Aus den thüringischen Wäldern - Deutscher Forstverein
Aus den thüringischen Wäldern - Deutscher Forstverein
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<strong>Aus</strong> <strong>den</strong> <strong>thüringischen</strong><br />
<strong>Wäldern</strong><br />
Jahresbericht<br />
des<br />
Thüringer <strong>Forstverein</strong>s e. V.<br />
2005<br />
Mitteilungen des Thüringer <strong>Forstverein</strong>s e. V.<br />
17/2006
Impressum:<br />
Zusammenstellung der<br />
Beiträge und<br />
Redaktionelle Bearbeitung: Horst Geisler<br />
Druck und Buchbinderische: Satz und Druck<br />
Weiterverarbeitung Centrum Saalfeld GmbH<br />
ISSN: 0943 - 7304<br />
Eine geringe Anzahl des Jahresberichtes kann neben der kostenlosen<br />
Abgabe an die Mitglieder des Thüringer <strong>Forstverein</strong>s e.V. gegen eine<br />
Schutzgebühr von 3,50 € bezogen wer<strong>den</strong>.<br />
© 2006
Jahresbericht<br />
des<br />
Thüringer<br />
<strong>Forstverein</strong>s e.V.<br />
für das Jahr<br />
2005
Inhaltsverzeichnis:<br />
Vorwort des Vorsitzen<strong>den</strong> des Thüringer <strong>Forstverein</strong>s e.V.<br />
Prof. Dr. Martin Heinze Seite: 5<br />
Frühjahrsveranstaltung:<br />
200 Jahre forstliche <strong>Aus</strong>bildung in Ruhla<br />
Uli Klüßendorf Seite: 7<br />
Zur Zukunft der Thüringer Fachhochschule für Forstwirtschaft<br />
Schwarzburg (Stand Januar 2006)<br />
Martin Heinze Seite 12<br />
Betrachtungen über forstliche Lehranstalten in Thüringen und Sachsen:<br />
Hans Joachim Fiedler, Dres<strong>den</strong> Seite: 16<br />
Gottlob König, ein Leben für <strong>den</strong> Wald und die Landschaft<br />
Ekkehard Schwarze Seite: 26<br />
Exkursion des Thüringer <strong>Forstverein</strong>s e.V. vom 01. Juni bis 05. Juni 2005<br />
nach Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />
Gerhard Bleyer, Rudolstadt Seite: 42<br />
Seniorentreffen des Thüringer <strong>Forstverein</strong>s e.V. am 7 Juli 2005<br />
Klaus Lische Seite: 62<br />
Wald bewegte ganz Weimar – 62. Jahrestagung des Deutschen <strong>Forstverein</strong>es<br />
Nils Redde Seite: 65<br />
Beiträge aus der Forstgeschichte:<br />
Instruction für die Holzhauer in <strong>den</strong> Dominalwaldungen der Unterherrschaft des<br />
Fürstenthumes Schwarzburg – Rudolstadt<br />
Zur Verfügung gestellt von<br />
Herrn Leonhard Jeschkeit, Bleicherode Seite: 72<br />
Mitglieder des Thüringer <strong>Forstverein</strong>s<br />
Aktuelles Mitgliederverzeichnis per 31.12. 05 Seite: 97<br />
Jubilare 2005 Seite: 106
Vorwort<br />
Liebe Vereinsmitglieder,<br />
der Jahresbericht unseres Vereins fällt 2005 schmaler als gewohnt aus. Der<br />
Grund liegt nicht in Faulheit oder Ermüdung des Vorstandes und der Mitglieder,<br />
sondern in einem bedeuten<strong>den</strong> positiven Ereignis: Thüringen war der Gastgeber<br />
des Deutschen <strong>Forstverein</strong>s für seine 62. Jahrestagung im September 2005. Deshalb<br />
haben wir auf unsere eigene Herbsttagung verzichtet. Dafür haben wir uns<br />
viel Mühe bei <strong>den</strong> anderen Veranstaltungen gegeben, sie für unsere Mitglieder<br />
und weitere Interessenten attraktiv und gewinnbringend zu machen.<br />
Das 200jährige Jubiläum der Eröffnung von Königs Forstlehranstalt in Ruhla<br />
war uns in der Frühjahrestagung Anlaß, die forstliche Hochschulausbildung in<br />
einem größeren räumlichen und zeitlichen Rahmen zu sehen. Wir wollten hierbei<br />
nicht nur in die Vergangenheit, sondern auch in die Gegenwart und in die<br />
Zukunft zu schauen und die Erfahrungen der Vergangenheit zu beherzigen.<br />
Wenn man in <strong>den</strong> alten Schriften liest, ist man immer wieder überrascht, wie<br />
wenig neu viele unserer heutigen Probleme und Diskussionen sind, z. B. über<br />
Waldbau, Forststruktur oder Öffentlichkeitsarbeit und -wirksamkeit der<br />
Forstleute. Deshalb haben wir auch großen Wert darauf gelegt, dass diese Tagung<br />
mit der Stadt Ruhla gemeinsam ausgerichtet wurde. Wir wollten zeigen,<br />
dass die Forstleute in die Gesellschaft integriert sind und für sie im Wald arbeiten.<br />
Unserer Exkursion in <strong>den</strong> Oberrheintalgraben lag der Gedanke zugrunde, die<br />
Auwälder des Rheins und ihre Geschichte und das Grenzgebiet zwischen Forstwirtschaft<br />
und Weinbau kennenzulernen. Selbstverständlich gehörten auch die<br />
reiche Kultur der Region und eine Weinprobe zum Programm. Wir hatten das<br />
Glück, dass Herr Dr. Volk, stellvertretender Leiter der Ba<strong>den</strong>-<br />
Württembergischen Forstlichen Versuchsanstalt in Freiburg im Breisgau, die<br />
Exkursion mit großer Sachkenntnis und lebendigem Engagement für uns vorbereitet<br />
und sie geführt hat. Dafür sage ich ihm auch an dieser Stelle nochmals unseren<br />
großen Dank.<br />
Das Seniorentreffen des Thüringer <strong>Forstverein</strong>s ist inzwischen eine Tradition<br />
gewor<strong>den</strong>, zu der auch gehört, dass unser Vereinsmitglied und gleichzeitig Landesforstchef,<br />
Herr Dr. Düssel, immer die zeit fand und die Gelegenheit nutzte,<br />
die Senioren über <strong>den</strong> neuesten Stand in der Forstwirtschaft zu informieren und<br />
sich <strong>den</strong> Fragen und Diskussionen der Senioren zu stellen. Auch ihm an dieser<br />
Stelle nochmals unser großer Dank.<br />
Vielleicht sollte man neben dem Seniorentreffen auch ein Juniorentreffen ins<br />
Leben rufen?
Von der Jahrestagung des Deutschen <strong>Forstverein</strong>s fallen mir spontan die Vorträge<br />
von Herrn Jagemann und Herrn v. Witzleben mit ihrer Sicht als „Außenstehende“<br />
ein, die uns Wünsche und Erwartungen des überwiegen<strong>den</strong> Teils der Bevölkerung<br />
an <strong>den</strong> Wald und die Forstleute ins Stammbuch geschrieben haben.<br />
Einen lehrreichen <strong>Aus</strong>flug in die Vergangenheit vermittelt uns der Beitrag „Instruction<br />
für die Holzhauer...“, <strong>den</strong> uns unser aktives Mitglied Leonhard<br />
Jeschkeit geschickt hat.<br />
So möge auch unser Jahresbericht 2005 wieder freundliche Aufnahme fin<strong>den</strong>.<br />
Dass in jedem Jahr selbstverständlich ein Bericht vorliegt, macht Arbeit. Sie<br />
wird leicht übersehen. Deshalb sei in diesem Vorwort allen Autoren unserer Berichte<br />
und unserem Redakteur Horst Geisler, der meist im Stillen, aber beharrlich<br />
auch <strong>den</strong> letzten Beitrag „eintreibt“, ausdrücklich gedankt.<br />
Ihr Vorsitzender<br />
Martin Heinze
Frühjahrstagung des Thüringer <strong>Forstverein</strong>s<br />
„200 Jahre forstliche <strong>Aus</strong>bildung in Ruhla“<br />
Donnerstag, 26.05.2005<br />
Teilnehmer: 46 Mitglieder des Thüringer <strong>Forstverein</strong>s<br />
Gäste: Herr Prof. Dr. mult. em. H.-J Fiedler (TU Dres<strong>den</strong>)<br />
Herr M. Haberkorn (Geschäftsführer Schutzgemeinschaft<br />
<strong>Deutscher</strong> Wald Thüringen)<br />
Herr Dr. G. Slotosch (Naturpark Thüringer Wald)<br />
Herr Ltd. MR K.-H. Müller (Referatsleiter Forstpolitik TMLNU)<br />
Im Schützenhaus zu Ruhla versammelten sich am frühen Morgen die<br />
Mitglieder des Thüringer <strong>Forstverein</strong>s zu ihrer diesjährigen Frühjahrstagung.<br />
Die Jagdhornbläsergruppe der Fachhochschule für Forstwirtschaft<br />
Schwarzburg, unter Leitung von Herrn Hunstock, empfing die Anwesen<strong>den</strong><br />
mit zünftigen Hörnerklang. Der Vorsitzende, Prof. Dr. M. Heinze,<br />
konnte die zahlreich erschienen Gäste herzlich begrüßen und nach einigen<br />
organisatorischen Hinweisen in <strong>den</strong> umfangreich ausgeplanten Tag<br />
entlassen.<br />
Erster Anlaufpunkt war das Gymnasium „Albert Schweitzer“ in der Stadt<br />
Ruhla.<br />
Im aufwändig sanierten, heutigen Nebengebäude des Gymnasiums, befand<br />
sich von 1805 bis 1830 für 25 Jahre Gottlob Königs Forstlehranstalt.<br />
Zunächst eine Meisterschule, als „Privat-Lehranstalt“, bekam die Schule<br />
1813 die staatliche Anerkennung als Forstlehranstalt. Damit lernten und<br />
studierten die Forsteleven an der offiziellen forstlichen <strong>Aus</strong>bildungsstätte<br />
des Herzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach.<br />
An dieser historischen Stätte weist eine Ge<strong>den</strong>ktafel am Eingang des<br />
Gebäudes auf diesen geschichtlichen Hintergrund hin.<br />
Bei strahlendem Sonnenschein, hatte es sich der Bürgermeister der<br />
Stadt Ruhla, Herr Gerald Pietsch nicht nehmen lassen, die Gäste seiner<br />
Stadt zu begrüßen. Ruhla, im engen Erbstromtal gelegen, hat über die<br />
Jahrhunderte vor allem vom Messerschmiedehandwerk und der Herstellung<br />
von Meerschaum-Tabakpfeifen gelebt. Auch als Badeort (eisenhaltige<br />
Quellen) hat sich Ruhla einen Namen gemacht. Im 20. Jahrhundert<br />
prägte vor allem die Uhrenindustrie das Bild der Stadt.
Interessant ist, dass Ruhla durch die historische Zugehörigkeit zu zwei<br />
Herzogtümern, über Jahrhunderte eine zweigeteilte Stadt war. Verbun<strong>den</strong><br />
ist damit, dass es zwei Kirchen, zwei Rathäuser und selbstverständlich<br />
auch zwei Forsthäuser gab.<br />
Als Vertreterin des Gymnasiums, empfing Frau Gothardt-Fritz die Mitglieder<br />
des Thüringer <strong>Forstverein</strong>s. Die sehr schöne Idee, die Schüler<br />
des Gymnasiums, im Rahmen einer Projektarbeit, zu Gottlob König und<br />
seiner Forstlehranstalt sowie der Geschichte des Gebäudes, forschen zu<br />
lassen, wurde in Postern und Vorträgen der Schüler umgesetzt. So wurde<br />
für die Schüler die Geschichte ihres Ortes und ihrer Schule begreifbar.<br />
Für die anwesen<strong>den</strong> Forstleute des Thüringer <strong>Forstverein</strong>s zeigte<br />
sich, dass das Erbe des Forstklassikers Gottlob König auch in der jungen<br />
Generation in guten Hän<strong>den</strong> ist. Die bei<strong>den</strong> besten Arbeiten der<br />
Schüler wur<strong>den</strong> vom Thüringer <strong>Forstverein</strong> mit Büchergutscheinen prämiert.<br />
Professor Witticke hielt im Hof der ehemaligen Forstlehranstalt einen informativen<br />
Vortrag zum Leben und Wirken Gottlob Königs in Ruhla und<br />
Thüringen. König ist für die forstliche Lehre und Forschung des 19. Jahrhunderts<br />
von herausragender Bedeutung. Er war persönlich vor allem<br />
als Taxator und Forsteinrichter für ein geordnetes Forstwesen des Herzogtums<br />
Sachsen-Weimar-Eisenach verantwortlich und auf diesem Gebiet<br />
ein Pionier seiner Zeit.
Ein weiterer Höhepunkt der Frühjahrstagung war eine Baumpflanzaktion<br />
zu Ehren der 200-jährigen Wiederkehr der Gründung einer Forstlehranstalt<br />
in Ruhla auf dem Schulhof des Gymnasiums „Albert Schweitzer“.<br />
Dank der großzügigen Unterstützung der „Schutzgemeinschaft <strong>Deutscher</strong><br />
Wald Thüringen“ und vom Bauhof der Stadt Ruhla gut vorbereitet,<br />
konnten der Vorsitzende Prof. Heinze, der Geschäftsführer der SDW<br />
Herr M. Haberkorn, und Herr Ltd. MR K.-H. Müller (TMLNU) die symbolische<br />
Pflanzung vornehmen. Die fünf gepflanzten Lin<strong>den</strong> ergänzen die<br />
Bepflanzung des Schulgeländes und wer<strong>den</strong> sicher vielen Schülergenerationen<br />
Schatten spen<strong>den</strong>.<br />
Der weitere Verlauf der Frühjahrstagung war als Exkursion zum nahe<br />
Ruhla gelegenen Forstort „Glöckler“ und einer Wanderung zurück zum<br />
Tagungslokal „Schützenhaus“ organisiert. Begrüßt wur<strong>den</strong> die Tagungsteilnehmer<br />
am „Glöckler“ vom Jagdhornbläserchor. Der Forstamtsleiter<br />
Herr Jäger und die Revierleiterin Frau Westphal nutzten die<br />
Gelegenheit, die umliegen<strong>den</strong> Waldbestände vorzustellen.<br />
Eine Sturmkatastrophe hat <strong>den</strong>, viele Jahrzehnte im dichten Wald gelegenen<br />
Granitfelsen am Rennsteig, zu einem <strong>Aus</strong>sichtspunkt weit in die<br />
Landschaft des südlichen Thüringer Waldes bis hin zu <strong>den</strong> Höhen der<br />
Rhön gemacht.
Die in <strong>den</strong> Granit von Königs Schülern geschlagene Inschrift „1813 gepflanzt<br />
für 1871“ zeugt von <strong>den</strong> Bemühungen Königs zur Umwandlung<br />
unproduktiver, ausgeplünderter Wälder in ertragreiche Nadelholzforsten.<br />
Herr Klaus Bischof, er hat das Revier Ruhla fast vierzig Jahre geleitet,<br />
konnte mit seinen interessanten <strong>Aus</strong>führungen zur Waldgeschichte <strong>den</strong><br />
Aufenthalt am „Glöckler“ bereichern.<br />
Die Wanderung zurück nach Ruhla wurde an zwei Stationen unterbrochen.<br />
Frau Prof. Dr. A. Nicke stellte zunächst historische und moderne Messinstrumente<br />
für die Waldtaxation und Forsteinrichtung vor. Die oft genial<br />
einfachen Erfindungen haben sich über die Jahrzehnte in ihrer Funktionsweise<br />
kaum wesentlich verändert. Erst im Zeitalter der Digitalisierung<br />
kam es zu völlig neuen Metho<strong>den</strong> der Vermessung von Bäumen und<br />
Waldbestän<strong>den</strong>.<br />
An einem zweiten Punkt der Wanderung machte Prof. H. Witticke interessante<br />
<strong>Aus</strong>führungen zum aktuell beobachteten „Buchensterben“ in einem<br />
Buchenaltholz. Beruhigend für die örtlichen Wirtschafter dürfte seine<br />
<strong>Aus</strong>sage sein, dass diese durch eine Komplexwirkung von Insekten<br />
und Pilzen verursachte Krankheitserscheinung temporär ist.<br />
Im „Schützenhaus“ in Ruhla pünktlich angekommen, wartete zunächst<br />
das Mittagessen auf die Wanderer.
Nach dem Essen hielt Herr Prof. Dr. H.-J. Fiedler seinen Vortrag zum<br />
Thema „Forstliche <strong>Aus</strong>bildung“. Er konnte an Beispielen aus der historischen<br />
Entwicklung der forstlichen <strong>Aus</strong>bildung sehr gut die Bedeutung<br />
von Forschung und Lehre für die Gesellschaft deutlich machen.<br />
Herr Prof. Dr. M. Heinze hat in seinem Vortrag ein Plädoyer für <strong>den</strong> Erhalt<br />
der Fachhochschule für Forstwirtschaft in Thüringen gehalten. Viele<br />
gute Gründe sprechen für die Fortführung der <strong>Aus</strong>bildung in Thüringen.<br />
Abschluss des Tages bildete eine unterhaltsame Darbietung der „Ruhlaer<br />
Trachtengruppe“. In typischer Mundart wur<strong>den</strong> Lieder der Region vorgetragen.<br />
In der Wilddiebsszene wurde anschaulich, wie im zweigeteilten<br />
Ort Ruhla, Förster und Wilddiebe gegenseitig Jagd aufeinander gemacht<br />
haben.
Betrachtungen über forstliche Lehranstalten in Thüringen und<br />
Sachsen<br />
Hans Joachim Fiedler, Dres<strong>den</strong><br />
Mitteldeutschland verfügt über eine lange und herausragende Tradition in Lehre<br />
und Forschung auf <strong>den</strong> Gebieten Geologie, Bo<strong>den</strong>kunde und Forstwirtschaft.<br />
Die in der Vergangenheit erzielten wissenschaftlichen Leistungen wer<strong>den</strong> am<br />
Beispiel der forstlichen Bo<strong>den</strong>kunde und Standortslehre aufgezeigt. Für <strong>den</strong><br />
Raum Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt hat sich eine Konzentration der<br />
Lehraktivitäten auf land- und forstwirtschaftlichem Gebiet mit <strong>den</strong> Schwerpunkten<br />
Forstwissenschaften in Dres<strong>den</strong>-Tharandt, Forstwirtschaft in Schwarzburg<br />
und Landwirtschaftswissenschaften in Halle vollzogen. Bei Reformen der<br />
forstlichen <strong>Aus</strong>bildung hat man neben der kurzfristigen Effizienz des Mitteleinsatzes<br />
auch die längerfristigen Folgen für <strong>den</strong> Stellenwert der Forstwirtschaft<br />
und die forstliche Tradition in Mitteldeutschland zu beachten. Die universitäre<br />
<strong>Aus</strong>bildung in Sachsen und die <strong>Aus</strong>bildung an der Fachhochschule für Forstwirtschaft<br />
in Thüringen haben sich bewährt und sollten beibehalten wer<strong>den</strong>. Anzustreben<br />
ist eine Koordinierung der gebietsbezogenen Forschung unter Einschluss<br />
der forstlichen Landesanstalten und die Finanzierung dieser Forschung<br />
durch die Länder. Die forstliche Lehre hat die engen Beziehungen zu anderen<br />
Umweltwissenschaften zu berücksichtigen. Das in Wissenschaft und Praxis<br />
noch verbreitete Streben nach "Selbständigkeit" führt in die Isolation und Bedeutungslosigkeit<br />
der Forstwirtschaft. Schon in der Vergangenheit wur<strong>den</strong> in<br />
Eisenach und Tharandt landwirtschaftliche Aspekte mit behandelt. Neben Wissen<br />
sind solche Werte zu vermitteln, die für die Arbeit in Wissenschaft und<br />
Forstwirtschaft unverzichtbar sind.<br />
1. Leistungen auf dem Gebiet der Bo<strong>den</strong>kunde und Standortslehre<br />
18. Jahrhundert<br />
Dem Bo<strong>den</strong> als wissenschaftlichem Objekt näherte man sich zunächst von Seiten<br />
der Geologie und Agrikulturchemie. Seit dem 18. Jahrhundert zwang die Sicherung<br />
der Holzlieferung für Bergwerke, Hüttenbetriebe und Werften zu<br />
Überlegungen in Richtung einer nachhaltigen Waldnutzung.<br />
Der bergbaubedingte Holzmangel in Sachsen veranlasste 1713 Oberberghauptmann<br />
H. C. v. Carlowitz (1645–1714) aus Freiberg /Sachsen in seiner „Sylvicultura<br />
oeconomica“ zu <strong>Aus</strong>führungen über Klima, Bo<strong>den</strong>, Standort und Humus<br />
sowie die Beziehungen zwischen Bo<strong>den</strong> und Waldwachstum. Dabei prägte er<br />
<strong>den</strong> Begriff der Nachhaltigkeit (eine nachhaltende Nutzung darf aus <strong>den</strong> <strong>Wäldern</strong><br />
nicht mehr Holz entnehmen als nachwächst).
Carlowitz unterscheidet Sand-, Ton- und Mergelbö<strong>den</strong> und beurteilt sie nach<br />
Gefühl, Geruch und Geschmack. Er weist auf die Bedeutung der Bo<strong>den</strong>flora und<br />
die Waldstreu hin und beschreibt die sächsischen Moore. Er differenziert bereits<br />
zwischen grund- und stauwasserbeeinflussten sowie durchlässigen Bö<strong>den</strong> und<br />
geht auf Fragen der Bo<strong>den</strong>melioration einschließlich Ent- und Bewässerung ein.<br />
Im Jahre 1737 hatte die Akademie der Wissenschaften zu Bordeaux die Preisfrage<br />
gestellt: Was ist die Ursache der Fruchtbarkeit des Bo<strong>den</strong>s? Der sächsische<br />
Militärarzt Külbel (1686–1754) kam in seiner Dissertation über dieses Thema<br />
1739 durch vergleichende Untersuchungen von Wasserauszügen verschie<strong>den</strong><br />
fruchtbarer Bö<strong>den</strong> zu der Erkenntnis, dass die Bo<strong>den</strong>fruchtbarkeit auf das Vorhan<strong>den</strong>sein<br />
einer „feinen fettigen Erde“, die mit Salzen verbun<strong>den</strong> ist, zurückzuführen<br />
ist.<br />
Prof. Krutzsch in Tharandt fasste hundert Jahre später (1842) die Gedanken<br />
Külbels wie folgt zusammen:<br />
1. Der fruchtbarere Bo<strong>den</strong> ist der, der mehr und bessere Früchte erzeugt. Die<br />
Menge und Masse der Gewächse kann nur von einem reichlicheren Zutritt und<br />
von einer reichlicheren Aufnahme des Nährsaftes, und die bessere Beschaffenheit<br />
derselben nur von der besseren Beschaffenheit des Nährsaftes herrühren.<br />
2. Regen, Sonnenschein und warme Witterung in ihrem Wechsel sind allgemeine<br />
Ursachen der Fruchtbarkeit. Da aber gleichwohl unter <strong>den</strong>selben klimatischen<br />
Verhältnissen und Witterungseinflüssen der eine Bo<strong>den</strong> sich fruchtbar, der andere<br />
unfruchtbar erweist, so muss eine gewisse Beschaffenheit des Bo<strong>den</strong>s gesetzt<br />
wer<strong>den</strong>, ohne welche die genannten Förderungsmittel des Wachstums wirkungslos<br />
bleiben.<br />
3. Da auch ein fruchtbarer Bo<strong>den</strong> bei mangelndem Regen seine Fruchtbarkeit<br />
nicht äußert, so ist es klar, dass die Feuchtigkeit, welche der Bo<strong>den</strong> durch <strong>den</strong><br />
Regen bekommt, <strong>den</strong> Hauptteil des Pflanzennährstoffes ausmache.<br />
4. Allein die Gewächse bestehen nicht bloß aus wässrigen, sondern auch aus<br />
erdigen (festen) Teilen; es muss also der Pflanzennährsaft zugleich aus „erdigen“<br />
Teilen bestehen.<br />
5. Diese wür<strong>den</strong> aber durch die dem bloßen Auge unwahrnehmbar feinen Poren<br />
der Pflanzenwurzeln nicht in <strong>den</strong> Pflanzenkörper eingehen können, so fein sie<br />
auch sein möchten, wenn sie darin bloß schwämmen, sondern sie müssen im<br />
Wasser gelöst sein.<br />
An der Wende des 18. zum 19. Jh. setzte in der Forstwirtschaft zugleich mit der<br />
Anwendung der Pflanzung eine umfangreiche Aufforstungstätigkeit in Thüringen,<br />
Sachsen und Preußen ein, wobei vorwiegend Reinbestände mit Fichte oder<br />
Kiefer begründet wur<strong>den</strong>. Die Waldweide wurde verboten, die Streunutzung zurückgedrängt.<br />
Ziel war die Sicherung des Holzbedarfs nach einer langen Raubbauphase.
19. Jahrhundert<br />
Dank der Mannigfaltigkeit der geologischen Verhältnisse und des hohen Standes<br />
der geologischen Forschung wurde der geologisch-petrographische Zweig der<br />
Bo<strong>den</strong>kunde besonders in Sachsen und Thüringen gepflegt. Die geologischpetrographische<br />
Richtung ist bis heute von Bedeutung für die Forstwirtschaft<br />
dieses Raumes, die in stärkerem Maße als die Landwirtschaft von <strong>den</strong> geologischen<br />
<strong>Aus</strong>gangsbedingungen abhängt. Bindeglied zwischen Geologie und Bo<strong>den</strong>kunde<br />
ist die Verwitterungslehre, die sich mit der „obersten Lockerschicht<br />
der festen Erdrinde“ befasst. Durch die Anwendung geologischer, petrographischer<br />
und mineralogischer Untersuchungsverfahren auf <strong>den</strong> Bo<strong>den</strong> ließ sich das<br />
bo<strong>den</strong>bil<strong>den</strong>de Substrat genau kennzeichnen.<br />
An der Forstakademie in Dreißigacker (Herzogtum Meiningen) verfasste Behlen<br />
1826 eine Gebirgs- und Bo<strong>den</strong>kunde in Beziehung auf das Forstwesen, und<br />
Bernhardi vertrat hier bereits 1832 die Inlandeistheorie, die 43 Jahre später von<br />
Torell bewiesen wurde. Der sächsische Geologe Naumann entdeckte 1844 vom<br />
Eis geschliffene Oberflächen in <strong>den</strong> Hohburger Bergen bei Wurzen in Sachsen.<br />
Grebe (Ruhla, Eisenach; 1816–1890) erläutert 1853 die Abhängigkeit des Bo<strong>den</strong>s<br />
von der Art des anstehen<strong>den</strong> Muttergesteins und die Beziehungen zwischen<br />
Güte und Menge des Waldhumus. Senft (1810–1893), Eisenach, der wie<br />
Krutzsch in Tharandt Theologie und Naturwissenschaften studiert hatte, richtete<br />
sein Augenmerk auf die Verwitterungsvorgänge. Bereits 1847 wurde von ihm<br />
ein umfangreiches mineralogisch-petrographisches Bo<strong>den</strong>klassifikationssystem<br />
auf geologischer Grundlage erstellt. Der Petrographie wurde hierin der Vorrang<br />
vor der Formationslehre eingeräumt.<br />
Die Hauptgliederung erfolgte in Verwitterungs- und Gebirgsbö<strong>den</strong> einerseits<br />
und in Schlämm- und Tieflandsbö<strong>den</strong> andererseits. In seinem 1877 erschienenen<br />
„Lehrbuch der Gesteins- und Bo<strong>den</strong>kunde“ beschreibt Senft die Bo<strong>den</strong>arten in<br />
<strong>den</strong> verschie<strong>den</strong>en geologischen Formationen und geht auf das Verhalten des<br />
Bo<strong>den</strong>s zur Pflanzenwelt ein. Er betrachtet <strong>den</strong> Bo<strong>den</strong> als Naturkörper, unabhängig<br />
von seiner Bedeutung als Produktionsmittel der Land- und Forstwirtschaft.
Senft unterteilte das Bo<strong>den</strong>profil schon 1847 in Oberbo<strong>den</strong>, Unterbo<strong>den</strong> und<br />
Untergrund, die späteren Horizonte A, B, C Dokucaevs, und beschrieb ihre<br />
Funktionen. Er unterscheidet bei Verwitterungsbö<strong>den</strong> folgende „Lagen oder<br />
Schichten“:<br />
„zu oberst als Decke: abgestorbene, noch in der Humification begriffene Pflanzenreste;<br />
darunter eine dunkelbraun erdige, moderig riechende, feuchtwarme<br />
Lage von Humus; darunter der eigentliche Verwitterungsbo<strong>den</strong>, aber<br />
1) in seiner obersten Lage untermischt mit feinzertheiltem Humus;<br />
2) in seiner mittleren Lage untermischt mit noch in Vermoderung begriffenen<br />
Wurzelabfällen;<br />
3) in seiner untersten Lage nur Mineralbo<strong>den</strong>,<br />
und zu unterst endlich Felsgerölle oder festes Gestein.“<br />
In Tharandt führte C. L. Krutzsch (1772–1852) seit 1814 eine auf <strong>den</strong> Naturwissenschaften<br />
aufbauende bo<strong>den</strong>kundliche <strong>Aus</strong>bildung für Forstleute und seit 1830<br />
auch für Landwirte ein. In seiner „Gebirgs- und Bo<strong>den</strong>kunde“ (1827, 1842) geht<br />
er u. a. auf Körnung (Grunder<strong>den</strong> als Endprodukte der Verwitterung), Humus<br />
(Dammerde), Bo<strong>den</strong>fruchtbarkeit und die Bedeutung der Bo<strong>den</strong>tiere ein. Bei<br />
Waldbö<strong>den</strong> wurde außer der ökologischen Differenzierung des Humus geprüft,<br />
ob die Grunderde mit der Dammerde gemischt ist und welches Verhältnis von<br />
Auflage- zu Bo<strong>den</strong>humus vorliegt. In seinen <strong>Aus</strong>führungen zur Bo<strong>den</strong>beschreibung<br />
wer<strong>den</strong> die wesentlichen, für die Bo<strong>den</strong>kartierung auch heute noch gelten<strong>den</strong><br />
Gesichtspunkte klar herausgearbeitet. Das Bo<strong>den</strong>profil untergliedert er in<br />
Untergrund, Obergrund und Bo<strong>den</strong>bedeckung. Der Obergrund entspricht bei<br />
Ackerbö<strong>den</strong> der Ackerkrume, bei Waldbö<strong>den</strong> dem Bereich, in dem Grund- und<br />
Dammerde gemengt sind. Er unterscheidet gleichartige und mehrschichtige Bö<strong>den</strong><br />
und zieht das Geländeklima mit in die Standortsbeschreibung ein. H.<br />
Krutzsch (Tharandt 1849-1887) vertritt mit der Fächerkombination Mineralogie,<br />
Geognosie, Meteorologie eine frühe Standortslehre, nimmt größere sächsische<br />
Waldgebiete geognostisch auf und legt eine Sammlung der Gesteins- und Bo<strong>den</strong>arten<br />
Sachsens an. B. Cotta (Tharandt 1840–42, Freiberg) schrieb 1842 eine<br />
Geognosie und Geologie für Forst- und Landwirte und entwarf 1854 eine erste<br />
Landschaftsgliederung für Deutschland auf geologischer Grundlage.<br />
Auch an der Akademie in Schemnitz (Banská Stiavnica, Slowakei) wird eine auf<br />
naturwissenschaftlicher Grundlage – einschließlich Bo<strong>den</strong>kunde und Standortslehre,<br />
damals „Forstmännische Lehre von dem Oertlichen“ – aufbauende<br />
Forstwirtschaft durch Wilckens (geb.1763 in Wolfenbüttel) gelehrt, nachdem er<br />
zuvor an der Forstlehranstalt von Bechstein in Waltershausen (Thüringen) gewirkt<br />
hatte.
Er beschreibt die Dammerde, an die nach ihm die Fruchtbarkeit des Bo<strong>den</strong>s gebun<strong>den</strong><br />
ist, als schwarzbraunes bis schwarzes Gemenge von Erde und vermoderten<br />
Pflanzenteilen, und charakterisiert sie physikalisch. Wilckens beurteilt<br />
die Güte der Bö<strong>den</strong> in Abhängigkeit von der Höhenlage, dem Grundgestein sowie<br />
der Lage im Relief und ihre Eignung für Holzgewächse.<br />
In Sachsen löste Fallou (1794–1877, zunächst Advokat und Steuerrevisor in<br />
Waldheim, Sa., später Privatgelehrter) die Bo<strong>den</strong>kunde aus ihrer landwirtschaftlichen<br />
Zweckgebun<strong>den</strong>heit. Er gilt als Wegbereiter einer naturwissenschaftlichen<br />
Bo<strong>den</strong>kunde und prägte <strong>den</strong> Begriff Pedologie.<br />
Fallou beschäftigte sich mit dem Schichtenbau des bo<strong>den</strong>bil<strong>den</strong><strong>den</strong> Substrats im<br />
Gebirge, <strong>den</strong> heutigen periglazialen Deckschichten, und mit der Einteilung der<br />
Bö<strong>den</strong> nach bo<strong>den</strong>eigenen Merkmalen. Für ihn war der Bo<strong>den</strong> eine besondere<br />
Naturerscheinung, entsprechend forderte er eine selbständige naturwissenschaftliche<br />
Bo<strong>den</strong>kunde.<br />
Von ihm stammen u. a. die Bücher „Pedologie oder allgemeine und besondere<br />
Bo<strong>den</strong>kunde“ (1862) und „Grund und Bo<strong>den</strong> des Königreiches Sachsen“ (1868).<br />
In Deutschland waren Sprengel, Liebig und Stöckhardt (Tharandt, 1847–1883)<br />
herausragende Vertreter der Agrikulturchemie bzw. Pflanzenernährung. Stöckhardt<br />
wurde 1847 nach Tharandt auf <strong>den</strong> ersten Lehrstuhl für Agrikulturchemie<br />
in Deutschland berufen, um „die praktische Anwendbarkeit der chemischagronomischen<br />
Ansichten und Theorien des Professors Liebig“ zu überprüfen.<br />
Die Agrikulturchemie umfasst die Wissensgebiete Bo<strong>den</strong>kunde, Pflanzenernährung<br />
und Düngung sowie Tierernährung und Futtermittelkunde. Wie Liebig<br />
weckte Stöckhardt das Interesse breiter Kreise der Landwirtschaft an agrikulturchemischen<br />
Fragen, insbesondere der Düngung. Durch die Gründung landwirtschaftlicher<br />
(agrikulturchemischer) und forstlicher Versuchsstationen (Versuchsanstalten)<br />
erwarb er sich ein besonderes Verdienst. Hellriegel (1831–<br />
1895), der zunächst als Assistent im chemischen Laboratorium in Tharandt tätig<br />
war, bevor er Professor und Direktor der Versuchsstation in Bernburg wurde,<br />
und sein Assistent Wilfarth stellten 1886 in Gefäßversuchen fest, dass die<br />
Leguminosen Luftstickstoff mit Hilfe der Knöllchenbakterien bin<strong>den</strong>.<br />
20. Jahrhundert<br />
Nach Vater (Tharandt 1887–1925) ist die geologisch-petrographische Anordnung<br />
der Bö<strong>den</strong> für zusammenfassende Untersuchungen über <strong>den</strong> Einfluss des<br />
Bo<strong>den</strong>s auf die Pflanze am geeignetsten. Auch für die eingehende bo<strong>den</strong>kundliche<br />
Darstellung von Landschaften empfiehlt er die geologische Anordnung. Seit<br />
Vater ist die Berücksichtigung des Standortes als einer Funktion von Lage, Klima,<br />
Geologie und Bo<strong>den</strong> nicht mehr aus der Forstwirtschaft wegzu<strong>den</strong>ken.<br />
Hierzu haben auch die bo<strong>den</strong>- und standortskundlichen Arbeiten von Ramann,<br />
München (geb. 1851 in Oberndorf bei Arnstadt (Thüringen), Forstliche Standortslehre<br />
1887) und seines Schülers Krauss (Tharandt 1925–1935, München<br />
1935–1954), beigetragen.
