Aus den thüringischen Wäldern - Deutscher Forstverein
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19. Jahrhundert<br />
Dank der Mannigfaltigkeit der geologischen Verhältnisse und des hohen Standes<br />
der geologischen Forschung wurde der geologisch-petrographische Zweig der<br />
Bo<strong>den</strong>kunde besonders in Sachsen und Thüringen gepflegt. Die geologischpetrographische<br />
Richtung ist bis heute von Bedeutung für die Forstwirtschaft<br />
dieses Raumes, die in stärkerem Maße als die Landwirtschaft von <strong>den</strong> geologischen<br />
<strong>Aus</strong>gangsbedingungen abhängt. Bindeglied zwischen Geologie und Bo<strong>den</strong>kunde<br />
ist die Verwitterungslehre, die sich mit der „obersten Lockerschicht<br />
der festen Erdrinde“ befasst. Durch die Anwendung geologischer, petrographischer<br />
und mineralogischer Untersuchungsverfahren auf <strong>den</strong> Bo<strong>den</strong> ließ sich das<br />
bo<strong>den</strong>bil<strong>den</strong>de Substrat genau kennzeichnen.<br />
An der Forstakademie in Dreißigacker (Herzogtum Meiningen) verfasste Behlen<br />
1826 eine Gebirgs- und Bo<strong>den</strong>kunde in Beziehung auf das Forstwesen, und<br />
Bernhardi vertrat hier bereits 1832 die Inlandeistheorie, die 43 Jahre später von<br />
Torell bewiesen wurde. Der sächsische Geologe Naumann entdeckte 1844 vom<br />
Eis geschliffene Oberflächen in <strong>den</strong> Hohburger Bergen bei Wurzen in Sachsen.<br />
Grebe (Ruhla, Eisenach; 1816–1890) erläutert 1853 die Abhängigkeit des Bo<strong>den</strong>s<br />
von der Art des anstehen<strong>den</strong> Muttergesteins und die Beziehungen zwischen<br />
Güte und Menge des Waldhumus. Senft (1810–1893), Eisenach, der wie<br />
Krutzsch in Tharandt Theologie und Naturwissenschaften studiert hatte, richtete<br />
sein Augenmerk auf die Verwitterungsvorgänge. Bereits 1847 wurde von ihm<br />
ein umfangreiches mineralogisch-petrographisches Bo<strong>den</strong>klassifikationssystem<br />
auf geologischer Grundlage erstellt. Der Petrographie wurde hierin der Vorrang<br />
vor der Formationslehre eingeräumt.<br />
Die Hauptgliederung erfolgte in Verwitterungs- und Gebirgsbö<strong>den</strong> einerseits<br />
und in Schlämm- und Tieflandsbö<strong>den</strong> andererseits. In seinem 1877 erschienenen<br />
„Lehrbuch der Gesteins- und Bo<strong>den</strong>kunde“ beschreibt Senft die Bo<strong>den</strong>arten in<br />
<strong>den</strong> verschie<strong>den</strong>en geologischen Formationen und geht auf das Verhalten des<br />
Bo<strong>den</strong>s zur Pflanzenwelt ein. Er betrachtet <strong>den</strong> Bo<strong>den</strong> als Naturkörper, unabhängig<br />
von seiner Bedeutung als Produktionsmittel der Land- und Forstwirtschaft.