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COCOimagezine 2023/02

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SCHWARZ-WEIß-MALEREI<br />

Es scheint eine Glaubensfrage zu sein: Schwarz oder<br />

Weiß? Da scheiden sich die Geister. Die Unterschiede<br />

zwischen weißem und schwarzem Trüffel sind schnell<br />

erzählt: Der weiße Trüffel hat einen sehr starken<br />

Geruch und einen dezenten Geschmack. Da der Geruch<br />

sich beim Erhitzen verflüchtigt, wird der weiße Trüffel<br />

niemals mitgekocht, sondern nur bei Tisch über das<br />

fertige Gericht gehobelt. Der schwarze Trüffel hingegen<br />

hat sehr viel Geschmack und weit weniger Duft.<br />

Da der Geschmack nicht flüchtig ist, sondern auch bei<br />

starker Erhitzung an die anderen Speisen des Gerichts<br />

weitergegeben wird, eignet er sich auch vorzüglich<br />

zum Mitkochen und -garen aller Fisch-, Fleisch- und<br />

Schmorgerichte. Die interessantesten Gebiete für<br />

schwarze Trüffel sind neben dem Périgord, das ihm<br />

seinen deutschen Namen verliehen hat, die nördliche<br />

Provence. Weiße Trüffel kommen im besten Falle aus<br />

dem Piemont und von den nördlichen Apenninen rund<br />

um Bologna.<br />

VERTRAUEN & FRISCHE<br />

Mit dem Trüffel verhält es sich wie mit Juwelen. Kaufen<br />

sollte man sie bei einem Händler, der sich mit dem Produkt<br />

auskennt und dem man vertraut. Genau so einer<br />

ist Markus Schreilechner, von dem bereits die Rede war,<br />

und der den gleichnamigen Obst- und Gemüsehandel<br />

in Wals-Siezenheim führt. Er hat für Trüffel drei verschiedenen<br />

Quellen, erzählt er uns. Den heiß begehrten<br />

Alba-Trüffel bezieht er von einem Großmarkt in Verona<br />

von eben diesem Händler, der ihm stolz das Foto von seinem<br />

Hund geschickt hat, und der ihn drei- bis viermal<br />

pro Woche beliefert. Aber auch vom Großmarkt München<br />

und aus Istrien bezieht er die teuren Pilze. Und<br />

preislich? Sommertrüffel, der zwar vom Geschmack<br />

her nicht so intensiv, aber auch durchaus geeignet sei,<br />

ein Pastagericht in andere Sphären zu heben, kostet um<br />

die 400 Euro das Kilo. Der intensivere Wintertrüffel<br />

schon zwischen 800 und 1.000 Euro. Und Alba-Trüffel<br />

schlagen je nach Qualität mit 8.000 bis 12.000 pro Kilo<br />

Euro zu Buche, kosten also mehr als das zwanzigfache<br />

des Sommer- bzw. zehnfache des Wintertrüffels.<br />

Die Kosten für das Gramm liegen dann bei rund 10<br />

Euro. Schon zehn Gramm, die man seinen Gästen über<br />

die Nudeln hobelt, schlagen daher mit hundert Euro zu<br />

Buche. Der Einsatz will also wohlüberlegt sein. Deshalb<br />

auch kauft Schreilechner den teuren weißen Trüffel<br />

auch nur auf Bestellung, den schwarzen hat er in Mengen<br />

bis zu etwa einem halben Kilo zu den Feiertagen<br />

verfügbar. Große Mengen einzukaufen macht auch<br />

wenig Sinn, denn das Hauptkriterium eines guten Trüffels<br />

ist seine Frische. Trüffel halten nicht lange, sondern<br />

wollen am liebsten frisch genossen werden. Jeden Tag,<br />

den man mit dem Verzehr zuwartet, baut er ab. Eine<br />

Woche, maximal zehn Tage sei er haltbar, so Schreilechner.<br />

»Es ist wie beim Spargel: Der will auch morgens<br />

gestochen und abends gegessen werden.«<br />

Je frischer, desto intensiver also. Angebote wie jenes,<br />

das ich auf amazon finde, und das einen schwarzen<br />

Trüffel zu 25 g im Glas um Euro 19.90 anbietet, richten<br />

sich selbst. Was davon zu halten ist, sieht man gleich,<br />

wenn man sich die Bewertungen durchliest. »Leider<br />

hat der Trüffel nach nichts geschmeckt«, heißt es da.<br />

»Hätte ich nicht auch noch Trüffelbutter benutzt, hätte<br />

ich keinen Trüffel geschmeckt.« Und: »Ich werde demnächst<br />

lieber ein paar Euro mehr investieren.« Genau<br />

das rät auch Schreilechner: »Lieber seltener dafür<br />

