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Aus den thüringischen Wäldern - Deutscher Forstverein

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<strong>Aus</strong> <strong>den</strong> <strong>thüringischen</strong><br />

<strong>Wäldern</strong><br />

Jahresbericht<br />

des<br />

Thüringer <strong>Forstverein</strong>s e. V.<br />

2005<br />

Mitteilungen des Thüringer <strong>Forstverein</strong>s e. V.<br />

17/2006


Impressum:<br />

Zusammenstellung der<br />

Beiträge und<br />

Redaktionelle Bearbeitung: Horst Geisler<br />

Druck und Buchbinderische: Satz und Druck<br />

Weiterverarbeitung Centrum Saalfeld GmbH<br />

ISSN: 0943 - 7304<br />

Eine geringe Anzahl des Jahresberichtes kann neben der kostenlosen<br />

Abgabe an die Mitglieder des Thüringer <strong>Forstverein</strong>s e.V. gegen eine<br />

Schutzgebühr von 3,50 € bezogen wer<strong>den</strong>.<br />

© 2006


Jahresbericht<br />

des<br />

Thüringer<br />

<strong>Forstverein</strong>s e.V.<br />

für das Jahr<br />

2005


Inhaltsverzeichnis:<br />

Vorwort des Vorsitzen<strong>den</strong> des Thüringer <strong>Forstverein</strong>s e.V.<br />

Prof. Dr. Martin Heinze Seite: 5<br />

Frühjahrsveranstaltung:<br />

200 Jahre forstliche <strong>Aus</strong>bildung in Ruhla<br />

Uli Klüßendorf Seite: 7<br />

Zur Zukunft der Thüringer Fachhochschule für Forstwirtschaft<br />

Schwarzburg (Stand Januar 2006)<br />

Martin Heinze Seite 12<br />

Betrachtungen über forstliche Lehranstalten in Thüringen und Sachsen:<br />

Hans Joachim Fiedler, Dres<strong>den</strong> Seite: 16<br />

Gottlob König, ein Leben für <strong>den</strong> Wald und die Landschaft<br />

Ekkehard Schwarze Seite: 26<br />

Exkursion des Thüringer <strong>Forstverein</strong>s e.V. vom 01. Juni bis 05. Juni 2005<br />

nach Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />

Gerhard Bleyer, Rudolstadt Seite: 42<br />

Seniorentreffen des Thüringer <strong>Forstverein</strong>s e.V. am 7 Juli 2005<br />

Klaus Lische Seite: 62<br />

Wald bewegte ganz Weimar – 62. Jahrestagung des Deutschen <strong>Forstverein</strong>es<br />

Nils Redde Seite: 65<br />

Beiträge aus der Forstgeschichte:<br />

Instruction für die Holzhauer in <strong>den</strong> Dominalwaldungen der Unterherrschaft des<br />

Fürstenthumes Schwarzburg – Rudolstadt<br />

Zur Verfügung gestellt von<br />

Herrn Leonhard Jeschkeit, Bleicherode Seite: 72<br />

Mitglieder des Thüringer <strong>Forstverein</strong>s<br />

Aktuelles Mitgliederverzeichnis per 31.12. 05 Seite: 97<br />

Jubilare 2005 Seite: 106


Vorwort<br />

Liebe Vereinsmitglieder,<br />

der Jahresbericht unseres Vereins fällt 2005 schmaler als gewohnt aus. Der<br />

Grund liegt nicht in Faulheit oder Ermüdung des Vorstandes und der Mitglieder,<br />

sondern in einem bedeuten<strong>den</strong> positiven Ereignis: Thüringen war der Gastgeber<br />

des Deutschen <strong>Forstverein</strong>s für seine 62. Jahrestagung im September 2005. Deshalb<br />

haben wir auf unsere eigene Herbsttagung verzichtet. Dafür haben wir uns<br />

viel Mühe bei <strong>den</strong> anderen Veranstaltungen gegeben, sie für unsere Mitglieder<br />

und weitere Interessenten attraktiv und gewinnbringend zu machen.<br />

Das 200jährige Jubiläum der Eröffnung von Königs Forstlehranstalt in Ruhla<br />

war uns in der Frühjahrestagung Anlaß, die forstliche Hochschulausbildung in<br />

einem größeren räumlichen und zeitlichen Rahmen zu sehen. Wir wollten hierbei<br />

nicht nur in die Vergangenheit, sondern auch in die Gegenwart und in die<br />

Zukunft zu schauen und die Erfahrungen der Vergangenheit zu beherzigen.<br />

Wenn man in <strong>den</strong> alten Schriften liest, ist man immer wieder überrascht, wie<br />

wenig neu viele unserer heutigen Probleme und Diskussionen sind, z. B. über<br />

Waldbau, Forststruktur oder Öffentlichkeitsarbeit und -wirksamkeit der<br />

Forstleute. Deshalb haben wir auch großen Wert darauf gelegt, dass diese Tagung<br />

mit der Stadt Ruhla gemeinsam ausgerichtet wurde. Wir wollten zeigen,<br />

dass die Forstleute in die Gesellschaft integriert sind und für sie im Wald arbeiten.<br />

Unserer Exkursion in <strong>den</strong> Oberrheintalgraben lag der Gedanke zugrunde, die<br />

Auwälder des Rheins und ihre Geschichte und das Grenzgebiet zwischen Forstwirtschaft<br />

und Weinbau kennenzulernen. Selbstverständlich gehörten auch die<br />

reiche Kultur der Region und eine Weinprobe zum Programm. Wir hatten das<br />

Glück, dass Herr Dr. Volk, stellvertretender Leiter der Ba<strong>den</strong>-<br />

Württembergischen Forstlichen Versuchsanstalt in Freiburg im Breisgau, die<br />

Exkursion mit großer Sachkenntnis und lebendigem Engagement für uns vorbereitet<br />

und sie geführt hat. Dafür sage ich ihm auch an dieser Stelle nochmals unseren<br />

großen Dank.<br />

Das Seniorentreffen des Thüringer <strong>Forstverein</strong>s ist inzwischen eine Tradition<br />

gewor<strong>den</strong>, zu der auch gehört, dass unser Vereinsmitglied und gleichzeitig Landesforstchef,<br />

Herr Dr. Düssel, immer die zeit fand und die Gelegenheit nutzte,<br />

die Senioren über <strong>den</strong> neuesten Stand in der Forstwirtschaft zu informieren und<br />

sich <strong>den</strong> Fragen und Diskussionen der Senioren zu stellen. Auch ihm an dieser<br />

Stelle nochmals unser großer Dank.<br />

Vielleicht sollte man neben dem Seniorentreffen auch ein Juniorentreffen ins<br />

Leben rufen?


Von der Jahrestagung des Deutschen <strong>Forstverein</strong>s fallen mir spontan die Vorträge<br />

von Herrn Jagemann und Herrn v. Witzleben mit ihrer Sicht als „Außenstehende“<br />

ein, die uns Wünsche und Erwartungen des überwiegen<strong>den</strong> Teils der Bevölkerung<br />

an <strong>den</strong> Wald und die Forstleute ins Stammbuch geschrieben haben.<br />

Einen lehrreichen <strong>Aus</strong>flug in die Vergangenheit vermittelt uns der Beitrag „Instruction<br />

für die Holzhauer...“, <strong>den</strong> uns unser aktives Mitglied Leonhard<br />

Jeschkeit geschickt hat.<br />

So möge auch unser Jahresbericht 2005 wieder freundliche Aufnahme fin<strong>den</strong>.<br />

Dass in jedem Jahr selbstverständlich ein Bericht vorliegt, macht Arbeit. Sie<br />

wird leicht übersehen. Deshalb sei in diesem Vorwort allen Autoren unserer Berichte<br />

und unserem Redakteur Horst Geisler, der meist im Stillen, aber beharrlich<br />

auch <strong>den</strong> letzten Beitrag „eintreibt“, ausdrücklich gedankt.<br />

Ihr Vorsitzender<br />

Martin Heinze


Frühjahrstagung des Thüringer <strong>Forstverein</strong>s<br />

„200 Jahre forstliche <strong>Aus</strong>bildung in Ruhla“<br />

Donnerstag, 26.05.2005<br />

Teilnehmer: 46 Mitglieder des Thüringer <strong>Forstverein</strong>s<br />

Gäste: Herr Prof. Dr. mult. em. H.-J Fiedler (TU Dres<strong>den</strong>)<br />

Herr M. Haberkorn (Geschäftsführer Schutzgemeinschaft<br />

<strong>Deutscher</strong> Wald Thüringen)<br />

Herr Dr. G. Slotosch (Naturpark Thüringer Wald)<br />

Herr Ltd. MR K.-H. Müller (Referatsleiter Forstpolitik TMLNU)<br />

Im Schützenhaus zu Ruhla versammelten sich am frühen Morgen die<br />

Mitglieder des Thüringer <strong>Forstverein</strong>s zu ihrer diesjährigen Frühjahrstagung.<br />

Die Jagdhornbläsergruppe der Fachhochschule für Forstwirtschaft<br />

Schwarzburg, unter Leitung von Herrn Hunstock, empfing die Anwesen<strong>den</strong><br />

mit zünftigen Hörnerklang. Der Vorsitzende, Prof. Dr. M. Heinze,<br />

konnte die zahlreich erschienen Gäste herzlich begrüßen und nach einigen<br />

organisatorischen Hinweisen in <strong>den</strong> umfangreich ausgeplanten Tag<br />

entlassen.<br />

Erster Anlaufpunkt war das Gymnasium „Albert Schweitzer“ in der Stadt<br />

Ruhla.<br />

Im aufwändig sanierten, heutigen Nebengebäude des Gymnasiums, befand<br />

sich von 1805 bis 1830 für 25 Jahre Gottlob Königs Forstlehranstalt.<br />

Zunächst eine Meisterschule, als „Privat-Lehranstalt“, bekam die Schule<br />

1813 die staatliche Anerkennung als Forstlehranstalt. Damit lernten und<br />

studierten die Forsteleven an der offiziellen forstlichen <strong>Aus</strong>bildungsstätte<br />

des Herzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach.<br />

An dieser historischen Stätte weist eine Ge<strong>den</strong>ktafel am Eingang des<br />

Gebäudes auf diesen geschichtlichen Hintergrund hin.<br />

Bei strahlendem Sonnenschein, hatte es sich der Bürgermeister der<br />

Stadt Ruhla, Herr Gerald Pietsch nicht nehmen lassen, die Gäste seiner<br />

Stadt zu begrüßen. Ruhla, im engen Erbstromtal gelegen, hat über die<br />

Jahrhunderte vor allem vom Messerschmiedehandwerk und der Herstellung<br />

von Meerschaum-Tabakpfeifen gelebt. Auch als Badeort (eisenhaltige<br />

Quellen) hat sich Ruhla einen Namen gemacht. Im 20. Jahrhundert<br />

prägte vor allem die Uhrenindustrie das Bild der Stadt.


Interessant ist, dass Ruhla durch die historische Zugehörigkeit zu zwei<br />

Herzogtümern, über Jahrhunderte eine zweigeteilte Stadt war. Verbun<strong>den</strong><br />

ist damit, dass es zwei Kirchen, zwei Rathäuser und selbstverständlich<br />

auch zwei Forsthäuser gab.<br />

Als Vertreterin des Gymnasiums, empfing Frau Gothardt-Fritz die Mitglieder<br />

des Thüringer <strong>Forstverein</strong>s. Die sehr schöne Idee, die Schüler<br />

des Gymnasiums, im Rahmen einer Projektarbeit, zu Gottlob König und<br />

seiner Forstlehranstalt sowie der Geschichte des Gebäudes, forschen zu<br />

lassen, wurde in Postern und Vorträgen der Schüler umgesetzt. So wurde<br />

für die Schüler die Geschichte ihres Ortes und ihrer Schule begreifbar.<br />

Für die anwesen<strong>den</strong> Forstleute des Thüringer <strong>Forstverein</strong>s zeigte<br />

sich, dass das Erbe des Forstklassikers Gottlob König auch in der jungen<br />

Generation in guten Hän<strong>den</strong> ist. Die bei<strong>den</strong> besten Arbeiten der<br />

Schüler wur<strong>den</strong> vom Thüringer <strong>Forstverein</strong> mit Büchergutscheinen prämiert.<br />

Professor Witticke hielt im Hof der ehemaligen Forstlehranstalt einen informativen<br />

Vortrag zum Leben und Wirken Gottlob Königs in Ruhla und<br />

Thüringen. König ist für die forstliche Lehre und Forschung des 19. Jahrhunderts<br />

von herausragender Bedeutung. Er war persönlich vor allem<br />

als Taxator und Forsteinrichter für ein geordnetes Forstwesen des Herzogtums<br />

Sachsen-Weimar-Eisenach verantwortlich und auf diesem Gebiet<br />

ein Pionier seiner Zeit.


Ein weiterer Höhepunkt der Frühjahrstagung war eine Baumpflanzaktion<br />

zu Ehren der 200-jährigen Wiederkehr der Gründung einer Forstlehranstalt<br />

in Ruhla auf dem Schulhof des Gymnasiums „Albert Schweitzer“.<br />

Dank der großzügigen Unterstützung der „Schutzgemeinschaft <strong>Deutscher</strong><br />

Wald Thüringen“ und vom Bauhof der Stadt Ruhla gut vorbereitet,<br />

konnten der Vorsitzende Prof. Heinze, der Geschäftsführer der SDW<br />

Herr M. Haberkorn, und Herr Ltd. MR K.-H. Müller (TMLNU) die symbolische<br />

Pflanzung vornehmen. Die fünf gepflanzten Lin<strong>den</strong> ergänzen die<br />

Bepflanzung des Schulgeländes und wer<strong>den</strong> sicher vielen Schülergenerationen<br />

Schatten spen<strong>den</strong>.<br />

Der weitere Verlauf der Frühjahrstagung war als Exkursion zum nahe<br />

Ruhla gelegenen Forstort „Glöckler“ und einer Wanderung zurück zum<br />

Tagungslokal „Schützenhaus“ organisiert. Begrüßt wur<strong>den</strong> die Tagungsteilnehmer<br />

am „Glöckler“ vom Jagdhornbläserchor. Der Forstamtsleiter<br />

Herr Jäger und die Revierleiterin Frau Westphal nutzten die<br />

Gelegenheit, die umliegen<strong>den</strong> Waldbestände vorzustellen.<br />

Eine Sturmkatastrophe hat <strong>den</strong>, viele Jahrzehnte im dichten Wald gelegenen<br />

Granitfelsen am Rennsteig, zu einem <strong>Aus</strong>sichtspunkt weit in die<br />

Landschaft des südlichen Thüringer Waldes bis hin zu <strong>den</strong> Höhen der<br />

Rhön gemacht.


Die in <strong>den</strong> Granit von Königs Schülern geschlagene Inschrift „1813 gepflanzt<br />

für 1871“ zeugt von <strong>den</strong> Bemühungen Königs zur Umwandlung<br />

unproduktiver, ausgeplünderter Wälder in ertragreiche Nadelholzforsten.<br />

Herr Klaus Bischof, er hat das Revier Ruhla fast vierzig Jahre geleitet,<br />

konnte mit seinen interessanten <strong>Aus</strong>führungen zur Waldgeschichte <strong>den</strong><br />

Aufenthalt am „Glöckler“ bereichern.<br />

Die Wanderung zurück nach Ruhla wurde an zwei Stationen unterbrochen.<br />

Frau Prof. Dr. A. Nicke stellte zunächst historische und moderne Messinstrumente<br />

für die Waldtaxation und Forsteinrichtung vor. Die oft genial<br />

einfachen Erfindungen haben sich über die Jahrzehnte in ihrer Funktionsweise<br />

kaum wesentlich verändert. Erst im Zeitalter der Digitalisierung<br />

kam es zu völlig neuen Metho<strong>den</strong> der Vermessung von Bäumen und<br />

Waldbestän<strong>den</strong>.<br />

An einem zweiten Punkt der Wanderung machte Prof. H. Witticke interessante<br />

<strong>Aus</strong>führungen zum aktuell beobachteten „Buchensterben“ in einem<br />

Buchenaltholz. Beruhigend für die örtlichen Wirtschafter dürfte seine<br />

<strong>Aus</strong>sage sein, dass diese durch eine Komplexwirkung von Insekten<br />

und Pilzen verursachte Krankheitserscheinung temporär ist.<br />

Im „Schützenhaus“ in Ruhla pünktlich angekommen, wartete zunächst<br />

das Mittagessen auf die Wanderer.


Nach dem Essen hielt Herr Prof. Dr. H.-J. Fiedler seinen Vortrag zum<br />

Thema „Forstliche <strong>Aus</strong>bildung“. Er konnte an Beispielen aus der historischen<br />

Entwicklung der forstlichen <strong>Aus</strong>bildung sehr gut die Bedeutung<br />

von Forschung und Lehre für die Gesellschaft deutlich machen.<br />

Herr Prof. Dr. M. Heinze hat in seinem Vortrag ein Plädoyer für <strong>den</strong> Erhalt<br />

der Fachhochschule für Forstwirtschaft in Thüringen gehalten. Viele<br />

gute Gründe sprechen für die Fortführung der <strong>Aus</strong>bildung in Thüringen.<br />

Abschluss des Tages bildete eine unterhaltsame Darbietung der „Ruhlaer<br />

Trachtengruppe“. In typischer Mundart wur<strong>den</strong> Lieder der Region vorgetragen.<br />

In der Wilddiebsszene wurde anschaulich, wie im zweigeteilten<br />

Ort Ruhla, Förster und Wilddiebe gegenseitig Jagd aufeinander gemacht<br />

haben.


Betrachtungen über forstliche Lehranstalten in Thüringen und<br />

Sachsen<br />

Hans Joachim Fiedler, Dres<strong>den</strong><br />

Mitteldeutschland verfügt über eine lange und herausragende Tradition in Lehre<br />

und Forschung auf <strong>den</strong> Gebieten Geologie, Bo<strong>den</strong>kunde und Forstwirtschaft.<br />

Die in der Vergangenheit erzielten wissenschaftlichen Leistungen wer<strong>den</strong> am<br />

Beispiel der forstlichen Bo<strong>den</strong>kunde und Standortslehre aufgezeigt. Für <strong>den</strong><br />

Raum Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt hat sich eine Konzentration der<br />

Lehraktivitäten auf land- und forstwirtschaftlichem Gebiet mit <strong>den</strong> Schwerpunkten<br />

Forstwissenschaften in Dres<strong>den</strong>-Tharandt, Forstwirtschaft in Schwarzburg<br />

und Landwirtschaftswissenschaften in Halle vollzogen. Bei Reformen der<br />

forstlichen <strong>Aus</strong>bildung hat man neben der kurzfristigen Effizienz des Mitteleinsatzes<br />

auch die längerfristigen Folgen für <strong>den</strong> Stellenwert der Forstwirtschaft<br />

und die forstliche Tradition in Mitteldeutschland zu beachten. Die universitäre<br />

<strong>Aus</strong>bildung in Sachsen und die <strong>Aus</strong>bildung an der Fachhochschule für Forstwirtschaft<br />

in Thüringen haben sich bewährt und sollten beibehalten wer<strong>den</strong>. Anzustreben<br />

ist eine Koordinierung der gebietsbezogenen Forschung unter Einschluss<br />

der forstlichen Landesanstalten und die Finanzierung dieser Forschung<br />

durch die Länder. Die forstliche Lehre hat die engen Beziehungen zu anderen<br />

Umweltwissenschaften zu berücksichtigen. Das in Wissenschaft und Praxis<br />

noch verbreitete Streben nach "Selbständigkeit" führt in die Isolation und Bedeutungslosigkeit<br />

der Forstwirtschaft. Schon in der Vergangenheit wur<strong>den</strong> in<br />

Eisenach und Tharandt landwirtschaftliche Aspekte mit behandelt. Neben Wissen<br />

sind solche Werte zu vermitteln, die für die Arbeit in Wissenschaft und<br />

Forstwirtschaft unverzichtbar sind.<br />

1. Leistungen auf dem Gebiet der Bo<strong>den</strong>kunde und Standortslehre<br />

18. Jahrhundert<br />

Dem Bo<strong>den</strong> als wissenschaftlichem Objekt näherte man sich zunächst von Seiten<br />

der Geologie und Agrikulturchemie. Seit dem 18. Jahrhundert zwang die Sicherung<br />

der Holzlieferung für Bergwerke, Hüttenbetriebe und Werften zu<br />

Überlegungen in Richtung einer nachhaltigen Waldnutzung.<br />

Der bergbaubedingte Holzmangel in Sachsen veranlasste 1713 Oberberghauptmann<br />

H. C. v. Carlowitz (1645–1714) aus Freiberg /Sachsen in seiner „Sylvicultura<br />

oeconomica“ zu <strong>Aus</strong>führungen über Klima, Bo<strong>den</strong>, Standort und Humus<br />

sowie die Beziehungen zwischen Bo<strong>den</strong> und Waldwachstum. Dabei prägte er<br />

<strong>den</strong> Begriff der Nachhaltigkeit (eine nachhaltende Nutzung darf aus <strong>den</strong> <strong>Wäldern</strong><br />

nicht mehr Holz entnehmen als nachwächst).


Carlowitz unterscheidet Sand-, Ton- und Mergelbö<strong>den</strong> und beurteilt sie nach<br />

Gefühl, Geruch und Geschmack. Er weist auf die Bedeutung der Bo<strong>den</strong>flora und<br />

die Waldstreu hin und beschreibt die sächsischen Moore. Er differenziert bereits<br />

zwischen grund- und stauwasserbeeinflussten sowie durchlässigen Bö<strong>den</strong> und<br />

geht auf Fragen der Bo<strong>den</strong>melioration einschließlich Ent- und Bewässerung ein.<br />

Im Jahre 1737 hatte die Akademie der Wissenschaften zu Bordeaux die Preisfrage<br />

gestellt: Was ist die Ursache der Fruchtbarkeit des Bo<strong>den</strong>s? Der sächsische<br />

Militärarzt Külbel (1686–1754) kam in seiner Dissertation über dieses Thema<br />

1739 durch vergleichende Untersuchungen von Wasserauszügen verschie<strong>den</strong><br />

fruchtbarer Bö<strong>den</strong> zu der Erkenntnis, dass die Bo<strong>den</strong>fruchtbarkeit auf das Vorhan<strong>den</strong>sein<br />

einer „feinen fettigen Erde“, die mit Salzen verbun<strong>den</strong> ist, zurückzuführen<br />

ist.<br />

Prof. Krutzsch in Tharandt fasste hundert Jahre später (1842) die Gedanken<br />

Külbels wie folgt zusammen:<br />

1. Der fruchtbarere Bo<strong>den</strong> ist der, der mehr und bessere Früchte erzeugt. Die<br />

Menge und Masse der Gewächse kann nur von einem reichlicheren Zutritt und<br />

von einer reichlicheren Aufnahme des Nährsaftes, und die bessere Beschaffenheit<br />

derselben nur von der besseren Beschaffenheit des Nährsaftes herrühren.<br />

2. Regen, Sonnenschein und warme Witterung in ihrem Wechsel sind allgemeine<br />

Ursachen der Fruchtbarkeit. Da aber gleichwohl unter <strong>den</strong>selben klimatischen<br />

Verhältnissen und Witterungseinflüssen der eine Bo<strong>den</strong> sich fruchtbar, der andere<br />

unfruchtbar erweist, so muss eine gewisse Beschaffenheit des Bo<strong>den</strong>s gesetzt<br />

wer<strong>den</strong>, ohne welche die genannten Förderungsmittel des Wachstums wirkungslos<br />

bleiben.<br />

3. Da auch ein fruchtbarer Bo<strong>den</strong> bei mangelndem Regen seine Fruchtbarkeit<br />

nicht äußert, so ist es klar, dass die Feuchtigkeit, welche der Bo<strong>den</strong> durch <strong>den</strong><br />

Regen bekommt, <strong>den</strong> Hauptteil des Pflanzennährstoffes ausmache.<br />

4. Allein die Gewächse bestehen nicht bloß aus wässrigen, sondern auch aus<br />

erdigen (festen) Teilen; es muss also der Pflanzennährsaft zugleich aus „erdigen“<br />

Teilen bestehen.<br />

5. Diese wür<strong>den</strong> aber durch die dem bloßen Auge unwahrnehmbar feinen Poren<br />

der Pflanzenwurzeln nicht in <strong>den</strong> Pflanzenkörper eingehen können, so fein sie<br />

auch sein möchten, wenn sie darin bloß schwämmen, sondern sie müssen im<br />

Wasser gelöst sein.<br />

An der Wende des 18. zum 19. Jh. setzte in der Forstwirtschaft zugleich mit der<br />

Anwendung der Pflanzung eine umfangreiche Aufforstungstätigkeit in Thüringen,<br />

Sachsen und Preußen ein, wobei vorwiegend Reinbestände mit Fichte oder<br />

Kiefer begründet wur<strong>den</strong>. Die Waldweide wurde verboten, die Streunutzung zurückgedrängt.<br />

Ziel war die Sicherung des Holzbedarfs nach einer langen Raubbauphase.


19. Jahrhundert<br />

Dank der Mannigfaltigkeit der geologischen Verhältnisse und des hohen Standes<br />

der geologischen Forschung wurde der geologisch-petrographische Zweig der<br />

Bo<strong>den</strong>kunde besonders in Sachsen und Thüringen gepflegt. Die geologischpetrographische<br />

Richtung ist bis heute von Bedeutung für die Forstwirtschaft<br />

dieses Raumes, die in stärkerem Maße als die Landwirtschaft von <strong>den</strong> geologischen<br />

<strong>Aus</strong>gangsbedingungen abhängt. Bindeglied zwischen Geologie und Bo<strong>den</strong>kunde<br />

ist die Verwitterungslehre, die sich mit der „obersten Lockerschicht<br />

der festen Erdrinde“ befasst. Durch die Anwendung geologischer, petrographischer<br />

und mineralogischer Untersuchungsverfahren auf <strong>den</strong> Bo<strong>den</strong> ließ sich das<br />

bo<strong>den</strong>bil<strong>den</strong>de Substrat genau kennzeichnen.<br />

An der Forstakademie in Dreißigacker (Herzogtum Meiningen) verfasste Behlen<br />

1826 eine Gebirgs- und Bo<strong>den</strong>kunde in Beziehung auf das Forstwesen, und<br />

Bernhardi vertrat hier bereits 1832 die Inlandeistheorie, die 43 Jahre später von<br />

Torell bewiesen wurde. Der sächsische Geologe Naumann entdeckte 1844 vom<br />

Eis geschliffene Oberflächen in <strong>den</strong> Hohburger Bergen bei Wurzen in Sachsen.<br />

Grebe (Ruhla, Eisenach; 1816–1890) erläutert 1853 die Abhängigkeit des Bo<strong>den</strong>s<br />

von der Art des anstehen<strong>den</strong> Muttergesteins und die Beziehungen zwischen<br />

Güte und Menge des Waldhumus. Senft (1810–1893), Eisenach, der wie<br />

Krutzsch in Tharandt Theologie und Naturwissenschaften studiert hatte, richtete<br />

sein Augenmerk auf die Verwitterungsvorgänge. Bereits 1847 wurde von ihm<br />

ein umfangreiches mineralogisch-petrographisches Bo<strong>den</strong>klassifikationssystem<br />

auf geologischer Grundlage erstellt. Der Petrographie wurde hierin der Vorrang<br />

vor der Formationslehre eingeräumt.<br />

Die Hauptgliederung erfolgte in Verwitterungs- und Gebirgsbö<strong>den</strong> einerseits<br />

und in Schlämm- und Tieflandsbö<strong>den</strong> andererseits. In seinem 1877 erschienenen<br />

„Lehrbuch der Gesteins- und Bo<strong>den</strong>kunde“ beschreibt Senft die Bo<strong>den</strong>arten in<br />

<strong>den</strong> verschie<strong>den</strong>en geologischen Formationen und geht auf das Verhalten des<br />

Bo<strong>den</strong>s zur Pflanzenwelt ein. Er betrachtet <strong>den</strong> Bo<strong>den</strong> als Naturkörper, unabhängig<br />

von seiner Bedeutung als Produktionsmittel der Land- und Forstwirtschaft.


Senft unterteilte das Bo<strong>den</strong>profil schon 1847 in Oberbo<strong>den</strong>, Unterbo<strong>den</strong> und<br />

Untergrund, die späteren Horizonte A, B, C Dokucaevs, und beschrieb ihre<br />

Funktionen. Er unterscheidet bei Verwitterungsbö<strong>den</strong> folgende „Lagen oder<br />

Schichten“:<br />

„zu oberst als Decke: abgestorbene, noch in der Humification begriffene Pflanzenreste;<br />

darunter eine dunkelbraun erdige, moderig riechende, feuchtwarme<br />

Lage von Humus; darunter der eigentliche Verwitterungsbo<strong>den</strong>, aber<br />

1) in seiner obersten Lage untermischt mit feinzertheiltem Humus;<br />

2) in seiner mittleren Lage untermischt mit noch in Vermoderung begriffenen<br />

Wurzelabfällen;<br />

3) in seiner untersten Lage nur Mineralbo<strong>den</strong>,<br />

und zu unterst endlich Felsgerölle oder festes Gestein.“<br />

In Tharandt führte C. L. Krutzsch (1772–1852) seit 1814 eine auf <strong>den</strong> Naturwissenschaften<br />

aufbauende bo<strong>den</strong>kundliche <strong>Aus</strong>bildung für Forstleute und seit 1830<br />

auch für Landwirte ein. In seiner „Gebirgs- und Bo<strong>den</strong>kunde“ (1827, 1842) geht<br />

er u. a. auf Körnung (Grunder<strong>den</strong> als Endprodukte der Verwitterung), Humus<br />

(Dammerde), Bo<strong>den</strong>fruchtbarkeit und die Bedeutung der Bo<strong>den</strong>tiere ein. Bei<br />

Waldbö<strong>den</strong> wurde außer der ökologischen Differenzierung des Humus geprüft,<br />

ob die Grunderde mit der Dammerde gemischt ist und welches Verhältnis von<br />

Auflage- zu Bo<strong>den</strong>humus vorliegt. In seinen <strong>Aus</strong>führungen zur Bo<strong>den</strong>beschreibung<br />

wer<strong>den</strong> die wesentlichen, für die Bo<strong>den</strong>kartierung auch heute noch gelten<strong>den</strong><br />

Gesichtspunkte klar herausgearbeitet. Das Bo<strong>den</strong>profil untergliedert er in<br />

Untergrund, Obergrund und Bo<strong>den</strong>bedeckung. Der Obergrund entspricht bei<br />

Ackerbö<strong>den</strong> der Ackerkrume, bei Waldbö<strong>den</strong> dem Bereich, in dem Grund- und<br />

Dammerde gemengt sind. Er unterscheidet gleichartige und mehrschichtige Bö<strong>den</strong><br />

und zieht das Geländeklima mit in die Standortsbeschreibung ein. H.<br />

Krutzsch (Tharandt 1849-1887) vertritt mit der Fächerkombination Mineralogie,<br />

Geognosie, Meteorologie eine frühe Standortslehre, nimmt größere sächsische<br />

Waldgebiete geognostisch auf und legt eine Sammlung der Gesteins- und Bo<strong>den</strong>arten<br />

Sachsens an. B. Cotta (Tharandt 1840–42, Freiberg) schrieb 1842 eine<br />

Geognosie und Geologie für Forst- und Landwirte und entwarf 1854 eine erste<br />

Landschaftsgliederung für Deutschland auf geologischer Grundlage.<br />

Auch an der Akademie in Schemnitz (Banská Stiavnica, Slowakei) wird eine auf<br />

naturwissenschaftlicher Grundlage – einschließlich Bo<strong>den</strong>kunde und Standortslehre,<br />

damals „Forstmännische Lehre von dem Oertlichen“ – aufbauende<br />

Forstwirtschaft durch Wilckens (geb.1763 in Wolfenbüttel) gelehrt, nachdem er<br />

zuvor an der Forstlehranstalt von Bechstein in Waltershausen (Thüringen) gewirkt<br />

hatte.


Er beschreibt die Dammerde, an die nach ihm die Fruchtbarkeit des Bo<strong>den</strong>s gebun<strong>den</strong><br />

ist, als schwarzbraunes bis schwarzes Gemenge von Erde und vermoderten<br />

Pflanzenteilen, und charakterisiert sie physikalisch. Wilckens beurteilt<br />

die Güte der Bö<strong>den</strong> in Abhängigkeit von der Höhenlage, dem Grundgestein sowie<br />

der Lage im Relief und ihre Eignung für Holzgewächse.<br />

In Sachsen löste Fallou (1794–1877, zunächst Advokat und Steuerrevisor in<br />

Waldheim, Sa., später Privatgelehrter) die Bo<strong>den</strong>kunde aus ihrer landwirtschaftlichen<br />

Zweckgebun<strong>den</strong>heit. Er gilt als Wegbereiter einer naturwissenschaftlichen<br />

Bo<strong>den</strong>kunde und prägte <strong>den</strong> Begriff Pedologie.<br />

Fallou beschäftigte sich mit dem Schichtenbau des bo<strong>den</strong>bil<strong>den</strong><strong>den</strong> Substrats im<br />

Gebirge, <strong>den</strong> heutigen periglazialen Deckschichten, und mit der Einteilung der<br />

Bö<strong>den</strong> nach bo<strong>den</strong>eigenen Merkmalen. Für ihn war der Bo<strong>den</strong> eine besondere<br />

Naturerscheinung, entsprechend forderte er eine selbständige naturwissenschaftliche<br />

Bo<strong>den</strong>kunde.<br />

Von ihm stammen u. a. die Bücher „Pedologie oder allgemeine und besondere<br />

Bo<strong>den</strong>kunde“ (1862) und „Grund und Bo<strong>den</strong> des Königreiches Sachsen“ (1868).<br />

In Deutschland waren Sprengel, Liebig und Stöckhardt (Tharandt, 1847–1883)<br />

herausragende Vertreter der Agrikulturchemie bzw. Pflanzenernährung. Stöckhardt<br />

wurde 1847 nach Tharandt auf <strong>den</strong> ersten Lehrstuhl für Agrikulturchemie<br />

in Deutschland berufen, um „die praktische Anwendbarkeit der chemischagronomischen<br />

Ansichten und Theorien des Professors Liebig“ zu überprüfen.<br />

Die Agrikulturchemie umfasst die Wissensgebiete Bo<strong>den</strong>kunde, Pflanzenernährung<br />

und Düngung sowie Tierernährung und Futtermittelkunde. Wie Liebig<br />

weckte Stöckhardt das Interesse breiter Kreise der Landwirtschaft an agrikulturchemischen<br />

Fragen, insbesondere der Düngung. Durch die Gründung landwirtschaftlicher<br />

(agrikulturchemischer) und forstlicher Versuchsstationen (Versuchsanstalten)<br />

erwarb er sich ein besonderes Verdienst. Hellriegel (1831–<br />

1895), der zunächst als Assistent im chemischen Laboratorium in Tharandt tätig<br />

war, bevor er Professor und Direktor der Versuchsstation in Bernburg wurde,<br />

und sein Assistent Wilfarth stellten 1886 in Gefäßversuchen fest, dass die<br />

Leguminosen Luftstickstoff mit Hilfe der Knöllchenbakterien bin<strong>den</strong>.<br />

20. Jahrhundert<br />

Nach Vater (Tharandt 1887–1925) ist die geologisch-petrographische Anordnung<br />

der Bö<strong>den</strong> für zusammenfassende Untersuchungen über <strong>den</strong> Einfluss des<br />

Bo<strong>den</strong>s auf die Pflanze am geeignetsten. Auch für die eingehende bo<strong>den</strong>kundliche<br />

Darstellung von Landschaften empfiehlt er die geologische Anordnung. Seit<br />

Vater ist die Berücksichtigung des Standortes als einer Funktion von Lage, Klima,<br />

Geologie und Bo<strong>den</strong> nicht mehr aus der Forstwirtschaft wegzu<strong>den</strong>ken.<br />

Hierzu haben auch die bo<strong>den</strong>- und standortskundlichen Arbeiten von Ramann,<br />

München (geb. 1851 in Oberndorf bei Arnstadt (Thüringen), Forstliche Standortslehre<br />

1887) und seines Schülers Krauss (Tharandt 1925–1935, München<br />

1935–1954), beigetragen.


