Florian Wellmann Immobilienzeitung • Ausgabe 09/23

und Oberneuland unterwegs. In diesen Teilen Bremens
gibt es viele Keller, vor allem in Altbremer Häusern, die
häufig seit Jahrzehnten feucht sind. Hierbei reden wir von
generellen Feuchtigkeitsschäden. Durch den Starkregen
waren wir jedoch im kompletten Bremer Gebiet im Einsatz
und mussten etliche Häuser und Wohnungen von
den Wassermassen befreien und Notabdichtungen installieren.
WAS KOMMT HÄUFIGER VOR – EIN WASSERSCHADEN
DURCH ROHRBRUCH, DURCH DEFEKTE BAUTEILE AN
MAUERN UND DÄCHERN ODER DURCH UNWETTER?
Frank Wegner: Es muss unterschieden werden zwischen
Wasserschaden und Feuchtigkeitsschaden. Starkregen,
ein Rohrbruch oder andere besondere Ereignisse verursachen
einen Wasserschaden. Von einem Feuchtigkeitsschaden
reden wir, wenn der Zahn der Zeit an der jeweiligen
Immobilie nagt und Feuchtigkeit durch die Wände
und Böden (Sohle) eintritt. Natürlich sind wir bei heftigen
Wetterkapriolen vermehrt mit Wasserschäden beschäftigt.
Der Großteil unserer Arbeit macht jedoch das
Sanieren und Trockenlegen von Kellern aus. Wenn die
Undichtigkeit von Mauern und Sohlfächen behoben und
Kellerräume bewohnbar gemacht werden sollen, werden
wir gerufen.
WELCHE METHODEN DER WASSERSCHADENBESEITI-
GUNG GIBT ES?
Frank Wegner: Es werden in der Regel Kondenstrockner
und in manchen Fällen auch Estrichtrockner aufgestellt.
Wenn durch Starkregen oder durch einen Rohrbruch ein
Wasserschaden behoben werden muss, dauern die Bautrocknungsarbeiten
im Normalfall drei Wochen. Danach
können neue Böden verlegt und Malerarbeiten durchgeführt
werden. Bei generell feuchten Böden und Wänden
werden Bauabdichtungsarbeiten verrichtet. Im Idealfall
mit einer Bitumen-Kautschuk-Dickbeschichtung von
außen. Da dies jedoch selten möglich ist, weil nicht alle
Außenwände frei zugänglich sind, wird der Feuchtigkeitsschaden
von innen abgedichtet. Dabei wird zunächst der
Putz abgeschlagen und in mehreren Arbeitsgängen
eine dauerelastische Flächenabdichtung durchgeführt.
Hierfür werden Dichtungsschlämme eingesetzt. Ist eine
kapillar aufsteigende Feuchtigkeit vorhanden, also wenn
sich die Feuchtigkeit im Mauerwerk nach oben bewegt,
ist eine sogenannte Horizontalsperre das Mittel. Mithilfe
eines Hochdruckinjektionsverfahrens wird eine Verkieselungslösung
im Mauerwerk verpresst, um dadurch die
Horizontalsperre zu errichten.
GIBT ES BEI NEUBAUTEN BESTIMMTE VORKEHRUN-
GEN, UM BEIM WASSERSCHADEN BESSER VORBEREI-
TET ZU SEIN ODER SCHÄDEN ZU MINIMIEREN?
Frank Wegner: Heutzutage wird bei Neubauten im Erdreich
häufig eine „weiße Wanne“ eingesetzt. Das ist wasserundurchlässiger
Beton als Basis für Keller, Souterrainwohnungen
oder Tiefgaragen. Das bedeutet aber nicht,
dass durch die „weiße Wanne“ nie wieder Wasserschäden
auftreten. Möglich ist dies immer noch, nur nicht mehr
so häufig.
GIBT ES EINE ENTWICKLUNG BEI WASSERSCHÄDEN?
WAR ES HEUTE ODER VOR ZEHN ODER 20 JAHREN
SCHLIMMER?
Frank Wegner: Die Nachfrage ist heutzutage vor allem
bei den bereits angesprochenen Feuchtigkeitsschäden
im Kellerbereich höher, weil sich das Nutzungsverhalten
der unteren Räumlichkeiten verändert hat. Während
man früher mit Kellern lebte, und feucht werden ließ, ist
das bei der jüngeren Generation, die diese Immobilien
übernehmen oder kaufen, nicht mehr gewünscht. Es gilt,
auch den unteren Bereich eines Hauses bewohnbar zu
machen, deshalb muss die Feuchtigkeit aus dem Mauerwerk
und der Sohlfäche verschwinden.
- 11 -