Aus den thüringischen Wäldern - Deutscher Forstverein
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Auch war er gegen das gewohnte Pflanzen nach der Schnur und gab einer gruppenweisen<br />
Verteilung der Bäume, insbesondere bei Naturverjüngungen, <strong>den</strong> Vorzug.<br />
In der Praxis sind ihm die Überführung minderbestockter Nieder- und Mittelwälder<br />
in gemischte Hochwälder zu danken.<br />
Die waldbaulichen Grundsätze, die König vertrat, zeigen eine weitgehende Übereinstimmung<br />
mit <strong>den</strong>en, welche Jahrzehnte später in <strong>den</strong> Werken Karl Gayers ihren<br />
klassischen <strong>Aus</strong>druck gefun<strong>den</strong> haben. Sie können uns helfen bei <strong>den</strong> gegenwärtigen<br />
Aufgaben beim Aufbau von naturnahen Bestockungen mit standortgerechten<br />
Baumarten. Königs Forderung nach einer Reform des Waldbaues konnte sich leider<br />
nicht durchsetzen. Er erlebte es nicht mehr, dass man durch die in immer größerem<br />
Maße sichtbar wer<strong>den</strong><strong>den</strong> Schä<strong>den</strong> auf die biologischen Schwächen der vorherrschen<strong>den</strong><br />
Waldbautechnik die zwar aus <strong>den</strong> sehr unregelmäßig bestockten<br />
Waldflächen lückenlose, aber meist gleichförmige Bestände geschaffen hatte, aufmerksam<br />
wurde. Grade deshalb sind Königs waldbauliche Ansichten und Bestrebungen<br />
in der heutigen Zeit so hoch zu bewerten.<br />
Welchen Entwicklungsstand hätte heute die Forstwissenschaft und die Forstwirtschaft<br />
woh1 in Deutschland und wie viele Fehler der Vergangenheit wären vermie<strong>den</strong><br />
wor<strong>den</strong>, hätte man die „Waldpflege“ in ihrem heutigen Sinn in der von König<br />
angedeuteten Weise weiter ausgebaut. Gerade deshalb verdiente Königs Waldbau<br />
und Waldpflege eine besondere Würdigung. Erst ein Jahrhundert später wurde Königs<br />
Wunsch nach „naturgemäßer Behandlung der Wirtschaftswälder“ und nach<br />
der damit verbun<strong>den</strong>en „Reform des Waldbaues“ für einige Jahre durch staatliche<br />
Erlasse angestrebt. Der Einführung naturgemäßer Waldwirtschaft von 1937 durch<br />
Reichserlaß folgten im Hinblick auf <strong>den</strong> 2.Weltkrieg starke Übernutzungen. Wirtschaftliche<br />
Erwägungen bedeuteten auch das Ende der naturgemäßen Ansätze, der<br />
„Vorratspfleglichen“ und der „Standortgerechten Forstwirtschaft“ in der ehemaligen<br />
DDR. Als Krutzsch „die unabwendbare Notwendigkeit der Umstellung der<br />
deutschen Wirtschaft“ 1951 begründete, sagte er über Gottlob König, dass er einer<br />
der „weitblicken<strong>den</strong> Großen unseres Faches“ gewesen sei, „deren Lehren auch<br />
heute noch zum Teil als bahnbrechend angesehen wer<strong>den</strong> können, aber sich damals<br />
leider noch nicht grundsätzlich durchsetzen konnten.“