Krauss hielt erstmals eine spezielle Vorlesung „Forstliche Standortslehre“, entwickelte<br />

die forstliche Standortskartierung und eine Standortslehre, die auch<br />

Landwirtschaft und Obstbau berücksichtigte. Krauss prägte <strong>den</strong> Begriff der<br />

„biologischen Nachhaltigkeit“. Vater und Krauss gliedern 1928 Sachsen und<br />

Thüringen in forstliche Wuchsbezirke. Krauss führt von 1926–1936 in <strong>den</strong> sächsischen<br />

Wuchsbezirken Standortsuntersuchungen im Zusammenhang mit der<br />

Forsteinrichtung als Grundlage für einen standortsgerechten Waldbau durch. Er<br />

verbesserte die mechanischer Bo<strong>den</strong>analyse zur Untersuchung von Waldbö<strong>den</strong><br />

und schied in Sachsen <strong>den</strong> Bo<strong>den</strong>typ Pseudogley aus.<br />

Auf Anregung von Krauss wurde 1927 in Jena durch die Thüringische Staatsforstverwaltung<br />

eine Versuchsstelle für forstliche Bo<strong>den</strong>kunde eingerichtet. An<br />

ihr arbeiteten mit standortskundlicher <strong>Aus</strong>richtung zunächst Brückner, Jahn und<br />

Bujakowski, später u. a. Ehwald und Jaeger eng mit der Geologischen Landesuntersuchung<br />

in Thüringen zusammen. Die Forstwirtschaft hat durch die flächendeckende<br />

Standortskartierung seit Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts viel<br />

für die Erforschung der natürlichen Bo<strong>den</strong>eigenschaften sowie die regionale Erfassung<br />

der Bö<strong>den</strong> geleistet. Durch die forstliche Standortskartierung in Weimar<br />

sowie die Bo<strong>den</strong>kunde und Standortslehre in Tharandt wurde auf die Bedeutung<br />

quartärer, im periglazialen Raum entstan<strong>den</strong>er Schuttdecken bzw. Sedimente für<br />

die Bo<strong>den</strong>entwicklung und Standortsbewertung im Mittelgebirge und Hügelland<br />

hingewiesen und die Bo<strong>den</strong>form als Kartierungseinheit aus Substrat und Bo<strong>den</strong>typ<br />

eingeführt. Die kartierten Einheiten wur<strong>den</strong> in Tharandt ökologisch und<br />

auf ihre Ertragsleistung näher untersucht.<br />

2. Standorte und <strong>Aus</strong>bildungsziele der forstlichen Lehranstalten<br />

Standorte<br />

Den zahlreichen kleinen forstlichen Lehranstalten in Thüringen, die mit heutigen<br />

"start up-Betrieben" zu vergleichen sind, war keine lange Existenz beschie<strong>den</strong>.<br />

Lediglich der Standort Eisenach erwies sich durch seine geologisch, bo<strong>den</strong>kundlich<br />

und vegetationskundlich vielseitige Umgebung sowie die Stadtlage für<br />

längere Zeit als geeignet. Noch heute ist Eisenach ein idealer <strong>Aus</strong>gangspunkt für<br />

forstwissenschaftliche Exkursionen. Mit dem Ende des Zeitalters der kleinen<br />

Akademien in Deutschland wurde der Anschluss derselben an eine Universität<br />

oder Technische Hochschule notwendig, was im Falle von Tharandt mit der TH<br />

Dres<strong>den</strong> gelang. Trotz der kurzen Existenz der alten Thüringer forstlichen Lehranstalten<br />

war deren Wirkung auf die naturwissenschaftlichen Grundlagen der<br />

Forstwirtschaft und <strong>den</strong> Waldbau erheblich. Auf dem hier interessieren<strong>den</strong><br />

standortskundlichen Sektor seien als herausragende Leistungen die Theorie zum<br />

Inlandeis in Deutschland, die Aufdeckung der Beziehungen des Bo<strong>den</strong>s zum<br />

geologischen Substrat und des grundsätzlichen Aufbaus eines Bo<strong>den</strong>profils genannt.


Zusätzlich lieferte Thüringen später von Jena und Weimar aus einen wesentlichen<br />

Beitrag für die Standortskartierung im Mittelgebirge durch die Einbeziehung<br />

der quartärgeologischen Schichtung der Bo<strong>den</strong>substrate in die Standortansprache.<br />

Die forstliche Lehre in Thüringen lebte während der DDR-Zeit als Fachschule<br />

und nach der Wende aufgewertet als Fachhochschule in Schwarzburg weiter.<br />

Eine räumliche Zusammenlegung der universitären <strong>Aus</strong>bildung und der Fachhochschulausbildung<br />

im Raum Tharandt wurde in der Wendezeit diskutiert, aber<br />

mit Rücksicht auf die forstliche Lehrtradition in Thüringen nicht weiter verfolgt.<br />

Man sollte es auch künftig bei der gegenwärtigen Regelung aus folgen<strong>den</strong><br />

Grün<strong>den</strong> belassen: Die Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig<br />

weist als ihr wissenschaftliches Einzugsgebiet die Länder Sachsen, Thüringen<br />

und Sachsen-Anhalt auf. Auch die Forstwirtschaft könnte dieses Territorium auf<br />

dem Gebiet der Lehre und Forschung als Einheit betrachten. <strong>Aus</strong> Grün<strong>den</strong> der<br />

Kontinuität und des regionalen Gleichgewichtes wäre die <strong>Aus</strong>bildung der<br />

Forstwirte in Sachsen, die der Forstingenieure in Thüringen weiterhin durchzuführen.<br />

Eine Massenausbildung ist weder für Tharandt noch für Schwarzburg<br />

anzustreben, vielmehr sollte die Selektion geeigneter Bewerber in einer dem<br />

Länderbedarf für Forstwirtschaft und Umweltschutz angepassten Höhe das Ziel<br />

sein. Bei <strong>den</strong> wenigen Stellen in der Forstwirtschaft und Forstwissenschaft ist<br />

hochqualifiziertes und durch <strong>den</strong> territorialen Bezug hochmotiviertes Personal<br />

eine Notwendigkeit.<br />

Wissensvermittlung<br />

Gegenwärtig wird die Einführung der Abschlüsse Bachelor und Master an <strong>den</strong><br />

Universitäten und Fachhochschulen diskutiert, ohne dass Klarheit über die <strong>Aus</strong>wirkungen<br />

auf die Arbeitsteilung zwischen diesen Lehranstalten bestünde. An<br />

der TU Dres<strong>den</strong> ist die Integration von Fachhochschulen kein Thema. Der Bachelor<br />

ist hier z. Z nur für <strong>Aus</strong>länder und Abgänger, nicht aber für die Industrie<br />

von Interesse. Eine Zusammenlegung der bei<strong>den</strong> forstlichen <strong>Aus</strong>bildungsrichtungen<br />

Forstwirt und Forstingenieur FH in Tharandt, differenziert durch die Anzahl<br />

der zu absolvieren<strong>den</strong> Semester bzw. <strong>den</strong> Bachelor oder Master-Abschluss,<br />

ist grundsätzlich nicht erstrebenswert, da sich die wissenschaftlich orientierte<br />

<strong>Aus</strong>bildung vom ersten Semester ab von einer praxisorientierten <strong>Aus</strong>bildung mit<br />

dem Ziel Revierförster unterscheidet und auch unterschiedliche Lehrkräfte erfordert.<br />

Für eine Fachhochschule gilt im besonderem Maße, dass Wissen Theorie<br />

und praktisches Können ist. Schon Cotta betrachtete die Forstwirtschaft als<br />

"halb Wissenschaft, halb Kunst". Ein zunächst gemeinsames Studium bis zum<br />

Revierförster (Bachelor) mit anschließendem Studium zum Oberförster für einen<br />

Teil der Stu<strong>den</strong>ten wurde an der Fakultät in Tharandt früher schon einmal erörtert<br />

und als nicht sinnvoll verworfen.<br />

Wollen die Fachhochschulen <strong>den</strong> Master einführen, müssten die Studieninhalte<br />

weiterhin in unmittelbarer Beziehung zu konkreten Problemen und Aufgaben-


stellungen der Praxis stehen, die Studienzeit würde sich aber wahrscheinlich von<br />

6 auf 7 Semester verlängern und der Abschluss wäre als Master einer FH zu<br />

kennzeichnen. Bei der gegenwärtig unklaren Situation sollte die bisherige <strong>Aus</strong>bildungsform<br />

zunächst beibehalten wer<strong>den</strong>. Wenn man Änderungen wünscht, so<br />

könnte zusätzlich die <strong>Aus</strong>bildung von Forstleuten aus Entwicklungsländern in<br />

Schwarzburg erfolgen. Auch wäre eine organisatorische Angliederung der<br />

forstlichen Fachhochschule an eine andere in Thüringen bestehende Fachhochschule<br />

mit geeigneten Disziplinen <strong>den</strong>kbar, wie dies in Eberswalde der Fall ist.<br />

Inhaltlich sollte die forstliche Lehre durch ein studium generale so ergänzt wer<strong>den</strong>,<br />

dass die Absolventen ausreichende Kenntnisse auf <strong>den</strong> Gebieten Landwirtschaft,<br />

Wasserwirtschaft, Naturschutz und Umweltschutz sowie Kommunikation<br />

besitzen, um künftig in Fachgremien und gesellschaftlichen Organisationen <strong>den</strong><br />

erforderlichen forstlichen Einfluss ausüben zu können. Bei der Durchführung<br />

der Diplomarbeiten sollte die enge Verbindung mit <strong>den</strong> Universitätsinstituten in<br />

Tharandt, aber auch in Jena und Halle, gesucht und bei territorialem Bezug der<br />

Arbeit ihre Finanzierung über Landesmittel gefördert wer<strong>den</strong>.<br />

Im Prinzip gelten ähnliche Gesichtspunkte auch für die Lehre und Forschung in<br />

Tharandt. Auch hier wur<strong>den</strong>, wie eingangs für die Gebiete der Bo<strong>den</strong>kunde,<br />

Pflanzenernährung und Standortslehre gezeigt, herausragende Forschungsergebnisse<br />

erzielt. Bei Gewährleistung einer forstwissenschaftlichen <strong>Aus</strong>bildung auf<br />

hohem Niveau darf heute der Umweltbezug nicht zu kurz kommen. Nicht umsonst<br />

wer<strong>den</strong> in Deutschland die forstlichen Fachrichtungen mit landwirtschaftlichen,<br />

wasserwirtschaftlichen oder geowissenschaftlichen Fachrichtungen in<br />

Fakultäten zusammengefasst. Die Effizienz der <strong>Aus</strong>bildung könnte durch Aufnahmeprüfungen<br />

und Begrenzung der Zulassungen verbessert wer<strong>den</strong>.<br />

Zu überlegen wäre, wie die Forschungseinrichtungen der Forstwirtschaft in<br />

Mitteldeutschland untereinander zu koordinieren und ihre Forschung mit derjenigen<br />

der universitären Einrichtungen noch besser als bisher abzustimmen sind.<br />

Wertvermittlung<br />

Wichtiger noch als Struktur und Lehrinhalte ist der an einer Lehranstalt herrschende<br />

Geist. Die Erfahrungen der Vergangenheit machen <strong>den</strong> Hinweis notwendig,<br />

dass jeder parteipolitische bzw. ideologische Missbrauch der Lehre zu<br />

unterbin<strong>den</strong> ist. Lehrkräfte sollten charakterliche Werte eines gebildeten Menschen<br />

besitzen und sich entsprechend vorbildlich verhalten. Es reicht nicht aus,<br />

dass der Stu<strong>den</strong>t bei ihnen etwas lernen kann.


Hochschullehrer haben nicht nur die Aufgabe, wertneutrales naturwissenschaftliches<br />

und technisches Wissen <strong>den</strong> Stu<strong>den</strong>ten zu vermitteln, sondern diese auch<br />

mit für ihre künftige Tätigkeit wichtigen Pflichten und Werten, wie Sorgfalt,<br />

Genauigkeit und Ehrlichkeit, vertraut zu machen und ihre Entwicklung zu Persönlichkeiten<br />

zu fördern. Dies setzt Vertrauen der Stu<strong>den</strong>ten in ihre Lehrer voraus.<br />

Der forstliche Nachwuchs muss befähigt wer<strong>den</strong>, in freier Kooperation zu<br />

arbeiten. Die freie Kooperation ist um so bedeutender, als das kollektive Verhalten<br />

in der Vergangenheit durch Sanktionen gesteuert wurde. Bei "Zwangsgenossenschaft"<br />

ohne Möglichkeit zu freier Kritik und bei <strong>Aus</strong>schluss der angeblich<br />

aus ideologischen Grün<strong>den</strong> nicht vertrauenswürdigen Personen war keine<br />

freie Kooperation und freie Wissenschaft möglich. Deshalb war nach der Wende<br />

eine Rekonstruktion der Hochschulen und der Wissenschaft notwendig (Stekeler-Weithofer<br />

2005). Der Absolvent soll sich bewusst sein, dass er im Beruf<br />

eine Leistung für die gesamte Gesellschaft zu erbringen hat. Die <strong>Aus</strong>bildung<br />

muss ihn befähigen, in freier Zusammenarbeit zum Gelingen eines als vernünftig<br />

anerkannten forstlichen Projektes verlässlich seinen Teil beizutragen, auch<br />

bei räumlich weitgehend isolierter Arbeitsweise und damit fehlender ständiger<br />

Kontrolle.<br />

Im besonderen Maße ist gemeinsame freie Tätigkeit mit der Möglichkeit zur<br />

Kritik Voraussetzung für Erfolge in der wissenschaftlichen Arbeit.<br />

Bei Nutzung der Möglichkeiten einer Zusammenarbeit in Lehre und Forschung<br />

lässt sich auch mit beschränkten Mitteln eine solide und moderne <strong>Aus</strong>bildung<br />

des fachlichen Nachwuchses und die notwendige auf das Territorium bezogene<br />

Forschung sichern. Seit Cotta haben die forstlichen Hochschulen sparsam wirtschaften<br />

müssen. Die bisherigen Leistungen der Forstwissenschaften und der<br />

Forstwirtschaft im Mitteldeutschland dürften <strong>den</strong> ökonomischen Aufwand, <strong>den</strong><br />

die Unterhaltung von Lehr- und Forschungseinrichtungen erfordert, rechtfertigen.<br />

Literatur<br />

Behlen, St.: Lehrbuch der Gebirgs- und Bo<strong>den</strong>kunde in Beziehung auf das<br />

Forstwesen. Teil 8, Bd 4. In: Bechstein, J. M. (Hrsg.): Die Forst- und Jagdwissenschaft<br />

nach allen ihren Theilen. Verlag Hennings, Gotha/Erfurt 1826.<br />

Carlowitz, H. C. v.: Sylvicultura oeconomica, Oder Haußwirthliche Nachricht<br />

und Naturmäßige Anweisung Zur Wil<strong>den</strong> Baum-Zucht. Leipzig 1713. Verlag<br />

J.F. Braun. 2. Aufl. mit einem 3. Teil von Rohr, B. V.. Verlag J. Fr. Braun Erben,<br />

Leipzig 1732. Reprint durch die TU Bergakademie Freiberg 2000.<br />

Cotta, B.: Anleitung zum Studium der Geognosie und Geologie, besonders für<br />

deutsche Forstwirthe, Landwirthe und Techniker. 1842.


Cotta, B.: Deutschlands Bo<strong>den</strong>, sein geologischer Bau und dessen Einwirkungen<br />

auf das Leben der Menschen. Brockhaus, Leipzig 1854.<br />

Fallou, F. A.: Die Gebirgsformationen zwischen Mittweida und Rochlitz, der<br />

Zschopau und bei<strong>den</strong> Mul<strong>den</strong>, und ihr Einfluß auf die Vegetation. Acta<br />

societatis Jablonovianae Nova, Tomus IX, Leipzig 1845.<br />

Fallou, F. A.: Grund und Bo<strong>den</strong> des Königreichs Sachsen und seiner Umgebung<br />

in sämmtlichen Nachbarstaaten in volks-, land- und forstwirthschaftlicher Beziehung<br />

naturwissenschaftlich untersucht. G. Schönfeld’s Buchhandlung, Dres<strong>den</strong><br />

1868.<br />

Fiedler, H. J.: Die Entwicklung der standortskundlichen Forschung in Tharandt<br />

seit der Gründung der königlich-sächsischen Forstakademie im Jahre 1816. Sitzungsber.<br />

d. SAW zu Leipzig, math.-naturw. Kl. Bd. 124, H.4. Akademie Verlag,<br />

Berlin 1994.<br />

Fiedler, H. J.: Alte und neue Beziehungen zwischen Geologie und Pedologie. Z.<br />

geol. Wiss. 28 (2000):545–557.<br />

Grebe, C.: Gebirgskunde, Bo<strong>den</strong>kunde und Klimalehre in ihrer Anwendung auf<br />

Forstwirthschaft. Verl. J. F. Baerecke, Eisenach 1853; 4 Aufl. Berlin 1886.<br />

Krauss, G. A., Härtel, F., Müller, K., Gärtner, G. und Schanz, H.: Standortsgemäße<br />

Durchführung der Abkehr von der Fichtenwirtschaft im nordwestsächsischen<br />

Niederland. Thar. Forstl. Jb. 90 (1939): 481–716.<br />

Krutzsch, K. L.: Gebirgs- und Bo<strong>den</strong>kunde für <strong>den</strong> Forst- und Landwirth. Bd. 2:<br />

Die Bo<strong>den</strong>kunde. Arnoldinische Buchhandlung, Dres<strong>den</strong>, Leipzig 1842.<br />

Külbel, J. A.: Cause de la fertilité des terres. Bordeaux 1741. Philippum Bonk,<br />

Lyon 1743.<br />

Senft, F.: Lehrbuch der Bo<strong>den</strong>kunde. Für Land- und Forstwirthe sowie auch<br />

Geognosten. 2. Aufl. Springer Verlag, Berlin 1877.<br />

Stekeler-Weithofer, P.: Wertfreiheit und Wertbindung der Wissenschaften. Manuskript<br />

, Vortrag SAW zu Leipzig 2005.<br />

Stöckhardt, J. A.: Chemische Feldpredigten für deutsche Landwirthe. Wigand,<br />

Leipzig 1851.<br />

Vater, H.: Forstliche Standortslehre. Merksätze und Zahlenangaben zum Lehrvortrage<br />

an der Forstlichen Hochschule in Tharandt 1925. Institut für Bo<strong>den</strong>kunde<br />

und Standortslehre, TU Dres<strong>den</strong>, Tharandt


Zum Ge<strong>den</strong>ken an Dr. habil. Eckehard Schwarz<br />

(* 5.4. 1926 = Altenburg † 07.09.2005 = Eberswalde)<br />

Träger des Lorenz-Wappes-Preises 2005 des Deutschen <strong>Forstverein</strong>s e.V.<br />

Gottlob König,<br />

ein Leben für <strong>den</strong> Wald und die Landschaft<br />

"Es ist kein Zweifel, geheime Bande der Natur<br />

knüpfen das Schicksal der Sterblichen an das der<br />

Bäume." G. König 1840<br />

In Thüringen waren viele Persönlichkeiten beheimatet, die weit über ihren engeren<br />

Wirkungskreis hinaus für <strong>den</strong> Wald und die Forstwirtschaft Bedeutung erlangten.<br />

Forstliche Praktiker und Verwaltungsbeamte, Forscher und Lehrer machten durch<br />

ihr Wirken im 18. und 19. Jahrhundert auf ihrem Fachgebiet dem Ruf des klassischen<br />

Weimar, dem gerade in diesem Jahr so viel Aufmerksamkeit und Anerkennung<br />

gezollt wird, alle Ehre.<br />

Anzuführen sind hier der Oberlandjägermeister von Göchhausen, die Wildmeister<br />

Sckell und Käpler, insbesondere aber der Kameralist Friedrich Ulrich Stisser, der<br />

bereits 1735 forstliche Vorlesungen an der Universität Jena hielt und der Verfasser<br />

des ersten Buches über deutsche Forstgeschichte war. Die forstliche Gutachtertätigkeit<br />

des Oberforstmeisters von Lengefeld, Schillers Schwiegervater, wurde<br />

selbst von Goethe gerühmt. Forstmeister Oettelt gehört zu <strong>den</strong> Begründern der<br />

mathematischen Richtung im Forstwesen. Dr. Matthäus Bechstein errichtete<br />

Forstlehranstalten in Waltershausen und Dreißigacker sowie die erste länder- und<br />

berufeübergreifende forstlich ausgerichtete Gelehrtengesellschaft. Oberforstrat<br />

Heinrich Cotta, einer der Forstleute von europäischer Geltung, begründete mit seinem<br />

Vater eine Forstschule im weimarischen Zillbach bevor er nach Tharandt, der<br />

heute noch bestehen<strong>den</strong> forstlichen Lehrstätte, übersiedelte. Sie alle, bis auf<br />

Bechstein, wirkten in <strong>den</strong> Herzogtümern Weimar und Eisenach, bzw. nach 1815 im<br />

Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach.


Zu <strong>den</strong> Genannten zählt auch Oberforstrat Dr. Gottlob König, ein über die Grenzen<br />

Deutschlands hinaus anerkannter forstlicher Praktiker, Forscher, Autor und Lehrer,<br />

dessen 220. Geburtstag und 150. Todestag sich 1999 jähren. Er förderte die seiner<br />

Zeit dringend erforderliche Mathematisierung für eine nachhaltige Forstbewirtschaftung.<br />

Mit seinen Bemühungen, bereits neben der Nutzfunktion auch der<br />

Schutz- und Erholungsfunktion des Waldes vor mehr als 150 Jahren Geltung zu<br />

verschaffen, eilte er seiner Zeit weit voraus. Königs Lehre und Schriften zeugen<br />

davon, praktische Beweise in der hohen Rhön, bei Eisenach und Weimar machen<br />

es noch heute sichtbar.<br />

Königs Leben und Schaffen sind ein Beispiel dafür, dass Gedanken und Grundsätze<br />

von weitsichtigen Forstleuten, die vor Jahrzehnten, ja schon vor 100 oder gar<br />

200 Jahren lebten, heute noch nichts von ihre Bedeutung für die Gegenwart und<br />

Zukunft verloren haben. Wir tun gut daran, derartigen Spuren zu folgen, sie in Erinnerung<br />

zu rufen, sie zu nutzen und uns dabei immer wieder die Frage zu stellen:<br />

"Handeln wir richtig? Wie wer<strong>den</strong> unsere Nachfahren über uns urteilen?"<br />

Zur Person<br />

Als Gottlob König nach "mehr als vierzigjähriger vielseitiger Wirksamkeit“ seine<br />

Beobachtungen und Erfahrungen begann in geordneter Form schriftlich mitzuteilen,<br />

fühlte er sich "vorzüglich berufen" durch Cottas ersten Unterricht in Zillbach<br />

als Schüler und dann als Lehrer, durch Oettelts belehrende Unterweisung in Ilmenau,<br />

durch die Einübung, teils im Revierdienst, teils bei der preußischen<br />

Forsttaxation, schließlich durch die Wirtschaftsführung großer lehrreicher Waldungen<br />

in seinem Heimatland, durch Leitung der Forstbetriebseinrichtung im Großherzogtum<br />

Sachsen, und gleichzeitig auch durch ununterbrochenen forstlichen Unterricht<br />

erst in Zillbach, dann eigenständig in Ruhla und Eisenach. Auf diesen<br />

Grundlagen basieren Königs Leistungen verbun<strong>den</strong> mit seinen Charaktereigenschaften,<br />

durch deren Darlegung ich versuchen will, Ihnen zunächst Königs Persönlichkeit<br />

etwas näher zu bringen.<br />

Zielstrebigkeit war von Jugend an ein Wesenszug Königs. Obgleich er bei der<br />

Aufnahmeprüfung in das Weimarer Gymnasium „wenig bewandert im Deklinieren<br />

und Konjugieren“ war, bestand er hartnäckig auf die Aufnahme in die Quarta. Er<br />

kam in diese, allerdings „auf <strong>den</strong> letzten Platz als einer der nicht günstig in <strong>den</strong><br />

Wissenschaften beurteilt wurde“. So konnte er auch dann, als er das Gymnasium<br />

zur weiteren forstlichen Lehrzeit bei Heinrich Cotta in Zillbach verließ, nach seinen<br />

eigenen Angaben „wenig mehr als rechnen, lesen und schreiben“.


Den Wunsch, <strong>den</strong> Beruf eines Forstmannes zu ergreifen, wer<strong>den</strong> in ihm seine bei<strong>den</strong><br />

Taufpaten, der Oberförster aus seinem Geburtsort Hardisleben, sowie der dortige<br />

Amtmann Cotta, ein Vetter von Heinrich Cottas Vater, geweckt haben. Ehrgeizig<br />

verfolgte König dieses Ziel. Er war noch nicht 17 Jahre alt als ihm Heinrich<br />

Cotta in Zillbach folgen<strong>den</strong> Lehrbrief ausstellte:<br />

„Kund und zu wissen sei hiermit, dass .. Gottlob König ..<br />

bei mir, dem herzoglichen Sachsen Weimar und<br />

Eisenacher Förster zu Zillbach, zwei Jahre die Jägerei<br />

und Geometrie erlernet und sich während dieser Zeit<br />

durchaus rechtschaffend, gefällig und fleißig verhalten hat,<br />

so dass ich in allem Betracht recht sehr wohl<br />

mit ihm zufrie<strong>den</strong> gewesen bin ...“.<br />

<strong>Aus</strong> der Zeit, als König bei Heinrich Cotta in Zillbach bereits selbst Unterricht in<br />

Geometrie erteilen durfte, ist ein Ereignis überliefert, das einen weiteren Wesenszug<br />

Königs charakterisiert, nämlich zu sagen, was er dachte und unbedingt zu tun,<br />

was er für richtig hielt.<br />

König war mit 3 Forstschülern von Zillbach aus querfeldein gegangen und in <strong>den</strong><br />

Garten des preußischen Kammerherren von Wechmar geraten. Als er keinen <strong>Aus</strong>gang<br />

fand und über <strong>den</strong> Gartenzaun steigen wollte, um heraus zu kommen, rief ihm<br />

der Besitzer zu, es ginge kein Weg dorthin. Auf die Frage wer er sei, erwiderte König,<br />

er wäre der Oberjäger König. Nachdem Wechmar, seinerseits befragt, seinen<br />

Namen nannte, lüftete König sein ledernes Käppchen. Wechmar sah in diesem Benehmen<br />

mangelnde Ehrerbietung, ja Arroganz und meinte, dass es für einen Oberjäger<br />

weit schicklicher wäre, bessere Sitten anzunehmen. Beim Umkehren mit seinen<br />

Begleitern rief König Wechmar zu: "Hör er, ich sollte ihn eigentlich einen<br />

recht großen Flegel heißen, aber weil es verboten ist, will ich es nicht tun." Ohne<br />

Rücksicht auf Wechmars gesellschaftliche Stellung erwiderte damit der 25-jährige<br />

König die ihm zugefügte Beleidigung. Das brachte ihm einen achttägigen Arrest<br />

auf der Eisenacher Hauptwache ein, jedoch ohne weitere nachteilige Folgen. Dieses<br />

Auftreten Königs deutet eine Einstellung an die er sein ganzes Leben hindurch<br />

beibehielt: Er nahm keinerlei Rücksicht auf Geburt und Rang.<br />

So gewährte er auch z. B. später an seiner Lehranstalt „ärmeren Schülern“ wie<br />

auch „unbemittelten <strong>Aus</strong>ländern bürgerlichen Standes“ Honorarnachlaß, während<br />

er die Söhne vornehmer Schichten, die meist nur die Jagd anzieht, am schlechtesten<br />

beurteilte.


Öffentlich wendete er sich auch gegen die „kleinliche Finanzknickerei“ in der<br />

„Allgemeinen Forst und Jagdzeitung“ indem er die Regierungen aufforderte, dem<br />

„Förster zeitgemäß zu geben, was er in seiner rühmlichen Mäßigkeit bedarf, um<br />

sorgen- und unmutfrei seine Pflicht zu erfüllen“. Dabei dachte er auch an die Försterfrauen,<br />

die trotz Steigen der Preise mit dem gleichgebliebenem Gehalt ihres<br />

Gatten wirtschaften mussten.<br />

König hat, nach der Randbemerkung eines seiner Schüler, „selbst höchster Person<br />

von der Pique auf gedient“. Er hat sich „ganz alleinstehend zu unvergänglicher<br />

Ruhmeshöhe emporgeschwungen“, heißt es in einer Nachschrift zum Vorwort seiner<br />

„Waldpflege“, deren <strong>Aus</strong>lieferung er nicht mehr erleben durfte. „Viele Hunderte<br />

begeisterter Schüler, achtungsvoller Freunde und treue Verehrer aus allen<br />

Stän<strong>den</strong> der Gesellschaft“ und man könnte wohl sagen, „mehr als eine Nation“<br />

wür<strong>den</strong> „diesen unersetzlichen Verlust betrauern“. Mit der Begründung ein „ebenso<br />

sehr theoretisch wie auch praktisch ausgezeichneter Forstmann und hervorragender<br />

Schriftsteller auf dem Gebiet der Forstwissenschaft“ zu sein, war König<br />

1840 zum Ehrendoktor der philosophischen Fakultät der Universität Jena promoviert<br />

wor<strong>den</strong>.<br />

Professor Senft, 56 Jahre ohne Unterbrechung Lehrer der Naturwissenschaften an<br />

der Eisenacher Forstlehranstalt, sagte: „König war ein ernster Charakter, welcher<br />

mit unbeugsamer Willenskraft bis zum letzten Augenblick seines Lebens nur seiner<br />

Wissenschaft lebte.“ Hagfors, ein Forstökonom aus Finnland, der eine größere<br />

Veröffentlichung allein König widmete, bezeichnete ihn in <strong>den</strong> „Acta Forstalia<br />

Fennica“ als „einen typischen Vertreter deutscher Pflichttreue“.<br />

Königs Leben war ein Leben für <strong>den</strong> Wald und die Landschaftspflege. Sein Streben<br />

war getragen von humanitärem Idealismus. Hören wir als Beispiel wie er der<br />

Großherzoglichen Kammer die Anlage von Waldschutzanpflanzungen in der Hohen<br />

Rhön empfahl und begründete, um das durch Rodungen in früheren Jahrhunderten<br />

gestörte Gleichgewicht im Haushalt der Natur wieder herzustellen:<br />

„Wer wird nicht bedauernswürdigen Mitmenschen beistehen, die mehrenteils durch<br />

Verödung der Natur von früherm Wohlbefin<strong>den</strong> so verarmt sind, dass sie dem Bo<strong>den</strong><br />

kaum noch abgewinnen können, um 9 Monate von Kartoffeln und 3 Monate<br />

von elendem Haferbrot, öfter ohne Salz und Würze, spärlich zu leben, die ohne<br />

Licht in <strong>den</strong> langen nebligen Aben<strong>den</strong>, ohne zulängliche Feuerung bei der harten<br />

Kälte und ohne volle Bekleidung in schwarz geräucherten durchsichtigen Holzhütten<br />

und ohne alle anderen vermeintlichen Lebensbedürfnisse, gefesselt an diese<br />

unwirtbaren Höhen, mit einer unüberwindlichen Schüchternheit und Mutlosigkeit<br />

sich nicht getrauen einen Lebensunterhalt weiter zu suchen“.


„Gewiß können keine Unterstützungen besser angewendet wer<strong>den</strong> als hier, wo mit<br />

wenig Gaben und geeigneten Anweisungen die Erde wieder bewohnbarer gemacht,<br />

die Arbeitsamkeit ihrer Bewohner geweckt und überhaupt eine nicht geringe Menschenzahl<br />

von der niedrigen Stufe geistiger und körperlicher Armut gebracht<br />

wird.“<br />

Die Wälder bedeuteten für ihn eine Lebensgrundlage der Zivilisation. Seinen<br />

Schülern lehrte er, dass „die Forste zu Deutschlands größtem Reichtum gehören<br />

und zu dessen Bewohnbarkeit ganz unentbehrlich“ seien. Er leitete daraus die Forderung<br />

ab, dass „insofern die Forstwirtschaft die größte Aufmerksamkeit aller Regierungen“<br />

bedürfte.<br />

Nach seinen eigenen Worten widmete König seine ganze Lebenszeit „dem erhabenen<br />

Studium der Waldnatur“. „In ein Alter vorgerückt, welches an Stillstand<br />

mahnt“ würde er nun eilen „die Stun<strong>den</strong>, welche sonst der Beobachtung mehr angehörten,<br />

der Mitteilung zu widmen und auch auf diese Weise zur Erhaltung der<br />

ihm liebgewor<strong>den</strong>en Wälder beizutragen.“ Als man ihm bei einem Waldgang eine<br />

Buche zeigte, in die er einst seinen Namen mit der Jahreszahl 1797 geritzt hatte,<br />

sagte er: „Diese Jahreszahl sprach mich mahnend an, nicht zu säumen, und zu tun,<br />

was zu tun ist um mit Ehren <strong>den</strong> Schauplatz verlassen zu können. Halten sie ebenso<br />

auf Ihre Jahreszahl. Die Zeit kommt, wo man sich fragt, und nichts geht über das<br />

Bewußtsein, nach Kräften gearbeitet zuhaben.“<br />

Königs Leistungen in der Forstwirtschaft und -wissenschaft lassen sich in einem<br />

Vortrag nur durch einige Beispiele andeuten. Auf fast allen forstlichen Fachgebieten,<br />

in der Praxis, in der Forschung und in der Lehre ist sein Einfluß zu spüren. Nur<br />

einiges sei herausgegriffen und zwar die Forschungs- und Tätigkeitsgebiete, um die<br />

er sich in besonderen Maße bemühte: Die „Forstmathematik“ in umfassender Bedeutung,<br />

die „Waldpflege“ und die von ihm dieser zugerechnete sogenannte<br />

„Wohlstandspflege“. Nicht übergangen wer<strong>den</strong> kann aber auch sein Unterricht,<br />

seine Forstlehranstalt.