Krauss hielt erstmals eine spezielle Vorlesung „Forstliche Standortslehre“, entwickelte<br />
die forstliche Standortskartierung und eine Standortslehre, die auch<br />
Landwirtschaft und Obstbau berücksichtigte. Krauss prägte <strong>den</strong> Begriff der<br />
„biologischen Nachhaltigkeit“. Vater und Krauss gliedern 1928 Sachsen und<br />
Thüringen in forstliche Wuchsbezirke. Krauss führt von 1926–1936 in <strong>den</strong> sächsischen<br />
Wuchsbezirken Standortsuntersuchungen im Zusammenhang mit der<br />
Forsteinrichtung als Grundlage für einen standortsgerechten Waldbau durch. Er<br />
verbesserte die mechanischer Bo<strong>den</strong>analyse zur Untersuchung von Waldbö<strong>den</strong><br />
und schied in Sachsen <strong>den</strong> Bo<strong>den</strong>typ Pseudogley aus.<br />
Auf Anregung von Krauss wurde 1927 in Jena durch die Thüringische Staatsforstverwaltung<br />
eine Versuchsstelle für forstliche Bo<strong>den</strong>kunde eingerichtet. An<br />
ihr arbeiteten mit standortskundlicher <strong>Aus</strong>richtung zunächst Brückner, Jahn und<br />
Bujakowski, später u. a. Ehwald und Jaeger eng mit der Geologischen Landesuntersuchung<br />
in Thüringen zusammen. Die Forstwirtschaft hat durch die flächendeckende<br />
Standortskartierung seit Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts viel<br />
für die Erforschung der natürlichen Bo<strong>den</strong>eigenschaften sowie die regionale Erfassung<br />
der Bö<strong>den</strong> geleistet. Durch die forstliche Standortskartierung in Weimar<br />
sowie die Bo<strong>den</strong>kunde und Standortslehre in Tharandt wurde auf die Bedeutung<br />
quartärer, im periglazialen Raum entstan<strong>den</strong>er Schuttdecken bzw. Sedimente für<br />
die Bo<strong>den</strong>entwicklung und Standortsbewertung im Mittelgebirge und Hügelland<br />
hingewiesen und die Bo<strong>den</strong>form als Kartierungseinheit aus Substrat und Bo<strong>den</strong>typ<br />
eingeführt. Die kartierten Einheiten wur<strong>den</strong> in Tharandt ökologisch und<br />
auf ihre Ertragsleistung näher untersucht.<br />
2. Standorte und <strong>Aus</strong>bildungsziele der forstlichen Lehranstalten<br />
Standorte<br />
Den zahlreichen kleinen forstlichen Lehranstalten in Thüringen, die mit heutigen<br />
"start up-Betrieben" zu vergleichen sind, war keine lange Existenz beschie<strong>den</strong>.<br />
Lediglich der Standort Eisenach erwies sich durch seine geologisch, bo<strong>den</strong>kundlich<br />
und vegetationskundlich vielseitige Umgebung sowie die Stadtlage für<br />
längere Zeit als geeignet. Noch heute ist Eisenach ein idealer <strong>Aus</strong>gangspunkt für<br />
forstwissenschaftliche Exkursionen. Mit dem Ende des Zeitalters der kleinen<br />
Akademien in Deutschland wurde der Anschluss derselben an eine Universität<br />
oder Technische Hochschule notwendig, was im Falle von Tharandt mit der TH<br />
Dres<strong>den</strong> gelang. Trotz der kurzen Existenz der alten Thüringer forstlichen Lehranstalten<br />
war deren Wirkung auf die naturwissenschaftlichen Grundlagen der<br />
Forstwirtschaft und <strong>den</strong> Waldbau erheblich. Auf dem hier interessieren<strong>den</strong><br />
standortskundlichen Sektor seien als herausragende Leistungen die Theorie zum<br />
Inlandeis in Deutschland, die Aufdeckung der Beziehungen des Bo<strong>den</strong>s zum<br />
geologischen Substrat und des grundsätzlichen Aufbaus eines Bo<strong>den</strong>profils genannt.
Zusätzlich lieferte Thüringen später von Jena und Weimar aus einen wesentlichen<br />
Beitrag für die Standortskartierung im Mittelgebirge durch die Einbeziehung<br />
der quartärgeologischen Schichtung der Bo<strong>den</strong>substrate in die Standortansprache.<br />
Die forstliche Lehre in Thüringen lebte während der DDR-Zeit als Fachschule<br />
und nach der Wende aufgewertet als Fachhochschule in Schwarzburg weiter.<br />
Eine räumliche Zusammenlegung der universitären <strong>Aus</strong>bildung und der Fachhochschulausbildung<br />
im Raum Tharandt wurde in der Wendezeit diskutiert, aber<br />
mit Rücksicht auf die forstliche Lehrtradition in Thüringen nicht weiter verfolgt.<br />
Man sollte es auch künftig bei der gegenwärtigen Regelung aus folgen<strong>den</strong><br />
Grün<strong>den</strong> belassen: Die Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig<br />
weist als ihr wissenschaftliches Einzugsgebiet die Länder Sachsen, Thüringen<br />
und Sachsen-Anhalt auf. Auch die Forstwirtschaft könnte dieses Territorium auf<br />
dem Gebiet der Lehre und Forschung als Einheit betrachten. <strong>Aus</strong> Grün<strong>den</strong> der<br />
Kontinuität und des regionalen Gleichgewichtes wäre die <strong>Aus</strong>bildung der<br />
Forstwirte in Sachsen, die der Forstingenieure in Thüringen weiterhin durchzuführen.<br />
Eine Massenausbildung ist weder für Tharandt noch für Schwarzburg<br />
anzustreben, vielmehr sollte die Selektion geeigneter Bewerber in einer dem<br />
Länderbedarf für Forstwirtschaft und Umweltschutz angepassten Höhe das Ziel<br />
sein. Bei <strong>den</strong> wenigen Stellen in der Forstwirtschaft und Forstwissenschaft ist<br />
hochqualifiziertes und durch <strong>den</strong> territorialen Bezug hochmotiviertes Personal<br />
eine Notwendigkeit.<br />
Wissensvermittlung<br />
Gegenwärtig wird die Einführung der Abschlüsse Bachelor und Master an <strong>den</strong><br />
Universitäten und Fachhochschulen diskutiert, ohne dass Klarheit über die <strong>Aus</strong>wirkungen<br />
auf die Arbeitsteilung zwischen diesen Lehranstalten bestünde. An<br />
der TU Dres<strong>den</strong> ist die Integration von Fachhochschulen kein Thema. Der Bachelor<br />
ist hier z. Z nur für <strong>Aus</strong>länder und Abgänger, nicht aber für die Industrie<br />
von Interesse. Eine Zusammenlegung der bei<strong>den</strong> forstlichen <strong>Aus</strong>bildungsrichtungen<br />
Forstwirt und Forstingenieur FH in Tharandt, differenziert durch die Anzahl<br />
der zu absolvieren<strong>den</strong> Semester bzw. <strong>den</strong> Bachelor oder Master-Abschluss,<br />
ist grundsätzlich nicht erstrebenswert, da sich die wissenschaftlich orientierte<br />
<strong>Aus</strong>bildung vom ersten Semester ab von einer praxisorientierten <strong>Aus</strong>bildung mit<br />
dem Ziel Revierförster unterscheidet und auch unterschiedliche Lehrkräfte erfordert.<br />
Für eine Fachhochschule gilt im besonderem Maße, dass Wissen Theorie<br />
und praktisches Können ist. Schon Cotta betrachtete die Forstwirtschaft als<br />
"halb Wissenschaft, halb Kunst". Ein zunächst gemeinsames Studium bis zum<br />
Revierförster (Bachelor) mit anschließendem Studium zum Oberförster für einen<br />
Teil der Stu<strong>den</strong>ten wurde an der Fakultät in Tharandt früher schon einmal erörtert<br />
und als nicht sinnvoll verworfen.<br />
Wollen die Fachhochschulen <strong>den</strong> Master einführen, müssten die Studieninhalte<br />
weiterhin in unmittelbarer Beziehung zu konkreten Problemen und Aufgaben-
stellungen der Praxis stehen, die Studienzeit würde sich aber wahrscheinlich von<br />
6 auf 7 Semester verlängern und der Abschluss wäre als Master einer FH zu<br />
kennzeichnen. Bei der gegenwärtig unklaren Situation sollte die bisherige <strong>Aus</strong>bildungsform<br />
zunächst beibehalten wer<strong>den</strong>. Wenn man Änderungen wünscht, so<br />
könnte zusätzlich die <strong>Aus</strong>bildung von Forstleuten aus Entwicklungsländern in<br />
Schwarzburg erfolgen. Auch wäre eine organisatorische Angliederung der<br />
forstlichen Fachhochschule an eine andere in Thüringen bestehende Fachhochschule<br />
mit geeigneten Disziplinen <strong>den</strong>kbar, wie dies in Eberswalde der Fall ist.<br />
Inhaltlich sollte die forstliche Lehre durch ein studium generale so ergänzt wer<strong>den</strong>,<br />
dass die Absolventen ausreichende Kenntnisse auf <strong>den</strong> Gebieten Landwirtschaft,<br />
Wasserwirtschaft, Naturschutz und Umweltschutz sowie Kommunikation<br />
besitzen, um künftig in Fachgremien und gesellschaftlichen Organisationen <strong>den</strong><br />
erforderlichen forstlichen Einfluss ausüben zu können. Bei der Durchführung<br />
der Diplomarbeiten sollte die enge Verbindung mit <strong>den</strong> Universitätsinstituten in<br />
Tharandt, aber auch in Jena und Halle, gesucht und bei territorialem Bezug der<br />
Arbeit ihre Finanzierung über Landesmittel gefördert wer<strong>den</strong>.<br />
Im Prinzip gelten ähnliche Gesichtspunkte auch für die Lehre und Forschung in<br />
Tharandt. Auch hier wur<strong>den</strong>, wie eingangs für die Gebiete der Bo<strong>den</strong>kunde,<br />
Pflanzenernährung und Standortslehre gezeigt, herausragende Forschungsergebnisse<br />
erzielt. Bei Gewährleistung einer forstwissenschaftlichen <strong>Aus</strong>bildung auf<br />
hohem Niveau darf heute der Umweltbezug nicht zu kurz kommen. Nicht umsonst<br />
wer<strong>den</strong> in Deutschland die forstlichen Fachrichtungen mit landwirtschaftlichen,<br />
wasserwirtschaftlichen oder geowissenschaftlichen Fachrichtungen in<br />
Fakultäten zusammengefasst. Die Effizienz der <strong>Aus</strong>bildung könnte durch Aufnahmeprüfungen<br />
und Begrenzung der Zulassungen verbessert wer<strong>den</strong>.<br />
Zu überlegen wäre, wie die Forschungseinrichtungen der Forstwirtschaft in<br />
Mitteldeutschland untereinander zu koordinieren und ihre Forschung mit derjenigen<br />
der universitären Einrichtungen noch besser als bisher abzustimmen sind.<br />
Wertvermittlung<br />
Wichtiger noch als Struktur und Lehrinhalte ist der an einer Lehranstalt herrschende<br />
Geist. Die Erfahrungen der Vergangenheit machen <strong>den</strong> Hinweis notwendig,<br />
dass jeder parteipolitische bzw. ideologische Missbrauch der Lehre zu<br />
unterbin<strong>den</strong> ist. Lehrkräfte sollten charakterliche Werte eines gebildeten Menschen<br />
besitzen und sich entsprechend vorbildlich verhalten. Es reicht nicht aus,<br />
dass der Stu<strong>den</strong>t bei ihnen etwas lernen kann.
Hochschullehrer haben nicht nur die Aufgabe, wertneutrales naturwissenschaftliches<br />
und technisches Wissen <strong>den</strong> Stu<strong>den</strong>ten zu vermitteln, sondern diese auch<br />
mit für ihre künftige Tätigkeit wichtigen Pflichten und Werten, wie Sorgfalt,<br />
Genauigkeit und Ehrlichkeit, vertraut zu machen und ihre Entwicklung zu Persönlichkeiten<br />
zu fördern. Dies setzt Vertrauen der Stu<strong>den</strong>ten in ihre Lehrer voraus.<br />
Der forstliche Nachwuchs muss befähigt wer<strong>den</strong>, in freier Kooperation zu<br />
arbeiten. Die freie Kooperation ist um so bedeutender, als das kollektive Verhalten<br />
in der Vergangenheit durch Sanktionen gesteuert wurde. Bei "Zwangsgenossenschaft"<br />
ohne Möglichkeit zu freier Kritik und bei <strong>Aus</strong>schluss der angeblich<br />
aus ideologischen Grün<strong>den</strong> nicht vertrauenswürdigen Personen war keine<br />
freie Kooperation und freie Wissenschaft möglich. Deshalb war nach der Wende<br />
eine Rekonstruktion der Hochschulen und der Wissenschaft notwendig (Stekeler-Weithofer<br />
2005). Der Absolvent soll sich bewusst sein, dass er im Beruf<br />
eine Leistung für die gesamte Gesellschaft zu erbringen hat. Die <strong>Aus</strong>bildung<br />
muss ihn befähigen, in freier Zusammenarbeit zum Gelingen eines als vernünftig<br />
anerkannten forstlichen Projektes verlässlich seinen Teil beizutragen, auch<br />
bei räumlich weitgehend isolierter Arbeitsweise und damit fehlender ständiger<br />
Kontrolle.<br />
Im besonderen Maße ist gemeinsame freie Tätigkeit mit der Möglichkeit zur<br />
Kritik Voraussetzung für Erfolge in der wissenschaftlichen Arbeit.<br />
Bei Nutzung der Möglichkeiten einer Zusammenarbeit in Lehre und Forschung<br />
lässt sich auch mit beschränkten Mitteln eine solide und moderne <strong>Aus</strong>bildung<br />
des fachlichen Nachwuchses und die notwendige auf das Territorium bezogene<br />
Forschung sichern. Seit Cotta haben die forstlichen Hochschulen sparsam wirtschaften<br />
müssen. Die bisherigen Leistungen der Forstwissenschaften und der<br />
Forstwirtschaft im Mitteldeutschland dürften <strong>den</strong> ökonomischen Aufwand, <strong>den</strong><br />
die Unterhaltung von Lehr- und Forschungseinrichtungen erfordert, rechtfertigen.<br />
Literatur<br />
Behlen, St.: Lehrbuch der Gebirgs- und Bo<strong>den</strong>kunde in Beziehung auf das<br />
Forstwesen. Teil 8, Bd 4. In: Bechstein, J. M. (Hrsg.): Die Forst- und Jagdwissenschaft<br />
nach allen ihren Theilen. Verlag Hennings, Gotha/Erfurt 1826.<br />
Carlowitz, H. C. v.: Sylvicultura oeconomica, Oder Haußwirthliche Nachricht<br />
und Naturmäßige Anweisung Zur Wil<strong>den</strong> Baum-Zucht. Leipzig 1713. Verlag<br />
J.F. Braun. 2. Aufl. mit einem 3. Teil von Rohr, B. V.. Verlag J. Fr. Braun Erben,<br />
Leipzig 1732. Reprint durch die TU Bergakademie Freiberg 2000.<br />
Cotta, B.: Anleitung zum Studium der Geognosie und Geologie, besonders für<br />
deutsche Forstwirthe, Landwirthe und Techniker. 1842.
Cotta, B.: Deutschlands Bo<strong>den</strong>, sein geologischer Bau und dessen Einwirkungen<br />
auf das Leben der Menschen. Brockhaus, Leipzig 1854.<br />
Fallou, F. A.: Die Gebirgsformationen zwischen Mittweida und Rochlitz, der<br />
Zschopau und bei<strong>den</strong> Mul<strong>den</strong>, und ihr Einfluß auf die Vegetation. Acta<br />
societatis Jablonovianae Nova, Tomus IX, Leipzig 1845.<br />
Fallou, F. A.: Grund und Bo<strong>den</strong> des Königreichs Sachsen und seiner Umgebung<br />
in sämmtlichen Nachbarstaaten in volks-, land- und forstwirthschaftlicher Beziehung<br />
naturwissenschaftlich untersucht. G. Schönfeld’s Buchhandlung, Dres<strong>den</strong><br />
1868.<br />
Fiedler, H. J.: Die Entwicklung der standortskundlichen Forschung in Tharandt<br />
seit der Gründung der königlich-sächsischen Forstakademie im Jahre 1816. Sitzungsber.<br />
d. SAW zu Leipzig, math.-naturw. Kl. Bd. 124, H.4. Akademie Verlag,<br />
Berlin 1994.<br />
Fiedler, H. J.: Alte und neue Beziehungen zwischen Geologie und Pedologie. Z.<br />
geol. Wiss. 28 (2000):545–557.<br />
Grebe, C.: Gebirgskunde, Bo<strong>den</strong>kunde und Klimalehre in ihrer Anwendung auf<br />
Forstwirthschaft. Verl. J. F. Baerecke, Eisenach 1853; 4 Aufl. Berlin 1886.<br />
Krauss, G. A., Härtel, F., Müller, K., Gärtner, G. und Schanz, H.: Standortsgemäße<br />
Durchführung der Abkehr von der Fichtenwirtschaft im nordwestsächsischen<br />
Niederland. Thar. Forstl. Jb. 90 (1939): 481–716.<br />
Krutzsch, K. L.: Gebirgs- und Bo<strong>den</strong>kunde für <strong>den</strong> Forst- und Landwirth. Bd. 2:<br />
Die Bo<strong>den</strong>kunde. Arnoldinische Buchhandlung, Dres<strong>den</strong>, Leipzig 1842.<br />
Külbel, J. A.: Cause de la fertilité des terres. Bordeaux 1741. Philippum Bonk,<br />
Lyon 1743.<br />
Senft, F.: Lehrbuch der Bo<strong>den</strong>kunde. Für Land- und Forstwirthe sowie auch<br />
Geognosten. 2. Aufl. Springer Verlag, Berlin 1877.<br />
Stekeler-Weithofer, P.: Wertfreiheit und Wertbindung der Wissenschaften. Manuskript<br />
, Vortrag SAW zu Leipzig 2005.<br />
Stöckhardt, J. A.: Chemische Feldpredigten für deutsche Landwirthe. Wigand,<br />
Leipzig 1851.<br />
Vater, H.: Forstliche Standortslehre. Merksätze und Zahlenangaben zum Lehrvortrage<br />
an der Forstlichen Hochschule in Tharandt 1925. Institut für Bo<strong>den</strong>kunde<br />
und Standortslehre, TU Dres<strong>den</strong>, Tharandt
Zum Ge<strong>den</strong>ken an Dr. habil. Eckehard Schwarz<br />
(* 5.4. 1926 = Altenburg † 07.09.2005 = Eberswalde)<br />
Träger des Lorenz-Wappes-Preises 2005 des Deutschen <strong>Forstverein</strong>s e.V.<br />
Gottlob König,<br />
ein Leben für <strong>den</strong> Wald und die Landschaft<br />
"Es ist kein Zweifel, geheime Bande der Natur<br />
knüpfen das Schicksal der Sterblichen an das der<br />
Bäume." G. König 1840<br />
In Thüringen waren viele Persönlichkeiten beheimatet, die weit über ihren engeren<br />
Wirkungskreis hinaus für <strong>den</strong> Wald und die Forstwirtschaft Bedeutung erlangten.<br />
Forstliche Praktiker und Verwaltungsbeamte, Forscher und Lehrer machten durch<br />
ihr Wirken im 18. und 19. Jahrhundert auf ihrem Fachgebiet dem Ruf des klassischen<br />
Weimar, dem gerade in diesem Jahr so viel Aufmerksamkeit und Anerkennung<br />
gezollt wird, alle Ehre.<br />
Anzuführen sind hier der Oberlandjägermeister von Göchhausen, die Wildmeister<br />
Sckell und Käpler, insbesondere aber der Kameralist Friedrich Ulrich Stisser, der<br />
bereits 1735 forstliche Vorlesungen an der Universität Jena hielt und der Verfasser<br />
des ersten Buches über deutsche Forstgeschichte war. Die forstliche Gutachtertätigkeit<br />
des Oberforstmeisters von Lengefeld, Schillers Schwiegervater, wurde<br />
selbst von Goethe gerühmt. Forstmeister Oettelt gehört zu <strong>den</strong> Begründern der<br />
mathematischen Richtung im Forstwesen. Dr. Matthäus Bechstein errichtete<br />
Forstlehranstalten in Waltershausen und Dreißigacker sowie die erste länder- und<br />
berufeübergreifende forstlich ausgerichtete Gelehrtengesellschaft. Oberforstrat<br />
Heinrich Cotta, einer der Forstleute von europäischer Geltung, begründete mit seinem<br />
Vater eine Forstschule im weimarischen Zillbach bevor er nach Tharandt, der<br />
heute noch bestehen<strong>den</strong> forstlichen Lehrstätte, übersiedelte. Sie alle, bis auf<br />
Bechstein, wirkten in <strong>den</strong> Herzogtümern Weimar und Eisenach, bzw. nach 1815 im<br />
Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach.
Zu <strong>den</strong> Genannten zählt auch Oberforstrat Dr. Gottlob König, ein über die Grenzen<br />
Deutschlands hinaus anerkannter forstlicher Praktiker, Forscher, Autor und Lehrer,<br />
dessen 220. Geburtstag und 150. Todestag sich 1999 jähren. Er förderte die seiner<br />
Zeit dringend erforderliche Mathematisierung für eine nachhaltige Forstbewirtschaftung.<br />
Mit seinen Bemühungen, bereits neben der Nutzfunktion auch der<br />
Schutz- und Erholungsfunktion des Waldes vor mehr als 150 Jahren Geltung zu<br />
verschaffen, eilte er seiner Zeit weit voraus. Königs Lehre und Schriften zeugen<br />
davon, praktische Beweise in der hohen Rhön, bei Eisenach und Weimar machen<br />
es noch heute sichtbar.<br />
Königs Leben und Schaffen sind ein Beispiel dafür, dass Gedanken und Grundsätze<br />
von weitsichtigen Forstleuten, die vor Jahrzehnten, ja schon vor 100 oder gar<br />
200 Jahren lebten, heute noch nichts von ihre Bedeutung für die Gegenwart und<br />
Zukunft verloren haben. Wir tun gut daran, derartigen Spuren zu folgen, sie in Erinnerung<br />
zu rufen, sie zu nutzen und uns dabei immer wieder die Frage zu stellen:<br />
"Handeln wir richtig? Wie wer<strong>den</strong> unsere Nachfahren über uns urteilen?"<br />
Zur Person<br />
Als Gottlob König nach "mehr als vierzigjähriger vielseitiger Wirksamkeit“ seine<br />
Beobachtungen und Erfahrungen begann in geordneter Form schriftlich mitzuteilen,<br />
fühlte er sich "vorzüglich berufen" durch Cottas ersten Unterricht in Zillbach<br />
als Schüler und dann als Lehrer, durch Oettelts belehrende Unterweisung in Ilmenau,<br />
durch die Einübung, teils im Revierdienst, teils bei der preußischen<br />
Forsttaxation, schließlich durch die Wirtschaftsführung großer lehrreicher Waldungen<br />
in seinem Heimatland, durch Leitung der Forstbetriebseinrichtung im Großherzogtum<br />
Sachsen, und gleichzeitig auch durch ununterbrochenen forstlichen Unterricht<br />
erst in Zillbach, dann eigenständig in Ruhla und Eisenach. Auf diesen<br />
Grundlagen basieren Königs Leistungen verbun<strong>den</strong> mit seinen Charaktereigenschaften,<br />
durch deren Darlegung ich versuchen will, Ihnen zunächst Königs Persönlichkeit<br />
etwas näher zu bringen.<br />
Zielstrebigkeit war von Jugend an ein Wesenszug Königs. Obgleich er bei der<br />
Aufnahmeprüfung in das Weimarer Gymnasium „wenig bewandert im Deklinieren<br />
und Konjugieren“ war, bestand er hartnäckig auf die Aufnahme in die Quarta. Er<br />
kam in diese, allerdings „auf <strong>den</strong> letzten Platz als einer der nicht günstig in <strong>den</strong><br />
Wissenschaften beurteilt wurde“. So konnte er auch dann, als er das Gymnasium<br />
zur weiteren forstlichen Lehrzeit bei Heinrich Cotta in Zillbach verließ, nach seinen<br />
eigenen Angaben „wenig mehr als rechnen, lesen und schreiben“.
Den Wunsch, <strong>den</strong> Beruf eines Forstmannes zu ergreifen, wer<strong>den</strong> in ihm seine bei<strong>den</strong><br />
Taufpaten, der Oberförster aus seinem Geburtsort Hardisleben, sowie der dortige<br />
Amtmann Cotta, ein Vetter von Heinrich Cottas Vater, geweckt haben. Ehrgeizig<br />
verfolgte König dieses Ziel. Er war noch nicht 17 Jahre alt als ihm Heinrich<br />
Cotta in Zillbach folgen<strong>den</strong> Lehrbrief ausstellte:<br />
„Kund und zu wissen sei hiermit, dass .. Gottlob König ..<br />
bei mir, dem herzoglichen Sachsen Weimar und<br />
Eisenacher Förster zu Zillbach, zwei Jahre die Jägerei<br />
und Geometrie erlernet und sich während dieser Zeit<br />
durchaus rechtschaffend, gefällig und fleißig verhalten hat,<br />
so dass ich in allem Betracht recht sehr wohl<br />
mit ihm zufrie<strong>den</strong> gewesen bin ...“.<br />
<strong>Aus</strong> der Zeit, als König bei Heinrich Cotta in Zillbach bereits selbst Unterricht in<br />
Geometrie erteilen durfte, ist ein Ereignis überliefert, das einen weiteren Wesenszug<br />
Königs charakterisiert, nämlich zu sagen, was er dachte und unbedingt zu tun,<br />
was er für richtig hielt.<br />
König war mit 3 Forstschülern von Zillbach aus querfeldein gegangen und in <strong>den</strong><br />
Garten des preußischen Kammerherren von Wechmar geraten. Als er keinen <strong>Aus</strong>gang<br />
fand und über <strong>den</strong> Gartenzaun steigen wollte, um heraus zu kommen, rief ihm<br />
der Besitzer zu, es ginge kein Weg dorthin. Auf die Frage wer er sei, erwiderte König,<br />
er wäre der Oberjäger König. Nachdem Wechmar, seinerseits befragt, seinen<br />
Namen nannte, lüftete König sein ledernes Käppchen. Wechmar sah in diesem Benehmen<br />
mangelnde Ehrerbietung, ja Arroganz und meinte, dass es für einen Oberjäger<br />
weit schicklicher wäre, bessere Sitten anzunehmen. Beim Umkehren mit seinen<br />
Begleitern rief König Wechmar zu: "Hör er, ich sollte ihn eigentlich einen<br />
recht großen Flegel heißen, aber weil es verboten ist, will ich es nicht tun." Ohne<br />
Rücksicht auf Wechmars gesellschaftliche Stellung erwiderte damit der 25-jährige<br />
König die ihm zugefügte Beleidigung. Das brachte ihm einen achttägigen Arrest<br />
auf der Eisenacher Hauptwache ein, jedoch ohne weitere nachteilige Folgen. Dieses<br />
Auftreten Königs deutet eine Einstellung an die er sein ganzes Leben hindurch<br />
beibehielt: Er nahm keinerlei Rücksicht auf Geburt und Rang.<br />
So gewährte er auch z. B. später an seiner Lehranstalt „ärmeren Schülern“ wie<br />
auch „unbemittelten <strong>Aus</strong>ländern bürgerlichen Standes“ Honorarnachlaß, während<br />
er die Söhne vornehmer Schichten, die meist nur die Jagd anzieht, am schlechtesten<br />
beurteilte.
Öffentlich wendete er sich auch gegen die „kleinliche Finanzknickerei“ in der<br />
„Allgemeinen Forst und Jagdzeitung“ indem er die Regierungen aufforderte, dem<br />
„Förster zeitgemäß zu geben, was er in seiner rühmlichen Mäßigkeit bedarf, um<br />
sorgen- und unmutfrei seine Pflicht zu erfüllen“. Dabei dachte er auch an die Försterfrauen,<br />
die trotz Steigen der Preise mit dem gleichgebliebenem Gehalt ihres<br />
Gatten wirtschaften mussten.<br />
König hat, nach der Randbemerkung eines seiner Schüler, „selbst höchster Person<br />
von der Pique auf gedient“. Er hat sich „ganz alleinstehend zu unvergänglicher<br />
Ruhmeshöhe emporgeschwungen“, heißt es in einer Nachschrift zum Vorwort seiner<br />
„Waldpflege“, deren <strong>Aus</strong>lieferung er nicht mehr erleben durfte. „Viele Hunderte<br />
begeisterter Schüler, achtungsvoller Freunde und treue Verehrer aus allen<br />
Stän<strong>den</strong> der Gesellschaft“ und man könnte wohl sagen, „mehr als eine Nation“<br />
wür<strong>den</strong> „diesen unersetzlichen Verlust betrauern“. Mit der Begründung ein „ebenso<br />
sehr theoretisch wie auch praktisch ausgezeichneter Forstmann und hervorragender<br />
Schriftsteller auf dem Gebiet der Forstwissenschaft“ zu sein, war König<br />
1840 zum Ehrendoktor der philosophischen Fakultät der Universität Jena promoviert<br />
wor<strong>den</strong>.<br />
Professor Senft, 56 Jahre ohne Unterbrechung Lehrer der Naturwissenschaften an<br />
der Eisenacher Forstlehranstalt, sagte: „König war ein ernster Charakter, welcher<br />
mit unbeugsamer Willenskraft bis zum letzten Augenblick seines Lebens nur seiner<br />
Wissenschaft lebte.“ Hagfors, ein Forstökonom aus Finnland, der eine größere<br />
Veröffentlichung allein König widmete, bezeichnete ihn in <strong>den</strong> „Acta Forstalia<br />
Fennica“ als „einen typischen Vertreter deutscher Pflichttreue“.<br />
Königs Leben war ein Leben für <strong>den</strong> Wald und die Landschaftspflege. Sein Streben<br />
war getragen von humanitärem Idealismus. Hören wir als Beispiel wie er der<br />
Großherzoglichen Kammer die Anlage von Waldschutzanpflanzungen in der Hohen<br />
Rhön empfahl und begründete, um das durch Rodungen in früheren Jahrhunderten<br />
gestörte Gleichgewicht im Haushalt der Natur wieder herzustellen:<br />
„Wer wird nicht bedauernswürdigen Mitmenschen beistehen, die mehrenteils durch<br />
Verödung der Natur von früherm Wohlbefin<strong>den</strong> so verarmt sind, dass sie dem Bo<strong>den</strong><br />
kaum noch abgewinnen können, um 9 Monate von Kartoffeln und 3 Monate<br />
von elendem Haferbrot, öfter ohne Salz und Würze, spärlich zu leben, die ohne<br />
Licht in <strong>den</strong> langen nebligen Aben<strong>den</strong>, ohne zulängliche Feuerung bei der harten<br />
Kälte und ohne volle Bekleidung in schwarz geräucherten durchsichtigen Holzhütten<br />
und ohne alle anderen vermeintlichen Lebensbedürfnisse, gefesselt an diese<br />
unwirtbaren Höhen, mit einer unüberwindlichen Schüchternheit und Mutlosigkeit<br />
sich nicht getrauen einen Lebensunterhalt weiter zu suchen“.
„Gewiß können keine Unterstützungen besser angewendet wer<strong>den</strong> als hier, wo mit<br />
wenig Gaben und geeigneten Anweisungen die Erde wieder bewohnbarer gemacht,<br />
die Arbeitsamkeit ihrer Bewohner geweckt und überhaupt eine nicht geringe Menschenzahl<br />
von der niedrigen Stufe geistiger und körperlicher Armut gebracht<br />
wird.“<br />
Die Wälder bedeuteten für ihn eine Lebensgrundlage der Zivilisation. Seinen<br />
Schülern lehrte er, dass „die Forste zu Deutschlands größtem Reichtum gehören<br />
und zu dessen Bewohnbarkeit ganz unentbehrlich“ seien. Er leitete daraus die Forderung<br />
ab, dass „insofern die Forstwirtschaft die größte Aufmerksamkeit aller Regierungen“<br />
bedürfte.<br />
Nach seinen eigenen Worten widmete König seine ganze Lebenszeit „dem erhabenen<br />
Studium der Waldnatur“. „In ein Alter vorgerückt, welches an Stillstand<br />
mahnt“ würde er nun eilen „die Stun<strong>den</strong>, welche sonst der Beobachtung mehr angehörten,<br />
der Mitteilung zu widmen und auch auf diese Weise zur Erhaltung der<br />
ihm liebgewor<strong>den</strong>en Wälder beizutragen.“ Als man ihm bei einem Waldgang eine<br />
Buche zeigte, in die er einst seinen Namen mit der Jahreszahl 1797 geritzt hatte,<br />
sagte er: „Diese Jahreszahl sprach mich mahnend an, nicht zu säumen, und zu tun,<br />
was zu tun ist um mit Ehren <strong>den</strong> Schauplatz verlassen zu können. Halten sie ebenso<br />
auf Ihre Jahreszahl. Die Zeit kommt, wo man sich fragt, und nichts geht über das<br />
Bewußtsein, nach Kräften gearbeitet zuhaben.“<br />
Königs Leistungen in der Forstwirtschaft und -wissenschaft lassen sich in einem<br />
Vortrag nur durch einige Beispiele andeuten. Auf fast allen forstlichen Fachgebieten,<br />
in der Praxis, in der Forschung und in der Lehre ist sein Einfluß zu spüren. Nur<br />
einiges sei herausgegriffen und zwar die Forschungs- und Tätigkeitsgebiete, um die<br />
er sich in besonderen Maße bemühte: Die „Forstmathematik“ in umfassender Bedeutung,<br />
die „Waldpflege“ und die von ihm dieser zugerechnete sogenannte<br />
„Wohlstandspflege“. Nicht übergangen wer<strong>den</strong> kann aber auch sein Unterricht,<br />
seine Forstlehranstalt.
