Tieren: Rund 25 Pferdeherden leben<br />

auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Frankreich, darunter „Les<br />

vieux“, eine Gruppe von Rentnern, die allesamt<br />

das biblische Alter von 30 Jahren<br />

überschritten haben. Aber auch „Les arabes“,<br />

die fünf wunderschönen Arabischen<br />

Fliegenschimmel, die einst aus einem Zirkus<br />

hierher kamen. Neugierig stehen sie<br />

am Zaun, lassen sich streicheln und mit<br />

Apfelstückchen und Leckerlis verwöhnen.<br />

Es gibt die „Groupe Haflinger“, „Les papas“,<br />

„Les mamans“, angeführt von der schönen<br />

Stute Helena. Und dann: die Herde „Baricello“<br />

– ruhig und gelassen tritt der gleichnamige<br />

Fuchswallach mit seinen drei Gefährten<br />

an den Zaun, lässt sich genussvoll<br />

über die große Blesse streicheln. Vor über<br />

20 Jahren war er eines der ersten Fohlen,<br />

die Stiftungsgründer Michael Aufhauser<br />

vor dem Schlachter rettete. Viele der Reisenden<br />

kennen seine Geschichte; sie steht<br />

stellvertretend für das Schicksal von mittlerweile<br />

mehr als 6000 geretteten Tieren<br />

auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>. Andächtig senkt Baricello<br />

den Kopf. In diesem Moment liegt<br />

eine ganz besondere Magie; es ist, als<br />

blicke man auf das <strong>Leben</strong>, das ist – und<br />

zugleich auf das, was hätte sein können,<br />

hätte der Schlachter damals seinen Willen<br />

bekommen.<br />

Am Abend schließlich laden Stiftungsvorstand<br />

Dieter Ehrengruber und Holde<br />

Sudenn zu einem herrlichen Dinner im gelben<br />

Saal des Schlosses. Die Tische sind liebevoll<br />

eingedeckt, und Charly, der Koch<br />

von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Henndorf, ist eigens<br />

angereist, um den Gästen ein wundervolles<br />

Mahl zu bereiten. Mit eindrucksvollen Worten<br />

leitet Dieter Ehrengruber den Abend<br />

ein, bedankt sich bei den Besuchern, bei<br />

den Menschen, die <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> möglich<br />

machen, die einstehen für diesen Traum<br />

von einer Welt, in der die Schwachen geschützt<br />

sind. Irgendwo in der Ferne wiehert<br />

ein Pferd. Ein anderes antwortet. Und während<br />

sich die Nacht kaum merklich über<br />

dieses herrliche Schloss senkt und die ersten<br />

Sterne am Firmament aufsteigen, sind<br />

die Menschen im gelben Saal verbunden<br />

auf diese ganz besondere Weise, die nur<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> möglich macht.<br />

Auf dieser Reise sind neue Freundschaften<br />

entstanden; alte wurden erneuert. Es wurde<br />

gelacht, gestaunt und geredet über das<br />

Erlebte: die Tiere, die Menschen, die Güter.<br />

Vor allem aber über das Gefühl, Teil von<br />

etwas Größerem zu sein. Einer Gemeinschaft,<br />

die zusammensteht. Für das <strong>Gut</strong>e.<br />

Das Richtige. Für die Welt von morgen.<br />

Weil das Ganze eben mehr ist als die Summe<br />

seiner Teile …<br />

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Hinter den Kulissen<br />

„Tierschutz ist für mich<br />

eine <strong>Leben</strong>saufgabe“<br />

Sie tut es mit Begeisterung und mit all ihrer Kraft: Sonja Klima<br />

ist seit Dezember 2022 Global Communication Managerin<br />

bei <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>. Sie setzt sich dafür ein, dass kein<br />

Tier mehr leiden muss<br />

Sie schätzt Werte wie Hilfsbereitschaft<br />

und Mitgefühl, hat sich<br />

beruflich für schwer kranke Kinder<br />

eingesetzt und war von<br />

2019 bis 2022 Geschäftsführerin<br />

der Spanischen Hofreitschule<br />

in Wien. Ein Gespräch mit der überzeugten<br />

Tierschützerin Sonja Klima.<br />

Frau Klima, seit wann sind Sie<br />

für <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> tätig?<br />

Ich arbeite seit dem 1. Dezember 2022 für<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> und die Zielsetzungen der<br />

Tierschutzgemeinschaft.<br />

Ihr offizieller Titel lautet<br />

„Global Communication Managerin“.<br />

Was sind Ihre Aufgaben?<br />

An erster Stelle steht die Medienarbeit, bei<br />

der mir meine langjährigen Pressekontakte<br />

enorm helfen. Es gehört aber auch zu meinen<br />

Aufgaben, neue Sponsoren für den Tierschutz<br />

auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> zu gewinnen. Im<br />

Dezember veranstalten wir daher eine große<br />

Tierschutzgala in Wien. Namhafte österreichische<br />

Künstler haben schon ihre Unterstützung<br />

zugesagt. Es wird eine große<br />

Kunstauktion zugunsten der Tiere geben.<br />

Die Gala wird sehr festlich, zugleich aber<br />

auch emotional werden. Damit das alles reibungslos<br />

klappt und ein Erfolg wird, ist eine<br />

Menge Organisationsarbeit zu leisten.<br />

Welche Vision bringen Sie mit?<br />

Tierschutz ist für mich eine <strong>Leben</strong>saufgabe.<br />

Ich kämpfe, lebe und arbeite dafür, dass kein<br />

Tier mehr leiden muss. Dafür, dass die Politik<br />

endlich Gesetze schafft, die zu artgerechter<br />

Tierhaltung von Nutztieren verpflichten.<br />

Dass da viel mehr möglich ist, als die jetzige<br />

Politik und Verwaltung umsetzt, kann ich<br />

aus eigener Erfahrung sagen. In den 1990er-<br />

Jahren habe ich als Frau des österreichischen<br />

Bundeskanzlers mich erfolgreich für<br />

die Schließung aller Pelztierfarmen eingesetzt<br />

und für ein Verbot von Tierversuchen<br />

an Primaten gekämpft. 1997 wurden diese<br />

sinnlosen und qualvollen Experimente an<br />

Schimpansen und anderen Affenarten in<br />

Österreich per Gesetz verboten.<br />

Was haben Sie zuvor gemacht?<br />

Wo soll ich anfangen? Ich bin schon als Kind<br />

mit Tieren aufgewachsen. Mein Großvater<br />

war Hufschmied und bewirtschaftete gemeinsam<br />

mit meiner Großmutter einen Bauernhof.<br />

Als junge Frau habe ich in Sachen<br />

Tierschutz die Welt bereist. So habe ich mich<br />

zum Beispiel für den Schutz von Orang-<br />

Utans in Borneo engagiert. Und wenn man<br />

so intensiv mit Tieren in Kontakt kommt,<br />

dann beginnt man, die Welt mit anderen<br />

Augen zu sehen. Ich habe neun Jahre für die<br />

Ronald McDonald Kinderhilfe in Österreich<br />

gearbeitet. Es ist uns gelungen, mehrere Kinderhilfehäuser<br />

neben Krankenanstalten für<br />

schwer kranke Kinder aus sozial schwachen<br />

Familien zu bauen, um ihnen die Möglichkeit<br />

zu geben, die schwerste Zeit ihres <strong>Leben</strong>s<br />

gemeinsam mit ihrer Familie zu verbringen.<br />

Zuletzt war ich von 2019 bis 2022<br />

Geschäftsführerin der Spanischen Hofreitschule<br />

in Wien.<br />

Was ist das Besondere an der<br />

Arbeit für <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>?<br />

Zum einen der gelebte Tierschutz. Leidende<br />

Tiere aus ihrer Not zu retten, ist eine wunderbare<br />

Aufgabe. Aber mit der Rettung ist es ja<br />

noch nicht getan. Dann fängt die Verantwortung<br />

erst an. Und diese Verantwortung<br />

nimmt <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> sehr ernst. Hier erfahren<br />

Tiere nicht nur eine würdevolle und artgerechte<br />

Haltung, sondern erleben auch<br />

einen extrem liebevollen Umgang. Ebenso<br />

wichtig ist uns die Grundlagenforschung zu<br />

Haltungsfragen, artgerechter Ernährung<br />

und Tierwürde, die auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> geleistet<br />

wird. Hier dreht sich alles ums Tierwohl.<br />

Aber auch der Umgang mit den Menschen,<br />

die dort arbeiten, ist dem<br />

Stiftungsvorstand Dieter Ehrengruber und<br />

dem Stiftungsgründer Michael Aufhauser<br />

eine Herzensangelegenheit. Respektvolles<br />

Miteinander ist so etwas wie ein Grundgesetz<br />

auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>. So steht es in den<br />

Statuten, und so wird es gelebt. Das gefällt<br />

mir – diese innige Verbundenheit von<br />

Mensch, Tier und Natur.<br />

TEAMWORK<br />

Gemeinsam für die<br />

Tiere: Sonja Klima<br />

und Stiftungsvorstand<br />

Dieter Ehrengruber<br />

teilen die Vision<br />

einer Welt, in der<br />

alle Lebewesen in<br />

absoluter Harmonie<br />

miteinander leben.<br />

Was würden Sie sagen: Warum ist<br />

diese Arbeit wichtig?<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> hilft ja nicht nur praktisch,<br />

sondern füllt auch eine wichtige Vorbildfunktion<br />

aus. Hier kann jeder hautnah erleben,<br />

wie es Tieren geht, die gut behandelt<br />

werden. Mit den Forschungen zu artgerechter<br />

Haltung zeigen wir, dass das auch anderswo<br />

möglich ist. Aber da geht noch<br />

mehr: Ich wünsche mir, dass sich die Tierschutzorganisationen<br />

stärker vernetzen und<br />

gemeinsam agieren. So könnten wir noch<br />

stärkeren Einfluss auf die Politik und die Gesellschaft<br />

nehmen. Dafür setze ich mich ein.<br />

Besitzen Sie ein Tier?<br />

Ein Tier (lacht)? Ich lebe seit acht Jahren auf<br />

meinem eigenen Gestüt, nur zehn Minuten<br />

vom <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Affen Refugium entfernt.<br />

Dort habe ich meine Hunde, Esel und<br />

50 Pferde.<br />

Womit beginnt Ihr Arbeitstag?<br />

Morgens stehe ich um 6 Uhr auf, ganz<br />

gleich, welcher Wochentag es ist. Dann<br />

mache ich die Morgenrunde auf meinem<br />

Hof, sehe nach den Pferden und Eseln. Ist<br />

genug Wasser da? Geht es allen gut? Ich<br />

bespreche mit meinen Mitarbeitern, was<br />

heute gemacht werden muss. Manchmal<br />

gibt es Medikamente zu verabreichen, so<br />

wie heute bei meinen kranken Eseln. Danach<br />

beginnt meine Arbeit für <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>.<br />

Da gibt es zahlreiche Termine und sehr<br />

viel zu koordinieren.<br />

Und womit endet er?<br />

Abends mache noch mal eine Runde über<br />

meinen Hof und sehe nach dem Rechten.<br />

Das ist meist so gegen halb elf. Ich kann<br />

sagen: Mein <strong>Leben</strong> gehört den Tieren. Und<br />

das ist gut so.<br />

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Was Hunde über<br />

meine Gefühle wissen<br />

Manchmal ist es, als könnten sie Gedanken lesen.<br />

Unsere Vierbeiner haben ein feines Gespür für Stimmungen und<br />

erkennen genau, wie es uns geht. Die Tier-Experten von <strong>Gut</strong><br />

<strong>Aiderbichl</strong> wissen, wie Hunden das gelingt<br />

Tierpsychologie<br />

„HOL DAS<br />

BÄLLCHEN!“<br />

Apportieren festigt<br />

die Bindung zwischen<br />

Mensch und<br />

Hund und macht<br />

Spaß: Voller Stolz<br />

bringt Henry den Ball<br />

zurück zu seinem<br />

Herrchen. Vierbeiner<br />

erkennen ganz genau,<br />

ob uns ein Spiel<br />

auch Spaß macht<br />

– und reagieren mit<br />

Freude, Unlust oder<br />

Enttäuschung.<br />

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„Freude ist<br />

das wichtigste<br />

Gefühl …“<br />

… UND ES DURCHSTRÖMT NICHT<br />

NUR DEN HUND<br />

Wenn Frauchen oder Herrchen mit dem Vierbeiner<br />

spielen und rangeln, werden Tier und Mensch vom<br />

Glückshormon Oxytocin geflutet.<br />

KLEINES PÄUSCHEN<br />

Nach dem Spiel ist vor dem Spiel: Dominika<br />

Kreilinger und Bernd Schmid, die auf dem<br />

Begegnungshof <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Deggendorf<br />

als Tierpflegerin und Tierpfleger arbeiten, legen<br />

mit Whisky, Joker und Beppi eine Pause<br />

ein (o.). Kurz danach wollen Henry und Labrador<br />

Gina (Foto unten) beschäftigt werden.<br />

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MÜDE GESPIELT<br />

Miteinander – und mit ihren Lieblingsmenschen<br />

– zu spielen, macht Hunden<br />

nicht nur Spaß, sondern lastet sie auch<br />

körperlich und geistig aus. Nebenbei<br />

trainiert es das Sozialverhalten. Und: Die<br />

Tiere beobachten uns dabei genau und<br />

nehmen wahr, in welcher Stimmung<br />

wir uns gerade befinden.<br />

Maja liegt entspannt in<br />

ihrem Körbchen. Sie<br />

hat nachmittags lange<br />

mit dem Nachbarhund<br />

im Garten herumgetobt,<br />

dann gab<br />

es eine feine Abendmahlzeit. Nun sieht es<br />

so aus, als würde die Mischlingshündin dösen<br />

und gleich einschlafen. Doch ihre Sinne<br />

sind hellwach. Mit halb geschlossenen Augen<br />

verfolgt sie die Bewegungen der Menschen<br />

um sie herum. Die Ohren registrieren<br />

den Tonfall der Stimmen. Mit der Nase analysiert<br />

sie, ob etwas in der Luft liegt. „Hunde<br />

lesen uns in jeder wachen Minute. Sie sind<br />

wahre Meister darin, unsere Körpersprache<br />

zu deuten. Ihnen entgeht fast nichts“, sagt<br />

Anita Hartner von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>. Wer also<br />

glaubt, dass es in der Kommunikation mit<br />

dem eigenen Hund nur darauf ankommt,<br />

was wir ihm sagen oder befehlen, irrt sich.<br />

„Unsere Gefühle und Stimmungen können<br />

sich jederzeit auf unseren Hund übertragen,<br />

positiv wie negativ“, erklärt Anita Hartner,<br />

die zuständig ist für die <strong>Aiderbichl</strong> Akademie.<br />

Ob das Zusammenspiel zwischen<br />

Mensch und Hund gelingt oder ob es problematisch<br />

wird, ist nicht zuletzt eine Charakterfrage.<br />

„Hund und Mensch, jeder hat<br />

eine eigene Persönlichkeit“, führt sie aus. Ist<br />

ein Hund eher unsicher, wird sich dies<br />

durch einen unsicheren Menschen eher<br />

noch verstärken.“ Generell kann man davon<br />

ausgehen, dass sich ein Hund am Menschen<br />

orientieren möchte. Und das tut er<br />

vor allem durch das Lesen der Körpersprache.<br />

Sicherheit können wir unserem Hund<br />

durch Ruhe, Bestimmtheit und klare Entscheidungen<br />

vermitteln – so wie auch ein<br />

tierischer Rudelführer agieren würde. Bei<br />

gemeinsamen Spaziergängen wird deutlich:<br />

Hunde, die wild an der Leine zerren,<br />

sind oft unsicher oder haben noch keine<br />

stabile Orientierung zum Menschen aufgebaut.<br />

„Die Leinenführigkeit beginnt aber<br />

nicht erst, wenn wir draußen unterwegs<br />

sind, sondern schon in den eigenen vier<br />

Wänden“, betont Anita Hartner. Es ist wichtig,<br />

deutlich zu machen, wo jeder seinen<br />

Platz und Bereich hat und wo die Grenzen<br />

verlaufen. „Klare Signale und ein sicheres<br />

Auftreten geben dem Hund das Gefühl, sicher<br />

zu sein“, sagt Anita Hartner. „Hunde<br />

möchten sich anvertrauen können. Wenn<br />

Anita Hartner<br />

IMMER FREIWILLIG<br />

Spielen ist Qualitätszeit für Hunde, weiß die<br />

Expertin Anita Hartner. Es ist immer freiwillig,<br />

hat kein Ziel und es steht keine Belohnung im<br />

Hintergrund. Umso mehr stärkt es die innere<br />

Bindung von Mensch und Tier.<br />

wir ihnen das Gefühl geben, dass wir unterwegs<br />

gut auf sie achten, nehmen sie das<br />

<strong>lieben</strong>d gerne an.“ Sehr selbstsichere<br />

Hunde neigen dazu, ihren Platz selbst zu<br />

bestimmen. Auch hier sind Ruhe, Orientierung<br />

und Bestimmtheit in der Körpersprache<br />

der Schlüssel zu klaren Verhältnissen.<br />

„Es ist doch so: Entweder erziehe ich<br />

den Hund – oder er wird versuchen, mich<br />

zu erziehen“, merkt Anita Hartner an. Wie<br />

gut das Zusammenspiel klappt, hängt auch<br />

von der Rasse des Hundes ab. „Retriever<br />

zum Beispiel sind dahingehend gezüchtet<br />

worden, dass sie dem Menschen und seinen<br />

Anweisungen folgen. Spaniels oder<br />

Beagles jedoch sollen eigene Entscheidungen<br />

bei der Jagd treffen. Da kann es in einigen<br />

Situationen problematisch mit der<br />

Folgsamkeit werden“, führt die Hundeexpertin<br />

aus. Können Hunde auch erkennen,<br />

wie es uns geht, in welcher Stimmung wir<br />

uns gerade befinden? Das kann Anita Hartner<br />

nur bestätigen. Auch das Erkennen<br />

unserer Stimmungen gehört zu den ausgeprägten<br />

Fähigkeiten unseres Hundes.<br />

Tonfall, Mimik und Körpersprache spielen<br />

dabei zusammen. „Hunde können sogar an<br />

der Weitung unserer Pupille erkennen, ob<br />

wir gestresst sind oder nicht“, sagt sie. Selbst<br />

unser Geruch kann ihnen verraten, wie es<br />

uns geht. So verändern sich bei depressiven<br />

Stimmungen die Zusammensetzung der<br />

Hormone, die wir über unsere Haut abgeben.<br />

Hundenasen können den Unterschied<br />

erkennen und reagieren da rauf. Geht es uns<br />

seelisch nicht gut, legen sie sich zu uns. Diese<br />

empathische Eigenschaft ist die Grundlage,<br />

warum sich Hunde gut zur Therapieunterstützung<br />

für Menschen mit<br />

Depressionen ausbilden lassen. Manchmal<br />

kann das „Menschenlesen“ bei Hunden<br />

aber auch zu Fehlinterpretationen führen:<br />

Wenn Kinder miteinander spielen und es<br />

wild wird, kann es passieren, dass der Hund<br />

das spielerische Toben für einen Konflikt<br />

hält, den es zu klären gilt. Dann kann es passieren,<br />

dass er dazwischengeht. „Ich empfehle<br />

daher, niemals Hunde mit spielenden<br />

Kindern allein zu lassen, um etwaigen Missverständnissen<br />

vorzubeugen“, mahnt Anita<br />

Hartner. Und was ist mit Freude? „Freude ist<br />

tatsächlich das wichtigste Gefühl für die<br />

Bindung zwischen Mensch und Hund“, sagt<br />

Anita Hartner. Freude ist ansteckend, und<br />

wenn wir mit unserem Hund spielen oder<br />

rangeln, überträgt sich diese Freude an der<br />

gemeinsamen Bewegung auf Hund und<br />

Mensch. „Da werden beide vom Glückshormon<br />

Oxytocin nur so geflutet. Und das ist<br />

wunderbar für die Stärkung der Bindung“,<br />

führt sie aus. Dabei spielt es keine Rolle, wie<br />

lange das Spiel andauert. „Spielen ist Qualitätszeit<br />

für den Hund, weil es immer freiwillig<br />

ist. Es hat kein Ziel und kennt keine<br />

Belohnung. Jeder kann es jederzeit beenden,<br />

wenn es ihm zu viel wird.“ Hier ist es<br />

wichtig zu unterscheiden: „Wenn wir mit<br />

Belohnung arbeiten, ist es kein Spiel, sondern<br />

Beschäftigung“, erklärt Anita Hartner.<br />

Beschäftigung hat natürlich auch ihre Berechtigung<br />

und ist eine wichtige Möglichkeit,<br />

dem Hund zur Ausgeglichenheit zu<br />

verhelfen. Doch beim gemeinsamen Spiel<br />

sind Hund und Mensch auf Augenhöhe<br />

und sich so nahe, wie es nur möglich ist.<br />

GUT AIDERBICHL<br />

WISSEN<br />

Wie erkenne ich,<br />

dass mein Hund<br />

spielen will?<br />

➤ Schwer zu übersehen:<br />

Die Vorderpfoten sind weit nach<br />

vorn gestreckt, der Po ist in der<br />

Luft, und es wird kräftig mit dem<br />

Schwanz gewedelt … Das ist die<br />

typische Stellung, wenn der Vierbeiner<br />

zum Spielen aufgelegt ist<br />

und uns animieren möchte. Doch<br />

manche äußern den Wunsch auch<br />

auf andere Weise, etwa durch<br />

Sprünge oder wildes Herumrennen.<br />

Wieder andere legen Herrchen<br />

oder Frauchen den Lieblingsgegenstand<br />

vor die Füße und<br />

bringen ihn, sobald man die Hand<br />

danach ausstreckt, schnell in<br />

Sicherheit („Hol ihn doch!“).<br />

Einige Hunde heben dabei noch<br />

auffordernd eine Pfote oder zeigen<br />

ihr typisches „Spielgesicht“:<br />

Bei leicht geöffnetem Maul werden<br />

die Lefzen nach hinten gezogen,<br />

ohne jedoch die Zähne zu<br />

zeigen. All das bedeutet: Ich bin<br />

bereit. Das Spiel kann beginnen!<br />

STRESS-SIGNALE?<br />

Fühlt sich ein Hund beim Spielen<br />

in der Gruppe unwohl, zeigt er das<br />

recht deutlich: Er gähnt, schüttelt sich,<br />

vermeidet Blickkontakt mit anderen<br />

Hunden und wendet den Körper ab.<br />

Dann ist es an der Zeit, einzugreifen<br />

und das Spiel zu beenden.<br />

56 57


Kurz & bündig<br />

NEUIGKEITEN AUS GUT AIDERBICHL<br />

Tiere, Termine und Wissenswertes von unseren Höfen<br />

Festtage für<br />

Tausende Besucher<br />

GÄNSERNDORF<br />

Unser normalerweise streng isoliertes Refugium<br />

für frühere Laborschimpansen erwies sich als<br />

ein ganz besonderes Erlebnis: Durchs Panzerglas<br />

kamen die Besucher den Affen ganz nah.<br />

UNGARN<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Szépalma ist eine wunderschön<br />

im Grünen gelegene Oase für 100<br />

Pferde und 60 andere gerettete Tiere, die<br />

den Gästen vorgestellt wurden.<br />

BALLERMANN RANCH<br />

Das am nördlichsten gelegene <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> in Scholen bei Bremen<br />

begrüßte die kleinen und großen Besucher bei schönstem Sonnenschein.<br />

Bei Führungen konnten die Stallungen besichtigt werden, <strong>Gut</strong>sleiter André<br />

Engelhardt (u. r., mit Hut) erzählte von der Arbeit des Hofes. Über ausgiebige<br />

