procontra Ausgabe 05/2023
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Biometrie GIPFELTREFFEN | 57<br />
Anteile in % <br />
rauf achten, dass die BU-Rente im Alter<br />
auch tatsächlich höher ist als die Sozialleistungen.<br />
Sonst macht sich ein Makler<br />
angreifbar. Das wissen die Vermittler<br />
und dokumentieren die Beratung auch.<br />
<strong>procontra</strong>: Die nächste Behauptung<br />
ist wieder ein bisschen provokativ. Sie<br />
lautet: Die betriebliche BU-Versicherung<br />
hat zu viele Nachteile, um flächendeckend<br />
zu einem Erfolg zu werden. Herr<br />
Schröter, was sagen Sie dazu?<br />
Schröter: Öffentlich wird zu wenig<br />
über die Vorteile diskutiert. Natürlich<br />
ist es einfacher, direkt einzelne Kunden<br />
zu beraten, als den Umweg über die<br />
Chefetagen kleiner und mittlerer Unternehmen<br />
zu gehen. Auf der anderen<br />
Seite beherrschen im Markt nur Makler<br />
und Maklerversicherer das Thema bBU,<br />
Psyche führt BU-Gründe an<br />
Häufigste Ursachen für Berufs- und Erwerbsunfähigkeit<br />
Herz-Kreislauf-System<br />
Nervensystem<br />
Unfall<br />
Übrige<br />
Bewegungsapparat<br />
40 %<br />
der Versicherer erfüllen den Marktstandard<br />
bei den Bedingungen nicht.<br />
Michael Hinz<br />
8,2<br />
10,1<br />
7,6<br />
19,1<br />
6,1<br />
29,5<br />
19,3<br />
Krebs<br />
André Schröter: Die Frage nach den<br />
geringen BU-Renten hat ja einen Grund.<br />
Wohl alle Arbeitenden haben Angst, ihre<br />
Arbeitskraft zu verlieren und berufsunfähig<br />
zu werden. Aber das subjektive<br />
Risiko, dass es gerade mich trifft, das<br />
nimmt ab. Deshalb verzichten viele<br />
Menschen darauf, sich durch Beiträge<br />
von monatlich 50 bis 80 Euro abzusichern.<br />
Seit Jahren gelingt es unserer<br />
Branche nicht, die Durchdringungsquote<br />
von bundesweit rund einem Drittel zu<br />
erhöhen. So, und jetzt kommt die Verknüpfung<br />
zur betrieblichen BU: Wenn<br />
wir eine Brücke bauen zu den Unternehmen<br />
und deren Belegschaft, dann<br />
hätten in fünf bis zehn Jahren gewiss<br />
deutlich mehr Menschen ihre Arbeitskraft<br />
abgesichert. Meiner Meinung nach<br />
ist das sogar der Weg, um die Durchdringung<br />
zu erhöhen. Über die Höhe der<br />
vereinbarten Renten kann man immer<br />
streiten. Wir bei Swiss Life bieten für<br />
Geschäftsführende 3.000 Euro und für<br />
Belegschaftsangehörige 2.000 Euro.<br />
Gemessen an den vereinbarten Durchschnittsrenten<br />
im Neugeschäft ist das<br />
eine sehr gute Absicherungshöhe, die<br />
eine private BU ergänzen kann oder<br />
auch als Standalone-Lösung wirken<br />
kann. Wichtig ist eine weitgehende<br />
Finanzierung durch Arbeitgeber. Das<br />
macht uns die private Krankenversicherung<br />
mit ihren zunehmend rein<br />
arbeitgeberfinanzierten betrieblichen<br />
Krankenzusatzpolicen vor, davon können<br />
wir viel lernen.<br />
Illing: Jeder Vermittler berät aus einer<br />
anderen Perspektive. Beratung im<br />
Finanzdienstleistungskonzern findet<br />
anders statt als durch einen BU-Spezialisten.<br />
Diese teilten zum Beispiel oft<br />
Renten auf, sichern in Summe aber<br />
ausreichend ab. Viele Profis schließen<br />
für einen Ingenieur eben nicht nur eine<br />
BU-Police bei einem Versicherer ab. So<br />
etwas zeigen Durchschnittswerte vom<br />
Verband nicht.<br />
Hinz: Ohnehin muss jeder Makler daalso<br />
betriebliche BU. Das machen weder<br />
Banken noch Vertriebe noch Digitalversicherer.<br />
Im Moment jedenfalls ist der<br />
Auftrag eindeutig bei uns. Und die Tarife<br />
der führenden Versicherer sind absolut<br />
überzeugend. Deshalb muss man heute<br />
nicht mehr über vermeintliche Nachteile<br />
sprechen. Ich kann allen Maklerinnen<br />
und Maklern nur empfehlen, das<br />
Thema bBU offensiv anzupacken. Und<br />
wenn die Kundenansprache vor dem<br />
Hintergrund des Fachkräftemangels<br />
erfolgt, bin ich überzeugt, dass wir über<br />
die bBU die Durchdringung im Markt<br />
steigern können.<br />
Psyche<br />
Kalantzis: Ich stimme dem teilweise<br />
zu, die Vorteile sind wirklich enorm,<br />
aber manche Nachteile können wir<br />
Quelle: GDV<br />
nicht einfach unter den Tisch kehren.<br />
Zum Beispiel ist die Fluktuation in den<br />
Betrieben sehr hoch. Stichwort: Portabilität.<br />
Ein Kunde schließt zum Beispiel<br />
eine bBU ab. Fünf Jahre später hat er<br />
ein, zwei Wehwehchen oder körperliche<br />
Leiden mehr. Dann hat er keine<br />
Möglichkeit mehr, den Vertrag eins zu<br />
eins zum neuen Arbeitgeber mitzunehmen;<br />
zumindest muss der neue Chef<br />
zustimmen. Oft tut er das nicht, und<br />
<strong>procontra</strong> 5 | <strong>2023</strong>