„Forstmathematik“<br />
In dem vielseitigem Gebrauch der Forstmathematik sah König eine wesentliche<br />
Grundlage der Forstwirtschaft.<br />
Er sagte:<br />
„Die Mathematik ist ohne Zweifel dem Forstmanne am notwendigsten und<br />
förderlichsten. - Die ganze Forstkunde besteht mehr oder weniger in einer<br />
Anwendung der Größenlehre auf der Wälder richtigen Gebrauch.“<br />
In seiner allerersten Zeitschriftenveröffentlichung wies er darauf hin, dass „unser<br />
eifrigstes Bestreben dahin gehen sollte, feste und allgemeingültige Grundzahlen für<br />
Masse und Ertrag der Wälder aufzufin<strong>den</strong>“. Darum bemühte er sich in <strong>den</strong> ersten<br />
Jahrzehnten seines Forschens und kam später zu der Überzeugung, dass ohne die<br />
Forstmathematik, „ohne diese Hilfswissenschaft kaum ein einziges Forstgeschäft<br />
zweckmäßig und pünktlich vollführt wer<strong>den</strong>“ könnte. „Wie wäre man anders im<br />
Stande der Forste Vermögen zu würdigen und zu ordnen, der Holzbestände Stellung<br />
und Wachstum, Abtrieb und Anbau richtig und sicher zu handhaben, der Wälder<br />
höchste Nutzbarkeit zu erhalten und alle Walderzeugnisse recht auszubeuten?“<br />
1813 erschien Königs erste selbständige Schrift: Die „Anleitung zur Holztaxation,<br />
ein Handbuch für je<strong>den</strong> Forstmann und Holzhändler“. König wollte die zu dieser<br />
Zeit noch herrschende Willkür beim Holzabsatz durch eine Verbesserung und Vereinheitlichung<br />
bei der Bestimmung des Massengehaltes und der Ermittlung der<br />
Holzpreise beseitigen. Das ist ihm auch gelungen. Statt des bis dahin üblichen Verkaufs<br />
von rundem Werk- und Bauholz nach dem Augenmaß, trat nun die Nutzholzabgabe<br />
der einzelnen Stämme nach ihrem körperlichen Inhalt und Geldertrag.<br />
König zählt u.a. zu <strong>den</strong> Begründern des Gebrauchs der Formzahl. Auch führte er<br />
die Stärkemessung in Brusthöhe ein. Die großherzogliche Forstdirektion ließ Königs<br />
„Anleitung“ an alle ihre Dienststellen zum Gebrauch verteilen. Selbst der kritische<br />
Oberforstrat Pfeil verwendete sie und Laurop verwies auf ihre Bedeutung für<br />
eine „nachhaltig höchste Waldbenutzung“ . Königs Schrift umfaßte im wesentlichen<br />
das heutige Gebiet der Holzmeßkunde, aber auch Grundlagen der Abtriebsregelung<br />
und Waldwertschätzung.
Eine folgerichtige Fortsetzung war die Herausgabe von Königs „Forstmathematik"<br />
1835, von der 5 Auflagen, zwei nach seinem Tod, erschienen. Dazu sagte er, dass<br />
es keine leichte Aufgabe gewesen sei, „anstatt genuß- und lehrreiche Wälder forschend<br />
zu durchstreifen, auf <strong>den</strong> düsteren Wegen der Mathematik sich mit starren<br />
Zahlen und Formeln abzumühen. Doch auch dieses Opfer muß der Wissenschaft<br />
gebracht wer<strong>den</strong>“, sagte er. Dieses, als epochemachend bezeichnete Werk macht<br />
König über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt. Die „Kaiserlich russische<br />
Gesellschaft zur Beförderung der Waldwirtschaft zu St. Petersburg“ ließ sie ins<br />
Russische übersetzen.<br />
In seiner „Forstmathematik“ brachte König auch neue Gedanken zur Rentabilität in<br />
der Forstwirtschaft. Königs „Waldwertschätzung“ legte <strong>den</strong> Grundstein zu späteren<br />
Theorien. Er berechnete als erster <strong>den</strong> Bo<strong>den</strong>wert nach seinem Erwartungswert für<br />
<strong>den</strong> aussetzen<strong>den</strong> Betrieb. Eine seiner wichtigsten Thesen ist die Unterscheidung<br />
zwischen Rentabilität von Bestän<strong>den</strong> und Wirtschaftswäldern. König wollte mit<br />
seinem Wertermittlungsverfahren insbesondere zum wirtschaftlichen Denken anregen.<br />
Dass später sein Verfahren mit eine Basis für die Bo<strong>den</strong>reinertragstheorie bildete,<br />
lag nicht in seinem Sinne. Bei näherer Kenntnis der waldbaulichen Bestrebungen<br />
Königs wäre das auch ein Widerspruch, zumal er ein bewußter Vertreter<br />
der Verbindung von Ökonomie und Ökologie war.<br />
Auch Königs Forsteinrichtungsverfahren ergibt sich in Teilen aus seiner Forstmathematik,<br />
insbesondere aber aus seinen Anweisungen als Leiter der Forsteinrichtung<br />
im Großherzogtum, aus unübertroffen Wirtschaftsbemerkungen in seinen Forsteinrichtungswerken<br />
sowie aus seinen Vorlesungen und Manuskripten. Als Ertragsregelungsverfahren<br />
verwendete er das kombinierte Fachwerk nachdem kurz<br />
zuvor Hartig das Massen- und Cotta das Flächenfachwerk propagierten.<br />
Bei ihm basierte der Hiebsplan im wesentlichen auf der Fläche, wurde aber nach<br />
dem vorgefun<strong>den</strong>en Holzvorrat und dessen nachhaltiger Verteilung abgeändert.<br />
„Nur das räumliche Fachwerk muß fest bestehen; das zeitliche muß der Zeit gemäß<br />
beweglich bleiben“, sagte König. Die Nachhaltigkeitsbedingungen ließ er bei der<br />
Bestandesaufnahme untersuchen, erfüllte sie durch die Planung und sicherte sie<br />
durch Revisionen. Königs Nachfolger, insbesondere Grebe, setzten Königs Zielstellung<br />
fort und erhielten damit angemessen hohe Umtriebe. Erst nach der Jahrhundertwende<br />
begann sich in Sachsen-Weimar ein Übergang vom Fachwerk zur<br />
Altersklassenmethode zu entwickeln. Ebenso wie in der Gegenwart sah König die<br />
Forsteinrichtung als notwendige Voraussetzung für die nachhaltige Bewirtschaftung<br />
und insbesondere Erhaltung des Waldes mit dem Ziel des langfristigen Aufbaues<br />
von naturnahen, standortgerechten <strong>Wäldern</strong>.
Der Gedanke der Nachhaltigkeit hat schon <strong>den</strong> jungen König in seiner Lehrzeit<br />
fasziniert. Mit Forsteinrichtungsthemen begann er dann auch seine Veröffentlichungstätigkeit.<br />
Dabei berichtete er in „Sylvans Jahrbuch“ über ein Zusammentreffen<br />
von Schiller mit einem Ilmenauer Forstmann, „der eben für <strong>den</strong> so verhauenen<br />
llmenauer Forst Abtrieb und Anbau entwarf“. Vermutlich war der Forstmann Oettelt,<br />
dem König um 1800 als Korpsjäger zur praktischen <strong>Aus</strong>bildung zugeteilt wor<strong>den</strong><br />
war.<br />
Der Forstmann erläuterte <strong>den</strong> Zweck seiner Arbeit anhand eines Planes zum Idealbild<br />
„eines vollkommenen Nadelwaldes“, das bis zum Jahre 2050 verwirklicht<br />
wer<strong>den</strong> sollte. Nach Königs Überlieferung soll Schiller dazu bewundernd gesagt<br />
haben: „Nein! - Bei Gott, ich hielt Euch Jäger“ (Jäger wurde in der damaligen Zeit<br />
auch als Synonym für Förster gebraucht) „für sehr gemeine Menschen, deren Taten<br />
sich über das Töten des Wildes nicht erheben. - Aber Ihr seid groß: - Ihr wirket unbekannt,<br />
unbelohnt frei von des Egoismus Tyrannei und Eures stillen Fleißes<br />
Früchte reifen der spätern Nachwelt noch. - Held und Dichter erringen eitlen<br />
Ruhm. Führwahr, ich möchte ein Jäger sein!“<br />
Gegen Ende seines Lebens meinte König „ohne allen Zweifel“ wäre die „Erhaltung<br />
des Waldvermögens, ungeachtet des so dringen<strong>den</strong> Zeitbedürfnisses, eine großartige<br />
Seltenheit“. Viel öfter wür<strong>den</strong> sich „handwerks- und professormäßige Forstverwalter<br />
fin<strong>den</strong>, die ebenso leichtfertig als unkundig auf Kosten der Waldungen hinwirtschaften,<br />
alle Ansprüche befriedigen, bis das Forstvermögen verzettelt und erschöpft<br />
ist. Sowie aber der Ertragsnachhalt fühlbar schwindet und mit diesem<br />
ebenso auch das Einkommen des Herren, dann erntet der schlechte Haushälter unausbleiblich<br />
seinen verdienten Lohn, heiße er und auch anstatt Forstverderber immerhin<br />
Forstmeister prange auf ihm Gold und Silber, als das Zeichen forstlicher<br />
Servilität!“<br />
„Waldpflege“<br />
„Höchst nötig ist der Gegenwart ein besserer Bau der Wälder.<br />
was Menschenhände bis jetzt am Walde bauten,<br />
war eitles Stückwerk im Stile des babylonischen Turmes.<br />
Jeder Baumeister, heißt er immerhin auch Forstmeister,<br />
spricht und schreibt wie dort seine eigene Sprache,<br />
hegt und übt seine eigene Befangenheit. In Schrift und Tat<br />
herrscht schnöde Mißachtung der ewigen Naturgesetze.“
Deutlich wird aus diesen Worten Königs von 1846, dass Königs Handeln nicht allein<br />
bestimmt war von einer rationalistisch mathematisch ausgerichteten Denkweise,<br />
die seinerzeit zur Ermittlung und Einführung exakter wirtschaftlicher Größen<br />
und neuer, zukunftsorientierter Wirtschaftsziele beitrug. Der Waldpflegegedanke<br />
erhielt durch ihn einen besonderen Aufschwung. Ihm gebührt das Verdienst, <strong>den</strong><br />
Begriff „Waldpflege“ in die Forstwirtschaftslehre eingeführt zu haben. Bei König<br />
stand, ebenso wie in der Gegenwart, die Erhaltung und Mehrung des Waldes im<br />
Hinblick auf dessen multifunktionale Bedeutung im Vordergrund der Betrachtung.<br />
Maßgebend trug König zum Aufbau der naturwissenschaftlichen Grundlagen der<br />
Forstwissenschaft bei. Als erster prägte er <strong>den</strong> Begriff „Waldstandortkunde“. Er<br />
wurde zu einem bedeuten<strong>den</strong> Mitbegründer dieser Lehre. Viele forstliche Disziplinen<br />
erfuhren durch ihn eine standörtliche <strong>Aus</strong>richtung oder auch Blickrichtung.<br />
König machte z.B. auf die standörtliche Abhängigkeit von Insektenarten und auch<br />
auf <strong>den</strong> Einfluß des Standortes auf die physikalischen Eigenschaften des Holzes<br />
aufmerksam. Sein Nachfolger Grebe benutzte einen handschriftlichen Nachlaß<br />
über „forstliche Standortkunde“ von König zu seinem Werk „Gebirgskunde, Bo<strong>den</strong>kunde<br />
und Klimalehre in ihrer Anwendung auf die Forstwirtschaft", das als erste<br />
größere Veröffentlichung auf diesem Gebiet gewertet wird.<br />
Für König galt der gleiche Grundsatz, <strong>den</strong> Karl Gayer 50 Jahre später prägte:<br />
„Im Waldbau ist der Standort das Alpha und das Omega aller Betrachtungen.“<br />
Besonders deutlich wird das in Königs Waldbaulehre, in der er <strong>den</strong> Standort als<br />
<strong>den</strong> entschei<strong>den</strong><strong>den</strong> Faktor bei allen Verrichtungen herausstellte. Seine "naturgemäße"<br />
Holzartenwahl , die Forderung nach Mischwald, nach Strukturen hoher Stabilität,<br />
nach „naturgemäßer" Pflege des Bo<strong>den</strong>s, des Bestandes bis hin zu Wurzeluntersuchungen<br />
sind nur einige Forderungen seines Strebens nach naturnahen<br />
Aufbauformen des Waldes, die uns noch heute in Waldumbau-Programmen bewegen.<br />
Den Waldbau suchte König, entsprechend dem damaligen Erkenntnisstand, auf eine<br />
ökologische Grundlage zu stellen. Vorlesungsnachschriften seiner Schüler zeugen<br />
davon. In seiner Lehre vom „Waldwuchs" behandelte er <strong>den</strong> Einfluß der Lebensbedingungen<br />
auf <strong>den</strong> Wald, <strong>den</strong> Einfluß des Standortes, Bo<strong>den</strong>zustandes, des<br />
Bestandesaufbaus. Er wollte auf die Umweltfaktoren aufmerksam machen und die<br />
Vorstellungen einer schematischen Waldbehandlung verdrängen. Dabei spielte die<br />
Beachtung der individuellen Bestandesverhältnisse für König eine entschei<strong>den</strong>de<br />
Rolle. Er ging von <strong>den</strong> Stammindividuen aus und trug so bereits in <strong>den</strong> 30er Jahren<br />
des vorigen Jahrhunderts 5 Baumklassen nach der soziologischen Stellung der Einzelstämme<br />
im Bestand vor. Damit gebührt König die Priorität derartiger Einteilungen<br />
und deren Gebrauch bei Durchforstungen.
Auch war er gegen das gewohnte Pflanzen nach der Schnur und gab einer gruppenweisen<br />
Verteilung der Bäume, insbesondere bei Naturverjüngungen, <strong>den</strong> Vorzug.<br />
In der Praxis sind ihm die Überführung minderbestockter Nieder- und Mittelwälder<br />
in gemischte Hochwälder zu danken.<br />
Die waldbaulichen Grundsätze, die König vertrat, zeigen eine weitgehende Übereinstimmung<br />
mit <strong>den</strong>en, welche Jahrzehnte später in <strong>den</strong> Werken Karl Gayers ihren<br />
klassischen <strong>Aus</strong>druck gefun<strong>den</strong> haben. Sie können uns helfen bei <strong>den</strong> gegenwärtigen<br />
Aufgaben beim Aufbau von naturnahen Bestockungen mit standortgerechten<br />
Baumarten. Königs Forderung nach einer Reform des Waldbaues konnte sich leider<br />
nicht durchsetzen. Er erlebte es nicht mehr, dass man durch die in immer größerem<br />
Maße sichtbar wer<strong>den</strong><strong>den</strong> Schä<strong>den</strong> auf die biologischen Schwächen der vorherrschen<strong>den</strong><br />
Waldbautechnik die zwar aus <strong>den</strong> sehr unregelmäßig bestockten<br />
Waldflächen lückenlose, aber meist gleichförmige Bestände geschaffen hatte, aufmerksam<br />
wurde. Grade deshalb sind Königs waldbauliche Ansichten und Bestrebungen<br />
in der heutigen Zeit so hoch zu bewerten.<br />
Welchen Entwicklungsstand hätte heute die Forstwissenschaft und die Forstwirtschaft<br />
woh1 in Deutschland und wie viele Fehler der Vergangenheit wären vermie<strong>den</strong><br />
wor<strong>den</strong>, hätte man die „Waldpflege“ in ihrem heutigen Sinn in der von König<br />
angedeuteten Weise weiter ausgebaut. Gerade deshalb verdiente Königs Waldbau<br />
und Waldpflege eine besondere Würdigung. Erst ein Jahrhundert später wurde Königs<br />
Wunsch nach „naturgemäßer Behandlung der Wirtschaftswälder“ und nach<br />
der damit verbun<strong>den</strong>en „Reform des Waldbaues“ für einige Jahre durch staatliche<br />
Erlasse angestrebt. Der Einführung naturgemäßer Waldwirtschaft von 1937 durch<br />
Reichserlaß folgten im Hinblick auf <strong>den</strong> 2.Weltkrieg starke Übernutzungen. Wirtschaftliche<br />
Erwägungen bedeuteten auch das Ende der naturgemäßen Ansätze, der<br />
„Vorratspfleglichen“ und der „Standortgerechten Forstwirtschaft“ in der ehemaligen<br />
DDR. Als Krutzsch „die unabwendbare Notwendigkeit der Umstellung der<br />
deutschen Wirtschaft“ 1951 begründete, sagte er über Gottlob König, dass er einer<br />
der „weitblicken<strong>den</strong> Großen unseres Faches“ gewesen sei, „deren Lehren auch<br />
heute noch zum Teil als bahnbrechend angesehen wer<strong>den</strong> können, aber sich damals<br />
leider noch nicht grundsätzlich durchsetzen konnten.“
"Wohlstandspflege"<br />
Seinem letzten Werk von 1849, der „Waldpflege“, hatte König <strong>den</strong> Untertitel gegeben<br />
„aus der Natur und Erfahrung neu aufgefaßt“. Noch 26 Jahre nach seinem<br />
Tod erschien eine Auflage davon. Zu seinen Erkenntnissen über eine naturgemäße<br />
Waldbehandlung hat er einen außergewöhnlichen Abschnitt über die sog. „Wohlstandspflege“<br />
hinzugefügt, der einer besonderen Erwähnung bedarf.<br />
König war zutiefst davon überzeugt, dass<br />
„An die Wälder und Bäume die Natur<br />
der Länder Bewohnbarkeit, der Völker Leben<br />
und Wohlstand knüpfte.“<br />
In seiner Wohlstandspflege sind seine Gedanken zur „Pflege des Waldbo<strong>den</strong>s, des<br />
Waldwuchses, die Lieblichkeitspflege der Waldungen und der äußere Beruf der<br />
Wälder wohl“ zusammengefasst. Sein Ziel war nicht nur „vor allem die Waldbo<strong>den</strong>güte<br />
nach Möglichkeit zu pflegen und zu mehren und die ganzen Waldung<br />
forstnaturgemäß zu ziehen und zu halten, damit aller und jeder Waldwuchs kräftig<br />
gedeihe und die beabsichtigte Größe und Nutzbarkeit zeitig und sicher erreiche.“<br />
Man sollte auch „die Wälder und Holzungen fortwährend in derjenigen Anmutigkeit<br />
erhalten, in we1cher dieselben, ihrem natürlichen Zwecke gemäß, jedermann<br />
genügen und erfreuen. Aber auch der Forste äußere Angelegenheiten in allen ihren<br />
Beziehungen müßten auf jede er<strong>den</strong>kliche Weise gefördert und gebessert wer<strong>den</strong>“.<br />
König wollte mit dem vollkommensten Zustand des Waldes zugleich seinen schönsten<br />
Zustand schaffen. Dies suchte er nicht nur durch die verschie<strong>den</strong>sten Baumarten<br />
zu erreichen, sondern auch dadurch, dass die Wälder als Ganzes ohne „wüst<br />
liegende Plätze und Lücken“, „ohne mißfällige Unterbrechung“ einen schönen Anblick<br />
bieten, zugänglich für jedermann auf angenehmen Wegen. Von der ästhetischen<br />
Seite her förderte er ebenfalls Mischbestände, wenn er sagte: „Und besteht<br />
auch auf großen Strecken nur einerlei Waldgattung , so kann <strong>den</strong>noch diese Eintönigkeit<br />
im Innern durch manche anderartigen Bäume vorteilhaft unterbrochen wer<strong>den</strong>.<br />
Der Nadelwald ließe sich öfter mit Laubholz und der Laubwald mit Nadelholz<br />
nützlich mischen und heben.“ Die Naturschönheit sollte „<strong>den</strong> Menschen von seinen<br />
verkünstelten Genüssen abziehen, ihn an der schönen Natur erfreuen und veredeln.“<br />
Vorausschauende Gedanken und interessante Beispiele zu einem ausgewogenen<br />
Verhältnis von Natur und Kultur brachte König in einer Zeit, als sich eine planmäßige<br />
Bewirtschaftung der Wälder erst zu entwickeln begann.
In der Verbindung der Nutzfunktion mit der Erholungsfunktion des Waldes sah er<br />
keinen Widerspruch, in der Landschaftspflege und -gestaltung degenerierter Landschaften<br />
eine Bereicherung der Landeskultur und des Gemeinwohls. Bei seiner sog.<br />
„Waldverschönerung“ gab er bereits Hinweise zum Naturschutz, zur Natur<strong>den</strong>kmalpflege<br />
und lenkte dabei die Aufmerksamkeit auf die Erhaltung des Waldes und<br />
der Natur allgemein. Das ist das Beachtliche an seinen Ideen für die die Zeit in<br />
ausgedehntem Maße noch nicht reif war. Zwar war er nach einem Urteil schon unmittelbar<br />
nach seinem Tod „entschie<strong>den</strong> einer der hochgebildetsten Forstmänner<br />
Deutschlands, gleich tüchtig in der Wissenschaft, als in der Praxis“, doch seine<br />
Größe und seinen wahren Weitblick können wir erst heute ermessen. König war<br />
ein Wegbereiter der Verbindung von ökonomischen, ökologischen und auch sozialen<br />
Aufgaben der Forstwirtschaft. Er leistete damit einen frühzeitigen Beitrag zu<br />
einer aktuellen gesellschaftspolitischen Aufgabe ersten Ranges. Sein Schaffen und<br />
seine Ziele bieten eine Chance in der Gegenwart noch Nutzen daraus zu ziehen.<br />
Einige seiner Beispiele in der Praxis zeigen es.<br />
Beim Flurholzanbau unterstützte König mit seinen Ansichten, Kenntnissen und<br />
Erfahrungen alle jene, <strong>den</strong>en sich inner- und auch außerhalb des Waldes eine<br />
Möglichkeit bot. Schon die Einbeziehung von Schulkindern könnte dazu beitragen,<br />
dass sie „die Bäume als ihre natürlichen Wohltäter schätzen lernten“. Ortsvorsteher<br />
könnten ihre Gemeinde gegen auszehrende Winde schützen und ihr für spätere<br />
Zeiten eine Rente sichern, so dass „noch Kinder und Kindeskinder mit freudigem<br />
Dankgefühl seinen Namen nennen“ wür<strong>den</strong>. Durch konkrete Vorschläge in Gutachten<br />
über die seit Jahrhunderten entwaldete Hohe Röhn wirkte hier König bahnbrechend<br />
für die Anlage von Wald und Waldschutzstreifen. Auch befürwortete er<br />
Acker- und Ödlandaufforstungen als Sparbüchse für <strong>den</strong> Grundbesitzer. Hilfreich<br />
unterstützte er die Privatwaldbesitzer. Die Vielfalt ihrer Wälder schätzte er bei seinem<br />
Lernen und Forschen.<br />
Auch für die Resi<strong>den</strong>zstadt Weimar machte König Vorschläge zur Gestaltung der<br />
Kulturlandschaft. Er wollte dass die Stadt durch Baumpflanzungen vor Wind und<br />
vor <strong>den</strong> schädlichen Dünsten der 11m geschützt und in ihrer näheren Umgebung<br />
verschönert wer<strong>den</strong> sollte. Von der Großherzogin Maria Paulowna war er zur Anfertigung<br />
von Gutachten beauftragt wor<strong>den</strong>, mit der Maßgabe, .seine bereits erfolgte<br />
Gestaltung zur Verschönerung der Umgebung von Eisenach als Vorbild zu<br />
nehmen.
Das in Eisenach von König geschaffene Naherholungsgebiet mit reizvollen Wegen<br />
und <strong>Aus</strong>blicken verfehlt bis heute nicht die Wirkung auf die Bevölkerung und <strong>den</strong><br />
Tourismus. Als 1849 der Bürgermeister der Stadt Eisenach zur Gestaltung Erinnerungsstätte<br />
für König, der schon Jahre einer zuvor Ehrenbürger gewor<strong>den</strong> war, anregte,<br />
begründete er es folgendermaßen: König „hat sich ein besonderes Verdienst<br />
um unsere Stadt erworben, indem er die tiefsten Schluchten und steilsten Höhen<br />
uns zugänglich gemacht und hierdurch uns selbst die Gelegenheit zum herrlichsten<br />
Genuß der Natur bereitet, unserer Stadt aber durch die Zuführung zahlloser Gäste<br />
aus der Nähe und Ferne die ergiebigste aller Erwerbsquellen eröffnet hat“.<br />
Bemerkt sei hierzu nur, dass König die Drachenschlucht durch Felssprengungen<br />
erschloß, durch Wege die Landgrafenschlucht, das Marien- und Annatal zugänglich<br />
machte, <strong>den</strong> Sängerweg von der Wartburg zum Mariental führte und erste<br />
Wanderwege an der Weinstraße anlegen ließ. Einen besonderen Reiz erhielten diese<br />
Wege durch abwechslungsreiche Waldbilder und aufgehauene Durchblicke zur<br />
Wartburg.<br />
Königs Forstlehranstalten<br />
Sein Gedanken- und Lehrgebäude hat König versucht von Anfang seiner Tätigkeit<br />
an a1s Revierverwalter Schülern zu vermitteln. 1805 war er nach Ruhla gekommen.<br />
Schon 1807 empfahl Goethe dem Kriminalrat Schmaling König als <strong>Aus</strong>bilder<br />
für dessen Sohn, der Forstmann wer<strong>den</strong> wollte. Goethe bemerkte hierzu, dass dieser<br />
„fertig Rechnen und Schreiben und die Anfangsgründe der Mathematik mitzubringen“<br />
hätte.<br />
Verfolgt man Königs Lehrmethode, so lässt sich das ständige Bestreben erkennen:<br />
Die theoretische <strong>Aus</strong>bildung mit der praktischen zu vereinen und im bestmöglichen<br />
Verhältnis aufeinander abzustimmen. Er sagte:<br />
„Im allgemeinen kann der Forstmann nur durch<br />
wechseln<strong>den</strong> Fortschritt in Theorie und Praxis<br />
seine <strong>Aus</strong>bildung sicher erlangen“.<br />
Darüber hinaus bezog er seine Schüler auch in die Forschungstätigkeit ein, wie z.B.<br />
bei der Herstellung eines Tafelwerkes. In seiner ersten Mitteilung über seine<br />
Forstlehranstalt nach deren herzoglichen Genehmigung 1813 sagte König: „Die<br />
früheren Forstlehranstalten gaben <strong>den</strong> Unterricht nicht theoretisch, sie ließen <strong>den</strong><br />
Lehrling im Walde und im Müßiggang verderben, spätere trieben nicht Praxis, sie<br />
bildeten höchstens Forsttheoretiker, selten Forstmänner.
Beide Extreme müssen geeint wer<strong>den</strong> durch einen Unterricht, der Theorie und Praxis<br />
genugsam verbindet“. Schillers Sohn Carl, der älteste Sohn des Dichters, äußerste<br />
sich in einem Brief dazu, als er von Heidelberg als „Forstpraktikant“ 1312 zu<br />
König nach Ruh1a gekommen war, um hier „das Forstwesen und die Jägerei praktisch<br />
zu betreiben“. „Es ist doch ein anders Ding um die Praxis als um die Theorie“.<br />
Man könnte sich alles „viel deutlicher einprägen“.<br />
Deswegen legte König auch ganz besonderen Wert auf die zur Lehranstalt gehörigen<br />
Lehrforste. Oberforstrat Pfeil, der anläßlich einer Herbstexkursion mit seinen<br />
Eberswalder Schülern 1841 Königs Forstlehranstalt besucht hatte, berichtete an das<br />
Berliner Finanzministerium: „Die Verbindung an Praxis und Theorie ist in Eisenach<br />
wirklich erreicht, zu Neustadt - Eberswalde steht sie z. T. nur auf <strong>den</strong> Papieren“.<br />
Eisenach hätte gegenüber anderen Forst1ehranstalten das „große Übergewicht“<br />
, da König wirklich selbständiger Verwalter der zum Unterricht bestimmten<br />
Forste sei und dadurch in der Tat Theorie und Praxis miteinander verbin<strong>den</strong> könnte.<br />
Über die Exkursionen, die König mit seinen Schülern durchführte, fragte er 1842 in<br />
einem Brief Pfeil, ob er „nichts arges“ über seine Führungen, die bei der hochgelehrten<br />
Jugend in keinem sonderlichen Ruf stän<strong>den</strong>, gehört hätte und begründete<br />
seine Frage damit, dass er nämlich bergauf, bergab unter Umgehung von Quellen<br />
und Rastplätzen durch die Wälder führen würde. Daraufhin glaubte die Jugend alles<br />
zum Examen Benötigte aus Büchern erfahren zu können. Jedoch wer sich dann<br />
am nächsten Tag wieder einstellte, „wohl gar mit Gamaschen, der hatte das Probestück<br />
bestan<strong>den</strong> und wurde fortan als echter Jünger Sylvans freundlichst geführt -<br />
auch gefahren wo's ging.“<br />
1830 war Königs Lehranstalt von Ruhla nach Eisenach verlegt wor<strong>den</strong> um „der<br />
Staat einen neuen Nahrungszufluß zu verschaffen". 13 Jahre später konnte König<br />
resümieren „so klein sie ist“, maximal besuchten 31 Schüler zu seiner Zeit die<br />
Lehranstalt, seit ihrer Verlegung hätte sie „gewiß an 100.000 Taler in Umlauf gebracht".
Ab 1833 verschob sich das Verhältnis der einheimischen Stu<strong>den</strong>ten aus Sachsen-<br />
Weimar zu Gunsten der "<strong>Aus</strong>länder". Nach Königs Tod zur Staatsanstalt erhoben<br />
entsprachen die Besucherzahlen von 60 bis 80 <strong>den</strong>en der übrigen deutschen Forstakademien<br />
bzw. Hochschulen. 1905 erhielt sie die Bezeichnung „Forstakademie“<br />
und entwickelte sich mehr und mehr zur Anstalt für Anwärter des Privat- und<br />
Kommunaldienstes insbesondere aus Preußen, <strong>den</strong> baltischen Provinzen und Osteuropa.<br />
Im ersten We1tkrieg wurde dem damaligen Direkter Dr. Matthes mitgeteilt,<br />
dass sie ab 1. Januar 1916 aufgehoben sei. So endete nach mehr als 100 Jahren<br />
die von König mit wahrhafter Liebe und Selbstlosigkeit gepflegte Forstlehranstalt.<br />
Königs zeitlose Mahnung<br />
„Der Fall des ersten Baumes war bekanntlich der Anfang,<br />
aber der Fall des letzten ist ebenso gewiß auch das Ende der Zivilisation.<br />
Zwischen diesen zwei Grenzpunkten des Völkerlebens bewegen wir uns.<br />
Die Zeit des letzteren liegt in unserer Hand.“<br />
G.König 1841<br />
Viel Beifall erhielt König für seine „Worte für die Erhaltung der Wälder und Bäume“<br />
die er 1840 in Brünn an ca. 400 Zuhörer der 4. Versammlung der deutschen<br />
Land- und Forstwirte richtete. Nach gedrängten Darlegungen der Wohlfahrtswirkungen<br />
des Waldes, da "die Natur an die Wälder und Bäume der Länder Bewohnbarkeit,<br />
der Völker Leben und Wohlstand knüpfte", sprach König von der „unverkennlichen“<br />
Abnahme der Wälder „in ihrer Fülle und Fruchtbarkeit“, von einer<br />
„fortschreiten<strong>den</strong> Waldverarmung“.<br />
Nicht nur der Buchhandel würde davon Zeugnis ablegen, sogar unsere Sprache<br />
hätte neuer Worte wie „Waldverkrüppelung, Waldaufforstung und dergleichen<br />
mehr“ bedurft. Aber auch auf die Feldfluren lenkte König die Aufmerksamkeit. Er<br />
empfahl „gemeinsame Vorbeugungsmaßregeln“ der Land- und Forstwirte insbesondere<br />
auch Anlage von Windschutzstreifen. Hierbei sagte König: „Mit ernstem<br />
Bemühen vermag der Mensch das Unglaubliche zu bewirken, selbst <strong>den</strong> Gang der<br />
allmächtigen Natur seinen Zwecken zuzulenken“. Diese Äußerung zielt auf eine<br />
richtungsweisende Ergänzung zu Königs Forderungen nach einer „naturgemäßen<br />
Behandlung der Wirtschaftswälder“, die sein gesamtes Wirken und Schaffen prägte.
