KVWL kompakt + praxis intern Oktober 2023
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Klares Ziel, gemeinsamer Weg<br />
muss noch definiert werden<br />
Die im Rahmen der Sonder-VV lebhaft, teilweise<br />
emotional geführten Diskussionen zeigten<br />
deutlich, dass den Delegierten weitere, dringend<br />
zu behebende Defizite in der ambulanten<br />
Versorgung auf den Nägeln brennen: überbordende<br />
Bürokratie, Fachkräftemangel und<br />
nicht ausgereifte digitale Tools sind nur einige<br />
Stichworte. Hinzu kommt die mangelnde Wertschätzung<br />
seitens der Politik im Allgemeinen<br />
und von Bundesgesundheitsminister Karl<br />
Lauterbach im Besonderen. „Es geht nicht nur<br />
um die Finanzen“, verdeutlichte Anke Richter-<br />
Scheer, „Wir werden von der Politik zunehmend<br />
ausgegrenzt.“ Man müsse sich weitere<br />
Berufsgruppen an die Seite holen, um sich<br />
gemeinsam in Berlin Gehör zu verschaffen,<br />
empfahl die in Bad Oeynhausen niedergelassene<br />
Hausärztin. Dieser Vorschlag wurde auch<br />
in anderen Wortbeiträgen aufgegriffen, wobei<br />
vorerst offen blieb, welche gesellschaftlichen<br />
Gruppen geeignete „Bundesgenossen“ seien.<br />
Je nach regionaler Prägung und Vernetzung<br />
wurden hier, neben anderen Gesundheitsberufen,<br />
Vertreter von Städten und Kommunen<br />
oder auch Partner aus der Industrie genannt,<br />
da eine gesicherte ambulante Versorgung ein<br />
echter Standortvorteil sei.<br />
Ebenso kontrovers diskutierten die anwesenden<br />
VV-Mitglieder die Frage nach dem richtigen<br />
Weg. Man war sich schnell einig, dass<br />
Praxisschließungen, die auch bundesweit<br />
immer wieder ins Spiel gebracht werden, kein<br />
probates Mittel seien. Zum einen gab es große<br />
Zweifel, ob man hier für eine konzertierte Aktion<br />
genügend Mitstreiter fände. Zum anderen<br />
würden wie auch immer geartete „Streiks“<br />
den Versorgungsverpflichtungen widersprechen,<br />
die jeder Vertragsarzt und -psychotherapeut<br />
übernommen habe. Und schließlich<br />
träfen flächendeckende Praxisschließungen in<br />
erster Linie die Patienten, die man nicht instrumentalisieren,<br />
sondern überzeugen wolle.<br />
Im Gespräch waren auch lokal bzw. regional<br />
abgestimmte Urlaubszeiten, zu denen mehrere<br />
Praxen gleichzeitig geschlossen bleiben<br />
würden, um die drastischen Folgen dauerhaft<br />
wegfallender Versorgungskapazitäten zu veranschaulichen.<br />
Unterstützung durch Patienten?<br />
Unterschiedliche Bewertungen gab es auch zu<br />
Überlegungen, inwiefern es gelingen könnte,<br />
die Unterstützung der Patientinnen und Patienten<br />
für die eigenen politischen Ziele zu<br />
gewinnen. Allerdings sei spätestens jetzt der<br />
Zeitpunkt gekommen, an dem man die breite<br />
Öffentlichkeit über die existenziellen Probleme<br />
des ambulanten Versorgungssektors informieren<br />
müsse. Die Vertreterversammlung<br />
zeigte sich überzeugt davon, dass „nur durch<br />
eine breite Unterstützung unserer Proteste es<br />
in Zukunft noch Arzt- und Psychotherapeu-