procontra Ausgabe 05/2023
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74 | BERATER Private Altersvorsorge<br />
Versorgungslücke: Hilft die<br />
digitale Rentenübersicht?<br />
Seit Juli ist die Rentenübersicht des Bundes online, vier Lebensversicherer haben sich ihr<br />
angeschlossen. Ob das Portal die Versorgungslücke schließen kann – darüber diskutieren<br />
Wirtschaftswissenschaftler Andreas Hackethal und Verbraucherschützer Niels Nauhauser.<br />
pro<br />
Es ist schwieriger, die privaten Finanzen<br />
in den Griff zu bekommen,<br />
als die eines Großunternehmens – so<br />
John Y. Campbell, Finanzlegende aus<br />
Harvard. Während Unternehmen mit<br />
Gewinnmaximierung und Sicherung<br />
des Fortbestandes klare Zielvorgaben<br />
haben und dank Buchhaltung<br />
und Controlling sowohl Datenbasis<br />
als auch Planungsinstrumentarium<br />
bereitstehen, starten die meisten<br />
Haushalte mit einem leeren Blatt<br />
und einem Berg an Fragen: Was sind<br />
meine Ziele und Bedürfnisse? Welche<br />
Positionen und Werte stehen auf meiner<br />
Vermögensbilanz? Wie werden<br />
sich Cashflows langfristig entwickeln?<br />
Wie wird sich mein Leben ändern,<br />
wie mein Umfeld, wie die Welt?<br />
Verbesserung gegenüber<br />
Blindflug eröffnet Chancen<br />
Alles das will aber berücksichtigt werden<br />
für Sparquote, Vermögensstruktur,<br />
Absicherung und Produktauswahl.<br />
Kein Wunder, dass viele bei der<br />
privaten Finanzplanung verzagen und<br />
dass guter Expertenrat teuer ist. Jede<br />
Verbesserung gegenüber dem Blindflug<br />
und der damit verbundenen Un-<br />
»Betrachten wir<br />
die DRÜ nicht als<br />
staatlichen Lösungsanbieter,<br />
sondern<br />
als Innovationsbeschleuniger<br />
für die<br />
Rentenplanung.«<br />
Andreas Hackethal,<br />
Professor für Finanzen,<br />
Goethe-Universität Frankfurt<br />
tätigkeit eröffnet daher Chancen. Und<br />
weil wir uns angesichts der fortschreitenden<br />
Alterung der Gesellschaft und<br />
der bunteren Erwerbsbiografien selbst<br />
um die Altersvorsorge kümmern<br />
müssen, wird die persönliche Finanzund<br />
Rentenplanung immer wichtiger.<br />
Planung ist das halbe Leben, und wer<br />
besser plant, der hat später mehr. So<br />
steht es auf dem Kalenderblatt, und so<br />
belegen es auch empirische Studien.<br />
Jeder gute Plan braucht als Ausgangspunkt<br />
gute Daten zum Status quo. Der<br />
Überblick über die eigenen Rentenansprüche<br />
ist daher eine absolut<br />
notwendige Voraussetzung für die<br />
private Finanzplanung. Gleichwohl<br />
kann eine zentrale Rentenübersicht<br />
nie hinreichend für eine gelingende<br />
Altersvorsorge sein. Dafür sind die<br />
aufgeführten Fragen zu vielfältig.<br />
Wenn also die digitale Rentenübersicht<br />
(DRÜ) ohnehin nur einen Teil<br />
der Planung abdecken kann, dann<br />
stellt sich die Frage, welche Aufgabenteilung<br />
mit anderen Marktteilnehmern<br />
wünschenswert ist. Und tatsächlich<br />
fokussiert sich die DRÜ hier<br />
völlig zu Recht auf die große Anfangshürde<br />
für planungswillige Haushalte,<br />
nämlich auf das mühsame Einholen<br />
und Zusammenstellen der eigenen<br />
Renteninformationen. Dieser Schritt<br />
lässt sich kaum an Dritte delegieren.<br />
Für alle nachfolgenden Planungs<strong>procontra</strong><br />
5 | <strong>2023</strong>