Seine Mahnung am Schluß seines Vortrages ist auch heute noch nach 160 Jahren<br />
gegenwartsnah. Für König waren die Wälder eine Lebensgrundlage der Menschheit.<br />
Dass sich dieser Erkenntnis niemand entziehen darf haben die Umweltkonferenz<br />
von Rio de Janeiro 1992 sowie die Ministertreffen in Helsinki und Lissabon<br />
1993 und 1998 zum Schutz der Wälder in Europa deutlich gemacht. König sagte<br />
1840: „Wo Wälder und Bäume verschwin<strong>den</strong>, tritt Dürre und Öde an ihre Stelle.<br />
Hochasien, die paradiesische Wiege des Menschengeschlechts, ist jetzt eine entwaldete,<br />
ausgestorbene Steppe mit versiegten Quellen. Gewitterfluten durchfurchen<br />
das Land ohne festes Bett, Winde treiben <strong>den</strong> Bo<strong>den</strong> in <strong>den</strong> Lüften umher und<br />
zerstören je<strong>den</strong> neuen Keim des Lebens. Der Fall des ersten Baumes war bekanntlich<br />
der Anfang, aber der Fall des letzten ist ebenso gewiß auch das Ende der Zivilisation.<br />
Zwischen diesen zwei Grenzpunkten des Vö1kerlebens bewegen wir uns.<br />
Die Zeit des letzteren liegt in unserer Hand!“<br />
Dr. rer. silv. habil. Eisenach, d. 22.10. 1999<br />
Ekkehard Schwartz Vortrag zum 150. Todestag<br />
Eberswalde von Gottlob König
Zum Ge<strong>den</strong>ken an Dr. habil. Eckehard Schwarz<br />
(* 5.4. 1926 = Altenburg † 07.09.2005 = Eberswalde)<br />
Träger des Lorenz-Wappes-Preises 2005 des Deutschen <strong>Forstverein</strong>s e.V.<br />
Gottlob König,<br />
ein Leben für <strong>den</strong> Wald und die Landschaft<br />
"Es ist kein Zweifel, geheime Bande der Natur<br />
knüpfen das Schicksal der Sterblichen an das der<br />
Bäume." G. König 1840<br />
In Thüringen waren viele Persönlichkeiten beheimatet, die weit über ihren engeren<br />
Wirkungskreis hinaus für <strong>den</strong> Wald und die Forstwirtschaft Bedeutung erlangten.<br />
Forstliche Praktiker und Verwaltungsbeamte, Forscher und Lehrer machten durch<br />
ihr Wirken im 18. und 19. Jahrhundert auf ihrem Fachgebiet dem Ruf des klassischen<br />
Weimar, dem gerade in diesem Jahr so viel Aufmerksamkeit und Anerkennung<br />
gezollt wird, alle Ehre.<br />
Anzuführen sind hier der Oberlandjägermeister von Göchhausen, die Wildmeister<br />
Sckell und Käpler, insbesondere aber der Kameralist Friedrich Ulrich Stisser, der<br />
bereits 1735 forstliche Vorlesungen an der Universität Jena hielt und der Verfasser<br />
des ersten Buches über deutsche Forstgeschichte war. Die forstliche Gutachtertätigkeit<br />
des Oberforstmeisters von Lengefeld, Schillers Schwiegervater, wurde<br />
selbst von Goethe gerühmt. Forstmeister Oettelt gehört zu <strong>den</strong> Begründern der<br />
mathematischen Richtung im Forstwesen. Dr. Matthäus Bechstein errichtete<br />
Forstlehranstalten in Waltershausen und Dreißigacker sowie die erste länder- und<br />
berufeübergreifende forstlich ausgerichtete Gelehrtengesellschaft. Oberforstrat<br />
Heinrich Cotta, einer der Forstleute von europäischer Geltung, begründete mit seinem<br />
Vater eine Forstschule im weimarischen Zillbach bevor er nach Tharandt, der<br />
heute noch bestehen<strong>den</strong> forstlichen Lehrstätte, übersiedelte. Sie alle, bis auf<br />
Bechstein, wirkten in <strong>den</strong> Herzogtümern Weimar und Eisenach, bzw. nach 1815 im<br />
Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach.
Zu <strong>den</strong> Genannten zählt auch Oberforstrat Dr. Gottlob König, ein über die Grenzen<br />
Deutschlands hinaus anerkannter forstlicher Praktiker, Forscher, Autor und Lehrer,<br />
dessen 220. Geburtstag und 150. Todestag sich 1999 jähren. Er förderte die seiner<br />
Zeit dringend erforderliche Mathematisierung für eine nachhaltige Forstbewirtschaftung.<br />
Mit seinen Bemühungen, bereits neben der Nutzfunktion auch der<br />
Schutz- und Erholungsfunktion des Waldes vor mehr als 150 Jahren Geltung zu<br />
verschaffen, eilte er seiner Zeit weit voraus. Königs Lehre und Schriften zeugen<br />
davon, praktische Beweise in der hohen Rhön, bei Eisenach und Weimar machen<br />
es noch heute sichtbar.<br />
Königs Leben und Schaffen sind ein Beispiel dafür, dass Gedanken und Grundsätze<br />
von weitsichtigen Forstleuten, die vor Jahrzehnten, ja schon vor 100 oder gar<br />
200 Jahren lebten, heute noch nichts von ihre Bedeutung für die Gegenwart und<br />
Zukunft verloren haben. Wir tun gut daran, derartigen Spuren zu folgen, sie in Erinnerung<br />
zu rufen, sie zu nutzen und uns dabei immer wieder die Frage zu stellen:<br />
"Handeln wir richtig? Wie wer<strong>den</strong> unsere Nachfahren über uns urteilen?"<br />
Zur Person<br />
Als Gottlob König nach "mehr als vierzigjähriger vielseitiger Wirksamkeit“ seine<br />
Beobachtungen und Erfahrungen begann in geordneter Form schriftlich mitzuteilen,<br />
fühlte er sich "vorzüglich berufen" durch Cottas ersten Unterricht in Zillbach<br />
als Schüler und dann als Lehrer, durch Oettelts belehrende Unterweisung in Ilmenau,<br />
durch die Einübung, teils im Revierdienst, teils bei der preußischen<br />
Forsttaxation, schließlich durch die Wirtschaftsführung großer lehrreicher Waldungen<br />
in seinem Heimatland, durch Leitung der Forstbetriebseinrichtung im Großherzogtum<br />
Sachsen, und gleichzeitig auch durch ununterbrochenen forstlichen Unterricht<br />
erst in Zillbach, dann eigenständig in Ruhla und Eisenach. Auf diesen<br />
Grundlagen basieren Königs Leistungen verbun<strong>den</strong> mit seinen Charaktereigenschaften,<br />
durch deren Darlegung ich versuchen will, Ihnen zunächst Königs Persönlichkeit<br />
etwas näher zu bringen.<br />
Zielstrebigkeit war von Jugend an ein Wesenszug Königs. Obgleich er bei der<br />
Aufnahmeprüfung in das Weimarer Gymnasium „wenig bewandert im Deklinieren<br />
und Konjugieren“ war, bestand er hartnäckig auf die Aufnahme in die Quarta. Er<br />
kam in diese, allerdings „auf <strong>den</strong> letzten Platz als einer der nicht günstig in <strong>den</strong><br />
Wissenschaften beurteilt wurde“. So konnte er auch dann, als er das Gymnasium<br />
zur weiteren forstlichen Lehrzeit bei Heinrich Cotta in Zillbach verließ, nach seinen<br />
eigenen Angaben „wenig mehr als rechnen, lesen und schreiben“.
Den Wunsch, <strong>den</strong> Beruf eines Forstmannes zu ergreifen, wer<strong>den</strong> in ihm seine bei<strong>den</strong><br />
Taufpaten, der Oberförster aus seinem Geburtsort Hardisleben, sowie der dortige<br />
Amtmann Cotta, ein Vetter von Heinrich Cottas Vater, geweckt haben. Ehrgeizig<br />
verfolgte König dieses Ziel. Er war noch nicht 17 Jahre alt als ihm Heinrich<br />
Cotta in Zillbach folgen<strong>den</strong> Lehrbrief ausstellte:<br />
„Kund und zu wissen sei hiermit, dass .. Gottlob König ..<br />
bei mir, dem herzoglichen Sachsen Weimar und<br />
Eisenacher Förster zu Zillbach, zwei Jahre die Jägerei<br />
und Geometrie erlernet und sich während dieser Zeit<br />
durchaus rechtschaffend, gefällig und fleißig verhalten hat,<br />
so dass ich in allem Betracht recht sehr wohl<br />
mit ihm zufrie<strong>den</strong> gewesen bin ...“.<br />
<strong>Aus</strong> der Zeit, als König bei Heinrich Cotta in Zillbach bereits selbst Unterricht in<br />
Geometrie erteilen durfte, ist ein Ereignis überliefert, das einen weiteren Wesenszug<br />
Königs charakterisiert, nämlich zu sagen, was er dachte und unbedingt zu tun,<br />
was er für richtig hielt.<br />
König war mit 3 Forstschülern von Zillbach aus querfeldein gegangen und in <strong>den</strong><br />
Garten des preußischen Kammerherren von Wechmar geraten. Als er keinen <strong>Aus</strong>gang<br />
fand und über <strong>den</strong> Gartenzaun steigen wollte, um heraus zu kommen, rief ihm<br />
der Besitzer zu, es ginge kein Weg dorthin. Auf die Frage wer er sei, erwiderte König,<br />
er wäre der Oberjäger König. Nachdem Wechmar, seinerseits befragt, seinen<br />
Namen nannte, lüftete König sein ledernes Käppchen. Wechmar sah in diesem Benehmen<br />
mangelnde Ehrerbietung, ja Arroganz und meinte, dass es für einen Oberjäger<br />
weit schicklicher wäre, bessere Sitten anzunehmen. Beim Umkehren mit seinen<br />
Begleitern rief König Wechmar zu: "Hör er, ich sollte ihn eigentlich einen<br />
recht großen Flegel heißen, aber weil es verboten ist, will ich es nicht tun." Ohne<br />
Rücksicht auf Wechmars gesellschaftliche Stellung erwiderte damit der 25-jährige<br />
König die ihm zugefügte Beleidigung. Das brachte ihm einen achttägigen Arrest<br />
auf der Eisenacher Hauptwache ein, jedoch ohne weitere nachteilige Folgen. Dieses<br />
Auftreten Königs deutet eine Einstellung an die er sein ganzes Leben hindurch<br />
beibehielt: Er nahm keinerlei Rücksicht auf Geburt und Rang.<br />
So gewährte er auch z. B. später an seiner Lehranstalt „ärmeren Schülern“ wie<br />
auch „unbemittelten <strong>Aus</strong>ländern bürgerlichen Standes“ Honorarnachlaß, während<br />
er die Söhne vornehmer Schichten, die meist nur die Jagd anzieht, am schlechtesten<br />
beurteilte.
Öffentlich wendete er sich auch gegen die „kleinliche Finanzknickerei“ in der<br />
„Allgemeinen Forst und Jagdzeitung“ indem er die Regierungen aufforderte, dem<br />
„Förster zeitgemäß zu geben, was er in seiner rühmlichen Mäßigkeit bedarf, um<br />
sorgen- und unmutfrei seine Pflicht zu erfüllen“. Dabei dachte er auch an die Försterfrauen,<br />
die trotz Steigen der Preise mit dem gleichgebliebenem Gehalt ihres<br />
Gatten wirtschaften mussten.<br />
König hat, nach der Randbemerkung eines seiner Schüler, „selbst höchster Person<br />
von der Pique auf gedient“. Er hat sich „ganz alleinstehend zu unvergänglicher<br />
Ruhmeshöhe emporgeschwungen“, heißt es in einer Nachschrift zum Vorwort seiner<br />
„Waldpflege“, deren <strong>Aus</strong>lieferung er nicht mehr erleben durfte. „Viele Hunderte<br />
begeisterter Schüler, achtungsvoller Freunde und treue Verehrer aus allen<br />
Stän<strong>den</strong> der Gesellschaft“ und man könnte wohl sagen, „mehr als eine Nation“<br />
wür<strong>den</strong> „diesen unersetzlichen Verlust betrauern“. Mit der Begründung ein „ebenso<br />
sehr theoretisch wie auch praktisch ausgezeichneter Forstmann und hervorragender<br />
Schriftsteller auf dem Gebiet der Forstwissenschaft“ zu sein, war König<br />
1840 zum Ehrendoktor der philosophischen Fakultät der Universität Jena promoviert<br />
wor<strong>den</strong>.<br />
Professor Senft, 56 Jahre ohne Unterbrechung Lehrer der Naturwissenschaften an<br />
der Eisenacher Forstlehranstalt, sagte: „König war ein ernster Charakter, welcher<br />
mit unbeugsamer Willenskraft bis zum letzten Augenblick seines Lebens nur seiner<br />
Wissenschaft lebte.“ Hagfors, ein Forstökonom aus Finnland, der eine größere<br />
Veröffentlichung allein König widmete, bezeichnete ihn in <strong>den</strong> „Acta Forstalia<br />
Fennica“ als „einen typischen Vertreter deutscher Pflichttreue“.<br />
Königs Leben war ein Leben für <strong>den</strong> Wald und die Landschaftspflege. Sein Streben<br />
war getragen von humanitärem Idealismus. Hören wir als Beispiel wie er der<br />
Großherzoglichen Kammer die Anlage von Waldschutzanpflanzungen in der Hohen<br />
Rhön empfahl und begründete, um das durch Rodungen in früheren Jahrhunderten<br />
gestörte Gleichgewicht im Haushalt der Natur wieder herzustellen:<br />
„Wer wird nicht bedauernswürdigen Mitmenschen beistehen, die mehrenteils durch<br />
Verödung der Natur von früherm Wohlbefin<strong>den</strong> so verarmt sind, dass sie dem Bo<strong>den</strong><br />
kaum noch abgewinnen können, um 9 Monate von Kartoffeln und 3 Monate<br />
von elendem Haferbrot, öfter ohne Salz und Würze, spärlich zu leben, die ohne<br />
Licht in <strong>den</strong> langen nebligen Aben<strong>den</strong>, ohne zulängliche Feuerung bei der harten<br />
Kälte und ohne volle Bekleidung in schwarz geräucherten durchsichtigen Holzhütten<br />
und ohne alle anderen vermeintlichen Lebensbedürfnisse, gefesselt an diese<br />
unwirtbaren Höhen, mit einer unüberwindlichen Schüchternheit und Mutlosigkeit<br />
sich nicht getrauen einen Lebensunterhalt weiter zu suchen“.
„Gewiß können keine Unterstützungen besser angewendet wer<strong>den</strong> als hier, wo mit<br />
wenig Gaben und geeigneten Anweisungen die Erde wieder bewohnbarer gemacht,<br />
die Arbeitsamkeit ihrer Bewohner geweckt und überhaupt eine nicht geringe Menschenzahl<br />
von der niedrigen Stufe geistiger und körperlicher Armut gebracht<br />
wird.“<br />
Die Wälder bedeuteten für ihn eine Lebensgrundlage der Zivilisation. Seinen<br />
Schülern lehrte er, dass „die Forste zu Deutschlands größtem Reichtum gehören<br />
und zu dessen Bewohnbarkeit ganz unentbehrlich“ seien. Er leitete daraus die Forderung<br />
ab, dass „insofern die Forstwirtschaft die größte Aufmerksamkeit aller Regierungen“<br />
bedürfte.<br />
Nach seinen eigenen Worten widmete König seine ganze Lebenszeit „dem erhabenen<br />
Studium der Waldnatur“. „In ein Alter vorgerückt, welches an Stillstand<br />
mahnt“ würde er nun eilen „die Stun<strong>den</strong>, welche sonst der Beobachtung mehr angehörten,<br />
der Mitteilung zu widmen und auch auf diese Weise zur Erhaltung der<br />
ihm liebgewor<strong>den</strong>en Wälder beizutragen.“ Als man ihm bei einem Waldgang eine<br />
Buche zeigte, in die er einst seinen Namen mit der Jahreszahl 1797 geritzt hatte,<br />
sagte er: „Diese Jahreszahl sprach mich mahnend an, nicht zu säumen, und zu tun,<br />
was zu tun ist um mit Ehren <strong>den</strong> Schauplatz verlassen zu können. Halten sie ebenso<br />
auf Ihre Jahreszahl. Die Zeit kommt, wo man sich fragt, und nichts geht über das<br />
Bewußtsein, nach Kräften gearbeitet zuhaben.“<br />
Königs Leistungen in der Forstwirtschaft und -wissenschaft lassen sich in einem<br />
Vortrag nur durch einige Beispiele andeuten. Auf fast allen forstlichen Fachgebieten,<br />
in der Praxis, in der Forschung und in der Lehre ist sein Einfluß zu spüren. Nur<br />
einiges sei herausgegriffen und zwar die Forschungs- und Tätigkeitsgebiete, um die<br />
er sich in besonderen Maße bemühte: Die „Forstmathematik“ in umfassender Bedeutung,<br />
die „Waldpflege“ und die von ihm dieser zugerechnete sogenannte<br />
„Wohlstandspflege“. Nicht übergangen wer<strong>den</strong> kann aber auch sein Unterricht,<br />
seine Forstlehranstalt.
„Forstmathematik“<br />
In dem vielseitigem Gebrauch der Forstmathematik sah König eine wesentliche<br />
Grundlage der Forstwirtschaft.<br />
Er sagte:<br />
„Die Mathematik ist ohne Zweifel dem Forstmanne am notwendigsten und<br />
förderlichsten. - Die ganze Forstkunde besteht mehr oder weniger in einer<br />
Anwendung der Größenlehre auf der Wälder richtigen Gebrauch.“<br />
In seiner allerersten Zeitschriftenveröffentlichung wies er darauf hin, dass „unser<br />
eifrigstes Bestreben dahin gehen sollte, feste und allgemeingültige Grundzahlen für<br />
Masse und Ertrag der Wälder aufzufin<strong>den</strong>“. Darum bemühte er sich in <strong>den</strong> ersten<br />
Jahrzehnten seines Forschens und kam später zu der Überzeugung, dass ohne die<br />
Forstmathematik, „ohne diese Hilfswissenschaft kaum ein einziges Forstgeschäft<br />
zweckmäßig und pünktlich vollführt wer<strong>den</strong>“ könnte. „Wie wäre man anders im<br />
Stande der Forste Vermögen zu würdigen und zu ordnen, der Holzbestände Stellung<br />
und Wachstum, Abtrieb und Anbau richtig und sicher zu handhaben, der Wälder<br />
höchste Nutzbarkeit zu erhalten und alle Walderzeugnisse recht auszubeuten?“<br />
1813 erschien Königs erste selbständige Schrift: Die „Anleitung zur Holztaxation,<br />
ein Handbuch für je<strong>den</strong> Forstmann und Holzhändler“. König wollte die zu dieser<br />
Zeit noch herrschende Willkür beim Holzabsatz durch eine Verbesserung und Vereinheitlichung<br />
bei der Bestimmung des Massengehaltes und der Ermittlung der<br />
Holzpreise beseitigen. Das ist ihm auch gelungen. Statt des bis dahin üblichen Verkaufs<br />
von rundem Werk- und Bauholz nach dem Augenmaß, trat nun die Nutzholzabgabe<br />
der einzelnen Stämme nach ihrem körperlichen Inhalt und Geldertrag.<br />
König zählt u.a. zu <strong>den</strong> Begründern des Gebrauchs der Formzahl. Auch führte er<br />
die Stärkemessung in Brusthöhe ein. Die großherzogliche Forstdirektion ließ Königs<br />
„Anleitung“ an alle ihre Dienststellen zum Gebrauch verteilen. Selbst der kritische<br />
Oberforstrat Pfeil verwendete sie und Laurop verwies auf ihre Bedeutung für<br />
eine „nachhaltig höchste Waldbenutzung“ . Königs Schrift umfaßte im wesentlichen<br />
das heutige Gebiet der Holzmeßkunde, aber auch Grundlagen der Abtriebsregelung<br />
und Waldwertschätzung.
Eine folgerichtige Fortsetzung war die Herausgabe von Königs „Forstmathematik"<br />
1835, von der 5 Auflagen, zwei nach seinem Tod, erschienen. Dazu sagte er, dass<br />
es keine leichte Aufgabe gewesen sei, „anstatt genuß- und lehrreiche Wälder forschend<br />
zu durchstreifen, auf <strong>den</strong> düsteren Wegen der Mathematik sich mit starren<br />
Zahlen und Formeln abzumühen. Doch auch dieses Opfer muß der Wissenschaft<br />
gebracht wer<strong>den</strong>“, sagte er. Dieses, als epochemachend bezeichnete Werk macht<br />
König über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt. Die „Kaiserlich russische<br />
Gesellschaft zur Beförderung der Waldwirtschaft zu St. Petersburg“ ließ sie ins<br />
Russische übersetzen.<br />
In seiner „Forstmathematik“ brachte König auch neue Gedanken zur Rentabilität in<br />
der Forstwirtschaft. Königs „Waldwertschätzung“ legte <strong>den</strong> Grundstein zu späteren<br />
Theorien. Er berechnete als erster <strong>den</strong> Bo<strong>den</strong>wert nach seinem Erwartungswert für<br />
<strong>den</strong> aussetzen<strong>den</strong> Betrieb. Eine seiner wichtigsten Thesen ist die Unterscheidung<br />
zwischen Rentabilität von Bestän<strong>den</strong> und Wirtschaftswäldern. König wollte mit<br />
seinem Wertermittlungsverfahren insbesondere zum wirtschaftlichen Denken anregen.<br />
Dass später sein Verfahren mit eine Basis für die Bo<strong>den</strong>reinertragstheorie bildete,<br />
lag nicht in seinem Sinne. Bei näherer Kenntnis der waldbaulichen Bestrebungen<br />
Königs wäre das auch ein Widerspruch, zumal er ein bewußter Vertreter<br />
der Verbindung von Ökonomie und Ökologie war.<br />
Auch Königs Forsteinrichtungsverfahren ergibt sich in Teilen aus seiner Forstmathematik,<br />
insbesondere aber aus seinen Anweisungen als Leiter der Forsteinrichtung<br />
im Großherzogtum, aus unübertroffen Wirtschaftsbemerkungen in seinen Forsteinrichtungswerken<br />
sowie aus seinen Vorlesungen und Manuskripten. Als Ertragsregelungsverfahren<br />
verwendete er das kombinierte Fachwerk nachdem kurz<br />
zuvor Hartig das Massen- und Cotta das Flächenfachwerk propagierten.<br />
Bei ihm basierte der Hiebsplan im wesentlichen auf der Fläche, wurde aber nach<br />
dem vorgefun<strong>den</strong>en Holzvorrat und dessen nachhaltiger Verteilung abgeändert.<br />
„Nur das räumliche Fachwerk muß fest bestehen; das zeitliche muß der Zeit gemäß<br />
beweglich bleiben“, sagte König. Die Nachhaltigkeitsbedingungen ließ er bei der<br />
Bestandesaufnahme untersuchen, erfüllte sie durch die Planung und sicherte sie<br />
durch Revisionen. Königs Nachfolger, insbesondere Grebe, setzten Königs Zielstellung<br />
fort und erhielten damit angemessen hohe Umtriebe. Erst nach der Jahrhundertwende<br />
begann sich in Sachsen-Weimar ein Übergang vom Fachwerk zur<br />
Altersklassenmethode zu entwickeln. Ebenso wie in der Gegenwart sah König die<br />
Forsteinrichtung als notwendige Voraussetzung für die nachhaltige Bewirtschaftung<br />
und insbesondere Erhaltung des Waldes mit dem Ziel des langfristigen Aufbaues<br />
von naturnahen, standortgerechten <strong>Wäldern</strong>.
Der Gedanke der Nachhaltigkeit hat schon <strong>den</strong> jungen König in seiner Lehrzeit<br />
fasziniert. Mit Forsteinrichtungsthemen begann er dann auch seine Veröffentlichungstätigkeit.<br />
Dabei berichtete er in „Sylvans Jahrbuch“ über ein Zusammentreffen<br />
von Schiller mit einem Ilmenauer Forstmann, „der eben für <strong>den</strong> so verhauenen<br />
llmenauer Forst Abtrieb und Anbau entwarf“. Vermutlich war der Forstmann Oettelt,<br />
dem König um 1800 als Korpsjäger zur praktischen <strong>Aus</strong>bildung zugeteilt wor<strong>den</strong><br />
war.<br />
Der Forstmann erläuterte <strong>den</strong> Zweck seiner Arbeit anhand eines Planes zum Idealbild<br />
„eines vollkommenen Nadelwaldes“, das bis zum Jahre 2050 verwirklicht<br />
wer<strong>den</strong> sollte. Nach Königs Überlieferung soll Schiller dazu bewundernd gesagt<br />
haben: „Nein! - Bei Gott, ich hielt Euch Jäger“ (Jäger wurde in der damaligen Zeit<br />
auch als Synonym für Förster gebraucht) „für sehr gemeine Menschen, deren Taten<br />
sich über das Töten des Wildes nicht erheben. - Aber Ihr seid groß: - Ihr wirket unbekannt,<br />
unbelohnt frei von des Egoismus Tyrannei und Eures stillen Fleißes<br />
Früchte reifen der spätern Nachwelt noch. - Held und Dichter erringen eitlen<br />
Ruhm. Führwahr, ich möchte ein Jäger sein!“<br />
Gegen Ende seines Lebens meinte König „ohne allen Zweifel“ wäre die „Erhaltung<br />
des Waldvermögens, ungeachtet des so dringen<strong>den</strong> Zeitbedürfnisses, eine großartige<br />
Seltenheit“. Viel öfter wür<strong>den</strong> sich „handwerks- und professormäßige Forstverwalter<br />
fin<strong>den</strong>, die ebenso leichtfertig als unkundig auf Kosten der Waldungen hinwirtschaften,<br />
alle Ansprüche befriedigen, bis das Forstvermögen verzettelt und erschöpft<br />
ist. Sowie aber der Ertragsnachhalt fühlbar schwindet und mit diesem<br />
ebenso auch das Einkommen des Herren, dann erntet der schlechte Haushälter unausbleiblich<br />
seinen verdienten Lohn, heiße er und auch anstatt Forstverderber immerhin<br />
Forstmeister prange auf ihm Gold und Silber, als das Zeichen forstlicher<br />
Servilität!“<br />
„Waldpflege“<br />
„Höchst nötig ist der Gegenwart ein besserer Bau der Wälder.<br />
was Menschenhände bis jetzt am Walde bauten,<br />
war eitles Stückwerk im Stile des babylonischen Turmes.<br />
Jeder Baumeister, heißt er immerhin auch Forstmeister,<br />
spricht und schreibt wie dort seine eigene Sprache,<br />
hegt und übt seine eigene Befangenheit. In Schrift und Tat<br />
herrscht schnöde Mißachtung der ewigen Naturgesetze.“
Deutlich wird aus diesen Worten Königs von 1846, dass Königs Handeln nicht allein<br />
bestimmt war von einer rationalistisch mathematisch ausgerichteten Denkweise,<br />
die seinerzeit zur Ermittlung und Einführung exakter wirtschaftlicher Größen<br />
und neuer, zukunftsorientierter Wirtschaftsziele beitrug. Der Waldpflegegedanke<br />
erhielt durch ihn einen besonderen Aufschwung. Ihm gebührt das Verdienst, <strong>den</strong><br />
Begriff „Waldpflege“ in die Forstwirtschaftslehre eingeführt zu haben. Bei König<br />
stand, ebenso wie in der Gegenwart, die Erhaltung und Mehrung des Waldes im<br />
Hinblick auf dessen multifunktionale Bedeutung im Vordergrund der Betrachtung.<br />
Maßgebend trug König zum Aufbau der naturwissenschaftlichen Grundlagen der<br />
Forstwissenschaft bei. Als erster prägte er <strong>den</strong> Begriff „Waldstandortkunde“. Er<br />
wurde zu einem bedeuten<strong>den</strong> Mitbegründer dieser Lehre. Viele forstliche Disziplinen<br />
erfuhren durch ihn eine standörtliche <strong>Aus</strong>richtung oder auch Blickrichtung.<br />
König machte z.B. auf die standörtliche Abhängigkeit von Insektenarten und auch<br />
auf <strong>den</strong> Einfluß des Standortes auf die physikalischen Eigenschaften des Holzes<br />
aufmerksam. Sein Nachfolger Grebe benutzte einen handschriftlichen Nachlaß<br />
über „forstliche Standortkunde“ von König zu seinem Werk „Gebirgskunde, Bo<strong>den</strong>kunde<br />
und Klimalehre in ihrer Anwendung auf die Forstwirtschaft", das als erste<br />
größere Veröffentlichung auf diesem Gebiet gewertet wird.<br />
Für König galt der gleiche Grundsatz, <strong>den</strong> Karl Gayer 50 Jahre später prägte:<br />
„Im Waldbau ist der Standort das Alpha und das Omega aller Betrachtungen.“<br />
Besonders deutlich wird das in Königs Waldbaulehre, in der er <strong>den</strong> Standort als<br />
<strong>den</strong> entschei<strong>den</strong><strong>den</strong> Faktor bei allen Verrichtungen herausstellte. Seine "naturgemäße"<br />
Holzartenwahl , die Forderung nach Mischwald, nach Strukturen hoher Stabilität,<br />
nach „naturgemäßer" Pflege des Bo<strong>den</strong>s, des Bestandes bis hin zu Wurzeluntersuchungen<br />
sind nur einige Forderungen seines Strebens nach naturnahen<br />
Aufbauformen des Waldes, die uns noch heute in Waldumbau-Programmen bewegen.<br />
Den Waldbau suchte König, entsprechend dem damaligen Erkenntnisstand, auf eine<br />
ökologische Grundlage zu stellen. Vorlesungsnachschriften seiner Schüler zeugen<br />
davon. In seiner Lehre vom „Waldwuchs" behandelte er <strong>den</strong> Einfluß der Lebensbedingungen<br />
auf <strong>den</strong> Wald, <strong>den</strong> Einfluß des Standortes, Bo<strong>den</strong>zustandes, des<br />
Bestandesaufbaus. Er wollte auf die Umweltfaktoren aufmerksam machen und die<br />
Vorstellungen einer schematischen Waldbehandlung verdrängen. Dabei spielte die<br />
Beachtung der individuellen Bestandesverhältnisse für König eine entschei<strong>den</strong>de<br />
Rolle. Er ging von <strong>den</strong> Stammindividuen aus und trug so bereits in <strong>den</strong> 30er Jahren<br />
des vorigen Jahrhunderts 5 Baumklassen nach der soziologischen Stellung der Einzelstämme<br />
im Bestand vor. Damit gebührt König die Priorität derartiger Einteilungen<br />
und deren Gebrauch bei Durchforstungen.
Auch war er gegen das gewohnte Pflanzen nach der Schnur und gab einer gruppenweisen<br />
Verteilung der Bäume, insbesondere bei Naturverjüngungen, <strong>den</strong> Vorzug.<br />
In der Praxis sind ihm die Überführung minderbestockter Nieder- und Mittelwälder<br />
in gemischte Hochwälder zu danken.<br />
Die waldbaulichen Grundsätze, die König vertrat, zeigen eine weitgehende Übereinstimmung<br />
mit <strong>den</strong>en, welche Jahrzehnte später in <strong>den</strong> Werken Karl Gayers ihren<br />
klassischen <strong>Aus</strong>druck gefun<strong>den</strong> haben. Sie können uns helfen bei <strong>den</strong> gegenwärtigen<br />
Aufgaben beim Aufbau von naturnahen Bestockungen mit standortgerechten<br />
Baumarten. Königs Forderung nach einer Reform des Waldbaues konnte sich leider<br />
nicht durchsetzen. Er erlebte es nicht mehr, dass man durch die in immer größerem<br />
Maße sichtbar wer<strong>den</strong><strong>den</strong> Schä<strong>den</strong> auf die biologischen Schwächen der vorherrschen<strong>den</strong><br />
Waldbautechnik die zwar aus <strong>den</strong> sehr unregelmäßig bestockten<br />
Waldflächen lückenlose, aber meist gleichförmige Bestände geschaffen hatte, aufmerksam<br />
wurde. Grade deshalb sind Königs waldbauliche Ansichten und Bestrebungen<br />
in der heutigen Zeit so hoch zu bewerten.<br />
Welchen Entwicklungsstand hätte heute die Forstwissenschaft und die Forstwirtschaft<br />
woh1 in Deutschland und wie viele Fehler der Vergangenheit wären vermie<strong>den</strong><br />
wor<strong>den</strong>, hätte man die „Waldpflege“ in ihrem heutigen Sinn in der von König<br />
angedeuteten Weise weiter ausgebaut. Gerade deshalb verdiente Königs Waldbau<br />
und Waldpflege eine besondere Würdigung. Erst ein Jahrhundert später wurde Königs<br />
Wunsch nach „naturgemäßer Behandlung der Wirtschaftswälder“ und nach<br />
der damit verbun<strong>den</strong>en „Reform des Waldbaues“ für einige Jahre durch staatliche<br />
Erlasse angestrebt. Der Einführung naturgemäßer Waldwirtschaft von 1937 durch<br />
Reichserlaß folgten im Hinblick auf <strong>den</strong> 2.Weltkrieg starke Übernutzungen. Wirtschaftliche<br />
Erwägungen bedeuteten auch das Ende der naturgemäßen Ansätze, der<br />
„Vorratspfleglichen“ und der „Standortgerechten Forstwirtschaft“ in der ehemaligen<br />
DDR. Als Krutzsch „die unabwendbare Notwendigkeit der Umstellung der<br />
deutschen Wirtschaft“ 1951 begründete, sagte er über Gottlob König, dass er einer<br />
der „weitblicken<strong>den</strong> Großen unseres Faches“ gewesen sei, „deren Lehren auch<br />
heute noch zum Teil als bahnbrechend angesehen wer<strong>den</strong> können, aber sich damals<br />
leider noch nicht grundsätzlich durchsetzen konnten.“
"Wohlstandspflege"<br />
Seinem letzten Werk von 1849, der „Waldpflege“, hatte König <strong>den</strong> Untertitel gegeben<br />
„aus der Natur und Erfahrung neu aufgefaßt“. Noch 26 Jahre nach seinem<br />
Tod erschien eine Auflage davon. Zu seinen Erkenntnissen über eine naturgemäße<br />
Waldbehandlung hat er einen außergewöhnlichen Abschnitt über die sog. „Wohlstandspflege“<br />
hinzugefügt, der einer besonderen Erwähnung bedarf.<br />
König war zutiefst davon überzeugt, dass<br />
„An die Wälder und Bäume die Natur<br />
der Länder Bewohnbarkeit, der Völker Leben<br />
und Wohlstand knüpfte.“<br />
In seiner Wohlstandspflege sind seine Gedanken zur „Pflege des Waldbo<strong>den</strong>s, des<br />
Waldwuchses, die Lieblichkeitspflege der Waldungen und der äußere Beruf der<br />
Wälder wohl“ zusammengefasst. Sein Ziel war nicht nur „vor allem die Waldbo<strong>den</strong>güte<br />
nach Möglichkeit zu pflegen und zu mehren und die ganzen Waldung<br />
forstnaturgemäß zu ziehen und zu halten, damit aller und jeder Waldwuchs kräftig<br />
gedeihe und die beabsichtigte Größe und Nutzbarkeit zeitig und sicher erreiche.“<br />
Man sollte auch „die Wälder und Holzungen fortwährend in derjenigen Anmutigkeit<br />
erhalten, in we1cher dieselben, ihrem natürlichen Zwecke gemäß, jedermann<br />
genügen und erfreuen. Aber auch der Forste äußere Angelegenheiten in allen ihren<br />
Beziehungen müßten auf jede er<strong>den</strong>kliche Weise gefördert und gebessert wer<strong>den</strong>“.<br />
König wollte mit dem vollkommensten Zustand des Waldes zugleich seinen schönsten<br />
Zustand schaffen. Dies suchte er nicht nur durch die verschie<strong>den</strong>sten Baumarten<br />
zu erreichen, sondern auch dadurch, dass die Wälder als Ganzes ohne „wüst<br />
liegende Plätze und Lücken“, „ohne mißfällige Unterbrechung“ einen schönen Anblick<br />
bieten, zugänglich für jedermann auf angenehmen Wegen. Von der ästhetischen<br />
Seite her förderte er ebenfalls Mischbestände, wenn er sagte: „Und besteht<br />
auch auf großen Strecken nur einerlei Waldgattung , so kann <strong>den</strong>noch diese Eintönigkeit<br />
im Innern durch manche anderartigen Bäume vorteilhaft unterbrochen wer<strong>den</strong>.<br />
Der Nadelwald ließe sich öfter mit Laubholz und der Laubwald mit Nadelholz<br />
nützlich mischen und heben.“ Die Naturschönheit sollte „<strong>den</strong> Menschen von seinen<br />
verkünstelten Genüssen abziehen, ihn an der schönen Natur erfreuen und veredeln.“<br />
Vorausschauende Gedanken und interessante Beispiele zu einem ausgewogenen<br />
Verhältnis von Natur und Kultur brachte König in einer Zeit, als sich eine planmäßige<br />
Bewirtschaftung der Wälder erst zu entwickeln begann.