Streicheleinheiten freuten sich alle Vierbeiner, allen voran die Esel.<br />

Video<br />

Gänserndorf<br />

Video Ungarn<br />

Video Ballermann<br />

Ranch<br />

Video Osnabrück<br />

OSNABRÜCK<br />

Beim jüngsten Ableger<br />

von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>,<br />

der Tiervermittlungsstation<br />

in<br />

Krevinghausen bei<br />

Osnabrück, drehte<br />

sich alles um die aus<br />

der Ukraine geretteten<br />

Hunde. Aber<br />

auch für Katzen wird<br />

die Station wichtiger<br />

Anlaufpunkt (s. auch<br />

unser Artikel auf S. 36).<br />

ESLARN<br />

Seit zehn Jahren ist <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

auch in der Oberpfalz vertreten.<br />

Neben diesem Jubiläum<br />

gab auch das neue Taubenhaus<br />

Anlass zum Feiern (s. S. 61).<br />

KÄRNTEN<br />

Auf dem idyllisch gelegenen Heimathof<br />

in Micheldorf begrüßte u. a. eine Herde der<br />

seltenen Zackelschafe die Besucher.<br />

EGG<br />

Darüber, was <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

in Zusammenarbeit<br />

mit der Sandgrueb Stiftung<br />

auf dem <strong>Gut</strong> in Egg in der<br />

Schweiz für die Gesundheit<br />

alter Pferde leistet und<br />

erforscht, erhielten die<br />

Teilnehmer der <strong>Aiderbichl</strong>-<br />

Reise Einblicke aus nächster<br />

Nähe (s. auch S. 40).<br />

Das war eine rundum gelungene<br />

Premiere! Zum ersten<br />

Mal lud <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

zu Tagen der offenen Tür<br />

auf acht seiner Heimathöfe<br />

ein, die normalerweise<br />

nicht für Besucher zu besichtigen sind. Endlich<br />

aber sollte auch ein breiteres Publikum<br />

sich von der vielfältigen Arbeit überzeugen,<br />

die unsere Mitarbeiter mit großer Leidenschaft<br />

im Namen des Tierschutzes leisten.<br />

Die Resonanz war überwältigend: Allein<br />

2500 Besucher kamen zum Affen Refugium<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Gänserndorf bei Wien und<br />

lauschten während der Führungen den ergreifenden<br />

Geschichten über die ehemaligen<br />

Labor-Schimpansen und ihrem langen<br />

Weg zurück aus der Isolation in die Gemeinschaft;<br />

aus der Laborzelle ins luftige Freigehege.<br />

Auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Osnabrück stellte<br />

das Team rund um <strong>Gut</strong>sleiterin Anita Hartner<br />

viele aus der Ukraine geretteten Hunde<br />

vor. Auf einem Hundesport-Parcours konnten<br />

die Besucher den Hundespielplatz mit<br />

ihren eigenen Vierbeinern testen. Wer einem<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>-Tier ein Zuhause bieten<br />

wollte, konnte sich auch gleich über die<br />

Sondervermittlung informieren. Auf dem<br />

idyllisch am Waldrand gelegenen Köglerhof<br />

in Kärnten stellte <strong>Gut</strong>sleiter Markus Leitner<br />

den Gästen einige der mehr als 200 geretteten<br />

Tiere vor, darunter die blinde Hirschkuh<br />

Susi. Auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Szépalma in Ungarn<br />

erkundeten rund 500 Besucher die großen<br />

Stallanlagen und ausgedehnten Ländereien,<br />

Stände mit Kunsthandwerk sowie Kinderspiel-<br />

und -bastelstationen ergänzten<br />

das Angebot dieses schönen Tages. Auch<br />

im nächsten Jahr sind wieder Tage der offenen<br />

Tür an verschiedenen <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>-<br />

Standorten geplant.<br />

58 59


Achtung, Wild!<br />

GUT AIDERBICHL FORDERT<br />

SPÄTEREN ERNTEBEGINN<br />

ÖFFNUNGSZEITEN DER<br />

WEIHNACHTSMÄRKTE<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Henndorf:<br />

10.11.<strong>2023</strong> bis 07.01.2024<br />

Täglich von 09.00 Uhr bis 18.00 Uhr<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Iffeldorf und<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Deggendorf:<br />

02.12.<strong>2023</strong> bis 07.01.2024<br />

Jeden Samstag, Sonntag und Feiertag<br />

von 09:00 Uhr bis 18:00 Uhr<br />

Adventsmarkt auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

Szépalma / Ungarn<br />

09./10.12.<strong>2023</strong> und 16./17.12.<strong>2023</strong><br />

An allen vier Markttagen geöffnet von<br />

09.00 Uhr bis 18.00 Uhr<br />

FRÜHLINGSFREUDE<br />

Schon einmal im Kalender vormerken: den fröhlichen,<br />

bunten Ostermarkt auf den besuchbaren Höfen:<br />

Auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Henndorf, Deggendorf und Iffeldorf<br />

gibt es inmitten erster Blüten schöne Osterdeko- und<br />

Geschenkideen und natürlich unsere Tiere, die die<br />

ersten Sonnenstrahlen genießen.<br />

Wann? Vom 16.03. bis 01.04.2024<br />

Was <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> im Sommer besonders<br />

bewegt: Immer mehr Rehwild fällt landwirtschaftlichen<br />

Maschinen zum Opfer: So<br />

wurden etwa die Kitze Reh-Nate, Reh-Bekka<br />

und Reh-Ne, die von ihren Müttern im<br />

hohen Gras der Wiese vor Fressfeinden<br />

geschützt abgelegt wurden, von Mähmaschinen<br />

erfasst. Die drei Kitze hatten auf<br />

diese Weise je ein Bein verloren und leben<br />

nun auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Henndorf. Die Aufklärung<br />

der Landwirte über die wehrlosen<br />

Tiere, die auf den Wiesen Schutz suchen,<br />

ist <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> deshalb ein Herzensanliegen.<br />

„Es sind alle Landwirte gefordert,<br />

entsprechende Maßnahmen zu setzen,<br />

um die Kitze vor so einem grausamen Tod<br />

oder der Verstümmelung zu bewahren“, so<br />

Geschäftsführer und Stiftungsvorstand<br />

Dieter Ehrengruber. Auch <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

ergreift diese Schutzmaßnahmen, denn<br />

hier wird das Heu für die Tiere zum Großteil<br />

selbst produziert. Die Mähsaison sollte,<br />

so die Empfehlung von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>,<br />

Video Heuernte erst spät beginnen,<br />

weil die Kitze dann alt<br />

genug sind, um auf<br />

die Töne spezieller, an<br />

den Maschinen angebrachter<br />

Warnmelder<br />

zu reagieren.<br />

Vorfreude aufs Fest<br />

Nach einem ereignisreichen Jahr<br />

laden die Begegnungshöfe von <strong>Gut</strong><br />

<strong>Aiderbichl</strong> ihre Besucher wieder zu<br />

besinnlichen Adventstagen ein:<br />

Festlich geschmückt und stimmungsvoll<br />

illuminiert präsentieren<br />

sich die Güter in Henndorf, Iffeldorf<br />

und Deggendorf. In Henndorf erwartet<br />

die Besucher wieder die europaweit<br />

einzigartige <strong>Leben</strong>dtierkrippe<br />

aus Ochsen, Eseln, Schafen<br />

und allen anderen geretteten Tieren.<br />

Erleben Sie die einzigartige <strong>Gut</strong><br />

<strong>Aiderbichl</strong>-Weihnacht!<br />

Über, mit und von den Tieren lernen<br />

Endlich wieder frei und unbeschwert die<br />

Flügel ausbreiten: Was sie für 1000 Tauben<br />

im Jahr 2021 bereits in Rekordzeit errichtet<br />

haben, gelang Vater und Sohn Michael<br />

Meckl sen. und Michael Meckl jun. (Fotos<br />

oben) und ihren Helfern nun auch bravourös<br />

für die dreifache Zahl an Tauben, die<br />

von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> aus verschiedenen<br />

Notlagen gerettet wurden. Während des<br />

Tages der offenen Tür wurde das neue<br />

Ein neues Haus für 3000 gerettete Tauben<br />

Taubenhaus von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Eslarn mit<br />

500 Gästen feierlich eröffnet. Auf fast 1000<br />

Quadratmetern ist ein Modell für die ideale<br />

Taubenhaltung entstanden: Das Gebäude<br />

lässt viel Platz zum Umherfliegen,<br />

umfasst neben einer Krankenstation samt<br />

Quarantänestation auch ein eigenes Abteil<br />

für „Fußgänger“-Tauben, die aufgrund von<br />

Verletzungen oder Qualzüchtungen nicht<br />

mehr richtig fliegen können.<br />

Es gibt wohl kaum einen besseren Ort für<br />

einen Wissens- und Erfahrungsaustausch<br />

von Menschen, denen das Wohl und die<br />

Gesundheit der Tiere am Herzen liegen, als<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>. Die große Halle des <strong>Gut</strong>es<br />

in Henndorf war im Juni Schauplatz für<br />

den ersten Bundeskongress der Tierbetreuer<br />

(Foto l.: Bundesvorsitzender Ing.<br />

Norbert Ziegler (l.) und Fachverbandsobmann<br />

Michael Stingeder). Über 150 Teilnehmer<br />

aus ganz Österreich verfolgten<br />

Expertenvorträge über verhaltensbiologische<br />

und veterinärmedizinische Themen.<br />

Hochkarätige Workshops informierten zu<br />

den Themen „Ernährung bei Angst“, „Gangbild<br />

Hund & Pferd“. <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>-Tierärztin<br />

Dr. Dipl.-Ing. Marianne Wondrak,<br />

PhD, stellte in ihrem Workshop das „Training<br />

am <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> mit Wiederkäuern“<br />

vor. Sämtliche Fakten und aktuelle Erkenntnisse<br />

wurden durch Praxisbeispiele<br />

an Tieren lebensecht veranschaulicht. Der<br />

zentrale Vortrag der Veranstaltung behandelte<br />

das wichtige Thema „Angst bei<br />

Tieren“. Zum Hintergrund: Tierbetreuer<br />

umfassen all jene Berufe, die sich mit Tiertraining<br />

beschäftigen, Hundeschulen, sowie<br />

alle Institutionen für die Tierpflege<br />

oder Tierpensionen und alle übrigen mit<br />

dem Thema „Tier“ befassten Arbeitsfelder.<br />

AUSGEZEICHNETER<br />

SPENDENAUFRUF<br />

Die <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Stiftung Deutschland<br />

hat mit dem Mailing anlässlich<br />

des 70. Geburtstags ihres Gründers<br />

Michael Aufhauser auf eindrucksvolle<br />

Weise gezeigt, dass Spendenaufrufe<br />

per Post sehr wohl erfolgreich sein<br />

können. Fast 650 000 Euro kamen<br />

dabei zusammen. Das wurde mit dem<br />

2. Platz des Deutschen Fundraising<br />

Preises <strong>2023</strong> belohnt, den Isabella<br />

Röhrich, Werner Hingsamer von <strong>Gut</strong><br />

<strong>Aiderbichl</strong> sowie Franziska Spielleuthner<br />

von der Fundraising Agentur<br />

„Fundoffice“ (v. l.) entgegennahmen.<br />

60 61<br />

Einzug<br />

Taubenhaus


Spenden<br />

Ein<br />

Dankeschön<br />

an alle Spender!<br />

Kürzlich erreichte <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> ein Brief,<br />

dessen Absender anonym bleiben wollte. Im<br />

Kuvert steckten 3000 Euro in bar, der beiliegende<br />

Brief hat folgenden Wortlaut:<br />

SPENDEN BEWIRKEN<br />

SEHR VIEL<br />

Ein geborgenes Zuhause,<br />

in dem unsere geretteten<br />

Tiere liebevoll versorgt<br />

werden: Dank Ihrer Spende<br />

machen die Mitarbeiter von<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> das möglich.<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

aufgrund einer privaten Krise habe ich vor einigen<br />

Jahren begonnen, Geld zu sparen. Da diese Krise<br />

vorbei ist, möchte ich das angesparte Geld an Sie<br />

von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> spenden. Verwenden Sie bitte<br />

das Geld für die dringendsten Angelegenheiten.<br />

Ich möchte Sie bitten, in einem Ihrer nächsten<br />

<strong>Magazin</strong>e die Spende zu erwähnen. Da ich Regelspender<br />

bin, erhalte ich auch die <strong>Magazin</strong>e.<br />

Vielen Dank für Ihre wertvolle Arbeit für die Tiere.<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

aus Deutschland<br />

Diesem Wunsch kommen wir hiermit sehr gern<br />

nach und möchten die großzügige Spende zum<br />

Anlass nehmen, uns bei all unseren Unterstützerinnen<br />

und Unterstützern sehr herzlich zu bedanken.<br />

Denn nur mit Ihrer Hilfe kann die Arbeit<br />

von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> gelingen; können Tierrettungen<br />

und Aufklärungsmaßnahmen umgesetzt<br />

werden; erhalten notleidende Tiere ein liebevolles<br />

Für-Immer-Zuhause; kann <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

in immer mehr Ländern helfen.<br />

Denn eines ist klar: Wir werden nicht wegsehen<br />

und niemals unsere Augen vor dem Leid der Tiere<br />

verschließen. Dafür, dass Sie uns diese Arbeit<br />

mit Ihrer Treue und Unterstützung ermöglichen,<br />

egal, wie hoch oder niedrig die Spende auch sei,<br />

sagen wir von Herzen Danke!<br />

Hier können<br />

Sie spenden.<br />

Danke, dass Sie die geretteten Tiere<br />

auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> unterstützen.<br />

Mit Ihrer Spende ermöglichen Sie<br />

misshandelten, kranken, ausgesetzten<br />

oder verstoßenen Tieren,<br />

ein sicheres und würdevolles <strong>Leben</strong><br />

auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> zu führen.<br />

MIT 35 € UNTERSTÜTZEN SIE<br />

DIE VERSORGUNG UNSERER<br />

TIERE MIT FUTTER.<br />

MIT 70 € UNTERSTÜTZEN SIE DIE<br />

MEDIZINISCHE VERSORGUNG<br />

UNSERER TIERE.<br />

MIT JEDEM EURO UNTER­<br />

STÜTZEN SIE TIERE IN NOT.<br />

Alle Informationen rund um<br />

Spenden an <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> finden<br />

Sie unter: www.gut-aiderbichl.<br />

com/helfen/jetzt-spenden/<br />

Unsere Bankverbindungen finden<br />

Sie auch auf Seite 121.<br />

62 63


Bedrohte Tierarten<br />

Die Letzten<br />

ihrer Art<br />

Kann <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> fünf ehemalige Zirkus-Tiger aufnehmen? Ja,<br />

sagt Dieter Ehrengruber. Hier erklärt der Stiftungsvorstand,<br />

warum diese gewagte Entscheidung genau richtig ist – und<br />

weshalb es um viel mehr geht als eine Rettungsaktion …<br />

ZWEI VON 2500<br />

Bengal-Tiger waren<br />

einst von Pakistan bis<br />

Myanmar über den<br />

gesamten indischen<br />

Subkontinent verbreitet.<br />

Heute werden sie mit<br />

2500 Exemplaren<br />

weltweit als „stark<br />

gefährdet“ eingestuft.<br />

Der Anruf zählt zu den ungewöhnlicheren<br />

im <strong>Leben</strong><br />

von Stiftungsvorstand<br />

Dieter Ehrengruber.<br />

Am Apparat ist ein Mann<br />

namens Markus Korritnig.<br />

Er stellt sich als Raubtierdompteur vor –<br />

und fragt, ob <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> bereit wäre,<br />

fünf Bengalische Tiger aufzunehmen. Ein<br />

Herzinfarkt und zwei Lockdowns, so erklärt<br />

er, haben ihn gesundheitlich und finanziell<br />

ruiniert. Nun fürchtet er um das <strong>Leben</strong> seiner<br />

Tiere – die Auflagen für die Raubtierhaltung<br />

werden ständig verschärft, und so ohne<br />

Weiteres findet sich eben niemand, der fünf<br />

Tiger aufnimmt. Ein schönes <strong>Leben</strong> für seine<br />

Tiere, das sei das Einzige, was er sich jetzt<br />

noch wünscht. Und Dieter Ehrengruber?<br />

Nun – der sagt: „Ja – das machen wir!“<br />

Womit eine der kontroversesten Tiergeschichten<br />

von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> beginnt.<br />

Denn eine Frage bleibt: Passen Tiger wirklich<br />

hierher?<br />

Die Rettung von Raubkatzen ist<br />

nicht gerade eine Kernkompetenz von<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> …<br />

Dieter Ehrengruber: Nein, sicherlich nicht.<br />

Das darf aber keinesfalls bedeuten, dass<br />

wir uns diese Kompetenz nicht erarbeiten<br />

werden, wenn es darum geht, das <strong>Leben</strong><br />

dieser Tiere zu retten. Kompetenz entsteht<br />

durch Erfahrung, durch Wissen, durch die<br />

Bereitschaft, zu lernen und sich Neuem zu<br />

öffnen. Dass so etwas gelingen kann, hat<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> bereits im Jahr 2009 bewiesen,<br />

als wir 40 ehemalige Labor-Schimpansen<br />

aufnahmen. Damals war keine andere<br />

Institution bereit, diese Tiere zu übernehmen,<br />

denn die Haltung und Zusammenführung<br />

von erwachsenen Schimpansen<br />

ist ausgesprochen anspruchsvoll und<br />

64<br />

65


„Wir haben<br />

40 Laborschimpansen<br />

ein<br />

neues <strong>Leben</strong><br />

geschenkt<br />

– warum sollen<br />

wir fünf Tigern<br />

diese Chance<br />

verwehren?“<br />

EIN LEBEN FÜR DEN APPLAUS<br />

Markus Korittnig ist selbstständiger Raubtierdompteur,<br />

wuchs in einer alten Zirkusfamilie<br />

auf. Seine erste Vorstellung gab er mit<br />

14 Jahren – mit den Löwen seines Vaters.<br />

„Wenn die letzten Tiger sterben,<br />

wird auch etwas anderes mit ihnen<br />

unwiederbringlich ausgelöscht.<br />

Und genau deshalb ist es wichtig, dass<br />

Menschen Tiger sehen; dass sie<br />

berührt werden von der Seele<br />

dieser Tiere.“<br />

gefährlich, selbst wenn die Tiere nicht derartig<br />

traumatisiert sind. Wir haben es dennoch<br />

gewagt – gegen jede Chance – und<br />

mithilfe von Expert:innen wie der britischen<br />

Forscherin Jane Goodall das Unmögliche<br />

geschafft. Im Affen Refugium<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Gänserndorf konnten wir<br />

den Schimpansen ein neues <strong>Leben</strong> schenken.<br />

Ein gutes <strong>Leben</strong>. Warum sollen wir fünf<br />

Tigern die gleiche Chance verwehren …?<br />

Wären die Tiger nicht viel glücklicher,<br />

wenn sie wieder ausgewildert werden?<br />

Dieter Ehrengruber: Tatsächlich ist es so,<br />

dass diese Raubkatzen einer Linie von Tigern<br />

entstammen, die seit vielen Generationen<br />

im Zirkus geboren wurde. Sie sind<br />

auf den Menschen geprägt. Vier dieser Tiger<br />

wurden von ihrem Dompteur Markus<br />

Korittnig von Hand aufgezogen – in ihren<br />

ersten <strong>Leben</strong>smonaten gab er ihnen alle<br />

zwei Stunden die Flasche. Mit wild lebenden<br />

Bengal-Tigern haben diese Tiger damit<br />

nur wenig gemein. Sie verfügen zwar über<br />

einen angeborenen Jagdinstinkt, haben<br />

aber niemals gelernt zu jagen. Zwar gab es<br />

in der Vergangenheit mehrfach Versuche,<br />

Jungtiger, die Menschenkontakt gehabt<br />

hatten, auszuwildern – aber diese verliefen<br />

erfolglos. Denn in freier Wildbahn meidet<br />

ein gesunder, kräftiger Bengal-Tiger sowohl<br />

Menschen als auch ihre Siedlungen.<br />

Ist er aber einmal auf Menschen geprägt,<br />

verliert er diese Scheu in der Regel. Und das<br />

kann sein Todesurteil sein.<br />

Wo sollen die Tiger auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

untergebracht werden?<br />

Dieter Ehrengruber: Momentan verfolgen<br />

wir mehrere Möglichkeiten. Einerseits<br />

wäre der Bau eines Raubtiergeheges auf<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Henndorf denkbar – so<br />

könnten Besucher die Tiger natürlich ganz<br />

unmittelbar erleben. Für diese besonderen<br />

Fünf wäre das sogar ein Vorteil, denn – und<br />

hier zitiere ich ihren Dompteur Markus – sie<br />

<strong>lieben</strong> Menschen! Wie auch immer man zur<br />

Haltung von Tieren im Zirkus steht: Diese<br />

Tiger sind es seit ihrer Geburt gewohnt,<br />

Menschen zu beobachten, mit ihnen umzugehen,<br />

immer Neues zu lernen. Denkbar<br />

wäre auch, sie in Rumänien unterzubringen<br />

– ein <strong>Aiderbichl</strong>er wäre bereit, uns dort<br />

ein Areal von mehreren Hektar Fläche für<br />

die Tiere zur Verfügung zu stellen.<br />

Ein Raubtiergehege auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

erinnert doch sehr an eine<br />

deprimierende Zoo-Haltung …<br />

Dieter Ehrengruber: Das Entscheidende<br />

ist immer der Umgang mit den Tieren! Natürlich<br />

wollen und werden wir den Tigern<br />

das Bestmögliche bieten und für ein Maximum<br />

an Platz, Rückzugsmöglichkeiten und<br />

Anreizen sorgen. Aber, und das haben mir<br />

ERNSTHAFTE GESPRÄCHE<br />

Was brauchen Tiger, welche Bedürfnisse<br />

haben sie, wie können wir das umsetzen?<br />

Dieter Ehrengruber (l.) und Dompteur<br />

Markus Korittnig im Gespräch.<br />

BEDROHT, GEJAGT, VERTRIEBEN<br />

Durch Wilderei und <strong>Leben</strong>sraumverlust in voneinander isolierte Resthabitate zurückgedrängt überlebt der<br />

Bengal-Tiger heute nur in kleinen Populationen, hauptsächlich in Schutzgebieten und extra eingerichteten<br />

