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SCHWARZ-WEIß-MALEREI<br />
Es scheint eine Glaubensfrage zu sein: Schwarz oder<br />
Weiß? Da scheiden sich die Geister. Die Unterschiede<br />
zwischen weißem und schwarzem Trüffel sind schnell<br />
erzählt: Der weiße Trüffel hat einen sehr starken<br />
Geruch und einen dezenten Geschmack. Da der Geruch<br />
sich beim Erhitzen verflüchtigt, wird der weiße Trüffel<br />
niemals mitgekocht, sondern nur bei Tisch über das<br />
fertige Gericht gehobelt. Der schwarze Trüffel hingegen<br />
hat sehr viel Geschmack und weit weniger Duft.<br />
Da der Geschmack nicht flüchtig ist, sondern auch bei<br />
starker Erhitzung an die anderen Speisen des Gerichts<br />
weitergegeben wird, eignet er sich auch vorzüglich<br />
zum Mitkochen und -garen aller Fisch-, Fleisch- und<br />
Schmorgerichte. Die interessantesten Gebiete für<br />
schwarze Trüffel sind neben dem Périgord, das ihm<br />
seinen deutschen Namen verliehen hat, die nördliche<br />
Provence. Weiße Trüffel kommen im besten Falle aus<br />
dem Piemont und von den nördlichen Apenninen rund<br />
um Bologna.<br />
VERTRAUEN & FRISCHE<br />
Mit dem Trüffel verhält es sich wie mit Juwelen. Kaufen<br />
sollte man sie bei einem Händler, der sich mit dem Produkt<br />
auskennt und dem man vertraut. Genau so einer<br />
ist Markus Schreilechner, von dem bereits die Rede war,<br />
und der den gleichnamigen Obst- und Gemüsehandel<br />
in Wals-Siezenheim führt. Er hat für Trüffel drei verschiedenen<br />
Quellen, erzählt er uns. Den heiß begehrten<br />
Alba-Trüffel bezieht er von einem Großmarkt in Verona<br />
von eben diesem Händler, der ihm stolz das Foto von seinem<br />
Hund geschickt hat, und der ihn drei- bis viermal<br />
pro Woche beliefert. Aber auch vom Großmarkt München<br />
und aus Istrien bezieht er die teuren Pilze. Und<br />
preislich? Sommertrüffel, der zwar vom Geschmack<br />
her nicht so intensiv, aber auch durchaus geeignet sei,<br />
ein Pastagericht in andere Sphären zu heben, kostet um<br />
die 400 Euro das Kilo. Der intensivere Wintertrüffel<br />
schon zwischen 800 und 1.000 Euro. Und Alba-Trüffel<br />
schlagen je nach Qualität mit 8.000 bis 12.000 pro Kilo<br />
Euro zu Buche, kosten also mehr als das zwanzigfache<br />
des Sommer- bzw. zehnfache des Wintertrüffels.<br />
Die Kosten für das Gramm liegen dann bei rund 10<br />
Euro. Schon zehn Gramm, die man seinen Gästen über<br />
die Nudeln hobelt, schlagen daher mit hundert Euro zu<br />
Buche. Der Einsatz will also wohlüberlegt sein. Deshalb<br />
auch kauft Schreilechner den teuren weißen Trüffel<br />
auch nur auf Bestellung, den schwarzen hat er in Mengen<br />
bis zu etwa einem halben Kilo zu den Feiertagen<br />
verfügbar. Große Mengen einzukaufen macht auch<br />
wenig Sinn, denn das Hauptkriterium eines guten Trüffels<br />
ist seine Frische. Trüffel halten nicht lange, sondern<br />
wollen am liebsten frisch genossen werden. Jeden Tag,<br />
den man mit dem Verzehr zuwartet, baut er ab. Eine<br />
Woche, maximal zehn Tage sei er haltbar, so Schreilechner.<br />
»Es ist wie beim Spargel: Der will auch morgens<br />
gestochen und abends gegessen werden.«<br />
Je frischer, desto intensiver also. Angebote wie jenes,<br />
das ich auf amazon finde, und das einen schwarzen<br />
Trüffel zu 25 g im Glas um Euro 19.90 anbietet, richten<br />
sich selbst. Was davon zu halten ist, sieht man gleich,<br />
wenn man sich die Bewertungen durchliest. »Leider<br />
hat der Trüffel nach nichts geschmeckt«, heißt es da.<br />
»Hätte ich nicht auch noch Trüffelbutter benutzt, hätte<br />
ich keinen Trüffel geschmeckt.« Und: »Ich werde demnächst<br />
lieber ein paar Euro mehr investieren.« Genau<br />
das rät auch Schreilechner: »Lieber seltener dafür<br />
wirklich guten«, sagt der Fachmann. »Wenn man sich<br />