In der Verbindung der Nutzfunktion mit der Erholungsfunktion des Waldes sah er<br />
keinen Widerspruch, in der Landschaftspflege und -gestaltung degenerierter Landschaften<br />
eine Bereicherung der Landeskultur und des Gemeinwohls. Bei seiner sog.<br />
„Waldverschönerung“ gab er bereits Hinweise zum Naturschutz, zur Natur<strong>den</strong>kmalpflege<br />
und lenkte dabei die Aufmerksamkeit auf die Erhaltung des Waldes und<br />
der Natur allgemein. Das ist das Beachtliche an seinen Ideen für die die Zeit in<br />
ausgedehntem Maße noch nicht reif war. Zwar war er nach einem Urteil schon unmittelbar<br />
nach seinem Tod „entschie<strong>den</strong> einer der hochgebildetsten Forstmänner<br />
Deutschlands, gleich tüchtig in der Wissenschaft, als in der Praxis“, doch seine<br />
Größe und seinen wahren Weitblick können wir erst heute ermessen. König war<br />
ein Wegbereiter der Verbindung von ökonomischen, ökologischen und auch sozialen<br />
Aufgaben der Forstwirtschaft. Er leistete damit einen frühzeitigen Beitrag zu<br />
einer aktuellen gesellschaftspolitischen Aufgabe ersten Ranges. Sein Schaffen und<br />
seine Ziele bieten eine Chance in der Gegenwart noch Nutzen daraus zu ziehen.<br />
Einige seiner Beispiele in der Praxis zeigen es.<br />
Beim Flurholzanbau unterstützte König mit seinen Ansichten, Kenntnissen und<br />
Erfahrungen alle jene, <strong>den</strong>en sich inner- und auch außerhalb des Waldes eine<br />
Möglichkeit bot. Schon die Einbeziehung von Schulkindern könnte dazu beitragen,<br />
dass sie „die Bäume als ihre natürlichen Wohltäter schätzen lernten“. Ortsvorsteher<br />
könnten ihre Gemeinde gegen auszehrende Winde schützen und ihr für spätere<br />
Zeiten eine Rente sichern, so dass „noch Kinder und Kindeskinder mit freudigem<br />
Dankgefühl seinen Namen nennen“ wür<strong>den</strong>. Durch konkrete Vorschläge in Gutachten<br />
über die seit Jahrhunderten entwaldete Hohe Röhn wirkte hier König bahnbrechend<br />
für die Anlage von Wald und Waldschutzstreifen. Auch befürwortete er<br />
Acker- und Ödlandaufforstungen als Sparbüchse für <strong>den</strong> Grundbesitzer. Hilfreich<br />
unterstützte er die Privatwaldbesitzer. Die Vielfalt ihrer Wälder schätzte er bei seinem<br />
Lernen und Forschen.<br />
Auch für die Resi<strong>den</strong>zstadt Weimar machte König Vorschläge zur Gestaltung der<br />
Kulturlandschaft. Er wollte dass die Stadt durch Baumpflanzungen vor Wind und<br />
vor <strong>den</strong> schädlichen Dünsten der 11m geschützt und in ihrer näheren Umgebung<br />
verschönert wer<strong>den</strong> sollte. Von der Großherzogin Maria Paulowna war er zur Anfertigung<br />
von Gutachten beauftragt wor<strong>den</strong>, mit der Maßgabe, .seine bereits erfolgte<br />
Gestaltung zur Verschönerung der Umgebung von Eisenach als Vorbild zu<br />
nehmen.
Das in Eisenach von König geschaffene Naherholungsgebiet mit reizvollen Wegen<br />
und <strong>Aus</strong>blicken verfehlt bis heute nicht die Wirkung auf die Bevölkerung und <strong>den</strong><br />
Tourismus. Als 1849 der Bürgermeister der Stadt Eisenach zur Gestaltung Erinnerungsstätte<br />
für König, der schon Jahre einer zuvor Ehrenbürger gewor<strong>den</strong> war, anregte,<br />
begründete er es folgendermaßen: König „hat sich ein besonderes Verdienst<br />
um unsere Stadt erworben, indem er die tiefsten Schluchten und steilsten Höhen<br />
uns zugänglich gemacht und hierdurch uns selbst die Gelegenheit zum herrlichsten<br />
Genuß der Natur bereitet, unserer Stadt aber durch die Zuführung zahlloser Gäste<br />
aus der Nähe und Ferne die ergiebigste aller Erwerbsquellen eröffnet hat“.<br />
Bemerkt sei hierzu nur, dass König die Drachenschlucht durch Felssprengungen<br />
erschloß, durch Wege die Landgrafenschlucht, das Marien- und Annatal zugänglich<br />
machte, <strong>den</strong> Sängerweg von der Wartburg zum Mariental führte und erste<br />
Wanderwege an der Weinstraße anlegen ließ. Einen besonderen Reiz erhielten diese<br />
Wege durch abwechslungsreiche Waldbilder und aufgehauene Durchblicke zur<br />
Wartburg.<br />
Königs Forstlehranstalten<br />
Sein Gedanken- und Lehrgebäude hat König versucht von Anfang seiner Tätigkeit<br />
an a1s Revierverwalter Schülern zu vermitteln. 1805 war er nach Ruhla gekommen.<br />
Schon 1807 empfahl Goethe dem Kriminalrat Schmaling König als <strong>Aus</strong>bilder<br />
für dessen Sohn, der Forstmann wer<strong>den</strong> wollte. Goethe bemerkte hierzu, dass dieser<br />
„fertig Rechnen und Schreiben und die Anfangsgründe der Mathematik mitzubringen“<br />
hätte.<br />
Verfolgt man Königs Lehrmethode, so lässt sich das ständige Bestreben erkennen:<br />
Die theoretische <strong>Aus</strong>bildung mit der praktischen zu vereinen und im bestmöglichen<br />
Verhältnis aufeinander abzustimmen. Er sagte:<br />
„Im allgemeinen kann der Forstmann nur durch<br />
wechseln<strong>den</strong> Fortschritt in Theorie und Praxis<br />
seine <strong>Aus</strong>bildung sicher erlangen“.<br />
Darüber hinaus bezog er seine Schüler auch in die Forschungstätigkeit ein, wie z.B.<br />
bei der Herstellung eines Tafelwerkes. In seiner ersten Mitteilung über seine<br />
Forstlehranstalt nach deren herzoglichen Genehmigung 1813 sagte König: „Die<br />
früheren Forstlehranstalten gaben <strong>den</strong> Unterricht nicht theoretisch, sie ließen <strong>den</strong><br />
Lehrling im Walde und im Müßiggang verderben, spätere trieben nicht Praxis, sie<br />
bildeten höchstens Forsttheoretiker, selten Forstmänner.
Beide Extreme müssen geeint wer<strong>den</strong> durch einen Unterricht, der Theorie und Praxis<br />
genugsam verbindet“. Schillers Sohn Carl, der älteste Sohn des Dichters, äußerste<br />
sich in einem Brief dazu, als er von Heidelberg als „Forstpraktikant“ 1312 zu<br />
König nach Ruh1a gekommen war, um hier „das Forstwesen und die Jägerei praktisch<br />
zu betreiben“. „Es ist doch ein anders Ding um die Praxis als um die Theorie“.<br />
Man könnte sich alles „viel deutlicher einprägen“.<br />
Deswegen legte König auch ganz besonderen Wert auf die zur Lehranstalt gehörigen<br />
Lehrforste. Oberforstrat Pfeil, der anläßlich einer Herbstexkursion mit seinen<br />
Eberswalder Schülern 1841 Königs Forstlehranstalt besucht hatte, berichtete an das<br />
Berliner Finanzministerium: „Die Verbindung an Praxis und Theorie ist in Eisenach<br />
wirklich erreicht, zu Neustadt - Eberswalde steht sie z. T. nur auf <strong>den</strong> Papieren“.<br />
Eisenach hätte gegenüber anderen Forst1ehranstalten das „große Übergewicht“<br />
, da König wirklich selbständiger Verwalter der zum Unterricht bestimmten<br />
Forste sei und dadurch in der Tat Theorie und Praxis miteinander verbin<strong>den</strong> könnte.<br />
Über die Exkursionen, die König mit seinen Schülern durchführte, fragte er 1842 in<br />
einem Brief Pfeil, ob er „nichts arges“ über seine Führungen, die bei der hochgelehrten<br />
Jugend in keinem sonderlichen Ruf stän<strong>den</strong>, gehört hätte und begründete<br />
seine Frage damit, dass er nämlich bergauf, bergab unter Umgehung von Quellen<br />
und Rastplätzen durch die Wälder führen würde. Daraufhin glaubte die Jugend alles<br />
zum Examen Benötigte aus Büchern erfahren zu können. Jedoch wer sich dann<br />
am nächsten Tag wieder einstellte, „wohl gar mit Gamaschen, der hatte das Probestück<br />
bestan<strong>den</strong> und wurde fortan als echter Jünger Sylvans freundlichst geführt -<br />
auch gefahren wo's ging.“<br />
1830 war Königs Lehranstalt von Ruhla nach Eisenach verlegt wor<strong>den</strong> um „der<br />
Staat einen neuen Nahrungszufluß zu verschaffen". 13 Jahre später konnte König<br />
resümieren „so klein sie ist“, maximal besuchten 31 Schüler zu seiner Zeit die<br />
Lehranstalt, seit ihrer Verlegung hätte sie „gewiß an 100.000 Taler in Umlauf gebracht".
Ab 1833 verschob sich das Verhältnis der einheimischen Stu<strong>den</strong>ten aus Sachsen-<br />
Weimar zu Gunsten der "<strong>Aus</strong>länder". Nach Königs Tod zur Staatsanstalt erhoben<br />
entsprachen die Besucherzahlen von 60 bis 80 <strong>den</strong>en der übrigen deutschen Forstakademien<br />
bzw. Hochschulen. 1905 erhielt sie die Bezeichnung „Forstakademie“<br />
und entwickelte sich mehr und mehr zur Anstalt für Anwärter des Privat- und<br />
Kommunaldienstes insbesondere aus Preußen, <strong>den</strong> baltischen Provinzen und Osteuropa.<br />
Im ersten We1tkrieg wurde dem damaligen Direkter Dr. Matthes mitgeteilt,<br />
dass sie ab 1. Januar 1916 aufgehoben sei. So endete nach mehr als 100 Jahren<br />
die von König mit wahrhafter Liebe und Selbstlosigkeit gepflegte Forstlehranstalt.<br />
Königs zeitlose Mahnung<br />
„Der Fall des ersten Baumes war bekanntlich der Anfang,<br />
aber der Fall des letzten ist ebenso gewiß auch das Ende der Zivilisation.<br />
Zwischen diesen zwei Grenzpunkten des Völkerlebens bewegen wir uns.<br />
Die Zeit des letzteren liegt in unserer Hand.“<br />
G.König 1841<br />
Viel Beifall erhielt König für seine „Worte für die Erhaltung der Wälder und Bäume“<br />
die er 1840 in Brünn an ca. 400 Zuhörer der 4. Versammlung der deutschen<br />
Land- und Forstwirte richtete. Nach gedrängten Darlegungen der Wohlfahrtswirkungen<br />
des Waldes, da "die Natur an die Wälder und Bäume der Länder Bewohnbarkeit,<br />
der Völker Leben und Wohlstand knüpfte", sprach König von der „unverkennlichen“<br />
Abnahme der Wälder „in ihrer Fülle und Fruchtbarkeit“, von einer<br />
„fortschreiten<strong>den</strong> Waldverarmung“.<br />
Nicht nur der Buchhandel würde davon Zeugnis ablegen, sogar unsere Sprache<br />
hätte neuer Worte wie „Waldverkrüppelung, Waldaufforstung und dergleichen<br />
mehr“ bedurft. Aber auch auf die Feldfluren lenkte König die Aufmerksamkeit. Er<br />
empfahl „gemeinsame Vorbeugungsmaßregeln“ der Land- und Forstwirte insbesondere<br />
auch Anlage von Windschutzstreifen. Hierbei sagte König: „Mit ernstem<br />
Bemühen vermag der Mensch das Unglaubliche zu bewirken, selbst <strong>den</strong> Gang der<br />
allmächtigen Natur seinen Zwecken zuzulenken“. Diese Äußerung zielt auf eine<br />
richtungsweisende Ergänzung zu Königs Forderungen nach einer „naturgemäßen<br />
Behandlung der Wirtschaftswälder“, die sein gesamtes Wirken und Schaffen prägte.
Seine Mahnung am Schluß seines Vortrages ist auch heute noch nach 160 Jahren<br />
gegenwartsnah. Für König waren die Wälder eine Lebensgrundlage der Menschheit.<br />
Dass sich dieser Erkenntnis niemand entziehen darf haben die Umweltkonferenz<br />
von Rio de Janeiro 1992 sowie die Ministertreffen in Helsinki und Lissabon<br />
1993 und 1998 zum Schutz der Wälder in Europa deutlich gemacht. König sagte<br />
1840: „Wo Wälder und Bäume verschwin<strong>den</strong>, tritt Dürre und Öde an ihre Stelle.<br />
Hochasien, die paradiesische Wiege des Menschengeschlechts, ist jetzt eine entwaldete,<br />
ausgestorbene Steppe mit versiegten Quellen. Gewitterfluten durchfurchen<br />
das Land ohne festes Bett, Winde treiben <strong>den</strong> Bo<strong>den</strong> in <strong>den</strong> Lüften umher und<br />
zerstören je<strong>den</strong> neuen Keim des Lebens. Der Fall des ersten Baumes war bekanntlich<br />
der Anfang, aber der Fall des letzten ist ebenso gewiß auch das Ende der Zivilisation.<br />
Zwischen diesen zwei Grenzpunkten des Vö1kerlebens bewegen wir uns.<br />
Die Zeit des letzteren liegt in unserer Hand!“<br />
Dr. rer. silv. habil. Eisenach, d. 22.10. 1999<br />
Ekkehard Schwartz Vortrag zum 150. Todestag<br />
Eberswalde von Gottlob König
Thüringer <strong>Forstverein</strong> e.V.<br />
Exkursion des Thüringer <strong>Forstverein</strong>s<br />
vom 01. Juni bis 05. Juni 2005 nach Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />
Ein Reisebericht<br />
Gerhard Bleyer, Rudolstadt<br />
Man kann schon langsam sagen: „Alle Jahre wieder…..“ führen ein oder zwei<br />
Exkursionen des Thüringer <strong>Forstverein</strong>s in näher oder entfernter gelegene Gegen<strong>den</strong><br />
– teils im Inland, vielfach auch im <strong>Aus</strong>land – stets getragen von <strong>den</strong><br />
Wünschen vieler unserer Mitglieder, gemeinsam Neues zu erleben, Wissen und<br />
Eindrücke zu sammeln oder auch nur in jetzt schon vertrauter Gemeinschaft zu<br />
reisen.<br />
Im Jahre 2005 war nur eine Exkursion geplant wor<strong>den</strong>. Vorbereitet von unseren<br />
Exkursions-verantwortlichen führte die diesjährige Reise nach Ba<strong>den</strong>-<br />
Württemberg. In enger Zusammenarbeit mit Herrn Dr. Helmut Volk, stellvertretender<br />
Leiter der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt des Landes Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />
und Leiter der Abteilung Landespflege lag der Exkursion ein<br />
umfang- und abwechslungsreiches Programm vor, das auch als Inlandsexkursion<br />
neugierig machte.<br />
1. Tag Mittwoch, der 01.06.2005<br />
Der Start erfolgte gegen 7.oo Uhr an der LWAS Gehren und führte auf der Bundesautobahn<br />
über Eisenach, Frankfurt/M., Karlsruhe bis zur Autobahnabfahrt Rastatt.<br />
Ohne übermäßige Eile und ohne Staus traf unser Bus (wieder unser langjähriger<br />
Partner Häfner) mit vierzig Exkursionsteilnehmern am vereinbarten Treffpunkt,<br />
dem Parkplatz am Schloss Favorite bei Rastatt gegen 14:oo Uhr ein.
Unser Reisebegleiter für die Dauer der Exkursion, Herr Dr. Volk, empfing und<br />
begrüßte uns mit dem Wunsch, dass wir Thüringer eindrucksvolle, interessante<br />
und von Schönwetter begleitete Tage am Oberrhein verbringen mögen.<br />
Unser Programm eröffneten wir kulturell-museal mit der Besichtigung des<br />
Schlosses Favorite, einer ehemaligen Sommerresi<strong>den</strong>z der Markgräfin Sibylla-<br />
Augusta von Ba<strong>den</strong>-Ba<strong>den</strong> (1675-1733), der Witwe des unter dem Spitznamen<br />
„Türkenlouis“ bekannten Markgrafen Ludwig Wilhelm von Ba<strong>den</strong>-Ba<strong>den</strong> (1655-<br />
1707). Im Dienste der Habsburger war er ein erfolgreicher Offizier, der sich nach<br />
Siegen über die Osmanen mit diesem Beinamen schmücken durfte. Unweit der<br />
im Jahre 1705 zur Resi<strong>den</strong>z erhobenen Stadt Rastatt ließ die Markgräfin in <strong>den</strong><br />
Jahren 1710 bis 1720 vom Baumeister Rohrer ihr Lustschloss auf dem Lande errichten.
<strong>Aus</strong>gestattet mit <strong>den</strong> aufwendigsten Arbeiten dieser Zeit ist das Schloss Favorite<br />
noch heute ein Schmuckkästchen, angefüllt mit Kostbarkeiten des 18. Jahrhunderts.<br />
Das Herzstück des Schlosses bil<strong>den</strong> die wertvollen Porzellan-, Glas- und<br />
Fayencesammlungen, die aus aller Welt zusammengetragen wur<strong>den</strong>. In die Welt<br />
der Markgräfin Sibylla-Augusta fühlt man sich auch bei einem Gang durch <strong>den</strong><br />
weitläufigen englischen Landschaftsgarten (mit einigen bewundernswerten Exoten)<br />
zurückversetzt.<br />
Nach diesem kulturell und historisch geprägten Exkursionsauftakt nahmen wir<br />
Quartier im Brückenhof-Hotel in Rastatt.<br />
Gestärkt durch ein Abendessen mit reichlichem Nachschlag fand sich anschließend<br />
unsere Reisegruppe zu einem Vortrag von Herrn Dr. Volk unter Teilnahme<br />
von Herrn Forstdirektor Nissen, Leiter des Kreisforstamtes Rastatt, und Herrn<br />
Forstdirektor Wicht, Forstbezirksleiter Rastatt, zusammen.<br />
Herr Dr. Volk machte uns bekannt mit:<br />
- neuen Ansätzen der Kulturlandforschung Oberrhein<br />
- der Politik Frankreichs in <strong>den</strong> Jahren 1630 bis 1803, die die gesamte Oberrheinebene<br />
beeinflusste (belegt durch historische Karten)<br />
- dem Gebiet Oberrhein als Spielball der Politik<br />
- <strong>den</strong> Metho<strong>den</strong> zum Nachweis der Rheinverlaufsverlegungen von 1700<br />
bis1840<br />
- dem Aufbau der Auewälder<br />
- <strong>den</strong> heutigen Problemen des Auewaldes und des Hochwasserschutzes<br />
(Anmerkung: Zwei Beiträge von Herrn Dr. Volk in der Fachzeitschrift AFZ-Der<br />
Wald in der Nummer 19/2003 geben eine umfassende Übersicht über die Landschafts-<br />
und Auewal<strong>den</strong>twicklung in der Rheinaue bei Karlsruhe und über die<br />
ökologische Bilanz des Auewaldes)<br />
Trotz vorgeschrittener Stunde fand die Information des Leiters des Kreisforstamtes<br />
Rastatt, Herrn FD Nissen, über die Verwaltungsreformen in Ba<strong>den</strong>-<br />
Württemberg großes Interesse.<br />
Nach der langjährig gültigen Strukturpyramide Ministerium, vier Forstdirektionen<br />
sowie nachgeordneten Forstämtern mit Forstrevieren zeigt heute das neue<br />
Strukturmodell Ba<strong>den</strong>-Württemberg vom 24.03. 2003, das zwanzig Prozent Personaleinsparung<br />
bringen soll, dass alle ehemaligen Forstämter <strong>den</strong> Landratsämtern<br />
zugeordnet sind, Behör<strong>den</strong> der mittleren Ebene <strong>den</strong> Regierungsbezirken.<br />
Ehemals sechs Forstämter im Landkreis Rastatt sind aufgegangen in das Kreisforstamt<br />
Rastatt mit vier Forstbezirken und 34 Revieren. Ob die mit der<br />
Neustruktur erwarteten Kosteneinsparungen bzw. die anderen erhofften Effekte<br />
im gewünschten Maße eintreten, muss abgewartet wer<strong>den</strong>.
Die Strukturreform wurde nahezu ohne Einbeziehung bzw. Mitwirkung der<br />
Forstwirtschaft durchgezogen – verständlicherweise mit der entsprechen<strong>den</strong> Resonanz<br />
in Forstkreisen.<br />
Spät ging der erste Exkursionstag zu Ende.<br />
2. Tag Donnerstag, der 02.06.2005<br />
Am zweiten Tag unserer Reise stand am Vormittag eine Exkursion in die „überflutete“<br />
Rheinaue an. Unser Reisebegleiter Herr Dr. Volk hatte die Forstbezirksleitung<br />
Rastatt mit ihrem Leitungspersonal Herrn FD Wicht, <strong>den</strong> stellvertreten<strong>den</strong><br />
Bezirksleiter Herrn Hertel und Herrn RL Scholz als Exkursionsführer<br />
in der Rheinaue gewinnen können.<br />
Eine kurze Busfahrt brachte uns in das Revier Au am Rhein.<br />
Einer Begrüßung durch <strong>den</strong> agilen Bürgermeister, Herrn Rihm, dessen Kommunalwald<br />
mit zum größten Anteil der Waldfläche (91 Prozent) des Forstbezirkes<br />
gehört, an der Grenze zwischen Überflutungsgebiet (Rheinaue) und Niederterrasse<br />
(höher gelegenes Terrain), folgte ein Waldspaziergang in die Stromaue des<br />
Reviers. Begleitet und regelrecht heimgesucht von Tausen<strong>den</strong> gieriger Mücken,<br />
die scheinbar unsere Gruppe besonders mochten.
Auf gut ausgebauten Wegen begann unsere mehrstündige Wanderung in die Aue.<br />
Hier im Forstbezirk Rastatt erstreckt sich entlang des Rheins die bei Hochwasser<br />
überflutete Rheinaue. Bei günstigen Niederschlagsverhältnissen herrscht hier für<br />
deutsche Bedingungen ein sehr warmes Klima (Niederschläge 750 bis 870 mm,<br />
Jahresdurchschnittstemperatur 9,8° C).<br />
Die postglaziale Aue des Rheinstromes weist in Stromnähe Bö<strong>den</strong> aus überwiegend<br />
alpinen Sedimenten auf; durch die regelmäßige Überflutung wird auch<br />
jetzt noch nährstoffreicher Schlick abgelagert. So bildeten sich an Bo<strong>den</strong>typen<br />
Auen-Rendzinen und Auen-Carbonatrohbö<strong>den</strong>. Im Flussbereich der Murg tritt<br />
auch ein sehr kleinflächiger Wechsel basenreicher alpiner und basenärmerer<br />
Schwarzwaldsedimente auf.<br />
Alles überlagernder Standortfaktor ist und bleibt aber der durch die Sommerhochwasser<br />
günstig beeinflusste Wasserhaushalt. Wasser ist die wichtigste ökologische<br />
Komponente.<br />
Die Auen sind mehr oder weniger breite Überschwemmungsgebiete entlang des<br />
Stromes. Der mal stärker oder schwächer auftretende regelmäßige jahreszeitliche<br />
Wechsel zwischen Überflutung und Trockenfallen bestimmt das Geschehen. Die<br />
ausgeprägte Dynamik des Wasserhaushaltes ist ausschlag-gebend für die <strong>Aus</strong>bildung<br />
und Entwicklung der auenspezifischen Flora und Fauna.<br />
Im Laufe der letzten Jahrhunderte war der Rheinausbau – oft Spielball politischer<br />
Überlegungen – mal verstärkt, mal ruhend mit seinen <strong>Aus</strong>wirkungen auch für die<br />
Forstwirtschaft spürbar.<br />
Der Rhein war bis zur Tulla’schen Rheinkorrektion ein Wildwasserstrom. Praktisch<br />
jedes größere Hochwasser führte zur Verlagerung der Hauptrinne, zum Verschwin<strong>den</strong><br />
von Kies- und Sandbänken und Inseln, anderseits auch zu Neuanlandungen.<br />
Die vielen Seitenarme, aber auch die Hauptstromrinne waren im Vergleich<br />
zum heutigen Strombett sehr flach und von geringem Tiefgang. Grund war<br />
die breite Verästelung des Rheins (Furkationszone).<br />
In Folge des mäßigen Tiefganges des Wildstromes traten allerdings häufige, ausgedehnte,<br />
oftmals verheerende Überschwemmungen auf. Ortschaften fielen dem<br />
Wasser zum Opfer, monatelang waren Felder nicht nutzbar, Versumpfung war<br />
nicht selten, Malaria war verbreitet.<br />
Als nach 1803 mit der Bildung des Großherzogtums Ba<strong>den</strong> das Gebiet unter eine<br />
einzige Hoheit gelangt war, waren Voraussetzungen für vertragliche Regelungen<br />
mit anderen Anrainerländern gegeben. Die sogenannte „Korrektion“ von Basel<br />
im Sü<strong>den</strong> bis zur hessischen Landesgrenze im Nor<strong>den</strong> erfolgte nach <strong>den</strong> Plänen<br />
des großherzoglich - badischen Obristen Tulla in <strong>den</strong> Jahren 1817 bis 1874.<br />
Der Rheinverlauf wurde begradigt, dass heißt aber auch, durch <strong>den</strong> Wegfall der<br />
Mäander auf 77 Prozent der ursprünglichen Stromlänge zwischen Basel und<br />
Mannheim verkürzt.
Die Folgen waren:<br />
- die in einer großen Hauptrinne von etwa 250 m Breite zusammengefaßten<br />
Wassermassen bewirkten, dass der Strom sich einzutiefen begann (Tiefenerosion)<br />
- strombegleitende Hochwasserdämme engten das Überflutungsgebiet ein<br />
- die landwirtschaftliche Nutzung in der Niederung wurde gesichert und ausgeweitet<br />
- durch die Verlandung alter Wasserrinnen und die <strong>Aus</strong>schlickung von Sandund<br />
Kiesbänken nahm die Waldfläche vor dem Hochwasserdamm zu.<br />
In der Rastätter Gegend blieben die von der Tulla’schen Korrektion nicht ganz so<br />
entschei<strong>den</strong>d beeinträchtigten Verhältnisse bis nach dem zweiten Weltkrieg einigermaßen<br />
erhalten. Insgesamt sind aber 130 qkm der ehemals vorhan<strong>den</strong>en Überflutungsfläche<br />
verloren gegangen.<br />
Ein weiterer Rheinausbau wurde zwischen der Bundesrepublik Deutschland und<br />
Frankreich vertraglich geregelt.<br />
Für das Naturreservat Rheinaue bei Rastatt bedeutet dies, dass landeskulturelle<br />
und wirtschaftliche Nachteile erträglich bleiben. Als Ergebnis ist eine „Schlingenlösung“<br />
geplant, bei der jeweils die Hälfte des alten Rheinverlaufs noch die<br />
volle Wassermenge führt und damit die „überflutete“ Rheinaue auch für die Zukunft<br />
gesichert ist. Weiter südlich von Rastatt wird es durch die vorgenannten<br />
Eingriffe in das Wasserregime bis auf kleine Restflächen kaum noch echte Auewaldstandorte<br />
geben. Langfristig wer<strong>den</strong> hier die natürlichen Auewaldgesellschaften<br />
verschwin<strong>den</strong>.<br />
Westlich und nördlich von Rastatt erstreckt sich der etwa 850 ha umfassende<br />
Naturpark „Rastatter Rheinaue“, im Jahre 1984 zum Naturschutzgebiet mit internationaler<br />
Bedeutung erklärt. Das Naturschutzgebiet schützt die wirkliche Überflutungsaue<br />
am Rhein. Die artenreiche Strauchschicht bildet regelrechte Dikkichte<br />
aus, so dass, zusammen mit Kletterpflanzen, dschungelartige Wälder bestehen.
Über <strong>den</strong> Pflanzenreichtum hinaus beherbergen die Auewälder auch die meisten<br />
Käfer, Schmetterlinge und Vögel aller mitteleuropäischen Wälder. Insbesondere<br />
die Singvogelarten erreichen hier ihre größten Brutdichten. Auf unserer ausgedehnten<br />
Wanderung sahen wir nach Überquerung des Hochwasserdammes artenreiche<br />
Mittelwaldbestände.
Ein altes Dammsystem regelt die innere Dynamik im Auewald, unzählige Schuten,<br />
Rinnen und Gräben sind auch heute noch vorhan<strong>den</strong>. Bestände mit Eiche und<br />
Pappel, Silberweide, selbst Wildobst waren zu besichtigen.<br />
Nach einer Rast am Bootshaus des KC Au am Rhein mit von Bürgermeister<br />
Rihm gesponserten Getränken und frischen Brezeln<br />
setzten wir unseren Auewaldbesuch fort.
Wahrscheinlich als Höhepunkt unseres Waldspazierganges an diesem späten<br />
Vormittag ist die Durchquerung des „badischen Dschungels“<br />
und die Besichtigung der „ Auer Riesen „ ( mächtigen Pappeln ) zu werten.
Im Zollhaus Au am Rhein fand nach dem wohlverdientem Mittagessen mit<br />
Rheinblick die Auewaldwanderung mit der Verabschiedung der Vertreter der<br />
Forstbezirksleitung Rastatt, <strong>den</strong>en unser Dank für die Führung ausgesprochen<br />
wurde, ihren Abschluss.<br />
Am frühen Nachmittag setzten wir unsere Reise auf der Bundesautobahn A 5 in<br />
südlicher Richtung mit Ziel Kaiserstuhl fort.<br />
Gegen Abend empfing uns Endingen, am Nordrand des Kaiserstuhls gelegen.<br />
Nach dem Bezug der Quartiere in <strong>den</strong> Hotels Pfauen und Kaiserstuhl und dem<br />
Abendessen war bei schönem Wetter noch genügend Zeit, einen Bummel durch<br />
das im Jahre 862 erstmals genannte Städtchen mit dem mittelalterlichen Stadtkern<br />
zu unternehmen. Neben Stadttor und alten Pfarrkirchen zählt der Marktplatz<br />
als ein kunstgeschichtliches Kleinod im oberrheinischen Raum.<br />
3. Tag Freitag, der 03.06.2005<br />
Das von Herrn Dr. Volk vorgeschlagene Reiseprogramm sah am Vormittag eine<br />
Exkursion in die Rheinaue bei Wyhl vor. Dabei sollte die Staustufenproblematik<br />
des Oberrheins am Beispiel der Hochwasserschutzaue beleuchtet wer<strong>den</strong>.<br />
In der zum Forstbezirk Kenzingen gehören<strong>den</strong> Aue wurde unsere Gruppe von<br />
Herrn Forstdirektor Rothfuß und Herrn Forstamtmann Franke begrüßt.<br />
Entgegen der natürlichen, bei Rheinhochwasser überfluteten Aue bei Rastatt ist<br />
die Aue bei Wyhl und Weisweil eine Hochwasserschutzaue, die aus Grün<strong>den</strong> der<br />
Hochwasserzurückhaltung zeitweise gezielt geflutet wird.
Unsere Exkursionsbegleiter erläuterten, dass in früherer Zeit die Wälder im<br />
stromnahen Gebiet Faschinen- (zum Verbau der Hauptstromläufe) und Brennholzlieferanten<br />
waren. In dieser Zone war eine durch die Hochwasser geformte,<br />
sich ständig verändernde Inselwelt vorherrschend. Eine Pionierbesiedlung mit<br />
Tamarisken, Weißerlen, Wei<strong>den</strong>, Silber- und Schwarzpappeln ohne eine geordnete<br />
Forstwirtschaft war die Regel.<br />
Im Rahmen der auch hier zum Tragen gekommenen Tulla’schen Korrektion und<br />
in <strong>den</strong> nachfolgen<strong>den</strong> Jahrzehnten kam es durch die Anlage von „Schlammfängen“<br />
zu einer zunehmen<strong>den</strong> Verlandung. Gleichzeitig wurde forstlicherseits damit<br />
begonnen, Anbauten mit Eschen, Stieleichen, Schwarz- und Silberpappeln,<br />
Spitzahorn, Roterlen, Robinien und Buchen vorzunehmen. Vom anfänglichen<br />
Faschinenbetrieb wandelte sich die Bewirtschaftungsform zum Mittelwald. Die<br />
stromfernere Zone war schon früher als Mittelwald bewirtschaftet wor<strong>den</strong>. In<br />
bei<strong>den</strong> Bereichen entwickeln sich in letzter Zeit die Mittelwälder mehr und mehr<br />
zum Hochwald.<br />
Durch Baumaßnahmen für die Energiegewinnung und die Rheinschifffahrt kam<br />
es zur Verringerung der Wasserversorgung der Standorte. Mit dem Bau des<br />
Stauwehres bei Weisweil 1964 wur<strong>den</strong> im Restrhein zur Wasserzurückhaltung<br />
feste Schwellen eingebaut und in <strong>den</strong> Altrheinarmen zur Bewässerung Querdämme<br />
und regulierbare Bauwerke errichtet. Zur Bewässerung im Altrheinbereich<br />
wurde ein Aufstauplan erarbeitet, der die Durchflutungen der Altrheinarme<br />
regelt. Teilgebiete wer<strong>den</strong> bei Hochwasser zur Wasserzurückhaltung beansprucht.<br />
Für die Zukunft ist geplant, weitere Bereiche zur Wasserzurückhaltung<br />
einzubeziehen (integriertes Rheinprogramm), in <strong>den</strong>en auch Naturschutzinteressen<br />
ausreichend berücksichtigt wer<strong>den</strong>. Der gezielt überflutete Rheinauewald bei<br />
Wyhl ist seit 1998 Naturschutzgebiet.<br />
Nach dem längeren Waldgang durch die „geregelte Aue“, vorbei an anschaulichen<br />
Waldbildern und nicht alltäglichen Fun<strong>den</strong> aus Pflanzen- und Tierreich endete<br />
zunächst, kleine Widrigkeiten eingeschlossen, die aber Dank der Ersten Hilfe<br />
der mitreisen<strong>den</strong> Ärztin und anderer Helfer unserer Reisegruppe glücklicherweise<br />
gut über die Run<strong>den</strong> gebracht wer<strong>den</strong> konnten (schweißender Sturz einer<br />
mitreisen<strong>den</strong> Ehefrau), unsere Tour an einer Bootsanlegestelle an einem scheinbar<br />
unberührten Altrheinarm.