Tigerreservaten. Ihre <strong>Leben</strong>sdauer beträgt in freier Wildbahn bis zu 17 Jahre, in Gefangenschaft können<br />

einzelne Exemplare über 20 Jahre alt werden.<br />

66 67


IMMER<br />

WACHSAM<br />

Die Tiger leben<br />

in einem Übergangs-Gehege<br />

auf einem Hof von<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>, bis<br />

die endgültige<br />

Genehmigung für<br />

den Bau<br />

des Raubtiergeheges<br />

erfolgt.<br />

ZIRKUS<br />

IM BLUT<br />

Markus Korittnig<br />

entstammt<br />

einer alten<br />

österreichischen<br />

Zirkusfamilie<br />

– schon sein<br />

Urgroßvater<br />

war Raubtier-<br />

Dompteur.<br />

FASZINATION PUR<br />

„Die Menschen müssen sich berühren lassen von der Seele<br />

dieser Tiere“, sagt Stiftungsvorstand Dieter Ehrengruber.<br />

„Sie dürfen nicht aussterben!“<br />

viele Experten bestätigt,<br />

gerade bei ehemaligen<br />

Zirkus-Tieren geht es vor<br />

allem auch um die mentale<br />

Beschäftigung. Markus<br />

Korittnig hat fast ein<br />

Jahr lang mit den Tigern<br />

gearbeitet, um sie Schritt<br />

für Schritt daran zu gewöhnen,<br />

dass ihr Alltag<br />

jetzt gemütlicher wird –<br />

es gibt keine Vorstellungen<br />

mehr, keine langen<br />

Fahrten, keine neuen<br />

Tricks, die sie lernen. Das<br />

ist eine gravierende Umstellung,<br />

an die sie sich erst gewöhnen<br />

müssen. Stattdessen werden die Tiger jetzt<br />

auf andere Weise mental gefordert – und<br />

bekommen so die seelische und geistige<br />

Zuwendung, die sie brauchen.<br />

Dennoch bleibt der Umgang mit diesen<br />

Tieren gefährlich …<br />

Dieter Ehrengruber: Auf jeden Fall. Trotz<br />

Handaufzucht bleibt ein Tiger immer ein<br />

Raubtier. Ausgewachsene Männchen können<br />

bis zu 300 Kilo wiegen und über drei<br />

Meter lang werden. Das sind gewaltige<br />

Tiere! Aber eines dürfen wir dabei nicht<br />

vergessen: Der Bengal-Tiger ist wie alle<br />

anderen Unterarten auch massiv vom<br />

Aussterben bedroht. Die Tiger werden gewildert,<br />

selbst in ausgewiesenen Schutzgebieten,<br />

sie verlieren immer mehr <strong>Leben</strong>sraum<br />

durch den Menschen und damit<br />

letztlich auch Beutetiere. Aktuell wird der<br />

Bengal-Tiger von der IUCN als stark gefährdet<br />

gelistet – weltweit gibt es nur noch<br />

rund 2500 Tiere. Und damit weist der<br />

Bengal-Tiger von allen Unterarten sogar<br />

noch den größten Bestand auf. Aber all das<br />

sind eben nur Zahlen, die wir lesen oder<br />

hören – bis zu dem Moment, in dem wir<br />

wirklich vor einem solchen Tier stehen,<br />

ihm in die Augen sehen, seine Schönheit<br />

erkennen. Und verstehen: Wenn die letzten<br />

Tiger sterben, wird auch etwas anderes<br />

mit ihnen unwiederbringlich ausgelöscht.<br />

Und genau deshalb ist es wichtig, dass<br />

Menschen Tiger sehen; dass sie berührt<br />

werden von der Seele dieser Tiere, von<br />

ihrer Kraft, ihrer Imposanz. Denn das ist<br />

„Diese Tiger<br />

wurden von<br />

Hand mit der<br />

Flasche<br />

aufgezogen<br />

– sie können<br />

nicht mehr<br />

ausgewildert<br />

werden.“<br />

etwas, was kein Bild und<br />

kein Film wiedergeben<br />

kann. Einem lebendigen<br />

Tiger gegenüberzustehen,<br />

hat etwas Erhabenes,<br />

das einen nie wieder<br />

loslässt.<br />

Wie genau soll die<br />

Fütterung der Tiere<br />

erfolgen – durch<br />

Schlachtvieh?<br />

Dieter Ehrengruber: Tiger<br />

sind Fleischfresser,<br />

ebenso wie Katzen. Und<br />

während wir im Rahmen<br />

einer Kooperation bereits an der Entwicklung<br />

eines vegetarischen Hundefutters<br />

arbeiten (s. unser Bericht auf S. 118), ist dies<br />

für Raubkatzen einfach nicht möglich. Die<br />

Tiger bekommen pro Tag jeweils sechs Kilo<br />

Fleisch, komplett mit Sehnen und Knochen.<br />

Das ist wichtig, um sie gesund zu erhalten.<br />

Dabei beziehen wir das Fleisch von<br />

uns bekannten Schlachtern, die ausschließlich<br />

Tiere aus der un mittelbaren Umgebung<br />

töten. Diese stammen aus artgerechter<br />

Weidehaltung, sind gesund<br />

aufgewachsen und mussten keinen Transportstress<br />

ertragen. Das ist uns wichtig.<br />

Setzt <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> mit den Tigern ein<br />

neues Zeichen für den Tierschutz?<br />

Dieter Ehrengruber: <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> setzt<br />

sich seit jeher auch für den Schutz bedrohter<br />

und seltener Arten ein. Es war uns<br />

immer ein Anliegen, das Verständnis von<br />

Tierschutz als allumfassend zu begreifen.<br />

Denn es geht niemals nur um das <strong>Leben</strong><br />

eines einzelnen Wesens – es geht um das<br />

Ganze, das Größere. Es geht um unsere<br />

Zukunft und die Erde, die wir den nachfolgenden<br />

Generationen hinterlassen. Vor<br />

allem aber geht es darum, zu begreifen,<br />

dass ein <strong>Leben</strong> nicht mehr wert sein kann<br />

als ein anderes.<br />

Ein Schwein hat genau das gleiche Recht<br />

auf <strong>Leben</strong> wie ein Pferd, ein ehemaliger<br />

Laborschimpanse – oder ein Zirkustiger.<br />

Und dieses Recht wird sicherlich nicht dadurch<br />

geschmälert, dass eines dieser Tiere<br />

Fleisch frisst, während das andere sich<br />

von Getreide oder Obst ernährt …<br />

ENDSTATION HOFFNUNG<br />

Markus Korittnig und seine Frau haben die fünf<br />

Tiger aufgezogen – nun vertrauen sie auf die<br />

Hilfe von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> …<br />

WESEN AUS MYTHEN<br />

UND LEGENDEN …<br />

Der Tiger galt in der asiatischen Kultur<br />

als König der Tiere. Im alten China war er<br />

zudem der König der Berge, der über die<br />

Tiere herrschte. Der Legende nach glaubte<br />

man, dass sich ein Tiger nach 500 Jahren<br />

weiß färben und 1000 Jahre leben würde.<br />

68 69


Traisen<br />

Patientin auf<br />

<strong>Leben</strong>szeit:<br />

Emma ist nach<br />

einem Unfall<br />

inkontinent.<br />

NEUANFANG<br />

Emma spürt, dass<br />

man es auf <strong>Gut</strong><br />

<strong>Aiderbichl</strong> Traisen<br />

trotz ihres Handicaps<br />

gut mir ihr meint.<br />

Neugierig blickt sie<br />

in die Welt.<br />

Mehr Infos<br />

zu Emmas<br />

Geschichte<br />

SCHMUSEKATZE<br />

Das Samtpfötchen hat<br />

sich auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

Traisen gut eingelebt.<br />

Emma liebt ihr<br />

Körbchen und schnurrt<br />

erwartungsvoll, wenn<br />

Betreuerinnen kommen.<br />

Emma hatte<br />

einen<br />

Schutzengel<br />

Wie sich für die kleine Katze alles zum <strong>Gut</strong>en wendete<br />

Manche Tiere haben einen<br />

Schutzengel, einige<br />

sogar einen besonders<br />

eifrigen. So wie<br />

Emma. Wie sonst ließe<br />

es sich erklären, dass<br />

es nach all den Schicksalsschlägen im <strong>Leben</strong><br />

der kleinen Katze stets eine glückliche<br />

Fügung gab? Mehrere Tage hatte Emma<br />

sich in Bielefeld mit einem gebrochenen<br />

Bein unter großen Schmerzen durchgeschlagen.<br />

Jeder Meter schmerzte. Wahrscheinlich<br />

war sie in der Stadt von einem<br />

Auto angefahren worden. Doch dann wurde<br />

der Schutzengel aktiv. Er schickte Tierfreunde<br />

los, die Emma einfingen und in eine<br />

Tierklinik brachten. Die verletzte Katze wurde<br />

dort gut versorgt. Bald schon schritt ihre<br />

Genesung voran. Dann schickte der Schutzengel<br />

eine Familie, die sich auf der Stelle in<br />

Emma verliebte und sie bei sich aufnahm.<br />

Der kleine Wirbelwind lebte sich rasch ein,<br />

fühlte sich wohl und freundete sich auch<br />

mit dem Kater der Familie an. Doch dann<br />

stellte sich heraus, dass Emma durch ihre<br />

Verletzungen inkontinent geworden war.<br />

Sie musste erneut geröntgt werden, und es<br />

zeigte sich, dass es bei dem Unfall auch zum<br />

Schwanzabriss gekommen war, mit Inkontinenz<br />

als Folge. Es war dem kleinen Stubentiger<br />

also nicht mehr möglich, Blase<br />

und Darm zu kontrollieren. Sie selbst fühlte<br />

sich dadurch überhaupt nicht beeinträchtigt<br />

– für die Familie, die sie aufgenommen<br />

hatte, war es aber ein großes Problem. Sie<br />

versuchte, Emma Windeln anzulegen, doch<br />

sie lehnte es vehement ab, sie zu tragen.<br />

Deshalb war es der Familie nicht länger<br />

möglich, sie in der Wohnung zu halten. Eine<br />

andere Lösung musste gefunden werden.<br />

Also zog der Schutzengel seine Trumpfkarte:<br />

Er sorgte dafür, dass Emma schließlich<br />

nach <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Traisen kam, wo<br />

insgesamt 40 Katzen und Kater in einer<br />

wunderbaren Wohngemeinschaft leben.<br />

Etliche von ihnen sind gesundheitlich beeinträchtigt,<br />

aber die Betreuerinnen haben<br />

viel Erfahrung mit gehandicapten Katzen.<br />

Jeder hier weiß und ist überzeugt: Die Würde<br />

eines Tieres endet nicht, wenn es krank<br />

ist oder hilfsbedürftig wird. Denn gerade<br />

dann braucht es Unterstützung. Es hat ein<br />

Recht auf ein gutes <strong>Leben</strong> wie andere gesunde<br />

Tiere auch. <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Traisen ist<br />

ein Ort, an dem man sich um die Schwächsten<br />

kümmert und beeinträchtigten Tieren<br />

mit Respekt, Liebe und all der Fürsorge begegnet,<br />

die sie verdienen. Emma fühlt sich<br />

in ihrem neuen Zuhause unendlich wohl.<br />

Mit großer Freude sieht der Schutzengel,<br />

dass er gute Arbeit geleistet hat: Sie hat sich<br />

sofort mit Michl und Arion angefreundet.<br />

Kater Michl hat selbst auch ein kleines<br />

Inkontinenz problem und kann sich deshalb<br />

gut in Emmas Situation einfühlen. Arion<br />

kam aus der Schweiz ins Katzenparadies<br />

von Traisen, weil er einen schweren Katzenschnupfen<br />

hatte und sich hier erholen<br />

kann. Jetzt tollen die drei Zimmergenossen<br />

gemeinsam durch die Räume des ehemaligen<br />

Landgasthofes, beweisen sich auf den<br />

Kletterbäumen und erkunden den Außenbereich,<br />

der es den Tieren ermöglicht, sich<br />

sicher und geschützt im Freien zu bewegen.<br />

70 71


Tiervorsorge<br />

Gringo<br />

Große Liebe<br />

PFERDEGLÜCK<br />

Gringo liebt die Freiheit der Sommerweide und<br />

hat schnell Anschluss gefunden: mit Araber-Mix<br />

Laika versteht er sich besonders gut.<br />

über den Tod hinaus<br />

Wenn ein Mensch seine letzten Dinge regelt, geht ihm vieles<br />

durch den Kopf. Manchmal auch: Was wird aus dem geliebten Tier?<br />

Der 21-jährige Haflinger Gringo kam nach dem Tod<br />

seiner Besitzerin nach <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Henndorf. Sie hatte<br />

rechtzeitig vorgesorgt<br />

72 73


SENSIBEL<br />

Haflinger sind menschenfreundlich,<br />

gutmütig, genügsam<br />

– und sensibel. Gringo<br />

wird in Henndorf mit viel<br />

Liebe behandelt, so wie seine<br />

Besitzerin es sich wünschte.<br />

Bitte kontaktieren Sie uns, wenn<br />

Sie Fragen zur Tiervorsorge haben.<br />

Sollten Sie eine unserer gemeinnützigen<br />

Stiftungen testamentarisch<br />

bedenken wollen, beraten<br />

wir Sie gern.<br />

Die Freundschaft zu einem<br />

Pferd ist etwas<br />

ganz Besonderes, denn<br />

Pferd und Reiterin sind<br />

durch Vertrauen verbunden.<br />

Jeder ist der<br />

Hüter des Wohlergehens des anderen.<br />

Diese außergewöhnliche Beziehung besteht<br />

oft über viele Jahre, manchmal sogar<br />

über den Tod hinaus.<br />

So war es wohl auch bei einer Dame aus<br />

der Nähe von Nürnberg. Sie liebte ihren<br />

Haflinger Gringo, schätzte sein sanftes<br />

Wesen, kannte jede seiner Eigenarten<br />

und betrachtete ihn als Freund und Gefährten<br />

für ihr <strong>Leben</strong>. Reiten war lange<br />

ihr liebstes Hobby gewesen – wie viele<br />

Stunden hatte sie zusammen mit Gringo<br />

in der Natur verbracht … In seiner Gegenwart<br />

hatte sie sich immer sicher und<br />

beschützt und in schwierigen Zeiten<br />

auch getröstet gefühlt. Der Dame war es<br />

deshalb ein Herzensanliegen, dass der<br />

Haflinger bestens versorgt wird, wenn<br />

sie selbst sich einmal nicht mehr um ihn<br />

kümmern kann. Dieser Gedanke kam ihr<br />

mit zunehmendem Alter wieder und<br />

wieder in den Sinn, denn wer weiß<br />

schon, was morgen ist?<br />

Im April dieses Jahres erhielt Holde Sudenn,<br />

Stiftungskoordinatorin bei <strong>Gut</strong><br />

<strong>Aiderbichl</strong>, die auch für die Tiervorsorge<br />

verantwortlich ist, eine Mail von der<br />

Pächterin eines Reitstalls. Sie erklärte,<br />

die Besitzerin des Pferdes Gringo sei verstorben,<br />

das Pferd stehe bei ihr und sie<br />

wolle sich nun erkundigen, wann der<br />

Haflinger abgeholt würde.<br />

Holde Sudenn war erstaunt: „Ich wusste,<br />

dass die Dame aus Nürnberg sich vor<br />

Website<br />

Tiervorsorge<br />

einigen Jahren die Unterlagen zur Tiervorsorge<br />

hatte schicken lassen – aber<br />

danach haben wir nichts mehr von ihr<br />

gehört.“ Wie sich bei der Testamentseröffnung<br />

schließlich herausstellte, hatte<br />

die Tierfreundin einen Teil ihres Vermögens<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> vermacht, um Gringo<br />

für den Fall der Fälle abzusichern und<br />

ihn in den denkbar besten Händen zurückzulassen.<br />

Und so kam der 21-jährige freundliche,<br />

menschenbezogene Haflinger nach <strong>Gut</strong><br />

<strong>Aiderbichl</strong> in Henndorf. Hier wurde zunächst<br />

ein umfangreicher Gesundheitscheck<br />

gemacht, der zeigte, dass sich das<br />

Tier in einem guten Allgemeinzustand<br />

befand. Schnell fand Gringo in Henndorf<br />

Anschluss an seine Artgenossen. Er liebt<br />

die schöne Landschaft und seine neue<br />

Familie, zu der Fidelio, Karino, Reno und<br />

andere Pferde gehören. Am meisten aber<br />

liebt Gringo den Araber-Mix Laika. Die<br />

beiden verstanden sich auf Anhieb, grasen<br />

Kopf an Kopf und sind von morgens<br />

bis abends zusammen.<br />

„Gringo ist ein wunderbares Tier, wir<br />

freuen uns, dass er<br />

bei uns ist“, sagt Holde<br />

Sudenn. In seinem<br />

neuen Für-Immer-Zuhause<br />

wird er<br />

behütet und umsorgt,<br />

ganz so, wie<br />

die Besitzerin es sich<br />

für ihren Gefährten<br />

gewünscht hatte. Sie<br />

erklärt: „Leider wussten<br />

wir anfangs nur<br />

sehr wenig über<br />

Gringo. Die Besitzerin<br />

hatte es versäumt,<br />

den Tierversorgungspass<br />

auszufüllen und an<br />

uns zurückzuschicken.“<br />

Im Versorgungspass<br />

werden wichtige Angaben zum Tier festgehalten.<br />

Wer war bisher der betreuende<br />

Tierarzt? Wann wurde das letzte Blutbild<br />

angefertigt? Wurde das Tier geimpft? Ist<br />

es vielleicht chronisch krank? Benötigt es<br />

Medikamente? Hat es Allergien? Braucht<br />

es eine spezielle Nahrung? Diätfutter?<br />

„Wir freuen<br />

uns, dass<br />

Gringo bei<br />

uns ist.“<br />

Bei einem Hund: Hat er vor etwas Angst?<br />

Ist er stubenrein? Kinderlieb? Bei einer<br />

Katze: Ist sie ein Stubentiger oder eher<br />

eine Freigängerin?<br />

„Wir möchten dem gestressten Tier –<br />

denn die Trennung von einem geliebten<br />

Menschen belastet es<br />

natürlich sehr – zusätzlichen<br />

Stress durch tierärztliche<br />

Untersuchungen<br />

ersparen. Deshalb<br />

sind wir froh über jeden<br />

Vermerk und Hinweis,<br />

den wir im Vorsorgepass<br />

finden. Je mehr<br />

Informationen dort stehen,<br />

desto besser können<br />

wir das Tier einschätzen<br />

und desto<br />

leichter wird der Übergang<br />

vom alten Zuhause<br />

zum neuen Für-<br />

Immer-Zuhause.“<br />

Aber auch ein unvollständiger<br />

oder – wie im<br />

Fall von Gringo – fehlender<br />

Vorsorgepass ist<br />

letztlich natürlich kein Hinderungsgrund<br />

für die Aufnahme eines Tieres. „Wir kümmern<br />

uns um alles, damit es dem Tier<br />

hier bei uns gut geht.“ Wer verantwortungsvoll<br />

vorsorgen möchte, kann sich<br />

für ein persönliches Gespräch beim Team<br />

von Holde Sudenn melden.<br />

KONTAKTIEREN SIE<br />

FRAU HOLDE SUDENN<br />

Hotline:<br />

0800 / 56 76 373<br />

(kostenlos aus Deutschland,<br />

Österreich und der Schweiz ohne<br />

zusätzliche<br />

Ländervorwahl erreichbar)<br />

E-Mail:<br />

stiftung@gut-aiderbichl.com<br />

AUS LIEBE ZUM TIER<br />

Holde Sudenn ist die Stiftungskoordinatorin<br />

von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> und<br />

beantwortet alle Fragen rund um die<br />

Tiervorsorge mit Geduld,<br />

Fachwissen und einer Menge<br />

Einfühlungsvermögen.<br />

74


Wildtierschutz<br />

LAUTSTARKER<br />

WINZLING<br />

Nur etwa zehn Gramm<br />

schwer, schmettert der<br />

Zaunkönig sein Lied umso<br />

lauter: Er kommt auf bis zu<br />

90 Dezibel, lauter als ein<br />

Presslufthammer. Damit ist<br />

der Mini-Vogel 500 Meter<br />

weit zu hören. Obwohl er<br />

sich eigentlich nur von<br />

Insekten ernährt, freut sich<br />

der Zaunkönig auch über<br />

weiche Kost wie Haferflocken<br />

oder Rosinen im<br />

Futterhäuschen.<br />

Die kleinen<br />

Winterwunder<br />

VOR UNSERER<br />

HAUSTÜR<br />

Tierschutz gelingt auch ohne eigene Tiere und großen Aufwand:<br />

So können wir unseren heimischen Vögeln mit wenig Aufwand über<br />

die kalte Jahreszeit helfen. Und dabei ganz nebenbei beobachten,<br />

wie viele Vögel sich inzwischen dazu entschlossen haben, auf die<br />

lange Reise in den Süden ganz zu verzichten …<br />

Alle Vögel sind schon da“<br />

kennt jeder. Als Hoffmann<br />

von Fallersleben das<br />

Volkslied 1835 dichtete,<br />

war es noch normal, dass<br />

„Amsel, Drossel, Fink und<br />

Star und die ganze Vogelschar“ sehnsüchtig<br />

nach dem Winter zurück aus dem Süden<br />

erwartet wurden. Heute bleiben sie einfach<br />

hier. Dass unsere Winter immer milder werden,<br />

ist bekannt. Doch es war nie die Kälte<br />

an sich, die die Vögel in den Süden trieb. Ihr<br />

Gefieder hält einiges aus. Selbst einem<br />

Zaunkönig – im Verhältnis zur Größe der<br />

lauteste Sänger der Welt – macht eine Eisnacht<br />

kaum etwas aus.<br />

Solange es am nächsten Morgen genug zu<br />

fressen gibt, um die hohe Körpertemperatur<br />

der Vögel (38 bis 42 Grad Celsius) rasch<br />

wieder mit Energie zu „befeuern“, ist ihnen<br />

Kälte fast egal. Der Trick: Wenn die Körpertemperatur<br />

eines Vogels zu stark sinkt, beginnt<br />

er durch Kältezittern, chemische<br />

Energie in Wärme umzuwandeln, um ein<br />

weiteres Absinken der Körpertemperatur<br />

zu verhindern. Eine effektive Fettverbrennung<br />

– weswegen sich Gartenvögel bei<br />

einem Meisenknödel immer mehr für den<br />

(salzfreien!) Schmalz oder Talg interessieren<br />

als für die Körner. Tipp: Wenn Sie Fallobst<br />

im Garten haben – lassen Sie es liegen.<br />

Das erfreut alle Weichfutterfresser mit zierlichen<br />

Schnäbeln, denen die üblichen Samenmischungen<br />

zu hart sind. <strong>Gut</strong> auch:<br />

zarte Haferflocken in den Fettknödel!<br />

Einst war es allein der Nahrungsmangel in<br />

eisigen Zeiten, der die Vögel in den Süden<br />

trieb. Doch seit die Böden nicht mehr dauergefroren<br />

sind oder tagelang von Schnee<br />

bedeckt und selbst im Winter noch Würmer,<br />

Spinnen und Insekten zu holen sind,<br />

können Vögel auch gut über Weihnachten<br />

zu Hause bleiben. Winterfütterung durch<br />

den Menschen und die Verpflichtung der<br />

Landwirte, Ackerrandstreifen nicht unterzupflügen,<br />

tragen auch dazu bei. Stehen<br />

geb<strong>lieben</strong>e Disteln sind ein Fest für die<br />

bunten Stieglitze, Sonnenblumen für alle<br />

anderen Finken. Von den rund 250 Brutvogelarten<br />

Deutschlands gelten zwei<br />

Drittel gemeinhin als Zugvögel – und bei<br />

all jenen, die sich ausschließlich von Insekten<br />

ernähren, wie Schwalben, Mauerseglern,<br />

Kuckucken, Grasmücken und<br />

FLEISSIGER HOLZARBEITER<br />

Mit 25 km/h trommeln Buntspechte bis zu 20-mal pro<br />

Sekunde gegen den Baumstamm und bohren nach<br />

Insekten. Eine Art Stoßdämpfer in ihrem Kopf schützt<br />

sie vor einem Brummschädel. Die Arbeit erleichtern<br />

kann man ihnen mit Erdnüssen und Fettfutter, etwa in<br />

Form von Meisenknödeln.<br />

FLINKE BLAUMEISE<br />

Wie die etwas größere Kohlmeise schnappt sie sich am<br />

liebsten Sonnenblumenkerne, Erdnüsse und Fettfuttermischungen.<br />

Nicht umsonst ist der Meisenknödel nach<br />

ihr benannt, an dem sie geschickt kopfüber schaukelt.<br />

76 77


GENIALER<br />

STIMMEN-<br />

IMITATOR<br />

Der Star, der<br />

sogar ein Handy-<br />

Klingeln nachmachen<br />

kann,<br />

fliegt nicht mehr<br />

wie früher in<br />

riesigen Schwärmen<br />

gen Süden<br />

Fallobst<br />

versorgt Amseln<br />

und Wacholderdrosseln<br />

bis weit<br />

in den Winter.<br />

Fliegenschnäppern, bleibt das auch so.<br />

Denn selbst bei unseren zunehmend milderen<br />

Wintern ist die Ausbeute an Insekten<br />

für diese Vögel viel zu gering. Doch die lange<br />

Reise ist riskant – bei den Schwalben<br />

etwa kommt nur jede zweite aus Afrika<br />

zurück, schätzen Ornithologen. Tatsächlich<br />

geht der Trend zum „Teilzieher“: Bei immer<br />

mehr Arten verreist nur ein Teil der Population.<br />

Bleiben doch so gut wie alle Drosseln,<br />

DIE KLEINE FUTTERKUNDE:<br />

WELCHER VOGEL FRISST WAS?<br />

Das Füttern von Vögeln im Winter ist nicht nur ein Naturerlebnis, sondern<br />

vermittelt obendrein Artenkenntnisse. Die meisten Vogelschützer haben<br />

einmal als Beobachter am Futterhäuschen begonnen. Doch was eignet sich<br />

als Vogelfutter? Und welche Art bevorzugt welches Futter? Unsere Grafik<br />

zeigt es. Der optimale Standort für das Futter ist an einer übersichtlichen<br />