„Forstmathematik“<br />

In dem vielseitigem Gebrauch der Forstmathematik sah König eine wesentliche<br />

Grundlage der Forstwirtschaft.<br />

Er sagte:<br />

„Die Mathematik ist ohne Zweifel dem Forstmanne am notwendigsten und<br />

förderlichsten. - Die ganze Forstkunde besteht mehr oder weniger in einer<br />

Anwendung der Größenlehre auf der Wälder richtigen Gebrauch.“<br />

In seiner allerersten Zeitschriftenveröffentlichung wies er darauf hin, dass „unser<br />

eifrigstes Bestreben dahin gehen sollte, feste und allgemeingültige Grundzahlen für<br />

Masse und Ertrag der Wälder aufzufin<strong>den</strong>“. Darum bemühte er sich in <strong>den</strong> ersten<br />

Jahrzehnten seines Forschens und kam später zu der Überzeugung, dass ohne die<br />

Forstmathematik, „ohne diese Hilfswissenschaft kaum ein einziges Forstgeschäft<br />

zweckmäßig und pünktlich vollführt wer<strong>den</strong>“ könnte. „Wie wäre man anders im<br />

Stande der Forste Vermögen zu würdigen und zu ordnen, der Holzbestände Stellung<br />

und Wachstum, Abtrieb und Anbau richtig und sicher zu handhaben, der Wälder<br />

höchste Nutzbarkeit zu erhalten und alle Walderzeugnisse recht auszubeuten?“<br />

1813 erschien Königs erste selbständige Schrift: Die „Anleitung zur Holztaxation,<br />

ein Handbuch für je<strong>den</strong> Forstmann und Holzhändler“. König wollte die zu dieser<br />

Zeit noch herrschende Willkür beim Holzabsatz durch eine Verbesserung und Vereinheitlichung<br />

bei der Bestimmung des Massengehaltes und der Ermittlung der<br />

Holzpreise beseitigen. Das ist ihm auch gelungen. Statt des bis dahin üblichen Verkaufs<br />

von rundem Werk- und Bauholz nach dem Augenmaß, trat nun die Nutzholzabgabe<br />

der einzelnen Stämme nach ihrem körperlichen Inhalt und Geldertrag.<br />

König zählt u.a. zu <strong>den</strong> Begründern des Gebrauchs der Formzahl. Auch führte er<br />

die Stärkemessung in Brusthöhe ein. Die großherzogliche Forstdirektion ließ Königs<br />

„Anleitung“ an alle ihre Dienststellen zum Gebrauch verteilen. Selbst der kritische<br />

Oberforstrat Pfeil verwendete sie und Laurop verwies auf ihre Bedeutung für<br />

eine „nachhaltig höchste Waldbenutzung“ . Königs Schrift umfaßte im wesentlichen<br />

das heutige Gebiet der Holzmeßkunde, aber auch Grundlagen der Abtriebsregelung<br />

und Waldwertschätzung.


Eine folgerichtige Fortsetzung war die Herausgabe von Königs „Forstmathematik"<br />

1835, von der 5 Auflagen, zwei nach seinem Tod, erschienen. Dazu sagte er, dass<br />

es keine leichte Aufgabe gewesen sei, „anstatt genuß- und lehrreiche Wälder forschend<br />

zu durchstreifen, auf <strong>den</strong> düsteren Wegen der Mathematik sich mit starren<br />

Zahlen und Formeln abzumühen. Doch auch dieses Opfer muß der Wissenschaft<br />

gebracht wer<strong>den</strong>“, sagte er. Dieses, als epochemachend bezeichnete Werk macht<br />

König über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt. Die „Kaiserlich russische<br />

Gesellschaft zur Beförderung der Waldwirtschaft zu St. Petersburg“ ließ sie ins<br />

Russische übersetzen.<br />

In seiner „Forstmathematik“ brachte König auch neue Gedanken zur Rentabilität in<br />

der Forstwirtschaft. Königs „Waldwertschätzung“ legte <strong>den</strong> Grundstein zu späteren<br />

Theorien. Er berechnete als erster <strong>den</strong> Bo<strong>den</strong>wert nach seinem Erwartungswert für<br />

<strong>den</strong> aussetzen<strong>den</strong> Betrieb. Eine seiner wichtigsten Thesen ist die Unterscheidung<br />

zwischen Rentabilität von Bestän<strong>den</strong> und Wirtschaftswäldern. König wollte mit<br />

seinem Wertermittlungsverfahren insbesondere zum wirtschaftlichen Denken anregen.<br />

Dass später sein Verfahren mit eine Basis für die Bo<strong>den</strong>reinertragstheorie bildete,<br />

lag nicht in seinem Sinne. Bei näherer Kenntnis der waldbaulichen Bestrebungen<br />

Königs wäre das auch ein Widerspruch, zumal er ein bewußter Vertreter<br />

der Verbindung von Ökonomie und Ökologie war.<br />

Auch Königs Forsteinrichtungsverfahren ergibt sich in Teilen aus seiner Forstmathematik,<br />

insbesondere aber aus seinen Anweisungen als Leiter der Forsteinrichtung<br />

im Großherzogtum, aus unübertroffen Wirtschaftsbemerkungen in seinen Forsteinrichtungswerken<br />

sowie aus seinen Vorlesungen und Manuskripten. Als Ertragsregelungsverfahren<br />

verwendete er das kombinierte Fachwerk nachdem kurz<br />

zuvor Hartig das Massen- und Cotta das Flächenfachwerk propagierten.<br />

Bei ihm basierte der Hiebsplan im wesentlichen auf der Fläche, wurde aber nach<br />

dem vorgefun<strong>den</strong>en Holzvorrat und dessen nachhaltiger Verteilung abgeändert.<br />

„Nur das räumliche Fachwerk muß fest bestehen; das zeitliche muß der Zeit gemäß<br />

beweglich bleiben“, sagte König. Die Nachhaltigkeitsbedingungen ließ er bei der<br />

Bestandesaufnahme untersuchen, erfüllte sie durch die Planung und sicherte sie<br />

durch Revisionen. Königs Nachfolger, insbesondere Grebe, setzten Königs Zielstellung<br />

fort und erhielten damit angemessen hohe Umtriebe. Erst nach der Jahrhundertwende<br />

begann sich in Sachsen-Weimar ein Übergang vom Fachwerk zur<br />

Altersklassenmethode zu entwickeln. Ebenso wie in der Gegenwart sah König die<br />

Forsteinrichtung als notwendige Voraussetzung für die nachhaltige Bewirtschaftung<br />

und insbesondere Erhaltung des Waldes mit dem Ziel des langfristigen Aufbaues<br />

von naturnahen, standortgerechten <strong>Wäldern</strong>.


Der Gedanke der Nachhaltigkeit hat schon <strong>den</strong> jungen König in seiner Lehrzeit<br />

fasziniert. Mit Forsteinrichtungsthemen begann er dann auch seine Veröffentlichungstätigkeit.<br />

Dabei berichtete er in „Sylvans Jahrbuch“ über ein Zusammentreffen<br />

von Schiller mit einem Ilmenauer Forstmann, „der eben für <strong>den</strong> so verhauenen<br />

llmenauer Forst Abtrieb und Anbau entwarf“. Vermutlich war der Forstmann Oettelt,<br />

dem König um 1800 als Korpsjäger zur praktischen <strong>Aus</strong>bildung zugeteilt wor<strong>den</strong><br />

war.<br />

Der Forstmann erläuterte <strong>den</strong> Zweck seiner Arbeit anhand eines Planes zum Idealbild<br />

„eines vollkommenen Nadelwaldes“, das bis zum Jahre 2050 verwirklicht<br />

wer<strong>den</strong> sollte. Nach Königs Überlieferung soll Schiller dazu bewundernd gesagt<br />

haben: „Nein! - Bei Gott, ich hielt Euch Jäger“ (Jäger wurde in der damaligen Zeit<br />

auch als Synonym für Förster gebraucht) „für sehr gemeine Menschen, deren Taten<br />

sich über das Töten des Wildes nicht erheben. - Aber Ihr seid groß: - Ihr wirket unbekannt,<br />

unbelohnt frei von des Egoismus Tyrannei und Eures stillen Fleißes<br />

Früchte reifen der spätern Nachwelt noch. - Held und Dichter erringen eitlen<br />

Ruhm. Führwahr, ich möchte ein Jäger sein!“<br />

Gegen Ende seines Lebens meinte König „ohne allen Zweifel“ wäre die „Erhaltung<br />

des Waldvermögens, ungeachtet des so dringen<strong>den</strong> Zeitbedürfnisses, eine großartige<br />

Seltenheit“. Viel öfter wür<strong>den</strong> sich „handwerks- und professormäßige Forstverwalter<br />

fin<strong>den</strong>, die ebenso leichtfertig als unkundig auf Kosten der Waldungen hinwirtschaften,<br />

alle Ansprüche befriedigen, bis das Forstvermögen verzettelt und erschöpft<br />

ist. Sowie aber der Ertragsnachhalt fühlbar schwindet und mit diesem<br />

ebenso auch das Einkommen des Herren, dann erntet der schlechte Haushälter unausbleiblich<br />

seinen verdienten Lohn, heiße er und auch anstatt Forstverderber immerhin<br />

Forstmeister prange auf ihm Gold und Silber, als das Zeichen forstlicher<br />

Servilität!“<br />

„Waldpflege“<br />

„Höchst nötig ist der Gegenwart ein besserer Bau der Wälder.<br />

was Menschenhände bis jetzt am Walde bauten,<br />

war eitles Stückwerk im Stile des babylonischen Turmes.<br />

Jeder Baumeister, heißt er immerhin auch Forstmeister,<br />

spricht und schreibt wie dort seine eigene Sprache,<br />

hegt und übt seine eigene Befangenheit. In Schrift und Tat<br />

herrscht schnöde Mißachtung der ewigen Naturgesetze.“


Deutlich wird aus diesen Worten Königs von 1846, dass Königs Handeln nicht allein<br />

bestimmt war von einer rationalistisch mathematisch ausgerichteten Denkweise,<br />

die seinerzeit zur Ermittlung und Einführung exakter wirtschaftlicher Größen<br />

und neuer, zukunftsorientierter Wirtschaftsziele beitrug. Der Waldpflegegedanke<br />

erhielt durch ihn einen besonderen Aufschwung. Ihm gebührt das Verdienst, <strong>den</strong><br />

Begriff „Waldpflege“ in die Forstwirtschaftslehre eingeführt zu haben. Bei König<br />

stand, ebenso wie in der Gegenwart, die Erhaltung und Mehrung des Waldes im<br />

Hinblick auf dessen multifunktionale Bedeutung im Vordergrund der Betrachtung.<br />

Maßgebend trug König zum Aufbau der naturwissenschaftlichen Grundlagen der<br />

Forstwissenschaft bei. Als erster prägte er <strong>den</strong> Begriff „Waldstandortkunde“. Er<br />

wurde zu einem bedeuten<strong>den</strong> Mitbegründer dieser Lehre. Viele forstliche Disziplinen<br />

erfuhren durch ihn eine standörtliche <strong>Aus</strong>richtung oder auch Blickrichtung.<br />

König machte z.B. auf die standörtliche Abhängigkeit von Insektenarten und auch<br />

auf <strong>den</strong> Einfluß des Standortes auf die physikalischen Eigenschaften des Holzes<br />

aufmerksam. Sein Nachfolger Grebe benutzte einen handschriftlichen Nachlaß<br />

über „forstliche Standortkunde“ von König zu seinem Werk „Gebirgskunde, Bo<strong>den</strong>kunde<br />

und Klimalehre in ihrer Anwendung auf die Forstwirtschaft", das als erste<br />

größere Veröffentlichung auf diesem Gebiet gewertet wird.<br />

Für König galt der gleiche Grundsatz, <strong>den</strong> Karl Gayer 50 Jahre später prägte:<br />

„Im Waldbau ist der Standort das Alpha und das Omega aller Betrachtungen.“<br />

Besonders deutlich wird das in Königs Waldbaulehre, in der er <strong>den</strong> Standort als<br />

<strong>den</strong> entschei<strong>den</strong><strong>den</strong> Faktor bei allen Verrichtungen herausstellte. Seine "naturgemäße"<br />

Holzartenwahl , die Forderung nach Mischwald, nach Strukturen hoher Stabilität,<br />

nach „naturgemäßer" Pflege des Bo<strong>den</strong>s, des Bestandes bis hin zu Wurzeluntersuchungen<br />

sind nur einige Forderungen seines Strebens nach naturnahen<br />

Aufbauformen des Waldes, die uns noch heute in Waldumbau-Programmen bewegen.<br />

Den Waldbau suchte König, entsprechend dem damaligen Erkenntnisstand, auf eine<br />

ökologische Grundlage zu stellen. Vorlesungsnachschriften seiner Schüler zeugen<br />

davon. In seiner Lehre vom „Waldwuchs" behandelte er <strong>den</strong> Einfluß der Lebensbedingungen<br />

auf <strong>den</strong> Wald, <strong>den</strong> Einfluß des Standortes, Bo<strong>den</strong>zustandes, des<br />

Bestandesaufbaus. Er wollte auf die Umweltfaktoren aufmerksam machen und die<br />

Vorstellungen einer schematischen Waldbehandlung verdrängen. Dabei spielte die<br />

Beachtung der individuellen Bestandesverhältnisse für König eine entschei<strong>den</strong>de<br />

Rolle. Er ging von <strong>den</strong> Stammindividuen aus und trug so bereits in <strong>den</strong> 30er Jahren<br />

des vorigen Jahrhunderts 5 Baumklassen nach der soziologischen Stellung der Einzelstämme<br />

im Bestand vor. Damit gebührt König die Priorität derartiger Einteilungen<br />

und deren Gebrauch bei Durchforstungen.


Auch war er gegen das gewohnte Pflanzen nach der Schnur und gab einer gruppenweisen<br />

Verteilung der Bäume, insbesondere bei Naturverjüngungen, <strong>den</strong> Vorzug.<br />

In der Praxis sind ihm die Überführung minderbestockter Nieder- und Mittelwälder<br />

in gemischte Hochwälder zu danken.<br />

Die waldbaulichen Grundsätze, die König vertrat, zeigen eine weitgehende Übereinstimmung<br />

mit <strong>den</strong>en, welche Jahrzehnte später in <strong>den</strong> Werken Karl Gayers ihren<br />

klassischen <strong>Aus</strong>druck gefun<strong>den</strong> haben. Sie können uns helfen bei <strong>den</strong> gegenwärtigen<br />

Aufgaben beim Aufbau von naturnahen Bestockungen mit standortgerechten<br />

Baumarten. Königs Forderung nach einer Reform des Waldbaues konnte sich leider<br />

nicht durchsetzen. Er erlebte es nicht mehr, dass man durch die in immer größerem<br />

Maße sichtbar wer<strong>den</strong><strong>den</strong> Schä<strong>den</strong> auf die biologischen Schwächen der vorherrschen<strong>den</strong><br />

Waldbautechnik die zwar aus <strong>den</strong> sehr unregelmäßig bestockten<br />

Waldflächen lückenlose, aber meist gleichförmige Bestände geschaffen hatte, aufmerksam<br />

wurde. Grade deshalb sind Königs waldbauliche Ansichten und Bestrebungen<br />

in der heutigen Zeit so hoch zu bewerten.<br />

Welchen Entwicklungsstand hätte heute die Forstwissenschaft und die Forstwirtschaft<br />

woh1 in Deutschland und wie viele Fehler der Vergangenheit wären vermie<strong>den</strong><br />

wor<strong>den</strong>, hätte man die „Waldpflege“ in ihrem heutigen Sinn in der von König<br />

angedeuteten Weise weiter ausgebaut. Gerade deshalb verdiente Königs Waldbau<br />

und Waldpflege eine besondere Würdigung. Erst ein Jahrhundert später wurde Königs<br />

Wunsch nach „naturgemäßer Behandlung der Wirtschaftswälder“ und nach<br />

der damit verbun<strong>den</strong>en „Reform des Waldbaues“ für einige Jahre durch staatliche<br />

Erlasse angestrebt. Der Einführung naturgemäßer Waldwirtschaft von 1937 durch<br />

Reichserlaß folgten im Hinblick auf <strong>den</strong> 2.Weltkrieg starke Übernutzungen. Wirtschaftliche<br />

Erwägungen bedeuteten auch das Ende der naturgemäßen Ansätze, der<br />

„Vorratspfleglichen“ und der „Standortgerechten Forstwirtschaft“ in der ehemaligen<br />

DDR. Als Krutzsch „die unabwendbare Notwendigkeit der Umstellung der<br />

deutschen Wirtschaft“ 1951 begründete, sagte er über Gottlob König, dass er einer<br />

der „weitblicken<strong>den</strong> Großen unseres Faches“ gewesen sei, „deren Lehren auch<br />

heute noch zum Teil als bahnbrechend angesehen wer<strong>den</strong> können, aber sich damals<br />

leider noch nicht grundsätzlich durchsetzen konnten.“


"Wohlstandspflege"<br />

Seinem letzten Werk von 1849, der „Waldpflege“, hatte König <strong>den</strong> Untertitel gegeben<br />

„aus der Natur und Erfahrung neu aufgefaßt“. Noch 26 Jahre nach seinem<br />

Tod erschien eine Auflage davon. Zu seinen Erkenntnissen über eine naturgemäße<br />

Waldbehandlung hat er einen außergewöhnlichen Abschnitt über die sog. „Wohlstandspflege“<br />

hinzugefügt, der einer besonderen Erwähnung bedarf.<br />

König war zutiefst davon überzeugt, dass<br />

„An die Wälder und Bäume die Natur<br />

der Länder Bewohnbarkeit, der Völker Leben<br />

und Wohlstand knüpfte.“<br />

In seiner Wohlstandspflege sind seine Gedanken zur „Pflege des Waldbo<strong>den</strong>s, des<br />

Waldwuchses, die Lieblichkeitspflege der Waldungen und der äußere Beruf der<br />

Wälder wohl“ zusammengefasst. Sein Ziel war nicht nur „vor allem die Waldbo<strong>den</strong>güte<br />

nach Möglichkeit zu pflegen und zu mehren und die ganzen Waldung<br />

forstnaturgemäß zu ziehen und zu halten, damit aller und jeder Waldwuchs kräftig<br />

gedeihe und die beabsichtigte Größe und Nutzbarkeit zeitig und sicher erreiche.“<br />

Man sollte auch „die Wälder und Holzungen fortwährend in derjenigen Anmutigkeit<br />

erhalten, in we1cher dieselben, ihrem natürlichen Zwecke gemäß, jedermann<br />

genügen und erfreuen. Aber auch der Forste äußere Angelegenheiten in allen ihren<br />

Beziehungen müßten auf jede er<strong>den</strong>kliche Weise gefördert und gebessert wer<strong>den</strong>“.<br />

König wollte mit dem vollkommensten Zustand des Waldes zugleich seinen schönsten<br />

Zustand schaffen. Dies suchte er nicht nur durch die verschie<strong>den</strong>sten Baumarten<br />

zu erreichen, sondern auch dadurch, dass die Wälder als Ganzes ohne „wüst<br />

liegende Plätze und Lücken“, „ohne mißfällige Unterbrechung“ einen schönen Anblick<br />

bieten, zugänglich für jedermann auf angenehmen Wegen. Von der ästhetischen<br />

Seite her förderte er ebenfalls Mischbestände, wenn er sagte: „Und besteht<br />

auch auf großen Strecken nur einerlei Waldgattung , so kann <strong>den</strong>noch diese Eintönigkeit<br />

im Innern durch manche anderartigen Bäume vorteilhaft unterbrochen wer<strong>den</strong>.<br />

Der Nadelwald ließe sich öfter mit Laubholz und der Laubwald mit Nadelholz<br />

nützlich mischen und heben.“ Die Naturschönheit sollte „<strong>den</strong> Menschen von seinen<br />

verkünstelten Genüssen abziehen, ihn an der schönen Natur erfreuen und veredeln.“<br />

Vorausschauende Gedanken und interessante Beispiele zu einem ausgewogenen<br />

Verhältnis von Natur und Kultur brachte König in einer Zeit, als sich eine planmäßige<br />

Bewirtschaftung der Wälder erst zu entwickeln begann.


In der Verbindung der Nutzfunktion mit der Erholungsfunktion des Waldes sah er<br />

keinen Widerspruch, in der Landschaftspflege und -gestaltung degenerierter Landschaften<br />

eine Bereicherung der Landeskultur und des Gemeinwohls. Bei seiner sog.<br />

„Waldverschönerung“ gab er bereits Hinweise zum Naturschutz, zur Natur<strong>den</strong>kmalpflege<br />

und lenkte dabei die Aufmerksamkeit auf die Erhaltung des Waldes und<br />

der Natur allgemein. Das ist das Beachtliche an seinen Ideen für die die Zeit in<br />

ausgedehntem Maße noch nicht reif war. Zwar war er nach einem Urteil schon unmittelbar<br />

nach seinem Tod „entschie<strong>den</strong> einer der hochgebildetsten Forstmänner<br />

Deutschlands, gleich tüchtig in der Wissenschaft, als in der Praxis“, doch seine<br />

Größe und seinen wahren Weitblick können wir erst heute ermessen. König war<br />

ein Wegbereiter der Verbindung von ökonomischen, ökologischen und auch sozialen<br />

Aufgaben der Forstwirtschaft. Er leistete damit einen frühzeitigen Beitrag zu<br />

einer aktuellen gesellschaftspolitischen Aufgabe ersten Ranges. Sein Schaffen und<br />

seine Ziele bieten eine Chance in der Gegenwart noch Nutzen daraus zu ziehen.<br />

Einige seiner Beispiele in der Praxis zeigen es.<br />

Beim Flurholzanbau unterstützte König mit seinen Ansichten, Kenntnissen und<br />

Erfahrungen alle jene, <strong>den</strong>en sich inner- und auch außerhalb des Waldes eine<br />

Möglichkeit bot. Schon die Einbeziehung von Schulkindern könnte dazu beitragen,<br />

dass sie „die Bäume als ihre natürlichen Wohltäter schätzen lernten“. Ortsvorsteher<br />

könnten ihre Gemeinde gegen auszehrende Winde schützen und ihr für spätere<br />

Zeiten eine Rente sichern, so dass „noch Kinder und Kindeskinder mit freudigem<br />

Dankgefühl seinen Namen nennen“ wür<strong>den</strong>. Durch konkrete Vorschläge in Gutachten<br />

über die seit Jahrhunderten entwaldete Hohe Röhn wirkte hier König bahnbrechend<br />

für die Anlage von Wald und Waldschutzstreifen. Auch befürwortete er<br />

Acker- und Ödlandaufforstungen als Sparbüchse für <strong>den</strong> Grundbesitzer. Hilfreich<br />

unterstützte er die Privatwaldbesitzer. Die Vielfalt ihrer Wälder schätzte er bei seinem<br />

Lernen und Forschen.<br />

Auch für die Resi<strong>den</strong>zstadt Weimar machte König Vorschläge zur Gestaltung der<br />

Kulturlandschaft. Er wollte dass die Stadt durch Baumpflanzungen vor Wind und<br />

vor <strong>den</strong> schädlichen Dünsten der 11m geschützt und in ihrer näheren Umgebung<br />

verschönert wer<strong>den</strong> sollte. Von der Großherzogin Maria Paulowna war er zur Anfertigung<br />

von Gutachten beauftragt wor<strong>den</strong>, mit der Maßgabe, .seine bereits erfolgte<br />

Gestaltung zur Verschönerung der Umgebung von Eisenach als Vorbild zu<br />

nehmen.


Das in Eisenach von König geschaffene Naherholungsgebiet mit reizvollen Wegen<br />

und <strong>Aus</strong>blicken verfehlt bis heute nicht die Wirkung auf die Bevölkerung und <strong>den</strong><br />

Tourismus. Als 1849 der Bürgermeister der Stadt Eisenach zur Gestaltung Erinnerungsstätte<br />

für König, der schon Jahre einer zuvor Ehrenbürger gewor<strong>den</strong> war, anregte,<br />

begründete er es folgendermaßen: König „hat sich ein besonderes Verdienst<br />

um unsere Stadt erworben, indem er die tiefsten Schluchten und steilsten Höhen<br />

uns zugänglich gemacht und hierdurch uns selbst die Gelegenheit zum herrlichsten<br />

Genuß der Natur bereitet, unserer Stadt aber durch die Zuführung zahlloser Gäste<br />

aus der Nähe und Ferne die ergiebigste aller Erwerbsquellen eröffnet hat“.<br />

Bemerkt sei hierzu nur, dass König die Drachenschlucht durch Felssprengungen<br />

erschloß, durch Wege die Landgrafenschlucht, das Marien- und Annatal zugänglich<br />

machte, <strong>den</strong> Sängerweg von der Wartburg zum Mariental führte und erste<br />

Wanderwege an der Weinstraße anlegen ließ. Einen besonderen Reiz erhielten diese<br />

Wege durch abwechslungsreiche Waldbilder und aufgehauene Durchblicke zur<br />

Wartburg.<br />

Königs Forstlehranstalten<br />

Sein Gedanken- und Lehrgebäude hat König versucht von Anfang seiner Tätigkeit<br />

an a1s Revierverwalter Schülern zu vermitteln. 1805 war er nach Ruhla gekommen.<br />

Schon 1807 empfahl Goethe dem Kriminalrat Schmaling König als <strong>Aus</strong>bilder<br />

für dessen Sohn, der Forstmann wer<strong>den</strong> wollte. Goethe bemerkte hierzu, dass dieser<br />

„fertig Rechnen und Schreiben und die Anfangsgründe der Mathematik mitzubringen“<br />

hätte.<br />

Verfolgt man Königs Lehrmethode, so lässt sich das ständige Bestreben erkennen:<br />

Die theoretische <strong>Aus</strong>bildung mit der praktischen zu vereinen und im bestmöglichen<br />

Verhältnis aufeinander abzustimmen. Er sagte:<br />

„Im allgemeinen kann der Forstmann nur durch<br />

wechseln<strong>den</strong> Fortschritt in Theorie und Praxis<br />

seine <strong>Aus</strong>bildung sicher erlangen“.<br />

Darüber hinaus bezog er seine Schüler auch in die Forschungstätigkeit ein, wie z.B.<br />

bei der Herstellung eines Tafelwerkes. In seiner ersten Mitteilung über seine<br />

Forstlehranstalt nach deren herzoglichen Genehmigung 1813 sagte König: „Die<br />

früheren Forstlehranstalten gaben <strong>den</strong> Unterricht nicht theoretisch, sie ließen <strong>den</strong><br />

Lehrling im Walde und im Müßiggang verderben, spätere trieben nicht Praxis, sie<br />

bildeten höchstens Forsttheoretiker, selten Forstmänner.


Beide Extreme müssen geeint wer<strong>den</strong> durch einen Unterricht, der Theorie und Praxis<br />

genugsam verbindet“. Schillers Sohn Carl, der älteste Sohn des Dichters, äußerste<br />

sich in einem Brief dazu, als er von Heidelberg als „Forstpraktikant“ 1312 zu<br />

König nach Ruh1a gekommen war, um hier „das Forstwesen und die Jägerei praktisch<br />

zu betreiben“. „Es ist doch ein anders Ding um die Praxis als um die Theorie“.<br />

Man könnte sich alles „viel deutlicher einprägen“.<br />

Deswegen legte König auch ganz besonderen Wert auf die zur Lehranstalt gehörigen<br />

Lehrforste. Oberforstrat Pfeil, der anläßlich einer Herbstexkursion mit seinen<br />

Eberswalder Schülern 1841 Königs Forstlehranstalt besucht hatte, berichtete an das<br />

Berliner Finanzministerium: „Die Verbindung an Praxis und Theorie ist in Eisenach<br />

wirklich erreicht, zu Neustadt - Eberswalde steht sie z. T. nur auf <strong>den</strong> Papieren“.<br />

Eisenach hätte gegenüber anderen Forst1ehranstalten das „große Übergewicht“<br />

, da König wirklich selbständiger Verwalter der zum Unterricht bestimmten<br />

Forste sei und dadurch in der Tat Theorie und Praxis miteinander verbin<strong>den</strong> könnte.<br />

Über die Exkursionen, die König mit seinen Schülern durchführte, fragte er 1842 in<br />

einem Brief Pfeil, ob er „nichts arges“ über seine Führungen, die bei der hochgelehrten<br />

Jugend in keinem sonderlichen Ruf stän<strong>den</strong>, gehört hätte und begründete<br />

seine Frage damit, dass er nämlich bergauf, bergab unter Umgehung von Quellen<br />

und Rastplätzen durch die Wälder führen würde. Daraufhin glaubte die Jugend alles<br />

zum Examen Benötigte aus Büchern erfahren zu können. Jedoch wer sich dann<br />

am nächsten Tag wieder einstellte, „wohl gar mit Gamaschen, der hatte das Probestück<br />

bestan<strong>den</strong> und wurde fortan als echter Jünger Sylvans freundlichst geführt -<br />

auch gefahren wo's ging.“<br />

1830 war Königs Lehranstalt von Ruhla nach Eisenach verlegt wor<strong>den</strong> um „der<br />

Staat einen neuen Nahrungszufluß zu verschaffen". 13 Jahre später konnte König<br />

resümieren „so klein sie ist“, maximal besuchten 31 Schüler zu seiner Zeit die<br />

Lehranstalt, seit ihrer Verlegung hätte sie „gewiß an 100.000 Taler in Umlauf gebracht".


Ab 1833 verschob sich das Verhältnis der einheimischen Stu<strong>den</strong>ten aus Sachsen-<br />

Weimar zu Gunsten der "<strong>Aus</strong>länder". Nach Königs Tod zur Staatsanstalt erhoben<br />

entsprachen die Besucherzahlen von 60 bis 80 <strong>den</strong>en der übrigen deutschen Forstakademien<br />

bzw. Hochschulen. 1905 erhielt sie die Bezeichnung „Forstakademie“<br />

und entwickelte sich mehr und mehr zur Anstalt für Anwärter des Privat- und<br />

Kommunaldienstes insbesondere aus Preußen, <strong>den</strong> baltischen Provinzen und Osteuropa.<br />

Im ersten We1tkrieg wurde dem damaligen Direkter Dr. Matthes mitgeteilt,<br />

dass sie ab 1. Januar 1916 aufgehoben sei. So endete nach mehr als 100 Jahren<br />

die von König mit wahrhafter Liebe und Selbstlosigkeit gepflegte Forstlehranstalt.<br />

Königs zeitlose Mahnung<br />

„Der Fall des ersten Baumes war bekanntlich der Anfang,<br />

aber der Fall des letzten ist ebenso gewiß auch das Ende der Zivilisation.<br />

Zwischen diesen zwei Grenzpunkten des Völkerlebens bewegen wir uns.<br />

Die Zeit des letzteren liegt in unserer Hand.“<br />

G.König 1841<br />

Viel Beifall erhielt König für seine „Worte für die Erhaltung der Wälder und Bäume“<br />

die er 1840 in Brünn an ca. 400 Zuhörer der 4. Versammlung der deutschen<br />

Land- und Forstwirte richtete. Nach gedrängten Darlegungen der Wohlfahrtswirkungen<br />

des Waldes, da "die Natur an die Wälder und Bäume der Länder Bewohnbarkeit,<br />

der Völker Leben und Wohlstand knüpfte", sprach König von der „unverkennlichen“<br />

Abnahme der Wälder „in ihrer Fülle und Fruchtbarkeit“, von einer<br />

„fortschreiten<strong>den</strong> Waldverarmung“.<br />

Nicht nur der Buchhandel würde davon Zeugnis ablegen, sogar unsere Sprache<br />

hätte neuer Worte wie „Waldverkrüppelung, Waldaufforstung und dergleichen<br />

mehr“ bedurft. Aber auch auf die Feldfluren lenkte König die Aufmerksamkeit. Er<br />

empfahl „gemeinsame Vorbeugungsmaßregeln“ der Land- und Forstwirte insbesondere<br />

auch Anlage von Windschutzstreifen. Hierbei sagte König: „Mit ernstem<br />

Bemühen vermag der Mensch das Unglaubliche zu bewirken, selbst <strong>den</strong> Gang der<br />

allmächtigen Natur seinen Zwecken zuzulenken“. Diese Äußerung zielt auf eine<br />

richtungsweisende Ergänzung zu Königs Forderungen nach einer „naturgemäßen<br />

Behandlung der Wirtschaftswälder“, die sein gesamtes Wirken und Schaffen prägte.


