2023-2-Reisemagazin-Karawane

EUROPA IN DEN
TROPEN
LA RÉUNION
LA RÉUNION LIEGT IM INDISCHEN OZEAN, GEHÖRT ALS FRANZÖSISCHES
ÜBERSEE-DÉPARTEMENT ABER ZUR EUROPÄISCHEN UNION.
Die Stände auf dem Wochenmarkt in Saint-Pierre quellen über vor
Früchten in allen Formen und Farben. Die Victoria-Ananas ist klein
und süß, Avocados sind dagegen riesig und bis zu einem Kilo schwer.
Was ist das? Grün und stachelig? Die Corossol – eine Stachelannone
– ist zu empfindlich für den Export, aber als Limonade oder Eis
mit süß-saurer Note wunderbar. Unsere Teenager-Söhne haben auch
noch braun-gesprenkelte Sapote, die Früchte des Breiapfelbaums,
entdeckt. Es ist nicht das letzte Mal, dass die beiden, die sonst nicht
so leicht zu beeindrucken sind, auf La Réunion staunen…
La Réunion könnte kaum einen passenderen Namen tragen als
„Insel der Vereinigung.” Am Fuß der eisigen Höhen des Piton des
Neiges warten palmengesäumte weiße Sandstrände an türkisgrünen
Lagunen voller Korallen und farbenprächtiger tropischer Fische.
In den Städten stehen bunte hinduistische und pagodenförmige
buddhistische Tempel neben Minaretten und Türmen katholischer
Kirchen. Tamilen, Chinesen, Araber, Ostafrikaner und die Nachfahren
europäischer Siedler teilen sich den Inselheiligen Saint Expedit, der
Gebete erhört, aber auch für Vodoozauber zu haben ist.
Vulkanismus und die Erosion haben die Insel geprägt. Die drei
mächtigen Vulkankessel Cirque de Salazie, Cirque de Mafate und
Cirque de Cilaos sind von messerscharfen Graten sowie zahllosen
Schluchten umgeben, dazwischen üppiges Grün: Handtellergroße
Schmetterlinge taumeln vorbei, der Duft von falschem Patchouli und
Geranium liegt in der Luft. Die fächerförmigen Kronen hochstämmiger
Baumfarne spenden Schatten. Am Himmel kreist ein Papangue,
ein Vertreter der einzigen Greifvogelart Réunions. Jede Wanderung
führt hier durch einen Urwald wie aus dem Bilderbuch.
Spannend wird es am Piton de la Fournaise. Er ist
einer der aktivsten Vulkane der Erde. Bis zum Aussichtspunkt
am 2350 Meter hohen Pas de Sable
fährt man über eine gut geteerte Straße durch
verschiedene Vegetationszonen – eine Reise
vom Äquator zur Polarregion im Zeitraffer. Die
Plaine des Sables liegt dann rotbraun und
vegetationslos in der Caldera des Vulkans.
„Wie auf dem Mars!”, stellen unsere Söhne
fest. Der Grund: Die vulkanische Schlacke
ist so porös, dass jeder Regentropfen
sofort in die Tiefen des Berges versickert.
Beeindruckend ist übrigens auch die unterirdische
Welt des Vulkans. Lavatunnel, die im
Rahmen von geführten Touren erkundet werden
können, beeindrucken mit ihren Farben: Je
nach Erstarrungstemperatur schimmert das stark
eisenhaltige Basaltgestein in Orange, Grün oder
Schwarz.
Kunterbunt geht es auch unter Wasser zu – etwa an der
Lagune von Salines-les-Bains. Sie liegt auf der windabgewandten
und daher sonnigen Westküste von La Réunion.
Artenreichtum und Farbenvielfalt der Fische im
seichten, glasklaren Wasser lassen unsere
Jungs einmal mehr staunen.
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