Stelle, sodass sich keine Katze anschleichen kann, aber auch in der Nähe<br />

eines Baums oder Buschs, in den die Vögel bei Gefahr flüchten können.<br />

Benutzen Sie am besten Futtersysteme, bei denen die Vögel nicht im Futter<br />

umherlaufen können. So vermeiden Sie Verschmutzungen mit Kot und<br />

Finken und viele Stare bei uns. Amseln ziehen<br />

im Winter lediglich vom Wald in die<br />

wärmere Stadt. Auch immer mehr Weißstörche,<br />

Rotkehlchen und Kiebitze gehören<br />

inzwischen zu den Hierbleibern. Auch die<br />

Graugänse des Neusiedler-See-Gebiets, die<br />

ursprünglich den Winter auf dem Balkan<br />

und im nördlichen Mittelmeerraum verbrachten,<br />

sparen sich diese Reise – zumindest<br />

solange es keinen Schnee gibt und die<br />

Wasserflächen nicht zufrieren. Doch auch<br />

wenn das der Fall ist, fliegen sie nicht mehr<br />

weit weg: Stattdessen ziehen sie in ganz<br />

Mitteleuropa umher und suchen auf landwirtschaftlich<br />

genutzten Flächen nach<br />

Nahrung. Tipp: Nehmen Sie bei Ihrem Winterspaziergang<br />

ein Fernglas mit. Denn<br />

dann ist auch die Zeit für jene schönen sibirisch-arktischen<br />

Gäste, die bei uns – teilweise<br />

in riesiger Zahl – Winterurlaub machen,<br />

weil es hier dank des Golfstroms<br />

immer vergleichsweise warm bleibt: etwa<br />

Wacholder- und Rotdrosseln, bunte Seidenschwänze,<br />

Bergfinken, Kernbeißer,<br />

Kreuzschnäbel – und an den Küsten Eisenten,<br />

Samtenten und Nonnengänse.<br />

Doch auch beim Blick in den eigenen Garten<br />

eröffnet sich eine zauberhafte Welt aus<br />

allerlei kleinen fliegenden, hopsenden,<br />

zwitschernden und nach Leckerem pickenden<br />

Gesellen. Und zum Vogelbeobachten<br />

muss man noch nicht einmal Ornithologe<br />

sein: einfach hinschauen – für den Wiedererkennungseffekt<br />

sorgen die munteren<br />

Piepmätze schon ganz von allein. Wer sie<br />

auch in harten Zeiten unterstützt, betreibt<br />

aktiven Schutz für unsere Tierwelt und<br />

unsere Natur. Und macht sich zugleich<br />

selbst das schönste Geschenk damit.<br />

verringern die Gefahr von Infektionen. Regen und Schnee sollten nicht mit<br />

dem Futter in Berührung kommen, da es sonst durchnässt oder verschimmelt.<br />

Das mögen Vögel gar nicht: Auch wenn der Vogelfreund glaubt, seinem<br />

Besucher etwas besonders <strong>Gut</strong>es zu tun, sollten nie Brot- und Kuchenstücke<br />

oder Krümel verfüttert werden. Zusatzstoffe wie Salz, Gewürze oder<br />

Konservierungsstoffe können dem Vogel aufgrund seines geringen Körpergewichts<br />

von oft nur 10 bis 20 Gramm schon in kleinen Mengen gefährlich<br />

werden. Gleiches gilt für alle anderen Speisereste wie etwa gekochte<br />

Kartoffeln.<br />

Eichelhäher<br />

Ganze Erdnüsse,<br />

Maiskörner, Eicheln,<br />

Sonnenblumenkerne<br />

Buchfink<br />

Sonnenblumenkerne,<br />

gehackte Erdnüsse und andere<br />

Nüsse, ölhaltige Samen (Hanf),<br />

Bucheckern<br />

Rabenvögel<br />

Ganze Walnüsse und Erdnüsse mit<br />

Schale, Mais körner, Fettfutter, in<br />

kleinen Mengen auch hochwertiges<br />

Hundefutter<br />

Amsel<br />

Äpfel, Rosinen, Haferflocken,<br />

gehackte Nüsse, Mehlwürmer,<br />

geschälte Sonnenblumenkerne,<br />

getrocknete Beeren<br />

Stieglitz<br />

Gehackte Nüsse, ölhaltige<br />

Samen (Hanf und Mohn),<br />

Sonnenblumenkerne, Samen<br />

abgeblühter Stauden<br />

Blaumeise<br />

Sonnenblumenkerne,gehackte<br />

Erdnüsse<br />

und andere Nüsse<br />

Kohlmeise<br />

Rotkehlchen<br />

Gehackte Nüsse,<br />

Sonnenblumenkerne<br />

Grünspecht<br />

Äpfel, Fett, gefettete<br />

Erdnüsse (Fettblock<br />

mit Erdnüssen oder<br />

Mehlwürmern)<br />

Gehackte Nüsse,<br />

Getreideflocken, Mehlwürmer,<br />

Rosinen in Kokosfett<br />

Grünfink<br />

Gehackte Nüsse, ölhaltige<br />

Samen (Hanf und Mohn),<br />

Sonnenblumenkerne<br />

Haussperling<br />

Allesfresser; gehackte<br />

Nüsse, Fettfutter, Rosinen,<br />

getrocknete Beeren,<br />

Sämereien<br />

Feldsperling<br />

Körner und Weichfutter,<br />

gehackte Nüsse, Samen,<br />

geschälte Sonnenblumenkerne,<br />

Fettfutter, getrocknete Beeren<br />

Kleiber<br />

Getreideflocken, Hanf, Nüsse<br />

(Haselnuss), Sonnenblumenkerne<br />

78 79


Neuankömmlinge<br />

Willkommen<br />

auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>!<br />

Dürfen wir vorstellen: 15 von vielen Neuankömmlingen,<br />

die bei uns in den vergangenen Wochen und Monaten<br />

ein neues, liebevolles Zuhause gefunden haben<br />

Mehr Infos<br />

zum Tierkindergarten<br />

auf<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

NEUN KLEINE ZACKELSCHAFE<br />

Überraschender<br />

Lämmer segen in Henndorf<br />

Zackelschafe sind schon etwas<br />

ganz Besonderes. Einst<br />

zogen sie mit ihrem dicken,<br />

lockigen Wollkleid und den<br />

markanten gedrehten Hörnern<br />

in riesigen Herden über die<br />

Weiten der ungarischen Puszta.<br />

Als jedoch ihre recht raue<br />

Wolle immer weniger nachgefragt<br />

wurde, drohten diese<br />

bemerkenswerten Tiere nach<br />

und nach von der Erde zu verschwinden.<br />

Erst in den vergangenen<br />

drei Jahrzehnten übernahmen<br />

Züchter in Ungarn und<br />

Österreich Anstrengungen,<br />

die robusten und <strong>lieben</strong>swerten<br />

Schafe für die Welt zu bewahren.<br />

Auch <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

hat sich die Rettung<br />

seltener Tierarten auf<br />

die Fahnen geschrieben.<br />

Auf verschiedenen<br />

Gütern leben<br />

Zackelschafe, die aus<br />

privaten Haltungen zu<br />

uns kamen. Darunter<br />

auch Zackelschafbock<br />

Herkules, der im vergangenen<br />

<strong>Herbst</strong> auf<br />

dem Begegnungshof<br />

in Henndorf einzog.<br />

Wie alle <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>-Tiere<br />

wurde er kurz nach<br />

seiner Ankunft kastriert. Doch<br />

bis zu dem Eingriff nutzte er<br />

wohl noch die Möglichkeit, für<br />

Nachwuchs zu sorgen: So erblickten<br />

im Frühjahr Mia, Dorli,<br />

Fritzi, Tom und Jerry, Bonnie<br />

und Clyde, Keanu und Vanessa<br />

das Licht der Welt. Eine große<br />

und schöne Überraschung für<br />

alle auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>! „Zackelschafe<br />

stehen exemplarisch<br />

für die vielen bedrohten<br />

Tierarten. Sie haben unseren<br />

besonderen Schutz verdient!<br />

Umso mehr freuen wir uns über<br />

den zahlreichen Nachwuchs“,<br />

betont Stiftungsvorstand<br />

Dieter Ehrengruber.<br />

LÄMMER-KINDERGARTEN<br />

Die Pflegerinnen von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

Henndorf präsentieren<br />

den Zackelschaf-Nachwuchs.<br />

HEIDI UND PRINZ<br />

Der Milchwirtschaft<br />

entkommen<br />

In der Milchwirtschaft landen Bullenkälbchen in der Mast und<br />

schließlich beim Schlachter, Kuhkälbchen werden zu Hochleistungs-Milchkühen.<br />

Ein Kalb, das eine am Zaun des Betriebes vorbeigehende<br />

Tierfreundin für ein Bullenkalb hielt, lief auf die Frau<br />

zu und nuckelte an ihren Fingern. Der Landwirt willigte ein, ihr<br />

das Kalb zu verkaufen. Sie erhielt jedoch ein ganz anderes Kalb<br />

als das, in das sie sich verliebt hatte. Dabei handelte es sich nämlich<br />

doch um ein Kuhkalb, das der Milchbauer behalten wollte.<br />

Nach langen Verhandlungen und durch Vermittlung des langjährigen<br />

<strong>Aiderbichl</strong>ers Thorsten Sleegers (Foto) fanden schließlich<br />

beide Kälbchen, Heidi und Prinz, ihr Für-Immer-Zuhause auf <strong>Gut</strong><br />

<strong>Aiderbichl</strong> Iffeldorf.<br />

Infos zu den<br />

Meerschweinchen<br />

MARY, PINA, PITTYPLATSCH<br />

UND SCHOCKO<br />

Neues Zuhause für<br />

Meerschweinchen-Quartett<br />

Vier pelzige Frechdachse hielten auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Deggendorf<br />

Einzug: Die Meerschweinchen Mary, Pina, Pittyplatsch und<br />

Schocko sind vier von ursprünglich elf Meerschweinchen, die<br />

von einer Familie aus schlechter Haltung gerettet worden waren.<br />

Die Kosten für das Frischfutter, das die Nager jeden Tag benötigen,<br />

überstiegen jedoch das Budget der Tierfreunde: Bis auf<br />

vier, die sie behielten, vermittelte die Familie die Meerschweinchen<br />

in andere liebevolle Haltungen, darunter auch unsere vier<br />

quirligen Neuzugänge, die sich nun im Meerschweinchenstall in<br />

Deggendorf pudelwohl fühlen.<br />

80 81


Tierschutz<br />

UNABHÄNGIGE GEISTER<br />

Man sieht es ihm an: Sepp will lieber spielen,<br />

als ruhig in Anna Pieringers Armen zu liegen.<br />

An Frettchen, wie auch an ihrem anderen Herzenstier,<br />

dem Fuchs, bewundert die <strong>Aiderbichl</strong>erin<br />

deren Intelligenz und Eigensinn.<br />

SCHLAUE HÜPFER<br />

Still halten fürs Foto? Der Futter-Trick<br />

funktioniert bei Luzy (links) nur kurz.<br />

Und auch Sepp (unten) springt kurz<br />

nach dieser Aufnahme wieder wild in<br />

der Voliere hin und her. Übrigens: Das<br />

Frettchen (lat. Mustela putorius furo) ist<br />

eine als Nutztier gezüchtete Marderart,<br />

die wahrscheinlich von den Iltissen abstammt.<br />

Die hochintelligenten Tierchen<br />

wurden von Jägern ursprünglich u. a.<br />

zur Kaninchenjagd eingesetzt.<br />

Zu Gast<br />

bei Familie<br />

KOBOLD<br />

In einem ruhigen Domizil in Waldrandlage haben vier<br />

überaus lebhafte Gesellen ihr Für-Immer-Zuhause auf<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Henndorf gefunden: Luzy, Sepp, Herkules<br />

und Emma bilden eine muntere Frettchen-Patchworkfamilie.<br />

Und Tierpflegerin Anna Pieringer widmet sich den<br />

kleinen Wilden mit all ihrer Expertise und Liebe …<br />

Ein Frettchen für längere<br />

Zeit ruhig in Händen zu<br />

halten, gleicht etwa<br />

dem Versuch, einen<br />

Schluck Wasser an die<br />

Wand zu nageln: Es ist<br />

praktisch ein Ding der<br />

Unmöglichkeit. Anna<br />

hat gerade ihre liebe Not mit den geschmeidigen<br />

Tierchen, die sich dauernd<br />

ihrem Griff entwinden.<br />

Dabei ist Anna die ausgewiesene Frettchen-Expertin<br />

auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>. Oder<br />

genauer: Anna ist die Fachfrau für Nager,<br />

Frettchen und Füchse. Zu den Nagern auf<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> gehören Chinchillas, Degus,<br />

Ratten und Mäuse. Allesamt Tiere, die ihr<br />

eigenes Köpfchen haben und sich vom<br />

Menschen nur selten beeindrucken lassen.<br />

Außer natürlich, der Mensch hat Futter dabei.<br />

Aber auch das ist keine Garantie für<br />

still sitzende Frettchen, wie Anna feststellen<br />

muss. Emma und Luzy schnuppern nur<br />

mal kurz an den Leckereien im Napf, wuseln<br />

dann aber schon am Blumentopf nebenan<br />

hoch und lassen sich nur widerwillig<br />

von Anna halten. „Frettchen sind freche<br />

Kobolde. Kleine, liebe Lausbuben.“ Anna<br />

lacht. „Und sie sind sehr intelligent, wie alle<br />

Marder.“ Unser munteres Quartett bildet<br />

eine ganz besondere Patchworkfamilie.<br />

Sepp, Luzy und Herkules sind Scheidungswaisen.<br />

Die Familie hatte sich getrennt, das<br />

Haus mit Garten, wo die Frettchen gelebt<br />

haben, wurde verkauft. Und in einer kleinen<br />

Wohnung konnten die bewegunsfreudigen<br />

Tierchen natürlich nicht gehalten<br />

werden. „Das war der Grund, warum Herr<br />

Ehrengruber gesagt hat: Dann schauen wir<br />

mal, dass wir die drei bei uns unterbringen“,<br />

erzählt Anna. „Und weil die Familie<br />

immer im Freien gelebt hat, haben wir sie<br />

in einer Voliere untergebracht.“ Nah an den<br />

Wald geschmiegt hinter dem Eselhaus<br />

82 83


„Frettchen sind<br />

kleine liebe<br />

Kobolde, die<br />

nichts lieber<br />

tun, als<br />

miteinander<br />

zu spielen.“<br />

NEUES HEIM<br />

FÜR EMMA<br />

Frettchen Emma<br />

(r.) hatte ihren<br />

<strong>Leben</strong>spartner<br />

verloren, und<br />

allein wollte ihre<br />

berufstätige Besitzerin<br />

sie nicht<br />

lassen und hat sie<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

anvertraut. Adoptivmutter<br />

Luzy (l.)<br />

hat sie gleich ins<br />

Herz geschlossen.<br />

DEN FRECHDACHS FEST IM GRIFF<br />

Herkules (o.) ist besonders trickreich, was das Ausbüxen<br />

und In-Finger-Beißen betrifft. Doch alles Streicheln oder<br />

Ablenken mit kleinen Spielsachen, wie Anna es hier bei<br />

Luzy probiert, bringt wenig: Frettchen auf Spieltrieb<br />

wollen nur das eine: Spielen. Jetzt sofort!<br />

HIER KOMMT NIE LANGEWEILE AUF<br />

Anna sitzt mit Emma vor dem Frettchen-Domizil. Frettchen<br />

sind lebhaft, brauchen viel Platz und müssen klettern<br />

können. Auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> hat das Frettchenquartett<br />

eine drei mal drei Meter große Voliere, die allerlei<br />

Spiel- und Klettermöglichkeiten bietet.<br />

Mehr Infos<br />

zu unseren<br />

Frettchen<br />

leben die Frettchen in einem abgetrennten<br />

Bereich, der für Besucher nicht zugänglich<br />

ist. Denn so lebhaft die Nager<br />

auch sind, wären sie durch Besucher auf<br />

Dauer allzu sehr gestresst. Schließlich sind<br />

Frettchen von Haus aus nacht- und dämmerungsaktiv<br />

und ruhen tagsüber. Und<br />

laute Begeisterungsbekundungen von<br />

zwei- oder Bellen von vierbeinigen Besuchern<br />

vertragen sie nicht gut.<br />

Vor Kurzem zog dann noch das Einzel-<br />

Frettchen Emma hier ein und wurde von<br />

Vater, Mutter und Sohn ganz herzlich aufgenommen<br />

– keineswegs selbstverständlich<br />

für Frettchen, betont Anna.<br />

„Die Vergesellschaftung eines fremden<br />

Frettchens mit einer bestehenden Gruppe<br />

funktioniert nur, wenn sie sich vertragen.<br />

Wir haben noch zwei andere Frettchen, die<br />

einer Zuchtform angehören, die doppelt<br />

so groß ist wie Emma.“ Die jedoch hätten<br />

den kleinen Neuankömmling sofort arg<br />

drangsaliert. „Da habe ich einschreiten<br />

müssen, um Schlimmeres zu verhindern:<br />

Die haben die Emma als Beute betrachtet.<br />

Darum waren wir so glücklich, dass die<br />

Luzy-Seppl-Herkules-Familie die Emma so<br />

lieb aufgenommen hat.“ Was genau der<br />

Auslöser dafür ist, dass Frettchen aggressiv<br />

auf einen Neuankömmling<br />

reagieren, lässt sich<br />

nicht sagen. „Es ist wie<br />

beim Menschen: Manchmal<br />

finden sie sich sympathisch,<br />

aber manch<br />

mal stimmt die Chemie<br />

nicht. Biologisch ist das<br />

nicht erforscht“, räumt<br />

Anna ein.<br />

Doch Luzy, Sepp und<br />

Herkules haben sofort<br />

begonnen, mit Emma zu<br />

spielen – als hätten sie<br />

die ganze Zeit nur auf das<br />

dunkelbraune Frettchenmädchen<br />

gewartet.<br />

Selbst der „schlimme Herkules“,<br />

wie Anna ihn<br />

schmunzelnd nennt, hat<br />

seine Schwester sofort<br />

ins Herz geschlossen. Herkules<br />

befindet sich nämlich<br />

in der Frettchen-Pubertät<br />

und ist besonders<br />

schwer im Zaum zu halten.<br />

Wenn Anna ihn nicht<br />

ganz sorgfältig hält, könnte er sie beißen.<br />

Auch unabhängig von Teenager-Launen<br />

ANNA PIERINGER<br />

ist mit den Jahren in ihre<br />

Rolle als Fuchs-, Frettchen-<br />

und Nagerexpertin<br />

von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

hineingewachsen. Den<br />

Tieren widmet sie all ihr<br />

Wissen und ihre Liebe.<br />

sind und bleiben Frettchen<br />

Raubtiere. Wenn sie<br />

Hunger haben, kann jeder<br />

Finger eine Beute<br />

sein, weiß Anna nur allzu<br />

gut. Was Frettchen nicht<br />

mögen, ist alles, wodurch<br />

sie sich bedroht fühlen.<br />

Etwa, wenn man sie zu<br />

fest hält oder in die Enge<br />

treibt. Das Schlimmste,<br />

was man einem derart lebenslustigen<br />

Kerlchen<br />

antun kann, ist, es allein<br />

zu lassen und sich nicht<br />

damit zu beschäftigen.<br />

„Jetzt schaut euch mal an,<br />

was die für eine Gaudi haben!“,<br />

ruft Anna begeistert<br />

und zeigt in die<br />

Voliere der munteren<br />

Patchworkfamilie, wo<br />

Emma, Sepp, Luzy und<br />

Herkules gerade im Korb<br />

mit Heu auf und ab springen,<br />

als gäbe es nichts<br />

Schöneres im <strong>Leben</strong>.<br />

Und im <strong>Leben</strong> eines Frettchens ist das auch<br />

zweifellos der Fall.<br />

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Henndorf<br />

Ein Paradies für<br />

Panzertiere<br />

Landschildkröten können 80 Jahre alt werden – und sind<br />

anspruchsvolle Einzelgänger. Auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Henndorf<br />

haben Bruno und seine gepanzerten Artgenossen<br />

wunderbare <strong>Leben</strong>sbedingungen gefunden<br />

Landschildkröten können<br />

klettern und <strong>lieben</strong> ein<br />

abwechslungsreiches<br />

Umfeld. Toll sind kleine<br />

Hügel, Steine und Äste.<br />

Sie freuen sich, wenn<br />

sie – wie hier in ihrem<br />

Gehege auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

Henndorf – frische Grashalme,<br />

Klee, Löwenzahn<br />

und Giersch vorfinden.<br />

WEISE WESEN<br />

Landschildkröten leben seit<br />

Millionen von Jahren auf<br />

der Erde, existierten also schon<br />

zu Saurierzeiten.<br />

Sich für ein Tier zu entscheiden,<br />

ist nicht nur eine Frage der Liebe.<br />

Stets ist es auch eine Frage<br />

der Zeit. Gerade bei Griechischen<br />

Landschildkröten ist sie<br />

der Faktor, der oft unterschätzt<br />

wird. Denn: Bei artgerechter Haltung und<br />

liebevoller Pflege können diese wunderbaren<br />

Tiere bis zu 80 Jahre alt werden.<br />

Landschildkröten sind mitunter also ein<br />

echtes Generationenprojekt – oder es heißt<br />

irgendwann Abschied nehmen. Und so<br />

standen eines Tages die Besitzer von Leo<br />

und Tito vor einer schwierigen Entscheidung.<br />

Sie hatten die Tiere vor 27 Jahren von<br />

ihrer Großmutter geschenkt bekommen.<br />

Inzwischen aber hatten sich die <strong>Leben</strong>sumstände<br />

der Enkelkinder verändert. Eine artgerechte<br />

Unterbringung der Schildkröten<br />

war nicht mehr möglich. Was also tun? Zum<br />

Glück kam der Kontakt mit <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

zustande. Schnell war klar, dass das Schildkrötenpaar<br />

in Henndorf ein neues Zuhause<br />

finden würde. Die Haltung von Landschildkröten<br />

ist anspruchsvoll. Sie dürfen nicht<br />

nur in Terrarien wohnen, sondern brauchen<br />

auch viel Zeit im Freigehege. Für das gesunde<br />

Wachstum ihres Panzers benötigen sie<br />

Sonnenlicht. Eine Landschildkröte beansprucht<br />

mindestens zehn Quadratmeter<br />

<strong>Leben</strong>sraum. Teilen sich mehrere männliche<br />

Exemplare ein Gehege, muss es so groß<br />

sein, dass es Ausweichmöglichkeiten und<br />

Verstecke gibt. Denn grundsätzlich sind die<br />

Tiere Einzelgänger. Auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

Henndorf wurde also ein tolles Gehege mit<br />

einem wetterfesten Häuschen gebaut.<br />

Frühling, Sommer und <strong>Herbst</strong> verbringen<br />

die Schildkröten in diesem Freigehege. Hier<br />

finden sie frisches Futter, Wildkräuter, Insekten<br />

und Schnecken, die auf ihrem Speiseplan<br />

stehen. Bevor der Winter kommt, stellen<br />

sie ihr Fressverhalten um und versetzen<br />

ihren Stoffwechsel in einen Ruhemodus.<br />

Nach einer tierärztlichen Untersuchung<br />

werden sie in Boxen mit Erde, Rindenmulch,<br />

Sandgemisch und Blättern gebettet und<br />

verbringen drei bis vier Monate in einem<br />

auf ihre Bedürfnisse eingestellten „Kühlschrank“<br />

– bis sie im Frühjahr wieder wach<br />

werden. Mittlerweile haben insgesamt<br />

zwölf Landschildkröten hier auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

