20.10.2023 Aufrufe

NJW 44/23 Dolmetscher und Übersetzer

In diesem NJW-Special „Dolmetscher und Übersetzer“ haben wir mit einer Konferenzdolmetscherin und einer Übersetzerin beim Sprachdienst des Auswärtiges Amts über ihre Arbeit gesprochen. Außerdem wird in diesem Special auf die „falschen Freunde“ des Übersetzens eingegangen und wie man sich vor ihnen schützen kann. Zudem erwartet Sie ein Beitrag, der sich mit den Besonderheiten von Gerichtsverhandlungen per Videokonferenz für Dolmetscher auseinandersetzt und ein weiterer Artikel, der sich mit universitären Lehrprogrammen zur Vermittlung der anglo-amerikanischen Rechtssprache im deutschsprachigen Raum beschäftigt.

In diesem NJW-Special „Dolmetscher und Übersetzer“ haben wir mit einer Konferenzdolmetscherin und einer Übersetzerin beim Sprachdienst des Auswärtiges Amts über ihre Arbeit gesprochen. Außerdem wird in diesem Special auf die „falschen Freunde“ des Übersetzens eingegangen und wie man sich vor ihnen schützen kann. Zudem erwartet Sie ein Beitrag, der sich mit den Besonderheiten von Gerichtsverhandlungen per Videokonferenz für Dolmetscher auseinandersetzt und ein weiterer Artikel, der sich mit universitären Lehrprogrammen zur Vermittlung der anglo-amerikanischen Rechtssprache im deutschsprachigen Raum beschäftigt.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Anzeigenschwerpunkt <strong>Dolmetscher</strong> <strong>und</strong> <strong>Übersetzer</strong><br />

Der digitalisierte Gerichtssaal: Onlineverhandlung mit<br />

<strong>Dolmetscher</strong> – (wie) geht das?<br />

Gleich mehrere aktuelle Gesetzesvorhaben zielen auf<br />

das dauerhafte Nutzbarmachen der Vorteile von<br />

Digitalisierung für die Gerichte ab, etwa die digitale<br />

Aufzeichnung von Hauptverhandlungen oder die Förderung des<br />

Einsatzes von Videokonferenztechnik in Verfahren der Zivil- <strong>und</strong><br />

Fachgerichtsbarkeiten. 1 Ganz allgemein können dabei technische,<br />

organisatorische oder datenschutzrechtliche Hürden entstehen,<br />

die sich mittlerweile eigentlich alle durch Fachkompetenz <strong>und</strong><br />

Geld überwinden lassen.<br />

Im Folgenden sollen die Besonderheiten verdeutlicht<br />

werden, wenn zu einer Verhandlung per Videokonferenz<br />

ein <strong>Dolmetscher</strong> hinzugezogen wird. Referenz ist dafür der<br />

entsprechende Gesetzentwurf (B<strong>und</strong>estag-Drucksache<br />

20/8095, <strong>23</strong>.08.20<strong>23</strong>). 2<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich ist für Verhandlungen unter Einsatz von<br />

<strong>Dolmetscher</strong>n zu berücksichtigen, dass<br />

1. zum Deutschen (zeitgleich) eine weitere Sprache gesprochen<br />

wird, <strong>und</strong> dass<br />

2. der <strong>Dolmetscher</strong> für seine Tätigkeit „schärfer“ hören <strong>und</strong><br />