Eine über nahezu fünf Kilometer lange Bootspartie in fünf oder sechs Kähnen auf<br />
diesem Altrheinarm (Grienwasser) zurück zum <strong>Aus</strong>gangspunkt der heutigen Exkursion<br />
zählte zweifellos zu <strong>den</strong> Höhepunkten des Tages. Es war für alle Teilnehmer<br />
ein wildromantisches Erlebnis und Balsam für gestresste Gemüter.
In einer in der Nähe gelegenen Jagd- und Fischerhütte erwartete unsere Exkursionsteilnehmer<br />
ein opulentes Fischessen mit allerlei auf dem Holzkohlerost<br />
frisch zubereiteten Rheinfischen.<br />
Mit einem Dank an die Begleiter vom Forstbezirk Kenzingen und natürlich <strong>den</strong><br />
„Fischbrater“ nahmen wir Abschied von der Rheinaue.<br />
Am Nachmittag stattete unsere Gruppe der erstmals schriftlich im Jahre 369 erwähnten<br />
Stadt Breisach einen Besuch ab. Nachweislich seit mehr als 4000 Jahren<br />
ist der rund 35 m über die Rheinebene ragende Münsterberg Siedlungsgebiet.<br />
Dem darauf thronen<strong>den</strong>, weithin sichtbaren Wahrzeichen der Stadt, dem Münster<br />
St. Stephan mit romanischen Bauelementen aus dem 12. Jahrhundert sowie auch<br />
gotischen Bauelementen, die bis ins 15. Jahrhundert reichen, galt unser Interesse.
Bedeutungsvoll ist im Inneren des Münsters ein Wandgemälde, ein Meisterwerk<br />
von Martin Schongauer. Das im Jahre 1491 beendete Werk stellt „das jüngste<br />
Gericht“ dar. Kunstvoll sind auch Lettner und einer der schönsten Schnitzaltäre<br />
Deutschlands gestaltet.<br />
Breisach bietet auch anderweitig, vielfach durch seine wechselvolle Geschichte<br />
begründet, viel Sehenswertes und ist immer eine Reise wert.<br />
Nach der Rückkehr in die Hotels in Endingen und nach kurzem „Frischmachen“<br />
sollte der Tag bei einer Weinverkostung im nahe gelegenen Weingut Leopold<br />
Schätzle beschlossen wer<strong>den</strong>. Neben einer Winzervesper war eine siebener Weinprobe<br />
zu bestehen.
Der 2002er Spätburgunder des Weingutes erhielt bei der DLG-<br />
Bundesweinprämierung 2004 <strong>den</strong> Gol<strong>den</strong>en Preis extra und zählt damit zu <strong>den</strong><br />
„Top 50“ der besten Weine Deutschlands“. Natürlich konnten im Anschluss an<br />
die Verkostung auch entsprechende Käufe bzw. Bestellungen getätigt wer<strong>den</strong>.<br />
Zum Teil recht heiter, wenn auch bei Regen, ging es zu Fuß in die Quartiere.<br />
4. Tag Sonnabend, der 04.06.2005<br />
Nachdem in der Nacht noch unser Vereinsvorsitzender, Prof. Dr. Martin Heinze,<br />
mit seiner Ehefrau zu unserer Gruppe gestoßen war (anderweitige dienstliche<br />
Verpflichtungen machten eine frühere Teilnahme an der Exkursion leider nicht<br />
möglich), konnten wir am Vormittag erstmals das „Kaiserstuhlgebirge“ richtig<br />
„erklimmen“.<br />
Über Ihringen, im Jahre 962 erstmals erwähnt und der im Jahresdurchschnitt<br />
wohl wärmste Ort Deutschlands, fuhren wir ins Liliental. Bereits im 11. Jahrhundert<br />
wird dort ein Anwesen genannt. Ursprünglich diente es wahrscheinlich jagdlichen<br />
Interessen. Nach häufigen Eigentümerwechseln gelangte 1414 Ihringen<br />
und damit auch das Liliental in markgräflich-badischen Besitz. Rund um <strong>den</strong> Lilienhof<br />
fan<strong>den</strong> Waldaufstockungen sowie Geländetrassierungen mit Rebenbepflanzungen<br />
statt. Die Gemeinde Ihringen erwarb 1835 hier 292 ha Wald, verkaufte<br />
ihn aber in <strong>den</strong> Folgejahren wieder in Privathand. Ebenso bekam auch das<br />
Hofgut wieder private Eigentümer.
Ab 1957 bis 1962 kaufte das Land Ba<strong>den</strong>-Württemberg Stück für Stück Teile des<br />
Gutes und des Waldes, so dass derzeit etwa 255 ha Fläche im Liliental im Besitz<br />
des Landes sind und vom Staatsforst verwaltet wer<strong>den</strong>. Die meisten Flächen wur<strong>den</strong><br />
überwiegend mit standortsgerechten Baumarten aufgeforstet. Das Zentrum des<br />
erworbenen Geländes mit einer Fläche von 70 ha dient der Forstlichen Versuchsund<br />
Forschungsanstalt Ba<strong>den</strong>-Württemberg mit Sitz in Freiburg im Breisgau als<br />
Versuchsgelände.<br />
Am <strong>Aus</strong>gangspunkt der heutigen Exkursion, die wieder von Herrn Dr. Volk begleitet<br />
wurde, begrüßte uns, gewissermaßen als Vertretung des Hausherrn, Herr<br />
Karopka von der Abteilung Waldökologie der Versuchs- und Forschungsanstalt.<br />
Von seinen einleiten<strong>den</strong> Worten und Darlegungen während der mehrstündigen<br />
Wanderung durch das Liliental kann nur einiges festgehalten wer<strong>den</strong>.<br />
Das forstliche Versuchsgelände umfasst neben dem Lilienhof die Parkanlage,<br />
Versuchsflächen, Samenplantagen, das Arboretum mit umfangreichen Versuchsanbauten,<br />
Wiesen und mehr.<br />
Vom Klima her stellt der Kaiserstuhl eine Besonderheit dar. Das kleine, ehemalige<br />
Vulkangebiet liegt im Regenschatten der Vogesen, deshalb betragen die<br />
durchschnittlichen Jahresniederschläge nur 615 mm. Die Insellage in der<br />
Oberrheinischen Tiefebene bedingt milde Temperaturen, insbesondere hohe<br />
Sommertemperaturen, die stellenweise Klimabedingungen schaffen, die <strong>den</strong>en im<br />
Mittelmeerraum ähneln. Im Jahresdurchschnitt beträgt die Temperatur 9,7° C, in<br />
der Vegetationszeit 14,3° C, also auch beste Voraussetzungen für <strong>den</strong> Weinbau.<br />
Die <strong>Aus</strong>führungen zur Geologie und <strong>den</strong> Bö<strong>den</strong> im Exkursionsgebiet fan<strong>den</strong> vor<br />
allem bei unserem Vereinsvorsitzen<strong>den</strong> offene Ohren, sie waren natürlich auch<br />
für viele andere unserer Gruppe interessant.
Der Kaiserstuhl ist vulkanischen Ursprungs. Von <strong>den</strong> vulkanischen Gesteinen ist<br />
wenig zu sehen, <strong>den</strong>n ca. 80 Prozent des Kaiserstuhls sind von einer bis zu 60 m<br />
mächtigen Lössauflage bedeckt. Der Zusammenhalt des kalkhaltigen, porenreichen<br />
Sediments ist locker und bedingt starke Erosionen. Zahlreiche Erosionsschluchten<br />
zeugen davon. Zusammen mit dem Kalkgehalt und der Humusauflage<br />
kann man von „fruchtbaren“ Bö<strong>den</strong> sprechen, allerdings stark beeinflusst von der<br />
Wasserhaltekraft. So kommen neben Trockenrasen auch vom Wasser begünstigte<br />
Standorte vor, die mit Buche oder dem Mammutbaum bestockt sind. Selbst eine<br />
kleine, kalkreiche Aue ist zu fin<strong>den</strong>.<br />
Vor allem nach 1960 wur<strong>den</strong> von der FVA zahlreiche Vorhaben in Angriff genommen<br />
wie Anlage von Versuchsflächen, Sammlung einheimischer und<br />
fremdländischer Baum- und Straucharten (Arboretum).<br />
Zuerst dient das Liliental wissenschaftlichen Zwecken, daneben stellt es aber<br />
auch ein Bildungs- und Erholungszentrum für die Öffentlichkeit dar. Viele kommen<br />
wegen der Orchideen und anderer seltener Pflanzen, die hier ein natürliches<br />
Refugium gefun<strong>den</strong> haben.<br />
Das besondere Etwas beim Rundgang im Liliental waren die Besichtigung des<br />
1960 begründeten Bestandes von Mammutbäumen,<br />
von verschie<strong>den</strong> Fichtenarten, Ulmen, Maserbirken, um nur einiges zu nennen,<br />
und vor allem die Orchideenwiesen.<br />
Als Wuchsort einiger Raritäten der heimischen Flora ist das Liliental in Kreisen<br />
der botanischen Wissenschaft und bei Pflanzenliebhabern bekannt.
Ganz besonderes Interesse erfuhr die in Thüringen kaum noch vorkommende Pyrami<strong>den</strong>-Hundswurz,<br />
auch Spitzorchis (Anacamptis pyramidales L. Rich.) genannt,<br />
oder auch die Bocksriemenzunge (Himantoglossum hircinum L. Spreng.)<br />
Die Wanderung durch die Orchideenwiesen und Trockenrasen zurück zum <strong>Aus</strong>gangspunkt<br />
der heutigen Exkursion war einer schöner, besonders die Orchideenfreunde<br />
erfreuender Abschluss des erlebnisreichen Vormittags.<br />
Nach der Verabschiedung von Herrn Karopka ging es zurück nach Ihringen.<br />
Oberhalb der Weinberge aßen wir im Rasthaus Lenzenberg zu Mittag. Das Wirtshaus<br />
wird wohl bei keinem so schnell aus dem Gedächtnis verschwin<strong>den</strong>.<br />
Wegen einer zu schmalen Anfahrtsstraße mit engen Kurvenradien musste der Bus<br />
im Ort bleiben und der Transport bergauf (später auch bergab) erfolgte mit<br />
Traktor und einem für <strong>den</strong> Personentransport umgebauten, recht abenteuerlichen<br />
Anhänger.
Das Essen und der Rundblick vom Lenzenberg auf <strong>den</strong> südlichen Schwarzwald<br />
im Osten, <strong>den</strong> Oberrhein im Sü<strong>den</strong> und die Vogesen im Westen entschädigten für<br />
die nicht alltägliche Traktorfahrt.<br />
Am frühen Nachmittag trennten sich nach viertägiger fachkundiger und fürsorglicher<br />
Reisebegleitung die Wege von Herrn Dr. Volk und unserer Reisegruppe.<br />
Unter dem Beifall aller Teilnehmer und der Würdigung seiner Mühen bei der Exkursionsvorbereitung<br />
und -durchführung wurde Herr Dr. Volk von unserem Vorsitzen<strong>den</strong>,<br />
Prof. Dr. Heinze, mit herzlich verabschiedet, nicht ohne an ihn eine<br />
Einladung zum Besuch in Thüringen auszusprechen.
Zur Abrundung des Tages war die sich anschließende Fahrt ins französische Colmar,<br />
etwa 25 km westlich von Breisach am Fuße der Vogesen gelegen, eine Reise<br />
in eine pulsierende, von französischem Flair regierte Stadt voller mittelalterlicher<br />
Bausubstanz. So erfuhr unsere diesjährige Exkursion zumindest noch einen Hauch<br />
<strong>Aus</strong>land und Internationalität.<br />
Museumsbesuch, Stadtrundfahrt für die einen, eine Pause in einem der vielen<br />
Straßencafes oder ein kurzes Schnuppern in <strong>den</strong> zahlreichen Geschäften für die<br />
anderen war allemal der Besuch von Colmar wert. Spät am Abend endete der<br />
abwechslungsreiche Exkursionstag.<br />
5. Tag Sonntag, der 05.06.2005<br />
Am Sonntagmorgen hieß es dann adieu Endingen, adieu Kaiserstuhl. Mit herrlichen<br />
Süßkirschen und erntefrischen Spargel, direkt vom Erzeuger am Straßenrand<br />
noch erstan<strong>den</strong>, ging unsere Fahrt über Freiburg im Breisgau durch das<br />
Höllental auf die Höhen des Schwarzwaldes zum Titisee. Nach einer kurzen Rast<br />
(oftmals mit Original Schwarzwälder Kirschtorte) führte dann unsere Heimreise<br />
über die Bundesautobahn zurück nach Thüringen.<br />
Es gilt <strong>den</strong> Organisatoren der Reise, die für die Vorbereitung und Durchführung<br />
verantwortlich zeichneten, Dank zu sagen (Frau Beck, Herr Dargel, Herr Freu<strong>den</strong>berger,<br />
Herr Bleyer).<br />
Auf ein Neues !
Seniorentreffen des Thüringer <strong>Forstverein</strong>s am 7. Juli 2005<br />
„Sie können das so schön, schreiben Sie doch bitte einen kurzen Bericht über<br />
unser Seniorentreffen!“<br />
Aber was gibt es da viel zu berichten?! Lauter alte Leute! Man kennt sich schon<br />
und tauscht seine Freude darüber aus, dass man „das (siehe Ende des Berichts!)<br />
nicht mehr mitmachen muss“, erzählt, wohin man im letzten Jahr gereist war<br />
und was die lieben alten Krankheiten einem so zu schaffen machen.<br />
Das Wetter hat in diesem Jahr voll mitgespielt: Den ganzen Tag total staubfreie<br />
Luft; erst am Nachmittag bei der Heimfahrt hörte der Dauerregen allmählich<br />
auf.<br />
Auch das diesjährige Seniorentreffen war mit 47 Besuchern wieder gut angenommen.<br />
In Abwesenheit unseres Vorsitzen<strong>den</strong>, Prof. Dr. M. Heinze, der zur<br />
gleichen Zeit in Erfurt das Ende der Schwarzburger Fachschule abzupuffern versuchte<br />
(interessant hierzu im Vergleich mit der optimistischen Prognose im<br />
Vorjahresbericht!) begrüßte uns Kollege Uli Klüßendorf als Geschäftsführer, der<br />
das Wort alsbald an <strong>den</strong> gastgeben<strong>den</strong> Forstamtsleiter, Kollegen P. Schwöbel,<br />
übergab.<br />
Dessen <strong>Aus</strong>führungen über die Anfänge des Werkes der Fa. Pollmeier im Bereich<br />
des Forstamtes Creuzburg ab 1995 fan<strong>den</strong> großes Interesse: Mit ca. 300 –<br />
auffallend jungen – Mitarbeitern hat das Werk bereits heute eine Belegschaftsstärke,<br />
die zu erreichen die Forstwirtschaft des gesamten Landes Thüringen trotz<br />
zielstrebiger Arbeit wohl noch mindestens 10 Jahre benötigen dürfte.<br />
Mit einer Kapazität von derzeit 300.000 fm/a Buchenstammholz in <strong>den</strong> Qualitäten<br />
B, besonders aber auch C und D (!! gesunder Rotkern wird zunehmend akzeptiert),<br />
ist Pollmeier eines der wichtigsten finanziellen Standbeine der Thüringer<br />
Forstwirtschaft.<br />
Aber der Reihe nach.<br />
Das Treffen begann vor 9.00 Uhr in der geräumigen Kantine des Werkes mit<br />
qualitativ und preislich ansprechendem Frühstück; - schade, dass die Bedienung<br />
so individuell war, dass die letzten von uns nicht mehr an die erhofften Brötchen<br />
kamen.
Es folgte, nach oben erwähnter Einführung, die Werksbesichtigung in 3 geführten<br />
Gruppen mit Warnwesten und Ohrstöpseln. Die Werksanlagen, seit 1995<br />
von 6 auf heute 35 ha gewachsen, beeindrucken durch modernste Technologie<br />
ebenso wie durch optimale (fast maximale) Qualitätsausbeute. Die Technik<br />
stammt überwiegend aus <strong>den</strong> USA, wurde aber in vielen Einzelheiten vom dortigen<br />
Nadelholz dem hiesigen Buchenholzeinschnitt angepasst. Trotz insgesamt<br />
weitgehender Automatisierung bleibt die Qualitätsansprache eine manuelle Arbeit,<br />
die so hohe Konzentration erfordert, dass die hierfür eingesetzten Arbeiter<br />
stündlich ausgewechselt wer<strong>den</strong>.<br />
Das fertige Produkt – Buchenschnittholz in breiter Sortimentspalette – wird<br />
weltweit vermarktet und erfreut sich hoher Nachfrage. Der Einzugsradius des<br />
Werkes für Buchenstammholz beträgt ca. 200 km.<br />
Zweiter Höhepunkt des Tages war ein Besuch des Heldrasteins, ausnahmsweise<br />
(durch das gastgebende Forstamt genehmigt) per Pkw im Naturschutzgebiet,<br />
wobei wir das Glück hatten, dass die sehr lange Pkw-Kolonne nicht abriss<br />
(Hinweis für künftig ähnliche Veranstaltungen: Den Einsatz eines Busses erwägen!)<br />
Wegen des staubfreien Wetters entfiel die forstliche Begehung angrenzender<br />
Laubholzbestände bzw. wurde durch Blicke aus dem Pkw-Fenstern ersetzt.<br />
Auf dem Heldrastein wur<strong>den</strong> wir vom Leiter der Interessengemeinschaft sowie<br />
einer deftigen Erbsensuppe begrüßt. Ersterer gab später auch einen interessanten<br />
Abriss der Geschichte dieses Platzes an der Hessisch-Thüringischen Grenze:<br />
Nach einer Popularität „ähnlich der Wartburg oder dem Kyffhäuser“ wurde der<br />
<strong>Aus</strong>sichtspunkt (503 m) zu DDR-Zeiten als Lauschposten für <strong>den</strong> Publikumsverkehr<br />
voll gesperrt. Nach der Wende konnte er - gegen vielfältigen Widerstand<br />
bürokratischer Behör<strong>den</strong> - wieder dem <strong>Aus</strong>flugsverkehr erschlossen und<br />
erhalten wer<strong>den</strong>, einschließlich dem 30 m hohen <strong>Aus</strong>sichtsturm, dessen <strong>Aus</strong>bau<br />
in Anlehnung an die Stadtmauer von Rothenburg o.T. durch Spen<strong>den</strong> einzelner<br />
Turmstufen mit Sponsorenangabe finanziert wurde. Zu verdanken ist diese Arbeit<br />
der äußerst engagierten IG Heldrastein e.V. Nur schade, dass die sonst sehr<br />
lohnende (und oben im Turm auch gut ausgeschriftete) <strong>Aus</strong>sicht durch Wolken<br />
genommen war!
Gegen 14.00 Uhr, als bereits erste Teilnehmer die Heimfahrt angetreten hatten,<br />
konnte doch noch unser Landeschef, Dr. V. Düssel, eine halbe Stunde mit uns<br />
verbringen, zwischen wichtigen Terminen mit dem eingangs angedeuteten Endziel<br />
bezüglich „Personalanpassung“. Auch seine <strong>Aus</strong>führungen, wie gewohnt<br />
mit optimistischem Lächeln vorgetragen, fan<strong>den</strong> allgemeines Interesse, wenn<br />
auch nicht ebensolchen Beifall. Immerhin ist zu hoffen, dass dem Land die<br />
Waldarbeiterschule in Gehren erhalten bleibt. Ansonsten aber sind wir wieder<br />
mal feste am Umstrukturieren und es nur ein schwacher Trost, dass es in fast<br />
allen übrigen Bundesländern bezüglich Forstwirtschaft noch trauriger aussieht.<br />
Da kann ich nur noch mal auf <strong>den</strong> Anfang dieses Berichtes verweisen.<br />
Dank gebührt wieder allen Organisatoren dieser Veranstaltung, wie Koll.<br />
Schwöbel und seinem Forstamtsteam, Koll. Klüßendorf, aber auch <strong>den</strong> Damen<br />
und Herren der IG Heldrastein und <strong>den</strong> Mitarbeitern der Fa. Pollmeier.<br />
K. Lische
Wald bewegte ganz Weimar!<br />
Vom 15.09. bis 18.09.2005 fand in Weimar die 62. Jahrestagung des Deutschen<br />
<strong>Forstverein</strong>s e. V. unter dem Motto „Wald Bewegt!“ statt.<br />
Sie begann am 15.09. um 13.00 Uhr mit der offiziellen Eröffnungsveranstaltung<br />
in der Weimarhalle, zu der ca. 870 Besucher erschienen sind.
Nach der Eröffnung durch <strong>den</strong> damaligen Präsi<strong>den</strong>ten des DFV, Henning Graf<br />
von Kanitz, folgten Grußworte von Vertretern aus Bundes-, Landes- und Kommunalpolitik<br />
sowie der Bergwacht Thüringen.<br />
Die anschließende Festrede hielt der Abteilungsleiter Umwelt und Sportstätten<br />
beim Deutschen Sportbund e. V., Dr. Hans Jägemann. In sehr zeitkritischer<br />
Form stellte er alternative Konzepte für die zukünftige Kooperation von Sport<br />
und Forstwirtschaft in unseren <strong>Wäldern</strong> vor.<br />
Einen besonderen Rahmen verlieh das Polizei-Musikkorps Thüringen dieser<br />
Veranstaltung. Mit Big-Band-Klassikern von Glenn Miller und anderen Komponisten<br />
der Swing-Ära wurde die Weimarhalle in „Bewegung“ gebracht.<br />
Nach einer längeren Pause folgte ein weiterer Redebeitrag durch <strong>den</strong> Vorstandsvorsitzen<strong>den</strong><br />
der Jenaoptik AG, Alexander von Witzleben. Durch die Brille eines<br />
externen Ökonomen stellt sich die Forstwirtschaft in Deutschland auf <strong>den</strong><br />
ersten Blick sehr klein dar. So fallen z. B. Jahresumsätze, Investitionen sowie<br />
Wertschöpfung pro Kopf der Beschäftigten im Vergleich zu „seiner“ High-<br />
Tech-Branche äußerst niedrig aus. Von Witzleben deutete dieses Ergebnis wie<br />
folgt: Die Forstwirtschaft in Deutschland leistet größtenteils Ergebnisse, die von<br />
unserer Gesellschaft nicht hinreichend bewertet wer<strong>den</strong>. Hierin versteckt sich<br />
ein wirtschaftliches Potential, das es zu wecken gilt. Innovation und Ideenreichtum<br />
sei von uns Forstleuten gefragt, wenn wir am Markt bestehen wollen.<br />
Es folgten die Ehrungen der Preisträger der Bernard-Eduard-Fernow-Plakette<br />
(Prof. Dr. Engelhard, USA) und des Lorenz-Wappes Preises (Dr. habil.<br />
Schwarz, post. Hum.).
Der erste Tag endete mit einer anlässlich der Bundestagswahl erfolgten Diskussionsrunde<br />
zur zukünftigen Forstpolitik in Deutschland mit Vertretern der fünf<br />
wichtigsten Fraktionen. Moderator war der neue Präsi<strong>den</strong>t des DFV, Dr. Anton<br />
Hammer.<br />
Am Abend lud der Thüringer Minister für Landwirtschaft, Naturschutz und<br />
Umwelt, Dr. Volker Sklenar, zum Empfang.<br />
Am 16.09. fan<strong>den</strong> zwischen 8:30 Uhr und 17:00 Uhr 9 Fachseminare zu unterschiedlichsten<br />
forstlichen Themen statt. Auch hier konnten ca. 870 Tagungsteilnehmer<br />
in <strong>den</strong> Seminarräumen der Weimarhalle gezählt wer<strong>den</strong>.<br />
Am 17.09. und 18.09. fan<strong>den</strong> vorwiegend innerhalb Thüringens insgesamt 14<br />
verschie<strong>den</strong>e eintägige und zweitägige Exkursionen statt. Insgesamt hatten die<br />
Exkursionen ca. 500 Teilnehmer zu verzeichnen.<br />
Flankierend zum beschriebenen Fachprogramm fan<strong>den</strong> zahlreiche PR-Aktionen<br />
in Weimar sowie eine Fachmesse in der Weimarhalle statt. Sie begannen mit<br />
Waldjugendspielen des Forstamtes Bad Berka am 16.09.2005 im Park an der<br />
Weimarhalle. Dem Regen zum Trotze wur<strong>den</strong> diese mit zahlreichen Grundschulklassen<br />
durchgeführt. Der Höhepunkt aller PR-Maßnahmen war der<br />
17.09.2005. Die gesamte Innenstadt Weimars erstrahlte im grünen Licht. Kein<br />
Besucher Weimars hatte die Chance, uns Forstleute zu übersehen.
Wesentliche Höhepunkte waren:<br />
- STIHL®TIMBERSPORTS®SERIES auf dem Theaterplatz<br />
- STIHL®TIMBERSPORTS®Mo<strong>den</strong>schau auf dem Theaterplatz<br />
- STIHL®Arbeitssicherheitsvorführungen auf dem Theaterplatz<br />
- Themenplatz “Waldesruh” auf dem Frauenplan<br />
- ”Fit durch Holz“ Fitnessstudio aus Holz auf dem Marktplatz<br />
- Präsentationen und Vorführungen der Thüringer Bergwacht auf dem Marktplatz<br />
- Großer Kletterberg für unsere Kleinen auf dem Marktplatz<br />
- Nordic Walking Schnupperkurs im Park an der Ilm (Treffpunkt 10:00 Uhr<br />
Stadtschloss)
- 13:00 Uhr - 1. Offizieller Weimarbiathlon im Park an der Ilm<br />
- Zapfensteiger – Baumpflegevorführung im Park an der Ilm<br />
- “Die Welt von oben betrachten” - Baumklettern im Park an der Ilm<br />
- Schnitzkünstler bei der Arbeit in der Fußgängerzone Weimars
- Imkerstand in der Fußgängerzone Weimars<br />
- Mobiles Sägewerk in Aktion - Patz der Demokratie<br />
- Herstellung und Stiftung eines Holzpavillons durch die Thüringer Zimmereiinnung<br />
- Holzspen<strong>den</strong>übergabe für <strong>den</strong> Dachstuhl der Anna Amalia Bibliothek<br />
Der Thüringer Minister für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt, Dr. Volker<br />
Sklenar besichtigte zu unserer großen Freude gemeinsam mit dem Vorstand<br />
des Deutschen <strong>Forstverein</strong>s e. V. und Vertretern der Presse im Rahmen eines<br />
gemeinsamen Rundganges sämtliche Aktionen. Er überreichte gemeinsam mit<br />
Dr. Hammer (Präsi<strong>den</strong>t DFV) und Herrn Stolze (Stadtsportbund Weimar) <strong>den</strong><br />
Siegern des Weimarbiathlons ihre Urkun<strong>den</strong>.
Höhepunkt des Tages war die Übergabe des Dachstuhls der Anna-Amalia-<br />
Bibliothek durch Minister Dr. Sklenar an Herrn Seemann, Präsi<strong>den</strong>t der Stiftung<br />
Weimarer Klassik und Kunstsammlungen.<br />
Am 18.09.2005 endete die 62. Jahrestagung des Deutschen <strong>Forstverein</strong>s e. V.<br />
mit einem festlichen Schöpfungsgottesdienst in der Herder-Kirche. Stephan<br />
Katte ließ hierzu mit Orgelbegleitung ein äußerst vielseitiges Repertoire der<br />
Hornmusik erklingen.<br />
<strong>Aus</strong> Sicht des Tagungsteams endete hiermit eine gelungene <strong>Forstverein</strong>stagung,<br />
die genau so verlaufen ist, wie wir es uns vorgestellt haben.<br />
Dieses war nur durch die intensive Unterstützung von THÜRINGENFORST<br />
möglich, wofür wir uns an dieser Stelle bedanken möchten. Besonders hervorheben<br />
möchten wir <strong>den</strong> Einsatz aller Exkursionspaten und -leiter, sowie des<br />
Forstamtes Bad Berka als unkomplizierten und leistungsstarken Partner vor Ort.<br />
Nicht vergessen möchten wir das Engagement der Stu<strong>den</strong>ten der Thüringer<br />
Fachhochschule in Schwarzburg und der Forstreferendare beider Jahrgänge. Unsere<br />
jungen Kollegen gewährten einen reibungslosen Ablauf vor Ort.<br />
Herzlichen Dank an alle,<br />
Ihr Tagungsteam des Deutschen <strong>Forstverein</strong>s e. V.<br />
Dr. Nils Redde
Instruction<br />
für<br />
die Holzhauer in <strong>den</strong> Dominalwaldungen<br />
der Unterherrschaft<br />
des<br />
Fürstenthums Schwarzburg-Sondershausen<br />
Sondershausen, 1854.<br />
Gedruckt in der F.A. Eupel`schen Hofbuchdruckerei
Instruction<br />
Für die Holzhauer in <strong>den</strong> Dominalwaldungen der Unterherrschaft<br />
______________<br />
A Allgemeine Bestimmungen<br />
§. 1.<br />
Zu der Holzhauerarbeit in <strong>den</strong> Dominalwaldungen dürfen nur solche Leute zugelassen wer<strong>den</strong>,<br />
die im Rufe der Unbescholtenheit stehen, als fleißige Arbeiter bekannt sind und dieses durch ein<br />
Leumundschaftsattest ihrer Ortsbehörde nachweisen.<br />
§. 2.<br />
Die Annahme, sowie die Entlassung der Holzhauer, erfolgt durch das Fürstliche Forstamt<br />
auf Vorschlag oder nach Anhörung des Gutachtens der betreffen<strong>den</strong> Revierförster.<br />
§. 3.<br />
Jeder Holzhauer wird durch das Fürstliche Forstamt auf diese Instruction, von welcher<br />
Ihm ein Exemplar auszuhändigen ist, mittels Eides verpflichtet.<br />
§. 4.<br />
Das Dienstverhältniß der Holzhauer ist ein kündbarer Vertrag, der von diesen nur nach Ablauf<br />
eines Wirthschaftsjahres gelöst wer<strong>den</strong> kann, während dem Fürstlichem Forstamte das Recht<br />
zusteht, <strong>den</strong> geschlossenen Vertrag zu jeder Zeit aufzulösen und einen Holzhauer sofort aus der Arbeit<br />
zu entlassen, sobald er ein in dieser Instruction mit der Strafe der Entlassung bedrohtes Vergehen<br />
sich zu Schul<strong>den</strong> kommen läßt.
§. 5.<br />
Die nächsten Vorgesetzten der Holzhauer sind der Vorstand des Fürstlichen Forstamts und<br />
der betreffende Revierförster. Die Holzhauer sind diesen Vorgesetzten Achtung und pünktlichen<br />
Gehorsam schuldig, und unterwerfen sich der Disciplinargewalt derselben dergestalt, daß <strong>den</strong> erwähnten<br />
Vorgesetzten das Recht zusteht, die in dieser Instruction angedrohten Strafen auszusprechen und<br />
in Vollzug zu setzen.<br />
§. 6.<br />
Für die <strong>Aus</strong>übung dieser Disciplinarstrafgewalt gilt die Regel, daß der Revierförster diejenigen<br />
Ordnungswidrigkeiten, bei welchen der Strafsatz höchstens 2 Thlr. beträgt, das Fürstliche<br />
Forstamt aber alle mit einer höheren Strafe zu ahn<strong>den</strong><strong>den</strong> Vergehen zu untersuchen und zu bestrafen<br />
hat.<br />
<strong>Aus</strong>nahmsweise kann jedoch das Forstamt auch die Untersuchung und Bestrafung eines Vergehens<br />
, dessen Strafe die angegebene Grenze nicht übersteigt , vor sich ziehen, wenn solches nach <strong>den</strong><br />
Umstän<strong>den</strong> im dienstlichen Interesse für nothwendig öder räthlich erachten sollte.<br />
§. 7.<br />
Gegen je<strong>den</strong> Strafausspruch findet nur ein einmaliger Recurs statt, und zwar gegen einen solchen<br />
des Revierförsters an das Fürstliche Forstamt und gegen einen des letzteren an das Fürstliche<br />
Ministerium, Finanzabtheilung, welches die oberste Dienstbehörde der Holzhauer bildet. Die<br />
Einlegung des Recurses muß binnen einer Nothfrist von zehn Tagen nach Bekanntmachung des<br />
Strafausspruchs geschehen.<br />
§. 8.<br />
Die von einem Holzhauer verwirkten Geldstrafen wer<strong>den</strong> ohne Weiteres von dem Lohne desselben<br />
gekürzt und ins Lohnbuch eingetragen.