Henndorf ihr neues Zuhause gefunden.<br />

Eine von ihnen ist Bruno, eine Maurische<br />

Landschildkröte, die 35 Jahre alt ist.<br />

Bruno kam, als sein Besitzer verstarb. Nun<br />

wird hier wunderbar für ihn gesorgt. Im vergangenen<br />

Mai stieß Chelone, eine zwölfjährige<br />

Griechische Landschildkröte, zu der<br />

gepanzerten Wohngemeinschaft. Die neuen<br />

<strong>Leben</strong>sumstände der Besitzerin hatten<br />

eine Abgabe der geliebten Chelone notwendig<br />

gemacht. Der klangvolle Name hat<br />

eine besondere Bedeutung und stammt<br />

aus der griechischen Mythologie. Der Götterbote<br />

Hermes stieg eines Tages auf die<br />

Erde, warf Chelone (in der Mythologie ein<br />

Mann) mit seinem Haus in einen Fluss und<br />

verwandelte ihn in eine Schildkröte, die ihre<br />

Wohnung auf dem Rücken tragen und so zu<br />

ewigem Schweigen verurteilt werden sollte.<br />

Noch heute hat das Wort „Khelône“ im<br />

Griechischen eine doppelte Bedeutung: Es<br />

steht zum einen für „Schildkröte“, ist aber<br />

auch ein Synonym für „Stille“. Und so verhält<br />

es sich auch im Gehege in Henndorf. Das<br />

<strong>Leben</strong> der Bewohner verläuft ruhig und<br />

bedächtig. Ein Paradies für Panzertiere.<br />

Mehr Infos<br />

zu den<br />

Schildkröten<br />

GETRENNT SCHLAFEN –<br />

GEMEINSAM FRESSEN<br />

Damit die Tiere entspannt miteinander<br />

leben können, brauchen sie<br />

ein Gehege mit viel Platz.<br />

86 87


Forschung<br />

Was brauchen<br />

Pferde, um im Alter<br />

gesund zu bleiben?<br />

SO WENIG WIE MÖGLICH…<br />

… so viel wie nötig. Das ganzheitliche Konzept<br />

der Reha-Station in Egg bei Zürich umfasst hochmoderne<br />

Therapieverfahren wie etwa Vetdrop, eine schmerzfreie<br />

Behandlung, bei der über die transdermale Applikation<br />

sauerstoffangereicherte Wirksubstanzen direkt über die<br />

Haut in tiefe Gewebeschichten eingebracht werden. Gerade<br />

auch für ältere Pferde ist das eine enorme Entlastung.<br />

Ältere Pferde haben andere Bedürfnisse – Bedürfnisse, die<br />

bisher kaum bekannt oder gar erforscht sind. Das ändert sich<br />

jetzt: In der Sandgrueb-Stiftung bei Zürich wird untersucht,<br />

was Pferde-Senioren brauchen, um rundum fit zu bleiben<br />

88 89


Gemeinsam mit der Sandgrueb-Stiftung<br />

erforscht<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>, was Pferde<br />

gesund hält – die vielen<br />

Projekte liefern mittlerweile<br />

Ergebnisse, die<br />

nicht nur ein generelles Umdenken in der<br />

Pferdehaltung zwingend erforderlich<br />

machen, sondern auch den engen Zusammenhang<br />

zwischen Pferdegesundheit<br />

und nachhaltigen Grasland-Ökosystem<br />

aufzeigen. Ein Gespräch mit<br />

Dr. Vladimir Milojevic, dem Leiter<br />

des Forschungsverbundes der<br />

Sandgrueb-Stiftung in Egg bei<br />

Zürich zeigt dies deutlich auf.<br />

Du bist Tierwissenschaftler –<br />

was genau ist das eigentlich?<br />

Vladimir Milojevic: Anders als<br />

ein Tierarzt arbeitet ein Tierwissenschaftler<br />

meist nicht mit<br />

kranken, sondern mit gesunden<br />

Tieren. Dieser Aspekt hat mich<br />

fasziniert: Ich wollte herausfinden,<br />

was Tiere gesund hält<br />

– und was wir als Menschen tun<br />

können, um diese Gesundheit zu<br />

erhalten. Dabei habe ich letztlich<br />

erkannt: Die Gesundheit der Tiere<br />

steht immer im Zusammenhang<br />

mit dem gesamten Ökosystem.<br />

Das Kleinste wirkt sich auf<br />

das Größte aus – und umgekehrt.<br />

Es ist ein sen sibler Kreislauf, bei<br />

dem alles von den Arten und deren<br />

Interaktionen geprägt ist.<br />

Was bedeutet das für Pferde?<br />

Vladimir Milojevic: Es bedeutet, dass<br />

zum Beispiel eine artgerechte Haltung<br />

und Fütterung nicht nur die Pferde<br />

selbst bis ins hohe Alter gesund hält –<br />

sondern dass genau dieser Umgang mit<br />

den Tieren und irer Umgebung eines<br />

der Grundprinzipien des Tierschutzes<br />

ist. Man kann es sich im Grunde als dreistufige<br />

Pyramide vorstellen: Oben steht<br />

das Pferd mit seiner Haltungsbedingung.<br />

Darunter das Grasland, das als<br />

Futtergrundlage dient mit all seiner Biodiversität<br />

an Flora (und Fauna). Unten<br />

folgt dann die Bodenschicht mit der mikrobiellen<br />

Biomasse – sprich: Bodenqualität.<br />

Diese drei Systeme sind mit ihren<br />

Arten und Funktionen für die Umwelt<br />

entscheidend und müssen im Gleichgewicht<br />

zueinander stehen, damit ein schonender<br />

Nährstoffkreislauf gegeben ist.<br />

Wie sieht das in der Praxis aus?<br />

Vladimir Milojevic: Die Ergebnisse unserer<br />

Arbeit haben gezeigt, dass Pferdehalter viel<br />

„Vieles,<br />

was seit<br />

Jahrzehnten<br />

als gesund<br />

gilt, macht<br />

unsere Pferde<br />

krank!“<br />

Positives bewirken können, wenn sie die<br />

Notwendigkeit von Anpassungen verstehen.<br />

Etwa, indem sie auf selektive Entwurmung<br />

umstellen. Damit vermeiden sie<br />

gleich mehrere Übel: Das Pferd wird nicht<br />

unnötig mit vielen Wirkstoffen belastet und<br />

die auf den Weiden und im Boden vorhandenen<br />

Lebewesen nicht durch die ausgeschiedenen<br />

Wirkstoffe beeinträchtigt. Bei<br />

unseren Untersuchungen ¬hatten nur 13<br />

Prozent der getesteten Kotproben eine Behandlungsempfehlung<br />

gegen Parasiten<br />

zur Folge – das ist ein sehr<br />

kleiner Prozentsatz. Und ein grosses<br />

Volumen umweltbelastender Chemie,<br />

welches vermieden werden<br />

kann.<br />

Welche Faktoren beeinflussen<br />

die Gesundheit der Pferde noch?<br />

Vladimir Milojevic: Viele Menschen<br />

stellen sich vor, dass gesunde<br />

Pferde auf satt grünen Weiden<br />

stehen müssen. Das ist aber gefährlich!<br />

Pferde entstammen kargem<br />

Ödland, sie sind nicht dafür<br />

geschaffen, energiereiches Futter<br />

zu fressen – es sei denn, es handelt<br />

sich um Hochleistungssportpferde<br />

oder trächtige Stuten. Sie brauchen<br />

vielmehr magere Kräuter,<br />

derbe Wildgräser, Gebüsche, sogar<br />

Gehölze. Übergewicht ist<br />

demnach die Wohlstandskrankheit<br />

Nr. 1 bei Pferden – sie zieht<br />

viele Leiden nach sich, die oft<br />

chronisch verlaufen. Etwa Hufrehe<br />

oder Stoffwechselstörungen. Es ist<br />

dann nicht anders als bei Menschen, die<br />

zuviel Zucker essen. Die Pferde sind oft<br />

mit Energie überversorgt und gleichzeitig<br />

unterbeschäftigt. Vieles davon wäre mit<br />

einer artgerechten Futterbasis und einer<br />

Haltung auf gesundem Grasland mit genügend<br />

Bewegung vermeidbar. Viele<br />

Pferdehalter setzen Wohlbefinden und<br />

Gesundheit gleich mit wohlgenährten/<br />

fülligen Pferden. Dabei ist es normal, dass<br />

Pferde etwa im Winter abnehmen – bei<br />

einem Großpferd können das rund 50 Kilo<br />

sein. Das ist Teil ihres natürlichen Zyklus,<br />

der wichtig und gesund ist. Doch die<br />

meisten Halter fangen dann an, die Tiere<br />

einzudecken und hochzufüttern – mit oft<br />

zu energiereichem Heu, da die Heunährstoffanalyse<br />

und damit bedarfsgerechte<br />

Rationen oft nicht möglich sind. Unter<br />

anderem kommt damit aber die natürliche<br />

Thermoregulation und Nährstoffversorgung<br />

des Pferdes aus dem Gleichgewicht.<br />

Ein Teufelskreis beginnt …<br />

Was muss sich ändern?<br />

Vladimir Milojevic: Wir müssen uns von<br />

veralteten Vorstellungen verabschieden!<br />

Früher etwa gab es keinen nennenswerten<br />

Bestand an alten Pferden. Das war<br />

unbekanntes Terrain, it dem wir uns jetzt<br />

erstmals beschäftigen. Denn vieles, was<br />

seit Jahrzehnten gilt, macht unsere Pferde<br />

oft krank. Genau dieses Umdenken<br />

wollen wir mit unserer Arbeit erreichen<br />

– wir erforschen in vielen Bereichen, was<br />

Pferde brauchen, vor allem die Senioren,<br />

um ein gesundes, artgerechtes <strong>Leben</strong> zu<br />

führen. Mit den Ergebnissen wollen wir<br />

„Übergewicht ist<br />

die Wohlstandskrankheit<br />

Nr. 1<br />

bei Pferden.“<br />

Vladimir Milojevic<br />

MIT HERZ UND SEELE<br />

Dr. Vladimir Milojevic ist Tierwissenschaftler<br />

mit Promotion<br />

in Tier ernährung, leitet seit<br />

2022 das Kompetenzzentrum<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>.<br />

Pferdemenschen das nötige Handwerkszeug<br />

liefern, um ihre Tiere bestmöglich<br />

zu versorgen. Und dies aufgrund wissenschaftlich<br />

fundierter Ergebnisse. Wenn<br />

wir für Pferde eine gesunde Futterbasis<br />

schaffen, erhalten wir sie gesund – aber<br />

nicht nur das. Das gesamte Ökosystem<br />

findet so zurück in sein Gleichgewicht<br />

und damit bewirken wir sehr viel mehr.<br />

Für mich ergänzt sich Tierschutz selbstverständlich<br />

mit Naturschutz – beides<br />

soll und muss Hand in Hand gehen.<br />

90 91


„Der Anteil von Pferden,<br />

die älter sind als<br />

20 Jahre, wächst rasant.“<br />

SENIORENGLÜCK<br />

Bea, die süddeutsche Kaltblutstute (l.), ist<br />

zwar erst zehn Jahre alt, litt aber bei ihrer<br />

Ankunft in Egg unter Hufkrebs. Heute hat<br />

sie keine Beschwerden mehr und genießt<br />

regelmäßig die Wärme des Solariums. U.:<br />

Mauke ist eine bakterielle Entzündung in<br />

der Fesselbeuge – die Heilung bei diesem<br />

Patienten ist bereits gut vorangeschritten.<br />

Schweiz<br />

Frankreich<br />

USA<br />

0 %<br />

2018<br />

2012<br />

2021<br />

2008<br />

2015<br />

1998<br />

5 % 10 % 15 % 20 %<br />

Abb. 1: Entwicklung des Prozentsatzes<br />

der Equiden, die 20 Jahre oder älter sind.<br />

Weltweit wächst der<br />

Anteil jener Pferde,<br />

die älter als<br />

20 Jahre sind,<br />

enorm schnell<br />

(Abb. 1). Dies wird<br />

sich in den kommenden Jahren wahrscheinlich<br />

fortsetzen, insbesondere dank der tierärztlichen<br />

Betreuung, die Pferden mittlerweile<br />

während ihres <strong>Leben</strong>s zukommt.<br />

Allerdings bringt das Altern hier zahlreiche<br />

körperliche und physiologische Veränderungen<br />

mit sich, die es erschweren können, die<br />

Pferdegesundheit zu erhalten. Um geeignete<br />

Leitlinien für alternde Pferde vorschlagen<br />

zu können, ist es daher notwendig, die<br />

altersbedingten Veränderungen besser zu<br />

verstehen.<br />

Bei alternden Pferden wird häufig über Muskelabbau<br />

und starke Gewichtsschwankungen<br />

berichtet. Darüber hinaus werden häufig<br />

ein verändertes Kotbild und das Auftreten<br />

von Entzündungen mit Gelenk- und/oder<br />

Atembeschwerden beobachtet. Nicht zuletzt<br />

ist häufig auch die Huf- und Fellqualität<br />

betroffen. All diese Beobachtungen können<br />

mit Problemen bei der Futteraufnahme und<br />

Verdauung einhergehen.<br />

Das Pferd ist ein Grasfresser, daher beruht sein<br />

Bedarf überwiegend auf der Fütterung von<br />

Rohfasern. Diese sind insbesondere in Gras<br />

und Raufutter enthalten. Rohfaser besteht<br />

hauptsächlich aus Zellulose und Hemizellulose,<br />

langen Kohlenhydratketten, die nur von<br />

Mikroorganismen im Dickdarm abgebaut<br />

werden können. Die Darmmikrobiota<br />

bestehen aus Pilzen, Protozoen, Archaeen und<br />

Viren. Es sind aber vor allem die Bakterien, die<br />

untersucht wurden. Sie sind in der Lage, Enzyme<br />

zu produzieren, die lange Kohlenhydratketten<br />

zerlegen, um einfache Kohlenhydrate<br />

zu bilden: Man spricht von einer fibrolytischen<br />

Funktion. Diese Bakterien können sie dann in<br />

Nährstoffe verarbeiten, die vom Pferd genutzt<br />

werden können. Sind diese Darmmikrobiota<br />

beeinträchtigt – insbesondere die fibrolytischen<br />

Bakterien, die eine Schlüsselrolle spielen<br />

können –, wird das Equilibrium im Dickdarm<br />

des Pferdes betroffen. Dies wirkt sich<br />

negativ auf seine Funktion und damit auf die<br />

Erzeugung der für das Pferd wichtigen energieliefernden<br />

Nährstoffe aus. .<br />

Zudem erfüllt die Schleimhaut in einem solchen<br />

Fall nicht länger ihre Rolle als Barriere.<br />

Toxine, die natürlicherweise im Dickdarm<br />

vorkommen, gelangen in höherer Konzentration<br />

ins Blut und lösen neben einer lokalen<br />

Entzündung auch eine systemische Entzündung<br />

aus. Schließlich kann eine Störung des<br />

Darmökosystems die Produktion bestimmter<br />

Moleküle einschränken, wie z. B. Biotin<br />

(Vitamin B8), das für die Synthese von Keratin<br />

benötigt wird, welches für das Hufwachstum<br />

und die Fellbildung unerlässlich ist.<br />

Welche Bedürfnisse haben<br />

Pferde-Senioren?<br />

Aufgrund dieser Erkenntnisse ist es möglich,<br />

dass die in der Praxis beobachteten altersbedingten<br />

Veränderungen bei Pferden auf<br />

eine Störung der Darmmikrobiota zurückzuführen<br />

sind. Vor diesem Hintergrund wurde<br />

in Zusammenarbeit mit „Lab To Field“, einer<br />

französischen Forschungseinrichtung, die<br />

sich auf die Ernährung, Mikrobiota des Verdauungstraktes<br />

und Gesundheit von Tieren<br />

spezialisiert hat, ein umfangreiches Forschungsprogramm<br />

zur Verbesserung des<br />

„Wohlbefindens im Alter“ bei Pferden initiiert.<br />

Im Rahmen einer Studie, die im Jahr<br />

2020 auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> (Moulins, Frankreich)<br />

durchgeführt wurde, ernährten sich<br />

50 gesunde Pferde im Alter von sechs bis 30<br />

Jahren einen Monat lang von der gleichen<br />

Futterration. Bei diesen Pferden wurde beobachtet,<br />

dass sich die Darmmikrobiota mit<br />

zunehmendem Alter veränderte. Tatsächlich<br />

nahmen die Anzahl der Bakterienarten und<br />

ihre Menge (Diversität) im Dickdarm mit zunehmendem<br />

Alter ab. Der Unterschied war<br />

am größten zwischen Individuen, die älter<br />

als 26 Jahre waren, und solchen, die jünger<br />

als zehn Jahre waren (Abb. 2).<br />

Um diese Hypothesen zu erforschen und die<br />

Unterschiede im Mikrobiom und den Funktionen,<br />

die zwischen älteren und erwachsenen<br />

Pferden beobachtet wurden, weiter zu<br />

verstehen, wurde 2021 eine Doktorarbeit<br />

gestartet. Die ersten Ergebnisse wurden im<br />

Juni auf einem internationalen wissenschaftlichen<br />

Kongress in Schottland bereits<br />

vorgestellt.<br />

In einer ersten wissenschaftlichen Arbeit<br />

wurde eine Pferdegruppe mit einem<br />

Durchschnittsalter von 26 Jahren (Senioren)<br />

und eine Pferdegruppe mit einem<br />

Durchschnittsalter von sieben Jahren<br />

(Adulte) ausgewählt. Alle Tiere waren gesund,<br />

wurden negativ auf die hormonelle<br />

Stoffwechselkrankeit (Equines Cushing) getestet<br />

und hatten ein zufriedenstellendes<br />

Zahnbild, um ihre Futterration zu fressen.<br />

Alle Pferde wurden 1,5 Monate lang in<br />

identischer Weise untergebracht. Bereits<br />

nach einem Monat rohfaserreicher Fütterung<br />

konnte beobachtet werden, dass die<br />

Bakterienkolonien im Dickdarm der älteren<br />

Pferde anders aussahen als bei den<br />

DIVERSITÄT<br />

6.6<br />

6.4<br />

6.2<br />

6.0<br />

5.8<br />

5.6<br />

5.4<br />

5.2<br />

0 10<br />

6 bis<br />

10 Jahre<br />

11 bis<br />

15 Jahre<br />

20 30 40<br />

ALTER<br />

16 bis<br />

20 Jahre<br />

21 bis<br />

25 Jahre<br />

26 bis<br />

30 Jahre<br />

Abb. 2: Abnehmende bakterielle Vielfalt<br />

der Mikrobiota während des Alterns.<br />

92 93


DIE PFERDE-<br />

PROFIS<br />

Das Team der<br />

Sandgrueb-Stiftung<br />

in Egg bei<br />

Zürich: Geschäftsführerin<br />

und<br />

Hofverwalterin<br />

Claudia C. Anner;<br />

Dr. med. vet. Karina<br />

Klein, DVM-<br />

PhD; Dr. Vladimir<br />

Milojevic; PD<br />

Dr. Hubertus<br />

Hertzberg<br />

(v. l. n. r.).<br />

RUNDUM-BETREUUNG<br />

Die Sandgrueb-Stiftung in Egg hat sich auf die<br />

Behandlung vor allem von älteren Pferden und deren<br />

Bedürfnisse spezialisiert.<br />

FAKTEN<br />

SCHAFFEN<br />

In herkömmlichen<br />

Ställen<br />

werden Pferde<br />

standardmäßig<br />

und<br />

kalenderbasiert<br />

viermal pro<br />

Jahr chemisch<br />

entwurmt. Die<br />

Kot-Untersuchungen<br />

in<br />

Egg zeigten:<br />

Bei 87 Prozent<br />

der getesteten<br />

Kotproben von<br />

Pferden ist eine<br />

Entwurmung<br />

nicht<br />

erforderlich –<br />

und stellt<br />

eine unnötige<br />

Belastung dar,<br />

gerade bei<br />

älteren Pferden.<br />

adulten Pferden. Weiterhin wurde festgestellt,<br />

dass in den Kotproben der älteren<br />

Pferde eine höhere Menge an bakteriellen<br />

Enzymen, die Zellulose abbauen können,<br />

vorhanden war als in den Kotproben der<br />

erwachsenen Pferde (Abb. 3).<br />

Im Laufe dieser Arbeit konnten wir bei Pferden,<br />

die älter sind als 20 Jahre eine größere<br />

Heterogenität in den Verdauungsparametern<br />

beobachten als bei erwachsenen Pferden:<br />

Das Darmöko system aller Pferde, das<br />

im Erwachsenen alter recht ähnlich ist, entwickelt<br />

sich bei jedem Individuum mit zunehmendem<br />

Alter unterschiedlich (Abb. 3).<br />

Im Alter scheint es demnach zu einer Selektion<br />

der wirkungsvollsten Mikroorganismen<br />

Rohfaserabbauende Enyzyme<br />

(nmol/mg Proteine/h)<br />

16<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

Erwachsene<br />

Senioren<br />

hoher Wert<br />

mittlerer Wert<br />

niedriger Wert<br />

Abb. 3: Höhere Menge an rohfaserabbauenden<br />

Enzymen bei Senioren<br />

und adulten Pferden.<br />

Toxinmenge im Blut<br />

(pmol/ml)<br />

300<br />

280<br />

260<br />

240<br />

220<br />

200<br />

180<br />

160<br />

140<br />

Erwachsene<br />

Senioren<br />

Abb. 4: Höhere Menge an Toxinen<br />

im Blut von Senioren im Vergleich zu<br />

adulten Pferden.<br />

zu kommen. Dies könnte zur Erklärung beitragen,<br />

warum einige Individuen ein sehr<br />

hohes Alter erreichen, während andere im<br />

Laufe des Alterungs prozesses gesundheitliche<br />

Nachteile haben.<br />

Schließlich belegen einige der Parameter,<br />

dass die Integrität der Dickdarm-Schleimhaut<br />

bei älteren Individuen beeinträchtigt<br />

sein kann. Einige Toxine bakteriellen Ursprungs<br />

sind im Blut von älteren Pferden in<br />

höherer Konzentration zu finden (Abb. 4).<br />

Dies ist ein Hinweis darauf, dass die Dickdarmschleimhaut<br />

geschädigt ist und ihre<br />

Funktion als Schutzbarriere nicht mehr<br />

vollständig ausüben kann. Diese permeable<br />

Schleimhaut könnte die Ursache sein für<br />

das Verschwinden einiger wichtiger Bakterienarten,<br />

einen entzündlichen Zustand<br />

und eine schlechte Nahrungsaufnahme.<br />

Diese ersten Ergebnisse sind höchst vielversprechend,<br />

da sie ein besseres Verständnis<br />

der altersbedingten Veränderungen<br />

bei Pferden ermöglichen. Aktuell läuft<br />

ein Versuch, um die „schützende“ Wirkung<br />

bestimmter Futtermittel auf die Gesundheit<br />

von älteren Pferden zu untersuchen.<br />

Dies wird letztlich dazu führen, dass auf<br />

wissenschaftlichen Erkenntnissen basierende<br />

Fütterungsempfehlungen vorgeschlagen<br />

werden können, um das gesunde<br />

Altern von Pferden zu fördern.<br />

Was bedeuten diese Ergebisse für<br />

Pferde-Halter in der Praxis?<br />

Zusammengefasst lässt sich sagen: Die altersbedingten<br />

Veränderungen der Darmmikrobiota<br />

besser zu verstehen und zu<br />

bestimmen, wann sie auftreten, scheint<br />

ein wichtiger Faktor für die Förderung<br />

eines gesunden Alterns bei Pferden zu<br />

sein. Dieses Wissen wird es ermöglichen,<br />

die Haltungsbedingungen und insbesondere<br />

auch die Fütterung anzupassen,<br />

um den Bedürfnissen älterer Pferde unter<br />

Berücksichtigung der unvermeidlichen<br />

altersbedingten Veränderungen entgegenzukommen.<br />

Gleichzeitig sollten<br />

die Funktionsstörungen verhindert werden,<br />

die im Erwachsenenalter auftreten<br />

und bei alten Pferden pathologisch werden<br />

können.<br />

Erste Erkenntnisse aus dieser Studie weisen<br />

darauf hin, dass die Mikrobiota von<br />

alten Pferden weniger Diversität zeigt, als<br />

die von erwachsenen Pferden, was bedeutet,<br />

dass sie anfälliger für Belastungen ist:<br />

Medikation, Futterumstellungen, Transporte<br />

stellen hier eine vergleichbar hohe<br />

Belastung dar. Daher ist es notwendig, dass<br />

die Pferdehalter sich um die Darmmikrobiota<br />

alternder Pferde kümmern, etwa indem<br />

sie die Fütterung entsprechend anpassen.<br />

Jedoch scheint der Diversitätsverlust die<br />

Roh-faserabbau kapazität des älteren Pferdes<br />

nicht zu beeinflussen. Daher ist die Fütterung<br />

eines Pferde-Senioren mit Rohfaser unproblematisch,<br />

sofern dieser noch richtig<br />

kauen kann. Im Gegensatz dazu scheint die<br />

Darmbarriere mit zunehmendem Alter geschädigt<br />

zu werden. Diesbezügliche Veröffentlichungen<br />

sind in Vorbereitung und<br />

werden der Pferdebranche helfen, die Erkenntnisse<br />

über ältere Pferde zu erweitern.<br />

94 95


Patentiere<br />

Martina<br />

TIERART:<br />

Zackelschaf<br />

ALTER: 8 Jahre<br />

BESONDERE<br />

MERKMALE:<br />

Gehört zu einer alten<br />

Schafrasse, die heute<br />

vom Aussterben<br />

bedroht ist<br />

Wir<br />

suchen<br />

PATEN<br />

Eine symbolische<br />

Tierpatenschaft unterstützt<br />

diese und viele andere<br />

Tiere auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

Unser Projekt<br />

zu aussterbenden<br />

Tierrassen<br />

Sie sind wachsam und scheu. Sie<br />

sehen aus, als seien sie geradewegs<br />

einem alten Märchenbuch<br />

entsprungen. Zackelschafe sind<br />

die letzte verb<strong>lieben</strong>e Schafrasse mit<br />

Schraubenhörnern. Über Jahrhunderte<br />

gab es zwischen Ungarn und den angrenzenden<br />

Ländern einen lebhaften Handel<br />

mit diesen schönen Tieren. Doch dann kamen<br />

Rassen mit feinerer Wolle in Mode.<br />

Und so ließ der Handel mit Zackelschafen<br />

nach. Seit Beginn des 19. Jahrhunderts stehen<br />

die Ungarischen Zackelschafe auf der<br />

Roten Liste der aussterbenden Arten. Es<br />

gibt also nur noch wenige dieser märchenhaften<br />

Tiere, die klein und von zierlicher<br />

Gestalt sind. Eines von ihnen ist Martina,<br />

eine Schafschönheit mit hellem, lockigen<br />

Fell und großen, klaren Augen. Sie lebt gemeinsam<br />

mit einigen Artgenossen auf <strong>Gut</strong><br />

<strong>Aiderbichl</strong> Henndorf. Martina ist sogar<br />

eine gebürtige <strong>Aiderbichl</strong>erin: Sie kam vor<br />

acht Jahren auf dem Hof zur Welt. Gewöhnlich<br />

wird nur ein Lamm geboren.<br />

Doch ihre Mutter, die Zackelschaf-Dame<br />

Doris, schenkte damals zwei gesunden<br />

Lämmern das <strong>Leben</strong>. Das attraktive Damen-Trio<br />

(Doris, Martina und Schwester<br />

Eva) ist nun Teil der beeindruckenden Zackelschafherde,<br />

die in Henndorf lebt und<br />

dort bestens versorgt wird. <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

