Aus den thüringischen Wäldern - Deutscher Forstverein
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Auf gut ausgebauten Wegen begann unsere mehrstündige Wanderung in die Aue.<br />
Hier im Forstbezirk Rastatt erstreckt sich entlang des Rheins die bei Hochwasser<br />
überflutete Rheinaue. Bei günstigen Niederschlagsverhältnissen herrscht hier für<br />
deutsche Bedingungen ein sehr warmes Klima (Niederschläge 750 bis 870 mm,<br />
Jahresdurchschnittstemperatur 9,8° C).<br />
Die postglaziale Aue des Rheinstromes weist in Stromnähe Bö<strong>den</strong> aus überwiegend<br />
alpinen Sedimenten auf; durch die regelmäßige Überflutung wird auch<br />
jetzt noch nährstoffreicher Schlick abgelagert. So bildeten sich an Bo<strong>den</strong>typen<br />
Auen-Rendzinen und Auen-Carbonatrohbö<strong>den</strong>. Im Flussbereich der Murg tritt<br />
auch ein sehr kleinflächiger Wechsel basenreicher alpiner und basenärmerer<br />
Schwarzwaldsedimente auf.<br />
Alles überlagernder Standortfaktor ist und bleibt aber der durch die Sommerhochwasser<br />
günstig beeinflusste Wasserhaushalt. Wasser ist die wichtigste ökologische<br />
Komponente.<br />
Die Auen sind mehr oder weniger breite Überschwemmungsgebiete entlang des<br />
Stromes. Der mal stärker oder schwächer auftretende regelmäßige jahreszeitliche<br />
Wechsel zwischen Überflutung und Trockenfallen bestimmt das Geschehen. Die<br />
ausgeprägte Dynamik des Wasserhaushaltes ist ausschlag-gebend für die <strong>Aus</strong>bildung<br />
und Entwicklung der auenspezifischen Flora und Fauna.<br />
Im Laufe der letzten Jahrhunderte war der Rheinausbau – oft Spielball politischer<br />
Überlegungen – mal verstärkt, mal ruhend mit seinen <strong>Aus</strong>wirkungen auch für die<br />
Forstwirtschaft spürbar.<br />
Der Rhein war bis zur Tulla’schen Rheinkorrektion ein Wildwasserstrom. Praktisch<br />
jedes größere Hochwasser führte zur Verlagerung der Hauptrinne, zum Verschwin<strong>den</strong><br />
von Kies- und Sandbänken und Inseln, anderseits auch zu Neuanlandungen.<br />
Die vielen Seitenarme, aber auch die Hauptstromrinne waren im Vergleich<br />
zum heutigen Strombett sehr flach und von geringem Tiefgang. Grund war<br />
die breite Verästelung des Rheins (Furkationszone).<br />
In Folge des mäßigen Tiefganges des Wildstromes traten allerdings häufige, ausgedehnte,<br />
oftmals verheerende Überschwemmungen auf. Ortschaften fielen dem<br />
Wasser zum Opfer, monatelang waren Felder nicht nutzbar, Versumpfung war<br />
nicht selten, Malaria war verbreitet.<br />
Als nach 1803 mit der Bildung des Großherzogtums Ba<strong>den</strong> das Gebiet unter eine<br />
einzige Hoheit gelangt war, waren Voraussetzungen für vertragliche Regelungen<br />
mit anderen Anrainerländern gegeben. Die sogenannte „Korrektion“ von Basel<br />
im Sü<strong>den</strong> bis zur hessischen Landesgrenze im Nor<strong>den</strong> erfolgte nach <strong>den</strong> Plänen<br />
des großherzoglich - badischen Obristen Tulla in <strong>den</strong> Jahren 1817 bis 1874.<br />
Der Rheinverlauf wurde begradigt, dass heißt aber auch, durch <strong>den</strong> Wegfall der<br />
Mäander auf 77 Prozent der ursprünglichen Stromlänge zwischen Basel und<br />
Mannheim verkürzt.