Automationspraxis 05.2023
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automationspraxis.de<br />
05_Oktober 2023<br />
intelligente Robotik und flexible Automation<br />
Batterieproduktion<br />
Was der Maschinenbau von<br />
der Politik fordert Seite 24<br />
Low Cost Robotik<br />
<strong>Automationspraxis</strong> testet<br />
die Igus RBTXperten Seite 40<br />
Messe-Special<br />
Highlights und Trends<br />
der Motek 2023 Seite 68<br />
Automatisierte<br />
Fördertechnik
Starke Gründe<br />
für einfaches Automatisieren<br />
5 MODELLE • 7 ACHSEN<br />
MOTEK 2023<br />
Halle 3 - Stand 3305<br />
Bosch Rexroth<br />
18 kg<br />
TRAGLAST<br />
225 °/s<br />
REICHWEITE<br />
1800 mm<br />
GESCHWINDIGKEIT<br />
2 Oktober 2023<br />
Mehr Flexibilität ?<br />
Unsere 7-Achsen Cobots können das !
_Editorial<br />
Armin Barnitzke<br />
Chefredakteur<br />
<strong>Automationspraxis</strong><br />
Hört die Signale!<br />
Die E-Mobilität „elektrisiert“ auch die Anbieter von Robotik und Automation.<br />
Denn für die Fertigungslinien, die etwa für die Batterieproduktion<br />
im großen Stil aufgebaut werden sollen, ist natürlich jede Menge<br />
Automationsequipment notwendig. Viele Hersteller blicken daher gebannt<br />
auf den entstehenden neuen Markt und freuen sich auf klingelnde Kassen.<br />
Die Maschinenbauer, die diese Batterieproduktionslinien schlussendlich aufbauen<br />
sollen, bekommen aber nicht nur glänzende Augen, sondern auch<br />
Schweißtropfen auf der Stirn. Denn die Batterieproduktion ist ein lukratives,<br />
aber auch ein herausforderndes Feld, wie unser großer Trend-Bericht auf Seite<br />
24 zeigt. Dass die Innovationszyklen bei Batterien derzeit noch wahnsinnig<br />
kurz sind und die Planung einer Produktionsanlage in der Regel permanent<br />
angepasst werden muss, ist dabei nur ein Problem. Denn Maschinenbauer<br />
müssen nicht nur agil sein, sondern auch eine gewisse Größe mitbringen, um<br />
bei riesigen Projekten in der Elektromobilität mithalten zu können.<br />
Konkurrenz in China ist groß<br />
Und die Maschinenbau-Konkurrenz aus China sei hier ganz anders aufgestellt,<br />
berichtet Frank Konrad, Co-CEO der Hahn Automation Group und<br />
Vorstandsvorsitzender des VDMA-Fachverbands Robotik + Automation.<br />
„Wir sprechen hier von Wettbewerbern, die deutlich mehr als 10.000 Mitarbeiter<br />
haben, und Projekte im dreistelligen Millionenbereich in weniger als einem<br />
Jahr umsetzen können.“ In Deutschland gebe es keinen Automatisierer,<br />
der dazu in der Lage sei.<br />
Die Maschinenbauer haben daher ganz konkrete Forderungen an die Politik<br />
in Berlin und Brüssel: mehr Freiheiten, um Konsortien zu bilden, weniger Bürokratie,<br />
stärkere Investitionsanreize sowie günstigere Finanzierungskonditionen.<br />
Konrad: „Wir leisten in Deutschland in der Elektromobilität viel Entwicklungsarbeit.<br />
Aber wir müssen aufpassen, dass es nicht wieder dazu<br />
kommt, dass wir in Deutschland die Grundlagentechnologie entwickeln und<br />
dann beim Skalieren nicht dabei sind.“ Das Sterben der deutschen Photovoltaikindustrie<br />
sollte ein mahnendes Beispiel sein. Man kann daher nur hoffen,<br />
dass die Politik ein offenes Ohr für diese Signale des Maschinenbaus hat.<br />
Sonst droht, eine weitere Hightech-Industrie flöten zu gehen.<br />
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Oktober 2023 3
_Inhalt<br />
Inhalt<br />
16<br />
Vereiner: Was die<br />
Hahn Automation<br />
Group unter der<br />
Bild: Hahn Automation Group<br />
neuen einheitlichen<br />
Marke plant und<br />
wohin die weitere<br />
Reise geht, verrät<br />
Co-CEO Philipp<br />
Unterhalt im<br />
Exklusiv-Interview.<br />
32<br />
Kollaborierer:<br />
Warum Schneider<br />
Electric sein Automationsportfolio<br />
mit den Lexium-<br />
Cobots ergänzt,<br />
sagt Michael Vögele,<br />
Senior Produktmanager<br />
Pacdrive<br />
& Robotics.<br />
Bild: Schneider Electric<br />
Bild: Keba<br />
38<br />
Vereinfacher: Wie<br />
Kebas Robotikportfolio<br />
vom Kauf des<br />
Stuttgarter Start-ups<br />
Drag&Bot profitiert,<br />
erläutert Christian<br />
Gabriel, Vice President<br />
Automation.<br />
74<br />
Beweger: 125 Jahre<br />
Kuka – im großen<br />
Macher-Portrait<br />
erläutert Kuka-<br />
CEO Peter Mohnen,<br />
warum das Motto<br />
„Keep on Moving“<br />
so prima zum Jubiläum<br />
passt.<br />
Bild: Kuka<br />
4 Oktober 2023
_Inhalt<br />
Your Global Automation Partner<br />
_Titelthema<br />
08 Automatische Förderanlage<br />
Robuster Gliederbandförderer transportiert Paletten<br />
_Interview des Monats<br />
16 „Globale Stärke unter einer Marke nutzen “<br />
Philipp Unterhalt, Hahn Automation Group<br />
_Industrie 4.0<br />
22 KI-Vision lässt sich einfach bedienen<br />
Bildverarbeitung mit künstlicher Intelligenz<br />
_Trend des Monats<br />
24 Batterieproduktion: Forderungen an die Politik<br />
Robotik und Automation für die Elektromobilität?<br />
_Robotik<br />
28 Flexible Montage dank mobiler Robotik-Module<br />
Roboter, Steckverbinder und Kupplung kombiniert<br />
_Projekt des Monats<br />
40 <strong>Automationspraxis</strong> testet RBTXperten<br />
Low-Cost-Robotik-Beratung unter der Lupe<br />
_Handhabung und Montage<br />
43 Saubere Greifer für die Halbleiterfertigung<br />
Handhabungskomponenten für den Reinraum<br />
_Logistik & Transport<br />
58 Materialfluss im Reinraum<br />
Fahrerloser Transport für Batterieproduktion<br />
_Messe-Special<br />
68 „Ganzheitlichkeit ist Kernthema der Motek“<br />
Motek-Macherin Bettina Schall im Interview<br />
_Macher der Automation<br />
74 Kukas 125 Jahre: Eine bewegte Reise<br />
Blick hinter die Kulissen des Robotik-Pioniers<br />
Track & Trace:<br />
Alles im Blick!<br />
Lückenlose Identifikation mit<br />
RFID liefert Ihnen entscheidungsrelevante<br />
Informationen in<br />
Echtzeit – vom Materialeingang<br />
über die Produktion bis hin zu<br />
Lager und Versand!<br />
_10 Fragen an<br />
82 „Optimistisch, ehrlich, extrovertiert“<br />
Mathias Behounek, Geschäftsführer, Safelog GmbH<br />
_Rubriken<br />
14 Personalien<br />
43 Innentitel Zimmer: Reinraum-Greifer<br />
80 Impressum / Inserenten<br />
www.turck.de/tat
_Inhalt<br />
Praxis-Highlights im Oktober<br />
34<br />
Miet-Cobot entlastet Belegschaft: Um<br />
eine automatisierte Palettierstation eine<br />
Woche stilllegen zu können, setzt Unilever<br />
in Heilbronn erstmals auf Cobots – für eine<br />
Woche und im praktischen Mietmodell.<br />
46<br />
KI vereinfacht das Greifen: Mit Schunks<br />
2D Grasping-Kit lassen sich auch<br />
schwierige Greif- und Sortieraufgaben<br />
leicht automatisieren. Schunk setzt das<br />
KI-Tool selbst ein.<br />
Bild: Afag<br />
Bild: Bayer<br />
50<br />
Rote Module für grünen Strom: Die Produktion für<br />
Photovoltaik-Dünnschicht-Röhren von Tubesolar<br />
hat Afag mit seinen dynamischen und präzisen<br />
roten Handlingsystemen ausgestattet.<br />
Bild: Schunk<br />
Bild: Exotec<br />
64<br />
Lager-Performance<br />
flexibel erhöhen: Mit<br />
Exotec hat Elektro-<br />
Großhändler Eltra in<br />
seinem Lager das<br />
Robotik-Zeitalter eingeläutet<br />
– mit guten<br />
Perspektiven für die<br />
weitere Expansion.<br />
Batterieproduktion<br />
Was der Maschinenbau von<br />
der Politik fordert Seite 24<br />
05_Oktober 2023<br />
Low Cost Robotik<br />
<strong>Automationspraxis</strong> testet<br />
die Igus RBTXperten Seite 40<br />
automationspraxis.de<br />
Messe-Special<br />
Highlights und Trends<br />
der Motek 2023 Seite 68<br />
Automatisierte<br />
Fördertechnik<br />
Zum Titel<br />
Transport, Zuschnitt,<br />
Pufferung – gleich drei<br />
Funktionen vereint die<br />
automatische Förderanlage,<br />
die Haro für den<br />
Verpackungsspezia -<br />
listen Smurfit Kappa<br />
gebaut hat. Zentraler<br />
Baustein ist ein robuster<br />
Gliederbandförderer.<br />
Seite 08<br />
6 Oktober 2023
Industrie<br />
Das Kompetenznetzwerk der Industrie<br />
Herzliche<br />
Einladung zum<br />
2. INDEX<br />
Technologie Campus<br />
7. November 2023<br />
10:00 - 16:00 Uhr<br />
INDEX Werke,<br />
Reichenbach an der Fils<br />
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Anhand von erfolgreich realisierten<br />
Projekten zeigt das Präsenzevent Automatisierung<br />
– „Alles aus einer Hand“ im<br />
Rahmen des 2. Technologie Campus bei<br />
INDEX auf, welche Produktivitätsreserven<br />
in der Automatisierung stecken und wie<br />
sie sich effizient beheben lassen.<br />
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campus-automatisierung<br />
Bild: INDEX-Werke<br />
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Automatisierung –<br />
„Alles aus einer Hand“<br />
Unsere Partner 2023:<br />
Oktober 2023 7
Für Smurfit Kappa hat Haro eine automatisierte<br />
Kartonage-Intralogistik<br />
installiert– stets mit Schutzeinrichtungen<br />
für Mitarbeiter und Material.<br />
Bild: Haro<br />
8 Oktober 2023
<strong>Automationspraxis</strong><br />
TITELGESCHICHTE<br />
exklusiv<br />
_Titelgeschichte<br />
Robuster Gliederbandförderer transportiert Paletten mit bis zu 1,5 Tonnen<br />
Automatische Förderanlage<br />
ergänzt neue Kreisschere<br />
Transport, Zuschnitt, Pufferung – gleich drei Funktionen vereint die Förderanlage,<br />
die die sauerländische Haro-Gruppe beim Wellpappe-Verpackungsspezia -<br />
listen Smurfit Kappa installiert hat. Zentraler Baustein der Anlage in Wrexen ist<br />
ein robuster und langlebiger Gliederbandförderer, der einen zuverlässigen und<br />
vollautomatisierten Transport für Sonderpaletten mit bis zu 1,5 Tonnen ermöglicht<br />
und gleichsam Potenzial für künftige Erweiterungen bietet.<br />
Oktober 2023 9
_Titelgeschichte<br />
1934 als Unternehmen für Kartonverpackungen<br />
für den irischen Markt gegründet, hat<br />
sich Smurfit Kappa zu einem europaweit<br />
führenden Hersteller von Verpackungen aus Wellpappe,<br />
Vollpappe und Karton etabliert. Die Besonderheit:<br />
Die 350 Produktionsstandorte weltweit<br />
– knapp 50 davon allein in Deutschland – beziehen<br />
die Rohmaterialien aus der eigenen Forstwirtschaft<br />
und eigenen Papierwerken.<br />
Dazu zählt auch die Smurfit Kappa Wrexen Paper<br />
& Board im nordhessischen Diemelstadt, die<br />
sich auf die Produktion von Vollpappe mit verschiedenen<br />
Papieren für graphische Anwendungen,<br />
wie Buchcover oder Spiele, spezialisiert hat.<br />
Bei der Produktion aller Verpackungen ist der<br />
Faktor Nachhaltigkeit von besonderer Bedeutung:<br />
So wird dank Recyclinganlagen nicht nur<br />
das Altpapier in der Papierherstellung wiederverwendet,<br />
auch wird beim Zuschnitt der am<br />
Standort in Diemelstadt produzierten Vollpappen<br />
großen Wert auf einen möglichst geringen<br />
Verschnitt gelegt.<br />
„Die Frequenzregelung garantiert eine<br />
sanfte Beförderung über die ganze Strecke<br />
des Gliederbandes, sodass die ungesicherte<br />
Ware nicht herunterfallen kann.“<br />
Christoph Hackländer, Haro<br />
Kreisschere für präzise Zuschnitte<br />
Erst im vergangenen Jahr installierte die Smurfit<br />
Kappa Wrexen Paper & Board deshalb eine neue<br />
Kreisschere für präzise Zuschnitte der produzierten<br />
Vollpappen, die es ebenso effizient und nachhaltig<br />
in den internen Materialfluss einzubinden<br />
galt. Mit diesem Anliegen wandte man sich 2022<br />
an den Fördertechnikhersteller Haro Anlagenund<br />
Fördertechnik GmbH im benachbarten Rüthen<br />
und konkretisierte seine Anforderungen.<br />
Die mit Vollpappe beladenen Holzpaletten gilt<br />
es bodeneben in einer dafür vorgesehenen Grube<br />
automatisiert in die neue Schneidlinie zu befördern.<br />
Eine zweite Anlage soll die zugeschnittenen<br />
Bögen anschließend aus der Maschine heraus<br />
zur Abnahmestelle transportieren. Zusätzlich<br />
soll die Förderanlage eine Option zur Pufferung<br />
und Zwischenlagerung der Paletten bieten<br />
und bei Bedarf künftig um neue Förderkomponenten<br />
erweiterbar sein.<br />
Zukunftsorientiertes Konzept<br />
Die Haro-Gruppe konnte ihren Kunden schließlich<br />
mit einem zukunftsorientierten Konzept überzeugen,<br />
das die gestellten Anforderungen dank der<br />
Implementierung eines Gliederbandförderers miteinander<br />
vereinbart und bereits fast seit einem<br />
halben Jahr im Einsatz ist. „Da bei Smurfit Kappa<br />
unterschiedlichste Paletten mit Längen zwischen<br />
600 und 1.400mm sowie einem Gewicht von bis<br />
zu 1.500kg im Einsatz sind, haben wir unserem<br />
Kunden zu einem Gliederbandförderer geraten“,<br />
erläutert Markus Löseke, Konstruktionsleiter der<br />
Haro-Gruppe, die Details des Projektes.<br />
Bild: Haro<br />
Bild: Haro<br />
Automatisierte Kartonage-Zufuhr mittels<br />
Spindelhub und Gliederbandförderer.<br />
Ein automatischer Verschiebewagen sorgt<br />
für die präzise Paletten-Positionierung.<br />
10 Oktober 2023
Bild: Haro<br />
„Dank seines stabilen Bauwerks und seiner außerordentlichen<br />
Verschleißfestigkeit hält der Gliederbandförderer<br />
dem hohen Gewicht der Fördergüter<br />
mühelos stand, auch eine bodenebene Installation<br />
innerhalb der Grube – wie sie bei Smurfit Kappa<br />
notwendig ist, ist problemlos möglich“, ergänzt<br />
Geschäftsführer Christoph Hackländer.<br />
Langlebige Gliederbänder<br />
Da die Auf- und Abnahme der Paletten mithilfe<br />
einer Gabelhubameise erfolgt, sind die Auf- und<br />
Abnahmestellen des Förderers jeweils mit besonders<br />
robusten Gliederbändern ausgestattet und<br />
garantieren ganz im Sinne der im Hause Smurfit<br />
Kappa gelebten Nachhaltigkeit maximale Langlebigkeit.<br />
Zusätzlich besitzt die Sicherheit immer<br />
dort, wo Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im<br />
Einsatz sind, oberste Priorität. Aus diesem Grund<br />
sind alle Auf- und Abnahmestellen, an denen Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter mit einer Gabelhubameise<br />
im Einsatz sind, mit einer Sicherheitstechnik<br />
in Form einer Schleusenfunktion ausgestattet,<br />
welche das Betreten der Förderanlage verhindert<br />
und die Anlage erst dann in Gang setzen<br />
lässt, wenn die Aufgabe per Knopfdruck quittiert<br />
wurde.<br />
Anschließend erfolgt der Weitertransport über<br />
den rund neun Meter langen Gliederbandförderer<br />
bis hin zur Kreisschere. „Die Bögen werden durch<br />
die Maschine von der Palette entnommen und auf<br />
das vorgesehene Maß zugeschnitten“, erklärt<br />
Markus Löseke. Nachdem die Palette abgearbeitet<br />
wurde, wird diese als Leerpalette mithilfe des<br />
Gliederbandförderers automatisiert weiter bis zur<br />
Abnahmestelle transportiert.<br />
Ausschleusen der<br />
auf Palette gepackten<br />
konfektionierten<br />
Kartonagen.<br />
Oktober 2023 11
_Titelgeschichte<br />
Übergabe der Paletten<br />
auf den Gliederband -<br />
förderer zur Weiterverarbeitung.<br />
Fördergut-Zufuhr in einen mit Spindelantrieben ausgestatteten<br />
Vertikalförderer für die Papierverarbeitung.<br />
Bild: Haro<br />
Bild: Haro<br />
20 Paletten pro Stunde<br />
Mithilfe der zweiten Förderanlage werden die zugeschnittenen<br />
Vollpappen aus der Kreisschere heraus<br />
transportiert und für die Weiterverarbeitung<br />
vorbereitet: „Die Gabelhubameise setzt die Leerpalette<br />
auf den Gliederbandförderer, von wo aus<br />
sie zur Kreisschere transportiert wird. An der Maschine<br />
wird die Palette dann wieder mit den verarbeiteten<br />
Vollpappen befüllt und anschließend zur<br />
Abnahmestelle befördert“, so die Haro-Konstruktionsleitung.<br />
Bevor die Paletten von der Gabelhubameise<br />
abgenommen werden, ermöglicht eine<br />
an der Fördereinrichtung installierte Waage den<br />
Wiegevorgang jeder Palette.<br />
20 Paletten pro Stunde können auf diese Weise im<br />
Drei-Schicht-Betrieb an fünf Tagen die Woche<br />
transportiert werden. Da das Fördergut während<br />
des beschriebenen Prozesses noch ungesichert ist,<br />
ist die gesamte Förderanlage mit einer Frequenzregelung<br />
ausgestattet. Christoph Hackländer erklärt<br />
die Besonderheiten: „Die Frequenzregelung garantiert<br />
eine sanfte und ruckfreie Beförderung<br />
über die ganze Strecke des Gliederbandes, sodass<br />
die ungesicherte Ware nicht herunterfallen kann“.<br />
Pufferung der Paletten möglich<br />
Neben einer vollautomatisierten und zuverlässigen<br />
Beförderung bietet die neue Fördertechnik außerdem<br />
die Möglichkeit zur Pufferung der Paletten<br />
in Spitzenauslastungen. „Jeweils fünf Paletten<br />
können auf beiden Anlagen gestaut und bei Bedarf<br />
gelagert werden, dies ist vor allem dann von Vorteil,<br />
wenn Anbruchpaletten bis zur weiteren Verarbeitung<br />
zwischengelagert werden sollen“, betont<br />
Konstruktionsleiter Markus Löseke.<br />
Neben der Planung, Konstruktion und Produktion<br />
der gesamten Förderanlage war die Haro-<br />
Gruppe auch mit deren Steuerung betraut. Diese<br />
setzte eine intelligente Schnittstelle der neuen<br />
Kreisschere mit der Förderanlage voraus. „Dank<br />
unserer hauseigenen Elektrokonstruktionsabteilung<br />
können wir unseren Kunden auch diesen Service<br />
garantieren“, kommentiert Christoph Hackländer<br />
das Portfolio der Haro-Gruppe.<br />
Und auch die Option zur Erweiterung der bestehenden<br />
Anlagen bietet das Portfolio jederzeit an –<br />
so wie es die Smurfit Kappa bereits in ihrer Anfrage<br />
definierte. „Dank unseres bewährten Baukastensystems<br />
sind unsere Fördertechnikkomponenten<br />
jederzeit flexibel erweiterbar, ohne, dass die<br />
bestehende Produktion dabei längere Zeit ausfallen<br />
muss“, betont Christoph Hackländer. ↓<br />
Haro Anlagen- und Fördertechnik GmbH<br />
www.haro-gruppe.de<br />
12 Oktober 2023
_Branchennews<br />
Vom Messe-Duo Motek/Bondexpo bis zum Technologie Campus Automatisierung<br />
Automations-Highlights im Herbst 2023<br />
Im Herbst stehen in Sachen Robotik und Automation<br />
spannende Messen und Veranstaltungen an. Einige<br />
Highlights aus Sicht der <strong>Automationspraxis</strong>.<br />
· Das Stuttgarter Duo aus Motek/Bondexpo gehört<br />
traditionell zu den Branchen-Highlights im Messeherbst.<br />
Im Mittelpunkt der Motek (10. bis 13. Oktober<br />
2023) steht die Produktions- und Montageautomatisierung<br />
als Gesamtsystem – von Komponenten,<br />
Baugruppen und Teilsystemen<br />
bis hin zu Komplettsystemen.<br />
Die Robotik trifft<br />
sich vor allem in Halle 7 bei<br />
Ausstellern wie Aicobot,<br />
ABB Robotics, Fruitcore<br />
Robotics, Handlingtech,<br />
Igus/TBTX, Schmalz, Stäubli<br />
und Yamaha Robotics.<br />
www.motek-messe.de<br />
Übrigens: Mehr zur Motek<br />
und ein Interview mit der<br />
Messe-Macherin Bettina<br />
Schall lesen Sie ab Seite 68.<br />
Und auch auf den weiteren<br />
Schall-Messen im Herbst<br />
lassen sich Robotik und Automation<br />
im jeweiligen<br />
Branchen-Kontext erleben,<br />
etwa auf der Fakuma (17.<br />
bis 21. Oktober 2023) und<br />
auf der Blechexpo (07. bis<br />
10. November 2023).<br />
https://schall-messen.de/<br />
·<br />
Am 18. und 19. Oktober<br />
2023 trifft sich die Automatisierungs-Community<br />
aus<br />
Nordrhein-Westfalen auf<br />
der Regional-Messe All<br />
About Automation in Düsseldorf.<br />
Zu sehen ist ein<br />
Querschnitt bekannter<br />
Komponenten- und Systemhersteller<br />
aus Automation<br />
und Robotik (u.a. Mitsubishi<br />
Electric, Yaskawa, Denso<br />
Robotics, Fruitcore, Micropsi,<br />
Robco).<br />
www.allaboutautomation.<br />
de/de/duesseldorf/<br />
·<br />
Am 7. November 2023<br />
lädt unsere Schwesterzeitschrift<br />
mav zum Index-<br />
Technologie Campus<br />
„Automatisierung Alles<br />
aus einer Hand“ nach Reichenbach a.d.F. Das Themenspektrum<br />
reicht von automatisierter Werkstückhandhabung<br />
über Spanntechnik, Qualitätssicherung<br />
und Softwarelösungen bis hin zu intelligenten<br />
Digitalisierungskonzepten für die spanende Fertigung.<br />
Als Technologiepartner dabei: Index, Fanuc,<br />
Fastems Renishaw, Hainbuch.<br />
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Oktober 2023 13
_Personalien<br />
Bild: Sewts<br />
02<br />
Bild Lorch Schweißtechnik<br />
01<br />
Bild: Sereact<br />
03<br />
Bild: Bosch<br />
Bild: Murrelektronik<br />
04 05<br />
06<br />
Bild: Weber Schraubtechnik<br />
01 Wolfgang Grüb, CEO der Lorch Schweißtechnik<br />
GmbH (4.v.l.), hat sein Unternehmen an die japanische<br />
Daihen-Gruppe verkauft. „Daihen ist der perfekte<br />
Partner für die Nachfolgeregelung und die weitere<br />
langfristige Expansion.“<br />
02 Die Sewts-Gründer Till Rickert, Tim Doerks und Alexander<br />
Bley (von links nach rechts) wollen mit KI und<br />
Robotik die Textilindustrie revolutionieren und haben<br />
dafür 7 Mio. Euro eingesammelt.<br />
03 Marc Tuscher (r.) und Ralf Gulde (l.), Gründer des<br />
Stuttgarter KI-Robotik-Start-ups Sereact, freuen sich<br />
über 5 Millionen Dollar aus einer Seed-Finanzierungsrunde.<br />
Damit wollen sie das Team vergrößern und die<br />
Entwicklung der Software PickGPT unterstützen.<br />
04 Die beiden Schnaithmann-Geschäftsleitungsmitglieder<br />
Thilo Hottmann (Leiter Technologie, links) und<br />
Gerd Maier (Leiter Vertrieb) freuen sich über den<br />
„Bosch Global Supplier Award“.<br />
05 Martin Kram ist seit Juli 2023 neuer Vice President<br />
Sales Germany bei Murrelektronik.<br />
06 Aurélien Pizani ist neuer Frankreich-CEO beim bayrischen<br />
Schraubtechnik-Spezialisten Weber. Zudem<br />
hat Weber Michael Rabasco zum US-Chef ernannt.<br />
14 Oktober 2023
_Branchennews<br />
Im Fokus: intelligente Software und smarte KI-Funktionen<br />
Websession zeigt Robotik-Innovationen<br />
Wichtige Trends der Robotik macht unsere Websession<br />
„Robotik-Innovationen“ am 08. November 2023<br />
erlebbar. Die Themen reichen von intelligenter Software<br />
und smarten KI-Funktionen über kollaborative<br />
Robotik bis hin zum intelligenten Bin Picking.<br />
So wird Schmalz sein intelligentes KI-basiertes<br />
Solution Kit ivOS vorstellen, das diverse Softund<br />
Hardware-Komponenten miteinander verbindet.<br />
Dadurch kann das<br />
neue Schmalz ivOS- Solution<br />
Kit automatisch auch<br />
unbekannte Werkstücke erkennen<br />
und prozesssicher<br />
Handhaben. Damit liefert<br />
Schmalz Sehen und Greifen<br />
aus einer Hand als<br />
Plug&Work-Lösung.<br />
Onrobot wiederum präsentiert<br />
seine anwendungsorientierte<br />
Softwareplattform<br />
D:PLOY, mit der man kollaborative<br />
Robotik-Anwendungen<br />
schneller und ohne<br />
große Roboter-Kenntnisse<br />
umsetzen kann. D:PLOY ist<br />
kompatibel mit allen führenden<br />
Marken von Robotern<br />
und steht für Anwendungen<br />
in den Bereichen<br />
Verpackung, Palettierung,<br />
Transfer und CNC zur Verfügung.<br />
ROBOTICS<br />
KI und ChatGPT für<br />
die Robotik<br />
Auch Fruitcore Robotics<br />
vereinfacht mit intelligenten<br />
Softwarefunktionen den<br />
Umgang mit seinen Horst-<br />
Industrierobotern. Ein<br />
Highlight – neben dem KIgestützten<br />
Betriebssystem<br />
HorstOS – ist der AI Copilot,<br />
der die Trendtechnologie<br />
GPT in die Robotik integriert.<br />
Der intelligente Assistent<br />
unterstützt in natürlicher<br />
Sprache und in Echtzeit<br />
bei der Einrichtung und<br />
Steuerung der Horst-Industrieroboter<br />
sowie gesamter<br />
Anwendungen.<br />
Neura Robotics treibt den<br />
KI-Einsatz in der Robotik<br />
ebenfalls voran und hat sich<br />
zu einem Pionier der kognitiven Robotik entwickelt.<br />
Die kognitiven Roboter, die auf der Neura Robotics-<br />
Plattform basieren, können sehen, hören und fühlen.<br />
Der kollaborative Roboter Maira ist damit in der Lage,<br />
seine Umgebung und Menschen vollständig wahrzunehmen<br />
und autonom zu handeln.<br />
↓<br />
https://automationspraxis.industrie.de/websession-in<br />
novationen-in-der-robotik-und-automation/<br />
Transformation in<br />
der Automobilindustrie<br />
Die Automobilindustrie steht vor gewaltigen Herausforderungen: Der Ausstieg aus<br />
der Verbrenner-Technologie ist beschlossene Sache. In der Übergangszeit heißt es,<br />
zweigleisig fahren, Linien für Verbrenner und E-Fahrzeuge parallel betreiben.<br />
Hinzu kommen nach wie vor Belastungen durch brüchige globale Lieferketten,<br />
Kostendruck, Materialknappheit und Fachkräftemangel.<br />
Das ExpertenForum Automationskompetenz für die Transformation der Automobilindustrie<br />
beleuchtet aktuelle Themen und neue Ansätze für die Automation.<br />
Stäubli Robotics ExpertenForum<br />
26. Oktober 2023<br />
Bayreuth<br />
Stäubli – Experts in Man and Machine<br />
www.staubli.com<br />
Stäubli Tec-Systems GmbH, Tel. +49 (0) 921 883 0, sales.robot.de@staubli.com<br />
Mehr Infos<br />
Oktober 2023 15
_Interview des Monats<br />
Interview mit Philipp Unterhalt, Co-CEO der Hahn Automation Group<br />
„Unter einer Marke nutzen<br />
wir unsere globale Stärke“<br />
Warum führt die Hahn Group alle Gruppenunternehmen unter der neuen Marke<br />
Hahn Automation Group zusammen? Und was bedeutet die Positionierung als<br />
globaler Lösungspartner für Fabrikautomation? Diese Fragen beantwortet Co-<br />
CEO Philipp Unterhalt im Exklusiv-Gespräch.<br />
Interview: Armin Barnitzke<br />
16 Oktober 2023
<strong>Automationspraxis</strong><br />
Interview des Monats<br />
exklusiv<br />
„Wir werden in Zukunft noch enger zusammenarbeiten<br />
und uns gegenseitig in Projekten unterstützen.“<br />
Philipp Unterhalt, Hahn<br />
Philipp Unterhalt, Co-CEO der Hahn Automation<br />
Group: „Wir sind mit 1800 Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern und einem Umsatz<br />
von knapp 300 Millionen Euro eine der größten<br />
Automatisierungsgruppen weltweit.“<br />
AP: Hahn Group, Hahn Automation und alle weiteren<br />
Tochterunternehmen haben Sie unter der<br />
neuen Marke Hahn Automation Group vereint.<br />
Was sind die Beweggründe?<br />
Unterhalt: Aufgrund unseres starken Wachstums<br />
in den letzten Jahren, insbesondere seit dem Einstieg<br />
der RAG-Stiftung im Jahr 2014, sind wir<br />
heute mit 1800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />
und einem Umsatz von knapp 300 Millionen<br />
Euro eine der größten Automatisierungsgruppen<br />
weltweit. Anstatt wie bisher mit zwölf verschiedenen<br />
Marken aufzutreten, möchten wir unsere<br />
Komplexität reduzieren und unsere Stärke unter<br />
einer Marke ausspielen.<br />
AP: Bedeutet das, dass Marken wie GeKu, Waldorf<br />
Technik, Invotec und REI Automation verschwinden<br />
werden?<br />
Unterhalt: Ja, wir werden alle Gesellschaften umfirmieren<br />
und einheitlich am Markt auftreten. So<br />
sind wir noch besser in der Lage, die steigenden<br />
Projektvolumen durch Bündelung unserer Kapazitäten<br />
umzusetzen und für ganze Produktionsprogramme<br />
Verantwortung zu übernehmen.<br />
Bild: Hahn Automation Group<br />
AP: Was bedeutet diese Umfirmierung intern?<br />
Unterhalt: Wir möchten in der Unternehmensgruppe<br />
enger zusammenarbeiten. Daher integrieren wir<br />
Prozesse und IT-Systeme auf Basis von gemeinsamer<br />
Sprache, einheitlichen Definitionen und Strukturen.<br />
Die Identifikation mit der Gruppe soll in den<br />
Vordergrund gestellt werden, ohne dabei den Stolz<br />
auf das bisher Erreichte zu schmälern. Dabei dient<br />
die einheitliche Marke auch als sichtbares Zeichen<br />
einer geschärften Positionierung.<br />
AP: Was ist nun Ihre Positionierung? Für was<br />
steht die Hahn Automation Group?<br />
Oktober 2023 17
_Interview des Monats<br />
Eine hochautomatisierte<br />
Klebelinie für digitale<br />
Displays: Automotive,<br />
Elektronik und Medizintechnik<br />
sind die drei<br />
wichtigsten Ziel-Industrien<br />
für die Hahn Automation<br />
Group.<br />
Unterhalt: Als Hahn Automation Group konzentrieren<br />
wir uns noch stärker auf das Projektgeschäft<br />
in der Fabrikautomation. So haben wir uns<br />
kürzlich von unserer Beteiligung an dem schwedischen<br />
Linearrobotikhersteller Wemo getrennt, um<br />
als neutraler Integrator die Lösung für den Kunden<br />
herstellerunabhängig zu fokussieren.<br />
AP: Bisher hat sich die Hahn Group als Kompetenznetzwerk<br />
von mittelständischen Spezialisten<br />
positioniert, die in bestimmten Anwendungsbereichen<br />
sehr kundennah agieren. Ist<br />
das nun nicht mehr gültig?<br />
Unterhalt: Doch, natürlich. Wir haben die einzelnen<br />
Unternehmen zugekauft, weil ihre Technologien,<br />
ihre Zielindustrien oder ihre regionale Abdeckung<br />
einen wesentlichen Beitrag zu unserer Positionierung<br />
leisten. Diese Stärken bleiben selbstverständlich<br />
erhalten. Wir werden in Zukunft noch<br />
enger zusammenarbeiten<br />
und uns gegenseitig<br />
in Projekten unterstützen.<br />
Wir möchten<br />
unseren Unternehmen<br />
ermöglichen, mehr zu<br />
erreichen, indem wir<br />
die globale Stärke der<br />
Gruppe, wirklich<br />
nutzbar machen.<br />
Bild: Hahn Automation Group<br />
AP: Suchen Sie weitere<br />
Unternehmen<br />
für die Hahn Automation<br />
Group?<br />
Unterhalt: Die laufende<br />
Integration<br />
wird uns sicherlich noch einige Monate beschäftigen.<br />
Aber wir schließen Zukäufe nicht aus,<br />
wenn sie für uns technologisch relevant sind. Wir<br />
beobachten weiterhin den Markt und schauen<br />
uns auch regelmäßig Unternehmen an. Gleichzeitig<br />
sehen wir aber auch enormes Potenzial im organischen<br />
Wachstum. Dank unserer Standorte in<br />
Mexiko und China haben wir in beiden Ländern<br />
jeweils annähernd einhundert Mitarbeitende aufbauen<br />
können – organisch, ganz ohne Integrationsaufwand.<br />
AP: Wofür steht die Hahn Automation Group zukünftig?<br />
Was sind ihre Kernkompetenzen?<br />
Unterhalt: Wir sind der globale Lösungspartner<br />
für Fabrikautomation. In diesem Satz stecken alle<br />
relevanten Elemente: Erstens der globale Auftritt,<br />
der sich beispielsweise im Servicebereich widerspiegelt,<br />
mit dem wir unseren Kunden weltweit<br />
schnelle Unterstützung bieten. Zweitens sind wir<br />
mehr als ein Equipment-Lieferant. Wir erarbeiten<br />
gemeinsam mit unseren Kunden Lösungen und<br />
begleiten sie partnerschaftlich. Und drittens konzentrieren<br />
wir uns auf die Fabrikautomation. Deshalb<br />
haben wir bereits vor zwei Jahren die Servicerobotik<br />
als eigenständiges Unternehmen, die<br />
United Robotics Group, ausgegliedert.<br />
AP: In welchen Branchen sind Sie tätig?<br />
Unterhalt: Automotive ist nach wie vor unser<br />
stärkstes Geschäftsfeld. Die nötigen Investitionen<br />
der Automobilindustrie, um den technologischen<br />
Wandel zur elektrischen Mobilität zu stemmen,<br />
lassen uns optimistisch in die Zukunft schauen.<br />
Daneben sehen wir ganz unabhängig vom Antriebsstrang<br />
den Trend, das Fahrzeug als Entertainment<br />
Zone zu entwickeln. In entsprechenden<br />
Themen, wie zum Beispiel den Displays, sind wir<br />
führend positioniert.<br />
AP: Und neben der Automobilbranche?<br />
Unterhalt: Die Bedeutung der Medizintechnik<br />
wird durch den demographischen Wandel und die<br />
global wachsende Mittelschicht weiter zunehmen.<br />
Deshalb haben wir uns in diesem Bereich in den<br />
letzten Jahren mit Zukäufen signifikant verstärkt.<br />
Diese Expertise bauen wir weiter aus und internationalisieren<br />
sie im Rahmen der Integration. Darüber<br />
hinaus ist Elektronik für uns ein wichtiger<br />
Geschäftszweig. Neben Schnittmengen zu Medizintechnik<br />
und Automotive haben wir hier Nischen<br />
identifiziert, in denen wir heute hervorragend<br />
positioniert sind, etwa die Steckerfertigung.<br />
AP: Was ist mit dem Urspungsmarkt von Hahn Automation,<br />
der Gummi- und Kunststoffindustrie?<br />
Unterhalt: Wir sind nach wie vor in diesen Bereichen<br />
aktiv. Automatisierungslösungen rund um<br />
die Spritzgussmaschine kommen bei Projekten in<br />
verschiedenen Industrien zum Einsatz. Nochmal<br />
zurück zum Beispiel Steckerfertigung: In unseren<br />
Anlagen für hybride Bauteile werden Metallkontakte<br />
mit Kunststoff umspritzt. Und auch in der<br />
Medizintechnik wird viel mit Kunststoff gearbeitet.<br />
Die Entnahme aus Spritzgussmaschinen mit<br />
hoher Kavitätenzahl und kurzen Taktzeiten gehört<br />
sicherlich zu unseren USPs.<br />
AP: Welche Rolle spielt die Digitalisierung bei<br />
der Hahn Automation Group?<br />
Unterhalt: Wir wissen, dass Weltklasse-Maschinenbau<br />
allein langfristig nicht reicht, um die<br />
Smart Factories der Zukunft auszurüsten. Bereits<br />
2016 haben wir unsere erste Digitalstrategie entwickelt.<br />
Auf Basis von Analyse-Lösungen werten<br />
wir Maschinendaten aus, um Wartungszeiten zu<br />
planen und Stillstandszeiten zu vermeiden. Wir<br />
möchten unsere digitale Kundenreise stetig ausbauen,<br />
angefangen bei den ersten Kundengesprächen,<br />
in denen wir auf Basis digitaler Tools erste<br />
Anlagenkonzepte entwickeln, über Engineering<br />
mit digitalen Zwillingen, bis hin zum Betrieb mit<br />
Predictive Maintenance. Unser Ziel ist es, bestehende<br />
Lösungen entlang des gesamten Lebenszy-<br />
18 Oktober 2023
Bild: Hahn Automation Group<br />
klus zu integrieren. Das ist unsere Vision eines digitalen<br />
Maschinenbauunternehmens im 21. Jahrhundert.<br />
AP: Welche Rolle spielt die Robotik für Sie? Gibt<br />
es noch das Hahn Robotics Network?<br />
Unterhalt: Die Robotik ist für uns ein wesentlicher<br />
Bestandteil. Auch wenn nicht jede unserer<br />
Automatisierungszellen einen Roboter enthält, arbeiten<br />
wir eng mit allen Herstellern zusammen<br />
und setzen verschiedene Arten von Robotern ein.<br />
Hinsichtlich der Unternehmen werden die Einzelmarken<br />
auch hier in die Hahn Automation Group<br />
integriert, sofern sie unsere klare Positionierung<br />
unterstützen.<br />
AP: Wie gehen Sie das Trendthema mobile Robotik<br />
an? Übernehmen Sie die Verknüpfung von<br />
Produktionslinien mit dem Lager oder überlassen<br />
Sie das den Spezialisten der United Robotics<br />
Group?<br />
Unterhalt: Mobile Robotik ist ein spannendes<br />
Thema. Das Zusammenwachsen der ‚wertschöpfenden‘<br />
Produktion mit der ‚kostenverursachenden‘<br />
Logistik eröffnet neue Möglichkeiten. Viele<br />
Kunden stellen sich die Frage, wie Rohmaterialien<br />
an die Anlage gelangen oder wie die fertigen Teile<br />
zurück ins Lager gebracht werden können. Immer<br />
häufiger sehen wir entsprechende Anfragen als<br />
Teil unserer Projekte. Als Integrator nutzen wir<br />
die passenden Technologien am Markt, auch von<br />
unseren Schwesterunternehmen der United Robotics<br />
Group. Das macht die Hahn Automation<br />
Group zum globalen Lösungspartner für Fabrikautomation.<br />
↓<br />
Hahn Automation Group<br />
www.hahnautomation.group<br />
Weltweit arbeiten bei der<br />
Hahn Automation Group<br />
1.800 Mitarbeitende an<br />
kundenspezifischen Lösungen.<br />
Punkte verbinden,<br />
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intelligenten Vernetzen der<br />
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Oktober 2023 19
_Industrie 4.0<br />
Entwicklungskosten und Lieferzeiten reduziert<br />
Fördersystem punktet mit Modularität<br />
Zusammen mit FM Systeme und Satron hat das Fraunhofer IPA im Projekt Förderflex ein<br />
Fördersystem mit modularem Aufbau und dezentraler Steuerung entwickelt.<br />
Prototyp des modularen<br />
Fördersystems nach erfolgreicher<br />
Inbetriebnahme.<br />
Bislang werden Fördersysteme mechanisch<br />
und steuerungstechnisch meist exakt für die<br />
Kundenanwendung angepasst. Das kostet<br />
viel Zeit und Geld, gerade bei der Neuprogramierung<br />
der Steuerung. So sorgt diese Kundenindividualität<br />
der Fördersysteme für längere Lieferzeiten<br />
und höhere Herstellungskosten.<br />
Gemeinsam mit den Spezialisten für Förder- und<br />
Montagetechnik FM Systeme GmbH und dem<br />
Steuerungstechnikexperten Satron Sachsen Steuerungstechnik<br />
GmbH haben sich die Experten des<br />
Fraunhofer IPA daher an eine Modularisierung<br />
des Fördersystems gemacht. Gemeinsam erarbeiteten<br />
die Projektpartner die zugrundeliegende<br />
Funktions- und Produktstruktur und ordneten die<br />
Bild: SATRON<br />
Bild: FM Systeme<br />
mechanischen und mechatronischen Komponenten<br />
den einzelnen Modulen zu.<br />
Im Laufe der Modularisierung konnte FM Systeme<br />
neuartige, hochflexible Baugruppen erarbeiten,<br />
sodass weniger Komponenten nötig waren.<br />
Zudem lässt sich das Fördersystem durch den modularen<br />
Aufbau mit mehr identischen Komponenten<br />
aufbauen – und dennoch können damit kundenindividuelle<br />
Anforderungen erfüllt werden.<br />
„Es geht somit deutlich schneller, ein Fördersystem<br />
zusammenzustellen und das Angebot zu erstellen,<br />
und die Lieferzeit reduziert sich ebenfalls“,<br />
betont Rainer Schmalzhofer, Geschäftsführer der<br />
FM Systeme GmbH.<br />
Dezentrale Steuerung<br />
Im Sinne des modularen Ansatzes entwickelte Satron<br />
eine dezentrale Mikroprozessorsteuerung für<br />
das Fördersystem. Die neue Steuerung setzt sich<br />
aus Steuerungsboxen zusammen, die für jedes<br />
Modul vordefinierte Funktionalitäten enthalten.<br />
Folglich muss kein individuell angepasstes Programm<br />
erstellt werden. Durch diese Modulbauweise<br />
kann der Produktentstehungsprozess simultan<br />
ablaufen.<br />
„Steuerungsboxen werden vorgefertigt und<br />
schließlich zügig beim Endkunden montiert. Außerdem<br />
entfällt die bisher nötige Programmierung<br />
des Steuerungssystems bei der Inbetriebnahme“,<br />
sagt Falk Uhlig, Projektingenieur bei der Satron<br />
GmbH. Dadurch lässt sich die Steuerung in kürzerer<br />
Zeit realisieren, was Kosten und Lieferzeiten<br />
deutlich reduziert.<br />
Das neu entwickelte Fördersystem reduziert damit<br />
die interne Produktkomplexität. Außerdem gibt es<br />
mehr Gleichteile zwischen den Fördersystemvarianten,<br />
was die Skaleneffekte bei der Beschaffung<br />
und Einsparpotenziale bei der Montage hebt. Die<br />
platzsparende Plug&Play-Steuerung ermöglicht<br />
zudem eine schnelle Inbetriebnahme ohne umfangreiche<br />
Programmierkenntnisse. Die Projektpartner<br />
haben einen Prototyp bereits erfolgreich<br />
bei FM Systeme in Betrieb genommen. ↓<br />
Die Steuerung: neuentwickelter<br />
Controller inklusive Bediengerät.<br />
Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und<br />
Automatisierung IPA<br />
www.ipa.fraunhofer.de<br />
20 Oktober 2023
_Industrie 4.0<br />
Mehr erfahren<br />
Sereacts PickGPT kombiniert Sprachmodelle à la ChatGPT mit<br />
Computer Vision. Roboter kann man damit via Sprache bedienen.<br />
Bild: Sereact<br />
Mensch und Roboter arbeiten natürlich zusammen<br />
Sprechen mit dem<br />
Bin-Picking-Robot<br />
Mit PickGPT kombiniert das Stuttgarter Startup<br />
Sereact intelligente Vision-Technologien<br />
mit ChatGPT-artigen Sprachmodellen.<br />
PickGPT ermöglicht eine unkomplizierte Kommunikation<br />
zwischen Mensch und Roboter über Sprachbefehle und<br />
intuitive Schnittstellen. „So können Mitarbeitende den<br />
Roboter auf einfache Weise instruieren“, erläutert Ralf Gulde,<br />
CEO des KI-Robotik-Start-ups Sereact – ein Spin-off des ISW<br />
an der Universität Stuttgart. PickGPT verbindet die Leistungsfähigkeit<br />
von ChatGPT-artigen Large Language Models mit Sereacts<br />
Computer-Vision-Modellen. So können Roboter natürliche<br />
Sprache und visuelle Informationen verarbeiten sowie multimodale<br />
Daten zu korrelieren. Die Roboter können ihre Umgebung<br />
mit einer bisher nicht gekannten Intelligenz wahrnehmen.<br />
PickGPT bietet insbesondere dem Personal in Warehouses neue<br />
Möglichkeiten. Ohne komplexe Programmierkenntnisse können<br />
Mitarbeitende einfach sprachbasierte Anweisungen oder intuitive<br />
Benutzeroberflächen verwenden.<br />
Zumal PickGPT nicht nur Sprache verstehen kann, sondern<br />
auch Objekte und Produkte in Echtzeit anhand ihrer visuellen<br />
Eigenschaften erkennen und identifizieren. PickGPT analysiert<br />
automatisch Produktbilder und gleicht sie mit Artikeln in jedem<br />
realen Szenario ab. Darüber hinaus versteht und interpretiert<br />
PickGPT Produkttitel, Beschreibungen und andere Textinformationen,<br />
um Produkte automatisch zu identifizieren.<br />
↓<br />
Mehr Touch.<br />
Mehr Leistung.<br />
Mehr PC.<br />
• Automation Panel | Panel PC | Automation PC<br />
• Multitouch | Singletouch<br />
• Widescreen | 4:3<br />
• Hochformat | Querformat<br />
• Tragarm | Einbau | Edelstahl<br />
• Beliebig kombinierbar<br />
• Smart Display Link 4 | 100m<br />
• Intel Core i3 | i5 | i7 | Xeon<br />
• Intel Atom<br />
Sereact GmbH<br />
www.sereact.ai/pickgpt<br />
br-automation.com/multitouch<br />
B&R | A member of the ABB Group<br />
Oktober 2023 21
_Industrie 4.0<br />
Bildverarbeitung mit künstlicher Intelligenz<br />
KI-Vision lässt sich einfach bedienen<br />
Dass KI-basierte Bildverarbeitung nicht nur eine Sache für Software- und Vision-Experten ist,<br />
zeigt ein Robotik-Projekt der Hochschule Kempten mit einer IDS NXT Kamera.<br />
Bild: IDS<br />
Die klassische Bildverarbeitung erlebt gerade<br />
einen richtungsweisenden Wandel. Künstliche<br />
Intelligenz (KI) soll diese noch leistungsstärker<br />
machen: KI verarbeitet und analysiert<br />
große Mengen an Daten schnell, effizient und<br />
mit hoher Genauigkeit, auch variantenreiche Objekte<br />
sind keine Herausforderung mehr.<br />
Dennoch trauen sich viele Unternehmen noch<br />
nicht an die neue Technologie heran. Ist KI zu<br />
komplex und für neue Märkte noch nicht benutzerfreundlich<br />
genug? Eine Gruppe von Studierenden<br />
der Hochschule Kempten hat sich im Rahmen<br />
ihres Masterstudiums dem Thema Bildverarbeitung<br />
mit KI gestellt – allesamt angehende Ingenieure<br />
und keine Softwareentwickler.<br />
Ziel war die Entwicklung Mühle-spielender Roboter,<br />
die ortsunabhängig gegeneinander antreten<br />
können. Grundlage dafür stellt der Einsatz eines<br />
Bildverarbeitungssystems zur Erkennung von Veränderungen<br />
auf dem Spielbrett dar. Dabei wurde<br />
eine intelligente Kamera als Sensor mit den Robotern<br />
verknüpft. Zusätzlich entstand während des<br />
Projektes ein digitaler Zwilling des realen Roboters,<br />
der an dessen Stelle spielen konnte.<br />
Benutzerfreundliches KI-System<br />
Für die Mühle-spielenden<br />
Roboter wurde eine intelligente<br />
Kamera mit KI-Funktionen<br />
als Sensor mit den<br />
Robotern verknüpft.<br />
Im IDS NXT Cockpit kann die Bildverarbeitung<br />
mittels einer Vision App eingerichtet werden.<br />
Das eingesetzte Vision-System sollte benutzerfreundlich<br />
und einfach zu<br />
bedienen sein, die Kamera<br />
KI-ready und industrietauglich.<br />
Nach umfangreichen<br />
Tests fiel die Wahl schließlich<br />
auf IDS NXT – ein Komplettsystem<br />
für den Einsatz<br />
von intelligenten Kameras.<br />
Marco Ullrich, wissenschaftlicher<br />
Mitarbeiter der Hochschule<br />
Kempten: „Das IDS<br />
NXT System war ideal für<br />
unser Projekt. IDS konzentriert<br />
sich darauf, die Hürde<br />
für den Einsatz von KI in<br />
realen Anwendungen zu senken.<br />
Das heißt, KI benutzerfreundlich<br />
zu gestalten und<br />
auch Anwendern ohne Programmiererfahrung<br />
zugänglich<br />
zu machen.“<br />
Die größte Herausforderung sahen die Studierenden<br />
in der Integration der Kamera in das Robotersystem.<br />
Dies erwies sich als Trugschluss. Denn IDS<br />
NXT benötigt keinen zusätzlichen PC für die Bildverarbeitung.<br />
„Alles läuft auf der Kamera selbst<br />
ab, keine weitere Verarbeitungseinheit ist erforderlich.<br />
Dies machte es wider Erwarten einfach, das<br />
System in unsere bestehende Einrichtung zu integrieren“,<br />
erklärt Ullrich.<br />
Bild: IDS<br />
22 Oktober 2023
_Industrie 4.0<br />
Kommunikation mit OPC UA<br />
Die Kommunikation der Kamera mit dem Projektumfeld<br />
wurde mittels des Industrieprotokolls<br />
OPC UA realisiert. Damit können Kameras direkt<br />
mit Maschinen und Steuerungen in derselben<br />
Sprache kommunizieren und Aufgaben und Ergebnisse<br />
unmittelbar austauschen. Die Kamera<br />
wurde dafür über ein Ethernet-Kabel durch einen<br />
Switch mit der SPS verbunden und detektiert nach<br />
jedem Spielzug zuverlässig die Position aller Steine<br />
und vergleicht diese mit dem Soll-Zustand.<br />
Das IDS NXT System bietet<br />
außerdem schlüsselfertige<br />
Vision Apps, mit deren Hilfe<br />
viele unterschiedliche<br />
Bildanalysen durch individuell<br />
trainierte neuronale<br />
Netze ausgeführt werden<br />
können – auch ohne Programmierkenntnisse.<br />
Im<br />
Falle der Mühle-Roboter<br />
wurde die App „Classifier“<br />
eingesetzt. Sie nutzt Machine-Learning-Methoden<br />
zur<br />
Klassifikation von Bildinhalten.<br />
„Der App-Ansatz ist<br />
sehr intuitiv, besonders,<br />
wenn man kein Programmierer<br />
ist und sich mit KI-<br />
Algorithmen nicht auskennt“,<br />
so Marco Ullrich.<br />
Auch für Laien<br />
bedienbar<br />
Das aus diesem eher spielerischen<br />
Projekt gewonnene<br />
Wissen kann durchaus auf<br />
komplexere Systeme, wie<br />
eine Produktionsanlage,<br />
übertragen werden. Denkbar<br />
wäre die Optimierung<br />
von Produktionsprozessen<br />
oder der Qualitätskontrolle.<br />
Bildverarbeitung mit KI<br />
kann jedoch viel mehr. In<br />
der Logistikautomation<br />
kann sie zur Aufrechterhaltung<br />
des Warenflusses beitragen<br />
oder in der Medizintechnik<br />
bei der Diagnose<br />
unterstützen.<br />
Das Beispiel der Hochschule<br />
Kempten zeigt, dass KI-<br />
Technologie nicht ausschließlich<br />
Experten vorbehalten<br />
ist. Dank einfacher<br />
Werkzeuge, die keine Kenntnisse<br />
in Hochsprachenpro-<br />
grammierung erfordern, können auch Bildverarbeitungs-Laien<br />
damit arbeiten.<br />
Dies bekräftigt IDS-Geschäftsführer Jan Hartmann:<br />
„Das Verständnis wächst, dass Künstliche<br />
Intelligenz heute weder allmächtig, noch zu komplex<br />
für den Einstieg ist. Die Technik ist beherrschbar<br />
und löst mit wenig Aufwand erstaunlich<br />
gut Aufgaben, die zuvor aufwendig programmiert<br />
werden mussten.“<br />
↓<br />
IDS Imaging Development Systems GmbH<br />
www.ids-imaging.de<br />
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Oktober 2023 23
_Trend des Monats<br />
Wie helfen Robotik und Automation auf dem Weg in die Elektromobilität?<br />
Batterieproduktion:<br />
Forderungen an die Politik<br />
Die Batterieproduktion ist für die Anbieter von Robotik und Automation eine große<br />
Chance, aber auch eine Herausforderung. Experten verlangen von der Politik<br />
bessere Rahmenbedingungen, gerade mit Blick auf China.<br />
Autor: Markus Strehlitz<br />
Bild: Kuka<br />
24 Oktober 2023
<strong>Automationspraxis</strong><br />
Trend des Monats<br />
exklusiv<br />
„Wir müssen aufpassen, dass es nicht wieder<br />
dazu kommt, dass wir in Deutschland die<br />
Grundlagentechnologie entwickeln und dann<br />
beim Skalieren nicht dabei sind.“ Frank Konrad, Hahn<br />
Der Trend zur Elektromobilität eröffnet<br />
für Robotik und Automation neue<br />
Möglichkeiten, gerade in der Batterieproduktion.<br />
Aber dafür müssen die<br />
Rahmenbedingungen stimmen.<br />
Der Trend zur Elektromobilität eröffnet<br />
für Robotik und Automation<br />
viele neue Möglichkeiten.<br />
„Der Transport von Batterien, insbesondere<br />
in großen Mengen und über große<br />
Entfernungen, stellt nicht nur eine große<br />
logistische Herausforderung dar, sondern<br />
bedingt auch operative und strategische Risiken“,<br />
sagt Dr. Joachim Döhner, der bei Kuka<br />
als Senior Director Business Development & Strategy<br />
Battery tätig ist und der VDMA-Fachabteilung<br />
Batterie-Produktion vorsteht.<br />
Batterien werden also zunehmend dort produziert,<br />
wo sie auch gebraucht werden – eben auch<br />
in Europa.Und da die Lohnkosten in Europa hoch<br />
und Arbeitskräfte nur begrenzt verfügbar sind,<br />
gibt es in der Batterieproduktion einen verstärkten<br />
Bedarf an Automatisierungslösungen, betont<br />
Döhner auf einem von der <strong>Automationspraxis</strong> organisierten<br />
Podium auf dem Automatica Forum<br />
2023. Den großen Automations-Bedarf bestätigt<br />
Frank Konrad, Co-CEO der Hahn Automation<br />
Group und Vorstandsvorsitzender des VDMA-<br />
Fachverbands Robotik + Automation: „Es gibt eine<br />
sehr große Nachfrage in allen Transformationsbereichen.<br />
Das gilt für die Energieerzeugung,<br />
die Speicherung und eben auch für die Antriebstechnik“,<br />
so Konrad.<br />
Wir stehen noch am Anfang<br />
Bild: Messe München<br />
„Allerdings stehen wir bei der Elektromobilität<br />
gerade am Anfang“, ergänzt Thomas Ernst, CEO<br />
der Pia Automation und Vorstand der VDMA-<br />
Fachabteilung Integrated Assembly Solutions. „Es<br />
wird daher noch unglaublich viele – auch technologische<br />
– Veränderungen am Markt geben“. Zumal<br />
es gar nicht so einfach ist, die Produktion auf<br />
Komponenten für die E-Mobilität umzustellen. So<br />
stellt zum Beispiel die Fertigung von Batteriezellen<br />
hohe Anforderungen an die eingesetzte Technik.<br />
Roboter und Komponenten wie Schläuche oder<br />
Stecker müssen auch unter Reinraum- und Trockenraum-Bedingungen<br />
funktionieren. Zudem<br />
gelten hohe Sicherheitsanforderungen, schließlich<br />
arbeitet man im Hochvolt-Bereich.<br />
Das Verständnis für die Prozesse ist daher entscheidend.<br />
Doch nicht alle Firmen, die nun in der<br />
Batterieproduktion mitmischen wollen, haben Erfahrungen<br />
mit den besonderen Herausforderungen.<br />
„Wir merken, dass sich Kunden extrem<br />
schwertun, die nicht aus diesem Bereich kommen“,<br />
berichtet Ernst. Die Automatisierer seien<br />
daher noch stärker als sonst als Berater gefordert.<br />
„Wir werden bereits in die Entwicklung der Produkte<br />
eingebunden. Dann können wir unser<br />
Know-how einbringen, damit Produkte so designt<br />
werden, dass sie anschließend auch kostengünstig<br />
herzustellen sind.“<br />
Frank Konrad von Hahn Automation<br />
fordert, die kritische<br />
Haltung gegenüber Konsortien<br />
zu überdenken. Die Wettbewerber<br />
müssten zusammenarbeiten.<br />
Oktober 2023 25
_Trend des Monats<br />
Bild: Kuka<br />
„Ich habe noch kein<br />
Batterie-Projekt erlebt,<br />
bei dem schließlich das<br />
produziert wurde, was bei der<br />
Beauftragung der Stand der Dinge<br />
war“, sagt Joachim Döhner von Kuka.<br />
Innovationszyklen wie Smartphones<br />
Viele Unternehmen aus dem Automotive-Umfeld<br />
hätten erwartet, vielleicht gehofft, dass die Verdrängung<br />
des Verbrenners durch die Elektromobilität<br />
deutlich langsamer vor sich geht, so Döhner.<br />
„Da das aber nicht der Fall ist, suchen sie nun<br />
Partnerunternehmen wie Kuka, die ihnen in das<br />
Thema hineinhelfen.“ Doch man dürfe die Herausforderungen<br />
nicht unterschätzen. „Man stellt<br />
sich vieles aus der Entfernung manchmal ein bisschen<br />
einfach vor. Doch diejenigen, die das zu blauäugig<br />
angehen, werden scheitern.“<br />
Zu diesen Herausforderungen zählt auch, dass die<br />
Innovationszyklen in der Elektromobilität andere<br />
sind als bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor.<br />
„Ich sage es mal etwas flapsig: Ein Elektroauto<br />
wird immer mehr zu einem Consumer-Elektronik-<br />
Produkt mit vier Rädern“, so Döhner. Die Zeiträume,<br />
in denen man denken müsse, seien eher<br />
mit denen bei einem Smartphone zu vergleichen.<br />
Das stellt auch Herausforderungen an die Planung<br />
der Produktionsanlage: „Ich habe noch kein Projekt<br />
erlebt, bei dem schließlich genau das produziert<br />
wurde, was bei der Beauftragung der Stand<br />
der Dinge war.“ Damit umzugehen, ist laut Döhner<br />
nicht einfach. Der Aufwand, mitten in der Projektumsetzung<br />
noch größere Änderungen einzubringen,<br />
sei nicht zu unterschätzen. Das hat auch<br />
Auswirkungen auf die Anbieter der Automatisierungstechnik.<br />
„Wir müssen sehr agil arbeiten“, erklärt<br />
Ernst. „Das Skill-Set unserer Mitarbeiter ist<br />
stark gefordert.“<br />
Große Konkurrenz aus China<br />