setzt sich seit vielen Jahren für bedrohte<br />

Tierarten und Tierrassen ein und gibt den<br />

in Vergessenheit geratenen Lebewesen<br />

eine Stimme. Möchten Sie Martinas Pate<br />

werden und dazu beitragen, dass diese<br />

seltene Art fortbestehen kann?<br />

96 97


Cashew<br />

TIERART:<br />

Kater<br />

ALTER:2 Jahre<br />

BESONDERE<br />

MERKMALE:<br />

Sehr verschmust und<br />

menschenbezogen,<br />

sanftmütig und unternehmungslustig<br />

Manchmal früh am Morgen,<br />

manchmal gegen Abend: Vor<br />

einiger Zeit fiel den Mitarbeitern<br />

von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Iffeldorf<br />

ein kleiner Kater auf dem Hof auf. Er<br />

war fremd hier, kam zu ganz unterschiedlichen<br />

Tageszeiten, drehte eine Runde<br />

durch den Kuhstall, beobachtete die Esel<br />

und Ziegen und freute sich, wenn eine<br />

Tierpflegerin sich die Zeit nahm, um mit<br />

ihm zu schmusen. Dann schnurrte er und<br />

versuchte, mit seinen weichen Pfötchen<br />

die Hand festzuhalten, die ihn streichelte.<br />

„Wenn alles gut läuft, warum etwas ändern?“,<br />

fragte er sich vermutlich. Jedenfalls<br />

signalisierte der junge Kater schon bald,<br />

dass er nicht daran dachte, den Hof wieder<br />

zu verlassen. Wo auch immer er zuvor gewesen<br />

war – es hatte ihm dort wohl nicht<br />

gefallen. Die Mitarbeiter berieten also, was<br />

sie mit dem kleinen Gast anfangen sollen,<br />

und beschlossen, dass er als Freigänger<br />

bleiben darf. Das hatte für ihn mehrere<br />

Konsequenzen. Zunächst einmal bekam er<br />

einen Namen: Cashew. Nun kann man ihn<br />

rufen, wenn er über den Hof stromert –<br />

und er kommt nur allzu gern. Weitere Konsequenz:<br />

Er wurde kastriert – eine Tierschutzmaßnahme,<br />

um ungewollte Trächtigkeit<br />

zu vermeiden. Denn: In Deutschland<br />

leben rund zwei Millionen Katzen auf<br />

der Straße. Unkastrierte Freigänger sorgen<br />

für Nachwuchs und verschlimmern das<br />

Elend so. Das sollte bei Cashew verhindert<br />

werden. Der kleine Schmusekater ist heute<br />

glücklich, weil er einen geschützten Platz<br />

gefunden hat. Möchten Sie Cashews Pate<br />

werden und das junge Tier versorgen?<br />

Hier mehr<br />

Infos zu Kater<br />

Cashew<br />

NEUE PATEN<br />

FINDEN<br />

Auf unseren Begegnungshöfen in<br />

Henndorf, Deggendorf und Iffeldorf<br />

beobachten wir, dass uns immer mehr junge<br />

Menschen besuchen. Sicher ein Grund<br />

dafür sind Fotos und Videos von unseren<br />

Tieren, die sich nun auch immer häufiger<br />

im Internet finden und geteilt werden. Darüber<br />

freuen wir uns natürlich sehr, weil<br />

wir sehen, dass das Interesse an unserem<br />

Anliegen, leidgeprüften Tieren eine neue<br />

Heimat zu schenken, auf diese Weise immer<br />

weiterwächst und unsere Arbeit Menschen<br />

erreicht, die bislang noch nichts<br />

oder wenig darüber wussten. Mit vielen<br />

weiteren Tieren, die wir aufnehmen, steigen<br />

aber auch unsere Kosten – und damit<br />

der Geldbedarf für mehrere Tausend<br />

Tiere, Hunderte Pfleger sowie für<br />

den Betrieb unserer Güter in sechs Ländern.<br />

Viele unserer Tiere haben noch keinen<br />

sym bolischen Paten. Damit wir auch<br />

in Zukunft unseren Tieren die beste Versorgung<br />

bieten können, haben wir die<br />

Aktion „Paten finden Paten“ ins <strong>Leben</strong> gerufen.<br />

Wenn Sie selbst bereits <strong>Aiderbichl</strong>-<br />

Pate sind, laden wir Sie herzlich ein, Freunden,<br />

Verwandten, Nachbarn oder Kollegen<br />

von unserer Arbeit zu erzählen und ihnen<br />

die schönste Tier paten schaft der Welt ans<br />

Herz zu legen. Helfen Sie uns, neue Paten<br />

zu finden und den Kreis der <strong>Aiderbichl</strong>er<br />

zu vergrößern!<br />

Als Dank gibt’s von uns ein kleines Stück<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> für zu Hause – siehe<br />

unten. Und die schöne Gewissheit, dass<br />

jeder neue <strong>Aiderbichl</strong>-Pate dazu beiträgt,<br />

das <strong>Leben</strong> von geretteten Tieren wie Martina,<br />

Cashew, Vincent und vielen, vielen<br />

anderen noch schöner und glücklicher<br />

zu machen.<br />

Mehr Informationen finden Sie auf<br />

den <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>-Gütern sowie unter<br />

www.gut-aiderbichl.com/helfen/<br />

jetzt-pate-werden/<br />

Kontakt: Hotline: 0800/5676373<br />

Patenschaftsabteilung:<br />

+43 (0)662 62 53 95 130<br />

patenschaften@gut-aiderbichl.com<br />

PRÄMIEN<br />

Zum Dank für die<br />

Vermittlung eines<br />

neuen Paten erhalten<br />

Sie „Unsere Lieblingsbilder<br />

Band V“<br />

mit zauberhaften<br />

Fotos unserer Tiere<br />

und eine Anerkennungsurkunde.<br />

DANK FÜR LANGJÄHRIGE TREUE<br />

<strong>Aiderbichl</strong>er, die uns bereits seit zehn oder sogar<br />

20 Jahren die Treue halten, bekommen unsere exklusive<br />

Ehrenmünze in Bronze bzw. Silber für ihre<br />

fortwährende Unterstützung.<br />

98 99


Vincent<br />

TIERART:<br />

Zwergziege<br />

ALTER: 8 Jahre<br />

BESONDERE<br />

MERKMALE:<br />

Keck und lustig. Hat<br />

eine feste Beziehung<br />

mit der Ziegendame<br />

Schnucki<br />

Mehr Infos<br />

über die Ziege<br />

Vincent<br />

Jeden Tag werden in Deutschland<br />

Tiere von ihren Besitzern ausgesetzt.<br />

Oft werden sie an einen abgelegenen<br />

Ort gebracht, etwa auf Parkplätze<br />

oder Waldwege, dort angebunden und<br />

sich selbst überlassen. Es ist ein furchtbares<br />

Schicksal, denn das Tier hat Angst. Es<br />

kann nichts anderes tun als warten – und<br />

leiden. Wenn man die vergnügte Zwergziege<br />

Vincent heute sieht, kann man sich<br />

nicht vorstellen, dass sie sich einmal genau<br />

in dieser Situation befand. Vincent und<br />

fünf weitere Artgenossen hatte man auf<br />

einer Koppel neben einer Straße ausgesetzt.<br />

Eine Tierfreundin, die abends ihre<br />

Esel füttern wollte, entdeckte die Tiere. Als<br />

sie näherkam, sah sie, dass neben der Tiergruppe<br />

auf dem Boden das <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

<strong>Magazin</strong> lag. Darauf stand in großen Lettern:<br />

„BITTE DIE ZIEGEN DORT ABGEBEN“.<br />

Sofort griff sie zum Telefon und verständigte<br />

die Mitarbeiter von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

Deggendorf. Mit viel gutem Zureden<br />

konnten Vincent, Tonga, Morea, Samoa,<br />

Tahiti und Martin von ihnen eingefangen<br />

werden. In Deggendorf wartete bereits ein<br />

Stall mit viel Heu und Stroh auf die ausgesetzte<br />

Ziegengruppe, die zunächst allerdings<br />

eine Zeit in Quarantäne verbringen<br />

musste – für Klauentiere gelten besonders<br />

strenge Vorschriften. Heute ist Vincent ein<br />

glückliches Tier, seine Pflegerinnen sagen<br />

augenzwinkernd: ein Casanova. Er liebt die<br />

Ziege Schnucki. Ist sie beschäftigt oder<br />

abgelenkt, gefallen ihm aber auch einige<br />

der anderen Ziegendamen ganz gut.<br />

Möchten Sie Pate werden und den kleinen<br />

Casanova unterstützen?<br />

100<br />

101


Sondervermittlung<br />

„Der wird ja immer<br />

GLÜCKLICHER!“<br />

Stellvertretend für alle <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>-Tiere, die über die Sondervermittlung<br />

ein neues Zuhause gefunden haben, stellen wir heute vor:<br />

Samu und Burrito, zwei junge Hunde mit großem Herzen<br />

EIN HUNDEHERZ KOMMT HEIM<br />

Samu mit seinem neuen Frauchen Silke und den Hundefreunden<br />

Missy, Franky und Telly. Es gibt viel zu viele<br />

Tiere wie Samu, die ihr <strong>Leben</strong> lang missverstanden<br />

werden. Und dann kommen sie in ein Zuhause, wo die<br />

Menschen genau wissen, was sie brauchen.<br />

Mischling Samu aus Rumänien<br />

BESONDERE MERKMALE:<br />

Spielen und schmusen sind die Lieblingsbeschäftigungen<br />

des etwa einjährigen Samu.<br />

Frauchen Silke ist sich zudem sicher, dass<br />

ein Hütehund in ihm stecken muss: Samu ist<br />

sofort dabei, wenn es darum geht, die Pferde<br />

der Familie von der Koppel zu holen.<br />

Dass Samu einmal in ein<br />

liebevolles Zuhause einziehen<br />

darf – daran hätte<br />

wohl noch vor wenigen<br />

Wochen kaum jemand<br />

gerechnet. Der schwarzweiße<br />

Mischlingshund kam in Rumänien zu<br />

einem Zeitpunkt zur Welt, als seine erste<br />

Menschen-Familie bereits zerbrochen war:<br />

Als „Scheidungskind“ blieb er bei seinem<br />

Herrchen, das ihn jedoch schon als Welpe<br />

an die Kette legte und sich selbst überließ.<br />

Aus Mitleid brachten Nachbarn den<br />

Hund schließlich zum benachbarten<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Shelter. Dort fiel Leiter<br />

Simon Hahn sofort auf, dass Samu trotz<br />

allem, was er durchlebt hat, noch ein junger,<br />

ganz unbedarfter Hund<br />

ist, der auf Menschen<br />

und Hunde ganz offen<br />

zugeht und nur das<br />

<strong>Gut</strong>e in ihnen sieht.<br />

Samu brauchte also<br />

schnell ein Zuhause, wo<br />

er sich diesen arglosen,<br />

liebevollen Geist weiter<br />

bewahren kann. So wurde<br />

beschlossen, Samu<br />

zum Begegnungshof<br />

nach Henndorf zu bringen<br />

– wo sich sein neues Frauchen Silke<br />

sofort in Samu schockverliebte. Und bei ihr,<br />

ihrem Mann, den anderen Hunden und den<br />

Pferden ist Samu genau richtig: „Wir sehen,<br />

wie er immer mehr aufblüht. Eine Freundin,<br />

die uns oft besucht, rief neulich ganz erstaunt:<br />

,Der wird ja immer glücklicher!‘“<br />

Auch Burrito hat ein Glückslos gezogen:<br />

Kurz nachdem er das Licht der Welt erblickt,<br />

erhält <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Stiftungsvorstand<br />

Dieter Ehrengruber den Anruf eines<br />

Freundes. Er befinde sich gerade in Serbien<br />

und sei dort auf fünf herren- und mutterlose<br />

Welpen gestoßen. Dieter Ehrengruber<br />

zögerte nicht lange: „Nehmt sie mit und<br />

bringt sie zu uns.“ So kamen Rio, Lio, Jumi,<br />

Socke und eben Burrito nach Henndorf<br />

Mischlingswelpe Burrito<br />

aus Serbien<br />

BESONDERE MERKMALE:<br />

Der verspielte Mischlingswelpe mit dem<br />

blauen und dem braunen Auge hat ein<br />

herzensgutes Wesen und wird in seinem<br />

neuen Zuhause sicher sofort ankommen.<br />

und mussten dort erst einmal medizinisch<br />

versorgt und aufgepäppelt werden, unterernährt,<br />

wie sie waren. Doch jedem auf<br />

dem <strong>Gut</strong> fiel sofort auf, wie entspannt und<br />

lieb die Kleinen sind: Nichts deutet mehr<br />

darauf hin, wie schwer ihr Start ins <strong>Leben</strong><br />

eigentlich war.<br />

Und da <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Mitarbeiterin Steffis<br />

Eltern und ihre zwei Geschwister kürzlich<br />

ihren Familienhund verloren hatten, war es<br />

schnell beschlossene Sache: Der kleine<br />

Burrito soll diese Lücke schließen. So wird<br />

auch diesem kleinen, einst ungewollten<br />

Kerlchen großes Glück zuteil – und er darf<br />

seinerseits seinen neuen Herzensmenschen<br />

unendlich viel Freude schenken.<br />

GUT AIDERBICHL<br />

WISSEN<br />

Wie funktioniert die<br />

Sonder vermittlung?<br />

➤ Viele unserer Hunde, vor allem jene<br />

aus dem <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Streuner-<br />

Projekt in Rumänien, sehnen sich nach<br />

einem privaten und sicheren Zuhause.<br />

Auch viele Katzen, die auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

leben, warten auf einen Sonderpflegeplatz.<br />

Wenn Sie über ausreichend<br />

Zeit, Platz und Liebe für Ihr<br />

zukünf tiges neues Familienmitglied<br />

verfügen, dann sind Sie der ideale Begleiter<br />

für die nach Liebe suchenden<br />

besten Freunde des Menschen. Als<br />

„lebenslanger Sonderpflegeplatz“<br />

bieten Sie Ihrem neuen Familienmitglied<br />

ein <strong>lieben</strong>des Zuhause. Dafür<br />

bitten wir um Ihr Einverständnis, dass<br />

das Tier sein <strong>Leben</strong> lang <strong>Aiderbichl</strong>er<br />

bleibt. Das bedeutet, dass Sie zwar<br />

Besitzer des Tieres sind und sämtliche<br />

Kosten dafür übernehmen. Sollten Sie<br />

sich aber nicht mehr um das Tier<br />

kümmern können, geht es wieder in<br />

die Obhut von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> zurück.<br />

Fragen zu einem Sonderpflegeplatz<br />

beantworten wir unter<br />

Tel.: 0043 664 60094113, E-Mail:<br />

tiervermittlung@gut-aiderbichl.com<br />

Mehr Infos<br />

zum Sonderpflegeplatz.<br />

102 103


Wissen<br />

TIER-<br />

SPRECHSTUNDE<br />

Expertenwissen aus der <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Akademie<br />

für Fragen rund ums Tier<br />

UNSER<br />

EXPERTEN-<br />

TEAM<br />

Anita Hartner<br />

Die langjährige Hunde-Expertin<br />

leitet die <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

Akademie und ist Spezialistin in<br />

der Hühnerhaltung.<br />

Anna Pieringer<br />

Auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> ist sie die<br />

Pflegerin und Expertin für Füchse<br />

und Frettchen.<br />

WAS BEDEUTEN DIE GERÄUSCHE,<br />

DIE MEERSCHWEINCHEN VON SICH GEBEN?<br />

Was die niedlichen Nager<br />

uns sagen wollen,<br />

weiß Tierärztin Dr.<br />

Marianne Wondrak.<br />

Meerschweinchen sind<br />

sehr „gesprächig“, und ihre beinahe ständigen<br />

Lautäußerungen machen sie zu<br />

drolligen Genossen in Haus und Garten.<br />

Wenn wir ihnen gut zuhören, können wir<br />

viel über ihre Stimmung erfahren. Leises<br />

Glucksen zum Beispiel ist ein Zeichen von<br />

Wohlbefinden. Mit diesen Geräuschen<br />

untermalen sie auch gemeinsames Essen<br />

oder sogar jeden Schritt in ihrer Umgebung.<br />

Ebenso wird zum Beispiel das Öffnen<br />

des Kühlschrankes (es gibt bestimmt<br />

gleich ein Stück erfrischende Gurke)<br />

oder das Herannahen der Futterzeit mit<br />

lautem Quieken „kommentiert“. Dieses<br />

Geräusch sollte nicht mit schrillem<br />

Quietschen verwechselt werden, was ein<br />

Zeichen von Panik, Angst oder Schmerzen<br />

wäre. Ein Zirpen wie Vogelgezwitscher<br />

ist oft ein Zeichen von Stress, dies<br />

kann laute Musik oder eine Umstellung<br />

in der Gruppe sein. Diese Ursache sollte<br />

schnell gefunden und abgestellt werden.<br />

Gurren und Brummeln hört man, wenn<br />

Meerschweinchen einander oder den<br />

Halter beschwichtigen wollen. Unbehagen,<br />

weil man sie hochnimmt oder weil<br />

sie einen Konflikt beenden wollen, kann<br />

die Ursache sein. Leer kauen oder Zähneknirschen<br />

kann ein Zeichen für Schmerzen<br />

sein, besonders wenn man es öfters<br />

hört, sollte daher reagiert werden. Deutliches<br />

Zähneklappern oder -klacken ist<br />

dagegen eine letzte Warnung an Artgenossen,<br />

nicht selten folgt darauf ein<br />

handfester Streit. Wird der Mensch angeklappert,<br />

möchte das Meerschweinchen<br />

wirklich seine Ruhe haben.<br />

Was muss ich bei der Hühnerhaltung<br />

im Winter beachten ?<br />

Was das Federvieh<br />

in der kalten Jahreszeit<br />

am liebsten hat,<br />

weiß Anita Hartner.<br />

Das Futter für die<br />

Hühner sollte im Winter besonders<br />

energiereich sein und zum Beispiel<br />

Haferflocken, Sonnenblumenkerne,<br />

Nüsse enthalten. Das regt die Fettproduktion<br />

an. Zusätzlich können<br />

wir den Hühnern noch Öle und<br />

Bierhefe über das Futter geben.<br />

Grünfutter kann bereits im Sommer<br />

getrocknet werden und im Winter<br />

in den Stall gelegt werden<br />

(Brennnessel, Karottengrün, Oregano<br />

…). Kreative Hühnerhalter nutzen<br />

Heunetze, die an der Decke befestigt<br />

werden, das dient dann<br />

gleichzeitig der Beschäftigung. In<br />

Bierhefe steckt besonders viel Vitamin<br />

B, was besonders gut für Haut<br />

und Federn ist. Und nicht vergessen:<br />

Eine Lichtquelle sollte das Tageslicht<br />

auf ca. acht Stunden verlängern,<br />

damit die Hühner<br />

genügend Zeit haben, zu fressen.<br />

Sorge vor Minustemperaturen müssen<br />

Hühnerhalter nicht haben: Ihr<br />

Federkleid schützt die Hühner auch<br />

im Winter vor Kälte. Ist der Stall vor<br />

Zugluft abgedichtet, braucht es dort<br />

keine zusätzliche Heizung oder Wärmequelle.<br />

Das Stallklima sollte stets<br />

trocken sein: Kein Huhn mag es<br />

nass. Die Legenester und der Stallboden<br />

sollten natürlich regelmäßig<br />

gesäubert werden. Und die Einstreu<br />

kann im Winter ruhig etwas großzügiger<br />

ausfallen. Und bitte: Vergesst<br />

das Staubbad nicht! Auch im Winter<br />

will das Federvieh ein Bad nehmen.<br />

Dr. Marianne Wondrak<br />

ist Tierärztin auf <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

und erforscht das Verhalten sowie<br />

die Intelligenz von Schweinen.<br />

Astrid Huber<br />

ist Tellington TTouch<br />

Practitioner für Katzen und Hunde<br />

sowie Katzen-Ver haltensberaterin,<br />

www.mascotas.at.<br />

Benötigt mein Hund besondere<br />

Vitamine im Winter?<br />

Dazu <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>-Tierärztin<br />

Dr. Marianne<br />

Wondrak: Ist der Hund<br />

gesund und normal ausgelastet,<br />

so ist er mit<br />

hochwertigem Futter, selbst zubereitet<br />

oder fertig gekauft, gut versorgt. In besonderen<br />

Situationen können Nahrungsergänzungsmittel<br />

aber durchaus hilfreich<br />

sein. Im Fellwechsel zum Beispiel helfen<br />

hochwertige Proteinquellen, Zink und<br />

Biotin oder hoch ungesättigte Fettsäuren<br />

(zum Beispiel Lachsöl, Hanföl etc.).<br />

B-Komplex unterstützt die Nerven in der<br />

Umstellung der Jahreszeiten, Bierhefe<br />

und Biotin helfen, rissigen Pfoten vorzubeugen.<br />

Eine Zufuhr von Vitamin C ist in<br />

der Regel nicht nötig und kann im Gegenteil<br />

sogar schädlich sein. Anders als<br />

Menschen können Hunde die benötigte<br />

Menge selbst im Körper herstellen. Ältere<br />

Hunde oder Hunde mit Vorerkrankungen<br />

wie Arthrose oder einem angegriffenen<br />

Leberstoffwechsel sollten maßgeschneidert<br />

unterstützt werden. Hier berät Sie<br />

am besten Ihr Haustierarzt.<br />

104 105


Wir bekommen immer wieder Besuch<br />

von Füchsen. Sollten wir sie füttern?<br />

Füchse trifft man immer<br />

häufiger in Städten<br />

oder Wohngebieten<br />

an: Schließlich<br />

finden die schlauen<br />

Kulturfolger nahe beim Menschen<br />

mühelos Fressbares. Wie man auf<br />

regelmäßige Gäste im roten<br />

Pelz reagieren sollte, erklärt<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>-Fuchsexpertin<br />

Anna Pieringer. Wenn man nicht<br />

möchte, dass sich der Fuchs im Garten<br />

oder auf der Terrasse niederlässt,<br />

sollte man ihm nie Futter geben. Er<br />

wird immer dahin gehen, wo er etwas<br />

zu fressen findet. Wenn ich ihn im<br />

Garten dulde, freut er sich zum Beispiel<br />

über Geflügelfleisch oder Hundefutter.<br />

Aber wirklich sinnvoll ist das<br />

nicht für den Fuchs, außer er leidet<br />

gerade an einer Hungersnot. Das passiert<br />

zum Beispiel, wenn ihnen ihr <strong>Leben</strong>sraum<br />

durch Holzeinschläge oder<br />

Waldrodungen genommen wird.<br />

Dann streunen Füchse herum und suchen<br />

sich ihr Fressen. Gefahren durch<br />

Füchse gibt es eigentlich nicht: Die<br />

Tollwut ist in Mitteleuropa durch<br />

großflächige Impfung ausgerottet. Als<br />

Vorsichtsmaßnahme vor dem – sehr<br />

unwahrscheinlichen – Fall einer Infektion<br />

mit dem Fuchsbandwurm sollte<br />

Fuchskot am besten mit einer umgedrehten<br />

Plastiktüte eingesammelt<br />

werden. Wenn ich ihn nicht in die<br />

Enge treibe oder ihn gar fangen will,<br />

wird der Fuchs immer einen sehr großen<br />

Abstand zum Menschen halten.<br />

Was man nie tun darf: ihn bedrohen,<br />

indem man ihn etwa in die Garage<br />

treibt und dort in die Ecke drängt,<br />

weil man ihn vielleicht streicheln will.<br />

Dann kann er heftig beißen. Das Beste,<br />

was man für einen Fuchs tun kann,<br />

ist, ihn in Ruhe zu lassen und ihm,<br />

wenn man ihm helfen will, an<br />

einer geschützten Ecke etwas zu<br />

fressen hinzustellen.<br />

UNSICHTBARES HINDERNIS<br />

Jedes Jahr kommen in Österreich Hunderttausende Vögel durch<br />

Fensterschlag ums <strong>Leben</strong>, in Deutschland sind es sogar ca. 100 Millionen.<br />