§. 9.<br />
Die eingezogenen Strafgelder wer<strong>den</strong> vom Revierförster unter Beifügung eines Verzeichnisses,<br />
in welchem der Name des Bestraften, das Vergehen und der Betrag der Strafe einzutragen ist, am<br />
1. October des Jahres an das Fürstliche Forstamt mittels Bericht eingereicht. In dem letzteren<br />
sind zugleich diejenigen älteren Holzhauer näher anzugeben, welche sich durch die geleistete Arbeit<br />
und Führung so auszeichnen, daß sie sich einer Belohnung vorzugsweise würdig gemacht haben.<br />
§. 10.<br />
Die verwirkten Strafgelder wer<strong>den</strong>, so lange nicht anders im Interesse der Holzhauer darüber<br />
verfügt wird, nach dem Ermessen des Forstamts an würdige ältere Holzhauer als Prämien verteilt.<br />
§. 11.<br />
Außer <strong>den</strong> Befehlen der im §. 5 bezeichneten Vorgesetzten haben die Holzhauer auch <strong>den</strong><br />
Anweisungen, welche sie durch die Forstgehülfen und Forstaufseher erhalten, Folge zu leisten.<br />
Jeder Ungehorsam wird mit 5 Sgr. bis zu 2 Thlr. geahndet.<br />
§. 12.<br />
Es ist die Pflicht eines Holzhauers, sich einen guten Leumund zu erhalten. Sollte er diesen verlieren<br />
oder durch irgend eine Handlung zu öffentlichen Ärger Anlaß geben, so wird er sofort entlassen.<br />
Eine gleiche Folge tritt ein, wenn ein Holzhauer über die Anordnungen eines Vorgesetzten<br />
oder über eine erlittene Strafe sich auf eine unziemliche Weise äußert, oder überhaupt seine Camera<strong>den</strong><br />
zur Unzufrie<strong>den</strong>heit aufzureizen sucht.<br />
Die Entlassung soll ferner verfügt wer<strong>den</strong>, sobald ein Holzhauer wegen Disciplinar-Vergehen<br />
dreimal in einem Jahre bestraft wor<strong>den</strong> ist oder sich als faul und lässig zeigt. Im letzten Falle ist der<br />
Revierförster berechtigt, auf Kosten des Nach-lässigen andere Holzhauer in dessen Jahn einzulegen.
§. 13.<br />
Die Holzhauer sind gehalten, das Waldareal, sowie das auf <strong>den</strong>selben stockende Waldvermögen,<br />
mit Einschluß der Jagdnutzung, gegen jede Störung oder Beeinträchtigung nach Kräften zu<br />
schützen und auf Alles zu achten, was im Walde vorgeht. Sie müssen daher über alle Arten von<br />
Freveln oder Entwendungen wachen, solche möglichst verhüten und die etwa entdeckten sofort dem<br />
Revierförster zur Anzeige bringen.<br />
§. 14.<br />
Ebenso haben die Holzhauer ihr Augenmerk auf die Grenzen und Marken der Waldung zu<br />
richten, so daß sie über jede wahrgenommene Beeinträchtigung, oder Verdunkelung derselben sofort<br />
dem vorgesetzten Revierförster die nöthige Meldung zu machen haben.<br />
§. 15.<br />
Wird ein Holzhauer überführt, eine Wahrnehmung der vorgedachten Art (§§ 13 und 14) gemacht,<br />
dieselbe aber dem Revierförster verschwiegen zu haben, so wird er mit einer Geldstrafe von 10<br />
Sgr. bis 2 Thlr. belegt.<br />
§. 16.<br />
Läßt ein Holzhauer sich beigehen, ein mit gesetzlicher Strafe bedrohtes Forst- oder Jagdvergehen<br />
zu verüben, so tritt, außer der für ein derartiges Vergehen bestimmten, und nach § 8, b und § 13<br />
des Gesetzes vom 19. April 1850 geschärften Strafe, auch noch sofortige Entlassung ein. Dieselbe<br />
tritt auch dann ein, wenn ein solches Vergehen durch einen Angehörigen eines Holzhauers mit<br />
Theilnahme, Begünstigung oder auch nur mit Vorwissen des Letzteren verübt wor<strong>den</strong> ist.<br />
§. 17.<br />
Bei entstehen<strong>den</strong> Waldbrän<strong>den</strong> sind die Holzhauer verpflichtet, mit dem nöthigen Löschgeräthschaften<br />
– Axt, Hacke, Schaufel und Rechen – nach dem Feuer zu eilen.
§. 18.<br />
Die Holzhauer müssen zu Unterstützung des Forstpersonals und zur Sicherung desselben in<br />
seiner dienstlichen Stellung gegen Gefahr jeder Art zu jeder Zeit, bei Tag und bei Nacht, bereit<br />
sein und einer deshalb an sie gelangen<strong>den</strong> Aufforderung unweigerlich Folge leisten.<br />
Nimmt im Laufe eines Jahres die diesfallige Dienstleistung keinen größeren als einen dreitägigen<br />
Aufwand in Anspruch, so wird eine Entschädigung dafür nicht gewährt.<br />
§. 19.<br />
Dem <strong>Aus</strong>zeichnen, Jahnmachen, Nummerieren, Nutzholzmessen, Abposten und dergleichen<br />
Geschäften müssen die Holzhauer theilweise, oder auf Verlangen insgesammt beiwohnen, ohne<br />
eine Vergütung dafür in Anspruch nehmen zu können.<br />
§. 20.<br />
So lange die Waldarbeit dauert, dürfen die Holzhauer bei Einem Thaler Ordnungsstrafe keine<br />
andere Arbeit ohne Erlaubniß des Revierförsters übernehmen.<br />
§. 21.<br />
Das Handwerkszeug, einschließlich der Sägen, haben die Holzhauer auf eigene Kosten anzuschaffen<br />
und in brauchbarem Stande zu erhalten. Insbesondere hat jeder Holzhauer bei der Arbeit<br />
einen nach Leipziger Maaße vier Fuß langen Stock bei sich zu führen, welcher in 4 Fuß, und bei<br />
einem Fuß in Zolle richtig und deutlich eingetheilt sein muß.<br />
§. 22.<br />
Die Uebertretung von Vorschriften dieser Instruction, für welche keine besondere Strafe angedroht<br />
ist, wird mit einer Ordnungsstrafe von 2 - 10 Sgr. geahndet.<br />
____________________
B. Organisation der Holzhauer<br />
§. 23.<br />
Die für einen Forst angenommenen Holzhauer arbeiten entweder in einer oder mehreren<br />
Parthieen, und diese unter sich wieder in Rotten zu je 2 bis 4 Mann.<br />
Der Wahl der Holzhauer bleibt es überlassen, in welchem von dem eben ange-gebenen Verhältnisse<br />
sie in Rotten zusammentreten wollen. Jeder Rotte wird von <strong>den</strong> Revierförster eine Nummer<br />
zugetheilt und dem von ihm aus ihrer Mitte gewähltem Obmanne ein Hammer behändigt, auf dem<br />
die Nummer befindlich ist.<br />
§. 24.<br />
Ferner soll entweder<br />
1.) die Einrichtung getroffen wer<strong>den</strong>, daß für jede Parthie auf Vorschlag des Revierförsters<br />
vom Fürstlichem Forstamte ein Oberholzhauer und ein Stellvertreter desselben<br />
erwählt wird, dessen Anordnungen und Vorschriften die Holzhauer Folge zu leisten<br />
verpflichtet sind; oder es sollen<br />
2.) anstatt der Oberholzhauer besondere Maltermeister und zwar einer für ein Forstrevier,<br />
vom Fürstlichen Ministerium, Finanzabteilung, angestellt wer<strong>den</strong>.<br />
Dieser letzteren Behörde bleibt es überlassen, für die einzelnen Forste festzustellen, welche von<br />
bei<strong>den</strong> Einrichtungen in <strong>Aus</strong>führung gebracht wer<strong>den</strong> soll.<br />
Die allgemeinen Bestimmungen über das Dienstverhältniß der Holzhauer in §§ 1 – 22 fin<strong>den</strong><br />
auch auf die Oberholzhauer und Maltermeister Anwendung.<br />
§. 25.<br />
Zu Oberholzhauern und Stellvertretern derselben dürfen nur Leute erwählt wer<strong>den</strong>, welche einigermaßen<br />
im Rechnen und Schreiben geschickt, und in dem einem Holzhauer nothwendigen Eigenschaften<br />
und Fertigkeiten so tüchtig sind, daß sie ihren Camera<strong>den</strong> mit einem guten Beispiele in<br />
der Arbeit vorauszugehen vermögen.<br />
Der Stellvertreter vertritt <strong>den</strong> Oberholzhauer im Abwesenheitsfalle des Letzteren, und es dürfen<br />
daher nicht beide zugleich bei der Arbeit fehlen.
§. 26.<br />
Der Oberholzhauer, resp. dessen Stellvertreter, sowie der Obmann führt die Aufsicht über die zu<br />
seiner Parthie, bezüglich Rotte, gehörigen Arbeiter während der Arbeit.<br />
Besonders hat er darauf zu sehen, daß die seiner Parthie, bezüglich Rotte, über-wiesene Holzarbeit<br />
ordnungsgemäß unter die einzelnen Rotten und Theilnehmer vertheilt und verlooset, daß dieselbe<br />
in der vorgeschriebenen Zeit und streng nach <strong>den</strong> vorgeschriebenen Vorschriften verrichtet wird,<br />
und daß kein Holzhauer an einem andern Orte des Forstes Arbeiten vornimmt, als wo er vom<br />
Revierförster angelegt wor<strong>den</strong> ist.<br />
§. 27.<br />
Im Allgemeinen wird hinsichtlich der Zeit, innerhalb welcher die Schläge zu fertigen sind, bestimmt,<br />
daß ¾ derselben bis zum 1. Mai und das letzte ¼ derselben bis Ende Juni vollständig aufgearbeitet<br />
sein muß. In besonderen Fällen wird nachgelassen wer<strong>den</strong>, daß <strong>Aus</strong>jäthiebe auch in <strong>den</strong><br />
Sommermonaten zur <strong>Aus</strong>führung kommen können. Die obige Bestimmung ist für die Zahl der<br />
für ein Revier anzunehmen<strong>den</strong> Holzhauer maßgebend.<br />
§. 28.<br />
Der Oberholzhauer, dem ein Verzeichnis von <strong>den</strong> ihm untergebenen Rotten mit <strong>den</strong> diesen nach<br />
§ 23 ertheilten Nummern zu behändigen ist, ist für die Aufrechterhaltung der Ordnung in einem<br />
Schlage, - der Obmann in seinem Jahne – verantwortlich; namentlich aber hat er darauf zu sehen,<br />
daß keine zu große Anzahl von Feuern ange-macht, daß dieselben nur an unschädlichen Stellen<br />
angelegt und nur mit dürren, nicht zu verwerten<strong>den</strong> Abgangshölzern oder Spänen unterhalten, auch<br />
beim Weggange jedesmal bis auf <strong>den</strong> letzten Funken gelöscht wer<strong>den</strong>. In Verjüngungs- <strong>Aus</strong>jäteund<br />
Durch-forstungshieben dürfen ohne ausdrückliche Erlaubniß des Revierförsters gar keine Feuer<br />
angemacht, sondern es müssen dieselben hier auf Wege oder Gestelle verlegt wer<strong>den</strong>. Bei Wind und<br />
trockener Witterung ist das Anmachen von Feuern möglichst zu vermei<strong>den</strong>, oder es sind dieselben<br />
mit aufgehacktem Bo<strong>den</strong> zu umlegen.
§. 29.<br />
So ein Holzhauer behindert ist, bei der Waldarbeit zu erscheinen, hat er dem Oberholzhauer oder<br />
Obmann Anzeige davon zu machen, so daß der letztere stets im Stande ist, einem auf dem Schlage<br />
eintreffendem Forstbeamten die Zahl der auf <strong>den</strong>selben anwesen<strong>den</strong> Holzhauer anzugeben. Unterläßt<br />
ein Holzhauer eine solche Ansage, so verfällt derselbe in eine Ordnungstrafe von 2 Sgr.<br />
§. 30.<br />
Sollte ein Holzhauer <strong>den</strong> Weisungen und Erinnerungen des Maltermeisters, Ober-holzhauers<br />
oder Obmannes die erforderliche Folgeleistung versagen, so hat der Letztere deshalb Anzeige bei<br />
dem Förster zu machen, welcher nach Maßgabe des näheren Be-fundes <strong>den</strong> Ungehorsamen in eine<br />
Strafe von 2 – 10 Sgr. zu nehmen hat.<br />
§. 31.<br />
Die Holzhauer dürfen die ihnen übertragene Arbeit im Walde nur vom Aufgang bis zum<br />
Untergang der Sonne verrichten.<br />
Der Oberholzhauer oder Obmann gebietet Feierabend. Sobald dies geschehen ist, haben die<br />
Holzhauer <strong>den</strong> Wald zu verlassen.<br />
§. 32.<br />
Von vierzehn zu vierzehn Tagen hat der Oberholzhauer sich die im Laufe derselben, von <strong>den</strong><br />
Holzhauern seiner Parthie verrichteten Arbeit angeben zu lassen, die Richtigkeit dieser Angaben<br />
zu prüfen und hierauf die von dem Revierförster erhaltenen Abschlagszahlungen unter die einzelnen<br />
Holzhauer nach Maßgabe ihres Verdienstes zu vertheilen und in die Lohnbücher derselben einzutragen.<br />
Die Abschlagszahlung darf bis zur Vollendung der Arbeit in <strong>den</strong> einzelnen Schlägen nach<br />
nicht über ¾ Theile des verdienten Lohnes betragen. Sobald ein Schlag abgepostet ist, erhält der<br />
Oberholz-hauer unter Abrechnung der erhaltenen Lohnvorschüsse <strong>den</strong> Betrag des gesammten<br />
Hauerlohnes für <strong>den</strong>selben, worauf er <strong>den</strong> einzelnen Holzhauern ihr desfallsiges Gutha-ben auszahlt,<br />
und vollständige Abrechnung mit jedem Einzelnen hält. Über die richtig erfolgte Abrechnung<br />
rücksichtlich jedes Schlages hat sich der Revierförster Kenntnis zu verschaffen.
§. 33.<br />
Beschwer<strong>den</strong> gegen <strong>den</strong> Oberholzhauer und <strong>den</strong> Obmann hat der Revierförster und wenn sich<br />
die Betheiligten bei dessen Entscheidung nicht beruhigen, das Forstamt zu erledigen.<br />
§. 34.<br />
Als Vergütung für die mit dem Amte eines Oberholzhauers verbun<strong>den</strong>e Mühewal-tung erhält<br />
ein solcher neben dem Verdienste als Holzhauer je nach dem Umfange der ihn obliegen<strong>den</strong> Geschäfte,<br />
jährlich 5 bis 15 Thlr.<br />
Die Obmänner der Rotten haben ihre Obliegenheiten unentgeltlich zu besorgen.<br />
§. 35.<br />
Auf <strong>den</strong> Forstrevieren, für welche nach § 24 unter 2) Maltermeister angenommen wer<strong>den</strong>,<br />
haben diese die Functionen der Oberholzhauer mit <strong>Aus</strong>schluß der im § 32 näher bezeichneten, welche<br />
dann von dem Obmanne ausgeübt wer<strong>den</strong>, zu übernehmen.<br />
§. 36.<br />
Dem Maltermeister liegt hauptsächlich ob, das Feuerholz mit <strong>Aus</strong>schluß der Späne und Wellen<br />
aufzumaltern. Er hat dabei die Bestimmungen der §§. 70 – 80 zu befolgen. Damit das Aufmaltern<br />
des Holzes auch dann nicht gehindert wird, wenn der Bo<strong>den</strong> gefroren ist, hat der Maltermeister<br />
vor Eintritt des Winters die erforderlichen Malterpfähle einzuschlagen.<br />
§. 37.<br />
Beim <strong>Aus</strong>zeichnen des Holzes und dem verloosen der Jähne muß der Maltermeister gegenwärtig<br />
sein. Beim Rücken des Holzes muß er sein besonderes Augenmerk darauf richten, daß von<br />
<strong>den</strong> Holzhauern dasselbe alsbald thunlichst sortirt wird.<br />
Alles seiner Rotte zugehörige Holz hat der Maltermeister in Gegenwart des Obmannes oder<br />
der Mitglieder derselben der Nummernfolge nach aufzunehmen und dem Revierförster behufs der<br />
Ablohnung zu überreichen.
§. 38.<br />
Auf <strong>den</strong> Forsten, auf welchen die Holzernte von so bedeutendem Umfange ist, daß der Maltermeister<br />
die Aufmalterung nicht allein zeitig vollen<strong>den</strong> kann, sind ihm Tagelöhner beizugeben, für<br />
deren Arbeit er verantwortlich ist.<br />
§. 39.<br />
In Zeiten, wo die Holzhauerarbeit ruht, ist der Maltermeister von dem Revierförster zur<br />
Beaufsichtigung der Holzabfuhre, zur Wegebesserung und zur <strong>Aus</strong>übung des Forstschutzes zu<br />
verwen<strong>den</strong>.<br />
§. 40.<br />
Die Maltermeister erhalten einen festen jährlichen Gehalt, dessen nähere Be-stimmung vorbehalten<br />
bleibt. Bei tadelloser Geschäftsführung sollen dieselben, falls ihnen sonst die erforderlichen Eigenschaften<br />
nicht abgehen, bei Besetzung von Forstaufseherstellen vorzugsweise berücksichtigt wer<strong>den</strong>.<br />
____________________<br />
C. Vorschriften für das Fällen und Trennen des Holzes.<br />
§. 41.<br />
Es dürfen nur solche Hölzer gefällt oder gehauen wer<strong>den</strong>, die entweder mit dem Waldhammer<br />
oder sonst <strong>den</strong> Holzhauern zum Abhiebe bezeichnet wor<strong>den</strong> sind.<br />
In der Regel sollen alle zum Einschlag bestimmten Bäume mit dem Revierhammer bezeichnet<br />
wer<strong>den</strong>, während bei <strong>den</strong> ersten Durchforstungen bis zum 30. Jahre die zu nutzen<strong>den</strong> Stämmchen<br />
nicht einzeln gezeichnet, sondern die Holzhauer von dem Revierförster an Ort und Stelle unterwiesen<br />
wer<strong>den</strong>, welches Holz zur Fällung kommen soll. Stangenhölzer sind mit einem Baumreißer<br />
anzureißen.<br />
Treten während der Hauungsausführung Ernten durch zufällige Ereignisse an solchen Holze<br />
ein, was zum Ueberhalten bestimmt ist, so ist deshalb ohne Zeitverlust dem Revierförster Anzeige zu<br />
erstatten und bis zur erfolgten Entscheidung desselben in der nächsten Umgebung des zufällig geernteten<br />
Holzes der Schlag nicht fortzusetzen.<br />
Jede Zuwiderhandlung zieht, falls der angerichtete Scha<strong>den</strong> <strong>den</strong> Betrag von 2 Thlr. nicht<br />
übersteigt, eine Strafe von 2 Sgr. bis zu 2 Thlr., bei größeren Scha<strong>den</strong> aber eine höhere Strafe bis<br />
zu 5 Thlr. nach sich.
§. 42.<br />
Alle zu Nutzholz untauglichen, nicht unter zwanzig Zoll starken Stämme müssen ohne <strong>Aus</strong>nahme<br />
3 ½ Fuß hoch über der Erde umgeschnitten wer<strong>den</strong> und das sogenann-te Einkimmen dabei ist<br />
nur insoweit gestattet, daß die Einkimme lediglich auf der dem Schnitte entgegengesetzten Seite gemacht<br />
und nicht über einen Viertheil der Baum-stärke betragen darf. Die Bäume von geringerer<br />
Stärke wer<strong>den</strong> entweder ganz tief, und zwar so knapp als möglich am Bo<strong>den</strong>, abgehauen oder höchstens<br />
6 Zoll hoch über der Erde abgesägt.<br />
An Bergwän<strong>den</strong> wird die Schnitthöhe von der Seite, also nicht von der unteren oder oberen<br />
Bergseite gemessen.<br />
Die zu Nutzholz tauglichen Stämme müssen in der Regel nach <strong>den</strong> so eben gegebenen Bestimmungen<br />
ganz tief abgehauen oder abgesägt wer<strong>den</strong>. Auch sind solche auf besondere Anweisung<br />
auszugraben. Bei <strong>den</strong> Bäumen über 20 Zoll Stammdurchmesser soll es jedoch nachgelassen sein,<br />
daß dieselben ebenfalls 3 ½ Fuß hoch über der Erde abgeschnitten wer<strong>den</strong> können, sobald der Revierförster<br />
specielle Anweisung im einzelnen Falle ertheilt hat und wenn beim Einkimmen, statt <strong>den</strong><br />
Hieb von oben zu führen, zuerst eingeschnitten und derselbe dann von unten geführt wird.<br />
Jede Nichtbeachtung dieser Vorschriften zieht eine Strafe von 5 bis 15 Sgr. nach sich. Etwaige<br />
<strong>Aus</strong>re<strong>den</strong> wegen kranken und anbrüchigen <strong>Aus</strong>sehens des Baumes schützen nicht gegen Bestrafung.<br />
§. 43.<br />
Sobald ein Kältegrad eintritt, bei welchem die Jungwüchse brüchig wer<strong>den</strong>, müssen sofort alle<br />
Fällungen in <strong>den</strong> Verjüngungshieben aufhören.<br />
§. 44.<br />
Das Abräumen des Unterwuchses in <strong>den</strong> Verjüngungshieben, sowie der Kernreiser in <strong>den</strong><br />
Mittelwaldschlägen zur bequemeren Fällung der Bäume ist streng untersagt.<br />
Es müssen daher junge Hölzer, welche bisweilen dicht an <strong>den</strong> gefällt wer<strong>den</strong><strong>den</strong> Stämmen stehen,<br />
durch Pflöcke oder Anbin<strong>den</strong> an andere Stämme zurückgehalten, und nach bewirkter Fällung des<br />
Stammes wieder aufgerichtet wer<strong>den</strong>.
§. 45.<br />
Bei der Fällung ist besonders darauf zu sehen, daß sie nicht allein unter mög-lichster Schonung<br />
des stehen<strong>den</strong> Holzes und des Unterwuchses, sondern auch unter Erhaltung der gefällt wer<strong>den</strong><strong>den</strong><br />
Stämme geschieht.<br />
Dieselbe darf daher an Bergwän<strong>den</strong> nur bergauf oder dem Berge entlang statt-fin<strong>den</strong>. Ebenso<br />
ist zu vermei<strong>den</strong>, daß die zu fällen<strong>den</strong> Stämme über Hohlwege und Schluchten, über herumliegendes<br />
Holz und Stöcke, oder über Felsen u.s.w. stürzen.<br />
In <strong>den</strong> Fällen, wo zur Erhaltung des Bei- oder Unterwuchses von dieser Bestim-mung abgewichen<br />
wer<strong>den</strong> soll, ist dazu die Genehmigung des Revierförsters einzuholen.<br />
§. 46.<br />
Nach dem Fällen müssen die geworfenen Stämme sofort ausgeästet und der durch die Aeste bedeckt<br />
gewesene Unterwuchs wieder aufgerichtet wer<strong>den</strong>.<br />
Ist aller Vorsicht beim Fällen ungeachtet Unterwuchs so beschädigt und zersplittert wor<strong>den</strong>, daß<br />
keine Erholung desselben zu erwarten ist, so muß nach vorausgegangener Ansicht und Bestimmung<br />
des Revierförsters derselbe an der Erde (§ 47) abgehauen wer<strong>den</strong>.<br />
§. 47.<br />
In Mittel- und Niederwaldungen muß das Unterholz mit vorzüglich scharfen Beilen oder<br />
Aexten, soviel möglich unmittelbar über dem Wurzelknoten so abgehauen wer<strong>den</strong>, daß der Abhieb<br />
auf dem Stocke eine schiefe und glatte Fläche bildet. Einreißen der Stockrinde, Splittern oder<br />
Spalten des Stocks sind daher und am besten zu vermei<strong>den</strong>, daß der Hieb möglichst von unten erfolgt.<br />
Deshalb dürfen auch die Reiser und Stangen – Durchforstungshiebe ausgenommen – nicht<br />
nach dem Einkerben umgebrochen oder zur Erleichterung des Abhiebs umgebogen wer<strong>den</strong>.<br />
§. 48.<br />
In <strong>den</strong> Mittelwaldschlägen müssen beim <strong>Aus</strong>hiebe des Unterholzes alle Laß- und Kernreiser<br />
geschont und so lange stehen gelassen wer<strong>den</strong>, als die Wegnahme einzelner nicht von dem Revierbeamten<br />
angeordnet wurde.<br />
Contraventionen gegen die hier und in §§ 43, 44, 45, 46 und 47 gegebenen Vorschriften wer<strong>den</strong><br />
nach Maßgabe des angerichteten Scha<strong>den</strong>s mit 1 – 15 Sgr. geahndet.<br />
§. 49.<br />
Die gefällten Stämme, namentlich in Verjüngungshieben, müssen ohne Zeitverlust nach der<br />
Fällung aufgeschnitten und aufgespalten wer<strong>den</strong>.
§. 50.<br />
Die Aeste müssen nach Maßgabe ihrer Stärke am Schafte entweder glatt abgeschnitten oder<br />
abgehauen wer<strong>den</strong> und vollständig mit der Stammfläche eingeebnet wer<strong>den</strong>, so daß nicht etwa durch<br />
Aststummel beim Aufmaltern hohle Zwischenräume entstehen.<br />
§. 51.<br />
Alle nicht unter 3 Zoll starken Spitzen-, Ast- oder Durchforstungshölzer müssen mittelst der<br />
Säge in die vorgeschriebene Länge geschnitten und dürfen nicht mit der Axt durchschrotet wer<strong>den</strong>.<br />
§. 52.<br />
Sollten Fuß- oder Fahrwege beim Hauen verfällt wer<strong>den</strong>, so ist die Passage sofort wieder<br />
herzustellen. Contraventionen gegen die in §§ 49 bis 52 gegebenen Vorschriften wer<strong>den</strong> nach Maßgabe<br />
ihrer Bedeutung mit 1 – 5 Sgr. bestraft.<br />
§. 53.<br />
Die bei Gewinnung der Stämme und Erdklötze (§ 70) entstan<strong>den</strong>en sogenannten Stocklöcher<br />
sind nach beendigten <strong>Aus</strong>spalten bei Vermeidung einer Strafe von 5 Sgr. für je<strong>den</strong> Fall sofort<br />
wieder zu ebenen.<br />
§. 54.<br />
Das <strong>Aus</strong>spalten alter Stämme ist in Districten, die verjüngt sind, durchaus nicht mehr gestattet,<br />
insofern nicht ausnahmsweise eine besondere ausdrückliche Anordnung hierzu gegeben wird.
§. 55.<br />
Zum <strong>Aus</strong>spalten der Stämme erhält jeder Holzhauer in der Hainleite jährlich zwei<br />
Druckbäume, die jedoch nicht willkürlich, sondern nur auf specielle Anweisung des Försters gefällt<br />
wer<strong>den</strong> dürfen. Die Druckbäume wer<strong>den</strong> mit dem Waldhammer sichtbar bezeichnet, von einem<br />
Schlage nach dem andern durch <strong>den</strong> Holzhauer unentgeltlich transportirt und nach Beendigung<br />
der Holzarbeit im Wirthschaftsjahre dem Holzhauer unter der Bedingung alsdann überlassen, daß<br />
er, insofern er mehr als 2 Druckbäume jährlich brauchen sollte, <strong>den</strong> Mehrbedarf nach der Taxe bezahlen<br />
muß.<br />
Das eigenmächtige Abhauen eines Druckbaumes wird, wie die Fällung eines nicht mit dem<br />
Waldhammer bezeichnet gewesenen Baumes, angesehen und bestraft. (§41.)<br />
§. 56.<br />
Soweit sich die gefällten Bäume mit <strong>Aus</strong>schluß der Buchen zu Werk- Bau und Nutzholz<br />
eignen, wer<strong>den</strong> sie in ganzen Stücken so lang, als sie zu dieser Verwendung tauglich sind, ausgehalten.<br />
In zweifelhaften Fällen ist die Bestimmung des Revierförsters vor der Ablängung einzuholen.<br />
In Contraventionsfalle hat der Holzhauer <strong>den</strong> der Kasse zugefügten Scha<strong>den</strong> zu ersetzen.<br />
§. 57.<br />
Die Nutzstücke müssen des bequemeren und sicheren Messens wegen, sowie zur Ueberzeugung,<br />
daß das Stück gesund ist, an bei<strong>den</strong> Stirnseiten frei und sichtbar sein. Ebenso müssen die an einem<br />
solchen Stücke etwa vorkommen<strong>den</strong>, überwachsenen Aeste aufgehauen wer<strong>den</strong>. Contraventionen<br />
wer<strong>den</strong> mit 1 – 5 Sgr. bestraft.<br />
§. 58.<br />
Das <strong>Aus</strong>halten von Roth- und Weißbuchennutzstücken, sowie von geringen Nutz-hölzern, wie<br />
Hor<strong>den</strong>stangen, Lissen, Reifen, Rüstbäumen u.s.w. und gespaltenen Nutzhölzern geschieht nur<br />
auf besondere Anweisung des Revier-försters.
§. 59.<br />
Die zu Feuerholz bestimmten Schäfte wer<strong>den</strong> in 4 Fuß lange Schrote zerschnitten, wobei jedes<br />
Einkimmen streng untersagt ist. Bei <strong>den</strong> Stamm-schroten erfolgt die Messung derselben von der<br />
halben Hiebsfläche an, sobald dieselben von solchen Bäumen herrühren, die nach § 42 abgehauen<br />
wer<strong>den</strong> durften. Für je<strong>den</strong> Zoll einer von dieser Dimension abweichen<strong>den</strong> Schnittlänge wird ½<br />
Sgr. Strafe erlegt. Die von <strong>den</strong> Bäumen, welche 3 ½ Fuß hoch über der Erde abgeschnitten wor<strong>den</strong><br />
sind, herrühren<strong>den</strong> Stücke sind so auszuspalten, daß die vorschriftsmäßige Scheitlänge von 4 Fuß<br />
möglichst erlangt wird.<br />
§. 60.<br />
Beim Aufspalten der Schrote haben sich die Holzhauer streng nach der hierüber bestehen<strong>den</strong><br />
Vorschrift – Holztaxe für die Unterherrschaft von 1841 und § 70 d. Instr. zu richten, nach welchen<br />
kein Scheit über 10 Zoll auf der Rückenseite haben darf. Für jedes über 10 Zoll starke Scheit wird<br />
½ Sgr. Strafe erlegt und ist der betheiligte Holzhauer außerdem noch verpflichtet, die versäumte<br />
Zerkleinerung desselben nachzu-holen. Ebenso müssen alle über 6 Zoll starken Stücke, welche spaltbar<br />
sind, gespalten wer<strong>den</strong>. Für je<strong>den</strong> in ein Malter von der genannten Stärke eingelegten Reitel<br />
wird ½ Sgr. Strafe erhoben.<br />
§. 61.<br />
Wird es mit Axt und Keil nicht möglich, einzelne Schrote in so kleine Theile zu zer-legen, wie<br />
eben in § 60 bestimmt, so muß dies mittels Sprengens durch Pulver wenigstens so weit geschehen, daß<br />
zwei Mann vermögend sind, ein solches Stück auf <strong>den</strong> Wagen zu heben. In schwierigen Fällen<br />
sollen die Holzhauer dafür besonders entschädigt wer<strong>den</strong>.<br />
§. 62.<br />
Alles unter 3 Zoll starke Astholz und Reisig wird in Wellen aufgebun<strong>den</strong>, welche eine Länge<br />
von 5 Fuß und eine Stärke von 1 Fuß im Bunde haben müssen. Jede Welle muß fest in eine<br />
Starke Wiede gebun<strong>den</strong> sein. Zu <strong>den</strong> letzteren wer<strong>den</strong> in der Regel weiche Holzarten verwendet.<br />
Die Gewinnung derselben erfolgt auf besondere Anweisung des Revierförsters. Das eigen-mächtige<br />
Schei<strong>den</strong> von Wie<strong>den</strong> wird nach Maßgabe des etwa dadurch verur-sachten Scha<strong>den</strong>s mit 2 Sgr. bis<br />
2 Thlr. pro Schock bestraft.<br />
§. 63.
Die in die Wellen kommen<strong>den</strong> stärkeren Äste müssen bei Vermeidung einer Strafe von 1 – 5<br />
Sgr. mittelst der Axt, des Beiles oder der Handsäge vorschriftsmäßig abge-längt wer<strong>den</strong>. Nur<br />
solche Äste können gebrochen wer<strong>den</strong>, die die Stärke eines Zolles nicht erreichen.<br />
In die in der Mitte eines halben, beziehungsweise viertel Schockes liegende Welle ist ein Reitel<br />
einzubin<strong>den</strong>, welcher um einen halben Fuß aus dem Sturzende hervorragt und auf der oberen Seite<br />
mit einer Platte zum Auftragen der Nummer versehen ist.<br />
§. 64.<br />
Das aufgespaltene Holz muß bis zum Rücken desselben an unschädlichen und so-weit möglich<br />
nicht mit Unterholz versehenen Stellen und jedesmal auf Unterlager auf-geschränkt wer<strong>den</strong>. Contraventionen<br />
wer<strong>den</strong> mit 5 – 10 Sgr. bestraft.<br />
_________________<br />
D Vom Rücken des Holzes<br />
§. 65.<br />
Das Rücken der Hölzer erfolgt auf Anordnung des Revierförsters entweder durch Tragen<br />
oder durch Fahren mittelst eines Holzschlittens oder Schiebekarrens, stets unter möglichster Schonung<br />
des Unterwuchses.<br />
§. 66.<br />
Das Rollen oder Stürzen der Schrote und Scheite, sowie das Schleifen der Wellen ist streng<br />
untersagt und darf nur in besonderen Fällen auf specielle Anweisung des Revierförsters erfolgen.<br />
Ein Entgegenhandeln gegen diese Bestimmungen wird nach Maßgabe des angerichteten Scha<strong>den</strong>s<br />
mit ½ Sgr. bis 5 Sgr. für jedes Schrot, Scheit oder Bund bestraft.
§. 67.<br />
Beim Rücken ist gehörig Bedacht auf das Sortiren der Feuerhölzer zu nehmen, so daß die zu<br />
einem Sortimente gehörigen Stücke auf besondere Haufen und ebenfalls auf Unterlager aufgeschränkt<br />
wer<strong>den</strong>. Gleiches gilt auch von <strong>den</strong> geringeren Nutz- und Werthölzern.<br />
§. 68.<br />
Alles Holz wird an die, dem Schlage zunächst liegen<strong>den</strong> Gestelle, oder solche vertre-tende Wege,<br />
oder Waldsäume und Leh<strong>den</strong> gerückt. Wo infolge besonderer örtlicher Verhältnisse außer <strong>den</strong><br />
Gestellen noch Holzabfuhrwege zu verwilligen sind, hat die Anweisung derselben durch <strong>den</strong> Vorstand<br />
des Forstamtes zu erfolgen.<br />
§. 69.<br />
Ueber die Grenzen seines Jahnes hinaus darf kein Holzhauer ohne besondere Erlaubniß des<br />
Revierförsters Holz rücken.<br />
Die erforderlichen Malterpfähle und Streben hat derselbe zu fertigen und an die Anrückungsplätze<br />
zu schaffen. Die Hölzer wer<strong>den</strong> mit der nach § 23 der Rotte ertheilten Nummer so bezeichnet,<br />
daß die an <strong>den</strong> äußeren Grenzen des Haufens liegen<strong>den</strong> Holzstücke und Wellen solche eingeschlagen<br />
erhalten.<br />
Da, wo dem Holzhauer die Aufmalterung übertragen wird, ist in jedem Malter dem von<br />
oben herab in der dritten Reihe rechts am Malterpfahle liegen<strong>den</strong> Scheite die Nummer zu geben.<br />
In <strong>den</strong> Wellhaufen erhält solche der hervorragende Reitel - § 63. – Contraventionen gegen<br />
diese Bestimmung wie gegen die der bei<strong>den</strong> vorhergehen<strong>den</strong> Paragraphen wer<strong>den</strong> mit einer Strafe<br />
von 5 – 10 Sgr. belegt und es muß das Holz auf Verlangen außerdem an einen andern Platz geschafft<br />
wer<strong>den</strong>.