Maschinenbauer und Automations-Spezialisten<br />
müssen aber nicht nur agil sein, sondern auch eine<br />
gewisse Größe mitbringen, um bei Projekten in<br />
der Elektromobilität mithalten zu können. „Bei<br />
Linien in der Batterieproduktion sprechen wir<br />
schnell mal von 50 oder 60 Millionen“, so Ernst.<br />
Um solche großen Projekte zu stemmen, müssten<br />
sich Unternehmen zusammenschließen. In einem<br />
Strategiepapier empfiehlt der VDMA-Fachverband<br />
Robotik und Automation daher die Bildung<br />
von Konsortien, um innovative Anwendungen in<br />
der Batterieproduktion voranzutreiben.<br />
Gerade in Europa werden aber solche Konsortien<br />
oft hinterfragt – was Konrad für falsch hält. Zumal<br />
die Maschinenbau-Konkurrenten aus Asien<br />
ganz anders aufgestellt sind. „Wir sprechen hier<br />
von Wettbewerbern, die deutlich mehr als 10.000<br />
Mitarbeiter haben, und Projekte im dreistelligen<br />
Millionenbereich in weniger als einem Jahr umsetzen<br />
können“, sagt Konrad. In Deutschland sehe er<br />
keinen Automatisierer, der dazu in der Lage sei.<br />
Die Anbieter aus China seien aber schließlich auch<br />
nicht von heute auf morgen so groß geworden,<br />
sondern seien gefördert worden. Daher fordert<br />
Konrad von der Politik, die kritische Haltung gegenüber<br />
Konsortien zu überdenken. Wettbewerber<br />
müssten das Thema zusammen angehen.<br />
Berlin muss sich Gedanken machen<br />
Debatte im Video<br />
Wie helfen Robotik und Automation auf dem Weg in<br />
die Elektromobilität? Wer sich die Podiumsdiskussion<br />
auf dem Automatica Forum 2023 in voller Länge anschauen möchte,<br />
findet hier das dazugehörige Video:<br />
http://hier.pro/AF2yb<br />
Dabei sind nicht nur die unterschiedlichen Größenordnungen<br />
ein Problem. Die chinesischen Anbieter<br />
können auch unter besseren Rahmenbedingungen<br />
agieren. In seinen Handlungsempfehlungen<br />
im Strategiepapier fordert der VDMA-Fachverband<br />
Robotik und Automation daher, dass diese<br />
auch hierzulande optimiert werden.<br />
Dabei geht es unter anderem um Investitionsanreize<br />
für die Anwender sowie günstigere Finanzierungskonditionen<br />
und besseren Zugang zu Wagniskapital<br />
für die Anbieter von Roboter- und Automatisierungstechnologie.<br />
Zudem fordert der<br />
26 Oktober 2023
_Trend des Monats<br />
mehr<br />
Informationen<br />
VDMA eine Verdoppelung der Studienplätze<br />
in diesen Fachdisziplinen und die<br />
Einführung eines Schulfachs Technik.<br />
„Man muss sich in Berlin Gedanken machen“,<br />
sagt Konrad. „Wir sind zwar in<br />
der Elektromobilität schon an ganz vielen<br />
Themen dran und leisten Entwicklungsarbeit.<br />
Aber wir müssen aufpassen, dass<br />
es nicht wieder, wie bei der Photovoltaikindustrie<br />
dazu kommt, dass wir in<br />
Deutschland die Grundlagentechnologie<br />
entwickeln und dann beim Skalieren<br />
nicht dabei sind.“ Man wolle keinen Protektionismus,<br />
ergänzt Döhner. Aber es<br />
müssten alle nach den gleichen<br />
Spielregeln spielen. Dabei<br />
richtet er den Blick<br />
nicht nur nach<br />
Asien, sondern<br />
auch in die<br />
USA. Dort<br />
greife der Inflation<br />
Reduction<br />
Act<br />
in den<br />
Markt ein.<br />
Hürden<br />
abbauen<br />
Döhner kritisiert auch<br />
die bürokratischen Hürden<br />
und das langsame Tempo hierzulande.<br />
„Wenn bei uns ein Förderantrag für ein<br />
Entwicklungsprojekt eine Bearbeitungszeit<br />
hat, in der in anderen Teilen der Welt<br />
komplette Fabriken gebaut werden, wird<br />
uns das nicht viel dabei helfen einen Vorsprung<br />
aufzuholen.“<br />
Ernst wünscht sich in diesem Zusammenhang<br />
auch mehr Flexibilität beim Thema<br />
Arbeitszeit, die aktuellen Vorgaben seien<br />
zu starr. „Zurzeit sprechen wir von zehn<br />
Stunden pro Tag. Aber eine flexible Wochenarbeitszeit<br />
wäre besser.“ Viele Mitarbeiter<br />
hätten kein Problem damit, auch<br />
mal zehn oder zwölf Stunden an einem<br />
Tag zu arbeiten und dafür zum Beispiel<br />
den Freitag zu Hause sein zu können. Die<br />
gesetzlichen Vorgaben entsprechend zu<br />
ändern, würde Anbietern wie Pia helfen,<br />
im Projektgeschäft agiler zu handeln und<br />
damit wettbewerbsfähiger zu sein.<br />
Recycling bietet Chancen<br />
Die Politik könnte aber auch beim Thema<br />
Recycling aktiv werden, so die Experten.<br />
Bild: Pia<br />
Die Automatisierer sind<br />
stärker als sonst als Berater<br />
gefordert, berichtet<br />
Thomas Ernst von Pia.<br />
Denn die aktuellen Batteriekonzepte sind<br />
noch nicht darauf ausgelegt, dass sich die<br />
Komponenten einfach demontieren lassen,<br />
um die Materialien wiederzuverwerten.<br />
Es gäbe zwar Möglichkeiten, die<br />
Konzepte zu ändern, um das Recycling<br />
besser zu unterstützen. Doch diese sind<br />
auch mit mehr Kosten verbunden. Und<br />
im Markt herrscht derzeit ein harter<br />
Preiskampf. Ernst könnte sich daher vorstellen,<br />
dass von Seiten der Politik Vorgaben<br />
gemacht werden, um die Recycling-<br />
Fähigkeit zu verbessern.<br />
Hahn-Co-CEO Konrad hält das Recycling<br />
von Batterien ebenfalls für eine<br />
Chance. „Wir investieren relativ<br />
viel in Forschungsprojekte zu<br />
diesem Thema.“ In diesen<br />
geht es laut Konrad unter<br />
anderem um die Frage, wie die künftige<br />
Batteriemontage aussehen muss, um<br />
einen höheren Recyclinggrad zu erzielen.<br />
Aber nicht nur in der Montage, sondern<br />
eben auch beim Recycling von Batterien<br />
können Robotik und Automation eine<br />
wichtige Rolle spielen. „Das ist ein großer<br />
Markt, aber wir stehen hier noch am<br />
Anfang“, sagt Ernst. „In China ist das<br />
momentan fast gar kein Thema. Daher<br />
haben wir als Europäer dort eine sehr gute<br />
Möglichkeit, uns abzuheben.“<br />
Trotz aller Forderungen nach besseren<br />
Rahmenbedingungen gehen die Experten<br />
daher davon aus, dass viele Technikanbieter<br />
vom wachsenden Markt rund um<br />
Elektromobilität und Batterieproduktion<br />
profitieren können. „Wird jeder in der<br />
Batterieproduktion mitmischen können?<br />
Ich glaube nicht“, so Konrads rhetorische<br />
Frage. „Aber es werden sehr viele Nischen<br />
entstehen, in die auch kleinere Firmen<br />
eindringen können.“<br />
↓<br />
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durchgängig automatisierbar.<br />
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Oktober 2023 27
_Robotik<br />
Kombi-Lösung aus Roboter, Steckverbinder und Kupplungen<br />
Flexible Montage dank<br />
mobiler Robot-Module<br />
Eine einzigartige Montageanlage bringt bei Stäubli Electrical<br />
Connectors viel Flexibilität in die Serienfertigung. Mobile<br />
Roboter-Montagemodule docken in einer Minute an der Linie an.<br />
Bild: Stäubli<br />
Die mobilen Montagemodule<br />
lassen sich manuell<br />
andocken und sind<br />
sofort betriebsbereit.<br />
Bild: Stäubli<br />
Die Stäubli Sechsachser<br />
TX2–40 sind aufgrund ihrer<br />
kompakten Bauweise,<br />
ihrer Präzision sowie<br />
ihrer Dynamik erste<br />
Wahl für den Einsatz in<br />
dieser Anlage.<br />
In der Montagelinie bei Stäubli in Weil am<br />
Rhein werden Buchsen und Stecker in vielen<br />
Varianten montiert. Für die Produktion heißt<br />
das: robotergestützte Null-Fehler-Präzisionsmontage<br />
mit 20 bis 30 Mikrometer Toleranz bei stark<br />
schwankenden Losgrößen von 20.000 bis<br />
2.000.000. Und: Bei hoher Auslastung kann die<br />
Anlage erweitert und ein Artikel gleichzeitig auf<br />
zwei parallelen Fertigungslinien montiert werden.<br />
Geeignete Roboter für diese Hochpräzisionsmontage<br />
zu finden, war für Stäubli relativ einfach,<br />
kommen doch die schnellsten und genauesten Roboter<br />
aus dem eigenen Haus. Fünf davon – vier<br />
sechsachsige TX2-40 und ein TS2-40 Scara – arbeiten<br />
daher in der Montageanlage.<br />
Ankopplung ist der Clou<br />
Aber: Kann es gelingen, fahrbare Montagemodule<br />
mit darauf montierten Robotern samt Peripherie<br />
innerhalb einer Minute an die Linie anzudocken<br />
und sofort die Montage aufzunehmen? „Ja! Das<br />
Konzept basiert auf Synergieeffekten innerhalb<br />
der Stäubli Gruppe. Präzisionsroboter und innovative<br />
Schnittstellenlösungen bilden den Schlüssel<br />
zur Realisierung der Anlage“, sagt John Dallapiccola,<br />
Geschäftsführer Stäubli Electrical Connectors.<br />
„Und wir hatten eine geniale Idee.“<br />
Entscheidend ist eine auf den hundertstel Millimeter<br />
genaue Ankopplung der mobilen Module an<br />
28 Oktober 2023
_Robotik<br />
die Linie. Und das in 30 Sekunden: In dieser Zeit<br />
muss die Energie- und Druckluftversorgung für alle<br />
Komponenten des Moduls stehen. Alle Leistungs-,<br />
Signal- und Pneumatikanschlüsse für Roboter,<br />
Teilezuführung, Vereinzelung oder Bildverarbeitung<br />
müssen zuverlässig verbunden sein.<br />
Dafür sorgt der modulare Steckverbinder Combitac<br />
von Stäubli Electrical Connectors, der sowohl<br />
an der Station als auch am mobilen Modul<br />
schwimmend gelagert angebracht ist und mit dem<br />
sich alle Energie- und Medienkreisläufe synchron<br />
automatisch mit dem Einfahrvorgang verbinden.<br />
Für den richtigen Sitz sorgen präzise, mechanische<br />
Führungen sowie eine pneumatisch betätigte<br />
Schnellkupplung von Stäubli Fluid Connectors.<br />
Mit XTS verbunden<br />
Die komplette Montagelinie besteht heute aus 12<br />
Modulen, die über das lineare Transportsystem<br />
XTS von Beckhoff miteinander verbunden sind. Zu<br />
einem späteren Zeitpunkt sollen noch vier weitere<br />
Module hinzukommen. Auf dem Transfersystem<br />
sind 20 Mover im Einsatz, die sich entlang einer<br />
Fahrstrecke mit einer Präzision von einem hundertstel<br />
Millimeter bewegen.<br />
Auf den Movern befinden sich teilespezifische Vorrichtungen,<br />
die von den ersten beiden Sechsachsrobotern<br />
an Modul 1 und 2 mit einer Multilam und je<br />
nach zu produzierender Variante mit einem Stecker<br />
oder einer Buchse bestückt werden. „Das Greifen<br />
und Positionieren dieser Kleinstbauteile im Millimeterbereich<br />
erfordert von den beiden TX2-40,<br />
montiert auf ihren fahrbaren Modulen, höchste<br />
Präzision und das bei maximaler Dynamik“, so<br />
Produktionsleiter Sebastian Wiech. Dabei sorgen<br />
Asyril Vibrationsplattformen mit Bildverarbeitung<br />
für eine prozesssichere Teilebereitstellung.<br />
Danach erreichen die Bauteile die Verarbeitungsstation,<br />
an der die Multilam mit der Buchse bzw.<br />
dem Stecker verheiratet wird. Je nach Variante<br />
schließen sich weitere Arbeitsschritte an. Muss ein<br />
Fassungsring montiert werden, übernimmt dies<br />
ein ultrakompakter, präziser TS2-40 Scara.<br />
Hundertprozentige Kontrolle<br />
Jeder Stecker durchläuft eine hundertprozentige<br />
Qualitätskontrolle, dabei durchläuft jede Buchse eine<br />
Steckkraftprüfung. Abschließend erfolgt eine kamerabasierte<br />
Endkontrolle. „Um die Taktzeiten minimal<br />
zu halten, setzen wir hier auf eine Station mit<br />
zwei Modulen, an denen die Gut-Schlechtteil-Prüfung<br />
stattfindet. Ein Kamerasystem misst dabei den<br />
Innendurchmesser und prüft die Anzahl der Stege<br />
der Multilam“, erläutert Sebastian Wiech. Die komplette<br />
Teilehandhabung an dieser Station ist Aufgabe<br />
eines dynamischen Stäubli TX2–60.<br />
Auch die Umrüstvorgänge sind bis ins Detail optimiert:<br />
Je nach Komplexität des Endprodukts variiert<br />
die Umrüstzeit von zwei bis zu 20 Minuten.<br />
Für kurze Umrüstzeiten sorgt das Roboter-Werkzeugwechselsystem<br />
MPS 025 von Stäubli Fluid<br />
Connectors, das mit einer Präzision von +/-1,5 µm<br />
zu Werke geht und zeitaufwendigere manuelle<br />
Wechsel erübrigt. Derzeit laufen über die Anlage<br />
sieben Produktvarianten. Weitere Varianten werden<br />
folgen. Ebenso ist die Integration einer vollautomatischen<br />
Verpackungsanlage vorgesehen. ↓<br />
Stäubli-Tec Systems GmbH Robotics<br />
https://www.staubli.com/de/de/robotics.html<br />
Oktober 2023 29
_Robotik<br />
Roboter lässt sich schnell an einem anderen Arbeitsplatz einsetzen<br />
Cobot-Zelle erleichtert den Einstieg<br />
Gemeinsam mit Kuka hat Mairotec auf Basis des Cobots LBR iisy die modulare Roboterzelle<br />
Mairoflex iisy aufgelegt, die Mittelständlern den Einstieg in die Automation erleichtern soll.<br />
Als Maschinenbaumeister kennt Andreas<br />
Mathes, Gründer und Geschäftsführer der<br />
Mairotec GmbH aus dem thüringischen Ilmenau,<br />
die Anforderungen aus den Werkhallen.<br />
Daher hat er für Alltagsaufgaben – etwa das Beund<br />
Entladen von Drehmaschinen – die modulare<br />
Automationszelle Mairoflex iisy entwickelt, deren<br />
Herzstück der Kuka Cobot LBR iisy 11 bildet.<br />
„Die modulare Automationszelle kann in der<br />
Lohnfertigung unterschiedlichste Aufgaben übernehmen.<br />
Sie ist transportabel und mit dem Hubwagen<br />
im Handumdrehen an einem anderen Arbeitsplatz<br />
einzusetzen.“ Über das integrierte Nullpunktspannsystem<br />
am Boden nehme die Zelle dabei<br />
exakt die Position ein, auf die der neue Arbeitsvorgang<br />
zuvor programmiert wurde. „Damit<br />
ist beispielsweise der Umzug von der Drehmaschine<br />
zur Verpackung der fertigen Bolzen blitzschnell<br />
erledigt“, erklärt Andreas Mathes.<br />
Cobot ist wirklich easy bedienbar<br />
Zur Flexibilität trägt auch der LBR iisy bei. „Der<br />
Cobot wird seinem Namen gerecht – er ist wirklich<br />
‚easy‘ zu handhaben“, sagt Johannes Landherr,<br />
Product Architect bei Kuka. „Die intuitive<br />
Bedienbarkeit ermöglicht einen schnellen, produktiven<br />
Einsatz ohne Vorkenntnisse.“ Auf Basis des<br />
Betriebssystems iiQKA.OS erfolgt das Teachen<br />
der Aufgaben einfach durch Handführung. Mit<br />
dem Bediengerät Smartpad pro gelingt die weitere<br />
Programmierung so einfach wie die Nutzung eines<br />
Smartphones.<br />
Zudem ermöglichen die integrierte Kabelführung<br />
und Energiezuführung des LBR iisy einen schnellen<br />
und einfachen Werkzeugwechsel. „Und der<br />
Cobot erfüllt alle wesentlichen Industriestandardfunktionen<br />
wie Feldbus-Protokolle, digitale I/Os,<br />
Safety und mehr. So können wir die Automationszelle<br />
problemlos in jedes System unserer Kunden<br />
integrieren“, so der Mairotec-Geschäftsführer.<br />
„Der LBR iisy bringt eine extrem hohe Gelenkgeschwindigkeit<br />
mit, die ihn nahezu so schnell wie<br />
einen herkömmlichen Industrieroboter macht“,<br />
unterstreicht Johannes Landherr. „Damit hebt er<br />
sich von herkömmlichen Cobots ab und kann sowohl<br />
mit höheren Drehmomenten als auch mit einer<br />
höheren Geschwindigkeit betrieben werden.“<br />
Eine flexible Cobot-Lösung<br />
wie der Mairoflex iisy,<br />
die sich jeder leisten<br />
kann, ist auch eine Antwort<br />
auf den Fachkräftemangel.<br />
Bild: Kuka<br />
30 Oktober 2023
_Robotik<br />
ALL<br />
IN ONE<br />
Bild: Kuka<br />
Die modulare Cobotzelle, deren Herzstück der LBR iisy mit 11 kg Traglast bildet,<br />
wird autonom durch die KMP600-S mit Material versorgt.<br />
Dadurch sei das Hochskalieren auf getaktete<br />
industrielle Serienfertigung jederzeit<br />
möglich.<br />
Sicher dank 360-Grad-Radar<br />
Trotzdem ist mit dem Cobot auch eine sichere<br />
Mensch-Roboter-Kollaboration<br />
möglich. „Statt einer Schutzeinhausung<br />
nutzen wir ein 360-Grad-Radarfeld von<br />
Inxpect, das sich wie eine unsichtbare Sicherheitskugel<br />
um den Mairoflex iisy<br />
legt“, erklärt Andreas Mathes. „Das System<br />
ist so empfindlich, dass es selbst auf<br />
ein Augenzwinkern oder Atmen reagiert.<br />
Bei physischen Bewegungen in der Sicherheitszone<br />
fährt die Automationszelle sofort<br />
ihre Geschwindigkeit runter oder<br />
stoppt vollständig und fährt erst wieder<br />
an, wenn die Bahn frei ist.“ Die Bewegungen<br />
des Roboterarms innerhalb des<br />
Schutzfeldes erkennt das smarte Radarsystem<br />
dabei übrigens als unbedenklich.<br />
Um einen breiten Einsatzbereich für unterschiedlichste<br />
Aufgaben zu erschließen,<br />
hat Mairotec beim ersten Mairoflex iisy<br />
einen LBR iisy mit 11 kg Traglast integriert.<br />
„Wir können aber auch jede andere<br />
beliebige Traglast des Kuka Cobots<br />
von drei bis 15 Kilogramm auf dem Mairoflex<br />
iisy installieren. Ganz nach Bedarf<br />
des Kunden“, sagt Mathes.<br />
Die höhenverstellbare Aufsatzgabel ist<br />
dafür ausgelegt, verschiedene Arbeitsumgebungen<br />
zu schaffen. Sie kann eine<br />
Werkbank aufnehmen, einen Montageplatz<br />
oder einen Prüftisch. Für die Ausrüstung<br />
der Cobot-Zelle steht eine Vielzahl<br />
an Werkzeugen zur Verfügung: Greifer,<br />
Schweißgeräte oder Sensoren und Kameras<br />
für DataMatrix-Code-Erkennung<br />
oder optische Qualitätsprüfungen. „Die<br />
modulare Roboterzelle richtet sich nach<br />
den Anforderungen des Nutzers, nicht<br />
umgekehrt“, betont Andreas Mathes.<br />
Kombi mit mobiler Plattform<br />
Bei seinem Premiereneinsatz in der Bolzenproduktion<br />
liegt auf der Aufsatzgabel<br />
eine Nullpunktpalette mit 96 eingesteckten<br />
Sechskant-Stählen. Der Roboter<br />
nimmt diese mit dem Greifer auf und<br />
führt sie in die Spindel ein, wo das Drehwerkzeug<br />
nach dem Schließen der Tür<br />
mit der Bearbeitung des Bolzenkörpers<br />
beginnt. Anschließend entnimmt der Cobot<br />
den fertigen Bolzen und platziert ihn<br />
millimetergenau wieder auf der Palette,<br />
bevor das nächste Teil drankommt.<br />
Der gesamte Prozess kann dabei auch<br />
komplett autonom erfolgen. Zur Materialversorgung<br />
pendelt fast lautlos eine<br />
KMP 600-S diffDrive, eine autonome,<br />
mobile Plattform, zwischen Rüstplatz,<br />
der Automationszelle und der Weiterverarbeitung<br />
hin und her. Andreas Mathes:<br />
„Das ist dann schon eine nächste Ausbaustufe<br />
der Automation.“<br />
↓<br />
Kuka Deutschland GmbH<br />
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Oktober 2023 31
Bild: Schneider Electric<br />
Alle Cobots der Lexium-Reihe<br />
verfügen über eine Drehmomentüberwachung,<br />
mit denen<br />
sie eine Kollision erkennen.<br />
Im Interview: Michael Vögele, Senior Produktmanager Pacdrive & Robotics, Schneider Electric<br />
„Wir sehen den Cobot als Teil der Maschine“<br />
Mit den Lexium-Cobots ergänzt Schneider Electric sein Automationsport folio.<br />
Michael Vögele, Senior Produktmanager Pacdrive & Robotics, erläutert Vorteile<br />
und Hintergründe.<br />
Interview: Nico Schröder, Konradin Industrie<br />
AP: Warum steigt Schneider<br />
Electric mit Lexium in den<br />
Cobot-Markt ein?<br />
Vögele: Robotik ist ein<br />
Trendthema, das auch von<br />
Maschinenbau-OEMs<br />
stark an uns herangetragen<br />
wird. Bei den Cobots rechnen<br />
wir sogar mit 40 oder<br />
50 Prozent Wachstum jedes<br />
Jahr. Deshalb sind wir den<br />
Schritt Richtung Cobots gegangen<br />
und gehen ihn weiter.<br />
AP: Aber warum Cobots? Welche Vorteile haben<br />
die Lexium-Cobots im Vergleich zu normalen<br />
Industrierobotern?<br />
Vögele: Allem voran bieten die Cobots eine einfache<br />
Programmierung, sodass keine tiefergehenden<br />
Programmierkenntnisse nötig sind, um die Roboter<br />
einrichten und betreiben zu können. Wir bieten<br />
ein Teaching mit grafischer Programmieroberfläche.<br />
Das macht es Cobot-Nutzern in der Handhabung<br />
leicht. Und auch Installation und Integration<br />
sind einfach. Der Cobot kann beispielsweise einfach<br />
an einer Steckdose angeschlossen werden,<br />
mit integriertem WLAN genutzt und per Laptop<br />
oder Tablet verbunden werden. Letztendlich wirkt<br />
Bild: Schneider Electric<br />
Michael Vögele: „Die Lexium-<br />
Serie bietet Cobots in fünf verschiedenen<br />
Ausführungen – von<br />
3 bis zu 18 kg Traglast.“<br />
sich diese einfache Handhabung und Integration<br />
auf die Kosten aus. Denn die Kosten bei<br />
einem kollaborierenden Roboter sind sehr viel geringer<br />
als beim klassischen Industrieroboter.<br />
AP: Sehen Sie Lexium als Stand-alone-Produkt<br />
oder als Teil der Maschine?<br />
Vögele: Wir sehen den Lexium-Cobot vom Ansatz<br />
her gesamtheitlich in der Maschine. Denn genau<br />
hier liegt unsere besondere Stärke im Vergleich<br />
zum klassischen Roboterhersteller, der zwar ein<br />
gutes Robotik-Portfolio hat, aber nicht dieses gesamte<br />
Ökosystem bieten kann. Insofern sprechen<br />
wir primär unsere Maschinenbauer an, um ihnen<br />
eine zusätzliche Automatisierungslösung zu bieten.<br />
Dank eigener SPS-Steuerung kann der Robo-<br />
32 Oktober 2023
_Robotik<br />
terarm aber auch als Standalone-Lösung verwendet<br />
und maschinellen Abläufen vor- oder nachgeschaltet<br />
werden – etwa um Werkstücke an einen<br />
Menschen zu übergeben oder verpackte Waren zu<br />
stapeln.<br />
AP: Für welche Prozesse eignen sich die Lexium-Cobots?<br />
Und wofür eher nicht?<br />
Vögele: Der Cobot wird für viele Maschinen, gerade<br />
im Kernsegment Packaging, nicht die nötige<br />
Dynamik haben, um schnell zu takten – das ist<br />
klar. Daür haben wir beispielsweise Delta-Roboter.<br />
Aber viele Prozesse um den Kernprozess der<br />
Maschine herum werden heute noch händisch gelöst.<br />
Hier ist unser Cobot eine ideale Lösung, um<br />
die Automation in der Maschine mit dem Menschen<br />
oder mit der Umgebung zu verbinden.<br />
AP: Haben Sie ein Beispiel<br />
Vögele: Ja. Wir haben einen Kunden, der Maschinen<br />
für Bäckereien entwickelt, mit denen Produkte<br />
auf einem Backblech portioniert werden. Die<br />
Maschine arbeitet autonom. Aber es gibt es im<br />
Prozess nocn einen Bäckereiwagen, auf dem verschiedene<br />
Backbleche transportiert werden. Die<br />
Maschine läuft und davor steht ein Mitarbeiter, der<br />
die Backbleche zuführt, und hinten nimmt ein Mitarbeiter<br />
die Backbleche wieder ab. Verständlich also,<br />
dass angesichts der personellen Situation der Wunsch<br />
besteht, dass der Maschinenbauer nicht nur die Maschine<br />
für den Kernprozess liefert, sondern auch das<br />
Drumherum automatisiert wird.<br />
↓<br />
Schneider Electric SE<br />
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Bild: Schneider Electric<br />
Der Lexium Cobot ist Teil<br />
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Oktober 2023 33
_Robotik<br />
Maximale Flexibilität dank Mietmodell<br />
Miet-Cobot entlastet<br />
Unilever-Belegschaft<br />
Zum Umbau und zur Wartung musste Unilever in Heilbronn eine<br />
große automatisierte Palettierstation eine Woche stilllegen.<br />
Anstelle von zusätzlichem Personal setzte man erstmals auf<br />
Cobots – für eine Woche und daher im praktischen Mietmodell.<br />
Dank des Cobot-Mietmodells<br />
von Bayer konnte<br />
Unilever den Palettier-<br />
Roboter risikolos einsetzen<br />
und testen.<br />
Bis zum Miet-Cobot-Einsatz hatte sich Projektingenieur<br />
und Automatisierungsexperte<br />
Thomas Bittner bereits wiederholt mit der<br />
Frage beschäftigt, ob sich der Einsatz von Cobots<br />
bei Unilever Knorr rechnet, zumal auch die Ergonomie<br />
ein wichtiger Aspekt ist: „Wenn man acht<br />
Stunden lang Gebinde absetzen muss, dann weiß<br />
man abends, was man gearbeitet hat.”<br />
Weil der monetäre Aufwand für einen Cobot-Einsatz<br />
jedoch nicht unerheblich ist, habe man lange<br />
gezögert, berichtet Bittner: „Als wir aber auf das<br />
Cobot-Mietmodell der Firma Bayer GmbH & Co.<br />
KG aufmerksam gemacht wurden, haben wir die<br />
Chance ergriffen, es live im Betrieb und quasi risikolos<br />
zu testen.“<br />
Für die Cobot-Premiere wählt Bittner die Automatisierungsspezialisten<br />
aus dem fränkischen<br />
Wörnitz aber nicht nur wegen des Miet-Angebots,<br />
sondern auch wegen der großen geografischen<br />
Nähe. „Gerade bei diesem ersten Einsatz von Cobots,<br />
die Hand in Hand und ohne Sicherheitszaun<br />
mit unserem Team zusammenarbeiten, war es uns<br />
aber wichtig, dass der Dienstleister innerhalb kürzester<br />
Zeit bei uns sein kann”, so Bittner.<br />
Da man bei Unilever bis zu diesem Zeitpunkt<br />
noch keine Erfahrungen mit Cobots gesammelt<br />
hatte, boten die Bayer-Ingenieure eine Video-Einführung<br />
an und legten außerdem dar, nach welchen<br />
Sicherheitskriterien und Normen ein Cobot-<br />
Einsatz erfolgt.<br />
Begeisterung bei Mitarbeitern<br />
Bild: Bayer<br />
Generell ist das Thema Sicherheit einer der<br />
Hauptpunkte, weshalb viele Unternehmen mit<br />
dem Einsatz von Cobots zögern. Es fehlt die praktische<br />
Erfahrung mit dieser relativ jungen Technologie.<br />
Erfahrene Robotikanbieter wie Bayer bieten<br />
deshalb in der Regel schon in einem sehr frühen<br />
Projektstadium, basierend auf Beispielen, eine Risikobeurteilung<br />
an, wenn nötig sogar im Rahmen<br />
einer Vorortbegehung. Zusätzlich wird im Einzelfall<br />
auch ein externer Sachverständiger für Cobot-<br />
Sicherheit zum Projekt hinzugezogen – ein erfahrener<br />
Spezialist, der wie die Bayer GmbH Mitglied<br />
im Deutschen Robotik Verband ist.<br />
Bereits vier Wochen nach der Auftragserteilung<br />
konnten die Cobots an den Start gehen. Zuvor<br />
34 Oktober 2023
_Robotik<br />
Bild: Bayer<br />
Der Greifer am Roboter wurde von einem Bayer-Ingenieur so ausgewählt, dass auf den Einsatz<br />
teurer Druckluft verzichtet werden konnte. Das Aufnehmen der Packungen erfolgt rein<br />
elektrisch.<br />
wurde jedoch die Sicherheitsabteilung des<br />
Werks eingebunden, ebenso wie die<br />
Werks-, Bereichs- und Produktionsleitung,<br />
die Schichtkoordinatoren und die<br />
Mitarbeitenden in den betroffenen Palettierstationen,<br />
die das Projekt mit großem<br />
Interesse und sogar Begeisterung verfolgten.<br />
„Bedenken, dass der Cobot den Job<br />
wegnimmt, hatte keiner. Muss er auch<br />
nicht, da der Cobot tatsächlich nur unangenehme<br />
Arbeiten übernimmt und neben<br />
dem Absetzen ja noch viele weitere Tätigkeiten<br />
anfallen. Am Schluss waren alle<br />
froh, dass der Cobot, den Bayer Klaus<br />
nennt, so tatkräftig mitgearbeitet hat”,<br />