Seine Mahnung am Schluß seines Vortrages ist auch heute noch nach 160 Jahren<br />

gegenwartsnah. Für König waren die Wälder eine Lebensgrundlage der Menschheit.<br />

Dass sich dieser Erkenntnis niemand entziehen darf haben die Umweltkonferenz<br />

von Rio de Janeiro 1992 sowie die Ministertreffen in Helsinki und Lissabon<br />

1993 und 1998 zum Schutz der Wälder in Europa deutlich gemacht. König sagte<br />

1840: „Wo Wälder und Bäume verschwin<strong>den</strong>, tritt Dürre und Öde an ihre Stelle.<br />

Hochasien, die paradiesische Wiege des Menschengeschlechts, ist jetzt eine entwaldete,<br />

ausgestorbene Steppe mit versiegten Quellen. Gewitterfluten durchfurchen<br />

das Land ohne festes Bett, Winde treiben <strong>den</strong> Bo<strong>den</strong> in <strong>den</strong> Lüften umher und<br />

zerstören je<strong>den</strong> neuen Keim des Lebens. Der Fall des ersten Baumes war bekanntlich<br />

der Anfang, aber der Fall des letzten ist ebenso gewiß auch das Ende der Zivilisation.<br />

Zwischen diesen zwei Grenzpunkten des Vö1kerlebens bewegen wir uns.<br />

Die Zeit des letzteren liegt in unserer Hand!“<br />

Dr. rer. silv. habil. Eisenach, d. 22.10. 1999<br />

Ekkehard Schwartz Vortrag zum 150. Todestag<br />

Eberswalde von Gottlob König


Zum Ge<strong>den</strong>ken an Dr. habil. Eckehard Schwarz<br />

(* 5.4. 1926 = Altenburg † 07.09.2005 = Eberswalde)<br />

Träger des Lorenz-Wappes-Preises 2005 des Deutschen <strong>Forstverein</strong>s e.V.<br />

Gottlob König,<br />

ein Leben für <strong>den</strong> Wald und die Landschaft<br />

"Es ist kein Zweifel, geheime Bande der Natur<br />

knüpfen das Schicksal der Sterblichen an das der<br />

Bäume." G. König 1840<br />

In Thüringen waren viele Persönlichkeiten beheimatet, die weit über ihren engeren<br />

Wirkungskreis hinaus für <strong>den</strong> Wald und die Forstwirtschaft Bedeutung erlangten.<br />

Forstliche Praktiker und Verwaltungsbeamte, Forscher und Lehrer machten durch<br />

ihr Wirken im 18. und 19. Jahrhundert auf ihrem Fachgebiet dem Ruf des klassischen<br />

Weimar, dem gerade in diesem Jahr so viel Aufmerksamkeit und Anerkennung<br />

gezollt wird, alle Ehre.<br />

Anzuführen sind hier der Oberlandjägermeister von Göchhausen, die Wildmeister<br />

Sckell und Käpler, insbesondere aber der Kameralist Friedrich Ulrich Stisser, der<br />

bereits 1735 forstliche Vorlesungen an der Universität Jena hielt und der Verfasser<br />

des ersten Buches über deutsche Forstgeschichte war. Die forstliche Gutachtertätigkeit<br />

des Oberforstmeisters von Lengefeld, Schillers Schwiegervater, wurde<br />

selbst von Goethe gerühmt. Forstmeister Oettelt gehört zu <strong>den</strong> Begründern der<br />

mathematischen Richtung im Forstwesen. Dr. Matthäus Bechstein errichtete<br />

Forstlehranstalten in Waltershausen und Dreißigacker sowie die erste länder- und<br />

berufeübergreifende forstlich ausgerichtete Gelehrtengesellschaft. Oberforstrat<br />

Heinrich Cotta, einer der Forstleute von europäischer Geltung, begründete mit seinem<br />

Vater eine Forstschule im weimarischen Zillbach bevor er nach Tharandt, der<br />

heute noch bestehen<strong>den</strong> forstlichen Lehrstätte, übersiedelte. Sie alle, bis auf<br />

Bechstein, wirkten in <strong>den</strong> Herzogtümern Weimar und Eisenach, bzw. nach 1815 im<br />

Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach.


Zu <strong>den</strong> Genannten zählt auch Oberforstrat Dr. Gottlob König, ein über die Grenzen<br />

Deutschlands hinaus anerkannter forstlicher Praktiker, Forscher, Autor und Lehrer,<br />

dessen 220. Geburtstag und 150. Todestag sich 1999 jähren. Er förderte die seiner<br />

Zeit dringend erforderliche Mathematisierung für eine nachhaltige Forstbewirtschaftung.<br />

Mit seinen Bemühungen, bereits neben der Nutzfunktion auch der<br />

Schutz- und Erholungsfunktion des Waldes vor mehr als 150 Jahren Geltung zu<br />

verschaffen, eilte er seiner Zeit weit voraus. Königs Lehre und Schriften zeugen<br />

davon, praktische Beweise in der hohen Rhön, bei Eisenach und Weimar machen<br />

es noch heute sichtbar.<br />

Königs Leben und Schaffen sind ein Beispiel dafür, dass Gedanken und Grundsätze<br />

von weitsichtigen Forstleuten, die vor Jahrzehnten, ja schon vor 100 oder gar<br />

200 Jahren lebten, heute noch nichts von ihre Bedeutung für die Gegenwart und<br />

Zukunft verloren haben. Wir tun gut daran, derartigen Spuren zu folgen, sie in Erinnerung<br />

zu rufen, sie zu nutzen und uns dabei immer wieder die Frage zu stellen:<br />

"Handeln wir richtig? Wie wer<strong>den</strong> unsere Nachfahren über uns urteilen?"<br />

Zur Person<br />

Als Gottlob König nach "mehr als vierzigjähriger vielseitiger Wirksamkeit“ seine<br />

Beobachtungen und Erfahrungen begann in geordneter Form schriftlich mitzuteilen,<br />

fühlte er sich "vorzüglich berufen" durch Cottas ersten Unterricht in Zillbach<br />

als Schüler und dann als Lehrer, durch Oettelts belehrende Unterweisung in Ilmenau,<br />

durch die Einübung, teils im Revierdienst, teils bei der preußischen<br />

Forsttaxation, schließlich durch die Wirtschaftsführung großer lehrreicher Waldungen<br />

in seinem Heimatland, durch Leitung der Forstbetriebseinrichtung im Großherzogtum<br />

Sachsen, und gleichzeitig auch durch ununterbrochenen forstlichen Unterricht<br />

erst in Zillbach, dann eigenständig in Ruhla und Eisenach. Auf diesen<br />

Grundlagen basieren Königs Leistungen verbun<strong>den</strong> mit seinen Charaktereigenschaften,<br />

durch deren Darlegung ich versuchen will, Ihnen zunächst Königs Persönlichkeit<br />

etwas näher zu bringen.<br />

Zielstrebigkeit war von Jugend an ein Wesenszug Königs. Obgleich er bei der<br />

Aufnahmeprüfung in das Weimarer Gymnasium „wenig bewandert im Deklinieren<br />

und Konjugieren“ war, bestand er hartnäckig auf die Aufnahme in die Quarta. Er<br />

kam in diese, allerdings „auf <strong>den</strong> letzten Platz als einer der nicht günstig in <strong>den</strong><br />

Wissenschaften beurteilt wurde“. So konnte er auch dann, als er das Gymnasium<br />

zur weiteren forstlichen Lehrzeit bei Heinrich Cotta in Zillbach verließ, nach seinen<br />

eigenen Angaben „wenig mehr als rechnen, lesen und schreiben“.


Den Wunsch, <strong>den</strong> Beruf eines Forstmannes zu ergreifen, wer<strong>den</strong> in ihm seine bei<strong>den</strong><br />

Taufpaten, der Oberförster aus seinem Geburtsort Hardisleben, sowie der dortige<br />

Amtmann Cotta, ein Vetter von Heinrich Cottas Vater, geweckt haben. Ehrgeizig<br />

verfolgte König dieses Ziel. Er war noch nicht 17 Jahre alt als ihm Heinrich<br />

Cotta in Zillbach folgen<strong>den</strong> Lehrbrief ausstellte:<br />

„Kund und zu wissen sei hiermit, dass .. Gottlob König ..<br />

bei mir, dem herzoglichen Sachsen Weimar und<br />

Eisenacher Förster zu Zillbach, zwei Jahre die Jägerei<br />

und Geometrie erlernet und sich während dieser Zeit<br />

durchaus rechtschaffend, gefällig und fleißig verhalten hat,<br />

so dass ich in allem Betracht recht sehr wohl<br />

mit ihm zufrie<strong>den</strong> gewesen bin ...“.<br />

<strong>Aus</strong> der Zeit, als König bei Heinrich Cotta in Zillbach bereits selbst Unterricht in<br />

Geometrie erteilen durfte, ist ein Ereignis überliefert, das einen weiteren Wesenszug<br />

Königs charakterisiert, nämlich zu sagen, was er dachte und unbedingt zu tun,<br />

was er für richtig hielt.<br />

König war mit 3 Forstschülern von Zillbach aus querfeldein gegangen und in <strong>den</strong><br />

Garten des preußischen Kammerherren von Wechmar geraten. Als er keinen <strong>Aus</strong>gang<br />

fand und über <strong>den</strong> Gartenzaun steigen wollte, um heraus zu kommen, rief ihm<br />

der Besitzer zu, es ginge kein Weg dorthin. Auf die Frage wer er sei, erwiderte König,<br />

er wäre der Oberjäger König. Nachdem Wechmar, seinerseits befragt, seinen<br />

Namen nannte, lüftete König sein ledernes Käppchen. Wechmar sah in diesem Benehmen<br />

mangelnde Ehrerbietung, ja Arroganz und meinte, dass es für einen Oberjäger<br />

weit schicklicher wäre, bessere Sitten anzunehmen. Beim Umkehren mit seinen<br />

Begleitern rief König Wechmar zu: "Hör er, ich sollte ihn eigentlich einen<br />

recht großen Flegel heißen, aber weil es verboten ist, will ich es nicht tun." Ohne<br />

Rücksicht auf Wechmars gesellschaftliche Stellung erwiderte damit der 25-jährige<br />

König die ihm zugefügte Beleidigung. Das brachte ihm einen achttägigen Arrest<br />

auf der Eisenacher Hauptwache ein, jedoch ohne weitere nachteilige Folgen. Dieses<br />

Auftreten Königs deutet eine Einstellung an die er sein ganzes Leben hindurch<br />

beibehielt: Er nahm keinerlei Rücksicht auf Geburt und Rang.<br />

So gewährte er auch z. B. später an seiner Lehranstalt „ärmeren Schülern“ wie<br />

auch „unbemittelten <strong>Aus</strong>ländern bürgerlichen Standes“ Honorarnachlaß, während<br />

er die Söhne vornehmer Schichten, die meist nur die Jagd anzieht, am schlechtesten<br />

beurteilte.


Öffentlich wendete er sich auch gegen die „kleinliche Finanzknickerei“ in der<br />

„Allgemeinen Forst und Jagdzeitung“ indem er die Regierungen aufforderte, dem<br />

„Förster zeitgemäß zu geben, was er in seiner rühmlichen Mäßigkeit bedarf, um<br />

sorgen- und unmutfrei seine Pflicht zu erfüllen“. Dabei dachte er auch an die Försterfrauen,<br />

die trotz Steigen der Preise mit dem gleichgebliebenem Gehalt ihres<br />

Gatten wirtschaften mussten.<br />

König hat, nach der Randbemerkung eines seiner Schüler, „selbst höchster Person<br />

von der Pique auf gedient“. Er hat sich „ganz alleinstehend zu unvergänglicher<br />

Ruhmeshöhe emporgeschwungen“, heißt es in einer Nachschrift zum Vorwort seiner<br />

„Waldpflege“, deren <strong>Aus</strong>lieferung er nicht mehr erleben durfte. „Viele Hunderte<br />

begeisterter Schüler, achtungsvoller Freunde und treue Verehrer aus allen<br />

Stän<strong>den</strong> der Gesellschaft“ und man könnte wohl sagen, „mehr als eine Nation“<br />

wür<strong>den</strong> „diesen unersetzlichen Verlust betrauern“. Mit der Begründung ein „ebenso<br />

sehr theoretisch wie auch praktisch ausgezeichneter Forstmann und hervorragender<br />

Schriftsteller auf dem Gebiet der Forstwissenschaft“ zu sein, war König<br />

1840 zum Ehrendoktor der philosophischen Fakultät der Universität Jena promoviert<br />

wor<strong>den</strong>.<br />

Professor Senft, 56 Jahre ohne Unterbrechung Lehrer der Naturwissenschaften an<br />

der Eisenacher Forstlehranstalt, sagte: „König war ein ernster Charakter, welcher<br />

mit unbeugsamer Willenskraft bis zum letzten Augenblick seines Lebens nur seiner<br />

Wissenschaft lebte.“ Hagfors, ein Forstökonom aus Finnland, der eine größere<br />

Veröffentlichung allein König widmete, bezeichnete ihn in <strong>den</strong> „Acta Forstalia<br />

Fennica“ als „einen typischen Vertreter deutscher Pflichttreue“.<br />

Königs Leben war ein Leben für <strong>den</strong> Wald und die Landschaftspflege. Sein Streben<br />

war getragen von humanitärem Idealismus. Hören wir als Beispiel wie er der<br />

Großherzoglichen Kammer die Anlage von Waldschutzanpflanzungen in der Hohen<br />

Rhön empfahl und begründete, um das durch Rodungen in früheren Jahrhunderten<br />

gestörte Gleichgewicht im Haushalt der Natur wieder herzustellen:<br />

„Wer wird nicht bedauernswürdigen Mitmenschen beistehen, die mehrenteils durch<br />

Verödung der Natur von früherm Wohlbefin<strong>den</strong> so verarmt sind, dass sie dem Bo<strong>den</strong><br />

kaum noch abgewinnen können, um 9 Monate von Kartoffeln und 3 Monate<br />

von elendem Haferbrot, öfter ohne Salz und Würze, spärlich zu leben, die ohne<br />

Licht in <strong>den</strong> langen nebligen Aben<strong>den</strong>, ohne zulängliche Feuerung bei der harten<br />

Kälte und ohne volle Bekleidung in schwarz geräucherten durchsichtigen Holzhütten<br />

und ohne alle anderen vermeintlichen Lebensbedürfnisse, gefesselt an diese<br />

unwirtbaren Höhen, mit einer unüberwindlichen Schüchternheit und Mutlosigkeit<br />

sich nicht getrauen einen Lebensunterhalt weiter zu suchen“.


„Gewiß können keine Unterstützungen besser angewendet wer<strong>den</strong> als hier, wo mit<br />

wenig Gaben und geeigneten Anweisungen die Erde wieder bewohnbarer gemacht,<br />

die Arbeitsamkeit ihrer Bewohner geweckt und überhaupt eine nicht geringe Menschenzahl<br />

von der niedrigen Stufe geistiger und körperlicher Armut gebracht<br />

wird.“<br />

Die Wälder bedeuteten für ihn eine Lebensgrundlage der Zivilisation. Seinen<br />

Schülern lehrte er, dass „die Forste zu Deutschlands größtem Reichtum gehören<br />

und zu dessen Bewohnbarkeit ganz unentbehrlich“ seien. Er leitete daraus die Forderung<br />

ab, dass „insofern die Forstwirtschaft die größte Aufmerksamkeit aller Regierungen“<br />

bedürfte.<br />

Nach seinen eigenen Worten widmete König seine ganze Lebenszeit „dem erhabenen<br />

Studium der Waldnatur“. „In ein Alter vorgerückt, welches an Stillstand<br />

mahnt“ würde er nun eilen „die Stun<strong>den</strong>, welche sonst der Beobachtung mehr angehörten,<br />

der Mitteilung zu widmen und auch auf diese Weise zur Erhaltung der<br />

ihm liebgewor<strong>den</strong>en Wälder beizutragen.“ Als man ihm bei einem Waldgang eine<br />

Buche zeigte, in die er einst seinen Namen mit der Jahreszahl 1797 geritzt hatte,<br />

sagte er: „Diese Jahreszahl sprach mich mahnend an, nicht zu säumen, und zu tun,<br />

was zu tun ist um mit Ehren <strong>den</strong> Schauplatz verlassen zu können. Halten sie ebenso<br />

auf Ihre Jahreszahl. Die Zeit kommt, wo man sich fragt, und nichts geht über das<br />

Bewußtsein, nach Kräften gearbeitet zuhaben.“<br />

Königs Leistungen in der Forstwirtschaft und -wissenschaft lassen sich in einem<br />

Vortrag nur durch einige Beispiele andeuten. Auf fast allen forstlichen Fachgebieten,<br />

in der Praxis, in der Forschung und in der Lehre ist sein Einfluß zu spüren. Nur<br />

einiges sei herausgegriffen und zwar die Forschungs- und Tätigkeitsgebiete, um die<br />

er sich in besonderen Maße bemühte: Die „Forstmathematik“ in umfassender Bedeutung,<br />

die „Waldpflege“ und die von ihm dieser zugerechnete sogenannte<br />

„Wohlstandspflege“. Nicht übergangen wer<strong>den</strong> kann aber auch sein Unterricht,<br />

seine Forstlehranstalt.


„Forstmathematik“<br />

In dem vielseitigem Gebrauch der Forstmathematik sah König eine wesentliche<br />

Grundlage der Forstwirtschaft.<br />

Er sagte:<br />

„Die Mathematik ist ohne Zweifel dem Forstmanne am notwendigsten und<br />

förderlichsten. - Die ganze Forstkunde besteht mehr oder weniger in einer<br />

Anwendung der Größenlehre auf der Wälder richtigen Gebrauch.“<br />

In seiner allerersten Zeitschriftenveröffentlichung wies er darauf hin, dass „unser<br />

eifrigstes Bestreben dahin gehen sollte, feste und allgemeingültige Grundzahlen für<br />

Masse und Ertrag der Wälder aufzufin<strong>den</strong>“. Darum bemühte er sich in <strong>den</strong> ersten<br />

Jahrzehnten seines Forschens und kam später zu der Überzeugung, dass ohne die<br />

Forstmathematik, „ohne diese Hilfswissenschaft kaum ein einziges Forstgeschäft<br />

zweckmäßig und pünktlich vollführt wer<strong>den</strong>“ könnte. „Wie wäre man anders im<br />

Stande der Forste Vermögen zu würdigen und zu ordnen, der Holzbestände Stellung<br />

und Wachstum, Abtrieb und Anbau richtig und sicher zu handhaben, der Wälder<br />

höchste Nutzbarkeit zu erhalten und alle Walderzeugnisse recht auszubeuten?“<br />

1813 erschien Königs erste selbständige Schrift: Die „Anleitung zur Holztaxation,<br />

ein Handbuch für je<strong>den</strong> Forstmann und Holzhändler“. König wollte die zu dieser<br />

Zeit noch herrschende Willkür beim Holzabsatz durch eine Verbesserung und Vereinheitlichung<br />

bei der Bestimmung des Massengehaltes und der Ermittlung der<br />

Holzpreise beseitigen. Das ist ihm auch gelungen. Statt des bis dahin üblichen Verkaufs<br />

von rundem Werk- und Bauholz nach dem Augenmaß, trat nun die Nutzholzabgabe<br />

der einzelnen Stämme nach ihrem körperlichen Inhalt und Geldertrag.<br />

König zählt u.a. zu <strong>den</strong> Begründern des Gebrauchs der Formzahl. Auch führte er<br />

die Stärkemessung in Brusthöhe ein. Die großherzogliche Forstdirektion ließ Königs<br />

„Anleitung“ an alle ihre Dienststellen zum Gebrauch verteilen. Selbst der kritische<br />

Oberforstrat Pfeil verwendete sie und Laurop verwies auf ihre Bedeutung für<br />

eine „nachhaltig höchste Waldbenutzung“ . Königs Schrift umfaßte im wesentlichen<br />

das heutige Gebiet der Holzmeßkunde, aber auch Grundlagen der Abtriebsregelung<br />

und Waldwertschätzung.


Eine folgerichtige Fortsetzung war die Herausgabe von Königs „Forstmathematik"<br />

1835, von der 5 Auflagen, zwei nach seinem Tod, erschienen. Dazu sagte er, dass<br />

es keine leichte Aufgabe gewesen sei, „anstatt genuß- und lehrreiche Wälder forschend<br />

zu durchstreifen, auf <strong>den</strong> düsteren Wegen der Mathematik sich mit starren<br />

Zahlen und Formeln abzumühen. Doch auch dieses Opfer muß der Wissenschaft<br />

gebracht wer<strong>den</strong>“, sagte er. Dieses, als epochemachend bezeichnete Werk macht<br />

König über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt. Die „Kaiserlich russische<br />

Gesellschaft zur Beförderung der Waldwirtschaft zu St. Petersburg“ ließ sie ins<br />

Russische übersetzen.<br />

In seiner „Forstmathematik“ brachte König auch neue Gedanken zur Rentabilität in<br />

der Forstwirtschaft. Königs „Waldwertschätzung“ legte <strong>den</strong> Grundstein zu späteren<br />

Theorien. Er berechnete als erster <strong>den</strong> Bo<strong>den</strong>wert nach seinem Erwartungswert für<br />

<strong>den</strong> aussetzen<strong>den</strong> Betrieb. Eine seiner wichtigsten Thesen ist die Unterscheidung<br />

zwischen Rentabilität von Bestän<strong>den</strong> und Wirtschaftswäldern. König wollte mit<br />

seinem Wertermittlungsverfahren insbesondere zum wirtschaftlichen Denken anregen.<br />

Dass später sein Verfahren mit eine Basis für die Bo<strong>den</strong>reinertragstheorie bildete,<br />

lag nicht in seinem Sinne. Bei näherer Kenntnis der waldbaulichen Bestrebungen<br />

Königs wäre das auch ein Widerspruch, zumal er ein bewußter Vertreter<br />

der Verbindung von Ökonomie und Ökologie war.<br />

Auch Königs Forsteinrichtungsverfahren ergibt sich in Teilen aus seiner Forstmathematik,<br />

insbesondere aber aus seinen Anweisungen als Leiter der Forsteinrichtung<br />

im Großherzogtum, aus unübertroffen Wirtschaftsbemerkungen in seinen Forsteinrichtungswerken<br />

sowie aus seinen Vorlesungen und Manuskripten. Als Ertragsregelungsverfahren<br />

verwendete er das kombinierte Fachwerk nachdem kurz<br />

zuvor Hartig das Massen- und Cotta das Flächenfachwerk propagierten.<br />

Bei ihm basierte der Hiebsplan im wesentlichen auf der Fläche, wurde aber nach<br />

dem vorgefun<strong>den</strong>en Holzvorrat und dessen nachhaltiger Verteilung abgeändert.<br />

„Nur das räumliche Fachwerk muß fest bestehen; das zeitliche muß der Zeit gemäß<br />

beweglich bleiben“, sagte König. Die Nachhaltigkeitsbedingungen ließ er bei der<br />

Bestandesaufnahme untersuchen, erfüllte sie durch die Planung und sicherte sie<br />

durch Revisionen. Königs Nachfolger, insbesondere Grebe, setzten Königs Zielstellung<br />

fort und erhielten damit angemessen hohe Umtriebe. Erst nach der Jahrhundertwende<br />

begann sich in Sachsen-Weimar ein Übergang vom Fachwerk zur<br />

Altersklassenmethode zu entwickeln. Ebenso wie in der Gegenwart sah König die<br />

Forsteinrichtung als notwendige Voraussetzung für die nachhaltige Bewirtschaftung<br />

und insbesondere Erhaltung des Waldes mit dem Ziel des langfristigen Aufbaues<br />

von naturnahen, standortgerechten <strong>Wäldern</strong>.


Der Gedanke der Nachhaltigkeit hat schon <strong>den</strong> jungen König in seiner Lehrzeit<br />

fasziniert. Mit Forsteinrichtungsthemen begann er dann auch seine Veröffentlichungstätigkeit.<br />

Dabei berichtete er in „Sylvans Jahrbuch“ über ein Zusammentreffen<br />

von Schiller mit einem Ilmenauer Forstmann, „der eben für <strong>den</strong> so verhauenen<br />

llmenauer Forst Abtrieb und Anbau entwarf“. Vermutlich war der Forstmann Oettelt,<br />

dem König um 1800 als Korpsjäger zur praktischen <strong>Aus</strong>bildung zugeteilt wor<strong>den</strong><br />

war.<br />

Der Forstmann erläuterte <strong>den</strong> Zweck seiner Arbeit anhand eines Planes zum Idealbild<br />

„eines vollkommenen Nadelwaldes“, das bis zum Jahre 2050 verwirklicht<br />

wer<strong>den</strong> sollte. Nach Königs Überlieferung soll Schiller dazu bewundernd gesagt<br />

haben: „Nein! - Bei Gott, ich hielt Euch Jäger“ (Jäger wurde in der damaligen Zeit<br />

auch als Synonym für Förster gebraucht) „für sehr gemeine Menschen, deren Taten<br />

sich über das Töten des Wildes nicht erheben. - Aber Ihr seid groß: - Ihr wirket unbekannt,<br />

unbelohnt frei von des Egoismus Tyrannei und Eures stillen Fleißes<br />

Früchte reifen der spätern Nachwelt noch. - Held und Dichter erringen eitlen<br />

Ruhm. Führwahr, ich möchte ein Jäger sein!“<br />

Gegen Ende seines Lebens meinte König „ohne allen Zweifel“ wäre die „Erhaltung<br />

des Waldvermögens, ungeachtet des so dringen<strong>den</strong> Zeitbedürfnisses, eine großartige<br />

Seltenheit“. Viel öfter wür<strong>den</strong> sich „handwerks- und professormäßige Forstverwalter<br />

fin<strong>den</strong>, die ebenso leichtfertig als unkundig auf Kosten der Waldungen hinwirtschaften,<br />

alle Ansprüche befriedigen, bis das Forstvermögen verzettelt und erschöpft<br />

ist. Sowie aber der Ertragsnachhalt fühlbar schwindet und mit diesem<br />

ebenso auch das Einkommen des Herren, dann erntet der schlechte Haushälter unausbleiblich<br />

seinen verdienten Lohn, heiße er und auch anstatt Forstverderber immerhin<br />

Forstmeister prange auf ihm Gold und Silber, als das Zeichen forstlicher<br />

Servilität!“<br />

„Waldpflege“<br />

„Höchst nötig ist der Gegenwart ein besserer Bau der Wälder.<br />

was Menschenhände bis jetzt am Walde bauten,<br />

war eitles Stückwerk im Stile des babylonischen Turmes.<br />

Jeder Baumeister, heißt er immerhin auch Forstmeister,<br />

spricht und schreibt wie dort seine eigene Sprache,<br />

hegt und übt seine eigene Befangenheit. In Schrift und Tat<br />

herrscht schnöde Mißachtung der ewigen Naturgesetze.“


Deutlich wird aus diesen Worten Königs von 1846, dass Königs Handeln nicht allein<br />

bestimmt war von einer rationalistisch mathematisch ausgerichteten Denkweise,<br />

die seinerzeit zur Ermittlung und Einführung exakter wirtschaftlicher Größen<br />

und neuer, zukunftsorientierter Wirtschaftsziele beitrug. Der Waldpflegegedanke<br />

erhielt durch ihn einen besonderen Aufschwung. Ihm gebührt das Verdienst, <strong>den</strong><br />

Begriff „Waldpflege“ in die Forstwirtschaftslehre eingeführt zu haben. Bei König<br />

stand, ebenso wie in der Gegenwart, die Erhaltung und Mehrung des Waldes im<br />

Hinblick auf dessen multifunktionale Bedeutung im Vordergrund der Betrachtung.<br />

Maßgebend trug König zum Aufbau der naturwissenschaftlichen Grundlagen der<br />

Forstwissenschaft bei. Als erster prägte er <strong>den</strong> Begriff „Waldstandortkunde“. Er<br />

wurde zu einem bedeuten<strong>den</strong> Mitbegründer dieser Lehre. Viele forstliche Disziplinen<br />

erfuhren durch ihn eine standörtliche <strong>Aus</strong>richtung oder auch Blickrichtung.<br />

König machte z.B. auf die standörtliche Abhängigkeit von Insektenarten und auch<br />

auf <strong>den</strong> Einfluß des Standortes auf die physikalischen Eigenschaften des Holzes<br />

aufmerksam. Sein Nachfolger Grebe benutzte einen handschriftlichen Nachlaß<br />

über „forstliche Standortkunde“ von König zu seinem Werk „Gebirgskunde, Bo<strong>den</strong>kunde<br />

und Klimalehre in ihrer Anwendung auf die Forstwirtschaft", das als erste<br />

größere Veröffentlichung auf diesem Gebiet gewertet wird.<br />

Für König galt der gleiche Grundsatz, <strong>den</strong> Karl Gayer 50 Jahre später prägte:<br />

„Im Waldbau ist der Standort das Alpha und das Omega aller Betrachtungen.“<br />

Besonders deutlich wird das in Königs Waldbaulehre, in der er <strong>den</strong> Standort als<br />

<strong>den</strong> entschei<strong>den</strong><strong>den</strong> Faktor bei allen Verrichtungen herausstellte. Seine "naturgemäße"<br />

Holzartenwahl , die Forderung nach Mischwald, nach Strukturen hoher Stabilität,<br />

nach „naturgemäßer" Pflege des Bo<strong>den</strong>s, des Bestandes bis hin zu Wurzeluntersuchungen<br />

sind nur einige Forderungen seines Strebens nach naturnahen<br />

Aufbauformen des Waldes, die uns noch heute in Waldumbau-Programmen bewegen.<br />

Den Waldbau suchte König, entsprechend dem damaligen Erkenntnisstand, auf eine<br />

ökologische Grundlage zu stellen. Vorlesungsnachschriften seiner Schüler zeugen<br />

davon. In seiner Lehre vom „Waldwuchs" behandelte er <strong>den</strong> Einfluß der Lebensbedingungen<br />

auf <strong>den</strong> Wald, <strong>den</strong> Einfluß des Standortes, Bo<strong>den</strong>zustandes, des<br />

Bestandesaufbaus. Er wollte auf die Umweltfaktoren aufmerksam machen und die<br />

Vorstellungen einer schematischen Waldbehandlung verdrängen. Dabei spielte die<br />

Beachtung der individuellen Bestandesverhältnisse für König eine entschei<strong>den</strong>de<br />

Rolle. Er ging von <strong>den</strong> Stammindividuen aus und trug so bereits in <strong>den</strong> 30er Jahren<br />

des vorigen Jahrhunderts 5 Baumklassen nach der soziologischen Stellung der Einzelstämme<br />

im Bestand vor. Damit gebührt König die Priorität derartiger Einteilungen<br />

und deren Gebrauch bei Durchforstungen.


Auch war er gegen das gewohnte Pflanzen nach der Schnur und gab einer gruppenweisen<br />

Verteilung der Bäume, insbesondere bei Naturverjüngungen, <strong>den</strong> Vorzug.<br />

In der Praxis sind ihm die Überführung minderbestockter Nieder- und Mittelwälder<br />

in gemischte Hochwälder zu danken.<br />

Die waldbaulichen Grundsätze, die König vertrat, zeigen eine weitgehende Übereinstimmung<br />

mit <strong>den</strong>en, welche Jahrzehnte später in <strong>den</strong> Werken Karl Gayers ihren<br />

klassischen <strong>Aus</strong>druck gefun<strong>den</strong> haben. Sie können uns helfen bei <strong>den</strong> gegenwärtigen<br />

Aufgaben beim Aufbau von naturnahen Bestockungen mit standortgerechten<br />

Baumarten. Königs Forderung nach einer Reform des Waldbaues konnte sich leider<br />

nicht durchsetzen. Er erlebte es nicht mehr, dass man durch die in immer größerem<br />

Maße sichtbar wer<strong>den</strong><strong>den</strong> Schä<strong>den</strong> auf die biologischen Schwächen der vorherrschen<strong>den</strong><br />

Waldbautechnik die zwar aus <strong>den</strong> sehr unregelmäßig bestockten<br />

Waldflächen lückenlose, aber meist gleichförmige Bestände geschaffen hatte, aufmerksam<br />

wurde. Grade deshalb sind Königs waldbauliche Ansichten und Bestrebungen<br />

in der heutigen Zeit so hoch zu bewerten.<br />

Welchen Entwicklungsstand hätte heute die Forstwissenschaft und die Forstwirtschaft<br />

woh1 in Deutschland und wie viele Fehler der Vergangenheit wären vermie<strong>den</strong><br />

wor<strong>den</strong>, hätte man die „Waldpflege“ in ihrem heutigen Sinn in der von König<br />

angedeuteten Weise weiter ausgebaut. Gerade deshalb verdiente Königs Waldbau<br />

und Waldpflege eine besondere Würdigung. Erst ein Jahrhundert später wurde Königs<br />

Wunsch nach „naturgemäßer Behandlung der Wirtschaftswälder“ und nach<br />

der damit verbun<strong>den</strong>en „Reform des Waldbaues“ für einige Jahre durch staatliche<br />

Erlasse angestrebt. Der Einführung naturgemäßer Waldwirtschaft von 1937 durch<br />

Reichserlaß folgten im Hinblick auf <strong>den</strong> 2.Weltkrieg starke Übernutzungen. Wirtschaftliche<br />

Erwägungen bedeuteten auch das Ende der naturgemäßen Ansätze, der<br />

„Vorratspfleglichen“ und der „Standortgerechten Forstwirtschaft“ in der ehemaligen<br />

DDR. Als Krutzsch „die unabwendbare Notwendigkeit der Umstellung der<br />

deutschen Wirtschaft“ 1951 begründete, sagte er über Gottlob König, dass er einer<br />

der „weitblicken<strong>den</strong> Großen unseres Faches“ gewesen sei, „deren Lehren auch<br />

heute noch zum Teil als bahnbrechend angesehen wer<strong>den</strong> können, aber sich damals<br />

leider noch nicht grundsätzlich durchsetzen konnten.“


"Wohlstandspflege"<br />

Seinem letzten Werk von 1849, der „Waldpflege“, hatte König <strong>den</strong> Untertitel gegeben<br />

„aus der Natur und Erfahrung neu aufgefaßt“. Noch 26 Jahre nach seinem<br />

Tod erschien eine Auflage davon. Zu seinen Erkenntnissen über eine naturgemäße<br />

Waldbehandlung hat er einen außergewöhnlichen Abschnitt über die sog. „Wohlstandspflege“<br />

hinzugefügt, der einer besonderen Erwähnung bedarf.<br />

König war zutiefst davon überzeugt, dass<br />

„An die Wälder und Bäume die Natur<br />

der Länder Bewohnbarkeit, der Völker Leben<br />

und Wohlstand knüpfte.“<br />

In seiner Wohlstandspflege sind seine Gedanken zur „Pflege des Waldbo<strong>den</strong>s, des<br />

Waldwuchses, die Lieblichkeitspflege der Waldungen und der äußere Beruf der<br />

Wälder wohl“ zusammengefasst. Sein Ziel war nicht nur „vor allem die Waldbo<strong>den</strong>güte<br />

nach Möglichkeit zu pflegen und zu mehren und die ganzen Waldung<br />

forstnaturgemäß zu ziehen und zu halten, damit aller und jeder Waldwuchs kräftig<br />

gedeihe und die beabsichtigte Größe und Nutzbarkeit zeitig und sicher erreiche.“<br />

Man sollte auch „die Wälder und Holzungen fortwährend in derjenigen Anmutigkeit<br />

erhalten, in we1cher dieselben, ihrem natürlichen Zwecke gemäß, jedermann<br />

genügen und erfreuen. Aber auch der Forste äußere Angelegenheiten in allen ihren<br />

Beziehungen müßten auf jede er<strong>den</strong>kliche Weise gefördert und gebessert wer<strong>den</strong>“.<br />

König wollte mit dem vollkommensten Zustand des Waldes zugleich seinen schönsten<br />

Zustand schaffen. Dies suchte er nicht nur durch die verschie<strong>den</strong>sten Baumarten<br />

zu erreichen, sondern auch dadurch, dass die Wälder als Ganzes ohne „wüst<br />

liegende Plätze und Lücken“, „ohne mißfällige Unterbrechung“ einen schönen Anblick<br />

bieten, zugänglich für jedermann auf angenehmen Wegen. Von der ästhetischen<br />

Seite her förderte er ebenfalls Mischbestände, wenn er sagte: „Und besteht<br />

auch auf großen Strecken nur einerlei Waldgattung , so kann <strong>den</strong>noch diese Eintönigkeit<br />

im Innern durch manche anderartigen Bäume vorteilhaft unterbrochen wer<strong>den</strong>.<br />

Der Nadelwald ließe sich öfter mit Laubholz und der Laubwald mit Nadelholz<br />

nützlich mischen und heben.“ Die Naturschönheit sollte „<strong>den</strong> Menschen von seinen<br />

verkünstelten Genüssen abziehen, ihn an der schönen Natur erfreuen und veredeln.“<br />

Vorausschauende Gedanken und interessante Beispiele zu einem ausgewogenen<br />

Verhältnis von Natur und Kultur brachte König in einer Zeit, als sich eine planmäßige<br />

Bewirtschaftung der Wälder erst zu entwickeln begann.