den Luxus ein bis zweimal im Jahr gönnt, dann sollte<br />
man auf die Qualität achten. Im vergangenen Jahr war<br />
der weiße Trüffel witterungsbedingt noch seltener als<br />
sonst und deshalb noch teuer.« Schreilechner zuckt mit<br />
den Schultern. Trüffel könne halt nicht gezüchtet werden<br />
und er tut, was ein natürliches Lebensmittel gerne<br />
mal tut: »Wachsen, wenn es ihm passt.«<br />
TRÜFFELGERICHTE<br />
IM RESTAURANT<br />
Wenn man ihn nicht selbst zubereitet, sollte man<br />
Trüffel nur in Restaurants essen, die einen guten Ruf<br />
haben, was die Qualität der Speisen angeht. Eine der<br />
größten Trüffelkarten Salzburgs gibt es bei Huber’s im<br />
Fischerwirt. Ganze sechzehn Gerichte warten darauf,<br />
erkundet zu werden: Von Pasta mit Trüffelsauce über<br />
Cremespinat mit konfiertem Ei und weißem Alba-<br />
Trüffel bis Rinderfilet Rossini mit Gänseleber, ebenso<br />
mit weißem Trüffel verfeinert. Auch Ungewöhnliches<br />
findet sich da, wie ein Störgericht. Der Stör wird dabei<br />
in Olivenöl und wechselnden Zutaten – etwa mit Selleriepüree<br />
und Perigord- oder weißem Alba-Trüffel,<br />
Mango-Limette und Tomate/Basilikum – in gemeinsam<br />
mit Grüll entwickelten Stör-Döschen eingelegt.<br />
Chefkoch Tobias Berger zaubert dann daraus eine<br />
wunderbare Vorspeise: Ein Sockel aus Butter-Brioche<br />
wird dafür mit Selleriepüree bestrichen. Darauf wird<br />
der lauwarme Stör gebettet, mit aufgeschäumter<br />
Champignon-Lauch-Zwiebel-Wein-Sauce beträufelt<br />
und mit Brunnenkresse, Hanfsamen und Hanfcrackern<br />
verziert. Darüber wird großzügig schwarzer<br />
Trüffel gehobelt, der bei Huber’s im Fischerwirt ab<br />
dem 26. Oktober durch den noch tolleren weißen<br />
Alba-Trüffel ersetzt wird.<br />
Es muss aber gar nicht immer der teure Alba-Trüffel<br />
sein, sagt Ramona Merkel, die ab Mitte Oktober<br />
gemeinsam mit ihrem Mann Alex das Gwandhaus<br />
bekochen wird. Zuletzt betrieben die beiden das Forsthaus<br />
Wartenfels und Ramona ist froh, nun wieder im<br />
Stadtgebiet zu sein. Da ist man so saisonabhängig wie<br />
an der Wanderroute zum Schober, was sie allerdings<br />
nicht davon abhält, saisonal Abhängiges wie Trüffel<br />
anzubieten. Keinen Alba, auch keinen Perigord, denn<br />
die Preise müssen im Rahmen bleiben, sagt sie. Deshalb<br />
sind es bei den Merkels mal Sommer-, mal Herbst- oder<br />
Wintertrüffel. Sehr gute Alternativen seien das, und so<br />
könne man nahezu jedem Publikum ein Trüffel-Gericht<br />
bieten. Feine Tagliatelle mit einem Frischkäseschaum<br />
etwa, in den zum Schluss, sonst verliert sie den<br />
Geschmack, Trüffelbutter mit kleinen Trüffelstückchen<br />
eingearbeitet wird. Ganz zum Schluss wird dann je<br />
nach Saison frischer Trüffel drübergehobelt.<br />
Ähnlich auch im Triangel unweit des Festspielhauses:<br />
Da gibt es Trüffelnudeln mit glaciertem Hummer.<br />
Der Hummer wurde gekocht, dann aufgebrochen und<br />
schließlich in Salzbutter glasig sautiert. Der Trüffel,<br />
der über die frisch gemachten Nudeln gehobelt wird,<br />
stammt aus dem Burgenland. Tatsächlich? Trüffel<br />
aus Österreich? Ja, auch in Deutschland und bei uns<br />
werden Trüffel gefunden. Von Mengen und Qualität<br />
sind sie mit einem Périgord-Trüffel nicht vergleichbar,<br />
aber das Aroma etwa des Pöttschinger Trüffels, der ein<br />
Burgundertrüffel ist und in der Gegend um Pöttsching<br />
und an den Hängen des Leithagebirges gedeiht, wird<br />
mittlerweile von Spitzengastronomen geschätzt. Max<br />
Stiegl im Gut Purbach und Richard Jagschitz in Richy’s<br />
Weinstube aus Pöttsching jedenfalls setzen in ihrer<br />
Küche auf die heimische Variante und kaufen, wie Franziska<br />
Gensbichler vom Triangel, gerne heimisch.<br />
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