sagt Michael Schenk, der als Industrieelektroniker<br />
am Standort Heilbronn für<br />
Technikthemen zuständig ist.<br />
Zwei Yaskawa-Cobots am Start<br />
Insgesamt wurden zwei Cobots von Yaskawa<br />
bei Unilever installiert, die Gestelle<br />
dafür wurden von Bayer ebenfalls auf<br />
Mietbasis zur Verfügung gestellt. Der<br />
Greifer am Roboter wurde von einem<br />
Bayer-Ingenieur so ausgewählt, dass auf<br />
den Einsatz teurer Druckluft verzichtet<br />
werden konnte.<br />
Die Installation erfolgte an vier Abfüllstationen<br />
und zwei Sammelpackern der zentralen<br />
Palettieranlage. Gearbeitet wird<br />
dort im Dreischichtbetrieb, sodass die<br />
Cobots während der einwöchigen Abschaltung<br />
der Palettieranlage die Arbeit<br />
von sechs Mitarbeitenden übernahmen.<br />
Da jeder der beiden Cobots an zwei Palettenplätzen<br />
arbeitete, musste er nach<br />
Fertigstellung einer Palette einfach nur<br />
zur anderen Seite wechseln, um unterbrechungsfrei<br />
weiterzuarbeiten.<br />
Vor der Inbetriebnahme der beiden Cobots<br />
hatte Unilever den Bayer-Ingenieuren<br />
Palettier-Schemata und Produktmaße<br />
zur Verfügung gestellt, auf deren Basis die<br />
Cobots bereits vorab programmiert wurden.<br />
Eine Herausforderung war dabei die<br />
gewünschte Taktzeit: Alle zehn Sekunden<br />
sollte der Cobot eine Packung aufnehmen.<br />
Das Wunschtempo konnte zwar<br />
nicht ganz erreicht werden, weil der ursprünglich<br />
geplante Doppelkopf sich wegen<br />
des engen Zeitrahmens nicht umsetzen<br />
ließ, das Projekt bewertet Thomas<br />
Bittner dennoch durchweg positiv: „Die<br />
Zusammenarbeit war sehr gut und die<br />
Reaktionszeit auf geäußerte Wünsche extrem<br />
kurz. Wir wissen, dass der Zeitrahmen<br />
für das Gesamtprojekt etwas knapp<br />
gesetzt war. Wir haben erreicht, was wir<br />
wollten: eine spürbare Entlastung unserer<br />
Mitarbeiter.”<br />
Der Einsatz der Cobots in der Palettierung<br />
im Unilever-Werk Heilbronn lief so erfolgreich,<br />
dass derzeit darüber nachgedacht<br />
wird, die beiden Anlagen, die noch ohne<br />
Zentralpalettierung auskommen müssen<br />
dauerhaft mit eigenen Cobots auszustatten.<br />
Nicht zuletzt deshalb, weil man sich<br />
dadurch auch eine Senkung des Krankenstands<br />
im Betrieb erhofft.<br />
↓<br />
Bayer GmbH & Co. KG<br />
www.bayer-tech.de<br />
+49 89 2488 986 20<br />
info@innovatiq.com<br />
www.innovatiq.com<br />
Oktober 2023 35
_Robotik<br />
Herzstück der Zelle ist ein genau für diese Anwendung entwickelter Greifer<br />
Roboter mit Spezialgreifer<br />
handhaben empfindliche Vials<br />
Für die Handhabung von empfindlichen Vials hat Goldfuß mit einem speziellen<br />
Greifer in Kombination mit Motoman-Robotern von Yaskawa eine<br />
innovative Roboterzelle entwickelt.<br />
Diese Vial-Handling-Anlage mit einem Cobot Motoman HC20DTP<br />
war bereits auf der Interpack 2023 zu sehen und steht im Showroom<br />
bei Goldfuß in Balingen zur Besichtigung bereit.<br />
Bild: Goldfuß engineering GmbH<br />
Aufgrund unterschiedlicher Reinraumklassen<br />
durchlaufen Vials – kleine zylindrische Arzneimittelfläschchen<br />
– in der Pharmaindustrie<br />
oft mehrere Handhabungsschritte. Gerade die<br />
Zuführung der leeren Vials in die Wasch- oder<br />
Füllmaschine bzw. der gefüllten Vials in die Verpackungsmaschine<br />
erfolgt oft noch manuell. Denn<br />
die aus dünnem Glas bestehenden Vials sind sie<br />
sehr empfindlich und mit Füllgrößen von wenigen<br />
Millilitern sehr klein. Zudem werden die Vials<br />
werksintern oft in verschließbaren Akylux-Boxen<br />
transportiert. Darin sind sie ohne jede Ordnung<br />
positioniert.<br />
Der Roboter- und Verpackungsspezialist Goldfuß<br />
Engineering GmbH aus Balingen hat diese komplexe<br />
Aufgabe nun erstmals für Vials ab einer<br />
Füllgröße von 2 ml gelöst: In einer kompakten<br />
Handlingzelle übernimmt ein Roboter das Öffnen<br />
der Akylux-Box. Er entnimmt die Vials und legt<br />
sie auf einen Drehteller oder ein Bi-Flow-Band,<br />
von wo aus sie in die Wasch-, Füll-, Inspektionsoder<br />
Verpackungsmaschine gehen. Außerdem<br />
platziert der Roboter die leere Box in einen Behälter<br />
zur späteren Entsorgung. Der komplette Vorgang<br />
dauert rund 50 bis 60 Sekunden.<br />
Starke Kombi aus Greifer und Robot<br />
Das Herzstück bildet ein genau für diese Anwendung<br />
entwickelter Greifer. Anders als etwa Flächensauger,<br />
die für 2R-Vials keine prozesssichere<br />
Lösung ermöglichen, arbeitet dieser Greifer mechanisch<br />
und produktschonend zugleich, bei äußerst<br />
kompakter Bauweise. Das gewährleistet die<br />
zuverlässige Aufnahme des kompletten Inhalts aus<br />
der Box und stellt sicher, dass wirklich alle Vials<br />
einer Charge erreicht und zugeführt werden.<br />
Der Greifer harmoniert ideal mit Motoman-Robotern<br />
von Yaskawa, denn Goldfuß Engineering<br />
ist seit Jahren Systempartner des japanischen Herstellers.<br />
In der schlanksten und einfachsten Ausführung<br />
kommt der Greifer auf 12 kg Gewicht zuzüglich<br />
der Vials. Damit bietet sich ein Manipulator<br />
mit einer Tragkraft von 20 kg oder mehr an.<br />
Hierfür stehen Hochleistungsindustrieroboter der<br />
Motoman GP-Reihe von Yaskawa zur Verfügung,<br />
wobei viele Pharma-Anwender die MRK-fähigen<br />
Cobots der HC-Serie bevorzugen, die mit 20 oder<br />
sogar 30 kg Tragkraft verfügbar sind. Eine erste<br />
solche Anlage zur Zuführung von Vials in eine<br />
Verpackungslinie mit einem Motoman GP50 FGG<br />
(Food Grade Grease) befindet sich derzeit im Bau.<br />
Sie wird an einem deutschen Standort eines internationalen<br />
Pharmaunternehmens realisiert. ↓<br />
Yaskawa Europe GmbH<br />
www.yaskawa.de<br />
36 Oktober 2023
_Robotik<br />
Hubgeschwindigkeit bis zu 100 mm/s<br />
Palettier-Cobot<br />
wächst mit Hubsäule<br />
Bild: Linak<br />
This is<br />
not only<br />
a drive.<br />
Linaks Elevate-Hubsäule vereinfacht<br />
das Palettieren in der Höhe.<br />
Um bei der Palettierung von Waren in der Produktion die<br />
Reichweite von Cobot-Palettierern zu vergrößern, hat Linak<br />
die Elevate-Hubsäule entwickelt. „Elevate ermöglicht<br />
dem Cobot, höher zu palettieren“, erklärt Heiko Kleineder,<br />
Business Development Manager bei Linak. Mit seiner schnellen<br />
Hubgeschwindigkeit (bis zu 100 mm/s, konstant und unabhängig<br />
von der Last) und dem optionalen Simultanlauf passt sich<br />
der Elevate-Palettierer an die Taktzeit der Produktionslinie an.<br />
Mit einem bürstenlosen Motor und einer integrierten Steuerung<br />
bietet Elevate eine hohe Positionsgenauigkeit.<br />
Mit breiter Palette von Cobots kompatibel<br />
Drei Schnittstellenoptionen – Elevate Easy, Pro oder Modbus –<br />
bieten das für die jeweilige Aufgabe erforderliche Maß an Kontrolle<br />
und Rückmeldung, und die Daten ermöglichen eine reibungslose<br />
Fehlersuche, Diagnose und Leistungsoptimierung.<br />
Dank dieser Schnittstellen ist Elevate mit einer breiten Palette<br />
von Cobots kompatibel.<br />
Markus Hofmann, Product Manager bei Linak, erklärt: „Elevate<br />
wird mit einem Zubehörsatz für eine einfache Einrichtung geliefert.<br />
Das Kit enthält Montageplatten, Kabel und in Einzelfällen<br />
eine markenspezifische Treibersoftware für Cobots, wie z. B.<br />
URCap für Cobots von Universal Robots. Darüber hinaus können<br />
Sie Elevate mit Ihrem bevorzugten Netzteil und Sicherheitsrelais<br />
verwenden. Dies macht Elevate zu einer anpassungsfähigen<br />
Komponente innerhalb verschiedener Palettierer-Setups.“ ↓<br />
SPS Nürnberg<br />
14.- 16.11.2023<br />
Halle 7,<br />
Stand 470<br />
KeDrive D3<br />
Es ist auch ein Energiemanagementsystem<br />
für industrielle<br />
Anwendungen, um den Konflikt<br />
zwischen immer höherem<br />
Energiebedarf und instabilen<br />
Stromnetzen erfolgreich zu<br />
bewältigen. Laden Sie hier eine<br />
Erfolgsgeschichte aus der<br />
Kunststoffindustrie herunter:<br />
Linak GmbH<br />
www.linak.de<br />
Oktober 2023 37
_Robotik<br />
Interview: Christian Gabriel, Vice President Automation, Keba Industrial Automation<br />
„Easy-to-use spielt eine<br />
große Rolle für uns“<br />
Wie Kebas Robotikportfolio vom Kauf des Stuttgarter Start-ups Drag&Bot profitiert<br />
und in welche Richtung sich die Robotik bei Keba weiterentwickeln soll, erläutert<br />
Christian Gabriel, Vice President Automation bei Keba.<br />
Interview: Armin Barnitzke<br />
„Mit der Kemro X<br />
Plattform sind wir momentan<br />
der Hersteller,<br />
der am offensten ist und<br />
das höchste Maß an Herstellerunabhängigkeit<br />
bietet.“<br />
Christian Gabriel<br />
AP: Zunächst ganz allgemein: Was ist Kebas<br />
Strategie im Bereich Robotik?<br />
Gabriel: Keba Industrial Automation stellt selbst<br />
keine Roboter her. Wir bieten Automatisierung für<br />
Roboter an. Zielgruppe sind in erster Linie Roboterhersteller,<br />
aber natürlich nutzen wir unser Robotik-Wissen<br />
auch für Maschinenbauer, die Robotik<br />
integrieren wollen, oder für Hersteller von Intralogistiklösungen,<br />
die ebenfalls Robotiklösungen<br />
anbieten wollen.<br />
AP: Und warum haben Sie Drag&Bot übernommen?<br />
Was sind die Vorteile?<br />
Gabriel: Der Kauf von Drag&Bot bietet uns neue<br />
Möglichkeiten im Bereich der intuitiven Steuerung<br />
von Robotern. Mit der Drag&Bot-Expertise als<br />
modulare Erweiterung des Kemro-X-Baukasten<br />
können wir Maschinenbauern einfache Lösungen<br />
für die Anbindung von Robotern anbieten. Übrigens:<br />
Da sich die intuitive Bedienung als roter Faden<br />
durch die gesamte Produktpalette von<br />
Drag&Bot zeigt und sich nicht auf Robotics<br />
beschränkt, reden wir dabei von einem<br />
übergreifenden, modernen und modularen<br />
Visualisierungsframework auf Basis der<br />
HTML5-Technologie. Dies passt perfekt<br />
zu unserem Easy-to-use-Anspruch und<br />
wird Keba Industrial Automation auch<br />
im Bereich der Visualisierung Wettbewerbsvorteile<br />
verschaffen.<br />
Bild: Keba<br />
AP: Kürzlich haben Sie mit Drag&Bot<br />
ein erstes gemeinsames Produkt auf den<br />
Markt gebracht. Was kann Drag&Bot OS?<br />
Gabriel: Durch die Integration von der<br />
Drag&Bot OS in unsere Automatisierungsplattform<br />
Kemro X steht die einfache Integration von<br />
Robotern allen Keba-Kunden zur Verfügung. Im<br />
ersten Schritt ist die Drag&Bot-Technologie in<br />
Kemro X als eigenständiges Softwaremodul abgebildet<br />
und unabhängig ansteuerbar. In den nächsten<br />
Schritten wird durch Drag&Bot-Technologie<br />
auch eine einfache Bedienung für Kemotion-gesteuerte<br />
Roboter möglich. In einer weiteren Integrationsstufe<br />
wird man sämtliche Möglichkeiten<br />
von Kemro X innerhalb der Drag&Bot-Software<br />
nutzen können.<br />
AP: Auf welche Anwendungen zielen Sie damit?<br />
Gabriel: Das Drag&Bot-Software-Feature in<br />
Kemro X ist vor allem für Maschinenbauer interessant,<br />
die Robotik-Integration anbieten wollen<br />
und denen dabei wichtig ist, dass diese Lösung unabhängig<br />
von Robotermarken ist und dass ihre<br />
Endkunden die Robotik einfach bedienen sowie<br />
Änderungen rasch und einfach selbst umsetzen<br />
können. Und ganz zentral: Unsere Lösung ist integral,<br />
Roboter und Maschine sind also ein System –<br />
auch bezüglich der Bedienung. Unsere große Visi-<br />
38 Oktober 2023
_Robotik<br />
Das Drag&Bot-Software-Feature in Kemro<br />
X ist vor allem für Maschinenbauer interessant,<br />
die Robotik-Integration anbieten<br />
wollen und denen dabei wichtig ist, dass die<br />
Lösung unabhängig von einzelnen Robotermarken<br />
ist und dass Endkunden die Robotik<br />
einfach bedienen können.<br />
Bild: Keba<br />
on ist eine Plattform, um Roboter einfach zu integrieren<br />
und zu betreiben – und das modular.<br />
AP: Wie offen soll diese Plattform sein?<br />
Gabriel: Mit der Kemro X Plattform sind wir momentan<br />
der Hersteller, der am offensten ist und<br />
das höchste Maß an Herstellerunabhängigkeit<br />
bietet. So wie wir mit dem Google-Ableger Intrinsic<br />
kooperieren, werden wir uns auch anderen<br />
Playern nicht verschließen, um Maschinenbauer<br />
im Mittelstand diese einfache Robotikintegration<br />
anzubieten.<br />
AP: Was sind generell Kebas weitere Pläne in<br />
der Robotik?<br />
Gabriel: Neue Features basierend auf Methoden<br />
der künstlichen Intelligenz (KI) finden auch in Kebas<br />
Robotik mehr und mehr Anwendung. Das betrifft<br />
sowohl die Bereiche Engineering, Tuning als<br />
auch Parametrierung. Für solche KI-Anwendungen<br />
haben wir bereits eine eigene Plattform mit<br />
optimierter Rechenleistung entwickelt, die sich<br />
nahtlos in unser Produktportfolio einreiht. Damit<br />
wird es auch für Nicht-Experten noch einfacher<br />
Roboter optimal zu bedienen beziehungsweise zu<br />
betreiben. Easy-to-use spielt also auch in Zukunft<br />
eine große Rolle bei uns.<br />
↓<br />
Keba Industrial Automation GmbH<br />
www.keba.com<br />
Elektrische Aktuatoren<br />
für Ihre Automation<br />
Elektrische Zylinder<br />
Elektrische Schlittenachsen<br />
Elektrische Greifer<br />
Elektrische Rotationsachsen<br />
» Tisch-Roboter<br />
Kartesische Roboter<br />
SCARA-Roboter<br />
Steuerungen<br />
integrierte<br />
Steuerung<br />
IAI Industrieroboter GmbH• Ober der Röth 4 • 65824 Schwalbach/Taunus<br />
Tel.: 06196/8895 - 0 •Fax: - 24 •E-Mail: info@iai-automation.com • www.iai-automation.com<br />
Oktober 2023 39
_Projekt des Monats<br />
Experten für Low Cost Automation bauen Getränke-Roboter<br />
Robotik-Beratung<br />
unter der Lupe<br />
Mit dem Low-Cost-Robotics-Marktplatz RBTX und einer kostenlosen Beratung<br />
durch die RBTXperten will Igus die Hürden für den Einstieg in die Robotik senken.<br />
Mit der <strong>Automationspraxis</strong> haben wir das Angebot getestet.<br />
Autor: Armin Barnitzke<br />
<strong>Automationspraxis</strong>-Chefredakteur Armin<br />
Barnitzke mit dem RBTXperten Niklas<br />
Schröder (re.) vor dem Getränke-Roboter.<br />
Bild: Igus
<strong>Automationspraxis</strong><br />
Projekt des Monats<br />
exklusiv<br />
Bild: Igus<br />
„Die Übersetzung in die Maschinenwelt<br />
übernehmen wir gerne.<br />
Wichtig ist für uns zu wissen, was<br />
der Kunde haben möchte.“<br />
Alexander Mühlens, Igus<br />
Beispiele für Roboter-Show-Installationen,<br />
die für Kunden und Besucher ein echter<br />
Hingucker sind, gibt es einige – zum Beispiel<br />
den Pralinenroboter, den Igus für ein Schokoladengeschäft<br />
in Belgien gebaut hat. Wäre es daher<br />
nicht auch für uns bei Konradin als technischer<br />
Fachverlag eine schöne Attraktion, wenn wir das<br />
Trendthema Robotik im Eingangsbereich erlebbar<br />
machen würden?<br />
Mit dieser Frage im Hinterkopf machen wir einen<br />
Termin beim kostenlosen RBTXperten Service<br />
von Igus aus. Fragen kostet ja nichts, zumindest<br />
bei Igus. Also rauf auf die RBTX-Webseite, um einen<br />
Termin zu buchen. Das geht flott. Statt einen<br />
Termin anzufragen, kann man im übersichtlichen<br />
Kalender gleich in der nächsten Woche einen Termin<br />
fix buchen. „Bei uns bekommen sie schneller<br />
einen Termin als beim Friseur oder beim Arzt“,<br />
sagt der RBTXperte Jens Klärner. Nach der Terminbuchung<br />
folgt eine kurze Abfrage einiger Rahmendaten<br />
zum geplanten Projekt – etwa Werkstück-Gewicht,<br />
Form und angepeilte Taktzeiten.<br />
45 Minuten Video-Beratung<br />
Zum vereinbarten Online-Beratungstermin via<br />
Teams erscheint dann RBTXperte Jens Klaerner,<br />
der sich 45 Minuten Zeit nimmt und viel Geduld<br />
und Einführungsvermögen zeigt. Schließlich geht<br />
es in einem solchen Erstgespräch auch darum, Automationseinsteiger<br />
nicht zu verschrecken. „Die<br />
meisten RBTX-Kunden kaufen auf unserer Plattform<br />
ihren ersten Roboter“, berichtet Klärner.<br />
Nach der Vorstellung unserer Idee („Wir hätten<br />
gerne in unserem Foyer einen Getränke-Ausgabe-<br />
Roboter, der Besuchern die Wartezeit verkürzt“)<br />
diskutieren wir, ob offene Getränke im Becher gereicht<br />
werden sollen oder doch besser Flaschen.<br />
Wir entscheiden uns aus praktischen und hygienischen<br />
Gründen für die Flaschen-Variante.<br />
Auch die Frage des eingesetzten Roboters ist<br />
schnell geklärt: Auch wenn ein Portal aus Linearachsen<br />
für die Anwendung durchaus geeignet wäre,<br />
möchten wir als Hingucker lieber einen Mehrachs-Roboter<br />
und entscheiden uns für einen vierachsigen<br />
Robolink-RL-DP. „Ein Sechsachser wäre<br />
hier einfach überdimensioniert. Und bei Low-<br />
Cost-Automation-Projekten ist unsere Leitlinie:<br />
Das Einfachste und Günstigste ist immer das<br />
Richtige“, sagt RBTXExperte Niklas Schröder<br />
später bei der Übergabe.<br />
Prozess möglichst vereinfachen<br />
Ohnehin plädiert Igus‘ Low-Cost-Automation-<br />
Chef Alexander Mühlens in Projekten für einen<br />
möglichst einfachen Ansatz: „Lieber den Prozess<br />
in Teilprozesse unterteilen und diese automatisieren,<br />
als zu versuchen, eine möglichst allumfassende<br />
Automationslösung zu schaffen: Das wird<br />
dann meist komplex und teuer.“<br />
Aber zurück zu unserem konkreten Projekt: Hier<br />
zeigt sich, dass selbst bei einfachen Projekten der<br />
Teufel gerne im Detail steckt. Denn im Beratungstermin<br />
kommt schnell die Frage auf: Wie soll der<br />
Roboter die Flaschen eigentlich greifen? Mit Fingern?<br />
Oder mit einem Saug-Greifer? Hier profitieren<br />
wir davon, dass RBTX auf seinem Marktplatz<br />
jede Menge Komponentenhersteller versammelt<br />
hat, unter anderem Greifer von Schmalz, Schunk<br />
oder Zimmer. Die RBTXperten können diese im<br />
Showroom, aus dem sie per Temas-Video zugeschaltet<br />
sind, einfach aus einem Regal holen und<br />
via Kamera die Funktionsweise erklären.<br />
Unsere Überlegungen: Wir greifen am besten<br />
formschlüssig mit einem 2-Finger-Greifer. Aber<br />
Getränke-Roboter<br />
im Video<br />
Was Chefredakteur<br />
Armin Barnitzke beim<br />
Abholen des Getränke-<br />
Roboters in Köln erlebt<br />
und was er dabei von<br />
den RBTXperten erfahren<br />
hat, können Sie<br />
auch im Video erleben:<br />
https://bit.ly/45Eth97<br />
Oktober 2023 41
dafür braucht man individuelle Greiffinger. Vielleicht<br />
wäre also ein Vakuum-Sauger doch besser?<br />
Der hätte zumindest den Vorteil, dass der Roboter<br />
auch mal eine Getränkedose ansaugen könnten.<br />
Aber hält so ein kleiner Sauger eine 0,5-Literflasche,<br />
die von oben am relativ kleinen Deckel angesaugt<br />
wird, auch wirklich sicher?<br />
Kostenloser Probeaufbau inklusive<br />
Damit der Flaschen-Greifer sicher zupacken kann,<br />
stellen die RBTXperten die Finger passend für die<br />
Flaschen im 3D-Druck her und profitieren dabei auch<br />
von der hausinternen 3D-Druck-Expertise.<br />
Bild: Igus<br />
Aus der 400 m2 großen<br />
Customer Testing Area<br />
beraten die RBTXperten<br />
per Live-Video pro Woche<br />
20 bis 30 Kunden in<br />
Deutschland und testen<br />
mit ihnen gemeinsam<br />
die Machbarkeit der geplanten<br />
Automation.<br />
Während wir diese Fragen im Video-Meeting nur<br />
theoretisch diskutieren können, finden die<br />
RBTXperten im kostenlosen Probeaufbau schnell<br />
heraus, dass der Griff mit einem 2-Finger-Greifer<br />
wirklich die bessere Wahl ist, „denn damit kann<br />
man die Flaschen formschlüssig und sicher unter<br />
dem Deckel packen“, so Niklas Schröder. „Beim<br />
Sauggreifer hat die Saugfläche am Deckel nicht<br />
ausgereicht, die Haltekraft war zu gering, so dass<br />
der Roboter zuweilen die Flaschen verloren hat.“<br />
Die Finger des Greifers stellen die RBTXperten<br />
passend für die Flaschen im 3D-Druck her und<br />
profitieren dabei von der hausinternen 3D-Druck-<br />
Expertise. „Wir haben eine eigene Abteilung, die<br />
verschleißfeste Kunststoffteile im 3D-Druck herstellt.<br />
Das ist für solche Greiferfinger perfekt. Und<br />
wenn man doch mal etwas anderes greifen möchte,<br />
sind alternative Finger schnell und kostengünstig<br />
hergestellt“, sagt Niklas Schröder.<br />
Aber der Greifer sei nicht die einzige Hürde bei<br />
der Realisierung des kostenlosen Probeaufbaus<br />
gewesen, berichtet Niklas Schröder. Denn wir hatten<br />
versäumt, im Gespräch konkret zu klären, wie<br />
die Flaschen bereitgestellt werden sollen. Und so<br />
haben die RBTXperten beim Probeaufbau einige<br />
Konzepte ausprobiert und sich dann für eine Art<br />
Schachbrettmuster in der Zelle entschieden, das<br />
von Hand mit einer Schiebetür nachgefüllt wird.<br />
„Es hilft uns schon sehr, wenn der Kunde seine<br />
Aufgabe möglichst detailliert beschreibt“, erklärt<br />
Alexander Mühlens. Dabei müsse er natürlich<br />
noch nicht genau wissen, wie sich das technisch<br />
Bild: Igus<br />
umsetzen lässt: „Wir brauchen kein Lastenheft.<br />
Die Übersetzung in die Maschinenwelt übernehmen<br />
wir gerne. Wichtig ist für uns zu wissen, was<br />
der Kunde haben möchte.“<br />
Im Rahmen der Beratung tauchen noch weitere<br />
Fragen auf, die wir erstmal gar nicht auf dem<br />
Schirm haben, beispielsweise die CE-Kennzeichnung,<br />
die wir als Betreiber der Maschine direkt<br />
vor Ort machen müssten. Da wirhier noch keine<br />
Erfahrung haben, bietet uns Igus an, hierfür einen<br />
Experten aus dem RBTX-Netzwerk zu organisieren.<br />
Für diesen fallen dann in der Regel Kosten<br />
von 5.000 bis 10.000 Euro an, die zum günstigen<br />
Low-Cost-Roboter noch on top kommen.<br />
Kosten transparent machen<br />
„Unser Ziel bei den RBTX-Beratungen ist es daher,<br />
dem Kunden die Kosten seiner Lösung transparent<br />
zu machen“, sagt Alexander Mühlens.<br />
„Neben einer kostenlosen Machbarkeitsstudie<br />
gibt es daher im Angebot eine Kostenabschätzung,<br />
was die komplette, fix und fertige Maschine voraussichtlich<br />
kosten wird.“<br />
Dann bekomme der Kunde drei Optionen an die<br />
Hand: Umsetzung in Eigenregie, Umsetzung durch<br />
einen der Integratoren aus dem RBTX-Ökosystem<br />
oder sogar Umsetzung durch die RBTXperten in<br />
Köln selbst, wenn der Projektaufwand überschaubar<br />
ist. Bei uns kommt zum Glück die dritte Möglichkeit<br />
in Frage, und so können wir nach einigen<br />
Monaten Wartezeit – unser Show-Projekt hatte<br />
bei den viel beschäftigten RBTXperten natürlich<br />
nicht die allerhöchste Priorität – den fertigen<br />
Getränke-Roboter in Augenschein nehmen, der<br />
uns auf Knopfdruck eine erfrischende Zitronenlimonade<br />
überreicht.<br />
„Für uns war das ein ganz normales Projekt“, so<br />
das Fazit von Niklas Schröder. 20 bis 30 Projekte<br />
von Kunden aus Deutschland berät er mit seinen<br />
RBTXperten-Kollegen pro Woche. „Da haben wir<br />
hier schon alles Mögliche gehabt: von Dosen mit<br />
Tierfutter über das Handling von Urin-Proben bis<br />
hin zum Testen von Touch Displays. Da war das<br />
Getränke-Flaschen-Handling für uns quasi business<br />
as usual.“<br />
↓<br />
Igus GmbH<br />
https://rbtx.com/de-DE<br />
42 Oktober 2023
automationspraxis.de<br />
SPEZIAL<br />
Saubere Greifer<br />
für Reinräume
_Handhabung & Montage<br />
Handhabungskomponenten für den Reinraum: Erfolgsfaktor Sauberkeit<br />
Saubere Greifer für<br />
Halbleiterfertigung<br />
In der Halbleiterfertigung ist penible Sauberkeit unverzichtbar. Eine sorgfältige Planung<br />
und Auswahl von Handhabungskomponenten wie Greifern leisten dabei einen wichtigen<br />
Beitrag zur Sauberkeit in Reinräumen. Ein Blick in die Praxis der Zimmer Group.<br />
Die Greiferserie<br />
GEP2000 der Zimmer<br />
Group ist serienmäßig<br />
für die Reinraumklasse 2<br />
zertifiziert und kann auf<br />
Kundenwunsch individuell<br />
spezifiziert werden.<br />
Bild: Zimmer Group<br />
Gerade in der Elektronikherstellung kommt<br />
es auf Reinräume an. Nicht immer müssen<br />
hierfür vollständig abgeschirmte Produktionsumgebungen<br />
geschaffen werden. Oft reichen<br />
schon technische Maßnahmen, um Werkstücke<br />
und Produkte vor ungewünschten Partikeln zu<br />
schützen. Eine wichtige Rolle spielen hierbei auch<br />
die Eigenschaften der verwendeten Handhabungskomponenten.<br />
Denn gerade bei der Handhabung<br />
von Teilen können Partikel freigesetzt werden, die<br />
die Sauberkeit des Reinraums beeinträchtigen.<br />
Entscheidend ist deshalb, dass Greifer und andere<br />
Komponenten speziell für den Einsatz in Reinräumen<br />
konzipiert sind und die entsprechenden Anforderungen<br />
erfüllen. Auch die Materialauswahl spielt eine<br />
Rolle: Komponenten aus Edelstahl oder Kunststoff<br />
eignen sich besser als solche aus Aluminium oder<br />
Messing. Eine Orientierung für die Reinraumtauglichkeit<br />
von Automatisierungskomponenten gibt bspw.<br />
die TÜV-Zertifizierung nach DIN EN ISO 14644–1.<br />
Kleinteilegreifer mit Zertifizierung<br />
Als Handhabungsspezialist und Partner vieler Pharma-<br />
und Elektronikhersteller bietet die Zimmer<br />
Group mittlerweile über 500 Greifer und Klemmelemente<br />
mit geringer Partikelemission gemäß internationaler<br />
Norm DIN EN ISO 14644–1 für Reinraumklassen<br />
zwischen 2 und 6 an. Hierzu zählt<br />
auch der Kleinteilegreifer der Serie GEP2000.<br />
Dieser Greifer ist mit seiner kompakten Bauweise<br />
vielseitig einsetzbar und eignet sich dank zertifizierter<br />
Reinraumklasse 2 und dem elektrischen<br />
Antrieb für die Handhabung von elektrischen<br />
Bauteilen, bspw. bei der Beladung von Wafern ins<br />
Magazin oder beim Pick&Place mit Chips. Dabei<br />
verfügt er standardmäßig über eine Notentriegelung<br />
und eine mechanische Selbsthemmung, sodass<br />
Werkstücke jederzeit sicher im Greifer gehalten<br />
werden – auch bei Stromausfall oder Nothalt.<br />
IO-Link vereinfacht Anbindung<br />
Zudem bietet die integrierte IO-Link-Anbindung<br />
eine vereinfachte Implementierung in die Kommunikation,<br />
flexible Positionierbarkeit und eine unkomplizierte<br />
Ansteuerung. Hinzu kommt eine automatische<br />
Teileerkennung, womit der GEP2000<br />
Abweichungen wahrnimmt und fehlerhafte Teile<br />
