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ZEGG Mag. Winter 23/24

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Interview Herr Zegg

Happy Birthday Hubert Zegg

Ein Projekt, das nicht unbedingt nur Fürsprecher hatte …

Dann hat ja eigentlich alles, was Sie in die Hand genommen haben,

funktioniert!

Herr Zegg, erzählen Sie uns doch einmal, wie alles anfing?

HUBERT ZEGG: Aufgewachsen bin ich in Samnaun, im alten

Hotel Silvretta. Zur Schule gegangen bin ich erst in Samnaun,

danach in Scuol und später dann in der École Superieure de

Commerce in Neuchâtel, die ich mit dem Handelsdiplom abgeschlossen

habe. Später ging ich dann zum Militär und absolvierte

mehrere Offiziersschulen. Zwischendurch habe ich immer im

elterlichen Betrieb gearbeitet, zunächst im Hotel Silvretta. Das

Montana gab es da noch nicht. Als das dann am 5. Februar 1966

eröffnete, hat mein Papa zu mir gesagt: „So, das musst du jetzt

führen.“ Daraufhin musste ich den Bündner Wirtekurs machen.

Das war seinerzeit noch Vorschrift. Zwei bis drei Monate dauerte

der. Da musste man kochen, Service machen, Buchhaltung und

alles zusammen. Aber eigentlich war es nie mein Ziel, Hotelier

zu werden.

Was hätten Sie denn werden wollen?

HUBERT ZEGG: Pilot. Das wär so ein Traum gewesen. Ich

hatte sogar schon eine erste Prüfung dafür abgelegt, damals

nach der Schule in Neuchâtel.

Hatten Sie ein Vorbild oder eine Art Mentor?

HUBERT ZEGG: Mein Vorbild war mein Papa. Mein Papa war

immer initiativ. Wir waren die Ersten in Samnaun, die die Hotelheizung

auf Öl umgestellt haben. Er war auch der Erste, der

Wie ein Leben eine

ganze Region prägen kann.

eine automatische Spülmaschine gekauft hat, um das Geschirr

zu spülen. Er war der Erste, der für die Bar Musikautomaten angeschafft

hat. Er war Pionier in jeder Hinsicht. Er hat auch sehr

viel getan für Samnaun. Immer offen für Neues - ein sehr intelligenter

und willensstarker Mann.

Was treibt Sie an, was motiviert Sie?

HUBERT ZEGG: Mein Blick war immer noch vorne gerichtet!

Neue Ziele anvisieren und versuchen, diese zu realisieren. Ich

hatte stets den Drang, jede Gelegenheit zu ergreifen und aus ihr

das Beste zu machen.

Eines dieser Ziele dürfte die Seilbahn gewesen sein. Ohne sie

hätte sich die Silvretta Ski-Arena vielleicht nie zu dem entwickelt,

wie sie heute ist.

HUBERT ZEGG: Für Samnaun war es absolut notwendig, sich

dieser riesigen Herausforderung zu stellen. Ich habe ja selber ein

Hotel geführt und gemerkt, dass die Buchungen immer mehr zurückgehen.

Das haben wir auch innerhalb der Familie diskutiert,

besonders mit meinem Bruder Walter. Ohne den vollen Einsatz

der Gemeinde Samnaun, unter der Führung von Walter Zegg,

wäre die Realisierung dieses Projekts nicht möglich gewesen.

Uns allen war klar, dass wir das unbedingt umsetzen müssen,

denn sonst stirbt Samnaun im Winter. Von zollfreiem Einkaufen

alleine konnte auch Samnaun nicht existieren. Den Ski-Tourismus

brauchte es unbedingt. Also habe ich einfach meine ganze

Kraft und Energie in das Projekt hineingesteckt.

HUBERT ZEGG: Ja, vielmals hat es an einem seidenen Faden

gehangen. Hätte ich aufgegeben, wäre das Projekt vermutlich

gestorben. Doch ich war mir meiner Verantwortung bewusst. Ich

hatte ja meine Familie hier. Mein Vater ist der eigentliche Pionier

gewesen hier in Samnaun, der hat so viel aufgebaut. Das kannst

du nicht einfach alles „ztschättere“ (den Bach runter gehen lassen).

