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TITELTHEMA<br />

Liebevolle Annahme<br />

verändert die Welt<br />

Thomas de Beyer ist Priester, Hausgeistlicher in einem Kloster,<br />

Musikschaffender und Verfasser des Pro-Life-Songs „Welcome on Earth“,<br />

der durch die blinde Sängerin Bernarda Brunovic hohe Bekanntheit erhielt.<br />

Ihm durften wir Fragen zum <strong>Lebe</strong>nsschutz und darüber,<br />

wie man mit „behindertem“ <strong>Lebe</strong>n umgeht, stellen.<br />

Von Tobias<br />

Degasperi<br />

Sie haben ein Pro-Life-Lied<br />

geschrieben – Welcome<br />

on Earth –, woraus wir<br />

schließen, dass Sie der<br />

<strong>Lebe</strong>nsschutzbewegung<br />

nahestehen.<br />

Inwieweit ist Ihnen dieses<br />

Thema wichtig?<br />

THOMAS DE BEYER: Jeder Mensch möchte willkommen<br />

sein, z.B. beim Wechsel des Arbeitsplatzes<br />

oder der Schulklasse. Werden die neuen Kollegen<br />

mich annehmen oder ablehnen? In der<br />

Seelsorge bekommen wir mit, wie schwerwiegend<br />

es sein kann, wenn die Mutter während<br />

der Schwangerschaft überlastet war und an eine<br />

Abtreibung gedacht hat. Auch wenn sie es sich<br />

dann anders überlegt: Die Seele des Kindes ist<br />

ja von Anfang an da und nimmt die Erfahrung<br />

der Ablehnung mit durchs <strong>Lebe</strong>n. Dann erleben<br />

wir, dass der Schöpfer der Seele auch Heilung<br />

schenken kann. Gleichzeitig bewundere ich unsere<br />

Mitstreiter, die vor den Kliniken täglich <strong>Lebe</strong>n<br />

retten. Sie nehmen jedes Wetter und negative<br />

Bemerkungen in Kauf, aber am Ende des<br />

Jahres können sie von vielen glücklichen Babys<br />

und Eltern berichten. Abgesehen davon, dass<br />

ich das Thema Pro-Life für eine Notwendigkeit<br />

halte hinsichtlich Fortbestand und Erneuerung<br />

der westlichen Kultur, habe ich große Freude<br />

daran, Teil der weltweiten Pro-Life-Familie zu<br />

sein. Diese Freude an einer starken, familiären<br />

Gemeinschaft sollte auch in meinem Song zum<br />

Ausdruck kommen.<br />

Unsere Gesellschaft tut sich mit Behinderung,<br />

Leid oder Schmerz schwer: Welche Antwort<br />

benötigen die Menschen, damit sie hinter<br />

Schicksalsschlägen einen Sinn erkennen?<br />

THOMAS DE BEYER: Die beste Antwort ist der christliche<br />

Glaube. Leiden und Schmerzen sind in<br />

sich nicht erstrebenswert, aber das <strong>Lebe</strong>n hat<br />

immer einen Sinn, unabhängig von meinem Zustand.<br />

Dafür gibt es mehrere Gründe:<br />

a) Gott will, dass es mich gibt. Durch die bedingungslose<br />

Liebe meines Schöpfers ist mein<br />

<strong>Lebe</strong>n immer sinnvoll, auch wenn andere<br />

Menschen dies nicht verstehen.<br />

b) Christus hat Kreuz und Tod überwunden,<br />

allerdings nicht um seiner selbst willen, sondern<br />

für uns als „der Erste der Entschlafenen“<br />

(1 Korinther 15,20). Der Sinn des Durchhaltens<br />

ergibt sich daher auch aus dem guten<br />

Ende.<br />

c) Wie Jesus für uns ein Kreuz getragen hat, so<br />

können wir ebenfalls – stellvertretend für andere<br />

Menschen – Gott unsere Leiden anbieten.<br />

Dies ist eine mächtige Fürbitte zur Rettung<br />

der Seelen und zur Herabrufung der<br />

Gnade, die das <strong>Lebe</strong>n wieder heil macht.<br />

Dieses Prinzip kommt beim Völkerapostel<br />

Paulus zum Ausdruck: „Jetzt freue ich mich<br />

in den Leiden, die ich für euch ertrage. Für<br />

den Leib Christi, die Kirche, ergänze ich in<br />

meinem irdischen <strong>Lebe</strong>n das, was an den<br />

Leiden Christi noch fehlt“ (Kolosser 1,24).<br />

d) Ein Mensch mit schweren Einschränkungen<br />

gibt seinem Umfeld die Gelegenheit zu besonders<br />

aufopferungsvoller Liebe, die von<br />

Gott hoch angesehen und belohnt wird: „Was<br />

ihr für einen meiner geringsten Brüder getan<br />

habt, das habt ihr mir getan“ (Mt 25,40).<br />

Haben Sie selbst bereits Erfahrung mit<br />

behinderten Menschen? Oder mit Eltern,<br />

die ein behindertes Kind erwarteten und sich<br />

auch dafür entschieden haben?<br />

THOMAS DE BEYER: Ja, meine persönlichen Erfahrungen<br />

stammen u.a. aus meinem Bekanntenkreis,<br />

in dem einige Familien – wie ich finde –<br />

12<br />

LEBE <strong>162</strong>/2023

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