sofort aussortieren werden können.<br />
Da die abgedichteten Führungen mit einem lebensmittelechten<br />
H1-Fett geschmiert sind, ist er vielseitig<br />
– auch für Anwendungen in der Lebensmittelindustrie<br />
– geeignet. Zumal die obere Abdeckung wie<br />
auch die Halteschrauben aus Edelstahl bestehen,<br />
um sowohl den Korrosionsschutz als auch die Reinigungsfreundlichkeit<br />
zu optimieren. Die Greifer<br />
können zudem mit einem Protektor ausgestattet<br />
werden, der die Schutzklasse auf IP 54 erhöht.<br />
Zum Einsatz kommt der kompakte Greifer unter<br />
44 Oktober 2023
Bild: Bachmann Engineering AG<br />
In der Elektronikmontage<br />
ist Sauberkeit und<br />
Präzision gefragt.<br />
anderem in der Elektronik-Handhabung bei der<br />
Montage extrem kleiner SMD-Bauteile auf Leiterplatten<br />
oder sensiblen Pick&Place-Anwendungen<br />
empfindlicher Bauteile. Aber auch bei der Wafer-<br />
Handhabung bei der Beladung in das Magazin<br />
zeigen sich die Vorteile des GEP2000.<br />
Kundenspezifische Anpassung<br />
Während der GEP2000 bereits serienmäßig mit einigen<br />
Features aufwarten kann, entwickelt die Zimmer<br />
Group aber auch Sonderlösungen für kundenspezifische<br />
Anwendungen. So entstand bspw. auf<br />
Basis des bewährten GEP2000 ein Spezialgreifer im<br />
Hygienic Design nach Vorgaben eines Kunden. Wasserstoffperoxyd-resistente<br />
Materialien und das Ge-<br />
häuse aus Edelstahl, PEEK und PET ermöglichen eine<br />
einfache Reinigung für erhöhte Hygieneanforderungen.<br />
Zudem garantiert der reduzierte Partikelausstoß<br />
eine sichere Anwendung in Reinräumen.<br />
Die Zimmer Group ist bei der Halbleiterfertigung<br />
nicht nur mit Reinraum-Greifern beteiligt. Mit einem<br />
breiten Spektrum an Produkten entlang der<br />
gesamten Wertschöpfungskette, von Wafer-Handling<br />
über -Testing und -Montage bis hin zur anschließenden<br />
Logistik, bietet der Automatisierungsspezialist<br />
End-of-Arm-Lösungen wie Greifer<br />
und Werkzeugwechsler, aber auch Klemmelemente,<br />
Zubehör und Industriestoßdämpfer. ↓<br />
Zimmer Group<br />
www.zimmer-group.com/de<br />
FMB Base - der Automationsbaukasten<br />
» intuitives Einlernen verschiedenster Aufgaben<br />
» flexibel und einfach umrüstbar durch modularen Aufbau<br />
» problemoser Ortswechsel durch mobile Bauart<br />
» sofort einsatzbereit an mehreren Stationen durch<br />
Bahnhof-System<br />
MODULAR UND VOLL FLEXIBEL<br />
EINFACH KOMBINIEREN<br />
FMB Maschinenbaugesellschaft mbH & Co. KG | fmb-machinery.de<br />
Oktober 2023 45
_Handhabung & Montage<br />
Handhabung und Sortierung verschiedener Bauteile<br />
KI vereinfacht das<br />
schwierige Greifen<br />
Mit Schunks 2D Grasping-Kit lassen sich auch schwierige Greif- und Sortieraufgaben<br />
leicht automatisieren. Für Einrichtung und Anwendung ist dank KI-Unterstützung<br />
und einfacher Bedienoberfläche kein Fachpersonal nötig.<br />
übernimmt, ist der Mitarbeiter entlastet, und es<br />
sinken gleichzeitig Aufwand und Störanfälligkeit<br />
bei nachfolgenden Prozessen.<br />
Das 2D Grasping-Kit besteht aus einer Kamera<br />
mit Objektiv, einem Industrie-PC sowie der KI-<br />
Software. Alle Komponenten sind aufeinander abgestimmt<br />
und aufgrund einer offenen TCP/IP-<br />
Schnittstelle mit jedem Roboter oder auch einer<br />
übergeordneten SPS-Steuerung kombinierbar.<br />
In der eigenen Fabrik im Einsatz<br />
Das 2D Grasping-Kit<br />
nimmt menschlichen<br />
Mitarbeitern monotone<br />
Aufgaben wie Sortieren<br />
und lagerichtiges Ablegen<br />
ab.<br />
Wenn für das positionsgenaue Greifen von Bauteilen<br />
mit dem Roboter ein Kamerasystem benötigt<br />
wird, stoßen gerade kleine und mittelständische<br />
Unternehmen oft an ihre Know-how-Grenzen und<br />
müssen auf externe Dienstleister zurückgreifen.<br />
Um den Start in die Vision-basierte Robotik zu<br />
vereinfachen, hat Schunk daher das 2D Grasping-<br />
Kit entwickelt. Eine in Deutschland entwickelte<br />
KI ermöglicht eine unkomplizierte automatisierte<br />
Handhabung und Sortierung verschiedener, zufällig<br />
auf einer Ebene angeordneter Bauteile.<br />
Wenn beispielsweise in einem Lohnfertigungsunternehmen<br />
Drehteile aus der Maschine kommen,<br />
fallen diese meist in eine Kiste. Ein Mitarbeiter<br />
sortiert sie dann von Hand und legt sie lagerichtig<br />
in Trays ein, damit folgende Bearbeitungsschritte<br />
leichter automatisierbar sind. Wenn der Roboter<br />
Bild: Schunk<br />
Schunk setzt das 2D Grasping-Kit in der eigenen<br />
Produktion in Deutschland ein. Im Roboter-Applikationszentrum<br />
Colab können Kunden austesten,<br />
wie das System auch die ihre Produktion verbessern<br />
kann. Mit dem KI-System benötigt ein<br />
durchschnittlicher Anwender weniger als einen<br />
halben Tag, um Bauteile zu teachen. Die Weboberfläche<br />
der Software nimmt ihn dabei an die Hand<br />
und führt ihn Schritt für Schritt zum Ergebnis.<br />
Wie läuft das Einlernen konkret ab?<br />
Schritt 1: Bauteile fotografieren. Die Kamera<br />
blickt von oben auf das Zuführband oder den Bereitstellungstisch.<br />
Die KI-Software erkennt die<br />
Bauteile anhand vorher trainierter Bilder und gibt<br />
die optimale Greifposition aus. Vorteil des 2D<br />
Grasping-Kits: Es braucht keine spezielle Beleuchtungsquelle<br />
und ist dank der KI-Software deutlich<br />
resistenter gegenüber Fremdlicht als herkömmliche<br />
Vision-Systeme. Die Kamera kommt daher sowohl<br />
mit wechselnden Lichtverhältnissen zurecht<br />
als auch mit wechselnden Hintergründen.<br />
Schritt 2: Objekte und Greifpunkte definieren. Im<br />
nächsten Schritt markiert der Bediener die Bauteile.<br />
Die KI-Software schneidet automatisch die<br />
Kontur eines Objektes vor dem Hintergrund aus,<br />
stellt sie frei und errechnet Varianzen für Blickwinkel,<br />
Belichtungssituation und andere Parame-<br />
46 Oktober 2023
_Handhabung & Montage<br />
Bild: Schunk<br />
Die KI-Bildverarbeitungssoftware teilt dem Roboter Position,<br />
Drehwinkel und Greifposition für jedes Bauteil mit.<br />
ter. Schon nach 10 bis 20 Bildern verfügt sie über einen<br />
ausreichenden Datensatz.<br />
Schritt 3: KI trainieren lassen und loslegen. Im letzten<br />
Schritt trainiert sich die KI selbst – und zwar komplett<br />
offline. Die Daten verbleiben vollständig im Firmennetzwerk<br />
des Kunden. Das Training dauert gerade<br />
einmal ein bis zwei Stunden. Dann kann das 2D Grasping-Kit<br />
loslegen.<br />
KI gleicht Varianzen aus<br />
Die KI-gestützte Kamera erkennt nun die Bauteile in<br />
den Beuteln aufgrund charakteristischer Merkmale<br />
wie Form, Größe und Farbe. Auftretende Variationen<br />
etwa durch Reflexion oder Verformung der Beutel<br />
gleicht die KI aus. Die Bildverarbeitungssoftware teilt<br />
dem Roboter dann mit, welche Bauteile sie erkennt,<br />
wo sie positioniert sind, wie weit das Greifsystem geöffnet<br />
werden soll und in welchem Drehwinkel es die<br />
Bauteile am besten greifen kann.<br />
Der Roboter fährt dann mit dem Greifer zum Bauteil<br />
und nimmt es auf, um es dann an einer vordefinierten<br />
Position lagerichtig abzulegen. Während des Greifens<br />
und Verfahrens erfasst die Kamera bereits das nächste<br />
Objekt und lässt deren Art und Greifpunkt errechnen<br />
– dies dauert etwa zwei Sekunden, sodass der Roboter<br />
sofort das zweite Objekt greifen kann.<br />
Besonders ist, dass das System zusammen mit der Objekterfassung<br />
auch schon die Greifpunkte für den eingesetzten<br />
Greifer automatisch kalkuliert und die Parameter<br />
(etwa Drehwinkel und Öffnungsweite) an die<br />
Robotersteuerung übergibt. Das 2D Grasping-Kit arbeitet<br />
im vorliegenden Beispiel mit dem Universalgreifer<br />
EGK. In Zukunft wird es auch mit pneumatischen<br />
und mechatronischen Parallelgreifern arbeiten, sowie<br />
mit Magnet-, Vakuum- und Adhäsionsgreifern. ↓<br />
Schunk SE & Co. KG<br />
https://schunk.com<br />
HP<br />
PICK & PLACE<br />
Extraschmal.<br />
Dynamisch.<br />
Einfach zu<br />
integrieren.<br />
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Oktober 2023 47
_Handhabung & Montage<br />
Klassische Fördertechnik ergänzt fahrerlose Transportsysteme<br />
Mobile Werkbank:<br />
FTS mit Förderband<br />
Für die flexible Montage individueller Getriebe nutzt SEW Eurodrive<br />
in den USA fahrerlose Transportsysteme (FTS) als mobile<br />
Werkbank – mit perfekt integrierten Förderbändern von mk.<br />
Bild: mk<br />
Das fahrerlose Transportfahrzeug von Maxolution mit<br />
integriertem Zahnriemenförderer von mk dient als<br />
mobile Werkbank für die Montage von Getriebemotoren.<br />
Bild: mk<br />
FTS-Flotte am US-<br />
Hauptstandort von SEW<br />
Eurodrive in Lyman,<br />
South Carolina. Mittlerweile<br />
sind 27 fahrerlose<br />
Transportfahrzeuge im<br />
Einsatz und bedienen<br />
flexibel die Werker an<br />
den Fertigungsstationen.<br />
Am US-Hauptstandort in Lyman, South Carolina,<br />
hat SEW-Eurodrive eine flexible<br />
Produktionsstätte gebaut, die für eine individuelle<br />
Produktion optimiert ist – klassische Fördertechnik<br />
wurde hier mit fahrerlosen Transportsystemen<br />
zu flexiblen Arbeitsplätzen kombiniert.<br />
Die FTS-Fahrzeuge fahren selbstständig durch die<br />
Halle, nehmen vormontierte Getriebe von einem<br />
Förderband auf und bringen diese zu den Werkern.<br />
Diese führen auf dem Fahrzeug selbst, wie<br />
auf einer mobilen Werkbank, die weitere Montage<br />
durch. Anschließend fährt das Fahrzeug zur<br />
nächsten Station und übergibt das Getriebe wieder<br />
an ein Förderband. So können individuelle<br />
Getriebe montiert werden, die Abläufe sind dennoch<br />
effizient und flexibel.<br />
Die Fahrzeuge stammen aus dem SEW-Geschäftsfeld<br />
Maxolution System Solutions. Das Engineering<br />
der autonomen Fahrzeuge erfolgt auf Basis eines<br />
Technologie- und Softwarebaukastens. „Unser Portfolio<br />
reicht von niedrigen Fahrzeugen mit und ohne<br />
Hub, die einen Stapler ersetzen können, über Montageassistenzfahrzeuge<br />
bis hin zu Fahrzeugen mit<br />
kollaborierenden Robotern darauf“, sagt Aaron<br />
Bronner, bei Maxolution zuständig für die Konstruktion<br />
und Entwicklung. „Häufig bauen wir kundenindividuelle<br />
Fahrzeuge, die für eine bestimmte<br />
Applikation konstruiert werden.“ So wie die Fahrzeuge<br />
für die eigene Produktionsanlage in Lyman.<br />
Um die Getriebemotoren eigenständig von einem<br />
Förderband aufnehmen und später wieder abgeben<br />
zu können, benötigen die Fahrzeuge ein angetriebenes<br />
Lastaufnahmemittel (LAM). „Wir hatten<br />
zunächst an einen Kettenförderer gedacht, den<br />
wir in unsere Fahrzeuge integrieren können“, erzählt<br />
Aaron Bronner. Doch gemeinsam mit den<br />
Fördertechnik-Experten der mk Technology<br />
Group fand das Team eine bessere Lösung.<br />
48 Oktober 2023
_Handhabung & Montage<br />
Zahnriemenförderer nimmt Last auf<br />
„Wir haben uns anstatt für einen Kettenförderer<br />
für einen Zweistrang-Zahnriemenförderer entschieden“,<br />
erzählt Ulrich Klein, der als Außendienstmitarbeiter<br />
bei mk das Projekt begleitete. Ein<br />
Zahnriemenförderer ist günstiger und wartungsärmer<br />
als der ursprünglich geplante Kettenförderer.<br />
Zudem hat der Zahnriemen eine höhere Mitnahme<br />
als die Kette. Das bedeutet für das Produkt auf dem<br />
Fahrzeug auch eine höhere Standsicherheit, selbst<br />
bei scharfen Kurven oder einem abrupten Stoppen<br />
z.B. bei einem Nothalt. Der Zahnriemenförderer<br />
ZRF-P 2010 von mk war für das Projekt die ideale<br />
Lösung: Er kann die Maximallast von 160 kg sicher<br />
tragen und die verfügbaren Antriebsvarianten<br />
erlauben zudem einen Betrieb in beide Richtungen.<br />
„Die Maxolution Fahrzeug-Flotte mit dem integrierten<br />
LAM von mk spielt eine wesentliche Rolle<br />
bei der Verwirklichung des Industrie 4.0 Ansatzes<br />
am Standort. Der hohe Automatisierungsgrad<br />
erleichtert das Arbeiten für unsere Mitarbeiter<br />
enorm“, betont Rainer Neufeld, Corporate Electronics<br />
Manager und Projektleiter für die FTS-<br />
Flotte in den USA. „Die Fahrzeuge transportieren<br />
über eine Strecke von mehreren Kilometern am<br />
Tag unseren Getriebemotor-Baukasten zu verschiedenen<br />
Stationen. Dabei ist die präzise und zuverlässige<br />
Übergabe der Tablare mit Hilfe des mk-<br />
LAMs sehr wichtig.“<br />
Da der mk-Förderer modular aufgebaut ist, ließ er<br />
sich gut für den geplanten Einsatz anpassen und in<br />
das Fahrzeug integrieren. Weil mk standardmäßig<br />
auf SEW-Antriebstechnik setzt, war die Integration<br />
des Antriebs kein Problem.<br />
Mittlerweile sind 27 fahrerlose Transportfahrzeuge<br />
in der Montage in Lyman im Einsatz und bedienen<br />
flexibel die Werker an den Fertigungsstationen.<br />
Rainer Neufeld: „Das neue Montagewerk in<br />
Lyman ist nun das Flagship in den USA und kann<br />
als Benchmark für weitere Werke von SEW-Eurodrive<br />
gesehen werden.“<br />
Ein weiteres Projekt für einen anderen SEW-Standort<br />
ist schon geplant, möglicherweise bietet Maxolution<br />
dafür die gleichen Fahrzeuge mit den Förderern von<br />
mk an. „Ich hoffe, dass wir das Projekt wieder genauso<br />
umsetzen können, da die Technik hierfür bereits<br />
fertig konstruiert ist. Wir wissen, dass es funktioniert<br />
und müssen nicht von vorne beginnen.“ ↓<br />
Maschinenbau Kitz GmbH<br />
www.mk-group.com<br />
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Oktober 2023 49
_Handhabung & Montage<br />
Produktionslinie für Photovoltaik-Dünnschicht-Röhren<br />
Rote Handling-Module<br />
für grünen Strom<br />
Eine Produktionslinie für Photovoltaik-Dünnschicht-Röhren von<br />
Tubesolar hat Afag mit seinen dynamischen und präzisen roten<br />
Handlingsystemen ausgestattet.<br />
Mit Unterstützung von Eichstätter Maschinenbau<br />
ist in Augsburg eine weltweit einmalige<br />
Anlage entstanden – für ein zukunftsweisendes<br />
Produkt. Denn die Photovoltaik-<br />
Dünnschicht-Röhren von Tubesolar vereinen Umweltschutz<br />
und Energiegewinnung: Sie schützen<br />
den Boden vor zu starker Sonneneinstrahlung<br />
oder Hagel und produzieren zugleich Strom.<br />
Die patentgeschützte Technologie zur Herstellung<br />
dieser Röhren kombiniert das Know-how des ehemaligen<br />
Leuchtmittelherstellers Osram zur Herstellung<br />
und Verarbeitung von Glasröhren mit den<br />
neuesten Entwicklungen in der Photovoltaik (PV).<br />
Eine dünne Halbleiterschicht, die in einer gekapselten<br />
Glasröhre eingeschlossen ist, erzeugt dabei<br />
den Strom. Dass die Systeme ausreichend Platz<br />
zwischen den einzelnen PV-Röhren lassen, kann<br />
Licht und Wasser ungehindert durch. So bleibt etwa<br />
die Funktion einer Dachbegrünung erhalten.<br />
Im Spätsommer 2020 erhielt der Sonderanlagenbauer<br />
Eichstätter Maschinenbau den Auftrag, zur<br />
Herstellung dieser Röhren eine vollautomatische<br />
Produktion mit hoher Fertigungsleistung aufzubauen.<br />
„Diese Anlage in Augsburg zur Herstellung<br />
der Dünnschicht-Röhren ist weltweit einmalig<br />
und äußerst anspruchsvoll, denn sie umfasst neben<br />
der Glasverschmelzung auch Vakuumprozesse,<br />
Spülabläufe, Heizprozesse sowie diverse Prüfstationen<br />
unter Einbindung von Kameras und vielen<br />
Servomotoren“, erläutert Dominik Bauernfeind,<br />
Projektleiter bei Eichstätter Maschinenbau.<br />
Die rund 30 Meter lange<br />
Anlage zur Herstellung<br />
der PV-Dünnschichtröhren<br />
am Tubesolar-Standort<br />
Augsburg ist weltweit<br />
einmalig.<br />
Bild: Tubesolar<br />
Montage-Know-how gefragt<br />
Gefragt waren also sowohl ein profundes Konstruktions-Know-how<br />
als auch einschlägige Erfahrung<br />
in der Montageautomatisierung. Eichstätter<br />
Maschinenbau hat sich den Kooperationspartner<br />
Afag zur Seite geholt, zu dem man aus früheren<br />
Projekten bereits enge Kontakte hatte. „Als<br />
führender Anbieter in der Montageautomation<br />
hat Afag für die Umsetzung dieser Anlage seine<br />
hohe Prozesskompetenz unter Beweis gestellt“,<br />
betont Dominik Bauernfeind. „Für uns als Anlagenbauer<br />
waren vor allem Taktzeit, Zuverlässigkeit<br />
und Präzision wesentliche Auswahlkriterien,<br />
sodass Afag-Module für uns erste Wahl waren.“<br />
Die Ingenieure von Afag und Eichstätter Maschinenbau<br />
haben gemeinsam den Anlagenteil des<br />
Glasröhrenverschmelzens und Vakuumpumpens<br />
aufgebaut. Ausgangsprodukt ist eine bereits mit<br />
einer innenliegenden PV-Folie bestückte Glasröhre,<br />
die manuell in die Linie eingebracht und zunächst<br />
erwärmt wird. Zugleich erfolgt über ein<br />
Afag-Handlingsystem die Quervereinzelung der in<br />
Reih und Glied bereitgestellten Glasgestelle zum<br />
beidseitigen Verschließen der Röhren. Das Handlingsystem<br />
mit dynamischen Afag-Modulen zum<br />
50 Oktober 2023
_Handhabung & Montage<br />
Greifen, Drehen und Querverfahren muss hier zu<br />
Prozessbeginn eine sehr hohe Stückzahl zuführen<br />
und handhaben – jeweils zwei Gestelle pro Röhre.<br />
Pick&Place im Einsatz<br />
Nach dem thermischen Glas-Einschmelzprozess<br />
erfolgt eine Qualitätskontrolle. Anschließend geht<br />
die Röhre über eine Pick&Place-Station mit Linearmodulen<br />
und Schwenkeinheiten von Afag auf<br />
den weiteren Transport durch die Linie zu einer<br />
Pufferstation. Im darauffolgenden Schritt wiederum<br />
über eine Pick&Place-Einheit wird die Röhre<br />
der Pumpe zugeführt, um sie zu evakuieren.<br />
Ein thermischer Prozess laminiert die PV-Folie im<br />
Röhreninneren, anschließend erfolgt die Gasbefüllung.<br />
An der Station des Abschmelzens zieht ein<br />
Linearmodul von Afag den Pumpstengel vom Glas<br />
weg, sodass nach dem Abschmelzen die Enden<br />
sauber abgetrennt und verschlossen sind. Erneut<br />
sorgt nun eine Pick&Place-Einheit von Afag für<br />
den weiteren Transport.<br />
„Wir sind sehr stolz, dass wir unsere Automatisierungsexpertise<br />
im Bereich Montage und Handhabung<br />
bei diesem Projekt einbringen konnten“,<br />
sagt Dominic Nägele, Leiter Engineering Services<br />
Afag Solutions: „Dank der hervorragenden Zusammenarbeit<br />
mit Eichstätter Maschinenbau, Notum-Ingenieure<br />
und Tubesolar ist eine effiziente<br />
Anlage für ein sauberes, zukunftsfähiges Produkt<br />
gelungen, das ein enormes Potenzial dazu hat, sich<br />
in vielen Einsatzbereichen zu bewähren.“ ↓<br />
Afag Engineering GmbH<br />
www.afag.com<br />
Beim Übersetzen der Gestelle vom Palettierer aufs Zuführband<br />
kommen verschiedene Afag-Komponenten zum Einsatz: ein<br />
Pneumatikgreifer PG, ein CR-Rotationsmodul sowie ein Linearmodul<br />
CS 8.<br />
Module im Einsatz<br />
Um hohe Dynamik, Prozesssicherheit, schonende Teilehandhabung<br />
und hochpräzise Abläufe zu gewährleisten, hat Afag für jede Prozessstation<br />
spezifische Handlingsysteme mit seinen bewährten roten Modulen<br />
konfiguriert.<br />
✔ Kompakte, flexible Portachsen vom Typ PDL30 und PDL40 überzeugen<br />
mit maximalem Hub bei minimalem Bauraum.<br />
✔ Die elektrischen Präzisionsgreifer PG20 und PG16 in Miniaturbauweise<br />
punkten mit einer hochpräzisen Backenführung.<br />
✔ Die kompakten elektrischen Rotationsmodule CR20 und CR25<br />
bringen hohe Massenträgheitsmomente auf.<br />
✔ Anspruchsvolle und präzise Greif- und Rotationsaufgaben übernimmt<br />
der schlanke pneumatische Drehgreifer DG20.<br />
Bild: Afag<br />
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CWC-S<br />
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Mit Fronius Cobot Welding gelingt auch kleinen und mittelständischen<br />
Unternehmen der einfache und kostengünstige Einstieg in die automatisierte<br />
Produktion. Egal ob SmartCell oder CWC-S – unsere<br />
Cobot-Lösungen verbinden benutzerfreundliche Bedienkonzepte mit<br />
reproduzierbarer Schweißqualität.<br />
Oktober 2023 51
_Handhabung & Montage<br />
Vom Engineering über die Inbetriebnahme bis zur Wartung<br />
Dank Software einfach automatisieren<br />
Vom Engineering über die Inbetriebnahme bis zur vorausschauenden Wartung: Schmalz vereinfacht<br />
die Automation mit smarten Softwarebausteinen und Online-Tools.<br />
Bild: J. Schmalz GmbH<br />
Mit dem PXT-Konfigurator<br />
erstellen Integratoren<br />
individuelle Greifer,<br />
die sie später erweitern<br />
und anpassen können.<br />
Der Weg in die Vakuum-Automatisierung beginnt<br />
mit dem Engineering. Online-Konfiguratoren<br />
beschleunigen die Realisierung<br />
der Automationslösung und liefern CAD-Daten<br />
für die Simulation. Mit dem neuen PXT-Konfigurator<br />
von Schmalz erstellen Anwender ihren eigenen,<br />
individuellen Greifer, den sie später erweitern<br />
und an neue Situationen anpassen sowie mit dem<br />
End-of-Arm-Ecosystem Match kombinieren können.<br />
Schmalz hat dabei viel Know-how in das<br />
Tool gepackt, um Zusammenstellung und Dimensionierung<br />
zu erleichtern.<br />
Bei der Einrichtung kommt die Usability zum Tragen:<br />
Die Schmalz Connect Suite vereinfacht und<br />
beschleunigt die Implementierung sowohl intelligenter<br />
Schmalz-Produkte, als auch IO-Link-Komponenten<br />
verschiedener Hersteller. Das Tool unterstützt<br />
neben der Inbetriebnahme auch die Überwachung,<br />
Wartung und Fehleranalyse über den<br />
Webbrowser.<br />
Kommunikation via NFC<br />
Für den schnellen Überblick, Parametrierung und<br />
Service-Themen wie Ersatzteilbeschaffung ist die<br />
App Schmalz Controlroom gedacht, die über eine<br />
NFC-Schnittstelle (Near Field Communication)<br />
Bild: J. Schmalz GmbH<br />
Das End-of-Arm-Ecosystem Match ermöglicht<br />
einen schnellen und automatisierten Wechsel<br />
zwischen Greifern.<br />
mit den Vakuum-Komponenten kommuniziert.<br />
Hält der Anlagenbetreiber sein Smartphone an<br />
den Ejektor, Schalter oder Greifer, kann er Daten<br />
aus dem Prozess erfassen oder Parameter-Einstellungen<br />
auf ein Austauschgerät einfach übertragen.<br />
Speziell für den Griff in die Kiste hat Schmalz<br />
das Vision Operating System ivOS entwickelt –<br />
ein offenes Betriebssystem, das herstellerunabhängig<br />
Roboter, Sensoren, Pick-Software und<br />
Greifer einfach verbindet. Mit einem gleichbleibendem<br />
Betriebssystem kann man so ein sehr<br />
breites Anwendungsspektrum abdecken, denn<br />
einzelne Bausteine wie Greifer oder Picking-Software<br />
lassen sich nachträglich austauschen.<br />
Schmalz nutzt zudem künstliche Intelligenz, um<br />
die passende Greifstrategie für die erkannten<br />
Objekte auszuführen.<br />
Um Schwachstellen und Verschleiß wie poröse<br />
Dichtungen frühzeitig zu erkennen, ermöglicht die<br />
Schmalz Connect Suite eine Predictive Maintenance:<br />
Kommunikative Vakuum-Komponenten erfassen<br />
die Betriebsdaten und geben diese via IO-<br />
Link, Ethernet oder NFC direkt an die Steuerung,<br />
die Cloud oder das Smartphone weiter. ↓<br />
J. Schmalz GmbH<br />
www.schmalz.com<br />
52 Oktober 2023
_Handhabung & Montage<br />
Komponenten und Baugruppen leicht kombinieren<br />
Ganz einfach zum<br />
fertigen Subsystem<br />
Zur Automatisierung von Montageprozessen bietet Weiss ein umfangreiches<br />
Portfolio an Automatisierungskomponenten, die sich leicht zu<br />
Subsystemen kombinieren lassen. Das verringert die Engineering-<br />
Aufwände.<br />
Lösungen<br />
für Cobot-<br />
Palettierer<br />
Die ELEVATE<br />
Hubsäule erhöht<br />
die Reichweite<br />
Ihres Cobots<br />
Basis solcher Subsysteme sind oft die Lineartransfersysteme<br />
der LS-Serie. Sie<br />
eignen sich, um fortlaufende Montageabläufe<br />
auf engstem Raum darzustellen.<br />
Gleichzeitig sind die Lineartransfersysteme LS<br />
die perfekte Plattform für weitere Weiss Komponenten<br />
wie HP Pick&Place-Einheiten,<br />
Delta-Roboter, Rundschalttische oder Linearachsen.<br />
Alle sind mechanisch aufeinander abstimmt.<br />
Softwareseitig sorgen die W.A.S.-<br />
Steuerungspakete für die Kommunikation untereinander<br />
und die Integration auch in eine<br />
übergeordnete SPS.<br />
Bei der Auswahl der passenden Komponenten<br />
unterstützen auch digitale Tools und Simulationsmodelle<br />
für die virtuelle Inbetriebnahme.<br />
Bereits in der Planungsphase der Montageanlage<br />
lassen sich Einzelprodukte und Teilsysteme<br />
vergleichen und optimieren, Fehler und<br />
Overengineering zu vermeiden.<br />
Werden bei Einpress- oder Schraubprozessen<br />
hohe Kräfte benötigt, müssen diese vom<br />
Handling umgesetzt und von der darunterliegenden<br />
Plattform toleriert werden. Hier erfüllt<br />
Bild: Weiss GmbH<br />
die Kombination aus Gantry und LS Hybrid<br />
die Anforderungen, denn die Werkstückträger<br />
des LS Hybrid nehmen sehr hohe Prozesskräfte<br />
von bis zu 1.000 N auf.<br />
Kombination mit Roboter oder<br />
Pick&Place-Einheit<br />
Und auch das Conveyor Tracking ist aufgrund<br />
der unkomplizierten Synchronisierung der<br />
Weiss Delta-Roboter DR mit der LS Serie einfach<br />
zu lösen. Während die Bandstrecke des<br />
LS Hybrid ununterbrochen weiterläuft, verrichtet<br />
der Delta-Roboter seine Aufgabe. Die<br />
Reaktionszeiten liegen bei rund zwei Millisekunden,<br />
sodass nahezu ohne Verzögerung reagiert<br />
werden kann.<br />
In Elektroindustrie, Life Sciences, Medizintechnik<br />
oder bei Consumer Goods werden<br />
häufig Kleinteile montiert. Damit die Montageanlage<br />
einen möglichst geringen Footprint<br />
aufweist, sind die Weiss-Lineartransfersysteme<br />
sehr kompakt gebaut. Als passende Ergänzung<br />
für das Kleinteile-Handling eignen sich die<br />
Pick&Place-Einheiten HP. Das Modul HP 70<br />
ist nur 60 Millimeter breit. An einer Bearbeitungsstation<br />
sind so parallele Mehrfachoperationen<br />
möglich.<br />
↓<br />
Weiss GmbH<br />
weiss-world.com<br />
bis 100 kg<br />
Belastung<br />
integrierte<br />
Steuerung<br />
TCP/IP<br />
bis zu 100 mm/s<br />
Funktionsfähige Subsysteme mit Lineartransfersystemen<br />
als Plattform ermöglichen<br />
Anlagenbauern eine schnellere<br />
Projektierungsphase.
