BOGENSPORT MAGAZIN 5/2023

INTERVIEW
Der Schütze wird förmlich in einer Blase
gehalten, die ihn von Stressfaktoren abschirmt.
Steht der Schütze auf der Schießlinie, darf der Coach mit dem Schützen sprechen und ihm Hinweise mitteilen. Der
Schütze darf von der Schießlinie allerdings nicht seinen Coach ansprechen. Er kann aber durch Gestik oder Mimik
signalisieren, dass er Unterstützung vom Coach benötigt.
Fotos: Günter Kuhr
aktiven Start einer Handlung motiviert werden
soll. Es sollte auch im Vorfeld abgesprochen
werden, ob der Schütze die Lage der
Pfeile angesagt bekommen möchte, was spätestens
im Finale notwendig wird. Das kann
im Wettkampftraining geübt werden, damit
das Ansagen der Pfeile für den Schützen nicht
zum Störfaktor wird. Schlagwörter können
hier abgesprochen und eingeübt werden, wie
beispielsweise: „Zug, Druck, Konsequenz“.
Diese Schlagworte können später im Wettkampf
anstelle von langatmigen Erklärungen
eingesetzt werden. Dafür muss der Schütze
wissen, wofür das Schlagwort steht, damit er
unmittelbar darauf reagieren kann. Was passiert,
wenn der Coach das Schlagwort nutzt,
während der Schütze im Anker steht? Ist das
in diesem Moment hilfreich, oder wirft das
den Schützen aus der Konzentration heraus?
All das sollte besprochen sein. Zusammenfassend
kann gesagt werden, dass dieses Training
des Coachings vor dem Wettkampf eine
effektive Interaktion zwischen Coach und
Schütze fördert. Sie werden damit schon im
Vorfeld zu einem eingespielten Team, das im
Wettkampf routiniert agieren kann. Funktioniert
die Zusammenarbeit zwischen Coach
und Schützen, entsteht eine extrem enge
Verbindung zwischen den beiden. In diesem
Fall kann der Coach auch unterstützend autoritär
agieren, weil der Schütze dann das
Vertrauen entwickelt hat, dass der Coach immer
auf seiner Seite steht und unterstützend
handelt. Einigen Schützen hilft es, wenn sie
mal auf den Pott gesetzt werden, bei anderen
Schützen kann sich das leistungshemmend
auswirken. Das ist sehr individuell und sollte
geklärt sein.
BSM
Was kann der Coach am Wettkampfort vor
dem Start leisten?
SEBASTIAN
An die erste Stelle möchte ich das Zeitmanagement
und den Überblick über alle organisatorischen
Abläufe stellen. Dazu sollte der Coach
die relevanten Informationen einholen. Der
Coach sollte immer genau wissen, wann und
an welcher Scheibe der Einsatz des Schützen
erfolgt, oder wann beispielsweise Pausen
enden. Dadurch reduziert der Coach Stressmomente
für den Schützen. Unklarheiten zu
organisatorischen Abläufen im Wettkampf
sollten möglichst im Vorfeld mit dem Veranstalter
oder den Kampfrichtern geklärt werden,
damit stressauslösende Irritationen im
Wettkampfverlauf erst gar nicht entstehen.
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Vor dem Beginn des eigentlichen Wettkampfes
kann es für den Schützen hilfreich sein,
wenn der Coach bereits beim Aufbau des
Materials anwesend ist. So kann der Coach
bei Komplikationen sofort unterstützen und
hat im Idealfall auch Werkzeug für Reparaturen
zur Hand. Zeigt ein Schütze beispielsweise
eine höhere Nervosität, kann bereits
die Anwesenheit des Coaches während des
Materialaufbaus beruhigend wirken. Hier
genügt oft die Anwesenheit, ohne dass der
Coach handelt.
Der Coach sollte darauf achten, dass die Ernährung
vor dem Wettkampf und später
auch im Wettkampf passt. Dazu zählt auch,
dass er im Wettkampf auf das Trinken achtet
und eine Trinkflasche bereithält.
BSM
Du hast das Beispiel der Blase genannt. Das
ist ein interessanter Gedanke!
SEBASTIAN
Ein guter Coach wird diese stressfreie Blase
bereits mit seiner Persönlichkeit aufbauen.
Strahlt der Coach Ruhe und Gelassenheit
aus, vermittelt er dem Schützen eine Sicherheit.
Der Schütze braucht sich in dieser
Blase keine Gedanken über organisatorische
Abläufe zu machen, weil er sich darauf
verlassen kann, dass der Coach diese Dinge
im Blick hat. Sieht der Coach den Schützen
in einem entspannten Gespräch, lässt er
das laufen – erkennt der Coach aber, dass
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