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QZEIT 10-2023

Magazin für Rinderzucht

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QPRAXIS

45

Abb. 2: Tierwohl – zeitliche Entwicklung des THI

Quelle: Deutscher Wetterdienst

Bei der Lufttemperatur kommt hinzu, dass die Anzahl

der Frost- und Eistage abnimmt und die Anzahl von

Sommer- und heißen Tagen sowie tropischen Nächten

zunimmt. Pflanzenbaulich wichtig ist die Beachtung

höherer Temperaturwerte in den Übergangsjahreszeiten,

da sich dadurch die Vegetationsperiode verlängert. Im

Zuge der wenig geänderten möglichen Tiefstwerte der

Lufttemperatur können dabei Spätfröste gefährlicher

werden. Dies muss insbesondere beim Anbau kälteempfindlicher

Sommerungen beachtet werden, denn bei

diesen wird ein früherer Aussaattermin oft durch nochmalige

Kaltluftwirkungen keinen Entwicklungsgewinn

bringen. Das Frostrisiko darf nach wie vor nicht unterschätzt

werden, denn die durchschnittliche Erwärmung

lässt die winterlichen Niederschläge weniger als Schnee,

dafür aber häufiger als Regen zu Boden gehen. Somit werden

Schneedecken, die als Frostschutz für die Kulturen

wirken, seltener. Wenn es dann zu strengen Frösten unter

-15°C kommt, ist das Auswinterungsrisiko größer.

Abb. 3: Phönologische Jahreszeiten Deutschland

Quelle: Deutscher Wetterdienst

mit anderen Problemen gekoppelt.

Aus meteorologischer Sicht

liegt ein wesentlicher Schlüssel in

einer optimierten Wassernutzung.

Wenn erreicht werden könnte,

dass nahezu alles Wasser, was als

Niederschlag vom Himmel fällt,

in den Boden infiltriert, wäre ausreichend

Wasser für die Pflanzenproduktion

vorhanden. Durch die

produktive Verdunstung erfolgt

zusätzlich eine gewisse Temperaturregulation

in den Pflanzenbeständen

selbst. Eine der wichtigsten Maßnahmen ist die

konservierende Bodenbearbeitung, die, bereits in vielen

Betrieben angewendet, zu einer wesentlich verbesserten

Wassernutzung führt. Unsere Ergebnisse zeigen, dass

bei einer flachen, nicht wendenden Bodenbearbeitung,

möglichst in Kombination mit einer Mulchbedeckung,

weniger Wasser unproduktiv verdunstet und gleichzeitig

das Niederschlagswasser, auch bei größeren Niederschlagsintensitäten,

besser vom Boden aufgenommen

werden kann. Zusammen mit Maßnahmen einer marktgerechten

Aufweitung der Fruchtfolge und einer breiteren

Sortenstreuung der einzelnen Fruchtarten können in

der Landwirtschaft die Bedingungen für eine Anpassung

an klimatische Veränderungen verbessert werden. Darüber

hinaus kann über eine bedarfsgerechte und gezielte

Düngung sowie über eine Variation von Aussaatstärken

ein gewisses Maß an Risikostreuung erreicht werden.

Temperature-Humidity-

Index (THI) Bereitstellung Mai

bis September (153 Tage)

Zusammenhang von THI und

Hitzestress bei Rindern

THI

≤ 68

HITZESTRESS

kein Hitzestress

> 68 bis ≤ 72 milder Hitzestress

> 72 bis ≤ 80 mäßiger Hitzestress

> 80 bis ≤ 90 starker Hitzestress

> 90 extremer Hitzestress

Neben den Anpassungsregularien im Pflanzenbau gibt

es bereits auch für die Tierproduktion neue Ansätze

der Optimierung von Züchtungs-, Haltungs- und Fütterungsstrategien,

um der erhöhten thermischen Belastung

unserer Nutztiere gerecht zu werden. Modernste

Belüftungstechnik in Verbindung mit Verdunstungskühlung

sowie ein angepasstes Haltungs- und Fütterungsmanagement

sind vielversprechend und werden in den

kommenden Jahren eine immer größere Rolle spielen.

→ FALK BÖTTCHER

(Deutscher Wetterdienst,

Abteilung Agrarmeteorologie)

Abb. 4: Anomalie der Anzahl der Frosttage

Deutschland Jahr 1951 – 2022

Referenzzeitraum 1961 – 1990

Quelle: Deutscher Wetterdienst

Die Darstellungen zeigen, dass die Spannweite der

meteorologischen Schwankungen größer geworden

ist. Nach den Ergebnissen der Klimamodellierungen

der Zukunft ist das auch zu erwarten, selbst wenn es

gelänge, die ursächlichen Gehalte klimawirksamer

Gase in der Atmosphäre zügig zu begrenzen oder gar

zu reduzieren. Die Möglichkeiten in der Landwirtschaft,

auf die bestehenden Probleme zu reagieren, sind vielfältig

und zahlreich, jedoch nicht immer umsetzbar oder

QZEIT OKTOBER 2023

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