_Handhabung & Montage<br />
Linearer Werkstücktransport in der Praxis<br />
Agile Fertigung mit<br />
flexiblem Transport<br />
Wie ein programmierbarer und modularer Werkstücktransport<br />
hilft, den Produktionsausstoß zu erhöhen und doch flexibel zu<br />
bleiben, zeigt ein Blick in die Praxis mit Yamahas LCMR200.<br />
Yamaha nutzt die Linearmodule<br />
LCMR200 oft in Verbindung<br />
mit seinen Scara-Robotern<br />
und kartesischen Robotern.<br />
Typischerweise sind die verschiedenen Maschinen<br />
einer Produktionslinie durch starre<br />
Transportsysteme miteinander verbunden.<br />
Die Geschwindigkeit des Transportsystems richtet<br />
sich immer nach den Geschwindigkeiten der anderen<br />
in der Linie sowie nach der Zykluszeit der<br />
langsamsten Prozesse, so dass oft eine Pufferung<br />
erforderlich ist. Diese Art der Automation kann<br />
nur schwer angepasst werden, um beispielsweise<br />
das Produktionsvolumen zu erhöhen oder Produkte<br />
zu individualisieren.<br />
Yamaha hat bereits einigen Herstellern aus verschiedenen<br />
Industriebereichen geholfen, diese<br />
Nachteile zu überwinden. Vier Kunden berichten<br />
über ihre Erfahrungen mit Yamahas Linearmodulen<br />
LCMR200 in Verbindung mit SCARA- und<br />
kartesischen Robotern.<br />
Bild: Yamaha<br />
Beispiel 1: Automobilzulieferer<br />
Bei einem Automobilzulieferer,<br />
der seine Produktivität<br />
steigern wollte, führten Betriebseigenschaften<br />
mechanischer<br />
Stopper und pneumatischer Zylinder<br />
zu einer langen Positionierungszeit des<br />
Werkstückträgers an jeder Arbeitsstation. Außerdem<br />
waren Puffer zwischen den Arbeitsstationen<br />
erforderlich. Durch die Überarbeitung der Produktionslinie,<br />
bei der herkömmliche Fördersysteme<br />
durch LCMR200-Module ersetzt wurden, konnte<br />
die Transferzeit verkürzt werden. Darüber hinaus<br />
wurden durch die flexible Einstellung der Transfergeschwindigkeit<br />
Puffer eliminiert.<br />
Das LCMR200 stoppt schnell an einer genau definierten<br />
Position, sodass die effektive Transferzeit<br />
zwischen den Prozessen deutlich reduziert<br />
wurde. Die Montageprozesse können direkt auf<br />
dem Schlitten des LCMR200 durchgeführt werden,<br />
was die Zykluszeit des Prozesses spürbar<br />
verkürzt. Dadurch wurde die Transferzeit von<br />
zwei auf 0,7 Sekunden verkürzt. Als Ergebnis<br />
konnte dieser Kunde sein Produktionsvolumen<br />
um 23 Prozent steigern, ohne seine Montageprozesse<br />
umgestalten zu müssen. Außerdem wurden<br />
die Kosten für Werkstückträger eingespart, die<br />
zuvor für den Transport der Werkstücke benötigt<br />
wurden.<br />
Beispiel 2: Elektromotorhersteller<br />
In einem anderen Beispiel spart ein Elektromotorenhersteller<br />
durch das LCMR200 Zeit für die<br />
Umstellung der Produktionslinie für verschiedene<br />
Modelle. Durch den Einsatz des modularen<br />
LCMR200-Transportsystems konnte die Umrüst-<br />
54 Oktober 2023
_Handhabung & Montage<br />
zeit auf nahezu Null reduziert werden, da die<br />
Haltepositionen durch einfaches Umprogrammieren<br />
geändert werden können und somit keine physischen<br />
Umrüst-Änderungen mehr erforderlich<br />
sind. Die Flexibilität der Module ermöglichte es,<br />
ein einheitliches Werkstückträger-Design für alle<br />
Produktvarianten zu verwenden und so den Wechsel<br />
von Trägersystemen überflüssig zu machen.<br />
Insgesamt konnten durch den Einsatz des<br />
LCMR200 16 Stunden Produktionszeit zusätzlich<br />
gewonnen werden, die zuvor jeden Monat bei<br />
Produktwechseln verloren ging.<br />
Beispiel 3: Süßgebäck-Verpackung<br />
Beim dritten Beispiel aus der Lebensmittelindustrie<br />
setzt ein Süßgebäck-Verpacker das LCMR200<br />
ein, um das Problem mit der richtigen Anzahl von<br />
Mitarbeitern an der Produktionslinie zu lösen. In<br />
Stoßzeiten wurden bis zu acht Mitarbeiter benötigt,<br />
umgekehrt gab es einen Überschuss an Arbeitskräften,<br />
wenn nur eine kleine Menge verpackt<br />
werden sollte.<br />
Durch den Einsatz von LCMR200-Modulen, einschließlich<br />
der innovativen horizontalen Transfereinheit,<br />
kann nun ein Mitarbeiter die Gebäckstücke<br />
direkt aus dem Backprozess an zwei Reihen<br />
von SCARA-Robotern übergeben, die sie in einzelne<br />
Kartons verpacken, diese versiegeln und für<br />
den Versand an Einzelhändler zusammenstellen.<br />
Drei fest angestellte Mitarbeiter sorgen nun im<br />
Wechsel für eine 24-Stunden-Produktion.<br />
Beispiel 4: Automotive-Baugruppen<br />
Ein Hersteller von Automobil-Baugruppen verwendete<br />
Rundschalttische, um Werkstücke in einer<br />
vorgegebenen Reihenfolge zwischen Montagerobotern<br />
zu bewegen. Durch den Einsatz von<br />
LCMR200-Modulen, einschließlich des Vertikaltransportmoduls,<br />
hat dieses Unternehmen eine Inline-Produktion<br />
realisiert, die leichter zu überwachen<br />
ist und gleichzeitig von hoher Positioniergenauigkeit<br />
und Präzision profitiert. Das Transportmodul<br />
LCMR200 erleichtert die Feinjustierung<br />
aller Stopp-Positionen. Darüber hinaus wird die<br />
Planung und Installation der Anlage durch die hohe<br />
Positionsgenauigkeit und Flexibilität des<br />
LCMR200 wesentlich vereinfacht.<br />
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10. – 13. Okt. 2023 / Halle 7, Stand 7316<br />
Oktober 2023 55
_Handhabung & Montage<br />
Produktionsvolumen in der Montage versechsfacht<br />
Im 4/4-Takt zu<br />
mehr Produktivität<br />
Um für einen Großauftrag die Fertigungskapazität in<br />
Meßkirch in kürzester Zeit auf das Sechsfache zu erhöhen,<br />
hat Bizerba bei Minitec fertige Montagearbeitsplätze bestellt.<br />
GSP HD Schneidemaschinen von Bizerba<br />
mit schräger Anordnung des Schlittens.<br />
Bild: Minitec<br />
Zudem galt es, im Zuge des Ausbaus der Endmontage<br />
auch schneller zu werden. Bislang hatte ein<br />
Mitarbeiter eine Schneidemaschine komplett<br />
montiert. Künftig sollte die Montage arbeitsteilig<br />
über 4 Takte durch 4 Mitarbeiter an Montageinseln<br />
erfolgen. Dabei sollten auch die Lauf- und<br />
Greifwege für die Mitarbeiter optimiert werden.<br />
Projektstart war im Oktober 2021. Schnell wurde<br />
klar, dass die neuen Montageinseln zunächst ohne<br />
Automatisierung implementiert werden mussten,<br />
um zeitlich einigermaßen im Plan zu bleiben. Lude:<br />
„Wir haben im Dezember bestellt und konnten<br />
bereits Ende Februar die ersten beiden Linien auf-<br />
Bizerba-Fertigungsplaner<br />
Jochen Lude konnte<br />
durch die Montageinseln<br />
die Produktion deutlich<br />
steigern.<br />
In Meßkirch produziert das Familienunternehmen<br />
Bizerba Schneidemaschinen für Wurstaufschnitt<br />
– vom Ladentheken-Gerät bis zur industriellen<br />
Schneidemaschine. Als im Sommer<br />
2021 ein US-Kunde eine fünfstellige Menge an<br />
Schneidemaschinen bestellte, war das für Bizerba<br />
eine Herausforderung – schließlich bedeutete dies<br />
eine Versechsfachung des normalen Produktionsvolumens<br />
im Bereich GSP und eine Verdoppelung<br />
des Gesamtumsatzes am Standort Meßkirch.<br />
„Wir mussten die Produktionskapazität drastisch<br />
erhöhen, und zwar schnellstmöglich. Also Einstellung<br />
neuer Mitarbeiter, aber auch Ausbau der<br />
Montageplätze“, sagt Fertigungsplaner Jochen<br />
Lude: „Wir verfügen zwar über einen eigenen Betriebsmittelbau,<br />
dieser war aber schon anderweitig<br />
eingespannt. Deshalb entschieden wir uns, fertige<br />
Montagearbeitsplätze bei Minitec einzukaufen.“<br />
Ausschlaggebend dafür war zum einen das<br />
Aluminium-Profilsystem, das als stabile und zu-<br />
Bild: Minitec<br />
gleich vielseitige Konstruktionsbasis überzeugte.<br />
Zum anderen arbeitete Bizerba bereits seit vielen<br />
Jahren am Hauptsitz in Balingen erfolgreich mit<br />
Minitec zusammen.<br />
Endmontage soll schneller werden<br />
56 Oktober 2023
_Handhabung & Montage<br />
Bild: Minitec<br />
Besuchen Sie uns auf der<br />
MOTEK 2023:<br />
Halle 7, Stand 7101<br />
Die Montageinseln sorgen für<br />
mehr Teamwork und Produktivität.<br />
Hier im 3D-Modell der<br />
Konstruktion.<br />
stellen, wenn auch noch ohne Automatisierung – das<br />
war immens!“ Gemeinsam mit Minitec baute Bizerba<br />
dann sukzessive im 6-Wochen-Rhythmus weitere Linien<br />
auf und ergänzte die bereits bestehenden Montageinseln<br />
um Automatisierungen. „So hatten wir bereits<br />
im Juli die komplette Montagelinie inklusive Automatisierung<br />
laufen.“<br />
Blech gehabt.<br />
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Unter erschwerten Bedingungen<br />
Lude lobt die Flexibilität und Kooperationsbereitschaft<br />
von Minitec: „Das war natürlich eher untypisch,<br />
dass wir zunächst teilfertige Montagesysteme<br />
bezogen haben, und wir waren froh, dass Minitec diesen<br />
Weg mitgegangen ist. In den Projektablauf fiel<br />
zeitgleich noch eine Bodensanierung und wir haben<br />
weiter komplett produziert. Das bedeutet, die Monteure<br />
von Minitec mussten während der normalen<br />
Produktion innerhalb dieses Bereichs die neue Linie<br />
aufbauen. Das waren schon erschwerte Bedingungen,<br />
hier ein großes Lob an das Minitec-Montage-Team.“<br />
Aufgrund der positiven Erfahrungen mit Minitec<br />
denkt der Fertigungsplaner bereits über weitere gemeinsame<br />
Projekte nach. Dabei wird es vor allem um<br />
die Digitalisierung in der Montage gehen, mit Themen<br />
wie dem Werker-Assistenzsystem Minitec SmartAssist<br />
und der Integration von RFID-Tags.<br />
Zudem plant Bizerba den eigenen Betriebsmittelbau<br />
sukzessive auf Minitec umzustellen, so Jochen Lude:<br />
„Mit dem Minitec-Profilsystem haben wir bei dem aktuellen<br />
Projekt sehr positive Erfahrungen gemacht. Es<br />
bietet wahnsinnig breite Gestaltungsmöglichkeiten<br />
durch die Vielzahl an Komponenten. Deshalb setzen<br />
wir bei neuen Projekten nur noch auf Minitec. Das hat<br />
nebenbei auch Vorteile für eine einfachere Lagerhaltung.<br />
Zudem sind wir flexibler, auch durch den genialen<br />
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Oktober 2023 57
_Materialfluss & Logistik<br />
Fahrerlose Transportfahrzeuge von SEW-Eurodrive<br />
kommen für den Paletten- und Behältertransport<br />
bei der Batteriezellen-Produktion<br />
zum Einsatz. Sie wurden speziell für<br />
Reinräume entwickelt und tragen 1000 kg.<br />
Bild: SEW<br />
Materialfluss im Reinraum<br />
Fahrerloser Transport<br />
für Batterieproduktion<br />
Im neuen Batteriewerk eines nordeuropäischen Batterieherstellers sind mobile<br />
Transportfahrzeuge von SEW-Eurodrive mit speziellem Edelstahl-Aufbau im<br />
Einsatz. Dieser ermöglicht den Einsatz in Reinraumapplikationen der Klasse ISO 6.<br />
Das schnelle Wachstum in der Batteriezellen-<br />
Produktion erfordert eine Anlagentechnik,<br />
die den hohen Anforderungen an Prozessqualität<br />
und Durchsatz gerecht wird. Der Schlüssel<br />
hierfür ist Automatisierung. Für einen Produzenten<br />
von Lithium-Ionen-Batteriezellen sollte der<br />
norwegische Spezialist Tronrud Engineering AS<br />
daher Transportaufgaben mit fahrerlosen Transportfahrzeugen<br />
(FTF) automatisieren.<br />
Die Transportroboter müssen so konzipiert sein,<br />
dass Reinraumanforderungen erfüllt werden. Daher<br />
realisierte Tronrud gemeinsam mit SEW-Eurodrive<br />
einen vollautomatisierten Paletten- und Behältertransport<br />
mit speziellen fahrerlosen Trans-<br />
Bild: SEW<br />
Die Übergabe der Ladungsträger<br />
von Fahrzeug zu Fahrzeug<br />
sorgt für einen kontrollierten Ein-/Ausschleuseprozess<br />
in Reinräumen.<br />
58 Oktober 2023
_Materialfluss & Logistik<br />
portfahrzeugen aus dem Maxolution-Portfolio<br />
von SEW-Eurodrive. Zunächst wurde ein Testsystem<br />
in einer Pilotfabrik des Endkunden als Machbarkeitsstudie<br />
installiert. „Der Transfer von einem<br />
Fahrzeug zu einem anderen Fahrzeug mit über<br />
1.000 kg Last war eine Herausforderung“, erinnert<br />
sich Cato Horten, Senior Project Manager bei<br />
Tronrud Engineering: „Durch die gute Zusammenarbeit<br />
mit SEW konnte aber eine Lösung gefunden<br />
werden.“<br />
Zwei getrennte FTF-Bereiche<br />
Nach erfolgreichen Tests kommt der automatisierte<br />
Materialfluss mittels fahrerloser Transportfahrzeuge<br />
nun in der Serienproduktion des neuen Batteriewerks<br />
zum Einsatz. Dabei gibt es zwei getrennte<br />
FTF-Bereiche: Im „grauen Bereich“ müssen<br />
die Fahrzeuge keine besonderen Reinheitsanforderungen<br />
erfüllen. Dagegen gilt für den „weißen<br />
Bereich“ die Reinraumanforderung nach ISO<br />
14644–1 Klasse 6. Mit der Übergabe der Last an<br />
diese mobilen Reinraum-Systeme wird eine saubere<br />
Trennung zwischen beiden Bereichen ermöglicht.<br />
Zur Vermeidung einer Kreuzkontamination<br />
findet diese Lastübergabe in speziellen Luftschleusen<br />
statt.<br />
In der ersten Ausbaustufe kommen 42 FTF zum<br />
Einsatz – 31 Fahrzeuge zum Palettentransport und<br />
11 zum KLT-Transport. Die längste zurückzulegende<br />
Strecke beträgt 345 Meter, einschließlich<br />
mehrerer Aufzugsfahrten. Zwischen Flottenmanager<br />
und Fahrzeugen sorgt die standardisierte<br />
Schnittstelle VDA 5050 für eine interoperable<br />
Kommunikation. Dadurch ist es in diesem Projekt<br />
problemlos möglich, eine FTS-Leitsteuerung eines<br />
Drittanbieters einzusetzen.<br />
Die fahrerlosen Transportfahrzeuge lassen sich<br />
mithilfe des Energieversorgungssystems Movitrans<br />
von SEW-Eurodrive kontaktlos und wartungsfrei<br />
laden. Daher ist es besonders für sensible<br />
Bereiche wie Reinräume geeignet. Umfangreiche<br />
Sicherheitstechnik schützt das gesamte Fahrzeug –<br />
und vor allem die Menschen, die in seiner Umgebung<br />
arbeiten. Die integrierte Sicherheitssteuerung<br />
sorgt für die geschwindigkeitsabhängige<br />
Schutzfeldumschaltung, sicher abgeschaltetes<br />
Drehmoment, sichere Geschwindigkeit und weitere<br />
Funktionen. Auch das Lastaufnahmemittel<br />
wurde vollständig in die Fahrzeugsicherheit integriert.<br />
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_Materialfluss & Logistik<br />
Positive Auswirkungen auf Personal-, Waren- und Fabrikmanagement<br />
AMR-Flotte sorgt für<br />
optimierte Prozesse<br />
Für automatisierte Produktions- und Logistikprozesse setzt der<br />
chinesische Küchen- und Sanitärhersteller Runner auf autonome<br />
mobile Roboter (AMR) von Mobile Industrial Robots.<br />
Bild: MiR<br />
Beim chinesischen Küchen-<br />
und Sanitärhersteller<br />
Runner ist eine<br />
ganze AMR-Flotte von<br />
MiR im Einsatz.<br />
Die AMR gewährleisten hohe Sicherheitsstandards bei<br />
der Kollaboration mit menschlichen Arbeitskräften.<br />
Bild: MiR<br />
So sind die Arbeitsabläufe organisiert<br />
Anlieferung von Montageteilen: Die Montagelinie fordert über das<br />
Manufacturing Execution System (MES) die Teilelieferung an. Das<br />
Flottenmanagement MiR Fleet ordnet dann die AMR zu, die die mit<br />
den benötigten Materialien beladenen Wagen zum vorgesehenen Bestimmungsort<br />
und wieder zurück transportieren.<br />
Transport von Fertigprodukten: Für den Abtransport der palettierten<br />
Fertigprodukte von der Montagelinie erteilt MiR Fleet den AMR den<br />
Auftrag, die Ware abzuholen. Die AMR transportieren die Güter erst<br />
zur Qualitätskontrolle und dann ins Lager.<br />
Auslieferung der Leerpaletten: Das MES initiiert einen Auftrag für<br />
den Transport von Leerpaletten zum Förderband. MiR Fleet weist die<br />
AMR dem Depalettierer zur Abholung der Leerpaletten zu. ↓<br />
60 Oktober 2023
_Materialfluss & Logistik<br />
Um agiler und schneller auf Marktanforderungen zu<br />
reagieren, hat Runner das Projekt Smart Factory<br />
initiiert. Im Zentrum steht ein intelligentes Fertigungszentrum,<br />
das sowohl die Modernisierung von Produktionslinien<br />
als auch die Neugestaltung logistischer<br />
Abläufe innerhalb der traditionellen Werkstattproduktionslinien<br />
umfasst. Dabei wurde das Produktionszentrum<br />
mit zwölf AMR ausgestattet, darunter sechs MiR250 und<br />
zwei MiR600. Die AMR-Flotte operiert in drei Gruppen:<br />
Anlieferung von Montageteilen, Transport von Fertigprodukten,<br />
Transport von Leerpaletten. Die Koordination der<br />
drei Gruppen erfolgt über die Flottenmanagementsoftware<br />
MiR Fleet und das Robot-<br />
Steuerungssystem RCS3.0.<br />
tition in die Automatisierung der Logistikprozesse innerhalb<br />
von zwei bis drei Jahren amortisieren wird. Die erfolgreiche<br />
Implementierung automatischer Logistikprozesse<br />
in der Montagehalle des Intelligent Manufacturing<br />
Centers sowie die gewonnenen Erkenntnisse und Erfahrungen<br />
werden die flächendeckende Einführung der intelligenten<br />
Fertigung bei Runner beschleunigen. Die Lösung<br />
wird erweitert und in anderen Werken innerhalb des<br />
Gruppennetzwerks implementiert werden.”<br />
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Mobile Industrial Robots<br />
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Systeme integriert<br />
Die zwölf mobilen Roboter<br />
sind in Runners Transportmanagementsystem<br />
(TMS)<br />
integriert. Diese Integration<br />
ermöglicht einen effizienten<br />
Informationsaustausch zwischen<br />
dem Manufacturing<br />
Execution System (MES) und<br />
dem Warehouse Management<br />
System (WMS) und gewährleistet<br />
eine hohe Kompatibilität<br />
zwischen der AMR-Flotte<br />
und der Produktionslinie für<br />
prioritäre Aufgaben.<br />
Mit dem derzeitigen Einsatzszenario<br />
kann die Anlieferungsrate<br />
von Montageteilen<br />
bis zu acht Mal pro Stunde<br />
und die Abholrate von Fertigprodukten<br />
bis zu vier Mal<br />
pro Stunde pro Set betragen.<br />
Durch die AMR sorgt Runner<br />
nicht nur für optimierte<br />
Prozesse in Materialtransport<br />
und Produktion, sondern entlastet<br />
auch die Mitarbeitenden:<br />
MiRs benutzerfreundliche<br />
Mobilroboter können intuitiv<br />
bedient werden. Die<br />
Nutzer konnten ohne Programmierkenntnisse<br />
nach<br />
wenigen Tagen Schulung die<br />
Arbeit aufnehmen. So haben<br />
die AMR die beruflichen Fähigkeiten<br />
der Mitarbeitenden<br />
gefördert und deren Arbeitsbelastung<br />
verringert.<br />
Weyland Fan, Business Unit<br />
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Operation Development<br />
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Oktober 2023 61
_Materialfluss & Logistik<br />
Intralogistik-Automation optimiert Sonnenschutz-Produktion<br />
FTS verbindet Fabrik,<br />
Lager und Versand<br />
Seit 2022 sorgt bei Warema in Wertheim ein fahrerloses Transportsystem<br />
(FTS) von ek Robotics mit vier verschiedenen Fahrzeugtypen<br />
für optimale Prozesse in Produktion und Logistik.<br />
Bild: ek Robotics GmbH<br />
die Lastaufnahmemittel der Transportroboter genauestens<br />
abgestimmt sein müssen. Insgesamt sind<br />
daher 12 Transportroboter mit vier verschiedenen<br />
Fahrzeugtypen von ek Robotics im Einsatz: sieben<br />
modifizierte Fahrzeuge der Serie Smart Move und<br />
Heavy Move sowie fünf maßangefertigte Transportrobotermodelle<br />
der Serie Custom Move.<br />
Bleche zur Pulverbeschichtung<br />
Mit drei maßangefertigten<br />
Custom Move Transportrobotern<br />
verknüpft<br />
ek Robotics bei Warema<br />
in Wertheim die Blechfertigung<br />
mit der Pulverbeschichtungsanlage.<br />
Die erste FTS-Anlage beim Sonnenschutz-<br />
Spezialisten Warema Renkhoff SE realisierte<br />
ek Robotics bereits 2019 in der Firmenzentrale<br />
in Marktheidenfeld. „Doch es war für alle<br />
Beteiligten klar, dass das neue System in Wertheim<br />
weitaus komplexer und auch betreuungsintensiver<br />
sein würde“, berichtet Martin Strobel,<br />
Projektleiter bei Warema.<br />
Am neuen Standort in Wertheim sollen für die<br />
Produktion von Jalousieblenden durchgehend effiziente<br />
Prozesse in der Produktion und Logistik<br />
realisiert werden. Auf 63.500 m² werden dort via<br />
FTS Produktion, Beschichtung, Lagerung und Versand<br />
direkt miteinander gekoppelt. Die Transport -<br />
anforderungen sind komplex und erstrecken sich<br />
über den gesamten Wertschöpfungsprozess des<br />
Produktions- und Logistikstandortes.<br />
Weitere Besonderheit: Die Produkte von Warema<br />
sind in der Länge von 0,3 m bis 4,3 m variabel. Ihr<br />
Transport erfolgt per Sonderladungsträger, auf die<br />
Drei der Custom Move Transportroboter sind in<br />
der über 18.500 m 2 großen Blechbearbeitung im<br />
Einsatz, in der Jalousieblenden aus Rohblech vollautomatisiert<br />
von einem Coil zugeschnitten und in<br />
Form gebogen werden. Die drei Transportroboter<br />
befördern die Sonderlastträger – mit einer Länge<br />
von 7 x 4 Metern, einer Höhe von 4,4 Metern und<br />
einem Gewicht von bis zu 4.500 kg – über eine hydraulische<br />
Hubeinrichtung mit einem Zweifach-<br />
Hubbalken zur Pulverbeschichtungsanlage.<br />
Aufgrund der variablen Maße der Warema-Produkte<br />
muss jedes Transportgut vor der Einlagerung<br />
in das Verschieberegalsystem eine Gewichtsund<br />
Längenkontrolle passieren. Die Verbindung<br />
von der Pulverbeschichtungsanlage zur Messstation<br />
wird von drei Heavy Move Transportrobotern<br />
mit Sondergabeln für Lasten bis 4,3 Meter Länge<br />
übernommen. Mittels unterschiedlicher Lastmittel<br />
befördern die modifizierten Fahrzeuge die bis zu<br />
500 kg schweren Waren zu den 34 Verladetoren<br />
am Warenausgang. Während des 3-Schicht-Betriebes<br />
übernehmen die Transportroboter auch die<br />
Anlieferung zu den Übergabestationen an den Verschieberegalen<br />
(VSR) – und das bei stetig kreuzendem<br />
Werksverkehr. Für die sichere und präzise<br />
Navigation werden alle fahrerlosen Transportfahrzeuge<br />
(FTF) über eine Lasernavigation mit<br />
Personenschutzscannern geführt.<br />
Nachdem die Heavy Move Transportroboter die<br />
Fertigwaren an die Übergabestationen befördert<br />
62 Oktober 2023
_Materialfluss & Logistik<br />
haben, übernehmen zwei modifizierte 4-Wege-<br />
Stapler der Serie Custom Move die automatisierte<br />
Einlagerung in zwei verfahrbare Verschieberegalanlagen<br />
(VSR). Die raumsparenden Regale öffnen<br />
sich nur an der jeweiligen Stelle, die für die Einund<br />
Auslagerung benötigt wird. ek Robotics hat<br />
die 4-Wege-Stapler dafür speziell modifiziert und<br />
mit einer Hybridnavigation ausgestattet. Außerhalb<br />
der Regalanlagen orientieren sich die Transportroboter<br />
über die an den Fahrzeugseiten angebrachten<br />
Laserscanner. Innerhalb der Regalanlagen<br />
werden die FTF mechanisch über seitliche<br />
Rollen geführt.<br />
Schlüsseltechnologie 3D-Kameras<br />
Für die sichere sowie präzise Ein- und Auslagerung<br />
der Shuttlegestelle und Blendenboxen in über<br />
8 Metern Höhe, sind die fahrerlosen Transportfahrzeuge<br />
mit innovativer 3D-Objekterkennung<br />
ausgestattet. Die Software ist in der Lage, eine<br />
Vielzahl an Paletten- und Lasttypen zu klassifizieren,<br />
auszumessen und gleichzeitig eine Belegt-Prüfung<br />
bei Lastabgabe durchzuführen. Im Betrieb<br />
fährt das Fahrzeug die Sollposition an, erstellt eine<br />
3D-Punktwolke bei der Übergabe, analysiert diese<br />
in Echtzeit und justiert die Gabelposition, um die<br />
angepeilten Lasten passgenau aufzunehmen.<br />
Maßgeschneiderte Flurförderzeuge<br />
Den Transport von überlangen Lasten vom Verschieberegal<br />
zum Warenausgang übernehmen die<br />
Heavy Move Transportroboter. Vier Transportroboter<br />
der Serie Smart Move transportieren in einem<br />
3-Schicht-Betrieb weitere Warema-Produkte<br />
von zusätzlichen Lagerstationen zum Warenausgang.<br />
Der Versand erstreckt sich über insgesamt<br />
34 Verladetore, an denen die Waren von Fachpersonal<br />
strukturiert in die Lkws geladen werden.<br />
Mit SARA (Smart Analytics Reporting App) nutzt<br />
Warema zudem eine Software as a Service Lösung<br />
von ek Robotics, um die Effizienz ihrer FTS-Anlage<br />
zu optimieren. Das Reporting- und Analysetool<br />
für fahrerlose Transportsysteme und Transportroboter,<br />
bietet eine 5-in-1-Analyse der gesamten<br />
FTS-Anlage und liefert konkrete Handlungsanweisungen<br />
für die stetige Optimierung des fahrerlosen<br />
Transportsystems.<br />
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Oktober 2023 63
_Materialfluss & Logistik<br />
Beim Skypod-System<br />
von Exotec kommt ohne<br />
Regalbediengeräte aus:<br />
Die Skypod-Roboter<br />
holen sich die Kleinladungsträger<br />
selbst aus<br />
dem Regal.<br />
Logistikautomation verzichtet auf Regalbediengeräte<br />
Lager-Performance<br />
Bild: Exotec<br />
jederzeit erhöhen<br />
Mithilfe von Exotec hat der Elektro-Großhändler Eltra in seinem<br />
Lager in Belgien das Robotik-Zeitalter eingeläutet – mit guten<br />
Perspektiven für die weitere Expansion.<br />
Bislang verteilten im Palettenlager des belgischen<br />
Großhändlers für Elektro, Beleuchtung<br />
und Heimwerkerprodukte Eltra die<br />
Mitarbeiter die Waren auf kleinere Ladungsträger.<br />
Die kamen dann ins Fachbodenlager, wo sich die<br />
Kommissionierer bedienten. Dazu legten die Mitarbeiter<br />
zu Fuß weite Wege zwischen den Regalen<br />
und Kommissionierstationen zurück. Jeden Tag<br />
kamen einige Kilometer pro Person zusammen.<br />
Da die Verantwortlichen bei Eltra erkannten, dass<br />