In der Verbindung der Nutzfunktion mit der Erholungsfunktion des Waldes sah er<br />

keinen Widerspruch, in der Landschaftspflege und -gestaltung degenerierter Landschaften<br />

eine Bereicherung der Landeskultur und des Gemeinwohls. Bei seiner sog.<br />

„Waldverschönerung“ gab er bereits Hinweise zum Naturschutz, zur Natur<strong>den</strong>kmalpflege<br />

und lenkte dabei die Aufmerksamkeit auf die Erhaltung des Waldes und<br />

der Natur allgemein. Das ist das Beachtliche an seinen Ideen für die die Zeit in<br />

ausgedehntem Maße noch nicht reif war. Zwar war er nach einem Urteil schon unmittelbar<br />

nach seinem Tod „entschie<strong>den</strong> einer der hochgebildetsten Forstmänner<br />

Deutschlands, gleich tüchtig in der Wissenschaft, als in der Praxis“, doch seine<br />

Größe und seinen wahren Weitblick können wir erst heute ermessen. König war<br />

ein Wegbereiter der Verbindung von ökonomischen, ökologischen und auch sozialen<br />

Aufgaben der Forstwirtschaft. Er leistete damit einen frühzeitigen Beitrag zu<br />

einer aktuellen gesellschaftspolitischen Aufgabe ersten Ranges. Sein Schaffen und<br />

seine Ziele bieten eine Chance in der Gegenwart noch Nutzen daraus zu ziehen.<br />

Einige seiner Beispiele in der Praxis zeigen es.<br />

Beim Flurholzanbau unterstützte König mit seinen Ansichten, Kenntnissen und<br />

Erfahrungen alle jene, <strong>den</strong>en sich inner- und auch außerhalb des Waldes eine<br />

Möglichkeit bot. Schon die Einbeziehung von Schulkindern könnte dazu beitragen,<br />

dass sie „die Bäume als ihre natürlichen Wohltäter schätzen lernten“. Ortsvorsteher<br />

könnten ihre Gemeinde gegen auszehrende Winde schützen und ihr für spätere<br />

Zeiten eine Rente sichern, so dass „noch Kinder und Kindeskinder mit freudigem<br />

Dankgefühl seinen Namen nennen“ wür<strong>den</strong>. Durch konkrete Vorschläge in Gutachten<br />

über die seit Jahrhunderten entwaldete Hohe Röhn wirkte hier König bahnbrechend<br />

für die Anlage von Wald und Waldschutzstreifen. Auch befürwortete er<br />

Acker- und Ödlandaufforstungen als Sparbüchse für <strong>den</strong> Grundbesitzer. Hilfreich<br />

unterstützte er die Privatwaldbesitzer. Die Vielfalt ihrer Wälder schätzte er bei seinem<br />

Lernen und Forschen.<br />

Auch für die Resi<strong>den</strong>zstadt Weimar machte König Vorschläge zur Gestaltung der<br />

Kulturlandschaft. Er wollte dass die Stadt durch Baumpflanzungen vor Wind und<br />

vor <strong>den</strong> schädlichen Dünsten der 11m geschützt und in ihrer näheren Umgebung<br />

verschönert wer<strong>den</strong> sollte. Von der Großherzogin Maria Paulowna war er zur Anfertigung<br />

von Gutachten beauftragt wor<strong>den</strong>, mit der Maßgabe, .seine bereits erfolgte<br />

Gestaltung zur Verschönerung der Umgebung von Eisenach als Vorbild zu<br />

nehmen.


Das in Eisenach von König geschaffene Naherholungsgebiet mit reizvollen Wegen<br />

und <strong>Aus</strong>blicken verfehlt bis heute nicht die Wirkung auf die Bevölkerung und <strong>den</strong><br />

Tourismus. Als 1849 der Bürgermeister der Stadt Eisenach zur Gestaltung Erinnerungsstätte<br />

für König, der schon Jahre einer zuvor Ehrenbürger gewor<strong>den</strong> war, anregte,<br />

begründete er es folgendermaßen: König „hat sich ein besonderes Verdienst<br />

um unsere Stadt erworben, indem er die tiefsten Schluchten und steilsten Höhen<br />

uns zugänglich gemacht und hierdurch uns selbst die Gelegenheit zum herrlichsten<br />

Genuß der Natur bereitet, unserer Stadt aber durch die Zuführung zahlloser Gäste<br />

aus der Nähe und Ferne die ergiebigste aller Erwerbsquellen eröffnet hat“.<br />

Bemerkt sei hierzu nur, dass König die Drachenschlucht durch Felssprengungen<br />

erschloß, durch Wege die Landgrafenschlucht, das Marien- und Annatal zugänglich<br />

machte, <strong>den</strong> Sängerweg von der Wartburg zum Mariental führte und erste<br />

Wanderwege an der Weinstraße anlegen ließ. Einen besonderen Reiz erhielten diese<br />

Wege durch abwechslungsreiche Waldbilder und aufgehauene Durchblicke zur<br />

Wartburg.<br />

Königs Forstlehranstalten<br />

Sein Gedanken- und Lehrgebäude hat König versucht von Anfang seiner Tätigkeit<br />

an a1s Revierverwalter Schülern zu vermitteln. 1805 war er nach Ruhla gekommen.<br />

Schon 1807 empfahl Goethe dem Kriminalrat Schmaling König als <strong>Aus</strong>bilder<br />

für dessen Sohn, der Forstmann wer<strong>den</strong> wollte. Goethe bemerkte hierzu, dass dieser<br />

„fertig Rechnen und Schreiben und die Anfangsgründe der Mathematik mitzubringen“<br />

hätte.<br />

Verfolgt man Königs Lehrmethode, so lässt sich das ständige Bestreben erkennen:<br />

Die theoretische <strong>Aus</strong>bildung mit der praktischen zu vereinen und im bestmöglichen<br />

Verhältnis aufeinander abzustimmen. Er sagte:<br />

„Im allgemeinen kann der Forstmann nur durch<br />

wechseln<strong>den</strong> Fortschritt in Theorie und Praxis<br />

seine <strong>Aus</strong>bildung sicher erlangen“.<br />

Darüber hinaus bezog er seine Schüler auch in die Forschungstätigkeit ein, wie z.B.<br />

bei der Herstellung eines Tafelwerkes. In seiner ersten Mitteilung über seine<br />

Forstlehranstalt nach deren herzoglichen Genehmigung 1813 sagte König: „Die<br />

früheren Forstlehranstalten gaben <strong>den</strong> Unterricht nicht theoretisch, sie ließen <strong>den</strong><br />

Lehrling im Walde und im Müßiggang verderben, spätere trieben nicht Praxis, sie<br />

bildeten höchstens Forsttheoretiker, selten Forstmänner.


Beide Extreme müssen geeint wer<strong>den</strong> durch einen Unterricht, der Theorie und Praxis<br />

genugsam verbindet“. Schillers Sohn Carl, der älteste Sohn des Dichters, äußerste<br />

sich in einem Brief dazu, als er von Heidelberg als „Forstpraktikant“ 1312 zu<br />

König nach Ruh1a gekommen war, um hier „das Forstwesen und die Jägerei praktisch<br />

zu betreiben“. „Es ist doch ein anders Ding um die Praxis als um die Theorie“.<br />

Man könnte sich alles „viel deutlicher einprägen“.<br />

Deswegen legte König auch ganz besonderen Wert auf die zur Lehranstalt gehörigen<br />

Lehrforste. Oberforstrat Pfeil, der anläßlich einer Herbstexkursion mit seinen<br />

Eberswalder Schülern 1841 Königs Forstlehranstalt besucht hatte, berichtete an das<br />

Berliner Finanzministerium: „Die Verbindung an Praxis und Theorie ist in Eisenach<br />

wirklich erreicht, zu Neustadt - Eberswalde steht sie z. T. nur auf <strong>den</strong> Papieren“.<br />

Eisenach hätte gegenüber anderen Forst1ehranstalten das „große Übergewicht“<br />

, da König wirklich selbständiger Verwalter der zum Unterricht bestimmten<br />

Forste sei und dadurch in der Tat Theorie und Praxis miteinander verbin<strong>den</strong> könnte.<br />

Über die Exkursionen, die König mit seinen Schülern durchführte, fragte er 1842 in<br />

einem Brief Pfeil, ob er „nichts arges“ über seine Führungen, die bei der hochgelehrten<br />

Jugend in keinem sonderlichen Ruf stän<strong>den</strong>, gehört hätte und begründete<br />

seine Frage damit, dass er nämlich bergauf, bergab unter Umgehung von Quellen<br />

und Rastplätzen durch die Wälder führen würde. Daraufhin glaubte die Jugend alles<br />

zum Examen Benötigte aus Büchern erfahren zu können. Jedoch wer sich dann<br />

am nächsten Tag wieder einstellte, „wohl gar mit Gamaschen, der hatte das Probestück<br />

bestan<strong>den</strong> und wurde fortan als echter Jünger Sylvans freundlichst geführt -<br />

auch gefahren wo's ging.“<br />

1830 war Königs Lehranstalt von Ruhla nach Eisenach verlegt wor<strong>den</strong> um „der<br />

Staat einen neuen Nahrungszufluß zu verschaffen". 13 Jahre später konnte König<br />

resümieren „so klein sie ist“, maximal besuchten 31 Schüler zu seiner Zeit die<br />

Lehranstalt, seit ihrer Verlegung hätte sie „gewiß an 100.000 Taler in Umlauf gebracht".


Ab 1833 verschob sich das Verhältnis der einheimischen Stu<strong>den</strong>ten aus Sachsen-<br />

Weimar zu Gunsten der "<strong>Aus</strong>länder". Nach Königs Tod zur Staatsanstalt erhoben<br />

entsprachen die Besucherzahlen von 60 bis 80 <strong>den</strong>en der übrigen deutschen Forstakademien<br />

bzw. Hochschulen. 1905 erhielt sie die Bezeichnung „Forstakademie“<br />

und entwickelte sich mehr und mehr zur Anstalt für Anwärter des Privat- und<br />

Kommunaldienstes insbesondere aus Preußen, <strong>den</strong> baltischen Provinzen und Osteuropa.<br />

Im ersten We1tkrieg wurde dem damaligen Direkter Dr. Matthes mitgeteilt,<br />

dass sie ab 1. Januar 1916 aufgehoben sei. So endete nach mehr als 100 Jahren<br />

die von König mit wahrhafter Liebe und Selbstlosigkeit gepflegte Forstlehranstalt.<br />

Königs zeitlose Mahnung<br />

„Der Fall des ersten Baumes war bekanntlich der Anfang,<br />

aber der Fall des letzten ist ebenso gewiß auch das Ende der Zivilisation.<br />

Zwischen diesen zwei Grenzpunkten des Völkerlebens bewegen wir uns.<br />

Die Zeit des letzteren liegt in unserer Hand.“<br />

G.König 1841<br />

Viel Beifall erhielt König für seine „Worte für die Erhaltung der Wälder und Bäume“<br />

die er 1840 in Brünn an ca. 400 Zuhörer der 4. Versammlung der deutschen<br />

Land- und Forstwirte richtete. Nach gedrängten Darlegungen der Wohlfahrtswirkungen<br />

des Waldes, da "die Natur an die Wälder und Bäume der Länder Bewohnbarkeit,<br />

der Völker Leben und Wohlstand knüpfte", sprach König von der „unverkennlichen“<br />

Abnahme der Wälder „in ihrer Fülle und Fruchtbarkeit“, von einer<br />

„fortschreiten<strong>den</strong> Waldverarmung“.<br />

Nicht nur der Buchhandel würde davon Zeugnis ablegen, sogar unsere Sprache<br />

hätte neuer Worte wie „Waldverkrüppelung, Waldaufforstung und dergleichen<br />

mehr“ bedurft. Aber auch auf die Feldfluren lenkte König die Aufmerksamkeit. Er<br />

empfahl „gemeinsame Vorbeugungsmaßregeln“ der Land- und Forstwirte insbesondere<br />

auch Anlage von Windschutzstreifen. Hierbei sagte König: „Mit ernstem<br />

Bemühen vermag der Mensch das Unglaubliche zu bewirken, selbst <strong>den</strong> Gang der<br />

allmächtigen Natur seinen Zwecken zuzulenken“. Diese Äußerung zielt auf eine<br />

richtungsweisende Ergänzung zu Königs Forderungen nach einer „naturgemäßen<br />

Behandlung der Wirtschaftswälder“, die sein gesamtes Wirken und Schaffen prägte.


Seine Mahnung am Schluß seines Vortrages ist auch heute noch nach 160 Jahren<br />

gegenwartsnah. Für König waren die Wälder eine Lebensgrundlage der Menschheit.<br />

Dass sich dieser Erkenntnis niemand entziehen darf haben die Umweltkonferenz<br />

von Rio de Janeiro 1992 sowie die Ministertreffen in Helsinki und Lissabon<br />

1993 und 1998 zum Schutz der Wälder in Europa deutlich gemacht. König sagte<br />

1840: „Wo Wälder und Bäume verschwin<strong>den</strong>, tritt Dürre und Öde an ihre Stelle.<br />

Hochasien, die paradiesische Wiege des Menschengeschlechts, ist jetzt eine entwaldete,<br />

ausgestorbene Steppe mit versiegten Quellen. Gewitterfluten durchfurchen<br />

das Land ohne festes Bett, Winde treiben <strong>den</strong> Bo<strong>den</strong> in <strong>den</strong> Lüften umher und<br />

zerstören je<strong>den</strong> neuen Keim des Lebens. Der Fall des ersten Baumes war bekanntlich<br />

der Anfang, aber der Fall des letzten ist ebenso gewiß auch das Ende der Zivilisation.<br />

Zwischen diesen zwei Grenzpunkten des Vö1kerlebens bewegen wir uns.<br />

Die Zeit des letzteren liegt in unserer Hand!“<br />

Dr. rer. silv. habil. Eisenach, d. 22.10. 1999<br />

Ekkehard Schwartz Vortrag zum 150. Todestag<br />

Eberswalde von Gottlob König


Thüringer <strong>Forstverein</strong> e.V.<br />

Exkursion des Thüringer <strong>Forstverein</strong>s<br />

vom 01. Juni bis 05. Juni 2005 nach Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />

Ein Reisebericht<br />

Gerhard Bleyer, Rudolstadt<br />

Man kann schon langsam sagen: „Alle Jahre wieder…..“ führen ein oder zwei<br />

Exkursionen des Thüringer <strong>Forstverein</strong>s in näher oder entfernter gelegene Gegen<strong>den</strong><br />

– teils im Inland, vielfach auch im <strong>Aus</strong>land – stets getragen von <strong>den</strong><br />

Wünschen vieler unserer Mitglieder, gemeinsam Neues zu erleben, Wissen und<br />

Eindrücke zu sammeln oder auch nur in jetzt schon vertrauter Gemeinschaft zu<br />

reisen.<br />

Im Jahre 2005 war nur eine Exkursion geplant wor<strong>den</strong>. Vorbereitet von unseren<br />

Exkursions-verantwortlichen führte die diesjährige Reise nach Ba<strong>den</strong>-<br />

Württemberg. In enger Zusammenarbeit mit Herrn Dr. Helmut Volk, stellvertretender<br />

Leiter der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt des Landes Ba<strong>den</strong>-Württemberg<br />

und Leiter der Abteilung Landespflege lag der Exkursion ein<br />

umfang- und abwechslungsreiches Programm vor, das auch als Inlandsexkursion<br />

neugierig machte.<br />

1. Tag Mittwoch, der 01.06.2005<br />

Der Start erfolgte gegen 7.oo Uhr an der LWAS Gehren und führte auf der Bundesautobahn<br />

über Eisenach, Frankfurt/M., Karlsruhe bis zur Autobahnabfahrt Rastatt.<br />

Ohne übermäßige Eile und ohne Staus traf unser Bus (wieder unser langjähriger<br />

Partner Häfner) mit vierzig Exkursionsteilnehmern am vereinbarten Treffpunkt,<br />

dem Parkplatz am Schloss Favorite bei Rastatt gegen 14:oo Uhr ein.


Unser Reisebegleiter für die Dauer der Exkursion, Herr Dr. Volk, empfing und<br />

begrüßte uns mit dem Wunsch, dass wir Thüringer eindrucksvolle, interessante<br />

und von Schönwetter begleitete Tage am Oberrhein verbringen mögen.<br />

Unser Programm eröffneten wir kulturell-museal mit der Besichtigung des<br />

Schlosses Favorite, einer ehemaligen Sommerresi<strong>den</strong>z der Markgräfin Sibylla-<br />

Augusta von Ba<strong>den</strong>-Ba<strong>den</strong> (1675-1733), der Witwe des unter dem Spitznamen<br />

„Türkenlouis“ bekannten Markgrafen Ludwig Wilhelm von Ba<strong>den</strong>-Ba<strong>den</strong> (1655-<br />

1707). Im Dienste der Habsburger war er ein erfolgreicher Offizier, der sich nach<br />

Siegen über die Osmanen mit diesem Beinamen schmücken durfte. Unweit der<br />

im Jahre 1705 zur Resi<strong>den</strong>z erhobenen Stadt Rastatt ließ die Markgräfin in <strong>den</strong><br />

Jahren 1710 bis 1720 vom Baumeister Rohrer ihr Lustschloss auf dem Lande errichten.


<strong>Aus</strong>gestattet mit <strong>den</strong> aufwendigsten Arbeiten dieser Zeit ist das Schloss Favorite<br />

noch heute ein Schmuckkästchen, angefüllt mit Kostbarkeiten des 18. Jahrhunderts.<br />

Das Herzstück des Schlosses bil<strong>den</strong> die wertvollen Porzellan-, Glas- und<br />

Fayencesammlungen, die aus aller Welt zusammengetragen wur<strong>den</strong>. In die Welt<br />

der Markgräfin Sibylla-Augusta fühlt man sich auch bei einem Gang durch <strong>den</strong><br />

weitläufigen englischen Landschaftsgarten (mit einigen bewundernswerten Exoten)<br />

zurückversetzt.<br />

Nach diesem kulturell und historisch geprägten Exkursionsauftakt nahmen wir<br />

Quartier im Brückenhof-Hotel in Rastatt.<br />

Gestärkt durch ein Abendessen mit reichlichem Nachschlag fand sich anschließend<br />

unsere Reisegruppe zu einem Vortrag von Herrn Dr. Volk unter Teilnahme<br />

von Herrn Forstdirektor Nissen, Leiter des Kreisforstamtes Rastatt, und Herrn<br />

Forstdirektor Wicht, Forstbezirksleiter Rastatt, zusammen.<br />

Herr Dr. Volk machte uns bekannt mit:<br />

- neuen Ansätzen der Kulturlandforschung Oberrhein<br />

- der Politik Frankreichs in <strong>den</strong> Jahren 1630 bis 1803, die die gesamte Oberrheinebene<br />

beeinflusste (belegt durch historische Karten)<br />

- dem Gebiet Oberrhein als Spielball der Politik<br />

- <strong>den</strong> Metho<strong>den</strong> zum Nachweis der Rheinverlaufsverlegungen von 1700<br />

bis1840<br />

- dem Aufbau der Auewälder<br />

- <strong>den</strong> heutigen Problemen des Auewaldes und des Hochwasserschutzes<br />

(Anmerkung: Zwei Beiträge von Herrn Dr. Volk in der Fachzeitschrift AFZ-Der<br />

Wald in der Nummer 19/2003 geben eine umfassende Übersicht über die Landschafts-<br />

und Auewal<strong>den</strong>twicklung in der Rheinaue bei Karlsruhe und über die<br />

ökologische Bilanz des Auewaldes)<br />

Trotz vorgeschrittener Stunde fand die Information des Leiters des Kreisforstamtes<br />

Rastatt, Herrn FD Nissen, über die Verwaltungsreformen in Ba<strong>den</strong>-<br />

Württemberg großes Interesse.<br />

Nach der langjährig gültigen Strukturpyramide Ministerium, vier Forstdirektionen<br />

sowie nachgeordneten Forstämtern mit Forstrevieren zeigt heute das neue<br />

Strukturmodell Ba<strong>den</strong>-Württemberg vom 24.03. 2003, das zwanzig Prozent Personaleinsparung<br />

bringen soll, dass alle ehemaligen Forstämter <strong>den</strong> Landratsämtern<br />

zugeordnet sind, Behör<strong>den</strong> der mittleren Ebene <strong>den</strong> Regierungsbezirken.<br />

Ehemals sechs Forstämter im Landkreis Rastatt sind aufgegangen in das Kreisforstamt<br />

Rastatt mit vier Forstbezirken und 34 Revieren. Ob die mit der<br />

Neustruktur erwarteten Kosteneinsparungen bzw. die anderen erhofften Effekte<br />

im gewünschten Maße eintreten, muss abgewartet wer<strong>den</strong>.


Die Strukturreform wurde nahezu ohne Einbeziehung bzw. Mitwirkung der<br />

Forstwirtschaft durchgezogen – verständlicherweise mit der entsprechen<strong>den</strong> Resonanz<br />

in Forstkreisen.<br />

Spät ging der erste Exkursionstag zu Ende.<br />

2. Tag Donnerstag, der 02.06.2005<br />

Am zweiten Tag unserer Reise stand am Vormittag eine Exkursion in die „überflutete“<br />

Rheinaue an. Unser Reisebegleiter Herr Dr. Volk hatte die Forstbezirksleitung<br />

Rastatt mit ihrem Leitungspersonal Herrn FD Wicht, <strong>den</strong> stellvertreten<strong>den</strong><br />

Bezirksleiter Herrn Hertel und Herrn RL Scholz als Exkursionsführer<br />

in der Rheinaue gewinnen können.<br />

Eine kurze Busfahrt brachte uns in das Revier Au am Rhein.<br />

Einer Begrüßung durch <strong>den</strong> agilen Bürgermeister, Herrn Rihm, dessen Kommunalwald<br />

mit zum größten Anteil der Waldfläche (91 Prozent) des Forstbezirkes<br />

gehört, an der Grenze zwischen Überflutungsgebiet (Rheinaue) und Niederterrasse<br />

(höher gelegenes Terrain), folgte ein Waldspaziergang in die Stromaue des<br />

Reviers. Begleitet und regelrecht heimgesucht von Tausen<strong>den</strong> gieriger Mücken,<br />

die scheinbar unsere Gruppe besonders mochten.


Auf gut ausgebauten Wegen begann unsere mehrstündige Wanderung in die Aue.<br />

Hier im Forstbezirk Rastatt erstreckt sich entlang des Rheins die bei Hochwasser<br />

überflutete Rheinaue. Bei günstigen Niederschlagsverhältnissen herrscht hier für<br />

deutsche Bedingungen ein sehr warmes Klima (Niederschläge 750 bis 870 mm,<br />

Jahresdurchschnittstemperatur 9,8° C).<br />

Die postglaziale Aue des Rheinstromes weist in Stromnähe Bö<strong>den</strong> aus überwiegend<br />

alpinen Sedimenten auf; durch die regelmäßige Überflutung wird auch<br />

jetzt noch nährstoffreicher Schlick abgelagert. So bildeten sich an Bo<strong>den</strong>typen<br />

Auen-Rendzinen und Auen-Carbonatrohbö<strong>den</strong>. Im Flussbereich der Murg tritt<br />

auch ein sehr kleinflächiger Wechsel basenreicher alpiner und basenärmerer<br />

Schwarzwaldsedimente auf.<br />

Alles überlagernder Standortfaktor ist und bleibt aber der durch die Sommerhochwasser<br />

günstig beeinflusste Wasserhaushalt. Wasser ist die wichtigste ökologische<br />

Komponente.<br />

Die Auen sind mehr oder weniger breite Überschwemmungsgebiete entlang des<br />

Stromes. Der mal stärker oder schwächer auftretende regelmäßige jahreszeitliche<br />

Wechsel zwischen Überflutung und Trockenfallen bestimmt das Geschehen. Die<br />

ausgeprägte Dynamik des Wasserhaushaltes ist ausschlag-gebend für die <strong>Aus</strong>bildung<br />

und Entwicklung der auenspezifischen Flora und Fauna.<br />

Im Laufe der letzten Jahrhunderte war der Rheinausbau – oft Spielball politischer<br />

Überlegungen – mal verstärkt, mal ruhend mit seinen <strong>Aus</strong>wirkungen auch für die<br />

Forstwirtschaft spürbar.<br />

Der Rhein war bis zur Tulla’schen Rheinkorrektion ein Wildwasserstrom. Praktisch<br />

jedes größere Hochwasser führte zur Verlagerung der Hauptrinne, zum Verschwin<strong>den</strong><br />

von Kies- und Sandbänken und Inseln, anderseits auch zu Neuanlandungen.<br />

Die vielen Seitenarme, aber auch die Hauptstromrinne waren im Vergleich<br />

zum heutigen Strombett sehr flach und von geringem Tiefgang. Grund war<br />

die breite Verästelung des Rheins (Furkationszone).<br />

In Folge des mäßigen Tiefganges des Wildstromes traten allerdings häufige, ausgedehnte,<br />

oftmals verheerende Überschwemmungen auf. Ortschaften fielen dem<br />

Wasser zum Opfer, monatelang waren Felder nicht nutzbar, Versumpfung war<br />

nicht selten, Malaria war verbreitet.<br />

Als nach 1803 mit der Bildung des Großherzogtums Ba<strong>den</strong> das Gebiet unter eine<br />

einzige Hoheit gelangt war, waren Voraussetzungen für vertragliche Regelungen<br />

mit anderen Anrainerländern gegeben. Die sogenannte „Korrektion“ von Basel<br />

im Sü<strong>den</strong> bis zur hessischen Landesgrenze im Nor<strong>den</strong> erfolgte nach <strong>den</strong> Plänen<br />

des großherzoglich - badischen Obristen Tulla in <strong>den</strong> Jahren 1817 bis 1874.<br />

Der Rheinverlauf wurde begradigt, dass heißt aber auch, durch <strong>den</strong> Wegfall der<br />

Mäander auf 77 Prozent der ursprünglichen Stromlänge zwischen Basel und<br />

Mannheim verkürzt.


Die Folgen waren:<br />

- die in einer großen Hauptrinne von etwa 250 m Breite zusammengefaßten<br />

Wassermassen bewirkten, dass der Strom sich einzutiefen begann (Tiefenerosion)<br />

- strombegleitende Hochwasserdämme engten das Überflutungsgebiet ein<br />

- die landwirtschaftliche Nutzung in der Niederung wurde gesichert und ausgeweitet<br />

- durch die Verlandung alter Wasserrinnen und die <strong>Aus</strong>schlickung von Sandund<br />

Kiesbänken nahm die Waldfläche vor dem Hochwasserdamm zu.<br />

In der Rastätter Gegend blieben die von der Tulla’schen Korrektion nicht ganz so<br />

entschei<strong>den</strong>d beeinträchtigten Verhältnisse bis nach dem zweiten Weltkrieg einigermaßen<br />

erhalten. Insgesamt sind aber 130 qkm der ehemals vorhan<strong>den</strong>en Überflutungsfläche<br />

verloren gegangen.<br />

Ein weiterer Rheinausbau wurde zwischen der Bundesrepublik Deutschland und<br />

Frankreich vertraglich geregelt.<br />

Für das Naturreservat Rheinaue bei Rastatt bedeutet dies, dass landeskulturelle<br />

und wirtschaftliche Nachteile erträglich bleiben. Als Ergebnis ist eine „Schlingenlösung“<br />

geplant, bei der jeweils die Hälfte des alten Rheinverlaufs noch die<br />

volle Wassermenge führt und damit die „überflutete“ Rheinaue auch für die Zukunft<br />

gesichert ist. Weiter südlich von Rastatt wird es durch die vorgenannten<br />

Eingriffe in das Wasserregime bis auf kleine Restflächen kaum noch echte Auewaldstandorte<br />

geben. Langfristig wer<strong>den</strong> hier die natürlichen Auewaldgesellschaften<br />

verschwin<strong>den</strong>.<br />

Westlich und nördlich von Rastatt erstreckt sich der etwa 850 ha umfassende<br />

Naturpark „Rastatter Rheinaue“, im Jahre 1984 zum Naturschutzgebiet mit internationaler<br />

Bedeutung erklärt. Das Naturschutzgebiet schützt die wirkliche Überflutungsaue<br />

am Rhein. Die artenreiche Strauchschicht bildet regelrechte Dikkichte<br />

aus, so dass, zusammen mit Kletterpflanzen, dschungelartige Wälder bestehen.


Über <strong>den</strong> Pflanzenreichtum hinaus beherbergen die Auewälder auch die meisten<br />

Käfer, Schmetterlinge und Vögel aller mitteleuropäischen Wälder. Insbesondere<br />

die Singvogelarten erreichen hier ihre größten Brutdichten. Auf unserer ausgedehnten<br />

Wanderung sahen wir nach Überquerung des Hochwasserdammes artenreiche<br />

Mittelwaldbestände.


Ein altes Dammsystem regelt die innere Dynamik im Auewald, unzählige Schuten,<br />

Rinnen und Gräben sind auch heute noch vorhan<strong>den</strong>. Bestände mit Eiche und<br />

Pappel, Silberweide, selbst Wildobst waren zu besichtigen.<br />

Nach einer Rast am Bootshaus des KC Au am Rhein mit von Bürgermeister<br />

Rihm gesponserten Getränken und frischen Brezeln<br />

setzten wir unseren Auewaldbesuch fort.


Wahrscheinlich als Höhepunkt unseres Waldspazierganges an diesem späten<br />

Vormittag ist die Durchquerung des „badischen Dschungels“<br />

und die Besichtigung der „ Auer Riesen „ ( mächtigen Pappeln ) zu werten.


Im Zollhaus Au am Rhein fand nach dem wohlverdientem Mittagessen mit<br />

Rheinblick die Auewaldwanderung mit der Verabschiedung der Vertreter der<br />

Forstbezirksleitung Rastatt, <strong>den</strong>en unser Dank für die Führung ausgesprochen<br />

wurde, ihren Abschluss.<br />

Am frühen Nachmittag setzten wir unsere Reise auf der Bundesautobahn A 5 in<br />

südlicher Richtung mit Ziel Kaiserstuhl fort.<br />

Gegen Abend empfing uns Endingen, am Nordrand des Kaiserstuhls gelegen.<br />

Nach dem Bezug der Quartiere in <strong>den</strong> Hotels Pfauen und Kaiserstuhl und dem<br />

Abendessen war bei schönem Wetter noch genügend Zeit, einen Bummel durch<br />

das im Jahre 862 erstmals genannte Städtchen mit dem mittelalterlichen Stadtkern<br />

zu unternehmen. Neben Stadttor und alten Pfarrkirchen zählt der Marktplatz<br />

als ein kunstgeschichtliches Kleinod im oberrheinischen Raum.<br />

3. Tag Freitag, der 03.06.2005<br />

Das von Herrn Dr. Volk vorgeschlagene Reiseprogramm sah am Vormittag eine<br />

Exkursion in die Rheinaue bei Wyhl vor. Dabei sollte die Staustufenproblematik<br />

des Oberrheins am Beispiel der Hochwasserschutzaue beleuchtet wer<strong>den</strong>.<br />

In der zum Forstbezirk Kenzingen gehören<strong>den</strong> Aue wurde unsere Gruppe von<br />

Herrn Forstdirektor Rothfuß und Herrn Forstamtmann Franke begrüßt.<br />

Entgegen der natürlichen, bei Rheinhochwasser überfluteten Aue bei Rastatt ist<br />

die Aue bei Wyhl und Weisweil eine Hochwasserschutzaue, die aus Grün<strong>den</strong> der<br />

Hochwasserzurückhaltung zeitweise gezielt geflutet wird.


Unsere Exkursionsbegleiter erläuterten, dass in früherer Zeit die Wälder im<br />

stromnahen Gebiet Faschinen- (zum Verbau der Hauptstromläufe) und Brennholzlieferanten<br />

waren. In dieser Zone war eine durch die Hochwasser geformte,<br />

sich ständig verändernde Inselwelt vorherrschend. Eine Pionierbesiedlung mit<br />

Tamarisken, Weißerlen, Wei<strong>den</strong>, Silber- und Schwarzpappeln ohne eine geordnete<br />

Forstwirtschaft war die Regel.<br />

Im Rahmen der auch hier zum Tragen gekommenen Tulla’schen Korrektion und<br />

in <strong>den</strong> nachfolgen<strong>den</strong> Jahrzehnten kam es durch die Anlage von „Schlammfängen“<br />

zu einer zunehmen<strong>den</strong> Verlandung. Gleichzeitig wurde forstlicherseits damit<br />

begonnen, Anbauten mit Eschen, Stieleichen, Schwarz- und Silberpappeln,<br />

Spitzahorn, Roterlen, Robinien und Buchen vorzunehmen. Vom anfänglichen<br />

Faschinenbetrieb wandelte sich die Bewirtschaftungsform zum Mittelwald. Die<br />

stromfernere Zone war schon früher als Mittelwald bewirtschaftet wor<strong>den</strong>. In<br />

bei<strong>den</strong> Bereichen entwickeln sich in letzter Zeit die Mittelwälder mehr und mehr<br />

zum Hochwald.<br />

Durch Baumaßnahmen für die Energiegewinnung und die Rheinschifffahrt kam<br />

es zur Verringerung der Wasserversorgung der Standorte. Mit dem Bau des<br />

Stauwehres bei Weisweil 1964 wur<strong>den</strong> im Restrhein zur Wasserzurückhaltung<br />

feste Schwellen eingebaut und in <strong>den</strong> Altrheinarmen zur Bewässerung Querdämme<br />

und regulierbare Bauwerke errichtet. Zur Bewässerung im Altrheinbereich<br />

wurde ein Aufstauplan erarbeitet, der die Durchflutungen der Altrheinarme<br />

regelt. Teilgebiete wer<strong>den</strong> bei Hochwasser zur Wasserzurückhaltung beansprucht.<br />

Für die Zukunft ist geplant, weitere Bereiche zur Wasserzurückhaltung<br />

einzubeziehen (integriertes Rheinprogramm), in <strong>den</strong>en auch Naturschutzinteressen<br />

ausreichend berücksichtigt wer<strong>den</strong>. Der gezielt überflutete Rheinauewald bei<br />

Wyhl ist seit 1998 Naturschutzgebiet.<br />

Nach dem längeren Waldgang durch die „geregelte Aue“, vorbei an anschaulichen<br />

Waldbildern und nicht alltäglichen Fun<strong>den</strong> aus Pflanzen- und Tierreich endete<br />

zunächst, kleine Widrigkeiten eingeschlossen, die aber Dank der Ersten Hilfe<br />

der mitreisen<strong>den</strong> Ärztin und anderer Helfer unserer Reisegruppe glücklicherweise<br />

gut über die Run<strong>den</strong> gebracht wer<strong>den</strong> konnten (schweißender Sturz einer<br />

mitreisen<strong>den</strong> Ehefrau), unsere Tour an einer Bootsanlegestelle an einem scheinbar<br />

unberührten Altrheinarm.