Vögel sehen oft nur die Bäume oder die Sträucher, die sich im Glas spiegeln,<br />

und erkennen darin kein Hindernis. Abhilfe schaffen Rollos, Gardinen<br />

oder UV-Licht reflektierende Markierungen. Aufkleber in Form von<br />

Raubvögeln haben sich dagegen als unwirksam erwiesen.<br />

Wie helfe ich einem Vogel, der gegen<br />

meine Fensterscheibe geflogen ist?<br />

Gerade im <strong>Herbst</strong> machen<br />

Singvögel unfreiwillig<br />

Bekanntschaft mit Fensterscheiben.<br />

Was nach<br />

einer solchen Kollision zu<br />

beachten ist, erklärt Tierärztin<br />

Dr. Marianne Wondrak.<br />

Wenn die Sonne tiefer steht, fliegen vermehrt<br />

Singvögel gegen Fensterscheiben.<br />

Sollten Sie ein benommenes Vögelchen<br />

am Boden vorfinden oder sogar die Kollision<br />

beobachtet haben: erst mal Ruhe bewahren.<br />

Sitzt der Vogel in einer sicheren<br />

Ecke am Balkon, bitte mit Abstand beobachten,<br />

die meisten erholen sich nach we-<br />

nigen Minuten und fliegen davon. Sitzt<br />

oder liegt er an ungünstiger Stelle im<br />

Garten oder gar auf der Straße, bitte unbedingt<br />

vorsichtig einfangen und an einem<br />

dunklen, kühlen Ort sichern. Die<br />

meisten Vögel haben von der Kollision<br />

eine Gehirnerschütterung und brauchen<br />

vor allem Ruhe. Bitte niemals versuchen,<br />

Wasser in den Schnabel einzugeben! Die<br />

Gefahr, dass Flüssigkeit eingeatmet wird,<br />

ist viel zu groß. Erholt sich das Tier nicht<br />

innerhalb von zwei bis drei Stunden oder<br />

hängt ein Flügel schief herab, dann benötigt<br />

es intensivere Hilfe. In diesem Fall bitte<br />

an die nächste Wildtierhilfe wenden.<br />

WAS MACHE<br />

ICH, WENN MEIN<br />

PFERD HUSTET?<br />

<strong>Herbst</strong>zeit ist Erkältungszeit.<br />

Auch für unsere<br />

Vierbeiner, weiß<br />

Marianne Wondrak.<br />

Ein leichtes Husten<br />

kann man auch beim Pferd häufig mit<br />

Hausmitteln in den Griff kriegen. Kräutermischungen<br />

mit Spitzwegerich,<br />

Salbei, Fenchel, Süßholz und Kurkuma<br />

können bei leichten Erkrankungen der<br />

Atemwege helfen. Halten die Beschwerden<br />

länger als drei Tage an<br />

oder verschlimmern sich trotz der<br />

Kräuter, dann muss der Tierarzt kommen,<br />

sonst droht eine Lungenentzündung.<br />

Ebenso bei eitrigem Nasenausfluss<br />

oder starkem Husten bereits in<br />

Ruhe oder wenn das Pferd Fieber hat.<br />

106 107


Was bedeutet die<br />

Schwanzhaltung<br />

bei meiner Katze?<br />

„ICH WÄRE JETZT<br />

GERN ANDERSWO.“<br />

Ein gesenkter und gesträubter<br />

Katzenschwanz zeigt Furcht an.<br />

Ist der Schwanz zwar nicht gesträubt,<br />

dafür aber eingezogen,<br />

also zwischen den Beinen am<br />

Bauch angelegt, bedeutet auch<br />

das Angst und/oder Unwohlsein.<br />

Diese Haltung sieht man häufig,<br />

wenn Katzen beim Tierarzt sind.<br />

Ist der Katze kalt oder ist sie<br />

krank, zieht sie beim Ruhen meist<br />

Beine und Schwanz nah<br />

an den Körper, die sogenannte<br />

Verschlusshaltung.<br />

„ICH BIN JETZT<br />

KONTAKTFREUDIG.“<br />

Geht die Katze mit aufgestelltem Schwanz<br />

und erhobenem Kopf auf uns zu, ist sie<br />

freundlich und kontaktfreudig gestimmt.<br />

Hier besonders auf die Schwanzspitze<br />

achten: Zuckt diese leicht, ist die Katze besonders<br />

fröhlich gelaunt und möchte gern<br />

spielen und schmusen.<br />

Katzen kommunizieren mit<br />

ihrem Schwanz – und zwar<br />

vollkommen anders als ein<br />

Hund, erklärt Astrid Huber.<br />

Grundsätzlich ist der Schwanz<br />

eine Verlängerung der Wirbelsäule – ein sehr<br />

empfindliches Körperteil, in dem sämtliche<br />

Nervenstränge der Wirbelsäule verlaufen. Der<br />

Schrei, den eine Katze ausstößt, wenn man ihr<br />

unabsichtlich auf den Schwanz tritt, geht aus<br />

gutem Grund durch Mark und Bein. Dem Tier<br />

dient sein Schwanz als Gleichgewichtshilfe<br />

beim Gehen und Klettern. Wenn die Katze<br />

springt oder stürzt, hilft ihr Schwanz ihr dabei,<br />

die Balance wieder zu erlangen und auf den<br />

Pfoten zu landen. Der Schwanz ist aber auch<br />

ein wichtiger Stimmungsparameter und erzählt<br />

viel über die Laune des Stubentigers. Die<br />

Art und Weise, wie er sich bewegt, sollte jedoch<br />

immer im Kontext mit der Mimik und<br />

der gesamten Körperhaltung sowie etwaigen<br />

Lautäußerungen betrachtet werden. Wenn<br />

etwa beim Streicheln die Schwanzspitze zuckt<br />

und das Schnurren eingestellt wurde, ist der<br />

Katze die Berührung unangenehm. Dann<br />

möglichst sofort mit dem Streicheln aufhören.<br />

„DAS GEFÄLLT MIR HIER<br />

GANZ UND GAR NICHT!“<br />

Wenn der Schwanz von der Schwanzwurzel<br />

weg hin und her „peitscht“, ist<br />

die Katze zunehmend genervt und<br />

überlegt, was sie als Nächstes tun wird:<br />

Sofort flüchten oder den Menschen<br />

vorher noch blitzschnell durch einen<br />

Pfotenhieb oder Biss zurechtweisen.<br />

„BLEIB MIR<br />

BLOSS VOM LEIB!“<br />

Ein aufgeplusterter Schwanz, meist<br />

in Kombination mit aufgestellten<br />

Nackenhaaren, bedeutet Ärger und<br />

Angespanntheit. Das passiert oft bei<br />

Auseinandersetzungen zwischen<br />

Artgenossen oder wenn sich die<br />

Katze etwa bei einer Begegnung mit<br />

einem unbekannten Tier oder<br />

Menschen erschreckt. Kleine<br />

Kätzchen kombinieren den aufgeplusterten<br />

Schwanz dann häufig mit<br />

einem Katzenbuckel, um sich größer<br />

und „furchteinflößend“<br />

zu präsentieren.<br />

„ICH BIN GERADE BESCHÄFTIGT.“<br />

Die „Neutralstellung“ des Katzenschwanzes<br />

in der Waagrechte zeigt an, dass das Tier grundsätzlich<br />

entspannt ist. Ist die Spitze dabei leicht<br />

erhoben, will die Katze sagen: „Jetzt nicht<br />

stören, ich habe zu tun.“ Ist der Schwanz aufgestellt<br />

mit gebogener Spitze, ähnlich einem<br />

Fragezeichen, ist sich das Tier unsicher,<br />

ob es sich freuen soll.<br />

Rettung braucht<br />

Unterstützer<br />

Wir von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

haben es<br />

uns zur Aufgabe<br />

gemacht, unseren<br />

geretteten Tieren<br />

ein sicheres und<br />

behütetes <strong>Leben</strong> in exzellenter Haltung und<br />

liebevoller Betreuung zu bieten. Es geht um<br />

eine umfassende Humanität, die auch Tiere<br />

und Natur einschließt. Man kann es weder<br />

übersehen noch verdrängen: Tiere, egal ob<br />

wir sie als sogenannte „Nutztiere“ bezeichnen,<br />

ob sie im Haus leben oder wild und frei,<br />

sind vor Unmenschlichkeit und Unvernunft<br />

nicht sicher. Uns geht es darum, den Menschen<br />

immer wieder in Erinnerung zu bringen,<br />

dass es sich bei Tieren nicht um Sachen,<br />

sondern um fühlende Mitgeschöpfe handelt.<br />

Wenn sich diese Erkenntnis einprägt, können<br />

in der Folge auch Gesetze geändert werden<br />

und wird das Leid der Tiere reduziert.<br />

Etliche Tierrettungen und Aufklärungsmaßnahmen<br />

könnten von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> nicht<br />

geleistet werden, gäbe es nicht viele Tierfreunde,<br />

die unsere Arbeit und unsere Tiere<br />

in ihrem letzten Willen bedenken. Ganz unabhängig<br />

davon, ob sie selbst Tierhalter sind.<br />

Sie verstehen die Lage und fördern den weitreichenden<br />

Einsatz von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>, dessen<br />

wertebewusstes Handeln sie schätzen.<br />

Ins <strong>Leben</strong> gerufen wurden die drei gemeinnützigen<br />

Stiftungen in Deutschland, Österreich<br />

und der Schweiz von Michael Aufhauser.<br />

Dieter Ehrengruber leitet seit 2002 die gesamte<br />

Verwaltung von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> und ist<br />

Vorstand in allen drei Stiftungen. Ihm steht<br />

ein Führungsteam zur Seite, das dazu beiträgt,<br />

dass <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> zu dem geworden<br />

ist, was Sie heute vorfinden. Wir geben jederzeit<br />

Einblick, wie wir Tiere halten, und arbeiten<br />

mit großem Erfolg, auch zur Garantie der<br />

Nachhaltigkeit, an der Zukunft unserer Institution.<br />

Unsere Gemeinnützigkeit garantiert,<br />

dass jedes Erbe erbschaftssteuerfrei bleibt<br />

und zweckgebunden verwendet wird. Denn<br />

am Beispiel der Tiere geht es um Achtung vor<br />

dem <strong>Leben</strong> überhaupt, also auch um uns<br />

selbst. Und wir legen auf <strong>Aiderbichl</strong> großen<br />

Wert darauf, dass es nicht nur um große Beträge<br />

oder Erbschaften geht, jeder Euro wird<br />

gebraucht und geschätzt.<br />

Ein Mann, schon seit Jahren <strong>Aiderbichl</strong>er,<br />

spendet uns regelmäßig etwa 50 Cent.<br />

Auch das empfinden wir nicht etwa als<br />

rührende Geste, sondern als Auftrag. Das<br />

gilt für alle Spenden, Testamente und<br />

Vermächtnisse, die uns bei unserer Arbeit für<br />

das Wohl der Tiere unterstützen.<br />

Bitte kontaktieren Sie uns,<br />

wenn Sie Fragen haben.<br />

Sollten Sie eine unserer<br />

gemeinnützigen Stiftungen<br />

testamentarisch bedenken<br />

wollen, beraten wir<br />

Sie gern.<br />

KONTAKTIEREN SIE<br />

FRAU HOLDE SUDENN:<br />

Hotline:<br />

(0) 800 / 56 76 373<br />

(kostenlos aus Deutschland,<br />

Österreich und der Schweiz<br />

ohne zusätzliche<br />

Ländervorwahl erreichbar)<br />

E-Mail:<br />

stiftung@gut-aiderbichl.com<br />

108 109


Tierschutz<br />

Für die Freiheit geboren<br />

Für Herdenschutzhunde wie Eddy erreichen <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

derzeit erschreckend viele Anfragen. Die aufgrund ihres<br />

gutmütigen Äußeren oft leichtfertig angeschafften Tiere werden<br />

allzu oft nicht artgerecht gehalten. Um das Leid der Hunde zu<br />

mindern und über ihre Bedürfnisse zu informieren, arbeitet<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> eng mit einem Expertenteam in<br />

Kärnten zusammen<br />

ZWEITE CHANCE<br />

FÜR EDDY<br />

Der ausgesetzte<br />

Kaukasische Owtscharka<br />

hat in der Auffangstation<br />

des Vereins Secure Base<br />

in Kärnten eine neue,<br />

liebevolle Heimat<br />

gefunden. Dort arbeiten<br />

die Expert:innen intensiv<br />

an der Impulskon trolle<br />

des noch in der<br />

Entwicklung befindlichen<br />

jungen Hundes<br />

Wir wissen nicht, was<br />

genau Eddys Besitzer<br />

dazu gebracht<br />

hat, sich<br />

von ihm zu trennen.<br />

Tatsache ist,<br />

dass Eddy eines Tages in der Nähe einer<br />

Hundeschule entdeckt wurde. Mit Maulkorb<br />

und einem Wassernapf saß er stundenlang<br />

in der Aufbewahrungsbox, bis jemand<br />

auf ihn aufmerksam wurde. Einst<br />

muss der große Hund mit dem dicken, flauschigen<br />

Fell als putzig aussehender Welpe<br />

angeschafft worden sein, weil er aussah wie<br />

ein süßes, willenloses Kuscheltier. Gar nicht<br />

wie ein „Eddy“, sondern wie ein „Teddy“.<br />

Doch Eddy passt einfach nicht in die Rolle<br />

eines braven Familienhundes, gehört er als<br />

Kaukasischer Owtscharka doch zu den Herdenschutzhunden.<br />

Zu ihnen zählen einige<br />

der ältesten Hunderassen, darunter der<br />

Kangal, der Maremmano, der Kuvasz oder<br />

eben die Rasse, der Eddy angehört. Sie wurden<br />

einst gezüchtet, um eine Herde gegen<br />

Raubtiere zu beschützen – zur Not mit dem<br />

eigenen <strong>Leben</strong>. Doch was für weidende<br />

Schaf- oder Ziegenherden in den Bergen<br />

lebenswichtig ist, führt im dicht besiedelten<br />

Gebiet mitunter zu großen Problemen: Wird<br />

er im Einfamilienhaus gehalten, kann ein<br />

solcher Hund sein angezüchtetes Verhalten<br />

ausleben, indem er seine „Herde“ – sprich<br />

seine Familie – und das Territorium so vehement<br />

verteidigt, dass er jeden, den er nicht<br />

kennt, vergrault. Wohlgemerkt: Zwischen<br />

den einzelnen zu den Herdenschutzhunden<br />

zählenden Rassen gibt es sehr große<br />

Unterschiede. Doch gelten viele dieser Hunde<br />

als nicht erziehbar, werden von den<br />

überforderten Haltern nicht selten an der<br />

Kette gehalten, in den Zwinger gesperrt –<br />

oder wie Eddy einfach ausgesetzt. Nicht<br />

gewollt, unverstanden, unterbeschäftigt<br />

und in ihrem ganzen Sein unterdrückt: Für<br />

die allermeisten Herdenschutzhunde erweist<br />

sich ihre Haltung als Trauma, von dem<br />

sich viele nicht mehr erholen.<br />

Doch wie können Hunde, die als „nicht sozialisierbar“<br />

entsorgt wurden, wieder zufrieden,<br />

ja sogar glücklich werden? Es gibt einen<br />

Ort in Kärnten, wo Herdenschutzhunde<br />

auf Menschen treffen, die mit ganzem Herzen,<br />

voller Liebe, Verständnis und<br />

Geduld auf sie eingehen. Es ist der Hof<br />

der Familie Lippitz, die 2016 den privat<br />

finanzierten Verein Secure Base gegründet<br />

hat, mit dem <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> seit Kurzem<br />

110 111


eng zusammenarbeitet.<br />

Sissy Lippitz erinnert sich noch genau, wie<br />

alles begann mit ihr und den Herdenschutzhunden:<br />

Vor etwa 20 Jahren nahm die erfahrene<br />

Hundehalterin eine Hündin aus<br />

dem Tierheim auf: ein Mix aus Labrador und<br />

Golden Retriever, wie man ihr dort sagte.<br />

„Schon nach kurzer Zeit bemerkte ich jedoch,<br />

dass diese Hündin so ganz anders war<br />

als alle Hunde, die ich zuvor hatte“, erzählt<br />

sie. „Ich dachte, das läge an ihrer Tierheimvergangenheit,<br />

denn sie war misstrauisch<br />

allem und jedem gegenüber, machte weder<br />

Sitz noch Platz und interessierte sich eigentlich<br />

auch nicht wirklich für mich.“<br />

Beim Impf-Check schließlich fragt ihr Tierarzt<br />

sie, ob sie denn wisse, was sie sich da<br />

ins Haus geholt habe: Bei der vermeintlichen<br />

Labradorhündin handelte es sich tatsächlich<br />

um einen Kangal, einen Herdenschutzhund,<br />

der ursprünglich in den Weiten<br />

Anatoliens zu Hause ist. „Ich hatte bis zu<br />

dem Zeitpunkt noch nie etwas von dieser<br />

Rasse oder generell von Herdenschutzhunden<br />

gehört.“ Sissy stellt schnell fest: Mit<br />

Hundetraining und anderen regulären Formen<br />

der Erziehung und Sozialisierung bewirkt<br />

man bei einem Herdenschutzhund<br />

rein gar nichts. Schließlich besucht sie einen<br />

Kangalzüchter, der ihr die Augen öffnet:<br />

„Mädchen, egal wie sehr du auch glaubst,<br />

dich mit Hunden auszukennen, wenn du<br />

mit dieser Hündin zurechtkommen willst,<br />

musst du alles vergessen, was du je gelernt<br />

hast oder meinst zu wissen, und fängst bei<br />

null an.“ Sissy wird klar, dass nicht der Hund<br />

sich ändern muss, sondern sie selbst.<br />

Schlaffe Körperhaltung, mangelnde Aufmerksamkeit<br />

– kaum etwas an Sissys Art<br />

des Umgangs mit der Hündin, das der Experte<br />

nicht kritisiert. „Aber je mehr Zeit ich<br />

dort verbrachte, desto leichter und einfacher<br />

ging es mit meiner Hündin, und zwar<br />

ohne dass ich irgendetwas an ihr veränderte“,<br />

erinnert sie sich. Eine Erfahrung, die der<br />

Beginn von etwas ganz Neuem sein soll:<br />

„Diese Faszination, die dadurch entstehende<br />

Bindung, Liebe, Freude und Hingabe zu<br />

und mit meiner Hündin waren die Auslöser<br />

dafür, warum ich mich gerade zu diesen<br />

Hunden so verbunden fühle.“<br />

Jeder der Herdenschutzhunde, die den Weg<br />

zu Secure Base nach Frantschach-St. Gertraud<br />

in Kärnten finden, bringt seine ganz<br />

eigene, traurige Geschichte mit, in der<br />

Worte wie „unterschätzt“, „überfordert“,<br />

„nicht haltbar“ oder „aggressiv“ vorkom-<br />

men. Da ist Benco, der in der Landwirtschaft,<br />

in der er gehalten wurde, die Hühner<br />

gestresst hat, sodass sie weniger Eier gelegt<br />

hatten – sagt zumindest der Landwirt. Sirun<br />

hat im Tierheim keinen Pfleger an sich herangelassen.<br />

Jordi war schon mit sechs Wochen<br />

beschlagnahmt worden, nachdem er<br />

zu früh aus dem Ausland geholt wurde –<br />

kein Einzelfall bei Herdenschutzhunden.<br />

„Ihm fehlt alles Wichtige aus der Welpenzeit,<br />

weil er einfach zu früh von der Mutter<br />

getrennt worden war“, sagt Sissy Lippitz.<br />

Es folgten Isolation im Quarantänebereich,<br />

die Rückkehr zum Besitzer, der ihn jedoch<br />

nicht adäquat halten konnte, Ausbrüche<br />

mit Beißvorfällen, zwei weitere Beschlagnahmungen<br />

bis hin zur Gefährlichkeitseinstufung<br />

und der Freigabe zur Tötung.<br />

Secure Base ist Jordis letzte Chance auf <strong>Leben</strong>,<br />

denn auf behördliche Anweisung hin<br />

darf er nicht mehr in eine normale Haltung<br />

weitervermittelt werden. „Bei uns dürfen<br />

diese Hunde einfach mal ankommen, ja sie<br />

dürfen auch unfreundlich und ablehnend<br />

sein, denn ihre Vorgeschichten oder einfach<br />

auch ihre Persönlichkeit werden bei uns angenommen“,<br />

sagt Sissy Lippitz, Und dabei<br />

gehe es nicht unbedingt darum, aktiv auf<br />

den Hund zuzugehen: „Wir bieten unser offenes<br />

Herz an und warten, bis der jeweilige<br />

Hund mit uns zu kommunizieren beginnt.“<br />

Das geht nur mit Geduld, viel Geduld. „Es<br />

sind Minischritte, bis sich das wilde, frustrierte<br />

oder verstörte Ins-Gitter-Beißen<br />

langsam in ein einfaches ,Bleib-mir-fern-<br />

Bellen‘ wandelt“,<br />

sagt Sissy. Es dauere<br />

oft Monate, bis eine<br />

traumatisierte oder<br />

misshandelte Seele<br />

sich aus ihrer Erstarrung<br />

lösen kann.<br />

Manchmal währt es<br />

Jahre, bis ein Hund<br />

neu und tief zu vertrauen<br />

beginnt.<br />

Gibt es immer ein<br />

Happy End? „Nein“,<br />

räumt Sissy Lippitz<br />

ein, „es gibt auch<br />

Hunde, die nie mehr<br />

richtig vertrauen<br />

werden. Manche<br />

„Herdenschutzhunde<br />

hinterfragen<br />

ihre Halter<br />

regelmäßig.“<br />

HOF DER<br />

LETZTEN HOFFNUNG<br />

Secure Base ist die einzige<br />

spezialisierte Anlaufstelle in<br />

Österreich für die Notaufnahme,<br />

Unterbringung, Sozialisierung und<br />

Betreuung von Herdenschutzhunden.<br />

Auf dem Hof in Frantschach<br />

werden ausschließlich Hunde dieser<br />

Rassen betreut – und damit vor der<br />

Einschläferung bewahrt. Mehr Infos<br />

unter: www.securebase.eu<br />

Wunden heilen nie.“ Damit Herdenschutzhund<br />

und Mensch ein gutes Team bilden<br />

können, müsse der Mensch dem Tier nicht<br />

nur räumlichen Freiraum, eine Aufgabe bieten<br />

und sich selbst hervorragend mit Hunden<br />

auskennen. Er muss auch fähig sein zur<br />

Selbstreflexion und ehrliches Verständnis<br />

für die genetischen Rasseeigenschaften des<br />

Tieres aufbringen.<br />

Ein Muss ist der respektvolle<br />

Umgang<br />

auf absoluter Vertrauensbasis.<br />

Auch<br />

das gewaltfreie Erarbeiten<br />

gemeinsamer<br />

Regeln sind für<br />

ein Zusammenleben<br />

unerlässlich<br />

– ohne dabei jedoch<br />

den Hund brechen<br />

zu wollen. Jeder<br />

Charakter ist anders<br />

und hat seine eigenen<br />

Bedürfnisse, auf<br />

die man sich einlassen<br />

muss. „Wer all<br />

diese Punkte umsetzt,<br />

wird den loyalsten Traumhund an<br />

seiner Seite haben“, ist sich Sissy Lippitz<br />

sicher. Sie weiß schließlich genau,<br />

wovon sie spricht.<br />

KLEINE HERDEN<br />

FÜR GROSSE AUFPASSER<br />

Auf ihrem Hof hat Familie Lippitz (Foto:<br />

Vater Konrad, Mutter Sissy, Tochter Syrina,<br />

nicht auf dem Foto: Sohn Simon) Platz für<br />

20 Herdenschutzhunde – mehr als doppelt<br />

so lang ist jedoch die Warteliste. Alle<br />

Hunde, bei denen es möglich ist, erhalten<br />

eine ihrem Wesen entsprechende Aufgabe.<br />

Sie kümmern sich auf dem Hof um Ziegen,<br />

Schafe und Gänse. Auch sie sind gerettete<br />

Tiere, die niemand haben wollte – so helfen<br />

Hunde und Herde sich nun gegenseitig.<br />

VIEL PLATZ ZUR FREIEN ENTFALTUNG<br />

Bei Secure Base schauen die Menschen genau: Was macht dem jeweiligen Hund<br />

Spaß, wo blüht er auf, was macht ihn zufrieden und ausgeglichen? „Kein Hund wird<br />

bei uns nur ,verwahrt‘. Jeder ist Teil unserer Secure-Base-Familie“, betont Sissy Lippitz.<br />