sich die ambitionierten Wachstumsziele so nicht<br />
realisieren lassen, ist man umgezogen in eine neue<br />
Logistikimmobilie nach Evergem bei Gent. Das<br />
Ziel war ein automatisiertes Lager, das aber auch<br />
in ein paar Jahren mit den Expansionsplänen<br />
noch Schritt hält. Es ging dabei vor allem um die<br />
intelligente Nutzung von Raum und Ressourcen.<br />
Im Frühjahr 2021 begann die konkrete Planung.<br />
Klar war: Automation ist gut – aber große Regalbediengeräte<br />
belegen viel Verkehrsfläche, die<br />
irgendwann einem Ausbau der Kapazitäten<br />
fehlt. Ist das noch zeitgemäß? Oder eine andere<br />
Frage: Wenn Arbeitskräfte schon heute knapp<br />
sind und man sie morgen vielleicht noch schwerer<br />
findet: Wem überträgt man dann das Kommissionieren?<br />
Und wie gestaltet man die Lagerarbeit<br />
attraktiver?<br />
Skypod-Roboter kraxeln<br />
Schnell erkannten die Eltra-Verantwortlichen,<br />
dass sie ihre Vorstellungen von Zukunftsfähigkeit<br />
und Effizienz am besten mit einem Lager realisieren,<br />
in dem Robotik eine tragende Rolle spielt.<br />
Die Mitarbeiter sollten nicht mehr durch die Gegend<br />
laufen und dabei schwere Lasten bewegen.<br />
Eltra entschied sich daher für ein Goods-to-Person-Konzept,<br />
bei dem autonome Roboter das<br />
Handling der Kleinladungsträger zwischen Regal<br />
und Kommissionierstation erledigen.<br />
64 Oktober 2023
_Materialfluss & Logistik<br />
Sichere sensorlose<br />
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23 Skypod-Roboter, die bis zu 30 Kilogramm<br />
schultern, wuseln nun ständig durchs Lager.<br />
Bild: Exotec<br />
Derzeit verfügt das Eltra-Lager über drei ergonomische<br />
Kommissionierstationen.<br />
Bild: Exotec<br />
Das brachte das Skypod-System des französischen<br />
Robotikunternehmens Exotec<br />
auf die Agenda. Diese braucht keine Regalbediengeräte,<br />
die die „intralogistische<br />
Lücke“ zwischen Regal und selbstfahrendem<br />
Roboter schließen. Stattdessen holen<br />
sich die autonomen Skypod-Roboter die<br />
Kleinladungsträger selbst aus dem Regal.<br />
An Führungsschienen von zwei sich gegenüberstehenden<br />
Regalen kraxeln die<br />
Roboter nach oben. Bei Eltra geht es<br />
zwölf Meter in die Höhe.<br />
Einfaches Aufstocken der<br />
Roboter-Flotte<br />
Exakt 23 solcher Skypod-Roboter, die bis<br />
zu 30 Kilogramm schultern, wuseln nun<br />
ständig durchs Lager. Wenn zwischendurch<br />
einer zur Wartung muss, arbeiten<br />
die anderen für ihn mit: Die Flotte ist so<br />
dimensioniert, dass sie Ausfälle einzelner<br />
Skypod-Roboter locker kompensiert.<br />
Selbst zum Jahresende, wenn das Geschäft<br />
um etwa 15 Prozent anzieht,<br />
kommt Eltra ohne Extra-Roboter aus.<br />
Und sollten doch einmal zusätzliche Skypod-Roboter<br />
erforderlich sein: Man kann<br />
sie nachkaufen und per Plug&Play in das<br />
bestehende System integrieren. Exotec<br />
bietet außerdem die Möglichkeit, Skypod-Lagerroboter<br />
zu mieten.<br />
Und genau dieses „Hinzukommen“ hat<br />
den Verantwortlichen bei Eltra früher<br />
Kopfzerbrechen bereitet. Jeder Neuzugang<br />
im Sortiment und jedes Plus bei den<br />
Aufträgen brachte das Lager näher an<br />
seine Platz- und Leistungsgrenzen. Heute<br />
nicht mehr: Der Großhändler hat das Lager<br />
so angelegt, dass er die Performance<br />
jederzeit erhöhen kann – auch kurzfristig.<br />
Auf Expansion ausgerichtet<br />
Heute ist die langfristige Expansion bereits<br />
bei Eltra mit eingeplant: Die Lagerfläche<br />
ist mit 24.000 Quadratmetern so<br />
bemessen, dass noch Platz für weitere Regalreihen<br />
besteht. Die lassen sich bei laufendem<br />
Betrieb installieren und in das<br />
Gesamtsystem integrieren. Für die Menschen<br />
an den Kommissionierstationen hat<br />
Eltra Arbeitsplätze in ergonomischer Höhe<br />
eingerichtet: kein Bücken, kein Heben<br />
aus unnatürlicher Körperhaltung.<br />
Für die eigentliche Errichtung des Lagers<br />
inklusive Programmierung hat Exotec gerade<br />
mal vier Monate gebraucht. Das<br />
dürfte sich bald andernorts wiederholen.<br />
Eltra prüft Unternehmensakquisitionen<br />
in Deutschland und Frankreich. Das<br />
könnten B2B- oder B2C-Unternehmen im<br />
Handel sein. Da ist man froh, heute ein<br />
top-modernes Lagersystem in Evergem<br />
einzusetzen, das sich später ohne großen<br />
Aufwand und mit viel Praxis-Routine an<br />
weiteren Standorten kopieren lässt. ↓<br />
Exotec Deutschland GmbH<br />
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_Materialfluss & Logistik<br />
Transportroboter verbinden zwei Linien in der Möbelfertigung<br />
Maximal flexibel dank Bibi und Tina<br />
Beim benachbarten Möbelhersteller Staud hat Knoll die Intralogistik in der Produktion mit<br />
zwei fahrerlosen Transportsystemen automatisiert. Die beiden Bibi und Tina getauften Transportroboter<br />
verbinden flexibel zwei Produktionslinien.<br />
Rund 100.000 Schlafzimmerschränke verlassen<br />
jährlich die Staud-Produktion in<br />
Bad Saulgau – in einer hohen Varianz.<br />
„Wir fertigen verschiedene Schranksysteme, die<br />
mehr als 40 Millionen Varianten zulassen. Dafür<br />
haben wir ein gut durchdachtes Gleichteilesystem<br />
aus selbstgefertigten und zugelieferten Elementen<br />
entwickelt“, sagt Geschäftsführer Dirk<br />
Schmidtmeier.<br />
In den Maschinenstraßen mit Säge-, Fräs- und<br />
Bohrzentren erhalten die oberflächenveredelten<br />
Spanplatten Format, Kanten und Bohrungen. In<br />
der Sockelstraße werden die Schrankunterteile sowie<br />
Fachböden montiert. Dazu müssen die fertig<br />
bearbeiteten Spanplatten rechtzeitig auf Kommissionierplätzen<br />
an der Sockelstraße bereitstehen.<br />
Aufgabe des Automatisierungsprojektes war es<br />
nun, die Intralogistik zwischen Maschinenstraße<br />
und Sockelstraße zu optimieren. Denn die bisherige<br />
Lösung (Verbindung über eine Hochbahn mit<br />
Fahrstuhl und Pufferfunktion) war unflexibel und<br />
zeitraubend. Zumal die rüstzeitoptimierte Maschinenstraße<br />
anders produziert als, in<br />
der kommissionsorientierten Sockelstraße<br />
benötigt wird. „Somit hat die<br />
Reihenfolge auf der Hochbahn nie gepasst“,<br />
bemängelt Dirk Schmidtmeier.<br />
FTS statt Hochbahn<br />
Flexible Intralogistik<br />
beim Möbelhersteller<br />
Staud: Zwei Knoll-FTS,<br />
von den Mitarbeitern Bibi<br />
und Tina getauft, übernehmen<br />
den Plattentransport<br />
von der Maschinenstraße<br />
über Pufferplätze<br />
zur Montage in<br />
der Sockelstraße.<br />
Gemeinsam mit Daniel David, Leiter<br />
Arbeitsvorbereitung, fasste er einen<br />
Entschluss: „Die Hochbahn muss weg.<br />
Wir wollen die Spanplattenstapel mit<br />
fahrerlosen Transportsystemen von<br />
der Maschinenstraße zu Pufferplätzen<br />
bringen, dort zwischenlagern und bei<br />
Bedarf – wiederum per FTS – zu den<br />
Kommissionierplätzen an der Sockelstraße<br />
transportieren.“<br />
Die Suche nach einem geeigneten Automatisierungsunternehmen<br />
gestaltete sich<br />
schwieriger als erwartet. Denn es fand<br />
sich zunächst kein Anbieter, der das gesamte<br />
Projekt – aus FTS, kurzen stationären<br />
Förderstrecken, Hebestationen und<br />
Pufferplätzen – mechanisch und elektrisch samt Software-Vernetzung<br />
aus einer Hand anbieten konnte.<br />
Bis das Projektteam auf den Geschäftsbereich Automatisierung<br />
von Knoll Maschinenbau aufmerksam<br />
wurde, der sich seit über zehn Jahren mit Lösungen<br />
für anspruchsvolle Montage- und Logistikaufgaben<br />
beschäftigt – dazu gehören stationäre<br />
Transportsysteme mit Ketten- und Rollenförderern<br />
sowie fahrerlose Transportsysteme (FTS) und<br />
die softwaretechnische Verkettung.<br />
Auftragsvergabe war im Mai 2022. Da Staud bereits<br />
genau wusste, was benötigt wird, dauerte die Projektierungsphase<br />
nur wenige Monate. In dieser Zeit ließ<br />
Staud die Hochbahn abreißen und den Fußboden<br />
sanieren, da er nicht für FTS geeignet war. Zudem<br />
musste eine sichere, stabile WLAN-Verbindung installiert<br />
werden. Von Weihnachten bis zum Dreikönigstag<br />
dauerte die Installation. Seitdem übernehmen<br />
die beiden FTS, von den Mitarbeitern Bibi und<br />
Tina getauft, den Transport der Spanplattenstapel.<br />
Natürlich gab es auch einige Knackpunkte zu bewältigen.<br />
Eine Herausforderung war zum Beispiel<br />
Bild: Knoll Maschinenbau<br />
66 Oktober 2023
_Materialfluss & Logistik<br />
die Anbindung an die Bestandsfördertechnik von<br />
Staud. Die Bauhöhe der Förderbänder war zu<br />
niedrig, um sie mit den FTS zu unterfahren und<br />
die Trägerplatten aufzunehmen. Dafür entwickelte<br />
Knoll eine kundenspezifische Hubstation.<br />
Grundsolider Maschinenbau<br />
Dirk Schmidtmeier ist mit dieser Lösung sehr zufrieden:<br />
„Das ist grundsolider Maschinenbau, den<br />
nicht jedes Automatisierungsunternehmen bieten<br />
kann.“ Bei der Gestaltung der Pufferplätze gelang<br />
es Knoll, bei knappem Platzangebot<br />
137 Stationen nebeneinander<br />
anzuordnen.<br />
Die Pufferplätze müssen<br />
Plattenstapel mit einem Gewicht<br />
von 800 kg aufnehmen,<br />
aber ohne untere Stütze<br />
auskommen, damit das<br />
FTS darunter fahren kann.<br />
Das wurde mit einer Art<br />
Kragarmregal gelöst.<br />
Aufgrund des engen Gangs<br />
zu den Pufferstationen setzt<br />
Knoll erstmals das neu entwickelte<br />
FTS X1 des Partners<br />
Safelog ein, das ein<br />
platzsparendes Drehen auf<br />
der Stelle ermöglicht. Eine<br />
Besonderheit war die Vernetzung<br />
der beiden FTS mit<br />
der Knoll-SPS und dem Produktionsplanungssystem<br />
von Staud. Jeder Plattenstapel,<br />
der von der Maschinenstraße<br />
kommt, trägt einen<br />
DMC-Barcode: Wenn der<br />
Mitarbeiter in der Kommissionierung<br />
bestimmte Spanplatten<br />
benötigt, fordert er<br />
diese über einen Barcode an,<br />
und das FTS genau weiß,<br />
welchen Pufferplatz es zur<br />
Abholung anfahren muss.<br />
Da zwei FTS zwischen den<br />
Auf- und Abgabestationen<br />
sowie Pufferplätzen unterwegs<br />
sind, gibt es Vorfahrtsregeln,<br />
und jedes FTS erkennt,<br />
wo sich das andere<br />
FTS befindet.<br />
Staud-Projektleiter Daniel<br />
David ist mit der neuen Automatisierungslösung<br />
voll<br />
zufrieden: „Das System<br />
funktioniert einwandfrei.<br />
Wir haben jetzt wahlfreien<br />
Zugriff auf die benötigten<br />
Artikel ohne zusätzlichen<br />
Driving the world<br />
Aufwand. Uns war am wichtigsten, dass wir den<br />
Mitarbeiter an der Montagelinie wertschöpfend<br />
einsetzen und ihn nicht für logistische Aufgaben<br />
abstellen müssen.“ Geschäftsführer Dirk<br />
Schmidtmeier ergänzt: „Der Benefit dieser neuen<br />
Organisation mittels FTS und die bessere Bereitstellung<br />
der Artikel werden dazu führen, dass sich<br />
unsere Investition in weniger als drei Jahren amortisiert<br />
haben wird.“<br />
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Oktober 2023 67
_Special Motek<br />
Interview: Bettina Schall, Geschäftsführerin der P. E. Schall GmbH & Co. KG<br />
„Ganzheitlichkeit ist<br />
Kernthema der Motek“<br />
Warum vernetzte, smarte Produktionskomponenten, Montageassistenz-Systeme<br />
sowie Lösungen für eine einfache Implementierbarkeit und Inbetriebnahme die<br />
drei Trendthemen der Motek 2023 sind, erläutert Messe-Macherin Bettina Schall.<br />
AP: Warum stehen vernetzte, smarte Produktionskomponenten<br />
im Fokus der diesjährigen<br />
Motek?<br />
Schall: Ob Greifer, Werkzeughalter, Schrauber, Antriebe<br />
oder Linearführungen – all diese Komponenten<br />
sind dank Digitalisierung „smart“ geworden.<br />
Sie nehmen viele Daten auf, geben sie weiter<br />
und bilden somit die Basis für ein vernetztes Produktionssystem.<br />
Digitalisierung wird ja oft eher<br />
als abstrakter Begriff kommuniziert, doch in einem<br />
Produktionssystem sind ja konkrete mechatronische<br />
Komponenten verbaut. Dank deren<br />
Ausstattung mit Sensorik und dem Einsatz von<br />
Software werden sie „intelligent“. Die Vernetzung<br />
ermöglicht es, dass Anlagenzustände bewertet und<br />
überwacht werden können. Und Ganzheitlichkeit<br />
ist ja Kernthema der Motek/Bondexpo: Das Messe-Duo<br />
behandelt die gesamte Prozesskette der<br />
Produktions- und Montage-Automatisierung –<br />
von Komponenten und Baugruppen sowie Teilsystemen<br />
bis hin zu Komplettsystemen.<br />
„Das Messe-Duo aus Motek/Bondexpo behandelt die<br />
gesamte Prozesskette der Produktions- und<br />
Montage-Automatisierung – von Komponenten und<br />
Baugruppen bis zu Komplettsystemen.“<br />
Bild: Schall<br />
AP: Und was kann der Besucher beim Thema<br />
Montageassistenz-Systeme erwarten?<br />
Schall: Montagesysteme sind ein klassisches Kernthema<br />
der Motek. Hier sind dank der fortschreitenden<br />
Digitalisierung die Assistenzfunktionen bemerkenswert<br />
erweitert worden. Montageassistenz<br />
bedeutet, dass die Systeme mit dem Werker „mitfühlen“,<br />
„mitdenken“, „mitschauen“ und ihm einerseits<br />
die Arbeit erleichtern und andererseits<br />
auch sicherer machen. Montageassistenz hat also<br />
viele Gesichter – das können beispielsweise Leitsysteme<br />
sein, die durch den Montageprozess führen.<br />
Ganz sicher spielt zudem die Bildverarbeitung<br />
eine große Rolle. Und es können auch Hilfsmittel<br />
und Unterstützungstools sein, die für mehr Ergonomie<br />
sorgen. Montageassistenz ist komplex – sie<br />
68 Oktober 2023
_Special Motek<br />
Bild: Schall<br />
In pragmatischer Arbeitsatmosphäre lädt die Motek zum Anfassen und Ausprobieren<br />
ein: Lösungen rund um die Robotik finden Besucher vor allem in der Halle 7.<br />
unterstützt bei der Null-Fehler-Produktion,<br />
bei der individualisierten Produktion,<br />
bei der Überwindung von Sprachbarrieren<br />
und nicht zuletzt auch bei der Unterstützung<br />
älterer Mitarbeiter.<br />
AP: Der Fachkräftemangel ist auch im<br />
Engineering ein Problem – das Sie mit<br />
dem dritten Schwerpunktthema „einfache<br />
Implementierbarkeit und Inbetriebnahme“<br />
adressieren. Welche Impulse<br />
will die Motek hier geben?<br />
Schall: Der Impuls ist klar: Jeder Betrieb<br />
muss die Möglichkeit haben, Prozesse zu<br />
automatisieren. Die Hürden müssen gesenkt<br />
werden, damit die Fertigung so<br />
günstig und wirtschaftlich wie möglich<br />
erfolgen kann. Voraussetzung hierzu sind<br />
Lösungen, die benutzerfreundlich und<br />
auf direktem Weg implementierbar sind<br />
und die Betriebe nicht wochen- oder monatelang<br />
von der eigentlichen Arbeit abhalten.<br />
Schließlich soll Automatisierung<br />
einen klaren, unmittelbaren Nutzen bringen.<br />
Cobots sowie Plug&Play-Lösungen<br />
haben in den vergangenen Jahren eine<br />
enorme Entwicklung durchlaufen, sowohl<br />
in ihrer Vielfalt als auch in ihren<br />
Anwendungsmöglichkeiten. Hier werden<br />
wir viele weitere Fortschritte sehen.<br />
AP: Welche Veranstaltungen wie Fachforen<br />
oder virtuelle Ergänzungen finden<br />
begleitend zum Messe-Duo Motek/<br />
Bondexpo statt?<br />
Schall: Natürlich bereiten wir wieder das<br />
traditionelle Ausstellerforum mit Fachvorträgen<br />
vor, das die Messebesucher mit<br />
relevanten Fachinformationen versorgt.<br />
Und sicher werden viele Aussteller ihre<br />
Messepräsentationen auch in diesem Jahr<br />
wieder mit Übertragungen aus ihrer Produktion<br />
oder mit Simulationspräsentationen<br />
ergänzen; schon bei der Motek 2022<br />
gab es auffallend viele Großbildschirme,<br />
die vielfach lebendige Einblicke in reale<br />
Produktionsumgebungen gewähren und<br />
das Messegeschehen vor Ort bereichern.<br />
AP: Motek und Bondexpo finden ja wieder<br />
kombiniert statt – was zeichnet das<br />
Messe-Duo aus?<br />
Schall: Klebtechnologien haben sich in<br />
den vergangenen Jahren enorm weiterentwickelt<br />
und nehmen in der industriellen<br />
Fertigung einen zunehmend hohen<br />
Stellenwert ein. Während früher noch<br />
hauptsächlich geschweißt, geschraubt<br />
und genietet wurde, ist das Kleben jetzt<br />
im Trend. Die Bondexpo richtet den Blick<br />
gezielt auf die Prozesskette Fügen und<br />
Verbinden durch Kleben, Vergießen,<br />
Dichten und Schäumen. Daher ist dieses<br />
Fachgebiet mittlerweile zum untrennbaren<br />
Bestandteil der Produktions- und<br />
Montageautomatisierung geworden. Motek<br />
und Bondexpo sind in den vergangenen<br />
Jahren immer mehr zusammengewachsen.<br />
Sowohl Aussteller als auch<br />
Fachbesucher schätzen diese volle Integration,<br />
denn es wird dieselbe Zielgruppe<br />
adressiert.<br />
↓<br />
Motek Int. Fachmesse für Produktionsund<br />
Montageautomatisierung<br />
https://www.motek-messe.de/<br />
Mehrschacht-<br />
Palettierer<br />
Mehr Möglichkeiten durch<br />
mehr Schächte:<br />
• Erweiterung des<br />
Autonomiepuffers<br />
• NIO Teile können separat<br />
abgelegt werden<br />
• Verarbeitung von Roh- und<br />
Fertigteilen ohne<br />
Durchmischung möglich<br />
• Verarbeitung von mehreren<br />
Produktvarianten<br />
gleichzeitig möglich<br />
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10. - 13.10.2023<br />
Stuttgart<br />
Handhabung weitergedacht.<br />
Oktober 2023 69
_Special Motek<br />
Entkoppelte Prozesse und spezielle Fördergeometrie<br />
Intelligentes Sortiersystem<br />
Das intelligente Sortiersystem tFeeder C-500 von Thinktec Automation hebt<br />
die Effizienz der Schüttgut-Sortierung und -Zuführung auf ein neues Niveau.<br />
Dafür sorgen entkoppelte Prozesse und eine spezielle Fördergeometrie.<br />
Bild: Thinktec Automation<br />
Durch den Einsatz additiv gefertigter<br />
Bauteile kann das<br />
Teilespektrum bei Bedarf<br />
durch den Tausch der Fördereinheit<br />
angepasst werden.<br />
Bild: Thinktec Automation<br />
Bereits ab Werk ist der tFeeder C-500 in der<br />
Lage, ein breites Spektrum an Teilen aus einer<br />
undefinierten Lage in eine definierte Lage<br />
zu bringen. „Was unser Feedersystem von den<br />
Konkurrenzprodukten abhebt, ist die Entkopplung<br />
von Prozessen: Förderung, Erkennung durch<br />
Kamera und Entnahme verlaufen unabhängig<br />
bzw. parallel. Zusätzlich haben wir eine neuartige<br />
Fördergeometrie mit einer einstellbaren Förderleistung<br />
entwickelt. Durch diese Kombination<br />
werden niedrige Taktzeiten und ein stabiler, kontinuierlicher<br />
Sortierprozess erreicht“, sagt Marco<br />
Biebl, Geschäftsführer der Thinktec Automation.<br />
Ein weiterer Vorteil ist die unkomplizierte Inbetriebnahme<br />
sowie die hohe Modularität der Anlage.<br />
Die intuitive Bedienung und flexible Fördermechanik<br />
ermöglichen schnelle Einstellungen, die<br />
auch von Mitarbeitern ohne große Robotik-<br />
Kenntnisse durchgeführt werden können. Bei Bedarf<br />
kann zudem das Teilespektrum durch den<br />
Tausch der Fördereinheit angepasst werden, ohne<br />
ein zusätzliches System installieren zu müssen.<br />
Dies ermöglicht Thinktec durch den Einsatz additiv<br />
gefertigter Bauteile, die sich dann schnell und<br />
unkompliziert in den tFeeder C-500 integrieren<br />
lassen.<br />
Um Lärm zu reduzieren, hat Thinktec Automation<br />
bei seinem neuen Feeder außerdem auf Rütteloder<br />
Wurfbewegungen verzichtet. Die Teile werden<br />
vom Bunker auf den Rotationstisch gefördert.<br />
In der Drehung werden Teile geprüft und bei richtiger<br />
Lage für die Weiterverarbeitung abgenommen.<br />
Bei falscher Lage werden die Teile dem Bunker<br />
wieder zugeführt. „Die Folgen sind eine deutliche<br />
Lärmminderung für die Mitarbeiter sowie<br />
ein schonenderer Umgang mit dem Material.“ ↓<br />
www.tfeeder.com;<br />
Mit entkoppelten Prozessen und einer speziellen<br />
Fördergeometrie hebt Thinktecs Sortiersystem<br />
tFeeder C-500 die Effizienz der<br />
Schüttgut-Sortierung auf ein neues Niveau.<br />
Motek 2023: Halle 5, Stand 5338<br />
Scara-Roboter positioniert jedes<br />
Batteriemodul in der Teststation<br />
Yamaha Robotics Factory Automation<br />
wird auf der Motek eine gemeinsam mit<br />
JP Industrieanlagen entwickelte Batterie-<br />
End-of-Line-Lösung demonstrieren. Messebesucher<br />
können außerdem die flexiblen<br />
Transportmodule LCMR200 sowie<br />
den neuen 7-Achs-Cobot in Aktion erleben.<br />
Die End-of-Line-Lösung für Batterien<br />
umfasst das Heben, Bewegen und<br />
Positionieren von 35 kg schweren Batteriemodulen<br />
für die automatische elektrische<br />
Prüfung und Montage. Die Vorführung<br />
demonstriert die Geschwindigkeit<br />
von 7,5 m/s sowie die Positioniergenauigkeit<br />
von 0,05 mm des Scara-Roboters<br />
YK1200X, der 50 kg trägt und eine Armlänge<br />
von 1,2 m bietet. Er positioniert jedes<br />
Batteriemodul in der Prüfvorrichtung<br />
und holt anschließend die „Gut“-geprüften<br />
Module mit seiner großen Reichweite<br />
heraus, um diese Einheiten direkt in den<br />
Batteriesatz einzubauen und die<br />
„Schlecht“-geprüften in einem separaten<br />
Bereich abzulegen.<br />
www.yamaha-motor-robotics.eu<br />
Motek 2023: Halle 7, Stand 7314<br />
Bild: Yamaha<br />
70 Oktober 2023
_Special Motek<br />
Herausforderungen<br />
meistern<br />
Bild: Schmalz<br />
„Handling your automation challenges“, verspricht Schmalz auf der Motek<br />
2023 und hat dazu etwa den neuen Eco-Gripper im Gepäck. Dabei erzeugt<br />
die kinetische Energie des Roboters beim Aufsetzen auf das Werkstück das<br />
Vakuum zum Greifen. Ebenfalls neu: das Minikompaktterminal SCTMi.<br />
Bis zu 16 SCPM-Kompaktejektoren in einem Terminal auf kleinstem Raum<br />
können 16 Vakuum-<br />
Kreise regeln und<br />
überwachen. Integriert<br />
sind weitere<br />
Funktionen zur<br />
Steuerung des Produktionsprozesses.<br />
Weil leicht, kann das<br />
Kompaktterminal<br />
auch direkt auf dem<br />
Greifer montiert<br />
werden.<br />
Viel Intelligenz<br />
steckt auch im Solution<br />
Kit ivOS Pickand-Pack,<br />
das Anlagenbauer und Integratoren zum Aufbau von Bin-Picking-Applikationen<br />
dient. Das System erkennt unbekannte Werkstücke,<br />
wählt einen geeigneten Greifer mit der passenden Greifstrategie und pickt<br />
die Ware. Über die grafische Benutzeroberfläche lässt sich alles mühelos<br />
konfigurieren. Plug-and-Work sorgt für eine einfache Integration und unterstützt<br />
gängige Roboter, Sensoren, Pick-Softwares sowie Schnittstellen.<br />
www.schmalz.com<br />
Motek 2023: Halle 7, Stand 7101<br />
Industrie-Cobots<br />
in Schutzart IP67<br />
Bild: Jäger Engineering<br />
Als Spezialist für die Automation von<br />
Werkzeugmaschinen und Industrieanlagen<br />
bietet Jäger Engineering patentierte<br />
Lösungen im Bereich Hybrid-Dreh- und<br />
Schleiftechnik. Daneben ist das Unternehmen<br />
Exklusivpartner des Roboterherstellers<br />
Rokae Robotics in Europa. Zum Angebot<br />
gehören 6-Achs-Roboter und flexible<br />
kollaborierende Roboter für die Industrie,<br />
in Schutzart IP67 und ausgelegt<br />
für eine Tragkraft von 3 bis 300 kg bei einer<br />
Reichweite bis zu 3200 mm. Aufgrund<br />
der technischen Fähigkeiten der<br />
Roboter/Cobots und der intuitiven Bedienung<br />
lässt sich so schnell eine effiziente<br />
Lösung für jede Automation finden. Beispiele<br />
sind flexible Roboterzellen, Beladeund<br />
Zuführsysteme, Bin-Picking-Systeme<br />
oder patentierte Lösungen wie etwa Automatiktüren<br />
für Werkzeugmaschinen.<br />
www.jaeger-engineering.de<br />
Motek 2023: Halle 7, Stand 7432<br />
10.-13. Oktober<br />
Stuttgart<br />
Ihr<br />
Gratis-Ticket<br />
zur Motek!<br />
Jetzt sichern unter:<br />
www.schall-registrierung.de<br />
Ticket-Code: 3Z5XC-TXN2T<br />
Oktober 2023 71
_Special Motek<br />
Palettiersystem ohne<br />
teure Druckluft<br />
Auf der Motek zeigt IEF-Werner die Servopressen-Serie Aipress. Die flexibel<br />
aufgebaute Lösung lässt sich sowohl in automatisierte Fertigungslinien als auch<br />
in Handarbeitsplätzen integrieren. Erhältlich ist die Baureihe in vier Größen.<br />
Ein weiteres Exponat ist das kompakte und energieeffiziente Palettiersystem<br />
Ecostack, das komplett ohne teure Druckluft auskommt. Weitere Energie<br />
spart die Anlage ein, indem sie<br />
Komponenten, die aktuell<br />
nicht benötigt werden, automatisch<br />
abschaltet.<br />
Dazu kommen eine Handling-<br />
Einheit aus Direktantrieben und<br />
dem Minispin sowie ein Portalsystem<br />
mit der Zahnriemenachse<br />
Modul 115/25. Damit lassen<br />
sich Paletten oder Kisten mit einem<br />
Gewicht bis 40 kg mit Hilfe<br />
eines großen Portalsystems sicher<br />
handhaben.<br />
www.ief-werner.de<br />
Motek 2023: Halle 5, Stand 5220<br />
Modul behält den Zustand von<br />
Sicherheitsbremsen im Blick<br />
Kupplungen und Bremsen von Mayr Antriebstechnik werden smart und<br />
vernetzt. Bauteile wie das Modul Roba-Brake-Checker oder die drehmomentmessende<br />
Wellenkupplung Roba-Drive-Checker liefern Daten und ermöglichen<br />
damit intelligente Sicherheit: für die smarte Produktion und vorausschauende<br />
Maschinenwartung.<br />
Wenn es darum geht, Produktion und Montage zu automatisieren, Maschinen<br />
schnell und effizient zu be- und entladen oder Werkstücke zu handeln,<br />
müssen alle Bewegungen exakt und vor allem sicher ausgeführt werden. Die<br />
Sicherheit rückt dabei besonders bei schwerkraftbelasteten Achsen in den<br />
Fokus. Deshalb kommen in diesen Achsen an verschiedenen Positionen<br />