Eine über nahezu fünf Kilometer lange Bootspartie in fünf oder sechs Kähnen auf<br />

diesem Altrheinarm (Grienwasser) zurück zum <strong>Aus</strong>gangspunkt der heutigen Exkursion<br />

zählte zweifellos zu <strong>den</strong> Höhepunkten des Tages. Es war für alle Teilnehmer<br />

ein wildromantisches Erlebnis und Balsam für gestresste Gemüter.


In einer in der Nähe gelegenen Jagd- und Fischerhütte erwartete unsere Exkursionsteilnehmer<br />

ein opulentes Fischessen mit allerlei auf dem Holzkohlerost<br />

frisch zubereiteten Rheinfischen.<br />

Mit einem Dank an die Begleiter vom Forstbezirk Kenzingen und natürlich <strong>den</strong><br />

„Fischbrater“ nahmen wir Abschied von der Rheinaue.<br />

Am Nachmittag stattete unsere Gruppe der erstmals schriftlich im Jahre 369 erwähnten<br />

Stadt Breisach einen Besuch ab. Nachweislich seit mehr als 4000 Jahren<br />

ist der rund 35 m über die Rheinebene ragende Münsterberg Siedlungsgebiet.<br />

Dem darauf thronen<strong>den</strong>, weithin sichtbaren Wahrzeichen der Stadt, dem Münster<br />

St. Stephan mit romanischen Bauelementen aus dem 12. Jahrhundert sowie auch<br />

gotischen Bauelementen, die bis ins 15. Jahrhundert reichen, galt unser Interesse.


Bedeutungsvoll ist im Inneren des Münsters ein Wandgemälde, ein Meisterwerk<br />

von Martin Schongauer. Das im Jahre 1491 beendete Werk stellt „das jüngste<br />

Gericht“ dar. Kunstvoll sind auch Lettner und einer der schönsten Schnitzaltäre<br />

Deutschlands gestaltet.<br />

Breisach bietet auch anderweitig, vielfach durch seine wechselvolle Geschichte<br />

begründet, viel Sehenswertes und ist immer eine Reise wert.<br />

Nach der Rückkehr in die Hotels in Endingen und nach kurzem „Frischmachen“<br />

sollte der Tag bei einer Weinverkostung im nahe gelegenen Weingut Leopold<br />

Schätzle beschlossen wer<strong>den</strong>. Neben einer Winzervesper war eine siebener Weinprobe<br />

zu bestehen.


Der 2002er Spätburgunder des Weingutes erhielt bei der DLG-<br />

Bundesweinprämierung 2004 <strong>den</strong> Gol<strong>den</strong>en Preis extra und zählt damit zu <strong>den</strong><br />

„Top 50“ der besten Weine Deutschlands“. Natürlich konnten im Anschluss an<br />

die Verkostung auch entsprechende Käufe bzw. Bestellungen getätigt wer<strong>den</strong>.<br />

Zum Teil recht heiter, wenn auch bei Regen, ging es zu Fuß in die Quartiere.<br />

4. Tag Sonnabend, der 04.06.2005<br />

Nachdem in der Nacht noch unser Vereinsvorsitzender, Prof. Dr. Martin Heinze,<br />

mit seiner Ehefrau zu unserer Gruppe gestoßen war (anderweitige dienstliche<br />

Verpflichtungen machten eine frühere Teilnahme an der Exkursion leider nicht<br />

möglich), konnten wir am Vormittag erstmals das „Kaiserstuhlgebirge“ richtig<br />

„erklimmen“.<br />

Über Ihringen, im Jahre 962 erstmals erwähnt und der im Jahresdurchschnitt<br />

wohl wärmste Ort Deutschlands, fuhren wir ins Liliental. Bereits im 11. Jahrhundert<br />

wird dort ein Anwesen genannt. Ursprünglich diente es wahrscheinlich jagdlichen<br />

Interessen. Nach häufigen Eigentümerwechseln gelangte 1414 Ihringen<br />

und damit auch das Liliental in markgräflich-badischen Besitz. Rund um <strong>den</strong> Lilienhof<br />

fan<strong>den</strong> Waldaufstockungen sowie Geländetrassierungen mit Rebenbepflanzungen<br />

statt. Die Gemeinde Ihringen erwarb 1835 hier 292 ha Wald, verkaufte<br />

ihn aber in <strong>den</strong> Folgejahren wieder in Privathand. Ebenso bekam auch das<br />

Hofgut wieder private Eigentümer.


Ab 1957 bis 1962 kaufte das Land Ba<strong>den</strong>-Württemberg Stück für Stück Teile des<br />

Gutes und des Waldes, so dass derzeit etwa 255 ha Fläche im Liliental im Besitz<br />

des Landes sind und vom Staatsforst verwaltet wer<strong>den</strong>. Die meisten Flächen wur<strong>den</strong><br />

überwiegend mit standortsgerechten Baumarten aufgeforstet. Das Zentrum des<br />

erworbenen Geländes mit einer Fläche von 70 ha dient der Forstlichen Versuchsund<br />

Forschungsanstalt Ba<strong>den</strong>-Württemberg mit Sitz in Freiburg im Breisgau als<br />

Versuchsgelände.<br />

Am <strong>Aus</strong>gangspunkt der heutigen Exkursion, die wieder von Herrn Dr. Volk begleitet<br />

wurde, begrüßte uns, gewissermaßen als Vertretung des Hausherrn, Herr<br />

Karopka von der Abteilung Waldökologie der Versuchs- und Forschungsanstalt.<br />

Von seinen einleiten<strong>den</strong> Worten und Darlegungen während der mehrstündigen<br />

Wanderung durch das Liliental kann nur einiges festgehalten wer<strong>den</strong>.<br />

Das forstliche Versuchsgelände umfasst neben dem Lilienhof die Parkanlage,<br />

Versuchsflächen, Samenplantagen, das Arboretum mit umfangreichen Versuchsanbauten,<br />

Wiesen und mehr.<br />

Vom Klima her stellt der Kaiserstuhl eine Besonderheit dar. Das kleine, ehemalige<br />

Vulkangebiet liegt im Regenschatten der Vogesen, deshalb betragen die<br />

durchschnittlichen Jahresniederschläge nur 615 mm. Die Insellage in der<br />

Oberrheinischen Tiefebene bedingt milde Temperaturen, insbesondere hohe<br />

Sommertemperaturen, die stellenweise Klimabedingungen schaffen, die <strong>den</strong>en im<br />

Mittelmeerraum ähneln. Im Jahresdurchschnitt beträgt die Temperatur 9,7° C, in<br />

der Vegetationszeit 14,3° C, also auch beste Voraussetzungen für <strong>den</strong> Weinbau.<br />

Die <strong>Aus</strong>führungen zur Geologie und <strong>den</strong> Bö<strong>den</strong> im Exkursionsgebiet fan<strong>den</strong> vor<br />

allem bei unserem Vereinsvorsitzen<strong>den</strong> offene Ohren, sie waren natürlich auch<br />

für viele andere unserer Gruppe interessant.


Der Kaiserstuhl ist vulkanischen Ursprungs. Von <strong>den</strong> vulkanischen Gesteinen ist<br />

wenig zu sehen, <strong>den</strong>n ca. 80 Prozent des Kaiserstuhls sind von einer bis zu 60 m<br />

mächtigen Lössauflage bedeckt. Der Zusammenhalt des kalkhaltigen, porenreichen<br />

Sediments ist locker und bedingt starke Erosionen. Zahlreiche Erosionsschluchten<br />

zeugen davon. Zusammen mit dem Kalkgehalt und der Humusauflage<br />

kann man von „fruchtbaren“ Bö<strong>den</strong> sprechen, allerdings stark beeinflusst von der<br />

Wasserhaltekraft. So kommen neben Trockenrasen auch vom Wasser begünstigte<br />

Standorte vor, die mit Buche oder dem Mammutbaum bestockt sind. Selbst eine<br />

kleine, kalkreiche Aue ist zu fin<strong>den</strong>.<br />

Vor allem nach 1960 wur<strong>den</strong> von der FVA zahlreiche Vorhaben in Angriff genommen<br />

wie Anlage von Versuchsflächen, Sammlung einheimischer und<br />

fremdländischer Baum- und Straucharten (Arboretum).<br />

Zuerst dient das Liliental wissenschaftlichen Zwecken, daneben stellt es aber<br />

auch ein Bildungs- und Erholungszentrum für die Öffentlichkeit dar. Viele kommen<br />

wegen der Orchideen und anderer seltener Pflanzen, die hier ein natürliches<br />

Refugium gefun<strong>den</strong> haben.<br />

Das besondere Etwas beim Rundgang im Liliental waren die Besichtigung des<br />

1960 begründeten Bestandes von Mammutbäumen,<br />

von verschie<strong>den</strong> Fichtenarten, Ulmen, Maserbirken, um nur einiges zu nennen,<br />

und vor allem die Orchideenwiesen.<br />

Als Wuchsort einiger Raritäten der heimischen Flora ist das Liliental in Kreisen<br />

der botanischen Wissenschaft und bei Pflanzenliebhabern bekannt.


Ganz besonderes Interesse erfuhr die in Thüringen kaum noch vorkommende Pyrami<strong>den</strong>-Hundswurz,<br />

auch Spitzorchis (Anacamptis pyramidales L. Rich.) genannt,<br />

oder auch die Bocksriemenzunge (Himantoglossum hircinum L. Spreng.)<br />

Die Wanderung durch die Orchideenwiesen und Trockenrasen zurück zum <strong>Aus</strong>gangspunkt<br />

der heutigen Exkursion war einer schöner, besonders die Orchideenfreunde<br />

erfreuender Abschluss des erlebnisreichen Vormittags.<br />

Nach der Verabschiedung von Herrn Karopka ging es zurück nach Ihringen.<br />

Oberhalb der Weinberge aßen wir im Rasthaus Lenzenberg zu Mittag. Das Wirtshaus<br />

wird wohl bei keinem so schnell aus dem Gedächtnis verschwin<strong>den</strong>.<br />

Wegen einer zu schmalen Anfahrtsstraße mit engen Kurvenradien musste der Bus<br />

im Ort bleiben und der Transport bergauf (später auch bergab) erfolgte mit<br />

Traktor und einem für <strong>den</strong> Personentransport umgebauten, recht abenteuerlichen<br />

Anhänger.


Das Essen und der Rundblick vom Lenzenberg auf <strong>den</strong> südlichen Schwarzwald<br />

im Osten, <strong>den</strong> Oberrhein im Sü<strong>den</strong> und die Vogesen im Westen entschädigten für<br />

die nicht alltägliche Traktorfahrt.<br />

Am frühen Nachmittag trennten sich nach viertägiger fachkundiger und fürsorglicher<br />

Reisebegleitung die Wege von Herrn Dr. Volk und unserer Reisegruppe.<br />

Unter dem Beifall aller Teilnehmer und der Würdigung seiner Mühen bei der Exkursionsvorbereitung<br />

und -durchführung wurde Herr Dr. Volk von unserem Vorsitzen<strong>den</strong>,<br />

Prof. Dr. Heinze, mit herzlich verabschiedet, nicht ohne an ihn eine<br />

Einladung zum Besuch in Thüringen auszusprechen.


Zur Abrundung des Tages war die sich anschließende Fahrt ins französische Colmar,<br />

etwa 25 km westlich von Breisach am Fuße der Vogesen gelegen, eine Reise<br />

in eine pulsierende, von französischem Flair regierte Stadt voller mittelalterlicher<br />

Bausubstanz. So erfuhr unsere diesjährige Exkursion zumindest noch einen Hauch<br />

<strong>Aus</strong>land und Internationalität.<br />

Museumsbesuch, Stadtrundfahrt für die einen, eine Pause in einem der vielen<br />

Straßencafes oder ein kurzes Schnuppern in <strong>den</strong> zahlreichen Geschäften für die<br />

anderen war allemal der Besuch von Colmar wert. Spät am Abend endete der<br />

abwechslungsreiche Exkursionstag.<br />

5. Tag Sonntag, der 05.06.2005<br />

Am Sonntagmorgen hieß es dann adieu Endingen, adieu Kaiserstuhl. Mit herrlichen<br />

Süßkirschen und erntefrischen Spargel, direkt vom Erzeuger am Straßenrand<br />

noch erstan<strong>den</strong>, ging unsere Fahrt über Freiburg im Breisgau durch das<br />

Höllental auf die Höhen des Schwarzwaldes zum Titisee. Nach einer kurzen Rast<br />

(oftmals mit Original Schwarzwälder Kirschtorte) führte dann unsere Heimreise<br />

über die Bundesautobahn zurück nach Thüringen.<br />

Es gilt <strong>den</strong> Organisatoren der Reise, die für die Vorbereitung und Durchführung<br />

verantwortlich zeichneten, Dank zu sagen (Frau Beck, Herr Dargel, Herr Freu<strong>den</strong>berger,<br />

Herr Bleyer).<br />

Auf ein Neues !


Seniorentreffen des Thüringer <strong>Forstverein</strong>s am 7. Juli 2005<br />

„Sie können das so schön, schreiben Sie doch bitte einen kurzen Bericht über<br />

unser Seniorentreffen!“<br />

Aber was gibt es da viel zu berichten?! Lauter alte Leute! Man kennt sich schon<br />

und tauscht seine Freude darüber aus, dass man „das (siehe Ende des Berichts!)<br />

nicht mehr mitmachen muss“, erzählt, wohin man im letzten Jahr gereist war<br />

und was die lieben alten Krankheiten einem so zu schaffen machen.<br />

Das Wetter hat in diesem Jahr voll mitgespielt: Den ganzen Tag total staubfreie<br />

Luft; erst am Nachmittag bei der Heimfahrt hörte der Dauerregen allmählich<br />

auf.<br />

Auch das diesjährige Seniorentreffen war mit 47 Besuchern wieder gut angenommen.<br />

In Abwesenheit unseres Vorsitzen<strong>den</strong>, Prof. Dr. M. Heinze, der zur<br />

gleichen Zeit in Erfurt das Ende der Schwarzburger Fachschule abzupuffern versuchte<br />

(interessant hierzu im Vergleich mit der optimistischen Prognose im<br />

Vorjahresbericht!) begrüßte uns Kollege Uli Klüßendorf als Geschäftsführer, der<br />

das Wort alsbald an <strong>den</strong> gastgeben<strong>den</strong> Forstamtsleiter, Kollegen P. Schwöbel,<br />

übergab.<br />

Dessen <strong>Aus</strong>führungen über die Anfänge des Werkes der Fa. Pollmeier im Bereich<br />

des Forstamtes Creuzburg ab 1995 fan<strong>den</strong> großes Interesse: Mit ca. 300 –<br />

auffallend jungen – Mitarbeitern hat das Werk bereits heute eine Belegschaftsstärke,<br />

die zu erreichen die Forstwirtschaft des gesamten Landes Thüringen trotz<br />

zielstrebiger Arbeit wohl noch mindestens 10 Jahre benötigen dürfte.<br />

Mit einer Kapazität von derzeit 300.000 fm/a Buchenstammholz in <strong>den</strong> Qualitäten<br />

B, besonders aber auch C und D (!! gesunder Rotkern wird zunehmend akzeptiert),<br />

ist Pollmeier eines der wichtigsten finanziellen Standbeine der Thüringer<br />

Forstwirtschaft.<br />

Aber der Reihe nach.<br />

Das Treffen begann vor 9.00 Uhr in der geräumigen Kantine des Werkes mit<br />

qualitativ und preislich ansprechendem Frühstück; - schade, dass die Bedienung<br />

so individuell war, dass die letzten von uns nicht mehr an die erhofften Brötchen<br />

kamen.


Es folgte, nach oben erwähnter Einführung, die Werksbesichtigung in 3 geführten<br />

Gruppen mit Warnwesten und Ohrstöpseln. Die Werksanlagen, seit 1995<br />

von 6 auf heute 35 ha gewachsen, beeindrucken durch modernste Technologie<br />

ebenso wie durch optimale (fast maximale) Qualitätsausbeute. Die Technik<br />

stammt überwiegend aus <strong>den</strong> USA, wurde aber in vielen Einzelheiten vom dortigen<br />

Nadelholz dem hiesigen Buchenholzeinschnitt angepasst. Trotz insgesamt<br />

weitgehender Automatisierung bleibt die Qualitätsansprache eine manuelle Arbeit,<br />

die so hohe Konzentration erfordert, dass die hierfür eingesetzten Arbeiter<br />

stündlich ausgewechselt wer<strong>den</strong>.<br />

Das fertige Produkt – Buchenschnittholz in breiter Sortimentspalette – wird<br />

weltweit vermarktet und erfreut sich hoher Nachfrage. Der Einzugsradius des<br />

Werkes für Buchenstammholz beträgt ca. 200 km.<br />

Zweiter Höhepunkt des Tages war ein Besuch des Heldrasteins, ausnahmsweise<br />

(durch das gastgebende Forstamt genehmigt) per Pkw im Naturschutzgebiet,<br />

wobei wir das Glück hatten, dass die sehr lange Pkw-Kolonne nicht abriss<br />

(Hinweis für künftig ähnliche Veranstaltungen: Den Einsatz eines Busses erwägen!)<br />

Wegen des staubfreien Wetters entfiel die forstliche Begehung angrenzender<br />

Laubholzbestände bzw. wurde durch Blicke aus dem Pkw-Fenstern ersetzt.<br />

Auf dem Heldrastein wur<strong>den</strong> wir vom Leiter der Interessengemeinschaft sowie<br />

einer deftigen Erbsensuppe begrüßt. Ersterer gab später auch einen interessanten<br />

Abriss der Geschichte dieses Platzes an der Hessisch-Thüringischen Grenze:<br />

Nach einer Popularität „ähnlich der Wartburg oder dem Kyffhäuser“ wurde der<br />

<strong>Aus</strong>sichtspunkt (503 m) zu DDR-Zeiten als Lauschposten für <strong>den</strong> Publikumsverkehr<br />

voll gesperrt. Nach der Wende konnte er - gegen vielfältigen Widerstand<br />

bürokratischer Behör<strong>den</strong> - wieder dem <strong>Aus</strong>flugsverkehr erschlossen und<br />

erhalten wer<strong>den</strong>, einschließlich dem 30 m hohen <strong>Aus</strong>sichtsturm, dessen <strong>Aus</strong>bau<br />

in Anlehnung an die Stadtmauer von Rothenburg o.T. durch Spen<strong>den</strong> einzelner<br />

Turmstufen mit Sponsorenangabe finanziert wurde. Zu verdanken ist diese Arbeit<br />

der äußerst engagierten IG Heldrastein e.V. Nur schade, dass die sonst sehr<br />

lohnende (und oben im Turm auch gut ausgeschriftete) <strong>Aus</strong>sicht durch Wolken<br />

genommen war!


Gegen 14.00 Uhr, als bereits erste Teilnehmer die Heimfahrt angetreten hatten,<br />

konnte doch noch unser Landeschef, Dr. V. Düssel, eine halbe Stunde mit uns<br />

verbringen, zwischen wichtigen Terminen mit dem eingangs angedeuteten Endziel<br />

bezüglich „Personalanpassung“. Auch seine <strong>Aus</strong>führungen, wie gewohnt<br />

mit optimistischem Lächeln vorgetragen, fan<strong>den</strong> allgemeines Interesse, wenn<br />

auch nicht ebensolchen Beifall. Immerhin ist zu hoffen, dass dem Land die<br />

Waldarbeiterschule in Gehren erhalten bleibt. Ansonsten aber sind wir wieder<br />

mal feste am Umstrukturieren und es nur ein schwacher Trost, dass es in fast<br />

allen übrigen Bundesländern bezüglich Forstwirtschaft noch trauriger aussieht.<br />

Da kann ich nur noch mal auf <strong>den</strong> Anfang dieses Berichtes verweisen.<br />

Dank gebührt wieder allen Organisatoren dieser Veranstaltung, wie Koll.<br />

Schwöbel und seinem Forstamtsteam, Koll. Klüßendorf, aber auch <strong>den</strong> Damen<br />

und Herren der IG Heldrastein und <strong>den</strong> Mitarbeitern der Fa. Pollmeier.<br />

K. Lische


Wald bewegte ganz Weimar!<br />

Vom 15.09. bis 18.09.2005 fand in Weimar die 62. Jahrestagung des Deutschen<br />

<strong>Forstverein</strong>s e. V. unter dem Motto „Wald Bewegt!“ statt.<br />

Sie begann am 15.09. um 13.00 Uhr mit der offiziellen Eröffnungsveranstaltung<br />

in der Weimarhalle, zu der ca. 870 Besucher erschienen sind.


Nach der Eröffnung durch <strong>den</strong> damaligen Präsi<strong>den</strong>ten des DFV, Henning Graf<br />

von Kanitz, folgten Grußworte von Vertretern aus Bundes-, Landes- und Kommunalpolitik<br />

sowie der Bergwacht Thüringen.<br />

Die anschließende Festrede hielt der Abteilungsleiter Umwelt und Sportstätten<br />

beim Deutschen Sportbund e. V., Dr. Hans Jägemann. In sehr zeitkritischer<br />

Form stellte er alternative Konzepte für die zukünftige Kooperation von Sport<br />

und Forstwirtschaft in unseren <strong>Wäldern</strong> vor.<br />

Einen besonderen Rahmen verlieh das Polizei-Musikkorps Thüringen dieser<br />

Veranstaltung. Mit Big-Band-Klassikern von Glenn Miller und anderen Komponisten<br />

der Swing-Ära wurde die Weimarhalle in „Bewegung“ gebracht.<br />

Nach einer längeren Pause folgte ein weiterer Redebeitrag durch <strong>den</strong> Vorstandsvorsitzen<strong>den</strong><br />

der Jenaoptik AG, Alexander von Witzleben. Durch die Brille eines<br />

externen Ökonomen stellt sich die Forstwirtschaft in Deutschland auf <strong>den</strong><br />

ersten Blick sehr klein dar. So fallen z. B. Jahresumsätze, Investitionen sowie<br />

Wertschöpfung pro Kopf der Beschäftigten im Vergleich zu „seiner“ High-<br />

Tech-Branche äußerst niedrig aus. Von Witzleben deutete dieses Ergebnis wie<br />

folgt: Die Forstwirtschaft in Deutschland leistet größtenteils Ergebnisse, die von<br />

unserer Gesellschaft nicht hinreichend bewertet wer<strong>den</strong>. Hierin versteckt sich<br />

ein wirtschaftliches Potential, das es zu wecken gilt. Innovation und Ideenreichtum<br />

sei von uns Forstleuten gefragt, wenn wir am Markt bestehen wollen.<br />

Es folgten die Ehrungen der Preisträger der Bernard-Eduard-Fernow-Plakette<br />

(Prof. Dr. Engelhard, USA) und des Lorenz-Wappes Preises (Dr. habil.<br />

Schwarz, post. Hum.).


Der erste Tag endete mit einer anlässlich der Bundestagswahl erfolgten Diskussionsrunde<br />

zur zukünftigen Forstpolitik in Deutschland mit Vertretern der fünf<br />

wichtigsten Fraktionen. Moderator war der neue Präsi<strong>den</strong>t des DFV, Dr. Anton<br />

Hammer.<br />

Am Abend lud der Thüringer Minister für Landwirtschaft, Naturschutz und<br />

Umwelt, Dr. Volker Sklenar, zum Empfang.<br />

Am 16.09. fan<strong>den</strong> zwischen 8:30 Uhr und 17:00 Uhr 9 Fachseminare zu unterschiedlichsten<br />

forstlichen Themen statt. Auch hier konnten ca. 870 Tagungsteilnehmer<br />

in <strong>den</strong> Seminarräumen der Weimarhalle gezählt wer<strong>den</strong>.<br />

Am 17.09. und 18.09. fan<strong>den</strong> vorwiegend innerhalb Thüringens insgesamt 14<br />

verschie<strong>den</strong>e eintägige und zweitägige Exkursionen statt. Insgesamt hatten die<br />

Exkursionen ca. 500 Teilnehmer zu verzeichnen.<br />

Flankierend zum beschriebenen Fachprogramm fan<strong>den</strong> zahlreiche PR-Aktionen<br />

in Weimar sowie eine Fachmesse in der Weimarhalle statt. Sie begannen mit<br />

Waldjugendspielen des Forstamtes Bad Berka am 16.09.2005 im Park an der<br />

Weimarhalle. Dem Regen zum Trotze wur<strong>den</strong> diese mit zahlreichen Grundschulklassen<br />

durchgeführt. Der Höhepunkt aller PR-Maßnahmen war der<br />

17.09.2005. Die gesamte Innenstadt Weimars erstrahlte im grünen Licht. Kein<br />

Besucher Weimars hatte die Chance, uns Forstleute zu übersehen.


Wesentliche Höhepunkte waren:<br />

- STIHL®TIMBERSPORTS®SERIES auf dem Theaterplatz<br />

- STIHL®TIMBERSPORTS®Mo<strong>den</strong>schau auf dem Theaterplatz<br />

- STIHL®Arbeitssicherheitsvorführungen auf dem Theaterplatz<br />

- Themenplatz “Waldesruh” auf dem Frauenplan<br />

- ”Fit durch Holz“ Fitnessstudio aus Holz auf dem Marktplatz<br />

- Präsentationen und Vorführungen der Thüringer Bergwacht auf dem Marktplatz<br />

- Großer Kletterberg für unsere Kleinen auf dem Marktplatz<br />

- Nordic Walking Schnupperkurs im Park an der Ilm (Treffpunkt 10:00 Uhr<br />

Stadtschloss)


- 13:00 Uhr - 1. Offizieller Weimarbiathlon im Park an der Ilm<br />

- Zapfensteiger – Baumpflegevorführung im Park an der Ilm<br />

- “Die Welt von oben betrachten” - Baumklettern im Park an der Ilm<br />

- Schnitzkünstler bei der Arbeit in der Fußgängerzone Weimars


- Imkerstand in der Fußgängerzone Weimars<br />

- Mobiles Sägewerk in Aktion - Patz der Demokratie<br />

- Herstellung und Stiftung eines Holzpavillons durch die Thüringer Zimmereiinnung<br />

- Holzspen<strong>den</strong>übergabe für <strong>den</strong> Dachstuhl der Anna Amalia Bibliothek<br />

Der Thüringer Minister für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt, Dr. Volker<br />

Sklenar besichtigte zu unserer großen Freude gemeinsam mit dem Vorstand<br />

des Deutschen <strong>Forstverein</strong>s e. V. und Vertretern der Presse im Rahmen eines<br />

gemeinsamen Rundganges sämtliche Aktionen. Er überreichte gemeinsam mit<br />

Dr. Hammer (Präsi<strong>den</strong>t DFV) und Herrn Stolze (Stadtsportbund Weimar) <strong>den</strong><br />

Siegern des Weimarbiathlons ihre Urkun<strong>den</strong>.


Höhepunkt des Tages war die Übergabe des Dachstuhls der Anna-Amalia-<br />

Bibliothek durch Minister Dr. Sklenar an Herrn Seemann, Präsi<strong>den</strong>t der Stiftung<br />

Weimarer Klassik und Kunstsammlungen.<br />

Am 18.09.2005 endete die 62. Jahrestagung des Deutschen <strong>Forstverein</strong>s e. V.<br />

mit einem festlichen Schöpfungsgottesdienst in der Herder-Kirche. Stephan<br />

Katte ließ hierzu mit Orgelbegleitung ein äußerst vielseitiges Repertoire der<br />

Hornmusik erklingen.<br />

<strong>Aus</strong> Sicht des Tagungsteams endete hiermit eine gelungene <strong>Forstverein</strong>stagung,<br />

die genau so verlaufen ist, wie wir es uns vorgestellt haben.<br />

Dieses war nur durch die intensive Unterstützung von THÜRINGENFORST<br />

möglich, wofür wir uns an dieser Stelle bedanken möchten. Besonders hervorheben<br />

möchten wir <strong>den</strong> Einsatz aller Exkursionspaten und -leiter, sowie des<br />

Forstamtes Bad Berka als unkomplizierten und leistungsstarken Partner vor Ort.<br />

Nicht vergessen möchten wir das Engagement der Stu<strong>den</strong>ten der Thüringer<br />

Fachhochschule in Schwarzburg und der Forstreferendare beider Jahrgänge. Unsere<br />

jungen Kollegen gewährten einen reibungslosen Ablauf vor Ort.<br />

Herzlichen Dank an alle,<br />

Ihr Tagungsteam des Deutschen <strong>Forstverein</strong>s e. V.<br />

Dr. Nils Redde


Instruction<br />

für<br />

die Holzhauer in <strong>den</strong> Dominalwaldungen<br />

der Unterherrschaft<br />

des<br />

Fürstenthums Schwarzburg-Sondershausen<br />

Sondershausen, 1854.<br />

Gedruckt in der F.A. Eupel`schen Hofbuchdruckerei


Instruction<br />

Für die Holzhauer in <strong>den</strong> Dominalwaldungen der Unterherrschaft<br />

______________<br />

A Allgemeine Bestimmungen<br />

§. 1.<br />

Zu der Holzhauerarbeit in <strong>den</strong> Dominalwaldungen dürfen nur solche Leute zugelassen wer<strong>den</strong>,<br />

die im Rufe der Unbescholtenheit stehen, als fleißige Arbeiter bekannt sind und dieses durch ein<br />

Leumundschaftsattest ihrer Ortsbehörde nachweisen.<br />

§. 2.<br />

Die Annahme, sowie die Entlassung der Holzhauer, erfolgt durch das Fürstliche Forstamt<br />

auf Vorschlag oder nach Anhörung des Gutachtens der betreffen<strong>den</strong> Revierförster.<br />

§. 3.<br />

Jeder Holzhauer wird durch das Fürstliche Forstamt auf diese Instruction, von welcher<br />

Ihm ein Exemplar auszuhändigen ist, mittels Eides verpflichtet.<br />

§. 4.<br />

Das Dienstverhältniß der Holzhauer ist ein kündbarer Vertrag, der von diesen nur nach Ablauf<br />

eines Wirthschaftsjahres gelöst wer<strong>den</strong> kann, während dem Fürstlichem Forstamte das Recht<br />

zusteht, <strong>den</strong> geschlossenen Vertrag zu jeder Zeit aufzulösen und einen Holzhauer sofort aus der Arbeit<br />

zu entlassen, sobald er ein in dieser Instruction mit der Strafe der Entlassung bedrohtes Vergehen<br />

sich zu Schul<strong>den</strong> kommen läßt.


§. 5.<br />

Die nächsten Vorgesetzten der Holzhauer sind der Vorstand des Fürstlichen Forstamts und<br />

der betreffende Revierförster. Die Holzhauer sind diesen Vorgesetzten Achtung und pünktlichen<br />

Gehorsam schuldig, und unterwerfen sich der Disciplinargewalt derselben dergestalt, daß <strong>den</strong> erwähnten<br />

Vorgesetzten das Recht zusteht, die in dieser Instruction angedrohten Strafen auszusprechen und<br />

in Vollzug zu setzen.<br />

§. 6.<br />

Für die <strong>Aus</strong>übung dieser Disciplinarstrafgewalt gilt die Regel, daß der Revierförster diejenigen<br />

Ordnungswidrigkeiten, bei welchen der Strafsatz höchstens 2 Thlr. beträgt, das Fürstliche<br />

Forstamt aber alle mit einer höheren Strafe zu ahn<strong>den</strong><strong>den</strong> Vergehen zu untersuchen und zu bestrafen<br />

hat.<br />

<strong>Aus</strong>nahmsweise kann jedoch das Forstamt auch die Untersuchung und Bestrafung eines Vergehens<br />

, dessen Strafe die angegebene Grenze nicht übersteigt , vor sich ziehen, wenn solches nach <strong>den</strong><br />

Umstän<strong>den</strong> im dienstlichen Interesse für nothwendig öder räthlich erachten sollte.<br />

§. 7.<br />

Gegen je<strong>den</strong> Strafausspruch findet nur ein einmaliger Recurs statt, und zwar gegen einen solchen<br />

des Revierförsters an das Fürstliche Forstamt und gegen einen des letzteren an das Fürstliche<br />

Ministerium, Finanzabtheilung, welches die oberste Dienstbehörde der Holzhauer bildet. Die<br />

Einlegung des Recurses muß binnen einer Nothfrist von zehn Tagen nach Bekanntmachung des<br />

Strafausspruchs geschehen.<br />

§. 8.<br />

Die von einem Holzhauer verwirkten Geldstrafen wer<strong>den</strong> ohne Weiteres von dem Lohne desselben<br />

gekürzt und ins Lohnbuch eingetragen.


