Aus den thüringischen Wäldern - Deutscher Forstverein

§. 42.
Alle zu Nutzholz untauglichen, nicht unter zwanzig Zoll starken Stämme müssen ohne Ausnahme
3 ½ Fuß hoch über der Erde umgeschnitten werden und das sogenann-te Einkimmen dabei ist
nur insoweit gestattet, daß die Einkimme lediglich auf der dem Schnitte entgegengesetzten Seite gemacht
und nicht über einen Viertheil der Baum-stärke betragen darf. Die Bäume von geringerer
Stärke werden entweder ganz tief, und zwar so knapp als möglich am Boden, abgehauen oder höchstens
6 Zoll hoch über der Erde abgesägt.
An Bergwänden wird die Schnitthöhe von der Seite, also nicht von der unteren oder oberen
Bergseite gemessen.
Die zu Nutzholz tauglichen Stämme müssen in der Regel nach den so eben gegebenen Bestimmungen
ganz tief abgehauen oder abgesägt werden. Auch sind solche auf besondere Anweisung
auszugraben. Bei den Bäumen über 20 Zoll Stammdurchmesser soll es jedoch nachgelassen sein,
daß dieselben ebenfalls 3 ½ Fuß hoch über der Erde abgeschnitten werden können, sobald der Revierförster
specielle Anweisung im einzelnen Falle ertheilt hat und wenn beim Einkimmen, statt den
Hieb von oben zu führen, zuerst eingeschnitten und derselbe dann von unten geführt wird.
Jede Nichtbeachtung dieser Vorschriften zieht eine Strafe von 5 bis 15 Sgr. nach sich. Etwaige
Ausreden wegen kranken und anbrüchigen Aussehens des Baumes schützen nicht gegen Bestrafung.
§. 43.
Sobald ein Kältegrad eintritt, bei welchem die Jungwüchse brüchig werden, müssen sofort alle
Fällungen in den Verjüngungshieben aufhören.
§. 44.
Das Abräumen des Unterwuchses in den Verjüngungshieben, sowie der Kernreiser in den
Mittelwaldschlägen zur bequemeren Fällung der Bäume ist streng untersagt.
Es müssen daher junge Hölzer, welche bisweilen dicht an den gefällt werdenden Stämmen stehen,
durch Pflöcke oder Anbinden an andere Stämme zurückgehalten, und nach bewirkter Fällung des
Stammes wieder aufgerichtet werden.