wirklich guten«, sagt der Fachmann. »Wenn man sich<br />

den Luxus ein bis zweimal im Jahr gönnt, dann sollte<br />

man auf die Qualität achten. Im vergangenen Jahr war<br />

der weiße Trüffel witterungsbedingt noch seltener als<br />

sonst und deshalb noch teuer.« Schreilechner zuckt mit<br />

den Schultern. Trüffel könne halt nicht gezüchtet werden<br />

und er tut, was ein natürliches Lebensmittel gerne<br />

mal tut: »Wachsen, wenn es ihm passt.«<br />

TRÜFFELGERICHTE<br />

IM RESTAURANT<br />

Wenn man ihn nicht selbst zubereitet, sollte man<br />

Trüffel nur in Restaurants essen, die einen guten Ruf<br />

haben, was die Qualität der Speisen angeht. Eine der<br />

größten Trüffelkarten Salzburgs gibt es bei Huber’s im<br />

Fischerwirt. Ganze sechzehn Gerichte warten darauf,<br />

erkundet zu werden: Von Pasta mit Trüffelsauce über<br />

Cremespinat mit konfiertem Ei und weißem Alba-<br />

Trüffel bis Rinderfilet Rossini mit Gänseleber, ebenso<br />

mit weißem Trüffel verfeinert. Auch Ungewöhnliches<br />

findet sich da, wie ein Störgericht. Der Stör wird dabei<br />

in Olivenöl und wechselnden Zutaten – etwa mit Selleriepüree<br />

und Perigord- oder weißem Alba-Trüffel,<br />

Mango-Limette und Tomate/Basilikum – in gemeinsam<br />

mit Grüll entwickelten Stör-Döschen eingelegt.<br />

Chefkoch Tobias Berger zaubert dann daraus eine<br />

wunderbare Vorspeise: Ein Sockel aus Butter-Brioche<br />

wird dafür mit Selleriepüree bestrichen. Darauf wird<br />

der lauwarme Stör gebettet, mit aufgeschäumter<br />

Champignon-Lauch-Zwiebel-Wein-Sauce beträufelt<br />

und mit Brunnenkresse, Hanfsamen und Hanfcrackern<br />

verziert. Darüber wird großzügig schwarzer<br />

Trüffel gehobelt, der bei Huber’s im Fischerwirt ab<br />

dem 26. Oktober durch den noch tolleren weißen<br />

Alba-Trüffel ersetzt wird.<br />

Es muss aber gar nicht immer der teure Alba-Trüffel<br />

sein, sagt Ramona Merkel, die ab Mitte Oktober<br />

gemeinsam mit ihrem Mann Alex das Gwandhaus<br />

bekochen wird. Zuletzt betrieben die beiden das Forsthaus<br />

Wartenfels und Ramona ist froh, nun wieder im<br />

Stadtgebiet zu sein. Da ist man so saisonabhängig wie<br />

an der Wanderroute zum Schober, was sie allerdings<br />

nicht davon abhält, saisonal Abhängiges wie Trüffel<br />

anzubieten. Keinen Alba, auch keinen Perigord, denn<br />

die Preise müssen im Rahmen bleiben, sagt sie. Deshalb<br />

sind es bei den Merkels mal Sommer-, mal Herbst- oder<br />

Wintertrüffel. Sehr gute Alternativen seien das, und so<br />

könne man nahezu jedem Publikum ein Trüffel-Gericht<br />

bieten. Feine Tagliatelle mit einem Frischkäseschaum<br />

etwa, in den zum Schluss, sonst verliert sie den<br />

Geschmack, Trüffelbutter mit kleinen Trüffelstückchen<br />

eingearbeitet wird. Ganz zum Schluss wird dann je<br />

nach Saison frischer Trüffel drübergehobelt.<br />

Ähnlich auch im Triangel unweit des Festspielhauses:<br />

Da gibt es Trüffelnudeln mit glaciertem Hummer.<br />

Der Hummer wurde gekocht, dann aufgebrochen und<br />

schließlich in Salzbutter glasig sautiert. Der Trüffel,<br />

der über die frisch gemachten Nudeln gehobelt wird,<br />

stammt aus dem Burgenland. Tatsächlich? Trüffel<br />

aus Österreich? Ja, auch in Deutschland und bei uns<br />

werden Trüffel gefunden. Von Mengen und Qualität<br />

sind sie mit einem Périgord-Trüffel nicht vergleichbar,<br />

aber das Aroma etwa des Pöttschinger Trüffels, der ein<br />

Burgundertrüffel ist und in der Gegend um Pöttsching<br />

und an den Hängen des Leithagebirges gedeiht, wird<br />

mittlerweile von Spitzengastronomen geschätzt. Max<br />

Stiegl im Gut Purbach und Richard Jagschitz in Richy’s<br />

Weinstube aus Pöttsching jedenfalls setzen in ihrer<br />

Küche auf die heimische Variante und kaufen, wie Franziska<br />

Gensbichler vom Triangel, gerne heimisch.<br />

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