§. 9.<br />

Die eingezogenen Strafgelder wer<strong>den</strong> vom Revierförster unter Beifügung eines Verzeichnisses,<br />

in welchem der Name des Bestraften, das Vergehen und der Betrag der Strafe einzutragen ist, am<br />

1. October des Jahres an das Fürstliche Forstamt mittels Bericht eingereicht. In dem letzteren<br />

sind zugleich diejenigen älteren Holzhauer näher anzugeben, welche sich durch die geleistete Arbeit<br />

und Führung so auszeichnen, daß sie sich einer Belohnung vorzugsweise würdig gemacht haben.<br />

§. 10.<br />

Die verwirkten Strafgelder wer<strong>den</strong>, so lange nicht anders im Interesse der Holzhauer darüber<br />

verfügt wird, nach dem Ermessen des Forstamts an würdige ältere Holzhauer als Prämien verteilt.<br />

§. 11.<br />

Außer <strong>den</strong> Befehlen der im §. 5 bezeichneten Vorgesetzten haben die Holzhauer auch <strong>den</strong><br />

Anweisungen, welche sie durch die Forstgehülfen und Forstaufseher erhalten, Folge zu leisten.<br />

Jeder Ungehorsam wird mit 5 Sgr. bis zu 2 Thlr. geahndet.<br />

§. 12.<br />

Es ist die Pflicht eines Holzhauers, sich einen guten Leumund zu erhalten. Sollte er diesen verlieren<br />

oder durch irgend eine Handlung zu öffentlichen Ärger Anlaß geben, so wird er sofort entlassen.<br />

Eine gleiche Folge tritt ein, wenn ein Holzhauer über die Anordnungen eines Vorgesetzten<br />

oder über eine erlittene Strafe sich auf eine unziemliche Weise äußert, oder überhaupt seine Camera<strong>den</strong><br />

zur Unzufrie<strong>den</strong>heit aufzureizen sucht.<br />

Die Entlassung soll ferner verfügt wer<strong>den</strong>, sobald ein Holzhauer wegen Disciplinar-Vergehen<br />

dreimal in einem Jahre bestraft wor<strong>den</strong> ist oder sich als faul und lässig zeigt. Im letzten Falle ist der<br />

Revierförster berechtigt, auf Kosten des Nach-lässigen andere Holzhauer in dessen Jahn einzulegen.


§. 13.<br />

Die Holzhauer sind gehalten, das Waldareal, sowie das auf <strong>den</strong>selben stockende Waldvermögen,<br />

mit Einschluß der Jagdnutzung, gegen jede Störung oder Beeinträchtigung nach Kräften zu<br />

schützen und auf Alles zu achten, was im Walde vorgeht. Sie müssen daher über alle Arten von<br />

Freveln oder Entwendungen wachen, solche möglichst verhüten und die etwa entdeckten sofort dem<br />

Revierförster zur Anzeige bringen.<br />

§. 14.<br />

Ebenso haben die Holzhauer ihr Augenmerk auf die Grenzen und Marken der Waldung zu<br />

richten, so daß sie über jede wahrgenommene Beeinträchtigung, oder Verdunkelung derselben sofort<br />

dem vorgesetzten Revierförster die nöthige Meldung zu machen haben.<br />

§. 15.<br />

Wird ein Holzhauer überführt, eine Wahrnehmung der vorgedachten Art (§§ 13 und 14) gemacht,<br />

dieselbe aber dem Revierförster verschwiegen zu haben, so wird er mit einer Geldstrafe von 10<br />

Sgr. bis 2 Thlr. belegt.<br />

§. 16.<br />

Läßt ein Holzhauer sich beigehen, ein mit gesetzlicher Strafe bedrohtes Forst- oder Jagdvergehen<br />

zu verüben, so tritt, außer der für ein derartiges Vergehen bestimmten, und nach § 8, b und § 13<br />

des Gesetzes vom 19. April 1850 geschärften Strafe, auch noch sofortige Entlassung ein. Dieselbe<br />

tritt auch dann ein, wenn ein solches Vergehen durch einen Angehörigen eines Holzhauers mit<br />

Theilnahme, Begünstigung oder auch nur mit Vorwissen des Letzteren verübt wor<strong>den</strong> ist.<br />

§. 17.<br />

Bei entstehen<strong>den</strong> Waldbrän<strong>den</strong> sind die Holzhauer verpflichtet, mit dem nöthigen Löschgeräthschaften<br />

– Axt, Hacke, Schaufel und Rechen – nach dem Feuer zu eilen.


§. 18.<br />

Die Holzhauer müssen zu Unterstützung des Forstpersonals und zur Sicherung desselben in<br />

seiner dienstlichen Stellung gegen Gefahr jeder Art zu jeder Zeit, bei Tag und bei Nacht, bereit<br />

sein und einer deshalb an sie gelangen<strong>den</strong> Aufforderung unweigerlich Folge leisten.<br />

Nimmt im Laufe eines Jahres die diesfallige Dienstleistung keinen größeren als einen dreitägigen<br />

Aufwand in Anspruch, so wird eine Entschädigung dafür nicht gewährt.<br />

§. 19.<br />

Dem <strong>Aus</strong>zeichnen, Jahnmachen, Nummerieren, Nutzholzmessen, Abposten und dergleichen<br />

Geschäften müssen die Holzhauer theilweise, oder auf Verlangen insgesammt beiwohnen, ohne<br />

eine Vergütung dafür in Anspruch nehmen zu können.<br />

§. 20.<br />

So lange die Waldarbeit dauert, dürfen die Holzhauer bei Einem Thaler Ordnungsstrafe keine<br />

andere Arbeit ohne Erlaubniß des Revierförsters übernehmen.<br />

§. 21.<br />

Das Handwerkszeug, einschließlich der Sägen, haben die Holzhauer auf eigene Kosten anzuschaffen<br />

und in brauchbarem Stande zu erhalten. Insbesondere hat jeder Holzhauer bei der Arbeit<br />

einen nach Leipziger Maaße vier Fuß langen Stock bei sich zu führen, welcher in 4 Fuß, und bei<br />

einem Fuß in Zolle richtig und deutlich eingetheilt sein muß.<br />

§. 22.<br />

Die Uebertretung von Vorschriften dieser Instruction, für welche keine besondere Strafe angedroht<br />

ist, wird mit einer Ordnungsstrafe von 2 - 10 Sgr. geahndet.<br />

____________________


B. Organisation der Holzhauer<br />

§. 23.<br />

Die für einen Forst angenommenen Holzhauer arbeiten entweder in einer oder mehreren<br />

Parthieen, und diese unter sich wieder in Rotten zu je 2 bis 4 Mann.<br />

Der Wahl der Holzhauer bleibt es überlassen, in welchem von dem eben ange-gebenen Verhältnisse<br />

sie in Rotten zusammentreten wollen. Jeder Rotte wird von <strong>den</strong> Revierförster eine Nummer<br />

zugetheilt und dem von ihm aus ihrer Mitte gewähltem Obmanne ein Hammer behändigt, auf dem<br />

die Nummer befindlich ist.<br />

§. 24.<br />

Ferner soll entweder<br />

1.) die Einrichtung getroffen wer<strong>den</strong>, daß für jede Parthie auf Vorschlag des Revierförsters<br />

vom Fürstlichem Forstamte ein Oberholzhauer und ein Stellvertreter desselben<br />

erwählt wird, dessen Anordnungen und Vorschriften die Holzhauer Folge zu leisten<br />

verpflichtet sind; oder es sollen<br />

2.) anstatt der Oberholzhauer besondere Maltermeister und zwar einer für ein Forstrevier,<br />

vom Fürstlichen Ministerium, Finanzabteilung, angestellt wer<strong>den</strong>.<br />

Dieser letzteren Behörde bleibt es überlassen, für die einzelnen Forste festzustellen, welche von<br />

bei<strong>den</strong> Einrichtungen in <strong>Aus</strong>führung gebracht wer<strong>den</strong> soll.<br />

Die allgemeinen Bestimmungen über das Dienstverhältniß der Holzhauer in §§ 1 – 22 fin<strong>den</strong><br />

auch auf die Oberholzhauer und Maltermeister Anwendung.<br />

§. 25.<br />

Zu Oberholzhauern und Stellvertretern derselben dürfen nur Leute erwählt wer<strong>den</strong>, welche einigermaßen<br />

im Rechnen und Schreiben geschickt, und in dem einem Holzhauer nothwendigen Eigenschaften<br />

und Fertigkeiten so tüchtig sind, daß sie ihren Camera<strong>den</strong> mit einem guten Beispiele in<br />

der Arbeit vorauszugehen vermögen.<br />

Der Stellvertreter vertritt <strong>den</strong> Oberholzhauer im Abwesenheitsfalle des Letzteren, und es dürfen<br />

daher nicht beide zugleich bei der Arbeit fehlen.


§. 26.<br />

Der Oberholzhauer, resp. dessen Stellvertreter, sowie der Obmann führt die Aufsicht über die zu<br />

seiner Parthie, bezüglich Rotte, gehörigen Arbeiter während der Arbeit.<br />

Besonders hat er darauf zu sehen, daß die seiner Parthie, bezüglich Rotte, über-wiesene Holzarbeit<br />

ordnungsgemäß unter die einzelnen Rotten und Theilnehmer vertheilt und verlooset, daß dieselbe<br />

in der vorgeschriebenen Zeit und streng nach <strong>den</strong> vorgeschriebenen Vorschriften verrichtet wird,<br />

und daß kein Holzhauer an einem andern Orte des Forstes Arbeiten vornimmt, als wo er vom<br />

Revierförster angelegt wor<strong>den</strong> ist.<br />

§. 27.<br />

Im Allgemeinen wird hinsichtlich der Zeit, innerhalb welcher die Schläge zu fertigen sind, bestimmt,<br />

daß ¾ derselben bis zum 1. Mai und das letzte ¼ derselben bis Ende Juni vollständig aufgearbeitet<br />

sein muß. In besonderen Fällen wird nachgelassen wer<strong>den</strong>, daß <strong>Aus</strong>jäthiebe auch in <strong>den</strong><br />

Sommermonaten zur <strong>Aus</strong>führung kommen können. Die obige Bestimmung ist für die Zahl der<br />

für ein Revier anzunehmen<strong>den</strong> Holzhauer maßgebend.<br />

§. 28.<br />

Der Oberholzhauer, dem ein Verzeichnis von <strong>den</strong> ihm untergebenen Rotten mit <strong>den</strong> diesen nach<br />

§ 23 ertheilten Nummern zu behändigen ist, ist für die Aufrechterhaltung der Ordnung in einem<br />

Schlage, - der Obmann in seinem Jahne – verantwortlich; namentlich aber hat er darauf zu sehen,<br />

daß keine zu große Anzahl von Feuern ange-macht, daß dieselben nur an unschädlichen Stellen<br />

angelegt und nur mit dürren, nicht zu verwerten<strong>den</strong> Abgangshölzern oder Spänen unterhalten, auch<br />

beim Weggange jedesmal bis auf <strong>den</strong> letzten Funken gelöscht wer<strong>den</strong>. In Verjüngungs- <strong>Aus</strong>jäteund<br />

Durch-forstungshieben dürfen ohne ausdrückliche Erlaubniß des Revierförsters gar keine Feuer<br />

angemacht, sondern es müssen dieselben hier auf Wege oder Gestelle verlegt wer<strong>den</strong>. Bei Wind und<br />

trockener Witterung ist das Anmachen von Feuern möglichst zu vermei<strong>den</strong>, oder es sind dieselben<br />

mit aufgehacktem Bo<strong>den</strong> zu umlegen.


§. 29.<br />

So ein Holzhauer behindert ist, bei der Waldarbeit zu erscheinen, hat er dem Oberholzhauer oder<br />

Obmann Anzeige davon zu machen, so daß der letztere stets im Stande ist, einem auf dem Schlage<br />

eintreffendem Forstbeamten die Zahl der auf <strong>den</strong>selben anwesen<strong>den</strong> Holzhauer anzugeben. Unterläßt<br />

ein Holzhauer eine solche Ansage, so verfällt derselbe in eine Ordnungstrafe von 2 Sgr.<br />

§. 30.<br />

Sollte ein Holzhauer <strong>den</strong> Weisungen und Erinnerungen des Maltermeisters, Ober-holzhauers<br />

oder Obmannes die erforderliche Folgeleistung versagen, so hat der Letztere deshalb Anzeige bei<br />

dem Förster zu machen, welcher nach Maßgabe des näheren Be-fundes <strong>den</strong> Ungehorsamen in eine<br />

Strafe von 2 – 10 Sgr. zu nehmen hat.<br />

§. 31.<br />

Die Holzhauer dürfen die ihnen übertragene Arbeit im Walde nur vom Aufgang bis zum<br />

Untergang der Sonne verrichten.<br />

Der Oberholzhauer oder Obmann gebietet Feierabend. Sobald dies geschehen ist, haben die<br />

Holzhauer <strong>den</strong> Wald zu verlassen.<br />

§. 32.<br />

Von vierzehn zu vierzehn Tagen hat der Oberholzhauer sich die im Laufe derselben, von <strong>den</strong><br />

Holzhauern seiner Parthie verrichteten Arbeit angeben zu lassen, die Richtigkeit dieser Angaben<br />

zu prüfen und hierauf die von dem Revierförster erhaltenen Abschlagszahlungen unter die einzelnen<br />

Holzhauer nach Maßgabe ihres Verdienstes zu vertheilen und in die Lohnbücher derselben einzutragen.<br />

Die Abschlagszahlung darf bis zur Vollendung der Arbeit in <strong>den</strong> einzelnen Schlägen nach<br />

nicht über ¾ Theile des verdienten Lohnes betragen. Sobald ein Schlag abgepostet ist, erhält der<br />

Oberholz-hauer unter Abrechnung der erhaltenen Lohnvorschüsse <strong>den</strong> Betrag des gesammten<br />

Hauerlohnes für <strong>den</strong>selben, worauf er <strong>den</strong> einzelnen Holzhauern ihr desfallsiges Gutha-ben auszahlt,<br />

und vollständige Abrechnung mit jedem Einzelnen hält. Über die richtig erfolgte Abrechnung<br />

rücksichtlich jedes Schlages hat sich der Revierförster Kenntnis zu verschaffen.


§. 33.<br />

Beschwer<strong>den</strong> gegen <strong>den</strong> Oberholzhauer und <strong>den</strong> Obmann hat der Revierförster und wenn sich<br />

die Betheiligten bei dessen Entscheidung nicht beruhigen, das Forstamt zu erledigen.<br />

§. 34.<br />

Als Vergütung für die mit dem Amte eines Oberholzhauers verbun<strong>den</strong>e Mühewal-tung erhält<br />

ein solcher neben dem Verdienste als Holzhauer je nach dem Umfange der ihn obliegen<strong>den</strong> Geschäfte,<br />

jährlich 5 bis 15 Thlr.<br />

Die Obmänner der Rotten haben ihre Obliegenheiten unentgeltlich zu besorgen.<br />

§. 35.<br />

Auf <strong>den</strong> Forstrevieren, für welche nach § 24 unter 2) Maltermeister angenommen wer<strong>den</strong>,<br />

haben diese die Functionen der Oberholzhauer mit <strong>Aus</strong>schluß der im § 32 näher bezeichneten, welche<br />

dann von dem Obmanne ausgeübt wer<strong>den</strong>, zu übernehmen.<br />

§. 36.<br />

Dem Maltermeister liegt hauptsächlich ob, das Feuerholz mit <strong>Aus</strong>schluß der Späne und Wellen<br />

aufzumaltern. Er hat dabei die Bestimmungen der §§. 70 – 80 zu befolgen. Damit das Aufmaltern<br />

des Holzes auch dann nicht gehindert wird, wenn der Bo<strong>den</strong> gefroren ist, hat der Maltermeister<br />

vor Eintritt des Winters die erforderlichen Malterpfähle einzuschlagen.<br />

§. 37.<br />

Beim <strong>Aus</strong>zeichnen des Holzes und dem verloosen der Jähne muß der Maltermeister gegenwärtig<br />

sein. Beim Rücken des Holzes muß er sein besonderes Augenmerk darauf richten, daß von<br />

<strong>den</strong> Holzhauern dasselbe alsbald thunlichst sortirt wird.<br />

Alles seiner Rotte zugehörige Holz hat der Maltermeister in Gegenwart des Obmannes oder<br />

der Mitglieder derselben der Nummernfolge nach aufzunehmen und dem Revierförster behufs der<br />

Ablohnung zu überreichen.


§. 38.<br />

Auf <strong>den</strong> Forsten, auf welchen die Holzernte von so bedeutendem Umfange ist, daß der Maltermeister<br />

die Aufmalterung nicht allein zeitig vollen<strong>den</strong> kann, sind ihm Tagelöhner beizugeben, für<br />

deren Arbeit er verantwortlich ist.<br />

§. 39.<br />

In Zeiten, wo die Holzhauerarbeit ruht, ist der Maltermeister von dem Revierförster zur<br />

Beaufsichtigung der Holzabfuhre, zur Wegebesserung und zur <strong>Aus</strong>übung des Forstschutzes zu<br />

verwen<strong>den</strong>.<br />

§. 40.<br />

Die Maltermeister erhalten einen festen jährlichen Gehalt, dessen nähere Be-stimmung vorbehalten<br />

bleibt. Bei tadelloser Geschäftsführung sollen dieselben, falls ihnen sonst die erforderlichen Eigenschaften<br />

nicht abgehen, bei Besetzung von Forstaufseherstellen vorzugsweise berücksichtigt wer<strong>den</strong>.<br />

____________________<br />

C. Vorschriften für das Fällen und Trennen des Holzes.<br />

§. 41.<br />

Es dürfen nur solche Hölzer gefällt oder gehauen wer<strong>den</strong>, die entweder mit dem Waldhammer<br />

oder sonst <strong>den</strong> Holzhauern zum Abhiebe bezeichnet wor<strong>den</strong> sind.<br />

In der Regel sollen alle zum Einschlag bestimmten Bäume mit dem Revierhammer bezeichnet<br />

wer<strong>den</strong>, während bei <strong>den</strong> ersten Durchforstungen bis zum 30. Jahre die zu nutzen<strong>den</strong> Stämmchen<br />

nicht einzeln gezeichnet, sondern die Holzhauer von dem Revierförster an Ort und Stelle unterwiesen<br />

wer<strong>den</strong>, welches Holz zur Fällung kommen soll. Stangenhölzer sind mit einem Baumreißer<br />

anzureißen.<br />

Treten während der Hauungsausführung Ernten durch zufällige Ereignisse an solchen Holze<br />

ein, was zum Ueberhalten bestimmt ist, so ist deshalb ohne Zeitverlust dem Revierförster Anzeige zu<br />

erstatten und bis zur erfolgten Entscheidung desselben in der nächsten Umgebung des zufällig geernteten<br />

Holzes der Schlag nicht fortzusetzen.<br />

Jede Zuwiderhandlung zieht, falls der angerichtete Scha<strong>den</strong> <strong>den</strong> Betrag von 2 Thlr. nicht<br />

übersteigt, eine Strafe von 2 Sgr. bis zu 2 Thlr., bei größeren Scha<strong>den</strong> aber eine höhere Strafe bis<br />

zu 5 Thlr. nach sich.


§. 42.<br />

Alle zu Nutzholz untauglichen, nicht unter zwanzig Zoll starken Stämme müssen ohne <strong>Aus</strong>nahme<br />

3 ½ Fuß hoch über der Erde umgeschnitten wer<strong>den</strong> und das sogenann-te Einkimmen dabei ist<br />

nur insoweit gestattet, daß die Einkimme lediglich auf der dem Schnitte entgegengesetzten Seite gemacht<br />

und nicht über einen Viertheil der Baum-stärke betragen darf. Die Bäume von geringerer<br />

Stärke wer<strong>den</strong> entweder ganz tief, und zwar so knapp als möglich am Bo<strong>den</strong>, abgehauen oder höchstens<br />

6 Zoll hoch über der Erde abgesägt.<br />

An Bergwän<strong>den</strong> wird die Schnitthöhe von der Seite, also nicht von der unteren oder oberen<br />

Bergseite gemessen.<br />

Die zu Nutzholz tauglichen Stämme müssen in der Regel nach <strong>den</strong> so eben gegebenen Bestimmungen<br />

ganz tief abgehauen oder abgesägt wer<strong>den</strong>. Auch sind solche auf besondere Anweisung<br />

auszugraben. Bei <strong>den</strong> Bäumen über 20 Zoll Stammdurchmesser soll es jedoch nachgelassen sein,<br />

daß dieselben ebenfalls 3 ½ Fuß hoch über der Erde abgeschnitten wer<strong>den</strong> können, sobald der Revierförster<br />

specielle Anweisung im einzelnen Falle ertheilt hat und wenn beim Einkimmen, statt <strong>den</strong><br />

Hieb von oben zu führen, zuerst eingeschnitten und derselbe dann von unten geführt wird.<br />

Jede Nichtbeachtung dieser Vorschriften zieht eine Strafe von 5 bis 15 Sgr. nach sich. Etwaige<br />

<strong>Aus</strong>re<strong>den</strong> wegen kranken und anbrüchigen <strong>Aus</strong>sehens des Baumes schützen nicht gegen Bestrafung.<br />

§. 43.<br />

Sobald ein Kältegrad eintritt, bei welchem die Jungwüchse brüchig wer<strong>den</strong>, müssen sofort alle<br />

Fällungen in <strong>den</strong> Verjüngungshieben aufhören.<br />

§. 44.<br />

Das Abräumen des Unterwuchses in <strong>den</strong> Verjüngungshieben, sowie der Kernreiser in <strong>den</strong><br />

Mittelwaldschlägen zur bequemeren Fällung der Bäume ist streng untersagt.<br />

Es müssen daher junge Hölzer, welche bisweilen dicht an <strong>den</strong> gefällt wer<strong>den</strong><strong>den</strong> Stämmen stehen,<br />

durch Pflöcke oder Anbin<strong>den</strong> an andere Stämme zurückgehalten, und nach bewirkter Fällung des<br />

Stammes wieder aufgerichtet wer<strong>den</strong>.


§. 45.<br />

Bei der Fällung ist besonders darauf zu sehen, daß sie nicht allein unter mög-lichster Schonung<br />

des stehen<strong>den</strong> Holzes und des Unterwuchses, sondern auch unter Erhaltung der gefällt wer<strong>den</strong><strong>den</strong><br />

Stämme geschieht.<br />

Dieselbe darf daher an Bergwän<strong>den</strong> nur bergauf oder dem Berge entlang statt-fin<strong>den</strong>. Ebenso<br />

ist zu vermei<strong>den</strong>, daß die zu fällen<strong>den</strong> Stämme über Hohlwege und Schluchten, über herumliegendes<br />

Holz und Stöcke, oder über Felsen u.s.w. stürzen.<br />

In <strong>den</strong> Fällen, wo zur Erhaltung des Bei- oder Unterwuchses von dieser Bestim-mung abgewichen<br />

wer<strong>den</strong> soll, ist dazu die Genehmigung des Revierförsters einzuholen.<br />

§. 46.<br />

Nach dem Fällen müssen die geworfenen Stämme sofort ausgeästet und der durch die Aeste bedeckt<br />

gewesene Unterwuchs wieder aufgerichtet wer<strong>den</strong>.<br />

Ist aller Vorsicht beim Fällen ungeachtet Unterwuchs so beschädigt und zersplittert wor<strong>den</strong>, daß<br />

keine Erholung desselben zu erwarten ist, so muß nach vorausgegangener Ansicht und Bestimmung<br />

des Revierförsters derselbe an der Erde (§ 47) abgehauen wer<strong>den</strong>.<br />

§. 47.<br />

In Mittel- und Niederwaldungen muß das Unterholz mit vorzüglich scharfen Beilen oder<br />

Aexten, soviel möglich unmittelbar über dem Wurzelknoten so abgehauen wer<strong>den</strong>, daß der Abhieb<br />

auf dem Stocke eine schiefe und glatte Fläche bildet. Einreißen der Stockrinde, Splittern oder<br />

Spalten des Stocks sind daher und am besten zu vermei<strong>den</strong>, daß der Hieb möglichst von unten erfolgt.<br />

Deshalb dürfen auch die Reiser und Stangen – Durchforstungshiebe ausgenommen – nicht<br />

nach dem Einkerben umgebrochen oder zur Erleichterung des Abhiebs umgebogen wer<strong>den</strong>.<br />

§. 48.<br />

In <strong>den</strong> Mittelwaldschlägen müssen beim <strong>Aus</strong>hiebe des Unterholzes alle Laß- und Kernreiser<br />

geschont und so lange stehen gelassen wer<strong>den</strong>, als die Wegnahme einzelner nicht von dem Revierbeamten<br />

angeordnet wurde.<br />

Contraventionen gegen die hier und in §§ 43, 44, 45, 46 und 47 gegebenen Vorschriften wer<strong>den</strong><br />

nach Maßgabe des angerichteten Scha<strong>den</strong>s mit 1 – 15 Sgr. geahndet.<br />

§. 49.<br />

Die gefällten Stämme, namentlich in Verjüngungshieben, müssen ohne Zeitverlust nach der<br />

Fällung aufgeschnitten und aufgespalten wer<strong>den</strong>.


§. 50.<br />

Die Aeste müssen nach Maßgabe ihrer Stärke am Schafte entweder glatt abgeschnitten oder<br />

abgehauen wer<strong>den</strong> und vollständig mit der Stammfläche eingeebnet wer<strong>den</strong>, so daß nicht etwa durch<br />

Aststummel beim Aufmaltern hohle Zwischenräume entstehen.<br />

§. 51.<br />

Alle nicht unter 3 Zoll starken Spitzen-, Ast- oder Durchforstungshölzer müssen mittelst der<br />

Säge in die vorgeschriebene Länge geschnitten und dürfen nicht mit der Axt durchschrotet wer<strong>den</strong>.<br />

§. 52.<br />

Sollten Fuß- oder Fahrwege beim Hauen verfällt wer<strong>den</strong>, so ist die Passage sofort wieder<br />

herzustellen. Contraventionen gegen die in §§ 49 bis 52 gegebenen Vorschriften wer<strong>den</strong> nach Maßgabe<br />

ihrer Bedeutung mit 1 – 5 Sgr. bestraft.<br />

§. 53.<br />

Die bei Gewinnung der Stämme und Erdklötze (§ 70) entstan<strong>den</strong>en sogenannten Stocklöcher<br />

sind nach beendigten <strong>Aus</strong>spalten bei Vermeidung einer Strafe von 5 Sgr. für je<strong>den</strong> Fall sofort<br />

wieder zu ebenen.<br />

§. 54.<br />

Das <strong>Aus</strong>spalten alter Stämme ist in Districten, die verjüngt sind, durchaus nicht mehr gestattet,<br />

insofern nicht ausnahmsweise eine besondere ausdrückliche Anordnung hierzu gegeben wird.


§. 55.<br />

Zum <strong>Aus</strong>spalten der Stämme erhält jeder Holzhauer in der Hainleite jährlich zwei<br />

Druckbäume, die jedoch nicht willkürlich, sondern nur auf specielle Anweisung des Försters gefällt<br />

wer<strong>den</strong> dürfen. Die Druckbäume wer<strong>den</strong> mit dem Waldhammer sichtbar bezeichnet, von einem<br />

Schlage nach dem andern durch <strong>den</strong> Holzhauer unentgeltlich transportirt und nach Beendigung<br />

der Holzarbeit im Wirthschaftsjahre dem Holzhauer unter der Bedingung alsdann überlassen, daß<br />

er, insofern er mehr als 2 Druckbäume jährlich brauchen sollte, <strong>den</strong> Mehrbedarf nach der Taxe bezahlen<br />

muß.<br />

Das eigenmächtige Abhauen eines Druckbaumes wird, wie die Fällung eines nicht mit dem<br />

Waldhammer bezeichnet gewesenen Baumes, angesehen und bestraft. (§41.)<br />

§. 56.<br />

Soweit sich die gefällten Bäume mit <strong>Aus</strong>schluß der Buchen zu Werk- Bau und Nutzholz<br />

eignen, wer<strong>den</strong> sie in ganzen Stücken so lang, als sie zu dieser Verwendung tauglich sind, ausgehalten.<br />

In zweifelhaften Fällen ist die Bestimmung des Revierförsters vor der Ablängung einzuholen.<br />

In Contraventionsfalle hat der Holzhauer <strong>den</strong> der Kasse zugefügten Scha<strong>den</strong> zu ersetzen.<br />

§. 57.<br />

Die Nutzstücke müssen des bequemeren und sicheren Messens wegen, sowie zur Ueberzeugung,<br />

daß das Stück gesund ist, an bei<strong>den</strong> Stirnseiten frei und sichtbar sein. Ebenso müssen die an einem<br />

solchen Stücke etwa vorkommen<strong>den</strong>, überwachsenen Aeste aufgehauen wer<strong>den</strong>. Contraventionen<br />

wer<strong>den</strong> mit 1 – 5 Sgr. bestraft.<br />

§. 58.<br />

Das <strong>Aus</strong>halten von Roth- und Weißbuchennutzstücken, sowie von geringen Nutz-hölzern, wie<br />

Hor<strong>den</strong>stangen, Lissen, Reifen, Rüstbäumen u.s.w. und gespaltenen Nutzhölzern geschieht nur<br />

auf besondere Anweisung des Revier-försters.


§. 59.<br />

Die zu Feuerholz bestimmten Schäfte wer<strong>den</strong> in 4 Fuß lange Schrote zerschnitten, wobei jedes<br />

Einkimmen streng untersagt ist. Bei <strong>den</strong> Stamm-schroten erfolgt die Messung derselben von der<br />

halben Hiebsfläche an, sobald dieselben von solchen Bäumen herrühren, die nach § 42 abgehauen<br />

wer<strong>den</strong> durften. Für je<strong>den</strong> Zoll einer von dieser Dimension abweichen<strong>den</strong> Schnittlänge wird ½<br />

Sgr. Strafe erlegt. Die von <strong>den</strong> Bäumen, welche 3 ½ Fuß hoch über der Erde abgeschnitten wor<strong>den</strong><br />

sind, herrühren<strong>den</strong> Stücke sind so auszuspalten, daß die vorschriftsmäßige Scheitlänge von 4 Fuß<br />

möglichst erlangt wird.<br />

§. 60.<br />

Beim Aufspalten der Schrote haben sich die Holzhauer streng nach der hierüber bestehen<strong>den</strong><br />

Vorschrift – Holztaxe für die Unterherrschaft von 1841 und § 70 d. Instr. zu richten, nach welchen<br />

kein Scheit über 10 Zoll auf der Rückenseite haben darf. Für jedes über 10 Zoll starke Scheit wird<br />

½ Sgr. Strafe erlegt und ist der betheiligte Holzhauer außerdem noch verpflichtet, die versäumte<br />

Zerkleinerung desselben nachzu-holen. Ebenso müssen alle über 6 Zoll starken Stücke, welche spaltbar<br />

sind, gespalten wer<strong>den</strong>. Für je<strong>den</strong> in ein Malter von der genannten Stärke eingelegten Reitel<br />

wird ½ Sgr. Strafe erhoben.<br />

§. 61.<br />

Wird es mit Axt und Keil nicht möglich, einzelne Schrote in so kleine Theile zu zer-legen, wie<br />

eben in § 60 bestimmt, so muß dies mittels Sprengens durch Pulver wenigstens so weit geschehen, daß<br />

zwei Mann vermögend sind, ein solches Stück auf <strong>den</strong> Wagen zu heben. In schwierigen Fällen<br />

sollen die Holzhauer dafür besonders entschädigt wer<strong>den</strong>.<br />

§. 62.<br />

Alles unter 3 Zoll starke Astholz und Reisig wird in Wellen aufgebun<strong>den</strong>, welche eine Länge<br />

von 5 Fuß und eine Stärke von 1 Fuß im Bunde haben müssen. Jede Welle muß fest in eine<br />

Starke Wiede gebun<strong>den</strong> sein. Zu <strong>den</strong> letzteren wer<strong>den</strong> in der Regel weiche Holzarten verwendet.<br />

Die Gewinnung derselben erfolgt auf besondere Anweisung des Revierförsters. Das eigen-mächtige<br />

Schei<strong>den</strong> von Wie<strong>den</strong> wird nach Maßgabe des etwa dadurch verur-sachten Scha<strong>den</strong>s mit 2 Sgr. bis<br />

2 Thlr. pro Schock bestraft.<br />

§. 63.


Die in die Wellen kommen<strong>den</strong> stärkeren Äste müssen bei Vermeidung einer Strafe von 1 – 5<br />

Sgr. mittelst der Axt, des Beiles oder der Handsäge vorschriftsmäßig abge-längt wer<strong>den</strong>. Nur<br />

solche Äste können gebrochen wer<strong>den</strong>, die die Stärke eines Zolles nicht erreichen.<br />

In die in der Mitte eines halben, beziehungsweise viertel Schockes liegende Welle ist ein Reitel<br />

einzubin<strong>den</strong>, welcher um einen halben Fuß aus dem Sturzende hervorragt und auf der oberen Seite<br />

mit einer Platte zum Auftragen der Nummer versehen ist.<br />

§. 64.<br />

Das aufgespaltene Holz muß bis zum Rücken desselben an unschädlichen und so-weit möglich<br />

nicht mit Unterholz versehenen Stellen und jedesmal auf Unterlager auf-geschränkt wer<strong>den</strong>. Contraventionen<br />

wer<strong>den</strong> mit 5 – 10 Sgr. bestraft.<br />

_________________<br />

D Vom Rücken des Holzes<br />

§. 65.<br />

Das Rücken der Hölzer erfolgt auf Anordnung des Revierförsters entweder durch Tragen<br />

oder durch Fahren mittelst eines Holzschlittens oder Schiebekarrens, stets unter möglichster Schonung<br />

des Unterwuchses.<br />

§. 66.<br />

Das Rollen oder Stürzen der Schrote und Scheite, sowie das Schleifen der Wellen ist streng<br />

untersagt und darf nur in besonderen Fällen auf specielle Anweisung des Revierförsters erfolgen.<br />

Ein Entgegenhandeln gegen diese Bestimmungen wird nach Maßgabe des angerichteten Scha<strong>den</strong>s<br />

mit ½ Sgr. bis 5 Sgr. für jedes Schrot, Scheit oder Bund bestraft.


§. 67.<br />

Beim Rücken ist gehörig Bedacht auf das Sortiren der Feuerhölzer zu nehmen, so daß die zu<br />

einem Sortimente gehörigen Stücke auf besondere Haufen und ebenfalls auf Unterlager aufgeschränkt<br />

wer<strong>den</strong>. Gleiches gilt auch von <strong>den</strong> geringeren Nutz- und Werthölzern.<br />

§. 68.<br />

Alles Holz wird an die, dem Schlage zunächst liegen<strong>den</strong> Gestelle, oder solche vertre-tende Wege,<br />

oder Waldsäume und Leh<strong>den</strong> gerückt. Wo infolge besonderer örtlicher Verhältnisse außer <strong>den</strong><br />

Gestellen noch Holzabfuhrwege zu verwilligen sind, hat die Anweisung derselben durch <strong>den</strong> Vorstand<br />

des Forstamtes zu erfolgen.<br />

§. 69.<br />

Ueber die Grenzen seines Jahnes hinaus darf kein Holzhauer ohne besondere Erlaubniß des<br />

Revierförsters Holz rücken.<br />

Die erforderlichen Malterpfähle und Streben hat derselbe zu fertigen und an die Anrückungsplätze<br />

zu schaffen. Die Hölzer wer<strong>den</strong> mit der nach § 23 der Rotte ertheilten Nummer so bezeichnet,<br />

daß die an <strong>den</strong> äußeren Grenzen des Haufens liegen<strong>den</strong> Holzstücke und Wellen solche eingeschlagen<br />

erhalten.<br />

Da, wo dem Holzhauer die Aufmalterung übertragen wird, ist in jedem Malter dem von<br />

oben herab in der dritten Reihe rechts am Malterpfahle liegen<strong>den</strong> Scheite die Nummer zu geben.<br />

In <strong>den</strong> Wellhaufen erhält solche der hervorragende Reitel - § 63. – Contraventionen gegen<br />

diese Bestimmung wie gegen die der bei<strong>den</strong> vorhergehen<strong>den</strong> Paragraphen wer<strong>den</strong> mit einer Strafe<br />

von 5 – 10 Sgr. belegt und es muß das Holz auf Verlangen außerdem an einen andern Platz geschafft<br />

wer<strong>den</strong>.