Ich habe immer daran geglaubt, dass es klappt. Als ich dann

1972 vom Projektierungskomitee als Präsident gewählt worden

war, ging es voran. Auch dank Persönlichkeiten wie Dr. Mathias

Luregn Cavelty, der damalige Nationalrat und später Ständerat

in Graubünden. Er hat uns geholfen, alle Konzessionen für die

Seilbahn zu bekommen. In dem Zusammenhang gehört auch der

Einsatz der Herren Dr. Fortunato Vincenz und Christian Candinas

erwähnt und, nicht zu vergessen, mein Bruder Walter Zegg

sowie meine damaligen Partner Anton Jenal und Erwin Aloys aus

Ischgl.

Zu der Zeit gab es das Montana bereits, das mussten Sie zusätzlich

managen …

HUBERT ZEGG: Zusammen mit meiner Frau, sie war ja die

eigentliche Seele des Montana. Sie hat sich praktisch um alles

gekümmert, ich hatte ja nie Zeit. Irgendwann hat es angefangen

mit Uhren und Schmuck, das war auch ihre Idee. Genauso wie

Parfum und Kosmetik. Auch die Haute Parfumerie ging auf ihre

Initiative zurück, um sich abzuheben von den normalen Parfümerien.

Meine Frau hat enorm viel geleistet und war eine grosse Pionierin

und dank ihr hat Samnaun heute die vielen Luxusmarken

in allen Segmenten, ob nun Mode, Parfumerie, Kosmetik, Uhren

oder Schmuck.

Und dann noch “nebenbei“ Kinder großziehen, wie schafften

Sie das?

HUBERT ZEGG: Ja, wir haben drei Kinder: Natascha, 1970,

Olivier, 1972 und Tina, 1974. Ich glaube es gab kaum eine Familie,

in der die Kinder so viele Freiheiten gehabt haben, weil uns einfach

die Zeit gefehlt hat. Trotzdem sind alle wohlgeraten, gesund

und arbeiten sogar im gleichen “Business”, Natascha und Olivier

hier in Samnaun, Tina in Monaco.

HUBERT ZEGG: Bis jetzt schon, ja!

Bedauern Sie etwas nicht gemacht zu haben?

HUBERT ZEGG: Ich hätte kaum mehr machen können. Was

ich bedauere, dass wir in Samnaun den See nicht gemacht haben!

Ich war ja auch im Tourismusvorstand als Delegierter der Seilbahn

und dort haben wir das eigentlich beschlossen, dass wir den

See bauen und haben den Standort auch festgelegt. Doch dann

kam ein neuer Gemeindevorstand und das Projekt ist im Sande

verlaufen. Schade.

Mit nunmehr 80 Jahren blickt man auf einiges zurück. Was sind

Ihre schönsten Erinnerungen?

HUBERT ZEGG: Ja, es gibt viele schöne Erinnerungen! Gott

sei Dank, nicht wahr? Viel Schönes verbinde ich mit dem Hotel

Montana, zunächst die Eröffnung 1968, dann der erste große

Umbau 1994 und schließlich die Neueröffnung im vergangenen

Jahr. Dass wir das alles rechtzeitig geschafft haben, macht mich

besonders stolz. Ganz besonders gerne erinnere ich mich an die

offizielle Eröffnung der Seilbahn, das war am 18. Dezember 1978.

Eine Woche vorher bin ich aber schon hochgefahren, stand alleine

in dieser Riesenkabine, bin dann runtergefahren auf die Alp

Trida, dann wieder mit dem Lift aufs Viderjoch hoch und beim

Abfahren habe ich so eine riesengrosse Freude verspürt, dass das

jetzt alles funktioniert. Nach vielen Jahren harten Kampfs. Alles

womit wir eigentlich erfolgreich waren, sind schöne Erinnerungen.

Aber nicht zu vergessen das Familienleben, das wir gehabt

haben als Kinder. Wir sind ja zehn Brüder und Schwestern. Das

sind wunderschöne Erinnerungen. Wir hatten es immer schön.

Dann die Hochzeit und natürlich die Geburten der drei Kinder …

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Dass alle gesund bleiben, meine Familie besonders und meine

Geschwister - die alle noch leben - und dass alle weiterhin sehr

erfolgreich zusammenarbeiten!

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