sehen muss.<br />

Als Antwort auf die veränderten Bedingungen durch den<br />

Einsatz von Videokonferenztechnik im Gerichtssaal können wir<br />

auf die Expertise aus anderen Dolmetschsettings zurückgreifen,<br />

in denen das sog. Ferndolmetschen nicht erst „seit Corona“<br />

zum Alltag gehört.<br />

Ferndolmetschen: Komplexe Konstellationen durch<br />

unterschiedliche räumliche Anordnungen<br />

Laptop aufklappen, los geht’s? So einfach ist es leider nicht.<br />

Allein die möglichen unterschiedlichen räumlichen Konstellationen<br />

– die jeweils eine andere Technische Ausstattung<br />

verlangen – zeigen die Komplexität auf:<br />

– alle Personen bis auf eine sind vor Ort anwesend;<br />

– zwei oder mehr Personen befinden sich an einem anderen,<br />

gemeinsamen Ort außerhalb des Gerichtssaals;<br />

– zwei oder mehr Personen befinden sich an unterschiedlichen<br />

Orten außerhalb des Gerichtssaals;<br />

1 Bis Redaktionsschluss lagen die Gesetzesentwürfe der Regierung dem B<strong>und</strong>estag<br />

zwar vor, die Abgeordneten hatten sich aber noch nicht damit befasst.<br />

2 Alle folgenden Punkte betreffen durch das 5. VwVfÄndG auch das BAMF,<br />

Ausländerbehörden <strong>und</strong> alle weiteren Ämter.<br />

– alle Personen befinden sich an unterschiedlichen Orten,<br />

niemand im Gerichtssaal.<br />

Technische Komplexität erfordert kompetente<br />

Betreuung<br />

Die technische Komplexität steigt, je mehr unterschiedliche<br />

„Orte“ vorhanden sind (Internetverbindung!); die (technische)<br />

Kontrollierbarkeit sinkt. Darüber hinaus wird das Setup<br />

umso komplexer, je mehr <strong>Dolmetscher</strong> für unterschiedliche<br />

Sprachen gleichzeitig eingesetzt werden. Eine Betreuung durch<br />

einen Techniker ist unumgänglich, auch um kurzfristige<br />

Störungen möglichst schnell beheben zu können. Die<br />

Konferenzsoftware sollte über mehrere Audiokanäle verfügen.<br />

Das, was der <strong>Dolmetscher</strong> der fremdsprachigen Person im<br />

Gerichtssaal zeitgleich leise ins Ohr dolmetscht, muss sonst<br />

zeitversetzt (<strong>und</strong> so für alle hörbar) erfolgen – mit dreifachem<br />

Zeitaufwand. Jede weitere simultan zu dolmetschende Sprache<br />

bedeutet also einen Audiokanal mehr.<br />

Normgerechte Ton- <strong>und</strong> Bildübertragung<br />

sicherstellen<br />

Damit der <strong>Dolmetscher</strong> eine Äußerung vollständig erfassen<br />

kann, muss er gut hören <strong>und</strong> die sprechende Person auch<br />

gut sehen können (Mimik, Gestik, Haltung). Entsprechend<br />

müssen Richtmikrofon, Kamera, Beleuchtung nicht nur<br />

vorhanden, sondern auch eingeschaltet <strong>und</strong> optimal ausgerichtet<br />

sein. Dabei sind jeweils die spezifischen technischen<br />

Anforderungen der einschlägigen Normen 3 zu beachten.<br />

Da nicht nur aus der Fremdsprache ins Deutsche, sondern<br />

auch aus dem Deutschen in die andere Sprache gedolmetscht<br />

wird, muss jede anwesende Person optimal zu hören <strong>und</strong> zu<br />

sehen sein. Sollten mehrere Personen an einem Ort sein, ist<br />

eine Kamera für das Raum geschehen erforderlich, um das<br />

Verständnis zu sichern.<br />

Zwingend: hochwertiges Dolmetschequipment <strong>und</strong><br />

angemessene Umgebungsbedingungen<br />

Daraus ergeben sich Anforderungen an die technische Ausstattung<br />

des <strong>Dolmetscher</strong>s – mehrere große Bildschirme <strong>und</strong> gute<br />

3 DIN EN ISO 20108:2018 Simultandolmetschen – Qualität <strong>und</strong> Übertragung<br />

von Ton- <strong>und</strong> Bildeingang, DIN EN ISO 20109:2016 Simultandolmetschen<br />

– Ausstattung – Anforderungen, DIN EN ISO 24019:2022 Simultandolmetschplattformen<br />

– Anforderungen <strong>und</strong> Empfehlungen, DIN 8578:2021-11<br />

Konsekutives Ferndolmetschen – Anforderungen <strong>und</strong> Empfehlungen.<br />

Anzeigenschwerpunkt <strong>Dolmetscher</strong> <strong>und</strong> <strong>Übersetzer</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!