QZEIT 10-2023
Magazin für Rinderzucht
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58 MARKTPLATZ
LAGE IN DER
ZUCHTVIEHVERMARKTUNG
Ein nicht ganz einfaches Szenario zeichnet der Markt bei den Zuchtrindern.
Aktuell sinkende Milchauszahlungspreise
bei gleichzeitig noch einem guten Schlachtviehpreis
bestärken die Kreuzungsbesamung
mit Fleischrassen. Als Folge entsteht
in vielen Betrieben gerade noch genug
weibliche Nachzucht zur Remontierung.
Parallel nimmt die Zahl an milchviehhaltenden
Betrieben weiterhin ab, sodass die
Verfügbarkeit an Zuchtvieh für den Handel
unverändert knapp ist.Demgegenüber
wird die alternative Vermarktung, über den
Export in Drittländer, immer weiter politisch
eingeschränkt. Durch die Aufkündigung
der Veterinärzertifikate sind einige Länder
aktuell nicht zu bedienen und die Nachfrage
nach tragenden Zuchtrindern wird mittelfristig
schwächer bleiben.
→ DER PREIS ENTSCHEIDET
Innerhalb Europas sorgt der sinkenden
Milchauszahlungspreis für einen erschwerten
Handel mit abgekalbten Tieren. Der
Preis pro Tier nimmt an Bedeutung zu und
die Qualität der Tiere nimmt an Bedeutung
ab. Hier zählt die Nähe zum Kunden, um
über geringe Transportkosten den Endpreis
für den Kunden möglichst gering zu halten.
Darüber hinaus war das Kaufinteresse
in den Sommermonaten aufgrund von
Ernte und hohen Temperaturen eher
zurückhaltend. Dies sollte sich zum Herbst
wieder ändern und Kunden aus Holland,
Belgien, Italien und England wieder zu
den Auktionen locken.
→ ABSETZER STABIL
Im August starteten die ersten Absetzerauktionen
nach der Sommerpause. Die Vermarktungsplätze
waren gut gefüllt, die Qualitäten
ordentlich und die Nachfrage sorgte für ein
gutes Preisniveau. Derzeit sind keine Signale
zu erkennen, die diesen Trend verändern
und so sollte die Vermarktung von Absetzern
auch weiterhin von einer stabilen Nachfrage
bei guten Preisen profitieren.
→ JENS KIRCH
WIRTSCHAFTSATTESTE
LÖSEN BUNDESZERTIFIKATE AB
Im Handel mit Zuchttieren war es üblich, dass die importierenden Länder ein Importzertifikat
mit dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) vereinbarten.
Durch dieses System konnte sichergestellt
werden, dass alle Zuchtrinder aus Deutschland
mit einheitlichen Gesundheitsanforderungen
in das betreffende Land
geliefert wurden. Der „Bundesadler“
auf dem Attest stellte auch die Einhaltung
der geforderten Tests sicher. Als
Folge ergaben sich wenige gesundheitliche
Reklamationen im Importland und
die deutsche Wirtschaft profitierte als verlässlicher
Partner von diesem System. Dies
ist nun vorbei, da das BMEL diese bilateralen Vereinbarungen
aufkündigt. Die Zertifikate verlieren somit
ihre Gültigkeit und die Basis eines Zuchttierhandels ist verloren.
So wurden das Zertifikat mit Marokko zum 01.07.2023
und das Zertifikat mit Ägypten zum 01.10.2023 aufgekündigt.
Die Wirtschaft ist nun gezwungen, mit
den jeweiligen Ländern eigene Zertifikate
auszuhandeln. Dies wird derzeit
aktiv über den Bundesverband (BRS)
gebündelt und erste Verhandlungen
haben mit Marokko und Ägypten
begonnen. Bis dieser Prozess abgeschlossen
ist, wird jedoch einige Zeit
ins Land gehen. Bis dahin sind direkte
Lieferungen aus Deutschland nicht
möglich.
Der Handel innerhalb der EU bleibt davon unberührt,
ebenso der Export in Länder, die mit der EU ein Importzertifikat
ausgehandelt haben.
→ JENS KIRCH
QZEIT OKTOBER 2023