_________________<br />
E Vom Sortiren und Aufmaltern<br />
§. 70.<br />
Das Feuerholz wird nach Maßgabe seiner Beschaffenheit<br />
1) in Scheitholz<br />
2) „ Mittelholz<br />
3) „ Reitel<br />
4) „ Stämme<br />
5) „ Erdklötze<br />
6) „ Späne und<br />
7) „ Wellholz<br />
aufgesetzt und aufgeschockt.<br />
Zu Scheitholz kommen alle spaltigen, 6 bis 10 Zoll auf der Rin<strong>den</strong>seite starken und gesun<strong>den</strong>,<br />
oder doch nur mit einem geringen Grade der Rothfäule befallenen und nicht auffällig ästigen Scheite.<br />
In Mittelholz die zwar spaltigen, aber mehr ästigen und mit der Rothfäule über die Kernlage<br />
hinaus befallenen 6 – 10 Zoll starken Scheite. Auf beide Sortimente wer<strong>den</strong>, wenn möglich,<br />
zwei Reihen 3 – 6 Zoll starke Reitel zur <strong>Aus</strong>gleichung des Maßes gelegt.<br />
Zu Reitelholz wer<strong>den</strong> alle übrigen 3 – 6 Zoll starken Schaft- und Ast-, sowie unspaltige<br />
oder mit einem geringen Grade der Weißfäule befallenen Hölzer aufgesetzt.<br />
Zu Stämmen wer<strong>den</strong> diejenigen Hölzer gemaltert, welche aus <strong>den</strong> Baumstrumpfen und <strong>den</strong><br />
im Bo<strong>den</strong> zurückgebliebenen Baumtheilen entweder ausgespalten oder ausge-graben wer<strong>den</strong>. Die<br />
gesun<strong>den</strong> wer<strong>den</strong> ebenso, wie die schadhaften und angefaulten Hölzer, besonders aufgemaltert.<br />
Zu Erdklotzmaltern wer<strong>den</strong> die in <strong>den</strong> älteren Hauungen oder von Bruchhölzen unbenutzt<br />
gebliebenen Stämme verwendet. Ebenso sind die in <strong>den</strong> Mittel- und Nieder-waldschlägen auf besondere<br />
Anweisung des Revierförsters gewonnenen abgestorbenen <strong>Aus</strong>schlagstöcke als Erdklotzmalter<br />
aufzusetzen.<br />
Die Spänemalter wer<strong>den</strong> aus <strong>den</strong> beim Fällen der Bäume gewonnenen kleinen Holzstükken,<br />
die jedoch nicht über zwei Fuß lang und über drei Zoll stark sein dürfen, aufgesetzt. Diese<br />
Malter müssen zur Hälfte wenigstens aus Lesespänen bestehen.<br />
Die Wellen wer<strong>den</strong> von <strong>den</strong> nicht über drei Zoll starken Astholze und Baum- oder <strong>Aus</strong>schlagreisige<br />
ausgebun<strong>den</strong> (§ 62) und in halbe Schocke, und wenn ein solches nicht mehr voll wer<strong>den</strong><br />
sollte, in ¼ Schocke aufgesetzt.<br />
Das Einlegen von Reiteln, die nicht eingebun<strong>den</strong> sind, ist unstatthaft.
Das Reisig von Roth- und Hainbuchen und Ahornen wird allein und unter sich gemischt,<br />
als buchene Wellen aufgebun<strong>den</strong>, während das Reisig von Eichen Eschen, Ulmen, Elsbeeren, Lin<strong>den</strong>,<br />
Aspen u.s.w. ebenfalls rein oder gemischt, als eichene Wellen, aufgewellt und aufgesetzt wird.<br />
Baum und <strong>Aus</strong>schlagreisig darf nicht untereinander gemischt oder gelegt wer<strong>den</strong>. Von dem<br />
Unterholze müssen die Dornen für sich aufgewellt und aufgesetzt wer<strong>den</strong>, während das <strong>Aus</strong>schlagreisig<br />
aller anderen Holzarten gemischt aufgearbeitet wird.<br />
§. 71.<br />
Die Malter müssen entweder von einerlei Holzart oder im Gemisch nur mit solchen Holzarten<br />
aufgesetzt wer<strong>den</strong>, die im Preise gleichstehen. Bezüglich hierauf hat das Ahornfeuerholz mit <strong>den</strong><br />
Roth- und Weißbuchenholze <strong>den</strong> gleichen Taxpreis.<br />
Das Elsbeeren-, Eschen-, und Ulmenholz wird aber so berechnet, daß von diesem das Scheitholz<br />
dem Buchenmittelholze, das Mittelholz dem Buchen-reitelholze und das Reitelholz endlich dem<br />
Eichenmittelholze gleich erachtet wird.<br />
Alle übrigen Holzsorten haben aber, insofern dies in der Holztaxe von 1840 nicht ausdrücklich<br />
anders bestimmt wor<strong>den</strong> ist, mit dem Eichenholz einen gleichen Taxwerth.<br />
Contraventionen gegen diese und im vorigen Paragraph gegebenen Vorschriften wer<strong>den</strong> mit 2 –<br />
10 Sgr. Strafe, je nach dem Umfange des Vergehens, geahndet.<br />
§. 72.<br />
Die im § 70 unter 1 bis 6 aufgeführten Feuerhölzer wer<strong>den</strong> in einzelne Malter aufgesetzt, wovon<br />
mehrere eines Sortiments an einer Reihe zur Ersparung des Raumes liegen können. Jedes Malter<br />
muß 4 Fuß 2 Zoll hoch, 4 Fuß weit und 4 Fuß lang sein. Ein solches erhält zwei 4 oder 5 Fuß<br />
lange Staken, welche in die Erde eingetrieben wer<strong>den</strong>. Bei Stämmen ist es nachgelassen, 4 und bei<br />
Spänen 6 Staken an jedes Malter zu schlagen. Die einzelnen Malter, oder die bei<strong>den</strong> äußern eines<br />
Malterstoßes wer<strong>den</strong> mit Streben versehen, welche in die Staken eingekimmt wer<strong>den</strong>.
§. 73.<br />
Es ist nachgelassen, 4 oder 5 Fuß lange Staken zu verwen<strong>den</strong>. Letztere müssen auf solchen<br />
Schlägen und dann in Anwendung gebracht wer<strong>den</strong>, wo dieselben aus zum Abhiebe disponirten<br />
Stangen oder aus hierzu tauglichen Aesten gefertigt wer<strong>den</strong> können. Keineswegs sind dazu besondere<br />
Schrote bei Vermeidung der in § 59 angedrohten Strafe zu schnei<strong>den</strong>.<br />
Die 4 Fuß langen Staken wer<strong>den</strong> entweder von Stangen und Aesten, wie die 5 fußigen, ausgehalten,<br />
oder sie können auch in Ermangelung solcher aus Schroten gespalten wer<strong>den</strong>. In diesem<br />
Falle muß jedoch zur deutlichen Unterscheidung eines je<strong>den</strong> einzelnen Malters, ein 2 bis 2 ½ Fuß<br />
langes Stückchen Holz auf <strong>den</strong> Malter-pfahl zweier an einander liegender Malter aufgesetzt wer<strong>den</strong>.<br />
§. 74.<br />
Die Malterhölzer müssen thunlichst auf solchen Plätzen aufgesetzt wer<strong>den</strong>, wo sich kein Unterwuchs<br />
befindet, und die möglichst eben sind.<br />
Das Holz darf dem Empfänger weder zum Nachtheil, noch zum Vortheil aufgemal-tert wer<strong>den</strong>.<br />
Unvermeidliche, drei Zoll und darüber im Durchmesser betragende hohle Räume sind mit kleineren<br />
Holstücken aufzufüllen.<br />
Kein Teil des Malters darf niedriger gemacht, sondern das Holz muß so gelegt wer<strong>den</strong>, daß<br />
das Malter von allen Seiten die gleiche Höhe hat. Die Wände, sowie die Stirnflächen desselben<br />
müssen senkrecht sein.<br />
Nur am Ende des Jahns und bei Windbrüchen ist es nachgelassen, ½ oder ¼ Malterstöße aufzusetzen,<br />
da es als Regel gilt, soviel als möglich nur ganze Malter zu legen.<br />
§. 75.<br />
Das Aufmaltern muß so erfolgen, daß das Holz wo möglich mit der Stirnseite nach dem Abfuhrwege<br />
liegt und dürfen die Malterstöße nicht so nahe an einander gerückt wer<strong>den</strong>, daß hierdurch<br />
das Schlagen der einzelnen Scheite mit dem Revierhammer besonders erschwert oder unmöglich wird.<br />
§. 76.<br />
Die untersten Scheitlängen dürfen nicht mit der Rin<strong>den</strong>seite auf <strong>den</strong> Bo<strong>den</strong> gelegt wer<strong>den</strong>.<br />
Knoten und starke Aststellen sind nach der Außenseite des Malters zu richten.
§. 77.<br />
Erfolgt die Aufmalterung bei Schnee, so ist derselbe zuvörderst wegzukehren oder vermittelst hölzerner<br />
Schaufeln wegzubringen.<br />
Wege dürfen durch Malter- oder Wellhaufen nicht versperrt wer<strong>den</strong>. Unmittelbar an nahstehende<br />
Bäume, oder auf hervorspringende Tagwurzeln darf kein Holz gemaltert wer<strong>den</strong>.<br />
§. 78.<br />
Die Keilholzmalter, welche <strong>den</strong> Holzhauern unentgeltlich zur Fertigung der nothwendigen<br />
Keile überwiesen wer<strong>den</strong>, müssen, damit diese Malter dem beabsichtigten Zwecke entsprechen, aus<br />
Stammholzstücken von Bäumen nicht über 24 Zoll Stärke aufgesetzt, der besseren Verwendung<br />
wegen jedes Scheit zu 5 Fuß Länge ausgehalten, in der Mitte aber bis nahe auf <strong>den</strong> Kern von der<br />
Rinde herein eingeschnitten wer<strong>den</strong>.<br />
§. 79.<br />
In keinem Falle darf einem Holzhauer mehr als 24 Kubikfuß jährlich zu Keilen verabreicht<br />
wer<strong>den</strong>. Anspruch auf dieses Maximum haben nur die in <strong>den</strong> Hainleiter Forsten und dem<br />
Stockhäuser Reviere vollständig beschäftigten Holzhauer. Auf <strong>den</strong> Landforsten bleibt es dem Ermessen<br />
des Forstamtes anheim gestellt, <strong>den</strong> Holzhauern nach Verhältniß des Erntequantums Keilholz<br />
zu überlassen.<br />
§. 80.<br />
Nach der Aufmalterung und vor der Abpostung ist der Schlag gehörig zu reinigen, d.h. alle<br />
Späne müssen gelesen und das Genist in Wellchen aufgebun<strong>den</strong> sein. Uebrig gebliebene einzelne<br />
Scheite und Wellen sind zur Feuerung während der Abgabe des Schlages zu verwen<strong>den</strong>, und dürfen<br />
keinesfalls von <strong>den</strong> Holzhauern mit nach Hause genommen wer<strong>den</strong>, sowie überhaupt alles Mitnehmen<br />
von Holz, auch von <strong>den</strong> Angehörigen der Holzhauer, aus einem Schlage verboten ist.<br />
Zuwiderhandlungen wer<strong>den</strong> der zuständigen Gerichtsbehörde zur Bestrafung angezeigt und es tritt<br />
außerdem noch für <strong>den</strong> Holzhauer Entlassung ein. Von <strong>den</strong> Spänen kann ein Holzhauer jährlich<br />
vier Malter für <strong>den</strong> Taxpreis beanspruchen, während einem solchen ein Schock Genist-wellchen<br />
unentgeltlich überlassen wer<strong>den</strong> soll, wenn überhaupt die Ernte diese Abgabe gestattet. Kein Holzhauer<br />
darf von dem empfangenen Holze an eine dritte Person etwas ablassen, bei Vermeidung sofortiger<br />
Entlassung außer der für ein derartiges Vergehen bestimmten gesetzlichen Strafe.<br />
_________________
F. Holzhauerlöhne<br />
§. 81.<br />
Die Holzhauerlöhne für Scheit-, Mittel-, und Reitelholz betragen,<br />
1) wenn Maltermeister angenommen sind im Durchschnitt<br />
pro Malter eichenes Scheitholz 7 Sgr. - Pf.<br />
„ „ „ Mittelholz 6 „ 8 „<br />
pro Malter eichene Reitel 6 „ 4 „<br />
pro Malter buchenes Scheitholz 6 Sgr. 8 Pf.<br />
„ „ „ Mittelholz 6 „ 4 „<br />
pro Malter buchene Reitel 6 „ - „<br />
§. 82.<br />
In dem im vorigen Paragraph unter 1 genannten Falle wird ein Malter buchene oder eichene<br />
Stämme mit 12 Sgr. 2 Pf. und eins dergleichen alte Stämme mit 7 Sgr. 8 Pf. ausgelohnt, während<br />
im zweiten Falle für das erstere Sortiment 12 Sgr. 6 Pf. und für das zweite 8 Sgr. pro Malter<br />
gezahlt wer<strong>den</strong>.<br />
Gegrabene Stämme wer<strong>den</strong> nach Maßgabe der Schwierigkeit der Arbeit um 50 bis 100<br />
Prozent höher als jene verlohnt.<br />
§. 83.<br />
Das Schock Baumwellen wird mit 6½ Sgr., das Schock Unterholzwellen je nach der<br />
Schwierigkeit der Arbeit mit 6½ bis 8½ Sgr. ausgelohnt. Scheidelwellen wer<strong>den</strong> mit 11 1/6 Sgr.<br />
pro Schock bezahlt.
§. 84.<br />
Hinsichtlich der Hauerlöhne für die Nutzhölzer von Laubhölzern wird bestimmt:<br />
Für je<strong>den</strong> in Rechnung gestellten Kubikfuß Nutzholz erhalten die Holzhauer<br />
3 Pf. Hauerlohn<br />
Bei Nutzhölzern die nach Schocken verkauft wer<strong>den</strong>, wird der Hauerlohn auch nach Schokken<br />
berechnet. Es wird hierbei angenommen, daß der Kubikfuß von solchen Hölzern, die über 3<br />
Fuß stark sind , mit 3 Pf. und der von solchen unter der eben genannten Dimension mit 4 Pf. bezahlt<br />
wird. Sollte jedoch solches geringeres Nutzholz nur unter besonderen Schwierigkeiten geerntet<br />
wer<strong>den</strong> können, dann steht dem fürstlichen Forstamte die Befugniß zu, unter Heraussetzung der<br />
Gründe das bestimmte Lohn von 3 oder 4 Pf. pro Kubikfuß entsprechend zu erhöhen. Für ein<br />
Malter Nutz-holz wird 8 Sgr. Hauerlohn ohne Unterscheidung, ob das Aufmaltern durch <strong>den</strong><br />
Holzhauer bewirkt wurde, oder nicht, gezahlt.<br />
Müssen von <strong>den</strong> als Bau- und Nutzholz ausgehaltenen Sortimenten einige als Feuerhölzer<br />
nachträglich eingelegt wer<strong>den</strong>, So sind die Hauerlöhne nur nach <strong>den</strong> für die letzteren festgestellten<br />
Sätzen auszuzahlen.<br />
§. 85.<br />
Wenn die Getreidepreise während der Dauer der Arbeitszeit in einem Jahre sich so hoch erhalten<br />
, daß der hiesige Scheffel Roggen durchschnittlich 2 Thlr. und mehr kostet, so haben die<br />
Holzhauer eine angemessene Lohnerhöhung zu erwarten.<br />
§. 86.<br />
Von dem zu Keilholz und Druckbäumen abgegebenen Holze wird kein Hauerlohn gezahlt.<br />
§. 87.<br />
Für jedes Malter und Schock Wellen von <strong>den</strong> in §§. 81, 82, 83 und 84 erwähnten Sortimenten<br />
wird 2 Sgr. Rückerlohn verabreicht, sofern die Hölzer nach desfalliger Anordnung gerückt<br />
wer<strong>den</strong> müssen.<br />
Bei außergewöhnlichen Schwierigkeiten, wie sie besonders in einzelnen Wirthschaftsfiguren des<br />
Jechaer- und Hachelbicher Forstes vorkommen, soll das Rückerlohn angemessen und selbst bis auf<br />
das Doppelte erhöhet wer<strong>den</strong>.
§. 88.<br />
Für ein Malter Späne wer<strong>den</strong> als Aufsetzer- und Rückerlohn 5 Sgr. gezahlt.<br />
Sondershausen, <strong>den</strong> 14. August 1854<br />
Fürstl. Schwarzb. Ministerium<br />
F. Schönemann
Mitglieder<br />
des<br />
Thüringer<br />
<strong>Forstverein</strong>s e. V.<br />
Stand: 31.12. 2005
Name Vorname Ort<br />
A<br />
Aderhold Werner Steinach<br />
Ahbe Jörg Marksuhl<br />
Ahbe Claus Marksuhl<br />
Alt Wolfgang Crawinkel<br />
Amelung, Prof. Dr. Günter Hameln/Weser<br />
Amthor Eberhard Jena<br />
Apel Jochen Lauscha<br />
Arenhövel Wolfgang Legefeld<br />
Aßmann Manfred Sachsenbrunn<br />
B<br />
Bach Herbert Wolfsburg-Unkeroda<br />
Bach Martin Tabarz<br />
Baier, Dr. Ulf Ichtershausen<br />
Baldauf Lutz Mohlsdorf<br />
Baldauf Reiner Mohlsdorf<br />
Baldauf Timo Greiz-Gommla<br />
Baldauf Carmen Greiz-Gommla<br />
Bannert Joachim Sonneberg<br />
Bartl Gerhard Neuhaus<br />
Bauer Michael Oberwind<br />
Beck Petra Creuzburg<br />
Biehl Susann Eisenach<br />
Biehl Hubertus Mühlhausen<br />
Blaurock Helmut Bottrop<br />
Bleyer Gerhard Rudolstadt<br />
Bleyer Ingrid Rudolstadt<br />
Blum Harald Hundeshagen<br />
Böer Andrea Unterwellenborn<br />
Böhmker Wulf Lauterbach<br />
Börner Gunter Eckhardtshausen<br />
Böttger Alexander Eisenach<br />
Böttger Otto Unterellen<br />
Broska Anette Etzelbach<br />
Broska Eckhardt Etzelbach<br />
Buschold Gisela Greiz<br />
Buschold Reinhard Greiz<br />
Buse Heiko Wümbach<br />
C<br />
Coch Anette Katzhütte<br />
D<br />
Dahlke Jochen Großlohra 3<br />
Dargel Hagen Ilmenau<br />
Dragoschy Eckhard Scheibe-Alsbach<br />
Düssel, Dr. Volker Erfurt
E<br />
Eberle Erich Bleicherode<br />
Eckardt Hartmut Lichte<br />
Eckardt Lutz Tonndorf<br />
Eckhardt Harald Kleinschmalkal<strong>den</strong><br />
Ehrhardt Joachim Bibra<br />
Ehrling Bernd Oberstadt<br />
Eichhorn Maria Sondershausen<br />
Eichhorn Lutz Sondershausen<br />
Eichler Friedrich Weida<br />
Elmer Erich Porstendorf<br />
Emmel Lothar Sonneberg<br />
Engelhardt Arno Sonneberg<br />
Erteld Thomas Gospiteroda<br />
Eulenstein Jürgen Remptendorf<br />
F<br />
Fahrig Bernhard Niederorschel<br />
Färber Jörg Bad Salzungen<br />
Fischer Dietrich Eltville<br />
Fischer Kurt Fürstenhagen<br />
Förster Alfred Hummelshain<br />
Freu<strong>den</strong>berger Klaus Meiningen<br />
Friedrich Regina Eineborn<br />
Friedrich Wolfgang Eineborn<br />
Fritze Eduard Wachstedt<br />
Froelich, Dr. Bernhard Sondershausen<br />
Frost Eva Ilfeld<br />
Frost Siegfried Ilfeld<br />
Fulge Horst Kaltennordheim<br />
Funke Armin Riechheim<br />
G<br />
Gaudecker v. Leo Buchfahrt<br />
Gehringer Martin Hildburghausen<br />
Geisler Horst Uhlstädt-Oberkrossen<br />
Geitner Johannes Lichtenbrunn<br />
Glaser Albrecht Kaltensundheim<br />
Gödel Harald Floh<br />
Goldacker Hubertus Frankenroda<br />
Göthe Klaus Jenaprießnitz<br />
Götze Max Gera-Lusan<br />
Grade Wolfgang Bad Berka<br />
Grimm Armin Volkmannsdorf<br />
Grob Sonja Neuhaus am Rwg.<br />
Grob Karl-Heinz Neuhaus am Rwg.<br />
Grotter, Dr. Thomas Beiersdorf
H<br />
Häfner Werner Struth-Helmershof<br />
Hähner Rudi Unterwirbach<br />
Hänsel Bernd Benshausen<br />
Harrweg Harry Bad Klosterlausnitz<br />
Harseim Lutz Eisenach<br />
Haudeck Thomas Bibra<br />
Heer Wolfram Erfurt<br />
Heil, Prof. Klaus Ilmenau<br />
Heinze Susanne Tharandt<br />
Heinze, Prof. Dr. Martin Wolfersdorf<br />
Hellmann Wolfgang Tannroda<br />
Helmboldt Lutz Stadtilm<br />
Henkel Lutz Bad Blankenburg<br />
Henkel, Dr. Wolfgang Erfurt<br />
Hergenhan Klaus Kühndorf<br />
Hermann Wolf-Dieter Ershausen<br />
Herrmann Gisela Plaue<br />
Herrmann Michael Triebes<br />
Herrnkind Jörg Oberhof<br />
Heßberg, Frhr. v. Hubertus Wiesentheid I<br />
Heuer Wolfgang Schmalkal<strong>den</strong><br />
Heyn Kurt Leinefelde<br />
Heyn Wolfgang Ohrdruf<br />
Hochsattel Hans Ferdinand Suhl<br />
Höfer Bernd Jena-Prießnitz<br />
Hofmann Günther Drognitz<br />
Höhn Helmut Sonneberg<br />
Hölzer Anita Steinheid<br />
Hoyer Bruno Mühltroff<br />
Hübner Gerald Schwarzburg<br />
I<br />
Ichtershausen Jochen Gotha<br />
Ihm Peter Saalfeld<br />
J<br />
Jacob Roland Erfurt<br />
Jahn Gabriele Rothenstein<br />
Jarski Manfred Ifta<br />
Jendrusiak Axel Schmalkal<strong>den</strong><br />
Jeschkeit Leonhard Bleicherode<br />
Jestaedt, Dr. Jürgen Lauterbach<br />
John Helmut Herzberg<br />
Jung Karl-Heinz Mittelhöhe<br />
Jungklaus Hans-Joachim Schalkau<br />
Jungklaus Traute Schalkau
K<br />
Kahlert Karina Ruhla<br />
Kasper Bernd Gehren<br />
Kauffmann Martin Mittelstille, OT Breitenbach<br />
Kaufmann Horst Freienorla<br />
Kawalek Leonhard Knau<br />
Kettner Rolf Witzenhausen<br />
Keuffel, Dr. Walter Pattensen<br />
Klein Martin Jützenbach<br />
Klein, Prof. Dr. Erwin Freising<br />
Kliebe Gunter Großbrüchter<br />
Klüßendorf Dieter Tiefengruben<br />
Klüßendorf Uli Sondershausen<br />
Klüßendorf Jan Bad Berka<br />
Knoll Richard Rudolstadt<br />
Knoll Ingeborg Rudolstadt<br />
Knorr, Dr. Günter Worbis<br />
Köber Artur Dorndorf<br />
Köhler Gerhard Volkenroda<br />
Köhler Karl Bad Berka<br />
Kohlus Manfred Weimar<br />
Kraus Wolfgang Schmalkal<strong>den</strong><br />
Kreibich Eugen Dietzhausen<br />
Krüger Andreas Sondershausen<br />
Kümpel Erich Gleimershausen<br />
L<br />
Langer Wolfgang Burgk<br />
Lanz, Prof. Dr. Werner Hann. Mün<strong>den</strong><br />
Lapp Martin Benshausen<br />
Leber Roswitha Herschdorf<br />
Leißner Carl-Heinrich Langenschade<br />
Leiteritz Achim Steinach<br />
Lemke Ralf Wölferbütt<br />
Leonhardt Stefan Wiesenfeld<br />
Liebold Hartmut Quirla<br />
Liebold Sybille Quirla<br />
Lindner Wolfgang Weimar<br />
Link Wilfried Dittersdorf<br />
Linke Gerhard Liebengrün<br />
Lippmann Karl-Heinz Scheibe-Alsbach<br />
Lische Klaus Sondershausen<br />
Lische Ursula Sondershausen<br />
Lorenz Fritz Erfurt<br />
Lucke, Dr. Eberhard Benshausen<br />
Lüpke Marion Schmiedefeld<br />
Lux Andreas Jena
M<br />
Mackensen Dietrich Bad Salzungen<br />
Marquardt Christian Neudietendorf<br />
Martens Günther Saaldorf<br />
Memmler Beate Haina<br />
Messerschmidt Roland Erfurt-Marbach<br />
Messner Clemens Bad Klosterlausnitz<br />
Meyer Siegfried Dingelstädt<br />
Mittelsdorf Helmut Mehmels<br />
Möller Martin Sondershausen<br />
Möller Ingeborg Sondershausen<br />
Müller Hubertus Sonneberg<br />
Müller Karl-Heinz Geschwenda<br />
Müller Ernst-Günter Rudolstadt<br />
Müller Rainer Leinefelde<br />
Müller Reinhard Mellenbach<br />
Muschik Ulrich Guxhagen<br />
N<br />
Nenninger Dieter Erfurt<br />
Neumann Erich Rudolstadt<br />
Neumann Mathias Rudolstadt<br />
Neupert Jürgen Crawinkel<br />
Nicke, Dr. Anka Schwarzburg<br />
Nicolai Hanspeter Saalfeld<br />
Nothnagel, Gert Röspen<br />
O<br />
Oelschlegel Lutz Grumbach<br />
Oelschlegel Gotthold Schleiz<br />
P<br />
Paritzsch Wolfgang Nobitz<br />
Pasold Andre Isabellengrün<br />
Pätzold Markus Erfurt<br />
Pernutz Pier Schönberg<br />
Pimmer Reinhard Ipsheim<br />
Poßner Renate Leutenberg<br />
Prasse Wolfgang Bad Klosterlausnitz<br />
Purfürst Manfred Suhl<br />
Puschmann Arnd-Eckart Gehren<br />
Puschmann Arnd Bad Blankenburg<br />
Q<br />
Querengässer Winfried Kronach
R<br />
Rahmig Frank Bad Blankenburg<br />
Ramm Achim Erfurt<br />
Rauscher Jochen Katzhütte<br />
Redel Holger Schleiz<br />
Reichenbächer Andreas Landsendorf<br />
Reinhardt Frank Uhlstädt<br />
Reitzenstein, Frhr. v. Rupprecht Issigau<br />
Ressel Hartmut Leutenberg<br />
Richter, Dr. Dietmar Weimar<br />
Riedel Rolf Gera<br />
Ripken Jörn Heinrich Georgenthal<br />
Rolle Heinrich Rudolstadt<br />
Rose Rolf Heubach<br />
Rosenbaum Astrid Schleiz<br />
Roth Volker Maßbach<br />
Rother Reinhard Unterweißbach<br />
Rotter Peter Rohrbach<br />
Ruppert Heinz Vitzeroda<br />
S<br />
Sachs Gerhard Langenbuch<br />
Sachsen-Weimar-Eisenach,<br />
Prinz v. Michael Mannheim<br />
Sachsen-Weimar-Eisenach,<br />
Prinz v. Benedict Mannheim<br />
Sailer Eckart Berlin<br />
Sattler Elke Stotternheim<br />
Sauer Tino Gierstädt<br />
Schäfer Ronald Kranichfeld<br />
Scherbaum Brita<br />
Scherbaum Manfred Meiningen<br />
Schinkitz Jens Gehren<br />
Schmidt Kati Jüchsen<br />
Schmidt Klaus Wernshausen<br />
Schmidt Heinrich Schwarzburg<br />
Schneider Achim Tabarz<br />
Schneider Hans Scheibe-Alsbach<br />
Schneider Roland Neustadt/Orla<br />
Schöler Andreas Großkochberg<br />
Schönfeld Heinz Sondershausen<br />
Schröder Gerhard Gössitz<br />
Schröder Karsten Hohenleuben<br />
Schubert Friedolt Leutenberg<br />
Schubert Hermann Langenbernsdorf<br />
Schulz Bodo Wüstheuterode<br />
Schulz Fred Ershausen<br />
Schulz Ricarda Wüstheuterode<br />
Schürer Uwe Ilfeld<br />
Schurg Uwe Heldburg
Schwalbe Konrad Schwarzburg<br />
Schwöbel Peter Wahlhausen<br />
Seidel Verena Lobenstein<br />
Seidel Joachim Kranichfeld<br />
Seifferth Udo Masserberg<br />
Senf Daniel Heilingen<br />
Simon Horst Marksuhl<br />
Simon Rosemarie Marksuhl<br />
Simon Uwe Marksuhl<br />
Sklenar, Dr. Volker Weimar<br />
Spinner Karsten Schwarzburg<br />
Stäps Rolf Triptis<br />
Stehle Peter Crispendorf<br />
Steiner Josef Hetschburg<br />
Stephan Eckhard Wiesenthal<br />
Stief Achim Suhl-Goldlauter<br />
Stöber Peter Lengenfeld/Stein<br />
Stöhr Martin Klein-Hin<strong>den</strong>burg<br />
Strohschein Anja Luisenthal<br />
Stubenrauch Kurt Erfurt<br />
T<br />
Tenner Siegfried Kaltenwestheim/Rhön<br />
Thieme Manfred Kranichfeld<br />
U<br />
Ullrich Ingwart Hildburghausen<br />
Unrein Dirk Niederbösa<br />
Uschmann Andreas Erfurt<br />
Uth Jörn Eisenach<br />
V<br />
Veckenstedt Torsten Hummelshain<br />
Vogel, Dr. Bernhard Erfurt<br />
W<br />
Wagner Rainer Paulinzella<br />
Wagner Hans-Jörg Tabarz<br />
Waldthausen v. Constantin Hannover<br />
Wanderer Otto Neuhaus/Rwg.<br />
Weber Georg Ernst Schleiz<br />
Weber Sven Zeulenroda<br />
Wehner Helmut Erfurt<br />
Weide Klaus Schleiz<br />
Weiner Erich Steinbach-Hallenberg<br />
Weisheit Klaus Oberhof<br />
Weiß Fritz Paulinzella<br />
Weist Sebastian Rudolstadt<br />
Weller Eberhard Weida<br />
Wennrich Michael Meura<br />
Wermann Ernst Bad Honnef
Wilhelm Bernd Zella-Mehlis<br />
Wilhelm Gerhard Schwarza<br />
Witticke, Prof. Helmut Schwarzburg<br />
Wohlleben Franz Ju<strong>den</strong>bach<br />
Wohlleben Helga Ju<strong>den</strong>bach<br />
Wolf Stefan Gotha<br />
Wolfer Siegfried Georgenthal<br />
Wunder Wolf Bad Blankenburg<br />
Wunderlich Gert Rudolstadt<br />
Wünscher Ehrenfried Weimar<br />
Z<br />
Zant Rudolf Eltmann/Main<br />
Zehner Uwe Sonneberg<br />
Zeisberger Andrè Breitungen<br />
Zeisberger Peter Breitungen<br />
Zenker v. Wolfgang Damelang<br />
Ziegenfuß Manfred Helmsdorf<br />
Zimmer Joachim Erfurt
Der Vorstand des Thüringer <strong>Forstverein</strong>s wünscht allen<br />
Jubilaren beste Gesundheit, Schaffenskraft und<br />
Wohlergehen!<br />
Wir gratulieren zum 60. Geburtstag:<br />
Hanspeter Nicolai am 23.02.<br />
Heinrich Rolle am 20.08.<br />
Herrn Martin Lapp, am 01.09.<br />
Wir gratulieren zum 65. Geburtstag:<br />
Herrn Jürgen Neupert am 09.01.<br />
Herrn Dr. Gerhard Klier am 14.01.<br />
Herrn Wolfgang Kraus am 28.02.<br />
Herrn Jürgen Mandler am 28.02.<br />
Herrn Fritz Lorenz am 04.05.<br />
Herrn Wolfgang v. Zenker am 02.07.<br />
Herrn Peter Schöbel am 23.08.<br />
Herrn Bernd Kasper am 02.09.<br />
Frau Ingrid Bleyer am 26.10.<br />
Herrn Peter Ihm am 26.11.<br />
Wir gratulieren zum 70. Geburtstag:<br />
Herrn Günter Hofmann am 05.01.<br />
Herrn Joachim Seidel, am 20.01.<br />
Herrn Hans Geithner am 13.02.<br />
Herrn Heinz Ruppert am 18.02.<br />
Herrn Rudolf Zant, am 25.02.<br />
Herrn Friedrich Eichler am 23.02.<br />
Herrn Joachim Zimmer am 12.04.<br />
Herrn Gunter Kliebe am 11.05.<br />
Herrn Franz Wohlleben am 13.06.<br />
Herrn Klaus Lische am 06.09.<br />
Frau Ingeborg Möller am 26.09.<br />
Herrn Bernhard Fahrig am 15.11.<br />
Herrn Rudi Hähner am 02.12.<br />
Herrn Hans Schneider am 03.12.<br />
Herrn Martin Kauffmann am 29.12.
Wir gratulieren zum 75. Geburtstag:<br />
Herrn Hans Hochsattel am 01.02.<br />
Herrn Artur Köber am 04.03.<br />
Herrn Eduard Fritze am 21.03.<br />
Herrn Dr. Dietmar Richter am 02.04.<br />
Herrn Roland Schneider am 18.09.<br />
Herrn Rolf Riedel am 04.12.