Aus den thüringischen Wäldern - Deutscher Forstverein
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Deutlich wird aus diesen Worten Königs von 1846, dass Königs Handeln nicht allein<br />
bestimmt war von einer rationalistisch mathematisch ausgerichteten Denkweise,<br />
die seinerzeit zur Ermittlung und Einführung exakter wirtschaftlicher Größen<br />
und neuer, zukunftsorientierter Wirtschaftsziele beitrug. Der Waldpflegegedanke<br />
erhielt durch ihn einen besonderen Aufschwung. Ihm gebührt das Verdienst, <strong>den</strong><br />
Begriff „Waldpflege“ in die Forstwirtschaftslehre eingeführt zu haben. Bei König<br />
stand, ebenso wie in der Gegenwart, die Erhaltung und Mehrung des Waldes im<br />
Hinblick auf dessen multifunktionale Bedeutung im Vordergrund der Betrachtung.<br />
Maßgebend trug König zum Aufbau der naturwissenschaftlichen Grundlagen der<br />
Forstwissenschaft bei. Als erster prägte er <strong>den</strong> Begriff „Waldstandortkunde“. Er<br />
wurde zu einem bedeuten<strong>den</strong> Mitbegründer dieser Lehre. Viele forstliche Disziplinen<br />
erfuhren durch ihn eine standörtliche <strong>Aus</strong>richtung oder auch Blickrichtung.<br />
König machte z.B. auf die standörtliche Abhängigkeit von Insektenarten und auch<br />
auf <strong>den</strong> Einfluß des Standortes auf die physikalischen Eigenschaften des Holzes<br />
aufmerksam. Sein Nachfolger Grebe benutzte einen handschriftlichen Nachlaß<br />
über „forstliche Standortkunde“ von König zu seinem Werk „Gebirgskunde, Bo<strong>den</strong>kunde<br />
und Klimalehre in ihrer Anwendung auf die Forstwirtschaft", das als erste<br />
größere Veröffentlichung auf diesem Gebiet gewertet wird.<br />
Für König galt der gleiche Grundsatz, <strong>den</strong> Karl Gayer 50 Jahre später prägte:<br />
„Im Waldbau ist der Standort das Alpha und das Omega aller Betrachtungen.“<br />
Besonders deutlich wird das in Königs Waldbaulehre, in der er <strong>den</strong> Standort als<br />
<strong>den</strong> entschei<strong>den</strong><strong>den</strong> Faktor bei allen Verrichtungen herausstellte. Seine "naturgemäße"<br />
Holzartenwahl , die Forderung nach Mischwald, nach Strukturen hoher Stabilität,<br />
nach „naturgemäßer" Pflege des Bo<strong>den</strong>s, des Bestandes bis hin zu Wurzeluntersuchungen<br />
sind nur einige Forderungen seines Strebens nach naturnahen<br />
Aufbauformen des Waldes, die uns noch heute in Waldumbau-Programmen bewegen.<br />
Den Waldbau suchte König, entsprechend dem damaligen Erkenntnisstand, auf eine<br />
ökologische Grundlage zu stellen. Vorlesungsnachschriften seiner Schüler zeugen<br />
davon. In seiner Lehre vom „Waldwuchs" behandelte er <strong>den</strong> Einfluß der Lebensbedingungen<br />
auf <strong>den</strong> Wald, <strong>den</strong> Einfluß des Standortes, Bo<strong>den</strong>zustandes, des<br />
Bestandesaufbaus. Er wollte auf die Umweltfaktoren aufmerksam machen und die<br />
Vorstellungen einer schematischen Waldbehandlung verdrängen. Dabei spielte die<br />
Beachtung der individuellen Bestandesverhältnisse für König eine entschei<strong>den</strong>de<br />
Rolle. Er ging von <strong>den</strong> Stammindividuen aus und trug so bereits in <strong>den</strong> 30er Jahren<br />
des vorigen Jahrhunderts 5 Baumklassen nach der soziologischen Stellung der Einzelstämme<br />
im Bestand vor. Damit gebührt König die Priorität derartiger Einteilungen<br />
und deren Gebrauch bei Durchforstungen.