_________________<br />

E Vom Sortiren und Aufmaltern<br />

§. 70.<br />

Das Feuerholz wird nach Maßgabe seiner Beschaffenheit<br />

1) in Scheitholz<br />

2) „ Mittelholz<br />

3) „ Reitel<br />

4) „ Stämme<br />

5) „ Erdklötze<br />

6) „ Späne und<br />

7) „ Wellholz<br />

aufgesetzt und aufgeschockt.<br />

Zu Scheitholz kommen alle spaltigen, 6 bis 10 Zoll auf der Rin<strong>den</strong>seite starken und gesun<strong>den</strong>,<br />

oder doch nur mit einem geringen Grade der Rothfäule befallenen und nicht auffällig ästigen Scheite.<br />

In Mittelholz die zwar spaltigen, aber mehr ästigen und mit der Rothfäule über die Kernlage<br />

hinaus befallenen 6 – 10 Zoll starken Scheite. Auf beide Sortimente wer<strong>den</strong>, wenn möglich,<br />

zwei Reihen 3 – 6 Zoll starke Reitel zur <strong>Aus</strong>gleichung des Maßes gelegt.<br />

Zu Reitelholz wer<strong>den</strong> alle übrigen 3 – 6 Zoll starken Schaft- und Ast-, sowie unspaltige<br />

oder mit einem geringen Grade der Weißfäule befallenen Hölzer aufgesetzt.<br />

Zu Stämmen wer<strong>den</strong> diejenigen Hölzer gemaltert, welche aus <strong>den</strong> Baumstrumpfen und <strong>den</strong><br />

im Bo<strong>den</strong> zurückgebliebenen Baumtheilen entweder ausgespalten oder ausge-graben wer<strong>den</strong>. Die<br />

gesun<strong>den</strong> wer<strong>den</strong> ebenso, wie die schadhaften und angefaulten Hölzer, besonders aufgemaltert.<br />

Zu Erdklotzmaltern wer<strong>den</strong> die in <strong>den</strong> älteren Hauungen oder von Bruchhölzen unbenutzt<br />

gebliebenen Stämme verwendet. Ebenso sind die in <strong>den</strong> Mittel- und Nieder-waldschlägen auf besondere<br />

Anweisung des Revierförsters gewonnenen abgestorbenen <strong>Aus</strong>schlagstöcke als Erdklotzmalter<br />

aufzusetzen.<br />

Die Spänemalter wer<strong>den</strong> aus <strong>den</strong> beim Fällen der Bäume gewonnenen kleinen Holzstükken,<br />

die jedoch nicht über zwei Fuß lang und über drei Zoll stark sein dürfen, aufgesetzt. Diese<br />

Malter müssen zur Hälfte wenigstens aus Lesespänen bestehen.<br />

Die Wellen wer<strong>den</strong> von <strong>den</strong> nicht über drei Zoll starken Astholze und Baum- oder <strong>Aus</strong>schlagreisige<br />

ausgebun<strong>den</strong> (§ 62) und in halbe Schocke, und wenn ein solches nicht mehr voll wer<strong>den</strong><br />

sollte, in ¼ Schocke aufgesetzt.<br />

Das Einlegen von Reiteln, die nicht eingebun<strong>den</strong> sind, ist unstatthaft.


Das Reisig von Roth- und Hainbuchen und Ahornen wird allein und unter sich gemischt,<br />

als buchene Wellen aufgebun<strong>den</strong>, während das Reisig von Eichen Eschen, Ulmen, Elsbeeren, Lin<strong>den</strong>,<br />

Aspen u.s.w. ebenfalls rein oder gemischt, als eichene Wellen, aufgewellt und aufgesetzt wird.<br />

Baum und <strong>Aus</strong>schlagreisig darf nicht untereinander gemischt oder gelegt wer<strong>den</strong>. Von dem<br />

Unterholze müssen die Dornen für sich aufgewellt und aufgesetzt wer<strong>den</strong>, während das <strong>Aus</strong>schlagreisig<br />

aller anderen Holzarten gemischt aufgearbeitet wird.<br />

§. 71.<br />

Die Malter müssen entweder von einerlei Holzart oder im Gemisch nur mit solchen Holzarten<br />

aufgesetzt wer<strong>den</strong>, die im Preise gleichstehen. Bezüglich hierauf hat das Ahornfeuerholz mit <strong>den</strong><br />

Roth- und Weißbuchenholze <strong>den</strong> gleichen Taxpreis.<br />

Das Elsbeeren-, Eschen-, und Ulmenholz wird aber so berechnet, daß von diesem das Scheitholz<br />

dem Buchenmittelholze, das Mittelholz dem Buchen-reitelholze und das Reitelholz endlich dem<br />

Eichenmittelholze gleich erachtet wird.<br />

Alle übrigen Holzsorten haben aber, insofern dies in der Holztaxe von 1840 nicht ausdrücklich<br />

anders bestimmt wor<strong>den</strong> ist, mit dem Eichenholz einen gleichen Taxwerth.<br />

Contraventionen gegen diese und im vorigen Paragraph gegebenen Vorschriften wer<strong>den</strong> mit 2 –<br />

10 Sgr. Strafe, je nach dem Umfange des Vergehens, geahndet.<br />

§. 72.<br />

Die im § 70 unter 1 bis 6 aufgeführten Feuerhölzer wer<strong>den</strong> in einzelne Malter aufgesetzt, wovon<br />

mehrere eines Sortiments an einer Reihe zur Ersparung des Raumes liegen können. Jedes Malter<br />

muß 4 Fuß 2 Zoll hoch, 4 Fuß weit und 4 Fuß lang sein. Ein solches erhält zwei 4 oder 5 Fuß<br />

lange Staken, welche in die Erde eingetrieben wer<strong>den</strong>. Bei Stämmen ist es nachgelassen, 4 und bei<br />

Spänen 6 Staken an jedes Malter zu schlagen. Die einzelnen Malter, oder die bei<strong>den</strong> äußern eines<br />

Malterstoßes wer<strong>den</strong> mit Streben versehen, welche in die Staken eingekimmt wer<strong>den</strong>.


§. 73.<br />

Es ist nachgelassen, 4 oder 5 Fuß lange Staken zu verwen<strong>den</strong>. Letztere müssen auf solchen<br />

Schlägen und dann in Anwendung gebracht wer<strong>den</strong>, wo dieselben aus zum Abhiebe disponirten<br />

Stangen oder aus hierzu tauglichen Aesten gefertigt wer<strong>den</strong> können. Keineswegs sind dazu besondere<br />

Schrote bei Vermeidung der in § 59 angedrohten Strafe zu schnei<strong>den</strong>.<br />

Die 4 Fuß langen Staken wer<strong>den</strong> entweder von Stangen und Aesten, wie die 5 fußigen, ausgehalten,<br />

oder sie können auch in Ermangelung solcher aus Schroten gespalten wer<strong>den</strong>. In diesem<br />

Falle muß jedoch zur deutlichen Unterscheidung eines je<strong>den</strong> einzelnen Malters, ein 2 bis 2 ½ Fuß<br />

langes Stückchen Holz auf <strong>den</strong> Malter-pfahl zweier an einander liegender Malter aufgesetzt wer<strong>den</strong>.<br />

§. 74.<br />

Die Malterhölzer müssen thunlichst auf solchen Plätzen aufgesetzt wer<strong>den</strong>, wo sich kein Unterwuchs<br />

befindet, und die möglichst eben sind.<br />

Das Holz darf dem Empfänger weder zum Nachtheil, noch zum Vortheil aufgemal-tert wer<strong>den</strong>.<br />

Unvermeidliche, drei Zoll und darüber im Durchmesser betragende hohle Räume sind mit kleineren<br />

Holstücken aufzufüllen.<br />

Kein Teil des Malters darf niedriger gemacht, sondern das Holz muß so gelegt wer<strong>den</strong>, daß<br />

das Malter von allen Seiten die gleiche Höhe hat. Die Wände, sowie die Stirnflächen desselben<br />

müssen senkrecht sein.<br />

Nur am Ende des Jahns und bei Windbrüchen ist es nachgelassen, ½ oder ¼ Malterstöße aufzusetzen,<br />

da es als Regel gilt, soviel als möglich nur ganze Malter zu legen.<br />

§. 75.<br />

Das Aufmaltern muß so erfolgen, daß das Holz wo möglich mit der Stirnseite nach dem Abfuhrwege<br />

liegt und dürfen die Malterstöße nicht so nahe an einander gerückt wer<strong>den</strong>, daß hierdurch<br />

das Schlagen der einzelnen Scheite mit dem Revierhammer besonders erschwert oder unmöglich wird.<br />

§. 76.<br />

Die untersten Scheitlängen dürfen nicht mit der Rin<strong>den</strong>seite auf <strong>den</strong> Bo<strong>den</strong> gelegt wer<strong>den</strong>.<br />

Knoten und starke Aststellen sind nach der Außenseite des Malters zu richten.


§. 77.<br />

Erfolgt die Aufmalterung bei Schnee, so ist derselbe zuvörderst wegzukehren oder vermittelst hölzerner<br />

Schaufeln wegzubringen.<br />

Wege dürfen durch Malter- oder Wellhaufen nicht versperrt wer<strong>den</strong>. Unmittelbar an nahstehende<br />

Bäume, oder auf hervorspringende Tagwurzeln darf kein Holz gemaltert wer<strong>den</strong>.<br />

§. 78.<br />

Die Keilholzmalter, welche <strong>den</strong> Holzhauern unentgeltlich zur Fertigung der nothwendigen<br />

Keile überwiesen wer<strong>den</strong>, müssen, damit diese Malter dem beabsichtigten Zwecke entsprechen, aus<br />

Stammholzstücken von Bäumen nicht über 24 Zoll Stärke aufgesetzt, der besseren Verwendung<br />

wegen jedes Scheit zu 5 Fuß Länge ausgehalten, in der Mitte aber bis nahe auf <strong>den</strong> Kern von der<br />

Rinde herein eingeschnitten wer<strong>den</strong>.<br />

§. 79.<br />

In keinem Falle darf einem Holzhauer mehr als 24 Kubikfuß jährlich zu Keilen verabreicht<br />

wer<strong>den</strong>. Anspruch auf dieses Maximum haben nur die in <strong>den</strong> Hainleiter Forsten und dem<br />

Stockhäuser Reviere vollständig beschäftigten Holzhauer. Auf <strong>den</strong> Landforsten bleibt es dem Ermessen<br />

des Forstamtes anheim gestellt, <strong>den</strong> Holzhauern nach Verhältniß des Erntequantums Keilholz<br />

zu überlassen.<br />

§. 80.<br />

Nach der Aufmalterung und vor der Abpostung ist der Schlag gehörig zu reinigen, d.h. alle<br />

Späne müssen gelesen und das Genist in Wellchen aufgebun<strong>den</strong> sein. Uebrig gebliebene einzelne<br />

Scheite und Wellen sind zur Feuerung während der Abgabe des Schlages zu verwen<strong>den</strong>, und dürfen<br />

keinesfalls von <strong>den</strong> Holzhauern mit nach Hause genommen wer<strong>den</strong>, sowie überhaupt alles Mitnehmen<br />

von Holz, auch von <strong>den</strong> Angehörigen der Holzhauer, aus einem Schlage verboten ist.<br />

Zuwiderhandlungen wer<strong>den</strong> der zuständigen Gerichtsbehörde zur Bestrafung angezeigt und es tritt<br />

außerdem noch für <strong>den</strong> Holzhauer Entlassung ein. Von <strong>den</strong> Spänen kann ein Holzhauer jährlich<br />

vier Malter für <strong>den</strong> Taxpreis beanspruchen, während einem solchen ein Schock Genist-wellchen<br />

unentgeltlich überlassen wer<strong>den</strong> soll, wenn überhaupt die Ernte diese Abgabe gestattet. Kein Holzhauer<br />

darf von dem empfangenen Holze an eine dritte Person etwas ablassen, bei Vermeidung sofortiger<br />

Entlassung außer der für ein derartiges Vergehen bestimmten gesetzlichen Strafe.<br />

_________________


F. Holzhauerlöhne<br />

§. 81.<br />

Die Holzhauerlöhne für Scheit-, Mittel-, und Reitelholz betragen,<br />

1) wenn Maltermeister angenommen sind im Durchschnitt<br />

pro Malter eichenes Scheitholz 7 Sgr. - Pf.<br />

„ „ „ Mittelholz 6 „ 8 „<br />

pro Malter eichene Reitel 6 „ 4 „<br />

pro Malter buchenes Scheitholz 6 Sgr. 8 Pf.<br />

„ „ „ Mittelholz 6 „ 4 „<br />

pro Malter buchene Reitel 6 „ - „<br />

§. 82.<br />

In dem im vorigen Paragraph unter 1 genannten Falle wird ein Malter buchene oder eichene<br />

Stämme mit 12 Sgr. 2 Pf. und eins dergleichen alte Stämme mit 7 Sgr. 8 Pf. ausgelohnt, während<br />

im zweiten Falle für das erstere Sortiment 12 Sgr. 6 Pf. und für das zweite 8 Sgr. pro Malter<br />

gezahlt wer<strong>den</strong>.<br />

Gegrabene Stämme wer<strong>den</strong> nach Maßgabe der Schwierigkeit der Arbeit um 50 bis 100<br />

Prozent höher als jene verlohnt.<br />

§. 83.<br />

Das Schock Baumwellen wird mit 6½ Sgr., das Schock Unterholzwellen je nach der<br />

Schwierigkeit der Arbeit mit 6½ bis 8½ Sgr. ausgelohnt. Scheidelwellen wer<strong>den</strong> mit 11 1/6 Sgr.<br />

pro Schock bezahlt.


§. 84.<br />

Hinsichtlich der Hauerlöhne für die Nutzhölzer von Laubhölzern wird bestimmt:<br />

Für je<strong>den</strong> in Rechnung gestellten Kubikfuß Nutzholz erhalten die Holzhauer<br />

3 Pf. Hauerlohn<br />

Bei Nutzhölzern die nach Schocken verkauft wer<strong>den</strong>, wird der Hauerlohn auch nach Schokken<br />

berechnet. Es wird hierbei angenommen, daß der Kubikfuß von solchen Hölzern, die über 3<br />

Fuß stark sind , mit 3 Pf. und der von solchen unter der eben genannten Dimension mit 4 Pf. bezahlt<br />

wird. Sollte jedoch solches geringeres Nutzholz nur unter besonderen Schwierigkeiten geerntet<br />

wer<strong>den</strong> können, dann steht dem fürstlichen Forstamte die Befugniß zu, unter Heraussetzung der<br />

Gründe das bestimmte Lohn von 3 oder 4 Pf. pro Kubikfuß entsprechend zu erhöhen. Für ein<br />

Malter Nutz-holz wird 8 Sgr. Hauerlohn ohne Unterscheidung, ob das Aufmaltern durch <strong>den</strong><br />

Holzhauer bewirkt wurde, oder nicht, gezahlt.<br />

Müssen von <strong>den</strong> als Bau- und Nutzholz ausgehaltenen Sortimenten einige als Feuerhölzer<br />

nachträglich eingelegt wer<strong>den</strong>, So sind die Hauerlöhne nur nach <strong>den</strong> für die letzteren festgestellten<br />

Sätzen auszuzahlen.<br />

§. 85.<br />

Wenn die Getreidepreise während der Dauer der Arbeitszeit in einem Jahre sich so hoch erhalten<br />

, daß der hiesige Scheffel Roggen durchschnittlich 2 Thlr. und mehr kostet, so haben die<br />

Holzhauer eine angemessene Lohnerhöhung zu erwarten.<br />

§. 86.<br />

Von dem zu Keilholz und Druckbäumen abgegebenen Holze wird kein Hauerlohn gezahlt.<br />

§. 87.<br />

Für jedes Malter und Schock Wellen von <strong>den</strong> in §§. 81, 82, 83 und 84 erwähnten Sortimenten<br />

wird 2 Sgr. Rückerlohn verabreicht, sofern die Hölzer nach desfalliger Anordnung gerückt<br />

wer<strong>den</strong> müssen.<br />

Bei außergewöhnlichen Schwierigkeiten, wie sie besonders in einzelnen Wirthschaftsfiguren des<br />

Jechaer- und Hachelbicher Forstes vorkommen, soll das Rückerlohn angemessen und selbst bis auf<br />

das Doppelte erhöhet wer<strong>den</strong>.


§. 88.<br />

Für ein Malter Späne wer<strong>den</strong> als Aufsetzer- und Rückerlohn 5 Sgr. gezahlt.<br />

Sondershausen, <strong>den</strong> 14. August 1854<br />

Fürstl. Schwarzb. Ministerium<br />

F. Schönemann


Mitglieder<br />

des<br />

Thüringer<br />

<strong>Forstverein</strong>s e. V.<br />

Stand: 31.12. 2005


Name Vorname Ort<br />

A<br />

Aderhold Werner Steinach<br />

Ahbe Jörg Marksuhl<br />

Ahbe Claus Marksuhl<br />

Alt Wolfgang Crawinkel<br />

Amelung, Prof. Dr. Günter Hameln/Weser<br />

Amthor Eberhard Jena<br />

Apel Jochen Lauscha<br />

Arenhövel Wolfgang Legefeld<br />

Aßmann Manfred Sachsenbrunn<br />

B<br />

Bach Herbert Wolfsburg-Unkeroda<br />

Bach Martin Tabarz<br />

Baier, Dr. Ulf Ichtershausen<br />

Baldauf Lutz Mohlsdorf<br />

Baldauf Reiner Mohlsdorf<br />

Baldauf Timo Greiz-Gommla<br />

Baldauf Carmen Greiz-Gommla<br />

Bannert Joachim Sonneberg<br />

Bartl Gerhard Neuhaus<br />

Bauer Michael Oberwind<br />

Beck Petra Creuzburg<br />

Biehl Susann Eisenach<br />

Biehl Hubertus Mühlhausen<br />

Blaurock Helmut Bottrop<br />

Bleyer Gerhard Rudolstadt<br />

Bleyer Ingrid Rudolstadt<br />

Blum Harald Hundeshagen<br />

Böer Andrea Unterwellenborn<br />

Böhmker Wulf Lauterbach<br />

Börner Gunter Eckhardtshausen<br />

Böttger Alexander Eisenach<br />

Böttger Otto Unterellen<br />

Broska Anette Etzelbach<br />

Broska Eckhardt Etzelbach<br />

Buschold Gisela Greiz<br />

Buschold Reinhard Greiz<br />

Buse Heiko Wümbach<br />

C<br />

Coch Anette Katzhütte<br />

D<br />

Dahlke Jochen Großlohra 3<br />

Dargel Hagen Ilmenau<br />

Dragoschy Eckhard Scheibe-Alsbach<br />

Düssel, Dr. Volker Erfurt


E<br />

Eberle Erich Bleicherode<br />

Eckardt Hartmut Lichte<br />

Eckardt Lutz Tonndorf<br />

Eckhardt Harald Kleinschmalkal<strong>den</strong><br />

Ehrhardt Joachim Bibra<br />

Ehrling Bernd Oberstadt<br />

Eichhorn Maria Sondershausen<br />

Eichhorn Lutz Sondershausen<br />

Eichler Friedrich Weida<br />

Elmer Erich Porstendorf<br />

Emmel Lothar Sonneberg<br />

Engelhardt Arno Sonneberg<br />

Erteld Thomas Gospiteroda<br />

Eulenstein Jürgen Remptendorf<br />

F<br />

Fahrig Bernhard Niederorschel<br />

Färber Jörg Bad Salzungen<br />

Fischer Dietrich Eltville<br />

Fischer Kurt Fürstenhagen<br />

Förster Alfred Hummelshain<br />

Freu<strong>den</strong>berger Klaus Meiningen<br />

Friedrich Regina Eineborn<br />

Friedrich Wolfgang Eineborn<br />

Fritze Eduard Wachstedt<br />

Froelich, Dr. Bernhard Sondershausen<br />

Frost Eva Ilfeld<br />

Frost Siegfried Ilfeld<br />

Fulge Horst Kaltennordheim<br />

Funke Armin Riechheim<br />

G<br />

Gaudecker v. Leo Buchfahrt<br />

Gehringer Martin Hildburghausen<br />

Geisler Horst Uhlstädt-Oberkrossen<br />

Geitner Johannes Lichtenbrunn<br />

Glaser Albrecht Kaltensundheim<br />

Gödel Harald Floh<br />

Goldacker Hubertus Frankenroda<br />

Göthe Klaus Jenaprießnitz<br />

Götze Max Gera-Lusan<br />

Grade Wolfgang Bad Berka<br />

Grimm Armin Volkmannsdorf<br />

Grob Sonja Neuhaus am Rwg.<br />

Grob Karl-Heinz Neuhaus am Rwg.<br />

Grotter, Dr. Thomas Beiersdorf


H<br />

Häfner Werner Struth-Helmershof<br />

Hähner Rudi Unterwirbach<br />

Hänsel Bernd Benshausen<br />

Harrweg Harry Bad Klosterlausnitz<br />

Harseim Lutz Eisenach<br />

Haudeck Thomas Bibra<br />

Heer Wolfram Erfurt<br />

Heil, Prof. Klaus Ilmenau<br />

Heinze Susanne Tharandt<br />

Heinze, Prof. Dr. Martin Wolfersdorf<br />

Hellmann Wolfgang Tannroda<br />

Helmboldt Lutz Stadtilm<br />

Henkel Lutz Bad Blankenburg<br />

Henkel, Dr. Wolfgang Erfurt<br />

Hergenhan Klaus Kühndorf<br />

Hermann Wolf-Dieter Ershausen<br />

Herrmann Gisela Plaue<br />

Herrmann Michael Triebes<br />

Herrnkind Jörg Oberhof<br />

Heßberg, Frhr. v. Hubertus Wiesentheid I<br />

Heuer Wolfgang Schmalkal<strong>den</strong><br />

Heyn Kurt Leinefelde<br />

Heyn Wolfgang Ohrdruf<br />

Hochsattel Hans Ferdinand Suhl<br />

Höfer Bernd Jena-Prießnitz<br />

Hofmann Günther Drognitz<br />

Höhn Helmut Sonneberg<br />

Hölzer Anita Steinheid<br />

Hoyer Bruno Mühltroff<br />

Hübner Gerald Schwarzburg<br />

I<br />

Ichtershausen Jochen Gotha<br />

Ihm Peter Saalfeld<br />

J<br />

Jacob Roland Erfurt<br />

Jahn Gabriele Rothenstein<br />

Jarski Manfred Ifta<br />

Jendrusiak Axel Schmalkal<strong>den</strong><br />

Jeschkeit Leonhard Bleicherode<br />

Jestaedt, Dr. Jürgen Lauterbach<br />

John Helmut Herzberg<br />

Jung Karl-Heinz Mittelhöhe<br />

Jungklaus Hans-Joachim Schalkau<br />

Jungklaus Traute Schalkau


K<br />

Kahlert Karina Ruhla<br />

Kasper Bernd Gehren<br />

Kauffmann Martin Mittelstille, OT Breitenbach<br />

Kaufmann Horst Freienorla<br />

Kawalek Leonhard Knau<br />

Kettner Rolf Witzenhausen<br />

Keuffel, Dr. Walter Pattensen<br />

Klein Martin Jützenbach<br />

Klein, Prof. Dr. Erwin Freising<br />

Kliebe Gunter Großbrüchter<br />

Klüßendorf Dieter Tiefengruben<br />

Klüßendorf Uli Sondershausen<br />

Klüßendorf Jan Bad Berka<br />

Knoll Richard Rudolstadt<br />

Knoll Ingeborg Rudolstadt<br />

Knorr, Dr. Günter Worbis<br />

Köber Artur Dorndorf<br />

Köhler Gerhard Volkenroda<br />

Köhler Karl Bad Berka<br />

Kohlus Manfred Weimar<br />

Kraus Wolfgang Schmalkal<strong>den</strong><br />

Kreibich Eugen Dietzhausen<br />

Krüger Andreas Sondershausen<br />

Kümpel Erich Gleimershausen<br />

L<br />

Langer Wolfgang Burgk<br />

Lanz, Prof. Dr. Werner Hann. Mün<strong>den</strong><br />

Lapp Martin Benshausen<br />

Leber Roswitha Herschdorf<br />

Leißner Carl-Heinrich Langenschade<br />

Leiteritz Achim Steinach<br />

Lemke Ralf Wölferbütt<br />

Leonhardt Stefan Wiesenfeld<br />

Liebold Hartmut Quirla<br />

Liebold Sybille Quirla<br />

Lindner Wolfgang Weimar<br />

Link Wilfried Dittersdorf<br />

Linke Gerhard Liebengrün<br />

Lippmann Karl-Heinz Scheibe-Alsbach<br />

Lische Klaus Sondershausen<br />

Lische Ursula Sondershausen<br />

Lorenz Fritz Erfurt<br />

Lucke, Dr. Eberhard Benshausen<br />

Lüpke Marion Schmiedefeld<br />

Lux Andreas Jena


M<br />

Mackensen Dietrich Bad Salzungen<br />

Marquardt Christian Neudietendorf<br />

Martens Günther Saaldorf<br />

Memmler Beate Haina<br />

Messerschmidt Roland Erfurt-Marbach<br />

Messner Clemens Bad Klosterlausnitz<br />

Meyer Siegfried Dingelstädt<br />

Mittelsdorf Helmut Mehmels<br />

Möller Martin Sondershausen<br />

Möller Ingeborg Sondershausen<br />

Müller Hubertus Sonneberg<br />

Müller Karl-Heinz Geschwenda<br />

Müller Ernst-Günter Rudolstadt<br />

Müller Rainer Leinefelde<br />

Müller Reinhard Mellenbach<br />

Muschik Ulrich Guxhagen<br />

N<br />

Nenninger Dieter Erfurt<br />

Neumann Erich Rudolstadt<br />

Neumann Mathias Rudolstadt<br />

Neupert Jürgen Crawinkel<br />

Nicke, Dr. Anka Schwarzburg<br />

Nicolai Hanspeter Saalfeld<br />

Nothnagel, Gert Röspen<br />

O<br />

Oelschlegel Lutz Grumbach<br />

Oelschlegel Gotthold Schleiz<br />

P<br />

Paritzsch Wolfgang Nobitz<br />

Pasold Andre Isabellengrün<br />

Pätzold Markus Erfurt<br />

Pernutz Pier Schönberg<br />

Pimmer Reinhard Ipsheim<br />

Poßner Renate Leutenberg<br />

Prasse Wolfgang Bad Klosterlausnitz<br />

Purfürst Manfred Suhl<br />

Puschmann Arnd-Eckart Gehren<br />

Puschmann Arnd Bad Blankenburg<br />

Q<br />

Querengässer Winfried Kronach


R<br />

Rahmig Frank Bad Blankenburg<br />

Ramm Achim Erfurt<br />

Rauscher Jochen Katzhütte<br />

Redel Holger Schleiz<br />

Reichenbächer Andreas Landsendorf<br />

Reinhardt Frank Uhlstädt<br />

Reitzenstein, Frhr. v. Rupprecht Issigau<br />

Ressel Hartmut Leutenberg<br />

Richter, Dr. Dietmar Weimar<br />

Riedel Rolf Gera<br />

Ripken Jörn Heinrich Georgenthal<br />

Rolle Heinrich Rudolstadt<br />

Rose Rolf Heubach<br />

Rosenbaum Astrid Schleiz<br />

Roth Volker Maßbach<br />

Rother Reinhard Unterweißbach<br />

Rotter Peter Rohrbach<br />

Ruppert Heinz Vitzeroda<br />

S<br />

Sachs Gerhard Langenbuch<br />

Sachsen-Weimar-Eisenach,<br />

Prinz v. Michael Mannheim<br />

Sachsen-Weimar-Eisenach,<br />

Prinz v. Benedict Mannheim<br />

Sailer Eckart Berlin<br />

Sattler Elke Stotternheim<br />

Sauer Tino Gierstädt<br />

Schäfer Ronald Kranichfeld<br />

Scherbaum Brita<br />

Scherbaum Manfred Meiningen<br />

Schinkitz Jens Gehren<br />

Schmidt Kati Jüchsen<br />

Schmidt Klaus Wernshausen<br />

Schmidt Heinrich Schwarzburg<br />

Schneider Achim Tabarz<br />

Schneider Hans Scheibe-Alsbach<br />

Schneider Roland Neustadt/Orla<br />

Schöler Andreas Großkochberg<br />

Schönfeld Heinz Sondershausen<br />

Schröder Gerhard Gössitz<br />

Schröder Karsten Hohenleuben<br />

Schubert Friedolt Leutenberg<br />

Schubert Hermann Langenbernsdorf<br />

Schulz Bodo Wüstheuterode<br />

Schulz Fred Ershausen<br />

Schulz Ricarda Wüstheuterode<br />

Schürer Uwe Ilfeld<br />

Schurg Uwe Heldburg


Schwalbe Konrad Schwarzburg<br />

Schwöbel Peter Wahlhausen<br />

Seidel Verena Lobenstein<br />

Seidel Joachim Kranichfeld<br />

Seifferth Udo Masserberg<br />

Senf Daniel Heilingen<br />

Simon Horst Marksuhl<br />

Simon Rosemarie Marksuhl<br />

Simon Uwe Marksuhl<br />

Sklenar, Dr. Volker Weimar<br />

Spinner Karsten Schwarzburg<br />

Stäps Rolf Triptis<br />

Stehle Peter Crispendorf<br />

Steiner Josef Hetschburg<br />

Stephan Eckhard Wiesenthal<br />

Stief Achim Suhl-Goldlauter<br />

Stöber Peter Lengenfeld/Stein<br />

Stöhr Martin Klein-Hin<strong>den</strong>burg<br />

Strohschein Anja Luisenthal<br />

Stubenrauch Kurt Erfurt<br />

T<br />

Tenner Siegfried Kaltenwestheim/Rhön<br />

Thieme Manfred Kranichfeld<br />

U<br />

Ullrich Ingwart Hildburghausen<br />

Unrein Dirk Niederbösa<br />

Uschmann Andreas Erfurt<br />

Uth Jörn Eisenach<br />

V<br />

Veckenstedt Torsten Hummelshain<br />

Vogel, Dr. Bernhard Erfurt<br />

W<br />

Wagner Rainer Paulinzella<br />

Wagner Hans-Jörg Tabarz<br />

Waldthausen v. Constantin Hannover<br />

Wanderer Otto Neuhaus/Rwg.<br />

Weber Georg Ernst Schleiz<br />

Weber Sven Zeulenroda<br />

Wehner Helmut Erfurt<br />

Weide Klaus Schleiz<br />

Weiner Erich Steinbach-Hallenberg<br />

Weisheit Klaus Oberhof<br />

Weiß Fritz Paulinzella<br />

Weist Sebastian Rudolstadt<br />

Weller Eberhard Weida<br />

Wennrich Michael Meura<br />

Wermann Ernst Bad Honnef


Wilhelm Bernd Zella-Mehlis<br />

Wilhelm Gerhard Schwarza<br />

Witticke, Prof. Helmut Schwarzburg<br />

Wohlleben Franz Ju<strong>den</strong>bach<br />

Wohlleben Helga Ju<strong>den</strong>bach<br />

Wolf Stefan Gotha<br />

Wolfer Siegfried Georgenthal<br />

Wunder Wolf Bad Blankenburg<br />

Wunderlich Gert Rudolstadt<br />

Wünscher Ehrenfried Weimar<br />

Z<br />

Zant Rudolf Eltmann/Main<br />

Zehner Uwe Sonneberg<br />

Zeisberger Andrè Breitungen<br />

Zeisberger Peter Breitungen<br />

Zenker v. Wolfgang Damelang<br />

Ziegenfuß Manfred Helmsdorf<br />

Zimmer Joachim Erfurt


Der Vorstand des Thüringer <strong>Forstverein</strong>s wünscht allen<br />

Jubilaren beste Gesundheit, Schaffenskraft und<br />

Wohlergehen!<br />

Wir gratulieren zum 60. Geburtstag:<br />

Hanspeter Nicolai am 23.02.<br />

Heinrich Rolle am 20.08.<br />

Herrn Martin Lapp, am 01.09.<br />

Wir gratulieren zum 65. Geburtstag:<br />

Herrn Jürgen Neupert am 09.01.<br />

Herrn Dr. Gerhard Klier am 14.01.<br />

Herrn Wolfgang Kraus am 28.02.<br />

Herrn Jürgen Mandler am 28.02.<br />

Herrn Fritz Lorenz am 04.05.<br />

Herrn Wolfgang v. Zenker am 02.07.<br />

Herrn Peter Schöbel am 23.08.<br />

Herrn Bernd Kasper am 02.09.<br />

Frau Ingrid Bleyer am 26.10.<br />

Herrn Peter Ihm am 26.11.<br />

Wir gratulieren zum 70. Geburtstag:<br />

Herrn Günter Hofmann am 05.01.<br />

Herrn Joachim Seidel, am 20.01.<br />

Herrn Hans Geithner am 13.02.<br />

Herrn Heinz Ruppert am 18.02.<br />

Herrn Rudolf Zant, am 25.02.<br />

Herrn Friedrich Eichler am 23.02.<br />

Herrn Joachim Zimmer am 12.04.<br />

Herrn Gunter Kliebe am 11.05.<br />

Herrn Franz Wohlleben am 13.06.<br />

Herrn Klaus Lische am 06.09.<br />

Frau Ingeborg Möller am 26.09.<br />

Herrn Bernhard Fahrig am 15.11.<br />

Herrn Rudi Hähner am 02.12.<br />

Herrn Hans Schneider am 03.12.<br />

Herrn Martin Kauffmann am 29.12.


Wir gratulieren zum 75. Geburtstag:<br />

Herrn Hans Hochsattel am 01.02.<br />

Herrn Artur Köber am 04.03.<br />

Herrn Eduard Fritze am 21.03.<br />

Herrn Dr. Dietmar Richter am 02.04.<br />

Herrn Roland Schneider am 18.09.<br />

Herrn Rolf Riedel am 04.12.

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