Sicherheitsbremsen zum Einsatz. Immer mit demselben<br />
Ziel: Personen und Material vor Schäden zu schützen.<br />
Dafür bietet der Hersteller nicht nur ein breites<br />
Spektrum an zuverlässigen Bremsen für vertikale<br />
Achsen, sondern auch Lösungskonzepte für ihre<br />
vorausschauende Wartung. Im Fokus steht dabei<br />
das Modul Roba-Brake-Checker, das die Bremsen<br />
nicht nur sensorlos überwachen und versorgen,<br />
sondern auch Daten liefern kann.<br />
www.mayr.com<br />
Motek 2023: Halle 7, Stand 7431<br />
Bild: IEF-Werner<br />
Servopressen für die<br />
vernetzte Fertigung<br />
Bild: Tox Pressotechnik<br />
Hinter dem Servopressen-System Tox-<br />
Electricdrive Core von Tox Pressotechnik<br />
verbirgt sich eine Kombination aus Antrieb,<br />
Controller und Software: Das Plug-<br />
&Play-fähige System ist dank Feldbus<br />
schnell integriert, sammelt Daten und erfüllt<br />
damit die Voraussetzungen für Predictive<br />
Maintenance. Zudem spart die<br />
schlanke Steuerungsarchitektur Kosten.<br />
Beim integrierten Antrieb Tox-Electricpowerdrive<br />
sorgt ein Servomotor für das erforderliche<br />
Antriebsmoment. Ein Gewindetrieb<br />
setzt dieses direkt in eine Linearbewegung<br />
um, die unmittelbar auf den<br />
Arbeitskolben wirkt. Die effiziente Kombination<br />
aus wartungsfreiem Motor und<br />
Gewindetrieb entwickelt Presskräfte von<br />
0,02 bis 1000 kN. Neu in Konzept und<br />
Design ist auch die Flexpress Compact.<br />
Die Standardpresse erlaubt nicht nur den<br />
flexiblen Werkzeugaustausch, sondern<br />
überwacht auch den Prozess und erstellt<br />
auf dieser Basis Analysen. Sie eignet sich<br />
durch die integrierte Sensorik und ihre<br />
Flexibilität für den Einsatz bei präzisen<br />
und kleinteiligen Aufgaben in der Kleinstoder<br />
Serienmontage.<br />
www.tox.com<br />
Motek 2023: Halle 3, Stand 3204<br />
72 Oktober 2023<br />
Bild: Mayr Antriebstechnik
Industrie<br />
Das Kompetenznetzwerk der Industrie<br />
Persönliche Einladung<br />
29. November 2023<br />
9:00 bis 17:00 Uhr<br />
CHIRON Group, Tuttlingen<br />
Führende Experten<br />
präsentieren Highlights aus der<br />
medizintechnischen Fertigung<br />
Bild: CHIRON Group<br />
Zur Anmeldung<br />
Jetzt<br />
anmelden!<br />
Kostenlose<br />
Teilnahme mit dem<br />
VIP-Code MAVMED2023 unter<br />
mav.industrie.de/medizintechnisches-kolloquium<br />
Oktober 2023 73
_Macher der Automation<br />
Ein Blick in die Geschichte des Robotik-Pioniers<br />
Kuka feiert Jubiläum:<br />
125 Jahre in Bewegung<br />
Wie kam Kuka zur Robotik und warum sind die Roboter aus Augsburg eigentlich<br />
orange? Welche Umbrüche hat das Augsburger Maschinenbau-Unternehmen in<br />
seiner Geschichte erlebt? Und wohin geht die Reise? Ein Blick hinter die Kulissen<br />
und in das Buch zum 125er Jubiläum.<br />
Autor: Armin Barnitzke<br />
74 Oktober 2023
<strong>Automationspraxis</strong><br />
MACHER DER AUTOMATION<br />
exklusiv<br />
„Unbedingter Durchhaltewillen gehört<br />
ebenso zur Kuka-DNA wie ein ungebrochener<br />
Innovationsgeist.“<br />
Kuka-CEO Peter Mohnen<br />
Seit 2018 gibt Peter Mohnen als CEO die Richtung<br />
bei Kuka vor. Davor war er sechs Jahre<br />
CFO des Augsburger Robotik-Konzerns.<br />
Bild: Kuka<br />
In den 125 Jahren seines Bestehens war bei Kuka<br />
einiges in Bewegung: Das Unternehmen, das<br />
heute für seine orangenen Roboter bekannt ist,<br />
hat neben Schweißanlagen auch Acetylenbeleuchtungen,<br />
Müllautos, Reise-Schreibmaschinen, Socken-Strickmaschinen<br />
und sogar Panzer gebaut,<br />
zwei Weltkriege erlebt, einige Beinahe-Pleiten und<br />
den ein oder anderen Eigentümerwechsel. „Unbedingter<br />
Durchhaltewillen gehört ebenso zur Kuka-<br />
DNA wie ein ungebrochener Innovationsgeist.<br />
Daher passt auch unser Jubiläums-Motto ‚Keep<br />
on Moving‘ so prima zu 125 Jahren Kuka“, sagt<br />
der Kuka-CEO Peter Mohnen.<br />
Begonnen hat die bewegte Reise 1898, als Johann Josef<br />
Keller und Jakob Knappich in Augsburg ein Unternehmen<br />
gründen, das zunächst Acetylen-Beleuchtungen<br />
herstellt. Schon im verflixten siebten Jahr<br />
aber müssen sich „Keller und Knappich Augsburg“<br />
(aus dem Telegrammkürzel wird später der Firmenname<br />
Kuka) ein neues Geschäftsfeld suchen, denn die<br />
Acetylen-Lampen werden von Osram-Glühbirnen<br />
(übrigens ebenfalls aus Augsburg) verdrängt.<br />
Müllautos und Schweißanlagen<br />
Und so verlegt man sich in Augsburg auf Schweißgeräte<br />
und Schweißbrenner mit Acetylen, das<br />
Schutzgas-Schweißen. Dieses Schweiß-Know-how<br />
zieht sich wie ein roter (beziehungsweise orangener)<br />
Faden durch die Kuka-Geschichte und wird<br />
viele Jahre später auch zum Einstieg in der Robotergeschäft<br />
führen. Doch nach dem ersten Weltkrieg<br />
kommt dank des Schweiß-Knowhows erstmal<br />
ein anderer Geschäftszweig hinzu, der heute<br />
zwar ziemlich in Vergessenheit geraten, aber in der<br />
Farbe Orange immer noch allgegenwärtig ist.<br />
Denn 1922 entsteht in Augsburg die „Bayerische<br />
Kesselwagen“, die Kommunalfahrzeuge für die<br />
Oktober 2023 75
_Macher der Automation<br />
Geburt des Famulus<br />
Gemeinsam mit Dr. Kristina<br />
Wagner, der Leiterin der<br />
globalen Software-Entwicklung,<br />
treibt Peter Mohnen<br />
mit einem neuen Roboter-<br />
Betriebssystem die Vereinfachung<br />
der Robotik voran.<br />
Straßenreinigung und Müllabfuhr baut. Und gerade<br />
die innovativen Drehtrommel-Müllwagen mit<br />
mechanischer Be- und Entladung werden ein großer<br />
Erfolg in vielen europäischen Ländern. Noch<br />
heute steht das Wort Kuka im Ungarischen und im<br />
Tschechischen für Mülltonne beziehungsweise<br />
Müllwagen.<br />
Nach dem zweiten Weltkrieg macht sich Kuka –<br />
neben Schreibmaschinen und Rundstrickmaschinen<br />
– auch mit Schweißanlagen einen Namen:<br />
1956 entsteht in Augsburg eine riesige Schweißstraße,<br />
die für die Karosseriefertigung bei VW in<br />
Wolfsburg bestimmt ist: mit 14 Meter Länge und<br />
16 Tonnen Gesamtgewicht eine echte Weltneuheit.<br />
Schon bald baut Kuka komplette Schweißanlagen<br />
für alle namhaften Automobilhersteller, neben VW,<br />
Porsche und BMW auch für Daimler-Benz, der<br />
schon bei den Müllwagen ein wichtiger Geschäftspartner<br />
war.<br />
Einstieg in die Robotik<br />
Und der Partner Daimler ist es auch, der Kuka<br />
zum Einstieg in die Robotik bringt. Denn 1970<br />
will Daimler in seine neue Schweißanlage im Werk<br />
Sindelfingen auch einige dieser neuartigen Geräte<br />
namens „Roboter“ integriert haben, die seit Ende<br />
der 1960er Jahre in US-Automobilfabriken im<br />
Einsatz sind. Und so baut Kuka für Daimler in<br />
Sindelfingen 16 Unimate-Roboter aus den USA<br />
ein. Diese leiden aber unter enormen Kinderkrankheiten:<br />
Denn die Traglast der mit Hydraulik<br />
angetriebenen Roboter aus den USA ist viel zu gering<br />
für die deutsche Schweißtechnik, die Unimates<br />
brechen fast zusammen.<br />
1971 wird daher klar: Kuka muss eigene Roboter<br />
entwickeln. „Es gab nichts Vergleichbares<br />
am Markt“, erinnert sich Stefan Müller,<br />
damals für den Vertrieb verantwortlich. „Niemand<br />
hatte bis dahin mit elektrisch angetriebenen<br />
Robotern experimentiert“, erzählt Müller<br />
im Jubiläumsbuch. Und so wird Kuka Pionier<br />
eines ganz neuen Technologie-Zweiges.<br />
Bild: Kuka<br />
1974 präsentierte Kuka auf der Hannover Messe<br />
das Ergebnis seiner Bemühungen: seinen ersten Roboter<br />
namens Famulus. Aber auch dieser bringt<br />
noch nicht den großen Durchbruch, es werden nur<br />
eine Handvoll davon hergestellt. Bei den großen<br />
Autobauern kommt Famulus nie zum Einsatz, auch<br />
er hat zu viele Kinderkrankheiten und die Ölkrise<br />
Mitte der 1970er sorgt für knappe Kassen.<br />
Mit Förderung der Bundesregierung im Rahmen<br />
des Projekts „Handhabungssysteme zur Humanisierung<br />
des Arbeitslebens“ (ein Motto, das im Zuge<br />
des demografischen Wandels auch heute noch<br />
hoch aktuell ist) kann sich Kuka aber an die Weiterentwicklung<br />
seines Roboters machen und präsentiert<br />
1977 den Nachfolger des Famulus.<br />
Von diesem bestellt Daimler 20 Stück, dann ordern<br />
auch BMW und Ford jeweils 20 Roboter.<br />
„60 Roboter war für uns ein absoluter Großauftrag“,<br />
so Stefan Müller. Dennoch ist noch kein<br />
großer Roboter-Boom in Sicht: In den 1980ern<br />
verlassen pro Jahr kaum mehr als 150 Roboter<br />
(mit einer modifizierten CNC-Steuerung von Siemens)<br />
das Werk in Augsburg. Die Roboter sind in<br />
der Herstellung zu teuer und werden mit Kukas<br />
Schweißanlagen querfinanziert. Und die großen<br />
Automobilhersteller investieren damals noch in eine<br />
eigene Roboterentwicklung.<br />
Der Roboter-Durchbruch<br />
Schwung in das Augsburger Robotik-Business<br />
bringt dann der US-Amerikaner Gordon Riske,<br />
der durch den Zukauf eines Anlagenbauers in Michigan<br />
an Bord kommt: Unter seiner Führung<br />
werden die Roboterkonstruktion durchforstet<br />
und die Herstellungskosten stark gesenkt. Mitte<br />
der 1990er markieren weitere zwei Meilensteine<br />
den endgültigen Durchbruch der Kuka-Roboter:<br />
· 1994 gibt VW die eigene Roboterentwicklung<br />
auf und setzt stattdessen auf Kuka. Bald laufen die<br />
Augsburger Roboter in jedem VW-Werk weltweit<br />
· 1996 stellt Kuka die weltweit erste Windowsbasierte<br />
Roboter-Steuerung vor und löst die alte<br />
umständliche CNC-basierte Steuerung ab. Und so<br />
ist aus dem Roboterbauer Kuka schon damals ein<br />
Softwareentwickler geworden – was sich bis heute<br />
fortsetzt, doch dazu später.<br />
Unruhen und Fast-Pleiten<br />
Technisch ist Kuka also auf dem richtigen Weg,<br />
doch im Unternehmensumfeld gibt es immer wieder<br />
Unruhe: Denn der Mischkonzern IWKA, zu<br />
dem Kuka seit 1970 gehört, wird nach dem Einstieg<br />
des US-Investors Guy Wyser-Pratte 2007 zerschlagen.<br />
Nur Kuka bleibt übrig und steht quasi<br />
allein im Sturm der Finanz- und Wirtschaftskrise –<br />
und 2008 kurz vor der Insolvenz.<br />
76 Oktober 2023
_Macher der Automation<br />
Bild: Kuka<br />
Die Ursprünge von Kukas<br />
Robotik liegen in der Automobilindustrie.<br />
Inzwischen<br />
machen die Augsburger<br />
rund 60 Prozent<br />
ihres Umsatzes außerhalb<br />
der Automobilindustrie.<br />
Der deutsche mittelständische Maschinenbauer<br />
Grenzebach steigt damals als Retter ein, fordert<br />
aber ein Ende der starken Abhängigkeit von der<br />
Automobilindustrie. Es folgen ein erbitterter Kleinkrieg<br />
um Vorstand und Aufsichtsrat zwischen<br />
Grenzebach und der amtierenden Kuka-Führung.<br />
Denn Grenzebach und der US-Investor Guy Wyser-<br />
Pratte werfen dem Vorstand vor, das Unternehmen<br />
nicht schnell genug auf neue Geschäftsfelder wie<br />
die Medizin- oder Solartechnik auszurichten.<br />
In der Folge wird der Grenzebach-Vertraute Till<br />
Reuter als CEO installiert. Dem Investmentbanker<br />
gelingt der Turnaround. Er gewinnt das Vertrauen<br />
der Banken, reduziert die Abhängigkeit von der<br />
Automobilindustrie und startet ein Effizienzprogramm.<br />
Aber auch intern gewinnt Till Reuter aufgrund<br />
seiner starken menschlichen Seite enorm an<br />
Beliebtheit bei den Kukanerinnen und Kukanern.<br />
Schon 2010 hat Kuka die Krise überwunden. 2014<br />
wird Till Reuter zum Manager des Jahres gewählt.<br />
Einstieg der Chinesen<br />
Aber schon wartet der nächste Unruheherd auf<br />
die Augsburger. 2015 verkündet der chinesische<br />
Haushaltsgerätehersteller Midea, seinen Kuka-<br />
Anteil von damals 13% deutlich aufstocken zu<br />
wollen. In der Folge entsteht in der deutschen Öffentlichkeit<br />
ein großer Streit, ob man ein „Vorzeigeunternehmen<br />
der Industrie 4.0“ einfach so den<br />
Chinesen ausliefern solle. Immerhin: In nur wenigen<br />
Jahren hat sich Kuka von einer Fast-Pleitefir-<br />
Ticket-Code:<br />
DKT4L-TAHGH<br />
Oktober 2023 77
_Macher der Automation<br />
Innovationen wurden nicht skaliert. Das wollten<br />
wir ändern“, so Peter Mohnen. Seitdem geht es<br />
Kuka andersherum an: verstärkt die Bedürfnisse<br />
des Marktes abfragen und gezielt nach den Wünschen<br />
der Kunden entwickeln.<br />
Rekordzahlen in der Krise<br />
Der Ur-Vater der Augsburger<br />
Roboter: Der<br />
Famulus, der 1974 erstmals<br />
auf der Hannover<br />
Messe präsentiert wurde.<br />
ma zum Industrie-4.0-Vorzeigekonzern gemausert<br />
– auch dank Till Reuter, der sich für die Übernahme<br />
durch Midea ausspricht, zumal er um die Bedeutung<br />
des Wachstumsmarktes China weiß.<br />
Ende 2018 muss allerdings auch Till Reuter überraschend<br />
(und unfreiwillig) das Unternehmen verlassen<br />
und der bisherige CFO Peter Mohnen übernimmt<br />
den CEO-Posten. In seiner unaufgeregten<br />
Art stellt er die Weichen neu: „Wir hatten immer<br />
viele coole Sachen entwickelt, aber von zehn Dingen<br />
hat es vielleicht eins in den Markt geschafft.<br />
Bild: Kuka<br />
Dieser Wandel sei aber nicht seine Einzelleistung,<br />
betont Peter Mohnen, sondern dem starken und<br />
begeisterten Team weltweit zu verdanken. „Als ich<br />
vor knapp 5 Jahren CEO wurde, hatten wir viele<br />
Schwierigkeiten auf den Märkten, aber auch in<br />
der eigenen Struktur und unseren Produkten. Eine<br />
richtige Strategie zu haben und die eine oder andere<br />
manchmal schmerzhafte Entscheidung zu treffen<br />
– das ist eine Sache. Viel wichtiger ist aber,<br />
dass die Mannschaft den Kurs mitträgt und umsetzt.<br />
Dafür braucht es langen Atem und die Bereitschaft,<br />
auch auf schwierigen Wegstrecken die<br />
Extra-Meile zu gehen. Und das ist eine Stärke der<br />
Kukanerinnen und Kukaner weltweit.“<br />
Und das zahlt sich aus: Ausgerechnet das Krisenjahr<br />
2022 wird zum historischen Geschäftsjahr:<br />
ein Auftragseingang von rund viereinhalb Milliarden<br />
Euro, das gab es noch nie. Erstmals steuert die<br />
stark wachsende China-Division allein über eine<br />
Milliarde an Auftragsvolumen bei. Aber auch das<br />
Kuka und Midea: Von Augsburg in die Welt<br />
Ziemlich groß war die Aufregung zuweilen, als der chinesische<br />
Haushaltswaren-Konzern Midea 2016 als Mehrheitseigentümer<br />
bei Kuka eingestiegen ist. Inzwischen haben sich die<br />
Wogen aber geglättet. Das liege vor allem am konstruktiven<br />
Miteinander, sagt CEO Peter Mohnen „Ich erlebe Midea als<br />
ein großes und professionelles Unternehmen, das unsere Stärken<br />
wertschätzt und unseren Kurs mitträgt, um Kuka erfolgreich<br />
weiterzuführen.“ Dabei gebe es natürlich auch zuweilen<br />
Diskussionen. „Aber ich denke, jedes Unternehmen hat mit<br />
seinen Eigentümern manchmal auch Diskussionsbedarf, egal<br />
woher diese stammen. Das kennen wir bei KUKA auch aus<br />
früheren Zeiten nur gut“, sagt Peter Mohnen lachend.<br />
Aber natürlich haben die chinesischen Eigentümer auch Akzente<br />
gesetzt: „Ich glaube, Kuka ist in den letzten Jahren deutlich<br />
stärker performance driven. Gerade auf den Führungsebenen<br />
haben wir hier einen echten Kulturwandel erlebt“, wird<br />
Yanmin „Andy“ Gu, Vice President der Midea Group und seit<br />
2017 Aufsichtsratsvorsitzender von Kuka im Kuka-Jubiläumsbuch<br />
zitiert. Dafür habe Kuka auch ein stückweit vom typisch<br />
deutschen Perfektionismus abrücken müssen. Schnellere,<br />
pragmatische Lösungen und ein nüchterner Blick auf die<br />
Zahlen sind in Augsburg nun stärker in den Fokus gerückt.<br />
Eines werde sich aber auch in Zukunft nicht ändern, betont<br />
Peter Mohnen. Und das ist der deutsche Standort<br />
Augsburg als Herz des Unternehmens: „Kuka steht für<br />
„Keller und Knappich Augsburg“. Und das A für Augsburg<br />
werden wir auch nicht ändern. Hier ist unser Konzern<br />
zu Hause, hier ist die Heimat unserer globalen Technologie-<br />
und R&D-Kompetenz, hier beschäftigen wir mit<br />
Abstand die meisten Mitarbeitenden. Unsere Wurzeln sind<br />
und bleiben in Augsburg.“<br />
Aber das reiche nicht aus, um auf der ganzen Welt die Kundennähe<br />
zu haben, die heute gefordert wird, so Peter Mohnen.<br />
„Wir sind international aufgestellt und wollen noch stärker<br />
zur Global Company werden. Deshalb investieren wir gezielt,<br />
entwickeln bestimmte Produkte auch lokal, und verfügen über<br />
ein belastbares multi-nationales Lieferantennetzwerk.“ ↓<br />
78 Oktober 2023
_Macher der Automation<br />
Anlagengeschäft in Nordamerika floriert ebenso<br />
wie die Logistik-Lösungen des Schweizer Lager-<br />
Spezialisten Swisslog, der seit 2014 zu Kuka gehört.<br />
„Unser Ziel mit Swisslog ist es, die Intralogistik<br />
mit Robotern zu kombinieren, bis hin zu der<br />
Idee, in einem Supermarkt die Regale mit Robotern<br />
zu befüllen“, sagt Peter Mohnen.<br />
Für den aktuellen Erfolg macht Peter Mohnen<br />
drei strategische Pfeiler aus: „Erstens: Wir sind<br />
heute ein globales Unternehmen, das ein Drittel<br />
seines Umsatzes in den USA macht und ein Viertel<br />
in China – wir schlagen also quasi eine Brücke<br />
zwischen Ost und West. Zweitens sind wir inzwischen<br />
stark diversifiziert und machen rund 60<br />
Prozent unseres Umsatzes außerhalb der Automobilindustrie.<br />
Drittens haben wir unseren Fokus<br />
von Hardware in Richtung Software verlagert.“<br />
Software im Fokus<br />
Bild: Kuka<br />
Denn Peter Mohnen hatte bereits früh erkannt,<br />
dass einfache Bedienung und moderne Betriebssysteme<br />
bei Robotern künftig eine wichtige Rolle spielen<br />
werden. Bereits Anfang 2019 startete er daher<br />
ein internes Projekt – quasi als Start-up im Konzern<br />
– um ein neues Roboter-Betriebssystem auf den<br />
Markt zu bringen, das später auf den Namen<br />
iiQKA.OS getauft wird. Sein Ziel: „Bis 2030 wollen<br />
wir den Umgang mit einem Roboter so weit<br />
vereinfachen, dass dieser bedienbar ist wie ein PC.“<br />
Kuka setzt damit erneut einen Meilenstein: So wie<br />
die Augsburger 1996 Pionier bei offenen PC-basierten<br />
Steuerungen waren und 2004 zusammen mit<br />
dem DLR den als ersten Leichtbauroboter/Cobot<br />
LBR vorgestellt haben, wollen sie nun mit dem Linux-<br />
und webbasierten, intuitiv-bedienbaren Betriebssystem<br />
iiQKA.OS Ausrufezeichen setzen.<br />
„Das ist nichts anderes als eine kleine Revolution<br />
auf dem Markt“, strahlt Dr. Kristina Wagner, verantwortlich<br />
für die Kuka Automation Software<br />
Factory und das aktuell größte Entwicklungsprojekt,<br />
das Betriebs- und Ecosystem iiQKA: „Vom<br />
Auspacken bis zur Programmierung des ersten Miniprogramms<br />
dauert es keine 80 Minuten mehr.“<br />
Und diese Revolution soll noch weiter gehen, bekräftigt<br />
Peter Mohnen: „Wir werden in den nächsten<br />
fünf Jahren rund eine Milliarde Euro in R&D<br />
investieren, mehr als je zuvor. Schon heute arbeitet<br />
die Mehrzahl unserer Entwicklerinnen und Entwickler<br />
im Bereich Software.“ Bei Kuka ist eben<br />
auch nach 125 Jahren immer etwas in Bewegung. ↓<br />
Kuka AG<br />
www.kuka.com<br />
Robots for the People:<br />
„Bis 2030 wollen wir den<br />
Umgang mit einem Roboter<br />
so weit vereinfachen,<br />
dass dieser bedienbar<br />
ist wie ein PC“,<br />
sagt Peter Mohnen.<br />
Klein – Fein – Präzise<br />
Wir stellen aus:<br />
Motek<br />
Stuttgart<br />
10.-13.10.2023<br />
Halle 5<br />
Stand 5311<br />
Maschinenbau<br />
Industrie<br />
Sondermaschinenbau<br />
Mikrozerspanung<br />
Werkzeugmaschinenbau<br />
Mikromontage<br />
Sondermaschinenbau<br />
ZORN Maschinenbau GmbH<br />
www.zorn-maschinenbau.com
_Inserentenverzeichnis<br />
_Impressum<br />
21<br />
84<br />
23<br />
13<br />
B&R Industrie-Elektronik GmbH, Bad Homburg<br />
Beckhoff Automation GmbH & Co. KG, Verl<br />
Bihl + Wiedemann GmbH, Mannheim<br />
Contexo GmbH, Winterbach<br />
63<br />
83<br />
65<br />
3<br />
27<br />
45<br />
51<br />
19<br />
39<br />
69<br />
61<br />
35<br />
2<br />
37<br />
53<br />
de Man Automation + Service GmbH & Co. KG, Borgholzhausen<br />
Deutsche Hochschulwerbung und -vertriebs GmbH, Düsseldorf<br />
E. Dold & Söhne GmbH & Co. KG, Furtwangen<br />
Dunkermotoren GmbH, Bonndorf<br />
EROWA AG, CH-Büron<br />
FMB Maschinenbaugesellschaft mbh & Co. KG, Faulbach<br />
FRONIUS Deutschland GMBH, Neuhof<br />
HandlingTech Automations-Systeme GmbH, Steinenbronn<br />
IAI Industrieroboter GmbH, Schwalbach<br />
IEF-Werner GmbH, Furtwangen<br />
igus GmbH, Köln<br />
InnovatiQ GmbH + Co KG, Feldkirchen<br />
Kassow Robots, DK-Kastrup<br />
KEBA Group AG, AT-LINZ<br />
LINAK GmbH, Nidda<br />
ISSN 1863–401X<br />
Herausgeberin: Katja Kohlhammer<br />
Verlag:<br />
Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />
Ernst-Mey-Straße 8,<br />
70771 Leinfelden-Echterdingen, Germany<br />
Geschäftsführer: Peter Dilger<br />
Verlagsleiter: Peter Dilger<br />
Chefredakteur:<br />
Armin Barnitzke (ab),<br />
Phone +49 711 7594–425,<br />
Ernst-Mey-Straße 8,<br />
70771 Leinfelden-Echterdingen, Germany<br />
77<br />
49<br />
59<br />
77<br />
63<br />
57<br />
47<br />
67<br />
33<br />
15<br />
29<br />
5<br />
55<br />
47<br />
59<br />
31<br />
79<br />
Martin-Mechanic Friedrich Martin GmbH & Co. KG, Nagold<br />
Mesago Messe Frankfurt GmbH, Stuttgart<br />
MiniTec GmbH & Co. KG, Schönenberg-Kübelberg<br />
Müller und Partner Sachverständige, Brackenheim<br />
PIAB Vakuum GmbH, Butzbach<br />
J.Schmalz GmbH, Glatten<br />
Schnaithmann Maschinenbau GmbH, Remshalden<br />
SEW-EURODRIVE GmbH & Co. KG, Bruchsal<br />
Stäubli Tec-Systems GmbH Connectors, Bayreuth<br />
Stäubli Tec-Systems GmbH Robotics, Bayreuth<br />
SUMCAB SPECIALCABLE GmbH, Pfedelbach<br />
Hans Turck GmbH & Co. KG, Mülheim<br />
Visual Components Oy, FI-Espoo<br />
WEISS GmbH, Buchen<br />
Yamaha Motor Europe N.V. Niederlassung Deutschland, Neuss<br />
YASKAWA Europe GmbH, Allershausen<br />
ZORN Maschinenbau GmbH, Stockach<br />
Vorschau: Ausgabe 06/2023<br />
Bild: EGS Automation<br />
Intelligente Technologien für die<br />
smarte Produktion sowie Trendthemen<br />
wie der richtige Einstieg in<br />
die Robotik, der beste Weg zur<br />
Mensch-Roboter-Kollaboration<br />
(MRK) oder die Zukunft des Robotik-Markts<br />
in China prägen die<br />
November-Ausgabe der <strong>Automationspraxis</strong>.<br />
Dabei werfen wir natürlich<br />
auch einen Blick auf die Automatisierungs-Messe<br />
SPS in Nürnberg<br />
(14. bis 16. November 2023).<br />
Die Ausgabe 06/2023 erscheint am<br />
7. November. ↓<br />
Redaktionsassistenz:<br />
Carmelina Weber,<br />
Phone +49 711 7594–257,<br />
Fax +49 711 7594–1257,<br />
E-Mail: automationspraxis@konradin.de<br />
Layout: Anja Carolin Graf, Phone +49 711 7594–297<br />
Anzeigenleitung:<br />
(Verantwortlich für den Anzeigenteil):<br />
Joachim Linckh, Phone +49 711 7594–565<br />
Auftragsmanagement:<br />
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zum Ende des ersten Bezugsjahres gekündigt werden. Nach<br />
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technischen Gründen oder höherer Gewalt entsteht kein<br />
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Großbritannien: Jens Smith Partnership,<br />
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Phone 1256 862589, Fax 1256 862182,<br />
E-Mail: jsp@trademedia.info<br />
Druck:<br />
Konradin Druck,<br />
Kohlhammerstraße 1–15,<br />
70771 Leinfelden-Echterdingen,<br />
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© 2023 by Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />
Leinfelden-Echterdingen<br />
80 Oktober 2023
Industrie<br />
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_10 Fragen an<br />
10 Fragen an Mathias Behounek, Geschäftsführer, Safelog GmbH<br />
„Optimistisch, ehrlich,<br />
extrovertiert“<br />
Bild: Safelog<br />
Als ehemaliger deutscher<br />
Spitzen-Snowboarder hat<br />
der Rosenheimer Mathias<br />
„Metti“ Behounek 2002 an<br />
den Olympischen Winterspielen<br />
in Salt Lake City teilgenommen.<br />
Seit 2009 ist er<br />
Geschäftsführer des FTS-<br />
Spezialisten Safelog GmbH<br />
aus Markt Schwaben. Seine<br />
große Leidenschaft ist die<br />
gemeinsame Zeit mit seinen<br />
Kindern. Auf dem Bild ist er<br />
gemeinsam mit Tochter und<br />
Vater (rechts) beim Snowboarden.<br />
AP: Beschreiben Sie sich in drei Worten:<br />
Behounek: Optimistisch, ehrlich, extrovertiert.<br />
AP: Meine Lebensweisheit/Maxime:<br />
Behounek: Simple is better than complex!<br />
AP: Haben Sie eine Leidenschaft?<br />
Behounek: Gemeinsame Zeit mit meinen Kindern.<br />
AP: Haben Sie einen Spleen?<br />
Behounek: Ordnung.<br />
AP: Wo haben Sie die besten Ideen?<br />
Behounek: Alleine, auf Reisen.<br />
AP: Wie entspannen Sie nach einem langen<br />
Bürotag?<br />
Behounek: Fünf Minuten mit meinen Kindern.<br />
AP: Worauf können Sie in Ihrem Alltag auf gar<br />
keinen Fall verzichten?<br />
Behounek: Leider tatsächlich auf mein Handy.<br />
AP: Und was darf in Ihrer Aktentasche nie fehlen?<br />
Behounek: Ich habe keine Aktentasche.<br />
AP: Was ist Ihr Lieblingsessen und/oder Lieblingsgetränk?<br />
Behounek: Rib Eye Steak vom Grill und dazu ein<br />
kleines kaltes Bier.<br />
AP: Wenn Sie einen Wunsch frei hätten: Wen<br />
wollten Sie schon immer mal treffen?<br />
Behounek: Steve Jobs.<br />
Safelog GmbH<br />
www.safelog.de<br />
82 Oktober 2023
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