GUT AIDERBICHL<br />

WISSEN<br />

Warum ein<br />

Herdenschutzhund<br />

kein Haushund<br />

sein kann<br />

➤ „Herdenschutzhunde gehen<br />

nur in einem gewissen Maße<br />

die Kooperation mit dem Menschen<br />

ein“, erklärt Expertin<br />

Sissy Lippitz, „sie sind gezüchtet,<br />

um eigenständig zu<br />

agieren. Diese Eigenschaft ist<br />

für das eigene Überleben und<br />

die Unversehrtheit der ihnen<br />

anvertrauten Herde zwingend<br />

erforderlich – überrascht aber<br />

beim ersten Abgrenzungsversuch<br />

viele Halter ganz gehörig.“<br />

Zu den wichtigsten<br />

Wesensmerkmalen eines<br />

Herdenschutzhundes gehören:<br />

• Vorsicht, Misstrauen,<br />

Ablehnung gegenüber Fremdem<br />

(nicht nur auf den Menschen<br />

bezogen), eigenständiges Denken<br />

und Handeln. „Diese Rassen<br />

sind sehr oft „Einmannhunde“.<br />

Es gibt eine einzige Bezugsperson,<br />

der Rest wird maximal toleriert“,<br />

erklärt Sissy Lippitz.<br />

• Blitzschnelles Umschalten aus<br />

ruhigem, vermeintlich entspanntem<br />

Verhalten in eine höchste<br />

Alarmbereitschaft, mit für Laien<br />

kaum ersichtlichen „Vorzeichen“.<br />

• Die absolute Verteidigungsbereitschaft<br />

mit oftmals massivem,<br />

lauten durchdringenden und<br />

sehr konsequentem Bellverhalten<br />

bei allem, was der Hund als<br />

Gefahr, unbekannt oder<br />

neu registriert.<br />

• Seine territorial motivierte<br />

Angriffsbereitschaft ist abhängig<br />

vom Lichtzyklus und steigt besonders<br />

mit Einbruch der Dämmerung<br />

– eine Wohnungshaltung<br />

ist allein schon vor diesem<br />

Hintergrund unverantwortlich.<br />

112 113


Henndorf<br />

IMMER DEN<br />

HÄNDEN NACH<br />

Darla folgt Giselas<br />

streichelnden Händen,<br />

gibt sich allen neuen<br />

Sinneseindrücken hin<br />

und entdeckt so Stück<br />

für Stück ihre Welt. Auf<br />

<strong>Aiderbichl</strong> hat man jahrelange<br />

Erfahrungen<br />

mit der Pflege von blinden<br />

Rindern, Eseln und<br />

Pferden – Darla wird es<br />

an nichts fehlen.<br />

Alles Licht<br />

auf dieser<br />

Welt<br />

Wie ein blindes Kalb die Welt um sich herum<br />

zum Strahlen bringt<br />

Jedes neue <strong>Leben</strong> ist wie ein Wunder<br />

– das erste Ein- und Ausatmen<br />

der Luft, das erste Erfühlen einer<br />

neuen Welt, das Spüren zärtlicher<br />

Zuneigung, das Hören der ersten<br />

Geräusche und Stimmen, die einem<br />

liebevoll versichern: „Ja, alles mag für<br />

dich erst einmal fremd und unheimlich wirken.<br />

Aber du wirst in diese – deine – Welt<br />

hineinwachsen und einen Platz darin haben.“<br />

So ist der Start ins <strong>Leben</strong> auch für die<br />

kleine Darla vorgesehen.<br />

Doch noch bevor sie beginnt, diese Welt<br />

für sich zu erkunden, wird schnell klar: Ihr<br />

fehlt ein wichtiger Sinn. Denn das Licht der<br />

Sonne, das Grün des Grases oder die gütigen<br />

Augen anderer Kühe wird das rot-bunte<br />

Kuh-Kalb nie erblicken: Darla wurde<br />

ohne Augen geboren. Doch deshalb scheu<br />

und ängstlich in der Ecke zu liegen, ist so<br />

gar nicht Darlas Art. Als wolle es diese Einschränkung<br />

wettmachen und jedem zweifelsfrei<br />

klarmachen: „Ich bin hier und lasse<br />

mich nicht unterkriegen!“, legt dieses kleine<br />

Wesen eine unbändige Energie an den<br />

Tag. Dieser unbedingte Willen zum <strong>Leben</strong><br />

beeindruckt auch den Landwirt, der seinen<br />

Betrieb in der Nähe von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

Henndorf hat. Da sein Stall jedoch nicht für<br />

eine sichere Unterbringung eines blinden<br />

Tieres geeignet ist und er das Kälbchen auf<br />

keinen Fall zum Schlachter bringen will,<br />

fragt er die Tierschutzgemeinschaft, ob sie<br />

einen Platz für Darla hat. Stiftungsvorstand<br />

Dieter Ehrengruber sagt sofort zu, für Darla<br />

einen Platz auf dem Begegnungshof in<br />

Henndorf zu schaffen, wo sie trotz ihres<br />

Handicaps sicher und glücklich leben<br />

kann. Wer nun am Schweinepalast hinauf<br />

Richtung <strong>Gut</strong>sgebäude spaziert, kommt<br />

bei Darla vorbei. Dort hat sie einen schönen<br />

Stall, der zum Hof hin offen ist. Am<br />

liebsten steht sie am Gatter, spürt die Sonne<br />

auf ihrem weichen Fell und erspürt mit<br />

ihrer feinen Nase die Besucher, die sich ihr<br />

neugierig und begeistert nähern.<br />

Ihre Blindheit scheint sie nicht zu stören.<br />

Darla horcht auf ihren Namen und, wenn<br />

man mit ihr spricht, bewegt sie sanft den<br />

Kopf hin und her, versucht zu riechen, wer<br />

da gerade neben ihr steht. Gisela Pschenitschnig<br />

von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> hat sich sofort<br />

in den kleinen Neuankömmling verliebt.<br />

„Als ich Darla das erste Mal besuchte, lag<br />

sie gemütlich in ihrem Strohbett und bewegte<br />

sofort ihre Ohren, als ich sie bei ihrem<br />

Namen ansprach, als wollte sie fragen:<br />

Wer kommt denn da?“ Beim nächsten Mal<br />

reagiert Darla auf Giselas Begrüßung bereits<br />

mit einem sanften „Muuuuh“. Vielleicht<br />

hat sie Giselas Stimme erkannt oder<br />

sich daran erinnert, wie sie ihr über das Fell<br />

gestreichelt hat. „Es ist schön, neben Darla<br />

im Stroh zu sitzen und ihren warmen Körper<br />

fühlen zu dürfen“, sagt Gisela. „Wie im<br />

Zeitlupentempo schleckt sie meine Hand<br />

und ist total entspannt. Wenn ich wieder<br />

aus dem Stall gehen möchte, steht sie auf<br />

und geht mir nach.“ Es ist, als wolle Darla<br />

etwas von der Liebe und Zärtlichkeit zurückgeben,<br />

die ihr in ihrem jungen <strong>Leben</strong><br />

widerfahren ist. Und zaubert so jedem, der<br />

ihr nahekommt, ein glückliches Lächeln<br />

aufs Gesicht.<br />

GUT AUFGEHOBEN<br />

Wie gut sich eine blinde Kuh im Stall<br />

oder auf einer Weide orientieren<br />

kann, hängt von der Gruppengröße<br />

und der Stabilität der Gruppe ab.<br />

Wechselnde Stallabteile würden<br />

zum Problem, da die Kuh sich immer<br />

wieder neu orientieren müsste. Darla<br />

kennt sich in ihrem Stall inzwischen<br />

gut aus – und in der Rinderherde in<br />

Henndorf wird sie ganz sicher gut<br />

aufgehoben sein.<br />

114<br />

115


Mit Herz schenken<br />

Shop<br />

DOPPELT FREUDE<br />

SCHENKEN<br />

Jeder von uns kennt diese Frage: Was schenke<br />

ich meinen Liebsten zu Weih nachten, zu Ostern<br />

oder zum Geburtstag? Eine Geschenkpatenschaft ist<br />

zu jedem Anlass ein sinnvolles Geschenk. Damit<br />

schenken Sie einem Tier eine zweite Chance. Mit Ihrer<br />

Patenschaft unterstützen Sie unsere 6000 geretteten<br />

Tiere und können gleichzeitig dem/der Beschenkten<br />

eine riesengroße Freude bereiten. Bereits ab einem<br />

monatlichen Beitrag in Höhe von nur 10 Euro können<br />

Sie Ihren Liebsten die symbolische Patenschaft von<br />

einem unserer geretteten Tiere schenken. Der/Die Beschenkte<br />

erhält eine Urkunde mit einem Foto des Tieres<br />

sowie persönlicher Widmung und eine <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>-Patenschaftskarte.<br />

Sie suchen ein Geschenk oder<br />

freuen sich über ein Stück<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> für sich selbst?<br />

In unserem Online-Shop finden<br />

Sie viele schöne und exklusive<br />

Artikel. Jeder Einkauf kommt<br />

unseren Tieren zugute!<br />

Alle Preise verstehen sich inkl. MwSt.<br />

und zzgl. Versandkosten. Mehr Infos<br />

unter https://shop-gut-aiderbichl.com/<br />

GUT AIDERBICHL-KALENDER 2024<br />

Unser traditioneller Glücksbringer für alle Tierfreunde!<br />

Der auf hochwertigem Karton gedruckte <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>-<br />

Kalender begleitet Sie mit wunderschönen Bildern<br />

unserer Tiere und kurzen Geschichten durchs Jahr.<br />

Zum Aufhängen im A4-Format mit Spiralen plus<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>-Tiersticker zum Planen von Terminen.<br />

MASKOTTCHEN<br />

„MARIECHEN“<br />

Unsere <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>-<br />

Botschafterin begrüßt<br />

die Besucher auf<br />

unseren Begegnungshöfen:<br />

Nun gibt es Esel<br />

Mariechen auch aus<br />

Plüsch zum Liebhaben<br />

für zu Hause. Unser<br />

süßes Maskottchen ist<br />

in zwei Größen erhältlich:<br />

33 und 50 cm.<br />

GUT AIDERBICHL-FILZTASCHE UND -FLASCHE<br />

Die perfekten Begleiter für unterwegs: Die <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>-Umhängetasche<br />

aus Filz mit Spruch und Logo bedruckt misst 22,5 x 19 x 1,5 cm<br />

(in Hellgrau und Anthrazit erhältlich) – und bietet damit auch Platz<br />

für die schöne Glas-Trinkflasche mit Filzbezug und Bambusdecken.<br />

Die Flasche fasst 500 ml Flüssigkeit und ist spülmaschinenfest.<br />

WUNDERSCHÖNE<br />

SCHNEEKUGEL<br />

Der Begegnungshof <strong>Gut</strong><br />

<strong>Aiderbichl</strong> in Henndorf im<br />

Schnee – ein wunderschöner<br />

Anblick, der sich hoffentlich<br />

ab der Advents- und<br />

Weihnachtszeit bietet. Doch<br />

auch wenn ein persönlicher<br />

Besuch gerade nicht möglich<br />

ist, erinnert diese fein<br />

ausgearbeitete Schneekugel<br />

an die einzigartige, beschauliche<br />

Winterstimmung<br />

unseres Hauptgutes. Die<br />

Schneekugel ist 9 cm hoch,<br />

es gibt unterschiedliche<br />

Varianten des Sockels mit<br />

verschiedenen Tier-Reliefs.<br />

GESCHENKKARTEN<br />

Das perfekte Präsent,<br />

das auf allen unseren<br />

Besucherhöfen eingelöst<br />

werden kann. Einfach<br />

Wunschbetrag auswählen,<br />

gewünschte Vorlage<br />

wählen und Bestellung<br />

abschließen. Erhältlich<br />

sind die Karten über den<br />

<strong>Gut</strong>scheinshop auf unserer<br />

Homepage oder direkt<br />

vor Ort auf allen unseren<br />

besuchbaren Gütern.<br />

STIFTETÄSCHCHEN AUS<br />

RECYCLETEM FILZ<br />

Mit diesem hübschen Stiftetäschchen<br />

fliegt kein Schreibgerät<br />

mehr in der Tasche herum! Befüllt<br />

mit 12 Holz-Buntstiften ist das<br />

hellgraue Federpenal mit dem<br />

weißen <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>-Logo der<br />

perfekte Begleiter für Schule und<br />

Uni. Die Reißverschlusstasche<br />

(Größe: 21 x 7 cm) besteht aus<br />

PET-Filz, der aus Recycling-Kunststoff<br />

hergestellt wird.<br />

116 117


Ernährung<br />

GEMEINSAM IN DIE ZUKUNFT<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Stiftungsvorstand Dieter<br />

Ehrengruber (Foto rechts) erklärt: „Die<br />

Kooperation mit My HeimTierLand ist für<br />

uns sehr wichtig – gerade auch im Hinblick<br />

auf eine zukünftige Entwicklung vegetarischer<br />

Tierkost dort, wo sie möglich ist.“<br />

Tierwohl an<br />

erster Stelle<br />

Hochwertigstes Futter aus der Region: Andreas und Stefan Theisen<br />

haben mit <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Stiftungvorstand Dieter Ehrengruber<br />

eine Futterkooperation vereinbart. Welche Vorteile das für Mensch<br />

und Tier hat und warum nicht nur Hündin Kiara völlig<br />

begeistert ist – ein Interview<br />

SMOOTHIE FÜR HUNDE …<br />

Bei allen Futterkomponenten wird darauf<br />

geachtet, dass sie möglichst aus<br />

regionalem Anbau kommen und kurze<br />

Transportwege haben.<br />

Das richtige Futter zu finden,<br />

ist manchmal gar nicht so<br />

leicht. Da geht es um<br />

Verträglichkeit, Verdaulichkeit,<br />

die richtige Zusammensetzung<br />

– und<br />

nachhaltig darf es auch gern sein. Nach<br />

sorgfältiger Prüfung hat <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> jetzt<br />

einen Futterpartner gefunden, der all diese<br />

Kriterien erfüllt.<br />

Herr Theisen, als Geschäftsführer<br />

von My HeimTierLand sind Sie mit<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> eine Futterkooperation<br />

eingegangen. Wie kam es dazu?<br />

Bei <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> ist man immer auf der<br />

Suche nach dem optimalen Futter für die<br />

Tiere. Die Qualitätsansprüche sind sehr<br />

hoch, das ist bekannt. Wir bekamen die Gelegenheit,<br />

das Flüssigfutter von TJURE anbieten<br />

zu dürfen. Das Feedback der Mitarbeiter<br />

– und der Hunde – war fantastisch.<br />

Was ist das Besondere an diesem Futter?<br />

Bei TJURE wurde ein Verfahren entwickelt,<br />

hochwertiges Muskelfleisch zu einer Art<br />

Smoothie zu verflüssigen. In dieser Darreichungsform<br />

hat das Futter eine einmalig<br />

hohe biologische Verfügbarkeit für den<br />

Hund: Die Nährstoffe können optimal aufgenommen<br />

und vom Körper verarbeitet<br />

werden. Und das erhöht wiederum die Verdaulichkeit.<br />

Das Futter ist perfekt als Topping<br />

für die tägliche Fütterung und unterstützt<br />

auf diese Weise die Flüssigkeitsaufnahme.<br />

Wie sieht aus Ihrer Sicht die<br />

ideale Futter-Kombination aus?<br />

Genau diese Frage haben wir uns gemeinsam<br />

mit dem Team von <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> gestellt.<br />

Wir haben mit TJURE ein Trockenfutter<br />

entwickelt, das sich als ideale Kombination<br />

zu TJURE-Flüssigfutter erwiesen hat.<br />

Sie empfehlen die Mischfütterung?<br />

Ja! Die Kombination von Trockenfutter und<br />

Fleisch-Smoothie hat viele Vorzüge. Der<br />

Hund profitiert von den Vorteilen beider Futterarten,<br />

weil er eine breite Palette von Nährstoffen<br />

serviert bekommt.<br />

Es gibt ja Hunde, die beim Fressen<br />

sehr wählerisch sind …<br />

Das stimmt. Aber die Akzeptanz von TJURE<br />

liegt bei nahezu 100 Prozent. Der Fleisch-<br />

Smoothie wird auch von Hunden, die eher<br />

herummäkeln, gern angenommen. Durch<br />

den tollen Geschmack erhöht er außerdem<br />

die Akzeptanz von Trockenfutter. Ein bisschen<br />

davon übers Futter – und<br />

GUTEN APPETIT.<br />

Weitere Pluspunkte?<br />

Ja. Durch das Mischfutter nimmt der Hund<br />

viel Feuchtigkeit auf. Und das Gewicht des<br />

Tieres lässt sich damit gut regulieren.<br />

Enthält der Smoothie Zusätze?<br />

Er besteht zu 26 % aus reinem Muskelfleisch<br />

in <strong>Leben</strong>smittelqualität, natürlichen<br />

Pflanzenprodukten und Wasser. Es<br />

enthält keine Emulgatoren, Bindemittel<br />

oder andere lebensmittelchemischen<br />

Beimengungen.<br />

Für welche Hunde ist es geeignet?<br />

Ursprünglich wurde es zum Aufpäppeln<br />

kranker Hunde entwickelt. Aber es stellte<br />

sich schnell heraus, dass es auch ideal für<br />

gesunde erwachsene Hunde ist.<br />

Ihre persönliche Erfahrung?<br />

Alle Hunde, die ich kenne, sind begeistert.<br />

Toll ist, dass man damit auch experimentieren<br />

kann. Wir haben den Smoothie im<br />

Sommer in eine Eiswürfelform gegeben<br />

und gefrieren lassen. Das sind Leckerlis,<br />

nach denen die Hunde ganz verrückt sind.<br />

Ist Tierschutz ein Teil<br />

Ihrer Firmenphilosophie?<br />

Unbedingt. Und: Das Team von My Heim-<br />

TierLand schaut immer, was für die eigenen<br />

Tiere das allerbeste Futter ist. Nur was<br />

wir unseren Tieren geben, können und<br />

wollen wir guten Gewissens auch unseren<br />

Kunden empfehlen. Etwas anderes bieten<br />

wir gar nicht erst an.<br />

118 119


Wo Sie uns finden<br />

Die<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Höfe<br />

Auf unseren Höfen in sechs Ländern leben<br />

mehr als 6000 gerettete Tiere. Und drei der<br />

Höfe können Sie auch besuchen …<br />

Die Tierschutz gemeinschaft<br />

<strong>Gut</strong><br />

<strong>Aiderbichl</strong> steht<br />

seit mehr als<br />

20 Jahren mit<br />

ihren Stiftungen<br />

in Deutschland,<br />

Österreich und<br />

der Schweiz für aktiven und nachhaltigen<br />

Tierschutz in ganz Europa. Dabei liegt<br />

unser Schwerpunkt auf der Tierrettung,<br />

dem Tier- und dem Artenschutz.<br />

Auf zahlreichen Heimathöfen bieten wir<br />

allen von uns geretteten Tieren ein artgerechtes<br />

Zuhause mit dauerhafter Unterbringung.<br />

Mehr als 6000 Tiere in sechs<br />

europäischen Ländern leben heute bereits<br />

bei uns. Auf unseren drei Begegnungshöfen<br />

in Henndorf bei Salzburg, Iffeldorf<br />

bei München und Deggendorf bei Passau<br />

machen wir zudem Tierschutz für alle Generationen<br />

erleb- und spürbar. Ein Ausflug<br />

nach <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> ist Erlebnis und<br />

Erholung zugleich: Die Begegnung mit all<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

steht für<br />

aktiven und<br />

nachhaltigen<br />

Tierschutz<br />

unseren Tieren ist wie ein kleiner Urlaub,<br />

der den Alltag in landschaftlich attraktiver<br />

Umgebung für ein paar schöne Stunden<br />

vergessen lässt. Und mit den lebhaften<br />

Ziegen, den stets zu Streichen aufgelegten<br />

Eseln, den geruhsamen Rindern oder den<br />

quirligen Hühnern wird es nie langweilig.<br />

Davon haben sich in den vergangenen<br />

20 Jahren rund 3,8 Millionen Gäste überzeugt.<br />

Alle Fragen zu unserer Arbeit beantworten<br />

Ihnen unsere Mitarbeiter vor Ort<br />

gern. Wir freuen uns auf Ihren Besuch!<br />

● Henndorf<br />

Berg 20, 5302 Henndorf am Wallersee<br />

Mi.–So.: 9–18 Uhr, Mo. u. Di. Ruhetag<br />

(Feiertage und Ferienzeit täglich geöffnet)<br />

● Iffeldorf<br />

Osterseehof, 182393 Iffeldorf<br />

ACHTUNG,<br />

NEUE<br />

ÖFFNUNGS-<br />

ZEITEN!<br />

Mi.–So.: 9–18 Uhr, Mo. u. Di. Ruhetag<br />

(Feiertage und Ferienzeit täglich geöffnet)<br />

● Deggendorf<br />

Eichberg 26, 94469 Deggendorf<br />

Mi.–So.: 9–18 Uhr, Mo. u. Di. Ruhetag<br />

(Feiertage und Ferienzeit täglich geöffnet)<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Stiftung Österreich<br />

Raiffeisenbank Wallersee<br />

Konto: <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Stiftung Österreich<br />

BIC / SWIFT: RVSAAT2S021<br />

IBAN: AT28 3502 1000 1802 3176<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Stiftung Deutschland<br />

Raiffeisenbank Wallersee<br />

Konto: <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Stiftung<br />

Deutschland<br />

BIC / SWIFT: RVSAAT2S021<br />

IBAN: AT86 3502 1000 1805 9089<br />

Osnabrück<br />

Ballermann Ranch<br />

Scholen<br />

DEUTSCHLAND<br />

Mainburg<br />

Eslarn<br />

DEGGEN-<br />

DORF<br />

Mehr Infos<br />

zu Ihrem<br />

Besuch auf<br />

unseren Höfen<br />

Bankverbindung Deutschland<br />

Oberbank Bayern<br />

Konto: <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Stiftung<br />

Deutschland<br />

BIC/Swift: OBKLDEMX<br />

IBAN: DE92 7012 0700 8041 1028 67<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Stiftung Schweiz<br />

Zürcher Kantonalbank<br />

Konto: <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> Stiftung Schweiz<br />

Kontonr: 1100-2932.344<br />

Bank Clearing Nr. 700<br />

BIC / SWIFT: ZKBKCHZZ80A<br />

IBAN: CH59 0070 0110 0029 3234 4<br />

FRANKREICH<br />

Moulins<br />

Egg<br />

SCHWEIZ<br />

<strong>Gut</strong>tenburg<br />

IFFELDORF<br />

Teufen<br />

ÖSTERREICH<br />

Gänserndorf<br />

Maria<br />

Schmolln Kilb<br />

HENNDORF<br />

Traisen<br />

Kärnten<br />

Szépalma<br />

UNGARN<br />

RUMÄNIEN<br />

In und um Henndorf gibt es außerdem diese Einrichtungen von<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>: Seniorenstall – Schroffner-<strong>Gut</strong> – Köllersbergerhof –<br />

Schwaighofer – <strong>Gut</strong> Spielberg – Eppenschwandtner Hof –<br />

B-Stall – Vierlingerhof<br />

Bukarest<br />

120 121


IMPRESSUM<br />

Dieter Ehrengruber,<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong> GmbH und <strong>Gut</strong><br />

<strong>Aiderbichl</strong> Stiftung, Johannes-<br />

Filzer-Straße 5, 5020 Salzburg<br />

Redaktion:<br />

Bauer Special Interest KG,<br />

Content Marketing & Strategy<br />

Burchardstraße 11,<br />

20077 Hamburg<br />

Für den Inhalt<br />

verantwortlich:<br />

Chefredakteur:<br />

Uwe Bokelmann (V.i.S.d.P.),<br />

Adresse wie Redaktion<br />

Redaktionsleitung:<br />

Dorothee Teves<br />

Redaktion: Astrid Keßler<br />

Mitarbeit: Jutta Junge<br />

Project Management:<br />

Rose Sieberns<br />

Chef vom Dienst:<br />

Olivier Ninnemann<br />

Art Direction:<br />

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Pascal El Shakra<br />

Fotoredaktion:<br />

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Kontakt <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>:<br />

info@gut-aiderbichl.com<br />

Telefon 0800 / 56 76 373<br />

Nachdruck, auch auszugsweise,<br />

nur mit vorheriger Genehmigung.<br />

Für unverlangt eingesandte<br />

Manuskripte und Bildbeiträge<br />

wird keine Haftung übernommen.<br />

Titelfoto: <strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong><br />

Foto und Illustrationen:<br />

Ingo Boelter; Max Kratzer; Marco<br />

Rossi; Bernhard Huber; Lars Berg;<br />

<strong>Gut</strong> <strong>Aiderbichl</strong>; Getty Images;<br />

Shutterstock; istock; Adobe<br />

Stock; Alamy; NABU; Fotoshop<br />

Traunsee<br />

Druck:<br />

B&K Offsetdruck GmbH<br />

<strong>Gut</strong>enbergstraße 4–10<br />

77833 Ottersweier

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