procontra Ausgabe 05/2023
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Elementarschutz VERSICHERUNGEN | 47<br />
sicherungsschutz? <strong>procontra</strong> hat den<br />
Markt analysiert und mit Maklern aus<br />
der Flutregion über die Situation vor<br />
Ort gesprochen.<br />
Geänderte Flurkarten und<br />
neue ZÜRS-Zonen<br />
Kim Hahn ist eine von ihnen. Sie<br />
führt ein Maklerhaus in Bad Münstereifel<br />
und arbeitet somit im ehemaligen<br />
Epizentrum der Flutkatastrophe.<br />
„Der neue Gott ist nicht Zeus, sondern<br />
ZÜRS“, sagt Hahn und bringt die<br />
Situation damit auf den Punkt. Denn<br />
die ZÜRS-Zonen, die die Risikoklasse,<br />
in die eine Immobilie aufgrund ihrer<br />
Lage eingruppiert wird, angeben,<br />
wurden nach der Flut geändert. Die<br />
Zonen sind Teil eines vom GDV entwickelten<br />
Systems, das zur Gefahreneinschätzung<br />
für das Auftreten von<br />
Überschwemmungen und Starkregen<br />
dienen soll. Gebäude, die vor<br />
der Überschwemmungskatastrophe<br />
Klasse zwei angehörten, fallen nun in<br />
Klasse drei oder vier.<br />
Immer mehr Immobilienbesitzer<br />
sind daher von folgendem Problem<br />
betroffen: Bewohner von Zone drei<br />
oder vier bekommen faktisch keinen<br />
Elementarschutz mehr – oder nur<br />
sehr schwer. „Ich habe es noch nie<br />
geschafft, ein Haus aus Zone drei oder<br />
vier abzusichern“, erklärt Hahn und<br />
weist auf eine weitere Schwierigkeit<br />
hin: Viele Versicherer würden Eigentümer<br />
ablehnen, deren Immobilien<br />
bereits Vorschäden durch die Flut<br />
aufweisen – die ZÜRS-Zone spiele<br />
»Wer nicht betroffen war,<br />
blendet das Thema aus«<br />
Michael Pannasch, Versicherungsmakler aus Euskirchen<br />
<strong>procontra</strong>: Zwei Jahre sind seit der<br />
Ahrtal-Flut vergangen, die Spuren der<br />
Naturkatastrophe sind immer noch<br />
sichtbar. Wie gut können sich Anwohner<br />
vor Ort jetzt noch gegen Elementarschäden<br />
schützen?<br />
Michael Pannasch: Schon vor der<br />
Flutkatastrophe habe ich großen Wert<br />
auf Elementarschutz gelegt, meine<br />
Absicherungsquote liegt auch jetzt bei<br />
nahezu 100 Prozent. Auf persönliche<br />
Nachfrage bei verschiedenen Versicherern<br />
ergibt sich folgendes Bild: Wer<br />
in ZÜRS-Zone eins bis drei wohnt, hat<br />
in der Regel kein Problem, Elementarschutz<br />
zu bekommen. Bei ZÜRS-Zone<br />
vier trennt sich die Spreu vom Weizen.<br />
<strong>procontra</strong>: Unabhängig von der ZÜRS-<br />
Zone: Wird Elementarschutz seit der<br />
Flut stärker nachgefragt oder bemerken<br />
Sie eher das, was allgemein als<br />
„Flutdemenz“ bezeichnet wird?<br />
Pannasch: Während der Flut hat das<br />
Telefon bei mir nicht stillgestanden.<br />
Jetzt ist es eher so: Wer nicht betroffen<br />
war, blendet das Thema aus.<br />
Grundsätzlich – vor der Flut, nach der<br />
Flut – verkaufe ich Wohngebäudepolicen<br />
nur mit Elementarschutz. Ich hatte<br />
noch nie einen Kunden, der gesagt hat:<br />
Dann nicht.<br />
<strong>procontra</strong>: Die bundesweite Absicherungsquote<br />
in puncto Elementarschutz<br />
hat sich auch nach der Flutkatastrophe<br />
nicht verändert. Auch die politische<br />
Debatte um die Einführung einer Versicherungspflicht<br />
kommt nicht richtig<br />
vom Fleck. Wie stehen Sie zum Thema<br />
Pflicht?<br />
Pannasch: Zunächst einmal: Ich habe<br />
noch nie in meinem Leben so viele<br />
Tränen vergossen wie in der Zeit nach<br />
der Flut. 150 Meter von meinem Büro<br />
entfernt fließt ein Fluss, der jetzt<br />
ausgetrocknet ist. Während der Flut<br />
war er circa 300 Meter breit, sodass<br />
man fast das andere Ende nicht<br />
erkennen konnte. Trotz dieser Erfahrung<br />
ist hier in Sachen Prävention<br />
nicht viel passiert, es wird immer noch<br />
fleißig an der Ahr gebaut. Ich habe<br />
zum Thema Pflicht keine klare<br />
Meinung. Aber ich denke, dass die<br />
Menschen manchmal vor sich selbst<br />
geschützt werden müssen.<br />
<strong>procontra</strong> 5 | <strong>2023</strong>